Wehratal Erlebnispfad Der Wehratal- Erlebnispfad

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Wehratal Erlebnispfad WEHR – TODTMOOS Der Wehratal- Erlebnispfad im Naturpark Südschwarzwald Eine Wanderung mit der Wehra von ihrer Quelle bis zur Mündung. Wandern, Erleben, Genießen

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Wehratal Er lebnispfad WEHR – TODTMOOS

Der Wehratal-Erlebnispfadim Naturpark SüdschwarzwaldEine Wanderung mit der Wehra von ihrer Quelle bis zur Mündung.

Wandern, Erleben, Genießen

Herzlich Willkommen im Wehratal!

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Das von dem Schwarzwaldflüsschen Wehra in abertausenden von Jahren geformte Wehratal zwischen Todtmoos und Wehr ist reich anlandschaftlicher Vielfalt. Meyers Naturführer Südschwarzwald sprichtgar von einem der „eindrucksvollsten Gebirgstäler in Deutschland“.Dies ist keinesfalls übertrieben!Während man am Oberlauf der Wehra die typischen Gebirgsformatio-nen des Hochschwarzwalds vorfindet, stößt man bei Wehr auf die un -verwechselbare Karstlandschaft des Dinkelbergs. Der Mündungsbereichwiederum ist gekennzeichnet durch einen einzigartigen Auwald-Be stand,wie er am Hochrhein sonst nicht zu finden ist.Der landschaftlichen Vielfalt entspricht ein bemerkenswerter kulturhis -torischer Reichtum. Hier dichtete einst der Minnesänger Walther vonKlingen, hier wirkte Rudolf von Habsburg, hier erbauten die Herren vonSchönau ihre Schlösser und hier entstand mit der Todtmooser Wall-fahrtskirche ein spirituelles Zentrum, das noch heute von großer Aus-strahlung ist.Gleichzeitig bildet das Wasser der Wehra aber auch die Grundlage fürdie Ansiedlung von Gewerbe und Industrie von der mittelalterlichenEisenproduktion über die um 1850 beginnende Textilindustrie bis hinzur heutigen Herstellung von regenerativer Energie.All diese Aspekte dokumentiert der Wehratal-Erlebnispfad. Realisiertwurde er als interkommunales Projekt von der Gemeinde Todtmoosund der Stadt Wehr mit Unterstützung des Naturparks Südschwarzwald.Der Wehratal-Erlebnispfad vermittelt den Wanderern tiefe Einblicke indie Natur- und Kulturgeschichte unserer Heimat und trägt so dazu bei,unsere Landschaft und die in ihr gewachsenen Kulturgüter zu erschließenund für kommende Generationen zu sichern.Wir wünschen allenBesuchern des Wehra-tal-Erlebnispfadesbeste Erholung inunserem atemberau-benden Naturraumund bleibende Erleb-nisse in unserem reichen Kulturraum.

Herbert Kiefer, Bürger-meister von Todtmoos

Michael Thater, Bürger-meister von Wehr

Herzlich Willkomen im Naturpark Südschwarzwald!

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Der Naturpark Südschwarzwald ist eine der schönsten und meist be -suchten Erholungsregionen Deutschlands. Diese Landschaft wurdevor allem von Schwarzwaldbauern durch eine jahrhundertelangebäuer liche Bewirtschaftung geschaffen und geprägt. Bei Spaziergängenoder Wanderungen, beim Mountainbiken oder Nordic Walking findetman im Südschwarzwald auch heute noch zahlreiche Wiesen und Weiden, auf denen selten gewordene Blumen und Pflanzen wachsenund heimische Rinderrassen leben.Egal ob Sie Sport treiben, Kultur erleben oder sich entspannen und dieLandschaft in Ruhe genießen möchten, Sie werden sich bei uns imNaturpark Südschwarzwald wohlfühlen!Der Naturpark Südschwarzwald ist einer der größten Naturparks inDeutschland und umfasst eine Fläche von 370.000 Hektar. Träger desNaturparks Südschwarzwald ist ein eingetragener Verein, der „NaturparkSüdschwarzwald e. V.“. Mitglieder sind die fünf Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Lörrach, Waldshut und der Schwarz -wald-Baar-Kreis, der Stadtkreis Freiburg, 110 Städte und Gemeindensowie Vereine, Verbände, Unternehmen und Privatpersonen.

Eines der Hauptziele des Naturparks Südschwarzwald ist die Erhaltungund nachhaltige Entwicklung dieser einzigartigen Natur- und Kultur-landschaft. Der Wehratal-Erlebnispfad als innovatives Projekt soll dieAttraktivität der Region steigern und sensibilisiert Besucher ebensowie Einheimische für den Wert unseres Natur- und Kulturerbes. Wirsehen durch diesen Pfad die einmalige Chance, einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Südschwarzwälder Kulturlandschaft zu leisten.

Informationen:

Naturpark SüdschwarzwaldHaus der NaturDr.-Pilet-Spur 479868 Feldbergwww.naturpark-suedschwarzwald.de

Der Wehratal-Erlebnispfad und diese Broschüre wurden gefördertdurch den Naturpark Südschwarzwald mit Mitteln der Lotterie Glücksspirale und der Europäischen Union.

Die Geschichte der GemeindeTodtmoos

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Die Gemeinde Todtmoos verdankt ihren Aufstieg einer bedeutendenMarienwallfahrt. Der Legende nach soll sie um 1255 mit einer Marien-erscheinung begonnen haben. Erstmals ist der Wallfahrtsort im Jahr1267 urkundlich erwähnt worden. Bereits 1268 wurde die hölzerneWallfahrtskapelle durch einen Steinbau ersetzt. Von hier aus wurdendie sich ansiedelnden Holzfäller betreut, die den Holzbedarf der Eisen -werke im Wehra- und Rheintal deckten. Schutzherr von Todtmoos warRudolf von Habsburg. Leopold von Österreich schenkte Todtmoosden Mönchen von St. Blasien, die von 1319 bis zur Aufhebung desKlosters 1806 die Pfarrei als Superioriat führten. 1778 erhielt Todtmoosdas Marktrecht. Entscheidende Impulse für die Entwicklung des Ortesgab die 1852 fertig gestellte Wehratalstraße. Sie war eine wesentlicheVoraussetzung dafür, dass sich aus dem Wallfahrtsgeschehen dermoderne Tourismus entwickeln konnte. 1897 signalisierte die Eröffnungdes neuen Kurhauses „Luisenbad“ die zunehmende Bedeutung vonTodtmoos als Kurort. Ein Meilenstein war der Bau des SanatoriumsWehrawald 1901. Todtmoos wurde bis in die 1950er Jahre vor allemwegen seiner Lungenkuren geschätzt. Heute ist Todtmoos ein wichtigerheilklimatischer Kurort mit der entsprechenden Infrastruktur. Von großerBedeutung für den Kurort ist das 2006 eingeweihte Reha-Zentrum„Klinik Wehrawald“ der Rentenversicherung des Bundes. Kunstge-schichtlich herausragend ist die spätbarock ausgestattete Wallfahrts-kirche „Unserer Lieben Frau“ mit den liebevoll restaurierten Wall-fahrtsständen. Sehenswert sind darüber hinaus das Schaubergwerk„Hoffnungsstollen“ (eine ehemalige Magnetkies- und Nickelgrube),das Dorfmuseum „Heimethus“ sowie eine Reihe gut erhaltener Schwarz -waldhäuser. Todtmoos wurde durch die seit 1975 durchgeführtenSchlittenhunderennen überregional bekannt. 1994 und 2003 war Todt -moos Austragungsort der Weltmeisterschaften.

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Die Geschichte der Stadt Wehr

Wehr, das bei der Erschließung des westlichen Hotzenwaldes einewichtige Rolle spielte, wurde erstmals 1092 urkundlich erwähnt. In derzweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts übte der mit acht Gedichten inder Manessischen Liederhandschrift vertretene Minnesänger Walthervon Klingen die Lehnsherrschaft über den Ort aus. Der Adelige stif-tete 1256 das am Ausgang der Wehraschlucht gelegene Frauenklo-ster Klingental, das allerdings 1274 nach Basel übersiedelte. Von derEroberung der Burg Werrach 1272 bis zur Auflösung Vorderöster-reichs 1806 gehörte Wehr zum Hause Habsburg. Seit 1365 übten dieHerren von Schönau die Grundherrschaft über Wehr und das vordereWehratal aus. Ihre Zeit endete Mitte des 19. Jahrhunderts. Wehr warwährend der Badischen Revolution von 1848 ein Brennpunkt desGeschehens. Hier wurde der Freiheitskämpfer Gustav von Struve ver-haftet. Bereits im Mittelalter war im Wehratal eine blühende Eisenpro-duktion ansässig. Als diese Mitte des 19. Jahrhunderts erlöschte, kames zur Ansiedlung der Textilindustrie. Sie brachte einen gewaltigenStrukturwandel mit sich. Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich Wehr,das 1890 an das Schienennetz angeschlossen wurde, zu einem auf-strebenden Industriedorf. Textilunternehmen wie die WEHRA AG mitihren Webteppichen oder die BRENNET AG mit ihren buntgewebtenStoffen machten Wehr weithin als Industriestandort bekannt. Nach-dem während des 2. Weltkrieges mit der CIBA (heute NOVARTIS) diechemisch-pharmazeutische Industrie angesiedelt wurde, stand derErhebung zur Stadt 1950 nichts mehr im Wege. Ein weiterer Meilen-stein der Stadtgeschichte war die Eingliederung der Gemeinde Öflin-gen am 1.1.1972. Die Einwohnerzahl erhöhte sich von 1739 im Jahr1788 auf ca. 5.000 im Jahr 1950 und ca. 13.300 im Jahr 2007. Bekanntist Wehr als Heimatstadt der Geigerin Anne-Sophie Mutter, die hierihre Kindheit und Jugend verbrachte.

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Der Wehratal-Erlebnispfad folgt in weiten Strecken dem ausgewiese-nen Wehratal-Wanderweg. Nur im Bereich der Wehraschlucht zwi-schen dem Staubecken und der Ehwaldhütte weicht er vom Wehratal-Wanderweg ab und verläuft an der östlichen Seite der Schlucht.

Um Orientierungsprobleme zu vermeiden und eine einfache Strecken-planung zu ermöglichen, ist der Wehratal-Erlebnispfad von der Quellebis zur Mündung ausgeschildert. Dabei werden Hinweisschilder undMarkierungen mit folgendem Symbol verwendet:

An den Informationsständen sind Meterangaben angebracht, aus denenman die Entfernung zur jeweils nächsten Station entnehmen kann. Auf Zeit-angaben haben wir verzichtet. Der Erlebnispfad ist einfach zu bewandern.

Diese Meterangaben wurden auch in die Broschüre übernommen. Siefinden sich in den Informationsblöcken wieder, mit denen die numme-rierten Stationen sowie die Exkursionen zu Sehenswürdigkeiten amRande des Erlebnispfades (Symbol: ) versehen sind. Darüber hinausenthalten die Informationsblöcke auch weitere Angaben für Wanderer:

Möchten Sie weitere Informationen haben, so wenden Sie sich bittean die Tourist-Information Todtmoos oder das Kultur-und Verkehrsamtder Stadt Wehr. Die Adressen finden Sie auf der Rückseite der Bro-schüre. Dort können auch Gruppenführungen gebucht werden.

Hinweise für Wanderer

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Tourist-Info

Haltestelle

nach rechts

nach links

Parkplätze vorhanden

Einkehrmöglichkeit

Einkaufsmöglichkeit

Ruhebank

Freizeitanlage

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WEHR

ÖFLINGEN

AU

TODTMOOS

Wehra

Hasel

Rhein

Bierkeller und Färberei

Todtmooser Kurwesen

Wallfahrt und Tourismus

Glasherstellung

Holzfäller und Köhler

Schwarzwald pionier G. Zumkeller

Bau der WehratalstraßeWaldgesellschaften im Bannwald

Naturschutz im Bannwald

Geologie und Gamswild

Geschichte des Bannwalds

Kavernenkraftwerk Wehr

Bannwald: Einstiegstafel

Fischbestand in der Wehra

Färberei Hummel

Webteppiche

Eisenwerk und Weberei

Sagenpfad

Papierfabrik Lenz

Färberei HeroséDer Dinkelberg

GipsmühlenGeologie

KanäleKreuzweg

Mariengrotte

Pumpspeicherwerk

Die Brennet AG

Ibacher Kreuz

Die Wehramündung

1 Die Quelle

Die Karte des Wehratal-Erlebnispfades

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Inhaltsverzeichnis

Die Wehra: Von der Quelle bis zur Mündung 10

Das Ibacher Kreuz: Eine Stätte der Andacht für Wallfahrer 11

Von Gastwirten, Bierbrauern, Färbern und Webern 12

Die Todtmooser Wallfahrts kirche „Unserer Lieben Frau“ 13

Das „Heimethus“: Vom Leben der Leute „uff�m Wald“ 14

Die Wallfahrt: Grundlage des modernen Tourismus 15

Von der Lungenkur zum Gesund heitstourismus 16

Todtmoos-Glashütte 17

Todtmoos-Au 18

Von Holzfällern, Köhlern und Sägewerken 19

Todtmoos-Au: Heimatort Gottfried Zumkeller 20

Die Erschließung der Wehraschlucht 21

Vielfalt auf kleinem Gebiet 22

Felspartien: Lebensraum für Gamswild 23

Natur-, Landschafts- und Artenschutz 24

Die Geschichte des Bannwalds in der Wehraschlucht 25

Einstieg zum Bannwald/Schluchtenpfad 26

Das Pumpspeicherwerk der Schluchseewerk AG 27

Die Wehra als Fischgewässer 28

Wolfgangskapelle, Kloster Klingental, Burgruine Bärenfels 29

Ein Pionier der Textilveredelung in Wehr 30

Webteppiche aus Wehr: Ein Verkaufsschlager weltweit 31

Vom Eisenhammer zum Webstuhl 32

Textilmuseum der BRENNET AG 33

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Seite

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Der Sagenpfad auf Burgruine Werrach 34

Die Schlösser der Herren von Schönau 35

Bau der Wehratalbahn 36

Das Wasserkraftwerk der Papierfabrik Carl Lenz 37

Novartis: Pharmazeutische Produktion 38

Das Enkendorf mit Josefskapelle 39

Die Färberei Herosé:Wiege der Textilindustrie im Wehratal 40

Landschaftsschutzgebiet Dinkelberg 41

Die Gipsmühlen an der Knebelhalde 42

Der Dinkelberg: Badischer Karst 43

Die Kanäle an der Wehra 44

Die Geschichte Öflingens 45

Der Kreuzweg am Humbel: Volksfrömmigkeit im Wehratal 46

Die Marien-Grotte am Humbel: Ein Ort der Kraft und Besinnung 47

Eine frühe Form nachhaltiger Energiewirtschaft 48

Die BRENNET AG: Kontinuität im Wandel 49

Die Wehramündung: Natur schut z gebiet und Vogelparadies 50

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Der Erlebnispfad ist fast durchgängig mit Kinderwagen befahrbar, außer zwischen Station 2 und 3 sowie zwischen Station 8 und 15.

Für Rollstuhlfahrer gibt es einige befahrbare Strecken. Bitte erkun-digen Sie sich bei den Tourist Infos (Tourist-Information Wehr:

+49 (0) 7762 808-601, Tourist-Information Todtmoos +49 (0) 7674

9060-0). Sie erhalten dort nähere Auskünfte.

Seite

Achtung! Rollstuhl und Kinderwagen:

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Im Berglewald – oberhalb der Wallfahrtsgemeinde Todtmoos – liegt auf einer Höhe von 1.100 m die Quelle der Wehra am Südwest-Hangdes Schwarzen Stocks. Auf ihrem 27 km langen Weg bis zur Mündungin den Hochrhein durchquert sie eine reich gegliederte Landschaft. Ihr Lauf führt von den Höhen des Schwarzwalds in das eiszeitlich ge -form te Tal von Todtmoos, dann unterhalb von Todtmoos-Au in die 9,5 km lange wilde Wehraschlucht mit bis zu 300 m hohen Felswänden.Ab Wehr fließt die Wehra entlang der tektonischen Bruchzone zwischender Karstlandschaft des Dinkelbergs und dem Höhenzug des Hotzen-waldes, um sich bei Brennet in 283 m Höhe in den Hochrhein zuergießen. Die Wehra entwässert ein Gebiet von 115 Quadratkilome-tern. Sie trägt nach Meinung von Historikern – wie viele andere Flüsseunserer Heimat – einen vorgermanischen Namen, in dem das indoger-manische Wort „rhei“ für „fließen“ enthalten ist.

Der Wehratal-Erlebnispfad begleitet denFluss von der Quelle bis zur Mündung undbehandelt in mehr als 30 Stationen die mitder Wehra verbundenen Phänomene. DieBand breite reicht von der Biologie, Geologieund Ökologie über die Forstwirtschaft, Ver -kehrs geschichte und den Tourismus bis hinzur gewerblichen Nutzung des Wassers.Sogar Aspekte der Volksfrömmigkeit unddie reiche Sagentradition sind thematisiert.

Realisiert wurde der Wehratal-Erlebnispfad mit finanzieller Unterstützungdes Naturparks Südschwarzwald als interkommunales Projekt der Ge -meinde Todtmoos und der Stadt Wehr.

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Die Wehra: Von der Quelle bis zur Mündung

Die Quelle

Weitere Informationen

1.000 m Ibacher Kreuz

Ruhebank

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Das Ibacher Kreuz: Eine Stätteder Andacht für Wallfahrer

Die Geschichte von Todtmoos wurde ge -prägt durch die Marienwallfahrt. Die Wall-fahrtskirche mit dem Gnadenbild warschon im 14. Jahrhundert ein Zentrum derMa rien verehrung. Bereits auf dem Wegzum Heiligtum trafen die Pilger auf Stät-ten der Andacht. Eine bedeutende ist dasIbacher Kreuz auf dem Hörnleberg zwi-schen Todtmoos und St. Blasien. Ob sichdie unter dem Totenschädel in den Steingehauene Jahreszahl 1777 auf die Entste-hung des Kunstwerks bezieht, ist unge-klärt. Unbekannt ist auch der Künstler.

Das Ibacher Kreuz hat eine bewegte Geschichte. Es wurde sogar Opfereines Frevels. 1898 wurde es mit Hilfe einer Winde umgerissen. DasGerät gehörte Theodor Bernauer aus Todtmoos-Au, den man sofortinhaftierte. Es stellte sich aber heraus, dass der wahre Täter ein Säge-arbeiter war. Der Frevel war nicht religiös motiviert. Lange Zeit kursier tedas Gerücht, im Ibacher Kreuz sei ein Schatz versteckt. Ein Mönch ausSt. Blasien soll das Geheimnis einer Hausiererin anvertraut haben.Diese sorgte für dessen Verbreitung. Die Hoffnung des Täters wurdeallerdings enttäuscht. Um das Monument danach wieder zu restaurieren,wurde in St. Blasien, Ibach und Todtmoos eine Spendenaktion durch-geführt. Aus St. Blasien kamen 235, aus Ibach 203 und aus Todtmoos227 Mark. Bedenkt man, dass damals ein Webmeister 2 Mark am Tag verdiente, wird deutlich, wie sehr die Menschen der Umgebungan „ihrem“ Ibacher Kreuz hingen. Diese Wertschätzung ist bis heuteungebrochen.

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Ibacher Kreuz

Ibacher Kreuz an der Straßenach St. Blasien

Weitere Informationen

1.000 m Die Quelle

1.600 m Bierkeller und Färberei

Ruhebank, Waldparkplatz

Am Ausgang der Hohwehraschluchtweitet sich das Trogtal von Todtmoos.Hier befinden sich zwei Stätten der Todt-mooser Wirtschaftsgeschichte. Der 50Meter oberhalb befindliche historischeBierkeller wurde um 1800 angelegt. Erbot optimale Bedingungen für die Lage-rung von Bier. Das Eis zum Kühlen wurde

im Eisweiher nahe der heutigen Kläranlage gesägt. Genutzt wurde derBierkeller von den Geschwistern Schmidt. Sie betrieben das früher weit-hin bekannte Alte Schwarzwaldhaus, den heutigen Schwarzwälder Hof,und stellten – wie andere Todtmooser Wirte - ihr eigenes Bier her.

Ebenfalls mit der Familie Schmidt ist die heutige Pension Wehrahof ver-bunden. Hier hatte einer ihrer Vorfahren im 19. Jahrhundert eine Färbereieingerichtet. Man nutzte das Wasser der Wehra zum Färben der Garne undTuche. Im Keller des Anwesens befinden sich immer noch Abflüsse desdamaligen Betriebes. Die Färberei erlebte zur Zeit des Wiener Kongresses(1814/15) in Todtmoos zusammen mit der sog. Zeuglehausweberei einenenormen Aufschwung. Damals stellten Handweber modische Baumwoll-stoffe, sog. Zeugletuche, für Hosen, Kleider, Schürzen, Hemden und Blu-sen her. Diese fanden bis Norddeutschland Absatz. In der Blütezeit zwi-schen 1840 und 1860 waren über 350 Handweber tätig. Mit der Einführungmechanischer Webstühle in den Fabriken des Unterlandes verloren dieTodtmooser Handweber ihre Aufträge. Mit ihnen verschwanden auch dieFärber. Die Zeuglehausweberei erlosch endgültig nach dem 1. Weltkrieg.

Von Gastwirten, Bierbrauern,Färbern und Webern

3Bierkeller und Färberei

Weitere Informationen

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1.600 m Ibacher Kreuz

1.500 m Wallfahrt und Tourismus

300 m bis Busbahnhof; auf dem Weg durch Todtmooser

Hauptstraße Gelegenheiten zur Einkehr in Restaurants

und Cafés

Einkaufsmöglichkeiten; Sparkasse und Volksbank Rhein-Wehra; Wallfahrtskirche am Schönbühl schnell erreichbar (100m)

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Gasthaus zum Schwarzwald

Die Wallfahrtskirche von Todtmoos zählt zu den bedeutenden sakra-len Bauten im südlichen Schwarzwald. Sie ist vom Wehratal-Erlebnis-

pfad, der den Ortskern von Todtmoosdurchquert, nur ca. 100 m entfernt. BeimAnstieg zum Schönbühl sieht man dievorbildlich restaurierten Wallfahrts-stände. Sie gestatten Einblicke in daseinstige merkantile Geschehen rund umdie Wallfahrt. 1627 brannte die im 13.Jahrhundert errichtete und mehrfacherweiterte Kirche nieder.1628 wurde sieneu erbaut und 1757 bis 1759 (Chor)sowie 1770 bis 1778 (restlicher Kirchen-raum) grundlegend restauriert. Die Wes-sobrunner Stukkateure Hans Michael

Hennevogel und Johann Caspar Gigl setzten mit Elementen des spä-ten Rokoko Akzente der Innenausstattung. Bemerkenswert sind auchdie Decken- und Wandgemälde von Anton Morath mit Szenen ausdem Marienleben. Den Umbau von 1770 bis 1778 leitete mit FranzJoseph Salzmann ein großer Baumeister des Südwestens. In seinenHänden lag u.a. die Bauleitung am großen klassizistischen Klosterkir-chenbau in St. Gallen. Den Hochaltar fertigte 1759 Joseph Pflugeraus Birkendorf. Damals wurde das um 1390 geschaffene Gnadenbild,das eigentliche Ziel der Todtmooser Marienwallfahrt, vom rechtenSeitenaltar auf den Hochaltar überführt. 1927/28 wurde die Kirchedurch den Anbau von Seitenschiffen, die harmonisch dem bestehen-den Kirchenraum angegliedert wurden, erweitert. Das 1733 vonJohann Michael Beer der II. von Bleichten erbaute Superioratsge-bäude (Pfarrhaus) ist ebenfalls von kunstgeschichtlichem Interesse.Johann Kaspar Bagnato und Franz Anton Vogel waren an seinerInnenausstattung beteiligt.

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Exkursion

Die Todtmooser Wallfahrts -kirche „Unserer Lieben Frau“

Die Wallfahrtskirche von Todt-moos

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Weitere Informationen

Führungen: Tourist-Info +49 (0) 7674 9060-0

Das Todtmooser Heimatmu-seum „Heimethus“ liegt nurwenige Meter vom Wehratal-Erlebnispfad entfernt auf derlinken Seite der Wehra in derMurgtalstraße. Es präsentiertüber 750 Jahre Ortsgeschichtevon den Anfängen der Wall-

fahrt um 1255 bis zur Neuzeit. In dem über 250 Jahre alten Schwarz-waldhaus, das im Originalzustand erhalten wurde und die typischeSchwarzwälder Ständerbauweise erkennen lässt, gewinnt der Besu-cher einen eindrücklichen Überblick über Arbeit, Leben und Brauch-tum im Schwarzwald.

Das Spektrum der Präsentation reicht von der Volksreligiosität, wie sie sich im Geschehen um die Wallfahrt zeigte, über die Alltagsge-schichte (z.B. Wohnen und Kochen) und das typische SchwarzwälderHandwerk (u.a. die Zeuglehausweberei) bis hin zum Bergbau und zur Glasproduktion, wie sie einst in Todtmoos-Glashütte betriebenwurden. Als wichtige Station des Glasträgerweges besitzt das „Heimet -hus“ mit dem Glasträgerraum sogar einen eigenen Präsentationsortfür dieses interessante Thema der Geschichte des Schwarzwalds. Hierwerden insbesondere die Tracht und Ausrüstung eines SchwarzwälderGlasträgers sowie die früheren Produktionstechniken der Glasherstellungvor Augen geführt. Im „Heimethus“ finden regelmäßig Kulturveran-staltungen sowie handwerkliche Vorführungen (z.B. Glasbläser, Weber,Schindelmacher) statt.

Das „Heimethus“: Vom Lebender Leute „uff�m Wald“

Exkursion

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Weitere Informationen

Öffnungszeiten: ganzjährig geöffnetInfos und Anfragen zu aktuellen Öffnungs zeitenund Gruppenführungen:Tourist-Info +49 (0) 7674 9060-0

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Die Wallfahrt: Grundlage desmodernen TourismusDie Wallfahrtskirche und das Kurhaus Wehratal gehören eng zusam-men. Denn die Marienwallfahrt ist die Grundlage des Todtmooser Tou-rismus. Mit einer Schenkung durch Walther von Klingen beginnt um1260 die Todtmooser Geschichte. Bereits 1255 soll es eine Mariener-scheinung gegeben haben. Urkundlich verbürgt ist der Bau der erstenWallfahrtskirche aus Stein 1268. Danach verbreitete sich rasch der Rufder wundertätigen Gottesmutter. Mit den Pestepidemien nahm dieBedeutung der Wallfahrt zu. So pilgerten über 1.000 Baseler 1439 inBegleitung von 22 Priestern nach Todtmoos, um von der Gottesmutterein Ende des „schwarzen Todes“ zu erbitten, der damals in Baselwütete. Im wundergläubigen Barock erlebte die Todtmooser Wallfahrtihre größte Blüte. Tausende Pilger bevölkerten damals das Schwarz-walddorf. 1787 kam es im Zeichen der Aufklärung zwar zu Einschrän-kungen. Trotzdem blieb die Todtmooser Wallfahrt bis heute erhalten.

Die vielen Pilger mussten verpflegtund untergebracht werden. Rund umdie Wallfahrtskirche entstanden Gast-höfe und Herbergen. Der älteste wardas heutige Hotel-Restaurant „Maien“.1662 gab es das Wirtshaus der Leut-priesterei Todtmoos. 1725 ist vom„Löwen“, 1781 vom „Adler“ die Rede.

Weiter zu nennen sind die „Sonne“, die „Blume“ und die „Krone“.Auch das Heimatmuseum „Heimethus“ war eine Herberge. Entstandendurch die Wallfahrt schufen die Gasthöfe und Herbergen die gastro-nomische Grundlage des heutigen Tourismus.

Weitere Informationen

1.500 m bis Bierkeller und Färberei

800 m bis Todtmooser Kurwesen

500 m flussabwärts Einkaufsmöglichkeit im Schmidt�s Markt

Kurhaus Wehratal mit Tourist-Info und Gaststätte; gepflegter Kurpark mit Ruhebänken und Kunstwerken; Kinderspielplatz

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Wallfahrt und Tourismus

Hornusser Wallfahrt 2005: Der Pilgerzug ist fast am Ziel.

1901 begann mit der Einwei-hung des Lungensanatoriums„Wehrawald“ eine neue Zeit inTodtmoos. Das Kurwesen – be -gleitet vom Tourismus – wurdezum wichtigsten Faktor. Vorallem durch die Verbesserungder Verkehrsanbindungenkonnte sich Todtmoos zum heil-klimatischen Kurort entwickeln.

„Wehrawald“ galt als Muster der „Bau- und Einrichtungshygiene“.Hier suchten reiche Patienten aus dem In- und Ausland Heilung vonder Tuberkulose. Todtmoos genoss als „Deutsches Davos“ internatio-nales Ansehen. 1928 kam die Klinik an die Reichsversicherungsan-stalt. 1954 ging sie in den Besitz der Bundesanstalt für Angestellteüber. 1961 wurde eine neue Thoraxchirurgische Klinik erbaut. DerSchweizer Chirurg Dr. Hans Good machte Todtmoos in Fachkreisenweltbekannt. Er führte die Lungenresektion (Entfernung eines Lun-genteils) als Routineoperation ein.

1979 wurde das alte Sanatorium „Wehrawald“ abgerissen. Nachdem1983 der letzte Lungenkranke Todtmoos verlassen hatte, wurde dieThoraxchirurgische Klinik in eine Rehabilitationsklinik umgewandelt.Bereits 1981 war ein größerer Umbau erfolgt. 2002 beschloss dieBundesanstalt für Angestellte den Neubau einer viergeschossigenRehabilitationsklinik. Sie wurde 2005 eingeweiht und bietet 224Patientenzimmer. Behandelt werden Herz-Kreislauf-Erkrankungen,Erkrankungen der Atmungsorgane und bösartige Geschwulsterkran-kungen. So ist Todtmoos auch weiterhin ein attraktiver Standort desmodernen Gesundheitstourismus.

Von der Lungenkur zumGesund heitstourismus

Todtmooser Kurwesen

Weitere Informationen

800 m bis Wallfahrt und Tourismus

2.000 m bis Glasherstellung

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Das Sanatorium „Wehrawald“ um 1910

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Todtmoos-Glashütte

Der Todtmooser Ortsteil Glashütte erhielt seinen Namen durch dieGlasmacher. Die in den 1530er Jahren in Schwarzenbach errichteteGlashütte wurde 1590 hierher verlegt. 1662 kamen die Mönche von St.Blasien in deren Besitz. Die Glasmacherfamilien Siegwart und Zumkeller

sind als Betreiber überliefert. 1790wurde die Hütte stillgelegt, weil dieWaldvorräte erschöpft waren. Um 1 kggrünes „Waldglas“ herzustellen, benö-tigte man 2 Kubikmeter Holz. Dergrößte Teil wurde für die Produktion derPottasche verbraucht. Der für die Glas-herstellung erforderliche Quarzsandwurde in Schwarzenbach gefördert. Das

Wasserglas als dritter Grundstoff der Glasproduktion wurde aus Sodaoder Salpeter gewonnen. Dass einer der Siegwarts in Waldshut wegenseiner Verbindung zur Freiheitsbewegung der Salpeterer arrestiertwurde, legt die Vermutung nahe, dass die Todtmooser Glasmachernicht nur Salpeter vom Hotzenwald bezogen, sondern auch das freiheit-liche Gedankengut der Salpeterer. Der Vorfahre der heute noch in Todt-moos ansässigen Familie Siegwart entkam und gründete in Hergiswilbei Luzern eine Glasfabrik. Auch das legendäre „Glasmännle“ stammteaus Glashütte. Es handelte sich um einen jenerGlasträger, die von Haus zu Haus zogen undGlasprodukte anboten. Das „Glasmännle“diente den Salpeterern als eine Art Advo-kat. Ein Glasträger mit der sog. „Krätze“am Rücken ist im Todtmooser Heimatmu-seum „Heimethus“ ausgestellt. Dorterhält man auch Informationen über dieGlasproduktion in Glashütte. Todtmoosist eine wichtige Station des Glasträger-weges (Broschüre dazu bei Tourist-Info).

Weitere Informationen

2.000 m bis Todtmooser Kurwesen

1.600 m bis Holzfäller und Köhler

ehem. Hüttenplatz am südlichen Ende von Glashütte

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Glasherstellung

Todtmooser Heimatmuseum

Todtmoos-Au – Mitte des18. Jahrhunderts noch alsSchafners Au bezeichnet -ist der südlichste Teilortvon Todtmoos undgeschichtlich eng mit demHotzenwald verbunden.Wie der Ortsteil Glashüttegehörte Todtmoos-Aulange Zeit zur PfarreiHochsal, ehe die Ortschaft

1695 zum Herrischrieder Kirchsprengel kam. Erst 1902 erfolgte derÜbergang zur Pfarrei Todtmoos. In diesen alten kirchengeschichtli-chen Beziehungen spiegelt sich die Besiedlung und Erschließung vonTodtmoos-Au wider. Sie erfolgte nämlich vom Hotzenwald her. DieWehraschlucht war bis zum Bau der Wehratalstraße Mitte des 19.Jahrhunderts nicht passierbar. Die Wehra markierte in Todtmoos-Aulange Zeit auch die Landesgrenze. Während der östliche Teil vorder-österreichisch war, gehörte der zu Gersbach zählende westliche zurMarkgrafschaft. Bis weit in unsere Zeit blieb diese alte Grenze erhal-ten. Erst zu Beginn des Jahres 1977 wurde auf Wunsch der Bevölke-rung der westliche Teil – mit Ausnahme der am Eingang zur Wehra-schlucht liegenden untersten Säge – der Gemeinde Todtmoos bzw.dem Landkreis Waldshut einverleibt. Die wirtschaftliche Bedeutungvon Todtmoos-Au ist nicht nur mit den hier angesiedelten Sägewer-ken verbunden. Der Weiler profitierte auch von der wichtigen west-östlichen Querverbindung zwischen dem Wiesental und dem Hotzen-wald, später von der Wehratalstraße. Daher ist es kein Zufall, dassTodtmoos-Au mit Gottfried Zumkeller einen Pionier des Schwarzwäl-der Personenverkehrs hervorgebracht hat (Siehe dazu 8. Station).

Todtmoos-Au

Exkursion

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Blick auf Todtmoos-Au mit St. Josefskapelle

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Von Holzfällern, Köhlern und Sägewerken

Die Tanne im Todtmooser Wappen steht nicht nur für die frühereZugehörigkeit zur Grafschaft Hauenstein. Darüber hinaus kündet sievom Waldreichtum, dem Todtmoos seine Entstehung verdankt. Schonin der Wallfahrtslegende kommt eine Tanne vor. Sie wurde gemäß derÜberlieferung von einem Priester und einem Tellermacher 1255 amSchönbühl gefällt. Wo ihre Spitze niederging, bauten sie die ersteWallfahrtskapelle – aus Holz.

Hier kommt zum Ausdruck, dass das Todtmooser Hochtal wegen sei-nes Holzreichtums erschlossen wurde. Die Eisenwerke in Wehr benö-tigten Unmengen an Holz. Es wurde mittels der Scheitholztrift auf der

Wehra hinuntergeschafft. LangeZeit war die Holzwirtschaft derwichtigste Erwerbszweig. Holzfäl-ler und Köhler sorgten für Nach-schub. Im 17. Jahrhundert war dieGlasbläserei in Todtmoos-Glas-hütte der größte Abnehmer. Um

1 kg grünes „Waldglas“ herzustellen, benötigte man 2 m3 Holz, daszu Pottasche, einem Grundstoff der Glasproduktion, verarbeitetwurde.

An der Wehra, vor allem in Todtmoos-Au, siedelten sich Klopfsägenan. Hier gab es einmal acht Sägen. Davon sind heute noch die Huber-Säge sowie die Sägewerke Trötschler, Zumkeller und Eckert aktiv.Auch die Bürstenfabrik Maier verwendet Holz zur Herstellung ihrerProdukte. Da sich im Zeichen ökologisch bewussten Wirtschaftensund der weltweit steigenden Nachfrage heimisches Holz als Bau- undBrennstoff wieder zunehmender Beliebtheit erfreut, dürfte die Todt-mooser Holzwirtschaft gute Zukunftsperspektiven haben.

Weitere Informationen

19

Holzfäller und Köhler

1.600 m bis Glasherstellung

1.200 m bis Schwarzwaldpionier G. Zumkeller

Einkehrmöglichkeit in Todtmoos-Au

Unterhalb von Todtmoos-Aubeginnt die Wehraschlucht mitihren senkrecht in den Himmelragenden Felsformationen.Noch einmal öffnet sich das Taldem Sonnenlicht. Dann verschwin -det die Wehra in der dunklenSchlucht. Eng mit der Geschichtedes südlichsten Ortsteils von

Todtmoos verbunden ist der Name eines Mannes, der große Verdien-ste um die wirtschaftliche Entwicklung seiner Heimat erworben hat:Gottfried Zumkeller (1872 – 1951). Er lebte im Gasthaus „Hirschen“,gleich rechts am Ortseingang. Als umtriebiger Gastwirt und Unter-nehmer war er Praktiker und Visionär zugleich.

Nachdem man Wehr und Todtmoos Mitte des 19. Jahrhunderts durchdie Wehratalstraße verbunden hatte, sorgte er für den Post- und Per-sonenverkehr. Anfangs mit offenen Pferdewagen und Postkutschen,seit 1912 mit einem motorisierten Bus. Neue Kundschaft erhielt erdurch den Bau der Wehratalbahn 1890. Nun reisten Sommerfrischlerüber Wehr hinauf nach Todtmoos seit 1901 auch Lungenkranke, dieim Sanatorium Wehrawald Heilung suchten.

Doch damit begnügte sich Zumkeller keineswegs. Er war auch einPionier der Elektrifizierung und nutzte die Wasserkraft der Wehra zurStromerzeugung. Insofern kann man in ihm einen Vorläufer der Schluch -seewerk AG sehen, die seit 1976 am Ausgang der Wehraschlucht eingewaltiges Pumpspeicherwerk betreibt. Der Wehratal-Erlebnispfadführt nach einem Anstieg über die östlichen Höhen der Schluchtdurch das einzigartige Bannwaldgebiet zu dieser imposanten Anlage.

Todtmoos-Au: Heimatort Gottfried Zumkellers

8Schwarzwaldpionier Zumkeller

Weitere Informationen

1.200 m bis Holzfäller und Köhler

6.500 m bis Waldgesellschaften im Bannwald

6.300 m bis Bau der Wehratalstraße

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Gottfried Zumkeller mit seiner Post-kutsche um 1910

9

Die Erschließung der Wehraschlucht

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Bau der Wehratalstraße

Die alte Steinbrücke über die Wehra ist ein Relikt der ersten Wehratal-straße, deren Bau 1848 begonnen wurde. Der Parkplatz bietet einenEinstieg hinauf zum Wehratal-Erlebnispfad, der hier dem Ehwaldwegfolgt. Dieser wurde ebenfalls im 19. Jahrhundert angelegt und dienteder Holzabfuhr. Heute ist er in weiten Teilen von einem urwüchsigenBannwald umgeben. Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war dieWehraschlucht für den Verkehr unpassierbar. Einzig Holzfäller und Flö-

ßer durchquerten sie. Da die Pas-sage gefährlich war, plante dieForstverwaltung 1835 den Baueiner Straße. Im Krisenjahr 1848erinnerte man sich des Projekts.Als Arbeitsbeschaffungsmaß-nahme wurde der Straßenbaubegonnen. Sie wurde 18 Fuß (= 5,4 Meter breit) angelegt und

musste teilweise in den Fels gesprengt werden. 1849 wurde sie demVerkehr übergeben. Wenig später riss ein Hochwasser Teilstücke weg.Die Planer hatten die Trasse zu tief gelegt. Dieser Fehler wurde1851/52 korrigiert.

Allein zwischen 1854 und 1860 konnte die Bezirksforstei St. Blasiendurch die neue Straße ihre Einnahmen von 30.000 auf 82.000 Guldenpro Jahr steigern. Die Verbindung zwischen Wehr und Todtmooswurde durch eine Postkutschenlinie 1865 gefestigt. Nach der Erbau-ung des Sanatoriums Wehrawald 1901 verkehrte sie dreimal täglich.1912 betrieb der Hirschen-Wirt Gottfried Zumkeller aus Todtmoos-Audie erste Autobuslinie. Sie ging 1921 an die Reichspost über. Ohnedie Wehratalstraße hätte Todtmoos viel schlechtere Chancen gehabt,sich zu einem bedeutenden Tourismus- und Kurzentrum zu entwickeln.

Weitere Informationen

2.100 m bis Waldgesellschaften im Bannwald

6.300 m bis Schwarzwaldpionier Zumkeller

Die Wehratalstraße ermöglichte denTransport von Lang holz, das früher mitgroßer Mühe geladen wurde.

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Vielfalt auf kleinem Gebiet

Waldgesellschaften im Bannwald (Ehwaldhütte)

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Durch die zahlreichen unterschiedlichen Standorte, die im Bannwaldwegen der kleinräumigen Änderungen von Klima und Boden entste-hen, kommt es zu einer Vielzahl von Waldgesellschaften. Vier sind imBannwald besonders häufig:

Den Hainsimsen-Eichenwald gibt es im Bannwald in verschiedenen For-men. So den „grasreichen Eichenwald“ auf Flächen mit aufliegendenGesteinen („Halden“) und Südexposition mit krüppeligen Eichen undeiner starken Grasschicht. Den „artenarmen Eichenwald“ findet manauf Felsen sowie an südexponierten Hängen. Die Traubeneiche tritt hiergemeinsam mit Heidelbeere und geschlängelter Schmiele auf. Der„Heidekraut-Eichenwald“ erstreckt sich an den heißesten Stellen direktauf den Felsen. Die knorrigen und kleinen Eichen treten mit Heidekrautund Felsen-Lichtnelke auf.

Der Hainsimsen-Buchenwald be herrschtden oberen Teil der Westflanke desBannwaldes mit nährstoffarmen Böden.Die charakteristische Artenkombinationbesteht aus Traubeneiche, Rotbucheund Weißtanne gemeinsam mit ge -schlän gelter Schmiele und Heidelbeere.

Der Tannen-Buchenwald spielt auf der kälteren Ostseite die größte Rolle.Die Baumschicht setzt sich aus Buche und Tanne zusammen. In der Kraut-schicht dominiert Wald-Schwingel, Wald-Hainsimse und Hasenlattich.

Der Ahorn-Eschen-Schluchtwald bildet sich an feuchten und schatti-gen Gebirgsschluchten. Er hat eine bunte Baumartenmischung. Manfindet Sommerlinde, Esche, Feldulme und Bergahorn zusammen mitAlpen-Johannisbeere und Haselnuss.

Weitere Informationen

6.500 m bis Schwarzwaldpionier G. Zumkeller

1.100 m bis Geologie und Gamswild

2.100 m bis Bau der Wehratalstraße

Rastmöglichkeit an der Ehwaldhütte

Brunnentrog

Felspartien: Lebensraum für Gamswild

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Geologie und Gamswild (Felsenhütte)

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Hotzenwald und Wehratal gehören geologisch zum Südschwarzwald,wobei die Wehraschlucht auf reine Erosionstätigkeit der Wehrazurückzuführen ist. Im Laufe der Eiszeiten strömte immer wieder Glet-scherwasser das Tal hinunter und formte die tiefe Schlucht. Ihre bizar-ren Felsformationen bestehen aus hartem Syenit.

Auf dem felsigen Untergrund findetdie Gams einen guten Lebensraum.Durch ihre spreizbaren Hufe und diekräftigen Läufe ist sie optimal an stei-les Gelände angepasst. Im Hoch-schwarzwald wurde das Gamswild vomMenschen eingebürgert. In den1950er Jahren wanderte es in das

Wehratal ein. Damals wurde der Bestand auf ca. 10 Tiere geschätzt.Heute liegt er deutlich darüber. Kerngebiet ist der Bannwald.

Weibliche Gamsen („Geiß“) leben mit den Jungtieren in Rudeln, getrenntvon den männlichen Tieren („Böcke“). Nur zur Paarungszeit im Spät-herbst stoßen die Böcke hinzu. Im Mai kommen die Jungen („Kitze“ ) zurWelt. Schon nach zwei Jahren können sie eigene Nachkommen zeugen.Gamsen ernähren sich von pflanzlicher Nahrung. Je nach Gebiet undJahreszeit werden Kräuter, Gräser, Flechten oder Knospen und Blättervon Sträuchern und Bäumen gefressen. Die Tiere sind sehr genügsam.

Da Gamsen einen starken Einfluss auf die Verjüngung einzelner Baumar-ten im Bannwald haben, werden sie von Anfang August bis Mitte De zem -ber bejagt. So wird sichergestellt, dass nicht das Gamswild die zukünf-tige Vegetationszusammensetzung des Bannwaldes bestimmt.

Weitere Informationen

1.100 m bis Waldgesellschaften im Bannwald

500 m bis Naturschutz im Bannwald

Rastmöglichkeit an der Felsenhütte

herrlicher Blick in die 300 m tiefer liegende Schlucht

Gamsgeißen im Tiefschnee

Natur-, Landschafts- und Artenschutz

12Naturschutz im Bannwald (Heuelhütte)

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1970 wurde ein Teil der Wehraschlucht zum Bannwald erklärt. Zweckder Ausweisung war der Schutz ungleichartiger Laub- und Nadelholz-mischbestände auf den extremen Steilhängen und Felspartien. Fernersoll die Weiterentwicklung des natürlichen Baumartenverhältnisses anverschiedenen Standorten wissenschaftlich beobachtet werden.

Außerdem ist der Bannwald...

...Naturschutzgebiet: Schutzzweck istdie Erhaltung eines naturnahen Land-schaftsteiles von besonderer Eigenartund Schönheit mit hervorragender

Bedeutung für die Wissenschaft. Er dient als Lebensraum für zahlreicheseltene und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten....Natura 2000-Gebiet: Dies ist ein europäisches Schutzgebiets-system, das die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Europa zum Zielhat. Im Bannwald sind besonders die Schlucht-, Hangmisch- und Auewälder schützenswert....Bodenschutzwald: Es handelt sich hierbei immer um Wald aufrutschgefährdeten Flächen. Entwaldungen bergen in solchen Gebie-ten eine akute Gefahr von Bodenabtragung. Der Wald verhindert hierLandschaftsschäden....Teil des Naturparks Südschwarzwald: Naturparks sind großräu-mige Gebiete, die als vorbildliche Erholungslandschaften zu entwik-keln und zu pflegen sind.

Außerdem schließt sich ein Schonwald im Nordosten an. Dieser mussals Schutzzone für den Bannwald bewirtschaftet werden. Schließlichgrenzen drei Landschaftsschutzgebiete an den Bannwald. Diese wurdenwegen des Erosionstales mit seinen herrlichen Landschaftsbildern undschönen Mischwäldern ausgewiesen.

Weitere Informationen

500 m bis Geologie und Gamswild

2.000 m bis Geschichte des Bannwalds

200 m bis zur 300 Jahre alten Zwillingsbuche

Rastmöglichkeit an der Heuelhütte

Die Geschichte des Bannwaldsin der Wehraschlucht

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Geschichte des Bannwalds (Sandhütte)

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Der Teil westlich der Wehra war bis1920 Eigentum von Bauern.Neben der Brennholznutzung hatauch die Herstellung von Holz-kohle eine Rolle gespielt. Nach-dem die Waldungen an ein Säge-werk verkauft worden waren,erwarb das Land Baden 1926 die

Flächen. Seitdem erfolgen nur noch geringe Eingriffe. Im östlichenTeil, der seit 1608 Staatswald ist, gab es bis Mitte des 19. Jahrhun-derts keine Wege. Hier handelte es sich um reinen Urwald. Holznut-zungen spielten wegen des felsigen Geländes keine Rolle. In denleichter zugänglichen Teilen des Ehwalds wurde allerdings im ausge-henden Mittelalter Holz für das Wehrer Eisenwerk geschlagen. Um1860 begann man mit dem Wegebau. Der Wald sollte wirtschaftlichergenutzt werden. Die beiden Tunnels des „Ehwaldwegs“ wurden 1885in den Berg gesprengt. Trotz des Wegebaus beschränkten sich dieEingriffe auf ein geringes Maß. Der letzte Hieb fand 1952 statt.

Die natürliche Zusammensetzung der Baumarten konnte bis heute fastunverändert erhalten bleiben. Aufforstungen sind aus keiner Zeitbekannt. 1970 wurde das Gebiet zum Bannwald erklärt. 1982 erfolgtennochmals eine leichte Vergrößerung sowie die Ausweisung als Natur-schutzgebiet. Die forstwirtschaftliche Nutzung war also im gesamtenBannwaldgebiet über die Jahrhunderte hinweg sehr gering. Solcheurwaldartigen Wälder sind die Ausnahme in Mitteleuropa. Sie für nach-folgende Generationen zu erhalten, ist eine wichtige Aufgabe in unse-rer Zeit des intensiven menschlichen Einflusses auf die Natur.

Weitere Informationen

2.000 m bis Naturschutz im Bannwald

1.600 m bis Einstiegstafel Bannwald

1.000 m Bushaltestelle beim Betriebsgebäudeder Schluchseewerk AG

Rastmöglichkeit an der Sandhütte

H

Der Bannwald in der Wehraschluchtzählt zu den imposanten Naturland-schaften Südbadens. In den steilenSchluchtpartien hat sich über Jahrhun-derte hinweg ein einzigartiger Urwaldgebildet. Hier kann der Wald in seinerursprünglichen Form erlebt werden.Der Bannwald steht unter Natur- und

Landschaftsschutz. Vier Stationen des Wehratal-Erlebnispfades befin-den sich an folgenden Hütten: Sandhütte, Heuelhütte, Felsenhütteund Ehwaldhütte. Die nicht ganz 5 Kilometer lange Wegstrecke ander Ostseite der Wehraschlucht, die Meyers Naturführer Südschwarz-wald zu den „eindrucksvollsten Gebirgstälern in Deutschland“ zählt,bietet herrliche Landschaftsbilder. Auf dem Weg befindet sich eineüber 300 Jahre alte Zwillingsbuche.

Die Wehraschlucht kann auch in einem Rundkurs (ca. 12 km) erwan-dert werden. Über die Krone des Staudamms führt der Weg an derwestlichen Seite der Schlucht hinauf in Richtung Mettlenhöfe/Gers-bach. Dieses ca. 7 km lange Stück gehört zu dem ebenfalls mit Hilfedes Naturparks Südschwarzwald eingerichteten Schluchtenpfad Stüh-lingen-Wehr. Der Pfad führt durch den Bannwald und ist von hoherQualität (naturbelassen!). Wanderer sollten trittsicher sein. An einigenStellen sind Ausblicke auf die wilde Schluchtenlandschaft geschaffenworden. An der Ehwaldbrücke (steinerne Brücke) quert dieses Stückdes Schluchtenpfades die Wehra sowie die Landstraße nach Todt-moos, um dann in den Wehratal-Erlebnispfad zu münden. Hier be -findet sich auch die 9. Station des Wehratal-Erlebnispfads (Bau der Wehratalstraße).

Einstieg zum Bannwald/Schluchtenpfad

14Bannwald: Einstiegstafel

Weitere Informationen

1.600 m bis Geschichte des Bannwalds

450 m Fischbestand in der Wehra

600 m Bushaltestelle beim Betriebsgebäude Schluchseewerk AG

Ruhebank an Station und im Bereich des Staudammes

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H

Das Felsenhüttle im Bannwald

Das Pumpspeicherwerk derSchluchseewerk AG

Das Pumpspeicherwerk der Schluchseewerk AG wurde 1976 inBetrieb genommen. Es gehört zur sog. Hornbergstufe, die aus demHornbergbecken, dem Wehrabecken, der Kaverne mit den gewalti-gen Turbinen sowie aus verschiedenen Stollen und Leitungenbesteht. Die Aufgabe des Pumpspeicherwerks besteht darin, die täg-lichen Schwankungen des Energiebedarfs durch hochwertige Spitzen-energie auszugleichen. Diese wird hergestellt, indem das Wasser, dasin Zeiten von Überschussstrom in das Hornbergbecken hinaufge-pumpt wurde, in Zeiten hohen Verbrauchs in die vier Turbinensätzeder Kaverne (220 m lang, 35 m breit, 19 m hoch) hinabgeleitet wird.

Das Hornbergbecken hatein Fassungsvermögenvon ca. 4 Mio. m3. Die Fall-höhe beträgt ca. 640 m.Die Anlage bringt eineLeistung von fast 1.000MW. Ihr Bau in den 1960erund 1970er Jahren ist bisheute eine ingenieurtech-

nische Meisterleistung von Weltrang. Ergänzt wird das Pumpspeicher-werk durch ein kleines Sperrenkraftwerk unterhalb des Staudammes.Es wurde 2000 in Betrieb genommen und setzt den bis dahin unge-nutzten Wasserabfluss in eine Leistung von 1,135 MW um.

Das Pumpspeicherwerk der Schluchseewerk AG ist für die Stadt Wehrvon großer wirtschaftlicher Bedeutung. Als Faktor einer auf Nachhal-tigkeit ausgelegten Energiepolitik stärkt es den Wirtschaftsstandort.Durch die reizvolle Lage des Wehrabeckens ist es darüber hinaus zueinem touristischen Magnet geworden.

Weitere Informationen

H

1.600 m bis Geschichte des Bannwalds

450 m bis Fischbestand in der Wehra

600 m Bushaltestelle bei BetriebsgebäudeSchluchseewerk AG

Ruhebänke im Bereich des Staudammes

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Kavernenkraftwerk

15

Stausee Wehraschlucht

Aus fischereifachlicher Sicht ist dieWehra ein Mittelgebirgsbach, dervon 11 Fischarten und einer Krebs-art bevölkert wird. Man findet Bach-forelle, Groppe, Döbel, Gründling,Äsche, Schneider, Trüsche, Barbeund Aal sowie die aus Nordame-

rika eingeführte Regenbogenforelle und den ebenfalls von dort stam-menden Signalkrebs.

Im oberen Bereich bis zum Stausee ist die Wehra ein reiner Gebirgs-bach. Das naturbelassene Bett ist reich strukturiert mit Pools und Rif-fles, Schnellen und tiefen Gumpen. Hier in der oberen Forellenregionfinden Bachforelle und Groppe einen optimalen Lebensraum. Beidezeigen die hervorragende Güte des Bachwassers an. Der Stauseeunterbricht das Kontinuum der Wehra. Der Unterlauf zählt bis zumBrennet-Wehr zur unteren Forellenregion. Die Wasserqualität istimmer noch relativ gut. Doch wird der Lebensraum der Fische durchdie starke Verbauung und die industriell genutzten Ausleitungskanälesehr eingeschränkt. Der Mündungsbereich unterhalb des Brennet-Wehrs gehört zur Äschenregion. Es handelt sich um ein wichtigesLaich- und Aufzuchtgebiet von Äschen, die ohne Besatz vorkommen.Hier findet man auch Rhein-Fischarten wie Döbel, Gründling, Äsche,Schneider und Barbe.

Der Angelsportverein Wehr ist von der Wehratalsäge bis zur Mündungfür die Pflege der Wehra und ihres Fischbestandes verantwortlich.Dies geschieht auf der Grundlage eines biologisch fundierten Hege-plans. Darüber hinaus wird vor allem die schrittweise Beseitigung derWanderhindernisse im Flussverlauf angestrebt.

Die Wehra als Fischgewässer

16Fischbestand

Weitere Informationen

450 m bis Einstiegstafel Bannwald und Tafel Kavernenkraftwerk

750 m bis Färberei Hummel

500 m flussabwärts Ruhebank

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Groppe im Oberlauf

Wolfgangskapelle, Kloster Klin-gental, Burgruine Bärenfels

In Sichtweite (100 m) von der Station 17 „Färberei Hummel“ entferntliegt die Wolfgangskapelle. Die über dem Eingang angebrachte Jahres -zahl 1486 verweist auf den Neubau oder sogar auf eine Renovation.Die Wolfgangskapelle liegt in der Nähe des Klosters Klingental, das1256 von Walther von Klingen gestiftet wurde. Mauerreste wurden im Bereich des Schwimmbads gefunden. Walther bot durch seinebedeutendste Stiftung den Nonnen aus Häusern/Elsass, wo damalsviele Fehden das Klosterleben erschütterten, den Schutz des ruhigenWehratals. Da dieses aber bald in die kriegerischen Auseinanderset-zungen zwischen Rudolf von Habsburg und dem Bischof von Basel

gezogen wurde, verlegten dieNonnen 1274 ihr Kloster nachBasel. Es erlebte glanzvolle Zeitenund wurde im Zuge der Reforma-tion säkularisiert. Noch bis 1819kam die Stadt Basel beim Unter-halt der Wehrer Martinskirche al -ten Verpflichtungen aus der Früh-zeit des Klosters Klingental nach.

Das Kloster lag an einem alten Weg, der hinauf zum Hotzenwaldführte. Er wurde gesichert von Burg Steinegg, auch Bärenfelsgenannt. Die Burg entstand im Zusammenhang mit der Kolonisationdes westlichen Hotzenwaldes. Den Namen „Bärenfels“ erhielt siedurch das Basler Rittergeschlecht der Herren von Bärenfels, die sie alsLehen der Markgrafen von Hachberg besaßen. Vom Turm der Burg-ruine aus bietet sich ein herrlicher Panoramablick vom Wiesental überdie gewellte Karstlandschaft des Dinkelbergs bis weit hinein in dieBergzüge des Schweizer Jura.

Weitere Informationen

100 m von Station 17 Färberei Hummel entfernt

2.500 m bis Burgruine Bärenfels

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Exkursion

E

Die Wolfgangskapelle von 1486

Franz Xaver Hummel zählte zuden Pionieren der Wehrer Tex-tilindustrie. Der 1829 in Gutachgeborene Färber kam 1866nach Wehr. Er erwarb im Orts-teil „Flienken“ die BierbrauereiVögele und richtete in ihr eineFärberei ein. Da die Wasser-kraft nicht ausreichte, siedelte

Hummel hierher - auf die sog. Ochsenmatt – um. Das Wasser der Wehranutzte er durch eine neue Turbinenanlage. Hummel starb 1883. SeinSohn Eugen (geb. 1864) übernahm das Werk, modernisierte es 1904und stellte von der traditionellen Strangfärberei auf Gewebefärbereium. Die Färberei Hummel war als Lohnveredler auch für die BRENNETtätig. Eugen Hummel starb 1919 an der „Spanischen Grippe“. Diegeschwächte Firma wurde 1921 von der Zell-Schönau AG übernommen.Nach der Modernisierung 1950/51 wurden bis zu 600 Beschäftigtegezählt. Doch die Krise der Textilindustrie traf auch das Wehrer Werkder „Zell-Schönau“.

1989 wurde es an die „Drews Textilwerke“ verkauft. Trotz großer Inves -titionen wurde das Unternehmen 2002 aufgegeben und die Produktionin die ostdeutschen Länder verlagert. Damit war das Schicksal einesder ersten großen Wehrer Textilunternehmen besiegelt.

Seit 2004 sorgt die Firma Frisetta aus Schönau/Schwarzwald alsKunststoff-Produzent für neues Leben in den Fabrikhallen. Somit istdie Geschichte dieses Standorts ein gutes Beispiel für den Struktur-wandel der Wirtschaft im Wehratal.

Ein Pionier der Textilveredelungin Wehr

17Färberei Hummel

Weitere Informationen

750 m Fischbestand in der Wehra

550 m Webteppiche WEHRA AG

Ruhebank vor Werkseinfahrt Firma Frisetta/RECOM

300 m flussabwärts bis Freizeitanlage der Stadt Wehr mit Hallen/Freibad, Stadion, Minigolf/Kiosk, Hotel Klosterhof

100 m bis Wolfgangskapelle

2.500 m bis Burgruine Bärenfels

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Die Färberei Hummel um 1874

Webteppiche aus Wehr: Ein Verkaufsschlager weltweitWebteppiche aus Wehr genossen einst legendären Ruf. Formschön,robust und preiswert galten sie als Investition für�s Leben. Hergestelltwurden sie in der WEHRA AG. Obwohl die renommierte Firma die Kriseder Textilindustrie nicht überstand, ist ihre Geschichte bemerkenswert.

1871 gründeten Wilhelm Neflin und Karl Friedrich Rupp eine Plüsch-fabrik. Sie nutzten zum Antrieb der Webstühle den Gewerbekanal,der seit alter Zeit das ca. 500 m flussabwärts gelegene Wehrer Eisen-werk mit Wasser versorgte. Die protestantischen Unternehmer stießenauf den Widerstand der katholischen Bauern. Diese befürchteten eineVerschmutzung der Wehra. Doch man gewöhnte sich an die neueIndustrie, die Brot und Arbeit bot.

Als 1907 der Herforder TeppichspezialistAlfred Hauber in das Unternehmen ein-trat, begann die Erfolgsgeschichte derWebteppiche aus Wehr. Die Firma wurde1921 in eine Aktiengesellschaft im Besitzder Familien Hauber und Rupp umge-wandelt. Im 2. Weltkrieg ruhte die Pro-duktion über mehrere Jahre.

Nach dem Krieg konnte die WEHRAAG an alte Erfolge anknüpfen. Da es

aber zu einem Zerwürfnis der Besitzerfamilien kam, war der Abstiegnicht aufzuhalten. 1992 wurde die WEHRA AG aus dem Handelsregistergestrichen. Ab 1996 wurde das Wehra-Areal von privaten Investorenin einen Gewerbepark umgewandelt, der heute eine Vielzahl vonHandwerks- und Handelsbetrieben beherbergt.

Weitere Informationen

550 m bis Färberei Hummel

650 m bis Eisenwerk und Weberei

Ruhebank in der Nähe

250 m flussaufwärts Freizeitanlage mit Hallen/Freibad, Stadion, Minigolf/Kiosk, Hotel Klosterhof

300 m flussabwärts Gasthaus Sternen und Schmidt�s Markt

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Webteppiche

18

Wo heute die BRENNET AG Buntgewebeherstellt, loderte früher der Hochofen desWehrer Eisenwerks. Das Holz für die Schmel-zen kam vom Schwarzwald, das Eisenerz ausdem Fricktal, das Wehrawasser diente zumBetrieb der Pochen und Eisenhämmer.

Eine Eisenschmelze wird 1303 erstmalsurkundlich erwähnt, eine Hammerschmiedeauf dem Gelände der BRENNET AG 1563.Der „Hammer“ in Wehr ging im 30jährigenKrieg ein. Er wurde aber später wieder in

Betrieb genommen. Die Besitzer wechselten mehrfach. Doch alle hat-ten mit dem Nachschub von Holzkohle zu kämpfen. Um einen Zent-ner Eisen herzustellen, war die 20fache Holzmenge nötig. Trotz dieserProbleme setzte im 18. Jahrhundert die fabrikmäßige Produktion vonEisen ein. Der Basler Philipp Merian brachte den Betrieb zu Beginndes 19. Jahrhunderts nach Phasen der Stagnation zur erneuten Blüte.Er verkaufte das Werk 1819 an den badischen Staat.

Alle Versuche, gegen die modernen Eisenhütten an Saar, Sieg undRuhr zu bestehen, scheiterten. Das Werk wurde 1863 vom SchweizerTextilfabrikanten Franz Anton Baumgartner ersteigert. Er richtete eineWeberei ein, die 1888 von der BRENNET übernommen wurde. DieEisenproduktion war ein Wegbereiter der Textilindustrie. Das WehrerWerk der BRENNET wurde mehrfach modernisiert. Eine durchgrei-fende Umgestaltung erfuhr es in den 1990er Jahren. Im Zuge derBaumaßnahmen wurde auch das alte Herrenhaus renoviert und dasTextil- und Industriemuseum der BRENNET AG eingerichtet.

Vom Eisenhammer zum Webstuhl

19Eisenwerk und Weberei

Weitere Informationen

650 m bis Webteppiche WEHRA AG

950 m bis Papierfabrik Lenz

350 m flussaufwärts bis Gasthaus Sternen

200 m flussabwärts bis Ruhebank nahe Storchensteg

500 m flussabwärts bis Mediathek und Tourist-Info

600 m bis Textilmuseum BRENNET AG

500 m bis Sagenpfad am Schlössle (Ruine Werrach)

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Textilmuseum der BRENNET AG

Am Storchensteg zweigen vom Wehratal-Erlebnispfad zwei Wege ab.Der eine führt hinauf zum Sagenpfad am Schlössle, der andere über denStorchensteg in die Wehrer Innenstadt, wo das Textilmuseum der BREN-NET AG zu einem Besuch einlädt. Es liegt am oberen Ende der Haupt-straße. Ehe man es erreicht, passiert man das sog. Storchehus: ein impo-santer spätgotischer Bau mit Treppengiebeln. Auf dessen Vorplatz stehtdie Bronzeplastik „Viola“, eine Hommage des bekannten Bildhauers Jür-gen Goertz an Anne-Sophie Mutter, die Ehrenbürgerin der Stadt Wehr.

Das Textilmuseum derBRENNT AG ist mit ca. 700Quadratmetern Ausstel-lungsfläche eine der größ-ten privaten Einrichtungendieser Art in Baden-Würt-temberg. Es präsentiertnicht nur die Geschichteder BRENNET AG, sondern

gewährt auch Einblicke in die Entwicklung der südbadischen Textilin-dustrie seit dem 18. Jahrhundert. Es ist lebendig gestaltet. TypischeSituationen der Textilproduktion werden mit Puppen nachgestellt.Viele originale Maschinen, Werkzeuge, Textilien und andere Objektesind mit informativen Texten versehen. Liebevoll gefertigte Modelle,farbige Musterbücher, historische Fotografien und Plakate sowie zahl-reiche Dokumente zeigen Leben und Arbeit vergangener Tage.

Das Textilmuseum ist verbunden mit dem Fabrikverkauf der BRENNETAG. Ein Teil des Eintritts wird dort rückvergütet. Hemden, Bettwäsche,Spannbetttücher und vieles mehr wird zu günstigen Preisen geboten.Direkt daneben liegt das historische Gasthaus „Zur Krone“, wo 1848der badische Revolutionär Gustav von Struve verhaftet wurde.

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Exkursion

E

Weitere Informationen

Textilmuseum der BRENNET AGIm Hammer 2 · 79664 WehrÖffnungszeiten bei der Tourist-Info Wehr Tel. +49 (0) 7762 808-601.Faltblatt sowie Buchung von Gruppenführungen ebenfalls dort.

Der Sagenpfad auf Burgruine Wer-rach (im Volksmund auch Schlösslegenannt) besteht aus 13 großenStahlreliefs und ist eine Station desWehratal-Erlebnispfades. Er wurde –wie der Erlebnispfad – vom NaturparkSüdschwarzwald gefördert. Die Burg-ruine Werrach ist die Keimzelle derGeschichte Wehrs. 1092 wird sieurkundlich erwähnt als Sitz des Adal-goz von Werrach, mit dem Wehr indas Licht der Geschichte tritt. In der

zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gehört sie dem MinnesängerWalther von Klingen. 1272 wird sie von Rudolf von Habsburg erobert.Es folgen als Vasallen der Habsburger die Herren von Schönau, diesie im 16. Jahrhundert verlassen und ins Tal ziehen (Altes SchlossWehr). Die Burg verfiel, die Ruine wurde aber seit Gründung der Sek-

tion Wehr des Schwarzwald-vereins im Jahr 1896 vondiesem immer wieder fürBesucher hergerichtet(Wege, Pavillon, Sicherungdes Gemäuers usw.).

Der Sagenpfad beginnt am Aufstieg zum Burgberg an der Werrach-straße. Die 13 farbigen Stahlreliefs, von dem in Wehr geborenenKünstler Willi Raiber gestaltet, behandeln Sagen rund um die Wehravon der Wehraschlucht bis zu ihrer Mündung in den Hochrhein. ImBurghof ist die herrliche Miniatur aus der Manessischen Liederhand-schrift nachgebildet, die Walther von Klingen beim Turnier zeigt. VomPavillon aus hat man einen guten Blick über Wehr. Informationstafelnerschließen die Stadt mit ihren wichtigsten Gebäuden.

Der Sagenpfad auf BurgruineWerrach

20Sagenpfad

Weitere Informationen

Flyer „Der Sagenpfad am Schlössle“ mit Karte vorhanden; Texttafelnvor Stahlreliefs angebracht; nicht rollstuhlgängig; Buchung vonGruppenführungen bei Tourist-Info Wehr Tel. +49 (0) 7762 808-601.

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Die Schlösser der Herren vonSchönau

Nachdem Burg Werrach als Sitz derGrundherrschaft ihren strategischenSinn eingebüßt hatte, zogen die Herrenvon Schönau in das Tal, wo sie 1570–74unter Hans Jakob von Schönau dasAlte Schloss erbauten. Heute wird esvon der Stadtverwaltung genutzt. Inseinen Gängen ist die Geschichte derHerren von Schönau festgehalten. Ander Westfront befindet sich ein Glo-ckenspiel (9, 12, 15 und 18.30 Uhr)sowie ein Lapidarium mit Grenzstei-

nen. Der Walther-Brunnen des Rheinfelder Bildhauers Leonhard Ederist Zentrum des Schlosshofes und erinnert an Walther von Klingen.Das gegenüber liegende Neue Schloss wurde 1748 als schlichtesBarockschloss erbaut. Von kunstgeschichtlichem Wert ist das originalerhaltene Musikzimmer mit hervorragenden Stuckarbeiten von LuigiBossi. Stilistisch bewegen sie sich zwischen Rokoko und Klassik.Heute ist das Neue Schloss Sitz des Wehrer Bürgermeisteramts. ZumGebäudeensemble gehört die 1990 eingeweihte Stadthalle. In ihrem

Anbau befinden sich das Stadtmu-seum sowie das Kultur- und Verkehrs-amt mit der Tourist-Info. Die Relief-Arbeit neben dem Haupteingang derStadthalle stammt von dem bekanntenKünstler Werner Berges. Das Stadtmu-seum ist Station des Glasträgerweges.

Weitere InformationenInfos zu den Schlössern der Herren von Schönau und zum Stadt-museum sowie Gruppenführungen bei Tourist-Info Wehr Tel. +49 (0) 7762 808-601.Einkehrmöglichkeiten im Umfeld

Ruhebänke

Spielplatz im Ludingarten sowie im Kernerpark, nahe gelegenerBusbahnhof, Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt, Internetzu-gang sowie Leseraum in der Mediathek, Parkplätze (auch fürBusse) vorhanden

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Exkursion

E

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P

Die wenige Meter flussabwärts vom Alten Schloss gelegene Eisenbahn -brücke über die Wehra ist ein bedeutendes Denkmal der Indus triali -sierung des Wehratals. Sie ist Teil der sog. Kanonenbahn, die aus strategischen Gründen als Ost-West-Verbindung für Truppen- undWaffentransporte gebaut und 1890 eröffnet wurde. Die neue Eisenbahn -linie verband Wehr mit dem Bahnnetz und sorgte für einen enormenAufschwung der industriellen Produktion. Nun konnten die Firmen dieTextil- und Papierindustrie rasch expandieren.

Der Bau der Wehratalbahnvon Säckingen über Öflingen,Wehr und Hasel nach Schopf-heim begann 1885 mit denVermessungsarbeiten. Im Som -mer 1888 erfolgte der Funda-mentaushub für die Widerlagerder Brücke. Im Frühjahr 1889sollte die Montage der Eisen-konstruktion durch die Brük-kenbauanstalt Kaiserslauternbeginnen. Wegen Streiks kames aber zu Verzögerungen. Dieletzte der 28.000 Nieten wurdeam 26. Oktober 1889 einge-schlagen. Der Belastungs test

wurde mit einer 197 t schweren Belastungslokomotive vorgenommen.

Die Wehratalbahn wurde am 20. Mai 1890 eingeweiht. Während dergesamten Bauzeit waren 1.300 Mann zwischen Säckingen und Schopf -heim im Einsatz, darunter viele Italiener. 13 Arbeiter verunglücktentödlich. Die Gesamtkosten für die Strecke betrugen 12 Millionen Mark,wovon allein die Hälfte für den 3.169 m langen Tunnel von Hasel aus-gegeben wurde. 1913 wurde die Wehratalbahn als erste deutscheStrecke elektrifiziert. 1971 fuhr der letzte Personenzug. Um Optionenfür die künftige Verkehrsinfrastruktur zu sichern, bemüht sich die StadtWehr um die Erhaltung der Trasse.

Bau der Wehratalbahn

Exkursion

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Eisenbahnbrücke von 1889

Das Wasserkraftwerk derPapierfabrik Carl Lenz

Die Papierfabrik Lenz wurde 1864 von Johann Lenz gegründet. Ererwarb eine Ölmühle und Hanfreibe, die am alten Gewerbekanal mit-ten in Wehr lag, und baute sie in eine Papierfabrik um. 1872 starb eram Typhus. Sein Sohn Carl übernahm das Unternehmen und führte eszum Erfolg. Er vergrößerte die Fabrik und erweiterte die Wasserkraft.Das Kraftwerk in der Rossmatt wurde 1912 erbaut. Zwei Francis Dop-pelspirallturbinen mit 85 kW und 45 kW max. Leistung sind nochimmer in Betrieb und produzieren jährlich 800.000 kW Strom. Sie

schlucken 1,5 m3 Wasser in der Sekunde.Der Einlauf der 430 m langen Turbinen-rohrleitung befindet sich im Ludingartenunterhalb der Stadthalle.

Carl Lenz starb 1932. Die Firma wurde vonseinem Sohn Ernst weitergeführt. Nach-dem dieser 1945 verstorben war, über-nahm die Witwe bis 1951 den Betrieb undübergab ihn an ihren Sohn Dieter Lenz.

Dieser setzte sich 1993 zur Ruhe und verkaufte das Unternehmen andie Firma Hülsenfabrik E. Herbster. Es firmiert weiterhin als Papierfa-brik Carl Lenz.

Die Papierfabrik Carl Lenz deckt heute 20 Prozent ihres Energiebe-darfs durch die Wasserkraft der Wehra in 3 Stufen. Weitere Kraftwerkebefinden sich in der Papierfabrik sowie hinter dem Alten Schloss derHerren von Schönau. Wie die anderen Wehrer Fabriken profitierteauch die Papierfabrik Lenz von der 1890 in Betrieb genommenenWehratalbahn.

Weitere Informationen

950 m bis Eisenwerk und Weberei

1.600 m bis Färberei Herosé

450 m flussaufwärts bis Mediathek und Tourist-Info

1.000 m flussabwärts bis Brunnmattstube

1.250 m flussabwärts Ruhebank

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Papierfabrik Lenz

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Nachdem in der Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 das Berliner Werkder CIBA ausgebombt worden war, wurde die Firma an den Hochrheinin das relativ bombensichere Wehr verlegt. Im 3. und 4. Stockwerkdes Hochbaus der WEHRA AG begann das 1859 in Basel gegründeteund 1884 in die Gesellschaft für Chemische Industrie in Basel CIBAumfirmierte Unternehmen die Produktion. Ende 1943 zählte die CIBAbereits 135 Mitarbeiter. Durch das Verhandlungsgeschick des erstendemokratisch gewählten Nachkriegsbürgermeisters Eugen Schmidlekonnte die CIBA in Wehr gehalten werden. Hier wurde sogar derHauptsitz für Deutschland eingerichtet. 1949/50 entstand am südli-chen Ortsausgang das erste neue Firmengebäude, dem weitere folg-ten. Der architektonisch anspruchsvolle Hauptsitz wurde von EugenEiermann (1904 – 1970) entworfen, einem der führenden deutschenArchitekten der Nachkriegszeit. Eiermann genießt noch heute inter-nationales Ansehen. Durch die CIBA wurde der WirtschaftsstandortWehr entscheidend gestärkt. Ihre Ansiedlung gab den Ausschlag zurStadterhebung im Jahr 1950.

Heute produziert der Weltkon-zern Novartis, der 1996 aus derFusion von CIBA und Sandozentstand, in Wehr Arzneimittel,die in alle Welt gehen. Die hie-sige pharmazeutische Produk-tion ist mit rund 380 Beschäf-tigten in Herstellung, Labors,Logistik und Verwaltung ein Teil des weltweiten Novartis-

Netzwerks der Produktionsstandorte. Die bekanntesten in Wehr her-gestellten Arzneimittel sind das Schmerzgel Voltaren, Diovan gegenBluthochdruck und die Creme Elidel gegen Neurodermitis.

Novartis: Pharmazeutische Produktion

Exkursion

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E

Weitere Informationen

Das Werksgebäude ist vom Erlebnispfas aus zusehen. Das Reststoffzentrum der Firma liegt amErlebnispfad.

Novartis: Pharmaproduktion in Wehr

Das Enkendorf mit Josefskapelle

Aufgrund seiner historischen Entwicklung nahm der heutige WehrerStadtteil „Enkendorf“ lange Zeit eine gewisse Sonderstellung ein.Vermutlich gehörte das Enkendorf zum alten Besitz des SäckingerStifts. Es entstand als eigenes Dorf und wurde erst zu Beginn derGrundherrschaft der Herren von Schönau im 14. Jahrhundert mit demWehrer Dorfverband zusammengeschlossen. Die Tradition und dasBewusstsein eines eigenen dörflichen Wesens blieben bis in die heu-

tige Zeit erhalten. 1810 stelltendie Enkendörfer den erstenAntrag auf eine Loslösung vonWehr, ein weiterer folgte 1815.Zu diesem Zweck gründete mansogar einen Ortsausschuss, den„Enkendörfer Rott“. Die Initiativeschlug aber fehl. Noch heute

machen die am Eingang zum Enkendorf angebrachten Hinweisschilder„Freistaat Enkendorf“ auf die Sonderstellung aufmerksam.

Das Enkendorf wurde in den 1990er Jahren einer vorbildlichen Sanie-rung unterzogen. Der Dorfcharakter blieb erhalten und durch Brun-nen verstärkt. Noch heute gibt es im Enkendorf bäuerliche Betriebe.Der Zusammenhalt der Bewohner spiegelt sich in vielen Aktivitätenwider. Insbesondere der Enkendörfer Bauernmarkt erfreut sich einesgroßen Zuspruchs. Die 1885/87 geschaffene Josefskapelle wurde inder Nähe einer älteren Kapelle erbaut, deren Alter nicht mehr fest-stellbar ist. Sie befindet sich auf einem Kalksteinsporn des Dinkelbergsund überragt als eine Art Wahrzeichen das Enkendorf. 2006/2007wurden die Kapelle und ihr Umfeld mit Hilfe der Firma BRENNET AGund ihrer Besitzerfamilie Denk vorbildlich restauriert.

Weitere Informationen

300 m vom Wehratal-Erlebnispfad entfernt

Ausschilderung zur Kapelle vorhanden

Möglichkeit zur Einkehr im Landgasthof Sonne und in der Brunnmattstube

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Exkursion

E

Um 1835 begann die Geschichteder fabrikmäßigen Textilproduktionim Wehratal. Der aus einer Hugenot -tenfamilie stammende SchweizerFriedrich Herosé (1803–1859) grün -dete in der Kreuzmatt eine Baum-wollgarnfärberei und Indienne-Hand -druckerei. Da Baden 1835 Mitglied

des Deutschen Zollvereins geworden war, wollte der Unternehmer zurUmgehung der Einfuhrzölle von badischem Boden aus für den deut-schen Markt produzieren.

Nach einem Streit wegen der Wasserrechte baute Herosé 1838 aufdem Areal einer Kleinschmiede seine Fabrik. Die Bauern und Fischerbefürchteten die Verschmutzung des Wassers. 1844 zählte die Firmaüber 100 Beschäftigte. Die Produkte gingen in alle Welt. So erfreutensich die „Shals malabas“ (bunt bedruckte Tücher) in Afrika großerBeliebtheit. Nach einem Großbrand 1876 erfolgte eine Modernisierung.Man gab den Handdruck auf und wechselte zur Türkischrot-Färberei.Mit großer Mühe überstand Herosé & Cie. die Weltwirtschaftskrise.1939 endete das unternehmerische Engagement der Familie Heroséim Wehratal.

1970 ging die Firma als Tochter-Unternehmen in den Besitz derBRENNET AG über. „Dreiländereck“ bewegt sich als Lohnveredlererfolgreich auf dem Markt. Noch immer wird die Wasserkraft der Wehragenutzt. Über den Kanal werden zwei moderne Voith-Turbinen mitjeweils ca. 80 kW Leistung betrieben. Konnte man damit um 1900den Energiebedarf der gesamten Firma decken, reicht diese Energie-menge heute gerade noch für den Betrieb eines modernen Spann-rahmens (ca. 150 kW) aus.

Die Färberei Herosé: Wiege der Textilindustrie im Wehratal

22Färberei Herosé

Weitere Informationen

1.600 m bis Papierfabrik Lenz

200 m bis Der Dinkelberg

350 m flussaufwärts Ruhebank

600 m flussaufwärts Brunnmattstube

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LandschaftsschutzgebietDinkelberg

Die aus Muschelkalk bestehende Dinkelbergscholle bildet einen eige-nen Naturraum, der auch als „Badischer Karst“ bezeichnet wird. Hier spielt die Landwirtschaft noch heute eine bedeutende Rolle. Grün- und Ackerflächen, Streuobstwiesen und Wirtschaftswälder prägenebenso das Erscheinungsbild wie die trockenen Kalk-Magerwiesen. Auf ihnen findet man seltene Pflanzenarten. Buschinseln, Hecken undkleine Gehölze sind die Basis einer reichen Flora und Fauna. Deshalbwurde der Bereich des Dinkelberges der Stadt Wehr im Jahr 2005 alsLandschaftsschutzgebiet ausgewiesen.

Mit der zunehmenden Intensivierung der Landwirtschaft droht jedochden Magerwiesen ebenso das Ende wie den Streuobstwiesen. Siesind mit ihren alten Obstsorten ein bedeutendes Gen-Reservoire.Zudem bieten ältere hochstämmige Obstbäume durch ihre Faulhöhlen

verschiedenen Spechtarten undHöhlenbrütern wie Meise undGartenrotschwanz optimale Nist-be dingungen.

Um das Naherholungsgebiet, diebäuerliche Landwirtschaft, denNaturschutz und die regionalenBräuche zu pflegen, haben sichalle Städte und Gemeinden am

Dinkelberg und Vereine vom Dinkelberg zur „InteressengemeinschaftDinkelberg“ zusammengeschlossen. Sie widmet sich dem Erhalt dieseralten Kulturlandschaft und der sie prägenden bäuerlichen Betriebe.

Weitere Informationen

200 m bis Färberei Herosé

400 m bis Gipsmühlen

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Der Dinkelberg

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Streuobstwiese mit Apfel- und Birnbäumen

Aus der geologischenBeschaffenheit der Muschel-kalkscholle des Dinkelbergsließ sich Kapital schlagen.Bereits 1325 wird ein Kalk-ofen zur Gewinnung vonBaumaterial erwähnt. BeimBau des Alten Schlosses in

Wehr ist 1563 wieder von einer Kalkbrennerei die Rede. Um 1794setzte die Gipsgewinnung ein. Sie fand an der Knebelhalde statt, wonoch heute einige Stollen von ihr zeugen.

An der südlichen Knebelhalde lag die Öflinger Gipsmühle, an der nörd -lichen die Wehrer Mühle, jeweils auf der anderen Seite der Wehra.Die Gipssteine wurden aus den Stollen auf Rollwagen zu den Mühlengeschafft, um in Öfen gebrannt und hernach zu feinem Gipsstaubgemahlen zu werden. Die Öflinger Mühle wurde 1925 aufgegeben.Die seit 1866 betriebene Wehrer Mühle brannte zwar 1934 völlig nie-der. Sie wurde aber neu aufgebaut und konnte sich bis 1955 halten.Da die Sicherung der immer häufiger einstürzenden Stollen zu teuerwar, wurde der Betrieb eingestellt.

Aus alten Quellen geht hervor, dass die Arbeit im brüchigen Kalkgesteinsehr gefährlich war. Wasserfluten und Stolleneinbrüche bedrohten dasLeben der Bergleute. So starben am Barbaratag 1919 zwei Arbeiterbeim Einsturz eines Stollens. Es geht auch die Sage, dass der Gips-stollen unterhalb der Josefskapelle Schmugglern als Versteck diente.So soll ein Grenzer einen Mann bis in den Stollen verfolgt und dorteinen Schuss abgegeben haben. Die Erschütterung führte angeblichdazu, dass „der morsche Bau zusammenfiel und Schmuggler undGrenzer unter sich begrub.“

Die Gipsmühlen an der Knebelhalde

24Gipsmühlen

Weitere Informationen

400 m bis Der Dinkelberg

750 m bis Geologie

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Ein Briefkopf des Gipswerks von Albert Gebhardt

Der Dinkelberg: Badischer Karst

Die Muschelkalkscholle des Dinkelbergs wird auch als „BadischerKarst“ bezeichnet. Der Begriff „Karst“ ist abgeleitet von dem serbo-kroatischen Wort „Kras“. Es bezeichnet die zerklüfteten Gebirgszügezwischen Italien und Slowenien. Allen Karstgebieten sind die Zusam-

mensetzung aus Kalkgestein sowie ein eige-nes Wassersystem gemein. Wegen der Was-serlöslichkeit von Kalk unterliegen sie einerbesonderen Korrosion mit Tropfsteinhöhlen,Dolinen oder Klüftungen.

Die Muschelkalkscholle des Dinkelbergs ent-stand im Erdzeitalter der Trias vor ca. 200 Mil-lionen Jahren als Ablagerung eines urzeitlichenMeeres. Sie besteht aus den drei Schichtenoberer, mittlerer und unterer Muschelkalk. Als

vor etwa 70 Millionen Jahren im Tertiär der Oberrheingraben abge-senkt und der Schwarzwald emporgehoben wurde, brach der Dinkel-berg aus dem Grundgebirgsblock heraus und blieb als geologischeInsel bestehen.

Durch die Kalkkorrosion verkarstete der Dinkelberg. Es bildeten sichKarsthohlräume mit einem eigenen Wassersystem. Trockentäler, Doli-nenfelder insbesondere bei Hasel, Karstquellen und Schlucklöchersind typische Phänomene der Karstlandschaft des Dinkelbergs. In derKnebelhalde fällt er so steil ab, dass seine Flanke teilweise aufgebro-chen ist. Die hervortretenden Bankungen gehören der Formation desmittleren Muschelkalks an.

Umfangreiche Informationen über den Dinkelberg bietet der Erd-mannspfad zwischen Hasel und Wehr. Er beginnt an der weithinbekannten Tropfsteinhöhle in Hasel.

Weitere Informationen

750 m bis Gipsmühlen

350 m bis Kanäle

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Geologie

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Blick in die Erdmanns-höhle von Hasel

Die Entwicklung von Gewerbe undIndustrie im Wehratal ist eng mitden Kanälen der Wehra verbunden.Der älteste versorgte das Eisenwerkim Gewann „Hammer“. Er wurde imMittelalter angelegt, beginnt beider WEHRA AG, fließt quer durchWehr und mündet hinter der Stadt -halle in die Wehra. Der zweite

Kanal wurde im 19. Jahrhundert unterhalb des heutigen Stausees derSchluchseewerk AG gebaut und diente der Färberei Hummel. Derdritte zweigt unterhalb des Enkendorfs ab und versorgte die FärbereiHerosé (heute Textilveredelung Dreiländereck) mit Wasser.

Von großer Bedeutung waren zwei Öflinger Industriekanäle, ebenfallsvon hohem Alter. Der erste betrieb den Hammer der Huf- und Waffen -schmiede des Johann Kaiser, die 1802 zum Wehrer Eisenwerk kam.Der zweite versorgte die sog. Alte Säge mit Wasser. Diese befand sichauf dem Gelände der BRENNET AG in Brennet. Beide Kanäle wurdenvon dem Textilfabrikanten Fahrländer verbunden, der die Alte Säge1869 erwarb und dort eine Mechanische Buntweberei einrichtete, ausder 1881 die BRENNET hervorging. Nach Beschädigungen durch dasHochwasser von 1882 wurde der Kanal erweitert und eine neue Tur -binenanlage eingebaut.

Seine heutigen Ausmaße erhielt der Kanal, über den der Wehratal-Erlebnispfad führt, beim Bau des Pumpspeicherwerks am Humbel zuBeginn der 1920er Jahre. Um die Turbinenanlage optimal auszulasten,wurde sein Wasserfluss vergrößert. Alle Wehrer Gewerbekanäle werdenauch heute noch zur Herstellung regenerativer Energie genutzt.

Die Kanäle an der Wehra

26Kanäle

Weitere Informationen

350 m bis Geologie

500 m bis Kreuzweg

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Der Einlauf des alten Gewerbekanalsbei der WEHRA AG

Die Geschichte Öflingens

Ölfingen wurde 1265 erstmals als „villa overlicon“ erwähnt. Der Ortwar aber viel früher besiedelt. So wurden z.B. Reste einer römischenVilla nachgewiesen. Wie Wehr kam Öflingen 1272 zur Herrschaft derHabsburger. 1378 erwarben die Herren von Schönau das Dorf. Auf-grund der Lage am Ausgang des Wehratals wurde Öflingen immerwieder von den Folgen des Krieges berührt. Um ihr Dorf vor Überfäl-len zu schützen, bauten die Bauern Mitte des 15. Jahrhunderts Let-zen, d.h. Wälle am Eingang des Tals. Überfälle durch Schweizer Ver-bände und vor allem die Brandschatzungen durch die Schweden

während des 30jährigen Krieges ließen das Dorf aus-bluten. Auch in den nach-folgenden Kriegen wurdeÖflingen stark in Mitleiden-schaft gezogen. Gemein-sam mit Bauern ausSchwör stadt und Wallbachübten die Öflinger den Auf-stand gegen die Grund-herrschaft der Herren vonSchönau. Nachdem KaiserJoseph der II. 1785 dieLeibeigenschaft aufgeho-

ben hatte, verweigerten sie die Frondienste. Der Streit zog sich überJahre hin. Schließlich wurde der Gehorsam mit militärischer Gewalterzwungen. Die Beziehungen zu Schwörstadt basierten auf den altenKirchenverhältnissen. Bis 1810 gehörte Öflingen zur SchwörstädterPfarrei. Ein eigenes Gotteshaus erhielten die Öflinger im Jahr 1903.Obwohl bis in die 1880er Jahre Weinbau betrieben wurde, zählteÖflingen zu den ärmsten Gemeinden am Hochrhein. Erst mit derAnsiedlung der BRENNET 1881 und der WECK 1900 verbessertensich die wirtschaftlichen Verhältnisse. Die Gemeinde Öflingen gabihre Eigenständigkeit auf und schloss sich 1972 mit der Stadt Wehrzusammen.

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Exkursion

E

Weitere Informationen

ca. 1.000 m Einkehr- und Einkaufsmöglich-keit im Dorfzentrum

Blick auf St. Ulrich

Das Wehratal ist reich an Zeugnissender Volksfrömmigkeit. Dies hängt mitder über 500 Jahre währenden Zuge-hörigkeit zur Herrschaft der katholi-schen Habsburger zusammen. Weg-kreuze, Bildstöcke, Kapellen und diebarocken Zwiebeltürme der Kirchen

von Todtmoos und Wehr sind äußere Zeichen der Prägung dieser Kul-turlandschaft durch die Traditionen des Katholizismus.

Dass auch heutzutage die Quellen der Volksfrömmigkeit nicht versie-gen, zeigt der Gedanke der Arbeitsgruppe „Öflinger Dorf- und Weg-kreuze“, in Öflingen einen Kreuzweg zu errichten. Diese Idee begei-sterte die Unternehmerfamilie Denk so sehr, dass die finanzielle Basisgeschaffen war. Der Kreuzweg führt vom Bildstöckle am unteren Bergbis zur Mariengrotte am Humbel. Er umfasst 15 Stationen auf 8 Gra-nitsäulen. Die Bronze-Arbeiten stammen von dem 1910 in Osnabrückgeborenen Bildhauer Walter Mellmann. Dieser versteht die Darstel-lung christlicher Themen nicht allein als Traditionspflege, sondernsieht in ihnen Momente unmittelbarer Aktualität. Die von ihm gestal-teten Szenen zeugen von dem künstlerischen Willen, christlicheLebenshaltung exemplarisch zu verkörpern.

Die 15 Stationen des Kreuzwegs am Humbel stellen den LeidenswegChristi von der Verurteilung zum Tode bis zur Auferstehung von denToten dar. Der Kreuzweg ist als Stätte der Besinnung und des Gebetsfür die Menschen der Region und ihrer Besucher gedacht. Alle Wan-derer auf dem Wehratal-Erlebnispfad sind herzlich zur Einkehr undRückbesinnung auf die religiösen Wurzeln unserer abendländischenKultur eingeladen.

Der Kreuzweg am Humbel:Volksfrömmigkeit im Wehratal

27Kreuzweg

Weitere Informationen

500 m bis Kanäle

800 m bis Mariengrotte

Ruhebank

schön gelegene Ruhebänke auch bei der 2. Station des Kreuzweges

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Die Marien-Grotte am Humbel:Ein Ort der Kraft und BesinnungDer Humbel setzt an der Südost-Flanke des Dinkelbergs einen starkenlandschaftlichen Akzent. Bereits auf die Steinzeitjäger übte er einegroße Attraktion aus. Hier schlugen sie Feuerstein zur Herstellung von Steingeräten und Waffen.

Der stark zerklüftete Untergrund des Humbels besteht aus Muschel-kalk. Geologisch erklärbare, aber für unsere Vorfahren mysteriöse Phä-nomene wie Dolineneinbrüche regten zu einer reichen Sagenbildung an.Einige der Sagen hält der Sagenpfad am Wehrer Schössle bis heutelebendig.

Dass der Humbel ein Ort besonderer Kraft ist,zeigt die Mariengrotte. Sie wurde von der 1845in Schwörstadt geborenen Altkreuz-WirtinJosefine Thomann eingerichtet, die von einerLourdes-Wallfahrt eine Statue der Immaculatamit in ihre Heimat brachte und in einer Felsen -bucht am Humbel aufstellte. Das Geländeging nach dem 2. Weltkrieg in den Besitz derFamilie Denk über. Die Grotte wurde neu ge -

staltet, mit einer Madonnenstatue des Schwörstädter Künstlers PaulHeber versehen und im Mai 1948 eingeweiht.

Eine zweite Renovation wurde 2001 durchgeführt. Wieder sorgte dieFamilie Denk für die Bereitstellung der nötigen Mittel, während die“Arbeitsgemeinschaft Öflinger Dorf- und Wegekreuze” die Arbeiten mit Handwerkern und Meistern der BRENNET AG durchführte. Im Mai2001 wurde die erneuerte Grottenanlage eingeweiht. Seither sorgt die„Arbeitsgemeinschaft Öflinger Dorf- und Wegkreuze“ für die Pflege der Anlage, die auch heute noch gern von Gläubigen aufgesucht wird.

Weitere Informationen

800 m bis Kreuzweg

200 m bis Pumpspeicherwerk

Ruhebänke vorhanden

300 m bergauf am alten Humbelbecken Reste des Pumspeicherwerks

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Mariengrotte

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Das Pumpspeicherwerk amHumbel war eine Idee desgenialen UnternehmersCarl Denk (1876 – 1954). Essollte zur Senkung der Pro-duktionskosten beitragen.Der Bau des Kraftwerks1921 – 1924 geht daher alsPioniertat in die Industrie-geschichte ein.

Im 1. Weltkrieg entwickelte Carl Denk unter dem Eindruck der Koh-lennot ein originelles Energiekonzept für seine Firma. Der oberhalbder BRENNET gelegene Humbel schien aufgrund seiner Fallhöhe fürein Pumpspeicherwerk besonders geeignet. Mit billigem Nachtstromsollte Wasser hoch ins Becken gepumpt werden, um damit am TageEnergie für die Textilproduktion herzustellen. Der teure Strom ausKohle sollte so ersetzt werden. Um einen kontinuierlichen Wasserflusszu gewährleisten, wollte Carl Denk Staumauern an Wehra und Wiesebauen lassen. Zur optimalen Ausnutzung des Stroms sollte eine Hoch-spannungsleitung die Werke der BRENNET in Hausen und Wehr ver-binden. Zwischen Brennet und Wehr gab es schon eine.

Carl Denks Vision wurde 1924 Wirklichkeit. Das Pumpspeicherwerkging in Betrieb. Sein jähes Ende kam 1932. In Folge eines Dolinenein-bruchs brach die 18.000 Kubikmeter Wasser fassende Betonschaleentzwei. Das Wasser trat am Fuß des Humbels aus. Weil eine Wieder-holung nicht auszuschließen war, legte die BRENNET das Kraftwerkstill. Dennoch war Carl Denks Traum nicht gescheitert. Mehr als dreiJahrzehnte später realisierte die Schluchseewerk AG am Eingang zurWehraschlucht seine Vision – allerdings auf hartem Schwarzwaldgranit.

Eine frühe Form nachhaltigerEnergiewirtschaft

29Pumpspeicherwerk

Weitere Informationen

200 m bis Mariengrotte mit Ruhebänken

450 m bis Die BRENNET AG

500 m bergauf bis Humbelbecken mit Resten der Anlage

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Bauarbeiten auf dem Humbel 1922

Die BRENNET AG: Kontinuität im WandelDie nach dem Öflinger Ortsteil „Brennet“ bezeichnete BRENNET AGzählt zu den traditionsreichsten Textilunternehmen Deutschlands. Seitüber 125 Jahren werden hier auf höchstem Qualitätsniveau buntge-webte Stoffe hergestellt. Konfektionäre wie Armani oder Versace ver-arbeiten sie zu weltweit gefragten Textilien.

Die Geschichte der BRENNET AG begann 1881. Damals gründeten KarlAugust Hipp, Anton Denk und Joseph Raphael Schenz hier eine Mecha-nische Buntweberei. Der Standort war ideal. Der Anschluss an das Eisen-bahnnetz erfolgte über die nahe gelegene Hochrheinstrecke. 1890 kam

es durch die Wehratalbahn(Säckingen – Wehr –Schopf heim) zur Verbin-dung mit dem Wiesental.

Die Firma expandierterasch. 1888 wurde eineGroßweberei in Wehr er -richtet. Um Unabhängigkeitvon den Garnlieferanten

zu erlangen, erwarb man 1894 eine Spinnerei in Hausen/Wiesental.Die BRENNET war nun ein vollstufiger Textilbetrieb mit Spinnerei,Weberei und Ausrüstung/Veredlung.

Durch die Bewahrung des Aktienkapitals in Familienhand erhielt dieBRENNET AG ein solides Fundament. Dadurch konnte die Firma dieKrisen der Textilindustrie erfolgreich überstehen. Ein weiteres Geheim-nis des Erfolges ist die top-modische Musterung der Stoffe. Nicht dieProduktion von Massenware, sondern hochmoderne und innovativeGewebe sichern die internationale Spitzenstellung der BRENNET AG.

Weitere Informationen

450 m bis Pumpspeicherwerk

550 m bis Wehramündung

2 Bushaltestellen

200 m bis Bahnhof

Apotheke

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Die BRENNET AG

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Die BRENNET 1942: Die Bahnlinie war ein wichtiger Faktor bei der Ansiedlung der Firma

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Die Wehra fließt auf ihrem 27 km langen Weg von der Quelle bei Todt-moos bis zur Mündung in den Hochrhein durch drei große Natur- undKulturräume: Hochschwarzwald, Dinkelberg und Hochrheintal. Der Höhen -unterschied beträgt dabei fast 1.000 Meter. Ihr Einzugsgebiet von ca. 115Quadratkilometern ist somit außerordentlich reich gegliedert.

Die Mündung der Wehra ist eine besonders eindrückliche Station desWehratal-Erlebnispfades. Der wegen seines großen Gefälles einst sowil de Hochrhein wurde im Verlauf der Industrialisierung und des damiteinhergehenden Baues von Flusslauf-Kraftwerken „gezähmt“. Die Fließ -

geschwindigkeit wurde verlang-samt und der Fluss aufgestaut.Dies hatte auch Folgen für dasEr schei nungsbild des Mündungs -bereichs der Wehra. Durch denBau des Kraftwerks Ryburg-Schwörstadt in den 1930er Jah-ren bildete sich hier ein flacherSee mit einzelnen Inseln: dassog. Wehradelta. Der östlicheTeil dieses Gebiets (heute Stand -

ort einer Kläranlage) wurde 1968 mit Schuttmassen aus dem Bau desKavernenkraftwerks Säckingen aufgefüllt, der westliche durch einenDamm von Wehra und Rhein getrennt.

So entstand als Folge der Industrialisierung und energietechnischenNutzung des Wassers das heutige Naturschutzgebiet. Es ist vor allemwegen seines reichen Vogelbestands von großer Bedeutung. Ein In -formationsstand des Bundes für Umwelt und Naturschutz BUND liefertEinblicke in die Vogelwelt an der Wehramündung.

Die Wehramündung: Natur -schut z gebiet und Vogelparadies

31Die Wehramündung

Weitere Informationen

550 m bis Die BRENNET AG

100 m bis Schautafel zur Vogelwelt

Ruhebänke vorhanden

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Vogelparadies Wehramündung

Broschüre "Fauna zwischen Dinkelberg, Hotzenwald und Hochrhein mit Naturschutzgebiet Wehramündung" im Schillinger-Verlag/Freiburg

Sagenpfadam Schlöss le

Der Sagenpfad am Schlössle

Burgruine Werrach Wehr/Baden

Wandern, Erleben, Genießen

Infos und Buchung für Gruppenführungen:

Kultur- und Verkehrsamt der Stadt WehrHauptstr. 1479664 Wehr

Tel.: +49 (0) 7762 808-601Fax: +49 (0) 7762 808-150E-Mail: [email protected]

Tourist-Information TodtmoosWehratalstr. 1979682 Todtmoos

Tel.: +49 (0) 7674 9060-0Fax: +49 (0) 7674 9060-25E-Mail: [email protected] www.todtmoos.de

Herausgeber:Gemeinde Todtmoos und Stadt Wehr

Redaktion: Katharina Valenta-Wichmann

Schutzgebühr 5,– €