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gesundheitsinformation.de Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) g i Was passiert bei einer Elektrokardiografie (EKG)? Ob bei Routineuntersuchungen oder zur Abklärung von Herzbeschwerden: Viele Menschen haben schon einmal eine Elektrokardiografie (EKG) machen lassen. Doch was wird eigentlich dabei gemessen und was zeigt die EKG-Kurve? Nerven- und Muskelzellen verständigen sich über elektrische und chemische Signale. Regelmä゚ige elektrische Impulse steuern auch den Herzschlag. Sie werden vom sogenannten Sinusknoten im rechten Vorhof des Herzens ausgelöst und breiten sich wie kleine Stromstö゚e über den Herzmuskel aus. Dadurch ziehen sich zuerst die Vorhöfe und dann die Herzkammern zusammen. Die Ausbreitung der Stromstö゚e im Herzmuskel ist auch auf der Haut noch messbar. Ein EKG misst diese Stromschwankungen (eigentlich: Spannungsschwankungen) an verschiedenen Hautstellen und stellt sie als Kurve dar. Die EKG-Kurve wird Elektrokardiogramm genannt. Wann wird die Untersuchung angeboten? Ein EKG wird gemacht, um die Funktion des Herzens zu prüfen. Es zeichnet vor allem auf, wie oft das Herz pro Minute schlägt (Herzfrequenz) und wie regelmä゚ig es schlägt (Herzrhythmus). Die Untersuchung kann wichtige Hinweise geben, zum Beispiel auf eine Verengung der Herzkranzgefä゚e, einen Herzinfarkt oder auf Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern. Was zeigt ein EKG? Wenn das Herz gleichmä゚ig schlägt, ergibt sich das typische EKG-Muster: Die erste Spitze (p-Welle) zeigt, wie sich der elektrische Impuls (Erregung) über die Herzvorhöfe ausbreitet. Die Vorhöfe ziehen sich zusammen, pumpen Blut in die Herzkammern und entspannen sich sofort wieder. Die Erregung erreicht dann die Herzkammern. Im EKG ist das als Q-, R- und S-Zacken sichtbar, dem sogenannten QRS-Komplex, bei dem sich die Herzkammern zusammenziehen. Danach zeigt die T-Welle an, dass sich die Erregung zurückbildet und sich die Herzkammern wieder entspannen. Bei Herzerkrankungen und Rhythmusstörungen zeigen sich Veränderungen im EKG. Ihr Aussehen und Verlauf können Hinweise auf die Ursachen der Störung geben. Verlauf des QRS-Komplexes bei normalem Herzschlag 1

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Was passiert bei einer Elektrokardiografie (EKG)?

Ob bei Routineuntersuchungen oder zur Abklärung von Herzbeschwerden: Viele Menschen haben schoneinmal eine Elektrokardiografie (EKG) machen lassen. Doch was wird eigentlich dabei gemessen und waszeigt die EKG-Kurve?

Nerven- und Muskelzellen verständigen sich über elektrische und chemische Signale. Regelmäßigeelektrische Impulse steuern auch den Herzschlag. Sie werden vom sogenannten Sinusknoten im rechtenVorhof des Herzens ausgelöst und breiten sich wie kleine Stromstöße über den Herzmuskel aus. Dadurchziehen sich zuerst die Vorhöfe und dann die Herzkammern zusammen. Die Ausbreitung der Stromstöße imHerzmuskel ist auch auf der Haut noch messbar. Ein EKG misst diese Stromschwankungen (eigentlich:Spannungsschwankungen) an verschiedenen Hautstellen und stellt sie als Kurve dar. Die EKG-Kurve wirdElektrokardiogramm genannt.

Wann wird die Untersuchung angeboten?

Ein EKG wird gemacht, um die Funktion des Herzens zu prüfen. Es zeichnet vor allem auf, wie oft das Herzpro Minute schlägt (Herzfrequenz) und wie regelmäßig es schlägt (Herzrhythmus). Die Untersuchung kannwichtige Hinweise geben, zum Beispiel auf eine Verengung der Herzkranzgefäße, einen Herzinfarkt oder aufRhythmusstörungen wie Vorhofflimmern.

Was zeigt ein EKG?

Wenn das Herz gleichmäßig schlägt, ergibt sich das typische EKG-Muster: Die erste Spitze (p-Welle) zeigt,wie sich der elektrische Impuls (Erregung) über die Herzvorhöfe ausbreitet. Die Vorhöfe ziehen sichzusammen, pumpen Blut in die Herzkammern und entspannen sich sofort wieder. Die Erregung erreichtdann die Herzkammern. Im EKG ist das als Q-, R- und S-Zacken sichtbar, dem sogenannten QRS-Komplex, beidem sich die Herzkammern zusammenziehen. Danach zeigt die T-Welle an, dass sich die Erregungzurückbildet und sich die Herzkammern wieder entspannen.

Bei Herzerkrankungen und Rhythmusstörungen zeigen sich Veränderungen im EKG. Ihr Aussehen undVerlauf können Hinweise auf die Ursachen der Störung geben.

Verlauf des QRS-Komplexes bei normalem Herzschlag

 

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Wie läuft die Untersuchung ab?

Die Herzströme lassen sich an der Hautoberfläche „ableiten“ – sogar noch an Armen und Beinen. AlsStandard gilt das „12-Kanal-EKG“, bei dem insgesamt zehn Elektroden verwendet werden: sechs auf derBrust, jeweils eine an den Unterarmen und Waden. Bei starker Behaarung werden diese Stellen zuvorrasiert; ansonsten ist keine Vorbereitung nötig. Die Elektroden sind über Kabel mit dem EKG-Gerätverbunden. Das Gerät wandelt die empfangenen Daten in die EKG-Kurven um und speichert sie ab. Je nachGerät können die Kurven auch ausgedruckt werden.

Welche Untersuchungsarten gibt es?

Beim Ruhe-EKG liegt man mit bloßem Oberkörper entspannt auf dem Rücken. Während der Untersuchungruhig und bequem zu liegen ist sehr wichtig, denn Muskelanspannung, Bewegung, Husten oder Zitternkönnen das Ergebnis verzerren. Die Messung dauert etwa eine bis höchstens fünf Minuten.

Beim Belastungs-EKG werden die Herzströme während körperlicher Anstrengung gemessen. Meist trittman dazu in die Pedale eines Fahrrad-Ergometers. Die Belastung wird kontinuierlich bis zu einer hohenLeistung gesteigert, indem sich die Pedale immer schwerer treten lassen. Falls Veränderungen im EKGauftreten, wird die Untersuchung früher abgebrochen. Neben der EKG-Kurve ergibt die Untersuchung auchDaten zur erbrachten Leistung in Watt. Auch der Blutdruck wird regelmäßig kontrolliert.

Ein Langzeit-EKG zeichnet die Herzströme in der Regel über 24 Stunden auf. Dazu werden drei oder vierElektroden auf den Brustkorb geklebt, ein kleines Aufzeichnungsgerät wird am Gürtel getragen oder umden Hals gehängt. Die EKG-Daten werden später in der Arztpraxis auf einen Computer übertragen undausgewertet. Dazu brauchen die Ärztin oder der Arzt später auch Angaben zum Tagesablauf (wie besondereEreignisse, körperliche Aktivität, Schlaf). Ein Langzeit-EKG wird zum Beispiel dann gemacht, wennHerzrhythmusstörungen nur zeitweise auftreten und deshalb bei einem normalen EKG nicht auffallen.

Was beschreiben die Kurven eines 12-Kanal-EKGs?

Das 12-Kanal-EKG nutzt aus, dass sich die Impulse vom Herzen nicht gleichmäßig über die Haut ausbreiten.Das Gerät vergleicht die Stärke der Impulse zwischen jeweils zwei Elektroden – Fachleute sprechen von„Ableitungen“. Eine Ableitung entspricht zum Beispiel der Messung der beiden Elektroden an den Armen.Bei einem 12-Kanal-EKG werden insgesamt zwölf Ableitungen genommen.

Je nachdem, in welcher Ableitung sich Abweichungen zeigen, können Fachleute zum Beispiel erkennen, inwelchem Bereich des Herzmuskels ein Infarkt stattgefunden hat, oder ob eine Herzrhythmusstörung ehervon der rechten oder linken Kammer des Herzens ausgeht.

 

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Normales EKG – links die Ableitungen von Armen und Beinen, rechts die von der Brustwand. Quelle: CCBFrankfurt a.M.

Quellen

Schmidt R, Lang F, Heckmann M. Physiologie des Menschen: mit Pathophysiologie. Berlin: Springer; 2017.

Trappe HJ, Schuster HP. EKG-Kurs für Isabel. Stuttgart: Thieme; 2017.

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Schlagwörter: Belastungs-EKG, EKG, Elektrokardiografie, Elektrokardiogramm, Kopf und Nerven,Langzeit-EKG

Erstellt am 16. Januar 2019Nächste geplante Aktualisierung: 2022

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