Was kostet COPD in Deutschland? - blaek.de · PDF file11 Glosse COPD auf, die durch eine...

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  • 10 Bayerisches rzteblatt 1/2004

    Titelthema

    Verschiedene Daten weisen darauf hin, dass dieChronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)eine hufige, teure und vermeidbare Erkrankungist, die noch nicht optimal therapiert wird. 30 %aller Raucher entwickeln eine COPD. Der Sach-verstndigenrat konstatierte auerdem auf derBasis einer Studie mit 344 rzten (1996) we-sentliche Versorgungsdefizite aufgrund einer zuspten Diagnosestellung und einer nicht denLeitlinien entsprechenden oder nicht dem Schwe-regrad der Erkrankung angemessenen Behand-lung 1. Detaillierte und aktuelle Daten zu den Ko-sten und der Versorgungsstruktur waren bis datojedoch nicht fr Deutschland verfgbar. DieseLcke sollte durch die Studie gefllt werden.

    Methodik

    Die multizentrische, retrospektive Beobach-tungsstudie bestand aus einer Vor- und einerHauptstudie. In der Vorstudie wurden Daten

    zum Krankheitsverlauf von 814 COPD-Pa-tienten bei niedergelassenen Pneumologen,Allgemeinmedizinern und Internisten erho-ben, um die Verteilung der Schweregrade (De-finition nach American Thoracic Society 2)und der Hufigkeit von Exazerbationen aufbreiter Basis zu ermitteln. In der Hauptstudiewurden die Kosten fr 321 zufllig ausge-whlte Patienten aus der Vorstudie ermittelt,die nach Schweregrad und Facharztgruppestratifiziert wurden. Diese Kosten wurdendann mit den Daten der Vorstudie zusam-mengefhrt und mit der tatschlichen Hu-figkeit der einzelnen Schweregrade fr jedeFacharztgruppe in der Praxis gewichtet.

    Ergebnisse

    Das durchschnittliche Alter der Patienten be-trug 64 Jahre, die durchschnittliche Zeit seitCOPD-Diagnose 7,5 Jahre, der durchschnitt-liche FEV1-Wert 53,7 %. Nur 25 % der Pa-tienten waren noch erwerbsttig. 91 % warengesetzlich versichert. Im Durchschnitt rauch-ten die Patienten 28 Zigaretten pro Tag. Bei66 % der Patienten wurde eine leichte COPDdiagnostiziert, bei 24 % eine mittelschwereund bei 10 % eine schwere COPD. Bei denPneumologen (43,5 % leicht, 37,0 % mittelund 19,5 % schwer) wurden mehr Patienten

    mit schwerer COPD behandelt als bei Allge-meinmedizinern und Internisten (75,2 %leicht, 18,3 % mittel und 6,5 % schwer). Diedurchschnittliche Anzahl der Exazerbationenpro Patient und Jahr lag bei circa zwei. 90 %der Exazerbationen wurden ambulant behan-delt.

    Pro Patient und Jahr wurden durchschnittlich11,8 Arztkonsultationen wegen COPD do-kumentiert und 18-mal Medikamente ver-schrieben (siehe Tabelle). Ein Krankenhaus-aufenthalt wegen COPD dauerte durch-schnittlich zwlf Tage (schwere COPD: 17Tage; leichte: elf Tage). 13 % der Patientenwaren arbeitsunfhig wegen COPD (imDurchschnitt 37 Tage pro betroffenen Pa-tienten) und 10 % der Patienten bentigtenKrankentransporte. 8 % der Patienten befan-den sich wegen COPD bereits in Frhrente.

    Die durchschnittlichen jhrlichen Kosten derCOPD aus volkswirtschaftlicher Sicht betru-gen 3027 Euro pro Patient. Die Zusammen-setzung der Kosten ist in der Abbildung dar-gestellt.

    Die durchschnittlichen Kosten pro Exazerba-tion beliefen sich auf 2960 Euro (stationr)bzw. 149 Euro (ambulant). Fast zwei Drittel(64 %) der volkswirtschaftlichen Kosten wur-den von der gesetzlichen Krankenversiche-rung getragen, die restlichen Kosten von derRentenversicherung (17 %), vom Patienten(3 %), der Pflegeversicherung (2 %) oder sons-tigen Leistungstrgern (14 %, berwiegendLohnfortzahlung durch den Arbeitgeber).

    Eine Extrapolation der Kosten fr Deutsch-land war leider nicht mglich, da keine ver-lsslichen Prvalenzdaten zu den COPD-Pa-tienten, die sich in rztlicher Behandlungbefinden, fr Deutschland vorliegen.

    Implikationen

    Die Ergebnisse der Krankheitskostenstudiezeigen die enorme finanzielle Belastung desdeutschen Gesundheitssystems infolge

    Was kostet COPD in Deutschland?Ergebnisse der Deutschen Krankheitskostenstudie

    Dr. Eva SusanneDietrich

    Tabelle: Medikamentse Behandlung (% der Verschreibungen) nach Schweregrad.

    1 Sachverstndigenrat. Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaft-lichkeit. 2000/2001; Band III, ber-, Unter- und Fehlversor-gung (http://www.svr-gesundheit.de)

    2 ATS statement. Standards for the diagnosis and care of pa-tients with chronic obstructive pulmonary disease. Am J RespirCrit Care Med 1995; 152: 77-120

    SchweregradMedikament Leicht Mittel Schwer Gesamt

    Beta2-Stimulantien, systemisch 1 1 3 1

    Beta2-Stimulantien, langwirksam, inhalativ 9 13 11 10

    Beta2-Stimulantien, kurzwirksam, inhalativ 12 10 9 11

    Xanthine, systemisch 16 17 14 15

    Kortikoide, inhalativ 11 7 8 10

    Beta2-Stimulantien und Kortikoide, 12 7 6 11inhalativ

    Anticholinergika, rein, inhalativ 9 8 10 8

    Anticholinergika und 5 9 13 6Beta2-Kombinationen, inhalativ

    Husten- und Erkltungsprparate 8 6 5 7

    Kortikosteroide, systemisch 3 9 10 5

    Antibiotika, systemisch 6 6 5 6

    Sonstiges 10 7 6 10

  • 11

    Glosse

    COPD auf, die durch eine sinnvolle Prven-tionspolitik und auch eine adquate Behand-lung reduziert werden knnte. Eine leitli-nienorientierte Versorgung ist jedoch nochnicht flchendeckend umgesetzt und wre zu-dem mit zustzlichen Ausgaben verbunden,welche die Kassenrztliche Bundesvereini-gung (KBV) auf 660 bis 1900 Millionen Euro je nach tatschlicher Prvalenz (5 oder10 %) berechnet hat.

    Eine Vollpublikation der Studie ist einge-reicht. Handouts vom Kongress der Interna-tional Society of Pharmacoeconomics undOutcome Research sowie eine Studienbe-schreibung sind bei der Autorin erhltlich.

    Autoren: Dr. Eva Susanne Dietrich (KBV,Kln), Professor Dr. Dennis Nowak (Klinikumder LMU Mnchen, Arbeits- und Umweltmedi-zin), Professor Dr. Peter Oberender (UniversittBayreuth, Sozialrecht und Gesundheitskono-mie), Professor Dr. Karl berla (Institut fr me-dizinische Informationsverarbeitung Biometrieund Epidemiologie IBE , Mnchen), UrsulaReitberger, Claudia Schlegel (beide Kendle Inter-national Inc., Mnchen), Dr. Stephan Ruckd-schel (Pfizer GmbH, Karlsruhe), Roland Welsch(Boehringer Ingelheim Pharma KG)

    Korrespondenzautorin: Dr. Eva Susanne Dietrich, KBV, Herbert-Lewin-Strae 3,50931 Kln

    Federvieh

    Jetzt wei ichs: rzte haben doch keinenVogel. Der Arzt ist ein Vogel. Jeder wregern ein Adler, stolz und majesttisch, einscharfsichtiger Jger. Doch dazu reicht eseben manchmal nicht ganz. Dann werdensie halt Schluckspechte oder Schmutzfin-ken. Selten gibt es auch Nachtfalken. Vielewerden von ihren Frauen allerdings nurSpatz genannt.

    Immer fter werden sie in letzter Zeitauch als lahme Enten betitelt, gerade inSachen Fortbildungsaktivitten der rz-tinnen und rzte. Oder auch als diebischeElstern, wenn es um ihre Honorarabrech-nungen oder um die von ihnen angebote-nen Igel-Leistungen geht. Doch das istziemlich gemein, bedenkt man, dassBILD erst krzlich schrieb, dass scht-zungsweise 40 Prozent der niedergelasse-nen Arztpraxen in der Bundesrepublikberschuldet seien. Die heute sichtbare In-solvenzrate bei niedergelassenen rztenbetrage nach Erfahrungswerten etwazehn Prozent. Es knne davon ausgegan-gen werden, dass die Dunkelziffer weitaushher liege. Also Pleitegeier allerorts.

    Unzumutbare Arbeitszeiten im Kranken-haus, massig Verwaltungsarbeit undUnterbezahlung (gerade als Arzt oderrztin im Praktikum), Hausbesuche undKrankenkassen-Schikanen machen rz-tinnen und rzten das leben schwer siefhlen sich als dumme Amseln.

    Da sagen sich doch viele Medizinstuden-ten, ich hab doch keine Meise und sattelnnoch whrend des Medizinstudiumsschnell auf andere Fcher um oder gehennach dem Staatsexamen gleich in ver-meintlich bessere Berufe.

    Etliche machen dann irgendwann den Ab-flug, werden zum Zugvogel, zum BeispielRichtung Skandinavien wen wunderts?

    Frgt sichIhr

    MediKuss

    Abbildung:Kostenzusammensetzungaus der volkswirtschaft-lichen Perspektive.

    Zeichnung: Dr. Markus Oberhauser, St. Gallen