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„Wanderreise ins Mittlere Erzgebirge“ Das Erzgebirge ist ein Mittelgebirge in Sachsen und Böhmen. Knapp nördlich der Kammlinie verläuft die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Tschechien. (Stadtgründer Heinrich der Fromme begrüßt alle Besucher der Stadt Marienberg) Vom 22. bis 29. Juni 2014 fand die Wanderreise des HWGV Kassel ins Mittlere Erzgebirge statt. In der Bergstadt Marienberg stimmten wir uns bei einer Stadtführung auf das Erzgebirge ein. „Glück Auf“! Im Erzgebirge grüßt man mit dem alten Steigergruß auch wenn heute niemand mehr in den Berg fährt. An unserem Anreisetag galt unser erster Besuch der Bergstadt Marienberg. Reiche Silberfunde im Marienberger Raum gaben im Jahr 1521 den Anlass zur Stadtgründung durch Herzog Heinrich den Frommen, und noch heute ist hier allerorts der Einfluss des Bergbaus spürbar. Die Berg- und Kreisstadt Marienberg mit nach italienischen Vorbildern angelegtem Marktplatz, 100 x 100 m der größte Sachsens und einer der größten Europas. Das Marien- berger Stadtbild steht ganz im Zeichen der Renaissance. Das konnten wir sehr gut aus dem Kirchturm der St. Marienkirche erkennen. (Idealstadtanlage Marienbergs mit Markt) Der quadratische Stadtgrundriss mit dem 1 ha großem Marktplatz und dem rechtwinkligen Straßennetz machen die denkmalgeschützte Einmaligkeit der Stadt aus. Unsere Stadtführerin begleitete uns über den großen quadratischen Marktplatz mit dem Denkmal des Stadtgründers, vorbei am Rathaus mit einem der bedeutendsten Renaissance- portale (Rathaus von Marienberg) Sachsens, zahlreichen Bürgerhäusern, dem Zschopauer Tor als letztes erhaltenes von fünf Stadttoren, dem Lindenhäuschen als Zeugnis bergbaulicher Wohnkultur und zur wunderschön sanierten St. Marienkirche, Sachsens jüngster spätgotischer Hallenkirche. (St. Marienkirche in Marienberg)

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„Wanderreise ins Mittlere Erzgebirge“ Das Erzgebirge ist ein Mittelgebirge in Sachsen und Böhmen. Knapp nördlich der Kammlinie verläuft die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Tschechien.

(Stadtgründer Heinrich der Fromme begrüßt alle

Besucher der Stadt Marienberg) Vom 22. bis 29. Juni 2014 fand die Wanderreise des HWGV Kassel ins Mittlere Erzgebirge statt. In der Bergstadt Marienberg stimmten wir uns bei einer Stadtführung auf das Erzgebirge ein. „Glück Auf“! Im Erzgebirge grüßt man mit dem alten Steigergruß – auch wenn heute niemand mehr in den Berg fährt.

An unserem Anreisetag galt unser erster Besuch der Bergstadt Marienberg. Reiche Silberfunde im Marienberger Raum gaben im Jahr 1521 den Anlass zur Stadtgründung durch Herzog Heinrich den Frommen, und noch heute ist hier allerorts der Einfluss des Bergbaus spürbar. Die Berg- und Kreisstadt Marienberg mit nach italienischen Vorbildern angelegtem Marktplatz, 100 x 100 m der größte Sachsens und einer der größten Europas. Das Marien-berger Stadtbild steht ganz im Zeichen der Renaissance. Das konnten wir sehr gut aus dem Kirchturm der St. Marienkirche erkennen.

(Idealstadtanlage Marienbergs mit Markt) Der quadratische Stadtgrundriss mit dem 1 ha großem Marktplatz und dem rechtwinkligen Straßennetz machen die denkmalgeschützte Einmaligkeit der Stadt aus. Unsere Stadtführerin begleitete uns über den großen quadratischen Marktplatz mit dem Denkmal des Stadtgründers, vorbei am Rathaus mit einem der bedeutendsten Renaissance-portale

(Rathaus von Marienberg)

Sachsens, zahlreichen Bürgerhäusern, dem Zschopauer Tor als letztes erhaltenes von fünf Stadttoren, dem Lindenhäuschen als Zeugnis bergbaulicher Wohnkultur und zur wunderschön sanierten St. Marienkirche, Sachsens jüngster spätgotischer Hallenkirche.

(St. Marienkirche in Marienberg)

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Sie zählt sie zu den wertvollsten Kulturdenk-malen der Stadt Marienberg.

Zum denkmalgeschützten Stadtkern zählen 12 weitere Ortsteile. Auch wir wohnten während unseres Aufenthaltes im Erzgebirge in einem kleinen Ortsteil von Marienberg, dem nur wenige Kilometer entfernten Pobershau.

(Pobershau)

(In der Schwarzbeerschänke im Schwarzwassertal, da kehr ich so gerne ein ...)

Im staatlich anerkannten Erholungsort Pobershau konnten wir das Erzgebirge in all seinen Facetten erleben sowie die Ruhe und Schönheit der Natur genießen. Mit dem Fernwanderweg Eisenach – Budapest, dem E3-Weg und dem Kammweg ist Pobershau mit dem überregionalen Wegenetz verknüpft. Das wohl nachhaltigste Erlebnis verschaffte uns eine Tour durch das Naturschutzgebiet im wild-romantischen Tal der Schwarzen Pockau – eines der schönsten Flusstäler im Erzgebirge. Pobershau ist ein einzigartiges lebendiges Museum der langen Bergbaugeschichte. Im Schaubergwerk „Molchner Stolln“, einem der ältesten in Sachens, gelangt man in die Tiefen des Bergdorfes. Aber auch „über Tage“ ließen sich alte Bergbaupfade mit Haldengängen, Stollenmundlöchern und unzähligen weiteren Zeugnissen des großen Berggeschreys erkunden.

(Unter Berggeschrey versteht man eine schnell umlaufende Kunde reicher Erzfunde, die zur raschen Entwicklung eines Bergbaurevieres führte, wie zu Beginn des Silbererz-Bergbaus im Erzgebirge. Dieser ist in mancher Hinsicht mit dem Goldrausch in Nordamerika vergleichbar.) „Oberwiesenthal - Wanderung Fichtelberg“ Mit 914 m ist Oberwiesenthal die höchst gelegene Stadt Deutschlands. Von hier aus führt die älteste Luftseilbahn des Landes auf den 1.215 m hohen Fichtelberg, der zudem die höchste Erhebung und das bedeutendste Skizentrum Sachsens ist.

(Marktplatz von Oberwiesenthal)

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(Fichtelberg-Schwebebahn ) Mit der Fichtelberg-Schwebebahn, einem besonderen Wahrzeichen der Stadt, fuhren wir hinauf zum höchsten Berg Sachsens 1.215 m. Auf dem Hochplateau genießen wir eine herrliche Aussicht, auch auf die höchste Erhebung von Böhmen, den Keilberg (tschechisch: Klinovec) 1.244 m.

(Fichtelbergwanderung )

(kleine Vitalpause am Schwarzen Teich )

Der Fichtelberg ist Ausgangspunkt und Ziel vieler Wanderwege. Rund 80 km Wanderwege stehen im Fichtelberggebiet zur Verfügung. Unsere heutige sehr abwechslungsreiche Wanderung begann auf dem Fichtelberg. Wir wanderten durch eine einzigartige Landschaft. Unsere Ziele waren: „Schwarzer Teich“, entlang der am Fichtelberg entspringenden Tschopau, dem Tschopau-Wanderweg, dabei führte unser Weg durch dichten Nadelwald, der mit offenen Wiesenfeldern abwechselte sowie durchs Hochmoor „Siebensäure“. Die Hochmoore in den Kammregionen des Erzgebirges bildeten sich nach dem Rückzug der letzten Inlandvereisung vor ca. 10.000 Jahren. Eine allen gleiche Voraussetzung für die Moorbildung ist das Vorhandensein einer wasserundurchlässigen Schicht aus Gesteinen, meist als Senke geformt.

( Hochmoor Siebensäure )

Hochmoor „Siebensäure“ bzw. die heute sicht-baren Reste befinden sich an der Wasser-scheide zwischen den Flüssen Sehma und Zschopau auf einer Höhe von ca. 825 m ü. NN. Durch den Abbau von Torf in den vergangenen Jahrhunderten ist von der ehemaligen Moorfläche nur ein kleiner Teil geblieben.

(markierte Wege führten durchs Biotop Hochmoor)

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Am Bahnhof Neudorf angekommen, fuhren wir mit dem gemütlichen Fichtelbergbähnchen wieder zurück nach Oberwiesenthal. Dieses Bähnchen kann auf eine 125-jährige Tradition zurückblicken. Es beförderte uns durchs beschauliche „Sehmatal“ und durch das geschlossene Waldgebiet des Fichtelberg-massivs. Die Dampflok schnauft mit Volldampf hinauf über die Wasserscheide, zwischen den Flüssen Sehma und Pöhlbach, der Zug rollt weiter und hält an einigen kleinen Bahnhöfen, entlang des Pöhlbaches, der Grenze zur Tschechischen Republik. Und zum Schluss geht´s wieder kräftig bergauf zum Endbahnhof Oberwiesenthal. Und ehe wir unseren endgültigen Zielbahnhof erreichten, überfuhren wir das mächtige Hüttenbachviadukt.

(Das Fichtelbergbähnchen überquert das Hüttenbachviadukt.) Die erzgebirgischen Naturwunder seit der ersten Besiedlungswelle im Mittelalter sind intensiv durch menschliche Eingriffe geformt und haben eine vielseitige Kulturlandschaft

entstehen lassen, insbesondere Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Das Erzgebirge ist ein Wander- und Wintersportparadies. Die höheren Lagen ab etwa 500 m auf deutscher Seite gehören dem Naturpark Erzgebirge/Vogtland an – der mit 120 km Längenausdehnung die größte seiner Art in Deutschland ist. Das Erzgebirge ist geologisch als eines der weltweit am besten erforschten Gebirge zu sehen. „Rund um das Alpendorf im Mittleren Erzgebirge“

(Wir wanderten rund um das Alpendorf.)

Die im Kerbsohlental der Schwarzen Pockau verstreut stehenden Häuser bilden den Pobershauer Ortsteil Hinterer Grund. Da das Bergdorf Pobershau weit auseinander gezogen ist und in unheimlich reizvoller Landschaft liegt, starteten wir heute direkt ab unserem Hotel unsere Rundwanderung. Unser Gästeführer, Herr Ranft, 35 Jahre selbst Bergmann, ist hier

zu Hause. Er zeigte uns die Schönheiten seiner Heimat. Durch Gehölz und über Felsgestein führt unser Weg zum Katzenstein (706 m ü. NN). Dieser liegt ca. 90 m über der Talsohle, zu der er steil hinunterfällt. Aber die Anstrengung hatte sich gelohnt! Wir genießen die tolle Aussicht auf das Tal der Schwarzen Pockau, auch Schwarzwassertal genannt.

(Aussichtsfelsen „Katzenstein“) Von unten gesehen tritt er gegenüber den ihn umgebenen Felsenriffen als ein besonders markanter Felsenvorsprung hervor. Einst hatte er die Gestalt eines Katzenkopfes, daher auch sein Name. Doch drohte das Felsgestein abzustürzen, so dass man es beseitigte. Auf dem Plateau, das mit eisernem Geländer versehen ist, so dass auch der nicht ganz schwindelfreie Wanderer die herrliche Aussicht genießen kann, befinden sich mehrere Sitzgelegenheiten, die zum Rasten und Stärken einladen.

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(wir genießen diesen herrlichen Talblick) Dies tat auch schon der Kurfürst Johann Georg von Sachsen, der hier 1612 und später seinen Jagdimbiss einnahm. Der Katzenstein bietet einen überragenden Tiefblick in das Tal der unten rauschenden Schwarzen Pockau, das an Wildromantik so bald nicht seinesgleichen hat. Gegenüber des Katzensteins ragt der 805 m hohe Rabenberg empor. Auf der steilen, von der Pockau umschlossenen Bergkuppe stand einst „das alte Raubritterschloss“, dessen über-wucherten Ruinen auf einen verwegenen Bau schließen lassen. Unser Wanderweg führte zur nächsten Einmaligkeit, dem Grünen Graben. Er wurde von Kühnhaide nach Pobershau gebaut. Eine Bergmannsanlage aus dem 17. Jahrhundert. Für die damalige Zeit stellte der Bau eine absolute Meisterleistung dar, weil das Wasser gewissermaßen über den Berg geführt wurde. Wir erreichen den südlichen Zipfel des Bergdorfes von Pobershau. Nach vier km,

mitten im Wald, zeigt uns Herr Ranft eine immer wieder sprudelnde Wasserfundstätte, des Edelsteins Amethyst. Tatsächlich, wir wurden fündig!

(Herrn Ranft mit uns auf Schatzsuche ...) Herr Ranft mit seinen geschulten Bergmanns-augen zeigte uns, wo man heute noch Amethysten finden kann. Natürlich hätten wir als Laien das nie erkannt.

(... wir finden tatsächlich kleine Stücke von Amethysten)

Weiter führt unsere Wanderung entlang des Dorfbaches „Rote Pockau“. Ihren Namen erhielt sie, da der Pochschlamm durch Hämatit (Eisen) rot gefärbt ist. Weitere drei Kilometer vom Stadtzentrum Marienberg entfernt erstreckt sich der Ortsteil Gebirge. Umgeben von Wiesen, Feldern und Wäldern, grenzt die ländlich geprägte Ansiedlung unmittelbar an den Ortsteil Gelobtland. Zu ihm gehört das Rätzteichgebiet, das über ein idyllisch gelegenes Waldbad verfügt. Dieser kleine Ortsteil der Bergstadt Marienberg bietet nun einen grandiosen Blick über Pobershau.

(Herrlicher Blick über das Bergbaudorf Pobershau!) Unser letztes Ziel für heute, das Schaubergwerk „Molchner Stolln“, er zählt zu den ältesten und schönsten in ganz Sachsen. Der Bergbau von Pobershau, seit 1529, gehört zum Revier Marienberg. In dieser Zeit wurden in der „Drey Molchen“ Fundgrube 9,6 kg Silber ausgebracht. Hauptsächlich bauten die Bergleute in den Gruben Silber, Zinn, Kupfer und Eisen ab. In Pobershau hat man nachweisbar den Bergbau ohne Unterbrechung bis 1868 betrieben.

L. Glebe
Notiz
Renate Werner
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Heute gibt es neben Trockenmauerungen aus alter Zeit, einem funktionsfähigen Kunstgezeug auch einen nachgestellten Wismutteil mit moderner Technik zu entdecken.

(Schaubergwerk „Molchner Stolln“)

Wir erfahren, wie mittels Schlegel und Eisen mühsam das Erz und Gestein aus dem Fels geschlagen wurde.

Im Schaubergwerk kann der Besucher erleben, unter welchen Mühen die Arbeiter früher den Reichtum aus dem Berg brachten.

(Bergkirche von Pobershau) An unserem Wanderweg liegt die Evangelische Kirche von Pobershau. Hoch oben auf dem Berg grüßt sie schon von weitem und lädt zum Besuch ein. Die Evangelische Kirche wurde im Jahr 1904 im neobarocken Stil erbaut. Das riesige Altarbild schuf Historienmaler Ludwig Otto aus Dresden und zeigt die Himmelfahrt Christi. Und die Orgel ist das Werk einer Dresdner Orgelbaufirma. Begeistert von den tollen Ereignissen des heutigen Tages trällerten wir gemeinsam noch ein Dankeslied und bewunderten dieses beein-druckende Gotteshaus; denn die Bergleute waren und sind sehr gläubig und die Kirchen haben für sie eine ganz besondere Bedeutung. Quer durch das Mittlere Erzgebirge

Wolkenstein ... hoch über der Zschopau

(Burg Wolkenstein) Die Stadt Wolkenstein wurde auf einem Felssporn über dem Zschopautal errichtet. Ihre Burg findet im 13. Jh. das erste Mal urkundliche Erwähnung. Ein Felsvorsprung 70 m über der Zschopau dienste der Höhenburg als Baugrund. Diese auch heute noch imposant anzusehende Burg beschützte die Handelsstraßen nach Böhmen. Später im 16. Jh. erfolgte der Ausbau zu einem Jagdschloss. Nach gründlicher Sanierung in den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts beherbergt sie das Heimat-museum und einen sehr gut erhaltenen Festsaal. Burg Scharfenstein Besonders sehenswert ist die auf einem Bergsporn über dem Fluss Zschopau thronende Burg Scharfenstein. Sie wurde um 1250 errichtet und 1492 von Heinrich von Einseidel erworben, in dessen Familienbesitz sie bis 1931 blieb. Ein weiteres Kapitel Scharfensteins ist der Rebell Karl Stülpner, der Robin Hood des Erzgebirges. Die Legende besagt, dass er als

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Wildschütz den Reichen genommen und den Armen gegeben haben soll.

(Burg Scharfenstein)

Einen herrlichen Blick über das Erzgebirge und ins Zschopautal genossen wir nach dem Besteigen des Bergfrieds. Und im Burgcafé bei noch warmer, einmalig guter sächsischer Eierschecke ließen wir unseren heutigen Wander- und Erlebnistag ausklingen.

(Burgcafé Scharfenstein)

Luftkurort und Spielzeugstadt „Seiffen“ und Wanderung zum Schloss Purschenstein In dem Kur- und Wintersportort Seiffen, vor

(Erzgebirgskunst in Seiffen) allem aber bekannt als Zentrum der Spielzeugindustrie, nahmen wir an einer Stadt- und Kirchenführung teil, wanderten entlang des Kammweges und nach Neuhausen zum größten Nussknackermuseums Europas und besuchten das geschichtsträchtige Schloss Purschenstein.

(Schloss Purschenstein)

In unmittelbaren Nachbarschaft des Kurortes Seiffen befindet sich die Stadt Neuhausen, im oberen Erzgebirge liegend. Neuhausen verfügt über das Schloss Purschenstein. Das nun als Hotel umgebaute Schloss umgibt ein großer Park mit einer Insel und einer alter Gruft. Das Schlossrestaurant lässt keine Wünsche offen. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1289 als "Borsensteyn". Vermutlich wurde die Zoll- und Geleitsburg aber schon eher am "Alten Böhmischen Steig" durch - nach einer Legende - den bömischen Ritter Borso II. von Riesenburg errichtet. Im 14. Jahrhundert ging das Schloss in den Besitz der Familie von Schönberg über, wechselte dann einige Male den Herrn und blieb ab 1429 bis 1945 wiederum Eigentum der Schönbergs. Geprägt wurde der Baustil durch die Renaissance - zu erkennen an Türgewänden, Malereien und Wendelstein. In dieser Zeit wurde auch der Turm mit Uhr errichtet, welcher eine kleine Kapelle beherbergte. Der große Bergfried mit seinen dicken Mauern und 42 Metern Höhe entstand schon eher. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss stark beschädigt. Später nahm man immer wieder Um- und Anbauten (Nordflügel) vor. 1989 zerstörte ein Dachbrand Teile des Schlosses. Durch das wildromantische Schwarzwassertal – Schwarze Pockau Das Tal der „Schwarzen Pokau“, meist nur Schwarzwassertal genannt, zählt zu den schönsten aller deutschen Mittelgebirgstälern. Und dazu begaben wir uns – wieder direkt vom Hotel aus und in Begleitung unseres

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Gästeführers – auf unsere Wanderung durch das wildromantische Schwarzwassertal, das zu einem unserer Höhepunkte unserer Wande-rungen im Erzgebirge zählte.

(wir wandern durch das Schwarzwassertal)

Die steil aufragenden Felswände von Ringmauer, Katzenstein, Nonnenfelsen, Vogeltoffelfelsen und Teufelsmauer zeichnen ein wildromantisches Tal aus. Sehenswerte Landschaft und der sich durch die Natur windende Fluss machen eine Wanderung so reizvoll.

(Kletteroase Nonnenfelsen)

(Im Tal der Schwarzen Pockau.) Wildromantisch wandern - dazu muss man nicht weit fahren, das geht auch im Erzgebirge, und zwar im Tal der Schwarzen Pockau. Ihren Namen erhielt die Schwarze Pockau wegen der Färbung ihres Wassers, welches zum Teil aus den am Erzgebirgskamm gelegenen Mooren stammt und weil ihr Wasser eisenhaltig ist.

(begeisterte Wanderer vom Schwarzwassertal) Den Rückweg treten wir über den Weg am Grünen Graben an. In Kühnhaide wird er von der Schwarzen Pockau abgeleitet und führt bis Pobershau, um der Roten Pockau mehr Wasser zum Betrieb des früheren Bergbaues zuzu-führen.

(Grüner Graben) Interessant ist, wie der Grüne Graben, der bergauf zu fließen scheint, an mehreren Stellen durch den Felsen hindurchgeleitet ist, und den

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Wanderer zwingt, an Felsen vorbeizuwandern, um den Weiterweg zu finden.

(Grüner Graben) Der Grüne Graben ist ein im 17. Jh. am Berghang oberhalb der Schwarzen Pockau angelegter Kunstgraben von acht Kilometern Länge, der früher Aufschlagwasser zu den Gruben bei Pobershau leitete. Der Graben beginnt am Ortsende von Kühnhaide, direkt an der Deutsch-Tschechischen Grenze in einer Höhe von etwa 710 m. Er führt sodann an der Westseite des Schwarzwassertals nordwärts und mündet schließlich in die Rote Pockau. Für den Bergbau war Wasser als Energiequelle enorm wichtig. Die effektive Bauzeit betrug nur 57 Wochen, da die Arbeiten während des Winters ruhten. Zur damaligen Zeit bereits eine Sensation! Zur Krone des Erzgebirges „Augustusburg“ ... in der Stadt Augustusburg befindet sich das gleichnamige Schloss. Seine Lage hoch oben auf einem schon längst erloschenen Vulkan gewährt einen weiten Blick über die Landschaft. Museen, Gastronomie, Brunnenhaus oder

Falkner haben für jeden etwas zu bieten. Früher stand auf diesem Berg die Burg Schellenberg (erste urkundliche Erwähnung 1206), welche sich im Besitz derer von Schellenberg befand. Nachdem dieser im 14. Jahrhundert geächtet wurde, gelangte sein Besitz an den Markgrafen von Meißen, welcher die Burg an den Ritter Friedrich von Honsberg weitergab. Später wurde sie dann durch Brand und Blitz teilweise zerstört. Der Baubeginn der Augustusburg fand schließlich 1568 statt und schon vier Jahre später konnte die Schlosskirche eingeweiht werden.

(Schloss Augustusburg) Als Bauherr beauftragt wurde vom Kurfürst August - daher der Name des Schlosses - übrigens Hieronymus Lotter, welcher auch andere bekannte Bauwerke Sachsen plante, wie beispielsweise das alte Rathaus zu Leipzig. Wegen der teuren und lang andauernden Errichtung des Schlosses und gelegentlichen Eigenmächtigkeiten, büßte er jedoch die Gunst des August ein.

(Wir besichtigen Schloss Augustusburg)

Ebenfalls beeindruckend ist der Brunnen mit einer Tiefe von stolzen 130 Metern im eigens dafür gebauten Brunnenhaus.

(Brunnenhaus von Schloss Augustusburg) Tradition und Volkskunst Für den Bergbau wurden Städte aus dem Boden gestampft. Oft wurde das Unterste zuoberst gekehrt, wurden Häuser und Straßen wie in Spielzeugdörfern beseitigt, wenn es um

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die Ausbeutung des Bodens ging. Die Arbeit war schwer und der Lohn meist ausreichend, aber nicht üppig. Da war der Stolz darauf, dem Stein seine Schätze abzuringen, das Zubrod. So wuchs Verbundenheit mit der Erde, die man in- und auswendig kannte. So erhielten sich Traditionen und Volkskunst, die nur Auswärtige für Folklore halten können. Am 22. Juli 1525 riefen die Knappen zum Protest gegen ungerechte Lohnabzüge - bis heute erinnern die Paraden zum „Bergstreit-tag“ daran. Die Barte, ein ungeschliffenes Beil, gilt als Zeichen der Würde und gehört zur Festtracht. Was uns während unseres Aufenthaltes im Erzgebirge besonders gefallen hat: Die Menschen hier sind unheimlich freundlich, hilfsbereit, ehrlich, liebenswert und aufge-schlossen. Es gibt überall tolle Einkehrmöglich-keiten. Und es wird ausgezeichnet gekocht! Das Essen ist sehr sehr schmackhaft, bezahlbar und die Auswahl ist riesig!

(Herr Wolfgang Ranft, unser Gästeführer und ehemaliger Bergmann, stellt uns seine Festtracht vor.)

(Auf Wiedersehen und ein ganz dickes Dankeschön, Herr Ranft) Auf der Rückfahrt von Pobershau nach Kassel legten wir in Annaberg-Buchholz noch einmal einen letzten Kultur-Stopp ein.

Leipzig – die beste, Chemnitz –die feste, Freiberg – die größte, Annaberg – die liebste

Kein anderer als der Stadtgründer Herzog Georg von Sachsen persönlich war es, der Annaberg im 15. Jh. mit diesen Worten bedachte.

Das im 12. und 13. Jh. von dichtem Wald bedeckte obere Erzgebirge wurde hauptsächlich durch fränkische Bauern besiedelt. Auf dem Marktplatz angekommen, wartete bereits unser Stadtführer, Herr Sachs, auf uns, der uns für etwa 1 ½ Std. seine liebenswerte Stadt mit all ihren Sehenswürdigkeiten stolz präsentierte. Das ältere Annaberg wurde nach reichen Silberfunden 1496 von Herzog Georg dem Bärtigen als Neue Stadt am Schreckenberg

gegründet. Früh siedelten sich hier Handwerker, Bergherren, Kaufleute und Künstler an. Annaberg-Buchholz ist eine große Kreisstadt im Erzgebirgskreis, die heimliche Hauptstadt des Erzgebirges. Sie ist die größte Stadt des Landkreises und dessen Verwaltungssitz. Die Stadt ist ein überregionales Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum und zählt ca. 22.000 Einwohner.

(über den Dächern von Annaberg-Buchholz mit Blick zum Pöhlberg)

Die Stadt Annaberg-Buchholz liegt im Erzgebirge in einer durchschnittlichen Höhe von 600 m ü. NN beiderseits des Sehmatals. Der Stadtteil Annaberg erstreckt sich an den Hängen des Pöhlberges (832 m ü. NN) rechts der Sehma, Buchholz an der gegenüber-liegenden Talseite bis zum Schottenberg. Aufgrund seiner besonderen Lage hat der Stadtteil Buchholz den Charakter einer Terrassenstadt.

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(Barbara Uthmann, Annaberg-Buchholz)

Auf dem Marktplatz steht die Abbildung einer Frau. Ungewöhnlich! Das gibt es nur in Sachsen! Barbara Uthmann, und was für eine Frau sie war! Sie besaß Silberbergwerke, Schmelzhütten und Pochwerke und war damit die führende Montanunternehmerin in Sachsen. Zusätzlich betrieb sie einen Textilhandel mit Zwirnen, Garnen, Schleiern, Leinentüchern und Borten. Mit dem Rückgang der Erträge im Silberbergbau und der daraus entstandenen Arbeitslosigkeit half sie als Bortenverlegerin vielen Familien in der Not. In der Mitte des 16. Jh. waren etwa 900 Bortenmacherinnen bei ihr angestellt. Als um 1561 die Herstellung von Klöppelspitzen in Annaberg Einzug hielt, hat sie auch Klöppelspitzen in Annaberg aufgekauft und vertrieben. Und weil Annaberg dieser Frau so viel zu verdanken hat, wurde ihr auf dem Marktplatz dieses Denkmal gesetzt. Es erinnert an eine ungewöhnliche Persönlichkeit in Annaberg des 16. Jh.: „Der Ruf dieser Frau, der wir Werte und Gaben verdanken, hat sich bis in

die heutige Zeit erhalten.“, so ist es auf einer Inschrift zu lesen.

(St. Annenkirche, Annaberg-Buchholz)

Sehenswert ist die historische Altstadt (gut 800 denkmalgeschützte Gebäude), die St. Annenkirche (1499/1525); die größte spätgotische Hallenkirche in Sachen. Durch 26 große Fenster fällt das Licht auf die Wand- und

(Wand- und Deckenmalereien der St. Annenkirche)

Deckenmalereien, (religiöse und Bergalltags –Motive), das berühmte Gewölbe und die Emporenreliefs. Der Bergaltar (Hans Hesse, 1521) Szenen aus der Silbererzgewinnung im 15. + 16. Jh.

(der Bergaltar der St. Annenkirche, Szenen der Silbererzgewinnung)

(Adam-Ries-Haus, Wohn- und Arbeitsplatz des Rechenmeisters)

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Der Reichtum Annabergs, das einst 380 ertragreiche Zechen verzeichnete, zog Künstler und Intellektuelle an. Einer von ihnen, ein gewisser Adam Ries, Rechenmeister, ließ sich hier als Churfürstlich-Sächsischer Hof-Arithmeticus nieder.

(Adam Ries erwarb 1525 dieses Gebäude, heutiges Museum)

Nach Adam Ries – dem Rechenmeister des deutschen Volkes (1492 – 1559) Adam Ries wurde 1492 in der fränkischen Stadt Staffelstein geboren. Um 1518 ließ Ries sich in Erfurt nieder. In der Erfurter Zeit erschienen seine ersten beiden Rechenbücher. Das erste Buch behandelt das Rechnen mit Rechensteinen auf dem Tisch. Das zweite stellt auch das Rechnen mit den indisch-arabischen Ziffern dar. Auf dem zweiten Rechenbuch, 1522 bei Mathes Maler in Erfurt gedruckt, beruht der Ruhm von Ries als dem Rechenmeister des deutschen Volkes. 1522/1523 siedelte Ries in die erzgebirgische Stadt Annaberg über. Der Bergbau im Erz-gebirge bot Leuten mit guten mathematischen

Kenntnissen Brot. 1525 erschien sein großes Rechenbuch, die “Practica“!

(Manufaktur der Träume)

(„Erzgebirgskunst“ im weihnachtlichen Glanz)

Ein Schatz, der die weltberühmten Traditionen des Erzgebirges in einer inspirierenden Ausstellung und faszinierenden Inszenierungen zum Leben erweckt. Eine imposante Vielfalt erzgebirgischer Figuren – von Engeln und

Bergmännern über Nussknacker, Weihnachts-krippen, Weihnachtspyramiden, Massefiguren und Deckenleuchten bis hin zu wunderbaren Spielsachen. Mit diesen reizvollen Inszenie-rungen ließen wir uns zum Sehen, Mitmachen und Staunen einladen.

Während unserer Stadtführung in Annaberg-Buchholz bummelten wir durch die roman-tischen Gässchen der Altstadt, besuchten die berühmten Kirchen und erfuhren viel Wissenswertes über die Geschichte der Stadt. Vollgestopft mit den vielen interessanten Eindrücken traten wir am Nachmittag unseren Heimweg nach Kassel an. (Brigitte vorm Walde)

Doch was der Berg barg, hat das Leben der Menschen hier bestimmt, über Jahrhunderte hinweg. Mal gab er seine Erze widerwillig frei, mal großzügig – und lehrte die Menschen vor allem: Man muss immer wieder neu anfangen. Nach Silber kam Zinn, nach Zinn Kobalt, da-nach Uran. Nach Bergbau kamen Klöppelarbeit und Spielzeug, nach Baumwollspinnerei Tüllspitze. Heute kommen Touristen!