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Weiterbildung zum/zur Sprach- und IntegrationsmittlerIn (SprInt ) aktualisierte Fassung März 2013 verfasst von Dipl.-Päd. Alp Otman, verantwortlich von Seiten der ASH: Prof. Dr. Iman Attia und Prof. Dr. Theda Borde online verfügbar unter urn:nbn:de:kobv:b1533-opus-1606 http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:b1533-opus-1606

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Weiterbildung

zum/zur Sprach- und IntegrationsmittlerIn

(SprInt )

– aktualisierte Fassung März 2013 –

verfasst von Dipl.-Päd. Alp Otman,

verantwortlich von Seiten der ASH: Prof. Dr. Iman Attia und Prof. Dr. Theda Borde

online verfügbar unter

urn:nbn:de:kobv:b1533-opus-1606

http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:b1533-opus-1606

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Weiterbildung zum/zur Sprach- und IntegrationsmittlerIn (SprInt )

Inhaltsverzeichnis

1. Sprach- und IntegrationsmittlerIn - ein neues Berufsbild

1.1 Bedarf

1.2 Tätigkeitsbild

1.3 Anforderungsprofil

1.4 Tätigkeitsfelder

1.5 Abgrenzung zu anderen Berufsbildern

2. Weiterbildung zu Sprach- und IntegrationsmittlerInnen

2.1 Zugangsvoraussetzungen

2.2 Qualifikationen der DozentInnen

2.3 Weiterbildungsdauer

2.4 Lernfeldstruktur des Curriculums

2.5 Erläuterungen zu den Lernfeldern

2.6 Offene Struktur des Curriculums

2.7 Pädagogische Hinweise zur Weiterbildung

2.7.1 Leitgedanken

2.7.2 Prinzipien und Methoden der Vermittlung

2.7.3 Einsatz von Medien

2.8 Prüfungen

3. Curriculum

3.1 Übersicht Lernfelder

3.2 Lernfelder im Einzelnen

4. Musterstundenpläne für drei Lernphasen

5. Stundenübersichten

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1. Sprach- und IntegrationsmittlerIn1 - ein neues Berufsbild

1.1 Bedarf

Die Entwicklung der Weiterbildungsmaßnahme zum/zur Sprach- und IntegrationsmittlerIn

(SprInt) reagiert auf einen konkreten Bedarf, der unter anderem aus Schwierigkeiten im Be-

reich Sozial- und Gesundheitswesen sowie Erziehungs- und Bildungswesen resultiert. Die

Zielgruppe MigrantInnen wird von den Fachkräften bei ihrer Arbeit oft nicht in erwünschtem

Maße erreicht. Die Kommunikation kommt oft nicht in ausreichendem Maße zustande oder

wird von Missverständnissen begleitet. Die erforderlichen Informationen aus der Biographie

oder der Lebenswelt der AdressatInnen können nicht hinreichend erlangt werden oder wer-

den anders interpretiert. Jene wiederum verstehen die Absicht der Fachkraft nicht vollständig

oder interpretieren sie anders. Unter diesen Umständen kann sich eine Kooperation mit akti-

ver Beteiligung der Betroffenen nur schwer entwickeln.

1.2. Tätigkeitsbild

Sprach- und IntegrationsmittlerInnen schaffen oder erleichtern den Zugang zu den Adressa-

tInnen, unterstützen die Kommunikation zwischen MigrantInnen und dem Fachpersonal in

den Institutionen des Gesundheits-, Erziehungs-, Bildungs- und Sozialwesens (Funktion der

Sprachvermittlung). Sie analysieren Gesprächssituationen und intervenieren angemessen

bei Kommunikationsstörungen. Sie können bei Bedarf die Mitteilungen erläutern bzw. wech-

selseitig Informationen zum Hintergrund liefern (Funktion der Informationsvermittlung). Ge-

gebenenfalls bearbeiten sie Konflikte und vermitteln zwischen den Parteien (Funktion der

Konfliktvermittlung). Sie können auch die Fachkräfte der Sozialen Arbeit in bestimmten Akti-

vitäten unterstützen und unter ihrer Anleitung Teilaufgaben übernehmen (Assistenzfunktion).

Sie vernetzen Institutionen, Fachkräfte, Migrantenselbstorganisationen sowie andere Com-

munity-Strukturen und agieren als MultiplikatorInnen (MulitplikatorInnenfunktion).

SprInt können in ihren Einsätzen eine oder mehrere dieser Funktionen in Anwendung

bringen. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang die Fähigkeit, in der Arbeitssituation

von einer Funktion zu einer anderen zu wechseln, von einer Rolle in eine andere zu

„switchen“.

1 Eine Bundesarbeitsgruppe „BAG Neues Berufsbild“ hat eine Initiative zur Anerkennung des neuen Berufsbil-des gestartet, die vom Bundesarbeitsministerium begleitet wird.

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1.3. Anforderungsprofil

Um die Vermittlungstätigkeit qualitätsgerecht durchführen zu können, müssen die Sprach-

und IntegrationsmittlerInnen über verschiedene Kompetenzen verfügen, die sie sich wäh-

rend der Weiterbildung aneignen. Darunter fallen neben guten Deutschkenntnissen grund-

legende Fachkompetenzen in den relevanten Bereichen, soziale und kommunikative Kom-

petenzen, eine vielseitige Reflexionskompetenz, die auch den Umgang mit der eigenen und

fremden Migrationserfahrungen umfasst, sowie soziokulturelle Vermittlungskompetenz.

1.4. Tätigkeitsfelder

Sprach- und IntegrationsmittlerInnen haben ein breites Tätigkeitsfeld. Sie können in allen

Einrichtungen der Regelversorgung sowie in Ämtern oder Institutionen, die in vielfältiger

Weise recherchierend, intervenierend oder präventiv tätig sind, zum Einsatz kommen.

Sprach- und IntegrationsmittlerInnen können nicht nur bei bestehenden Kommunikations-

barrieren eingesetzt werden, sondern auch zur Vermeidung von potentiell möglichen Kom-

munikationsstörungen.

Folgende Auflistung bietet Beispiele für mögliche Tätigkeitsfelder:

Sozialwesen

Behörden und Ämter (Jugendamt, Sozialamt, Wohnungsamt, Ausländerbehörde,

Integrationsbeauftragte, Agentur für Arbeit)

Beratungsstellen der Kommunen und freien Träger (Kinder- und Jugendhilfe, Arbeits-

losen-, Frauen-, Senioren-, Schuldner-, Behinderten-, Migrationsberatung)

Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen (ambulant und stationär, betreutes Wohnen,

Jugendzentren, Kinderheime, aufsuchende Arbeit)

Jugendgerichts- und -bewährungshilfe

Einrichtungen der Berufsvorbereitung, -förderung, -beratung und -vermittlung (u.a.)

Rechtliche Betreuungsstellen

Stadtteilarbeit

Erziehung und Bildung

Kindertagesstätten (z.B. Projekte)

Schulen (z.B. Schulsozialarbeit)

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Erziehungsberatung, Jugend- und Elternberatung

Berufsförderung

Elternarbeit (in allen Handlungsfeldern des Bereichs)

Gesundheit

Krankenhäuser (alle Abteilungen, inklusive Ambulanz, Krankenhaussozialdienst)

Psychiatrische Kliniken

Therapeutische Einrichtungen

Psychosoziale Zentren

Individuelle Hilfeplanerstellung bei Menschen mit Behinderung oder psychisch

Kranken

Einrichtungen zur Rehabilitation

Pflegeeinrichtungen

Öffentliche Gesundheitsdienste

Gesundheitsberatung (z.B. Familienplanung, Sucht, Aids, Ernährung, Diabetes)

Arztpraxen, niedergelassene Psychologen/Psychotherapeuten

1.5 Abgrenzung zu anderen Berufsbildern

Sprach- und IntegrationsmittlerInnen (SprInt) bieten eine neue Dienstleistung an, die in

den meisten Hilfesystemen im Sozial-, Erziehungs- und Bildungs- sowie im Gesundheits-

wesen noch unbekannt ist. Deshalb ist eine Abgrenzung zu anderen Berufen, insbeson-

dere zu DolmetscherInnen und den Fachkräften der Sozialen Arbeit bzw. zu „Lotsen/Lot-

sinnen“ zur Einordnung des neuen Berufsbildes hilfreich.

Sprachvermittlung heißt Dolmetschen, der Tätigkeitsbereich der SprInt hat in der Tat vie-

le Schnittmengen mit DolmetscherInnen. In vielen Einsatzsituationen besteht ihre Haupt-

tätigkeit im Dolmetschen. Allerdings beschränkt sich ihre Funktion nicht auf die Sprach-

vermittlung allein, als SprachmittlerInnen kennen sie spezifische kulturelle Bedeutungen

von Sprechakten und können diese von einem Kontext in den anderen übertragen, die

Sprachvermittlung ist zudem sehr oft in andere Aufgabenfelder eingebettet.

Auch zur Tätigkeit von Fachkräften der Sozialen Arbeit gibt es Schnittmengen in den Hand-

lungsfeldern. Hier übernehmen die SprInt eine „Assistenzfunktion“ für die Fachkräfte der So-

zialen Arbeit. Anlässlich oder ergänzend zur Sprachvermittlung können Fachkräfte der

Sozialen Arbeit auf die Assistenzkompetenz der SprInt zurückgreifen.

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Die Tätigkeit der SprInt unterscheidet sich von jener der „Lotsen/Lotsinnen“ dadurch, dass

diese in der Regel für einen eingegrenzten Aufgabenbereich fortgebildet werden, während

SprInt bereichsübergreifend für eine breite Palette von Tätigkeiten umfassend weiterqualifi-

ziert werden und „multifunktional“ tätig sind (s. Kapitel 1.2 Tätigkeitsbild).

Während DolmetscherInnen und Fachkräfte der Sozialen Arbeit akademische Berufe und

„Lotsen/Lotsinnen“ ehrenamtliche Kräfte mit einer Kurzzeitfortbildung sind, sind SprInt von

der Qualifizierung her auf einer mittleren Ebene angesiedelt. Sie absolvieren eine umfas-

sende Weiterbildung, die ihnen grundlegende Fachkenntnisse sowohl in den Einsatzfel-

dern als auch in ihrer spezifischen Funktion vermittelt, so dass sie in vielfältigen Weisen

zwischen Fachkräften und MigrantInnen vermitteln können.

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2. Weiterbildung zu Sprach- und IntegrationsmittlerInnen

2.1 Zugangsvoraussetzungen

Folgende Voraussetzungen müssen für die Teilnahme an der Weiterbildung erfüllt sein:

„Interkulturelle Erfahrungen (eigener Migrationshintergrund oder Auslandsaufenthalt oder

mindestens fünfjährige Integrationsarbeit)

Schulabschluss äquivalent zur mittleren Reife (Realschulabschluss)2

Nachweis von Deutschkenntnissen (äquivalent zum europäischen Referenzrahmen B2

Abschluss)

Nachweis einer Zweitsprache (äquivalent zum europäischen Referenzrahmen B2

Abschluss).

Berufserfahrungen allgemein oder ein beruflicher Abschluss äquivalent zur abgeschlos-

senen Berufsausbildung oder erzieherische oder pflegerische Tätigkeit in der Familie für

die Dauer von mindestens zwei Jahren.

Des Weiteren werden folgende Voraussetzungen als wünschenswert angesehen:

Soziales Engagement, Community-Arbeit

Erfahrungen im Dolmetschen im Alltag.

Kenntnisse über gesellschaftliche und administrative Strukturen in den Herkunftsländern

der Migranten“ (Transferzentrum, 2010, Kap. 9.4 S. 27f. bzw. Kap. 11, S. 45f.).

2.2 Qualifikationen der DozentInnen

Bei der Einstellung der DozentInnen „wird auf folgende Kriterien geachtet:

Akademischer Abschluss im Bereich des zu unterrichtenden Faches

Lehrerfahrung

Interkulturelle Kompetenz

Übereinstimmung in der Auffassung der pädagogischen Leitlinien der Qualifizierung“

(Transferzentrum, Kap. 10.2, S. 36).

2 Für weitere Erläuterungen s. Handbuch, Kapitel 9.4. bzw. 11.

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2.3 Weiterbildungsdauer

Die Weiterbildung umfasst insgesamt 18 Monate (Vollzeit) und beinhaltet neben dem theore-

tischen Lernen (1.948 Unterrichtsstunden) drei Praktika (insgesamt 15 Wochen / 588 Unter-

richtsstunden).3

2.4 Lernfeldstruktur des Curriculums

Die Weiterbildung zum/zur Sprach- und IntegrationsmittlerIn gliedert sich in drei Lernphasen.

Eine Lernphase entspricht vom zeitlichen Umfang her einem Semester (sechs Monaten).

Das Curriculum beinhaltet eine systematische Gliederung des Lernstoffs. Dabei werden

neun Lernfelder unterschieden:

Reflexionskompetenz

Soziale und Kommunikationskompetenzen

Migration und Partizipation

Erziehungs- und Bildungswesen

Sozialwesen

Gesundheitswesen

Theorie und Praxis des Dolmetschens

Deutsch

Allgemeine Fächer

Das Curriculum mit Lernfeldern ist dem modularisierten Studienkonzept an den Hochschu-

len nach der „Bologna-Reform“ angepasst, wobei ein Lernfeld einem Modul im Sinne dieser

Hochschulreform entspricht.4 (Die Anpassung erleichtert die Prüfung einer möglichen Hoch-

schulzugangsberechtigung und einer möglichen Anerkennung bestimmter Teilqualifikationen

als Studienleistungen.) Die Lernfelder stehen im Curriculum nicht in einem zeitlichen, son-

dern systematischen Verhältnis zueinander.

Jedes Lernfeld im Curriculum besteht aus zwei oder mehreren Lerneinheiten, die auf die

drei Lernphasen verteilt sind. Die Lerneinheiten können aus einem einzigen Fach bestehen

oder aus einer Kombination von Fächern.

3 Bei Knappheit von Fördermitteln kann von dem Standard von 18 Monaten abgewichen werden, wobei eine Mindestdauer von 12 Monaten nicht unterschritten werden soll (vgl. Transferzentrum, Kap. 9.2 und 9.3). 4 Der Begriff Modul bezeichnet manchmal in Abweichung von dieser Definition einen zeitlich definierten Ab-schnitt einer Weiterbildung; deshalb ist es wichtig, diese Unterscheidung zu treffen.

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2.5 Erläuterungen zu den Lernfeldern5

In der Übersicht der Lernfelder sind diese und zugehörige Lerneinheiten mit dem jeweiligen

Stundenumfang, ggf. mit Stichworten zur Kennzeichnung der Lerneinheiten, aufgelistet. Aus

der Übersicht kann auch die Zuordnung der Lernfelder zu der Systematik des „Handbuchs

zur Qualifizierung zum/zur Sprach- und Integrationsmittler/in“ entnommen werden.

Die Beschreibungen von fünf Lernfeldern6 enthalten die erworbenen Kompetenzen („out-

comes“) sowie die Lerninhalte der jeweiligen Lernfelder mit dem entsprechenden Stunden-

umfang und der Verteilung der Lerneinheiten auf die Lernphasen.

Der Musterstundenplan entspricht dem Konzept des Curriculums, stellt jedoch lediglich

einen Vorschlag dar, wie die Lerneinheiten sich auf die drei Lernphasen verteilen können.

Die Stundenübersichten dienen der leichteren zahlenmäßigen Erfassung der Stundenzahl

der Präsenzzeit der Lerneinheiten, Lernfelder und Lernphasen sowie der Praktika.

2.6 Offene Struktur des Curriculums

Das Curriculum ist theorie- und schulübergreifend formuliert, die zu erwerbenden Kompeten-

zen und die zu vermittelnden Inhalte können auf dem Hintergrund unterschiedlicher Theorien

spezifiziert werden. So können an jedem Standort, an dem die Weiterbildung stattfindet, auf

der gemeinsamen Grundlage des Berufsbildes und des Curriculums von den jeweiligen Trä-

gern unterschiedliche Akzente gesetzt werden. „Kultur“konzepte bilden z.B. einen wichtigen

Baustein im Lernfeld Reflexionskompetenz. In Fachkreisen werden diese Konzepte kontro-

vers diskutiert und unterschiedlich gelehrt, mit Auswirkungen auf die Praxis. Die Träger der

SprInt-Weiterbildung können ihrem Curriculum ein spezifisches Konzept zu Grunde legen,

sind jedoch durch das Curriculum verpflichtet, ihren Ansatz im Verhältnis zu anderen mögli-

chen Ansätzen zu verorten, so dass die künftigen SprInt ihre Ausbildung und damit zusam-

menhängende Positionierungen und Sichtweisen einordnen und etwaige Missverständnisse

vermeiden können.

Entsprechend der offenen Struktur des Curriculums wurde auch auf Literaturhinweise ver-

zichtet. Konkrete Literaturempfehlungen würden entweder das gesamte Curriculum auf eine

bestimmte Schule oder Theorie verpflichten oder ein Durcheinander von verschiedenen, sich

5 s. Kapitel 3 Curriculum in diesem Text 6 Die Lernfelder 6-9 werden von anderen akademischen Institutionen bearbeitet.

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teilweise widersprechenden Richtungen zur Folge haben. Zudem kommen ständig neue

Publikationen auf den Markt, so dass Literaturlisten fortwährend aktualisiert werden müssten.

2.7 Pädagogische Hinweise zur Weiterbildung

2.7.1 Leitgedanken

Das Eintreten für soziale Gerechtigkeit und für Gleichbehandlung im Zusammenhang mit

sozialer und ethnischer Herkunft, Geschlecht, Behinderung, Alter, Religion, sexuel ler

Orientierung u.a. sowie die Haltung des Respekts Anderen gegenüber gehören zu den

pädagogischen Grundsätzen der Weiterbildung.

Die Teilnehmenden werden in eine konstruktive Eigenverantwortlichkeit begleitet. Diskri-

minierungserfahrungen werden ernst genommen und ihre Beseitigung oder Wiedergut-

machung angestrebt.

Lehrende und Lernende begegnen sich als erwachsene Menschen. Gegenseitige Wert -

schätzung ist die Grundlage für erfolgreichen Unterricht.

2.7.2 Prinzipien und Methoden der Vermittlung

Die pädagogischen Vermittlungsmethoden orientieren sich an Prinzipien der Erwachsenen-

didaktik unter Berücksichtigung der besonderen Zielgruppe MigrantInnen.

TeilnehmerInnenorientierung, Binnendifferenzierung und Empowerment

Alle Teilnehmenden haben das Potenzial, sich weiter zu entwickeln, das Curriculum geht

vom Prinzip des lebenslangen Lernens aus. Aufgabe der Lehrenden ist es, diesen Pro-

zess zu unterstützen und sich selbst als Lernende vorbildlich zu verhalten. Dabei werden

die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Teilnehmenden berücksichtigt. Das

Hauptaugenmerk liegt auf der Wahrnehmung und Förderung der Stärken (individuelle

Fähigkeiten und Qualifikationen), so dass die Teilnehmenden eine Aufwertung ihrer Per -

son erfahren und an Selbstbewusstsein gewinnen. Um die Motivation zum Lernen und

zur Gestaltung der eigenen beruflichen Zukunft zu stärken, wird am vorhandenen Wis-

sen der Teilnehmenden aktivierend angeknüpft. Dazu gehört auch das Sichtbarmachen

der vorhandenen biographischen Ressourcen der Teilnehmenden, insbesondere ihre Er-

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fahrungen im Kontext des Migrationshintergrunds, die aber erst durch Reflexion zu einer

Ressource werden. Dies kann durch teilnehmerInnenzentrierte Methoden z.B. in der

Kleingruppenarbeit oder im Rollenspiel unterstützt werden.

Im Unterricht praktizierter Umgang mit Differenz und mit Machtasymmetrie dient den Teilneh-

menden als Modell. Als Unterrichtsmethode reflektiert kann dies von den Teilnehmenden als

künftige Arbeitsmethode adaptiert werden. So kann z.B. die Vielfalt innerhalb der Gruppe auf

unterschiedlichen Differenzebenen im Unterricht situativ als Ressource genutzt werden, in-

dem sie im thematischen Zusammenhang reflektiert wird. Auch aus der Reflexion der (bei

einheimischer Lehrkraft doppelten) Machtungleichheit im Unterricht können vielfältige

Schlussfolgerungen für die künftige Vermittlungsrolle als SprInt gezogen werden.

Ein weiteres wichtiges Prinzip der Weiterbildung ist die enge Verbindung zwischen Theorie

und Praxis nicht nur im Praktikum oder in der Praxisreflexion, sondern auch im sonstigen

Unterricht. Zur Praxisnähe der pädagogischen Vermittlung kann z.B. durch Veranschauli-

chung und Konkretisierung der Lehrinhalte durch Fallbeispiele aus dem künftigen Praxisum-

feld der SprInt beigetragen werden.

Entwicklung einer solidarischen Lerngruppe

Die Qualität der Lerngruppe spielt eine große Rolle für den Lernerfolg. Kollegiale Bezie-

hungen der Teilnehmenden untereinander ermöglichen eine stärkere Konzentration auf

die Lerninhalte. In einem solidarischen Lernmilieu können die Einzelnen in ihrer Persön-

lichkeitsentwicklung, Vernetzungskompetenz und Arbeitsfähigkeit gestärkt werden. Die

aktive Teilnahme aller wird für ein erfolgreiches Lernen angestrebt – die Berücksichti-

gung der unterschiedlichen Lernniveaus und Lerntempi der Teilnehmenden sollte daher

von der Gruppe unterstützt werden. Entstehende Konflikte werden rechtzeitig und sach-

lich bearbeitet. Zur Stärkung einer integrierenden Gruppenidentität und eines konstruktiven

Gruppenbewusstseins kann die eigenverantwortliche Organisation von Aktivitäten beitra-

gen.

2.7.3 Einsatz von Medien

Um Lerninhalte zu visualisieren und den Lernprozess zu unterstützen, können geeignete

Medien eingesetzt werden:

Reader mit ausgewählten Texten (aus der Fachliteratur oder sonstigen Quellen)

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in Erwachsenenbildung übliche Medien wie Flipchart, Video-Filme, PP-Präsentatio-

nen, Overhead-Folien u.a.

Adressen, Flyer u.ä. aus spezifischen sozialen Einrichtungen und Diensten des

Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesens aus der Region

2.8 Prüfungen

Während der 18-monatigen Qualifizierung werden die Teilnehmenden laufend in den je-

weiligen Fächern geprüft und benotet.

Die Abschlussprüfung besteht aus je einem schriftlichen, mündlichen und praktischen

Teil. Sie wird von drei akademischen Institutionen abgenommen7:

I. Für den Fachbereich Gesundheit:

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Soziologie, Sozial-

medizin und Gesundheitsökonomie (IMSG), Zentrum für Psychosoziale Medizin

Ansprechpartner: Leiter Migration und Gesundheit Herr Niels-Jens Albrecht

II. Für das Fach Dolmetschen:

Johannes Gutenberg Universität Mainz, Fachbereich Translation-, Sprach- und

Kulturwissenschaft, Ansprechpartnerin: Frau Dr. Sebnem Bahadir

III. Für die Fachbereiche Sozialwesen sowie Erziehungs- und Bildungswesen:

Alice Salomon Hochschule (ASH), Berlin, Ansprechpartnerin: Frau Prof. Dr. Theda

Borde (vgl. Transferzentrum, Kap. 9.6 S. 29 bzw. Kap. 10.4 S. 40ff).

7 S. auch Kap. 5.3 in diesem Text

13

3. Curriculum

3.1 Übersicht Lernfelder

Bezeichnung des Lernfeldes und

zugehörige Lerneinheiten und ggf.

Stichworte zur Kennzeichnung der

Lerneinheiten

Lernphasen,

Lerneinheiten und

Präsenzstunden

Bisherige

Ordnungsziffer

und Anzahl der

Präsenzstunden

Lernfeld 1

(LF 1)

Reflexionskompetenz

4 Lerneinheiten (LE)

in 3 Lernphasen (LPh)

LE 1= 42 UE

LE 2= 34 UE

LE 3= 44 UE

LE 4= 40 UE

S= 160 UE

15.2.2 (30 UE)

15.2.5 (25 UE)

15.2.13 (8 UE)

15.3.4 (40 UE)

15.3.12 (16 UE)

15.4.7 (8 UE)

S= 127 UE

Lerneinheit I: Tätigkeitsprofil SprInt

Multiple Rollen und „Switching“-

Kompetenz

Reflexion und Selbstreflexion

Lerneinheit II: Diversity

Grundlagen Diversity

Umgang mit Differenz

„Kultur“-Konzepte

Reflexion und Selbstreflexion

Lerneinheit III: Diskriminierung

Soziale Ausgrenzung

Antidiskriminierungspraktiken

Reflexion und Selbstreflexion

Lerneinheit IV: Praxisreflexion

Lernfeld 2

(LF 2)

Soziale und Kommunikations-

kompetenzen

3 Lerneinheiten (LE)

in 3 Lernphasen (LPh)

LE 1= 110 UE

LE 2= 90 UE

LE 3= 100 UE

S=300 UE

15.2.3 (50 UE)

15.2.4 (50 UE)

15.2.11 (100 UE)

15.3.3 (100 UE)

S=300 UE

Lerneinheit I: Soziale Kompetenzen

Selbstwahrnehmung, Selbstkonzept

Identitätskonzepte

Gruppendynamik

Teamfähigkeit

Lerneinheit II: Kommunikative

Kompetenzen

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Grundlagen Kommunikation

Konzepte Kommunikation und

Interkulturelle Kommunikation

Konfliktbearbeitung,

Gewaltdeeskalation

Lerneinheit III: Kompetenzen im Umgang

mit Institutionen und Migranten-

Communities

Kommunikationsstrategien

Kooperations- und Vernetzungsformen

Interkulturelle Öffnung, Interkulturelle

Kompetenz

Empowerment

Lernfeld 3

(LF 3)

Migration und Partizipation 3 Lerneinheiten (LE)

in 3 Lernphasen (LPh)

LE 1= 45 UE

LE 2= 35 UE

LE 3= 45 UE

S= 125 UE

15.2.6 (40 UE)

15.3.2 (50 UE)

S= 90 UE

Lerneinheit I: Geschichte und Soziologie

der Migration

Charakteristika der Phasen der

Migration

Community-Bildung, Heterogenität

Lerneinheit II: Integration- und

Community-Diskurs

Soziologische Ebene

Politiker-, Medien- und Alltagsdiskurse

Lerneinheit III: Integration und

Partizipation

Rahmenbedingungen der Integration

und Partizipation

Partizipationsmöglichkeiten

Lernfeld 4

(LF 4)

Erziehungs- und Bildungswesen 3 Lerneinheiten (LE) in 3 Lernphasen (LPh) LE 1= 90 UE LE 2= 90 UE LE 3= 90 UE S=270 UE

15.2.7 (80 UE) 15.4.2 (60 UE) S= 140 UE

Lerneinheit I: Grundlagen der

Entwicklungspsychologie

Transfer in die Einwanderungssituation

Lerneinheit II: Kindertagesstätte u. Schule

15

Lerneinheit III: Bildungssituation der

Kinder und Jugendlichen mit

Migrationshintergrund

Einsatzmöglichkeiten von Sprint

(Elternarbeit u.a.)

Lernfeld 5

(LF 5)

Sozialwesen 3 Lerneinheiten (LE)

in 3 Lernphasen (LPh)

LE 1= 90 UE

LE 2= 90 UE

LE 3= 90 UE

S=270 UE

15.2.8 (80 UE)

15.3.9 (110 UE)

15.4.5 (100 UE)

S= 290 UE

Lerneinheit I: Geschichte, Theorien und

Institutionen

Lerneinheit II: Handlungsfelder und

Methoden

Einsatzmöglichkeiten von Sprint

Lerneinheit III: Rechtliche Grundlagen /

Kinder- und Jugendhilfe

Einsatzmöglichkeiten von Sprint

Lernfeld 6

(LF 6)

Gesundheitswesen

3 Lerneinheiten (LE)

in 3 Lernphasen (LPh)

LE 1= 90 UE

LE 2= 90 UE

LE 3= 90 UE

S=270 UE

15.2.9 (80 UE)

15.3.6 (110 UE)

15.4.3 (100 UE)

15.4.4 (100 UE)

S= 390 UE

Lerneinheit I: Gesundheitswesen

Lerneinheit II: Gesundheit und Krankheit I

Lerneinheit III: Gesundheit und Krankheit II

Lernfeld 7

(LF 7)

Theorie und Praxis des Dolmetschens 2 Lerneinheiten (LE)

in 2 Lernphasen

(LPh 2 und LPh 3)

LE 1= 80 UE

LE 2= 100 UE

S=180 UE

15.3.1 (90 UE)

15.4.1 (90 UE)

S= 180 UE

Lerneinheit I: Grundlagen: Dolmetschen

als ganzkörperliche, handlungszentrierte,

(selbst)bewusste, professionelle

Mittlertätigkeit

Lerneinheit II: Vertiefung: Dolmetschen im Trialog

16

Lernfeld 8

(LF 8)

Deutsch 3 Lerneinheiten (LE)

in 3 Lernphasen (LPh)

LE 1= 50 UE

LE 2= 50 UE

LE 3= 40 UE

S=140 UE

15.2.10 (50 UE)

15.3.10 (60 UE)

S= 110 UE

Lernfeld 9

(LF 9)

Allgemeine Fächer 6 Lerneinheiten (LE)

in 3 Lernphasen (LPh)

LE 1= 8 UE

LE 2= 80 UE

LE 3= 25 UE

LE 4= 45 UE

LE 5= 55 UE

LE 6= 20 UE

S=233 UE

15.2.1 (8 UE)

15.2.11 (25 UE)

15.3.5 (40 UE)

15.3.7 (35 UE)

15.3.8 (35 UE)

15.3.10 (20 UE)

15.3.11 (80 UE)

15.4.6 (15 UE)

15.4.8 (20 UE)

S= 278 UE

Lerneinheit 1: Einführung

Lerneinheit 2: EDV

Lerneinheit 3: Gesellschaftskunde

Lerneinheit 4: Coaching

Lerneinheit 5: Bewerbungstraining

Lerneinheit 6: Prüfungsvorbereitung

Summe

UE

S= 1948 UE

S= 1905 UE

Praktikum

In 3 Lernphasen

S=581 UE

15.2.12 (80 UE)

15.3.12 (308 UE)

15.4.7 (193 UE)

S= 581 UE

17

3.2 Lernfelder im Einzelnen

Lernfeld 1 Reflexionskompetenz

Erworbene

Teilkompetenzen

Die Teilnehmenden

kennen verschiedene „Kultur“konzepte und ihre jeweilige

Relevanz für ihr Praxisfeld,

kennen die Bedeutung gesellschaftlicher Ausgrenzung und

Privilegierung,

erkennen Differenzen und Diskriminierungen auf verschiedenen

Ebenen und können mit Differenzen auf verschiedenen Ebenen

diskriminierungsfrei umgehen,

erkennen die Irritationen der eigenen Wahrnehmungen als

produktive Quelle für Selbst-/Reflexion,

erkennen und reflektieren Praktiken der Ethnisierung und

Selbst-Ethnisierung, der Biologisierung, der Kulturalisierung und

Religionisierung,

erkennen und reflektieren Prozesse der Normalisierung und

Marginalisierung,

reflektieren ihre Biographie, ihre Migrationserfahrungen, ihre

Diskriminierungserfahrungen, ihre geschlechtliche und kulturelle

Zugehörigkeit, ihre Motivation für den Beruf SprInt, ihre

Erfahrungen im Praxisfeld,

kennen das Tätigkeitsprofil der SprInt mit ihren

unterschiedlichen Funktionen (sprachliche Vermittlung,

soziokulturelle Informierung und Assistenz der Fachkraft),

kennen die Unterschiede des Berufsbilds SprInt zu

„vergleichbaren“ Berufsbildern sowie zur „Lotsentätigkeit“,

können im Praxisfeld zwischen den verschiedenen Funktionen

(Berufsrollen) der SprInt hin und her „switchen“.

Lerninhalte Lerneinheit I: Tätigkeitsprofil SprInt

Erläuterung des Tätigkeitsprofils der SprInt in unterschiedlichen

Einsatzfeldern und Funktionen (Berufsrollen)

Übungen in Reflexion und Selbstreflexion (eigene Biographie,

Migrationserfahrungen, Motivation für den Beruf SprInt)

18

Lerneinheit II: Diversity

Einführung in die Grundlagen und Schlüsselbegriffe von

Diversity

Überblick über Modelle zum Umgang mit Differenz

Überblick über die „Kultur“-Konzepte

Auseinandersetzung mit kulturellem Partikularismus und

Universalismus

Übungen in Reflexion und Selbstreflexion (soziale,

geschlechtliche und kulturelle Zugehörigkeit, Praxisfeld)

Lerneinheit III: Diskriminierung

Analyse rechtlicher und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen

der sozialen Ausgrenzung und Privilegierung

Überblick über Antidiskriminierungspraktiken

Übungen in Reflexion und Selbstreflexion

(Diskriminierungserfahrungen, Praxisfeld)

Lerneinheit IV: Praxisreflexion

Reflexion der Praxis im jeweiligen Praktikumsabschnitt

Prüfungsformen Referat, Hausarbeit

Präsenzzeit 160 UE

Dauer 3 Lernphasen

In welcher Lernphase 1. – 3. Lernphase (Lerneinheiten I – IV)

19

Lernfeld 2 Soziale und Kommunikationskompetenzen

Erworbene

Teilkompetenzen

Die Teilnehmenden

können verschiedene Konzepte der Entwicklung, Sozialisation,

Kultur, Identität, Kommunikation, interkulturellen Kommunikation,

Kompetenz und Öffnung kritisch bewerten und eine eigene Position

beziehen

können in der Gruppe kooperieren und arbeitsteilig tätig sein

können sich selbst und andere beobachten und einschätzen

können aus der Beobachtung des eigenen Verhaltens

Selbstaufmerksamkeit und Selbstkonzept entwickeln

reflektieren sich selbst, eigene Motivation und Persönlichkeit,

einschließlich der eigenen Stereotypen und kulturellen

Eingebundenheit

können Fremdbilder interaktiv korrigieren

können Perspektivenübernahme praktizieren und Empathie ausüben

können für kulturelle sowie andere Differenzen offen sein

können Bedeutung differenter Kulturmuster kooperativ erschließen

können Methoden aktiven Zuhörens situationsgerecht einsetzen

können sich offen und klar mitteilen, Feedback nehmen und geben

können argumentieren und präsentieren, aushandeln und vermitteln

erkennen und reflektieren Machtasymmetrien in der

Gesprächssituation

können Gesprächssituationen analysieren und zielorientiert

gestalten

erkennen und reflektieren Erwartungshaltungen der MigrantInnen an

Behörden,

erkennen und reflektieren Erwartungshaltungen des Personals der

Behörden an MigrantInnen

reflektieren Interaktionsverläufe zwischen ihnen im Zusammenhang

mit gesellschaftlichen Bedingungen

können Dialog und Kooperationen mit Institutionen und Migranten-

Communities entwickeln und Netzwerke knüpfen

20

Lerninhalte

Lerneinheit I: Soziale Kompetenzen

Theorieansätze zur Selbstwahrnehmung

Grundlagen der Soziologie und Psychologie des Vorurteils / der

Stereotypisierung

Selbst- und Fremdbilder

Identitätskonzepte

Grundlagen der Gruppendynamik

Übungen zur Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion

Lerneinheit II: Kommunikative Kompetenzen

Grundlagen der sozialen und psychologischen Prozesse der

Kommunikation

Unterschiedliche Konzepte der Kommunikation und Interkulturellen

Kommunikation

Grundlagen der Konfliktbearbeitung und Gewaltdeeskalation

Lerneinheit III: Kompetenzen im Umgang mit Institutionen und Migranten-

Communities/-Selbstorganisationen

Grundlagen der Strukturen von Institutionen und Migranten-

Communities

Kooperations- und Vernetzungsformen mit Institutionen und

Migranten-Communities

Kommunikationsstrategien im Umgang mit Institutionen und

Migranten-Communities

Unterschiedliche Konzepte der Interkulturellen Öffnung,

Interkulturellen Kompetenz, Diversity Management u.a.

Methoden des Empowerment

Prüfungsformen Referat, Hausarbeit

Präsenzzeit 300 UE

Dauer 3 Lernphasen

In welcher Lernphase 1. – 3. Lernphase (Lerneinheiten I – III)

21

Lernfeld 3 Migration und Partizipation

Erworbene

Teilkompetenzen

Die Teilnehmenden

verfügen über Kenntnisse zur Geschichte der neueren Migration

in Deutschland,

verfügen über Grundlagenwissen zur Migrationssoziologie

kennen Rahmenbedingungen der Integration und Partizipation

können den Integrations- und Community-Diskurs kritisch

bewerten und eine eigene Position beziehen

können die real existierenden Partizipationsmöglichkeiten

kritisch einschätzen

reflektieren ihre eigenen Erfahrungen der Realisierung oder

Verhinderung von Partizipationsmöglichkeiten

Lerninhalte

Lerneinheit I: Geschichte, Politik und Soziologie der Migration

Geschichte der neueren Migration in Deutschland

(Periodisierung der Migrationsgeschichte, Charakterisierung der

einzelnen Phasen im Zusammenhang mit dem politischen,

ökonomischen und gesellschaftlichen Kontext, Erläuterung der

jeweiligen Migrations- und Integrationspolitik, jeweilige

Bezeichnungen der zugewanderten Menschen, die wichtigsten

Zuwanderungstypen)

Migrationssoziologie (Ursachen der Migration, Community-

Bildung im Aufnahmeland, Elemente und Funktionen der

Migranten-Communities, Heterogenität der Communities,

Differenzierung in Milieus, Entstehung und Entwicklung von

Migrantenselbstorganisationen, Ressourcen von

Migrantenselbstorganisationen)

Lerneinheit II: Integration- und Community-Diskurs

Soziologische Konzepte der Integration

Soziologische Ansätze zum Wechselverhältnis zwischen

Integration und Community-Bildung

Politiker-, Medien- und Alltagsdiskurse über Integration und

Community-Bildung

22

Lerneinheit III: Integration und Partizipation

Rahmenbedingungen der Integration und Partizipation (Das

Konzept der partizipativen Integration, politische, rechtliche und

institutionelle Rahmenbedingungen der Partizipation und

Integration)

Partizipationsmöglichkeiten (Partizipation als Beteiligung und als

Teilhabe, Beteiligung auf sozialräumlicher, organisationaler und

politischer Ebene, Teilhabe in gesellschaftlichen Teilbereichen

wie Arbeit / Wirtschaft, Erziehung / Bildung, Soziales /

Gesundheit, Verwaltung / Politik, Realisierungschancen und -

barrieren der Partizipation)

Prüfungsformen Referat, Hausarbeit

Präsenzzeit 125 UE

Dauer 3 Lernphasen

In welcher Lernphase 1. – 3. Lernphase (Lerneinheiten I – III)

23

Lernfeld 4 Erziehungs- und Bildungswesen

Erworbene

Teilkompetenzen

Die Teilnehmenden

kennen Veränderungen im Denken, Verhalten und Erleben im

Lebenslauf

kennen Entwicklungsänderungen in Kindheit und Jugendalter

kennen fördernde und hemmende Faktoren für Entwicklung und

Fortschritte

kennen das deutsche Schulsystem

kennen organisatorische Rahmenbedingungen und Aufgaben

von Kindertagesstätten

kennen ausgewählte Aspekte der Kindergartenpädagogik

kennen die Übergangsproblematik vom Kindergarten zur

Grundschule

kennen ausgewählte Aspekte der Grundschulpädagogik

kennen Formen, Aufgaben und Möglichkeiten der Elternarbeit,

insbesondere der Partizipation von Eltern

kennen Elternprojekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten

reflektieren die grundlegenden Aspekte der Bildungssituation

der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

reflektieren die strukturellen Defizite des Bildungssystems

reflektieren ausgewählte Fallbeispiele aus der Praxis

reflektieren unterschiedliche Funktionen (Rollen) der Akteure in

Elternprojekten

Lerninhalte

Lerneinheit I: Grundlagen der Entwicklungspsychologie

Die Entwicklung im Lebenslauf

Entwicklungsfaktoren und ausgewählte Entwicklungstheorien

Theorieansätze zur Sozialisation und Persönlichkeitsentwicklung

Entwicklungspsychologie und Erziehung in ausgewählten

Praxisfeldern

Transfer in die Einwanderungssituation

24

Lerneinheit II: Kindertagesstätte und Schule

Überblick über vorschulische Einrichtungen und das

Schulsystem in Deutschland

Aufgaben von Kindertageseinrichtungen (KJHG)

kurzer Überblick über die Geschichte des Kindergartens

traditionelle Konzepte, Konzepte der 60er Jahre, aktuelle

Konzepte

Übergangsproblematik und Schulfähigkeit

institutionelle Lösungsansätze zur Übergangsproblematik

Aufgaben und Organisationsformen der Grundschule

Fächer/Lernbereiche der Grundschule

Aufgaben und Arten von Förderschulen

weiterführende Schulen und berufliche Ausbildung

Lerneinheit III: Bildungssituation der Kinder und Jugendlichen mit

Migrationshintergrund

Die Bildungssituation der Kinder und Jugendlichen mit

Migrationshintergrund

Die strukturellen Defizite des Bildungssystems

Elternarbeit in Kindergarten, Grund- und Förderschule

Analyse von Fallbeispielen

Prüfungsformen Referat, Hausarbeit

Präsenzzeit 270 UE

Dauer 3 Lernphasen

In welcher Lernphase 1.-3. Lernphase (Lerneinheiten I – III)

25

Lernfeld 5 Sozialwesen

Erworbene

Teilkompetenzen

Die Teilnehmenden

verfügen überblickhaft über Grundlagenkenntnisse zu

Geschichte, Theorien, Institutionen, Handlungsfeldern,

Methoden, rechtlichen Grundlagen der Sozialen Arbeit

verfügen über detaillierteres Wissen zum Handlungsfeld Kinder-

und Jugendhilfe

kennen Möglichkeiten von SprInt für Standardeinsätze in

unterschiedlichen Handlungsfeldern des Sozialwesens

können den lebensweltlichen und biographischen Kontext der

jeweiligen AdressatInnen mit geschlechts-, alters-,

kulturspezifischen und sozialen Aspekten sowie weiteren

Differenzmerkmalen erfassen

können das professionelle Handeln der Fachkräfte auf der Folie

historischen, theoretischen, institutionellen und methodischen

und rechtlichen Wissens verstehen

können die vermittelnde, unterstützende und aktivierende Rolle

der SprInt in konkreten Situationen erkennen, sie wahrnehmen

und mit den Beteiligten interaktiv weiterentwickeln

können ihre Praxis in Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit

reflektieren

Lerninhalte

Lerneinheit I: Geschichte, Theorien und Institutionen

Geschichte der Sozialen Arbeit (Wurzeln der Sozialen Arbeit in

der Armenfürsorge und Sozialpädagogik, Ursprünge der

Sozialen Arbeit in sozialen Bewegungen, Beispiele für Soziale

Arbeit in verschiedenen Epochen und Gesellschaftsformen)

Theorien der Sozialen Arbeit (Kapitel aus der Ideengeschichte

Sozialer Arbeit, exemplarische Theorien und Theorieansätze)

Institutionen der Sozialen Arbeit (Überblick über Institutionen der

sozialen Arbeit hinsichtlich ihrer Ziele, Aufgaben sowie ihrer

organisatorischen und inhaltlichen Grundlagen)

26

Lerneinheit II: Handlungsfelder und Methoden

Handlungsfelder der Sozialen Arbeit (Überblick über die Vielfalt

der Handlungsfelder, Grundlagen zum Handlungsfeld,

gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Komplexität der

Lebensbedingungen der Zielgruppe)

Methoden der Sozialen Arbeit (Überblick über die Vielfalt der

Arbeitsmethoden, Beispiele für die Umsetzung in bestimmten

Handlungsfeldern, Analyse von Fallbeispielen)

Einsatzmöglichkeiten von SprInt. (Die Aufgabenstellung und

Rolle der SprInt wird aus der Mittlerrolle zwischen den

Fachinstitutionen der Sozialen Arbeit und der zugewanderten

Klientel abgeleitet)

Lerneinheit III: Rechtliche Grundlagen / Kinder- und Jugendhilfe

Rechtliche Grundlagen der Sozialen Arbeit (exemplarisch

Grundgesetz, Familienrecht, Zuwanderungsrecht /Asylrecht)

Kinder und Jugendhilfe (Entstehung sowie Grundbegriffe und

Ziele des Kinder- und Jugendhilferechts, insbesondere des SGB

VIII, Träger der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe,

Leistungen und Aufgaben der Kinder und Jugendhilfe)

Einsatzmöglichkeiten von SprInt.

Prüfungsformen Referat, Klausur oder Hausarbeit

Präsenzzeit 270 UE

Dauer 3 Lernphasen

In welcher Lernphase 1. – 3. Lernphase (Lerneinheiten I – III)

27

4. Musterstundenpläne für drei Lernphasen

Lernphase 1

Nr.

Lernfächer

UE

1.9.1 LE 1 Einführung

(aus: LF 9 Allgemeine Fächer) 8

1.1.1 LE 1 Tätigkeitsprofil SprInt

(aus: LF 1 Reflexionskompetenz) 42

1.2.1 LE 1 Soziale Kompetenzen

(aus: LF 2 Soziale und Kommunikationskompetenzen) 110

1.3.1 LE 1 Geschichte und Soziologie der Migration

(aus: LF 3 Migration und Partizipation) 45

1.4.1 LE 1 Grundlagen der Entwicklungspsychologie

(aus: LF 4 Erziehungs- und Bildungswesen) 90

1.5.1 LE 1 Geschichte, Theorien und Institutionen der Sozialen Arbeit

(aus: LF 5 Sozialwesen) 90

1.6.1 LE 1 (aus: LF 6 Gesundheitswesen) 90

1.8.1 LE 1 (aus: LF 8 Deutsch) 50

1.8.4 Bewerbungstraining (aus: LF 9 Allgemeine Fächer) 25

1.1.4 LE 4 Praxisreflexion (aus: LF 1 Reflexionskompetenz) 8

Summe Präsenzzeit 558

1.P Erkundungspraktikum 80

Gesamtpräsenzzeit (UE) 638

28

Lernphase 2

Nr.

Lernfächer

UE

2.1.2 LE 2 Diversity (aus: LF 1 Reflexionskompetenz) 34

2.2.2 LE 2 Kommunikative Kompetenzen

(aus: LF 2 Soziale und Kommunikationskompetenzen) 90

2.3.2 LE 2 Integrations- und Community-Diskurs

(aus: LF 3 Migration und Partizipation) 35

2.4.2 LE 2 Kindertagesstätte und Schule

(aus: LF 4 Erziehungs- und Bildungswesen) 90

2.5.2 LE 2 Handlungsfelder und Methoden der Sozialen Arbeit

(aus: LF 5 Sozialwesen) 90

2.6.2 LE 2 (aus: LF 6 Gesundheitswesen) 90

2.6.1 LE 1 (aus: LF 7 Theorie und Praxis des Dolmetschens) 80

2.8.2 LE 2 (aus: LF 8 Deutsch) 50

2.8.2 LE 2 EDV (aus: LF 9 Allgemeine Fächer) 80

2.8.4 LE 4 Coaching (aus: LF 9 Allgemeine Fächer) 40

2.8.5 LE 5 Bewerbungstraining (aus: LF 9 Allgemeine Fächer) 20

2.1.4 LE 4 Praxisreflexion (aus: LF 1 Reflexionskompetenz) 16

Summe Präsenzzeit 715

2.P Praktikum 308

Gesamtpräsenzzeit (UE) 1023

29

Lernphase 3

Nr.

Lernfächer

UE

3.1.3 LE3 Diskriminierung

(aus: LF 1 Reflexionskompetenz) 44

3.1.4 Praxisreflexion (aus: LF 1 Reflexionskompetenz) 16

3.2.3 LE 3 Kompetenzen im Umgang mit Institutionen und Migranten-

Communities (aus: LF 2 Soziale und Kommunikationskompetenzen) 100

3.3.3 LE 3 Integration und Partizipation (aus: LF Migration und Partizipation) 45

3.4.3 LE 3 Bildungssituation der Kinder und Jugendlichen mit

Migrationshintergrund (aus: LF 4 Erziehungs- und Bildungswesen) 90

3.5.3 LE 3 Rechtliche Grundlagen der Sozialen Arbeit /Kinder- und Jugendhilfe

(aus: LF 5 Sozialwesen) 90

3.6.3 LE 3 (aus: LF 6 Gesundheitswesen) 90

3.7.2 LE 2 (aus: LF 7 Theorie und Praxis des Dolmetschens) 100

3.8.3 LE 3 (aus: LF 8 Deutsch) 40

3.9.3 LE 3 Gesellschaftskunde (aus: LF 9 Allgemeine Fächer) 25

3.9.4 LE 4 Coaching (aus: LF 9 Allgemeine Fächer) 5

3.9.5 LE 5 Bewerbungstraining (aus: LF 9 Allgemeine Fächer) 10

3.9.6 LE 6 Prüfungsvorbereitung (aus: LF 9 Allgemeine Fächer) 20

Summe Präsenzzeit 675

3.P Praktikum (aus: LF 1 Reflexionskompetenz) 200

Gesamtpräsenzzeit 875

30

5. Stundenübersichten

Stundenübersicht über Lernfelder und Lerneinheiten

Lernfelder LF Lerneinheiten LE Präsenzstunden LF Präsenzstunden LE

LF 1 160

LE 1

42

LE 2

34

LE 3

44

LE 4

40

LF 2 300

LE 1

110

LE 2

90

LE 3

100

LF 3 125

LE 1

45

LE 2

35

LE 3

45

LF 4 270

LE 1

90

LE 2

90

LE 3

90

LF 5 270

LE 1

90

LE 2

90

LE 3

90

LF 6 270

LE 1

90

LE 2

90

LE 3

90

LF 7 180

LE 1

80

LE 2

100

LF 8 140

LE 1

50

LE 2

50

LE 3

40

LF 9 233

LE 1

8

LE 2

80

LE 3

25

LE 4

45

LE 5

55

LE 6

20

Summe 1948 1948

31

Stundenübersicht über Lernphasen

Lernphasen LPh

Präsenzzeit UE

Praktikum P

Gesamtzeit UE

LPh 1 558 80 638

LPh 2 715 308 1023

LPh 3 675 200 875

Summe 1948 588 2536