Webmontag Karlsruhe 20.08.2012: Open Source Software:
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Transcript of Webmontag Karlsruhe 20.08.2012: Open Source Software:
Open Source Software & Recht
Kurzvortrag
20.08.2012Webmontag KarlsruheRA Timo Schutt
Vortrag
© Schutt, Waetke Rechtsanwälte www.schutt-waetke.de 2
Zur Person
• Timo Schutt
• Rechtsanwalt & Fachanwalt für IT-Recht
• Partner der Kanzlei Schutt, Waetke Rechtsanwälte in Karlsruhe
• Dozent für verschiedenen IT-Themen
• Autor für Fachzeitschriften & Internetportale
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JaNeinNicht unbedingt
NeinQuellcode verfügbar
TeilweiseJaNeinJaProprietär
JaNeinJaNeinÄnderung erlaubt
Nicht unbedingt
Am AnfangJaJaKostenlos
Open Source
SharewarePublic Domain
Freeware
Aus: Marly, Praxishandbuch Softwarerecht, Rz. 906
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Die Idee von OSS
Quelle: http://geekandpoke.typepad.com/geekandpoke/2008/01/free-as-in-beer.html
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Die Idee von OSS
• „free“ as in „free speach“, not as in „free beer“• Jeder soll SW weiter entwickeln, verstehen können.• Vier wesentliche Freiheiten (Quelle: gnu.org):
• Die Freiheit, das Programm für jeden Zweck auszuführen.• Die Freiheit, die Funktionsweise des Programms zu untersuchen
und eigenen Bedürfnissen anzupassen. Der Zugang zum Quellcode ist dafür Voraussetzung.
• Die Freiheit, das Programm weiterzuverbreiten und damit seinen Mitmenschen zu helfen.
• Die Freiheit, das Programm zu verbessern und diese Verbesserungen der Öffentlichkeit freizugeben, damit die gesamte Gemeinschaft davon profitiert. Der Zugang zum Quellcode ist dafür Voraussetzung.
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Formen der OSS
• GNU General Public License – GPL (v2 / v3)
• Lesser General Public License – LGPL
• Mozilla Public License – MPL
• Apache-License
• Berkeley Software Distribution - BSD
• Unzählbare Abarten, Formen, Eigenkreationen
(>100 bekanntere Lizenzformen, Tendenz steigend)
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Copyleft-Effekt (�Copyright)
• Streng (z.B. GPL): Bearbeitung muss unter selber Lizenz weitergegeben werden (= Offenlegung Quellcode / Bearbeitungsrecht)
• Weich (z.B. MPL, LGPL): Bearbeitung kann in gewissem Umfang unter abweichende Bedingungen gestellt werden
• Ohne (z.B. BSD, Apache): Bearbeitung darf unter andere Lizenz gestellt werden
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Beispiel GPL v2
• 1. You may copy and distribute verbatim copies of theProgram's source code as you receive it, in any medium, provided that you conspicuously and appropriately publish on each copy an appropriate copyright notice and disclaimer of warranty; keep intact all the notices that refer to this Licenseand to the absence of any warranty; and give any otherrecipients of the Program a copy of this License along with theProgram• vervielfältigen („copy“) und verbreiten („distribute“) = auch Recht
auf öffentliche Zugänglichmachung (z.B. Download)• deutlicher & angemessener Copyright-Vermerk &
Gewährleistungssausschluss. Bestehende Vermerke nicht ändern• Lizenztext beifügen (eindeutig erkennbar & auffindbar)
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Beispiel GPL v2
• 2.You may modify your copy or copies of the Program or any portions of it, thus forming a work based on the Program, and copy and distribute such modifications or work• Bearbeitung, Veränderung unter Bedingungen
(Ziffer 2 a)-c): Art & Datum der Änderung deutlich vermerken / Bearbeitung als Ganzes wieder unter GPL zu stellen / Hinweis auf Möglichkeit der Weiterbearbeitung, -verbreitung etc.)
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Beispiel GPL v2
• Kompletter Source-Code („complete correspondingsource-code“) muss zugänglich sein (einschließlich Installationsskripte und Schnittstellen-Definitionen)
• Mitlieferung unmittelbar auf Datenträger oder mindestens drei Jahre gültiges Angebot, dass Source-Code an jeden Dritten geliefert wird
• Nur Kosten der physikalischen Herstellung des Datenträgers dürfen verlangt werden
• Bei öffentlichem zugänglich machen reicht, dass auch Source-Code online zugänglich gemacht wird
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Beispiel GPL v2
• keine Lizenzgebühr bei Vervielfältigung und Verbreitung zulässig
• keine über die Pflichten der GPLv2 hinausgehenden Beschränkungen zulässig
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Beispiel GPL v2
• Vermietung als Teil des Verbreitungsrechts erlaubt• Für Vermietung selbst darf Lizenz erhoben werden• Aber: nicht zulässig, für Einräumung des
Vermietrechts Lizenzgebühr zu verlangen• Vorsicht bei Nutzung von OSS im Rahmen von
ASP/SaaS � OSS unter GPLv2 darf nicht kostenpflichtig vermietet, also im Rahmen von ASP/SaaS genutzt werden (Streitig)
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GPL v3
• Seit 29.06.07: Neue Version 3
• GPLv2 SW, mit Zusatz „GPL 2 or any laterversion“ � Wahlrecht bei Weiterverbreitung ob v2 oder v3 (Betrifft nicht Linux-Kernel)
• Wichtigste Änderung: Neue Ziffer 11 - Auch enthaltene Patente von Copyleft betroffen
• Einige sprachliche und sonst. Änderungen
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LGPL
• Lesser General Public License• abgeschwächte Form der GPL• für „libraries“ gedacht• weak copyleft, u.U. Weitervertrieb unter
anderer Lizenz mit proprietärer SW („dual licensing“, wenn Autor oder FSF zustimmt)
• Bsp.: OpenOffice für Win, Linux
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Praktische Probleme
• „Infektion“ der ganzen Bearbeitung („distribution of the whole must be on the terms of this License“)
• Wachsender Lizenz-Mix in SW-Projekten• Fehlende Kompatibilität versch. Lizenzen (OSS-
Compliance Abteilungen)• Eigenkreationen / teilweise versteckte Bedingungen• Keine Gewährleistung, kein Ansprechpartner, kein
Support, Virengefahr, Inkompatibilitätsgefahr• Rechtsunsicherheit?!?
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Rechtliche Beurteilung
Wirksamkeit nach deutschem Recht?• Vertragstyp weitgehend ungeklärt
• Wohl Schenkung, §§ 516 ff. BGB• Folge:
• Haftungsprivilegierung Lizenzgeber • Aber: Haftung trotz Ausschluss bei Vorsatz &
grober Fahrlässigkeit (§ 521 BGB)• Gewährleistung bei arglistigem Verschweigen
(§§ 523, 524 BGB)
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Rechtliche Beurteilung
• Lizenz = AGB?!
• wirksame Einbeziehung
• überwiegend Richterrecht
• Unwirksame Klausel = Gesetz gilt
• Viele Klauseln nach deutschem Recht unwirksam (strenge Prüfung, §§ 305 ff BGB)
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Rechtliche Beurteilung
• Kollision mit dt. Urheberrecht• Urheberpersönlichkeitsrecht unabdingbar• § 14 UrhG, Entstellung des Werks (z.B. OSS wird
bewusst mit schädlichen Elementen vertreiben)• Eigentlich angemessene Vergütung für Urheber
zwingend (§ 32 UrhG). Aber (OSS-Klausel): § 32 Absatz 3 Satz 3 UrhG: „Der Urheber kann aber unentgeltlich ein einfaches Nutzungsrecht für jedermann einräumen.“
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Entgeltlichkeit
• Weitergabe etc. der bearbeiteten Software („derivative works“) muss kostenlos erfolgen
• Aber: Möglichkeit für Sekundärleistungen, bspw. für Garantieversprechen (z.B.: Funktion der SW), Geld zu verlangen
• Value-added Software (Problem, wenn „derivative work“ / Zulässig, wenn Zusatzprogramm nicht verbunden mit OSS und völlig eigenständig programmiert)
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Einzelne Urteile
LG München I, 19.05.04, 21 O 6123/04• Erstes „OSS-Urteil“ in D (bzgl. GPLv2)
• GPL ist kein Verzicht auf Urheberrechte oder Rechtspositionen. Verwender bedienen sich gerade des Urheberrechts
• Lizenzbedingungen = AGB• Hinweis auf Downloadwebseite auf Geltung =
wirksame Einbeziehung in Vertrag
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Einzelne Urteile
LG München I, 19.05.04, 21 O 6123/04• Englisch = gängige IT-Fachsprache. Keine
Bedenken, wenn Lizenz offiziell nur in Englisch vorliegt (zumindest bei gewerblichem Lizenznehmer)
• Autom. Rechterückfall (Ziffer 4 GPL) bei Verstoß gegen Verhaltenkodex (Ziffer 2 GPL) = keine unangemessene Benachteiligung
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Einzelne Urteile
LG München I, 19.05.04, 21 O 6123/04• Ziffern 2 & 3 GPL = zulässige AGB-Klauseln.
LN wird lediglich verpflichtet, die ihm kostenlos zur Verfügung gestellte SW so weiterzugeben, dass auch Dritte diese nutzen können
• OSS-Prinzip wg. § 32 II3 UrhG von Gesetzgeber ausdrücklich anerkannt
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Einzelne Urteile
LG FFM, 06.09.06, 2-6 O 224/06• Urhebervermutung (§ 10 UrhG), wenn
Programmierer in Quelltext genannt (i.d.R. Miturheber)
• GPL = AGB, Verzicht auf Annahme• Einbeziehung, da Hinweis & GPL im Netz verfügbar• Ziffer 4 GPL = wirksame AGB-Klausel (jetzt evtl.
Problem wg. Erschöpfungsgrundsatz, EuGH)
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Fazit
• Alle Urteil bisher B2B
• Lizenz grds. zu beachten
• Not like free beer = Nicht alles machbar
• Vorsicht bei Verwendung von OSS in kommerzieller SW. Vorabprüfung!
• Rechtsunsicherheit, da AGB & Richterrecht
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Links
• Free Software Foundation – fsf.org
• GNU-Projekt – gnu.org
• Rechtsfragen zu OSS – ifross.org
• Tolle IT-Recht-Seiten• schutt-waetke.de
• itrecht-portal.de
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Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit
www.schutt-waetke.de