„Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition...

25
„Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen wollen – Neues aus der Bildgebung “ Dr. Ralf Thalemann Klinik für Pädiatrie Charité Universitätsmedizin Berlin Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Transcript of „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition...

Page 1: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

„Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen wollen – Neues aus der Bildgebung “

Dr. Ralf ThalemannKlinik für Pädiatrie

Charité Universitätsmedizin Berlin

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 2: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Erfolg = BMI-SDS mind. -0,2 SD (nach min. 6 Monaten)

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 3: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

der Übergang von der Kindheit zur Adoleszenz

Sensitivität BelohnungsreizeImpulsivität

Verhaltensinhibition

Risikoverhalten

Sozialverhalten peers

Veränderungen im

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 4: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

(nach Wise 1996; Spanagel u. Weiss 1999)

Das dopaminerge mesolimbisch-mesokortikaleBelohnungssystem.

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 5: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Somerville & Casey, 2010

Sensitivität Belohnungsreize

XXX= Geldbelohnung XXY= keine Belohnung

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 6: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Sensitivität Belohnungsreize

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Van Leijenhorst L et al. 2009

Page 7: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Van Leijenhorst L et al. 2009

Inhibition Belohnungsreize

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 8: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Somerville & Casey, 2010

Sensitivität Belohnungsreize

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 9: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Somerville et al., 2011

Verhaltenskontrolle und Valenz der Reize

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 10: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Somerville et al., 2011

Verhaltenskontrolle und Valenz der Reize

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 11: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

der Übergang von der Kindheit zur Adoleszenz

Sensitivität BelohnungsreizeImpulsivität

Verhaltensinhibition

Risikoverhalten

Sozialverhalten peers

Veränderungen im

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 12: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Stresserleben durch sozialen Ausschluss

Masten et al., 2009

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 13: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Fazit

fmRT-Studien belegen normale Spezifika des „pubertären“ Gehirns:

• verminderte Kontrollfähigkeit bei appetitiven Reizen• höhere Sensitivität hinsichtlich primärer und sekundärer Verstärker• u. U. eine erhöhte Vulnerabilität bei sozialer Zurückweisung

Limitationen:• Temperament/Persönlichkeit/Genetik?• hohe interindividuelle Varianz auch bei anderen Altersgruppen(Belohnungsaufschub/Impulsivität/Reaktion auf sozialen Ausschluss)

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 14: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Mögliche Hemmung der compliance durch:

• Furcht vor sozialer Zurückweisung/Stigmatisierung durch Therapie

• den Lebensstil betreffende Interventionen (Einschränkungen im Vergleich mit Gleichaltrigen)

• mangelnde Akzeptanz der Krankenrolle

� Probleme, Therapie in tägliche Routine einzubauen

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Was heißt das für die Praxis der psychosomatischen Rehabilitation bei Jugendlichen?

Page 15: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Häufige Fehler bei mangelnder compliance

• Der Patient wird durch zu große Schritte überfordert.• Veränderungswunsch und Motivation des Patienten werden

nicht geprüft.• Der Patient wird bedrängt, sein Verhalten zu ändern. • Der Patient wird nicht aktiv in den Veränderungsplan

eingebunden. Ohne seine Mitarbeit ist jedoch keine Verhaltensänderung möglich. Nur der Patient kann eine ihm angemessene Lösung entwickeln.

• Der Arzt (Behandler) resigniert zu früh statt weiter die Bereitschaft des Patienten nach Verhaltensänderung prüfen.

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 16: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Kontakt: Dr. Ralf ThalemannCharité Universitätsmedizin [email protected]

Fachtag Psychosomatische Kinder- und Jugendlichenrehabilitation 13.10.2012

Page 17: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

computerspiel-irrelevante und computerspiel-assoziierte visuelle Reize

Computerspielsucht

Grüsser et al., 2007 (drug-associated cues); Lang et al., 1988, IAPS

neutral Alkohol negativ positiv Computer

• 25 visuelle Reize (5 x 5):wiederholte, randomisierte Darbietung

• Reiz-Darbietung: 3000ms, inter-stimulus-interval (ISI) 4000ms

• EEG: 10-20 System, 19 Elektroden, LPC (350-750ms)

Page 18: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation, Vorbereitung und Erwartung

100 200 400 600 1000 ms

- 5

5

- 1

1

N1

P2

N2

P1

N3

P3

N4

LP

Methode Studie 3

Page 19: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Ergebnisse Studie 3Emotional-motivationale Verarbeitung der visuellen Reize –

ereigniskorrelierte Potenziale im Gruppenmittel (Pz)

Thalemann, Wölfling & Grüsser, 2007

nicht-pathologische Spieler pathologische Spieler

Page 20: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Ergebnisse Studie 3Emotional-motivationale Verarbeitung der visuellen Reize –

ereigniskorrelierte Potenziale im Gruppenmittel (Pz)

nicht-pathologische Spieler pathologische Spieler

Thalemann, Wölfling & Grüsser, 2007

Page 21: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Ergebnisse Studie 3Emotional-motivationale Verarbeitung der visuellen Reize –

ereigniskorrelierte Potenziale im Gruppenmittel (Pz)

nicht-pathologische Spieler pathologische Spieler

Thalemann, Wölfling & Grüsser, 2007

Page 22: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Ergebnisse Studie 3Emotional-motivationale Verarbeitung der visuellen Reize –

ereigniskorrelierte Potenziale im Gruppenmittel (Pz)

nicht-pathologische Spieler pathologische Spieler

Thalemann, Wölfling & Grüsser, 2007

Page 23: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Ergebnisse Studie 3Emotional-motivationale Verarbeitung der visuellen Reize –

ereigniskorrelierte Potenziale im Gruppenmittel (Pz)

nicht-pathologische Spieler pathologische Spieler

Thalemann, Wölfling & Grüsser, 2007

Page 24: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Ergebnisse Studie 3Emotional-motivationale Verarbeitung der visuellen Reize –

ereigniskorrelierte Potenziale im Gruppenmittel (Pz)

Varianzanalyse mit Messwiederholung

Kategorieneffekt F (4,28) = 22.68, p< .001Interaktionseffekt Reizkategorie x Gruppe F (4,28) = 5.33, p= .003Gruppenunterschied F (1,28) = 5.16, p= .031

nicht-pathologische Spieler pathologische Spieler

Thalemann, Wölfling & Grüsser, 2007

Page 25: „Warum Jugendliche nicht das tun, was wir von ihnen … · Impulsivität Verhaltensinhibition Risikoverhalten ... langsame Potentiale (LPC): 350/400 bis 800ms Aufmerksamkeit, Motivation,

Post-hoc Analysen zwischen den Gruppen

LPC pS

M (SD)

npS

M (SD)

F (1,28) p

Computer 6.65 (5.99) .43 (3.78) 11.53 .002

Alkohol 1.47 (2.82) -.07 (3.17) 1.98 .171

negativ 5.35 (3.60) 4.98 (3.56) .083 .775

positiv 6.86 (3.29) 4.87 (3.06) 2.95 .097

neutral .24 (2.95) .22 (2.47) .000 .990

pathologische Spieler (pS) F (1,14) = 11.08, p= .005;

nicht-pathologische Spieler (npS) F (1,14) = .1, p= .756 n.s.

Post-hoc Analysen innerhalb der GruppenKontraste Kategorie „Computer“ gegen „neutral“