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ARBEITSGEMEINSCHAFT EVANG. FERIEN- UND WALDHEIME IN WÜRTTEMBERG Biblische Geschichten - Biblische Anspiele im Ferienwaldheim Königin Esther – wie im Film 1

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ARBEITSGEMEINSCHAFT EVANG. FERIEN-UND WALDHEIME IN WÜRTTEMBERG

Biblische Geschichten -Biblische Anspiele im Ferienwaldheim

Königin Esther –wie im Film

Theaterstücke

Diese Arbeitshilfe wurde erarbeitet vom Leitungsteam des Evang. Ferienwaldheim Birkenfeld (Dibo),

verantwortlich: Christina Hirt, Pfarrerin.

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Vorwort zu dieser Arbeitshilfe

Königin Esther – wie im Film

VorwortDie Geschichte von Esther wird im Alten Testament erzählt. Jedes Jahr im März feiert das jüdische Volk das Purimfest zum Andenken daran, wie Esther erfolgreich die Verfolgung ihres Volkes abwehren konnte. Die Geschichte von Esther ist 1998 verfilmt worden, mit Ornella Muti als Hauptdarstellerin, Regie führte Raffaele Mertes. Das Bild von Königin Esther und König Xerxes ist im Anhang auf DIN-A4-Papier als Malvorlage für die Kinder beigefügt.

Inhalt der GeschichteEsther ist Jüdin und führt ein bescheidenes Leben ins Susa, der Hauptstadt Persiens. Sie lebt mit ihrem Vetter und Ziehvater “Mordechai” zusammen. König Xerxes herrscht über ganz Persien. Als die Frau des Königs, “Waschti”, ihm den Gehorsam verweigert, lässt Xerxes die schönsten Frauen des Landes in seinen Palast bringen und erwählt aus ihnen Esther als seine neue Königin.

Mordechai vereitelt ein geplantes Attentat auf Xerxes, und dieser wird ihm dafür später danken.

Xerxes ernennt “Haman” zum ersten Minister, der sich gottgleich fühlt und so von seinen Untergebenen behandelt werden will. Mordechai verweigert ihm als Jude diese Ehrerbietung. Haman will sich rächen und überzeugt Xerxes heimtückisch, dass das jüdische Volk am 13. Tag des 12. Monats getötet und sein Besitz verteilt werden darf. Mordechai will er hängen lassen.

Mordechai wendet sich an Esther und bittet sie, ihr und sein Volk zu retten. Esther fastet und betet 3 Tage und Nächte und tritt dann vor den König. Sie lädt ihn und Haman zum Essen ein. Der König ist zufrieden und will ihr jeden Wunsch erfüllen. Esther bittet um ein weiteres Essen am nächsten Tag, dann wolle sie ihm ihren Wunsch sagen.

In dieser Nacht kann Xerxes nicht schlafen und nutzt die Zeit, in den Chroniken von Susa zu blättern, in denen alles niedergeschrieben steht, was im Palast geschieht. Er erinnert sich wieder an Mordechai, der ihn vor dem Attentat seiner Offiziere gerettet hat und lässt ihn am nächsten Tag von Haman höchstpersönlich ehren.

Am Abend sind er und Haman beim zweiten Mahl bei Esther. Sie nimmt ihren ganzen Mut zusammen und gesteht ihm, dass sie Jüdin ist. Sie berichtet von Hamans Racheplänen und bittet um Gnade für ihr Volk. Xerxes ist sehr wütend über Hamans List und lässt ihn an seinem eigenen Galgen hängen, den Haman ursprünglich für Mordechai hatte bauen lassen. Den Befehl, das jüdische Volk zu vernichten, kann Xerxes jedoch nicht zurücknehmen. Ein einmal erlassener Befehl ist und bleibt Gesetz: “Der König irrt nie.” Doch er erlässt einen neuen Befehl, in dem seine Truppen das jüdische Volk schützen sollen, und so wird es vor der Vernichtung bewahrt. Das jüdische Volk ist gerettet.

Esther bleibt Königin und Mordechai wird von Xerxes zum neuen Minister ernannt.

Inhalt der täglichen TheateraufführungAn insgesamt neun Spieltagen wird die Geschichte Esthers aufgeführt. Auf den folgenden zwei Seiten wird der Inhalt der täglichen Aufführung beschrieben sowie die Seitenzahl im Manuskript und die Rollenverteilung genannt.

Anmerkung der Arbeitsgemeinschaft

Dieses Skript wurde uns von Christina Hirt bzw. dem Evang. Ferienwaldheim Birkenfeld freund-licherweise zur Veröffentlichung und Weiterverwendung zur Verfügung gestellt. Die Inhalte sollen Anstoß für eigene Überlegungen geben und am Thema interessierte Menschen und Ferienwald-heime zur Weiterarbeit und ggf. Vertiefung anregen. Da das Skript in erster Linie zur eigenen Ver-wendung und nicht zu Zwecken einer Weitergabe erstellt wurde, erhebt es keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Arbeitsgemeinschaft bedankt sich bei den „Autoren“ für die Rechte zur Veröffentlichung.

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Königin Esther – wie im Film

Inhalt der täglichen Theateraufführung

1. Woche (5 Tage)

Tag Inhalt Seite Rollen

1. TagMontag

Im Reich der Perser

König Xerxes feiert ein großes Fest; seine Frau Waschti soll sich der Menge zeigen, damit ihre Schönheit bewundert werden kann, doch sie verweigert König Xerxes den Gehorsam.

5 ErzählerXerxesEsther

MordechaiRatgeber

2. TagDienstag

Esther wird Königin

König Xerxes lässt im ganzen Land nach den schönsten jungen Frauen suchen und befiehlt sie in seinen Palast.Esther wird zur neuen Königin auserwählt.

8 ErzählerEsther

MordechaiHaremsaufseher

3 MädchenXerxes

3. TagMittwoch

Mordechai rettet Xerxes das Leben

Mordechai, der Pflegevater von Esther, arbeitet als Wächter der Torhalle und hört heimlich ein Gespräch zwischen Offizieren des Königs mit, in dem sie ein Attentat auf ihn planen. Er erzählt Esther davon. Sie warnt Xerxes. Das geplante Attentat wird rechtzeitig aufgedeckt.

11 ErzählerEstherDiener

Mordechai

4. TagDonnerstag

Haman plant die Vernichtung der Juden

König Xerxes ernennt Haman zum 1. Minister. Haman ist sehr stolz und fühlt sich im göttlichen Glanz. Mordechai verneigt sich nicht vor Haman, weil sein Glaube ihm verbietet, einen Menschen wie Gott zu verehren. Daraufhin will Haman Rache üben und überzeugt Xerxes, dass das jüdische Volk vernichtet werden müsse.

14 ErzählerXerxesHaman

MordechaiWacheKurier

5. TagFreitag

Esther soll die Juden retten

Morchedai erfährt von Hamans Plan. Er bittet Esther um Hilfe, auch wenn sie dadurch ihr Leben aufs Spiel setzt. Esther entschließt sich, das Risiko einzugehen.

17 (ohne Erzähler)Esther

DienerinMordechai

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Königin Esther – wie im Film

Inhalt der täglichen Theateraufführung

2. Woche (4 Tage)

Tag Inhalt Seite Rollen

6. TagMontag

Esther wagt sich vor den König

Esther fastet drei Tage und Nächte und betet viel. Dann tritt sie vor den König und lädt ihn und Haman zum Essen ein. Es ist ein leckeres Mahl, alle haben gute Laune. Xerxes will Esther danken und fragt sie nach ihrem Wunsch. Esther bittet Xerxes und Haman, am nächsten Tag wieder zum Essen zu kommen, dann wolle sie mitteilen, was sie sich wünsche.

19 ErzählerEsther

DienerinXerxesHaman

7. TagDienstag

Mordechai wird geehrt

In der Nacht vor dem nächsten gemeinsamen Mahl schläft Xerxes schlecht und blättert in den Chroniken von Susa, in denen alles geschrieben steht, was im Palast passiert. Der König liest von Mordechai und dass er ein Attentat auf ihn verhindert hat. Am nächsten Tag soll Mordechai geehrt werden. Kein Geringerer als Haman wird dazu ernannt, Mordechai in den Straßen von Susa zu ehren.

22 ErzählerEstherXerxesHaman

8. TagMittwoch

Hamans Pläne werden aufgedeckt

Am nächsten Tag kommen König Xerxes und Haman wieder zum Essen zu Esther. Dieses Mal hat Esther den Mut, dem König zu gestehen, dass sie Jüdin ist und dass Haman plant, das jüdische Volk zu vernichten. Xerxes ist empört und lässt Haman festnehmen. Er sieht den Galgen in Hamans Garten, den Haman für Mordechai gebaut hatte und lässt Haman an seinem eigenen Galgen aufhängen.

25 ErzählerEsther

DienerinXerxesHamanDiener

9. TagDonnerstag

Epilog

Esther und Mordechai sind außer Gefahr. Der König ist Esther ergeben. Mordechai wird vom König zum neuen Minister ernannt. Alles ist gut.Aber was ist mit dem Erlass des Königs, den er auf Anraten Hamans angeordnet hat? Am 13. Tag des 12. Monats sollen alle Juden getötet werden dürfen und ihr Besitz verteilt werden. Kein Gesetz darf vom König zurückgenommen werden! Der König erlässt auf Bitten Esthers ein neues Gesetz, das die Juden schützen wird.

Damit rettet Esther das jüdische Volk.

27 ErzählerEstherXerxes

Mordechai

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Königin Esther – wie im Film

1. Tag: Im Reich der Perser

Akteure

ErzählerEs war in der Zeit, als König Xerxes über das Perserreich herrschte. Kein König vor ihm hatte mehr Länder unterworfen als er. 127 Provinzen gehörten zu seinem Reich – von Indien im Osten bis Äthiopien im Westen. Sein Reichtum war legendär. Und seine Macht war gefürchtet.

(Xerxes tritt auf. Setzt sich auf einen Thron.)

Xerxes: Seit drei Jahren bin ich König. Und ich bin mächtiger als alle Könige vor mir. Meine Gesetze sind legendär. Und meine Offiziere und Minister sind es auch. Es wird Zeit, dass ich alle zu einem großen Fest einlade. Sie sollen sehen, dass es sich lohnt, mir zu dienen.

ErzählerUnd so veranstaltete der König von Persien ein Fest. Alle hochrangigen Offiziere aus Persien und Medien, der hohe Adel und alle Statthalter aus den Provinzen, waren eingeladen. Sie sollten alle in die Hauptstadt kommen – nach Susa. Dort stellte der König seinen unermesslichen Reichtum zur Schau.

(Leute ziehen am König vorbei und verneigen sich. Ein Diener reicht Xerxes ein Sektglas. Er prostet den Leuten zu.)

ErzählerWas für ein Gegensatz zu den vielen normalen Menschen im Land. Die meisten hatten gerade genug zum Leben. Zu ihnen gehörten Esther und ihr Pflegevater Mordechai. Als Esther noch ein kleines Kind war, verlor sie ihre Mutter und ihren Vater. Ihr Vetter Mordechai holte sie damals zu sich und sorgte für sie. Er wurde ihr wie ein zweiter Vater.

(Esther und Mordechai treten auf. Sie bilden eine zweite, von Xerxes getrennte Szene. Während Xerxes weiter auf seinem Thron sitzen bleibt und an seinem Sektglas nippt, spielen Esther und Mordechai auf der anderen Seite:)

Esther: Es ist unglaublich! Seit sechs Monaten feiert der König sein großes Fest. Manchmal habe ich das Gefühl, er ist größenwahnsinnig.

Mordechai: Psst. Nicht so laut. Es könnte dich jemand hören. Du weißt doch, dass auf Majestätsbeleidigung die Todesstrafe steht.

Esther: Ja, du hast ja recht. Ich werde aufpassen, was ich sage. Aber findest du das nicht auch übertrieben?

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Erzähler Schauspieler: XerxesEstherMordechaiRatgeber

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Mordechai: Doch, natürlich. Und weißt du schon das Neueste? Anscheinend will der König jetzt auch noch die ganze Bevölkerung der Hauptstadt in seinen Palast einladen. Wir sollen alle mitfeiern. Gratisgetränke inklusive.

Esther: Wow. Wenn das stimmt, dann gehe ich hin. Gehst du mit?

Mordechai: Klar. Wer weiß, vielleicht kann ich Kontakte knüpfen und eine Arbeit am Palast finden …

(Esther und Mordechai gehen auf die andere Seite und verneigen sich vor Xerxes. Der hebt sein Glas. Esther und Mordechai setzten sich unter die „Leute“ = Kinder.)

Xerxes: Bevölkerung von Susa! Ich, der große Xerxes lade euch in meinen Palast ein. Esst und trinkt und seid fröhlich.

(„Diener“ gehen mit Tabletts und Gummibärchen durch die Reihen und verteilen die Süßis an die Kinder. Erzähler wartet etwas ab, bis alle Kinder bedient sind.)

ErzählerEine Woche lang war die Bevölkerung in den Palastpark eingeladen. Zwischen den Säulen, die den Park umgaben, hingen kostbare Stoffe. Es gab Polster mit goldenen und silbernen Füßen. Der Fußboden bestand aus verschiedenfarbigen Steinplatten. Getrunken wurde aus goldenen Bechern, von denen keiner dem anderen glich. Wein gab es in Hülle und Fülle. Alle konnten trinken, so viel wie wollten. Die Männer feierten im Park mit dem König. Und die Frauen feierten in einem extra Bezirk zusammen mit der Königin.

Xerxes: So! Ruhe! (klatscht in die Hände)Ich habe noch eine besondere Überraschung. Ihr habt die Königin ja noch gar nicht gesehen. Sie soll ihren Schmuck und ihre Krone anlegen und herkommen. Ihr sollt ihre Schönheit bewundern …

ErzählerDie Gäste warteten gespannt. Der König wartete. Dann wurde er ungeduldig.

Xerxes: Was ist! Wo bleibt die Königin?

(Dreht sich nach hinten, ein Diener flüstert ihm etwas ins Ohr.)

Was soll das heißen, sie kommt nicht? Sie muss kommen.

ErzählerDie Königin Waschti aber weigerte sich. Sie gehorchte dem mächtigsten Mann der Welt nicht.

Xerxes: Ha! Jetzt vergesse ich mich gleich. Ratgeber. Herkommen!

(Weist auf einige Kinder und sagt ihnen, dass sie zu ihm kommen sollen.)(Auch ein Waldheim-Mitarbeiter, der in seine Rolle eingewiesen ist, kommt dazu.)

Xerxes: Und? Was sagt ihr? Was soll ich mit dieser Königin tun?

(Die Kinder geben ihren Vorschlag ab. Am Ende der „eingeweihte“ Ratgeber [Waldheim-Mitarbeiter]:)

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Ratgeber: Majestät. Was die Königin getan hat, wird sich sehr schnell herumsprechen. Sie ist ein schlechtes Beispiel. Stell dir nur vor, alle Frauen würden anfangen, sich so widerspenstig zu verhalten wie sie. Das gibt nur böses Blut. Mein Rat ist: Verjage die Königin. Sie darf dir nie mehr vor die Augen treten. Und mache ein Gesetz, in dem es heißt: „Die Frauen müssen ihren Männern gegenüber Respekt zeigen.“

Xerxes: Ihr habt mich gut beraten. Es soll keiner sagen können: Xerxes herrscht zwar über 127 Provinzen, aber über seine Frau hat er keine Macht. Ich werde sie verjagen. Und ein Gesetz darüber, wie sich Frauen ihren Männern gegenüber zu verhalten haben, werde ich auch ausgeben. Das Fest ist hiermit beendet!

(Alle gehen ab.)

Vorstellung Ende

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2. Tag: Esther wird Königin

Akteure

ErzählerAls der Zorn des Königs über seine Königin etwas verraucht war, begann er, über das Geschehene nachzudenken. Seine Diener bemerkten es und sagten zu ihm: Man sollte für den König schöne junge Frauen suchen. Du könntest in deinem ganzen Reich Beamte aussenden, die diese Aufgabe übernehmen. Lass sie in deinen Harem kommen und dort auf das Amt einer Königin vorbereiten. Das Mädchen, das dir dann am besten gefällt, soll an Waschtis Stelle Königin werden. Dem König gefiel dieser Vorschlag.

(Mordechai und Esther treten auf.)

Mordechai: Ah, Esther. Kommst du vom Markt?

Esther: Ja. Ich habe noch etwas fürs Abendessen eingekauft.

Mordechai: Was ist? Irgendetwas stimmt doch nicht.

Esther: Da, lies. Das hat mir ein königlicher Beamter gerade in die Hand gedrückt.

Mordechai: (liest:)„Im Namen des Königs von Persien, Xerxes dem Großen. Frauen mit besonderer Schönheit sollen im Palast vorstellig werden. Im Harem des Königs werden sie aufdas Amt der Königin vorbereitet. Die Vorbereitungszeit dauert ein Jahr. Nach Ablauf dieser Zeit wird der König unter den Anwärterinnen eine neue Königin auswählen. Alle Frauen, die bei ihm waren, dürfen nicht mehr nach Hause zurück, sondern bleiben im Palast. Der Anweisung des Königs ist unbedingt Folge zu leisten.”

(blickt entsetzt auf:) Aber …, was machst du mit diesem Papier?

Esther: Ich muss da hin. Der Beamte hat sich meinen Namen notiert. Ich kann nur noch ein paar Sachen zusammenpacken.

Mordechai: Dass du schön bist, weiß ich schon lange. Aber dass du jetzt in die engere Auswahl des Königs kommst ... Ich weiß nicht, ob das gut ist.

Esther: Ich kann eh’ nichts daran ändern. Wer weiß, vielleicht schaffe ich es ja, und der König findet Gefallen an mir.

Mordechai: Du darfst auf keinen Fall sagen, dass deine Familie ursprünglich aus Israel kommt. Wir Juden werden immer noch als Menschen zweiter Klasse behandelt, auch wenn wir schon seit Generationen im Land leben. Nur unser Glaube unterscheidet uns noch von den Menschen hier. Ob Gott etwas Besonderes mit dir vorhat?

Esther: Hm, vielleicht. Hilfst du mir beim Packen? Viel habe ich ja nicht.

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Erzähler Schauspieler: EstherMordechaiHegai (Haremsaufseher)3 MädchenXerxes

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(Esther und Mordechai packen eine Tasche. Esther verabschiedet sich von Mordechai. Beide gehen ab.)

Erzähler: Und so kam Esther in den Königspalast. Mit vielen anderen jungen Frauen, die ebenfalls ausgewählt waren. Sie wohnten im Harem, dem Frauenbezirk des Palastes. Es gab bestes Essen. und die exklusivste Schönheitspflege, die man sich vorstellen kann. Wie Mordechai ihr geraten hatte, sagte Esther nichts über ihre jüdische Herkunft. Ihr Vetter hatte übrigens tatsächlich eine Anstellung im Palastbezirk erhalten, und so konnte er sich jeden Tag in die Nähe des Harems schleichen, um sich kurz mit Esther zu unterhalten.

Mordechai: (schleicht her:)Ich bin etwas spät dran heute. Hoffentlich kann ich noch kurz mit Esther sprechen.

(flüstert:)Esther? Bist du da?

Esther: (hinter der Tür, man sieht sie nicht:)Mordechai? Heute bist du aber spät dran.

Mordechai: Tut mir leid. Wie geht es dir?

Esther: Gut, danke. Ich bin morgen an der Reihe und muss zum König. Einige waren schon vor mir dran. Ich weiß aber nicht, wie es ihnen ging. Ich konnte noch mit keiner reden.

Mordechai: Dann wünsche ich dir alles Gute. Benimm dich so natürlich wie möglich. Und mach bloß nichts, worüber der König sich aufregen könnte.

Esther: Ich versuch’s. Aber du weißt ja, wie unberechenbar er ist. Es gibt übrigens nur diese eine Chance. Keine Frau darf ein zweites Mal zum König kommen. Außer, wenn sieihm besonders gut gefallen hat und er sie namentlich rufen lässt.

Mordechai: Oh. Ich glaube, da kommt jemand. Ich muss weiter. Ich denk an dich!

Esther: Danke, Mordechai. Danke für alles, was du für mich getan hast.

Mordechai: Wir bleiben in Kontakt! Bis bald! (schleicht sich davon)

ErzählerUnd so kam es, dass sich Esther vor dem König zeigte. Mit ihr traten noch andere junge Frauen auf.

(Hegai, der Haremsaufseher und drei Mädchen und Esther treten auf.)

Hegai: So, Mädels! (klatscht in die Hände)Macht euch fertig. Der König liebt es nicht zu warten.

(Die Mädels machen sich schön)

Esther, was ist?

Esther: Ich weiß nicht, was ich anziehen soll. Der Viele Schmuck und diese riesen Auswahl an Kleidern. Ich komme aus einer einfachen Familie. Kannst du mich nicht beraten?

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Hegai: Dann nimm dieses schlichte Kleid und eine feine Perlenkette. Wenn du den Königauf dich aufmerksam machen willst, dann lenke ihn nicht mit Schmuck von deiner eigenen Schönheit ab. Zeig dich so natürlich, wie du bist.

Esther: Danke, Hegai. Ich ziehe mich gleich um.

(Hegai und die Frauen gehen ab. Xerxes tritt auf und setzt sich auf seinen Thron. Hegai tritt dazu.)

Hegai: König, die Frauen sind bereit.

Xerxes: Ich bin es auch. Dann sollen sie ihre Schönheit zeigen.

(Die Mädchen treten nacheinander auf, drehen sich, verneigen sich vor dem König und treten wieder ab. Als letztes kommt Esther. Auch sie dreht sich, verneigt sich und geht ab.)

Xerxes: Hm.

Hegai: Majestät?

Xerxes: Die letzte. Wie heißt sie?

Hegai: Esther, mein König.

Xerxes: Sie hat mir bis jetzt am besten gefallen. Hol sie noch einmal her.

(Hegai geht und kommt mit Esther zurück. Esther verneigt sich noch einmal vor Xerxes.)

Xerxes: Esther heißt du?

Esther: Ja, mein König.

Xerxes: Du bist anders als die anderen. Das gefällt mir. Ich mache dich zur Königin. Hegai, du brauchst mir die anderen jungen Frauen gar nicht mehr vorbeischicken.

(zu Esther:) Na, wie fühlt es sich an, plötzlich die Frau des mächtigsten Mannes der Welt zu sein?

Esther: Mein König, ich bin überwältigt. Ich danke dir, dass ich in deinen Augen Gefallen gefunden habe.

Xerxes: Werde ja nicht übermütig. Du kennst die Gesetze hier am Hof. Du kommst nur zu mir, wenn ich dich rufe. Sonst könnte es sein, dass du mich in schlechter Laune antriffst, und das könnte böse für dich enden.

Esther: Ja, natürlich, Majestät. Ich kenne eure Gesetze sehr gut. Und ich verspreche, eine würdige Königin zu sein.

Xerxes: Dann komm heute Abend zu mir, dass ich dich näher kennen lernen kann.

(Esther verneigt sich und geht mit Hegai ab.)

ErzählerUnd so wurde Esther die Königin von Persien. Der König machte ein großes Fest und lud alle führenden Männer seines Reiches dazu ein. In allen Provinzen wurden Geschenke verteilt. Die Menschen sollten sich mit dem König über die Hochzeit freuen.

Vorstellung Ende

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3. Tag: Mordechai rettet Xerxes das Leben

Akteure

ErzählerEsther war nun schon seit einiger Zeit Königin. Sie hatte Aufgaben innerhalb des Palastes. Bei besonderen Anlässen saß sie neben dem Königsthron. Ansonsten war sie mit Aufgaben innerhalb des Frauenbezirks im Palast beauftragt. Manchmal sah sie den König über Wochen nicht. Viel häufiger sah sie Vetter Mordechai. Und darüber freute sie sich jedes Mal. Mordechai hatte inzwischen eine Anstellung im Palastbezirk erhalten und schob in der Torhalle Wache.

(Esther sitzt da. Ein Diener kommt herein.)

Diener: (verbeugt sich)Es ist Besuch für Sie da, verehrte Königin.

Esther: Wer ist es?

Diener: Sein Name ist Mordechai. Soll ich ihn einlassen?

Esther: Ja.

(Diener geht und holt Mordechai. Die beiden treten ein. Der Diener verlässt den Raum.)

Esther: Mordechai! Was für eine Freude.

Mordechai: (verbeugt sich)Eure Majestät.

Esther: Ach, lass das doch! Wir sind doch unter uns.

Mordechai: Ja, du hast recht. Aber pass bloß auf, dass sich nicht irgendwann mal einer fragt, warum ich dich so oft besuchen komme. Wie geht es dir denn?

Esther: Ganz gut. Aber an das Leben im Palast kann ich mich nur schwer gewöhnen.

Mordechai: Wird schon noch. Denk daran, erzähl’ keinem, dass du Jüdin bist. Muss keiner wissen, dass wir nicht an die vielen Götter der Perser glauben, sondern nur an den einen Gott, der über allem steht.

Esther: Ja. Ich pass auf. Und du, wie geht es dir?

Mordechai: Ich bin froh über den Job bei der Wache. Der Lohn ist gut. Ich komm ganz gut über die Runden. So. ich geh’ dann auch mal wieder. Bis bald.

(Mordechai geht ab.)

ErzählerEinen Tag später:

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Erzähler Schauspieler: EstherDienerMordechai

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(Der Diener tritt ein.)

Diener: (verbeugt sich)Es ist Besuch für Sie da, verehrte Königin.

Esther: Wer ist es?

Diener: Sein Name ist Mordechai. Soll ich ihn einlassen?

Esther: Schon wieder? Ja, er soll hereinkommen.

(Diener geht und holt Mordechai. Die beiden treten ein. Der Diener verlässt den Raum.)

Esther: Mordechai! Das ist ja nett, dass du mich so oft besuchen kommst.

Mordechai: Esther. Hör mir zu. Ich muss dir etwas Wichtiges sagen.

Esther: Du bist ja ganz aufgeregt. Was ist denn?

Mordechai: Es war heute Morgen. Ich hatte Dienst in der Torhalle. Es war wenig los, deswegen habe ich mich ein wenig auf die Seite gesetzt. Da sind zwei Offiziere der Torwache gekommen. Ich kenne sie. Sie haben miteinander geflüstert. Aber das Wichtigste habe ich verstanden. Sie planen ein Attentat auf den König.

Esther: Bist du sicher? Offiziere des Königs wollen ihn umbringen?

Mordechai: Ich bin mir ganz sicher. Auch wenn ich die Einzelheiten nicht verstanden habe.

Esther: Dann muss ich den König warnen. Diener!!

(Der Diener kommt.)

Esther: Geh zum König und sag ihm … Nein. Warte. Ich schreibe dir etwas auf, das du ihm mitnimmst. Hier. Ich mache mein Siegel drauf. Die Nachricht soll niemand lesen. Nur der König. Hast du verstanden? Esther schreibt eine kurze Nachricht, versiegelt sie und gibt sie dem Diener.

Diener: Eure Majestät, ihr könnt euch auf mich verlassen.

(Geht mit der Nachricht ab.)

Esther: Und du, Mordechai. Sie haben dich hoffentlich nicht gesehen?

Mordechai: Ich glaube nicht. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich gehe dann jetzt wieder.

Esther: Pass auf dich auf. Bis bald!

(Mordechai geht ab.)

Erzähler: Am nächsten Tag wartet Esther unruhig auf eine Nachricht darüber, wie der König auf die Warnung vor einem Attentat reagiert hat.

(Esther geht hin und her.)

Esther: Ob der König die Nachricht bekommen hat? Ob das, was Mordechai gehört hat, richtig war? Was, wenn er sich verhört hat? Dann gibt es großen Ärger.

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(Der Diener tritt ein.)

Diener: Meine Königin?

Esther: Und?

Diener: Der König dankt für den Hinweis. Er hat die Sache untersuchen lassen. Es gab tatsächlich eine Verschwörung. Die Schuldigen sind heute morgen am Galgen aufgehängt worden. Jetzt fragt der König, wer von seinen Untertanen so aufmerksam war und die Verschwörung entdeckt hat.

Esther: Ist das so wichtig?

Diener: Ja. Alle Vorfälle, die im Palastbezirk geschehen, werden in einem Buch eingetragen. Deshalb braucht der Schreiber noch einen Namen.

Esther: Es war Mordechai. Er ist als Wache in der Torhalle angestellt. Das kannst du so weitermelden.

Diener: Vielen Dank. Er geht weg.

Esther: Puh. Soll noch einer sagen, das Leben im Palast sei langweilig. Ich bin froh, dass Mordechai jetzt nichts mehr passieren kann.

(Esther geht ab.)

Vorstellung Ende

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4. Tag: Haman plant die Vernichtung der Juden

Akteure

ErzählerAls der Posten des ersten Ministers im persischen Reich frei wurde, erhob König Xerxes einen gewissen Haman auf diesen Posten.

(König und Haman treten auf.)

König: Haman. Hiermit ernenne ich dich zu meinem neuen Minister. Du wirst mit aller Macht ausgestattet. Hier, dein neuer Amtsmantel. Draußen vor der Tür steht auch ein neuer Pferdewagen für dich.

Haman: Ich danke dir, König.

(verbeugt sich)Ich werde dein Vertrauen nicht missbrauchen. Sei gewiss, dass ich dir mit allen Kräften dienen werde.

König: Dann geh. Es gibt genug zu tun.

(Haman und der König gehen ab. Mordechai und eine Wache treten auf.)

Wache: An alle Angestellten des Palastes: König Xerxes hat Haman zum Minister gemacht. Erweist ihm den notwendigen Respekt, wenn er kommt.

(zu den Kindern:)Ihr da, steht mal kurz auf. Wir üben kurz, wie ihr euch verhalten sollt, wenn der neue Minister kommt.

(Kinder werden motiviert aufzustehen.)Also: Das königliche Gesetz verlangt, dass sich alle ganz tief verneigen, wenn der Minister auftritt. Könnt ihr das mal machen?

(Kinder sollen sich verneigen. Möglichst tief. Werden gelobt, wenns gut klappt.)

Achtung! Der Minister kommt.

(Haman tritt durch die Tür. Die Kinder verneigen sich (hoffentlich). Mordechai steht am Rand, verneigt sich nicht.)

Haman: Ah. Das ist der Respekt, den ich will. Ist König Xerxes nicht wie ein Gott auf Erden? Und stehe ich als sein Minister nicht in gleichem göttlichem Glanz?

(Haman winkt und geht ab.)(Die Wache geht zu Mordechai, der als einziger die ganze Zeit stehen geblieben ist.)

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Erzähler Schauspieler: XerxesHaman (1. Minister)MordechaiWacheKurier

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Wache: He, du.

Mordechai: Ja? Was ist?

Wache: Ich habe dich beobachtet. Du hast dich nicht verneigt.

Mordechai: Ja, das stimmt. Bitte glaub mir, ich achte den König, seine Gesetze und seinen Minister. Aber ich kann mich vor einem Menschen nicht wie vor einem Gott niederwerfen. Denn ich bin Jude. Und mein Glaube verbietet es mir, einen Menschen wie einen Gott zu verehren.

Wache: So, so. Mal sehen, was der Minister dazu sagen wird.

(zu den Kindern:)Ihr könnt euch wieder setzen.

(Wache und Mordechai gehen ab (verschiedene Seiten).)

ErzählerAls der Minister Haman erfuhr, dass es einen Mann gab, der sich nicht vor ihm verneigt hatte, schäumte er vor Wut. Er wollte Mordechai bestrafen lassen. Doch in seinem Zorn war ihm das nicht genug. Nicht nur dieser eine Jude sollte bestraft werden, sondern das ganze Volk. Er wusste, dass es in allen Provinzen des persischen Reiches jüdische Gemeinschaften gab.

(Haman tritt auf - mit Würfeln in der Hand.)

Haman: Ich werde mich an diesen Juden rächen. Pah! Nur ein Gott. Von wegen! Ihr Götter der Meder und Perser, hört mich, wenn ich jetzt das Los werfe. Zeigt mir, wann ich mit meinem Vernichtungsschlag gegen das jüdische Volk starten soll.

(Er würfelt:)12 – das ist der zwölfte Monat.

(Er würfelt noch einmal:)13 – das ist der dreizehnte Tag. Gut. Den Göttern sei Dank. Im zwölften Monat, am dreizehnten Tag, werde ich alle Juden im persischen Reich vernichten lassen. Jetztmuss ich nur noch den König von meinem Vorhaben überzeugen.

(geht ab)

ErzählerDer König ließ sich schnell von Haman überzeugen. Haman musste nur in den schillerndsten Farben erzählen, wie gefährlich die Juden seien. Der König glaubte es. Und als Haman ihm von seinem Plan erzählte, alle Angehörige des jüdischen Volkes töten zu lassen, war er einverstanden. Außerdem wies Haman darauf hin, dass das ganze Geld der Getöteten dem König gehören würde. Wahrscheinlich bis zu 10 000 Zentner Silber. Der König überließ Haman seinen Siegelring und sagte: „Das Silber der Juden kannst du selber behalten. Und mit den Leuten kannst du machen, was du willst. Der Siegelring erlaubt dir, in meinem Namen einen entsprechenden Erlass auszufertigen.“

Und so geschah es. Schon in den nächsten Tagen wurde bekanntgegeben, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt die gesamte jüdische Bevölkerung innerhalb des persischen Reiches angegriffen und getötet werden durfte. Egal, von wem.

(Mordechai tritt auf. Dann auch ein Kurier mit einer Papierrolle.)

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Kurier: An alle Bewohner von Susa, der Hauptstadt des persischen Reiches. Hört denErlass des Ministers Haman; gesiegelt mit dem Siegel des Königs:

„Alle Juden – Männer, Frauen und Kinder – sollen an einem einzigen Tag, dem 13. Tag des 12. Monats, ausgerottet werden. Ihr Besitz ist zur Plünderung frei gegeben.“

Mordechai: (entsetzt:)Was hat er da gerade gelesen? Alle Juden sollen vernichtet werden?! Oh Gott, das darf doch nicht wahr sein! Ist das etwa die Rache dafür, dass ich mich vor Hamannicht verneigt habe? Gott, du musst hier helfen. Das darf nicht passieren. Außerdem muss ich Esther informieren. Sie ist ja auch eine Jüdin.

(Kurier und Mordechai gehen ab.)

Vorstellung Ende

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5. Tag: Esther soll die Juden retten

Akteure

(Esther und eine Dienerin treten auf.)

Esther: Was für ein seltsamer Monat. Der König hat mich schon seit dreißig Tagen nicht mehr zu sich rufen lassen. Und meinen Vetter Mordechai habe ich auch schon einige Zeit nicht mehr gesehen. Was ist bloß los?

Dienerin: Hm. Was mit dem König ist, weiß ich nicht. Vielleicht ist er gerade sehr beschäftigt. Aber was mit deinem Vetter ist, da weiß ich etwas…

Esther: Los, erzähl schon. Ist ihm etwas passiert?

Dienerin: Nein, ihm nicht. Aber irgendjemand anderem muss etwas passiert sein. Denn Mordechai hat Trauerkleider angezogen. So läuft er schon seit einigen Tagen durch die Stadt.

Esther: Trauerkleider? Ist denn jemand aus seiner Familien gestorben? Aber warum kommt er dann nicht zu mir und erzählt es mir.

Dienerin: Menschen in Trauerkleidung sind im Palast nicht erwünscht. Das weißt du doch. Der König will nicht an traurige Dinge erinnert werden.

Esther: Dann soll einer der Diener zu ihm hinausgehen und ihn fragen, was los ist. Könntest du jemanden losschicken?

Dienerin: Mache ich gerne. Die Dienerin geht.

Esther: Irgendetwas stimmt nicht. Wenn ich nur wüsste, was …

(Die Dienerin kommt zurück. Sie trägt eine Papierrolle bei sich.)

Dienerin: Meine Königin. Der Diener hat Mordechai getroffen und mit ihm geredet. Das hat erfür dich mitgegeben. Sie gibt Esther die Papierrolle.

Esther: Was ist das?

(rollt das Papier auf)Ein Königlicher Erlass: „Alle Juden – Männer, Frauen und Kinder – sollen an einem einzigen Tag, dem 13. Tag des 12. Monats, ausgerottet werden. Ihr Besitz ist zur Plünderung freigegeben.“ Lässt das Papier sinken. O Gott. Wenn das wahr ist, dann …

Dienerin: Warum erschreckt dich dieser Erlass so?

Esther: Das verstehst du nicht. Aber ich verstehe jetzt, warum Mordechai Trauerkleider trägt. Sag, hat er sonst noch etwas ausrichten lassen?

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(kein Erzähler) Schauspieler: EstherDienerinMordechai

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Dienerin: Ja, er meinte, du sollst zum König gehen und für dein Volk bitten. Komisch, warum sagt er „dein“ Volk? Königin, du gehörst doch nicht zu den Juden, oder?

Esther: Was? Äh – das sage ich dir ein anderes Mal. Geh. Schick noch einmal einen Diener zu Mordechai. Hier, ich schreibe etwas für ihn auf Esther setzt sich an den Tisch und schreibt auf ein Blatt Papier:

„Lieber Mordechai. Du kennst das unverbrüchliche Gesetz: Wer ungerufen, ob Mann oder Frau, zum König in den innern Hof des Palastes geht, muss sterben. Nur wenn der König ihm das goldene Zepter entgegenstreckt, wird am Leben bleiben. Mich hatder König jetzt schon dreißig Tage nicht mehr zu sich gerufen. Das heißt, er will mich gerade nicht sehen. Wenn ich jetzt ungerufen zu ihm gehe, dann könnte das mein Ende bedeuten.”

(Sie gibt den Brief an die Dienerin weiter.)Nimm diesen Brief und mach schnell.

Dienerin: Ja, ich beeile mich. Ich hoffe nur, ich finde ihn.

(Dienerin und Esther gehen ab.)

(Mordechai tritt auf. Er hat schwarze Trauer-Kleider an. Er hält den Brief von Esther in der Hand.)

Mordechai: (liest:)“… wenn ich jetzt ungerufen zu ihm gehe, dann könnte das mein Ende bedeuten …”

Esther hat ja recht. Aber sie ist die Einzige, auf die der König hören könnte. Sie muss es einfach riskieren. Ich bete zu Gott, dass sie den Mut findet und für sich und uns alle einsteht. Ich schreibe ihr gleich zurück.

(nimmt Papier und Stift und schreibt:)

„Liebe Esther. Ich verstehe deine Angst. Aber denk nicht, dass du im Königspalast dein Leben retten kannst, wenn alle anderen Juden umgebracht werden. Du kannst jetzt nicht schweigen. Jetzt nicht mehr. Du musst dem König sagen, dass du jüdischer Abstammung bist. Wer weiß, vielleicht bist du gerade deswegen Königin geworden? Gottes Pläne sind geheimnisvoll. Hab Mut, ich bete für dich, Dein Vetter Mordechai. “

(rollt das Papier zusammen) So, und jetzt schnell den Diener finden, der Esther diesen Brief bringen kann.

(geht ab)

(Esther tritt auf, mit dem Brief in der Hand.)

Esther: Vielleicht bin ich tatsächlich deshalb Königin geworden, weil ich jetzt für mein Volk eintreten kann. In drei Tagen werde ich zum König gehen. Bis dahin werde ich nichts essen und nichts trinken. Ich will zu Gott beten, dass er mir hilft. Und ich werde Mordechai und alle Leute meines Volkes, die in Susa sind, bitten, es genauso zu machen.

(Sie geht ab.)

Vorstellung Ende

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6. Tag: Esther wagt sich vor den König

Akteure

ErzählerHaman, der erster Minister des Königs, hatte einen schrecklichen Plan. An einem bestimmten Tag wollte er die gesamte jüdische Bevölkerung im persischen Reich umbringen lassen. Der König ließ ihn gewähren.

Als Mordechai davon erfuhr, versuchte er, Esther zu informieren. Sie hatte nämlich noch gar nichts von Hamans Mordplänen gehört. Doch was sollte sie tun? Etwa zum König gehen? Esther wusste, dass keiner ungebeten zum König kommen durfte. Nicht einmal sie, als seine Frau. Wenn sie einen schlechten Tag erwischte, dann könnte sie das durchaus das Leben kosten.

Doch Mordechai schaffte es, sie zu überzeugen: „Du bist die Einzige, die den König umstimmen kann. Er muss diesen Erlass rückgängig machen. Haman darf nicht alle Juden umbringen lassen. Vielleicht bist du deswegen Königin geworden. Damit du jetzt dein Volk retten kannst.“

Esther ließ sich drei Tage Zeit. In diesen drei Tagen betete sie viel. Und sie aß nichts und trank nichts. Dann wollte sie zum König gehen und ihr Glück versuchen.

(Esther und Dienerin treten auf.)

Esther: So, heute ist es soweit. Wie sehe ich aus?

Dienerin: Schön, wie immer, Königin. Heute aber besonders schön.

Esther: Gut, dann lass uns zum König gehen.

Dienerin: Aber verehrte Königin! Der König hat dich doch nicht gerufen. Du darfst dich ihm so nicht nähern. Weißt du nicht, was er mit der ersten Königin gemacht hat? Dasselbe könnte dir passieren oder noch Schlimmeres.

Esther: Ich weiß. Aber ich muss ihm etwas sehr Wichtiges sagen. Persönlich. Los, wir gehen.

Dienerin: Wie du willst.

(Die beiden gehen ab. Von der anderen Seite kommt Xerxes herein. Er setzt sich. Er sieht ziemlich grimmig aus.)

Xerxes: Schlechter Tag heute. Was ist denn das für ein Affenstall da draußen? Könnt ihr nicht woanders spazieren gehen? - Aber, das ist doch Esther! Was will die Königin hier? Schön sieht sie aus.

(Xerxes nimmt sein Zepter und streckt es in die Richtung, aus der Esther herantritt. Esther kommt näher und berührt die Spitze des Zepters.)

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Erzähler Schauspieler: EstherDienerinXerxesHaman

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Xerxes: Was führt dich her, Königin Esther? Wünschst du dir etwas?

Esther: Mein König, wenn es dir recht ist, dann komm doch heute mit dem Minister Haman zu einem Essen, das ich für dich vorbereiten werde.

Xerxes: Ein Essen zu dritt? Warum nicht? Ich nehme deine Einladung gerne an und bringe Haman mit.

Esther: Ich danke dir für deine Güte, König.

(Esther geht ab. Der König bleibt noch kurz da.)

Xerxes: Diese Frau schafft es, mich immer wieder zu überraschen. Sie macht es ja ziemlich spannend. Mal sehen, was sie von mir will.

(König geht ab.)

(Esther kommt mit Dienerin herein, deckt den Tisch. Dann kommen der König und Haman hinzu. Sie setzen sich und fangen an zu essen [pantomimisch].)

ErzählerDer König kam mit seinem Minister zu Esther. Sie aßen gut. Sei tranken ziemlich viel Wein. Alle waren bei guter Laune. Esther schlug zwar das Herz bis zum Hals, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Beim Nachtisch fragte der König dann:

Xerxes: Welchen Wunsch hast du denn jetzt? Ich erfülle ihn dir! Fordere, was du willst, bis zur Hälfte meines Königreiches.

ErzählerAber an diesem Tag schaffte es Esther nicht, dem König von ihrer jüdischen Herkunft zu erzählen. Und sie schaffte es nicht, ihn zu bitten, Hamans Mordpläne aufzuheben. Sie sagte nur:

Esther: Ich habe eine große Bitte.

Xerxes: Alles!

Esther: Wenn ich deine Gunst gefunden habe, dann komm doch morgen noch einmal mit Haman zu einem Essen. Dann will ich dir meinen Wunsch sagen.

ErzählerUnd der König nahm die Einladung für den nächsten Tag an. Auch Haman wollte gerne noch einmal kommen.

(Der König und Haman verabschieden sich von Esther. Esther baut mit der Dienerin den Tisch ab. Haman tritt noch einmal auf.)

Haman: Das war mal ein gutes Essen. Nur der König, die Königin und ich. Exklusiv, sage ich da nur. Meine Freunde und meine Familie werden ihren Ohren nicht trauen, wie sehr ich vom König ausgezeichnet werde. Stockt, schaut auf die Seite. Halt mal. Ist das nicht dieser Jude, der sich vor mir nicht verbeugen wollte? Doch, der ist es. Mordechai, du Hund. Bald bist du dran. Das gibt’s doch nicht. Der hat mir jetzt die ganze gute Laune verdorben. Am liebsten würde ich ihn gleich hängen sehen. Warte mal – warum denn nicht? Hat mir der König nicht gerade bewiesen, dass ich sein

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absolutes Vertrauen habe? Dann wird er mir sicher erlauben, diesen Mordechaigleich umzubringen. Ha! An einem schönen, hohen Galgen. So dass ihn allehängen sehen. Gleich heute Abend lasse ich den Galgen aufbauen. Und morgen, noch vor dem Essen mit der Königin, werde ich den König darum bitten, mir diesen Juden zu überlassen.

(geht ab)

Aufführung Ende

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7. Tag: Mordechai wird geehrt

Akteure

(Xerxes, Esther und Haman „liegen“ da, als ob sie schlafen würden.)

ErzählerEs war eine Nacht, wie so viele Nächte im persischen Reich. Doch manche Bewohner konnten in dieser Nacht nicht besonders gut schlafen. Zum Beispiel Haman, der erste Minister des Königs.

(Haman wälzt sich im Schlaf herum und steht dann auf.)

ErählerHaman hatte einen guten Tag hinter sich. Er war mit dem König zusammen bei der Königin zum Essen eingeladen gewesen. Es war richtig gut. Alles. Haman konnte zu Hause voller Stolz erzählen, wie wichtig er im Reich war. Außerdem hatte er einen wunderbaren Tag vor sich.

(Haman geht ans Fenster und sieht nach draußen.)

ErzählerAuf seinem Grundstück hatte Haman einen zwanzig Meter hohen Galgen aufstellen lassen. An diesem Galgen würde morgen sein größter Feind Mordechai hängen.

(Haman reibt sich die Hände, freut sich und legt sich wieder schlafen.)

ErzählerAuch die Königin Esther schlief in dieser Nacht nicht besonders gut. Sie hatte es nicht geschafft, den König um Gnade für ihr jüdisches Volk zu bitten.

(Esther steht auf. Sie geht unruhig hin und her.)

ErzählerEin Glück, dass der König und morgen noch einmal zum Essen zu ihr kommen würde. Er war ihr gegenüber sehr freundlich. Das hatte sie gemerkt. Sie musste ihm morgen erzählen, dass sie selber Jüdin war, und dass die Vernichtungspläne Hamans auch sie treffen würden.

(Esther kniet hin und betet.)

ErzählerNoch einmal betete sie zu Gott um Mut. Und darum, dass sie morgen die richtigen Worte finden würde. Und darum, dass der König diesen schrecklichen Erlass seines Ministers ungültig machen würde. Und … ach, es gab so viel zu bitten.

(Esther legt sich wieder schlafen.)

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Erzähler Schauspieler: EstherXerxesHaman

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ErzählerSogar der König schlief in dieser Nacht sehr unruhig. Das kam öfter vor. Er hatte viele Feinde. Umso schöner war das Essen heute mit Esther zusammen. Und mit seinem Minister, auf den er sich voll und ganz verlassen konnte.

(Der König steht auf. Winkt einen Diener herbei. Der Diener geht und holt ein dickes Buch.)

ErzählerDoch die vielen Pläne und Überlegungen ließen ihn trotzdem nicht schlafen. Deshalb ließ sich der König die Chroniken von Susa bringen. In diesem Buch war alles notiert, was sich im Palast und in der Hauptstadt ereignete. Wichtige Dinge. Manchmal, wenn der König diese Chronik las, kam ihm eine gute Idee für seine Regierungsgeschäfte.

(Der König liest aufmerksam.)

ErzählerIn dieser Nacht blieb der König an einem Bericht über einen geplantes Attentat hängen. Er erinnerte sich vage daran. Aber an den Mann, der diesen Verschwörungsplan damals aufdeckte, konnte er sich nicht erinnern. Mordechai. Wer war Mordechai? Er würde gleich morgen fragen lassen, ob dieser Mordechai schon eine Belohnung für seinen Dienst erhalten hatte. Gute Mitarbeiter waren eine Belohnung wert.

(Der König klappt das Buch zu und schläft wieder ein. Raum wird dunkel. Alle gehen ab.)

ErzählerAm nächsten Morgen im Palast.

(Xerxes sitzt mit dem dicken Buch in der Hand da. Haman kommt dazu.)

Xerxes: Ah, mein Minister. Guten Morgen, Haman.

Haman: Guten Morgen, verehrter König.

Xerxes: Haman, ich habe gleich eine Frage an dich. Was könnte ein König für jemanden tun, dem er eine besondere Ehre erweisen will?

Haman: (zur Seite und leise:) Der König will jemandem eine besondere Ehre erweisen? Dieser jemand kann doch nur ich sein …)

(zum König.) Für den Mann, der der König eine besondere Ehre erweisen will, soll man ein kostbares Gewand bringen, eines, das sonst der König selber trägt. Und man soll ihm ein Pferd mit königlichem Schmuck geben, auf dem er durch die Stadt reiten kann. Und dann soll einer vor dem zu Ehrenden hergehen und soll laut rufen: So handelt der König an dem Mann, dem er eine besondere Ehre erweisen will!

Xerxes: Ein schöner Vorschlag. Klappt das Buch auf und zeigt auf eine bestimmte Zeile. Hier habe ich einen Mann, der so geehrt werden soll. Er heißt Mordechai. Und hat mir vor einiger Zeit das Leben gerettet, weil er einen Anschlag auf mich vereitelt hat. Geh, hol das königliche Gewand und das Pferd. Und hole diesen Mordechai. Und dann mach es mit ihm genau so, wie du es mir gerade geschildert hast.

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Haman: Wie? Mordechai…?

Xerxes: Ja, hörst du schlecht? Auf, auf! Und dass du schön laut rufst, wenn du vor ihm hergehst.

(Haman geht ab. Dann auch Xerxes.)

ErzählerUnd so musste Haman mit Mordechai durch die Straßen der Stadt Susa ziehen und laut rufen:

“So handelt der König an dem Mann, dem er eine besondere Ehre erweisen will!”

Beschämt und verstört ging er danach nach Hause.

Doch ein Diener des Königs holte ihn kurze Zeit darauf ab. Er war ja bei der Königin zum Essen eingeladen.

Vorstellung Ende

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8. Tag: Hamans Pläne werden aufgedeckt

Akteure

(Esther und Dienerin treten auf. Decken den Tisch. Xerxes und Haman treten ein und setzen sich.)

ErzählerEin zweites Mal war der König mit Haman zu Esther gekommen. Wieder aßen und tranken die drei miteinander. Der König war guter Laune. Die Königin war aufgeregt. Ab sie konnte es einigermaßen verbergen. Und Haman? Der wäre am liebsten weit, weit weg gewesen … Denn kurz zuvor musste er seinen größten Feind durch die Straßen der Hauptstadt führen und mit ansehen, wie Mordechai von allen Menschen bejubelt wurde. Ein Jubel, den er eigentlich für sich erhofft hatte. Der Galgen auf seinem Grundstück würde nicht gebraucht werden. Er konnte den König ja nicht mehr darum bitten, Mordechai aufhängen zu lassen. Unmöglich! …

Gegen Ende der Mahlzeit fragte der König:

Xerxes: Nun, liebe Königin. Welchen Wunsch hast du denn jetzt? Heute lasse ich mich nicht wieder wegschicken.

Esther: Ich habe eine große Bitte, König: Bitte verschone mein Leben und das Leben meines Volkes.

Xerxes: Moment mal! Keiner will dir was tun, was redest du denn da?

Esther: Man will uns morden und ausrotten, mich und mein Volk. Wenn man uns nur die Freiheit genommen hätte – ich hätte nichts gesagt. Wenn man uns als Sklaven verkauft hätte – ich hätte nichts gesagt und dich nicht damit belästig. Aber jetzt, jetzt will man uns alle umbringen…

Xerxes: (aufgeregt und wütend) Wer will das? Wer hat denn solche Pläne?

Esther: (… blickt zu Haman hinüber. Haman lässt sein Glas sinken.) Haman hat solche Pläne.

Xerxes: Haman?!! (… kocht vor Wut, wirft seine Serviette hin und rennt erst mal raus.)

(Haman kniet vor Esther hin, hält ihre Hände fest und fleht.)

Haman: Rette mein Leben! Du musst den König davon überzeugen, dass ich dir nichts Böses tun wollte. Ich wusste doch nicht, dass du zum jüdischen Volk gehörst.

Esther: Ich kann das nicht für dich tun. Du wolltest viele unschuldige Menschen umbringen. Jetzt musst du die Konsequenzen tragen.

Haman: Königin! Esther! Du musst mir helfen.

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Erzähler Schauspieler: EstherDienerinXerxesHamanDiener

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(Während Haman so an Esther hängt kommt der König zurück. Wütend packt er Haman.)

Xerxes: Und jetzt greifst du auch noch die Königin an? In meinem Palast! Was fällt dir ein?! Wache!

(Zwei Wachen kommen und nehmen Haman mit. Xerxes nimmt Esther in den Arm und geht mit ihr.)

ErzählerAn diesem Tag erzählte Esther dem König alles. Dass sie Jüdin war. Dass sie Angst davor gehabt hatte, ihre wahre Herkunft zu verraten. Dass sie Angst vor dem König gehabt hatte …

Und der König? Der erfuhr später am Tag von dem großen Galgen, der auf Hamans Grundstück stand<.

(Xerxes tritt auf. Er schaut aus dem Fenster.)

Xerxes: Na, das ist doch seltsam. Was steht denn da drüben in dem Garten? Diener!

(Diener tritt auf.)

Diener: Majestät?

Xerxes: Schau mal, dort drüben. Was ist das?

Diener: Mein König, das ist ein Galgen.

Xerxes: Ein Galgen? Wer stellt sich denn einen Galgen in seinen Garten.

Diener: Mein König. Das ist der Galgen, den Haman aufstellen ließ. Man erzählt, dass er zwanzig Meter hoch sein soll.

Xerxes: So, so.

Diener: Er wollte einen Juden mit Namen Mordechai daran aufhängen lassen.

Xerxes: So, so. Dann geh los und lass der Gefängniswache sagen, dass nicht Mordechai an diesem Galgen hängen soll, sondern mein Ex-Verwalter Haman.

Diener: Jawohl. (geht ab)

ErzählerUnd so wurde Haman noch am selben Tag gehängt – an dem Galgen, den er für Mordechai vorgesehen hatte.

Aufführung Ende

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9. Tag: Epilog

Akteure

ErzählerEsther hatte Mut. Sie fasste sich ein Herz und erzählte dem König, dass sie Jüdin war. Und sie erzählte ihm von den Plänen Hamans, der alle Juden im ganzen persischen Reich vernichten wollte. Haman musste dafür am Galgen sterben. Aber damit war die Geschichte noch nicht zu Ende. Denn es gab im persischen Reich eine Sache, die so unantastbar war, wie die Ehre des Königs: die unveränderliche Gültigkeit königlicher Gesetze.

(Esther und Xerxes treten ein.)

Xerxes: So, meine Liebe. Haman, dein Feind, ist tot. Jetzt kannst du doch wieder ein fröhlicheres Gesicht aufsetzen. Weißt du was? Ich schenke dir noch sein schönes Haus. Du kannst jemanden aus deiner Verwandtschaft darin wohnen lassen.

Esther: Ich danke dir König. Erlaube mir, dass ich Mordechai in diesem Haus wohnen lasse.

Xerxes: Mordechai? Der Torwächter, der mich vor dem Attentat geschützt hat?

Esther: Ja. Er ist mein Pflegevater.

Xerxes: Ach, sieh an. Die jüdischen Bewohner dieses Landes scheinen dem König treu ergeben zu sein. Wache! Lasst Mordechai kommen.

(Mordechai tritt auf. Verneigt sich.)

Xerxes: Mordechai der treue Torwächter. Und der Pflegevater meiner Frau. Ich werde dich zum Nachfolger von Haman machen.

Mordechai: Majestät. Danke für das Vertrauen, das ihr mir zeigt.

Xerxes: Ich hoffe, du enttäuschst mich nicht. Hier, nimm den Siegelring als Zeichen deiner neuen Macht (gibt Mordechai einen Ring).

Mordechai: Herzlichen Dank! Ich werde meine neue Aufgabe mit bestem Wissen und Gewissen ausführen, und …

Xerxes: Ja?

Mordechai: Ich danke euch, dass ihr das Leben meiner Tochter und mein Leben geschützt habt.

Xerxes: Schon gut.

Mordechai: (verbeugt sich noch einmal:)Majestät, Esther, ich stehe zu Diensten.

Xerxes: So. Damit wäre ja alles in Ordnung.

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Erzähler Schauspieler: EstherXerxesMordechai

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Mordechai: Ähm, na ja …

Esther: Mein König. Ich hätte da noch eine Bitte.

Xerxes: Was denn. Ist doch noch nicht alles in Ordnung?

Esther: Ich bitte dich, mach den Erlass, den Haman in deinem Namen aufgesetzt hat, wieder rückgängig.

Xerxes: Unmöglich!

Esther: Mein König! Wenn dieser Erlass weiterhin gilt, dann werden in ein paar Wochen Tausende unschuldige Menschen in deinem Reich getötet werden. Haman hat doch in alle Ecken deines Landes melden lassen, dass die Juden am 13. Tag des 12. Monats getötet werden dürfen. Und dass ihr Besitz geplündert werden darf.

Xerxes: Ja, das ist tragisch. Aber der Erlass wurde mit meinem Siegel gekennzeichnet. Ich kann unmöglich ein königliches Gesetz zurücknehmen. Der König irrt nicht!

Esther: Majestät. Gibt es denn keine Möglichkeit?

Xerxes: Na ja. Ich kann einen neuen Erlass aufsetzen. Ich erlaube der jüdischen Bevölkerung in meinem Reich, sich zu bewaffnen und sich gegen alle Angriffe zu wehren. Sie sollen von meinen Provinzverwaltern unterstützt werden.

Esther: Es könnte also zu einem Kampf kommen?

Xerxes: Ja. Schon möglich. Aber ich vermute, dass die meisten Leute davor zurückscheuen werden.

Mordechai: Sie haben recht. Wenn die Menschen erfahren, dass das jüdische Volk vom König unterstützt wird, dann werden sie sich zurückhalten.

Xerxes: Mordechai. Setze diesen neuen Erlass auf. Siegle ihn mit deinem Ring und mache ihn im ganzen Land bekannt.

Mordechai: Ich bin schon unterwegs.

(geht ab)

Esther: Danke, König.

Xerxes: Du wirst sehen, meine Königin. Dein Volk wird nicht untergehen.

(Beide gehen ab.)

Hiermit endet die Geschichte von Esther

Das Bild von Königin Esther und König Xerxes auf dem Deckblatt des Manuskripts ist zum Ausdrucken und Ausmalen für die Kinder im Folgenden noch einmal beigefügt.

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Die Geschichte von Esther – wie im Film: Königin Esther und König Xerxes

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