Wege zu einem humanen, selbstbestimmten Sterben · PDF fileWOZZ-Stiftung, Amsterdam 2008,...

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das Risiko von Regressforderungen, z. B. bei einem misslungenen Suizidversuch mit schweren Folgeschäden, erhöht. Auch über die Bewertung bzw. Ge- wichtung mancher dort dargestellter Me- thoden kann man streiten: So lehnen die Autoren die Kombinations-Methode ei- ner Kunststoffhülle mit Medikamenten aufgrund zu hoher Risiken ab. Jedoch ist der im Buch zitierte Fall kein Suizidfall, sondern ein Fall von Tötung auf Verlangen Dies ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass in den Niederlanden Ärzte wesentlich stärker auch an Suizidhandlungen beteiligt sein dürfen und es auch sind, d. h. es dort weitaus weniger Schwierigkeiten bereiten dürfte, an geeignete Medikamente zu ge- langen. Leser sollten sich dadurch nicht irritieren lassen, denn die zusätzliche Be- nutzung einer Kunststoffhülle kann ent- scheidende Vorteile mit sich bringen. Na- turgemäß sehr stark gewichtet wird dagegen eine in den Niederlanden häufig praktizierte Methode der Lebensbeendi- gung, der freiwillige Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit, der jedoch sorgfältig be- gleitet werden muss. Die Autoren brin- gen in diesem Zusammenhang zwei Bei- spiele, von denen das zweite regelrecht abschreckt, sich dafür zu entscheiden. Die Darstellung der medikamentösen Metho- den zeichnet sich durch genaue Mengen- angaben aus, die in anderen Werken zu diesem Thema entweder ganz fehlen oder teilweise schwammig gehalten sind. Fazit: Ein lesenswertes Buch, das jedoch nicht einfach zu lesen und vor allem zu verstehen ist, sondern mehrmals und mit großer Sorgfalt durchgearbeitet werden will, was jedoch dem Thema nur ange- messen ist. Claudia Wiedenmann Admiraal, Pieter/Chabot, Boudewijn/ Ogden, Russel D./Loenen, Arie van/ Pennings, Ed: Wege zu einem humanen, selbstbestimmten Sterben. WOZZ-Stiftung, Amsterdam 2008, ISBN/EAN 978 90 78581 031, 25,00. Humanes Leben · Humanes Sterben 4/2008 42 Wege zu einem humanen, selbstbestimmten Sterben Lange hat es gedauert, doch nun ist es auch auf deutsch zu beziehen, das bereits seit Jahren angekündigte Buch der WOZZ-Stiftung aus den Niederlanden (wir berichteten). Einer der Autoren, der den Lesern dieser Zeitschrift gut bekannte niederländische Anästhesist Dr. Pieter Admiraal, kün- digte das Erscheinungsda- tum zuerst für das Frühjahr 2007 an, später für den Herbst des gleichen Jahres. Das Autorenkollektiv muss- te letztendlich dann den Er- scheinungstermin auf Som- mer 2008 verlegen, bedingt u. a. dadurch, dass seitens ei- nes der Autoren, Dr. Boude- wijn Chabot, noch neueste Forschungser- gebnisse aus seiner Dissertation eingearbeitet sowie spezielle Kapitel zur Rechtslage in Deutschland und in der Schweiz, von jeweils dortigen Experten verfasst, angefügt wurden (vgl. auch das Interview mit Herrn Dr. Admiraal auf S. 68 ff.). 144 Seiten gliedern sich im Wesentlichen in sechs Kapitel, ergänzt durch Literatur- hinweise sowie Anhänge und Appendi- zes. Ein Sachregister sowie eine ausfalt- bare Tabelle runden das Werk ab. Kapitel 1 erläutert „Grundsätzliches zu diesem Buch“, Kapitel 2 „Lebensbeendigung durch freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit“, Kapitel 3 „Freiwillig mit einer Kombination von Medikamenten aus dem Leben gehen – grundsätzliche Ausführungen zu den in Kapitel 4 be- schriebenen Medikamenten“, Kapitel 4 „Medikamente, die in Kombination mit Schlafmitteln zu einem humanen Sterben führen“, Kapitel 5 „Beihilfe zur Selbsttö- tung und ärztliche Tötung auf Verlangen: Erfahrungen in der Schweiz, Oregon (USA), den Niederlanden und Belgien und Kapitel 6 „Die Begleitung einer Selbsttötung durch Angehörige, Freunde und andere Personen“. Das Buch „wurde für Menschen ge- schrieben, die sich in ihrer täglichen Praxis den schwierigen Fragen, was ist humanes, selbstbestimmes Streben und wie kann es ermöglicht werden, stellen müssen. Jeder möchte ein humanes Sterben erfahren und jeder hat ein Recht darauf“, so die Auto- ren in ihren einleitenden Sätzen. Die Ziel- gruppen werden in Kapitel 1.2 näher um- schrieben, so soll das Buch gedacht sein für „körperlich ernsthaft kranke Menschen, die entschieden den Tod herbeiwün- schen“, für „alte Menschen, die nach sorg- fältiger Abwägung mit Angehörigen zu dem Schluss kommen, ihr Leben sei voll- endet“, „Patienten mit einer ernsthaften psychischen Krankheit, die vergeblich be- handelt wurden“, „Angehö- rige oder Freunde eines Men- schen, der sein Leben beenden will“, „Ärzte, die in ihrer Praxis mit Menschen der oben genannten Gruppen zu- sammenkommen“ und „Pfle- ger, die in der Ausübung ihres Berufes mit Menschen, die sterben möchten, zusammen- kommen“. Gerade bei den letztgenannten Gruppen wa- ren die Autoren wohl zu sehr den Ver- hältnissen in den Niederlanden verhaftet, bei denen nur Ärzten Suizidbegleitung er- laubt ist. In Deutschland ist das Thema Suizid jedoch so mit Vorurteilen belastet, dass Bürger häufig nicht einmal mit den engsten Angehörigen oder Freunden dar- über reden können, geschweige denn mit ihrem Arzt. „Wege zu einem humanen, selbstbe- stimmten Sterben“ zeigt wie andere Ver- öffentlichungen dieser Art in der Tat Wege auf, wie Menschen ihr nicht mehr mit dem eigenen Würdeverständnis zu vereinba- rendes Leiden beenden können. Das Buch zeigt ebenso auf, dass Entscheidungen von solcher Tragweite wohl überlegt getroffen werden sollten. Dass es über das Internet praktisch für jedermann, also auch für Kinder, Jugendliche und psychisch Kranke erhältlich ist, entspricht nicht den Kriterien der DGHS, die sich bereits seit Jahren da- für ausspricht, dass solchen sensiblen In- formationen nicht frei verkäuflich, d. h. nicht im Buchhandel oder beispielsweise über das Internet zu beziehen sein soll- ten. Insoweit wäre zu bedenken, dass sich FÜR SIE GESEHEN, GEHÖRT UND GELESEN Das Buch ist nach Angaben von WOZZ zu bestellen durch Überweisung von 25,00 auf das Konto der ABN AMRO Bank, Konto-Nr. 596570139, zugunsten Stiftung WOZZ, Amsterdam, Niederlande. Wichtig, ebenfalls angeben! IBAN code: NL17ABNA0596570139 und SWIFT code: ABNA NL 2A Immer Name und Adresse angeben (einschließlich Postleitzahl), an die das Buch geschickt werden soll. Ohne vollständige Postadresse kann das Buch nicht versandt und eventuell über- wiesenes Geld nicht zurückerstattet werden. Achtung: Der Titel des Buches braucht nicht bei der Bank angegeben zu werden, WOZZ-Buch genügt. Da diese Überweisung ins Ausland geht, einen speziellen Auslandsüberweisungsschein verwenden. Banken haben entsprechende For- mulare und sind beim Ausfüllen behilflich. Nach Erhalt der Zahlung wird das Buch innerhalb von 21 Tagen (spätestens nach vier Wochen) per Post zugeschickt. Aktuelle Mitteilungen über die Lieferzeit sowie weitere Informationen über WOZZ auch auf der Website www.wozz.nl (auch in deutsch).

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das Risiko von Regressforderungen, z. B.bei einem misslungenen Suizidversuch mitschweren Folgeschäden, erhöht.

Auch über die Bewertung bzw. Ge-wichtung mancher dort dargestellter Me-thoden kann man streiten: So lehnen dieAutoren die Kombinations-Methode ei-ner Kunststoffhülle mit Medikamentenaufgrund zu hoher Risiken ab. Jedoch istder im Buch zitierte Fall kein Suizidfall,sondern ein Fall von Tötung auf VerlangenDies ist vor dem Hintergrund zu sehen,dass in den Niederlanden Ärzte wesentlichstärker auch an Suizidhandlungen beteiligtsein dürfen und es auch sind, d. h. es dortweitaus weniger Schwierigkeiten bereitendürfte, an geeignete Medikamente zu ge-langen. Leser sollten sich dadurch nichtirritieren lassen, denn die zusätzliche Be-nutzung einer Kunststoffhülle kann ent-scheidende Vorteile mit sich bringen. Na-turgemäß sehr stark gewichtet wirddagegen eine in den Niederlanden häufigpraktizierte Methode der Lebensbeendi-gung, der freiwillige Verzicht auf Nahrungund Flüssigkeit, der jedoch sorgfältig be-gleitet werden muss. Die Autoren brin-gen in diesem Zusammenhang zwei Bei-spiele, von denen das zweite regelrechtabschreckt, sich dafür zu entscheiden. DieDarstellung der medikamentösen Metho-den zeichnet sich durch genaue Mengen-angaben aus, die in anderen Werken zudiesem Thema entweder ganz fehlen oderteilweise schwammig gehalten sind.

Fazit: Ein lesenswertes Buch, das jedochnicht einfach zu lesen und vor allem zuverstehen ist, sondern mehrmals und mitgroßer Sorgfalt durchgearbeitet werdenwill, was jedoch dem Thema nur ange-messen ist. Claudia WiedenmannAdmiraal, Pieter/Chabot, Boudewijn/Ogden, Russel D./Loenen, Arie van/Pennings, Ed: Wege zu einem humanen,selbstbestimmten Sterben. WOZZ-Stiftung, Amsterdam 2008, ISBN/EAN 978 90 78581 031, € 25,00.

Humanes Leben · Humanes Sterben 4/200842

■ Wege zu einem humanen,selbstbestimmten SterbenLange hat es gedauert, doch nun ist esauch auf deutsch zu beziehen, das bereitsseit Jahren angekündigte Buch derWOZZ-Stiftung aus den Niederlanden(wir berichteten). Einer der Autoren, derden Lesern dieser Zeitschrift gut bekannteniederländische AnästhesistDr. Pieter Admiraal, kün-digte das Erscheinungsda-tum zuerst für das Frühjahr2007 an, später für denHerbst des gleichen Jahres.Das Autorenkollektiv muss-te letztendlich dann den Er-scheinungstermin auf Som-mer 2008 verlegen, bedingtu. a. dadurch, dass seitens ei-nes der Autoren, Dr. Boude-wijn Chabot, noch neueste Forschungser-gebnisse aus seiner Dissertationeingearbeitet sowie spezielle Kapitel zurRechtslage in Deutschland und in derSchweiz, von jeweils dortigen Expertenverfasst, angefügt wurden (vgl. auch dasInterview mit Herrn Dr. Admiraal auf S.68 ff.).

144 Seiten gliedern sich im Wesentlichenin sechs Kapitel, ergänzt durch Literatur-hinweise sowie Anhänge und Appendi-zes. Ein Sachregister sowie eine ausfalt-bare Tabelle runden das Werk ab. Kapitel1 erläutert „Grundsätzliches zu diesemBuch“, Kapitel 2 „Lebensbeendigungdurch freiwilligen Verzicht auf Nahrungund Flüssigkeit“, Kapitel 3 „Freiwillig miteiner Kombination von Medikamentenaus dem Leben gehen – grundsätzlicheAusführungen zu den in Kapitel 4 be-schriebenen Medikamenten“, Kapitel 4„Medikamente, die in Kombination mitSchlafmitteln zu einem humanen Sterbenführen“, Kapitel 5 „Beihilfe zur Selbsttö-tung und ärztliche Tötung auf Verlangen:Erfahrungen in der Schweiz, Oregon(USA), den Niederlanden und Belgienund Kapitel 6 „Die Begleitung einerSelbsttötung durch Angehörige, Freundeund andere Personen“.

Das Buch „wurde für Menschen ge-schrieben, die sich in ihrer täglichen Praxisden schwierigen Fragen, was ist humanes,selbstbestimmes Streben und wie kann esermöglicht werden, stellen müssen. Jedermöchte ein humanes Sterben erfahren undjeder hat ein Recht darauf“, so die Auto-ren in ihren einleitenden Sätzen. Die Ziel-gruppen werden in Kapitel 1.2 näher um-

schrieben, so soll das Buch gedacht sein für„körperlich ernsthaft kranke Menschen,die entschieden den Tod herbeiwün-schen“, für „alte Menschen, die nach sorg-fältiger Abwägung mit Angehörigen zudem Schluss kommen, ihr Leben sei voll-endet“, „Patienten mit einer ernsthaftenpsychischen Krankheit, die vergeblich be-

handelt wurden“, „Angehö-rige oder Freunde eines Men-schen, der sein Lebenbeenden will“, „Ärzte, die inihrer Praxis mit Menschen deroben genannten Gruppen zu-sammenkommen“ und „Pfle-ger, die in der Ausübung ihresBerufes mit Menschen, diesterben möchten, zusammen-kommen“. Gerade bei denletztgenannten Gruppen wa-

ren die Autoren wohl zu sehr den Ver-hältnissen in den Niederlanden verhaftet,bei denen nur Ärzten Suizidbegleitung er-laubt ist. In Deutschland ist das ThemaSuizid jedoch so mit Vorurteilen belastet,dass Bürger häufig nicht einmal mit denengsten Angehörigen oder Freunden dar-über reden können, geschweige denn mitihrem Arzt.

„Wege zu einem humanen, selbstbe-stimmten Sterben“ zeigt wie andere Ver-öffentlichungen dieser Art in der Tat Wegeauf, wie Menschen ihr nicht mehr mit demeigenen Würdeverständnis zu vereinba-rendes Leiden beenden können. Das Buchzeigt ebenso auf, dass Entscheidungen vonsolcher Tragweite wohl überlegt getroffenwerden sollten. Dass es über das Internetpraktisch für jedermann, also auch fürKinder, Jugendliche und psychisch Krankeerhältlich ist, entspricht nicht den Kriteriender DGHS, die sich bereits seit Jahren da-für ausspricht, dass solchen sensiblen In-formationen nicht frei verkäuflich, d. h.nicht im Buchhandel oder beispielsweiseüber das Internet zu beziehen sein soll-ten. Insoweit wäre zu bedenken, dass sich

FÜR SIE GESEHEN, GEHÖRT UND GELESEN

Das Buch ist nach Angaben von WOZZ zu bestellen durch Überweisung von € 25,00 auf dasKonto der ABN AMRO Bank, Konto-Nr. 596570139, zugunsten Stiftung WOZZ, Amsterdam,Niederlande. Wichtig, ebenfalls angeben! IBAN code: NL17ABNA0596570139 und SWIFTcode: ABNA NL 2AImmer Name und Adresse angeben (einschließlich Postleitzahl), an die das Buch geschicktwerden soll. Ohne vollständige Postadresse kann das Buch nicht versandt und eventuell über-wiesenes Geld nicht zurückerstattet werden. Achtung: Der Titel des Buches braucht nicht beider Bank angegeben zu werden, WOZZ-Buch genügt. Da diese Überweisung ins Ausland geht,einen speziellen Auslandsüberweisungsschein verwenden. Banken haben entsprechende For-mulare und sind beim Ausfüllen behilflich. Nach Erhalt der Zahlung wird das Buch innerhalb von 21 Tagen (spätestens nach vier Wochen)per Post zugeschickt. Aktuelle Mitteilungen über die Lieferzeit sowie weitere Informationen überWOZZ auch auf der Website www.wozz.nl (auch in deutsch).