Was ihr wollt?

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1 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

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Das unabhängige Studierendenmagazin der Europa-Universität Frankfurt (Oder)

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Vorwort und Impressum

Juristische Untersuchungen gegen alten Wiwi-FSR

Das große Nachharken in diesem Herbst – 3 Semester Bildungsstreit

„Wir sind hier nicht auf einem Bildungsmarkt, sondern es gibt einen staatlichen Bildungsauftrag“

Welche Universität wollen wir?

„(Un)bedingte Universitäten!“

Von der fi nanziellen Not der Hochschulen

Vom Stammtisch zum Debattieren

Studieren an der deutsch-polnischen Grenze – Immer etwas dazwischen

Wing Tsun Kung Fu in Frankfurt (Oder)

Ostblick e.V. RegionalInitiative Osteuropastudierender Berlin-Brandenburg

Sprachenzentrum im WS 2010/11 = Altes Sprachangebot + Türkisch – Sprachgebühren – 10 % derHaushaltsmittel

Die Viadrina wird 20 Jahre

Es gibt was auf die Ohren

IKMZ – der unbekannte Dienstleister an der EUV

Chroniken eines Umzugs – Episode 1

„Grotte reloadad“

Lange Weile

Die Welt der Pendler

Stellungnahme zur Rückrufaktion der studentischen GBA durch das Ministerium und die Uni

COMIC

...zumindest wenn es nach der Mehrheit der Menschen geht!

Auf geht’s nach Russland!

Schwarzsehen für Anfänger

Hellsehen für Fortgeschrittene

Frankfurt – Frankfurt

Neugewählte Kandidaten wollen von vorn anfangen

Rentabilität wichtiger als Bildungsauftrag

Warum Debattierclubs modern sind und Spaß machen

Folge I: Wohnen

Studenten wollen Denkschrift veröffentlichen

ViaFunk an deiner Uni

Diesmal: Die Abteilung Kommunikationsnetze

Der Logenhausumzug – Ein Musterbeispiel an minuziös abgesprochener Zusammenarbeit zwischen Uni und Studenten

Eine Farce zur Semestereröffnung

Gleichstellung von Frauen und Männern: Ja! / Gleichstellung von Studierenden und Uni-Mitarbeitern: Nein!

Ein Erlebnisbericht vom Castortransport im Wendland – Wir strahlen immer noch

Heute: Süßes oder Saures

Teil 1: Frankfurter Perspektiven vom Main über die Oder

Inhalt

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Vorwort

ImpressumFeste Mitarbeiter: Dörte Bortfeldt, Fabian Angeloni, Hanna Gieffers, Inna Hauke, Johanna Kardel, Anja Schulz, Luisa Rath, Mario Mische, Paul „Fo“ Bogadtke, Anja Franzke, Laura Goetze, Natalia Polikarpova, Saskia Pelzer

Freie Mitarbeiter: Bartek Pytłas, Fabian Gatzka, Jonas Tylewski, Ronny Diering, Sabine Scheuring, Sophie Fähnrich, Thomas Bruckert, Thomas Strauch, Vivian Büttner

Layout: Dörte Bortfeldt, Hanna Gieffers, Johanna Kardel, Anja Schulz, Mario Mische

Titelbild und Grafi ken: Paul „Fo“ Bogadtke

Chefredakteure: Mario Mische, Paul „Fo“ Bogadtke

Herausgeber: vivadrina e.V.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 26.11.2010

Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 15.04.2011

Diese Ausgabe ist erhältlich: vor der GD-Mensa im AStA-Shop im Fforst-Haus im Selbstlernzentrum des Sprachenzentrums (und ein Abo ist auch noch möglich!)

Telefon: 0335 - 5534 5202

E-Mail: [email protected]

Vivadrina-Büro: Hauptgebäude, Raum K26 (Keller)

Wir danken allen, die das Erscheinen der Zeitung möglich gemacht haben. Besonderen Dank an AStA und StuPa der Europa-Universität Viadrina, die wichtige Förderer sind. Wir weisen darauf hin, dass die Artikel nicht zwangsläufi g die Meinung der Redaktion widerspiegeln. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge und Leserbriefe sinnwahrend zu kürzen. Das Vivadrina-Team freut sich immer über Neuzugänge. Erwünscht sind nicht nur Artikelschreiber, sondern auch Organisationsköpfe, Verkaufstalente, Layouter, Anzeigenakquirierer und Putz-kräfte. Wir suchen keine Perfektionisten – davon haben wir schon genug. Außerdem können Kuwis seit diesem Semester für ihr Engage-ment bei uns einen Praktikumsschein bekommen. Bei Interesse schreibt uns eine E-Mail. Am schönsten fi nden wir es natürlich, wenn ihr zu unseren wöchentlichen Treffen kommt: Sie fi nden im Semester mittwochs um 18 Uhr statt.

Postadresse: vivadrina e.V.Europa-Universität ViadrinaGroße Scharrnstraße 5915230 Frankfurt (Oder)

Hallo verehrte belesene Reinschauer,willkommen zu einer neuen Ausgabe des „Studierendenmagazins Vivadrina: Investigativ! Intensiv! Indoktrinativ!“In unserem heutigen Programm haben wir für Sie wieder die besten Acts dieses Semesters versammelt, um Ihnen ein umfangreiches In-fotainment zu bieten. Unser Angebot lässt keine Wünsche offen; alles ist abgedeckt von Reiseberichten über Kultur bis hin zu Freizeit.Als Hauptact tritt Bill Dungsstreik auf und erzählt von seinen Plänen für die Zukunft (S. 4-8).Außerdem startet eine neue Rubrik, in der wir uns auf die Suche nach der deutsch-polnischen Freundschaft begeben, von der man überall so viel hört (S. 12).Wir beantworten euch die großen Fragen des Lebens: Sind die Kurse des Sprachenzentrums nun kostenlos oder umsonst? (=> S. 16)Merkt das eigentlich jemand, wenn ich übers Uni-Netz jugendgefährdende Seiten besuche? (=> S. 19) Kennt man im großen Frankfurt das kleine Frankfurt? (=> S. 36) Ist für Berliner Studenten aufgrund der anhaltenden Bahnverspätungen der Zug abgefahren? (=> S. 24).Nur diese kritischen Berichte über Hochschulpolitik (S. 3, 9, 20, 26) sollten Sie am besten ignorieren... Nee, wirklich, wir hatten schon genug Recherchescherereien, da brauchen wir nicht auch noch Leser, die das ganze auch noch kommentieren wollen. (Dafür ist unserE-Mail-Postfach auch gar nicht eingerichtet... mehr so für Spam von diesen Initiativen (S. 10, 15, 18, 22), die einem immer den Weg in die Mensa versperren.)

Wir wissen, was ihr wollt! Ihr wollt die Vivadrina!Mario Mische

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WIE KONNTE ES SO WEIT KOMMEN?

Der Wiwi-FSR, der im Wintersemester 09/10 gewählt wurde, verstand seine Hauptda-seinsberechtigung anscheinend darin, mög-lichst viele Studentenpartys zu veranstalten. Damit verdiente er im letzten WS möglicher-weise auch Geld. Doch laut brandenbur-gischem Hochschulgesetz sind solche Ver-anstaltungen mit reiner Gewinnerzielungs-absicht verboten. Der zweite Fehltritt, der ihnen allerdings noch nicht vollends nachge-wiesen werden konnte, war die berüchtigte Kugelschreiber-Geschichte: Von Behörden kennt man das sogenannte Dezemberfi eber, wenn kurz vor Jahresende nicht verbrauchte Finanzmittel noch schnell ausgegeben wer-den, da die zugesprochenen Gelder nicht ins nächste Jahr übertragbar sind. Die Lösung für dieses Problem bestand für den alten Wiwi-FSR darin, 1000 Euros für 1000 neue Kulis auszugeben. „Um das neue FSR-Logo zu promoten“, hieß es. Ebenso bezeichnend war, dass die Mehrheit der FSR-Mitglieder in diesem Wintersemester ins Ausland ging ohne vorher – wie es üblich ist – ihr Amt nie-derzulegen und somit die Beschlussfähig-keit des verbliebenen Fachschaftsrates von vornherein verhinderten.Der AStA, dem die Fachschaftsräte unterste-hen, wurde schließlich aktiv, als der Rechen-schaftsbericht nicht abge-geben wurde. Nach der Abwahl des Vorstandes durch eine Vollversamm-lung der wirtschaftlichen Fakultät, wurde vom Stu-Pa ein Untersuchungs-ausschuss eingerichtet, der nun versucht die Ein-nahmen und Ausgaben zu rekonstruieren – nicht einfach bei drei Konten bei unterschiedlichen Geldinstituten, so die Info eines StuPa-Mitgliedes. Von dem erwirtschafteten Geld fehlt bislang jede Spur. Außerdem disku-tieren die StuPaner über eine Partyrichtlinie, wel-che die Anzahl und Form von „Tanzlustbarkeiten“

in Zukunft stärker reglementieren soll – und zogen damit den Unwillen von Initiativen, FSRs und zweier Fraktionen auf sich.Ein Studierender des StuPas bemängele in-des die Angewohnheit von Menschen, die neu in eine Position gewählt werden, „erst mal die Arbeitsmethoden umzukrempeln, anstatt die inhaltlichen Konzepte weiterzu-führen. Die ersten Monate beschäftigt man sich nur mit sich selbst.“ Dies dürfte wohl alle Arten von Gremien betreffen, nur beim alten Wiwi-FSR hatte es ungeahnte Dimen-sionen angenommen: Ein neues Logo, eine neue Homepage und ein neues Konto, ob-wohl die alten auch ihre Zwecke erfüllten.

THE NEXT GENERATION

Wie immer liegt es an der nächsten Genera-tion, die Fehler der Vorherigen ausbaden zu müssen. Mit den Wahlen vom 6. - 10. De-zember wurde der FSR neu besetzt und damit wieder handlungs- und beschlussfähig. Die Vivadrina fragte drei Kandidaten, was sie nach ihrem Amtsantritt ändern würden.Für Philipp Heinicke steht fest: „Wir wollen einen Neuanfang und wieder frischen Wind in den FSR bringen“. „Und schnellstmög-lich wieder Vertrauen aufbauen“, fügt Lu-kas Schäfer hinzu, „der alte FSR hat ver-sucht, sich von den anderen Initiativen ab-

zuschotten. Wir möchten dies beenden und zeigen, dass wir nichts zu verbergen haben.“ Für Anne Jendreck sei am wichtigsten, dass der Fachschaftsrat nach außen hin präsenter wird: „wir sind nicht nur da, um Partys zu organisieren sondern um die Probleme der Studenten anzugehen.“Die Drei haben sich trotz dieser erschwerten Bedingungen zur Wahl aufgestellt, denn sie sind sich ihrer Rolle bewusst: „Es gibt die-se Gremien für Studenten, um Dinge zu er-reichen, die sie alleine nicht schaffen wür-den“, ist sich Anne sicher. „An der Viadrina arbeiten ja nicht nur Herr Pleuger und die Lehrstühle“, erläutert Philipp, „es gibt einen Haufen Initiativen, die Sachen auf die Bei-ne stellen können. Deswegen ist hier vieles machbar, was an anderen Unis unmöglich scheint.“Dass sie vom AStA vorerst kein Geld be-kommen, sei für die Drei kein Grund sich nicht zu engagieren: „Der FSR kann viel tun um Studenten zu unterstützen, wofür oft kein Geld nötig ist: Zum Beispiel haben wir schon eine Webseite mit allen alten Klausuren der Wiwis, die einfach nur ordentlich gewartet werden muss, damit sie funktioniert.“Ebenso wollen sie sich dafür einsetzen, dass die Evaluationsbögen ernster genommen und ohne Zeitdruck ausgefüllt werden: „Es ist wichtig, dass Probleme, die dort sichtbar

werden, auch angegangen werden, sonst ist die ganze Arbeit umsonst.“ Philipp äußert noch ein anderes Anliegen: „Der enorme Andrang bei Leuten wie Michael Stehr, der pri-vat Wirtschaftsstudenten Crashkurse anbietet, zeigt dass in den Vorlesungen und Tutorien noch nicht alles rund läuft. Wir legen zu viel Wert auf wissen-schaftliche Forschung, auf geschriebene Bücher und Artikel und zu wenig auf die Fähigkeit, Dinge verständlich zu erklären.“

Mario Mische

Juristische Untersuchungen gegen alten Wiwi-FSRNeugewählte Kandidaten müssen von vorn anfangen

Das Image des Wiwi-FSRs ist arg angekratzt. Schuld daran sind einige Wirtschaftler, die von Dezember 2009 bis Oktober 2010 im Fachschaftsrat tätig waren (oder eben auch untätig). Es wurden Untersu-chungen wegen unwirtschaftlicher und undurchsichtiger Haushaltsführung eingeleitet, sogar Veruntreu-ung wird vermutet.

Meinen es bierernst: Anne Jendreck und Philipp Heinicke wollen einen Neuanfang undfrischen Wind in den FSR bringen. Quelle: Wahlleitung des AStA

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Vor genau einem Jahr schrieb ich an dieser Stelle (Heft 5/12) von sich aufbäumenden Studierenden und Lehrenden an der Viadrina, die mit vereintem Temperament 9,5 Thesen dem erhofften Ansturm der Studierendenschaft und der Landesregierung entgegenstreckten − mit dem alleinigen Ziel:

Das große Nachharken in diesem Herbst – 3 Semester Bildungsstreit

die wichtigsten Ergebnisse bis heute:• Masterhürden abgeschafft!• Sprachkursgebühren in der Oberstufe weg!• Exmatrikulation wg. ECTS-Schranken gekippt!

...und jetzt?• Kürzungen in Fakultäten, Career Center und Biblio-thek?• Schließung der AM-Mensa, weiterhin überfüllte Se-minare?

• Wiederentdeckung denkerischer Freiheiten der Studierenden• eine individuelle Gestaltung und Verantwortung für die ‚Idee Uni-versität’ • studieren können, ungeachtet der sozialen Herkunft• Ausfinanzierung des Uni-Haushalts• Schaffung fehlender Masterstudienplätze!• Abschaffung der Rückmeldegebühr und der Sprachkursgebühren

Insgesamt eine ausreichende Finanzierung des Bildungssektors aus öffentlichen Mitteln durch die brandenburgische Landesre-gierung!

Thesenanschlag am GD im Dezember 2009

Übergabe der Thesen an Präsident Pleuger am 24. November 2009

Fotos: Sahra Damus Quelle:

http://bildungsstreikviadrina.wordpress.com/

StürmiSche AuSSichten in den kommenden monAten! – ABer nur, Wenn ihr mitmAcht

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StürmiSche AuSSichten in den kommenden monAten! – ABer nur, Wenn ihr mitmAcht

„Wir sind hier nicht auf einem Bildungsmarkt, sondern es gibt einen staatlichen Bildungsauftrag“Rentabilität wichtiger als Bildungsauftrag?

„Leere Kassen – leere Köpfe? – Quo va-dis Hochschulfinanzierung?“, fragten sich (nicht nur) die Gäste der am 16. November in der vom AStA der Viadrina organisierten Po-diumsdiskussion, bei der ganze 15 Interes-sierte das Publikum repräsentierten. Gela-den waren Martin Gorholt (Staatssekretär im brandenburgischen Wissenschaftsministe-rium) und Klemens Himpele (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft). Nebendem sprach der Kanzler der Viadrina, Christian Zens; Ronny Diering (AStA, Hochschulpo-litik außen) moderierte die Runde.Wie in den Bildungsstreik-Positionen er-wähnt, spitzt sich die finanzielle Lage der Hochschulen, auch die der Viadrina immer mehr zu. Die Folgen wie beispielsweise überfüllte Hörsäle sind aller Orts sichtbar. Deshalb drängt sich die Frage auf, wohin die Hochschulfinanzierung steuert. Gibt es in den öffentlichen Kassen einfach zu wenig Geld für Bildung oder haben sich schlicht-weg die Prioritäten der Politik geändert? So kontrovers und tiefgründig wie erhofft, verlief die Diskussion nicht. Wie in der vi-vadrina (Heft 5/12) ausführlich beschrie-ben, ist Brandenburg das Bundesland, das über die geringsten finanziellen Mittel pro Studierender/m verfügt. Laut mittelfristiger Planung (bis 2014) sei zwar mit keiner wei-teren Kürzung des Uni-Haushaltes zu rech-nen, so Staatssekretär Gorholt, d.h. es gäbe keine Personaleinsparungen, genauso we-nig aber könne man mit Neueinstellungen planen. Da jedoch auch in diesem Semester die Zahl der Studierenden erneut von 6200 auf 6450 angestiegen ist, was zwar erfreulich und viel versprechend für die überregionale Ausstrahlung der Viadrina sei, könne die Qualität der Lehre bei schon seit längerem überfüllten Hörsälen und Seminaren nicht gewährleistet werden, so der Kanzler.

cc-AngeBote AB SoSe 2011 hAlBiert und ‚FAmilienFreundlich-

keit‘ in geFAhr

Dies ist genau der springende Punkt, auf den die AG-Bildungsstreik im vergangenen Herbst und in diesem Sommer öffentlich hin-gewiesen hatte! Die mindestens gleichblei-bende Qualität der Lehre bei einem ‚Mehr-zuwachs’ an Studierenden wird durch eine mangelnde landespolitische Gegenfinanzie-rung nicht gesichert! „Die Bildungsausga-ben in Deutschland sind eindeutig – auch

im EU-Vergleich – zu niedrig“, erwidert Klemens Himpele von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Man müsse sich fragen, ob Bildungspolitik, gemessen an allen anderen politischen Ressorts, die auch finanziert werden wollen, Priorität hat, um zukünftig Bildungsstandards setzen zu können? Wie immer an diesem Punkt hebt man hervor, dass die Europa-Universität ei-nen Sonderstatus als Stiftungs-Uni genießt. Dies darf jedoch nicht weniger staatliche Bemühungen um die Ausfinanzierung die-ser Hochschule bedeuten! Neben der Perso-nallücke mache der Viadrina auch die bange Frage nach der (Un?)Möglichkeit der bishe-rigen Angebote des Career Centers und des Konzeptes der ‚familienfreundlichen Hoch-schule’ schwer zu schaffen, die auf freiwil-liger Basis gegründet worden waren – und nun auf ihren rentablen Nutzen hin geprüft werden müssten. „Da wissen wir heute keine wirklichen Ausweg in die Zukunft“, so Zens. Tatsache ist, dass ab dem Sommersemester 2011 nur noch halb so viele Career Center Trainings angeboten werden können. Ob die Familienfreundlichkeit weiterhin gefördert wird, ist noch unklar.

lAnd, Bund und uni Sehen Sich in ge-genSeitiger VerAntWortung

Ronny Diering vom AStA der Viadrina fragt, wo genau die Ursachen für die mangelnde Ausfinanzierung des Uni-Haushaltes zu su-chen seien. Staatssekretär Gorholt verweist auf den Rückzug des Bundes aus der Hoch-schulfinanzierung durch die Föderalismus-reform. Die Länder müssten die Hochschu-len seitdem allein finanzieren. Durch die Schuldenbremse und wegfallende EU-För-dermittel müsse Brandenburg in den näch-sten Jahren stark sparen und könne nicht mehr investieren. Im gleichen Atemzug hält er dagegen, dass sich doch die Mehrheit der Studierenden in ausgewiesenen Rankings (HIS) sehr positiv zu ihrer Zufriedenheit mit den Studienbedingungen an der EUV geäußert hätte. Außerdem bemühe sich die brandenburgische Landesregierung um ei-nen prioritären Status des Ressorts Bildung (an Hochschulen), indem hier zwar nomi-nal nicht gekürzt werde. Real bedeutet dies aufgrund von Inflation und wachsenden Stu-dierendenzahlen aber einen Mittelrückgang. Dies sei keine Frage der politischen Ausei-nandersetzung für ein Ressort oder gegen

ein anderes, so Gorholt. Gleichzeitig fügt er jedoch hinzu, dass man sich als Landesregie-rung auch gegen Proteste ein wenig „immu-nisieren“(!) müsse, um handlungsfähig zu bleiben. Himpele von der GEW entgegnet energisch, dass die Engpässe mit der Föde-ralismusreform und der Steuersenkungspo-litik der rot-grünen Vorgängerregierung im Bund jährlich Millionen Einnahmeeinbußen für die Länder und damit für die Bildungsfi-nanzierung entstanden seien. Diese wurden

bis heute nicht durch andere Einnahmequel-len egalisiert, so Klemens Himpele.

geW Fordert Steuererhöhung deS BundeS und aufgabengerechte AuS-

StAttung der länder

Er geht noch weiter und fordert: „Ohne Steu-ererhöhung wird es nicht möglich sein, die Bildung zu verbessern! Für die Ausfinanzie-rung der Haushalte sind mehr staatliche Aus-gaben des Bundes notwendig, um den Lan-deshaushalt aufzustocken. Nur so kann es wieder Handlungsspielraum geben!“ Denn im europaweiten Vergleich belegt Deutsch-land regelmäßig hintere Plätze bei den Bil-dungsausgaben, wie die OECD jedes Jahr wieder anprangert. Aus der neuesten Veröf-fentlichung von 2010 ist abzulesen, das die Bundesrepublik gerade einmal im OECD-Durchschnitt im Bereich Bildungs-Aufwen-dungen liegt*. Zens stimmt dem voll zu und unterstreicht nochmals: „Wir sind hier nicht auf einem Bildungsmarkt, sondern es gibt ei-nen Bildungsauftrag [des Staates]!“ Markt-mechanismen hätten normalerweise nicht für uns zu gelten, so der Kanzler. Diese Aus-sage erntete regen Zuspruch des Publikums. Salopp kontert Gorholt, die Universität hätte immer noch die Möglichkeit des Leistungs-bezugs durch Anwerbung von Drittelmit-teln. Auch im Hinblick auf die ab 2013 ein-setzenden strukturschwachen Jahrgänge,

Klemens Himpele, Martin Gorholt, Ronny Diering und Christian Zens (v. l. n. r.) Foto: privat

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Jahrgänge, die etwa 50% weniger Erstse-mester an den Unis erwarten lassen, werde es strukturelle Veränderungen geben. Das Land müsse voraus planen. Doch auch die Uni braucht neben Planungssicherheit vor allem gegenwärtig qualitativ verbesserte Bedingungen in Lehre und Forschung. Was vielen Studierenden der Viadrina am Herzen liegen dürfte, spricht der Kanzler schließlich an: „Es fehlen an der Viadrina Master-Stu-dienplätze!“ (Applaus im Publikum). Das Land Brandenburg belegt bei den laufenden Ausgaben je Studierender/m an Hochschu-len den allerletzten Platz (mit nur 5210 Euro im Vergleich zum Listenführenden Nie-dersachsen, dem der Studienplatz 11.310 Euro wert ist, laut Bundesländervergleich 2007). Brandenburg ist für Studienanfän-ger, im Ländervergleich zur studentischen Zuwanderung, das am wenigsten attraktive Bundesland – obwohl keine allgemeinen Studiengebühren erhoben werden. Dass wir zu wenig Studienplätze bereit stellen, zeigt die hohe Nettoabwanderung aus Branden-burg**. Klemens Himpele daraufhin: „Doch wie bekommen wir das organisiert, dass die Länder kontinuierlich finanziell aufgaben-gerecht ausgestattet sind?“ Das heißt, so-lange sich Studierende neu immatrikulie-ren können, müssten auch mehr Gelder zur Verfügung gestellt werden. Da sei zwar die demografische Situation der wegfallenden Studierendenzahlen in ein paar Jahren ein rationales Argument, doch sei es auch eine

kulturelle Frage der Bundesrepublik und der Universität – Bildung für alle zugänglich zu machen!

Das PrinziP unbeDingten WiDer-stanDs

Die Viadrina müsse sich fragen, wie sie sich positioniere in ihrem Bildungsauftrag – auch für eher ‚bildungsferne’ Schichten – die man an ein Studium heranführen möchte. Die-ring führt den Gedanken fort und fragt, ob es denn heute so sei, dass Werte, wie die Bildung(sfreiheit) der ökonomischen Ver-wertbarkeit untergeordnet werden würden?

Sicher würden heute eher Studienfächer nach ihrem späteren ökonomischen Nutzen für den Arbeitsmarkt gewählt, insistiert ein Beobachter im Publikum. Himpele entgeg-net, dass das Grundverständnis und die Idee des Bildungsbegriffs jedoch nicht maßgeb-lich mit der Finanzierung des jeweiligen Su-jets zu tun habe. Obwohl die Debatte um die Studiengebühren zugegebenermaßen politi-siert und gesellschaftlich polarisiert – und damit die Symbolträchtigkeit von Wissen und Marktwert potenziert habe, so der Ver-treter der GEW.

stürmische aussichten in Den kommenDen monaten! – aber nur, Wenn ihr mitmacht

„Das Prinzip unbedingten Widerstands ist ein Recht, das die Universität selbst zugleich reflektieren, erfinden und setzten müsste“ (Jacques Derrida, Die unbedingte Univer-sität). Nicht weniger fordern wir, als dass die Viadrina diese Aussage als zwingende Notwendigkeit, als Pflicht ihrer (Selbst-)Positionierung und Mitbestimmung, ansieht und das Wort ergreift! Wie wird diese Uni aus ihrer Krise hervorgehen und wie kön-nen wir Bildungsqualität wieder gewinnen? Welche Forderungen des „knackigen“ The-senpapiers 9,5*** vom vergangenen Herbst wurden an der Viadrina erfüllt, wo muss nachgeha(r)kt, wo weitergedacht werden? Welche alternativen Konzepte der Univer-sität gibt es? Wie können wir unsre Bildung jetzt und nach dem Studium außerwissen-schaftlich verwerten, ohne uns zu verkau-fen? Auch der Perspektivenworkshop am 17. No-vember 2010, der im Rahmen des Seminars

„(Un)bedingte Universitäten (!)“ stattfand, ging diesen Fragen in Impulsreferaten nach. Kritisch angesprochen wurden die starren Planvorgaben im BA an der Wirtschaftswis-senschaftlichen Fakultät, der in den ersten 3 Semestern keine individuelle Gestaltung vorsieht. Außerdem sei er zu BWL-konzen-triert, sodass volkswirtschaftliche und ganz-heitliche Mechanismen des Wirtschaftafts-kreislaufs völlig zu kurz kämen, so der Wi-wi-Student Hannes Fauser. Hat hier etwa der betriebswirtschaftliche Nutzen wieder Vorrang vor systemtheore-tischer Erkenntnis? Positive Neuerung in der Fakultät Wiwi – und damit die Erfül-lung einer Bildungsstreik-Forderung– sind die Abschaffung der Master-Hürden sowie die Zwangsexmatrikulation aufgrund mi-nimal fehlender ECTS-Punkte. Auch in der Kuwi-Fakultät war die Abschaffung der Masterhürden erfolgreich.

Diskriminierung auslänDischer stuDierenDer?

Wie und durch wen kann die Diskriminie-rung ausländischer Studierender an der Vi-adrina in Zukunft verhindert werden? Wie kann es sein, dass bloßes Unverständnis, was auf Sprachbarrieren zurück geführt werden kann, zu teils rassistischem Verhalten ge-genüber nicht-deutschen führt? Warum wird Studierenden an der Viadrina, die nicht aus der EU stammen, medizinische Grundver-sorgung und Arbeitserlaubnis vorenthalten, sodass sie sich nicht frei entfalten können und ihr Grundrecht auf körperliche Unver-sehrtheit gefährdet ist?

Was kann Demokratie an Der ViaDrina beDeuten?

Ist es gesellschaftlich so gewollt, dass sich jeder für alles engagiert, keiner für nichts

Welche Universität wollen wir? „(Un)bedingte Universitäten!“ (Programm auf der übernächsten Seite)

Foto: Fabian Fehse

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StürmiSche AuSSichten in den kommenden monAten! – ABer nur, Wenn ihr mitmAcht

oder manche für einiges? Ist es normal, dass sich nur 10% an den Wahlen der Viadrina beteiligen? Fakt ist, dass sich nahezu immer dieselben Personen zur Wahl stellen. Oder, ist es strukturell durch das Studier-Pensum so angelegt, dass bei gleichzeitigem Neben-job, wenig Zeit für Partizipation an der Ge-staltung der eigenen Hochschule bleibt? Ge-sellschaftliches Engagement werde jedoch auch außeruniversitär durch Studierende geleistet, so Professor Timm Beichelt. Fundamental ist die Frage, warum sich Stu-dierende der Fakultäten Jura und Wiwi in eher geringem Maße innerhalb Initiativen engagieren. Ist ein außerplanmäßiges, zu-sätzliches Interesse – neben dem Studium – der Entwicklung des Selbst und der Uni-versität, durch Strukturzwänge oder Sozi-alisation vorgegeben und begrenzt? Wo findet sich de-mokratischer Anspruch wie-der bei den Studierenden der Viadrina? Wo sonst – außer innerhalb der Positionierung durch die AG-Bildungsstreik – kann man Meinungsäuße-rungen und Forderungen zur Einhaltung von Gleichheits- und Bildungsrechten lesen? Warum vertreten/vertraten die einzelnen parteiischen Hochschulgruppen der Via-drina bis dato der Bildungs-streik-Aktionen so wenige hochschulpolitische Positi-onen? Warum sieht sich ein überparteiisches Bündnis als alleinig verantwortlich, die Misere des Uni-Haushaltslochs, der Gleichstellungs-, Diskriminierungs- und Qualitätsfragen zu diskutieren? Wie kommt es, dass sich in erster Linie die sozialdemo-

kratische Linke, dielinke SDS, an der Via-drina vornehmlich diesen Themen annimmt – und wir weder von den Grünen, noch von den Christlich-sozialen und nur zaghaft von den Sozialdemokraten aus den Hochschul-gruppen etwas hören? Warum wird hoch-schulpolitische Partizipation als nur „links“ konnotiert und verstanden?

WAS ihr jetzt tut oder nicht tut, SchreiBt GeSchichte.

Warum sieht sich die heutige Generation Studierender nicht in der Pflicht, die Er-rungenschaften der voran gegangenen zu sichern und zu manifestieren, um nicht in die Bildungs-Situation der ‚Vor-68er’ ab-zurutschen? Mir scheint, als erinnerten

sich Menschen immer nur an gesellschaft-liche Umwälzungen, wenn sie historisch re-flektiert werden. – Soweit ist es jetzt noch nicht. Das, was ihr jetzt tut oder nicht tut,

schreibt Geschichte. – Wir stecken mitten im Prozess des Widerstands und der fort-währenden Postulierung der Handlungsop-tionen. In wieweit kann ich als Studierende/r etwas ändern, wenn ich etwas ändern will? Wie ist die Viadrina strukturiert; wie sind Verantwortlichkeiten aufgeteilt (Uni, Land, Bund)? Wie kann man eine studentische Vertretung – z.B. durch den AStA – bei fa-kultätsinternen Entscheidungen etablieren und damit die studentisch-demokratische Partizipation realisieren? Hier sollte die Unileitung größere Bereitschaft daran zei-gen, Studierende aktiv einzubeziehen, z.B. in parlamentarischen Fragen, wenn es um die Ausstattung der Fakultäten geht, so ein konstruktiver Vorschlag aus der Runde.

nAchhAken, mitStrei(k)ten!

Der Bildungsstrei(k)t wird nicht von alleine weiter ge-hen. Wer Lust hat, sich zu überlegen, wie und in wel-cher Form (vom Streik zum Streit?) es weitergehen könnte, wie die noch ih-rer Umsetzung harrenden Forderungen und Ideen an-gepackt werden können, sollte selbst aktiv werden. Vorhandene Kontakte, Ver-netzungen, Positionen und Ideen können dazu natürlich weitergenutzt und gedacht werden.

Dörte Bortfeldt

Kontakt AG Bildungsstreik:Email: [email protected]: www.bildungsstreikviadrina.wordpress.com

*EU-Vergleich:en_2649_39263238_45897844_1_1_1_1,00.html** Bundesland-Vergleich: Hochschulen auf einen Blick, Ausgabe 2010, Statistisches Bundesamt Wiesbaden, S. 28-9 und S. 36:www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Publikationen/Fachveroeffentlichungen/Bildung***Positionspapier:http://bildungsstreikviadrina.files.wordpress.com/2009/06/broschuere_bildungsstreik_viadrina_herbst_2009.pdf

Europaweite Positions-Papiere von zeitgenössischen Autoren, von Professoren, Studenten, Kollektiven zur Lage und Zukunft der Universitäten: http://www.diaphanes.de/scripts/buch.php?ID=218

Wählen gehen!!!Wahl der Fachschaftsräte Kuwi, Wiwi und Jura und des Sprachenbeirats vom 6.-10. Dezember im GD-Foyer

Foto: Fabian Fehse

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Das uni ist nicht bunt, ist monochrom, ist musterlos.Ist musterlos nicht vielfältig, nonkonformistisch und frei?

War die Uni für uns nicht das Magnetisierende, das zu ergründende,weswegen wir aufgeschlossenen Geistes auszogen,

unsre Begabungen brauchbar und sinnhaft zu belichten?Was nützt uns Erkenntnis, ohne sie unvergleichbar uneinheitlich

mit der des Gegenüber zu variieren? Um verschiedenerlei Gestalt aus ihr zu kreieren,wollen wir uns doch von synchroner Masse Stummheit abheben?

Unbedingt sich sprachlich finden, in Wort und Schrift sich einzubringen,die unverblümte Rede schwingen.

Das Herz der Alma Mater (Universitas Viadrina) zu ergründen,und zu fragen, wer und was da heut’ in ihrem Namen denkt und spricht!

Es scheint, als sei der Traum von Vielfalt eingerahmt,umschlossen strukturell, vom Fiskus angenadelt.

Operation probiert. Im Bildungsstreik 2009.Unaufhörlich gefeilscht wird über Zukunft der initiative ‚Universität’, ihrer Verortung in Hochschulpolitik und dem geistigen Leben danach.

Eine beherzte Prise Studierender und Lehrender, sich für Idee und Potential denkerischer Freiheit und gemeinsinniger Partizipation einsetzend,

wirkt auf Euch und lädt Euch einzum Diskussionsprojekt

Dörte Bortfeldt

„(Un)bedingte Universitäten!“Programm:

01. Dezember, 18 Uhr, HG 217Im Sog der Exzellenz: wozu benötigen wir Hochschulrankings?Petra Giebisch, Centrum für Hochschulentwicklung 08. Dezember, 18 Uhr, HG 217Universitäten zwischen Ökonomisierung und gemeinwohlorientierter WahrheitssucheGesine Schwan, Humboldt-Viadrina School of Governance, Ort: HVSG, Berlin. 15. Dezember, 18 Uhr, HG 217Gegenpositionen: Formen alternativen StudierensAnja Graf-Gadow, Freier Zusammenschluss der StudentInnenschaften 05. Januar, 18 Uhr, HG 217Unified cultural objects: Die Zeit der KulturwissenschaftAnselm Haverkamp, Europa-Universität Viadrina 19. Januar, 18 Uhr, HG 217Wie baut man eine kleine Universität? Das Beispiel der Leuphana-Universität Lüneburg seit dem Jahre 2000Ferdinand Müller-Rommel, Universität Lüneburg 26. Januar, 18 Uhr, HG 217Podiumsdiskussion: 20 Jahre Viadrina – (Un)bedingte Reformuniversität?Organisation: Reinhard Blänkner, Europa-Universität Viadrina

Im Sog der Exzellenz: wozu benötigen wir Hochschulrankings?Petra Giebisch, Centrum für Hochschulentwicklung

08. Dezember, 18 Uhr, HG 217Universitäten zwischen Ökonomisierung und gemeinwohlorientierter WahrheitssucheGesine Schwan, Humboldt-Viadrina School of Governance, Ort: HVSG, Berlin.

15. Dezember, 18 Uhr, HG 217Gegenpositionen: Formen alternativen StudierensAnja Graf-Gadow, Freier Zusammenschluss der StudentInnenschaften

05. Januar, 18 Uhr, HG 217Unified cultural objects: Die Zeit der KulturwissenschaftAnselm Haverkamp, Europa-Universität Viadrina

19. Januar, 18 Uhr, HG 217Wie baut man eine kleine Universität? Das Beispiel der Leuphana-Universität Lüneburg seit dem Jahre 2000Ferdinand Müller-Rommel, Universität Lüneburg

26. Januar, 18 Uhr, HG 217Podiumsdiskussion: 20 Jahre Viadrina – (Un)bedingte Reformuniversität?Organisation: Reinhard Blänkner, Europa-Universität Viadrina

8 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Heft 3 2010 - Was ihr wollt!8 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!108108 Heft 3 2010 - Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Heft 3 2010 - Was ihr wollt!8888810888108 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Was ihr wollt!Heft 3 2010 - Heft 3 2010 - Was ihr wollt!B

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Page 11: Was ihr wollt?

9 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!9 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!8 Heft 3 2010 -

Von der finanziellen Not der Hochschulen

„Finanzen: igitt, lass mich in Ruhe damit!“

Hochschulfinanzierung – trocken, grau, trist, bürokratisch, unpraktisch. Dies sind wohl die Assoziationen, die viele Studierende mit diesem Wort verbinden. Dabei war die Aus-finanzierung des Bildungssystems doch eine der 9,5 Thesen des Bildungsstreiks. Doch schaut man genauer hin, entdeckt man ein Thema, welches so gar nicht trocken ist, son-dern höchst spannend. Denn die finanzielle Lage unserer Universität geht uns alle an. Sie betrifft uns gewissermaßen jedes Mal, wenn wir uns wieder über die verschiedensten Sa-chen aufregen – das Seminar, dass zu voll ist, die hohen Gebühren für Sprachkurse, die Ausstattung der Bibliothek und so weiter.

mangelwiRtschaFt an den hoch-schulen?

Wenn man die Ausfinanzierung des Bil-dungssystems fordert, ist das erste vernehm-bare Argument, dass die Kassen leer sind und deshalb keine zusätzlichen Ausgaben möglich seien. Schaut man jedoch genauer hin, relativiert sich dieses Argument. In

Deutschland haben sich nämlich beispiels-weise die Ausgaben für Bildung gemessen an der Wirtschaftskraft, also dem BIP, seit den 1970er Jahren halbiert. Obwohl also der gesellschaftliche Reichtum größer ge-worden ist, hat sich der relative Anteil der Bildungsausgaben verringert. Hier hat of-fensichtlich eine Verschiebung von Priori-täten stattgefunden.

auswiRkungen auF die studieRenden

Die Studierenden bekommen dies immer deutlicher zu spüren. Alleine in den letzten 15 Jahren wurden trotz steigender Studie-rendenzahlen 1500 Professuren abgebaut. Dadurch verschlechterte sich das Betreu-ungsverhältnis Studierende – Lehrende von 40:1 auf 60:1. Überfüllte Hörsäle oder der Versuch die Kosten in Form von Studien-gebühren auf die Studierenden abzuwäl-zen sind dabei nur die Spitze des Eisberges. Denn wo beispielsweise Lehre durch Lehr-beauftragte oder studentische Hilfskräfte abgedeckt wird und Drittmittel nur in For-schungsprojekte anstatt in Lehrveranstal-tungen fließen, bleibt eine gute Lehre auf der Strecke. In Kombination mit der erhöhten

Prüfungsdichte von Bachelor und Master so-wie den immer eingeschränkteren zeitlichen Kapazitäten von Lehrenden, welche sich im Wettbewerb behaupten müssen, leiden die Studierenden unter den Auswirkungen der Einsparungen.

ausblick

Wie also nun weiter? Aufgrund der Tatsache, dass in der Föderalismusreform die Kom-petenzen der Hochschulfinanzierung nahe-zu vollständig auf die Länder übergegangen sind, wird es schwierig sein kurzfristige Verbesserungen zu erzielen. Festzuhalten ist, dass angesichts der Milliardenhilfen für Banken und den Steuergeschenken für Un-ternehmen genug Geld vorhanden wäre, um ein Bildungssystem zu finanzieren, welches allen die gleiche Chance einräumt sich selbst zu verwirklichen. Bildung ist ein hohes Gut und die Gesellschaft, zu der auch die Studie-renden zählen, muss sich darüber klar wer-den, wie viel sie für dieses hohe Gute bereit ist zu investieren.

Ronny Diering

Anzeige ohne jeglichen Bezug zum Artikel:

Page 12: Was ihr wollt?

10 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!10 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

Debattierclubs gehören seit langer Zeit zum Repertoire jeder größeren deutschen Universität. Über 60 Vereine stehen jedes Jahr im Wettstreit um die Rednerkronen bei vielen regionalen und überregionalen Turnieren bis hin zu den deutschen Meisterschaften. Dabei nehmen Anzahl und Beliebtheit dieser Verei-nigungen dauernd zu. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Studenten lernen, Reden zu halten und ihre Argumente überzeugend vorzutragen. Fertigkeiten, die nicht nur im Studium sondern auch im späteren Berufsleben gefragt sind.

Vom Stammtisch zum Debattieren

DER URSPRUNG DES REDEWETTSTREITS

Im angloamerikanischen Raum haben De-batten eine seit Jahrhunderten währende Tradition. Sehr lange galt es dort als schick-lich sich zu treffen und kultiviert in Zigarren-zimmern oder Kneipen über die Tagespolitik oder Literatur zu parlieren. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus ein Diskurs nach festen Regeln, welcher dann auch an die Universitäten gelangte und dort verfeinert wurde. Hochschulclubs die dann den gemüt-lichen Aspekt vom Wettkampf abtrennten, gibt es in diesen Ländern seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Man entschied sich aus dem Dunst des Stammtisches heraus zu tre-ten und sich stattdessen an den politischen Debatten der Parlamente zu orientieren. Da-von zeugen auch heute noch die in Deutsch-land gebräuchlichen Wettkampfformate – OPD (Offene Parlamentarische Debatte)

und BPS (British Parliamentary System). Diese Nähe zur

Politik ist in diesen Län-dern auch durchaus

noch verbreitet; viele bekann-

te Politiker waren Mit-glieder in s o l c h e n

Clubs und erlernten ihre

R e d e f ä h i g -keiten dort. In D e u t s c h l a n d dauerte es da-

gegen bis in die 1990er Jahre bis der erste Debat-tierclub an der Uni-

versität Tübin-gen ins Leben

gerufen wur-de. Mittler-weile gibt

es wohl an die 6 . 0 0 0 s t u -den-

tische Debattierer, die sich in 66 offi ziellen Clubs organisieren.

DAS DUELL MIT WORTEN

Die beiden wichtigsten Formen des Debattie-rens in Deutschland, die OPD und das BPS, unterscheiden sich nur wenig. Im OPD-For-mat treten sechs Debattanten in zwei Teams gegeneinander an, während es im BPS zwei Seiten mit je zwei Teams à zwei Personen gibt, also vier Mannschaften. Hier liegt der Clou darin, dass sich jede Seite für einen Standpunkt entscheidet, für den sie eintritt. Das BPS ähnelt daher einem Parlament mit zwei Regierungsfraktionen und zwei Oppo-sitionsfraktionen, die jeweils koalieren. Bei der OPD gibt es zusätzlich drei freie Red-ner, welche sich im Rahmen der Debatte entweder der einen oder der anderen Seite anschließen. Das sorgt für zusätzliche Span-nung und auch für mehr Argumente, die die Hauptparteien möglicherweise übersehen haben. Die Formate hingegen gleichen sich eher, was die Redezeiten und den generel-len Ablauf anbelangt. Die (Haupt-) Redner haben jeweils sieben Minuten Zeit zu ver-suchen, die eigenen Argumente schlüssig, möglichst unterhaltsam (im seriösen Rah-men) und interessant darzulegen. Außerdem versuchen sie gleichzeitig die Schwächen der gegnerischen Linie zu sezieren und dar-zustellen. Das ist häufi g nicht so leicht, wie es sich anhört. Sieben Minuten können sehr lang werden, meistens sind sie aber viel zu kurz. Am Ende erhalten die Redner für ihre vorgebrachten Argumente, den Stil und die Vortragsweise ihrer Rede Punkte nach einem strikten Bewertungssystem. Anhand dessen wird ermittelt, welche Seite und welches Team die Debatte gewonnen hat.

DIE DEBATTE UND ICH

Jeden Tag vor dem Fernseher werden wir Zeugen, wie Politiker und Prominente uns mit teilweise sinnlosen und fl oskelhaften Worthülsen überziehen. Vielfach kennen wir das Problem auch aus persönlicher Er-fahrung. Unterhaltungen auf Partys ent-

halten zuviel Geschwafel, Irrelevantes und rhetorische Verdrehungen. Am Ende ist der Fokus auf das Wesentliche komplett verlo-ren gegangen und irgendein Dummschwät-zer hält sich für einen ausgezeichneten Red-ner. Mit ein wenig Training im Debattierclub kann man dafür sorgen, dass zumindest die eigenen Redefertigkeiten geschult werden und man nicht selber in die eine oder andere rhetorische Falle tappt. Ganz automatisch wird man zudem selbstbewusster und ver-bessert einige grundlegende Fähigkeiten: so werden Teamarbeit, Spontaneität und Flexibilität beim Debattieren gut geschult. Durch das strikte Regelwerk wird man zur Fokussierung auf das Wesentliche gezwun-gen. Das unliebsame ‚Blabla’ verschwindet und Inhalt werden transportiert. Scheinar-gumente von Schwafl ern werden schneller erkannt und schlagfertiges Ant-worten trainiert. In Debat t ierc lubs lernt man daher, einen Stand-punkt nicht durch lautes oder aggres-sives Gere-de, sondern durch sichere Argumentation und ein fundiertes Allgemeinwissen zu vertreten.Das Debattie-ren wirkt zu-dem in die Gesel l -schaft h i -

und BPS (British Parliamentary System). Diese Nähe zur

Politik ist in diesen Län-dern auch durchaus

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gegen bis in die 1990er Jahre bis der erste Debat-tierclub an der Uni-

versität Tübin-gen ins Leben

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Warum Debattierclubs modern sind und Spaß machen

Montage: Paul „Fo“ Bogadtke

Page 13: Was ihr wollt?

11 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!11 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

nein. Nur derjenige, der akzentuiert zu äußern vermag, was ihn bewegt, kann sich auch aktiv an gesellschaftlichen Prozessen beteiligen. Demokratisch-pluralistische Gesell-schaften benötigen Menschen, die sich über dem Niveau des Talkshow-Deutsch miteinander verständigen können. Nur so fi nden eigene Überzeugungen öffentlich Gehör und erscheinen glaubwürdig. Außerdem braucht man Mut und eine charakterstarke Persönlichkeit, um sich ins Licht der Öffentlichkeit zu begeben. Das Debattieren unterstützt diese Qualitäten. Nicht zuletzt lernt man viele interessante Menschen an der eigenen und an anderen Universitäten kennen. Durch die Teilnahme an Turnieren fi ndet man schnell Freunde in allen Ecken des Landes und teils auch darüber hinaus. Das Debat-tieren ist schließlich vor allem eine soziale Veranstaltung, die in erster Linie allen Beteiligten Spaß bereiten soll. Zu Ge-winnen steht dabei nicht im Vordergrund. Die Jury sorgt vor allem dafür, dass die Regeln eingehalten werden und man sich im Vergleich zu anderen Rednern einzuschätzen lernt. Debattieren schult soziale Kompetenzen, die einem nicht nur im Studium, sondern auch im späteren Beruf zu Gute kommen. Klar ist also, jede Woche einmal im Debattierclub vorbeizuschauen, ist deutlich effektiver als irgendein, mit-unter teures, Rhetorikseminar zu besuchen.

DER DEBATTIERCLUB DER VIADRINA

Jeden Donnerstagabend um 18.30 Uhr treffen wir uns im Raum GD 312. Abhängig davon, wer sich bei uns versam-melt, kann es zuweilen auch zu befremdlichen Szenen kom-men. So konnte man eine Gruppe von jungen Leuten dabei beobachten, wie sie sich einen Gegenstand zuwarfen, um den Fänger anzubrüllen: „Warum müssen die Sandkörner in der Sahara gezählt werden?“ oder auch „Fettleibige sollten höhere Krankenkassenbeiträge zahlen!“. Der Fänger und Angebrüllte hatte dann die ehrenvolle Aufgabe innerhalb anderthalb Minuten zu erklären, warum diese Forderungen über alle Maßen wichtig sind (bevor er sie danach wieder abgibt). Dabei geht es nicht darum, Unsinn zu verbreiten, sondern sich ‚aufzuwärmen’. Es handelt sich hier um eine von vielen spielerischen Formen, sich auf die Debatte ein-zustimmen und die eigenen Fähigkeiten zu testen. Andere beliebte Spielvarianten sind die Ballon- und die historische Debatte. Bei der Erstgenannten versetzen sich zwei Debat-tanten in eine Rolle und erklären dem anderen, warum dieser aus einem abstürzenden Ballon springen muss – um den an-deren, ebenfalls im Ballon sitzend, zu retten. Die historische Variante sieht dagegen vor, dass ein Thema nur aus der Per-spektive einer bestimmten Zeit erläutert wird. Es geht somit nicht nur um Sprachwitz, sondern immer auch um schnelles Denken. Anschließend sammeln wir Themen von spaßig bis ernst-haft, also von der ‚Kennzeichnungspfl icht für Singles’ bis hin zu der Frage, ob ‚Massentierhaltung komplett verboten gehöre’ – dies debattieren wir dann meist im Format OPD. Nach der Debatte werten wir den Verlauf gemeinsam aus. Oft wird auch noch weiter über das Thema gestritten. An-schließend löschen wir gemeinsam unseren Durst.

Euer Debattierclub

1. Alle dürfen mitmachen, keiner wird ausgelacht, schließlich haben wir alle mal angefangen. Die Scheu vor dem Publikum zu überwinden, ist Teil des Debattierens, daher werfen wir unsere ‚Neuen’ gerne ins kalte Wasser.

2. Jeder bringt ein Thema mit, das ihn momentan bewegt oder welches er schon immer mal diskutiert ha-ben wollte. Von spaßig bis ernst ist alles erlaubt, solange man einen Pro- und einen Kontra- Standpunkt bilden kann. Anschließend wird abgestimmt, welches Thema debattiert wird.

3. Dann wird ausgelost, auf welcher Redeposition und auf wessen Seite man streitet. Häufi g vertritt man eine Meinung, die nicht die eigene ist – so lernt man sich in andere Positionen rein zudenken. Offenheit ist ge-fragt.

4. Dann folgen 15 Minuten Vorbereitung, da bleibt keine Zeit für ausgiebige Recherchen. Wer politisch in-teressiert ist und sich auf dem Laufenden hält, ist gut vorbereitet.

5. Wenn es losgeht, gibt es kein zurück mehr. Dann gilt es, die eigenen Argumente darzustellen, die auch für das Publikum nachvollziehbar sein sollten – zu viele Ge-dankensprünge verwirren nur.

6. Keine Angst vor kontroversen Ansichten oder polemischen Überzeichnungen – schließlich soll Schwung in die Reden kommen und niemand muss sich für seine ‚Rolle’ rechtfertigen.

7. Mitdenken ist angesagt – nach dem ersten Red-ner geht es auch darum, dem Gegner die Schwachstellen seiner Argumente aufzuzeigen. Die Debatten sind da-durch dynamisch und nie langweilig.

8. Contenance bewahren! Zwischenrufe und Zwi-schenfragen sind gestattet, wir sind aber keine Queru-lanten.

Wer mitmachen will, kann gerne einfach mal vorbeischauen. Die Email-adresse lautet: [email protected] und ihr fi ndet uns auch als Gruppe: Debattierclub der Viadrina bei Studi-VZ.Unser vollständiger Name lautet: „Frankfurter Frack Freunde – deutsch–polnische Debattiergesellschaft e.V.“. Wenn wir genug Leute zusam-menbekommen, debattieren wir auch gerne mal nicht auf Deutsch.

Die goldenen Regelndes Debattierens

Page 14: Was ihr wollt?

12 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!12 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

Die Viadrina-Räumlichkeiten, Gräfi n-Dönhoff-Gebäude und Collegium Polonicum, trennt ge-

nau genommen nur die Oder. Dennoch spie-gelt die Wahl des Wohnortes der Studenten der Viadrina ein eher eintöniges Wahlver-halten wider – trotz der vielfältigen Veran-staltungsorte rechts und links des Flusses. In den Wohnheimen auf der deutschen Seite beträgt nach Aussage des Studentenwerks der Anteil polnischer Studierender nur sie-ben Prozent. Auch auf der anderen Seite der Oder macht die Zahl der Deutschen ledig-lich zehn Prozent aus. Agnieszka Schmid, Koordinatorin für polnische Studierende und Marketing an der Viadrina, macht da-für vor allem die komplizierten Verträge und fehlende Sprachkenntnisse verantwortlich. Auch verweist sie auf die Studenten, die in

Wohngemeinschaften wohnen und daher in diesen

Statistiken n i c h t auftau-chen.

S o w i e

A n n e . W e n n A n n e

m o rg e n s aufwacht , sieht sie als erstes die Oder –

und Frank-furt. Die

27-jährige Studentin des Masters Europa-studien wohnt seit drei Monaten in einer WG auf der polnischen Seite, in Słubice. Sie sieht das Problem vielmehr in der Ent-scheidung vieler Studenten für die Großstadt Berlin, als in einem Wettbewerb Frankfurt (Oder) gegen Słubice. Probleme gab es in ihrer WG bislang keine, allerdings hat Anne wie ihre Mitbewohner ihren Hauptwohnsitz in Berlin. Dennoch gehen sie abends gerne in Słubice in den Pub, um dort Billard zu spielen: „Die Sprachprobleme machen das Ganze noch interessanter. Außerdem sind die Polen häufi g viel freundlicher.“

DOPPELSTADT ALS SCHRITTMACHER

Laut Statistik werden zwischen Frankfurt und dem Dorf Świecko rund 50 Prozent des deutsch-polnischen Warenverkehrs umge-setzt. Auch der grenzüberschreitende Per-sonenverkehr emanzipiert sich allmählich auf beiden Seiten der Oder vom Bestreben Kosmetikartikeln, Benzin und Zigaretten, günstiger zu erwerben. Seit 1993 bilden

Frankfurt und Słubice den Mittelpunkt der Euroregion Pro Europa Viadrina.

Deren Aufgabe ist es nach Wunsch der Politiker, die Anpassungspro-zesse innerhalb der Europäischen Union zu erleichtern und zu be-

schleunigen. So gibt es seit dem Jahr 2004 unter dem Titel Europastadt Frankfurt (Oder)/Słubice gemeinsame Entwicklungs-programme in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Kommunalpolitik. Bereits seit dem Jahr 2006 koordinieren die Städte ihr Stadtmarketing und werben für „Frankfurt und Słubice – Euro-päische Doppelstadt an der Oder“. Anna Maria kennt beide Seiten der Oder.

Die 22-Jährige kommt aus einem Dorf in der Nähe von Poznań und studiert an der Vi-adrina im fünften Semester Kulturwissen-schaften. Die ersten zwei Semester hat sie in Słubice im Studentenwohnheim gewohnt. Vor einem Jahr hat Anna Maria sich ganz be-wusst für ein Leben in Frankfurt (Oder) ent-schieden. „Irgendwann war es mir zu weit, jeden Tag zur Uni über die Brücke zu laufen. Ich will dort wohnen wo ich auch studiere.“ Als Grund für ein Studium an der Viadrina, nennt sie ihre Liebe für die deutsche Spra-che: „Ich habe mich einfach verliebt“.

VIADRINA ALS EIN AKTEUR DEUTSCH-POLNISCHER BEZIEHUNGEN

Für viele nimmt die Europa-Universität Vi-adrina bei den deutsch-polnischen Bezie-hungen eine besondere Stellung ein. Mit ihrer Neugründung im Jahre 1991 sollte vor allem der intensive Austausch zwischen Deutschland und Polen vorangetrieben werden. Mittlerweile gelten das deutsch-polnische Lehr- und Forschungszentrum Collegium Polonicum, die gemeinsamen Bachelor- und Masterprogramme, sowie die intensive Kooperation mit einer Vielzahl von polnischen Universitäten als Musterbei-spiel für eine grenzübergreifende Zusam-menarbeit. Ein Teil der Studierenden und Dozenten kommt aus Polen. Zudem berät das deutsch-polnische Career Center zu Le-bens- und Arbeitswelten der beiden Nach-barländer. Momentan arbeite man auch an einem Kompetenzzentrum für interdiszipli-näre Polen-Studien, wie der Präsident der Viadrina Gunter Pleuger zur Eröffnung des akademischen Jahres 2010/11 verkündete.

Wenn Länder und damit auch Interessen aneinandergrenzen, sind Konfl ikte häufi g vorprogrammiert. Die Oder-Neiße-Grenze ist da keine Ausnahme. Mittlerweile verläuft das Miteinander jedoch sehr friedlich. In diesem Jahr feiert die deutsch-polnische Partnerschaft gleich drei Jubiläen: 60 Jahre Görlitzer Abkom-men, 40 Jahre Warschauer Vertrag und 20 Jahre deutsch-polnischer Grenzvertrag. Doch die Jahrestage geben nicht nur Anlass, die neue deutsch-polnische Freundschaft zu zelebrieren, sondern auch zu hin-terfragen, wie sich diese Freundschaft im Alltag widerspiegelt. Vivadrina fragte nach, wie Studieren an der deutsch-polnischen Grenze funktioniert. Folge I: Wohnen

Studieren an der deutsch-polnischen Grenze Immer etwas dazwischen

und daher in diesen Statistiken

n i c h t auftau-chen.

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Frankfurt und Słubice den Mittelpunkt der Euroregion Pro Europa Viadrina.

schleunigen. So gibt es seit dem Jahr 2004 unter dem Titel Europastadt Frankfurt (Oder)/Słubice gemeinsame Entwicklungs-programme in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Kommunalpolitik. Bereits seit dem Jahr 2006 koordinieren die Städte ihr Stadtmarketing und werben für „Frankfurt und Słubice – Euro-päische Doppelstadt an der Oder“. Anna Maria kennt beide Seiten der Oder.

Folge I: Wohnen

Page 15: Was ihr wollt?

13 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!13 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

KENNENLERNEN UNABLÄSSIG

Das Verhältnis zwischen Deutschland und Polen habe sich seit 1990 deutlich verbes-sert, so die zentrale These der deutsch-pol-nischen Konferenz, die Anfang November an der Viadrina stattfand (siehe Infokasten). Insbesondere im Grenzgebiet sei eine Annä-herung zu beobachten. Als Beispiel nannte Basil Kerski, Chefredakteur des deutsch-polnischen Magazins DIALOG, dass in den polnischen Westgebieten seit langem ein auffallend pro-europäisches und pro-deutsches Wahlverhalten zu beobachten sei. Umgekehrt wachse auch in Deutschland die Akzeptanz für das Nachbarland. Der ehema-lige polnische Außenminister Władysław Bartoszewski mahnte hingegen, dass es für das gegenseitige Verständnis unablässig sei, dass sich die Völker noch besser kennen-lernten.

Der 25-jährige Paul kennt Polen bereits sehr gut. Er hat drei Semester seines Bachelor-Studiums in Warschau verbracht und stu-diert seit diesem Semester an der Viadrina Kultur und Geschichte Mittel- und Osteu-ropas. Dennoch wohnt er in Berlin. „Der räumliche Bezug und die Möglichkeit, die polnische Sprache zu sprechen, ist mir für mein Studium sehr wichtig. Die Frage nach Franfurt (Oder) oder Słubice zu ziehen, hat sich mir dennoch nie gestellt.“ 30 Prozent der Studierenden pendeln wie Paul zwi-schen Frankfurt/Słubice und Berlin. Gegen die vielen Möglichkeiten der Großstadt, hat die beschauliche Doppelstadt wenig entge-genzusetzen.

WIE JEDE ANDERE STADT

Fakt ist, dass bei der Wahl der Wohnorte die praktischen Gründe überwiegen. Je nach-dem, was dem Einzelnen wichtig ist: Preis, Abendteuer, Nähe, Ruhe, Verkehrsanbin-dung oder anderes. Die Grenze als sol- che spielt dabei eher eine untergeord-nete Rolle und keinesfalls ein größeres Hindernis als ein fehlender Inter-netzugang. Agnieszka Schmid dazu: „Wir le-ben nicht in einer Insel und jeder geht dahin, wo er seine Erwar-tungen am besten erfüllt sieht.“ Wie eben in jeder ande-ren Stadt auch.

Der ehemalige polnische Au-ß e n m i n i s t e r Bartoszewski sagte bei der d e u t s c h -polnischen Konferenz A n f a n g November über die F r e u n d -s c h a f t z w i s c h e n Deutschland und P o l e n : „Es geht um Normalität, es geht nicht um Liebe.“ Johanna Kardel

KONFERENZ AM RANDE: VOM TREN-NENDEN ZUM VERBINDENDEN

Prominente Geburtstagsgäste diskutierten vom zweiten bis zum dritten November im Collegium Polonicum und im Audi-max über das deutsch-polnische Verhält-nis. Die Europa-Universität Viadrina or-ganisierte gemeinsam mit der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit diese Konferenz, die unter dem Motto „Oder-Neiße-Grenze. Vom Trennenden zum Ver-bindenden“ abgehalten wurde. Die Oder-Neiße-Grenze feiert dieses Jahr gleich drei Jubiläen: 60 Jahre Görlitzer Abkommen, 40 Jahre Warschauer Vertrag und 20 Jahre deutsch-polnischer Grenzvertrag. Neben den amtierenden Außenministern Deutsch-lands und Polens, Guido Westerwelle und Radosław Sikorski, waren auch die Amts-vorgänger der deutsch-polnischen Au-ßenpolitik, Władysław Bartoszewski und Hans-Dietrich Genscher, Gäste dieser au-ßergewöhnlichen Veranstaltungsreihe.

spielt dabei eher eine untergeord-nete Rolle und keinesfalls ein größeres Hindernis als ein fehlender Inter-netzugang. Agnieszka Schmid dazu: „Wir le-ben nicht in einer Insel und jeder geht dahin, wo er seine Erwar-tungen am besten erfüllt sieht.“ Wie eben in jeder ande-ren Stadt auch.

Der ehemalige polnische Au-ß e n m i n i s t e r Bartoszewski sagte bei der

z w i s c h e n Deutschland und P o l e n : „Es geht um Normalität, es geht nicht

Johanna Kardel

Nachbarschaft auf höherer Ebene: Hans Dietrich Genscher, Günter Pleugner und Władysław Eugeni-usz Sikorsky Foto: Fabian Gatzka

Page 16: Was ihr wollt?

14 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!14 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

Vor ca. 360 Jahren entstand im Süden Chi-nas ein völlig neues Kampfsystem - fl exibel, schnell und aggressiv. Diese Kampfkunst er-möglichte es den Chinesen, sich auch gegen die ihnen körperlich überlegenen Japaner zu behaupten, die das Land besetzt hielten und die chinesische Bevölkerung unterdrückten.

Nach der Machtergreifung der Kommunisten in China fl ohen viele chinesische Kung Fu-Lehrer nach Hongkong, da die neuen Macht-haber das Ausüben und Trainieren jeglicher Kampfkünste verboten. Unter den Flüchtlin-gen befand sich auch der Wing Tsun-Meister Ip Man, dessen Leben und Wirken inzwi-schen in zwei Kinofi lmen verewigt wurde. Ende der 1970er Jahre „fand“ Wing Tsun Kung Fu seinen Weg dann nach Westeuropa.Hier beginnt der Stammbaum aller in Deutschland und in Europa ansässigen Wing Tsun Verbände mit Ip Man. Im Jahr 2002 gründete Sifu Klaus Flickin-ger die ACADEMIE INTERNATIONALE DE WING TSUN KUNG FU mit dem Ziel, die alte von mehreren Kung Fu Meistern als Kriegskunst entwickelte Kampfkunst als ein-heitliches und geschlossenes System zu er-

halten. Allen Interessierten wird Wing Tsun Kung Fu als logisches Gesamtkonzept ver-mittelt, dessen Basis die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Techniken, der Art und Weise der Umsetzung sowie der entspre-chenden Methode ist. Dem Interessenten werden die Techniken und das Konzept des Wing Tsun Kung Fu in einem Schülergradsystem vermittelt, in dessen Mittelpunkt das Partnertraining, die Anwendung der einzelnen Techniken sowie die Methode der Verteidigung steht. Wäh-rend des Trainings der ersten Schülergrade trainiert der Anfänger die Anwendung einzel-ner Techniken in unterschiedlichen Angriffs-situationen und unterschiedlichen Distanzen. Danach erlernt er CHI SAU, eine spezielle Trainingsmethode zur Schulung der taktilen Refl exe und deren Anwendung.

Die Motivation Wing Tsun Kung Fu zu erler-nen ist bei den meisten Trainierenden der An-spruch sich im Alltag gegen körperliche An-griffe, gegen sich selbst oder andere, vertei-digen zu können. Das Training bietet darüber hinaus jedoch auch die Schulung / Erhaltung motorischer sowie koordinativer Fähigkeiten

und dient somit auch der Prävention körper-licher Degeneration. Das Erlernen von Wing Tsun Kung Fu bedarf weder besonderer Kraft noch der Kondition eines Leistungssportlers und ist für alle „Al-tersklassen“ geeignet. Lediglich die Bereit-schaft sich auf seinen Körper einzulassen, sei-ne Stärken kennen zulernen und zu nutzen, ist Voraussetzung für ein erfolgreiches Training.

Für Studenten der Europa-Universität ko-stet das Training monatlich 29,-€. Die durch den Dachverband erhobene Jahresgebühr in Höhe von 40,-€ wird bei Abschluss eines Jah-resvertrages erstattet. Weiterhin besteht die Möglichkeit, bereits bei Vertragsabschluss,beitragsfreie Zeiträume (z.B. Semesterferien etc.) festzulegen.

Die A.I.W.T.K.F.-Kampfkunstschule Frank-furt (Oder) lädt die Studenten der Europa-Universität Viadrina recht herzlich zu einem kostenlosen und unverbindlichen Probetrai-ning ein! Trainiert wird jeweils Dienstag und Donnerstag von 19:00 Uhr bis 20:30 Uhr im HOME OF FITNESS in der Robert Have-mann Straße 1 (gegenüber der Straßenbahn-haltestelle „Friedhof“).

WING TSUN KUNG FU in Frankfurt (Oder)

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Page 17: Was ihr wollt?

15 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!15 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!4 Heft 3 2010 -

Im Osten nIchts neues? Denkste!

Gerade Mittelosteuropa ist wegen der Vielfalt und Verwobenheit von Kulturen, dem wirtschaftlichen Aufschwung sowie durch den mannigfaltigen soziopolitischen Wandel einzelner Gesellschaften eine dy-namische Region von besonderem Reiz. Gerade in Berlin und Brandenburg treffen nicht nur Osteuropa-Know-How aufeinan-der, sondern die Vielfalt der Kulturen selbst ist sprichwörtlich in Reichweite. Wo sonst, wenn nicht in Berlin und Brandenburg, kann man zahlreiche osteuropäische Sprachen er-lernen, kommt man mit Kunst, Politik und Gesellschaft Osteuropas hautnah in Berüh-rung? Schließlich liegt Berlin genauso nah an Prag wie an Hamburg; mit dem Zug fährt man ab Berlin genauso lange nach Warschau wie nach München. Doch es gibt teilweise auch ungenutztes Po-tential osteuropaspezifische Wissens, insbe-sondere im Bereich Kultur- und Wirtschafts-kompetenz, das es zu fördern und weiter-zuentwickeln lohnt! Aus diesem Grund gründeten Studierende aus Frankfurt/Oder, Potsdam und Berlin im Jahre 2002 die Stu-dierendeninitiative Ostblick e.V.

unser PrOfIl – unsere themen – unsere treffen

Ostblick e.V. sind osteuropainteressierte Studierende, Promovierende und Alumni der vier Universitäten in Berlin und Bran-denburg. Regelmäßige Treffen finden meist in Berlin statt, aber auch zunehmend in Potsdam und an der Viadrina. Jeden ersten Mittwoch im Monat gibt es einen Ostblick-Stammtisch in verschiedenen Kneipen, zu denen jeder herzlich eingeladen ist. Es ist gerade für Interessierte eine gute Möglich-keit – in informellem Rahmen – die Initiative und seine Mitglieder kennen zu lernen. In-haltlich befassen sich die Stammtische mit ausgewählten thematischen Vorträgen und Lesungen. Natürlich bleibt im Anschluss daran auch genug Zeit, um sich über die für Euch momentan wichtigen Themen aus-zutauschen. Aber Ostblick e.V. ist mehr: wir veranstalten auch Projekte, Exkursionen, Länderabende, Seminare und Partys. So or-ganisierten wir in den letzten Jahren Projekte wie z.B. die Trinationale Medien-, Fahrrad- und Jugendbegegnung in Brest oder das deutsch-polnisch-belarussische Seminar in den polnischen Masuren.

Für Januar 2011 planen wir in Berlin ein universitäts- und fachübergreifendes Ost-europa-Kolloquium, bei dem Osteuropa-interessierte in entspannter Atmosphäre ge-meinsam über ihre Bachelor-, Master-, oder gar Doktorarbeiten diskutieren und sich aus-tauschen können.Wir freuen uns auf kreative Köpfe wie Euch! Ihr seid bei uns immer sehr willkommen – auch wenn ihr in Verbindung mit Ostblick e.V. ein osteuropabezogenes Projekt, eine Lesung oder einen Vortrag durchführen möchtet. Egal ob groß oder klein, ob eine Fahrradtour oder ein Leseabend von Lieb-lingsbüchern zu Osteuropa – wir helfen Euch sehr gerne bei der Konzeption und Verwirklichung Eurer Ideen! Ostblick ist vor allem das, was ihr daraus macht! Wir freuen uns auf Euch!

Bartek Pytłas

Mehr zu Ostblick und den aktuellen Osteuropa-Events: www.ostblick.orgEmail: [email protected]: http://www.facebook.com/ost-blick

Ostblick e.V. Regionalinitiative Osteuropastudierender Berlin-Brandenburg

Quelle: Flyer Ostblick e.V.

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16 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

Ebenso neu ist der Türkischsprachkurs: „Es war der Wunsch vieler Studenten, türkisch zu lernen, dem sind wir nun nachgekommen“, erklärt Dr. Vogel, „Wir haben immer mehr Studenten mit Migrati-onsh in te r- grund. Viele können Tür- kisch sprechen, aber viel- leicht nicht auf a k a d e m i - schem Niveau schreiben.“ Allerdings ist T ü r k i s c h , wie auch alle a n d e r e n Sprachen, nur als Fremd- sprache anre-c h e n b a r , wenn der letzte Abschluss in Deutsch er-bracht wur- de. Das heißt Bachelorstudenten brauchen ein deutsches Abitur – die Nationalität spielt dabei keine Rolle. „Die Türkei rückt politisch immer näher an Europa heran und wir haben einen steigenden Studentenaustausch mit türkischen Universitäten“, resümiert der Geschäftsführer.

Nun wird sich der ein oder andere fragen, warum es neben dem Sprachenzentrum zusätzlich eine Sprachen GmbH gibt, deren Kurse weiterhin kostenpfl ichtig sind. Die Hauptauf- gabe des Sprachenzentrums besteht darin, dass Stu-denten die Möglichkeit zu bieten, ihre Schul- sprache auf Fachsprachniveau auszubauen. Alle Kurse unterhalb der Zertifi katsstufe stellen ein freiwilliges Angebot des Sprachenzen-trums dar. Nach dem Abitur sollte jeder Schüler in der Lage sein, mit der Englisch-Zertifi katsstufe zu beginnen. Dies ist nicht immer der Fall. Seit Gründung der Viadrina ist die Sprachenausbildung ein essentieller Bestandteil des Studiums. Infolgedessen musste das Sprachenzentrum garantieren, dass jeder Student ei- nen Kursplatz bekam. Da dafür das Budget nicht ausreichte, gründete das Sprachenzentrum 2002 die „Vivadrina Sprachen GmbH“, die im Gegensatz zur Universität Gebühren erheben durfte. Ein weiterer Grund lag darin, dass das Sprachenzentrum Honorarkräfte nur acht Stunden pro Woche beschäftigen darf. Zu wenig, um das breite Lehrangebot zu gewährleisten und Lehrkräfte aus Berlin nach Frankfurt zu locken.

denten die Möglichkeit zu bieten, ihre Schul- sprache auf Fachsprachniveau auszubauen. Alle Kurse unterhalb der Zertifi katsstufe stellen ein freiwilliges Angebot des Sprachenzen-trums dar. Nach dem Abitur sollte jeder Schüler in der Lage sein, mit der Englisch-Zertifi katsstufe zu beginnen. Dies ist nicht immer der Fall. Seit Gründung der Viadrina

ein

Sprachenzentrum im WS 2010/11 = Altes Sprachangebot+ Türkisch – Sprachgebühren – 10 % der Haushaltsmittel

Im Sprachenzentrum hat sich mit dem Semesterwechsel Vieles verändert: So sind Sprachgebühren weg-gefallen und eine neue Sprache ist dazugekommen. Engagierte Studenten und offene Ohren machen es möglich. Ein Ohr gehört dem Geschäftsführer des Sprachenzentrums, Herrn Dr. Thomas Vogel, der sich unseren Fragen stellte.

Die Zertifi katsstufenkurse müssen nicht länger zwingend in der vor-gegebenen Reihenfolge besucht werden. So sind die Studenten zeitlich fl exibler. Das gilt jedoch nicht für Juristen, da ihre Kurse inhaltlich aufeinander aufbauen. Desweiteren wird es einen zweiten Sprachprüfungstermin im Semes-ter geben, falls man zum ersten Termin im Ausland oder krank-heitsbedingt verhindert war. In der Vergangenheit mussten sich die Studenten für ein zusätzliches Semester immatrikulieren, nur um die Sprachprüfung abzulegen.

Das Polnischlektorat hat Verstär-kung bekommen: Die frühere Lehr-beauftragte Dr. Ewa Bagłajewska ist seit diesem Semester die neue Lek-torin für Polnisch. Mit ihr steigt die Anzahl der Polnischlehrer auf Acht.

Die wichtigste Veränderung dürfte jedoch das Entfallen der Gebühren für alle regu-lären Sprachkurse des Sprachenzentrums sein. Ab diesem Semester sind alle Mittel-stufenkurse (außer Englisch und Türkisch) und Oberstufenkurse kostenlos, auch wenn eine Stufe wiederholt wird. Den Grund für diese Entscheidung des Präsidi-ums sieht der Mann, der in Kiel und Bel-fast zur Uni ging, im Bildungsstreik: „Die Erkenntnis ist vorhanden, dass wir den Studierenden entgegenkommen müssen.“

Foto: privat

16 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!16 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

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17 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

Auch das Sprachenzentrum muss – wie die ganze Uni in diesem Jahr – zehn Prozent ihres Haus-halts einsparen. „Wir versuchen, dass die Studenten so wenig wie möglich davon betroffen sind“, unterstreicht Dr. Vogel. Leicht wird das nicht: So muss das Sprachenzentrum seine Sachmittel zurückfahren, darunter fallen unter anderem Tagungen und Fortbildungen für Mitarbeiter. Ein schmerzlicher Verlust wird auch die studentische Sprachlernberatung sein, die bislang viele Studierende unterstützt hat. „Wir haben mit Mitteln aus dem Hoch- schulpakt ein sehr intensives Ausbildungs- und Coaching- programm für studentische Tutoren aufgebaut. Ab 2011 wird dieses Programm nicht mehr aus dem Hochschulpakt gefördert werden können“, bedauert der Geschäftsfüh- rer. Außerdem werden die Gebühren der Sprachkurse der Viadrina Sprachen GmbH um zehn Euro steigen, um die gestiegenen Fahrkartenpreise der Bahn zu kompensieren. Der studentische Sprachen-beirat hat ein Positionspapier zu allen Kürzungen aufge-setzt. Wer Fragen dazu hat, kann eine Email an [email protected] schreiben oder dienstags 13:30-14:30 in die AB 212 kommen. Doch der ehemalige Anglistik- und Philosophiestudent ist trotz allem zuversichtlich und baut auf die Studenten der Viadrina: „Wenn jemand etwas errei-chen kann, dann sind das die Studierenden!“

programm für studentische

mehr aus dem Hochschulpakt

Gebühren der Sprachkurse der

beirat hat ein Positionspapier

Wir begrüßen die Veränderungen am Sprachenzentrum, vor allem das Wegfallen der Sprachgebühren betrachten wir als sehr positiv. Gerade in Zeiten, in denen überall gespart werden muss, beweist das Zentrum seine Wirtschaftlichkeit und die Uni zeigt, dass sie die streikenden Studenten nicht ignoriert hat. Das Türkisch-Angebot demonstriert eine Offenheit der Viadrina gegenüber sich ändernden Bedürfnissen. – und man kann die Sprache auch gleich im nahe gelegenen Berlin aktiv anwenden. Zu bedauern ist der Weg-fall der Sprachlernberatung. Laut Herrn Vogel stellt sich das Sprachenzentrum mittler-weile nur noch eine Frage: „Wie können wir uns noch verbessern?“ Es experimentiert mit alternativen Formen des Lehrens und Lernens, bietet Kurse im In- und Ausland, im Semester und in den Fe-rien. Da ist nicht mehr viel offen. „Oh doch“, holt Dr. Thomas Vogel aus, „nächs-tes Jahr wird das Selbstlern-zentrum umgebaut, sodass dort eine bessere Interaktion zwischen den Studierenden möglich sein wird.“Wir sind gespannt.

Große Kritik übt Herr Vogel jedoch am Bachelorsys-tem: „Während Bologna sagte man sich: ‚Machen wir Diplom light und nennen es Bachelor.‘“ In drei Jahren sei es fast unmöglich, ein Studium abzuschließen und nebenbei noch eine Sprache in vollendeter Form zu erlernen: „Im Bachelor werden fünf Jahre verdichtet auf drei Jahre – und das ohne eine inhaltliche Überar-beitung. Das darf einfach nicht sein.“ Trotz allem ist der 55-jährige sehr zufrieden, sowohl mit den Leistun-gen des Sprachenzentrums als auch der der Studenten und der Mitarbeiter. „Für mich ist es wichtig, dass wir nicht stehen bleiben“, schloss er.

Das Sprachzentrum bietet schon seit einiger Zeit Intensivkurse im Ausland an. Dieses Sommersemester wurde in Sevilla, der Hauptstadt Andalusiens, erstmals ein Kurs für Spanisch-Lernende Studenten organisiert. Im nächs-ten Semester folgen ein Französischkurs in Paris und ein Englischkurs in London. „Damit soll der europäische Austausch für Studierende, aber auch für Lehrkräfte gefördert werden“, meint der gebürtige Ludwigshafener. Sei-ner Meinung nach ist ein einziges Auslandssemester zu wenig, um genü-gend Erfahrungen in den Bereichen Sprache und Kultur zu sammeln. Daher sollte jeder das Angebot der Intensivsprachkurse nutzen.

Die halbe Stelle für Italienisch, die für ein Jahr über den Hochschulpakt fi nanziert wurde, fällt ab Sommersemester weg. Das Angebot für Ita-lienisch wird dann nur noch über Lehraufträge abgesichert. Herr Vogel befürchtet einen Qua-litätsverlust der Lehre, da infolge weder die Absprache mit anderen Lehrern noch die An-sprechbarkeit außerhalb der Unterrichtszeiten gewährleistet werden könne.

Fotos von Herrn Vogel und vom Sprachenzentrum:Inna Hauke

Quelle der Flaggenbilder:www.kinder.wetter.com

Inna Hauke & Mario Mische

17 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!17 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

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18 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!18 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Europa-Universität Viadrina hat sich eine kleine Gruppe von StudentInnen formiert, die eine Denkschrift herausgeben möchte. Als Erscheinungstermin ist die Eröffnung des nächsten akademischen Jahres – Okto-ber 2011 – vorgesehen, doch noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen. Die Redakti-onsgruppe – die sich zum groß-en Teil aus Menschen z u s a m -mensetzt , die sich bereits für Politik und Kultur an der Viadri-na einset-zen – traf sich zum ersten Mal im Novem-ber und will bis zum Be-ginn des nächsten Jahres die Planung und Aufgabenverteilung abgeschlossen haben.Der erste Schritt ist nun, sich auf die Konzep-tion zu einigen: Sollten alle Texte auf Deutsch sein? Oder einzelne Artikel in Polnisch? Es könnten auch alle Artikel auf Englisch zu-sammengefasst werden? Der Arbeitskreis will jedem Genre gegenüber offen. Egal, ob

man ein Interview, ein Essay, eine Satire oder eine Kurzgeschichte schreiben will – wich-tig sei die kritische und konstruktive Ausei-nandersetzung mit der Viadrina.Als nächstes stellt sich die Frage nach den passenden Inhalten: Der gegenwärtige Ar-beitstitel „Alternative Ideen und kritische Auseinandersetzungen der Studierenden

mit ihrer Universität“ lässt bereits vermuten, dass die Studenten eine objektive und selbst-refl exive Bestandsaufnahme der Universi-tätslandschaft anstreben. Als Orientierung dient die alternative Festschrift „ansichtssa-che“, die zum 10-jährigen Jubiläum der Uni von StudentInnen und UnimitarbeiterInnen erstellt wurde und die auch einen Text von

Professor Dr. Kittsteiner enthielt. Die „an-sichtssache“ ist im AStA-Shop erhältlich und auch im Semesterapparat des „(Un)bedingten Universitäten(?)“-Seminars von Professor Beichelt zu fi nden.Die bislang geplanten Themen sind nur erste Ideen, die um viele weitere ergänzt werden können, dürfen, müssen – Welche Themen

m ü s s t e n d e i n e r M e i n u n g nach noch unbedingt e r w ä h n t werden?Du möch-test gerne selbst et-was schrei-ben oder das Team anderwei-tig unter-stützen?Wir suchen engagierte Mitarbei-

terInnen, die uns bei der Ideenfi ndung und beim Füllen der leeren Seiten unterstützen wollen.Melde dich einfach bei [email protected] mit dem Betreff „Denk-schrift“. Mario Mische

Die Viadrina wird 20 JahreStudenten wollen Denkschrift veröffentlichen

Bislang geplante Themen:-Wie haben sich das Wiwi-, Rewi- und Kuwistudium entwickelt?

-Wie hat sich die Stadt Frankfurt (Oder) und ihre Beziehung zur Uni verändert? -Philosophisch zeitgemäße Betrachtungen zur Idee der Universität – Das humboldtsche

Bildungsideal, Derridas Unbedingte Universität, die kritische Theorie gestern und heute, die Funktion des Intellektuellen, etc.

-„Heute Polen, Morgen die ganze Welt“ – Internationaler Anspruch und das Sprachenzentrum-Der Bologna-Prozess – Der Spezialfall „Viadrina“

-Strukturell unterfi nanzierte Stiftungsuni – Entscheidungsfreiheit vs. Schuldenfreiheit-Der Bildungsstreik – Von der Kuscheluni zum kreativen Protest

-Das Studentenwerk – Dein Freund und Helfer oder der Monopolist der Uni?-„Wer ist eigentlich dieser ‚deutsch-polnisch‘ und warum ist der in so vielen Vereinen?“ Wie

stark sind Polen und Deutsche in der Grenzstadt inzwischen zusammengewachsen?-Höhen und Tiefen der studentischen Selbstverwaltung

-Campus life – Studentisches Engagement unter Ausschluss der Öffentlichkeit?

Es gibt was auf die OhrenViaFunk an deiner Uni

Die Viadrina hat nun schon seit anderthalb Jahren ein Universitätsradio: ViaFunk! Unsere Sendungen und Podcasts könnt ihr unter viafunk.de abrufen. Das Pro-gramm ist so vielfältig wie die Studierendenschaft selbst. Zu hören sind Themen rund um das Universitätsleben und Frankfurt Oder: Kultur- und Freizeittipps, Musik aus der Region und der Welt. Alles, was euch und uns interessiert, ist erlaubt. Ihr könnt uns aber nicht nur hören, sondern auch aktiv wer-den und bei ViaFunk mitmachen. Von der Redaktions-arbeit, über Aufnahme und Schnitt, bis hin zur Werbung

könnt ihr viele Ideen beisteuern und euer Wissen erweitern. Egal, ob ihr Anfänger seid oder bereits Erfahrungen beim Er-stellen von Podcasts habt: Ihr seid herz-lich willkommen mitzumachen! Somit kann jeden Monat eine neue Sendung produziert werden, die immer für Hör-genuss sorgt.Wir freuen uns über jede(n)

interessierte(n) Studierende(n)! Die Mit-glieder von ViaFunk treffen sich einmal pro Woche. Für mehr Infos schreibt uns gerne eine E-Mail an [email protected]. Hört einfach mal rein auf viafunk.de Sophie Fähnrich

Es gibt was auf die Ohren

Die Viadrina hat nun schon seit anderthalb Jahren ein

Unsere Sendungen und Podcasts könnt ihr unter viafunk.de abrufen. Das Pro-gramm ist so vielfältig wie die

Oder: Kultur- und Freizeittipps, Musik aus der Region und der Welt. Alles, was euch und uns interessiert, ist erlaubt. Ihr könnt uns aber nicht nur hören, sondern auch aktiv wer-den und bei ViaFunk mitmachen. Von der Redaktions-arbeit, über Aufnahme und Schnitt, bis hin zur Werbung

könnt ihr viele Ideen beisteuern und euer Wissen erweitern. Egal, ob ihr Anfänger seid oder bereits Erfahrungen beim Er-stellen von Podcasts habt: Ihr seid herz-lich willkommen mitzumachen! Somit kann jeden Monat eine neue Sendung produziert werden, die immer für Hör-genuss sorgt.Wir freuen uns über jede(n)

interessierte(n) Studierende(n)! Die Mit-glieder von ViaFunk treffen sich einmal pro Woche. Für mehr Infos schreibt uns gerne eine E-Mail an [email protected]. Hört einfach mal rein auf viafunk.de Sophie Fähnrich

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19 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!19 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

Diesmal: Die Abteilung KommunikationsnetzeIKMZ – der unbekannte Dienstleister an der EUV

Wenn Universitätsmitarbeiter an den Arbeitsplatz gehen, machen sie drei Dinge: Sie starten ihren PC, hören den Anrufbeantworter ab und schalten die Kaffeemaschine an. Von diesen Dingen fällt nur die Kaffeemaschine nicht in den Aufgabenbereich des IKMZ. Es sei denn, sie hat eine IP-Adresse.

Eigentlich ist es selbstverständlich, dass Kommunikation störungsfrei und ständig auf dem neusten Stand der Technik ist. In Wohnheimen oder Unigebäuden (mit Aus-nahme der AB) können wir surfen so oft und lange wir wollen und das meist mit einer sol-ch atemberaubenden Geschwindigkeit, dass Privathaushalte nur neidisch drein gucken und manch Student gelegentlich Listen ge-reicht bekommt, von Filmen, die er schnell „besorgen“ solle.Die komplette Vernetzung der Uni und der Wohnheime, inklusive dem Internet und der VoIP-Technik, liegt in der Hand von nur zwei

Leuten: Der Abteilung Kommunikations-netze des IKMZ. Wenn ein Lehrstuhl also nicht mehr telefonieren kann oder Dozenten in ihren Vorlesungen nicht mehr auf Inter- oder Intranet zugreifen können, geht es auf die Kappe von Karl-Heinz Härtel und An-dreas Schacher. Dass das Netz einer Univer-sität funktioniert, wird als unbedingter Stan-dard begriffen. Dieses Grundverständnis ist für die Abteilung Kommunikationsnetze jedoch Absicherung und Fluch zugleich. Wer voraussetzt, dass das Netz immer läuft, schafft zwar Arbeitsplätze, sieht aber kei-nen Grund, an Prozedur oder Struktur et-was zu ändern. Seit 1993, also zwei Jahre nach Neugründung der Viadrina, existiert die Abteilung - mit nur zwei Verantwort-lichen. Mit zusätzlichen Serviceangeboten und Diensten fächert sich die Arbeitszeit von Schacher und Härtel aber zunehmend auf. Die beiden bringen dazu ein bildliches Beispiel an: Man stelle sich eine Fläche vor, die es gilt abzudecken. Diesen Raum fülle man mit zwei Litern Wasser. Verbreitet sich

die Fläche durch weitere Dienste, wird das Wasser auf allen Ebenen fl acher. Bei mehr Wasser oder weniger Diensten, könnte man auf allen Gebieten wieder in die Tiefe ge-hen. Könnte. Eine Perspektive dafür gibt es allerdings nicht. Die Luft wird umso dün-ner, wenn einer der beiden in Urlaub oder krank ist. Der Bereich Support nimmt 20% ihrer Arbeitszeit in Anspruch. Es wäre eine große Hilfe, wenn das jemand übernehmen könnte. Dankbar wären beide auch über je-manden, der Hilfstätigkeiten übernähme, wie beispielsweise das Anschließen oder Umstecken von Telefonen.

So fasst die Abteilung ihre Arbeit zusam-men: „Die Mitarbeiter der Abteilung Kom-munikationsnetze sind für die Planung, den Betrieb, die Fortschreibung der Infrastruktur und für die Sprach- und Datenkommunikati-on aller angeschlossenen Netzwerke verant-wortlich. Des Weiteren ist hier der Bereich der Netzwerksicherheit angesiedelt.“ Das klingt knackig auf den Punkt gebracht, doch beinhaltet Stoff für ein stundenlanges Ge-spräch. Um uns nicht in Details zu verlieren, liste ich hier einfach einmal ein paar Zahlen zu dem Netz auf, das die Abteilung aufge-baut hat und gerade pfl egt: Alle Komponen-ten im Datennetz sind mehrere Millionen Euro wert, es werden elf Gebäudekomplexe mit insgesamt 60 Technikknoten betreut. Zum Netz gehören zweitausend Kilometer Kabel, 700 VoIP-Telefone, neun Voiceser-ver und insgesamt 500 Voice-Boxen. Das Metropolitan Area Network (MAN) hat cir-ca 5000 Switch-Ports und das WLAN der Uni verfügt über 130 Accesspoints! Um den Überblick darüber nicht zu verlieren, gibt

es schmucke Programme, die die Netze vi-suell und auf mehreren Ebenen darstellen. Ein unbenanntes Redaktionsmitglied von uns blickt ehrfürchtig in Richtung Schacher und Härtel. Denn die wissen immer, wenn je-mand gerade im Netz ist oder telefoniert, wel-cher Anschluss gerade dazu gehört. Wirklich jedes Gerät, das Teil des Netzwerkes wird, bekommt als Begrüßungsgeschenk eine IP-Adresse und ist dadurch problemlos im Netz aufspürbar, schon um potentielle Feh-lerquellen schnell auszumerzen. “Unsere Hand für unser Produkt” – das ist das Motto von Schacher und Härtel. Weil beide schon seit über 17 Jahren hier sind, stehen sie zu 100% hinter ihrer Arbeit und den Dienstleistungen, die sie schaffen und aufgebaut haben. Sie sind mit Herzblut dabei und ständig bestrebt, in ihrer Planung auch aktuell zu bleiben, um den Anschluss nicht zu verlieren. Wie aber sieht die Zukunft aus? Andre-as Schacher: “Es wird mit Sicherheit nicht mehr Services geben, weil das Personal dafür nicht da ist.” Härtel sieht es ähnlich: “Ohne eine höhere Stellung des IKMZ und eine strukturelle Verbesserung innerhalb der Uni ist die Erbringung aller Services in der bisher guten Form nicht mehr zu gewähr-leisten.” Er sieht auch die mögliche Gefahr, dass das IKMZ von einem externen Anbie-ter übernommen wird, zu Lasten der aktuell familiären Betreuung im Hause der Viadrina und zu Lasten des Viadrina-Haushalts. Mo-mentan ist das IKMZ Teil der Verwaltung und scheint als 5. Rad am Wagen gesehen zu werden. Es ist kein eigenständiges Re-chenzentrum, sondern seltsamerweise ganz unten (statt parallel) der Uni-Hierarchie angesiedelt. Weil die Viadrina noch kein wirkliches (und ausreichend personell aus-gestattetes) Rechenzentrum hat, sieht Härtel auch keine Chancen für einen Platz in der Exzellenzinitiative, für die sich die Viadrina gerade bewirbt. Der Viadrinaleitung sollte der Kontrast zwischen eigenen Zielen und tatsächlich Realisierbarem bewusst werden. Hinsichtlich der Zukunft des IKMZ bewege sich die Viadrina gerade auf sehr dünnem Eis, meint Härtel. Und spätestens, wenn auch in der Abteilung Kommunikations-netze jemand wegen Überlastung ausfällt, steht die “Autobahn” der Viadrina still. Wir sind gespannt, wer sich dann dazu rechtfer-tigen möchte. Thomas Bruckert

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20 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!20 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

Chroniken eines Umzugs – Episode 1Der Logenhausumzug – Ein Musterbeispiel an minuziös abgesprochener Zusammenarbeit zwischen Uni und Studenten

Dieses und das kommende Jahr werden wohl als „Wanderjahre“ in die Geschichte der Viadrina einge-hen. Aus der Studentenloge wurden die Initiativen in den Keller des Hauptgebäudes verfrachtet und die Lehrstühle in die Sophienstraße abgeschoben. Das IKMZ wird vom HG und AM in die Loge ziehen. Der neue Hort allen studentischen Engagements wird die Scharrnstraße, in die der AStA als erster ziehen wird, da sich das Studentenwerk auf die AStA-Räume in die Paul-Feldner-Straße ausbreiten will. Bevor nun die Zahlen der Raumlotterie ein weiteres Mal gezogen werden, sollte sich die Uni kurz zurücklehnen und die Nieten zählen.

Im Jahr 2006 beantragte die Uni beim Land Brandenburg Geld für eine große Baumaß-nahme – dem Umbau der Studentenloge und des Logenhauses*. Die Bewohner der Loge setzten sich zusammen aus den Initi-ativen, den FSRs, dem Sprachenbeirat und den Lehrstühlen der Professoren Neyer und Beichelt. Bei den Studenten kursierte die Information, dass die Studentenloge saniert und teilweise abgerissen werden soll, erst seit dem Frühjahr 2009 und selbst dann dau-erte es noch eine ganze Weile, bis die rest-lichen Infos durchsickerten. Zwischendurch wurde sogar gemunkelt, dass die AM-Mensa geschlossen wird und für die Initiativen zum Großraumbüro umgebaut werden soll. Die Zukunft der Loge steht jedoch schon fest: Das IKMZ wird mitsamt seiner Technik und den Servern dorthin umziehen.

Außerdem wurde das Projekt „Viadrina-Facewall“ ins Leben gerufen, um die Fas-sade zu verschönern: Hieran arbeiten eine Potsdamer Designerstudio, die Initiative Vi-asion, die Pressestelle und das AStA-Referat für Öffentliches & Design zusammen. Beim International Day und Uniball wurden be-reits Gesichter von Studenten und Unimitar-beitern fotografi ert. Der Termin für das dritte Shooting steht noch nicht fest.

Für die überstürzte Natur der Umsiedlung nennt Hans-Jürgen Müller von der Hausver-waltung einen einfachen Grund: „Es war seit Jahren bekannt, dass das Logenhaus saniert werden sollte, aber die Mittel wurden vom Ministerium nicht freigegeben. Dann waren die Gelder urplötzlich da und wir mussten den Umzug zeitnah durchführen, sonst wä-ren die Gelder wieder verloren gegangen.“ So wurden zuerst die umliegenden Garagen, inklusive der Fahrradwerkstatt, abgerissen und anschließend die Logenbewohner in Büroräume des IKMZ und Lagerräume im HG-Keller umgesiedelt. „Der Umzug ging holterdiepolter und bedingt durch die Um-

stände verlief es nicht reibungslos“, gibt Herr Müller zu.

Die Interstudis hat es wohl mit am schlimm-sten getroffen. Der Umzug fand mitten im Vorstandswechsel statt, was zu einigen Ver-zögerungen im Packprozess führte. Am 27. Juni zogen sie aus der Loge in den K51, den sie sich mit dem ELSA teilen mussten. Nicht nur, dass der Raum nicht groß genug für bei-de war, es gab auch keine Telefonleitung und keinen Internetanschluss. Dabei galt es den Interstudisempfang am 19. Oktober im GD zu organisieren. Da sie nicht im Büro ar-beiten konnten, haben sie den Empfang für die Gaststudenten ab Juli vornehmlich von zu Hause aus organisiert, was dann auch gut funktionierte. „Es war nur peinlich, in den Sprechstunden die Erasmus zwischen all den Kartons im Büro begrüßen zu müssen“, meint Annkathrin Wild. Zum Glück konn-ten viele Fragen, die die Erasmus-Studenten hatten, per Mail geklärt werden. Trotzdem stößt das Gebaren der Uni auf Unverständ-nis: „Die Viadrina preist sich als internatio-nal und schiebt uns in den Keller ab.“ Inter-studi Tobias Reiner erinnert sich: „Wir haben bei Dezernat IV wegen einem anderen Raum nachgefragt und wurden von Büro zu Büro weitergereicht. Dann eines Tages teilte Herr Müller überraschend mit, dass ein Raum frei wäre. Innerhalb eines Tages haben wir den Raum K23 bekommen“.

Dezernat IV-Mitarbeiter Müller erklärt die Zuständigkeiten wie folgt: „Herr Ermling war für die Raumvergabe zuständig, ich war für die Durchführung des Umzugs zuständig und Herr Schulz ist für alle Fragen bezüglich der Möbel zuständig.“ Für das Dezernat IV war die oberste Priorität, die Studentenloge zu räumen: „Das Wichtigste war erst einmal alle irgendwo unterzukriegen. Da konnte man nicht auf alle Wünsche eingehen“, be-dauert Hausverwalter Müller. „Inzwischen sind wir dabei, die Initiativen, die zusammen

in einem Raum sind, wieder auseinander zu fädeln.“ Indes werden für den ELSA auch im K51 die nötigen Leitungen verlegt.

Bei der Wahl des richtigen Raumes wollte auch die Viadrina Consulting Group nichts falsch machen: „Wir wurden vor die Wahl zwischen der AB und dem Keller des HGs gestellt“, führt Bianka Schwallmann aus, „wir wählten die August-Bebel-Straße, da die Kellerräume klein, dunkel und stickig waren und wir sie noch mit anderen Initia-tiven hätten teilen sollen.“ Dann kam doch die Ansage, dass sie ins HG müssen. Dies verdeutlicht, warum Bianka die Absprache mit der Uni als suboptimal beurteilt: „All-gemein fanden wir die fehlende Kommuni-kation nicht gut, man erfuhr Vieles nur über Hörensagen.“ So kursierte bei der VCG „Mitte Mai“ als mögliches Auszugsdatum. Dafür lobt sie die Zusammenarbeit mit dem externen Lieferservice und Herrn Müller, „der immer sehr nett und kooperativ war.“ Schlussendlich sind sie doch zufrieden, dass sie ins HG gekommen sind und freuen sich: „Mit unserem Zimmergenossen SIFE kom-men wir gut aus – sie sind sehr ruhig…“

Timm Beichelt gehört zu den wenigen, die die Planung in Ordnung fanden: „Wir hatten – als Professur mit angehängtem Studien-gang (MES) – die Möglichkeit, Räumlich-keiten vorher anzusehen. Das Mitsprache-recht war zwar beschränkt, z.B. standen das Hauptgebäude oder das AM nicht zur De-batte. Dennoch hatte ich das Gefühl, nicht gegen unsere Interessen behandelt zu wer-den. Auch die Ausstattung, wie Kopierer, Beamer, Kabelanschlüsse, ist in Ordnung, übrigens auch deutlich besser als an vielen anderen Universitäten.“ Die Anbindung an die Universität stelle nun allerdings ein Problem dar, denn die Lehrstühle Beichelt und Neyer wurden ins Internationale Begeg-nungszentrum in der Sophienstaße verlegt: „Mit über 700 Studierenden müsste der MES

*Die Studentenloge, im Studierendenmund oft „Loge“ oder „Logen-haus“ genannt, war der weiß eingezäunte Flachbau, mittig gelegen zwischen dem Oderturm und der Grotte. Das eigentliche Logenhaus ist das ehemalige Haus der Freimaurer an der Logenstraße.

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21 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!21 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

eigentlich nahe am universitären Zentrum liegen. Für den Service am lebenden Stu-denten ist es nicht gerade optimal, so weit weg zu sitzen. Eine gute Busverbindung gibt es nicht so richtig.“ Trotzdem sei die MES-Sprechstunde noch immer gut besucht.

Schlecht besucht waren dagegen die Räum-lichkeiten der Initiative Viasion. Aufgrund starker Regenfälle litten die Kellerwände in der Studentenloge an Schimmelpilzbe-fall und somit waren die Räume unbenutz-bar. So zog man eine Etage höher in die 118. Die Wahl fi el auf das Büro der Viva-drina-Redaktion, da drei der aktivsten Vi-asionsmitglieder ebenfalls bei der Zeitung mitarbeiteten. So ging die Büroteilung gut vonstatten und sollte auch im zukünftigen Büro fortgeführt werden. „Es gab gar kei-ne Wahl, wo wir hinkommen. Alle hofften auf die Gnade von Herrn Ermling, dass man nicht in die AB abgeschoben wird“, erklärt der Viasionist Thomas Bruckert. Die Gnade Herrn Ermlings fi el auf den K16, der sich bei näherer Betrachtung allerdings als eben-so schimmelig herausstellte. Dies fi el vor-her nicht auf, da der K16 ein nicht genutztes

Betriebsarztzimmer war. „Nach einigen Wochen bekamen wir dann den K26 im HG angeboten. Wir haben uns in den Raum ver-liebt, denn er war genauso winzig klein, wie schon die 118“, bemerkt Thomas. Die Einge-wöhnung ins neue Büro verlief problemlos – oder wie es Vivadrina-Mitarbeiterin Natalia Polikarpova formulierte: „Es hat zwei Wo-chen gebraucht, dann sah der Raum genauso schlimm aus, wie der alte.“

Mit Schimmel hatte der Rewi-FSR nicht zu kämpfen, nur mit einer Ameisenkolonie.Da die Uni auf ihre mehrmaligen Aufforde-rungen zur Beseitigung nicht reagierte, ent-fernten sie die Ameisen selbst.

Nicht so eilig hatte es der FSR der Kultur-wissenschaftler: „Von dem Umzug wurden wir ein halbes Jahr vorher informiert; darü-ber, in welchen Raum wir kommen, zwei Wochen vorher“, meint ein Studierender läs-sig. „Der eigentliche Umzug verlief gut, wir hatten keinen Stress.“ Daran gibt es keinen Zweifel – der letzte Teil des Umzugs wurde Mitte November abgeschlossen. Die Loge hatte für sie einen studentischeren Flair, da

sie das studentische Engagement bündelte. „Aber hier im Souterrain fühlen wir uns auch wohl“, versichert eine Kulturwissenschaft-lerin. „Es ist Ironie des Schicksals, dass nun, wo die Initiativen aus der Studenten-loge raus sind, die Fassade mit Gesichtern von Studenten verziert wird“, wundern sie sich. Als eine weitere Ironie des Schicksals kann man wohl auch ein besonderes Feature ihres neuen Raumes bezeichnen: „Man kann durch die Kabelschächte die Gespräche der anderen FSRs in den benachbarten Räumen hören.“ Damit steht einer guten Zusammen-arbeit der FSRs nichts mehr im Wege.

Was haben wir nach diesem ersten Umzug gelernt?Die Universität leidet an gehörigem Platz-mangel, ist aber bestrebt diesem entgegen-zuwirken. Allerdings sollte sie sich um mehr Transparenz bei der Planung bemühen. Das Dezernat IV hat im Endergebnis gute Arbeit geleistet, doch steht es seinen größten Auf-gaben noch bevor. Mario Mische

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22 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!22 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

„Ach, lass uns doch in die Grotte gehen! Da ist’s doch immer ganz lustig und ordentlich was los ist da auch!“ Diesen Satz hört man leider schon seit einiger Zeit nicht mehr an der Viadrina.Früher war die Grotte eine der beliebtesten Partylocations für Studierende aller Fakul-täten. Mittlerweile ist sie geschlossen und nur wenigen der jüngeren Studierenden ist die „Grotte“ überhaupt noch ein Begriff. Genau das soll sich jetzt ändern: Der AStA trat vor kurzem an uns heran und fragte, ob es möglich sei, ein Projektteam zu bilden. Dieses Team soll sich mit der Erstellung eines neuen Konzeptes für die Grotte befas-sen. Die reizvolle Aufgabe haben wir dan-kend angenommen und ein Projektteam war schnell gefunden. Dabei ist es leichter gesagt als getan, ein in erster Linie tragfähiges Kon-zept zu erstellen.Der Grundsatz „Von Studenten, für Stu-denten“ soll auch weiterhin Fundament der Nutzung sein. Daher wurden private, kom-merziell ausgerichtete Anfragen zur Über-nahme der Grotte bereits seitens des AStA abgelehnt. Unser Projektteam hat nun bis Ende des Jahres Zeit, dem AStA ein neues,

ansprechendes und vor allem realisierbares Konzept zu übergeben. Bei einem ersten Brainstorming sind viel-fältige Ideen entstanden: Von einer Studen-tensauna über Arbeits- und Entspannungs-räume bis hin zu einer neuerlichen Szenebar war alles vertreten. Natürlich ist nicht jede dieser Ideen umsetzbar, auch wenn sie – wie im Falle der Studentensauna – für manche vielleicht noch so wünschenswert ist! Die Umsetzung dieses Projektes ist eine echte Herausforderung. Durch das hohe, eigene Interesse unserer Studenten an der Grotte gestaltet sich dieses Projekt sehr in-teressant. So sind wir äußerst zuversichtlich, am Ende ein standfestes Konzept zu präsen-tieren und die Grotte schon bald wieder für euch zu öffnen. Dann aber vermutlich unter einem anderen Namen ;)Wendet euch an den Asta oder an uns, wenn ihr einer Initiative angehört und Interesse daran habt, die „neue Grotte“ zu überneh-men sowie mittel- bis langfristig zu führen. Neben diesem Projekt und der regelmäßigen Ressortarbeit gibt es in der VCG auch ande-re spannende Dinge zu berichten. So fand beispielsweise, wie immer am Anfang des

Semesters, unser Schulungswochenende in Karpacz (Polen) statt. Viele aktive Mit-glieder, unsere Alumni und zahlreiche In-teressenten ließen sich das nicht entgehen. Das qualitativ hochwertige Schulungsange-bot und die abwechslungsreiche Freizeitge-staltung (Sommerrodeln und Mottoparty) haben auch dieses Schulungswochenende wieder zu einem einmaligen Erlebnis wer-den lassen.Habt ihr Interesse an unserer Vereinsarbeit und wollt ihr an coolen und herausfordernden Projekten wie der Neukonzeption der „Grot-te“ teilnehmen? Dann schaut einfach mal unter www.vcg-ev.de oder in unserer Face-book-Gruppe „Viadrina Consulting Group e.V.“ vorbei. Oder ihr kommt ganz unver-bindlich zu unseren Ressortsitzungen. Die Termine fi ndet ihr auf unserer Homepage im Bereich „Aktuelles/Termine“. Wir freu-en uns besonders auch über Interessenten der kulturwissenschaftlichen und rechtswissen-schaftlichen Fakultät, denn je vielfältiger der Verein, desto aufregender und produktiver die Zusammenarbeit.

Eure Viadrina Consulting Group

Die studentische Unternehmensberatung an der Viadrina, die Viadrina Consulting Group, erarbeitet mit dem AStA ein neues Konzept für den ehemaligen Studentenclub „Grotte“.

Quelle: VCG

„Grotte reloaded“

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23 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!23 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!12 Heft 3 2010 -

Es ist nicht all zu lange her, da wurde im Audimax unserer lieben Viadrina das aka-demische Jahr eröffnet. Gleichzeitig machte man sich daran den Universitätsplatz, der da-mals noch nicht so hieß, zu eröffnen. Die ganze Veranstaltung war prima geplant, mit allem Drum und Dran. Erst Reden, dann Freibier und Musik. Ersteres wurde aller-dings zu einem Erlebnis der langen Art.Im offiziellen Teil gaben sich Präsident Pleu-ger, Ministerin Münch, sowie Frau Kunst und Herr Zimmerli im Audimax die Ehre. Im Publikum saßen viele Würdenträger aus Stadt und Uni. Dazu gesellte sich noch eine kaum nennenswerte Zahl an Studierenden. Auf der Tagesordnung standen eine Begrü-ßung durch Herrn Pleuger, eine Rede von Frau Münch sowie eine Podiumsdiskussion. Dazwischen etwas Musik und fertig wär‘s gewesen. Aber niemand hatte mit der Rede von Dr. Martina Münch, brandenburgische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, gerechnet. Es war unglaublich. Ihr Vortrag dauerte etwa eine halbe Stunde, doch gefühlt waren es mehrere sehr, sehr lange Tage. Sie kam weder auf irgend einen Punkt, beendete jeden dritten Satz als wäre bereits alles gesagt und sprach zusätzlich

ohne Betonung. Und wenn wir gerade dabei sind: geredet hat sie zwar, doch gesagt hat sie nichts. Während ihres einschläfernden Vortrags ließ sich beobachten, wie sehr ge-

nau zehn Anwesende tatsächlich die Augen schlossen und einige sehr mit sich und ihrem Schlafeswunsch zu kämpfen hatten. We-nigsten war so die Gelegenheit günstig, das Publikum genau zu zählen. Es waren 238.

Nach dem Ende des Martyriums konnte man ein weiteres Mal erleben, dass Gunter Pleu-ger weiß, was er tut. Mit einem Kompliment und einem gewinnenden Lächeln erweckte

er die Anwesenden und ging diploma-tisch zur Diskussion über. Auf dem Podium saßen Ministerin, die drei genannten Unipräsidenten und eine Moderatorin. Auch hier zeigte Frau Münch, dass Anstrengung ihre Sache nicht ist. Als nach kurzem Hin und Her klar wurde, dass die Mikrofone nicht funktionierten, sprach sie den-noch so leise weiter, dass selbst die Protagonisten auf der Bühne Mühe hatten, ihr zu folgen. Insgesamt war der Inhalt der Diskussion eher dürf-tig. Es wurde weniger diskutiert als vielmehr herausgestellt, wie toll die eigene Universität ist. Aber was soll man machen?Nach einer, auch hier eher langwie-rigen Dreiviertelstunde, wurden in

erfrischender Schnelle drei Preise vergeben und Schluss.

Thomas Strauch

Lange WeileEine Farce zur Semestereröffnung

Collage: Paul „Fo“ Bogadke

Auf www.calendrina.de fi ndest du aktuelle Partys, Ausstellungen, Podiumsdis-kussionen, Vorträge und Veranstaltungen der Initiativen und Gremien an der Viadrina. Du kannst auch selbst Ter-mine eintragen, wenn du dich auf www.calendrina.de regist-

riert hast. Studentischen Gremien und Initiativen haben

die Möglichkeit, sich freischal-ten zu lassen, damit die

eingetragenen Termine sofort ohne

Prüfung sichtbar werden. Meldet euch dazu bitte un-

ter:[email protected].

WWW.CALENDRINA.DE – Der studentischeVeranstaltungskalender für Slubfurt

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Page 26: Was ihr wollt?

24 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!24 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!6 Heft 3 2010 - Toller Titel

Clara lässt sich eingehüllt in ihre rote Jacke müde in den Sitz fal-len. Es ist Montagmorgens, acht Uhr am Berliner Ostbahnhof. Sie sitzt im Regionalexpress 1 nach Frankfurt (Oder). In einer Stun-de hat die 22-Jährige Vorlesung, doch ihr Unialltag fängt jetzt schon an. Sie ist eine der 2.000 moder-nen Uni-Nomaden, die über 100 Kilometer von der Hauptstadt in die brandenburgische Provinz zum Studieren pendeln.

Sie sind gerngesehene Fahrgäste. „Die Studenten sind sehr angenehm“, meint die quirlige Kontrolleurin Agnes. In ihrer klei-nen Zugbegleiterkabine richtet sie ihre Uni-form zurecht und schaltet ihr elektronisches Fahrkartengerät an. Ihre kurzen, roten Haare haben einen ähnlichen Farbton wie das DB-Tuch um ihren Hals. „Aber ein bisschen freundlicher könnten sie sein, so wie die Leute damals in der DDR“, findet sie. Seit fast 40 Jahren kontrolliert sie die Fahrkar-ten in den Regionalzügen Brandenburgs. Ihr Arbeitsplatz, der Zug, rast mit 160 kmh an Fabriken, Gleisanlagen und Wohnhäusern Ostberlins vorbei. Ihr freudiges „Die Fahr-karten bitte“ im ersten der fünf Wagons des RE 1 lässt ein geschäftiges Wühlen und Ra-scheln entstehen.

FREIFAHRT ZUR UNI

Auch Clara und ihre Freundin Therese su-chen ihre Fahrkarte, genauer: ihren Studie-rendenausweis. Mit dieser kleinen Plastik-karte können sie umsonst von Berlin bis Frankfurt (Oder) fahren. Und auch innerhalb Berlins und im Rest Brandenburgs. Das war nicht immer so. Erst seit ein paar Jahren gibt es den Freifahrtsschein für die Studenten.Vorher war bei den meisten der Studien-ort Frankfurt (Oder) auch automatisch der

Wohnort. Doch die Universität hat die At-traktivität Berlins erkannt. Laut Unversitäts-verwaltung entscheiden sich jedes Jahr ein Drittel der Studenten für Berlin als Wohnort. Im Wintersemester 2010 pendeln von den 6 452 Studenten jeden Tag zirka 2 150. Bei Professoren und wissenschaftlichen Mitar-beiter ist die Rate sogar noch höher. Oft er-kennt man unter den wartenden Personen am Gleis den einen oder anderen Professor aus der Vorlesung. Im Zug machen die Meisten schnell ihren Laptop auf, man kann ihnen beim Arbeiten über die Schulter schauen.

EINE WOCHE ZUGFAHREN

Acht ganze Tage, 192 Stunden, sitzt ein Pendler jedes Jahr bis zum Abschluss sei-nes dreijährigen Bachelors im RE 1. Bei nur durchschnittlich drei Vorlesungstagen in der Woche. Genug, um sich heimisch zu fühlen. Man kennt jedes Graffiti auf den Berliner Hausfassaden an der Strecke, den jungen Birkenwald bei Erkner und die einsamen Felder bei dem Dorf mit dem wundersamen Namen Fangschleuse. Und man hat min-destens einmal auf einem kleinen Bahnhof mitten im Nirgendwo gezwungener Maßen Zwischenhalt gemacht. Auch Clara kam schon einmal in den Genuss, eine Stunde auf einem Bahnsteig irgendwo zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) in der Kälte auf einen Anschlusszug zu warten. Sie lacht, wenn sie es erzählt. So eine Anekdote hat jeder Pendler zu erzählen. Häufige Verspätungen, massenhaft ver-schwendete Lebenszeit, viele unfreiwillig mitgehörte, sinnlose Gespräche der Sitz-nachbarn in einem Viererabteil – all das hält die Studenten nicht vom Pendeln ab. Claras Freundin Therese hat sich für Ber-lin entschieden, weil ihr Freund dort wohnt. Thomas, weil er Berlin spannender findet als Frankfurt (Oder). Verena findet das Pendeln überhaupt nicht schlimm. Sie ist es gewöhnt.

Schon während ihres Bachelors hat sie sich von Berlin auf den Weg nach Potsdam macht. „Wenigstens bekomme ich hier im RE 1 im-mer einen Sitzplatz, nach Potsdam musste ich oft stehen. Texte lesen für die Uni ging da selten.“, erzählt die Masterstudentin im FachEuropäische Kulturgeschichte.

Die Entspannte

Ab in den Zug und erstmal Kopfhörer auf. Schlafen und Musik hören - so be-kommt die zwanzigjährige Fränze Mundt die Stunde bis zu ihrem Studienort rum. Sie studiert Jura in Frankfurt (Oder). Für sie war es keine Frage, nach Frankfurt zu ziehen. Zu viel hat sie nach Berlin ge-zogen: die vielen Bars, Ausstellungen. Ausschlaggebend war auch ihr Freund, der in Berlin wohnt. Bereut hat sie ihre Wahl nicht. Drei mal die Woche sitzt sie im RE 1. Für sie ist das kein Problem.

Die Welt

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25 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!25 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!7 Heft 3 2010 - Toller Titel

Die Studenten verbinden so zwei Vorteile. Sie studieren an einer Universität, an der man nicht nur eine Nummer ist, an der einen die Professoren mit Namen kennen. Und sie ge-nießen die vielen Vorteile einer pulsierenden Millionenstadt: ein endloses Angebot an Bars, Restaurants, Diskos, Kulturveranstal-tungen und das Gefühl zu haben, in einer Stadt zu wohnen, in der sich etwas bewegt. In Brandenburg entscheiden sich immer mehr Studenten für diese Variante. Neben der Viadrina ist die Universität in Potsdam in der Region die größte Pendleruniversität. Insgesamt haben 42 000 Studenten in Bran-denburg ein Studententicket zum Pendeln.

Die vielerorts, auch im Berufsleben, gefor-derte Flexibilität leben sie jeden Tag. In der ersten Stadt wohnen, in der zweiten Stadt studieren, in der dritten Stadt ein Auslands-semester machen und in der vierten Stadt ein Praktikum absolvieren - das ist heute normal für Studenten.

Berlin reizt

Die meisten sehen diese Möglichkeit nicht als Belastung, sondern als Chance, viele ver-schiedene Städte kennenzulernen. Viele von Claras Freunden haben zum An-fang ihres Studiums in Frankfurt (Oder) ge-

wohnt. „Doch spätestens nach ih-rem Auslandssemester, nach zir-ka zwei Jahren Studium, sind fast alle nach Berlin gezogen“, sagt sie. Sie selber wohnt jetzt auch nicht mehr an der Oder, sondern an der Spree. „Ich schreibe gera-de meine Bachelorarbeit. Für nur eine Vorlesung pro Woche lohnt sich das Wohnen in Frankfurt (Oder) nicht.“, meint sie. Agnes hat inzwischen alle Fahr-gäste im Zug kontrolliert. Als sie nochmal an Clara und Therese vorbeigeht, bedanken sie sich scherzhaft für die Pünktlichkeit. Agnes lächelt zurück und ant-wortet mit einem Zwinkern „Wir haben ja jetzt auch Winterreifen, da kann nichts mehr passieren.“ An Clara ziehen die Schreber-gärten von Frankfurt (Oder) vor-bei. Langsam tauchen die ersten Häuser der Stadt auf. Nach der Haltestelle Frankfurt (Oder) Ro-sengarten zieht sie ihre rote Jacke wieder an. Sie hat ihr Ziel fast er-reicht. Wie eine Kolonie Amei-sen ergießt sich der Strom der Studenten aus dem Bahnhofsge-

bäude in Frankfurt (Oder). Die nächste Sta-tion von Clara ist die klapprige Straßenbahn Richtung Europauniversität. Vollgestopft mit Studenten hält sie nach fünf Minuten vor dem Haupteingang der Universität. Es ist jetzt viertel nach neun. Die erste Vorle-sung beginnt.

Text und Fotos: Hanna Gieffers

Der Fleißige

Schnell packt Markus Stöhr (22) im Zug seinen Text aus. Er will in der Stunde Zug-fahrt etwas schaffen. Texte lesen, Refe-rate vorbereiten, Hausaufgaben erledi-gen - für Markus ist der Zug sein zweiter Schreibtisch. Gestört fühlt er sich selten. Und wenn ja, nimmt er Ohrenstöpsel. Sein erstes Semester in Geschichte und Geographie an der Viadrina Universität gefällt ihm gut. Doch zum wohnen war ihm Frankfurt zu klein, zu unspektaku-lär und zu langweilig. Aufgewachsen in Eisenhüttenstatt will er in Berlin Groß-stadtluft schnuppern, ohne auf die gute Betreuung einer kleinen Universität zu verzichten.

Top Ten der Verspä-

tungsgründeDer Zug hat auf Grund…

10. spielender Kinder im Gleisbett 9. von Tieren im Gleisbett 8. von Personenschaden 7.der Wetterbedingungen 6. von Verzögerungen im Eingangsbereich 5. hoher Streckenbelastung 4. einer Bombenentschärfung in Potsdam 3. schleimiger Substanzen auf den Gleisen 2. (kein Grund) 1. geklauter Schienen

5/10/20/30/40/50/60 Minuten Verspätung.

Wir bitten dies zu entschuldigen.

Top Ten der Verspä-

tungsgründeDer Zug hat auf Grund…

10. spielender Kinder im Gleisbett 9. von Tieren im Gleisbett 8. von Personenschaden 7.der Wetterbedingungen 6. von Verzögerungen im Eingangsbereich 5. hoher Streckenbelastung 4. einer Bombenentschärfung in Potsdam 3. schleimiger Substanzen auf den Gleisen 2. (kein Grund) 1. geklauter Schienen

5/10/20/30/40/50/60 Minuten Verspätung.

Wir bitten dies zu entschuldigen.

Die Welt der Pendler

Foto: DB AG

Quelle: D

B A

G

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26 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!26 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

Stellungnahme zur Rückrufaktion der studen-tischen GBA durch das Ministerium und die Uni

Auf der Homepage der Viadrina liest man, dass sich die Uni zum Ziel gesetzt habe, „aktiv zur tatsäch-lichen Gleichstellung von Frauen und Männern und zum Abbau bestehender struktureller Nachteile beizutragen.“ Bereits im Mai dieses Jahres fanden die Wahlen zur Gleichstellungsbeauftragten (GBA) statt, bei denen auch zwei Studentinnen gewählt wurden. Doch dann äußerte die Rechtsaufsicht der Viadrina Bedenken, da im Brandenburgischen Hochschulgesetz steht „GBAs wären von Dienstaufgaben freizustellen“. Für die Rechtsaufsicht bedeutet das: Nur Beschäftigte und keine Studierende besäßen ein passives Wahlrecht. Dies bestätigte das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Daraufhin verfasste eine der beiden Studentinnen, Sabine Scheuring, diese Stellungnahme.

Der folgende Passus des BbgHg war aus-schlaggebend dafür dass meine Wahl zur de-zentralen GBA zu annullieren sei:

§ 66 (8) BbgHg(8) Die Gleichstellungsbeauftragten und ihre Stellvertreterinnen nehmen ihre Auf-gaben als dienstliche Tätigkeit wahr. Im Rahmen ihrer rechtmäßigen Aufgabener-füllung sind sie von Weisungen frei. Die Regelungen zur Verschwiegenheitspfl icht gemäß § 37 des Beamtenstatusgesetzes und den tarifrechtlichen Bestimmungen gelten auch für die Tätigkeit als Gleichstellungs-beauftragte. Die zentrale Gleichstellungsbe-auftragte ist mindestens zur Hälfte von ih-ren Dienstaufgaben freizustellen. Nimmt sie die Aufgabe hauptberufl ich wahr und hat sie ein Beschäftigungsverhältnis mit der Hoch-schule, so wird sie von den Aufgaben dieses Beschäftigungsverhältnisses freigestellt. Die dezentrale Gleichstellungsbeauftragte kann in angemessenem Umfang von ihren Dienstaufgaben freigestellt werden. Die Hochschule stellt der zentralen Gleichstel-lungsbeauftragten nach Maßgabe des Haus-halts der Hochschule im angemessenen Um-fang Personal- und Sachmittel zur Erfüllung ihrer Aufgaben zur Verfügung.

Nach einigem Hin- und Her, während dem wir dem Ministerium auch unsere Stellung-nahme zur Auslegung des § 66 zukommen ließen, auf die allerdings nicht weiter einge-gangen wurde, erhielt die Rechtsaufsicht der Viadrina am 1.9.2010 ein offi zielles Schrei-ben durch den Ministerialdirigenten des Mi-nisterium für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Dabei wurden in Großen und Ganzen drei Argumente angebracht:

1. Die Aufgabe wird als „dienstliche Tätigkeiten“ wahrgenommen. Daraus schließt das Ministerium, dass ein Beschäftigten-verhältnis vorliegen müs-se. Nach Heranziehung

des aktuellsten Kommentars zum BbgHg sind wir der Meinung, dass dieser Passus folgende aussagt: „Dies bedeutet, dass sie den Rechten und Pfl ichten unterliegen, die auch für die sonstige dienstliche Tätigkeit gelten. So dürfen sie z.B. ohne Zustimmung des Dienstherrn keine Geschenke oder son-stige Vergünstigungen mit Bezug auf die Tätigkeit als GBA annehmen [...]“ (Rn. 34).Das heißt, durch das Amt der GBA sollen diese Rechten und Pfl ichten erst hergestellt werden. Es scheint aber unseres Erachtens falsch, dies als eine Voraussetzung für die Wählbarkeit zu lesen. Die „Freistellbar-keit“ wertet das Ministerium als Indiz für ein Dienstverhältnis, ist aber in unseren Au-gen lediglich eine ‚Kann-Bestimmung‘ um gewählten GBAs bestimmte Rechte einzu-räumen.

2. „Die Aufgabe der Gleichstellung betrifft zwar alle Bereiche der Hochschulen, in der Praxis bezieht sich jedoch ein nicht uner-heblicher Teil der Tätigkeit auf Fragen der Gleichstellung von Bediensteten der Hoch-schule bzw. Fragen im Zusammenhang mit der Einstellung von Personen. Auch hieraus ergibt sich, dass die GBA sinnvollerweise Beschäftigte der Hochschule ist.“Dieses Argument fi nden wir unangemes-sen. Die Gleichstellungsbeauftragte muss sich laut Gesetz um die Gleichstellung aller Mitglieder und Angehöriger der Hochschu-le kümmern. Das Ministerium verengt hier durch ein nicht-gesetzesförmiges Schrei-ben – sozusagen durch die Hintertür – den Aufgabenbereich der GBA. Dieses ‚in der Praxis‘-Argument gewährleistet noch kei-ne Gesetzesauslegung, die implizit das pas-sive Wahlrecht einer ganzen Statusgruppe

aushebelt. Das müsste unseres Erachtens explizit formuliert werden. Ob eine Studie-rende dann „sinnvollerweise“ GBA werden sollte, ist dann Sache der WählerInnen. Di-ese könnten ja auch eine Angestellte als in-kompetent, wenn auch prinzipiell wählbar, beurteilen.Allgemein wäre es auch wünschenswert, mehr Wahlwerbung für derartige Ämter zu machen, um auch geeignete Kandidatinnen anzusprechen und den WählerInnen tatsäch-lich die Wahl zu geben.

3. Im Gegensatz zum brandenburgischen Hochschulgesetz, sind im Hochschulgesetz anderer Bundesländer studentische GBAs ausdrücklich vorgesehen. Dies bedeute im Umkehrschluss, dass sie bei uns nicht zuläs-sig seien. Ich fi nde es eine seltsame Grund-einstellung, zunächst anzunehmen, dass Studierende grundsätzlich erst mal kein Mitbestimmungsrecht (auch in Angelegen-heiten, die sie laut Gesetz mit betreffen) ha-ben und das passive Wahlrecht erst mal im-plizit ausgeräumt wird. Unsere Position ist es, dass wenn uns dieses Mitbestimmungs-recht aberkannt werden sollte, dies explizit und gesetzlich getan werden müsste.

Ich möchte nochmals betonen, dass sich die Gleichstellungsarbeit auf alle Status-gruppen der Uni bezieht und nicht nur auf die der Beschäftigten. Deshalb sind ja auch alle Statusgruppen aktiv wahlberechtigt und nicht nur – wie bei den Personalräten – die je-weils beschäftigten Statusgruppen. Bei der Gleichstellung steht auch die Zukunft des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Spiel. Eine Regelung, die nur an die gegen-wärtigen Beschäftigten denkt, beschränkt

sich nur auf den Status Quo, und übersieht die langfristige Prozess-haftigkeit der Gleich-stellungsarbeit.

Sabine Scheuring

Gleichstellung von Frauen und Männern: Ja! / Gleichstellung von Studierenden und Uni-Mitarbeitern: Nein!

Laut der EUV-Seite sei die Aufgabe der GBA, „die Organe und Einrichtungen der Hochschu-le in allen die Gleichstellung betreffenden Angelegenheiten zu beraten und zu unterstützen, insbesondere bei Zielvereinbarungen, Struktur- und Personalentscheidungen sowie bei der Erstellung und Kontrolle von Frauenförderrichtlinien und Frauenförderplänen.“ Die bisher gewählten studentischen GBAs bleiben im Amt, doch nach ihnen soll es keine studentischen Gleichstellungsbeauftragten mehr geben.Für den AStA wird damit die Chancengerechtigkeit von Studierenden, das Leben an der Uni mitzugestalten, deutlich eingeschränkt und er fordert daher die Uni und das Ministerium auf, die Studierenden nicht von universitären Entscheidungsprozessen auszuschließen.

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27 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!27 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

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28 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!28 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!4 Heft 3 2010 -

… zumindest wenn es nach der Mehrheit der Menschen geht!Ein Erlebnisbericht vom Castortransport im Wendland ― Wir strahlen immer noch

Die Tücken Der Mobilisierung an Der ViaDrina

Auch die Grüne Hochschulgruppe Viadri-na und dielinke.SDS Viadrina wollten die-sen Bruch eines in harten Verhandlungen erzielten Konsenses nicht hinnehmen und beschlossen, gemeinsam ins Wendland zu fahren. „Wir wollen auch den Studieren-den der Viadrina die Möglichkeit geben, gemeinsam ihren Protest gegen die rück-wärtsgewandte Atompolitik der Bundes-regierung zum Ausdruck zu bringen“, sagt ein Mitglied der Grünen Hochschulgrup-pe. Die dafür organisierte Info-Veranstal-tung spiegelte jedoch das – äußerst geringe – Mobilisierungspotenzial wider, dem sich alle politisch engagierten Initiativen im-mer wieder aufs Neue stellen (müssen). Trotz allem entschieden sich etwas mehr als zehn Studierende und Nicht-Studieren-de aus Frankfurt ins Wendland zu fahren. Leider lässt es der Stundenplan nicht im-mer zu, sich so intensiv wie gewünscht zu engagieren, weshalb einige am Donners-tag, andere am Freitag und wieder andere erst am Samstag zur großen Auftaktkund-gebung ankamen.

Der erlebnisberichT – 30 sTunDen wach

Die erste Gruppe nutzte den Freitag vor allem dazu, sich zu orientieren und das Ge-lände kennen zu lernen. Die dafür vorge-sehene Rallye „Monte Göhrde“ mit dem Ziel „an den Schienen anschlagen – und zu-rück“ lieferte dafür beste Voraussetzungen und füllte den Nachmittag und Abend.Am Samstag war der Tag dann eher ent-spannt, die Massen strömten zu der großen Kundgebung, lauschten Rede- und Musik-beiträgen und waren Teil der größten Anti-Atom-Demonstration, die das Wendland bis dahin gesehen hatte. Am Abend ging es dann darum, die neuesten Informatio-nen zu bekommen und danach ein wenig zu

schlafen. Die ersten Aktionen am Sonntag waren schließlich schon für fünf Uhr mor-gens geplant, denn trotz aller Blockaden in Frankreich und Süddeutschland kam der Castor näher. Die ersten AktivistInnen machten sich dann tatsächlich zur geplanten Zeit auf den Weg und schlugen sich vorbei an Polizeiblocka-den durch die Wälder zum Treffpunkt der Kampagne „Castor? Schottern!“, der etwa 2 km südlich der Bahnstrecke lag. Von dort aus begannen dann ca. 2000 Menschen in guter aber gespannter Stimmung den ‚Weg zu ebnen‘, um den Schotter aus den Gleis-betten zu entfernen und so den Castor-transport aufzuhalten. Die Polizei war al-lerdings vorbereitet und empfing die Pro-testierenden an der Strecke mit rigorosem Einsatz von Tränengas, Pfefferspray, Was-serwerfern und natürlich Schlagstöcken. Dadurch wurde die Gruppe relativ schnell zerstreut und das „Schottern“ entwickelte sich für die meisten AktivistInnen zu einem Katz-und-Maus-Spiel mit den PolizistIn-nen auf den Gleisen: Rauf auf die Schiene, PolizistInnen ablenken, damit andere Ak-tivistInnen ein paar Meter weiter ein wenig Zeit haben um – eher symbolisch – ein paar Steine zu entfernen. Lediglich eine größe-re Gruppe schaffte es, sich erneut zu sam-meln und im Laufe des Nachmittags trotz massiven Polizeieinsatzes einen Gleisab-schnitt von etwa 150 m zu „schottern“.

VielfalT unD soliDariTäT– Die MerkMale Des ProTesTs iM

wenDlanD

Das besondere Flair des Protests im Wend-land besteht allerdings darin, dass er von der Masse der Bevölkerung dort getragen wird, vom adligen Gutsbesitzer über Bau-ern, Bürgerbündnisse und NGOs bis hin zu antifaschistischen und antikapitalistischen Gruppen, die alle auf andere Art und Wei-se ihrem Widerstand Nachdruck verleihen. Sie sehen sich aber nicht als Konkurrenz,

sondern stehen allesamt solidarisch zuei-nander. Die DemonstrantInnen aus Frank-furt kamen nach einem anstrengenden Vor-mittag und etwa 20 km Fußmarsch durch die wendländischen Wälder gegen drei Uhr bei der großen Schienen-Sitzblockade des Bündnisses „WiderSetzen“ in der Nähe des Dorfes Harlingen an.Das Bürgerbündnis „WiderSetzen“ orga-nisiert seit vielen Jahren die Sitzblockaden auf den Schienen im Raum Dannenberg. Die Stimmung auf der Sitzblockade war trotz der Kälte gut, die Polizei recht freund-lich gesinnt. Noch besser wurde die Stim-mung als gegen Abend deutlicher wurde, dass die Polizei – insbesondere durch den Einsatz der bäuerlichen Notgemeinschaft, die mit ihren Traktoren alle wichtigen Kreuzungen versperrte – nicht dazu in der Lage sein würde, genügend Personal auf-zubringen, um die etwa 4000 Menschen umfassende Sitzblockade zu räumen. Als diese Nachricht offiziell wurde, setzte ein reges Treiben ein, dass es so wohl nur im Wendland gibt. Die Blockade wurde in den nächsten Stunden mit allem ver-sorgt, was man braucht um eine Nacht bei ein paar Grad unter dem Gefrierpunkt auf einer Schiene zu überstehen. Warme Getränke und Suppen, belegte Brote und weitere Nahrungsmittel wurden aus den vielen Volksküchen in der Umgebung zu den Schienen gebracht. Viele Bauern steu-erten etwas von ihrem Vorrat an Stroh bei, um es den Sitzenden etwas bequemer und vor allem wärmer zu machen. Auch Woll- und Rettungsdecken trafen in großer Zahl ein. So schien gegen 23 Uhr alles bereit für die Nacht. Einige DemonstrantInnen versuchten ein wenig zu schlafen, andere tanzten zu der Musik einer Blasmusikka-pelle, der Samba-Band, die auf der ge-samten Strecke hin und her zog oder den Beats der „hedonistischen Internationa-len“ ― einer Kampagne von FreundInnen der elektronischen Tanzmusik, die die Pro-teste unter dem Motto „Atomkraft wegbas-

Nachdem die rot-grüne Bundesregierung 2002 den Atomausstieg beschlossen hatte, war es ruhig geworden um die deutsche Atompolitik. Das Mobilisierungspotenzial der Anti-Atombe-wegung hatte sich reduziert und lediglich zu den Castor-Transporten ins niedersächsische Gorleben konnten seitdem einige AktivistInnen mobilisiert werden. Doch mit dem Ausstieg aus dem Ausstieg, den die schwarz-gelbe Regierung in diesem Jahr beschlossen hat, war diese Ruhe vorbei. Die Anti-Atomkraft-Bewegung kehrte größer denn je zurück und machte ihren Unmut deutlich.

Hintergrund: Fo

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29 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!29 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!5 Heft 3 2010 - 5 Heft 3 2010 -

sen“ ― mit mobilen Musikanlagen tat-kräftig unterstützte. Wieder andere De-mons t ran t Innen wärmten sich an kleinen Feuern, die entlang der Schiene

e n t - zündet wurden.

Die provisorische GefanGenensam-melstelle – ein rechtsfreier raum

Gegen ein Uhr kam dann aber wieder Re-gung in die Blockade. Die Polizei hatte die Traktoren der Bauern von den Kreuzungen geräumt, zusätzliche Einsatzkräfte aus dem gesamten Bundesgebiet angefordert und wollte nun doch vor Tagesanbruch die Blockade räumen. Alle TeilnehmerInnen sollten ohne Feststellung der Personalien in eine provisorische Sammelstelle gebracht werden und dort bleiben bis der Castortrans-port diesen Schienenabschnitt passiert hat. Mit den Vertretern von „WiderSetzen“ wur-de ausgehandelt, dass die Polizei die De-monstrantInnen von den Schienen ohne den Einsatz von Gewalt in diese Sammelstelle trägt, wenn sie keinen größeren Widerstand leisten. Etwa gegen 1.30 Uhr begann die Polizei dann auch mit der Räumung, die sich bis etwa 7 Uhr morgens hinzog. Dabei hielten sich Polizei und DemonstrantInnen auch größtenteils an die Vereinbarung, ob-wohl doch hin und wieder Schmerzgriffe eingesetzt wurden, um die BlockiererInnen zu einem schnelleren Aufstehen zu zwingen. Kritischer war die Situation dann in der pro-visorischen Sammelstelle. Viele Demons-trantInnen schliefen bei ca. -3°C auf Stroh-kissen, eingehüllt in Decken und Rettungs-decken, die nicht von der Polizei, sondern vom Roten Kreuz zur Verfügung gestellt wurden. Auch warme Getränke wurden entgegen der öffentlichen Darstellung der

Polizei dort nur in den ersten Stunden ver-teilt. Und zwar nicht von den BeamtInnen sondern von einer Volksküche, die dort ‚ein-gekesselt‘ wurde und die der Polizei schon am Anfang wichtige Ressourcen zur lang-fristigen Versorgung der Demonstrantinnen abgenommen hatte. Zudem wurden selbst dort noch DemonstrantInnen gefilmt.

alles strahlt als Der castortrans-port vorbei fährt

Gegen 9 Uhr kreisten dann die Hubschrau-ber über der Sammelstelle, die in Sichtweite der Schienen war. Erfahrene Demonstran-tInnen deuteten dies als Zeichen, dass der Castor nicht mehr weit entfernt sein musste. Ein paar Minuten später passierte dieser un-ter Pfiffen, Parolen und Rufen deutlicher Ab-lehnung seitens der DemonstrantInnen die Sammelstelle, um wenig später die Verla-destation in Dannenberg zu erreichen. Dort wurden die Castorbehälter auf LKWs umge-laden, um den letzten Streckenabschnitt auf der Straße zurück zu legen. Als der Castor die Sammelstelle passiert hatte, herrschte dort eine merkwürdige Stimmung, die von der Vorfreude auf die Freilassung, die Skepsis über die Strahlenbelastung durch den Castor und die lähmende Kälte geprägt war.

Die Grenzen Des protests

Glücklicherweise kam die Polizei nach kur-zer Zeit ihrem Versprechen nach und löste die Sammelstelle auf. Die AktivistInnen be-wegten sich langsam in Richtung Camp, um das weitere Vorgehen zu beraten. Angesichts der Tatsache, dass alle nun seit etwa 30 Stun-den auf den Beinen waren und in der Kälte verharrt hatten, beschlossen wir bald nach Hause zu fahren. Es war ja auch schon Mon-tag und die Verpflichtungen an der Uni tru-gen das Übrige zu dieser Entscheidung bei. Später blockierten noch viele AktivistInnen des Bündnisses „X-tausendmal quer“, lei-

der ohne unsere Beteiligung, die Straße nach Gorleben. Auch einige Greenpeace-Aktivi-stInnen sorgten durch eine kreative Aktion – ein als Getränkelieferwagen getarnter LKW voller angeketteter Menschen – für weitere Verspätung des Castor-Transports.

erfolG unD misserfolG lieGen oft Dicht beieinanDer

Insgesamt haben die DemonstrantInnen er-reicht, dass der Castor-Transport eine Re-kordverspätung von über 90 Stunden hatte, als er im Zwischenlager Gorleben ankam.

Trotz dieser Tatsache fällt das Fazit der Frankfurter TeilnehmerInnen zwar über-wiegend, aber nicht vollkommen, positiv aus. Ein Teilnehmer von der Grünen Hoch-schulgruppe resümiert: „Es war eigentlich allen von vornherein klar, dass der Castor-transport irgendwann Gorleben erreichen wird. Das Ziel bestand hauptsächlich darin, dies so lange wie möglich hinauszuzögern und damit eine möglichst große Öffentlich-keit zu erreichen und auch möglichst hohe Kosten zu verursachen. Zwar ist allen klar, dass diese die Steuerzahler tragen müssen, allerdings ist finanzieller Druck auf die Re-gierung oft das einzige Mittel, um dieser zu zeigen, dass Entscheidungen gegen eine Mehrheit der Bevölkerung nur mit erheb-lichem personellen und finanziellen Auf-wand durchgedrückt werden können.“ Ein Mitglied von dielinke.SDS fügt hinzu: „Ziel der Aktion war es aufzuzeigen, dass es einen breiten gesellschaftlichen Widerstand gegen die aktuelle Energiepolitik gibt, dass Gorle-ben als Endlagerstandort vollkommen unge-eignet ist und daher nicht akzeptiert werden kann. Insofern war die Aktion definitiv ein Erfolg“.

O.K.

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30 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!30 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

Auf geht’s nach Russland!

Wer nach Russland will, um dort seinen Auslandsaufenthalt zu verbringen, fühlt sich zunächst wie ein Fisch, der gegen den Strom schwimmt. Alle zieht es in den Westen, Spaniens Sonne genießen, süda-merikanische Kultur in Argentinien oder Brasilien erleben oder die Weltsprache in den USA verbessern. Doch wenn du dich um 180 Grad wendest und gen Osten blickst, wirst du mit einer ganz anderen Welt konfrontiert: Russland! Schwere Sprache, Papierkrieg in den Verwaltungen, wenig Sonne, lange Winter sind nur Vorurteile, die dich nicht daran hindern sollten, das größte Land der Erde zu entdecken. Los geht’s!

WIE DU NACH SANKT-PETERSBURG KOMMST

Das ist nicht so schwer. Unsere Uni stellt für die mittlerweile rund 6500 Studenten knapp 20 Plätze an russischen Universi-täten zur Verfügung. Davon fallen vier auf Sankt-Petersburg. Zwei sind für Studenten der kulturwissenschaftlichen Fakultät übrig. Und einen brauchst du ja bloß. Also nichts ist unmöglich!!! Um deinen Platz an der staatlichen Uni in Petersburg zu bekommen, musst du dich in mehreren Schritten bewerben: Formulare und Dokumente ausfüllen, Sprachzeugnisse einreichen und dich einem Bewerbungsge-spräch, zum Teil auch auf Russisch unter-ziehen. Keine Angst, gefragt wird nach dei-nem Alter, deinen Hobbys und ob es dir Spaß macht, Russisch zu lernen. Hier kannst du allen klarmachen, dass genau du, der- oder diejenige bist, die nach Petersburg muss und nirgendwo anders hin. Nenne Gründe wie geniale Studienbedingungen und Kurse, tol-le Sprachausbildung - Kulturwissenschaft-ler braucht kulturelles Paradies (Museen, Theater, Geschichte, Architektur) zum aus-

toben. Eurer Kreativität ist hier keine Grenze gesetzt.

WELCHE SPRACHLICHENVORAUSSETZUNGEN DU BRAUCHST

In Petersburg ist alles möglich! Wer in die ehemalige Zarenstadt will, muss nicht un-bedingt schon die Sprache beherrschen. Das tun selbst viele Muttersprachler nicht (gera-de was die Grammatik betrifft). Also an alle Perfektionisten: Gebt es auf, auch hinter den letzten Sinn von Weichheits- und Härtezei-chen zu kommen, denn Ausnahmen bestäti-gen bekanntlich die Regel. Wer mit wenigen Sprachkenntnissen nach Russland geht, bekommt an der Universität bis zu 20 Stunden Sprachunterricht in der Woche. Für den fortgeschrittenen Sprecher sind die Stundenpläne entspannter und ne-benbei kannst du noch mehr Vorlesungen in der Uni besuchen, um am Ende viele Scheine zu bekommen. Die beste Voraussetzung hat natürlich der, der an unserer Viadrina schon die Ober-stufenkurse Russisch überlebt hat (hier

sind emotionale und mentale Herausforde-rungen gemeint). Das, was bisher an Sprach-kenntnissen erworben wurde, kann eine gute Grundlage sein, um sich im Alltag zurecht-zufi nden. Dennoch tritt in Russland erst ein-mal all das, was du jemals im Russischun-terricht in Schule oder Universität gelernt und geglaubt hast, in den Hintergrund. Die russische Sprache wird von einem erlern-baren System, mit einer endlichen Anzahl von Regeln, zu einem „alltäglichen Ge-brauchsgegenstand“ für dessen Verständ-nis du vor allem Sprachgefühl entwickeln musst. Aber das kommt von ganz allein und du wirst schnell spüren, wie vielfältig und interessant das Erlernen der Sprache vor Ort ist - genauso vielfältig und interessant, wie das russische Volk und seine Kultur selbst.

WO DU WOHNEN WIRST

Der Start in die russische Welt beginnt mit der Begrüßung deines Ansprechpartners am Flughafen! Sie oder er wartet mit einem großen Pappschild − auf dem unleserlich

„Staatliche Uni Petersburg“ geschrieben steht − auf alle Austauschstudenten: „Bist du X aus Deutschland, und willst an die staatli-che Uni?“ - „Ahh, ja!“ - „Wir bringen dich zum Wohnheim; dann muss ich noch da, da und da hin; komm schnell, schnell, schnell“ (das Lieblingswort in Russland: „buistro“, sollte man sich merken). Für Austauschstudenten ist es ganz sinnvoll im Studentenwohnheim (100 - 150 Euro/ Monat) untergebracht zu sein. Die Alterna-tive wäre ein eigenes kleines Zimmer (im Zentrum ab 400 Euro/Monat aufwärts) oder eine WG zusammen mit Freunden.Gut ist es, wenn man vorher mit anderen Studenten gesprochen hat, die auch in Pe-tersburg waren und die Wohnheime schon kennen. Es gibt nämlich drei Wohnheime:

„Schefschenko“, „Korablestroitjelij“ (bei-de zentrumsnah) und „Peterhof“ (irgendwo weit weg von der Uni). Wer Peterhofwohn-heime kennt, weiß Bescheid: Ein „Kasch-mar“ (Albtraum), was die Wohnumstände und die Sauberkeit betrifft. Eier, Gurken, Piroggen und Kirschen: Auf kleinen Unterwegsbahnhöfen kauft man bei den Ba-

buschkas alles was das Herz begehrt. alle Fotos: privat

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31 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!31 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

DIE RUSSISCHE ART DERKOMMUNIKATION

Du kannst deinen Ansprechpartner gleich am Flughafen fragen, in welchem Wohn-heim du untergebracht sein wirst. Kommt die teilnahmslose Antwort: „Peterhof“,

heißt das nicht, mit dem nächsten Flieger nach Hause. Jetzt heißt es ver-handeln− und zwar auf die russische Art und Weise.Du hast jetzt vom Flugha-fen in die Stadt genau 30 Minuten Zeit, um deinen Ansprechpartner zu über-zeugen, dass du auf gar keinen Fall nach Peterhof möchtest. Hier gibt es drei Schritte der russischen Verhandlung:1.: Passende Argumente fi nden. Das ist sooooooo weit; da verlaufe ich mich; ich kann noch kein Rus-sisch; dort sind so schlech-te Bedingungen. Wichtig ist, dass du nicht aufgibst, die Hoffnung stirbt zu-letzt!2.: Erhebe deine Stimme, bei Frauen hilft eine hohe Stimmlage; setze Hände und Füße ein; werde aktiv! 3.: Wenn das alles nichts hilft, hast du noch deine Tränendrüsen als Frau (als

Mann solltest du in den Geldbeutel greifen). Jetzt nimm alles zusammen. Also, jammern, argumentieren, bitten, mit den Händen wild rumfuchteln, bestechen usw. Mit 90 pro-zentiger Sicherheit kommst du jetzt nach

„Schewscheko“ oder in die „Korablestroit-jelij“.Nun weißt du: Es kommt nicht darauf an,

was du sagst − es kommt darauf an, wie du es sagst! So lernt man eben „russisch spre-chen“.

ERSTE WOCHE IN PETERSBURG

Die erste Woche ist so ziemlich die „schönste“ aller Wochen, die du in Russland verbringst. Es geht um Organisationen und Dokumente

− das heißt PAPIERKRIEG! Und nicht ver-gleichbar mit anderen Ländern der Welt, geht Russland auch hier seinen eigenen Weg: Je mehr Dokumente jeder Fremdling ausfüllen muss, umso größer ist die Wahrscheinlich-keit, dass er nie wieder kommt. Nein, Scherz beiseite! Russlands Gastfreundlichkeit und Gemeinschaftsgefühl lässt sich selbstver-ständlich nicht vom „Formularitätenkrieg“ der Verwaltungen klein kriegen. Nach dieser Woche hast du an die dreißig Seiten Formulare ausgefüllt (auf russisch), darunter Lebensläufe− sogar die der El-tern (bei deren Berufsangaben ist Vorsicht geboten, sonst bist du allzu schnell wieder daheim), hast unzählige Passbilder auf un-zählige Dokumente geklebt und bist einhun-dert Mal von Fakultät zum Wohnheim, zur Wohnheimverwaltung, zur Administration, zum Sprachenzentrum geeilt. Danach nor-malisiert sich das Leben wieder.

Der Winterpalast bei Sonnenaufgang. Früher war es die Zarenresidenz, heute befi ndet sich darin die Erimitage.

Stadt der Kontraste: Am neuen Arbat in Moskau (Hauptstraße) müssen sich Tradition und Moderne nebeneinander vertragen.

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STUDIUM ODER SCHULUNTERRICHT?

Wenn du in Russland studierst, wirst du schnell an deine Schulzeit erinnert werden. Hier lernen alle in Klassenverbänden und durchlaufen eine bestimmte Anzahl von Kursen und Pfl ichtveranstaltungen, die kei-ner der russischen Studenten umgehen kann. Als Austauschstudent darfst du das schon: Du kannst dich in alle möglichen Veranstal-tungen setzen und schauen, was dich am mei-sten interessiert. So ist das jedenfalls an der philologischen Fakultät. Die Vorlesungen sind meist sehr allgemein gehalten: Klas-sische Philologie, Klassische Philosophie, Interkulturelle Kommunikation. Was auch immer sich dahinter verbirgt, du solltest dir einige Veranstaltungen heraussuchen. Es schult sehr die Russischkenntnisse und man lernt viele neuen Mitstudenten kennen. End-lich versteht man auch, warum das russische Bildungssystem noch viel, viel nachzuholen hat, um an europäische Maßstäbe heranzu-kommen. So ist beispielsweise die Schulbil-dung für russische Heranwachsende mit 16 oder 17 Jahren abgeschlossen (in Russland gibt es das Abitur schon nach der 11. Klasse), danach geht es zur Uni.Faszinierend sind zudem die Stundenplä-ne für die russischen Studierenden. Wenn du das erste Mal in die „Philfak“ (Philolo-gische Fakultät) kommst, staunst du eine Weile über die unzähligen Schaukästen an den Wänden, in denen – so denkst du – hi-storische Schriften und Dokumente mit ver-schnörkelter Handschrift auf vergilbten Pa-

pierbögen zu sehen sind. Es sind tatsächlich die aktuellen Stundenpläne. Wahnsinn!!! Aber mit viel Geduld und Fragerei (die Stu-denten sind sehr nett und aufgeschlossen, sie helfen Ausländern gern) hast du bald deinen Vorlesungsplan zusammengestellt.

DIE STADT DER GEGENSÄTZE

Der Aufenthalt in Sankt-Petersburg ist für Studenten, die neben dem Studieren und Er-

lernen der Sprache viel Kultur und Kunst genießen möchten, ein Paradies. Bei den rund 250 Museen der Stadt, fange ich am besten mit der Eremitage an. Hier gehst du als Student einfach zur Kasse, zeigst deinen russischen Ausweis und erhältst dann eine sogenannte „Freikarte“. Die Eremitage ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Hier war-ten an die 70.000 Ausstellungsobjekte von Antike bis Moderne auf seine Besucher (bis 1917 wurde die Sammlung aus ganz Euro-pa zusammengetragen) − von da Vinci, über Raffael, van Gogh, Rembrandt, Renoir und Gaugin, bis zu Picasso, ... unbeschreiblich!!!Im Sommer, wenn Petersburg zur Touristen-hochburg wird, ist es eng in den Sälen und Galerien des Winterpalastes, wo sich die Eremitage befi ndet. Die meisten Touristen kommen nur für wenige Tage in die Metro-pole Peters des I., und jeder will natürlich al-les sehen: In der Eremitage muss jeder Kron-leuchter fotografi ert und das Gold an den Wänden auf Echtheit geprüft werden. Da-nach müssen meist noch Erlöserkirche und Newski-Prospekt (längste, historische Stra-ße) zur Besichtigung herhalten. Und man meint, jetzt endlich einen Eindruck von Rus-sland erhalten zu haben: Diese Stadt scheint kulturbewusst, reich und atemberaubend. Dann fahren die Reisebusse mit den Tou-ristenscharen wieder los − ohne hinter dem Glanz des Newski-Prospekts, irgendwo an einer Seitengasse die alten „Babuschkas“ gesehen zu haben, die 12 Stunden am Tag versuchen ihren alten Schmuck oder selbst gehäkelte Sachen zu verkaufen, um (über-)leben zu können (die durchschnittliche Ren-te beträgt nicht mehr als 200 Euro/ Monat).

Ein Gruß aus Moskau: Vor dem russischen Museum (am Roten Platz) wird man von Lenin und Stalin begrüßt.

Der Kampf zwischen Kultur und Natur (Skultptur an der Fontanka-Brücke) symboliert die Entstehung und Geschichte Petersburgs.

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33 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!33 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

Die Reisenden sahen vielleicht auch nicht die Kinder, die auf den Straßen musizieren, betteln oder sogar klauen, damit sich ihre Familien− die noch in „Komunalkas“ (Kom-munalwohnungen) zu acht in drei Zimmern wohnen − ernähren können. Nein, hinter die Fassade schauen ist schmerzlich, gerade in einer Stadt, die durch ihren Charme und kul-turellen Reiz Weltruhm erlangt hat.

RAUS AUS PETERSBURG,REIN NACH RUSSLAND

Wer nur Sankt-Petersburg gesehen hat, kann nichts über Russland sagen. Denn während die Stadt mit ihrer europäischen Prägung und überlaufenden Kultur fesselt, verschlei-ert sie gleichsam den Blick für die restliche russische Welt: meilenweite Ödnis, Sumpf-gebiete, Wälder, einsame kleine Städte, Dörfer …. Wer neben dem Studieren, Party machen, ins Theater gehen, und die Stadt bestaunen noch ein wenig Zeit fi ndet, sollte reisen!!! Eine gute Gelegenheit bietet die russische Bahn (fl iegen geht zwar schneller, ist aber sehr teuer). Nach Wladiwostok sind es mit der ‚Transsib’ (die Transsibirische Eisen-bahn fährt in Moskau ab) sechs bis sieben Tage, nach Barnaul (Sibirien) zwei Tage, nach Sotschi (russischer Süden) nur noch einen Tag. Nach Moskau selbst ist es nur ein Katzensprung für russische Verhältnisse:

Die Hauptstadt erreicht man in ca. 10 Stun-den. Wenn du das günstigste Ticket kaufst (auf Platzkarte), so wie es sich für einen echten Studenten gehört, hast du ein wahres Rei-seerlebnis vor dir: In den Waggons gibt es keine Kabinen, Abteile, Türen, noch sonst etwas, was die Privatsphäre abgrenzt. In je-dem Waggon sind rund 60 Reisende unterge-

bracht. Für jeweils sechs Reisen-de gibt es Nischen − dort befi n-den sich dreimal zwei klappbare Liegen übereinander. An der Sei-te ist der Gang für alle sechzig Reisenden zu der einzigen Toi-lette und zum „Samowar“ (russ. Wasserkocher), eine Dusche gibt es nicht.Auf Reisebekanntschaften soll-test du stets gefasst sein. Auch wenn du glaubst, dich nach 14 Stunden Stadtbesichti-gung in Moskau erfüllt und müde zurückziehen zu können, irrst du dich. Schnell wirst du im Zug angesprochen, auf einen Tee oder gar zum Abend-brot eingeladen. Die erste Frage, der Mitreisenden:

„Möchten Sie Tee?“ ist meist keine Frage, es ist eine strikte Aufforderung. Dass Ablehnen hier nichts bringt, merkt du schnell und so sitzt du den Abend in angenehmer Runde bei

leckeren Piroggen oder Bliny und unter-hältst dich mit deinen Mitreisenden über die Missstände des russischen Alltagslebens: Miserable Bedingungen in den „Kommu-nalkas“, steigende Lebensmittelpreise, sin-kendes Einkommen, politische Ohnmacht. Irgendwann gegen 23 Uhr geht das Licht im gesamten Waggon aus, alle gehen schla-fen und du träumst vielleicht noch von den schönsten Sehenswürdigkeiten, die du heute in Moskau gesehen hast: dem Kreml’, dem Roten Platz (‚Krasnaja Ploschad’), der Tret-jakow-Galerie (größte Einkaufszenturm Russlands), der Basilius-Kathedrale oder dem alten Arbat (Fußgängerzone). Nach vielen Reisestunde und kleinen Unterwegs-halts wird der Zug morgen in Jekaterinburg ankommen, wo du Russland weiter entde-cken kannst. Anja Schulz

Abends verschwimmen die Farben auf der Hauptstraße: Der Newski - Prospekt am Gostinij- Dwor (Ein-kaufszentrum rechts).

Fremde Augenblicke: Am „Djen Pobedij“ (Tag des Sieges) trifft man oft auf Studenten der Milittärakademie, die durch die Stra-ßen marschieren.

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34 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!34 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

Bald schon ist Weihnachtszeit. Jaja, man will es kaum hören. Nur noch wenige Wochen bis Jahresende… bis die Omis den Kindern die-ser Welt zum Fest der Liebe wieder freudig Schoko-Weihnachtsmänner hinterher wer-fen. Das sind übrigens die gleichen Omis, die die Kinder zu Halloween mit dem Stock verkloppten (dem sog. „Kloppstock“), um nicht selbst von den Süßes fordernden Kin-dern verdroschen zu werden („Saures“). Was dem Berliner der 1. Mai, ist der im dop-pelten Sinne gemeinen Oma der 31.Oktober. Es hat sich seit ein paar Jahren eingebürgert, dass hiesige Hosenscheißer nach amerika-nischem Halloween-Brauch endlich all das ungestraft machen dürfen, was sie sonst in Zivil tun: Bizarr zurechtgemacht im Rudel an Türen bollern oder klingeln. Ein Heiden-Spaß für die ganze Familie!

Meine Freundin Melli, die im idyllischen Märkisch-Oderland wohnt, fi ndet das Spek-takel wahnsinnig niedlich und kauft schon Wochen vorher ein Arsenal an Süßigkeiten, das sie liebevoll in einem Weiden-Körbchen drapiert und in den Flur stellt. So ist sie jeder-zeit bereit, wenn die kleinen Racker klingeln, Süßes fordern und im Falle eines Negativbe-scheids mit Saurem drohen. Stürmisch reißt sie Tür und Pforten auf, sobald das putzige Himmelfahrtskommando einreitet und noch bevor die kleinen Tunichtgute ihre erste Sil-be ausgesprochen haben, haben sie auch schon quer mal breit eine Leckerei im Mund, akustisch begleitet von einem „Ooooohhh! Seid ihr niedlich!!“ Nicht so bei uns. Wir haben eh schon kaum was Süßes im Haus. Und das Wenige, das wir haben, teilen wir doch nicht mit irgendwelchen dahergelau-fenen Nachbarskindern!

Doch dieses Jahr wollte ich ausnahmsweise mitmachen und Süßes geben, statt immer nur Saures zu kriegen. Eigentlich wurde es mir strengstens verboten. Das Nicht-Mitmachen an Halloween hat bei uns bereits eine lange

Tradition. „Mach das Licht aus! Dann den-ken sie, wir sind nicht da!“, heißt es dann, und: „Duck dich! Sie stehen vorm Fenster und gucken, ob wir nicht nur so tun als wären wir nicht da!“ Unsere Nachbarn sind da cle-verer, die fahren an dem Tag jedes Jahr weg und sind dann tatsächlich nicht da.

Die kleinen, verkleideten Herzchen sind aber nicht ganz so blöd wie sie aussehen. Dieses Jahr rannten Sie sogar einmal ums Haus in den Garten, drückten ihre Näschen an der Glasscheibe platt, starrten uns trium-phierend von der Terrasse ins Wohnzimmer und bollerten danach gegen die Tür als wären sie das SEK. Die waren gut! Wir fühlten uns ertappt und aßen trotzdem unseren Kuchen weiter. Frustriert ließen die Kinder irgend-wann von unserer Tür ab, um mehrfach bei unseren Nachbarn Sturm zu klingeln. Kaum wähnten wir uns in Sicherheit, klopfte und bimmelte es fünf Minuten später wieder. Das durfte doch nicht wahr sein! Diesmal stand ich auf, um in der Speisekammer heimlich nach Resten von Süßigkeiten zu suchen. Ich wurde fündig: Ganz hinten in der Ecke zwei abgelaufene Müsliriegel! Wenn sie das es-sen, kommen die nie wieder, dachte ich mir. Als die nächste Bande abgezogen war, dra-pierte ich meine Spende auf der Fußmatte und als es wieder Sturm klingelte, saß ich frohlockend lauschend hinter dem Küchen-fenster im Dunkeln. „Boah, lecker, Müs-liriegel!!!“ hörte ich es draußen begeistert kreischen.

Was sind das für Kinder?! Ich dachte, die wären verwöhnt?! Öko-Eltern, wa‘?! Also WIR hatten ja nüscht, aber DAS hätten wir NIE gegessen! – Aber gut!

Ich ging also raus und legte noch ein paar weitere Müsliriegel auf den Briefkasten – da fi el die Tür hinter mir ins Schloss. Ver-dammt. Was tun? Sekunden später konnten Nachbarn beobachten, wie ich an meine ei-gene Tür bollerte. Aber natürlich kannten die drinnen Sitzenden kein Erbarmen. Selbst als ein paar als Skelette verkleidete Rabauken mir zu Hilfe kamen und mein „Ich bin´s! Ich bin´s!“ mit „Süßes oder Saures!“ über-tönten, blieb die Tür knallhart geschlossen. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich durch das halb geöffnete Küchenfenster zu zwängen und zu hoffen, nicht gleich eins mit der Bratpfanne übergezogen zu bekommen.„Wo warst du denn so lange?!“, kam es mir – endlich wieder drinnen – entgegen. Ich wäre lieber mit einem Weiden-Körbchen voll Schokolade begrüßt worden.

Am nächsten Tag las ich in der Zeitung: „Rentner geben Halloween-Kindern Saures! 10-jähriger mit Gehstock verprügelt.“ Wie friedlich ist da doch das Weihnachtsfest. In wenigen Wochen geht es wieder los: die Omis werfen den Kindern Schoko-Weih-nachtsmänner hinterher – und zwar freiwil-lig! Vivian Büttner

Heute: Süßes oder SauresSchwarzsehen für Anfänger

Quelle: http://www.pixelio.de

Wir haben irgendwo gelesen, dass zu einer Kolum-ne auch immer ein Foto des Autors gehört. Foto: privat

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35 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!35 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!

Wir befi nden uns im Jahr 2010+x.Die Viadrina zählt 30.000 Studenten und macht damit der Humboldt-Universität zu Berlin ernsthafte Konkurrenz. Das Studen-tenwerk ächzt, weil die Essensausgabe nun von 9 bis 18 Uhr andauert und die Anfragen nach Wohnheimsplätzen eine weitere Ar-beitskraft nötig macht. Die Stadtverkehrs-gesellschaft wünscht sich mehr Straßen-bahnen, alternativ auch breitere Schienen, um die Tram-Boing 737 durch die Stadt zu bringen. An den Schienen wird aber nicht gedoktort, denn wenn die Tramverbindung nach Slubice schon scheitert, dann muss das innerorts erst Recht scheitern. Trotz höherer Einnahmen durch die vielen Studis, ändert sich am Komfort und dem Platzangebot der Uni nichts. „Haushaltsloch“ wird das Frank-furter Unwort des Jahres 2010+x.

Es gibt noch keinen Campus. Langansäs-sige Uni-Mitarbeiter erinnern sich an eine Vielzahl von Umbauten zwischen den Uni-versitätsgebäuden im Zentrum. Doch keiner Baumaßnahmen gelang es, einen verbun-denen Platz zu schaffen und die Straßen los-zuwerden. Der Kanzler kann neue Umbau-pläne des Universitätsplatzes nicht mehr se-hen, denn das kostet alles Geld. Inzwischen vermuten einige aber zu wissen, wo das Geld der vielen neuen Studis hinfl ießt.

Nach einer erneuten Reform des All-gemeinen Studentischen Ausschusses (AStA) sind die Referate neu festgelegt worden. Es gibt nun drei Referate, statt der vorigen zwanzig. Sinn dahinter ist der Wunsch, die Ressorucensymbio-sen optimal nutzen zu können. Die drei Referate heißen: digitalism (alles mit Zahlen und Computer), humanism (al-les, was Menschen betrifft, aber nicht digital ist und keine Party), culturism (Organisation von sämtlichen Events, außer Partys). Der Mehraufwand die-ser Jobs wird selbstverständlich groß-zügig entlohnt. Das Wort „Aufwand-sentschädigung“ passt noch weniger, als in der Vergangenheit schon. Statt-dessen sind AStA-Referate die ange-strebtesten Studentenjobs überhaupt. Die Partyorganisation wurde bewusst ausgeklammert, da irgendwann die Erfahrung gemacht wurde, dass der Arbeitsaufwand innerhalb des AStAs

überschätzt wird und externe Studis das mit-weilen wesentlich besser und schneller um-setzen können.

Inzwischen ist der AStA nicht mehr von Beschlüssen des Studierendenparlamentes abhängig. Die Prozedur „Wir machen alles, was ihr beschließt“ wurde abgeschafft, weil es seit mehreren Semestern keine umsetz-baren Beschlüssen gibt. Entweder waren die Umsetzungen unmöglich oder das Stupa machte nur Beschlüsse, um sich selbst neu zu organisieren, durch neue Geschäftsord-nungen oder durch zusätzliche – aber unnö-tige – Richtlinien.

Im Jahre 2010+x sind sämtliche studen-tische Initiativen und Gremien in der ehe-maligen Bundesbank-Filiale an der Oder untergekommen. Nach Dutzenden Zwangs-umzügen in die Studentenloge, in das Uni-Hauptgebäude, das Audimax-Gebäude und in die Große Scharrnstraße haben die Studis beschlossen, sich selbst zu formieren, damit ihre Unterbringung solch statische Züge be-kommt, wie es sonst nur in der Studentenlo-ge gewährleistet wurde. Die frischgebacke-nen Hausbesetzer verteidigen ihre eigenen vier Wände wie ihren Augapfel; an jeder Tür des Gebäudes steht ein Notfallplan, wie man

bei Zwangsräumung reagiert. Vermisst wird das studentische Orchester Viaphoniker. Die Hobbymusiker spielen nur noch privat, aber nicht mehr auf Universitätsveranstaltungen. Einige aus dem Orchester fragen sich immer noch, warum drei Jahre musizieren für die Viadrina sich nicht in einem einzigen ECTS-Punkt widerspiegeln kann. Vorstandsmit-glieder verstehen die Aufregung gar nicht.

Die Europa-Universität wurde vor einigen Jahren um das Seminar „Halbwahrheiten im Schatten spekulativer Vermutungen“ ergänzt. Sinn dahinter war das bewusste über-den-Tellerrand-schauen engstirniger Studierender, damit diese nicht in die Cli-ché-Schiene abdriften, sondern ihr eigenes Schubladendenken beginnen zu hinterfra-gen. Das Seminar ist so beliebt, dass die an-gebotenen Seminarplätze noch nie ausgerei-cht haben. Am engagiertesten im Kurs war ein gewisser Nostradomas, der mit Blicken in die Zukunft die eigene Gegenwart kriti-sierte.

Bis zum nächsten Mal,euer Nostradomas

(Wer die Hintergründe erfahren möchte,melde sich bei [email protected])

Genug vom anfänglichen Schwarzsehen in der Gegenwart? Die vivadrina blickt in die Zukunft und stellt mit großer Freude fest: Läuft klasse an der Viadrina, weiter so. Der Kollege Mario Mische hatte in früheren Ausgaben mit der Artikelserie „Deutschland 2020“ schon angefangen eine fi ktive fi ction zu zeichnen, doch jetzt geht‘s ans Eingemachte: Hellsehen für Fortgeschrittene. Hoffentlich macht sich dabei keiner ein.

Hellsehen für Fortgeschrittene

Für das Jahr 2010+x sagt Nostradomas verhagelte Launen aufgrund von deplatzierten Sitzplätzen voraus. Quelle: faz.net

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36 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!36 Heft 3 2010 - Was ihr wollt!7 Heft 3 2010 -

Frankfurt – FrankfurtTeil 1: Frankfurter Perspektiven vom Main über die Oder

Frankfurt am Main, abends, ein Wochenen-de im November. Langsam macht sich Weih-nachtsstimmung breit auf der Zeil, einer der umsatzstärksten Einkaufsmeilen Deutsch-lands. Bei Kaufhof blinken künstliche Weihnachtsbäume, überall werden Glüh-weinstände aufgebaut und im Konsumtem-pel MyZeil blitzen schon die Lichterketten. Währenddessen werden in der Börse nur ein paar Schritte weiter in jeder Sekunde Milli-onen verzockt: Frankfurt am Main, das ist Megacity, „Mainhattan“ und schillernde Bankenmetropole. Schlendert man weiter über die Zeil, wird man irgendwann am Main landen und an seiner berühmtesten Brücke, dem „Eisernen Steg“. Von hier aus hat man bei Tag und Nacht einen herrlichen Blick über die Skyline mit den zahlreichen Wol-kenkratzern. An uns vorbei hetzen Anzug-träger, Jugendliche auf dem Weg zu Partys in den angesagtesten Clubs der City, schlen-dernde Pärchen und Obdachlose. Frankfurt gibt sich gerne selbstverliebt, obwohl „äs-chte Frankfodder“ selten geworden sind und die Oberschicht gerne in den mondänen Vor-orten der City wohnt. „Main Frankfurt“, das war vor kurzem eine Werbekampagne der Stadtverwaltung.Aber wissen all diese Bewohner, dass es noch ein weiteres „Frankfurt“ gibt? Frankfurt an der Oder, eine nette Kleinstadt in Branden-burg, Universitätsstadt, Kleiststadt, Grenz-stadt und noch so viel mehr? Interessiert das die Frankfurter überhaupt? Denn die beiden Städte verdanken ihre Gründung und ihren Namen einer gemeinsamen Begebenheit: Einer Furt im Fluss, an der man in einer Zeit ohne Brücken an das andere Ufer kam. Üb-rigens sind mit dem ersten Namensteil nicht unbedingt die Franken als Volk gemeint; im 13. Jahrhundert, in das die Namensgebung der beiden Städte fällt, wurden Kaufleute ge-meinhin als „Franken“ bezeichnet.Aber was verbinden denn nun die Frank-furter mit Frankfurt/Oder? Das wollten wir wissen und haben nachgefragt: Ein Student aus Frankfurt/Oder und einer aus Frankfurt/Main. Und wir haben die Frankfurter gebe-ten, Frankfurt/Oder auf einer Deutschland-karte einzuzeichnen. Vor unserer Umfrage befürchteten wir schon Schlimmstes, aber eigentlich dürfte das Resümee gar nicht so schlecht ausfallen. Die meisten Menschen kennen zumindest Frankfurt/Oder, viele wissen um die Lage an der Grenze zu Po-len, einige kennen sogar die Viadrina, mei-stens über ihre ehemalige Rektorin, Gesine Schwan. Nur nach dem Bundesland darf

man nicht fragen. „Osten“? Sachsen? Me-cklenburg-Vorpommern? Brandenburg? Berlin? Niedersachsen? Na was denn nun?

Und wenn ich ihnen ein ZUgticket nach FrankFUrt/Oder schenken würde, würden sie sich die stadt

anschaUen?

Einige Zitate geben wir hier wörtlich wieder. Der Leser möge seine eigenen Schlüsse zie-hen, die Autoren enthalten sich (vor allem zu gewissen Beiträgen) weiterer Kommentare.

Peter Willenborg, 48, Frankfurt-Westend„Gehört habe ich Frankfurt/Oder schon ein-mal, aber Genaueres weiß ich nicht. Eigent-lich müsste ich das als erwachsener Mensch wissen. Ich glaube das liegt nordöstlich von Berlin in Richtung Ostsee an der deutsch-polnischen Grenze. Verbinden kann ich je-doch nichts mit der Stadt“.Ohne Namensnennung, geschätzte 125, wahrscheinlich Frankfurt-Gallusviertel„Frankfurt/Oder? Lass mich bloß in Ruhe, das ist doch tiefste DDR, fast schon Polen, oder? Das interessiert mich überhaupt nicht. Was soll ich damit? Euer Zugticket könnt ihr euch sonstwo hinschieben. Da fahr ich doch nicht auch noch hin, das ist doch Zeitver-schwendung…“Günther Petri , 65, Frankfurt-Griesheim„Die ehemalige Anwärterin für das Amt des Bundespräsidenten, Gesine Schwan, kommt aus der kleinen Stadt östlich von Berlin, an der Grenze zu Polen. Dort gibt es eine sehr gute Universität, deren Name mir jedoch nicht einfällt“.

Nathalie Kraft/Özge Celimbak, beide 19, Gießen„Äh keine Ahnung. Kann man das essen? Liegt das in Deutschland? [Auf die Antwort: Das liegt in Brandenburg östlich von Ber-lin.] Das ist doch aber DDR oder so. Oder? Brandenburg ist doch noch DDR. Aber keine Ahnung. Da bin ich nicht gut drin. [Tipp: Gesine Schwan] Keine Ahnung. Ist Gesine Schwan irgendwie so eine Modedesignerin oder so? Hinfahren? Nein, weiß aber nicht wieso. Frankfurt/Oder ist komisch“.Christian Wolf, 25, Frankfurt-Bockenheim„Also ich weiß dass es im Osten an der Oder zur polnischen Grenze liegt. Die nächste grö-ßere Stadt ist glaube ich Dresden. Was es da aber Besonderes oder Berühmtes gibt, weiß ich nicht. [Tipp: Gesine Schwan] Ja, genau. Die Bundespräsidentenanwärterin. Kommt sie aus Frankfurt/Oder? [Tipp:Kleist] Den habe ich in der Schule gehasst. Ein Grund mehr, nicht dorthin zu fahren. Ein Zugticket dahin würde ich nicht annehmen, denn es gibt schönere Ziele die ich noch besuchen möchte, bevor ich nach Frankfurt/Oder komme“.Alain Merat, 32, Montpellier„Moi je connais Francfort sur Oder. Il y a une bonne université, qui s’appelle Viadrina. J’ai fait mes études d’économie internatio-nale là pour deux semestres. La Viadrina et notre université à Montpelier sont jumelées. Heinrich von Kleist vient de la ville, comme Gesine Schwan, qui était même presidente de la Viadrina. La prochaine ville est Berlin. La ville soi-même est super belle. J’ai aimé faire mes études là“.Mareike Willewald, 22, Frankfurt-Rödel-heim„Frankfurt/Oder? Da denke ich sofort an Heinrich von Kleist. Ist studiere nämlich Li-teraturwissenschaften. Aber was es da sonst noch so gibt, da hab ich keine Ahnung von. Hinfahren?, da hab ich Besseres zu tun, als mir in einer ostdeutschen Provinzstadt Plat-tenbauten anzuschauen“.Mehmet Sadal, 33, Hofheim (bei Frankfurt)„Frankfurt/Oder? Das liegt doch an der Grenze zu Polen, oder? Das ist doch dann in der Nähe von Auschwitz. Das würde ich mir gerne mal anschauen. [Tipp: Viadrina] Was? Eine Universität in so einer Stadt? Lohnt sich das überhaupt?“

Fabian Angeloni (Frankfurt/Oder), Jonas Tylewski (Frankfurt/Main)

Wo liegt Frankfurt/Oder? Die Meinungen der Frankfurter gehen zumindest auseinander.

Karte: Wikipedia, Bearbeitung: Fabian Angeloni

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