Was ist Phosphatidylserin (PS) · PDF fileDossier Phosphatidylserin. 1 . Inhalt . ... Dossier...
Transcript of Was ist Phosphatidylserin (PS) · PDF fileDossier Phosphatidylserin. 1 . Inhalt . ... Dossier...
W I S S E N S C H A F T L I C H E S D O S S I E R Z U
PHOSPHATIDYLSERIN
erstellt durch
den wissenschaftlichen Beirat
Dr. med. Kurt-Reiner Geiss, Mörfelden
Prof. Dr. troph. Michael Hamm, Hamburg
Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Waag, Mannheim
Rainer Zirkelbach, Hamburg
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Kurt-Reiner Geiss
Weingartenstraße 2, D-64546 Mörfelden-Walldorf
A U G U S T 1 9 9 9
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 1
Inhalt
1 Chemische Charakteristika ............................................................................ 2 2 Biologisch-physiologische Charakteristika ................................................... 3 3 Spezifische Funktionen von PS ..................................................................... 4 4 Alterungsprozeß ............................................................................................. 6 5 Phospholipidmangel im Alter ........................................................................ 7 6 PS-Substitution/-Supplementierung .............................................................. 8 7 Herstellungsverfahren von PS ....................................................................... 9 8 Einordnung von PS als Lebensmittelzutat ................................................... 10 9 Reviewing der Studien zu PS ....................................................................... 11
9.1 Tierexperimentelle Untersuchungen ..................................................... 11 9.2 Neuropsychologische Testverfahren ..................................................... 12
9.2.1 Im Bereich Aufmerksamkeit und Konzentration:........................... 12 9.2.2 Im Bereich Merk- und Lernfähigkeit .............................................. 12
9.3 Studien bei ARCD- und AAMI-Probanden .......................................... 13 10 Conclusions ................................................................................................ 16 11 Literatur ...................................................................................................... 17
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 2
Dossier
P H O S P H AT I D Y L S E R I N ( P S )
1 Chemische Charakteristika
PS gehört zu der Gruppe der Phospholipide. Die Phospholipide werden unter-
teilt in die 4 Gruppen Lezithine, Kephaline, Phosphatidylinosite und
Sphingomyeline. Die Glyzerinphospholipide der Lezithin- und Kephalin-
Gruppe zeigen einen identischen Aufbau: Die erste primäre und die
sekundäre Hydroxylgruppe des Glyzerins ist mit einer Fettsäure, die zweite
primäre Hydroxylgruppe ist mit Phosphat verestert. Das Phosphat wiederum
ist mit einer Hydroxiaminoverbindung verestert, hier sind die Stickstoffbasen
Cholin, Ethanolamin und Serin zu finden. PS ist den Kephalinen zugeordnet
und ist daher auch unter dem Begriff „Serinkephalin“ bekannt (31).
PS besteht chemisch somit zusammengefaßt aus Fettsäuren, Glyzerin, Phos-
phat und Serin. Abbildung 1 zeigt die Molekularstruktur von PS.
N
H3
HC
CO
O
CH
2
P O
OO
O
1CH
22C
H3C
H2
OO
CC
OO
Fatty Acid
Fatty Acid
Tails Middle Head
Abbildung 1: Die Molekularstruktur von Phosphatidylserin
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 3
2 Biologisch-physiologische Charakteristika
Die Phospholipide stellen einen wesentlichen Bestandteil der Zellmembran
dar. Sie kommen deshalb in jeder Körperzelle vor. Auffallend ist jedoch die
Anreicherung von Phospholipiden im zentralen und peripheren
Nervengewebe bei tierischen Organismen und bei Menschen. Phospholipide
kommen in unterschiedlicher Konzentration aber auch in Pflanzen vor wie
z.B. Soja, Raps, Mais, Sonnenblumenkerne und darüber hinaus in tierischen
Produkten wie z.B. Ei (Eigelb) und Milch.
Aus den Phospholipiden wird die Zellwandstruktur aufgebaut: Die
Lipidmoleküle sind zweischichtig angeordnet und bilden eine
Membranmatrix, in die weitere Membranbestandteile (z.B. Proteine)
eingefügt sind. Deshalb wird die maßgebliche Bedeutung der Phospholipide
in ihrer Eigenschaft als „Lösungsmedium“ für die Membranproteine und als
„elektrischer Isolator“ (in der Markscheide) gesehen.
Des Weiteren werden dieser Substanzgruppe allgemein folgende
Eigenschaften zugesprochen: Sie fungieren als Lieferant von essentiellen
Fettsäuren, von Cholin und Inosit, weisen eine lipidsenkende Wirkung auf,
spielen eine wichtige Rolle im (Leber-)Stoffwechsel und bei der
Gewährleistung der Gehirn- und Nervenfunktion.
Darüber hinaus kommen die Phospholipide als Lösungsvermittler für Lipide
z.B. in der Gallenflüssigkeit und im Blutplasma vor.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 4
3 Spezifische Funktionen von PS
Im Folgenden soll zunächst detaillierter auf das Vorkommen im
menschlichen Organismus und die spezifischen Funktionen von PS
eingegangen werden.
PS findet sich, wie bereits erwähnt, in den Membranen aller Körperzellen, ist
jedoch am höchsten im zentralen und peripheren Nervengewebe konzentriert.
So kommt PS zu ca. 11 % in der grauen und zu ca. 17 % in der weißen Sub-
stanz des Nervengewebes vor (Angaben bezogen auf Trockenmasse). PS
kommt in der Nervenzelle ausschließlich in der Markscheide vor (4,2 %, An-
gaben in Prozent der Frischsubstanz).
Die maßgebliche Funktion von PS im Nervengewebe bezieht sich auf die
Einbindung von Proteinen in der Zellmembranmatrix. Diese
Proteinstrukturen in der Zellmembran sind als Ionenpumpen,
Transportmoleküle, Enzyme (ATPasen, Kinasen) und Rezeptoren für
sämtliche wichtige Schaltfunktionen an der Zelloberfläche verantwortlich. Im
Einzelnen handelt es sich dabei um folgende spezifische Funktionen:
• ATPase abhängiger Ionentransport über die Zellmembran (bei Aktionspo-
tentialen).
• PS-abhängige Aktivität der Proteinkinase C (und der Adenylzyklase) bei
dem Signalumsetzungskomplex.
• Auswirkungen auf die Veränderung der Zellmembran (Permeabilität) bei
der Vesikelfreisetzung von Hormonen und Neurotransmittern (24).
• „Kommunikation“ zwischen den Zellen: Bei dem Signalaustausch
zwischen den Zellen wird ein Teil des PS als Lyso-PS abgespalten.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 5
• Rezeptorfunktion: Durch die Amino-PL-Translokasen kann PS durch die
Zellmembran transportiert werden. Es gibt Hinweise dafür, daß die Rezep-
torfunktionen der Nervenzellen durch das Wechseln von PS zwischen der
Innen- und Außenschicht der Zellmembran modifiziert bzw. beeinflußt
werden. Unter anderem wird diese Rezeptorenbeeinflussung auch im
Zusammenhang mit dem Nervenwachstumsfaktor gesehen.
• Antioxidative Wirkung: Gemäß den Ergebnissen von in vitro-
Experimenten gibt es Hinweise, daß PS Nervenzellen gegen Toxine
schützen kann. Latorraca et al. (20) vermuten deshalb eine antioxidierende
Wirkung. Möglicherweise wird aber auch durch die Verbesserung der
Zellmembranfunktion die Detoxikationsfähigkeit verbessert.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 6
4 Alterungsprozeß
Mit zunehmendem Alter tritt ein Massenverlust des Gehirns ein (bis ca. 100
g). Dieser wird u. a. bedingt durch eine Abnahme der Anzahl der
Nervenzellen und der Dichte der synaptischen Verbindungen im neuronalen
Netz. Interessant ist hierbei, daß der Cholesterinanteil im Gehirn ansteigt,
demgegenüber nehmen die Phospholipide ab. Dieser Degenerationsprozess -
der allerdings sehr langsam abläuft - geht mit einer Myelinzerstörung einher
und bedingt konsekutiv die Abnahme des Phospholipidgehalts (31). Darüber
hinaus wird die körpereigene PS-Synthesequalität wegen nicht mehr optimal
funktionierender Enzymsysteme deutlich gemindert. Dadurch kommt es zu
entsprechenden Störungen sämtlicher oben genannter spezifischer
physiologischer sowie biochemischer Zellfunktionen. Es ist allgemein
bekannt, daß diese Störungen sich im Wesentlichen ungünstig auf die
Hirnleistungsprozesse, vorrangig im kognitiven Bereich, auswirken. So
nimmt z.B. das Gedächtnis bzw. die Merk- und Lernfähigkeit mit
zunehmendem Alter kontinuierlich ab.
Obwohl die Eigenschaften einer stabilen Gedächtnisspur noch weitgehend
unbekannt sind, geht man heute davon aus, daß das Gedächtnis als eine Art
„biochemische Veränderung“ im Neuronenschaltsystem gespeichert wird. Bei
dem Merk- und Lernprozeß wird eine gesteigerte Synthese neuer
Ribonukleinsäuren angenommen. Die RNA liefert dabei die Matrize für diese
Proteinsynthese (13, 17, 32). PS beeinflußt diese RNA-abhängige
Proteinsynthese nicht. Kommt es im Rahmen des altersbedingten
Degenerationsprozesses nun zu einer Abnahme des Phospholipidgehaltes,
wird die Membranstruktur der Zellwände - die das Lösungsmedium für diese
Proteine darstellen - zunehmend zerstört. Daher kann z.B. keine neue
Gedächtnisspur (Kurzzeitgedächtnis) mehr aufgebaut werden.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 7
5 Phospholipidmangel im Alter
Hierbei werden grundsätzlich zwei Aspekte diskutiert. Crook/Adderly (10)
gehen davon aus, daß der menschliche Körper von der Evolution her nicht
auf ein Leben in hohem Alter programmiert ist. Sie formulierten daraus die
Hypothese, daß die mit der normalen Ernährung aufgenommene Menge PS
zwar ausreichend bis in das mittlere Lebensalter sei (etwa bis zum 45.
Lebensjahr, ein volles Lebensalter in prähistorischer Zeit), aber nicht mehr im
späteren Lebensalter genügt.
Ein weiterer Aspekt ist jedoch in den Änderungen der Ernährungsgewohnhei-
ten zu sehen: Aufgrund einer fett- und cholesterinbewußteren Ernährung
wurde der Verzehr von PS-haltigen (tierischen) Nahrungsmitteln deutlich
eingeschränkt: Dies bedeutet, daß ca. 200 bis 400 mg pro Tag weniger PS
über die Lebensmittel zugeführt werden.
In beiden Hypothesen finden sich die Gründe für eine Reihe von
Interventionsstudien, die die Auswirkungen einer PS-Substitution resp.
Supplementierung auf die Hirnleistung im kognitiven Bereich bei älteren
Menschen untersuchten. In der Literatur wurden am Menschen ausschließlich
Interventionsstudien durchgeführt, da es derzeit nicht möglich ist, den PS-
Gehalt resp. einen PS-Mangel am Menschen in vivo nachzuweisen.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 8
6 PS-Substitution/-Supplementierung
Aufgrund der Ergebnisse der o.g. Interventionsstudien - es liegen derzeit 35
Publikationen vor - wird die Substitution bzw. Supplementierung derzeit vor
allem in den USA und Japan als unbedingt erforderlich proklamiert, aber
auch in den europäischen Ländern Italien, Frankreich, Spanien, England,
Österreich und der Schweiz als empfehlenswert angesehen. Für die
angelsächsischen Länder ist auf den typisch amerikanischen Stil dieser
Kampagnen hinzuweisen: In populärwissenschaftlich formulierten Büchern
werden die vorliegenden Literaturstellen zwar allesamt zitiert, jedoch in ihren
Ergebnissen relativ euphorisch interpretiert (10, 19).
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 9
7 Herstellungsverfahren von PS
Bei den sich in den USA und den europäischen Ländern auf dem Markt be-
findlichen PS-haltigen Produkten (vorrangig Kapseln) wird das PS aufgrund
der BSE-Vorfälle nicht mehr gemäß dem traditionellen Herstellungsverfahren
aus Rinderhirn gewonnen. Aufgrund der kommerziellen Verfügbarkeit ausge-
zeichneter Qualitäten von Soja-Phospholipiden bieten sich zwei Alternativen
an:
1. Aufkonzentrierung der in Soja-Lezithin natürlicherweise enthaltenen
geringen Menge PS von 0,2-0,3% durch Extraktion und anschließende
chromatographische Reinigung. Das Verfahren ist jedoch sehr aufwendig
und auf eine Vielzahl organischer Lösemittel angewiesen.
2. Enzymatische Umwandlung der in handelsüblichem Lezithin enthaltenen
Phospholipide Phosphatidylcholin und Phosphatidylethanolamin in PS,
ohne Verwendung organischer Lösemittel. Bei diesem Verfahren handelt
es sich um das Prinzip der enzymatischen Umesterung, wie es ähnlich
bereits kommerziell für die Umesterung von Triglyzeriden (z.B. für
Kakaobutter-Ersatzstoffe oder mittelkettige Triglyzeride) durchgeführt
wird. Die Umesterung von Fetten ist grundsätzlich ein
lebensmitteltechnologisch übliches Verfahren zur Änderung der
physikalischen Eigenschaften eines Fettes (16) und findet eine sehr breite
Anwendung mit folgenden Zielsetzungen: z.B. Herstellung von
Fettkomponenten mit bestimmten Schmelzeigenschaften (Konsistenz) für
Margarinekompositionen, Backfette und Backfettkomponenten sowie
Süßwarenfette.
Heute wird zur Herstellung von pflanzlichem PS weltweit vorrangig die
enzymatische Umwandlung eingesetzt.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 10
8 Einordnung von PS als Lebensmittelzutat
PS-haltige Lezithinextrakte sind als Lebensmittelzutat in
Nahrungsergänzungsmitteln, Foodsupplements und Functional Food-
Produkten in folgenden Ländern anerkannt und Produkte mit dieser Zutat
werden in diesen Ländern rechtmäßig vertrieben: Japan, Israel und den USA
sowie in den europäischen Ländern Finnland, Italien, Spanien, England,
Frankreich, Österreich und Holland.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 11
9 Reviewing der Studien zu PS
Wie bereits erwähnt, befürworten eine Reihe von Wissenschaftlern PS-
haltige Produkte zur Nahrungsergänzung. Inwieweit sich solche
Empfehlungen anhand der vorliegenden Literatur vornehmen lassen, war das
Ziel unseres Reviewings der wesentlichen Interventionsstudien, die vorrangig
in den USA und Europa durchgeführt wurden. Hierbei beziehen wir uns nach
Betrachtung tierexperimenteller Untersuchungen zunächst im Wesentlichen
auf die Studien, die bei Probanden im Alter zwischen 40 und 80 Jahren mit
Age Related Cognitive Decline (ARCD) und Age Associated Memory
Impairment (AAMI) durchgeführt wurden. Gemäß diesem Reviewing lassen
sich folgende Erkenntnisse ableiten:
9.1 Tierexperimentelle Untersuchungen
Anhand der tierexperimentellen Untersuchungen (2, 5, 6, 8, 25, 26, 36, 37,
38) können folgende Aussagen als gesichert betrachtet werden: Die
Applikation von PS
− beugt der Neuronenatrophie vor,
− verhindert teilweise den altersbedingten Abbau der Rezeptoren für den
Nervenwachstumsfaktor,
− fördert die Bildung von Nervenwachstumsfaktoren (eine PS-spezifische
Wirkung, die bei anderen Phospholipiden nicht festgestellt werden
konnte),
− normalisiert das Cholesterin-/Phospholipidverhältnis im alternden Gehirn,
− verbessert den ATPase abhängigen Ionentransport über die Zellmembran
und
− normalisiert die Proteinkinase-C-Balance.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 12
Darüber hinaus ist die Bioverfügbarkeit von oral appliziertem
Phosphatidylserin als gut zu bewerten (nach oraler Gabe war radioaktiv
markiertes PS nach 30 min im Blut feststellbar und überquerte anschließend
nach Passage der Leber die Blut-Hirn-Schranke).
9.2 Neuropsychologische Testverfahren
Klinische Studien, bei denen der Einfluß einer Substanz auf die
Hirnfunktionen untersucht werden soll, sind in der Regel als schwieriger
durchführbar einzustufen, als bei den Untersuchungen anderer
Organfunktionen. Dies zeigte sich schon bei neuropsychologischen
Untersuchungen zu chemisch definierten Pharmaka, die z.B. den Lernprozeß
erleichtern sollen (Amphetamin, Physostignin, Nikotin und Koffein). Einige
dieser neuropsychologischen Testverfahren können als nicht ausreichend
wissenschaftlich gesichert angesehen werden. Die nachfolgend aufgelisteten
Tests stellen eine Auswahl der Untersuchungsverfahren dar, die bei den
verschiedenen Studien zu PS immer wieder zur Anwendung gelangten und in
der Literatur als gut validiert eingestuft werden.
9.2.1 Im Bereich Aufmerksamkeit und Konzentration:
• Letter Cancellation Test (12).
• Symbol Digit Modalities Test (35).
• Digit-Symbol und Digit Span (Foreward/Backward) (41).
• WAIS (40).
9.2.2 Im Bereich Merk- und Lernfähigkeit
• Rey 15-Word Test for short and long-term verbal memory (33).
• Block Tapping Test (BTT) (22).
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 13
• SET Test (18).
• The five words from the Randt-Memory Test (30).
Darüber hinaus wurde in der Mehrzahl der vorliegenden Studien der Verhal-
tenstest nach der Plutchik Geriatric Rating Scale vorgenommen (28).
9.3 Studien bei ARCD- und AAMI-Probanden
Die Studien wurden an Personen durchgeführt, die eine altersgemäße, d.h.
physiologische Beeinträchtigung ihrer geistigen Leistungsfähigkeit
aufwiesen. Diese altersbedingte Hirnleistungsminderung wird gemäß der
American Psychiatric Association und der American Psychological
Association als Age Related Cognitive Decline (ARCD) und Age Associated
Menory Impairment (AAMI) bezeichnet bzw. klassifiziert (9). Patienten mit
manifesten hirnorganischen Störungen, wie z.B. bei Multiinfarktsyndrom,
Zerebralsklerose, M. Alzheimer, waren in diesen Untersuchungen vom
Testkollektiv ausgeschlossen.
Die verschiedenen Studien wurden mit unterschiedlich großer Probandenzahl
durchgeführt: von n < 20 bis n > 400. Bis auf 3 Studien wurden nur
Probanden im Alter von über 50 Jahren untersucht. Die applizierte PS-Menge
betrug zwischen 100 bis 300 mg pro die über einen Zeitraum von 1–3
Monaten.
Eine Reihe von Untersuchungen in Italien (z.T. große, multizentrische Stu-
dien), bei denen im wesentlichen die vergleichbaren neuropsychologischen
Tests zum Einsatz kamen, zeigen übereinstimmende, signifikante Ergebnisse
bezüglich der Verbesserung der Parameter Aufmerksamkeit/Konzentration
sowie Merk- und Lernfähigkeit. Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse der
verschiedenen Studien im Überblick.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 14
Hervorzuheben sind 2 weitere Studien, die an einem größeren Probandenkol-
lektiv durchgeführt wurden und die günstige Wirkung von PS bei Personen
mit ARCD und AAMI belegen.
Cenacci et al. (7) untersuchten nach dem Doppel-Blind-Verfahren insgesamt
494 Testpersonen im Alter von 65 bis 93 Jahren über einen Zeitraum von 6
Monaten. Aufgrund von 69 Drop outs kamen 425 Probanden in die
statistische Auswertung. Als neuropsychologische Tests dienten neben der
Pluchik Geriatric Rating Scale (28) der Buschke Selective Reminding Test
(BSRT) (3). Bei dem BSRT, der in 4 Kategorien Parameter der Merk- und
Lernfähigkeit mißt, ergaben sich in allen 4 Untersuchungen in der Verum-
Gruppe hochsignifikante Veränderungen: Total Recall, Placebo vs Verum,
p = 0,008. Long Term Storage, Placebo vs Verum, p = 0,008. Long Term
Retrieval, Placebo vs Verum, p = 0,004. Long Term Retrieval Consistent,
Placebo vs Verum, p = 0,007.
In einer weiteren Studie mit 149 Probanden mit AAMI wurde der Effekt von
PS auf die Parameter Name/Faces Akquisition, Name/Face Delate Recall,
Facial Recognition, Telefone Number Recall und Misplaced Objects unter-
sucht (11). Bei all den oben aufgeführten Parametern konnten signifikante
Verbesserungen im Signifikanzniveau zwischen 0,05 und 0,001 bestimmt
werden. Der Autor hebt hervor, daß die Testpersonen, die bei der
Eingangsuntersuchung (WAIS) einen niedrigeren Score aufwiesen, am
meisten von der PS-Applikation profitierten.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 15
Gindin et al. (14) findet, daß die Verbesserung der Testparameter in der
Gruppe mit dem höheren WAIS Score unter Verum ebenfalls signifikant
ausfiel. Ungeachtet dieser kleinen Diskrepanz zeigen trotzdem beide Studien
Übereinstimmung insofern, als Personen mit AAMI einen Benefit durch PS-
Applikation durch signifikante Verbesserungen ihrer kognitiven Fähigkeiten
erfahren.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 16
10 Conclusions
• Mit zunehmendem Alter kommt es zu einem Absinken des PS-Gehaltes im
ZNS. Hierbei handelt es sich um einen physiologischen Alterungsprozess,
der mit dem Nachlassen kognitiver Fähigkeiten (ARCD und AAMI) einher
geht.
• Faßt man die Ergebnisse aller Studien zusammen, läßt sich ableiten, daß
bei Menschen in der Altersgruppe ab dem ca. 45. Lebensjahr die geistige
Leistungsfähigkeit im Bereich Merk- und Lernfähigkeit, Aufmerksamkeit
sowie Konzentration durch die Gabe von 100 – 300 mg PS pro Tag wieder
deutlich verbessert wird.
• Bei diesen Dosierungen wird somit offensichtlich ein nutritiv und/oder
situativ bedingter Mangel an PS im Sinne einer gezielten Zufuhr
ausgeglichen und in den Normbereich zurückgeführt. Die durch diese
Substitution hervorgerufene Verbesserung der kognitiven
Leistungsfähigkeit bei Menschen in der 2. Lebenshälfte ist somit eine
spezifische ernährungsphysiologische (und nicht pharmakologische!)
Wirkung von PS.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 17
11 Literatur
1) Allegro L et al. (1987): Oral Phosphatidylserine in elderly patients with
cognitive detorioration. An open study. Clin Trials J, 24, 1: 104-8.
2) Bruni A (1988): Autacoids from membrane phospholipids. Pharmacol
Res Commun, 20: 529-44.
3) Buschke et al. (1974): Evaluating Storage. Retention and Retrieval in
Disordered Memory in Learning (Buschke Selective Reminding Test
(BSRT)). Neurology, 24: 1019-25.
4) Caffarra P, Santamaria V (1987): The effects of phosphatidylserine in pa-
tients with mild cognitive decline. Clin Trials J, 24,1: 109-14.
5) Calderini G et al. (1985): Phospholipids as pharnacological tools in the
aging brain. In: Horroksn LA, Kanfer JN, Porcellati G (eds),
Phospholipids in the Nervous System. Vol. 2, Physiological Roles. New
York: Raven Press, pp 11-9.
6) Calderini G et al. (1987): Phamacological properties of
phosphatidylserine in the aged brain. Clin Trials, 24: 9-17.
7) Cenacchi B et al. (1993): Cognitive decline in the elderly: A double-
blind, placebo-controlled multicenter study on efficacy of
phosphatidylserine administration. Aging Clin Exp Res, 5: 123-33.
8) Changeux J, Danchin P (1976): Selective stabilization of developing
synapses as a mechanism for the specification of neuronal networks. Na-
ture, 264: 705-12.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 18
9) Crook III TH (1998): Treatment of Age-Related Cognitive Decline:
Effects of Phosphatidylserine. In: Klatz, RM, Goldman R (eds.), Anti
Aging Medical Therapeutics. Vol. II. Marina del Rey, California: Health
Quest Publications, pp 20-8.
10) Crook III TH, Adderly B (1998): The Memory Cure. New York: Pocket
Books.
11) Crook TH et al. (1991): Effects of phosphatidylserine in age-associated
memory impairment. Neurol, 41: 644-9.
12) Diller L et al. (1974): Studies in Cognition and Rehabilitation in
Hemiplegia (Letter Cancellation Test). Rehabilitation Monograph No. 50.
Institute of Rehabilitation Medicine. New York: University Medical
Center.
13) Ganong WF (1979): Lehrbuch der Medizinischen Physiologie. 4.
Auflage, Berlin/Heidelberg/New York: Springer-Verlag.
14) Gindin J et al. (1995): The effect of plant phosphatidylserine on age as-
sociated memory impairment and mood in the functioning elderly.
Geriatric Institute for Education and Research, and Department of
Geriatrics, Rehovot, Israel: Kaplan Hospital.
15) Granata Q, Di Michele J (1987): Phosphatidylserine in elderly patients.
An open Trial. Clin Trials J 24, 1: 99-103.
16) Grothues B (1991): Verfahren zur Modifizierung von Fetten und Ölen.
In: Osteroth D (ed): Taschenbuch für Lebensmittelchemiker und -
technologen 2, Springer Verlag, 105-118.
17) Haase J (ed): Arbeitsbuch Physiologie, Bd. 3 Neurophysiologie. 2. Auf-
lage, Urban & Schwarzenberg
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 19
18) Isaacs B et al. (1972): The Set Test, A rapid Test of Mental Function in
Old People. Age and Agening, 1: 222.
19) Kidd PM (1998): Phosphatidylserine (PS): Number-One Brain Booster.
The nutrient building block that accelerates all brain functions and
counters Alzheimer’s. New Canaan, Connecticut: Keats Publishing Inc.
20) Latorraca S et al. (1993): Effect of phosphatidylserine on free radical su-
sceptibility in human diploid fibroblasts. J Neural Transm (P-D Sect), 6:
73-7.
21) Martin A et al. (1983): Word production and comoprehension in Alzhei-
mer’s disease: the breakdown of semantic knowledge (Semantic Verbal
Memory Test). Brain Land, 124-41.
22) Milner B (1971): Interhemispohenic differences in the localisation of
psychological processes in men (Block Tapping Test (BTT)). British
Medical Bulletin, 27: 272.
23) Nerozzi D et al. (1987): Phosphatidylserine and impaired memory in the
elderly. La Clinica Terapeutica, 120: 399-404.
24) Nishizuka Y (1984): Turnover of inositol phospholipids and signal trans-
duction. Science, 225: 1365-70.
25) Nunzi MG et al. (1987): Dendritic spine loss in hippocampus of aged
rats. Effect of braom phosphatidylserine administration. Neurobiol
Aging, 6: 337-9.
26) Nunzi MG et al. (1990): Therapeutic properties of phosphatidylserine in
the aging brain. In: Hanin I, Pepeu G (eds), Phospholipids: Biochemical,
Pharmaceutical, and Analytical Considerations. New York: Plenum
Press.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 20
27) Palmieri G et al. (1987): Double-blind controlled trial of phosphatidylse-
rine in patients with senile mental deterioration. Clin Trials J 24, 1: 73-
83.
28) Plutchik R et al. (1970): Reliability and validity of a scale for assessing
the functioning of geriatric patients (Plutchik Geriatric Rating Scale).
Journal of the American Geriatric Society, 18,6: 491-500.
29) Puca FM et al. (1987): Exploratory Trial of Phosphatidylserine Efficacy
in Mildly Demented Patients. Clin Trails J, 24, 1: 94-8.
30) Randt CT et al. (1980): A memory test for longitudinal measurement of
mild to moderate deficites (The five words from the Randt-Memory
Test). Clinical Neuropsychology, 2: 184.
31) Rapoport SM (1977): Medizinische Biochemie. 7. Auflage, Berlin: VEB
Verlag.
32) Reichel H, Bleichert A (1980): Medizinische Physiologie, Bd. 1.
Stuttgart/New York: F. K. Schattauer Verlag.
33) Rey A (1964): Léxamen clinique en psychologie (Rey 15-Word Test for
short and long-term verbal memoy). Paris: Presses Universitaires de
France.
34) Sinforiani E et al. (1987): Cognitive decline in ageing brain. Therapeutic
approach with phosphatidylserine. Clin Trials J 24, 1: 115-24.
35) Smith A (1973): Symbol Digit Modalities Test. Los Angeles: Western
Psychological Services.
36) Toffano G et al. (1978): Modification of noradrenergic hypothalamic sy-
stem in rat injected with phosphatidylserine liposomes. Life Sciences, 23:
1093.
© ISME GmbH, Mörfelden 1999 Dossier Phosphatidylserin 21
37) Toffano G (1987): The therapeutic value of phosphatidylserine effect in
the aging brain. In: Hanin I, Ansell GB (eds.), Lecithin: Technological,
Biological, and Therapeutic Aspects. New York: Plenum Press, pp 137-
46.
38) Toffano G et al. (1987): Pharmacokinetics of radiolabelled brain
phosphatidylserine. Clin Trials J, 24: 18-24.
39) Villardita C et al. (1987): Multicentre clinical trial of brain
phosphatidylserine in elderly patients with intellectual deterioration. Clin
Trials J 24, 1: 84-93.
40) Wechsler D (1970): Echelle d’intelligence de Wechsler pour adultes:
WAIS: 2è Edition. Paris, Centre de Psychologie Appliquée.
41) Wechsler D et al. (1955): Adult Intelligence Scale Manual (Digit-Symbol
und Digit Span (Foreward/Backward)). New York: Psychological Corpo-
ration.
42) Zanotti A et al. (1987): Pharmacological Properties of
Phosphatidylserine: Effects on Memory Function. In: Essman WB,
Flushing NY (eds.), Nutrients and Brain Function.
Basel/München/Paris/London/New York/
New Delhi/Singapore/Tokyo/Sydney: Karger, pp 95-102.
IQ PLUS Studien 2000-2003
Seite 1
Test PS origin Study design Dose (mg PS per day) Duration Issue Incl.
criteriaExcl.
criteria Age
Autor/Studie
Ziganek-Soehlke, Heidelberg, n=48 Pilot-Studie 200 2 months
ARCD/AAMI 56-79 NAI
d2 v.Brickenk
amp
Prof. Schwarz, Wien n=29 IQ PLUS
Anwendungsbeobachtung 100-200
3 months, 3 months Karenz
ARCD/AAMI ave. 59
c.I. Test, TPL-Test, KAI Test
Alters-Konzentrat
ionstest SKTc.I.
Skala
Prof. Weiss, Paderborn, n=20 IQ PLUS db, pc 200 6 weeks Streß 20-25
EEG-Mapping
d2 Aufm. Belastung
stest
Entsp.-Streß-Skala
Stroop Interf.
Blutparameter
Dr. Göpel, Mannheim, n=20 IQ PLUS db, pc 200
2 months, 2 months Karenz ADHD 6-12
Eltern-und Lehrer-
Fragebogen
Conners-Bogen
Dr. Ende, Mannheim, n=5 IQ PLUS db, pc 200 4 weeks MRS ave. 40
MRS-Messunge
n
Prof. Weiss, Paderborn, n=24 IQ PLUS db, pc 200 6 weeks
Sport/ Golfer 25-40
Analogskala
Streßempfinden
Analogskala
Konzentrationsvermö
gen
TestsSubjects