Web 2.0 und seine Öffentlichkeiten

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Web 2.0 und seine Öffentlichkeiten Dr. Jan Schmidt Senior Researcher für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation Düsseldorf, Forschungsworkshop MGFFI, 23.11.2007

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Keynote beim Forschungsworkshop "Web 2.0" des MGFFI NRW, Düsseldorf, 23.11.2007

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Web 2.0 und seine Öffentlichkeiten

Dr. Jan Schmidt

Senior Researcher für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation

Düsseldorf, Forschungsworkshop MGFFI, 23.11.2007

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Ist das Web 2.0?

http://www.flickr.com/photos/9119028@N05/591163479/

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Ist das Web 2.0?

http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Web_2.0_Map.svg

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Ist das Web 2.0?

http://imgs.xkcd.com/comics/online_communities.png

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Was lehrt die Wikipedia?

Wikipedia (EN), Artikel „Web 2.0“, Feb. 2005 Wikipedia (EN), Artikel „Web 2.0“, Sep. 2007

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Die nicht ganz so kurze Vorgeschichte des Web 2.0

Eigene Darstellung (Excel)

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Kontinuität und Koexistenz

• Web 2.0-Diskurse betonen (vermeintlich revolutionäre) Brüche der Internet-Entwicklung und argumentieren dabei oft technologie-determistisch, anstatt Kontinuitäten der Nutzung zu reflektieren

WeblogsSNS beruflich SNS privat

Videportale Wikipedia Foren/Chats

Homebanking

E-Mail

0102030405060708090

Nutzung ausgewählter Internetanwendungen (mindestens wöchentlich; in %)

Quelle: ARD/ZDF Onlinestudie 2007

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Junge Nutzer

• Web 2.0-Anwendungen bislang nur von Minderheit aller Onliner genutzt - allerdings deutlich überproportional von jungen Personen, insbesondere Teenagern

0

20

40

60

80

100

Weblogs (11%) SNS beruflich (10%) SNS privat (15%) Videoportale (34%) Wikipedia (47%)

14-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60+

Nutzung von Web 2.0-Anwendungen nach Altersgruppen (mindestens selten; in %)

Quelle: ARD/ZDF Onlinestudie 2007

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Passiv vs. aktiv

• Mehrzahl der Nutzer von Web 2.0-Anwendungen bleibt passiv-rezipierend; nur eine Minderheit trägt mit eigenen Inhalten bei

Quelle: ARD/ZDF Onlinestudie 2007

76

24

Aktiv Passiv

Weblogs (11%)

7

93

Aktiv Passiv

Videoportale (34%)

6

94

Aktiv Passiv

Wikipedia (47%)

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Was macht das Web 2.0 aus?

Veränderungen im Web 2.0 beziehen sich vor allem auf drei Bereiche

1. Geschäftsmodelle

2. Software-technische Grundlagen (incl. der Prozesse der Software-Entwicklung selbst)

3. Nutzungspraktiken, die wiederum drei Hauptbereiche umfassen:

– Identitätsmanagement

– Beziehungsmanagement

– Informationsmanagement

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Identitätsmanagement

Meinungen, Erlebnisse, Kompetenzen und Interessen darstellen

www.flickr.com/photos/pleitegeiger/192821567 Quelle: Meine Festplattewww.flickr.com/photos/44029537@N00/12760664/

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Beziehungsmanagement

http://flickr.com/photos/mylesdgrant/495698908/

Soziale Beziehungen zu anderen Menschen pflegen oder neu aufbauen

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Entstehen von Öffentlichkeiten im Web 2.0

• Web 2.0 beruht auf Praktiken des Identitäts- und Beziehungsmanagements, in denen Menschen sich und ihre Interessen, Meinungen, Kompetenzen etc. darstellen und darüber Beziehungen zu anderen Menschen pflegen oder neu knüpfen

• Daraus resultieren neue themen- oder subkulturellspezifische Öffentlichkeiten unterschiedlicher Größe bzw. Reichweite

• Die Mehrheit dieser Öffentlichkeiten erhebt keinen Anspruch auf gesellschaftsweite Relevanz, sondern soll als persönliche Öffentlichkeit dienen – hierbei handelt es sich um den sogenannten „long tail“

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Hierarchie der Öffentlichkeiten

www.flickr.com/photos/pleitegeiger/192821567 Quelle: Meine Festplattewww.flickr.com/photos/44029537@N00/12760664/

Aufmerksamkeit (z.B. Leser, Verlinkungen, …

Rangplatz

„A-list“: Wenige Angebote erreichen ein großes Publikum.

„long tail“: Viele Angebote erreichen ein kleines Publikum.

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Informationsmanagement

http://www.flickr.com/photos/axels_bilder/1267008046/

In den entstehenden (Teil)Öffentlichkeiten die jeweils relevanten Themen recherchieren

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Kanalisieren von Aufmerksamkeit

• In den entstehenden Öffentlichkeiten des Web 2.0 wird Aufmerksamkeit nicht mehr nur durch journalistische Gatekeeper, sondern auch durch die Nutzer selbst kanalisiert, die aktives Informationsmanagement betreiben

• Zwei Mechanismen sind dafür im Wesentlichen verantwortlich

– Weisheit der Masse: Bewertung von Informationen durch Vielzahl von Nutzern führt zu kollaborativ erstellten Ranglisten ( z.B. Youtube; Technorati; Digg) und/oder zu Klassifikationsschemata die auf frei vergebenen Schlagworten aufbauen ( z.B. del.icio.us oder mister-wong)

– Weisheit des eigenen Netzwerks: Aufleben der Idee einer „Daily me“; Zusammenstellen eines individuellen Repertoires relevanter Quellen wird durch RSS-Technologie unterstützt ( z.B. Bloglines, Netvibes)

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Ausblick

• Obwohl bisher nur eine Minderheit der Onliner Anwendungen des Web 2.0 nutzt, ist die soziotechnische Dynamik in diesem Bereich enorm

• Sie wirft eine Reihe von gesellschaftlichen Fragen auf, die (zumindest mittelbar) auch die Politik berühren, darunter:

– Welche Medienkompetenzen erfordern die unterschiedlichen Spielarten des Identitäts-, Beziehungs- und Informationsmanagements, z.B. in Hinblick auf die Abschätzung von Vertrauenswürdigkeit oder den Einsatz in Lernprozessen?

– Inwieweit müssen sich soziale Konventionen & Normen verändern, um den sich verschiebenden Grenzen zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit gerecht zu werden? Wo sind die Grenzen staatlicher Ein- und Zugriffe auf persönliche Informationen im Internet?

– Welche Alternativen zum Copyright gibt es, die den Praktiken des Aufgreifens, Zitierens, Kommentierens und Weiter Verbreitens von Inhalten gerecht werden und eine offene

Wissensordnung fördern?

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Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!

Dr. Jan Schmidt

Hans-Bredow-Institut

Senior Researcher für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation

Warburgstr. 8-10, 20354 Hamburg

[email protected]

www.hans-bredow-institut.de

www.schmidtmitdete.de