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Üblicherweise wird im vorliegenden Mediumüber zeitgenössische Architektur berichtet. Zeit-genössisch im Sinne der Nutzung aber auch derarchitektonischen Formensprache. Die BatterseaPowerstation – im südlichen London, unweit derThemse situiert – tut beiden Parametern nichtGenüge. Trotzdem, oder vielleicht gerade des-halb, ist ihre Geschichte, als auch ihre Zukunftabsolut berichtenswert, handelt es sich doch umein Bauwerk, dessen Architekt für drei britischeIkonen verantwortlich zeichnet. Zudem wird diegeplante Zukunft dieses gigantischen, stillgeleg-ten Energiewerkes den Bezirk Battersea infor-mell, ideell und kulturell maßgeblich verändern.

Von 1939 bis 1983 wurden 20 Prozent der fürLondon notwendigen Energie von der BatterseaPowerstation produziert. Architekt der massiven,von vier Schornsteinen dominierten Anlage istSir Gilles Gilbert Scott, ein Meister imVerschmelzen von gotischer Tradition und indus-trieller Funktionalität. Das Energiewerk wurde inzwei Phasen gebaut: Die heutige „Station A“ -mit Art–Deco–Ornamenten in luxuriösem Mar-mor ausgekleidet – produzierte ab 1939 105Megawatt und wurde nach dem Zweiten Welt-krieg um die „Station B“ erweitert, was zu einerProduktionsleistung von 509 Megawatt führte.1975 wurde die „Station A“ und 1983 schließ-lich auch die „Station B“ geschlossen, da dieStandards der Energie - Gewinnung nicht mehrzeitgemäß waren. Doch die Powerstation in Batter-sea wurde über die Jahrzehnte zu einem urba-nen Statussymbol der Bewohner Londons. Ent-lang der Themse sind ihre vier weißen Schorn-steine wie mahnende Relikte des Industriezeital-ters weit sichtbar. Die Battersea Powerstation istaber nicht nur in der urbanen Topografie in Süd-london ständig wahrnehmbar. Sie hat auch einenwesentlichen Platz im Pop-kulturellen Kontext,zierte sie doch 1977 das Cover des Pink FloydAlbums „Animals“.Architekt Sir Scott schien ein begnadeter Archi-tekt im Schaffen kultureller Landmarks Londonszu sein, denn auch das Energiewerk an der

Bankside, das seit dem Umbau durch Herzog deMeuron als Tate Modern bekannt und beliebt ist,ist auf ihn zurückzuführen. Und bis vor demBeginn des gnadenlosen Mobiltelefon-Zeitaltersbenützten unzählige Menschen Londons heraus-ragendes Identifikationssymbol, ebenfalls vonArchitekt Scott entwickelt: Die schmucken, rotenbritischen Telefonzellen. Im Augenblick wird inverschiedenen britischen Medien öfter von demgeplanten Entfernen der Telefonzellen berichtet.Die Battersea Powerstation wird ebenfalls ver-schwinden. In naher Zukunft wird nur sehr wenigvon ihrer Patina und ihrem Reiz übrig sein. Mitfeiner Hand agierten die Schweizer Herzog & deMeuron bei der „Battersea Schwester“ an derBankside aka Tate Modern und machten durcharchitektonische Gesten, die mehr einem Sezie-ren als einer Umplanung gleichen, aus einemindustriellen Ziegel-Monument beeindruckendeArchitektur, die dem Besucher beim Betretenkurz den Atem stocken lässt. Eine gänzlichandere Zukunft erwartet die Battersea Power-station: In den Hallen, in denen einst pro Woche10.000 Tonnen Kohle verbrannt wurden, sollenein Entertainment Center und hübsche Restau-rants – ganz nach dem Geschmack der gegen-wärtigen, schicken Stahl-Glas-Architektur -Platz nehmen. Die Schlote, aus denen einst dun-kelgrauer Rauch drang und die Garanten füreinen Großteil der Londoner Energie Versorgungwaren, sollen in Zukunft – von Glaskuppelngekrönt – Teile der gastronomischen Aktivitätenstattfinden. Es ist aus Sicht von Investoren ver-ständlich, dass ein Areal, das mit 14,5 Hektarals das größte, innerstädtische Brachland Euro-pas gilt, nicht ohne Weiteres dem Verfall über-lassen werden kann. Es stellt sich nur die Frage,ob die vorliegende Planung der Powerstation aufdie aktuelle, britische Architekturproblematikreagiert, oder ob sie die Kerbe der Fehlplanun-gen und sozialen Spannungsfelder aber auchMiss-Stände vergrößert. Neben dem Entertain-ment- und Shopping-Center, zwei Fünf-Stern-Hotelanlagen und Bürogebäuden sind Apart-mentanlagen geplant, die entlang des Areals,

das die Powerstation umgibt, Platz nehmen sollenund möglicherweise auch werden. Es ist eigent-lich nichts gegen ein neues Wohnareal am süd-lichen Ufer der Themse einzuwenden. Allerdingsist zu fürchten, dass die Preislage der geplantenWohnungen nicht auf die bestehende Woh-nungsnot antwortet. Battersea wird – wie alleBezirke im zentralen London – von einer Diver-sität in Bezug gesellschaftlicher Positioniertheitder Bewohner aber auch deren Liquidität domi-niert. Viktorianische Reihenhäuser mit gepfleg-ten Vorgärten sind benachbart mit sozialemWohnbau in 10 – 20-geschoßiger Hochhaus-Form, was aus planerischer Sicht zu einer absoluttrügerischen Geschoß-Flächen-Zahl führt. Vonden Investoren der zukünftigen Battersea-Powerstation-Umnutzung kann nicht erwartetwerden, dass sie das gegenwärtige Wohnungs-dilemma Londons lösen. Es ist allerdings zufürchten, dass mit neuen Immobilien-Investitio-nen wie der vorliegenden die Kluft zwischenwohlhabenden Städtern und weniger Begünstig-ten immer größer wird und somit die Auslage-rung der Wohnstätten in die Vororte noch mehrzunimmt, als es im Augenblick der Fall ist.Eine Umfrage des Londoner Magazins „Time Out“(der „Kultur-Veranstaltungsbibel“ Londons) imOktober 2006 bezüglich des zukünftigen Raum-programms der ehrwürdigen Energie-Zentraleergab, dass ein Großteil der Befragten eine Nut-zung im Kunst- und Kultur-Bereich befürwortenund den Baukörper von Architektenhand weitge-hend unangetastet sehen möchten. Die „Serpen-tine-Gallery“ ist diesem Wunsch schon zuvorge-kommen und öffnete die Pforten des Areals erst-malig in der Geschichte des Sichtziegelmonu-ments, um der Öffentlichkeit chinesische Kunstnäher zu bringen. Von 8. Oktober bis zum 5.November 2006 wurde in der Battersea Power-station zeitgenössische Kunst und Architekturgezeigt – unter anderem war auch der von ToyoIto in Kooperation mit Arup entwickelte Serpentine-Gallerie-Pavillion von 2002 auf dem Areal derPowerstation zu sehen. Dass gerade chinesischeKunst in den alten, teils verfallenen Hallen der

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Was haben Pink Floyd, Battersea und China gemeinsam?DIE GRANDE DAME DER LONDONER ENERGIE

TEXT: SANDRA KNÖBL

BILDER: PARKVIEW INTERNATIONAL LONDON PLC, WOLFGANG WALLINGER, CAROLINE KOO

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Energiezentrale Platz nimmt, ist keinesfalls zufällig,hat doch ein aus China stammender Investor dasAreal samt Bauwerk gekauft, um mit Hilferenommierter Architekturbüros den BezirkBattersea durch den vorliegenden Masterplanaufzuwerten. Doch wie so oft in der Welt derArchitektur- und Immobilienwelt brodelt die Lon-doner Architektur-Gerüchte-Küche. Falls manden Rumoren Glauben schenken darf, dann wirdes wohl noch eine Weile dauern, bis die Power-station neuem, urbanen Leben Platz macht, daein irischer Bauherr Verhandlungen führt, um dasAreal zu kaufen. Und diese Wende in derGeschichte der Powerstation würde auch eineWende in der Planung und möglicherweise auchin der Nutzung mit sich führen. •a

Cover des Pink Floyd Albums „Animals“

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Luftbild von Norden

Turbinen Halle Blick auf die Turbinen Halle

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Battersea Power Station, 188 Kirtling Street, Battersea, London SW8 5BPBauherr: Parkview International London Plc*

Konsulenten: Architektur: Sir Philip Dowson

Statik: Sir Frank Lampl & Sir Jack Zunz

Masterplan: Arup AGU

Oberleitung Architektur: Reid Architecture

Entwurf Power Station: Grimshaw mit HMKM und UDS

Powerstation Instandhaltung: Purcell Miller Tritton

Urban Resort Hotel: Arup Associates mit Reardon Smith Architects

Konferenz-Hotel: Arup AGU mit Reid Architecture

Parkhaus: Arup AGU

Produkt Ausstellungsräume

und Büros: Arup AGU

Wohnanlage: Benson & Forsyth

Battersea Park Bahnhof: Grimshaw

Auditorium: Scéno Plus

Landschaftsplanung: Gustafson Porter/West 8

* Die Parkview Group ist ein Familienunternehmen mit Hauptsitz in Hong Kong.

Die letzte Investition der Parkview Group beinhaltete das „Flagship-Parkview-

Wohnanlagen Projekt“ in Hong Kong, das aus 980 Luxusapartments in

18 Wohntürmen besteht.

Luftbild von Süden

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Architektur im LichtTEXT: ASTRID MEYER

FOTOS: WWW.FOTOSTUDIO.AT (NUTZUNGSRECHT TARGETTI)

PORTRAIT: MARIANNE HIPPESROITHER (NUTZUNGSRECHT PODPOD DESIGN)

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Entwicklung von Lichtin der Architektur

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als mitErfindung der Elektrizität verlässliche Licht-quellen zu Verfügung standen, bedachten dieArchitekten die nächtliche Erscheinung ihrerGebäude. Zeitgleich mit der Architektur derModerne kam das Thema Licht in der Archi-tektur auf. Die Lichtreklame hatte als einbeliebtes Anwendungsgebiet Ende der 1920ereinen ersten Höhepunkt in Deutschland. UndKurt Weill ersann das Lied „Berlin in Licht“ fürden 1928 erstmals stattfindenden Lichtball.Schon damals erhoben sich erste kritischeStimmen ob der Lichtverschmutzung durchReklame. Das NS-Regime machte sich zu sei-ner Machtübernahme in Deutschland 1933den Begriff Lichtarchitektur zu eigen. Davonunbeeindruckt sah Bauhaus-Lehrer LaszloMoholy-Nagy eine große Zukunft für Licht inder Architektur vorher: „Es ist Zeit, dass sichjemand der dritten Dimension annimmt, undmit Hilfe von Material und Reflektionen Licht-strukturen im Raum schafft.“ In den USA gabes parallel Entwicklungen zur schrillen Licht-reklame in Form von Farblichtspielen an derSpitze von Hochhäusern. Auf dem 8. CIAM-Kongress 1951 wurden Möglichkeiten zurWiederbelebung der Stadtzentren mit Lichtdiskutiert. Das Thema Licht gewann anBedeutung bis zur Energiekrise 1973. Heutesind die ersten Ansätze der 20er und 30erweiterentwickelt. Licht macht Architekturnachts sichtbar, verleiht ihr ein eigenes Ant-litz. Die Einsatzgebiete reichen von Konturbe-leuchtung, Flutlicht zu Leuchtkörpern. Fassa-den sind Projektionsflächen und interaktiveMembranen. Medienoberflächen sind ebensogültig wie grobkörnige Strukturen beispiels-weise beim Kunsthaus Graz. Andreas Broeck-mann, Kurator der transmediale Berlin,begreift die Oberfläche aber auch als schau-endes Objekt: „Die Stadt hat Augen“

(Quelle Leuchtende Bauten – Architektur derNacht, Hrsg. M. Ackermann, D. Neumann,Hatje Cantz)

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Licht in der Architektur ist ein umfassendesThema. Architektur im Licht bedeutet die nächtli-che Inszenierung von Gebäuden. Die Erscheinungeines Bauwerks bei Nacht unterscheidet sich vonder bei Tag: Die Wahrnehmung ist reduziert aufdas vom Licht Erhellte. Beleuchtete Details tretenhervor, unbeleuchtete treten zurück oder ver-schwinden gar. Licht gibt einem Gebäude nachtseine eigene Identität, die mit der tags überein-stimmen muss, um als Gesamtes stimmig zu sein.

DIE WIENER STAATSOPER IN

NEUEM LICHT

Ein gelungenes Beispiel für die nächtliche Insze-nierung eines kulturell wie ideologisch wichtigenGebäudes wurde kürzlich erhellt: Am 2. Septem-ber präsentierte sich die Wiener Staatsoper erst-mals in neuem Licht. Das Gebäude war mit der 50Jahre alten Außenbeleuchtung ungleichmäßigausgeleuchtet, verschiedene Lichtfarben und einestarke Blendwirkung durch die Straßenbeleuch-tung verzerrten das Erscheinungsbild. Ein jungesWiener Designbüro nahm es sich zur Aufgabe, dieOper wieder ins rechte Licht zu rücken. Podpoddesign entwickelte ein Beleuchtungskonzept fürdie Oper mit dem Anspruch, die akustische Qua-lität nach außen sichtbar zu machen und über-zeugte damit. Simulationen der künftigenBeleuchtung vermittelten einen ersten Eindruck,Bemusterungen am Dach und an der Fassadefolgten. Aus den dabei aufgenommenen Fotossetzten die Designer wirklichkeitsnahe Beleuch-tungsszenarios für das gesamte Haus zusammen.

Die Grundbeleuchtung wurde an den vorderstenPunkten der Fassade wegen der Verkabelungknapp über dem Gesimse angebracht: DieLeuchten FEBO der Firma Targetti zeichnen dankihrer rotationssymmetrischen Fresneloptik diefeinen Strukturen der Fassade heraus. Sie lassendie unterschiedlichen Tiefen in einem Licht undSchattenspiel wirken. Die Lichtdesigner setztendiese Leuchten erstmals in historischem Kontextein – üblicherweise wird FEBO als Effektleuchtebei modernen Gebäuden verwendet. Das Dachwird von unten mit Linearscheinwerfern geflutet,deren Licht sich durch die Dachkrümmung sanftverteilt. Farbliche Akzente mit High Output LEDsin Blau verleihen den fliegenden Pferden, denMusen und dem kaiserlichen Wappen einenMondscheineffekt. Die historischen Pendelleuch-ten in den Arkaden wurden mit neuer Lichttechnikadaptiert: Ringleuchtstoffröhren strahlen dieGewölbe an, Metallhalogenlampen leuchten nachunten.Die Lichtdesigner arbeiteten mit der MA 33, der

Abteilung für öffentliche Beleuchtung, zusam-men, die Strahler für eine Zusatzbeleuchtung anden Lichtmasten der Ringstraße montierten.Auch mit dem Bundesdenkmalamt war dieKooperation durchwegs erfolgreich, das gemein-same Ziel der würdigen Präsentation des Kultur-denkmals ist erreicht.

Dies gelang Podpod design bereits beim voran-gegangen Projekt, dem Palais Epstein. Hier galtes, die Terrakottafiguren im oberen Bereich her-vorzuheben, die Krone und den Eingangsbereichzu betonen. Die Lichtdesigner kombinierten auchhier technische Leuchten mit historischer Archi-tektur, die altehrwürdigen Gasleuchten wurdenmit moderner Lichttechnik versehen. Ein weiteresProjekt von podpod design war die Wiener Stadt-halle: Im Innenraum wurden die Buffets neugestaltet und mit Licht in Szene gesetzt. Nachaußen sollte sich das Gebäude abheben: Linear-scheinwerfer an der Fassadenkante markierendie Grenze zwischen innen und außen. FarbigesLicht wurde auch als Leitsystem eingesetzt.

Wenn sie nichts Passendes im Handel finden,entwickeln Podpod design die Leuchten selbst,denn die beiden Lichtdesigner Iris und MichaelPodgorschek sind Absolventen MeisterklasseIndustrial und Interior Design der Angewandten.Die Hinwendung zum Thema Licht erfolgte nachund nach; Im Studium von Industrial Design warObjektdenken vorherrschend, im Interior Designging es um die Wirkung von Licht im Raum. DieseErfahrungen hat das Geschwisterpaar Podgor-schek verbunden. Licht bestimmt unsere Wahr-nehmung. Die historische Architektur wurde fürsSonnenlicht gebaut. Doch auch dieses fällt inverschiedenen Winkeln ein, spielt mit Strukturund Schatten, meint Iris Podgorschek und vertrittdamit einen offeneren Standpunkt. Licht istselektiv, es gibt einem Gebäude eine eigenenächtliche Identität. Die Rezeption von modernen

Städten ist durch deren Erscheinung bei Nachtgeprägt, umso wichtiger ist das Gesamtbild, daseine Stadt von sich zeigen will. Derzeit arbeitendie Lichtdesigner an einem Masterplan für Wien.

TENDENZEN FÜR DIE ZUKUNFT

Die nächtliche Erscheinung von Gebäudengewinnt zusehends an Bedeutung und rückt auchin der Planung in den Mittelpunkt. Gespräche mitführenden Leuchtenherstellern zeigen Entwick-lungen zum Thema Licht in der Architektur auf.Eine Technologie der Zukunft sind Leuchtdioden.Deren Anwendungsgebiete sind vielfältig und rei-chen im Außenbereich von Objektbeleuchtungund Fassadenanstrahlung bis zu Platz- und Weg-beleuchtung. Für LEDs sprechen ein hohes Ener-giesparpotenzial, deren lange Lebensdauer undein geringer Wartungsaufwand. Dies ist aufgrundschwieriger Montagesituationen in großer Höheund an exponierten Stellen von Vorteil. Die Kalt-strahler sind dimmbar, die RGB-Farbmischungermöglicht farbige Lichteffekte. Nächste Entwick-lungen gehen in Richtung tageslichtweiße undwarmweiße LEDs. Sie eignen sich auch für Sig-nallicht, Werbeflächen und alles Monochromati-sche. Darin liegt gleichzeitig aber auch dieGefahr der Ablenkung im Straßenverkehr. Demwirkt eine gezielte Anwendung und der Einsatzvon Leuchten mit geringer Blendwirkung entge-gen. Licht sollte man sehen, wo es auftrifft. Beider Lichtemission sollte so wenig wie möglichLicht verloren gehen. Dies ist auch im Hinblickauf Ökologie und Wirtschaftlichkeit wichtig. Inder Objektbeleuchtung im Sinne von Gebäudeau-ßenbeleuchtung unterscheidet man im Wesent-lichen zwei Anwendungsarten: Ein Gebäudeanstrahlen oder es leuchten lassen. In einigemAbstand zum Gebäude montierte Scheinwerferoder Spots heben Details oder die gesamteStruktur der Fassade hervor. Durch direkt an derFassade angebrachte Leuchten und Leuchtdio-den wird das Gebäude selbst zum Leuchtobjekt.Dabei spielen Funktionalität und Ästhetik zusam-men: Die Beleuchtung soll die Orientierung imStadtbild erleichtern, für den Betreiber wirt-schaftlich und für den Betrachter attraktiv sein.Die Zusammenarbeit von Architekten, Lichtpla-nern und Leuchtenherstellern beginnt bestenfallsschon bei der Erstellung des Lichtkonzepts.Erstere geben dabei die Gestaltung vor, für dieLetztere den technischen Rahmen schaffen. Obein Fachplaner hinzugezogen wird, hängt vonder Größe des Projekts und – damit inZusammenhang – dem verfügbaren Budget ab.Das technische Know-how und die gestalteri-schen Möglichkeiten lohnen es jedenfalls. •a

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Zu den Klängen von Verdis Aida wurde die Operam 2. September 2006 stufenweise erleuchtet.

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Glitzerndes RaumgefügeTEXT: MICHAELA HALLER

FOTOS: BIRGIT KÖLL, PETER RIGAUD, BAUART ARCHITECTURE, FOTOWERK AICHNER

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Schon allein hinter dem Namen des im Sommereröffneten Gastronomiebetriebes „maquin“inmitten der Innsbrucker Altstadt verbirgt sichsehr viel Kreativität. Die interessant anmutendeNamensgebung setzt sich aus den Kindernamender Besitzerin Diana Langes-Swarovski“ nämlichMarina und Joaquin, zusammen und spiegeltsich in ebensolchem Innenraumkonzept wider.Das Restaurant repräsentiert ein innovativesKonzept, speziell auch im kulinarischen Bereich,denn alle vier Monate wird eine neue symbioti-sche Speisenkombination kreiert. Das Motto lau-tet: Österreich trifft auf internationale Küche!Der erste Schwerpunkt wurde mit China gesetzt,darauf folgte Malaysien.Auf ca. 680 Quadratmeter verteilen sich dieebenfalls sehr unterschiedlich ausgelegten Nut-zungsbereiche des Innenraumes, zugrundegelegt sind ihnen die fünf Elemente Wasser,Holz, Feuer, Erde und Metall (entsprechend derElementenlehre der traditionellen ChinesischenMedizin). Das Ambiente in den zwei oberenGeschoßen reicht vom Restaurant mit Showcoo-king und einem Take-Away-Café, über eine Barund eine VIP-Lounge bis zu einem Shop, in demheimische Produkte erworben werden können.Als Highlight wird nicht nur von Kennern die VIP-bzw. Zigarren-Lounge bezeichnet.In den insgesamt drei Ebenen konnten die Vor-gaben der Diana Langes-Swarovski Gastro Con-sulting GmbH in eine innerstädtische denkmal-geschützte Bausubstanz integriert werden. Umdas schlussendlich homogene Raumgefügeerzeugen zu können, war ein konstruktiver Groß-eingriff in die Bestandsstruktur nötig. Durch dasAushöhlen des Baukörpers sowie durch die Aus-wechslung der bis zu 1,6 m dicken Mittelmauerkonnte Freiraum dazu gewonnen werden. In dendrei Geschoßen wurde die Tragstruktur durchStahlverbundsäulen ersetzt. Ein weiterer wichti-ger Eingriff zugunsten des Innenraumes stelltedie Absenkung des Kellerniveaus um einenMeter dar, denn damit konnte eine Raumhöhevon ca. 3 Metern erreicht werden.Nach außen hin werden diese massiven Eingrif-fe durch die erhalten gebliebene Fassade über-deckt, während das Raumkonzept zugleich klarinnerhalb des so entstandenen Großraumes

ablesbar wird. Eine Stiege, der Kubus und einSteg umgeben einen zentralen, über zweiGeschoße verlaufenden „Paravent“ aus schwar-zer Wenge. Elemente, welche die Geschoßeoptisch miteinander verbinden, wie zum Beispieleine Wandscheibe ebenfalls aus Wenge, tragenwesentlich zum konzeptionellen Gesamteindruckbei. Der Hauptaufgang erfolgt über eine einläufi-ge, sandgestrahlte Ortbetontreppe entlang die-ser Wandscheibe. Schwere dunkle Verkleidun-gen, die sich entlang der Wände und des Bodensziehen, finden ihre kontrastreiche Fortsetzungan den Decken, von denen Helligkeit ausgeht.Geprägt wird das Raumempfinden durch dunklesHolz und Sichtbeton, aber vor allem durch dieindirekte Beleuchtung zum Teil hinter diesenWandelementen. In Kombination dazu findensich immer wieder „Eyecatcher“, wie die eigensvon Swarovski angefertigten „Kristall-Luster“ alsauch das unterhalb der Haupttreppe situierte,mit Bisazza Oro ausgelegte Wasserbecken.Der Weg zur VIP-Lounge, die auch als Zigarren-Lounge bezeichnet wird, ist als deutlich wahr-nehmbare Schwelle gestaltet, als ein Kubus ausSichtbeton-Fertigplatten auf einer Unterkon-struktion, der mit rasterförmig angeordnetenGlasfaseroptiken ausgeleuchtet wird. Hierhingelangt man nur über einen Steg aus sandbe-strahltem Ortbeton mit einem Nurglas-Geländerauf zarten Nirosta-Stehern bzw. verdecktenKlemmprofilen. Der Raum, der sich hinter alldem befindet, ist geprägt durch die gebogeneHolzverkleidung in Pyramidenmahagoni-Furnieran den Wänden. Er scheint zu „fließen“, nichtsstört dieses besondere Ambiente. Sogar die auf-wendige Technik wurde größtenteils verdeckthinter der Verkleidung, wie die Mietvitrinen, derfernbedienbare Einbaukamin, ein Zigarren-Humidor sowie ein mobiles Bar-Element mitsamtBodenanschlüssen und dergleichen. Im Erdge-schoß befindet sich in unmittelbarer Eingangs-nähe das „Take-Away“ und der Shop. Das Mobi-liar des Take-Away mit Theke, Stehpult und Kas-sadesk besteht aus rohen Sichtbeton-Bauteilen,wohingegen der im rückwärtigen Teil liegende„Shop“ mit einer Auswahl an heimischen Pro-dukten (auch zusätzlich direkt von außenzugänglich) aus Lärche gebürstet und weiß

lackiert gestaltet wurde. Ebenfalls im rückwärti-gen Teil des Erdgeschoßes befindet sich die Bar,in der sich die großzügige, dunkle Steinboden-struktur „Nero Marquina“ vom Eingangsbereichher fortsetzt. Durch eine lose Bestuhlung mitgepolsterten Sitzmöbel mit einer Bezugsfläche,die in Kombination mit dem Licht in den Vorder-grund rückt, entsteht eine legere und zugleichgehobene Atmosphäre.Im 1. Obergeschoß ist das Restaurant im Groß-raum untergebracht und nur durch einige Säulenunterteilt, die durch integrierte Klapptische einevielseitigere Raumnutzung ermöglichen. Hierwechselt auch die Bodenoberfläche auf Parkettin Wenge geölt, seitliche Lichtschlitze bringennatürliches Tageslicht in konzentrierten Maßenin den Raum. Im Restaurant hat der Gast außer-dem die Möglichkeit, auf einem mit Sichtbetongestalteten Fondue-Tisch mit drei verdecktenInduktions-Kochstellen selbst etwas zu kochen.Ein Sichtschlitz gibt Einblick in die hinter demgebogenen Holzparavent liegende Küche. Sogarin den direkt darunter platzierten sanitären Ein-richtungen setzt sich die überall im Restaurantsichtbare Holzverkleidung fort. Ein schlichtesRaumkonzept und eine sparsame Beleuchtungkennzeichnen die von ständiger Bewegunggeprägten Nebenräume. Überraschende Effektewerden durch das beleuchtete Wasser (in dieHähne installierte Glasfaseroptik) und durch diein die Spiegel eingebauten Armaturen (inkl.Waschbecken von Antonio Lupi) gesetzt.Laut Architekt sollen „die Räumlichkeiten undderen Oberflächen entsprechenden Widerhall inden menschlichen Sinnen hervorrufen“. Erschafft dies durch Einbindung der Sinne und inweiterer Folge der Psyche in seine Entwurfs-überlegungen. Beim „Maquin“ bedeutet dies,dass durch das Setzen von Kontrasten mit Über-raschungseffekten, aber zugleich durch die Ver-wendung von immer sich wiederholenden Mate-rialien eine Einheitlichkeit entsteht, die den Gastlaut Architekt „auf unmittelbare Weise verführensoll, seine Aufmerksamkeit und sein Bewusst-sein auf den Genuss an sich vorzubereiten ver-mag“. Der Gast kann in solche Räumlichkeiten„eintauchen“ und sich vom Alltag loslösen. •a

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Maquin, Innsbruck, Tirol

Bauherr: Diana Langes Swarovski

Planung: bauArt architecture gmbh

Statik: aste konstruktion

Mitarbeiter: DI Alexander Tavakoli, DI Natascha Hammes

Grundstücksfläche: ca 500 m2

Nutzfläche: EG 310 m2 OG 280 m2

Umbauter Raum: 2.700 m2

Planungsbeginn: März 2005

Bauzeit: 18 Monate

Fertigstellung: Juni 2006

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Die Zona Tortona war seit den 1930er JahrenIndustrieviertel und ist heute der boomendeFashion-, Design- und Kreativstadtteil von Mai-land. Frühere Industriebauten werden zu Stu-dios, Show-Rooms, Museen. Die Via Tortona istKulminationsbereich der Kreativen, ihrer Lokaleund Shops. Die Mischung aus Ursprünglichkeitder industriellen Umgebung und ihrer Adaptie-rung und Inbesitznahme durch Menschen mitIdeen und ihrer kreativen Verwirklichung undPerfektionierung ist Thema in diesem Teil derStadt.In der alten Fabrik der General Electrics ent-stand jetzt eine neue Art von Hotel, das sich alsBühne für die kreative Szene versteht. Für diearchitektonische Umgestaltung des Gebäudeszeichnen die Architekten Daniele Beretta undMatteo Thun & Partners verantwortlich, das Inte-rior Design übernahm Matteo Thun & Partners.NHow ist nicht nur Hotel, sondern auch Raum fürAusstellungen und Events. NHow ist als eine Artdynamischer Behälter konzipiert, der mit ver-schiedenen Inhalten gefüllt werden kann. “FluidDesign“ nichts Starres, Statisches ist hier ange-dacht worden, kein Platz der perfekten Dauerde-koration, sondern ein Ort des Wandels, der pul-sierenden Veränderung. In Zusammenarbeit mitdem Museum „Triennale“, führenden Herstellernvon Design und dem Betreiber, NH Hotels, wirdin der Halle, den drei Foyers und den offenenBereichen Kunst und Design im ständigen Wech-sel präsentiert werden. Die Möblierung dieserBereiche wird den Ausstellungen angepasstsein, kompletter Szenewechsel ist hier Pro-gramm. Rohe, einfache Materialien bieten jed-möglichem Szenario den nötigen Entfaltungs-raum. Die ursprüngliche LKW-Zufahrt hat alsEingangstunnel eine neue Bedeutung und vielfa-che Verwendungsmöglichkeiten als Veranstal-tungsort von Fashion-Shows und Events odersogar als Parkraum. Das Hotel beherbergt auchvier Fotostudios, in denen Platzmangel keinThema ist.Das Gebäude selbst mit seinen typischen Shed-Dächern hat nichts von seinem authentischenindustriellen Charme verloren. Die eindrucksvol-len Fassaden sind streng dunkelgrau. DieseStrenge wird nur durch die farbigen Fensterunterbrochen, die der Außenwand ihr charakte-ristisches Muster geben. Das riesige Vordach

bezeichnet den Eingang und versteht sich alsneues Wahrzeichen der Stadt.Im Inneren erlauben die großzügig proportionier-ten “Public Areas“ eine dynamische und funktio-nale Raumaufteilung. Das Erschließungssystembeginnt in der Lobby bei Liften und Treppen undläuft in den stahlsäulendominierten Gängen, diezu den 256 Zimmern führen, aus. Die Materia-lien sind cool und industriell, ergänzt durchwarme Elemente, die wohlige Atmosphäreschaffen. Versiegelter Betonboden, offen sicht-bare Stahlprofilsäulen und - träger sind Teil derindustriellen Basis. In den Gängen wird zusätz-lich mit graffitigestalteten Türen und prononcier-ter Säulenbeleuchtung U-Bahn-Atmosphäre dereleganten Art erzielt. In Wartezonen wie den Lift-bereichen wird es dank Farbwahl und Matteo-Thun-Design-Möbeln gemütlich. Den Lifttürengibt hochglänzend polierter Edelstahl technoideEleganz. Warm umrahmt sind sie mit geschliffe-nem und geöltem Eichenholz, das eine großarti-ge Patina zeigt. Lobby und Foyers können sichim Laufe der verschiedenen Ausstellungen undEvents wandeln und verändern, jedes Mal inneuem Gewand erscheinen. Matteo Thun hatkeine Scheu vor theatralischen Effekten im coo-len Ambiente. Farbige Glaswände teilen undtrennen, deckenhohe Spiegel vervielfachen undvertiefen den Raum. Das vergoldete Rezeptions-pult präsentiert sich als museales Möbel, Aus-stellungsstück in einer Glasvitrine. Die Lusteraus farbigen Acrylfäden sind hier leuchtenderBlickfang, Explosion von Farbe und Licht! DerKünstler Jacopo Foggini hat eine eigene Technikzur Verarbeitung des Acryls entwickelt, mit derer die ästhetischen und chromatischen Qualitä-ten dieses Werkstoffes auslotet und zur Entfal-tung bringt.Auch im Restaurantbereich herrscht Flexibilität.Um den Hallencharakter aufzulösen, wurden ver-schiedene Ebenen geschaffen, die Bereicheunterschiedlicher Intimität erzeugen und mitVorhängen diskret abgetrennt werden können.Lounge, Bar, Restaurant/Frühstücksbereich undVIP-Restaurantbereich haben ihre eigenenPodesthöhen, sind aber trotzdem zusammen-schaltbar und als eine Einheit nutzbar. Im coolenStyling des Restaurants sitzt man unter riesigenkuppelförmigen Kunstharzlampen von Catellani& Smith, die allein durch ihre Proportionen

immensen Eindruck machen. Weiße Tische, Ses-sel mit grauen Hussen zum Grau des Industrie-bodens lassen hier der Wirkung der Paradiesvö-gel unter den Gästen den Vortritt.Die mobile VIP-Arena schwimmt wie eine Inselim “normalen“ Restaurantbereich, bevorzugtdurch Jacopo-Foggini-Blüten beleuchtet. Eindritter, hybrider Bereich bietet Platz an langenTischen mit Hockern für einen schnellen Imbissoder Drink. Im Lounge und Barbereich kann manes cool oder bunt haben. Die schrillen Sitzgele-genheiten können aber beim nächsten Hotelauf-enthalt schon Vergangenheit sein, denn der“Behälter“ funktioniert auch für eine neue aufre-gende Möblierung. Die Einrichtung stammthauptsächlich vom Designer und ArchitektenMatteo Thun, der aber allen, die im Design Rangund Namen haben, hier mit einen Auftritt ver-schafft.In den 256 Hotelzimmern werden keine üblichenHotelstandards zum wiederholten Male abge-wandelt, sondern versucht, die wirklichen undheutigen Bedürfnisse der Gäste aufzuspüren undzu befriedigen. Vielleicht auch neue Ansprüchezu kreieren, auf eine Sehnsucht zu antworten,bevor sie ausgesprochen oder anderswo ver-wirklicht ist. Jeder Raum hat ein freies Layout,das die verschiedenen Lebensbereiche ineinan-der übergehen lässt. Die Möbel sind für alleZimmer gleich, aber frei kombinierbar. Sie defi-nieren und charakterisieren den Raum jedes Malanders, lassen eine visuelle Leichtigkeit und Fle-xibilität entstehen. Jedes Teil der Einrichtung istvielfältig einsetzbar, auf starre Einbauten wurdeverzichtet. Der ovale Tisch von Eero Saarinen fürKnoll steht mitten im Raum und lässt sich zumEssen, zum Schreiben oder für Meetings gleichgut nutzen. Der Stuhl wurde nach einem EntwurfMatteo Thuns von Poltrona Frau für das NHow-Hotel gefertigt. Er ist bequem genug gepolstertfür gemütliches Sitzen, ermöglicht aber auchexakte Sitzhaltung zum Arbeiten. In den Raum isteine transparente Garderobe integriert, die sichan der Gewohnheit der Gäste orientiert, ihre Kof-fer für einen kurzen Aufenthalt gar nicht erstauszupacken. Die Beleuchtung ist indirekt undso konzipiert, dass unterschiedliche Beleuch-tungsszenarien den unterschiedlichen Nut-zungsmomenten des Zimmers entsprechen kön-nen. Die Leuchten selbst sind hier von Artemide,

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Mailand.Hotel.Culture.Pulse.TEXT: BETTINA THUN-HOHENSTEIN

FOTOS: GIULIO ORIANI

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Design Matteo Thun. Der Boden des Zimmers istmit geräucherten Eichendielen, der des Badbe-reichs mit Stein belegt und gibt gemeinsam mitvielen Naturtönen dem Raum eine angenehmwarme Ausstrahlung. Das große Bad ist Teil desRaumes, mit walk-in-shower beziehungsweisefreistehender Porzellanwanne in den Suiten.Noch im Entstehen sind die Spa-Suiten, die zumWohnen, aber auch stundenweise als privaterRekreationsbereich gemietet werden können undüber Whirlpool, Sauna und Dampfbad verfügenund in denen Massage und Kosmetikbehandlungexklusiv genossen werden kann. Hier überwiegenhelle Farbtöne und Naturmaterialien. Ebenfallsim Entstehen ist noch die exklusivste Suite, einzweigeschoßiges Loft direkt unter dem Dach, indem das industrielle Tonnengewölbe und diegusseisernen Trägerstrukturen sichtbar sind unddas für vielerlei Zwecke nutzbar ist. Es bietet ide-ale Lichtbedingungen für Fotoshootings undRaum für Szeneparties und Events, Abgeschie-denheit für spezielle Konferenzen und Meetings.Freunde des industriellen Chics, lifestylegeübteBohemiens und Beteiligte der Fashion- undDesignszene finden im NHow ihre Bühne, lassensich hier zum Wohnen nieder, direkt am Puls desGeschehens. •a

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Nhow Hotel, Mailand, Italien

Bauherr: DHD srl, Mailand

Planung: Daniele Beretta und Matteo Thun & Partner

Statik: S.C.E., Mailand

Grundstücksfläche: 25.000 m2

Bebaute Fläche: 11.548 m2

Umbauter Raum: 75.000 m3

Planungsbeginn: 01/2004

Bauzeit: 04/2004

Fertigstellung: 09/2006

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schön und goodSHOPSYNERGIEN / ARCHITEKTURLADEN UND T-HOCH-N / WIEN

TEXT: ASTRID MEYER

FOTOS: HERTHA HURNAUS / JULIA OPPERMANN / GERHARD BINDER (SCHÖN UND SCHÖN)

BERKHAN SEZEN / ASTRID MEYER (BE A GOOD GIRL)

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Ein-Personen-Unternehmen machen mittlerweileden stärksten Anteil an Selbständigen aus. Seineigener Chef zu sein bringt aber nicht nur Vor-teile: Es liegt auf der Hand, dass Kleinstunter-nehmen einen hohen finanziellen Aufwand fürInfrastruktur, PR und Administration haben. Dereigentliche Job kommt neben Organisatori-schem dabei oft zu kurz; Umso besser, wennsich mehrere Ich-AGs zusammentun und ihreKräfte bündeln. Während Ärzte und Anwälte sichbereits seit langem in Praxis- und Kanzleige-meinschaften zusammenschließen, ist die Verei-nigung verschiedener Sparten unter einem Dachnoch relativ neu. Erste Synergien im Dienstleis-tungssektor gibt es bei Architekten mit Desig-nern oder Agenturen. Dass man bei einem Fri-seur gleichzeitig Taschen kaufen oder bei einerSchneiderin dinieren kann, ist ein junges Kon-zept von jungen Unternehmern für junges undjunggebliebenes Publikum.

Im 7. Wiener Gemeindebezirk hat Gerhard Bin-der von t-hoch-n Architektur ein Geschäftslokalfür einen Friseur gestaltet, das gleichzeitigSchauraum für Mode und Accessoires sein soll-te. An der Westbahnstraße gelegen, nimmt man„be a good girl“ zunächst im Vorbeifahren ausdem Auto oder der Straßenbahn wahr. Der Archi-tekt sah dies als Anregung für die Gestaltung derFront. Sechs Öffnungen in der Fassade reagie-ren auf die verschiedenen Blickwinkel: Paneelein den Schaufenstern regulieren Einblicke, füh-ren den Blick ins Ladeninnere.Die Paneele sind Elemente einer umlaufendenWandverkleidung, bestehend aus Stahlrahmenaus C-Profilen, die mit 30 cm Abstand von derWand montiert sind und dahinter Platz für Lichtund Lagerung bieten. In die Profile sind Stahlre-gale, Spiegel, Sperrholzplatten und Stegglasele-mente eingesetzt. Die Füllungen können modu-lar ausgetauscht und so der jeweiligen Nutzungangepasst werden. Das Rastermaß der Wandpa-neele setzt sich bei den mobilen Elementen fort.Die räumliche Anordnung der beiden Geschäfts-bereiche entspricht deren Anforderungen: Imvorderen, öffentlicheren Bereich lockt der LadenLaufkundschaft an. Schaltstelle ist das zentralePult, das die Funktionen Empfang, Kassa und

Beratung abdeckt. Dahinter liegt etwas abge-schirmt die Haarschneiderei. Funktionalität undFlexibilität waren die Anforderungen von Betrei-ber Andreas Wall. Dem entspricht die Gestaltungebenso wie die Materialien: Stahl und Estrichverleihen dem Friseurladen industriellen Charak-ter. Das Konzept und die Ladenarchitektur von„be a good girl“ haben sich über Jahre bewährt.Der Laden könnte auch in London, Tokyo oderBerlin sein, sagen internationale Kunden.

Zwei Parallelstraßen weiter südlich wurde kürz-lich mit „schon schön“ ein Geschäftslokal eröff-net, das eine Schneiderin, ein Friseur und einRestaurantbetreiber gemeinsam führen; jeder inseinem eigenen Bereich, alle zusammen ineinem Raum. Die verschiedenen Zonen fassteArchitekturladen mit einer einheitlichen Gestal-tung. Reduziert auf das Wesentliche ist dieMöblierung in allen drei Teilen. Der Schneider-tisch als Arbeits- und Präsentationselementnimmt einen zentralen Platz ein. Beim Friseursteht ein übermannshoher Spiegel als Sinnbildfür Schönheit und Instrument zur Überprüfungderselben im Mittelpunkt. Und ums Eck im Res-taurant prägt eine lange Tafel den Raum, alsSymbol für Kommunikation und Gemeinschaft.Die Einbauten verschwinden gleichsam in derWand, der Raum wird in seiner schlichten Formwahrgenommen und durch Einschnitte struktu-riert.Weißes Resopal kontrastiert das Furnier inMakassar Alpi, einer dunklen Edelholzoptik. Eindurchgehender Asphaltboden unterstreicht dieEinheit in der Vielfalt. Farblich dominiert weiß inden öffentlichen Zonen, individuelle Akzente inRot, Pink, Schwefelgelb und Grasgrün werden inden intimeren Bereichen gesetzt. Glasschiebetü-ren trennen die Bereiche räumlich voneinander,ohne sie optisch abzugrenzen. Dies war nichtnur wegen der Küchendüfte einerseits und derFönfrisuren andererseits notwendig. Frisier- undSchneidezone mussten auch wegen unter-schiedlicher Öffnungszeiten abschließbar sein.Das Label „schon schön“ verkauft sich gut, sagtArchitekt Michael Anhammer. Journalisten vombenachbarten Verlag kommen zum Mittagsmenüzu Hermann Seiwald, junge Stadtnomaden las-

sen sich von Claudio Studer Stufen schneidenund Elfriede Hauder schneidert für jedermannund - frau nach Maß. Alleine hätten sie diesenSchritt kaum gewagt: Gespräche mit Bauherrenund Behörden wurden leichter einmal zu drittgeführt, die Investitionen wurden geteilt und dreiFreundeskreise zur Mithilfe gebeten.Die Synergien dieses Zusammenschlusses sindoffensichtlich: Sanitärräume gibt es nur einmalfür alle drei, ebenso beschallt die Musikanlagealle drei Zonen – jede einzelne steuert separatdie Lautstärke. Werbung, Homepage und Blu-menschmuck werden gemeinsam bestellt. DerLaden läuft, und eine Erweiterung wird ange-dacht. Konzepte wie diese entsprechen demZeitgeist. Aus Flexibilisierung und prekärenArbeitsverhältnissen entwickeln junge kreativeUnternehmer neue Initiativen und treffen damitauf gleichgesinnte Lebensfreude. •a

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schon schön, WienBauherr: Elfriede Hauder, Hermann Seiwald, Claudio Studer

Planung: Michael Anhammer und Christian Ambos

Nutzfläche: 200 m2

Planungsbeginn: 2005

Bauzeit: 3 Monate

Fertigstellung: 2006

be a good girl, WienBauherr: Andreas Wall

Planung: t-hoch-n Architektur

Statik: Igor Budai

Nutzfläche: 190 m2

Planungsbeginn: 2000

Baubeginn: 2000

Fertigstellung: 2000

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Robert Venturi und Denise Scott Brown enttabu-isierten in ihrem Buch „Learning von Las Vegas”die glitzernden, glimmernden und leuchtendenElemente der schrillen Metropole des Glücks-spiels. Nicht unkritisch erhoben sie diese zurselbstverständlichen Zeichen- und Formenspra-che unserer Zeit. Diese Sprache findet sichheute nicht nur in Projekten der genanntenArchitekten, sie überflutet mittlerweile unsereMetropolen in anderen Kontexten mehr undmehr. Wie aber geht man um mit neu zu schaf-fenden Orten der Unterhaltung, die möglicher-weise eingebettet sind in der lieblichen Land-schaft Österreichs? Brauchen Menschen beimSpiel ums Geld verruchte Farben, schrilleBeleuchtungen, Spiegel und Knalleffekte? SindGlitzern und Glamour wegzudenken von Nerven-kitzel und vom leicht zu „verdienenden“ Geldohne besondere Leistung?

Die Architekten Michael Schluder und SergejNikoljski beweisen an sieben WINWIN- Standor-ten, dass diese Funktion auch in zurückhalten-der Farblichkeit und in architektonisch klarerFormensprache möglich ist. Ein ganz und garnicht unmoralisches, sondern sehr verantwor-tungsbewusstes Angebot stellten die Österrei-chischen Lotterien und Casinos Austria im Jahr2003 an geladene Architekten. Sie lobten einarchitektonisches Gutachterverfahren mit Kon-zeptentwicklung für VLTs (Video Lottery Termi-nals) des Konzerns aus, wo Raumkonzepte fürdas Spiel in einem gastronomischen Umfeld ent-wickelt werden sollten. Schluder/Nikoljski erhiel-ten den Zuschlag für ihr Gesamtkonzept, und in

den Jahren 2004–2006 entstanden Outlets ansieben Standorten. Hier kann man sowohl denGaumenfreuden als auch dem Spiel in kontrol-lierter Weise nachgehen.In der Konzeptstudie wurden unterschiedlicheAufstellungsvarianten (Insel-, Kamm-, Diagonale-und Patchwork-Variante) hinsichtlich effizienterRaumnutzung untersucht. Die Patchwork- Vari-ante zeigt das optimale Verhältnis zwischenSpielfläche und Erschließungsfläche. Deckenfel-der fassen die einzelnen Gruppen der VLTszusammen und dienen gleichzeitig der indirektenBeleuchtung. Im vorderen Bereich, auf einemPodium platziert, befindet sich die Gastronomie.Sie dient als Filter zwischen der öffentlichenStraße und dem Spielbereich. Zwei Wege führenzu den VLTs. Der eine ist kurz und bietet einendirekten Zugang in den Spielbereich. Von hier istkein Blickkontakt in die restlichen Räumlichkei-ten möglich. Gläserne Paravents, die ausbestimmten Blickwinkeln das WINWIN-Musterzeigen, begrenzen die Schnellstraße. In Augen-höhe sind sie derart gestaltet, dass der Durch-schreitende einen Anonymbalken vor Augen zuhaben scheint. Der andere Weg ist länger undnicht direkt. Er führt über eine Rampe zur Barund dann weiter in den hinteren Spielbereich.Die Räumlichkeiten sind mit hellen, freundlichenFarben ausgestattet. Die Bar und Tische sindaus Kambala-Holz gefertigt. Die Bestuhlung istmit hellen Stoffen bezogen. Im Gastronomiebe-reich findet man Holzböden vor.Obwohl alle Spielstätten demselben Funktions-schema folgen und mit den gleichen Materialienund Möblierungselemente ausgestattet sind,

bleibt doch jeder Ort, den Lokalkolorit behaltend,individuell. Das eigens entwickelte WINWIN Mus-ter auf Deckenfeldern, Vorhängen und Paravantsdient als Corporate Identity zur Wiedererkennung.Solche Örtlichkeiten müssen spezielle räumlicheAnforderungen erfüllen. Den glücklichen Gewin-ner interessiert wohl am meisten die Kassa, dieprominent positioniert wurde. Die Tresorräumesind meist im Keller angeordnet. Die Kosten fürdie Haustechnik sind hoch und liegen zwischen42–56 Prozent der Baukosten. Neben den Über-wachungskameras muss besonders Bedacht aufdie Belüftung gelegt werden. Im Spielbereichwird diese mit einem Lüftungsboden gelöst.Die Bilder zeigen das zuletzt fertiggestellte Out-let in Zwettl, Niederösterreich. In dem ehemali-gen Geschäftslokal an der Einkaufsstraße vonZwettl konnte eine erstaunliche Großzügigkeiterzielt werden.Auch die Architekten haben sich auf subtileWeise einem Spiel hingegeben: dem Spiel mitDurchsicht und Einsicht. So ist durch diebedruckten Trevisionsnetze das Innere vonaußen tagsüber uneinsichtig, des Nachts jedochwird die Bar sichtbar und zieht das Publikum an.Die beiden Architekten heben im Gespräch dasBewusstsein ob der ethischen Verantwortungheraus. Ich sage „Spielen gehört zu unseremLeben, so auch das Glücksspiel“. – Was einstungemütlich in luftigen Windfängen oder ver-steckt in Vorräumen zu WC-Anlagen stattfindenmusste, hat nun sein von Leuten des Fachsgestaltetes Umfeld gefunden und kann sich inklarer, gepflegter Atmosphäre ereignen! •a

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Spiel in neuer Form und FarbeWINWIN VIDEO LOTTERY TERMINAL OUTLETS IN ÖSTERREICH

PLANUNG: SCHLUDERARCHITEKTUR

TEXT: KATHARINA TIELSCH

BILDER: RAINER ZOTTELE, ARCHIV ARCHITEKTEN

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Outlet WINWIN Zwettl:Standort: 3910 Zwettl, NÖ

Planungsbeginn: März 2006

Baubeginn: Mai 2006

Fertigstellung: 3. August 2006

Nutzfläche: 536,19 m2

Spielfläche: 155,41 m2

Gastronomiefläche: 103,38 m2

Standorte: Mayrhofen, Lienz, Schärding, Zell/See, Wien, Bruck/Leitha, ZwettlBauherr: Glücks- und Unterhaltungsspiel Betriebs GmbH

Generalplaner: schluderarchitektur, Michael Schluder, Sergej Nikoljski, Wien

Mitarbeiter: Wolfram Uanschou, Katharina Puchner, Waltraud Eisenhauer

Bauabwicklung: APO Ziviltechniker GmbH

Bebaute Fläche (Zwettl): 540 m2

Durchschnittliche

Baukosten: 1.800 €/m2

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