Was brauchen Jungen im Exil? Traumaberatung für … WichMgste Themen: Sexuelle Gewalt,...
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Zur Zitation: Volker Mörchen: Was brauchen Jungen im Exil? – Traumaberatung für geflüchtete Jugendliche mit Gewalterfahrungen, in: Kerner, Hans-Jürgen u. Marks, Erich (Hrsg.), Internetdokumentation des Deutschen Präventionstages. Hannover 2017, www.praeventionstag.de/dokumentation.cms/3720
Was brauchen Jungen im Exil? – Traumaberatung für
geflüchtete Jugendliche mit Gewalterfahrungen
von
Volker Mörchen
Dokument aus der Internetdokumentation des Deutschen Präventionstages www.praeventionstag.de
Herausgegeben von Hans-Jürgen Kerner und Erich Marks im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS)
WasbrauchenJungen*imExil?TraumaberatungfürgeflüchteteJungen*mit
Gewalterfahrungen
22.DeutscherPräven<onstagHannover20.Juni2017
Beratungsstelleseit2007
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Bei großen und kleinen Problemen.
Beratungsstelle für Jungen und Jugendliche die körperliche, seelische oder sexualisierte Gewalt erleben.
Onlineberatung: www.jungenberatung-bremen.de
Telefon: 04 21 / 59 86 51 [email protected]
BeratungundGruppenangebotefürJungen*,JugendlicheundjungeMänner*von7bis27Jahren,diesexualisierte,körperlicheoderseelischeGewalterlebthaben.BeratungauchfürAngehörigeundFachkräIe(Kita,Schule,Jugendamt,ambulanteundstaMonäreJugendhilfe)WichMgsteThemen:SexuelleGewalt,Mobbing/Ausgrenzung/Erpressung,GewaltimFamilienkontext(u.a.GewaltunterEltern,körperlicheMisshandlung),GewaltimöffentlichenRaum
6Mitarbeiterauf3,6Personalstellen70-75%FörderungüberöffentlicheZuwendung25-30%Dri_mi_el,Spenden,Bußgelder
1. AusgangssituaMon
2. Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindern
3. GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*
4. ErfahrungenausderPraxis:HilfenfürgeflüchteteJungen*undjungeMänner*imJungenBüro
1. AusgangssituaMon
2. Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindern
3. GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*
4. ErfahrungenausderPraxis:HilfenfürgeflüchteteJungen*undjungeMänner*imJungenBüro
MehrereTausendbegleiteteundunbegleiteteminderjährigeFlüchtlingesindindenletztenJahrennachBremengekommen.
MehrereTausendbegleiteteundunbegleiteteminderjährigeFlüchtlingesindindenletztenJahrennachBremengekommen.
GeflüchteteJungen*undjungeMänner*,dieProblememachen
MehrereTausendbegleiteteundunbegleiteteminderjährigeFlüchtlingesindindenletztenJahrennachBremengekommen.
GeflüchteteJungen*undjungeMänner*,dieProblememachen
NachSilvesternacht2015/2016(„Köln“)
GeflüchteteJungen*undjungeMänner*,dieProblememachen
MehrereTausendbegleiteteundunbegleiteteminderjährigeFlüchtlingesindindenletztenJahrennachBremengekommen.
ImgesellschaIlichenBlickaufmännlicheJugendlichesteheninBezugaufGewaltTatenundTäterimMi_elpunkt.MännlicheOpferbleibentendenziellunsichtbar.
1. AusgangssituaMon
2. Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindern
3. GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*
4. ErfahrungenausderPraxis:HilfenfürgeflüchteteJungen*undjungeMänner*imJungenBüro
Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindernJungen*undjungeMänner*mitOpfererfahrungenwerdeninihremHilfebedarfnichtwahrgenommen,wenn...-sieschweigenbzw.Hilfeablehnen(individuelleEbene)-siekeinGehörfinden(Beziehungsebene)-beiInsMtuMonenkeinWissenvorhandenist(insMtuMonelleEbene).
Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindernIndividuelleEbene• Scham• Hilflosigkeit• Ohnmacht• DasGefühl,(teilweise)selbstverantwortlichzusein• AngstvorTäter/Täterin/denTätern• StarkeBindungzuTäter/Täterin
Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindernIndividuelleEbeneBagatellisierung:„Warnichtsoschlimm.Daskannichwegstecken!“Aushaltenoder„doppelteBeschämung?“„HilfesuchenistKapitulaMon!“
Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindernBeziehungsebene/persönlichesUmfeldFamilie• Unverständnis,Unglauben• AbwehrundBagatellisierung• SchuldumkehrPeers• AbwehrvonOhnmachtsgefühlen• UnwillkommeneErinnerunganeigeneVerletzungsoffenheit
Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindernIns<tu<onelleEbene• FürJungen*kaumkalkulierbareKonsequenzen• Wahrnehmungslücken,Bagatellisierungstendenzenund
InformaMonsdefizitebeiderEinrichtung• BeiGewaltinderInsMtuMon:EigeninteressenpotenMellinKonflikt
mitOpferinteressen
Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindernIns<tu<onelleEbene• FürJungen*kaumkalkulierbareKonsequenzen• Wahrnehmungslücken,Bagatellisierungstendenzenund
InformaMonsdefizitebeiderEinrichtung• BeiGewaltinderInsMtuMon:EigeninteressenpotenMellinKonflikt
mitOpferinteressenMännlicheOpfersindinIns<tu<oneninderRegelunsichtbar,solangesiekeineProblememachen!
Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindern„S<llschweigendeKomplizenscha[“(Mosser2009)zwischenJungen*,sozialemUmfeldundInsMtuMonenalsAusdruckeiner„kulturellenVerleugnungmännlicherVerletzungsoffenheit“(Lenz2002)
Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindernDiegrößtenChancen,UnterstützungbeiihrenProblemenzubekommen,habenmännlicheGewaltopferdann,wennsieauffälligesVerhaltenzeigen(„Problememachen“).
Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindernDiegrößtenChancen,UnterstützungbeiihrenProblemenzubekommen,habenmännlicheGewaltopferdann,wennsieauffälligesVerhaltenzeigen(„Problememachen“).DerfunkMonalsteUmgangmiteinerGewalterfahrungwärefürJungen*daher,aufirgendeineArtmitnachaußenbzw.gegenanderegerichtetenVerhaltensweisenaufsichaufmerksamzumachen.
1. AusgangssituaMon
2. Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindern
3. GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*
4. ErfahrungenausderPraxis:HilfenfürgeflüchteteJungen*undjungeMänner*imJungenBüro
GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*• potenMelltraumaMscheEreignisseimHeimatlandoderwährend
derFlucht,vorallem:KriegundVerfolgung.• Familiäre/häuslicheGewalt• Misshandlung/FolterinInsMtuMonen(HerkunIslandund
Fluchtweg)• SexuelleGewalt(HerkunIsland,Fluchtweg,Europa)• Ausgrenzung,Mobbing,RassisMscheGewalt(HerkunIsland,
Fluchtweg,Europa),Straßenkriminalität• ...
GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*• potenMelltraumaMscheEreignisseimHeimatlandoderwährend
derFlucht,vorallem:KriegundVerfolgung.• Familiäre/häuslicheGewalt• Misshandlung/FolterinInsMtuMonen(HerkunIslandund
Fluchtweg)• SexuelleGewalt(HerkunIsland,Fluchtweg,Europa)• Ausgrenzung,Mobbing,RassisMscheGewalt(HerkunIsland,
Fluchtweg,Europa),Straßenkriminalität• ...
MehrfachbetroffenheiteherdieRegelalsdieAusnahme!
GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*• poten<elltraumaMscheEreignisseimHeimatlandoderwährend
derFlucht,vorallem:KriegundVerfolgung.• Familiäre/häuslicheGewalt• Misshandlung/FolterinInsMtuMonen(HerkunIslandund
Fluchtweg)• SexuelleGewalt(HerkunIsland,Fluchtweg,Europa)• Ausgrenzung,Mobbing,RassisMscheGewalt(HerkunIsland,
Fluchtweg,Europa),Straßenkriminalität• ...MehrfachbetroffenheiteherdieRegelalsdieAusnahme!
GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*SexualisierteGewalt• ImHerkunIsland• AufdemFluchtweg• InDeutschland(innerhalbundaußerhalbvonUnterkünIen)
„Flüchtlingskindersindbesondersgefährdet,OpfersexuellerÜbergriffezuwerden.ZuihremSchutzbrauchenwirMindeststandardsgegensexuelleGewaltinallenFlüchtlingsunterkünIen!“
(DerUnabhängigeBeauIragtefürFragendessexuellenKindesmissbrauchs,Johannes-WilhelmRörigam19.08.2015).
GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*SexuelleÜbergriffeinFlüchtlingsunterkün[eninBremenundBremerhaven.AntwortaufeineKleineAnfragederFDPvon3.Mai2016
InBremenhabensichseitJanuar2014vonallengemeldetenFälleninsgesamt14FälleimZugederErmi_lungeninsoweitkonkreMsiert,dasssieandieStaatsanwaltschaIweitergegebenwurden.In8von14FällenwarenJungen*undMänner*betroffen.(InBremerhavengingen3FällezuStA,alle3FällebetrafenJungen*undMänner*).BremischeBürgerschaI,Drucksache19/417,Landtag,19.Wahlperiode,03.05.2016,AntwortdesSenatsaufdiekleineAnfragederFrakMonderFDP.SexuelleÜbergriffeinFlüchtlingsunterkünIeninBremenundBremerhaven.
GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*SexualisierteGewaltSexuelleGewalthatbeiJungen*undMännern*einenausschließendenCharakter(„keinrichMgerJunge/Mann“,sondernein„Opfer“,Schlingmann2011).DieBetroffenengeltenalsdie„merkwürdigeAusnahme“vonderals„normal“angesehenenKonstellaMon:weiblichesOpfer-männlicherTäter(Mosser2009).
GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*SexualisierteGewaltDasSprechenübersexualisierteGewaltistauchbeiundunterGeflüchtetenweitgehendtabuisiert.DoppelteFremdheitserfahrungaufSeitenderHelfenden:„andereKultur“undbeisexuellerGewalt„aufderfalschenPosiMon“spielend.GleichzeiMgwirddenBetroffenenalsmännlichenMigrantengrundsätzlichTäterverhaltenunterstellt.
GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*AusschlimmenErfahrungenfolgtnichtautomaMscheinedauerhaIeBelastung!ZentraleFaktorensind:
• Resilienz(WiderstandskraI)
• ReakMonaufGewalt
• Lebensumständedanach
GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*• SequenMelleTraumaMsierung(Keilson1979)
• KumulaMveBelastungen(Khan1963)
• MinderjährigemitFluchterfahrungsind„HochrisikopopulaMon“fürpsychischeErkrankungen(Fegertetal.2015).
• StressimZiellandbeeinflusstdiepsychischeGesundheiterheblich.
• GroßeBedeutunghabenArtderAufnahmeundErfahrungenimZiellandfürSicherheitsgefühl,VersorgungundHeilung.
KriterienfüreinbelastendesundfüreinförderlichesUmfeldTrauma<sierendesUmfeld• Unberechenbarkeit• Einsamkeit• Nichtgesehen/gehörtwerden• Geringschätzung• Bedürfnissemissachtend• Ausgeliefertsein–anderebesMmmenabsolutübermichLeiderzeugend
Beidesaus:BAGEvang.Jugendsozialarbeit,ThemenheIOktober2015,S.4.UrsKaiser,ChristlichesJugenddorfwerkDeutschland
KriterienfüreinbelastendesundfüreinförderlichesUmfeldTraumapädagogischesMilieu• Transparenz/Berechenbarkeit• Beziehungsangebote• Beachtetwerden/WichMgsein• Wertschätzung(Besonderheit)• BedürfnisorienMerung• MitbesMmmenkönnen–ParMzipaMon• SelbstwirksamkeitFreudevermieelnd
1. AusgangssituaMon
2. Barrieren,diedieWahrnehmungderOpfererfahrungenvonJungen*verhindern
3. GewalterfahrungenvongeflüchtetenJungen*
4. ErfahrungenausderPraxis:HilfenfürgeflüchteteJungen*undjungeMänner*imJungenBüro
4
13
12
5
4
11
11 1 1 1
Unbekannt
Afghanistan
Syrien
Guinea
Somalia
Albanien
Algerien
Indien/Kaschmir
Tschetschenien
Iran
Libanon
Pakistan
2.Halbjahr2016:45„Fälle“ 38UMF,6BF,1ERW
HilfenfürgeflüchteteJungen*undjungeMänner*imJungenBüro
GeflüchteteJungen*sindinvielerleiHinsicht„ganznormaleJungs“mitvielfälMgenInteressenundBedarfen.DenEinzelfallindenBlicknehmenbedeutet,sichvoneigenenBildernundVorstellungenmöglichstfreizumachen.UnbegleiteteminderjährigeFlüchtlingesindkeinesozialeGruppe,sondernJugendlichemitsehrunterschiedlichenHintergründenundBedarfen!
HilfenfürgeflüchteteJungen*undjungeMänner*imJungenBüro
Jungen*mitGewalterfahrungen,diemitFamiliehiersind,habeneinennochschlechterenZuganginsHilfesystem.Jungen*mitGewalterfahrungenbrauchenErwachseneanihrerSeite,dieihnendieTürinsHilfesystemzeigen!
HilfenfürgeflüchteteJungen*undjungeMänner*imJungenBüroHäufigeBeschwerden:• SchlafstörungenundAlpträume• SelbstverletzendesVerhalten• Suizidgedanken• Angst,sozialeIsolaMon• Trauer,Schuld,Scham...• SchlimmeBilderoderFilmeimKopf(Flashbacks)• KonzentraMonsschwierigkeiten• AggressiveImpulsdurchbrüche
HilfenfürgeflüchteteJungen*undjungeMänner*imJungenBüroParadox:DieEingriffsschwellebeiaggressivenÄußerungenundWutausbrüchenistdeutlichniedrigeralsinanderen(Jugendhilfe-)einrichtungen.
HilfenfürgeflüchteteJungen*undjungeMänner*imJungenBüroKlientenwünschensichu.a.:• Erklärungen(PsychoedukaMon)• Symptomverbesserungen• Anerkennungdererli_enenGewalt• Verständnis• Beziehung/Sicherheit
HilfenfürgeflüchteteJungen*undjungeMänner*imJungenBüroSpezifischeÜbertragungsgefühleausderArbeitmitunbegleitetenmännlichenJugendlichen• Einsamkeit• absoluteVerlorenheit• Hilflosigkeit• Hoffnungslosigkeit• Schrecken(Brutalität,Folter)
HilfenfürgeflüchteteJungen*undjungeMänner*imJungenBüroZiel:StabilisierungderLebenssituaMonundBelastungssymptomehandhabbarmachen-aufBasisderindividuellenRessourcen.BesonderswichMgfürJugendlichemitBelastungdurchTraumafolgen:• TransparenzüberallesiebetreffendenVorgänge• Möglichkeit,eigeneEntscheidungenzutreffen.