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Warum wir im Kampf für das Ende extremer Armut Frauen und Mädchen in den Mittelpunkt stellen müssen

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Armut ist sexistischEinleitung

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In Deutschland sterben pro 100.000 Geburten 7 Frauen während oder direkt nach der Geburt. In Sierra Leone sind es 1.100.1

Sie haben richtig gelesen. Für eine Frau in Sierra Leone ist die Wahrscheinlichkeit, bei der Geburt zu sterben, mehr als 157-mal größer als für eine Frau in Deutschland.

Kaum eine andere Zahl dürfte so eindrucksvoll vor Augen führen, wie ungerecht es ist, dass der Geburtsort darüber entscheidet, ob man leben darf oder sterben muss.

Und hinter dieser statistischen Zahl verbergen sich reale Zustände und Schicksale. In einem Teil der Welt: Krankenhäuser mit flackernden Decken-leuchten, häufigen Stromausfällen und blutbe-fleckten Laken sowie einem chronischen Mangel an Material, Pflegepersonal und Ärzten; weinende Ehemänner und Eltern, Kinder, die geschockt sind, weil Mama nicht mit einem neuen Schwesterchen oder Brüderchen nach Haus kommt – oder gar nicht mehr nach Hause kommt. Und im anderen Teil der Welt das genaue Gegenteil: die Gewiss-heit, dass eine Frau, die sich zur Geburt ihres Kin-des ins Krankenhaus begibt, in aller Regel nach einigen Tagen bei bester Gesundheit mit dem Neugeborenen zu ihrer Familie zurückkehrt – mit all den Glücksgefühlen und den Verheißungen für die Zukunft, die solchen Momenten innewohnen.

Die Probleme und Ungerechtigkeiten, denen Frauen und Mädchen in Entwicklungsländern gegenüberstehen, sind zahlreich. Sie erstrecken sich über alle Aspekte des Lebens und schlie-ßen strukturelle, soziale, ökonomische und poli-tische Barrieren ein – Barrieren, die für Männer und auch Frauen in rei-cheren Ländern viel niedriger sind.

Die Zahlen sind ernüchternd, nicht nur im Hinblick auf die Müttersterblichkeit. Täglich werden fast 40.000 Mädchen unter 18 Jahren zwangsverheira-tet und sind damit einem höheren Missbrauchsri-siko durch ihren Ehemann ausgesetzt.2 Nur wenig mehr als 20 Prozent der Mädchen aus armen Fa-milien im ländlichen Raum beenden in Afrika die Grundschule, weniger als 10 Prozent erreichen die

mittlere Reife und schließen die Hauptschule ab3 und in vielen Ländern verdienen erwerbstätige Frauen 10 – 30 Prozent weniger als Männer.4 Dazu kommt, dass Frauen häufig keinen Zugang zu Grundbesitz, sicherer Energieversorgung, Tech-nologie, Erbschaften und Finanzdienstleistungen haben. Nur 22 Prozent5 aller Parlamentsabgeord-neten auf der Welt sind Frauen. Frauen können durch Korruption überdurchschnittlich stark ge-troffen werden, weil sie unter einem begrenzten Zugang zu Ressourcen, einer geringeren Teilhabe am politischen Leben und einem schwächeren Schutz ihrer Rechte leiden.6 Obwohl Frauen in vielen Lebensbereichen den Großteil der Lasten schultern – zu Hause, bei der Arbeit und in der Gemeinschaft – werden sie durch kulturelle und rechtliche Schranken Opfer struktureller Gewalt. Auf der ganzen Welt schlägt sich der Sexismus, die Geringschätzung und die Misshandlung von Frauen darüber hinaus in physischer und sexu-alisierter Gewalt nieder. Ganz abgesehen davon, dass dies eine klare Verletzung der Menschen-rechte darstellt, werden ganze Gesellschaften in ihrer Produktivität eingeschränkt. Stellen Sie sich vor, Sie müssten auf dem Feld arbeiten, ein Auto reparieren oder eine Software programmieren, während Ihnen ein Arm auf den Rücken gebun-den ist. Genau das ist die Lage, in die sich eine Gesellschaft bringt, wenn sie das Potenzial ihrer Frauen ignoriert.

Täglich werden fast 40.000 Mädchen unter 18 Jahren zwangsverheiratet

In vielen Ländern verdienen erwerbstätige Frauen 10–30 ProzentProzent weniger als Männer

Das Risiko einer Mutter bei der Geburt zu sterben, ist in Sierra Leone 157x größer als in Deutschland.

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Was muss jetzt passieren?

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Diese Situation muss sich ändern – nicht nur, weil sie eine Quelle für endemische globale Ungerechtig- keit ist.

Kurz gesagt: Armut ist frauenfeindlich und wir werden extreme Armut nicht beenden, wenn wir die Tatsache ignorieren, dass Frauen und Mädchen schlichtweg zu kurz kommen.

Konkret heißt das:

1. Wir müssen neue Schwerpunkte in der Entwick-

lungsagenda setzen – und zwar so, dass Frauen

und Mädchen in den Mittelpunkt unserer Bemü-

hungen rücken. Sie machen die Hälfte derer aus,

die gegenwärtig in Armut leben7 und tragen häufig

das größte Risiko, in Armut abzurutschen und dort

zu verharren. Die globale Gemeinschaft muss die

Chance ergreifen das gesellschaftliche, politische

und ökonomische Potenzial von Frauen in der gan-

zen Welt zu erschließen.

2. Wir brauchen zielgerichtete Investitionen in

Gesundheit, Bildung und die wirtschaftliche Eman-

zipation von Mädchen und Frauen – zum Abbau der

Barrieren, die so viele daran hindern, ein gesundes

und produktives Leben zu führen.

In diesem Bericht formuliert ONE für alle wichtigen

Sektoren sinnvolle, umsetzbare politische Empfeh-

lungen, mit denen sich genau dies erreichen ließe.

Wenn wir diese beiden Maßnahmen umsetzen,

könnten am Ende alle Mitglieder der Gesellschaft

profitieren. Es gibt immer mehr Belege dafür,

dass von Investitionen in Frauen und Mädchen

auch ihre Familien und ihre Gemeinden profitie-

ren.

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Warum jetzt?

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2015 ist genau das richtige Jahr.

In diesem Jahr wird sich die Weltgemeinschaft auf eine Reihe neuer nachhaltiger Entwicklungsziele (SDGs)8 einigen, die an die Stelle der Millennium-Entwicklungsziele9 treten und bis 2030 extreme Armut beenden sollen – über die Rolle der Frauen in der Entwicklung nachzudenken ist deshalb wichtiger denn je. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Nkosazana Dlamini-Zuma, Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, sind in dieser Frage treibende Kräfte: Beide planen für dieses Jahr jeweils einen Frauengipfel, und Angela Merkel stellt Mädchen und Frauen in den Mittelpunkt der G7-Agenda. Auf den nächsten Seiten analysieren wir, welche Herausforderungen – und Chancen – eine derartige Agenda birgt.

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Die Herausforderung für Frauen und Mädchen

Der Anteil der Mädchen, die eine Sekundarschule besuchen, ist in den Entwicklungsländern, die nicht zu der Gruppe der LDCs gehören mit durchschnittlich 80,2 Prozent mehr als 3-mal so hoch wie in LDCs (26,8 Prozent).

1 zu 217 verglichen mit 1 zu 1.250 45 Prozent der Müttersterblichkeit entfällt auf die LDCs: 131.000 Todesfälle insgesamt in einer Region, in der nur 13 Prozent der weiblichen Weltbevölkerung wohnt. In den am wenigsten entwickelten Ländern liegt das Verhältnis von Todesfällen der Mutter zu Lebendgeburten bei 1 zu 217 (d. h. 1 Mutter pro 217 Lebendgeburten stirbt). Im Vergleich dazu: In Nicht-LDCs liegt das Verhältnis bei 1 zu 1.250.

26,8%

86,2%

Der Anteil der erwerbstätigen Frauen in prekären Beschäftigungsverhältnissen liegt in den am wenigsten entwickelten Ländern mit durchschnittlich 86,2 Prozent 3-mal höher als in Nicht-LDCs.11

Armut und Geschlechterungleichheit gehen Hand in Hand; Frauen und Mädchen in den ärmsten Ländern sind in doppelter Hinsicht gestraft – sie wurden in einem armen Land und als Frau geboren. Um das Ausmaß dieser Benachteiligung zu verdeutlichen, hat ONE die Lage der Frauen und Mädchen in den am wenigsten entwickelten Ländern (Least Developed Countries – LDCs)10 anhand von zentralen Gender-Indikatoren analysiert. Das Leben von Frauen und Mädchen in LDCs ist im Hinblick auf jeden der Indikatoren bedeutend härter als in anderen Ländern. Dies allein mag noch nicht überraschen – weil Männer in armen Ländern ebenfalls benachteiligt sind. ONE stellte jedoch auch fest, dass die Geschlechterkluft zwischen Männern und Frauen in den ärmsten Ländern ebenfalls größer ist.

80,2%

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Ländervergleiche

In Madagaskar (22,92 Millionen Einwohner) besuchen 144-mal mehr Mädchen nicht die Schule als in Deutschland, das 3,5-mal so viele Einwohner hat (80,62 Millionen) (273.476 Mädchen im Vergleich zu 1.893 Mädchen).

In Frankreich haben 97 Prozent

aller Frauen ein Bankkonto – im

Tschad sind es weniger als 7 Prozent,

fast 40 Prozent weniger als Männer.

<7%

In den am wenigsten entwickelten Ländern beträgt die Alphabetisierungsrate von Frauen bei nur zwei Drittel (68,5 Prozent) der Männerrate. Auch in Nicht-LDCs gibt es noch eine Kluft, allerdings ist sie wesentlich geringer: Die Raten Alphabetisierung von Frauen liegen im Schnitt bei 94,8 Prozent der Rate von Männern.

Außerdem arbeiten in den am wenigsten entwickelten Ländern 20 Prozent mehr Frauen als Männer in prekären Beschäftigungsverhältnissen, eine Kluft die in anderen Ländern gerade einmal 7 Prozent beträgt.

Die Zahl der Mädchen, die in Großbritannien – mit 64,1 Millionen Einwohnern –

in die Grundschule eingeschult werden, entspricht ziemlich genau

der Zahl der nicht eingeschulten Mädchen im Grundschulalter in Äthiopien

mit 94,1 Millionen Einwohnern.

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Das Potenzial

100 – 150 Mio.

12%

1,6 Bn. $

9x

Gäbe man Frauen in der Landwirtschaft den gleichen Zugang zu Produktions- mitteln wie Männern, würde die Zahl der chronisch Hungernden weltweit um 100 – 150 Millionen sinken.12

Gelänge es, die Geschlechterunterschiede in den Beschäftigungsraten bis 2017 zu reduzieren, ließen sich zusätzliche 1,6 Billionen US-Dollar an weltweiter Wirt-schaftsleistung realisieren.13

Die Steigerung der Ausgaben für die wich-tigsten Gesundheitsmaßnahmen für Frauen und Kinder um 5 US-Dollar pro Person und Jahr bis 2035 in 74 Entwick-lungsländern würde das 9-fache des ursprünglichen Investitionswertes in Form sozialer und wirtschaftlicher Gewinne einbringen.14

Wäre gewährleistet, dass alle Schüler in Ländern mit niedrigem Einkommen, einschließlich Mädchen, die Schule mit einer elementaren Lesekompetenz verlas-sen, würde die extreme Armut weltweit um 12 Prozent sinken.15

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Frauen in der Landwirtschaft könnten die Wirtschaftsleistung spürbar steigern und die Zahl der Menschen, die weltweit un-ter chronischem Hunger leidet, erheblich reduzieren.

Starke Gesundheitssysteme könnten die Zahl der Todesfälle unter Müttern und Kin-dern drastisch senken.

Eine sichere und zuverlässige Energie-versorgung würde die Entwicklung von Unternehmen fördern, die Qualität der Schulbildung von Mädchen und die Betreuungsqualität in Krankenhäusern verbessern. All dies würde der wirtschaft-lichen und sozialen Entwicklung einen Schub geben.

Besserer Zugang zu einer guten Schul- bildung für Mädchen würde deren zu-künftige Erwerbschancen erheblich ver-bessern, die Mangelernährungsraten bei Kindern drastisch senken, das Leben von Müttern und Kindern retten sowie die Ar-mutszahlen senken.

Stünden mehr Frauen für den Arbeits-markt zur Verfügung und würde sich der Zugang von Frauen zu Informations- und Kommunikationstechnik sowie zum In-ternet verbessern, gäbe das der gesam-ten Wirtschaft einen Schub. Und wenn Frauen eine stärkere Kontrolle über die Finanzen bekämen, würde sich die Le-bensqualität auf Haushaltsebene stark verbessern.

Aus all diesen Gründen ist die grund- legende Botschaft schlicht und ein-fach: Wenn wir extreme Armut beenden wollen, müssen wir Frauen und Mädchen ins Zentrum unserer Entwick-lungsagenda stellen.

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Genauer betrachtetLandwirtschaftliche Entwicklung und Hunger

Was ist nötig?

Landwirtschaftliche Schulungen sowie Forschung und Entwick- lung müssen auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten werden, der Zugang von Frauen zu Arbeitskraft und anderen Produktionsmitteln muss verbessert und die Grundbesitzrechte von Frauen müssen gestärkt werden (z. B. durch amtliche Eintra-gung von Landbesitz, Ausweitung von Miteigentums- und indivi-duellen Eigentumsrechten für Frauen, Reformierung des Familien- und Erbrechts usw.).24 Alle sechs Ernährungsziele der World Health Assembly25 müssen in die SDGs übernommen werden.

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Die Herausforderung

�•�� Die Produktivität von Frauen in der Landwirt-

schaft in ausgewählten afrikanischen Län-dern südlich der Sahara liegt 23 – 66 Prozent unter der Produktivität der Männer.16 Nur etwa 10–20 Prozent aller Landbesitzer sind Frauen – allerdings liegen dazu nur begrenz-te Daten vor.17 Frauen kommen außerdem schlechter an Kredite als Männer.18

Frauen leisten circa die Hälfte der gesamten land-wirtschaftlichen Arbeit in Afrika. Dennoch ist ihr Zugang zu Arbeitskräften, Agrartechnik, Beratungs-leistungen und Krediten im Vergleich zu Männern schlechter. Zudem erzielen sie mit den gleichen Investitionen eine geringere Rendite.19

Das Potenzial

�•�� Bekämen Frauen in der Landwirtschaft

weltweit den gleichen Zugang zu Produk-tionsmitteln wie Männer (würde sich also die Geschlechterkluft in der Landwirtschaft schließen), könnten die Erträge um 20 – 30 Prozent steigen, die Wirtschaftsleistung um 2,5 – 4 Prozent wachsen und die Zahl der Hungernden um 12 – 17 Prozent sinken (100 – 150 Millionen Menschen).20

Untersuchungen zeigen, dass ein Wachstum in der Landwirtschaft in Sub-Sahara-Afrika 11-mal wirksamer für die Reduzierung von Armut ist als Wachstum in anderen Sektoren.21 In den Entwick-lungsländern korrelierte die Reduzierung des Hungers zwischen 1970 und 1995 mit der Zunah-me des Bildungsniveaus von Frauen.22 Und „Bread for the World“ wies kürzlich nach, dass Länder mit stärkerer Gleichstellung der Geschlechter in der Regel geringere Mangelernährungsraten bei Kin-dern verzeichnen.23

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Genauer betrachtetGesundheit

Was ist nötig?

Investitionen in die Gesundheit von Frauen und Mädchen müssen ausgeweitet und Gesundheitsprogramme stärker auf Frauen und Mädchen als ihre Nutznießer und Partner zugeschnitten werden. Die Gesundheit von Frauen und Mädchen muss eine grundlegende Priorität auf der globalen Entwicklungsagenda bleiben, und die Re-gierungschefs müssen eine klare Strategie für die praktische Eli-minierung vermeidbarer Tode von Müttern und Kindern entwickeln. Im Rahmen dieser Anstrengungen müssen Investitionen zielge-richtet für folgende Schwerpunkte eingesetzt werden: aggressive Bekämpfung von Krankheiten, die besonders Frauen betreffen, Realisierung des universellen Zugangs von Frauen zu grundlegen-den Gesundheitsgütern und -leistungen sowie Erhöhung des Personalbestands im Gesundheitswesen, damit auch die am stärksten gefährdeten Gruppen erreicht werden können.

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Die Herausforderung �•�� Von den Erwachsenen, die in den afrikanischen

Ländern südlich der Sahara mit HIV leben, sind 58 Prozent Frauen; global gesehen haben Frau-en im Alter zwischen 15 und 24 Jahren ein dop-pelt so hohes Risiko, sich mit HIV zu infizieren, als Männer in dem gleichen Alter.26

�•�� Täglich sterben fast 800 Frauen bedingt durch Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt eines Kindes. Von den 68 Ländern mit der höchsten Belastung durch Mutter- und Kindstode verfügen 53 Länder nicht über die 23 Ärzte, Pflegekräfte und Hebammen pro 10.000 Einwohner, die für die Bereitstellung grundlegender Gesundheitsleistungen für not-wendig erachtet werden.27 Und geschätzte 225 Millionen Frauen haben keinen Zugang zu den Hilfsmitteln, die sie für die Planung und Vorbereitung ihrer Niederkunft bräuchten. Ungefähr 43 Millionen Frauen bringen ihre Kin-der nicht in einer Gesundheitseinrichtung zur Welt.28

Viel zu viele Frauen und Mädchen haben nach wie vor keinen Zugang zu den Gesundheitsleistungen, Pro-grammen und Gütern, die sie benötigen, um gesund zu bleiben. Verschärft wird dieses Problem noch da-durch, dass Frauen körperlichen, wirtschaftlichen und sozio-kulturellen Schwierigkeiten ausgesetzt sind, die sie für viele Krankheiten und gesundheitliche Proble-me anfälliger machen. Außerdem sind afrikanische Frauen häufig diejenigen, die sich um kranke Famili-enmitglieder kümmern, und spielen damit im Gesund-heitssektor des Kontinents eine unverzichtbare Rolle als medizinische Betreuer und erste Bezugsperson bei gesundheitlichen Problemen.29

Das Potenzial �•�� 2013 erhielten mehr als zwei Drittel der HIV-

infizierten schwangeren Frauen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen eine Behandlung zur Verhinderung der Übertragung des Virus auf das Kind.30 Diese Bemühungen zu verstärken, könnten bewirken, dass die Mut-ter-Kind-Übertragung von HIV beendet wird. Dies würde Millionen von Leben retten und für jeden investierten Dollar einen Gegenwert von 15 US-Dollar generieren.31

�•�� Wenn alle Frauen Zugang zu der Versorgung, den Gütern und Leistungen hätten, wie sie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) em- pfohlen werden, würde die Zahl der Mutterster-befälle um 67 Prozent und die Todesfälle bei Neugeborenen um 77 Prozent zurückgehen.32

Dass die Geber- und Empfängerländer in den vergan-genen Jahren ihre Investitionen in die Gesundheit von Frauen und Kindern erheblich aufgestockt haben, zeigt greifbare Ergebnisse: Es gibt jetzt weniger ungewollte Schwangerschaften, weniger Frauen sterben bei der Geburt eines Kindes und weniger Kinder als je zuvor sterben an vermeidbaren Krankheiten. Dennoch geht aus den Statistiken deutlich hervor, dass umfangrei-chere und zielgerichtete Investitionen in die Gesund-heit von Frauen, einschließlich der Aus- und Weiter-bildung von Betreuungspersonal, zentral sind, um das Leben von Frauen und Kindern zu retten und ihre Gesundheit insgesamt zu bessern. Ein Nebeneffekt wäre außerdem, dass bessere staatliche Gesundheits-systeme Frauen, die diese Aufgabe in den Familien traditionell (und ohne Bezahlung) wahrnehmen, entlasten würden und dies ihnen somit mehr Zeit geben würde, um wirtschaftlich produktiveren Tätigkei-ten nachzugehen.

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Genauer betrachtetEnergie

Was ist nötig?

Es muss ein universeller Zugang zu sicheren, nachhaltigen, erschwinglichen, zuverlässigen und modernen Energiedienst- leistungen realisiert werden. Priorität muss dabei der Zugang für Frauen zu Finanzierung und zu kapazitätsbildenden Maßnah-men haben. Frauen leiden besonders unter der Situation, können aber gleichzeitig effektiv zur Erneuerung des Energiesektors beitragen.

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Die Herausforderung

�•�� In den meisten Ländern ist Kochen die Aufgabe

von Frauen. In armen Ländern, in denen über offenem Feuer oder auf traditionellen Öfen gekocht wird, atmen sie dabei täglich Schad-stoffe ein. Dieser Rauch ist die Ursache für mehr als eine halbe Million Todesfälle pro Jahr durch chronisch obstruktiver Lungenerkran-kungen bei Frauen in aller Welt.33

�•�� Rund 60 Prozent der Kühlschränke, in denen in afrikanischen Krankenhäusern Impfstoffe gekühlt werden, sind von Stromausfällen be-troffen. Das gefährdet die Wirksamkeit lebens-rettender Kinderimpfstoffe, die gekühlt werden müssen. Zudem steigt das Risiko von Kompli-kationen bei Nachtgeburten, wenn aufgrund ausfallenden Stroms ohne Licht gearbeitet werden muss.34

Etwa 18 Prozent der Weltbevölkerung – 1,3 Milliarden Menschen – haben überhaupt keinen Zugang zu elek-trischem Strom.35 Energiearmut (mangelnder Zugang zu sicherer, zuverlässiger und zeitgemäßer Energie) ist für Frauen ein ernstes Problem. Sie haben eine geringere Lebenserwartung durch die Rauchbelas-tung beim Kochen mit Brennstoffen, die Schadstoffe freisetzen, sie müssen viel Zeit für das Sammeln von Brennstoff aufwenden (ganz zu schweigen von den Gefahren, die damit einhergehen), sie erhalten nur mangelnde gesundheitliche Versorgung, es fehlen Möglichkeiten der sachgemäßen Lagerung und Verar-beitung von Erntegut und sie erhalten eine qualitativ geringere Bildung. Zudem sehen afrikanische Unter-nehmen in der instabilen Energieversorgung eines der größten Wachstumshindernisse.36

Das Potenzial

�•�� Frauen in afrikanischen Ländern südlich

der Sahara bringen gegenwärtig acht Stunden pro Tag damit zu, Brennstoff für das Kochen und Heizen zu sammeln. Zugang zu Energie würde für sie bedeu-ten, dass ihnen mehr Zeit zu Verfügung stehen würde, um zum Einkommen des Haushalts beizutragen.37

�•�� Einer Untersuchung zufolge stieg die Be-schäftigungsrate von Frauen in Südafrika um 9,5 Prozent, als sie Zugang zu elek- trischem Strom bekamen. Dies geschah mit großer Wahrscheinlichkeit deshalb, weil es die Frauen von der Hausarbeit be-freite und ihnen die Beteiligung an Mikro- Unternehmen und anderen wirtschaftli-chen Aktivitäten ermöglichte.38

Die Datenlage zu den direkten positiven Effek-ten des Energiezugangs für Frauen in lokalen und nationalen Ökonomien ist noch zu dünn, um direkte globale oder auch nur regionale Schluss-folgerungen ziehen zu können. Die Beispiele an einigen Orten sind jedoch vielversprechend. Klar ist, dass ein zuverlässiger Zugang zu sicherer Energie die Bildungschancen, die Bereitstellung von Gesundheitsleistungen, die Produktivität der Landwirtschaft und die Sicherheit von Frauen verbessern würden.

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Genauer betrachtetBildung

Was ist nötig?

Der Schwerpunkt muss verstärkt darauf gelegt werden, dass Mädchen eingeschult werden und in der Schule bleiben – durch konkrete politische Maßnahmen, um die Schaffung eines geschlechtersensiblen Bildungsumfelds zu ermöglichen: die Verbesserung der Infrastruktur, die Bereitstellung weiblicher Lehrer mit Beratungskompetenz sowie die Bereitstellung ent- sprechend ausgebildeter, motivierter und gut bezahlter Lehrer beider Geschlechter.

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Die Herausforderung

�•�� Wenn die gegenwärtigen Trends bestehen

bleiben, wird die Grundschulabschlussrate von Jungen aus vergleichsweise reichen Familien in Sub-Sahara-Afrika bis 2021 bei 100 Prozent liegen. Die Mädchen aus den ärmsten Familien werden jedoch nicht vor 2086 zu ihnen aufschließen.39 Bei Mädchen auf dem Land ist die Wahrscheinlichkeit, ohne Schulabschluss zu bleiben, doppelt so hoch wie bei Mädchen in der Stadt und Jungen auf dem Land.40

�•�� Zwei Drittel der 796 Millionen Analphabeten auf der Welt sind Frauen.41

Während sich die Geschlechterkluft im Hinblick auf die Grundschulbildung in den meisten Entwick-lungsländern schließt,42 bleibt sie in Sub-Sahara Afrika sowie in einigen Teilen Asiens weiterhin groß. Man schätzt, dass fast zwei Drittel der Mädchen in Sub-Sahara-Afrika, die bisher keine Schule besu-chen, dies auch nie tun werden.43 Weltweit gese-hen machen Mädchen 54 Prozent (31 Millionen) der Menschen aus, die keine Schulbildung erhalten. Für 17 Millionen von ihnen wird sich dies wahr-scheinlich auch nicht ändern.44 Je höher die Klassenstufe, desto weniger Länder mit niedrigem Einkommen erreichen Geschlech-terparität. Während noch 20 Prozent dieser Länder Geschlechterparität in der Grundschule erreichen, sinkt dieser Anteil auf 10 Prozent bei der mittleren Reife und der Hauptschule, und nur noch 8 Prozent der Länder mit niedrigem Einkommen erreichen gleichen Zugang für Jungen und Mädchen in der Oberstufe.45 Leider hat es seit 1990 keinen Fort-schritt im Hinblick auf den Anteil der Frauen am globalen Analphabetentum gegeben, und in 12 der 15 Länder in Westafrika mit den niedrigsten An-alphabetenraten unter Erwachsenen können we-niger als 50 Prozent der jungen Frauen lesen und schreiben.46

Das Potenzial

�•�� Jedes Jahr, das ein Mädchen in der Schule

verbringt, kann ihr späteres Einkommen um 10 – 20 Prozent steigern.47

�•�� Wenn alle Frauen eine Grundschulausbil-dung erhalten würden, gäbe es 15 Prozent weniger Kindstode und damit 900.000 gerettete Leben pro Jahr. Hätten alle Frau-en eine Sekundarschulbildung, gäbe es 49 Prozent weniger Kindstode und damit 2,8 Millionen überlebende Kinder, 64 Prozent weniger Frühverheiratungen und 59 Prozent weniger Schwangerschaften in jungen Jahren.48

Untersuchungen zeigen, dass Investitionen in die Bildung von Mädchen und Frauen noch mehr be-wirken, als Leben zu retten. Die betroffenen Mäd-chen können nicht nur ihr eigenes späteres jähr-liches Einkommen um 10 – 20 Prozent steigern48 – man schätzt, dass ein Zuwachs bei der Gleich-stellung im Bildungsbereich um 10 Prozent einen Anstieg des Pro-Kopf-Einkommens um 23 Prozent über 40 Jahre bewirken kann. Oder anders ausge-drückt: Wenn alle Schüler in Ländern mit niedrigem Einkommen die Schule mit elementaren Lesefer-tigkeiten verlassen würden, ließen sich 171 Millionen Menschen aus der Armut befreien. Das würde ei-nen Rückgang der weltweiten Armut um 12 Prozent bedeuten.50 Zudem ist global gesehen bei Frauen die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie eine Be-rufsausbildung erhalten. Würde dieser Nachteil beseitigt, würde dies Zugang zu qualifizierterer, besser bezahlter und wirtschaftlich produktiverer Beschäftigung eröffnen.51

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Genauer betrachtetFinanzielle, rechtliche und wirtschaftliche Aspekte

Was ist nötig?

Beschäftigungs-, Finanz- und Wirtschaftspolitik müssen stärker auf Frauen zugeschnitten werden. Das schließt Folgendes ein: die Schaffung menschenwürdiger, angemessen bezahlter Jobs, die Formalisierung und Förderung von mittelständischen Unterneh-men in weiblicher Hand und den Zugang zu Finanzdienstleistun-gen. Zudem muss die Zahl der Jugendlichen, insbesondere junger Frauen, die keine bezahlte Anstellung haben oder eine Berufs-ausbildung machen, ebenfalls verringert werden. Alle rechtlichen Unterschiede auf Basis des Geschlechts, die die wirtschaftliche Emanzipation von Frauen behindern, müssen beseitigt werden.

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Die Herausforderung

�•�� In afrikanischen Ländern südlich der Saha-

ra arbeiten 86 Prozent der erwerbstätigen Frauen in prekären Beschäftigungsverhält-nissen. Bei den Männern sind es nur 70 Pro-zent. Und verglichen mit der Situation von vor 15 Jahren ist dies lediglich ein Rück-gang von 1 Prozent.52

�•�� Mehr als 1,3 Milliarden Frauen haben kein Konto bei einem offiziellen Geldinstitut wie einer Bank, einer Postfiliale oder einer Kre-ditgenossenschaft.53

In den Entwicklungsländern arbeiten Frauen häufigin prekären Beschäftigungsverhältnissen, was be-deutet, dass sie größeren wirtschaftlichen Risikenausgesetzt sind, einen schlechteren Zugang zu sozialem Schutz haben, für gleichwertige Arbeit im Schnitt schlechter bezahlt werden und Geldinsti-tute in geringerem Maße nutzen. Global gesehen liegt fast die Hälfte des produktiven Potenzials von Frauen brach – bei den Männern ist es nur ein Viertel.54 Darüber hinaus gibt es in vielen Ländern weiterhin rechtliche Hürden für Frauen sowie er-hebliche geschlechtsspezifische Unterschiede in Bereichen wie Nutzung von Eigentum, Beschäfti-gung, Krediten, Rechtsmitteln und Schutz vor Ge-walt.55 All dies schränkt die wirtschaftliche Emanzi-pation von Frauen ein.

Das Potenzial �•�� In den kommenden zehn Jahren werden

eine Milliarde Frauen für den Einstieg in die Weltwirtschaft bereitstehen.56

�•�� Programme wie ein Feldexperiment in Niger, bei dem Teilnehmer bedingungslo-se Finanztransfers (als kurzfristige Maß-nahme zur sozialen Sicherung während einer Dürreperiode) über ihre Mobiltele-fone erhalten haben, lassen beispiels-weise den Schluss zu, dass der Einsatz von Mobiltechnik die innerhäusliche Ent-scheidungsgewalt zugunsten der Frauen verschiebt – also hin zu den Menschen, die das Geld erhalten.57

Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass das Ar-mutsrisiko eines Haushalts sinkt, wenn Frauen Zugang zu Beschäftigung, Bildung sowie finan-ziellen und politischen Gestaltungsmöglichkei-ten erhalten.58 In Südafrika kam man zu dem Schluss, dass das Schließen der Geschlechter-kluft ein Zuwachspotenzial im Hinblick auf das Bruttonationaleinkommen (BNE) von 10 Prozent birgt.59 In Indien haben Frauen, die auf lokaler Ebene eine größere Entscheidungsbefugnis er-hielten, dafür gesorgt, dass mehr öffentliche Gü-ter wie Wasser und sanitäre Versorgung bereit-gestellt wurden.60 Studien haben gezeigt, welche positiven Entwicklungsimpulse entstehen, wenn Frauen die Kontrolle über das Haushaltseinkom-men haben: Ein Sozialhilfeprogramm in Mexiko bewirkte, dass sich die Familienausgaben in Richtung Zukunftsinvestitionen und bessere Ernährung verschoben.61 Eine weitere Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Überlebensaus-sichten von Kindern 20-mal höher liegen, wenn die Einnahmen der Mutter steigen, als wenn die Einnahmen des Vaters steigen würden.62

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Genauer betrachtetZugang zu Technik

Was ist nötig?

Damit mehr Frauen in die digitale Wirtschaft eingebracht werden, müssen folgende Maßnahmen Priorität erhalten: die Bezahlbar-keit und Nutzung von Technik, der Ausbau des Mobilfunknetzes im ländlichen Raum, die Digitalisierung von Gehaltszahlungen und Transferleistungen für Frauen71 und die Förderung des Erwerbs digitaler Kompetenz.

Armut ist sexistisch Warum wir im Kampf für das Ende extremer Armut Frauen und Mädchen in den Mittelpunkt stellen müssen

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Die Herausforderung

�•�� In den afrikanischen Ländern südlich

der Sahara ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen ein Mobiltelefon besitzen, 23 Prozent niedriger als bei Männern,63 und nahezu 45 Prozent weniger Frauen als Männer haben Zugang zum Inter-net.64

�•�� Weltweit besitzen 300 Millionen Frau-en kein Telefon. Das sind 13 Milliarden US-Dollar Umsatz, die dadurch allein den Mobilnetzbetreibern verloren ge-hen. Frauen machen geschätzte zwei Drittel des noch nicht erschlossenen Mobilfunkmarktes aus.65

Das Potenzial �•�� Die Weltbank schätzt, dass ein Zu-

wachs beim Breitband-Internetzugang in Entwicklungsländern von 10 Prozent ein Wachstum des BNE um 1,38 Pro-zent bewirken kann;66 das Schließen der Geschlechterkluft im Hinblick auf den Breitbandzugang könnte daher das BNE-Wachstum verstärken und – Umfra-gen zufolge – auch das Erwerbspotenzial von Frauen erhöhen.67

Technologie spielt eine zunehmend wichtigere Rolle bei der wirtschaftlichen Emanzipation von Frauen in Entwicklungsländern. Die „Connected Women“-Initiative der Groupe Speciale Mobile Association (GSMA)68 befasst sich unter ande-rem mit den zwei wichtigsten Hürden für Frauen in Entwicklungsländern im Hinblick auf mobi-le Technologien – die „Zugangs-Kluft“ und die „Kompetenz-Kluft“. Auf Frauen ausgerichtete Investitionen in Informations- und Kommuni-kationstechnik (ICT) sind für das Erschließen eines un- oder schwach erschlossenen Marktes wirtschaftlich sinnvoll. Derartige Investitionen erhöhen auch die Sicherheit und den Zugang zu Bildung und Beratung, Finanzdienstleistungen und Erwerbschancen auf Basis mobiler Technik. Und all dies trägt zur Beendigung der Armut bei. In Kenia wuchs die wirtschaftliche Emanzipation der Frauen auf dem Land mit Einführung eines mobilen Geldüberweisungssystems, das es vereinfachte, Überweisungen von Ehemännern anzufordern, die auf der Suche nach Arbeit in die Städte abgewandert waren.69 46 Prozent der Kunden eines kenianischen mobilfunkbasierten Mikro-Versicherungsprogramms für Bauern sind Frauen. Von der Ausweitung derartiger Program-me auf andere Regionen würden Bäuerinnen enorm profitieren.70

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Wir brauchen eine Datenrevolution

Wenn Frauen in den Mittelpunkt der Entwick-lungsmaßnahmen rücken sollen, benötigen wir unbedingt mehr und bessere Daten. Die Lücken in den Daten zu Frauen und Mädchen spiegeln das allgemeine Fehlen umfassender Daten und Statistiken für die Armutsanalyse wider. Wir brauchen eine regelrechte Datenre-volution, um dieses Problem flächendeckend anzugehen. Die Vereinten Nationen haben 52 Indikatoren72 definiert, aus denen sich ein Gesamtbild der wirtschaftlichen Emanzipa-tion von Frauen ergibt. „Bread for the World“ stellte jedoch fest, dass mehr als 80 Prozent dieser Daten für die afrikanischen Länder südlich der Sahara gar nicht verfügbar sind.73 Ohne Informationen über die Bevölkerung, die Bedarfe und Ergebnisse wissen wir weder, wie wir unsere Anstrengungen zur wirtschaft-lichen Emanzipierung von in Armut lebenden Frauen und Mädchen gestalten sollen, noch, ob die gegenwärtigen Bemühungen Erfolge zeitigen. In Reaktion auf dieses Problem wird die im März 2015 startende „No Ceilings“-Ini-tiative74 von der Clinton Foundation und ihren Partnern eine datengestützte Evaluierung des Fortschritts vornehmen, der im Hinblick auf Frauen und Mädchen in den vergangenen 20 Jahren gemacht wurde – sowie die Pro-bleme, die bezüglich ihrer uneingeschränk-ten Teilhabe im 21. Jahrhundert noch gelöst werden müssen. Ein weiteres Projekt mit dem Ziel, die Lücken in unserem Wissen über Frauen zu schließen, um gezielter Unterstüt-zung leisten zu können, nennt sich Data2X.75 Für das Sustainable Development Solutions Network hat die „Datenrevolution“ Priorität. Sie wird sicherstellen, dass es ein adäquates Datensystem für die Überwachung des Fort-schritts im Hinblick auf die SDGs gibt.76

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Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

2015

Internationaler Frauentag

(8. März) und Tagung der

UN-Frauenrechtskommission

(New York City, 9. – 20. März)

In allen Sektoren ergibt sich ein eindeu-tiges Bild: Die Stärkung von Frauen ver-schafft ihnen Chancengleichheit, ermöglicht es ihnen, aus kulturellen und sozialen Zwängen auszubrechen und zu treibenden Kräften bei der Bekämpfung von Armut zu werden. Und davon profi-tieren unter dem Strich alle.

Diese Grafik zeigt die Schlüsselmomente in 2015, dem Jahr, in dem sich die Welt-gemeinschaft mit den SDGs auf eine neue Entwicklungsagenda verständigen wird. Wenn Regierungen und führende Entwicklungsorganisationen in aller Welt Frauen und Mädchen in den Mittelpunkt ihrer Agenda stellen und Investitionen in ihrem Interesse beschließen sollen, müs-sen wir 2015 bei einer Reihe von Schlüs-selmomenten die richtigen Entscheidun-gen treffen.

2015 – eine Chance, die wir ergreifen müssen

G7 (Schloss Elmau,

7. – 8. Juni)

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25. Gipfel der Afrikanischen

Union (Johannesburg, Juli)

Beschluss der SDGs

(New York City,

25. – 27. September)

FfD-Konferenz (Financing for

Development) (Addis Abeba,

13. – 16. Juli)

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

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8. März

Internationaler Frauentag

9. – 20. März

Tagung der UN-Frauen- rechtskommission

New York City, USA

Auf der Tagung der Frauenrechtskommission sollte vereinbart werden, dass die Erfassung detaillierter Daten zu Frauen und Mädchen sowie die bestmögliche Aufschlüsselung aller Daten und Statistiken Priorität haben sollten.

7. – 8. Juni

G7-Gipfel Schloss Elmau, Deutschland

ONE ruft Kanzlerin Merkel, die G7 und die Entwick-lungspartner aus aller Welt zur Unterstützung von Initiativen auf, die greifbare Ergebnisse für die wirt-schaftliche Emanzipation von Frauen bringen und sicher zu stellen, dass diese im Mittelpunkt der neu-en globalen Ziele stehen, unter anderem in: • Landwirtschaftliche Entwicklung und Hunger:

Die Geschlechterkluft in der Landwirtschaft sollte geschlossen werden durch: besseren Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnik, bezahlbaren Krediten und Produktionsmitteln, auf Frauen zugeschnittene Aus- und Weiterbildung sowie Leiharbeitskräfte; Stärkung der Grundbe-sitzrechte von Frauen; Erhöhung der gegenwär-tigen Finanzmittel für die Landwirtschaft und die verstärkte Unterstützung ländereigener Landwirt-schaftsstrategien bei gleichzeitiger Einhaltung der Zusagen des „Nutrition for Growth“-Gipfels von 2013.77

� • Gesundheit: Um Frauen gleichberechtigt mit

Gesundheitsdienstleistungen zu erreichen und sie in diese einzubinden, sollten die Qualität und die Quantität der Mittel für Gesundheitssysteme sig-nifikant erhöht werden und auf allen Ebenen genü-gend Pflegekräfte ausgebildet und zur Verfügung gestellt werden.

• Finanzielle Zusagen: Die G7 sollte sich verpflich-

ten, 50 Prozent der Mittel für Entwicklungszusam-menarbeit (ODA – Official Development Aid) in die

am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) fließen zu lassen. Gleichzeitig sollte an der Erfüllung der internationalen Verpflichtung gearbeitet werden, 0,7 Prozent des BNE für wirksame Entwicklungs-zusammenarbeit auszugeben; außerdem sollten geschlechtersensible Finanzierungspolitiken, Datenerfassung und Strategien zur Mobilisierung der Eigeneinnahmen beschlossen werden.

•Führende Rolle der G7 bei den SDGs: Die G7 soll-

te ihren Teil dazu beitragen, dass die neuen Ziele fokussiert und finanziert sind und ihre Umsetzung – mit Mädchen und Frauen in ihrem Mittelpunkt – überwacht wird.

Juli

25. Gipfel der Afrikanischen Union Johannesburg, Südafrika

Die afrikanischen Staaten sollten in ihrer Abschluss- erklärung des Gipfels von 2015 notwendige politische Reformen und Haushaltszusagen festschreiben, die folgende Ziele beinhalten: •��Landwirtschaftliche Entwicklung und Hunger:

Die landwirtschaftliche Wertschöpfungskette sollte im Fokus stehen; ebenso die Verpflichtung, Frauen landwirtschaftlich zu schulen, ihren Zu-gang zu Produktionsmitteln zu verbessern und durch Abbau rechtlicher und kultureller Schranken gleiche Grundbesitzrechte für alle durchzusetzen; die Umsetzung der Zusagen aus der letztjährigen Erklärung der Afrikanischen Union im Rahmen des Jahres der Landwirtschaft sollte sichergestellt und die Qualität landwirtschaftlicher Finanzierung verbessert werden.

•Gesundheit: Die Qualität und Quantität der Aus-

gaben für Gesundheit sollten im Rahmen der Abuja Verpflichtung verbessert werden. Um den Zugang zu Gesundheitsleistungen für Frauen zu verbes-sern, sollten die Bezahlung und Weiterbildung von mehr Gesundheitspersonal auf allen Ebenen als ein Schlüsselelement zur Stärkung der Gesundheits-systeme im Haushalt priorisiert werden.

•Finanzielle und rechtliche Emanzipierung: Die

Ausgaben afrikanischer Regierungen für Frauen und Mädchen sollten erhöht werden und es sollte gewährleistet werden, dass alle Haushalts- und Planungsprozesse ebenso wie der Zugang zur Justiz für Frauen und Mädchen geschlechtersensi-bel sind.

2015 – der Weg zu den SDGs

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•Transparenz: Die Transparenz beim Management von natürlichen Ressourcen sollte verbessert wer-den, insbesondere durch die Veröffentlichung von Zahlungen seitens rohstofffördernder Unterneh-men für die Bürger und Anwohner, die in der Nähe der Förderungsanlagen leben.

•Führende Rolle der Afrikanischen Union bei den

SDGs: Es sollte gewährleistet werden, dass die neuen Ziele fokussiert und finanziert sind und ihre Umsetzung – mit Mädchen und Frauen in ihrem Mittelpunkt – überwacht wird.

13. – 16. Juli

Finanzierungskonferenz (Financing for Development - FfD) Addis Abeba, Äthiopien

Staats- und Regierungschef werden sich treffen, um Pläne für die Finanzierung der SDGs zu erarbeiten. ONE dringt darauf, dass die Verpflichtungen die fol-

genden Bereiche beinhalten 78: •� Finanzierung: Die Geber sollten vereinbaren,

dass 50 Prozent der ODA an LDCs gehen (in denen Frauen und Mädchen am stärksten benachteiligt sind) und weitere langfristige Ver-pflichtungen zur Quantität und Qualität von ODA eingehalten werden. Die Partnerländer sollten sich verpflichten, Maßnahmen zur Mobilisierung von Eigenmitteln für die Entwicklung sowie zu verantwortungsbewussten Investitionen des privaten Sektors aufzulegen. Alle sollten sich auf geschlechtersensible Maßnahmen zur Bekämp-fung der Korruption und zur Eindämmung der ille-galen Kapitalflucht verständigen.

•� Finanzplanung und Handel: Alle Regierungen soll-ten sicherstellen, dass die Prozesse der Planung, Budgetierung, Umsetzung sowie Überwachung und Auswertung sämtlicher Ausgaben der öffent-lichen Hand gendergerecht79 sind. Dasselbe gilt für die Handelspolitik.

•� Schließen der Datenlücke: Alle Regierungen soll-

ten sich auf einen „Last Mile Fund“ einigen – ein Finanzierungsinstrument, das Kapazitäten für Sta-tistikämter mit Schwerpunkt auf die am schwers-ten zu erreichenden Bevölkerungsteile aufbaut. Das soll gewährleisten, dass jeder erfasst wird – insbe-sondere Frauen und Mädchen. Neben Innovationen bei der Erhebung und Nutzung von Daten können diese Daten als Basis für die Planung, die Überwa-chung der Mittelverteilung und die Nachverfolgung des Fortschritts genutzt werden.

25. – 27. September

Beschluss der SDGs

New York City, USA

Die Entscheidungsträger sollten sich auf einen ehr-geizigen und realisierbaren SDG-Rahmen einigen, der hilft das Potenzial von Mädchen und Frauen durch klare Ziele für landwirtschaftliche Entwicklung, Ernährung, Gesundheit, Energie, Entwicklungsfinan-zierung und Rechenschaftspflicht. Die Ziele sollten außerdem Geschlechterungleichheit bekämpfen, indem sie Gewalt gegen Frauen, Kinderehen, Men-schenhandel und die Ausbeutung von Mädchen und Frauen beenden. Frauen zu stärken kann dazu bei-tragen die extreme Armut für alle zu beenden. • Fokussiert: Übergeordnete und Teilziele sowie

Indikatoren, die klar, universell und umsetzbar sind – mit evidenzbasierten Zielsetzungen, die das Ermitteln des Fortschritts und eine wirksame Mit-telverteilung für die Schwächsten ermöglichen und allen Aspekten der Rechte und der wirtschaftlichen Stärkung von Frauen Rechnung tragen.

•Finanziert: Ausreichende Mittel für voll finanzierte

Ziele, bei denen die Ärmsten an erster Stelle ste-hen – mit Schwerpunkt auf Investitionen in politi-sche Maßnahmen, die Frauen und Mädchen aus der Armut holen.

•Nachverfolgt: Bürger, einschließlich der Frauen,

sollten in der Lage sein, sich an der Überwachung des Fortschritts zu beteiligen und sich davon zu überzeugen, dass die Versprechen eingehalten werden. Es werden belastbare statistische Zahlen benötigt, um die Armut und den Entwicklungsfort-schritt besser abbilden zu können – vor allem sollte die Geschlechterkluft bei den Daten geschlossen werden; und es sollte die starke Verpflichtung ge-ben, dass kein Ziel als erreicht gilt, wenn dabei Frauen und Mädchen zurückgelassen wurden.

ONE freut sich darauf mit seinen geschätzten Part-nern in der Entwicklungszusammenarbeit – beson-ders solchen, die sich schon lange mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit auseinandersetzen – zu-sammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass das Versprechen von 2015 für Mädchen, Frauen, Jungen und Männer auf der ganzen Welt eingehalten wird.

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1 UN World Health Organization (WHO) (2013), Global Health Observatory, www.who.int/gho/maternal_health/en/; außerdem WHO (2014), Trends in Maternal Mortality 1990 to 2013, http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/112682/2/9789241507226_eng.pdf?ua=1.

2 United Nations Population Fund (2014), State of World Population: The Power of 1.8 Billion, www.unfpa.org/sites/default/files/pub-pdf/EN-SWOP14-Report_FINAL-web.pdf.

3 UNESCO (2014), Education for All: Global Monitoring Report 2013/14, http://unesdoc.unesco.org/images/0022/002256/225660e.pdf.4 International Labour Organization (ILO) (2008), Global Wage Report 2008–09: Minimum Wages and Collective Bargaining, Towards Policy Coherence“. http://

www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---dgreports/---dcomm/documents/publication/wcms_100786.pdf 5 International Parliamentary Union (2015) http://www.ipu.org/wmn-e/world.htm 6 United Nations Development Programme (UNDP) (2012), Seeing Beyond the State: Grassroots Women’s Perspectives on Corruption and Anti-Corruption, www.

undp.org/content/dam/undp/library/Democratic%20Governance/Anti-corruption/Grassroots%20women%20and%20anti-corruption.pdf.7 World Bank (2013), The State of the Poor, http://siteresources.worldbank.org/EXTPREMNET/Resources/EP125.pdf. 8 https://sustainabledevelopment.un.org/focussdgs.html 9 http://www.un.org/millenniumgoals/ 10 Die UNO ermittelt den LDC-Status gestützt auf drei Kriterien: Pro-Kopf-Einkommen, Human Assets (Indikatoren bezogen auf Ernährung, Bildung usw.) sowie

ökonomische Anfälligkeit; http://unctad.org/en/Pages/ALDC/Least%20Developed%20Countries/UN-recognition-of-LDCs.aspx. 11 Die Weltbank definiert „prekäre Beschäftigung“ in ihren World Development Indicators als „unbezahlt mithelfende Familienangehörige und selbstständige

Erwerbstätige als Prozentsatz der Gesamtbeschäftigung“.12 UN Food and Agriculture Organization (FAO) (2011), The State of Food and Agriculture. Women in Agriculture: Closing the Gender Gap for Development, www.

fao.org/docrep/013/i2050e/i2050e.pdf, unter der Verwendung der Bevölkerungszahlen, der Zahl der chronisch Hungernden und anderer Variablen aus dem Jahr 2010.

13 ILO (2012), Global Employment Trends for Women, www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---dgreports/---dcomm/documents/publication/wcms_195447.pdf.

14 Stenberg et al. (2013), Advancing social and economic development by investing in women’s and children’s health: a new Global Investment Framework, http://www.thelancet.com/pdfs/journals/lancet/PIIS0140-6736(13)62231-X.pdf.

15 UNESCO (2014), Education for All: Global Monitoring Report 2013/14, op. cit.16 ONE (2013), Levelling the Field: Improving Opportunities for Women Farmers in Africa, http://one.org.s3.amazonaws.com/pdfs/ONE_Levelling_The_Field_

Report_EN.pdf.17 FAO (2011), The State of Food and Agriculture. Women in Agriculture: Closing the Gender Gap for Development, op. cit.18 Ebenda.19 ONE (2013), Levelling the Field: Improving Opportunities for Women Farmers in Africa, op. cit.20 FAO (2011), The State of Food and Agriculture, op. cit., unter der Verwendung der Bevölkerungszahlen, der Zahl der chronisch Hungernden und anderer Variablen

aus dem Jahr 2010.21 Andere Sektoren sind beispielsweise Bergbau und Wasser-/Energieversorgung. Ligon, E./Sadoulet, E. (2007), Estimating the effects of aggregate agricultural

growth on the distribution of expenditures, Hintergrundpapier für den World Development Report 2008, World Bank, Washington, http://siteresources.worldbank.org/INTWDRS/Resources/477365-1327599046334/8394679-1327614067045/WDROver2008-ENG.pdf; Christiaensen, L./Demery L./Kuhl, J. (2010), The (evolving) role of agriculture in poverty reduction – an empirical perspective. Working Paper No. 2010/36, Helsinki, www.oecd.org/agriculture/agricultural-policies/46412732.pdf.

22 Smith, L. C./Haddad, L. (2000), Explaining child malnutrition in developing countries: A cross-country analysis. Research Report 111, Washington DC.23 Bread for the World (2015), Hunger Report. Ergänzendes Material im Internet: http://hungerreport.org/2015/empowerment-to-improve-nutrition/. 24 In einem gemeinsamen Papier mit der Weltbank: „Levelling the Field: Improving Opportunities for Women Farmers in Africa“ sprach ONE 2014 dieselben

Empfehlungen aus. op. cit. 25 2012 einigte man sich im Rahmen der UN World Health Assembly auf sechs Ziele, die alle Aspekte der Ernährung abdecken: Entwicklungsverzögerungen (zu

klein für das Alter), Auszehrung (zu leicht für die Körpergröße), Anämie, Stillen, zu geringes Geburtsgewicht und Übergewicht. Weitere Informationen zu den weitreichenden und lebenslangen nachteiligen Auswirkungen dieser Aspekte auf die Gesundheit, insbesondere bei Auftreten in den ersten zwei Lebensjahren, finden Sie in: WHO, Global Targets 2025, www.who.int/nutrition/global-target-2025/en/ und WHO, 1,000 Days, www.thousanddays.org.

26 UNAIDS (2014), The Gap Report, www.unaids.org/sites/default/files/en/media/unaids/contentassets/documents/unaidspublication/2014/UNAIDS_Gap_report_en.pdf.

27 WHO (2010), Every Woman, Every Child: Access for All to Skilled, Motivated, and Supported Health Workers, www.who.int/pmnch/activities/jointactionplan/20101007_4_skilledworkers.pdf.

28 Guttmacher Institute (2014), Adding It Up: The Costs and Benefits of Investing in Sexual and Reproductive Health in 2014, www.guttmacher.org/pubs/AddingItUp2014-summary.html.

29 WHO (2012), Addressing the Challenge of Women’s Health in Africa. Report of the Commission on Women’s Health in the African Region, http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/94309/1/AFR_RC63_8.pdf?ua=1.

30 WHO, www.who.int/hiv/data/arvpmtct2014.png?ua=1.31 UNAIDS, Pressemitteilung, 18. November 2014, www.unaids.org/en/resources/presscentre/pressreleaseandstatementarchive/2014/

november/20141118_PR_WAD2014report.32 Guttmacher Institute (2014), Adding It Up, op. cit. 33 Siehe dazu die von der WHO gesammelten Studien in: WHO (2006), Fuel for Life: Household Energy and Health, http://www.who.int/indoorair/publications/

fuelforlife.pdf.34 GAVI Alliance (2012), National Ownership of Innovative Supply Chain Technologies. Partners Forum 2012, www.gavi.org/Library/PF2012-Sessions/11-

%E2%80%93-National-ownership-of-innovative-supply-chain-technologies/. 35 International Energy Agency (IEA) (2014), World Energy Outlook: Energy access database, www.worldenergyoutlook.org/resources/energydevelopment/

energyaccessdatabase/. 36 IEA (2014), African Energy Outlook, www.iea.org/publications/freepublications/publication/africa-energy-outlook.html.

Endnoten

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37 Practical Action (2014), Poor People’s Energy Outlook (PPEO), http://practicalaction.org/ppeo2014. 38 O’Dell, K./Peters, S./Wharton, K. (2014), Women, energy, and, economic empowerment: Applying a gender lens to amplify the impact of energy access, Deloitte

University Press, S. 8. 39 UNESCO (2014), Education for All Global Monitoring Report 2013/14, op. cit.40 UNESCO (2013), Girls’ education – the facts. http://www.unesco.org/new/fileadmin/MULTIMEDIA/HQ/ED/GMR/images/2011/girls-factsheet-en.pdf 41 United Nations Women Watch (2012), Facts & Figures: Rural Women and the Millennium Development Goals, www.un.org/womenwatch/feature/ruralwomen/

facts-figures.html 42 World Bank (2012), World Development Report: Gender Equality and Development, http://siteresources.worldbank.org/INTWDR2012/

Resources/7778105-1299699968583/7786210-1315936222006/Complete-Report.pdf. 43 UNESCO (2014), Education for All Global Monitoring Repor2013-14t , op. cit.44 Ebenda.45 Ebenda.46 Ebenda.47 Ebenda.48 UNESCO (2012), Education for All Global Monitoring Report. 49 UNESCO (2014), Education for All Global Monitoring Report 2013/14, http://unesdoc.unesco.org/images/0022/002256/225660e.pdf, op. cit. 50 Ebenda.51 World Bank (2012), World Development Report 2012: Gender Equality and Development, op. cit.52 UN Statistics Division/UN Women (2014), MDGs Gender Chart, www.unwomen.org/~/media/headquarters/attachments/sections/library/

publications/2014/gender%20gap%202014%20for%20web%20pdf.ashx. 53 UN Women (2014), Women & Poverty, http://beijing20.unwomen.org/en/infographic/poverty.54 ILO (2010), Closing the Gender Gap for Women, www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---dgreports/---dcomm/documents/publication/wcms_195447.pdf. 55 World Bank (2013), Women, Business and the Law 2014, http://wbl.worldbank.org/~/media/FPDKM/WBL/Documents/Reports/2014/Women-Business-

and-the-Law-2014-FullReport.pdf. 56 Booz and Company (2012), Empowering the Third Billion: Women and the World of Work in 2012, www.strategyand.pwc.com/media/uploads/Strategyand_

Empowering-the-Third-Billion_Full-Report.pdf. 57 Aker, J./Boumnijel, R./McClelland, A./Tierne, N. (2013), How Do Electronic Transfers Compare? Evidence from a Mobile Money Cash Transfer Experiment in Niger,

Tufts University Working Paper, Massachusetts, http://sites.tufts.edu/jennyaker/files/2010/02/Zap-it-to-Me_12sept2013_No-Appendices.pdf. 58 Kabeer, N. (2012), Women’s economic empowerment and inclusive growth: labour markets and enterprise development, www.idrc.ca/EN/Documents/NK-WEE-

Concept-Paper.pdf.59 Booz and Company (2012), Empowering the Third Billion: Women and the World of Work in 2012, op. cit.60 Ebenda.61 Rubalcava, L., et al. (2008), Investments, time preferences and public transfers paid to women, in: Economic Development and Cultural Change, Bd. 57, Nr. 3., S.

507–538, https://scholars.duke.edu/display/pub802127. 62 Thomas, D. (1990), Intra-Household Resource Allocation: An Inferential Approach, in: The Journal

of Human Resources, Bd. 25, Nr. 4, University of Wisconsin Press, S. 635–664, www.jstor.org/discover/10.2307/145670?sid=21105335306351&uid=388621141&uid=2&uid=388621131&uid=3&uid=70&uid=3738032&uid=60&uid=2134.

63 GSMA/Cherie Blair Foundation for Women/Women and Mobile and Vital Wave, Inc. (2010), Women and Mobile: A Global Opportunity, www.gsma.com/mobilefordevelopment/wp-content/uploads/2013/01/GSMA_Women_and_Mobile-A_Global_Opportunity.pdf.

64 Intel (2013), Women and the Web, www.intel.com/content/dam/www/public/us/en/documents/pdf/women-and-the-web.pdf.65 GSMA et. al. (2010), Women and Mobile: A Global Opportunity, op. cit. 66 World Bank (2009), Economic Impacts of Broadband in Information and Communications for Development: Extending Reach and Increasing Impact.67 Intel (2013), Women and the Web, op. cit.68 GSMA (2015), The Connected Women Opportunity, www.gsma.com/connectedwomen/the-connected-women-opportunity/.69 World Bank (2009), Poor People Using Mobile Financial Services: Observations on Customer Usage and Impact from M-PESA, https://openknowledge.

worldbank.org/bitstream/handle/10986/9492/503060BRI0Box31MPESA1Brief01PUBLIC1.pdf?sequence=1.70 Manfre, C./Nordehn, C. (2013), Exploring the promise of information and communication technologies for women farmers in Kenya. http://agrilinks.org/sites/

default/files/resource/files/MEAS%20CS%20Kenya%20-%20Women%20and%20ICT%20-%20Manfre%20et%20al%20-%20August%202013.pdf. 71 Empfohlen von: G20 (2014), The Opportunities of Digitizing Payments, https://docs.gatesfoundation.org/documents/G20%20Report_Final.pdf. 72 Die empfohlenen Indikatoren finden Sie unter: http://genderstats.org/. Zu ihnen zählen die geschlechterspezifische Analphabetenrate unter Jugendlichen, die

Müttersterblichkeitsrate, die FGM-Prävalenz (Female Genital Mutilation = Verstümmelung der weiblichen Genitalien), der geschlechterspezifische Anteil an der erwachsenen Bevölkerung mit Grundbesitz und der Anteil an weiblichen Richtern.

73 Bread for the World (2015), Hunger-Bericht. Ergänzendes Material im Internet: http://hungerreport.org/missingdata/. 74 Clinton Foundation, No Ceilings: The Full Participation Project, www.clintonfoundation.org/our-work/no-ceilings-full-participation-project.

75 Data2X (2014), http://data2x.org/.76 Sustainable Development Solutions Network, Towards a Data Revolution, http://unsdsn.org/. Siehe auch: http://unsdsn.org/resources/publications/

indicators/.

77 Nutrition for Growth, http://nutrition4growth.org/.78 Siehe ONE (2015), Financing for Development 2015. ONE’s Policy Recommendations for Addis Ababa, http://one.org.s3.amazonaws.com/pdfs/FFD-Policy-

Pitch.pdf.79 Siehe dazu beispielsweise: ILO (2009), Training Module: Financing Gender Equality Priorities, www.focusintl.com/GD124g-%20Gender%20Campus%20

Module%203%20-%20Financing%20Gender%20Equality%20Priorities.pdf.

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