Weiße Und Schwarze Magie

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Rudolf Steiner

Weiße und schwarze Magie

Aus dem Werk "Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole", GA 101

Rüggeberg-Verlag

Postfach 130844

D-42035 Wuppertal

Tel./Fax: 0202 - 592811

www.verlag-dr.de

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Vorwort

In dem Vortrag über weiße und schwarze Magie erwähnt RudolfSteiner die "Weiße Loge", die er auch sachlich richtig die "Erden-Regierung" nennt: "Es war nun in den verflossenen Zeiten durchausunstatthaft irgendeine magische Verrichtung zu vollziehen, ohne imEinklang zu stehen mit den Leitern der Welt, der «Erden-Regierung»,die man auch nennt die Meister der sogenannten weißen Loge." Sol-che Andeutungen finden sich öfter in den Schriften von Steiner, aberleider nirgends eine konkrete Beschreibung.

Glücklicherweise sind Einzelheiten einer Versammlung der"Erden-Regierung" von Franz Bardon in seinem Buch "Frabato"ausführlich beschrieben worden, sowie auch der Aufbau der "WeißenLoge".

Außerdem beschreibt Franz Bardon Einzelheiten aus dem Wirkeneiner magischen 99er-Loge, deren Aktivitäten in vieler Beziehungdenen gleichen, die von Rudolf Steiner im obigen Vortrag beschrie-ben worden sind. Noch niemals sind Einzelheiten über die weiße Logeund das wirken eines magischen Ordens so deutlich beschriebenworden wie in dem Buch "Frabato".

Die Veröffentlichung jener magischen Lehren, von denen Frau H.P. Blavatsky noch behauptete, dass sie niemals in Schriften der Öf-fentlichkeit übergeben würden, ist ein ernstes Zeichen und kann wohlnur so gedeutet werden, dass die Aktivitäten schwarzmagischen Or-den und Logen ein erhebliches Übergewicht im Weltgeschehen er-langt haben.

Damit der Leser auch den richtigen Begriff von Magie erhält, habeich mir erlaubt, einen kleinen Abschnitt von Franz Bardon aus „DiePraxis der magischen Evokation” vorauszuschicken.Wuppertal, 28. September 2012Dieter Rüggeberg

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Franz BardonDie Praxis der magischen Evokation

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Magie

Magie ist das höchste Wissen, das es überhaupt auf unseremPlaneten gibt, denn es lehrt sowohl die metaphysischen als auchdie metapsychischen Gesetze auf allen Ebenen kennen. Dieseshöchste Wissen trägt schon seit Menschengedenken die Benen-nung Magie, war aber bisher nur besonderen Kreisen, zu denenvorwiegend Hohepriester und die größten Machthaber gehörten,zugänglich. Als die höchsten Eingeweihten galten deshalb im-mer nur die Magos. Diese wußten von den wahren Lehren, hüte-ten sie aber mit aller Strenge. Sie kannten genau die Synthesenicht nur ihrer eigenen Religion, sondern auch aller übrigenReligionen. Dem Volke dagegen wurde jede Religion nur inSymbolen dargereicht. Erst nach vielen Jahrhunderten kameneinzelne Brocken dieses Wissens, begreiflicherweise sehr ver-hüllt, auch unter die Menschheit. Da jedoch die überwiegendeZahl der Menschen nicht gesetzmäßig magisch geschult war,konnte sie diese vereinzelten Brocken nur vom individuellenStandpunkt aus begreifen und demzufolge auch nur unzulänglichund einseitig weitergeben. Deshalb ist das magische Wissenohne jede Übertreibung bis zum heutigen Tage ein Geheimwis-sen geblieben. Das Begreifen der wahren magischen Gesetzehängt von der magischen geistigen Reife eines jeden einzelnenab. Um die erforderliche Reife zu erlangen, bedarf es unbedingteiner gewissen Vorschulung. Der Leser wird daher meinen Hin-weis begreiflich finden, daß er die erste Tarotkarte wenigstensbis zur achten Stufe vollends beherrschen muß, wenn er in derhöheren Magie weitere und ebenfalls gute Erfolge erreichen will.

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Es gibt keine Wunder als solche, es gibt auch nichts Über-natürliches, denn diese Auffassung haben nur solche Menschen,denen Dinge und Geschehnisse, die sie nicht zu fassen vermö-gen, unverständlich sind. Magie ist ein Wissen, welches diepraktische Anwendung der niedersten Gesetze der Natur bis zuden höchsten Gesetzen des Geistes lehrt. Wer sich mit Magiebefassen will, muß unbedingt vor allem das Wirken der nieder-sten Naturgesetze verstehen lernen, um dann die darauffolgen-den und zu guter Letzt die höchsten Gesetze zu begreifen. Je nachdem, bei welchem Abschnitt der Leser angelangt ist odermit welchen Gesetzen er sich augenblicklich befaßt, kann er sichder leichteren Übersicht halber das magische Wissen in dreiGruppen einteilen und zwar:

In eine niedere Magie, die die Naturgesetze, deren Wirken,Walten und Beherrschen angibt und gleichsam als Naturmagiebezeichnet werden kann.

Ferner in die mittlere Magie, die das Walten und Wirken undauch das Beherrschen der Universalgesetze im Menschen, imsogenannten Mikrokosmos, also in der kleinen Welt, behandelt,und schließlich:

In die hohe Magie, die das Wirken und Walten sowie dasBeherrschen im Makrokosmos, womit das ganze Universumgemeint ist, umfaßt.

Daß die Kräfte und Gesetze sowohl der niederen als auch dermittleren und ebenso der hohen Magie in einem analogen Zu-sammenhang stehen, habe ich bereits in meinem ersten Werk"Der Weg zum wahren Adepten" einige Male erwähnt, in demich diese Kräfte, deren Wirken und Walten, ausführlich beschrie-ben habe.

Das magische Wissen könnte mit einer Schule verglichenwerden, die die niedere Magie in die Elementarklassen, die mitt-lere Magie, das ist die des Menschen, in die Mittelschule, unddie Magie des Makrokosmos, also die hohe Magie, in die Hoch-schule einreiht. Da laut der Hermestafel in der Magie das uni-

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versale Axiom gilt, welches lautet, daß "das, was oben ist, auchdas ist, was unten ist" und umgekehrt, so kann eigentlich wedervon einer niederen und mittleren, noch von einer hohen Magiedie Rede sein. Es gibt demnach nur eine einzige Magie, und derReifezustand des betreffenden Magiers gibt den Grad seinerEntwicklung an, bis wohin er im magischen Wissen gekommenist, d. h. wie weit er sich bereits entwickelt hat.

Die universalen Gesetze, ob nun in guter oder böser Absichtberücksichtigt oder angewendet, bleiben immer ein und diesel-ben. Die Anwendungsweise eines Gesetzes hängt vom Charakterund von der Absicht des einzelnen ab. Gebraucht der Magier dieKräfte für gute Zwecke, mag er für sich selbst den Ausdruck"weiße" Magie wählen, verfolgt er aber unedle Zwecke, nenne eres "schwarze" Magie. Bei guten wie bei bösen Handlungenkommen stets ein und dieselben Gesetze in Betracht.

Der vernünftige Leser wird sich jedoch vollkommen klardarüber sein, daß es weder eine weiße noch eine schwarze Magiegibt. Diesen unterschiedlichen Begriff brachten mystische undreligiöse Sekten in allgemeinen Gebrauch, indem sie einen Men-schen, der ihnen nicht behagte, einfach als Schwarzmagier hin-stellten. Um einen schlagkräftigen Vergleich anzuführen, seibemerkt, daß es ebenso unlogisch wäre, wollte man vom uni-versellen Standpunkt aus z. B. die Nacht als schlecht und denTag als gut bezeichnen. Eines kann ohne das andere nicht be-stehen, und diese beiden Pole mußten bei der Schaffung dergroßen und der kleinen Welt entstehen, um sich voneinander zuunterscheiden.

Gott, der universale Schöpfer, hat nichts Unreines undSchlechtes erschaffen. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß derMensch das Gute und das Böse tun soll. Der Gegensatz bestehtnur deshalb, damit ihn der Mensch beherrsche und das Wahrevom Gegensätzlichen unterscheiden lerne. Der wahre Magierwird deshalb niemals das Negative unterschätzen, er wird es aberauch nicht meiden. Er räumt dem Negativen stets den Platz ein,

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der ihm zusteht, und das Negative muß ihm geradeso nützlichsein wie das Positive. Der Magier sieht daher in den negativenKräften niemals böse Kräfte. Gut wie Böse wird er nicht vomreligiösen, sondern vom universellen Standpunkt aus sehen undberücksichtigen.

Magie wird zumeist mit Zauberei verwechselt. Ich will hiernur kurz den Unterschied zwischen Magie und Zauberei erklä-ren. Der wahre Magier hält sich genau an die universalen Geset-ze, er kennt ihre Ursache und Wirkung und arbeitet bewußt mitdiesen Kräften, wohingegen sich der Zauberer Kräfte bedient,deren wahre Ursache er überhaupt nicht kennt. Der Zaubererweiß zwar, daß, wenn er diese oder jene Kraft in Bewegungsetzt, dieses oder jenes geschieht, aber über die weiteren Zu-sammenhänge kann er sich keine richtige Vorstellung machen,da ihm die Kenntnis der Universalgesetze fehlt. Er kennt viel-leicht dieses oder jenes Gesetz oder er weiß teilweise Bescheiddarüber, aber er kann sich keinen analogen Zusammenhang vomWirken, Werden und Walten dieser Universalgesetze machen, daer die nötige Reife nicht besitzt.

Ein wahrer Magier dagegen, der nicht zum Zauberer hin ab-sinken will, wird niemals etwas tun, worüber er im voraus nichtvollkommen im Bilde wäre. Auch ein Zauberer kann im gutenoder im bösen Sinne dies oder jenes aus der Geheimwissenschaftin Anwendung bringen, wobei es nicht darauf ankommt, ob espositive oder negative Kräfte sind, mit denen er arbeitet. Nur ister nicht berechtigt, deshalb schon als Magier zu gelten.

Ein Scharlatan wiederum ist eine Person, die anderen Men-schen etwas vorzutäuschen versucht und daher weder als Magiernoch als Zauberer angesehen werden kann. Der Volksmund wür-de einen solchen Menschen einfach Betrüger nennen. Scharlata-ne prahlen nur zu gerne mit hohen magischen Kenntnissen, diesie nicht besitzen, und hüllen sich in mystische Geheimnistuerei,nur um die eigene Unkenntnis zu verbergen.

Gerade diese Kategorie von Menschen hat es auf dem Gewis-

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sen, daß das wahre magische Wissen sehr entstellt und entwür-digt wurde. Der wahre Magier kennzeichnet sich weder durchGeheimnistuerei, noch durch äußeren Prunk, im Gegenteil, er istbescheiden und jederzeit bestrebt, der Menschheit zu helfen undden Reifen das Wissen verständlich zu machen. Dem Unreifenwird der Magier begreiflicherweise keine Mysterien anvertrauen,um das heilige Wissen nicht zu entwürdigen. Niemals wird derwahre Magier durch sein äußeres Gebaren das wahre Wissennach außen hin zeigen. Ein wahrer Magier ist von einem Durch-schnittsmenschen fast überhaupt nicht zu unterscheiden, denn erpaßt sich jedem Menschen, jeder Gelegenheit und jeder Situationan. Seine magische Autorität ist eine innere, die es nicht notwen-dig hat, äußerlich zu glänzen.

Noch eine Abart der Magie ist erwähnenswert, die irrtümli-cherweise mit Magie verwechselt wird, mit derselben aberdurchaus nichts zu tun hat, und zwar ist es die sogenannte Ta-schenspielerkunst. Der Taschenspieler ahmt durch seine Hand-fertigkeit und durch Sinnestäuschung anderer Personen einigePhänomene nach, die der echte Magier mit Hilfe der universalenGesetze vollbringt. Dadurch, daß auch Taschenspieler das WortMagie für ihre Kunststücke gebrauchen, ist abermals ein Beweisdafür erbracht, wie tief der wahre Begriff von Magie gesunkenist. Es ist nicht meine Absicht, mich in diesem Buch mit Zau-berkunststücken und Bühnentricks näher zu befassen, Tatsachejedoch ist, daß ein Taschenspieler weder ein Magier noch einZauberer sein kann, selbst dann nicht, wenn er sich seiner Hand-fertigkeit wegen noch so verlockende Namen gibt.

In diesem Buch beschreibe ich die Synthese des bisher nochnicht aufgeklärten Gebietes der Magie, und zwar das der Be-schwörungsmagie, da gerade diese Art von Magie die amschwersten faßbare ist. Seit dem grauesten Altertum bis zurNeuzeit kamen Hunderte von Büchern in den Umlauf, die Anlei-tungen für Beschwörungen von Wesen, für Teufelspakte u. dgl.m. enthielten, aber keines von diesen Büchern konnte dem Leser

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wahres Wissen geben, geschweige denn ihm praktische Erfolgean Hand der empfohlenen Lektionen sichern. Allerdings kam eslaut Veranlagung und Reife des einzelnen hie und da dennochvor, daß Teilerfolge erzielt wurden. Ein wahrer Magier aber, dersich mit dem Problem der Beschwörungsmagie eingehend befas-sen will, braucht nicht zu befürchten, daß er keine Erfolge odernur Teilerfolge erzielen wird. Er gelangt zu der Überzeugung,daß er mit der Synthese der Beschwörungsmagie ohne weitereseine erfolgreiche Evokation zustande bringt.

Die anderen Kategorien der Magie, wie z. B. Mumialmagie,Sympathiemagie, Besprechungen, Heilungen durch sympatheti-sche Mittel, will ich in diesem Werk nicht behandeln, denn dieseergeben sich einem echten Magier von selbst, falls er sich ihrergelegentlich bedienen will. Die in den üblichen Büchern gegebe-nen Anleitungen kann sich der eingeweihte Magier nach denUniversalgesetzen selbst umarbeiten und für die eventuelle Pra-xis anwenden.

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WEISSE UND SCHWARZE MAGIE

Berlin, 21. Oktober 1907 nachmittags

S. 117: Es ist der Wunsch geäußert worden, daß wir noch überdas sprechen, was gewöhnlich "weiße und schwarze Magie"genannt wird, und daß dies mit einigen anderen Begriffen, diedie Theosophen kennen, in Zusammenhang gebracht werde.

Nun ist das, was damit berührt werden muß, ein sehr weitverzweigtes, ausgebreitetes Gebiet okkulter und geisteswissen-schaftlicher Betrachtungsweise, und es wird daher nur möglichsein, sozusagen einige elementare Dinge auf diesem Gebiete zuberühren. Aber auch diese machen ja schon die Voraussetzungnotwendig, das, was wir jetzt betrachten, so aufzunehmen, als seies durchaus eben nur gemeint für Schüler der Geisteswissen-schaft, und nicht für irgend jemand anderen, der nicht mit geis-teswissenschaftlicher Gesinnung und Denkungsart ausgestattetist. Man muß gewisse Voraussetzungen machen, wenn man überein solches Thema sprechen will.

Die Worte «weiße und schwarze Magie» werden oft gerade intheosophischen Kreisen angewendet, und es tritt uns ja unend-lich häufig die Bezeichnung des «schwarzen Magiers» entgegenals eine Anschuldigung, auch von solchen, die in der theosophi-schen Strömung wirken. Manche von Ihnen werden es schonselbst gehört haben, wie man leichten Herzens dies oder jenesals «schwarze Magie» bezeichnet hat. Ja, es ist sogar einmalvorgekommen, daß nach der Lektüre unserer «Mitteilungen» –wie mir scheint, war es das erste Blatt – an einem Orte Leutegesagt haben: Was bei jener Generalversammlung vorgegangenund in den «Mitteilungen» erzählt worden sei, darin steckeschwarze Magie. Es war damals von einigen Menschen geradezudie Behauptung aufgestellt worden, daß in der Führung jenerGeneralversammlung ein böser Zauber gesteckt haben müsse.

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Das ist nur ein Beispiel für etwas, was öfter auftritt und washerrührt von einer ziemlich trivialen Auffassung nicht nur desBegriffes «schwarze Magie», sondern des Begriffes «Magie»überhaupt.

Wir müssen uns zunächst klarmachen, was man unter «Ma-gie» versteht, um dann einsehen zu können, was man unter«schwarzer Magie» zu verstehen hat. Viele Leute glauben fol-gendes: Sie sagen, man könne okkulte Kräfte erwerben unddenken dabei gewöhnlich an recht minderwertige, elementareokkulte Kräfte. Denn gewöhnlich wissen diejenigen, die vonsolchen Dingen reden, nichts von höheren okkulten Kräften; siehaben gemeinhin gar keine Vorstellung davon, was sie sich unterokkulten Kräften eigentlich denken sollen. Gewöhnlich setzendie Leute dann noch hinzu, derjenige treibe schwarze Magie, derim Dienste des persönlichen Egoismus solche Kräfte anwende.Solch ein Ausspruch ist einer von denen, bei welchen man nichteinmal sagen kann, er sei falsch. Aber es kommt auch nicht vieldarauf an, daß man sagt, er sei richtig, denn es ist gar nichtsbesonderes damit gesagt. Es ist der Ausfluß einer ganz abstrak-ten Denkweise. Wer von solchen Dingen reden will, muß vorallen Dingen fest auf dem Boden der Wirklichkeit stehen, sei esder physischen, sei es der geistigen Wirklichkeit; er muß wissen,was real ist, dann wird er nicht mehr von allerlei Dingen schwat-zen, die mit der Wirklichkeit in keinem Zusammenhang stehen.

Liegt denn in einem solchen Ausspruch, man solle okkulteKräfte nicht im Dienste des persönlichen Egoismus anwenden,nicht in gewisser Beziehung eine unmögliche Forderung für dieMenschen der Gegenwart ? Diese Frage müssen wir uns zuerstbeantworten. Freilich stellen solche, die das sagen, als erstesGebot auf: Du sollst nicht egoistisch sein! – Gewiß, das ist einhöchstes Gebot. Aber es handelt sich für den, der real denkt,nicht darum, daß solche Gebote aufgestellt werden, sonderndarum, ob solche Gebote überhaupt erfüllt werden können. Undwer glaubt, daß das Gebot, nicht egoistisch zu sein, von den

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Menschen der Gegenwart so ohne weiteres erfüllt werden kannder gibt sich einer sehr großen Illusion hin. Derjenige, der es alsseine Pflicht erkennt, Illusionen zu zerstreuen, der muß auchjene Illusion zerstreuen, daß ein solches Gebot leicht erfülltwerden könne.

Da tritt vielleicht ein Mensch auf und sagt: Ich will einmal inder Welt in ganz und gar selbstloser Weise wirken! – Zunächstkann er gar nicht wissen, daß unter den Kräften, mit denen erwirkt, eine ganze Menge okkulter Kräfte darunter sind. Vonjedem Menschen gehen okkulte Kräfte aus. Wenn nun jemandsagt, er wolle in selbstloser Weise in der Welt wirken, so ist dasein sehr, sehr schönes Ideal. Aber wenn man einmal versucht,weiter zu fragen: Warum willst du selbstlos sein, warum legst dudir dieses Gebot auf, selbstlos zu sein? –, da wird man merkwür-dige Antworten erhalten, zum Beispiel: Durch Selbstlosigkeitkomme ich allmählich zu höheren Stufen der Vollkommenheithinauf; ich kann es nicht ertragen, ein wertloser Mensch zu sein;ich will ein Mensch sein, der wertvoll ist in der Welt. – Wennman dieses Gefühl analysieren würde, so würde man dahinter-kommen, daß hinter den Gründen zur Selbstlosigkeit oft derunglaublichste Egoismus steckt, oft ein viel größerer Egoismus,als er bei den Menschen anzutreffen ist, die gar nicht selbstlossein wollen, sondern sich einfach ihren selbstischen Instinktenhingeben. Malen Sie sich den Gedanken aus, und Sie werdensehen, wieviel Selbstsucht in dem Drang nach Selbstlosigkeitsteckt.

Und wie sollte es auch anders sein? Die Selbstsucht ist eineKraft, die nicht deshalb von den Göttern in die Menschennaturverpflanzt worden ist, damit der Mensch sie so ohne weiteresverleugne oder verneine. Es gehört sogar die Selbstsucht zu denwesentlichsten Dingen, durch die der Mensch wirkt. Wenn wirden Gründen der Selbstsucht nachforschen, wenn wir uns fragen:Warum haben denn die Götter, die gütigen Götter dem Men-schen die Selbstsucht eingepflanzt? –, da diese so etwas Ab-

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scheuliches ist nach Ansicht so vieler Leute, da bekommen wiraus dem wirklichen Okkultismus herausgeboren die Antwort,daß die Selbstsucht ein ganz gewaltiger Schutz ist gegenüberdem, was mit dem Menschen in der Welt geschehen würde,wenn er nicht diese Selbstsucht hätte. Wissen Sie, was den Men-schen am besten davor schützt, gewisse recht schlimme Kräfteanzuwenden, von denen wir gleich nachher sprechen werden? Eswäre ein Leichtes heute für jemand, der selbst schwarze Magiebetreiben wollte, einen Menschen als Schüler zu sich heran-zuziehen und diesem Schüler gewisse Handgriffe und Machina-tionen der wirklichen schwarzen Magie beizubringen; er würdein der entsetzlichsten Weise in der Welt wirken können. Diemeisten aber werden das nicht so ohne weiteres tun. Und wissenSie, warum nicht? Aus dem einfachen Grunde nicht, weil siesich fürchten, weil sie für ihre Persönlichkeit fürchten. Sie ge-wahren ein klein wenig von den Folgen im Geist und fürchtensich selbstsüchtig davor. Und das ist ganz gut, daß sie sich fürch-ten und die Sache deshalb bleiben lassen.

Wenn im Beginne der Erdendentwickelung die Menschenalles gleich ausgeliefert erhalten hätten, was es an Kräften gibt,um auf den astralischen, auf den ätherischen und auf den physi-schen Leib zu wirken, dann würden diese Menschen schlimmeDinge in der Welt angestellt haben. So aber ist ihnen der Egois-mus gegeben worden, und der bringt den Menschen dazu, daß erzunächst nur für sich selbst sorgt, und daß die Sorge für sichselbst ihn ganz beschäftigt. Wie eine Schutzwand haben dieGötter den Egoismus um die Menschen herum errichtet. DerEgoismus ist es, der den Menschen den Einblick in die Dingeverhüllt, die hinter der Welt der Erscheinungen liegen. Das zubetrachten ist außerordentlich wichtig. Es ist eine von den wei-sen Bremsvorrichtungen, welche die Götter aufgestellt haben,damit der Mensch nicht zu schnell eindringe in die geistigenReiche. Das ist also der Egoismus; er ist ein gutes Schutzmittel.

So also soll man mit solchen Worten nicht herumwerfen,

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denn es ist noch eine lange Strecke bis dahin, wo der Menschselbstlos werden kann, wo er reif wird zur Selbstlosigkeit. Garnicht braucht daran erinnert zu werden, wie alles Predigen vonSelbstlosigkeit sich gerade in unserem Zeitalter so komischausnimmt, im Zeitalter des höchstpotenzierten Egoismus, wojeder so viel erraffen will von dem, was in der sozialen Ordnungbegründet ist. Da führt diese «Selbstlosigkeit» dazu, sich ganzund gar zu umgeben mit einem Wirbel von Illusionen. Sie glau-ben gar nicht, wenn Sie nicht gründlich darüber nachdenken, wiedie Menschen sich heute einhüllen in einen Wirbel von Illusio-nen, wie sich namentlich durch Theorien unsere Zeitgenosseneinhüllen lassen in einen Wirbel von Illusionen. Da werdensoziale Theorien geprägt und gepredigt von Professoren undNichtprofessoren. Aber gerade ein großer Teil der Theorien überdie sozialen Heilmittel des Gesellschaftskörpers sind nichtsweiter als ein Ausfluß von «Psychopathia professoralis». Siekönnen es in der Praxis verfolgen, wie die Leute verkehrt denkenund verkehrt handeln. Wo können Sie nicht in irgendeiner Ge-sellschaft oder Kommune erleben, daß die Menschen nachsinnenüber dieses und jenes Heilmittel, zum Beispiel gegen die Ar-beitslosigkeit. Wenn Arbeitslosigkeit da ist, ist Hunger da. Wiemachen wir es aber, daß diesem abgeholfen wird? Da wird dannder Entschluß gefaßt: Man muß den Leuten Arbeit geben. – Undnun erfindet man irgend etwas, um den Leuten Arbeit, Beschäf-tigung zu geben, damit sie Geld bekommen und sich kaufenkönnen, was sie wollen. Das scheint ein sehr probates Mittel zusein, um gesellschaftliche Schäden abzuwenden: den LeutenBeschäftigung zu geben. Aber es ist ein sehr gefährliches Mittel,den Leuten Beschäftigung um jeden Preis zu geben, solange mannicht die Art der Beschäftigung in produktive und unproduktiveBeschäftigung unterscheidet. Solange man diese Unterscheidungzwischen produktiver und unproduktiver Beschäftigung nichtmacht, ist dies sogar ein furchtbares Mittel in seiner Wirkung aufdie Gesellschaft. Denken Sie sich den radikalen Fall: jemand

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wollte, weil in einer bestimmten Gegend, wo durch Erfindungeiner neuen Maschine eine Anzahl Personen brotlos gewordensind, diesen Leuten schnell Arbeit und Brot verschaffen. Ererfindet einen Artikel, wo er wertlose Abfallprodukte für Toilet-tengegenstände verwendet. Die Leute können dann etwas verdie-nen und sich Brot kaufen. – Das ist aber nur ein Mittel, um dieArmut von einer Seite auf die andere umzulegen, denn es wirdgar nichts produziert auf diese Weise, gar nichts hervorgebracht.Jeder kann das an folgendem Falle selbst einmal bedenken: Essetzt sich jemand draußen auf dem Lande in ein Restaurant undsagt: Kellner, geben Sie mir zehn Ansichtskarten! und schicktsie ab, ohne dabei zu bedenken, wieviele Briefträger dadurchvier oder fünf Stockwerke hinaufgehen müssen, und ohne zubedenken, daß dadurch nichts an realer Kraft in der Welt inBewegung gesetzt wird. Gar nicht bedenkt man, daß damitnichts Wirkliches, den Geist und Körper Förderndes erzielt wird.Wenn Sie das dem Betreffenden sagen, so wird er natürlich eineAusrede haben. Er könnte zum Beispiel sagen, es könnten janeue Briefträger eingestellt werden, dadurch bekämen mehrLeute Arbeit. Man bedenkt dabei aber gar nicht, daß, wenn manda neue Menschen einstellt, durch deren Arbeit nichts Neuesgeschaffen wird, sondern daß man nur die Armut anders verteilthat. Das zeigt, daß die Menschen erst etwas wissen müssen überdie Verteilung der Arbeit auf der Erde, bevor sie anfangen kön-nen mit dem kleinsten Reformgedanken. Unwissenheit, diereformieren will, ist im Weltzusammenhang etwas Furchtbares.Es ist furchtbar, daß die Menschen oftmals nicht die Geduldhaben, abzuwarten, bis sie gelernt haben, etwas Überschau darü-ber zu haben, wie man helfen kann, sondern Vereinsmeiereitreiben, damit dies oder jenes geschehe. Das sind alles Illusio-nen, mit denen sich die Menschen umhüllen. Und eine solcheIllusion ist es auch, wenn in der trivialen Theosophie die Leutevon Selbstlosigkeit reden. Wir müssen, wenn wir uns über weißeund schwarze Magie unterrichten wollen, zunächst uns einiges

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von dem Begriff «Magie» vor die Seele führen, worüber diejeni-gen, welche die letzten Vorträge gehört haben, schon etwaswissen. Auch öffentlich habe ich das Wesen der Magie schonkurz berührt.

Was ist nun Magie? In allen alten okkulten Schulen gab esdrei Arten, hinaufzugelangen zu den höchsten Gebieten desErkennens. Die erste Art war die des Eingeweihten, des Initiier-ten, die zweite Art war die des Hellsehers und die dritte Art wardie des Magiers. Das sind drei ursprünglich voneinander grund-verschiedene Dinge: Einweihung, Hellsehertum und Magie.Machen wir uns zunächst durch einen einfachen Vergleich klar,was ein Eingeweihter, was ein Hellseher und was ein Magier ist.Denken Sie sich irgendeine Gegend, wo man keine Eisenbahnen,keine Dampfschiffe und so weiter kennt, wo die Menschen ohneEisenbahnen und ohne Dampfschiffe leben. In einer solchenGegend ist der Umstand, daß es Eisenbahnen und Dampfschiffegibt, der reine Okkultismus. Okkult bedeutet so viel wie geheim,etwas, wovon die Leute nichts wissen. Wenn nun einer aus derGegend, wo es keine Eisenbahnen und so weiter gibt, in eineandere Gegend reist, wo er Eisenbahnen und Dampfschiffe sieht,und er kommt dann wieder in seine Heimat zurück, dann erzählter seinen Leuten, daß es Eisenbahnen und Dampfschiffe gibt. Erweiß es aus eigener Anschauung, denn er hat in eine Welt hin-eingesehen, die für die anderen noch ein Geheimnis ist.

Wer durch okkulte Schulung hineingeführt wird in die hö-heren Welten, der ist in dieser Beziehung ein Hellseher. Er weißaus eigener Anschauung, daß es geistige Welten und Wesenhei-ten, geistige Kräfte gibt. Die geistigen Welten haben verschiede-ne Stufen. Es kann ein Mensch auf der einen Stufe Hellsehersein, einige Erscheinungen sehen, aber andere Erscheinungennicht sehen. Nun müssen Sie sich etwas vor die Seele rufen, washier öfters gesagt worden ist: Zum Auffinden und zum selb-ständigen Erforschen okkulter Wahrheiten gehört Hellsehertum.Nicht aber gehört Hellsehertum dazu, diese Wahrheiten ein-

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zusehen. Dazu reicht der gewöhnliche Menschenverstand aus,wenn er nur in genügend umfassender Weise richtig angewendetwird. Wer sagt, was in okkulten Berichten mitgeteilt wird, daskönne er nur begreifen, wenn er ein Hellseher wäre, der benützteinfach seinen Verstand nicht genügend. Finden kann derMensch die okkulten Wahrheiten nicht mit dem Verstande, abereinsehen kann er sie. Alles, was aus der Geistesforschung herauserzählt wird, kann man einsehen, wenn man nur gründlich nach-denken will. Nur finden kann man ohne Hellsehen die okkultenWahrheiten nicht, dazu gehört Hellsehertum. Was also durchTheosophie verkündigt wird, das könnten die, welche gründlichdarüber nachdenken, auch einsehen.

Man kann, bis in die höchsten Gebiete der okkulten Erleb-nisse hinauf, die Sachen erzählt erhalten, und man kann sie danneinsehen. So gab es in den okkulten Schulen immer Hellseher,welche durch jene Methoden, die angewendet wurden, hinein-schauen lernten in die geistigen Welten. Das waren oftmals sehrlangwierige Methoden. Aber neben diesen Hellsehern gab esimmer auch Eingeweihte. Das waren diejenigen, die aus ihrenumfassenden und willig angewandten Verstandeskräften herausdie Tatsachen und Gesetze der höheren Welten eingesehen hat-ten. Das waren Eingeweihte. Heute ist dieses Verhältnis vonEingeweihten und Hellsehern kaum mehr gut möglich, weilheute jeder Mensch von dem großen Egoismus befallen ist,selbst sehen zu wollen. Von jener Liebe und jenem Vertrauen,die in den okkulten Schulen der Vorzeit herrschten, machen sichdie Menschen heute kaum einen Begriff. Da war der Hellseher,der vielleicht durch Inkarnationen hindurch in entsagender Wei-se die Methoden anwendete und sich geübt hat, um hineinzu-schauen in die höheren Welten, der vieles sehen konnte in diesenhöheren Welten, und der sich selbst enthielt, die Gesetze dieserhöheren Welten kennenzulernen, um sich nicht aufzuhaltendurch Gesetze, sondern um durch eine raschere Entwickelunghellseherischer Fähigkeiten der Menschheit einen größeren

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Dienst zu erweisen. Dieses Entsagen ist nicht so ohne weiteresleicht zu nehmen. Es ist etwas Großes und Gewaltiges, wennirgend jemand sich entschließt, Hellseher zu werden, ohne zugleicher Zeit die ganze Art der Gesetzmäßigkeit in den höherenWelten kennenzulernen; und wenn er darauf wartet – vielleichttausende von Jahren –, bis er das erreicht, so kann er das nurunter der Bedingung tun, daß er sich unter die strenge Obhuteines gewählten Gurus oder Lehrers stellt. Denn träte er alsbloßer Hellseher an die Dinge der geistigen Welt heran, ohnederen Gesetze zu kennen, so würde er bald auf Irrpfade und indie wüstesten Irrtümer hineinkommen, wenn er nicht in allenwichtigen Dingen den Rat des Guru annehmen würde.

Andere gab es, die verzichteten überhaupt auf die Entwicke-lung höherer hellseherischer Gaben, weil sie eingeweiht werdenwollten in die Gesetze der höheren Welten. Sie vertrauten inLiebe und Hingebung dem, was ihnen die Seher sagten, aber siekannten die Gesetze. Um das zu erläutern, kann man ein Beispielanführen aus der gewöhnlichen Welt. Denken Sie sich einenMenschen, der außerordentlich gut sieht, der alle möglichenPhänomene sehen kann mit seinen Augen, der aber von denGesetzen der Lichterscheinungen nichts versteht. Und denkenSie sich einen anderen Menschen, der sehr kurzsichtig ist undkaum ein paar Zentimeter vor seine Augen hin sieht, der aber diephysikalischen Gesetze der Lichterscheinungen gut kennt. Diebeiden können gut zusammenwirken und arbeiten, der eine kenntdie Gesetze, der andere kennt sie gar nicht, aber dafür sieht erdie Erscheinungen. Und das gilt noch viel mehr für die höherenGebiete. Es ist möglich, daß einer ein in höhere Grade Einge-weihter wird, ohne Anspruch zu machen auf hellseherischeKräfte. Das war in den alten okkulten Schulen durchaus üblich,daß diese zwei Klassen nebeneinander waren. Willig haben dieHellseher den Ratschlag von gar nicht hellsehenden Eingeweih-ten angenommen. Insbesondere war dies notwendig für dieFälle, in denen ein hoher Grad des Hellsehens und ein hoher

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Grad der Einweihung erforderlich war, so zum Beispiel für alles,was sich auf das astrologische Gebiet bezieht. Das war so, daßdiejenigen, welche sich die umständlichen Gesetze der Astrolo-gie umfassend aneignen wollten, in der Regel verzichten mußtenauf jenes hohe Hellsehen, welches die astralischen Hellsehersich anzueignen hatten. Sie ergänzten sich gegenseitig. Nur inder neueren Zeit, wo der Mensch materialistisch denkt und fühlt,muß man sich klar machen, daß es unmöglich ist, diese beidenGebiete streng zu trennen, und deshalb wird seit dem 14. Jahr-hundert kein Unterschied mehr zwischen den beiden Klassengemacht, so daß der Lehrer keinem eine Einweihung mehr er-teilt, ohne zu gleicher Zeit einen gewissen Grad des Hellsehenszu geben. Das geht nicht anders, weil es mit dem Egoismus undmit der Vertrauenslosigkeit, die heute herrschen, gar nicht andersvereinbar sein würde. Daher wird zwischen den beiden keinUnterschied mehr gemacht, denn die Menschen können heutegar nicht selbstlos sein.

Nun unterscheidet sich aber sowohl vom Hellseher als auchvom Eingeweihten der Magier. Für den, der selbst in die höherenWelten hineinschauen kann, folgt noch lange nicht, daß er die indie sinnliche Welt hineinwirkenden Kräfte auch schon beherr-schen und anwenden kann. Oder glauben Sie, daß ein Mensch,der in eine Gegend die Kenntnis von der Lokomotive, demDampfschiff und der Dampfmaschine gebracht hat, nun auchgleich eine solche Maschine bauen könnte? Er kann ihnen erzäh-len, wie solche Dinge ausschauen, aber er wird nicht gleichverstehen, sie zu bauen. Daß der Hellseher selbst hineinsehenkann in die höheren Welten, daraus folgt noch nicht, daß er auchdie Kräfte, die hereinwirken in die Sinneswelt, zu beherrschenund anzuwenden versteht. Der erst ist Magier oder Adept, derdie höheren Kräfte, von denen alles physische Geschehen einAusdruck ist, in der Welt hier anzuwenden versteht, der alsoimstande ist, nicht nur die physischen Kräfte und die physischenMächte zu Rate zu ziehen, wenn es sich um irgend etwas bei

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seinem Tun handelt, sondern der die höheren Kräfte spielenlassen kann. Das ist in unserer Zeit eigentlich keine Kleinigkeit,Magier oder Adept zu sein. Es gibt keine Zeit in der Mensch-heitsentwicklung, die dem Magiertum oder Adeptentum sodurchaus entgegengesetzt war, wie unsere heutige es ist. Undman dient heute der Menschheit unter gewissen Verhältnissenam besten dadurch, daß man sich darauf beschränkt, die Er-kenntnisse der höheren Welten zu verbreiten, und selbst – viel-leicht mit blutendem Herzen –, auch in Fällen, wo die Anwen-dung magischer Kräfte vielleicht am Platze wäre, darauf verzich-tet. Denn das heutige öffentliche Leben ist so fremd dem Begrif-fe des Magiertums, daß unter Umständen der Einfluß höhererWelten auf diese unsere Welt einen Rückschlag bedeuten würde,wenn unmittelbar magische Kräfte angewendet würden. Wereine gewisse Übung in der Anwendung der Kräfte hat, und zuden Kenntnissen sich auch den Mechanismus angeeignet hat, dermuß in gewissen Fällen sich enthalten, diese Kräfte anzuwen-den, aus dem einfachen Grunde, weil es unmöglich ist, heutegegen die Strömung der Zeit in der Welt anzulaufen. Zum Ma-gier gehört nicht nur Hellsehen und Einweihung, zum Magiergehört auch Übung. Das ist es, um was es sich handelt. DerMagier muß entsagungsvoll durch lange Zeiten hindurch gewis-se Verrichtungen sich aneignen, er muß sich üben. Denken Sienur einmal, wieviel Sie wissen können – schon in der physischenWelt –, ohne daß Sie selbst in der Lage wären, auch wirklich dasausführen zu können, wovon Sie erzählen können, wovon Sieetwas wissen. In vieles können Sie eingeweiht sein. Ganz genaukönnen Sie wissen, wie eine Lokomotive konstruiert ist, aberohne daß Ihnen jemand gleich den Auftrag geben würde, eineLokomotive zu bauen, da er damit riskieren würde, das Geldzum Fenster hinauszuwerfen. So ist es auch auf den höherenGebieten. Übung macht den Magier, Wahrnehmen in den hö-heren Welten macht den Hellseher, Wissen und Erkenntnis derGesetze in den höheren Welten macht den Eingeweihten.

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Es war nun in den verflossenen Zeiten durchaus unstatthaftirgendeine magische Verrichtung zu vollziehen, ohne im Ein-klang zu stehen mit den Leitern der Welt, der «Erden-Regie-rung», die man auch nennt die Meister der sogenannten weißenLoge. Alle okkulten Schulen, die es überhaupt gibt und allesLehren kann nur die unterste Stufe zur höheren Entwickelungsein; auf ihr müssen sich immer höhere und höhere Stufen auf-richten, bis hinauf zu den eigentlichen Leitern der Erdenentwi-ckelung. Auf der höchsten Stufe sind diejenigen, die die Weis-heit nicht nur wissen, sondern welche die Erde in ihrer Entwi-ckelung «regieren», welche die Weisheit einfließen lassen in dieErdenentwickelung. Sie allein sind imstande, bei jeder einzelnenHandlung, der geistige Kräfte zugrunde liegen, anzugeben, obsie in dem ganzen Zusammenhang stört oder nicht stört. WennSie ein Haus bauen und den Plan zum Haus angeben, so mußjeder einzelne Arbeiter an dem Haus im Einklang mit dem Planearbeiten. Und wenn jemand kommt und es ihm einfällt, ein Fens-ter anders zu machen, als es im Plan vorgesehen ist, so kanndieses Fenster noch so schön und großartig sein, das ganze Hausist gestört. Wenn irgend jemand in der Welt durch geistige Kräf-te etwas vollbringen will, so kann dies noch so bedeutungsvollund noch so grandios sein –, wenn es in den ursprünglichen Plander Erdenentwickelung nicht hineinpaßt, so stört es die Erden-entwickelung und wirft sie zuweilen um lange Zeit zurück. Un-möglich kann der Mensch, der keine geistigen Kräfte anwendet,diesen Plan der Erdenentwickelung stören. Und warum nicht?Weil in bezug auf die geistigen Kräfte dasjenige, was die Men-schen ohne Wissen von den höheren Welten tun, sich so verhältwie ein Naturereignis zu einem Haus. Was von der Witterungdurch Wärme- und Sonnenverhältnisse an einem Haus ruiniertwird, das muß ruiniert werden, das ist in einer gewissen Weiseselbstverständlich. So verhalten sich auch die Absichten derer,die keine Beziehung haben zu der höheren Welt. Die Taten der-jenigen aber, die irgendeine Beziehung haben zu den höheren

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Welten, die verhalten sich, wenn sie etwas tun, was nicht imEinklange ist mit der geistigen Welt, so, wie wenn jemand miteinem Hammer auf eine Sache einschlägt. Was ist also notwen-dig, damit der Fortschritt des Menschengeschlechtes sich voll-zieht? Wenn okkulte Kräfte angewendet werden, so ist es absolutnotwendig, daß der Zusammenhang mit den zentralen geistigenMächten der Welt aufrechterhalten wird, und es ist absolut not-wendig, daß an keinen, der diesen Zusammenhang nicht suchenwill, die geistigen Kräfte ausgeliefert werden. Damit hängt eszusammen, daß in allen wirklichen okkulten Schulen über derMitteilung geistiger Kräfte das Geheimnis waltet und daß kei-nem, der sich nicht verpflichtet, den Zusammenhang mit denführenden geistigen Wesenheiten aufrechtzuerhalten, solcheGeheimnisse ausgeliefert werden. Nur bei der "zentralen Regie-rung" der Erde steht die Möglichkeit, zu wissen, um was es sichhandelt. Und das muß man wissen, wenn man geistige Kräfteanwenden will. Teilt man irgend etwas einem anderen mit inunbefugter Weise, wodurch dieser andere sich in Gegensatzstellen kann zum großen Plan der Erdenentwickelung, dannbegeht man die erste Art von schwarzmagischer Handlung. Da-her gilt als Grundsatz: Die erste schwarzmagische Handlung istder Verrat okkulter Geheimnisse. Das Schwätzen und Ausplau-dern von okkulten Geheimnissen ist der erste Fall von schwarzerMagie, denn da liefern Sie die okkulten Geheimnisse aus andiejenigen, welche sich in Gegensatz stellen zu der zentralenLeitung der Erdenentwickelung, weil Sie den Zusammenhangnicht kennen. Wo tritt denn das auf, wo wird das real? Real wirdes überall da, wo im Dienste nicht der ganzen Erdenführung,sondern im Dienste irgendeiner begrenzten Körperschaft, diekeinen Zusammenhang haben will mit der im Dienste derMenschheit stehenden Erdenführung, okkulte Geheimnisse insWerk gesetzt werden. Erhält also zum Beispiel der Menschdiejenigen Dinge, die er nur dann anwenden darf, wenn er überalle nationalen und Rassenvorurteile hinweg ist, früher ausgelie-

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fert, wendet er sie an, bevor er über diese Vorurteile hinweg istund bevor er eine Ahnung davon hat, was es heißt, ein «heimat-loser Mensch» zu sein, dann geht ganz genau dasselbe, wassonst weiße Magie ist, in den Dienst der schwarzen Magie über.Ganz genau dasselbe. Wenn dasjenige, was der Menschheitdienen soll, verwendet wird in dem Dienst einer abgesondertenRasse, etwa um dieser Rasse die Oberherrschaft über die Erde zuverschaffen, dann ist das im großen Maßstabe schwarze Magie,denn es geschieht nicht im Einklange mit der Erdenführung. Esist das erste Erfordernis: hinaus zu sein über das, was uns nurmit einem Teil der Menschheit verbindet. Für einen heutigenweißen Magier gilt das als erster Grundsatz. Nicht Selbstlosig-keit kann der Mensch anstreben, aber Liebe für die ganzeMenschheit. Erweitern kann er das Gebiet seiner Liebe. Daskann er, und das ist es auch, worum es sich handelt.

Nun geschieht es aber sehr häufig, daß die Menschen durchirgendwelche Machinationen zu erzwingen suchen, etwas zuerhalten, was ihnen sonst nie mitgeteilt werden kann. Jetzt kom-men wir zu den eigentlichen Methoden, zu den Machinationen,die auszuführen notwendig sind, um in den Besitz schwarzmagi-scher Kräfte zu gelangen. Das ist etwas, was man durchaus ganzim einzelnen beschreiben kann. Sie haben das erste Mittel, denersten Weg gesehen, um in den Besitz schwarzmagischer Kräftezu kommen; es ist das, sich die Mittel eben mitteilen zu lassenvon den berufenen Kräften und Wesenheiten. Ja, was sind siedenn überhaupt, diese magischen Mittel, Sie sind dasjenige,wodurch wir die geistigen Kräfte benutzen können, um hier inder Sinneswelt zu wirken, um hier Resultate und Erfolge zuerzielen. Das sind solche Mittel. Aber es gibt ja überhaupt keineanderen Wirkungen in der sinnlichen Welt als solche, die vonden geistigen Welten ausgehen. Alle Wirkungen, Erfolge undTaten in der sinnlichen Welt gehen von der geistigen Welt aus.Daher kann derjenige, der nicht auf dem rechtmäßigen Wege deslangsamen Studiums – durch diejenigen, die Eingeweihte oder

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Hellseher oder selbst Adepten oder Magier sind –, zu diesenDingen kommen will, auch nur einen anderen Weg wählen, undder besteht darin, daß er sich, statt an die Menschen, welche dieVerkörperungen höherer geistiger Wesenheiten sind, an dieNatur selbst wendet und der Natur abzulauschen versucht die Artund Weise, wie in sie hineingeflossen sind die geistigen Kräfte.Denn alles, was in der Natur ist, fließt aus den geistigen Weltenin sie ein, und wir können der Natur durch gewisse Machinatio-nen und Verrichtungen diese geistigen Kräfte wieder ablauschen.In dem Augenblicke nun, wo wir in bezug auf dasjenige, was wirnicht wissen, nicht die Natur handeln lassen, sondern dasjenige,was wir wollen, selbst ausführen, also da selbst handeln, wo wirnichts wissen, in dem Augenblicke sind wir auch imstande, unsKräfte aus dem Gebiete der schwarzen Magie zu verschaffen.Wenn wir nicht auf dem Umwege durch Weisheit und Einsichtan die inneren Kräfte der Natur kommen wollen, und wenn wiralles vermeiden, was durch Weisheit und Einsicht auf dem Wegeder Entwickelung der inneren Kräfte geschieht, sondern andereMittel wählen, so sind wir durch diese anderen Mittel immer aufdem Wege zu schwarzmagischen Verrichtungen, zur schwarzenMagie.

Sehen Sie, wer heute ein schwarzer Magier werden wollte,der hätte von vornherein einen großen Fonds für die schwarzma-gischen Verrichtungen, wenn er ein furchtbarer Hasenfuß wäre,schauderhafte Furcht hätte vor alledem, was ihm passieren könn-te. Eine solche Furcht im Inneren des Menschen ist ein sehrguter Ausgangspunkt für den schwarzen Magier, denn dieseFurcht ist nur komprimierter Egoismus. Nehmen Sie einmal an,irgendein Mensch beabsichtige, in größerem Umfange schwarz-magische Künste zu treiben. Da würde er sich zunächst in derWelt umschauen nach möglichst hasenfußartigen Individuen.Denn dieser Fonds von Furcht ist ein gutes Mittel, das man soumbilden, umwandeln kann, daß die betreffenden hasenfüßigenPersonen gewisse andere Kräfte und Macht bekommen, ohne

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Wissen und Einsicht, in viel größerem Umfange, als sie derMensch sonst haben kann. Was müßte ein solcher Zauberkünst-ler machen, der solche Künste haben wollte? Er müßte sichzunächst ein Laboratorium einrichten, in dem er diese Hasenfüßedazu abrichtete – ich spreche radikal, aber es wird Ihnen so ambesten klar werden –, sich ganz zu verhärten durch das Mittel,sie fortwährend in lebendiges Fleisch schneiden zu lassen undBlut rinnen. Was in den Furchtgefühlen, die der Hasenfuß inhohem Maße hat, als eine gewisse Kraft nach außen wirkt, daskann in etwas Entgegengesetztes umgewandelt werden, wennman den Menschen lehrt, sich durch Schneiden in lebendigesFleisch abzuhärten. Bei einem Menschen, der keine Furcht hat,würde diese Prozedur gar nichts nützen.

Das ist sozusagen das ABC, das allererste, was in der schwar-zen Magie getan wird. Und wenn das getan würde, würde sichdas, was früher als Furcht im Menschen war, umwandeln inKräfte, durch die er in der Tat einen gewissen Einfluß auf seineUmgebung gewinnen könnte; und wer sich solcher Gehilfenbedienen würde, würde die unglaublichsten Scheußlichkeiten inder Welt verrichten können. Wer aber ohne Gehilfen selbst eingroßer schwarzer Magier werden will, der tut manchmal nochetwas ganz anderes. Ein solcher schwarzer Magier wollte einstein Mensch des 15. Jahrhunderts werden, Gilles de Rais. den dieprofane Welt Ritter Blaubart» genannt hat. Dieser Mensch such-te gewaltige okkulte Kräfte in seinen Besitz zu bekommen, nichtauf dem rechtmäßigen Wege des Lernens, sondern dadurch, daßer gewisse tief in ihm liegende egoistische Gefühle umwandelte.Er war zu gleicher Zeit ein ausgezeichneter Beobachter seinerselbst. Verzeihen Sie, wenn ich ein Wort ausspreche, das sonder-bar klingen wird. Dieser Mann war das, was man nennen könnte«der radikalste christliche Egoist» oder «egoistische Christ».Solche hat es nämlich auch gegeben und gibt es noch. Es sindsolche, die das Christentum vor allen Dingen als eine Brückebetrachten, um für sich selbst möglichst viel zu erlangen, weil es

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ihnen klar ist, daß ein guter Christ weit kommen kann in derSeligkeit. Durch Selbsterkenntnis bemerkte er dies in seinerNatur, und als er es bei sich bemerkt hatte, kannte er schon dasbeste Mittel, wodurch man das umwandeln kann in unglaublicheZauberkräfte. Es ist ihm allerdings früh das Handwerk gelegtworden. Es wurde ihm der Prozeß gemacht, und da zeigte sich,daß der Mann 1432 angefangen hatte, um seine besonderenokkulten Kräfte zu entwickeln, ein Kind nach dem anderen zumorden. Leben zu vernichten, das hat er angesehen als ein be-sonderes Mittel, um das, was er nicht selbst als Wissen habenkonnte, der Natur abzulauschen. Der Mann hat, wie sich in demProzeß herausgestellt hat in kurzer Zeit 800 Kinder ermordet.Jetzt werden einige von Ihnen begreifen, die den Roman vonMabel Collins «Flita. Wahre Geschichte einer schwarzen Ma-gierin» gelesen haben, warum da am Anfang ein Mord steht. Dergehört dazu. Der Roman «Flita» ist schon von jemand geschrie-ben, der das weiß. Was die schwarze Magierin wollte, das konn-te nur entwickelt werden unter dem Einflusse dieses Mordes, deram Ausgangspunkt der Erzählung steht.

Und nun betrachten Sie einmal diese Geschichte ganz ernst-haft und fragen Sie sich, was die meisten Menschen schützenkönnte vor diesen Prozeduren, die ich Ihnen angeführt habe, unddurch die der Mensch ganz sicher zur Beherrschung schwarz-magischer Kräfte geführt werden könnte. Der Egoismus, er istein sehr gutes Mittel, sich dagegen zu schützen. Es wird nichtjeder in lebendiges Fleisch zu schneiden; dabei würden die meis-ten Menschen in Ohnmacht fallen, und Ohnmacht ist nichtsanderes, als ein Ausdruck der Selbstsucht. Das ist also schon inseiner physischen Wirkung ein gutes Mittel, davon abgehaltenzu werden, schwarze Magie zu treiben. Es ist auch schwer, einRitter Blaubart zu werden, davor behütet die meisten Menschenihr ganz gesunder Egoismus; er tritt auf wie eine Schranke gegendas Sich-hinein-Versetzen in Mittel zur Erlangung schwarzmagi-scher Kräfte.

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Nun, sehen Sie, das wollte ich nur anführen, um nicht in Phra-sen zu reden. Das ist nicht meine Art. Ich rede lieber von wirkli-chen Tatsachen. Ich wollte Ihnen durch Beispiele zeigen, worindie Aneignung von Machinationen auf dem Gebiete der schwar-zen Magie besteht. Der Verrat okkulter Geheimnisse an Profaneist die erste und einfachste Art. Solche Handlungen aber, wie ichsie eben charakterisiert habe, gehören zu den Lehrmethoden derschwarzen Magie, sie sind sozusagen das ABC. Und was nachdiesem ABC kommt, woran die schwarzmagischen Schülerunterrichtet werden im «Lesen», – wenn ich Ihnen das erzählenwürde, dann würden wahrscheinlich mehrere von Ihnen hierohnmächtig werden. Daher hören wir lieber bei dieser erstenStufe auf. Diese Dinge sind durchaus nicht etwas, womit sichspaßen läßt, auch nicht mit Worten, sie sind etwas höchst Ernst-haftes; und sie sind was die Menschen nicht wissen – leider nurzu sehr verbreitet in der Welt. Die meisten Menschen haben garnicht den Willen dazu, darauf einzugehen, wie diese Dinge inder Welt verbreitet sind.

Nun steht die Entwickelung solcher Dinge in innigem Zu-sammenhang, in inniger Beziehung zu der ganzen Erdenentwi-ckelung, überhaupt zu der Entwickelung eines Planeten, und wirverstehen eine solche Sache in der richtigen Weise erst dann,wenn wir eine Ahnung haben von der Tatsache, wie von einemPlaneten geistig auf seinen Nachfolger, auf den nächsten Plane-ten, herübergewirkt wird, wie also zum Beispiel vom Mond aufdie Erde herübergewirkt wurde, und wie wiederum von der Erdeauf ihren Nachfolger, den Jupiter hinübergewirkt wird. Sie allewissen, daß die Erde in einer gewissen Weise von der sogenann-ten «weißen Loge» geführt wird, in der vereinigt sind gewissehochentwickelte Menschen-Individualitäten mit Individualitätennoch höherer Art. Was tun sie da? Sie arbeiten, sie führen dieErdenentwickelung. Während der Führung der Erdenentwicke-lung arbeiten sie einen ganz bestimmten Plan aus. Das ist tat-sächlich der Fall, daß während der Entwickelung eines jeden

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Planeten von den führenden Mächten ein bestimmter Plan ausge-arbeitet wird. Während sich die Erde entwickelt, wird in dersogenannten «weißen Loge» der Erde der Plan für das Einzelnedessen aufgestellt, wie der Jupiter sein muß, der die Erde ablöst.Der ganze Plan wird in allen Einzelheiten entwickelt. Und darinbesteht der Segen und das Heil der Fortentwickelung, daß imEinklang mit diesem Plan gehandelt wird. Wenn nun eine plane-tarische Entwickelung zu Ende geht, wenn also unsere Erde amEnde ihrer planetarischen Entwickelung angelangt sein wird,dann werden auch die Meister der Weisheit und des Zusammen-klanges der Empfindungen fertig sein mit dem Plane, den sie fürden Jupiter ausgearbeitet haben.

Und jetzt, am Ende einer solchen Entwickelung eines Plane-ten, geschieht etwas höchst Eigentümliches. Dieser Plan wirddurch eine Prozedur zu gleicher Zeit unendlich verkleinert undunendlich vervielfältigt, so daß von dem ganzen Jupiterplanunendlich viele Exemplare, aber ganz en miniature, vorhandensind. So war es auch auf dem Monde. Der Plan der Erdenentwi-ckelung war da, unendlich vervielfältigt und unendlich verklei-nert. Und wissen Sie, was das ist, was von den Meistern derWeisheit damals auf dem Monde ausgearbeitet worden ist ? Dassind die Atome, die Atome der Erde. Und die Atome der Jupiter-entwickelung sind es, deren Plan von der führenden «weißenLoge» auf unserem Planeten ausgearbeitet wird. Das ist daswirkliche Atom, und alles andere Reden über ein Atom istnichts. Der erst erkennt das Atom eines Planeten, der in ihm denverkleinerten Plan der Entwickelung des Planeten erkennt. WennSie dieses Atom, das der Erde zugrunde liegt, nach und nacherkennen wollen, so werden Ihnen zur Erkenntnis dieses Atomseben diejenigen Maßregeln entgegentreten, die von den großenMagiern der Welt ausgehen. Nun können wir über diese Dingenatürlich nur andeutungsweise sprechen, aber wir können we-nigstens etwas kennenlernen, was uns einen Begriff von demgibt, worum es sich hier handelt. Die Erde ist in gewisser Weise

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zusammengesetzt aus diesen ihren Atomen, und ein jedes We-sen, Sie selbst alle, Sie sind in gewisser Weise zusammengesetztaus solchen Atomen; und Sie stehen dadurch im Einklang mitder ganzen Erdenentwickelung, daß Sie in unendlicher Zahl denverkleinerten Plan des Erdplaneten in sich tragen, der früherausgearbeitet worden ist. Dieser Erdenplan konnte auf dem vor-hergehenden planetarischen Zustande unserer Erde, auf demMonde, also auf dem Planeten, der unserer Erdenentwickelungvorangegangen ist, nur dadurch ausgearbeitet werden, daß füh-rende Wesenheiten gewirkt haben im Einklange mit der ganzenplanetarischen Entwickelung von Saturn, Sonne, Mond und soweiter. Nun handelt es sich aber darum, den unendlich vielenAtomen dasjenige mitzugeben, was sie in die richtigen Verhält-nisse bringt, sie in der richtigen Weise zusammenordnet. Ihnendas mitzugeben, war den führenden Geistern des Mondes nurmöglich, wenn sie die Erdenentwickelung in ganz bestimmteBahnen lenkten. Die Bahnen, in die sie die Erdenentwickelunggelenkt haben, habe ich ja schon öfter beschrieben. Als die Erdenach der Mondenentwickelung wieder hervortrat, da war sieeigentlich noch nicht unsere heutige Erde. Da war sie Erde plusSonne plus Mond. Diese waren ein Körper. Wenn Sie also dieheutige Erde zusammenrühren würden mit dem Mond und derSonne und einen einzigen Körper daraus machten, würden Siedas haben, was die Erde im Beginne ihrer Entwickelung war.Zuerst trennte sich die Sonne von der Erde ab, und damit trenn-ten sich auch alle diejenigen Kräfte, die für den Menschen zudünn, zu geistig waren, unter deren Einfluß er sich zu schnellvergeistigt haben würde. Wenn der Mensch nur unter dem Ein-fluß der Kräfte gestanden hätte, die in diesem Sonne-Mond-Erdenkörper zusammen enthalten waren, dann würde er sichsehr rasch vergeistigt haben, er würde sich nicht bis in die physi-sche Materialität herunter entwickelt haben, und er hätte dannnicht ein eigenes Selbstbewußtsein, ein Ich-Bewußtsein erlangenkönnen, das er erlangen mußte.

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Sie wissen alle, daß es eine imaginative Erkenntnis gibt undokkulte Schriftzeichen, [in denen die imaginative Erkenntnisausgedrückt ist]. Ich kann Ihnen jetzt nur zwei okkulte Schrift-zeichen angeben. Weitere zu besprechen würde uns zu weit füh-ren. Das okkulte Schriftzeichen für diejenigen Kräfte, die ge-wirkt und der ganzen Erdenentwickelung die Richtung angege-ben hätten, wenn die Sonne mit der Erde vereinigt gebliebenwäre, das okkulte Schriftzeichen für diejenigen Kräfte also,welche die Erde zu früh vergeistigt hätten, ist dieses:

In diesem Schriftzeichen kann derjenige, der ok-kulter Schüler ist, die die Menschheit schnell zurGeistigkeit führenden Kräfte erkennen. Dagegenwürde die Menschheit, wenn sie sich mit der gan-zen Erde aus der Sonne herausgetrennt hätte, abermit dem Monde noch zusammengeblieben wäre,sehr rasch der Verknöcherung und Verhärtunganheimgefallen sein. Hätte die Erde den Mond in

sich behalten, würden die Menschen sehr bald eine Art vonPuppen geworden sein – Marionetten. Sie wären zu tief hin-untergestiegen in die Materie, wie sie auf der anderen Seite zurasch sich vergeistigt hätten, wenn die Sonne mit der Erde ver-bunden geblieben wäre. Daher mußte der Mond heraus aus derErde. Und alle diejenigen Kräfte, welche hinausbefördert wor-den sind und welche heute vom Monde aus herrschen und vonaußen hereinwirken auf die Erde, alle diese Kräfte werden zu-sammengefaßt dargestellt in diesem Zeichen, das wie ein Dop-pelhaken aussieht. Das ist das Zeichen des Tieres oder des Lam-

mes mit zwei Hörnern aus der Apokalypse.

Das eine Zeichen heißt Nachiel, das andere Sorat. Dieses zweite Zeichen nennt man auch dasZeichen für das Erdendämonium. Alle diejenigenKräfte, welche der schwarze Magier durch die

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Anwendung so scheußlicher Methoden entwickelt, führen aufokkulte Weise auf der Erde zur Vermehrung der Kräfte, die derdämonischen Natur der Erde angehören und die zur Verhärtungder Erde führen. Wenn viele Menschen schwarze Magier wür-den, so hätte das zur Folge, daß die Erde immer ähnlicher würdedem Monde, während dagegen durch die Kräfte der weißenMagie die Erde immer ähnlicher werden wird den Sonnenkräf-ten, den Kräften, die in den Sonnenstrahlen sind.

Wozu also würde ein Überhandnehmen der schwarzen Magieauf unserer Erde führen? Es würde führen zur Verhärtung desErdballes, dazu, daß der Erdball ein Mond würde. DieselbenKräfte, wie sie mit dem Monde ausgeschieden worden sind, diesich herausentwickelt hatten aus der Substanz der Erde, sie sindals Anlage in den Schichten der Erde noch immer vorhanden.Neben all den Kräften, die die gute Anlage haben, Sonnenkräftezu werden, sind auch die Kräfte noch vorhanden, welche dieAnlage haben, Mondenkräfte zu werden. Durch die weiße Magiewird die Erde immer mehr angenähert der Sonnennatur; durchdie Kräfte der schwarzen Magie wird sie angenähert der Mon-dennatur. Durch die weiße Magie muß alles besiegt werden, wasnicht auf dem Wege der Erleuchtung, der Weisheit, zur Beherr-schung geistiger Kräfte führt. Denn alle solche Prozeduren,solche Tätigkeiten, wie sie genannt worden sind, führen nichtauf dem Wege der Weisheit, der Einsicht, nicht durch wirklichesHineinschauen zur Beherrschung geistiger Kräfte, sondern siesind der Natur abgelauscht, indem man mit ihr Machinationenund Prozeduren unternimmt, durch welche Kräfte ohne Erleuch-tung errungen werden sollen. So ist denn tatsächlich das apoka-lyptische Siegel zu gleicher Zeit das Zeichen für die Überwin-dung der schwarzen Magie durch die weiße Magie. Durch diemenschlichen Kräfte, die sich verwandeln, werden Sonnenkräftegeboren von dem Menschen selber, so daß die Mondenkräfte zudes Menschen Füßen liegen.

Das ist der Weg, den der Magier nehmen muß auf unserer

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Erde. Dann werden die Kräfte durch die neun Stufen hindurch,von denen Sie einen Begriff bekommen, wenn Sie meine «Theo-sophie» lesen, zu den neun Sternen. Was also muß der richtigeschwarze Magier zu seinem Schüler sagen? Sehr einfach:Verachte nur Vernunft und Wissenschaft,Des Menschen allerhöchste Kraft,Laß nur in Blend- und ZauberwerkenDich von dem Lügengeist bestärken,So hab ich dich schon unbedingt! –Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben,Der ungebändigt immer vorwärtsdringtUnd dessen übereiltes StrebenDer Erde Freuden überspringt.Den schlepp ich durch das wilde Leben,Durch flache Unbedeutendheit, Er soll mir zappeln, starren, kleben, Und seiner Unersättlichkeit Soll Speis und Trank vor gier'genLippen schweben: Er wird Erquickung sich umsonst erflehn, Und hätt er sich auch nicht dem Teufel übergeben, Er müßte doch zu Grunde gehn!

Das ist es, worum es sich handelt: ob man auf dem Wege desWissens oder ob man auf eine andere Art zur Beherrschung dergeistigen Kräfte kommt. Zu den höchsten Stufen geistiger Kräftezu kommen, ist nun aber gar nicht so einfach. Es wäre leicht,ungeheuer leicht und da kommen wir zu einem sehr subtilenKapitel einerseits der Menschheitsentwickelung und andererseitsder Magie –, es wäre leicht, einfach zu warten, bis alle Men-schen fähig wären, die Dinge richtig einzusehen, die sie ebenerst einsehen müssen, bevor sie auf dem Wege magischer Entwi-ckelung weiterkommen. Das wäre unter Umständen ganz leicht.Aber dann würde man den Gang der menschlichen Entwickelungverzögern. Es muß auf irgendeine Weise möglich sein, den Men-

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schen selbständig in die Hand zu geben die Verbreitung okkulterWahrheiten – und das ist in gewissem Sinne auch immer etwasvon der Verbreitung okkulter Kräfte –, und diese so zu verwen-den, daß sie in der Welt richtig wirken. Den Menschen müssenokkulte Wahrheiten und Lehren in größerem Umfange zuteilwerden, damit sie in gewissem Sinne okkulte Lehrer werdenkönnen.

Nun könnte man ja fragen: Aber ist denn nicht jeder, derokkulte Lehren verbreitet, in gewisser Beziehung ein schwarzerMagier? Es ist durchaus wahr, daß jemand, der heute okkulteLehren verbreitet leicht zum schwarzen Magier werden kann.Dann nämlich, wenn er unfähig ist, den vollen Umfang der Wir-kungen seiner okkulten Lehren zu ermessen. Daher müssen dieokkulten Schulen dafür Sorge tragen, daß niemand wirklichokkulte Lehren verbreitet, der nicht fähig ist durch seine eigeneEntwickelung, den Umfang und die Wirkung okkulter Wahr-heiten zu ermessen. Es können heute okkulte Lehren verbreitetwerden, indem sie ein Schüler dem anderen nachsagt oder vonihm abschreibt. Wenn der Betreffende Schüler oder Jünger seinwill, so ist das ganz gut, denn dadurch verbreitet er das Ur-sprüngliche, von dem er gehört hat. Aber reden wir von demFall, wenn jemand selbständig okkulte Lehren verbreiten würdeund sogar sein eigenes Urteil hineinmischen würde. Wenn je-mand okkulte Wahrheiten in selbständiger Weise verbreiten will,dann muß vor allen Dingen Vorsorge dafür getroffen werden,daß dieser Mensch die Reife habe, selbständig okkulte Wahr-heiten zu verbreiten, und das hängt nicht von einer verstandes-mäßigen Schulung ab, sondern das machen die okkulten Schulenvon etwas ganz anderem abhängig, nämlich davon, wie die ein-zelnen Glieder der menschlichen Natur sich nach und nach ent-wickeln.

Sie wissen aus dem Aufsatz über die «Erziehung des Kindes»,daß bei der Geburt des Menschen der physische Leib geborenwird, daß bis zum siebenten Jahre der Ätherleib, bis zum vier-

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zehnten Jahre der astralische Leib, und bis zum einundzwanzigs-ten Jahre das Ich herauskommt. Wir können das weiterverfolgenund würden sehen, daß mit dem fünfunddreißigsten Jahre desMenschen, oder besser gesagt zwischen dem fünfunddreißigstenund vierzigsten Jahre, der Ätherleib und der Astralleib des Men-schen so weit frei werden, daß der Mensch erst dann das nötigeVerantwortungsgefühl haben kann für die Verbreitung okkulterWahrheiten. Daher haben alle okkulten Schulen das strengeGesetz, daß niemand als Lehrer okkulter Wahrheiten auftretendarf, bevor er dieses Alter erreicht hat. Und dieses Gesetz ist esauch, das der große Dichter Dante hingestellt hat, indem ergleich am Anfang seiner Dichtung «Die göttliche Komödie»sagt: «Es war in des Lebens Mitte, daß ich mich verirrte imWalde ...» und so weiter. Wenn Sie nachrechnen: Im Jahre 1300war Dante fünfunddreißig Jahre alt. Da gingen alle diese großenDinge an seiner Seele vorüber.

Das ist ein strenges Gesetz. Wenn Sie dieses strenge Gesetzeinmal anschauen und manches dabei berücksichtigen, was inder Gegenwart geschieht, dann werden Sie unter diesem Ge-sichtspunkte einfach wissen, daß vieles, was verbreitet wird,nicht aus okkulten Quellen stammt. Keine okkulte Schule läßt eszu, daß Menschen selbständig okkulte Wahrheiten verbreiten,die dieses Alter nicht erreicht haben. Damit ist selbstverständlichnicht gesagt, daß man nicht früh genug damit anfangen kann,etwas zu lernen. Aber um als Lehrer des Okkultismus aufzutre-ten, kann man nicht spät genug anfangen.

Viel, viel Übles würde vermieden werden, wenn die Leutewirklich den Okkultismus kennen würden und die strengen Ge-setze, die da herrschen.

Das sind Dinge, die man im Zusammenhang mit dem Thema«Weiße und schwarze Magie», das nicht so leicht zu behandelnist, beachten muß, und wovon ich wirklich nur einige Brockengesagt habe. Wenn Sie manches von dem, was hier nur angedeu-tet werden konnte, in Ihrer Meditation in ernster Studienarbeit

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sich weiter ausführen, dann werden Sie sehen, daß schon mitdiesen unvollkommenen Andeutungen die Anfangsschritte fürmancherlei Wege gegeben sind, um in der Erkenntnis weiter-zukommen. Vor allem werden Sie sich davon überzeugt haben,daß man über solche Dinge wie weiße und schwarze Magie nichtmit den gewöhnlichen trivialen Begriffen überhaupt reden kann,daß man sogar erst neue Begriffe formulieren muß, wenn manüber solche hohen oder über so scheußliche Dinge reden will. Esist heute wichtig, solche Dinge zu wissen, denn es ist vieles inder Welt, wovon der gewöhnliche Mensch nichts weiß, was eraber doch wissen sollte, damit er sich retten kann vor den Ein-flüssen magischer Künste. Manches kennen die Menschen auch,sehen es aber als etwas Harmloses an. Aber es ist gar nichtharmlos.

Wir können, wenn wir ein solches Thema besprechen, nureinen Anfang machen, um dann immer weiter und weiter zukommen auf diesem Gebiet. Der Anfang ist am besten danngemacht, wenn ein Gefühl von dem Ernst und der Bedeutungeiner solchen Sache erweckt werden konnte. Wenn auch dieDarstellungen in der Kürze der Zeit nur unvollkommen seinkonnten, so hoffe ich doch, daß dadurch, daß real gesprochenworden ist, einiges davon in Sie übergegangen ist, um Sie zuveranlassen, die Sache mit dem höchsten Ernste zu betrachten.(S. 140)*

S. 206:

gelesen. Keine Philosophie, keine Spekulation, nicht der größteScharfsinn kann ein solches Bild enträtseln, allein die Erkenntnisder Tatsachen der höheren Welten führt zum Verständnis. ImOkkultismus sind alle Bilder Ausdruck für geistige Tatsachen.

Ich wollte Ihnen heute nur den Hinweis geben, wie das, waswir uns in der elementaren Theosophie als Ideen, Begriffe undVorstellungen aneignen, allmählich zu Erlebnissen hinführt; und

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jedes Bild im Okkultismus ist nur aus Erlebnissen hergenom-men. Wenn Sie zum Beispiel das bekannte Bild der Swastikanehmen, so können Sie in den verschiedenen Schriften diescharfsinnigsten Deutungen für dieses Bild finden. Wie ist esursprünglich in den Okkultismus hineingekommen? Dieses Bildist nichts anderes als das Abbild dessen, was wir astrale Sinnes-organe nennen. Durch ein gewisses Vorgehen, durch Schulungkann der Mensch astrale Sinnesorgane ausbilden. Diese beidenLinien (es wird gezeichnet) sind eigentlich Bewegungen imastralischen Leibe, die vom Hellseher geschaut werden wiefeurige Räder oder wie Blumen. Sie werden Lotosblumen ge-nannt.

Für diese Räder oder Lotosblumen - von denenzum Beispiel die zweiblättrige in der Gegend derAugen liegt, die sechzehnblättrige in der Gegenddes Kehlkopfes -, für diese astralen Sinnesorgane,die als Lichterscheinung auftreten in der astralenWelt, ist das Zeichen, das Bild die Swastika. Oder

nehmen wir ein anderes Zeichen, das sogenannte Pentagramm.Nicht durch Spekulieren, nicht durch Philosophieren können Siedie ursprüngliche Bedeutung des Pentagramms finden. DasPentagramm ist eine Wirklichkeit; es ist ein Bild für das Wirkenvon Strömungen, von Kräfteströmungen, die im Ätherleib desMenschen sich finden. Es geht eine gewisse Kräfteströmungbeim Menschen vom linken Fuß hinauf nach einem bestimmtenPunkt des Kopfes, von da zum rechten Fuß, von da zur linkenHand, von da durch den Leib, durch das Herz zur rechten Hand,und von da zurück zum linken Fuß, so daß Sie in den Menschenhineinzeichnen können – in seinen Kopf, seine Arme, Hände,Beine, Füße – das Pentagramm.

Sie müssen sich das vorstellen als Kräftewirkung, nicht bloßals geometrische Figur. Im Ätherleib des Menschen haben Siedas Pentagramm. Die Kräftewirkungen folgen genau diesen

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Linien des Pentagramms. Die Linien können die mannigfaltigs-ten Verrenkungen eingehen, immer aber bleiben sie als Penta-gramm dem menschlichen Körper eingezeichnet. Das Penta-gramm ist eine ätherische Wirklichkeit, nicht ein Symbol, son-dern eine Tatsache.

So ist jedes Symbol im Okkultismus ein Bild für eine Tatsa-che der geistigen Welt. Erst dann erkennt man seine Bedeutung,wenn man hindeuten kann auf die Welt, in der diese Tatsachewurzelt. Daher ...-207-*S. 254: Wenn wir die Pflanze in der ursprünglichen keuschenSubstanz betrachten, so finden wir das Grün als Farbe im Lebender Pflanze. Die Pflanze ist in denjenigen Teilen, in denen derÄtherleib lebendig tätig ist, durchdrungen vom Blattgrün, vondem, was man das Chlorophyll nennt. Der Ätherleib hat einGrundgesetz, das ist das Gesetz der Wiederholung. Würde in derPflanze nur der Ätherleib allein tätig sein, so würde sich immerwieder ein und dieselbe Form wiederholen; Blatt um Blatt setztsie an. Wenn aber der Astralleib der Erde auf die Pflanze ein-zuwirken beginnt, schließt sie das Wachstum ab und setzt dieBlüte an. Die Wirkung des Ätherleibes offenbart sich in derWiederholung. Auch beim menschlichen Wachstum macht sichdieses Prinzip geltend. Der Ätherleib zeigt seinen Einfluß in derBildung der Rückenwirbel, die aber da ihren Abschluß findet,wo der Astralleib zu wirken beginnt und sich die Schädelkapselwölbt. Wir können daher auf den ätherischen Leib nur einwirkendurch das Prinzip der Wiederholung. Wenn Sie denken undbegreifen, so wirkt das nur auf den Astralleib. Wenn Sie aberzum Beispiel beten oder meditieren und täglich dasselbe Gebetoder dieselbe Meditation wiederholen, so wirken Sie bis in denÄtherleib hinein. Die Dinge sind so, daß im Kosmos sich zuerstdas Prinzip der Wiederholung zeigt in den Taten des Äther-leibes, dann das Prinzip des Abschlusses durch den Astralleib.

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Wo der Astralleib sich zurückzieht, tritt mit Selbstverständlich-keit wieder das Prinzip der Wiederholung auf. So wachsen IhreHaare und Nägel, weil sich der Astralleib dort zurückgezogenhat. Es schmerzt ja auch nicht, wenn Sie sich die Haare ab-schneiden, denn der Schmerz ist ein Ausdruck des Astralleibes.

Wir haben zunächst die reine keusche Pflanzensubstanz, wodie Pflanze, lediglich dem Gesetz des Ätherleibes unterliegend,Blatt für Blatt ansetzt. Jetzt durchdringt diese reine keuschePflanzensubstanz immer mehr dasjenige, was in der Theosophiedas Kama genannt wird, das Instinkt- und Empfindungsmäßige,das Begierdenreich, bis hinauf zu den Vorstellungen. Und nunsoll im Menschen dasjenige wieder überwunden werden, wassich in ihm hinaufentwickelt hat, seit er eine Pflanzennatur hatte.Indem der Mensch sich hinaufentwickelte, hat er in sich das roteBlut aufgenommen. Durch das rote Blut wird dasjenige im Men-schen bewirkt, was ihn selbstbewußt macht. Es ist das von astra-lischer Substanz und vom Ich durchzogene Chlorophyll derPflanze, das sich umgewandelt hat in das rote Blut. Wenn Sie diegrüne Pflanzensubstanz durchziehen könnten mit Ich und astrali-scher Substanz, würden Sie das rote Blut bekommen. DenkenSie nun an das Bild des Kreuzes. Im Bild des Kreuzes haben Sieauch etwas, das auf des Menschen Zukunft hinweist. Wo liegtdes Menschen Zukunft? Die Pflanzennatur soll er wieder errin-gen, aber verbunden mit der höheren Stufe des Bewußtseins, dieder heutige Mensch sich schon errungen hat. Die roten Rosendes Rosenkreuzes bezeichnen, was durch das Blut errungenwurde, aber auch, was er als Pflanzennatur hatte und wiederhaben soll. Das ist vorgebildet in der Rose. Sie hat Pflanzenna-tur, und sie hat auch die rote Farbe des Blutes. In den grünenBlättern wirkt der Ätherleib, in der roten Blüte, wo der Abschlußist, wirkt der Astralleib; die Rosenblüte verdankt das Rot denintensivsten Einwirkungen des Astralleibes der Erde.

Der Astralleib des Menschen wird künftig frei werden undbewußt von außen, von außerhalb des physischen Leibes wirken,

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so wie jetzt der Astralleib der Erde auf die Rose wirkt. Dannwird das, was jetzt als Pflanzenrose auf niederer Stufe da ist, aufhöherer Stufe erscheinen als die Menschenrose. So haben wir indem Kranz von Rosen, der das schwarze Holz des Kreuzes um-gibt, tatsächlich ein Zeichen für die Entwickelung des Men-schen. In dem schwarzen Holz blicken wir auf das Absterbende,es ist ein Bild für das, was auch beim Menschen absterben wird.Und in der roten Rose blicken wir auf das, was sich weiter ent-wickeln wird bis zu jenem Kelch, der sich - wie der Pflanzen-kelch der Sonne – den geistigen Sonnenstrahlen entgegenhält.Und das Rosenkreuz, wo die roten Rosen das schwarze Kreuzumgeben, stellt uns diesen Vorgang im Bilde dar.

Das ist das wesentliche bei den Symbolen, daß wir sie nichtbloß denken, sondern daß wir sie fühlen und empfinden. Dennnur, wenn wir an der roten Rose fühlen, daß sie uns sagt: daswerdet ihr einstmals sein, das ist das, was euch das Ziel derMenschenentwickelung darstellt –, und wenn uns dabei das Herzaufgeht und unsere ...

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Weitere wichtige Ausführungen zur weißen und schwarzenMagie finden sich u. a. in dem Buch "Innere Entwicklungsim-pulse der Menschheit - GA171" von Rudolf Steiner.

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23. Dezember 2012