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Auswahl der Gebiete und Themen in Hessen Zur Vorbereitung der Bestandsaufnahme führte das Land Hessen bereits in den Jahren 2001 bis 2003 zwei Pilotpro- jekte durch, deren Erkenntnisse in die anschließenden Arbeiten zur „Echt-Umsetzung“ einflossen. Auch für die Vorbereitung der Bewirtschaftungspläne wollen wir wiederum Erfahrungen in Pilotprojekten sammeln. Die von den Abteilungen Umwelt der Regierungspräsidien erar- beiteten Vorschläge, die mit den hessischen Gremien im Mai 2005 abgestimmt wurden, werden auf den folgenden Seiten vorgestellt. Es handelt sich um fünf Gebiete in Hessen (siehe Karte auf Seite 5) mit unterschiedlichen wasserwirtschaftlichen Pro- blemen. Gemeinsam ist allen Pilotprojekten, dass in ihnen verschiedene Aspekte zu den zukünftigen Maßnahmenpro- grammen bearbeitet werden sollen. Bereits vorhandene Ma- terialien wie z.B. das UBA-Handbuch zur Auswahl der kosten- effizientesten Maßnahmenkombinationen (UBA-Texte 02/04) müssen ihre Anwendbarkeit in der Praxis beweisen. Die Er- gebnisse aus der Bestandsaufnahme und den ersten WRRL- Überwachungen werden herangezogen, um die Maßnahmen- planungen an der richtigen Stelle anzusetzen. Die Wirksam- keit und die Kosten möglicher Maßnahmen werden unter- sucht, um die beste und kostengünstigste Lösung für das jeweilige Gebiet und Problem zu finden. Wenn absehbar ist, dass trotz der vorgesehenen Maßnahmen die Ziele der WRRL nicht bis zum Jahre 2015 erreicht werden können, müssen Ausnahmen von der generellen Zielsetzung formuliert und begründet werden. All dies geschieht in engem Kontakt mit den Betroffenen und der interessierten Öffentlichkeit. Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, die erste Phase der fachlichen Umsetzung der Wasser- rahmenrichtlinie (WRRL) ist mit der Abgabe des Be- richtes über die Bestandsaufnahme bei der europäi- schen Kommission im März 2005 erfolgreich abge- schlossen worden. Zu den Ergebnissen in Hessen siehe Faltblatt 4/2004 – Bestandsaufnahme Grundwasser Faltblatt 5/2004 – Bestandsaufnahme Oberirdische Gewässer. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme deuten auf einen erheblichen Handlungsbedarf hin. Allerdings hat sich bei der Zusammenstellung und Auswertung der vorhandenen Daten auch gezeigt, dass noch erhebli- che Unsicherheiten bestehen, an welchen Gewässern zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Ziele der Richtlinie zu erreichen. Daher werden im nächsten Schritt die Ergebnisse der Bestandsaufnahme durch weitere Erhebungen und vor allem durch geziel- te Überwachungsprogramme überprüft. Aufgrund der engen Fristen der WRRL ist es erforder- lich, parallel zum Monitoring die nachfolgenden Schritte zu planen und vorzubereiten. Hierzu gehören insbesondere die Festlegung der Umweltziele für ein- zelne Wasserkörper und die Aufstellung von Maß- nahmenprogrammen für diejenigen Wasserkörper, deren Zustand noch nicht den Zielen der WRRL ent- spricht. Alle Phasen der Umsetzung der WRRL müssen anschließend in Bewirtschaftungsplänen für jedes Flussgebiet dokumentiert werden. Der Planentwurf muss Ende 2008 fertig gestellt sein. In Hessen werden verschiedene Aspekte der weiteren Umsetzung der WRRL ab Mitte 2005 bis Ende 2006 in Pilotprojekten erprobt. Hierüber informieren wir Sie mit dem vorliegenden Faltblatt und auf der Projekt- homepage www.flussgebiete.hessen.de. Dort werden auch die halbjährlichen Zwischenberichte veröffent- licht. EG-WRRL Europäische Wasserrahmenrichtlinie EG-WRRL Europäische Wasserrahmenrichtlinie Themen Auswahl der Gebiete und Themen in Hessen Pilotprojekt Fulda/Eder/Schwalm Pilotprojekt Mittlere Lahn/Emsbach Pilotprojekt Modau Pilotprojekt Salzabwasser (Werra) Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Wasser in Europa - Wasser in Hessen 6/2005 Maßnahmenplanung in Pilotprojekten 2005/2006 Maßnahmenplanung in Pilotprojekten 2005/2006 Wasser in Europa - Wasser in Hessen 6/2005

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Auswahl der Gebiete und Themen in HessenZur Vorbereitung der Bestandsaufnahme führte das LandHessen bereits in den Jahren 2001 bis 2003 zwei Pilotpro-jekte durch, deren Erkenntnisse in die anschließendenArbeiten zur „Echt-Umsetzung“ einflossen. Auch für die Vorbereitung der Bewirtschaftungspläne wollenwir wiederum Erfahrungen in Pilotprojekten sammeln. Dievon den Abteilungen Umwelt der Regierungspräsidien erar-beiteten Vorschläge, die mit den hessischen Gremien im Mai2005 abgestimmt wurden, werden auf den folgenden Seitenvorgestellt. Es handelt sich um fünf Gebiete in Hessen (siehe Karte aufSeite 5) mit unterschiedlichen wasserwirtschaftlichen Pro-blemen. Gemeinsam ist allen Pilotprojekten, dass in ihnenverschiedene Aspekte zu den zukünftigen Maßnahmenpro-grammen bearbeitet werden sollen. Bereits vorhandene Ma-terialien wie z.B. das UBA-Handbuch zur Auswahl der kosten-effizientesten Maßnahmenkombinationen (UBA-Texte 02/04)müssen ihre Anwendbarkeit in der Praxis beweisen. Die Er-gebnisse aus der Bestandsaufnahme und den ersten WRRL-Überwachungen werden herangezogen, um die Maßnahmen-planungen an der richtigen Stelle anzusetzen. Die Wirksam-keit und die Kosten möglicher Maßnahmen werden unter-sucht, um die beste und kostengünstigste Lösung für dasjeweilige Gebiet und Problem zu finden. Wenn absehbar ist,dass trotz der vorgesehenen Maßnahmen die Ziele der WRRLnicht bis zum Jahre 2015 erreicht werden können, müssenAusnahmen von der generellen Zielsetzung formuliert undbegründet werden. All dies geschieht in engem Kontakt mitden Betroffenen und der interessierten Öffentlichkeit.

EEddiittoorriiaallLiebe Leserin, lieber Leser,die erste Phase der fachlichen Umsetzung der Wasser-rahmenrichtlinie (WRRL) ist mit der Abgabe des Be-richtes über die Bestandsaufnahme bei der europäi-schen Kommission im März 2005 erfolgreich abge-schlossen worden. Zu den Ergebnissen in Hessen siehe • Faltblatt 4/2004 – Bestandsaufnahme Grundwasser• Faltblatt 5/2004 – Bestandsaufnahme Oberirdische

Gewässer.Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme deuten aufeinen erheblichen Handlungsbedarf hin. Allerdings hatsich bei der Zusammenstellung und Auswertung dervorhandenen Daten auch gezeigt, dass noch erhebli-che Unsicherheiten bestehen, an welchen Gewässernzusätzliche Maßnahmen ergriffen werden müssen, umdie Ziele der Richtlinie zu erreichen. Daher werden imnächsten Schritt die Ergebnisse der Bestandsaufnahmedurch weitere Erhebungen und vor allem durch geziel-te Überwachungsprogramme überprüft. Aufgrund der engen Fristen der WRRL ist es erforder-lich, parallel zum Monitoring die nachfolgendenSchritte zu planen und vorzubereiten. Hierzu gehöreninsbesondere die Festlegung der Umweltziele für ein-zelne Wasserkörper und die Aufstellung von Maß-nahmenprogrammen für diejenigen Wasserkörper,deren Zustand noch nicht den Zielen der WRRL ent-spricht. Alle Phasen der Umsetzung der WRRL müssenanschließend in Bewirtschaftungsplänen für jedesFlussgebiet dokumentiert werden. Der Planentwurfmuss Ende 2008 fertig gestellt sein.In Hessen werden verschiedene Aspekte der weiterenUmsetzung der WRRL ab Mitte 2005 bis Ende 2006 inPilotprojekten erprobt. Hierüber informieren wir Siemit dem vorliegenden Faltblatt und auf der Projekt-homepage www.flussgebiete.hessen.de. Dort werdenauch die halbjährlichen Zwischenberichte veröffent-licht.

EG-WRRLEuropäischeWasserrahmenrichtlinieEG-WRRLEuropäischeWasserrahmenrichtlinie

ThemenAuswahl der Gebiete und Themen in HessenPilotprojekt Fulda/Eder/SchwalmPilotprojekt Mittlere Lahn/EmsbachPilotprojekt ModauPilotprojekt Salzabwasser (Werra)

H e s s i s c h e s L a n d e s a m t f ü r U m w e l t u n d G e o l o g i e

Wasser in Europa - Wasser in Hessen6/2005

Maßnahmenplanung in Pilotprojekten 2005/2006Maßnahmenplanung in Pilotprojekten 2005/2006

Wasser in Europa - Wasser in Hessen6/2005

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Pilotprojekt Fulda/Eder/Schwalm Ableitung von Prioritäten bei Maßnahmenzur Verbesserung der aquatischenDurchgängigkeit in Gewässersystemen

AusgangslageDie Gewässer im Pilotgebiet sind durch morphologischeVeränderungen stark beeinträchtigt. Dies kann ihre Eignung alsLebensraum für verschiedene Fischarten und insbesondere alsLaichhabitate einschränken. Hinzu kommen zahlreiche Quer-bauwerke, die die Durchgängigkeit für wandernde Arten (z.B.den Lachs) unterbrechen oder erschweren. Dadurch entsprichtder ökologische Zustand nicht den Zielsetzungen der WRRL, daviele in einem Fließgewässer lebende Tiere darauf angewiesensind, dass sie das Gewässer, zumindest in bestimmtenLebensphasen, ungehindert durchwandern können.

Voraussetzung für eine spätere Wiederansiedlung vonLangdistanzwanderfischen ist die Durchgängigkeit von Weserund Fulda. Im Sinne einer ökologisch und ökonomisch effizien-ten Maßnahmenauswahl gilt es aber auch im Hinblick auf die

„Mitteldistanzwanderer“, Prioritäten bei der Etablierung vonHauptwanderkorridoren, der Verbesserung des Vernetzungs-grades in Teileinzugsgebieten und der Aufwertung von aquati-schen Lebensräumen herzuleiten.

ProjektzieleIm Rahmen des Landesprogramms Naturnahe Gewässer sindim Bereich der mittleren Fulda bereits zahlreiche Maßnahmendurchgeführt worden, um die Gewässerstrukturen zu verbes-sern. Hier gilt es anhand solcher Referenzstrecken im Projekt-gebiet zu überprüfen, ob diese Maßnahmen ausreichen, umden guten ökologischen Zustand nach WRRL zu erreichen undwenn ja, ob sie auf andere Regionen übertragbar sind.

Das Pilotprojekt soll klären, welche Nebengewässer der Ederund Schwalm potentiell als Laichgewässer geeignet sind bzw.welche strukturverbessernden Maßnahmen und Querbau-werksumgestaltungen dafür durchzuführen wären. Bei derAuswahl der Maßnahmen soll auf einen möglichst hohenVernetzungsgrad der Lebensräume bei minimalem Mittelein-satz geachtet werden. Abschließend wird im Pilot-Projekt-gebiet ein exemplarisches Maßnahmenprogramm für den As-pekt Durchgängigkeit/aquatische Vernetzung aufgestellt.

VorgehenIm ersten Schritt werden nach der Identifizierung charakteri-stischer Belastungssituationen diejenigen Wasserkörper ausge-wählt, die für die weitere Bearbeitung am besten geeignetsind. Danach werden Maßnahmen konzipiert und die zu errei-chenden ökologischen Verbesserungen bei deren Umsetzungabgeschätzt. Nach Ermittlung der möglichen Maßnahmen wer-den im Hinblick auf ihre Wirksamkeit und Kosten Prioritätengesetzt, die im Maßnahmenprogramm dokumentiert werden.

KKoonnttaakktt:: Dr. Martin Marburger, Regierungspräsidium Kassel,Abteilung Umwelt- und Arbeitsschutz, Steinweg 6, 34117Kassel; [email protected]

22 Europäische Wasserrahmenrichtlinie

Projektansatz

Regionale Konsensfindung (Öffentlichkeit) bezogen auf TeilaspektExemplarisches Maßnahmenprogramm

„Handbuch“/Übertragbarkeit auf Situation in Hessen

Detailerhebungen, Systematisierungen,Maßnahmenkonzeption und Abschätzung der Wirksamkeit

Ermittlung der Kosten (betriebswirtsch. Ebene z.B.Wasserkraftanlagen, sozialökonom.-volkswirtsch. Ebene)

Auswahl der kosteneffizientesten Biotopvernetzungs-strategie

(Prioritätenliste anhand von Wirksamkeit und Kostenarten)

Entwicklung von Entscheidungshilfen zur Anwendung derAusnahmetatbestände

(gem. Art. 4, Abs. 3, 4 und 5)

Eder

Identifizierung charakteristischer Belastungssituationen(Vernetzungsgrad, Strukturdefizite, Habitatsituation, ggf. stoffliche Belastung)

Arbeitshypothese: Zielzustand für die „Qualitätskomponente Fische“(standorttypische Arten, „Langdistanzwanderfische“)

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H e s s i s c h e s L a n d e s a m t f ü r U m w e l t u n d G e o l o g i e 33

Pilotprojekt Modau Erstellung eines Bewirtschaftungsplans für ein kleines Einzugsgebiet im Sinne derWasserrahmenrichtlinie

AusgangslageDas Gewässersystem der Modau liegt im BearbeitungsgebietOberrhein. Der Oberlauf der Modau ist durch Mittelgebirgeund landwirtschaftliche Nutzung, aber auch größere Ort-schaften geprägt, im mittleren Abschnitt ist das Einzugs-gebiet (EZG) städtisch verdichtet. Im unteren Abschnitt prägtdas Hessische Ried mit teilweise intensiver landwirtschaftli-cher Nutzung das EZG, während der gesamte Unterlauf ausGründen des Hochwasserschutzes eingedeicht ist. DasGrundwasser im Pilotgebiet ist durch den Sonderkulturanbauim Hessischen Ried beeinflusst. Die Oberflächengewässerdes EZG der Modau wurden bereits durch die TU Darmstadtals Fallstudie für eine Gewässerbewirtschaftungsplanungbehandelt.

ProjektzieleBasierend auf der Fallstudie soll für das Pilotgebiet beispiel-haft das Maßnahmenprogramm und der Bewirtschaftungs-plan nach WRRL aufgestellt werden. Daraus soll eine allge-meingültige Methodik zur Aufstellung von kleinräumigenBewirtschaftungsplänen entwickelt werden.

Ein besonderes Augenmerk wird in diesem Projekt auf dieAuswahl der geeigneten und kostengünstigsten Maßnahmenim Rahmen einer Kostenwirksamkeitsanalyse gelegt werden.Das Ergebnis soll auf Regionen mit vergleichbaren Proble-men übertragbar sein.

Aufgrund des Planungsvorlaufes an der Modau kann in die-sem Pilotprojekt untersucht werden, inwiefern bei derDurchführung der Öffentlichkeitsbeteiligung nach der EG-Richtlinie über die Prüfung der Umweltauswirkungen fürbestimmte Pläne und Programme (für das Maßnahmenpro-gramm erforderlich) und nach der WRRL (für den Bewirt-schaftungsplan) Doppelarbeit vermieden werden kann.

VorgehenFür die Beteiligung der Öffentlichkeit wird der bereits beste-hende Beirat (siehe Kasten) der neuen Aufgabenstellung ange-passt.

Bei den Oberflächengewässern werden die Umweltziele fest-gelegt, vorliegende Untersuchungsergebnisse auf ihre Eignunggeprüft und ggf. ergänzt. Nachdem die Wirkungen ausgewähl-ter Maßnahmen analysiert wurden (auch mit Hilfe von(Gewässergüte-) Modellen), erfolgt eine Bewertung mittelsKostenwirksamkeitsanalyse.

Die Vorgehensweise ist beim Grundwasser vergleichbar. Hierwird allerdings nach Auswertung aller vorhandenen Daten derBetrachtungsraum für das Projekt noch auf die stärker belaste-ten Bereiche eingegrenzt.

KKoonnttaakktt:: Helmut Migge, Regierungspräsidium Darmstadt,Abteilung Umwelt, Wilhelminenstr. 1, 64278 Darmstadt;[email protected]

Gewässerbeirat

RegierungspräsidiumDarmstadt

Städte und Gemeinden des EZG� Vertreter der Kommunen� Tiefbauamt Darmstadt

Wasserverbände(WV Modau)

Wasserversorgung(Hessenwasser GmbH)

IndustrieIHK, MühlenbetreiberMühlenverband

Obere FischereibehördeHegegemeinschaft Modau

Forstwirtschaft(Forstamt

Seeheim-Jugenheim

Naturschutz� Obere / Untere Naturschutzbehörde� BUND

Landwirtschaft� Landratsamt� Landwirte

Modau bei Eberstadt

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44Europäische Wasserrahmenrichtlinie

Pilotprojekt Mittlere Lahn/Emsbach Auswahl der kosteneffizientesten Maß-nahmenkombinationen unter Berücksich-tigung der Ausnahmetatbestände

Emsbach: Ausgangslage und ProjektzielDas Einzugsgebiet des Emsbaches liegt im landwirtschaftlichgeprägten Limburger Becken, nicht umsonst heißt das Gebiet„Goldener Grund“. Die Quellen des Emsbaches und seinerzahlreichen Nebengewässer entspringen in den bewaldetenHöhenlagen des Taunus und fließen nach Norden RichtungLahn. Die betrachteten Wasserkörper erreichen aufgrund ver-schiedener diffuser Belastungen wahrscheinlich nicht dieZiele der WRRL. Dies gilt sowohl für die oberirdischenGewässer als auch das Grundwasser, so dass in diesemPilotgebiet mögliche Wechselwirkungen aufgezeigt unddurch entsprechende Maßnahmen Synergieeffekte erzieltwerden können.

Wesentliches Projektziel ist eine systematische Auswahl vonwirksamen und gleichzeitig kostengünstigen Maßnahmen zurVerbesserung des Gewässerzustandes.

Mittlere Lahn: Ausgangslage und ProjektzielDer Bereich der Mittleren Lahn von der Landesgrenze zuRheinland-Pfalz bis zum Stadtgebiet von Gießen weist mor-phologische Defizite auf. Dort sind viele Gewässerabschnittezugunsten der Wasserkraftnutzung und Schifffahrt staugere-gelt, wodurch die Fließgewässereigenschaften verändert sind

und die Fischwanderung beeinträchtigt ist. Im Rahmen derBestandsaufnahme wurde dieser Bereich, der in dreiWasserkörper untergliedert ist, als vorläufig erheblich verän-dert eingestuft und stellt damit eine Sonderfallbetrachtungim Hinblick auf die Erreichung der Umweltziele dar.

Die zum Ziel führende Maßnahmenauswahl ist abhängig vonder Einstufung und setzt deren Überprüfung voraus.

Vorgehen in beiden ProjektgebietenIn beiden Projektgebieten sollen zunächst die Ergebnisse derBestandsaufnahme durch gezielte WRRL-konforme Überwa-chungsprogramme überprüft werden. Dabei werden auch dieBewertungsverfahren, die derzeit national und internationalentwickelt werden, auf ihre Praxistauglichkeit und Aussage-kraft erprobt. Ein weiterer Schritt ist die Definition vorläufigerUmweltziele. Die anschließende Maßnahmenauswahl soll sichmethodisch nach dem UBA-Handbuch "Grundlagen für dieAuswahl der kosteneffizientesten Maßnahmenkombinati-onen" richten. Dabei sollen auch verschiedene Methoden zurKosten-Nutzen-Analyse für die gewählten Maßnahmen ange-wendet werden.

Ein regionaler Beirat wird die Beteiligung der Betroffenen undinteressierten Öffentlichkeit sicherstellen. Die Erkenntnisseaus diesem wie auch aus den übrigen Pilotprojekten sollen ineinem Leitfaden für die praktische Umsetzung der WRRLdokumentiert werden.

KKoonnttaakktt:: Konrad Weppler, Regierungspräsidium Gießen,Abteilung Umwelt Wetzlar, Schanzenfeldstraße 10/12, 35578Wetzlar, [email protected]

Emsbach bei Niederselters

Lahn bei Runkel

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55 Europäische Wasserrahmenrichtlinie

Pilotprojekte 2005/2006WRRL in Hessen

0 10 30 km20Reg.-Bez. Kassel

Reg.-Bez. Gießen

Reg.-Bez. Darmstadt

Kassel

WiesbadenFrankfurt a.M.

Darmstadt

Bad Schwalbach

HeppenheimErbach

Offenbach

Hanau

Friedberg

Groß-Gerau

Fulda

Bad Hersfeld

Marburg

Gießen

Wetzlar

Limburg a.d.L.

Homberg (Efze)

Korbach

Eschwege

Städte

bis 100000 Einwohner

100000 bis 500000 Einwohner

> 500000 Einwohner

Gewässer mit Einzugsgebiet

bis 500 km2

> 500 bis 2500 km2

> 2500 km2

Landesgrenze

Regierungsbezirk

Oberflächenwasserkörper (12.01.2005)

PP Emsbach

PP Lahn

PP Modau

PP Schwalm–Eder–Fulda

PP Werra

Datengrundlage: STRUKA, Briem, HLUGKartengrundlage: ATKIS, DLM 100Stand: 29.04.2005

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Auswahl der Gebiete und Themen in HessenZur Vorbereitung der Bestandsaufnahme führte das LandHessen bereits in den Jahren 2001 bis 2003 zwei Pilotpro-jekte durch, deren Erkenntnisse in die anschließendenArbeiten zur „Echt-Umsetzung“ einflossen.

Auch für die Vorbereitung der Bewirtschaftungspläne wollenwir wiederum Erfahrungen in Pilotprojekten sammeln. Dievon den Abteilungen Umwelt der Regierungspräsidien erar-beiteten Vorschläge, die mit den hessischen Gremien im Mai

EEddiittoorriiaallLiebe Leserin, lieber Leser,die erste Phase der fachlichen Umsetzung der Wasser-rahmenrichtlinie (WRRL) ist mit der Abgabe des Be-richtes über die Bestandsaufnahme bei der europäi-schen Kommission im März 2005 erfolgreich abge-schlossen worden. Zu den Ergebnissen in Hessen siehe • Faltblatt 4/2004 – Bestandsaufnahme Grundwasser• Faltblatt 5/2004 – Bestandsaufnahme Oberirdische

Gewässer.Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme deuten aufeinen erheblichen Handlungsbedarf hin. Allerdings hatsich bei der Zusammenstellung und Auswertung dervorhandenen Daten auch gezeigt, dass noch erhebli-che Unsicherheiten bestehen, an welchen Gewässernzusätzliche Maßnahmen ergriffen werden müssen, umdie Ziele der Richtlinie zu erreichen. Daher werden imnächsten Schritt die Ergebnisse der Bestandsaufnahmedurch weitere Erhebungen und vor allem durch geziel-te Überwachungsprogramme überprüft. Aufgrund der engen Fristen der WRRL ist es erforder-lich, parallel zum Monitoring die nachfolgendenSchritte zu planen und vorzubereiten. Hierzu gehöreninsbesondere die Festlegung der Umweltziele für ein-zelne Wasserkörper und die Aufstellung von Maß-nahmenprogrammen für diejenigen Wasserkörper,deren Zustand noch nicht den Zielen der WRRL ent-spricht. Alle Phasen der Umsetzung der WRRL müssen

EG-WRRLEuropäischeWasserrahmenrichtlinieEG-WRRLEuropäischeWasserrahmenrichtlinie

Wasser in Europa - Wasser in Hessen6/2005

Maßnahmenplanung in Pilotprojekten 2005/2006Maßnahmenplanung in Pilotprojekten 2005/2006

Wasser in Europa - Wasser in Hessen6/2005

Pilotprojekt Salzabwasser (Werra)Identifizierung weiterer Maßnahmen und Formulierung der Umweltziele unterBeteiligung der Betroffenen

AusgangslageIm hessisch-thüringischen Werra-Kali-Gebiet werden seitüber 100 Jahren untertage Kalisalze gewonnen, die vorallem zu Düngemittel verarbeitet werden. Das anfallendeSalzabwasser wird zum einen im Plattendolomit versenktund zum anderen direkt in Werra und Ulster eingeleitet. Inden vergangenen Jahrzehnten wurden erhebliche Anstren-gungen unternommen, um die Salzbelastungen zu reduzie-ren. Die Salzfracht in Werra und Ulster konnte gegenüberden vorherigen Jahrzehnten um 80 % vermindert werden,seit dem Jahr 2000 wird der historische Grenzwert von2 500 mg/l erstmals seit über 50 Jahren eingehalten.

Trotz dieser erheblichen Verbesserungen wurde im Rahmender Bestandsaufnahme in Hessen für vier Grundwasser-körper und sieben Oberflächenwasserkörper festgestellt,dass die Ziele der WRRL wahrscheinlich nicht ohne zusätz-liche Maßnahmen erreichbar sind.

ProjektzieleZiel des Pilotprojektes ist es, weitere Maßnahmen zu iden-tifizieren, um den Salzabwasseranfall zu vermindern, diediffusen Einträge in die Gewässer einzuschränken oder dieAuswirkungen der verbleibenden Belastungen zu reduzie-ren. Dabei sind die technische Machbarkeit, die Finanzier-barkeit und das Erfordernis einer Trendumkehr imGrundwasser zu berücksichtigen.

Aufgrund der bereits eingetretenen Schädigungen ist nachheutiger Einschätzung davon auszugehen, dass die Ziele derWRRL nicht in den vorgesehenen Zeiträumen vollständigerreicht werden können. Daher soll an diesem Beispielerprobt werden, wie mögliche Ausnahmen nach Art. 4WRRL abgeleitet und begründet werden können.

VorgehenEin zentrales Element dieses Pilotprojektes ist die aktiveEinbindung der Verbände sowie der betroffenen Firma. Ineiner einzurichtenden Projektgruppe sollen Informationenausgetauscht sowie mögliche Maßnahmen und notwendigeAusnahmen diskutiert werden. Zudem ist eine enge Rück-kopplung mit dem Nachbarland Thüringen erforderlich, dadort ebenfalls Kalisalze gewonnen werden und die betrach-teten Gewässer in beiden Bundesländern liegen.

Wie in allen vorgestellten Pilotprojekten soll halbjährlich ineinem Kurzbericht über den Stand der Arbeiten berichtetwerden.

KKoonnttaakktt:: Dirk Schädlich, Regierungspräsidium Kassel,Abteilung Umwelt- und Arbeitsschutz am Standort BadHersfeld, Konrad-Zuse Str. 19-21, 36251 Bad Hersfeld;[email protected]

Impressum

Herausgeber:Hessisches Landesamt für Umwelt und GeologieRheingaustraße 18665203 WiesbadenTel.: (0611) 6939-0 Fax: (0611) 6939-555

Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und VerbraucherschutzMainzer Straße 8065189 WiesbadenTel.: (0611) 815-0 Fax: (0611) 815-1941

Redaktion:Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit WRRL/HMULVUlrich Kaiser (Ansprechpartner)Tel.: (0611) 815-1312E-Mail: [email protected]

Autorin: Barbara Weber, HMULVTel.: (0611) 815-1370E-Mail: [email protected]

Layout: Hermann Brenner, HLUG

Kalisalzhalde an der Werra