Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen...

22
(Aus der Universit~s-Augenklinik zu 1-Ieidelberg [Direk~or: Geh. I-Ioffat Prof. Dr. Wagenmann].) Weitere experimentelle Untersuehungen fiber die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftstriimung. NIX. N/~teihm g. |]ber die yon Magnus und Stiibel angeblich nachgcwiesenen Lymphgefiille im Bereich der Irisvorderfliiche und des Kammerwinke]s. Von Professor Dr. Erich Seidel, Oberar~t der Klinik. Mit 5 Text.abbildungen. Auf der VersanmHung der deutsehen OphthMmologisehen GeselL sehaft in Jena t922 berichtete Magnus 1) tiber angeblieh n~ehgewiesene LymphgefgBe der Irisvorderflaehe und des Kammerwinkets im mensch- lichen Ange und im Tierauge nnd demonstrJerte seine gemeinsam mit A. Stigbel gemachten Beobachtungen, die er mit Hilfe einer neuen ein- faohen Nethode, ngmlieh nach Auftropfen yon Wasserstoffsuperoxyd anf die Irisoberflgche und den Xammerwinkel, gngestellt hatte. Aus den neuen, a,m kadaverSsen Auge erhobenen Befunden wurden weiterhin sofort Schltisse auf den physiologischen Abflu~ des Kammer- wassers gezogen2). Das Kgmmerwa.sser sollte dutch offene Poren der Iris in diese neugefundenen Lymphgefgge gelangen nnd yon diesen welter geleitet werden naeh einem zirkul~ren, am ~infteren Hornhautrande getegenen, breiten tympha,tisehen Kra,nzkanal, in welehen vielteieht aueh ein direkter AbfluB aus der Vorderkammer erfolgen kSnne. Aus diesem lymphatisehen RingkanM sollte das Kammerwasser weiter wiedernm dureh Lymphgef~Be, vermuflieh dutch perivaseul~,re Lymph- seheiden der selerMen und episeleralen Venen, sowie der Vortexvenen naeh augen abfliegen. ~Va, ren diese neuen Befunde sehon iiberrasehend, da, sie in VVider- sprueh standen m it frtiheren XYntersuehungsergebnissen ausgezeiehneter Yorscher, wie Schwalbe, Leber und anderer, die beziiglich des ~'ehlens yon Lymphge~Ben in der Iris erst ktirzlieh wieder dm:ch eingehende 1) Berieh$tiber die 43. Vers. d. deut.sehen Oph~hMm. Gesellsehaft,. Jena 1922, S. 36. 2) Ebenda S. 54; desgt. A. fiti~bel, v. Graefes Arch. II0, 1311.

Transcript of Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen...

Page 1: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

(Aus der Universit~s-Augenklinik zu 1-Ieidelberg [Direk~or: Geh. I-Ioffat Prof. Dr. Wagenmann].)

Weitere experimentelle Untersuehungen fiber die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftstriimung.

NIX. N/~teihm g.

|]ber die yon Magnus und Stiibel angeblich nachgcwiesenen Lymphgefiille im Bereich der Irisvorderfliiche und des Kammerwinke]s.

Von

Professor Dr. Erich Seidel, Oberar~t der Klinik.

Mit 5 Text.abbildungen.

Auf der VersanmHung der deutsehen OphthMmologisehen GeselL sehaft in Jena t922 berichtete Magnus 1) tiber angeblieh n~ehgewiesene LymphgefgBe der Irisvorderflaehe und des Kammerwinkets im mensch- lichen Ange und im Tierauge nnd demonstrJerte seine gemeinsam mit A. Stigbel gemachten Beobachtungen, die er mit Hilfe einer neuen ein- faohen Nethode, ngmlieh nach Auftropfen yon Wasserstoffsuperoxyd anf die Irisoberflgche und den Xammerwinkel, gngestellt hatte.

Aus den neuen, a,m kadaverSsen Auge erhobenen Befunden wurden weiterhin sofort Schltisse auf den physiologischen Abflu~ des Kammer- wassers gezogen2). Das Kgmmerwa.sser sollte dutch offene Poren der Iris in diese neugefundenen Lymphgefgge gelangen nnd yon diesen welter geleitet werden naeh einem zirkul~ren, am ~infteren Hornhautrande getegenen, breiten tympha, tisehen Kra, nzkanal, in welehen vielteieht aueh ein direkter AbfluB aus der Vorderkammer erfolgen kSnne. Aus diesem lymphatisehen RingkanM sollte das Kammerwasser weiter wiedernm dureh Lymphgef~Be, vermuflieh dutch perivaseul~,re Lymph- seheiden der selerMen und episeleralen Venen, sowie der Vortexvenen naeh augen abfliegen.

~Va, ren diese neuen Befunde sehon iiberrasehend, da, sie in VVider- sprueh standen m it frtiheren XYntersuehungsergebnissen ausgezeiehneter Yorscher, wie Schwalbe, Leber und anderer, die beziiglich des ~'ehlens yon Lymphge~Ben in der Iris erst ktirzlieh wieder dm:ch eingehende

1) Berieh$ tiber die 43. Vers. d. deut.sehen Oph~hMm. Gesellsehaft,. Jena 1922, S. 36.

2) Ebenda S. 54; desgt. A. fiti~bel, v. Graefes Arch. II0, 1311.

Page 2: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

E. Seidel: Weitere experimentelle Untersuchungen usw. 197

anatomisehe Untersuchungen der Iris von Wol]rum 1) ausdrfieklieh be- st~ig~ worden waren, so muBten die aus den neuen Beobachtungen ge- zogenen physiotogischen Schli~sse, g~nz abgesehen davon, dab sie lediglich aus Befunden an kadaver6sen Augen hergeleitet waren, mir ganz besonders befremdlieh erscheinen, well diese Schlu~folgerungen mit experimentell gefundenen Tatsaehen, die ieh in den letzten Jahren in eingehenden Ver- suehen am Auge Iebender Tiere feststellte, durchaus unvereinbar waren.

Die Mitteilungen yon Magnus und Sti~bel waren daher ffir reich der AnlN3, 1. meine gesamten, den AbfluB aus der Vorderkammer be- treffenden, am lebenden Tier unter physiologischen Druckverh~ltnissen ausgeffihrten exper~mentellen Untersuchungen unter vervoltkommneten Beobachtungsbedingungen, namlich bei mikroskopiseher Beobachtung und Nernstlampenbeleuehtung zu wiederholen, und 2. die Befunde yon Magnus und Sti~bel mit ~hrer eigenen Methode naehzuprfifen und in mikroSkopi- schen Schnittpriii0araten zu kontrollieren.

Uber den 1. Tell meiner Untersuchungen babe ieh in der voran- gegangenen Mitteilung 18 bereits berichtet. Es ergab sieh yon neuem ohne allen Zweifel, dab bei physiologisehem Augendruck am Iebendell Kaninchen ein AbfluB des Xammerwassers durch den Kammerwinkel ins Innere der scleralen und epi.scleraIen Venen erfolgt, und daft in physiologischen Zeiten yon ehlem AbfiuB des Kammerwassers durch pr~tformierte Lymphbahnen in der Iris oder aueh durch periwskulgre Lymphscheiden der seleralen und episcleralen Venen sowie der Vortex- venen keine l~ede sein kann.

Ein Blick auf Abb. 8 (S. 181 dieses Bandes), die einen Quersehnitt dutch eine eloiselerale Vene yon einem Kaninehenauge darstellt, in das unter einem Druok yon 25 mm Hg TuschelSsung in die Vorderkammer injiziert worden war, zeigt mit Deutlichkeit, dag sich der Farbstoff inner- halb des Blutgefii/31umens neben roten BlutkSrperchen befindet, wie ich das sehon frfiher ~) angegeben hatte. Ich brauche desha]b auf die Bemerkung yon A. Sti~bel3), dab as bei meinen Versuchen weder bei Beobachtung am lebenden Tier noch anch im anatomischen Sehnittpr~parat mSgl:ich sei, zu entscheiden, ob der Farbstoff sieh innerhalb des Ge]g[31umens oder in einer ~erivascul~iren L~jmjghscheide befinde, nicht welter einzugehen.

Aus diesen wiederholten Untersuchungen ergibt sich somit un- zweifelhaft, dal~ der aus den neuen yon Magnus und StiJbel mitgeteitt, en Befmlden gezogene SchluB auf einen physiologischen Kammerwasser- abfluft dutch LymphgefgBe unrichtig ist.

Uber den 2. Teit meiner Untersuchungen, d. h. fiber das Ergebnis der Naehpriifung der mit der neuen Wasserstoffsuperoxydmethodc mit-

1) v. Graefes Arch, 109, 106. 2) v. Graefes Arch. 1{}4, 375. 3) v. Gr~efes Arch. !10, 132.

Page 3: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

198 E. Seide]: Weiterc experiJ~leJ~telle Uniersuchungen

geteilten Beftmde und ihre Kontrolle durch a, natomischc Schnit.tpri~l)~l'at c sell im folgenden berichtat warden.

Ich benutzte zu meinen Untersuchungen das binocularc Mikroskop nfit DoppeL t.ubus yon Zei/3 und das Pr~tp~riergestell yon Braus-Dri~ner. Ich verzichtet,c auf die Anwendung der Wasserimmersion u~d verwa.ndt.c nut die Trockensysi-eme a~, a~, a~ mit verschiedenen Ocula.ren, wodurch eine 24---64fache VergrOSeru~g erreich~ wurde, die vollst/~ndig fiir die in Betracht kommenden Zwecke geniigtc und der yon Magnus und 5'tiibel angewand~en etwa entsl)rach, die bei 42--73father VergrSSerung untersuch~en, l)as Pr/~parat, wurde auf ein kleines Holzbrettchen gebrach~, e~l, auf diesem mJt feinen S~ecknudeln lose fixicrt und dann zur Unt, ersuchung mi~ konze,nt¢iertem ~ernstlicht beleuchtet.

Bevor ieh meine Beobachtung in der Vorderk~mmer beg~nn, ver~ suchte ich reich mi~ der W~sserstoffsuperoxydmethoda einzua.rbeiten dureh Anwandung derselban an versehiedenen t, iarisehen Gewebsa,rten, wie z. B. dem Peritoneum, der Pleura, dem Perik~rd, der Bindehaut, l~sw., wobei Jch die yon Magnus I) besehriebenen und abgebildeten Befunda im allgemeinen best~tigen konnte.

Iah land, dal] in versehiedenen Geweben, z. B. a.m Peritonetm~ und ~mdar 13indehaut kurz ~o~her ge~Steter noeh lebanswarraer Tiere beim ~in]ache~ Aufiro2/en yon Was.~ersto//,~uperoxyd sieh rShrenfSrmige Ge- bilde mit Gas fi~llen lieften, Dieselben hatten ein charakteristJsches Aus- selden, zeigten na~h gewissel~_ Absf, a.nden t, iefe Einsehniirungen und ampullanfSrmige Ausbuchtungan, so da$ sie mi~ Sieherheit rein mv@ho- logisch als Lymphgefgl~e arka.nnt werden konnten, m~d eine Verweehslung mit ]~lutgeffi.Ben g/~nzlieh ausgesehlossen war.

Waiter stellte ich a~ gewissen Geweben, z. ]3. der vorderau Bgueh- wa~d des friseh getSf, ete~l Ka, ninehens lest., da, l,~ beim ein]ach~n Au/- l.ro~o/en einiger Trop/en H~O, z ~uf den peritonea.len {~berzug das Gewebe nach einiger Zeit da, we das Auftropfen erfolgt war, sich diffus a.ufbl~ihte, es antstand fin GasSdem; ]uftkissen~rt.ig wSlbte sich das Gewabe ~ um- schriebene~, Stellen vor, ~m.d ma.n erkann~,e mit Deutlichkeit durch das Mikroskop, dal~ dam Gas nichg mlr in dam oben erwghnten prgformiar- ten R5hrensystem sich befa, nd, sondern frei im Gewabe Iagarf.e und keiner- lei pr~formierte ]-~6hransysteme zur Anschauung br~ehte.

~qa~ch den aben kurz skizziarten Erfa, hrungen, die ieh an den ver- sehiedenen Gaweben friseh ge~6teter Ka.ninehen gesammelt h~tte, begann ieh meine Untersuchungan in der Vorderkammer des Auges.

Ieh beriehte zm~iiehst fiber melne Beobaehtungen an der Irisvorder- fli~ehe.

Beobaehtungen an der Irisvorderfliiehe. Untersucht, wurden vorzugsweise die Iris¥orderf]~che an heraus-

gesch~ittenen, mSgliehst frischen, oft noeh lebenswarmen Schweinsaugen, fernar die Iris albinotischar K~ninchen und die yon 4 menschlichen

~) Dtsch. Zei~schr. f. Chirurg. 1~5, 147~178.

Page 4: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

tiber die Q~elle ut~d den Verlau~ des b~traokuiaren Saftstr~mung. XIX-, t99

kadaverSsen Augen 2~ Stunden nach dem e]ngetretenen Todo (2 Augen c]nes Neugeborenen and 2 Augen eil~es 71j~hrigen Greises).

Die Vorderkammer wurde mit 6'rcle/e-Messer erSffnet und die l-[orn- haut dieht am Limbus mit Schcre mnschnitten und sodann entfernt. Das Pra,parat ward dar~uf auf da.s horizontale Holzbrettchel~ gebraeht, so dal3 die Irisebene horizontal ]~g. N~ch Einstellung des Mikroskapes ~uf die Irisvorderflgche and linch Beleuchtung des J?rgpar~tes mit kon- zentriertem Nernst.licht ~ropfte ich Wasserstoffsuperoxyd mit. P]pe£te auf die Iris ~uf.

Die Beobachtung an der Iris des Schweinsauges ergab folgendes: zu- n~chst sah man a.uf der Irisoberfla, ehe an zahlreiehen Stellen. kleine Gas- blgsehen auftreten, die aus der T ide zu kommen schienen. Weiter be- merkte man, wie sehr bald das Irisgewebe in wogende Bewegung geriet, rich langsam aufblghte und wie rich, zerstreut fiber die ganze Irisober- fl~iche, naeh 1--2 Minuten zahlreiehe buckelfSrmige blasige VorwSlbun- gen bildeten. Diese zahlreiehen Bucket oder HScker waren auch mit bloftem Ange gut siehtbar, obgleieh sie erhebtich unter Stecknadelkopf- grSl~e zurfickblieben. Die beschr]ebenen, ballonartigen, dureh Gas auf- gebla.hten Blasen waren, wie man bei Beobaehtung dutch das Mikroskop Ieicht feststelten konnte, yon einem zarten durehsiehtigei~ Hgutehen fiberspannt; ihre Entstehung erfolgte h~ufig ruckweise, ebenso konnte man wahrnehmen, dat~ sie mitunt~r nach ihrer Entwiektung ruekweise wieder ganz oder teilweise zusammensanken.

Die beschriebenen, regellos fiber die Irisoberfl~ehe verbreiteten, im Disgewebe gelegenen Gasblasen machten nicht im geringsten den Ein- druek eines geffillten Gefgl~systems oder yon Gas erffillten prgformierten Raumen, die vielleieht als Teile des Lymphgefgl~systems hgtten gedeutet werden kSnnen. Das t ra t mit besonderer Ansehauliehkeit hervor, wenn man das Mikroskop auf die sclerale Bindehaut des Prgparates einstellte, we die yon der Iris a bgelaufene WasserstoffsuperoxydlSsung mit gro(ler Deutlichkeit mit Gas gefatlte Lymphgefgl3e ~'on ch~raktelis~ischer Flaschenform, die ein ggnzlJeh anderes Aussehen hatten als die besehrie- benen Gasbuckel der Iris, sichtbar gemacht h~tte.

Setzte man die Beobgchtung an der Iris welter fort naeh wiederholtem Auftropfen yon Wasserstoffsupemxyd, so beobachtete man kurze Zeit (etwa 3--5 Minuten) na.ch Auftreten der genannten Buckel, zuerst am Pupillarrande das Siehtbarwerdml eines feinen sitbernen ge/ii/3netzcs, das rich bald auch an der ganzen Irisoberflache nachweisen liel3. Dieses Gefg~netz sah aus, wie ein Gespinnst gul3ers~ dtinner, gIeichstarker, feinster Seidenfgden, welches fiber die ganze Irisoberflgche ansgebreitet war and rich auch fiber den ballonartig vorgewSlbten Gasbuckeln der Iris nachweisen liel~.

Die das beschriebene IgShrensystem darsteltenden feinen GefgBe

Page 5: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

200 E. Neidei: Weitere uxperimentelle Untersuchungen

zeigten keine pl6tzlichen KMiberschwankungen und waren am Pupillar- rande arkadenf6rmig verbunden,

Am hellen, wenig pigmentierten Sehweinsauge war die Gef~13ftillung leichter und ]riiher festzus~ellen, Ms a,n stark pigmentierten Augen. Aueh konnte bei pigmentarmer Iris neben der F~dlung der ]einsten Gef~Be an der IrisoberfI~.ehe aueh eine Gasftillung der diekeren etw~s tiefer liegemen Gefi~Be leiehg erka, nnt werden, was bei pigmentierten Augen Sehwierigkeiten bereitete. Aueh diese dicken Gef~tBe zeigten keine pl6tzliehen KMiberschwankungen.

Die gesehilderten Beobaehtungen konnten bei guter Beleuehtung (Nernstlampe) sehon bei verhS,Itnism~Big sehwaeher (24faeher) Vergr6- Berung mit Okular 2 und Objektiv a 2 angestellt werden.

Am albinotischen Kaninchenauge wurden naeh Auftropfen yon Wasser- stoffsuperoxyd auf die intakte IrisoberflS~che yon kurz vorher dutch Dekapitieren get6teten Tieren im Prinzip dieselben Erseheinungen be- obaehget wie eben besehrieben., wenr~ sieh auch charakteristische Unter- schiede gegentiber dem Sehweinsauge regelmiiNg festst, etten liegem

Die erw~hnten Irisbneket tra~en a.m Ka.ninehenuuge ~'ieI weniger deuttieh hervor. Jedoeh s~h m~n 1--2 Mimtten naeh Auftropfen yon Wasserstoffguperoxyd im Irisgewebe Gruppen yon kleinen Gasblfi.sehen auftreten, die in flgehenhaften Arealen, teilweise in spitze Winkel und Eeken auslatffend, tiber die ga.nze Irisvorderflgehe unregelmggig vert.eilt waren° Diese verstreut liegenden, aus Gasbla.sehen gebiMeten ,,Gas- /elder" im Irisgewebe maehten nicht im entferntestell den Eindruek, als ob sie ein prMormiertes Kanalsystem s.nffillten.

Egw~s spgter, naehdem im~erhalb yon 5 Minuten auf die Iris mittels Pipette wiederhol~ Wgsserstoffsuperoxyd aufgetropft war, beobachtete ]llall, wie sieh i~ der pigmentlosen durehsiehtigen Iris ein sitbernes Bghrensystem zeigt, e, so dab sehr bald anstelle der vorher mit dem Mikro- skop sieh~baren ro~en BIutgeN~streifen eine silberne Gef~flffillung getreten w~r.

Unter dem binokul~ren Mikroskop konnte man bei der Umwandlung der roten Gef~13st.r~nge in sitberne gt~nzende R6hren eine Reihe yon Einzelheiten beobaehten: zuerst, ffillten sich die mehr oberfliichlich gelegenen Blutgef~13e mit Gas, darauf die etwas tieferen. Erst sparer wurde tin ~uBersg feines, ganz oberfl~ehliehes° vorher nieht siehtbar ge- wesenes Gef'~Bgdleeht als silbernes Netz siehtbar, das sieh fiber die ganze Irisoberf1~ehe erstreekte.

3al dell etwas grSl3eren Blutgefii.Ben konnte man h~ufig sehen, dab die GasfNlung sieh wie ein Queeksilberf~den im Gef~Biumen langsam vorsehob.

S~.mtliehe gefitligen Gefi~fie zeiggen keine pt6tzliehen Kalibersehwan- kungen, sie waren zylindrisch und ha.tten nieht die geringste Jdmliehkeit

Page 6: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

~lber die Quelie uJld den Verlauf der intraokularen 6aftstr6mung. XIX. 201

mit der eharakteristischen flascherdSrmigen Gestalt geffit]ter Lymph- gef~tl3e.

Auch far diese Beobachtungen gentigte eine verh~ttnismgftig schwache VergrSl~erung (24f~ch), wie sie dutch Verwendung yon Okular 2 und Objektiv a~ erreicht Wird.

Am menschlichen Auge machte ich fotgende Beobachtungen: an den beiden kadaverSsen wenig pigmentierten Augen eines Neugeborenen zeigte sieh sofort nach Auftropfen yon Wasserstoffsuperoxyd ein gasgefiilltes GefgBsystem an der Irisvorderflache, d~s naeh seiner Anordnung und dem :Aussehen der einzelnen Gef~t~e mit Sicherheit als Blutgefgl3system erkannt wurde. Dagegen vermochte ich an den beiden yon mir unter- ~uch~en stark pigmentierten Regenbogenh~uten eines 71j~hrigen Greises nach Auftropfen yon Wasserstoffsuperoxyd keine :Pfillung eines Gef~l~- systems na.chzuweisen. Doch trat. ~n diesen Augen nach Auftropfen yon ~Tasserstoffsuperoxyd besonders auff£11ig die Erseheinung der ruek- weisen, gleiehsam explosionsartig auftretenden Aufblghungen des Ge- webes in Form der IrisbuckeI deutlieh hervor, ebenso wie das ganz oder teilweise darauf erfolgende Zusammensinken derselben.

Ats Res~ltat meiner Untersuchungen an der Iris hat sich somit er- geben, dal3 durch einfaehes Auftropfen yon Wasserstoffsuperoxyd auf die intakte Irisvorderfl~iehe sieh die Blutge/di/3e und d~s Netz der Blut- calgitlaren der Irisvorderflache mit Gas fallen kSnnen, und dal~ sieh ~ber aul~erdem Gasblasen innerhalb des Irisgewebes entwickeln, die nicht in 2rii/ormierten Riiumen liegen~).

Das geft~llte Gef~il~netz konnte mit yeller Sieherheit ~ls Blutge/ii/3- system erkannt werden, da. unter dem Mikroskop beobachtet wurde, wie anstelle der vorher vorhandenen roten GefgBfiillung eine silberne trot, und da. sich weiterhin an den gasgefiidlten Gef~llen nirgends plStzliehe Kalibersehwankungen, ampullenf6rmige Ausbuehtungen oder sonstige Erscheinungen fanden, die far Lymphgefgf~e eharakteristisch sind und sieh mit derselben Methode und denselben Beobaehtungsmitteln in anderen Geweben, wie der Bindehaut, im Peritoneum us w. leieht naeh- weisen lief~en. Auch die topographisehe Anordnung der gaserfillIten RShren auf der Irisvorderfl~che spiegelte den bekannten Verlatd und die Verteilung der Irisblufgef~l~e wider.

~) Wenn ma.n eine mit wiederholt.en H~O~-Auftropfungen vorbehandelte Iris eines tebens~rischen Schweinsauges in Formol fixiert und hgrte~, Jn Paraffin ein- better, schneider und d~rauf mikroskopisch untersucht, so finde~ m~n die Iris durch- setzt yon einer grof~en Anzahl unregelm~l~ig begrenzter Hohh-a.ume yon verschie- dener Gr61~e, die niem~ls eine Wandung erkennen lassen. Diese Kavernen im Irisgewebe sind teilweise so groft, dal~ sie mit bIol]em Auge im Sehnittpr~par~t sichtb~r sind. Die oborflaehlich gelegenen sind naeh vorn nur yon dem Endothet- bel~g der Irisvorderflgche bedeekt und entsl0rechen zweifellos den an der frischen Irisoberfl~ehe nach tt~Oe-Auftropfung wahrgenommenen Irisbucke]n.

Page 7: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

202 E. Seidel: Weitere expermmntelle Unt.ersuchm~gen

])io festgest.elltc Tat, sache, dab bei versolfiede~wn Tierspezies dcr 8gugetierreihe die nach Auft.ropfen yon Wasserstoffsuporoxyd auf die lrisvorderflii.ehe beobaehteten Ersoheinungen am Iebene[rischen Unter- suchungsobjekt nicttt ge,nau die.selben waren, ist wohl auf die VersehiedeJ> heit der anatomisehen Irisstruklmr, auf den bei mmlchen Tieren vur- handenen, bei anderen ganz oder teilweise/ehlenden Endothelbelag dcr [risvorderflgche zurfiekzuftihren. Ieh verweise bez~]gIioh dieser ]¢ragen auf die kiirzlich erschienenen Untersuchungeit yon Wol/rum t}.

Jeden/all~s babe ich in sehr zah.lreichen Versudten von einern angeblich au/ tier trisobe~'/l~che vorhan&ne~ Lym2t~ge/g/3netz nichts wahrnehmcn ~6nnet~.

Beobachtungen iiber das vermeintliche ,,lylnphatisehe Kranzgefiifi" in der Kammerbucht.

In zahlreichen Fglien babe ich unter genauer Einhattung der v(m A. Sti~bel 2) angegebenen Technik den zirkul~iren, seharf abgesetzten, am Hornhautrande gelegenen breiten gaserfftlltm~ R~um, den A. Stiibel und 3Iaff~?u8 ats ,,lymt)hatisches' K,ranzge[iifi" beschreiben, regelmgl3ig naehweisen kSnnen. Ieh kann somit den Befund der genannten Autoren besi;gtigen.

Nicht besffitigen kalm ich jedoch den SchIul3, dab der ~aum ein lymph, a- lische8 Ringge/iifl darstelle.

Da die angewandt.e Untersuchu~gstechnilc ffir die zu beschreibenden ]geobaoht, ungml und ihre Deutung yon besonderer Wichtigkeit ist, so sei dieselbe zun~chst kurz geschildert.

Ieh stellte racine Beobacht, ungen wieder vorzugsweise an mSglichst frischen Svl~wei~saugen an, abet auch an albinot.ischen Kaninehen- und an 2 mm~schlielaen Augen, wobei ich im wesentliehen die gleichen Be- funde erhielt.

])er bet, reffende Bulbus wurde zur Untersuehung, der yon A. St,iibel gegebenen Anweisung a) folgend, mit frontMem Schnitt dieht~ hinter der Iris in zwei Abschni%e geteilt und der vordere Bulbusabschnitg mit der t fornhant auf das horizontal liegende Untersuchungsbrettchen gelegg, so dab die Irisrtickflgche dem Beobachter zugekehrg war. Nach Ent- fernung der Linse wurde meist mit seharfer Schere ein radi~rer Seheren- schnitt angelegt,, der das Pdtparat bis znr Hornhau~mitte durchtrennte. Dieses gesehah, um den eine Kugelkalotte darstellenden vorderen Bulbus- absehnltt auf die Ebene des Versuchsbrettehens glair ausbreiten zu kSnnen.

Nun erfdgt.en naeh Vorschrift, einige ra.digre Einsehnitte in die Iris yore Pupillarrande bis zum Ciliaransatz. Die so gebildeten Irissektoren

1) v. Graefes Arch. 109, 106. ~) v. Graefes Arch. 110, t29. a) v. Graefes Arch. 110, 129 u. 130.

Page 8: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

~lber die Quelle mid den Verla.uf der mta'aokul~ren SaftstriSmung. XIX. 20-3

wurden darauf um ihren Ciliarteil als Achse nach hinten umgeschlagen ,,unter mSgliehster 8chonung des Geriistwerkes", so daft jetzt die Iris- vorderfliiehe dem Beschauer zugewendet war. Mittels feiner Stecknadeln fixierte ich darauf unter leiehter Anspammng des Irisblat~es in radig.rer Riehtung jeden Irissektor nahe dem Pupillarrande auf dem gts Unter- ]age benntzten Holzbrettchen. Bei dieser Prgpariermethode liegt der Kammerwinkel, bzw. sein Eingang frei entfgltet zutage, und man er- kennt sehr deutlich mit bloBem Auge, wie sich die pigmentierten Iris- fortsgtze am Sehweinsange palisadenartig yon der Iriswurzd zum peripheren Hornhautrande hiniiber ziehen nnd gleichsam so den Eingang zum eigentlichen Kammerwinkel vergittern (vgl. Abb. 1 auf S. 209).

Tropfte man nun mit feiner Pipette Wasserstoffsnperoxyd in die Gegend des Kammerwinkels, so sah man zungchst zwischen den Iris- fortsiitzen im Geriistwerk der Kammerbueht Gasperlen hervorquetlen, und naeh kurzer Zeit beobachtete man, wJe sieh eine giirtelf6rmige, ziem- lieh breite Zone yon. mehrfachem Durehmesser eines Irisfortsatzes dicht am Hornhantrande allmahlich mit zahtreichen kteinen Gasblgschen anftillte.

Diese Zone maehte durchaus den Eindruek eines mit Gas geffillten, parallel dem tIornhantrand verlaufenden zirkularen Kranzgefgl3es; sie war hornhautwgrts scharf abgesetzt und stieB naeh der anderen Seite, selerMwgrts also, an die Irisfortsgtze, wo diese das t tornhautgewebe erreichten. Bei genauer mikroskopiseher Beobaehtung gewann man den Eindrnek, Ms ob die besehriebene, nfit zahlreiehml Gasblgsehen angefffltte giirtelf6rmige Zone nicht aus einem einzigen grofien, sondern aus einem Bi'~ndel zirkulgr verlaufender GefgBe bestgnde.

Es kann keinem Zweifet nnterIiegen, dab der eben kurz besch.riebene gasgeftillte Raum am Hornhautrande dem yon Magnus und Stiibel als ,,tymphatisehes Kranzgefgg", bzw. ,,lymphatisehes Gefggbiindel" ge- deuteten Gebilde entspricht.

Da dieser Raum in der Tat zungchst ffir ein Kranzgefgl~ am Horn- hautrande gehalten werden konnte, suchte ich die Ztfflugwege naeh diesem vermeintlichen Gef~B zu ermitteln.

Um die Frage zu beantworten, ob das gandgefgg etwa mit eventuellen Lymphspalten oder LymphgefgBen, die in der Hornhaut vorhanden sein sollen, in Verbindung stehe, injizierte ieh in die Hornhaut Wasserstoff- superoxyd.

Ieh sah die von Magnus und Stiibel besehriebenen, als lymphatisehe Saftkani~le gedeuteten rShren/6rmigen Gebilde in der Hornhaut aufschie- Ben, konnte jedoeh feststellen, dab diese sogenannten Hornhautkangl- chen, die ein diehtes RShrenwerk gasgeffillter Capillaren im Hornhaut- gewebe darstellten, nicht mit dem vermeintlichen ]ymphatisehen K_ranz- gefgB kommunizierten, da sich stets an dieses RandgefgB eine schmale

Page 9: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

204 E. Seidel: Weitere experimentelle Untersuchungen

intermedihre Homh~utzone ~nschloB, in der so gut wie keine der gc- nannten gasgef~lten RShren sichtbar wurden.

Es ergab sich somit, dal~ die Hornhautkan~lehen in keiner Beziehung zu dem vermeintliehen Kranzgef~l] am Hornhautrande standen, so dab die Vermutung, dab da.s betreffende l{andgefg.13 vielleieht ffir die lol:ale Ernghrung der Hornhaut irgendwie yon Bedeutung sein kSnne, a.uf Grand dieser Befunde aufgegebell werden muBte.

Die zweite Frage, die ieh untersuchte, war die, ob das zirkutgre I{and- gefg~ dureh isoliertes Auftropfen yon Wasserstoffsuperoxyd auf die Irisvorder/l(~che sieh mit Gas anffillen liel3

Ieh stellte in zahlreiehen Versuehen fest, dab ein mit. feiner, in einen haardfmnen AusfluBteit auslaufende Pipette unter Kontrolle des Mikroskopes auf die Vorderfl~ehe der Iris gebraehtes TrSpfehen Wasser- stoffsuperoxyd das ,,Randgefg/3" n{cht zu fiillen vermochte, selbst wenn das Auftropfen an dem in t~blieher Weise dutch Zurtieksehlagen der Iris hergeriehteten Prgparat mehrere Male wiederhott wurde. Es muBte nur daftu: Serge getragen werden, dab das Wasserstoffsuperoxyd nut m# der Irisvorderflgche in Berfihrung kam, und nieht etwa, wie das ohne mikroskopisehe Kent.relic leieht eintreten kann, versehentlieh in dell Kammerwinkel hineinlief.

In diesem Punkte land ieh somit die Angaben yon Magnus und Sti~bel nicht best,~t, igt, die beka.nnttich mitteilten, dab das yon ihnen gefundene I%andgefa,g sieh yon der Irisvorderflgehe aus mit Gas ffillen lieB.

Dutch meine bisher gesehilderten Untersuehungen hatte sieh somit. der hSchst selfsame Befund eines sowohl naeh der Hornhaut, als aueh naeh der Iris zu isotisrten zirkutgren ,,Kranzgd~.Bes" ergeben, welches sieh nur vom KammerwinkeI aus ftillen lieB.

Uber die r~tselhafte Natur dieses isolierten Gef~tBes konnte ieh dureh Anstellung folgender Versuehe AufsehluB gewinnen, die ich vomahm, mn die den Befunden yon Magnus und Stiibel widerslorechende Tatsaehe der Niehtftillbarkeit dieses Gefgl~es yon der Irisvorderfliiehe aus weiter zu erhfi.rten.

Nach Zerlegung des Auges in besehriebener Weise und naeh Heraus- sehglen der Linse braehte ieh Wasserstoffsuperoxyd dutch die Pupille yon hinten her mittels Pipette in die abgeflossene Vorderkammer bd in normaler Late be/indlicher Iris.

Dies wurde im Verlauf von. 5--10 Minuten 6fter wiederholt, so dal~ das V~rasserstoffsuperoxyd mit Irisvorderflgehe und J~2ammerwinkei in innige Berfihrung kam. Darauf sa~lgte ieh nach 5--10 Ninnten die mit Wasserstoffsuperoxyd zum Teil erff~llte Vorderkammer vorsiehtig und sorgf~Itig mit feinem FlJ.et~papier ab, das ieh yon hinten dureh die Pupille in d~e Vorderkammer einfi~hrge. Riehtete man nun das PrD, parat in besehriebener Weise dureh Zur~ekklappen der jetzt gebfldeten Iris-

Page 10: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

iiber die Quelle und den Verlauf der intraokularea S~ft~tr~mung. XIX. 205

sektoren zur mikroskopischen Beobachtung her, go zeigte sich, da$ der sogenannte , ,Kranzkanal" nicht mit Gas ange/i~llt war. Erst nach Auf- tropfen yon Wasserstoffsuperoxyd auf den /reigelegten Kammerwinkel wurde der ,,Kana1" sofort durch eintretende Gasffillung in bekannter Weise sichtbar.

Auch stetlte ich diesen Versuch so an, da$ ich den vorderen Bulbus- abschnitt nach Heraussch~lung der Linse und erfolgtem Abflul3 der Vorderkammer far 1/2--1 Stunde in ein Gefg$ mit Wasserstoffsuperoxyd braehte, ikTach dieser Zeit lagerte ich den Bulbus auf das Untersuchungs- brett, chen, saugte dutch vorsichtig yon hinten dutch die Pupille in die Vorderkammer eingefiihrte Fliel3papierstreifen die die Vorderkammer er- fiillende WasserstoffsuperoxydlSsung sorgf~ltig ab nnd legte darauf in tiblicher Weise den Kammerwinkel frei, um ihn dutch das Mikroskop zu besichtigen.

Auch in diesem Falle /and ich den Kanal nicht mit Gasbl~sch~n an- ge]i~llt. Die Gasfffllung trot erst wieder auf, wenn Wasserstoffsuperoxyd auf den /reigelegten Kammerwinkel aufgetropft wurde.

Eine dritte Variation dieses Versuches war folgende: Es wurde bei der iiblichen Lagerung des vorderen Bulbusabschnittes nut ein Irissektor gebildet~, zurfickgeschlagen und fixiert, w~hrend die iibrige Iris unberiihrt in ihrer Lage verblieb. ])arauf wurde das Pr~parat durch wiederholtes Auftropfen yon Wasserstoffsuperoxyd 5--!0 Minuten lang gleichsam mit dieser LSsung tiberschwemmt und dafar Sorge getragen, da$ das Wasserstoffsuperoxyd die Vorderfl~che der in situ gebliebenen Iristeile sowie die Kammerwinkelgegend ausgiebig benet.zte.

Saugte man darauf mit feinen FlieSp~pierschnitzeln die :Fliissigkeit aus der Vorderkammer iiberM1 wieder sorgf~ltig ab, so ergab die mikro- skopische Untersuchung, da$ der KanM an der Stelle des v o r Wassersto//- superoxydau/trop/ung zur@kgeklappten Irissektors ge/i~llt war. Wenn man dagegen jetzt durch zwei radi~re Iriseinschnitte einen zweiten tris- sektor bildete, der mSglichst welt entfernt war yon der Lage des ersten, so erwies sich der KanM an dieser zweiten Stelle als leer, filllte sich aber sofort, wenn jetzt auf den/reigelegten Kammerwinkel Wasserstoffsuper- oxyd aufgetropft wurdeo

Aus den eben beschriebenen, nach verschiedenen Seiten hin va, riierten Versuchen an lebensfrischen Schweinsaugen hatte sich somit mit Sicher- heit ergeben, daf~ 1. das fragliche l~inggef~l~ vonder Itornhaut her durch erfolgte tt202-Injektion zwiscben den ][[ornhautlamellen nicht mit Gas gef~lt werden konnte, 2. da$ dieses Gef/~$ dutch Auftropfen yon H202 a,wf die lrisvorde~Jliiche sich ebenfMls nicht mit Gas anf~llen lieS, und 3., dab das vermeintliche ]~Jnggef~B nut dutch direktes Au]trop]en yon Wasserstoffsuperoxyd auf die Gegend des Kammerwinkels mit Gas f~llbar war, ]edoch nut dann, wenn der Kammerwinkel vor Au/trop/en

Page 11: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

206 E. Seidel: Weitere experimentelle Untersuchungen

von FVa~vsemto//~ul)eroxyd in be~timmter Weise zur Beobachtung /reigelegt "~orde?~ wa~L

Diese Beobachtungen lieBen den Schlul3 zu, dug erst die zur Freilegung des _Kammerwinkcls vorschriftsmi~Big zur Anwendung gebracht.en Proze- durendie Ffillung des genannten R~umes am Hornhautrande ermSglichten.

Die weitere Aufgabe muf3te nun sein, die Bedingungen im einze]nen genau zu untersuchen, welche die Gasffillung des vermeintlichen Kranz- gef~Bes ermSglichten, bzw. verhinderten.

Diese Bedingungen werden kl~r, wenn wir uns 1. die biotogisehen Weehselwirkungen zwischen Wasserstoffsuperoxyd und den Geweben, bzw. Gewebssi~ften des tierischen KSrpers vergegenw&I¢igen, und uns 2. zu gleicher Zeit darfiber t~echensehaft ablegen, welche mechanischen Verfi.nderungen durch die znr J?reilegung der Kammerbueht ~ngewandte Pr&pariermethode in dem zarten anatomisehen Geffige der Kammer- winkelgegend hervorgerufen werden.

Ad 1. Die biotogisehen Weehselwirkungen zwisehen, tierischen Geweben, bzw. Gewebssiiflen und W assersto/]s~peroxyd.

Es ist ~llgemein bekemnt, d~I~ fast a, tle Gewebss~fte des tierischen K6rpms die Eigensch~ft besitzen, aus Wasserstoffsuperoxyd Sauerstoff abzusp~lten infolge eines in ihnen enthaltenen Fermentes, der sogenann-. ten Katal~se. ttierauf beruht j~ die Magnussche Methode der S~uerstoff- ffillung von Gewebsri~umen.

Man k~nn die Wechselwirkung verschiedener ~ierischer S~tfte mit Wo~sserstoffsuperoxyd a,m einfachsten untersuchen, wenn man auf eine Glasplgtte einige Tropfen H~O 2 bringt und da,nn mi~tels eines schmMen Spatels die betreffenden Gewebss~tfte zusetzt. Selbst wenn letzteres nur in Spuren erfolgt, entsteht sofort eine lebhaft'e Gasentwieklung, wie man da.~s bei Versuchen, z. B. mit Blur und Lymphe leieht feststellen ka.nn.

Ein einfaeher Versueh an der Hornhaut zeigt die eben besprochene Wirkung yon ~¥gsserstoffsuperoxyd mit tierischem Gewebe in anschau- licher ~reise: man ritze mit einer feinen Nadel oberfl~chlich das Hom- hautepithel beim lebenden Kaninchen oder auch am herausgeschnittenen Schweinsguge und tropfe dar~uf W~sserstoffsuperoxyd. Sofort tritt an der liidierten Stetle eine Gruppe zarter weiBer Gasblfi.schen auf, wie man schon mit blogem Auge, ;~ber besonders deutlieh ~m Hornhaut- mikroskop wahrnimmt.

Der Vorgang, auf dem die Magnussehe Methode der Gasffillung des Gewebes beruht, besteht darin, dab d~s ~¥usserstoffsuperoxyd durch physikalisehe Xra,fte (uM zwar je nachdem man H~O 2 anf das Gewebe auftropft oder in dasselbe injiziert), dutch Endosmose, dutch Filtration oder dutch Eintritt in physiologisch vorhandene oder kiinsttieh ge- schaffene Offnungcn zwi,~chen die einzelnen Gewebszellen, sowie in eventvelI

Page 12: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

iiber die Quelle and den Verlauf der intraokularen Saftstrsmung. XffX. 207

vorhandene 1)rii/ormierte Gewebsriiume eindringt und nun tiberMl da, wo es mit katalasehaltiger K6rperfli~ssigkeit in Bert~hrung kommt, Sauer- stoff ats Gas ~bsI)attet, das entweder am Orte der Entstehung Iiegen bleibt oder sich infolge des entstehenden Gasdruekes ha, oh physikalischen Gesetzen im Gewebe welter verbreitet.

Der in einem bestimmten Gewebe entstehende Gasdruck wird ab- ha,ngig sein yon der Menge des abgespaltenen Sauersto//es.

Es wird im Gewebe nach Auftropfen yon Wasserstoffsul0eroxyd um so mehr Sauerstoff abgespMten werden, 1. je mehr I-I20 2 in die Gewebe eindringt, je gr613er also die Gewebspermeabiliti~t ftir Wasserstoffsuper- oxyd an der betreffenden Stelle ist, 2. je gTSBer die Mengen yon katalase- haltiger Fltissigkeit sind, mit de1: das eingedrungene Wasserstoffsuper- oxyd in innige Bertihrung ger~t.

Die weitere wiehtige Frage, welche R~tume in anatomischem Sinne nun bei verschiedenen Geweben dureh Wasserstoffsuperoxyd angefiillt werden, wird vor Mlem davon abh~ingen, weleher Gasdruek sieh innerhalb der betreffenden Gewebe entwiekeln kann.

Dieser Gasdruek abet wird in versehiedenen Geweben ein ganz ver- sehiedener sein mtissen. Er wlrd abhgngig sein, eimnal, wie bereits er- wahnt, yon der Menge des entwiekelten Gases, dann abet aueh yon den physikalisehen Eigensehgten des betreffenden Gewebes, die in inniger Beziehung zu seiner anatomisehen Struk~tLr stehen. Hieraus fotgg, dab bei tier gteichen Wassersto]/supero):ydanwendung das abgespattene Gas in versehiedenen Geweben anatomisch verschiedene Rgume anftillen muB, da das Gas sich zun~chst immer dahin begeben wird, w o e s den ge- ringsten Widerstand finder, was in anat, omiscla versehiedenen Geweben a,n versehiedenen StelIen der Fall sein wird. Den geringst, en Widerstand wird das Gas im allgemeinen linden in pr~formierten Hohlrgumen oder leeren R6hren, d. h. innerhalb des Blur- und Lymphgefi~gsystems. Des- halb wird das im Gewebe zwisehen den einzetnen Zetlen abgespaltete Gas versuehen, dureh diese pri~formierten R6hren zu entweichen. Daher die beobaehtete Ffillung der ]31ut- und Lymphgef~ge nach vorher fest- gestelltem Gas6dem des Gewebes.

Auf die eben gesehilderte Weise kSnnen somit yore Gewebe uus pr~- formierte tIohlri~ume and R6hrensysteme mit Gas geliillt werden, auch wenn das atffgetropfte Wasserstoffsuperoxyd l~einen Zutrit t zu ihnen hat, und in ihrem Inneren lceine katalasehaltige Flfissigkeit enthalten ist.

Das Auftreten yon gaserffi]lten Rgumen im Gewebe kann somit auf zwei verschiedenen Vorggngen beruhen:

1. das Gas kann in loco entstehen, wenn das eingedrungene tt~O 2 mit katMasehaltigen Si~ften in Bertihrung kommg,

2. das an anderer Stelte abgespaltete Gas kann durch den G~sdruek naeh physikatisehem Gesetz in andere .Ri~ume und an andere

Page 13: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

2()8 E. SeideI: Welters experime~telle Untersuchungen

Stellen verdri~ngt werden, zu denen das aufgetropfte H20 ~ keinen Zutritt hat, und deren Inhalt kein sauerstoffspaltendes J~erment zu enthMten braueht.

Da Blur- und Lymphfl~ssigkeit die Eigensehaft besitzen, aus Wasser- stoffsuperoxyd Sauerstoff abzuspalten, so wird, fulls Wasserstoffsuper- oxyd in die entspreehenden Gefage einzudringen vermag, and dieselben nieht etwa leer sind, eine Gasfi~llung auftreten, die im Innere~. dieser Ge/iifie selbst entsteht.

Da. aber die Kammerwasserfl~issigkeit die Eigenschaft, Sauerstoff aus ~Vasserstoffsuperoxyd abzuspalten, nicht besitzt, so wird in Rii.umen, die nur Kammerwasser enthalten, setbst bei erfotgtem Zutritt yon Vc'asser- stoffsul0eroxyd keine Gasentwicklung an Ort und Stelle entstehen kSnnen. Diese P~aume k6nnen also nicht au[ diret~tem Wege mit Gas erfiillt werden, sondern ihre l~llIung kann, wemt sJe eintri~, nur indirek~ erfolg~ sein, h~dem dam an aMerer Stelle ent.standene Gas dureh den Gasdruek dahin gebracht wurde.

Ad 2. ~ber die dutch die angewandte Pr@ariermethode im zarten anatomischen Ge/iige des Kamme,rwinkelgewebe8 hervorgeru/enen meeh~ni-

sehen Vergnderungen. Bei der besehriebenen PrS~pariermethode zur ]~reilegung des Kammer-

winkels wird 1. die Iris radi/iz • ~-om Pupitlarrande bis zum Ciliarrande mehrmMs eingesehnitten, 2. erfolgt eine Umklai0pung der gebildeten Irtssektoren um ihren Ciliarteil und eine Fixierung des Pupillarrandes auf der Untertage naeh leiehter radi~,rer Ansl0ammng des Irisblagtes, so dal~ die yon der Iriswurzel zur Hornhaugperipherie irn Sehweinsauge hintiberziehenden Iris/ortsiitze (das sogenannte uveale Gerfistwerk) eine Streckung, bzw. eine Dehnung erfahren_ (vgl. Abb. 1).

Beim Einsehneiden des Irisgewebes tr i t t (katMasehMtiger) Gewebssaft und Blug aus den Sehnit.tflgchen in die Umgebung iiber. Beim Zurt~ek- klal0pen und losen Aufspannen der gebildeten Irissektoren werden trotz mSgliehster Sehonung des uveMen Gerfistwerkes in unvermeid- ]ieher Weise kleine, wenn aueh nut mikroskopisehe Lgsionen, Einrisse des Endothelbezuges der Irisfortsgtze oder Jhrer (bekanntlieh im eorneMen Teil vorhandenen) Deseemetseheide, ja eventuell sogar Einrisse oder A b~ risse einiger Irisforts~tze selbst~ an ihrem Ansatz an die Hornhguthinter- flgehe eintreten I) (vgt. Abb. 1.). Dureh diese hier erfolgenden kleinen Lgsionen wird bei der anatomisehen Struk~ur dieser Gegend alas System der capillaren Sl)altriiums er6f]'net, (welches mart kurz als vordere Fort-

1) Bei den Hl~ftieren (l~ind, Schwein) ,,durchbohren die Spitzen dieser Iris- forts~.tze die Desceme~sehe Membr~n, um under zirk~l~rer Umbiegung ihrer Fasern direk$ in den zirkut~ren Grenzring (siehe sp'~,t.er) i~berzugehen°'. (Sd~wnlbe, Lehrbueh der An~tomie der Sinnesorgane, S. 175. 1887.)

Page 14: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

iiber die Quelle and den Verlauf der intraokularen SaftstrSmung. XIX. 209

set.zung oder Ausl~dung des sogena, nnten Fontana, schen tgaumes be- zeiehnen kann), das an dieser Stelle unmittelbar hinter der Deseemet liegt und sich keilfSrmig begrenzt mit der Sehneide nach vorn (der tIornhaut- mitre zu) ein Stfiek welt zwischen periphere Descemet und Hornhaut vorsehiebt (vgh Abb, I, Abb. 2 und Abb. 3). Dutch diese vielleicht nut mittels milcroskopisdher Kandle er/oIgende Erd//nung dieser prii/ormierten

Iris

Sdera

Iris

Abb. 1. Kammerbucht im Schweineauge. )Inn erkennt den Sehlemmschen Kanal in Gestalt eines grol~en C~effi~quersclmittes, hart an der inneren Scleralgrenze (wie beim Menschen), nach der Kammer zu begrenz~, vom sogenanntea scleralen Ger#stwerk, alas ebenso ~ e im me~schtiehen Auge aug ginem e!astischen gefensterten Plattenwerk besteht, zwischen dessen einzelnen Lamellen sieh eapillare Spalten befinden, und das sick naeh vorn wiederum genau wie beim Menschenauge ein Stiick welt zwischen periphere Descemet und t tornhaut vorschiebt. Nian sieht auf tier Abbildung unmi~telbar hinter dem Cornealansatz des auf dem Schnitt getroffenen Iris]ortsatzes einen etwas griiBeren capil- laren SpMtranra. Die Iris]ortsigtze durchbohren die Deseemetsche Membran. Genau d'ieselben ann. tomischen Verhgttnisse linden sich im Xanineltesauge, was dm'eh die yon mir friiher (v. Graefes Arch.

104, ~60) gegebene Abbi]dung belegt wird.

Hohlriiume wird die M6glich~eit gescha//en, daft sick das als vordere Aus- ladung des Fontanaschen Raumes ]curz charal~terisierte Spattensystem mit Gas/i~llt. Hierdurch wird der Eindruck eines den ttornhuutra,nd zir- kuti~r umgebenden Randkun~ls erweckt, den Magnus und Sti~bel ~ls ,,lymphatische Kranzgef~Be" oder ,,lymph~tische Gef~Bbtindel" deu- teten.

Bekannt,lich ist j~ get .de diese Gegend an der Innenseite der Corneo- scleralgrenze wegen ihres komplizierten Baues wiederholt Gegenstand

v. Graefes Archiv fiir OphthaImologie. Bd. 111. 14

Page 15: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

210 E. Seidel: Weitere experimentelle Untersuchungen

eingehender anatomiseher Untersuehungen am Menschen- und am Tier- auge gewesen, so dab ein kurzer I-Iinweis auf die Arbeiten yon Schwa.IbeX), Waldeyer, Leber, Asayama2), (welch letzterer unter Leitung yon Fuchs arbeitete), sowie yon H. Virchow 8) eine eingehende ~natomische Aus- einandersetzung hier eriibrigt. ~Vir verst.ehen sofol% dab ein Eh~tritt yon Gas in diesen keilf6rmig zwisehen peripherem Deseemetende und Hornhautsnbs~anz sieh vorschiebenden l~aum, der auch als vordere

Abb. 2, Sehematische Darstellung der K~mmerbuch~i~n me~scldie[~z~ A~ge (uach He~derso.n. Transact. of the ophtho~!moL soc. of the united kingdom 41~ 468). Man sieht, wie die aus einer Schicht ge- /ensterter, dutch Cal~iIl~re Sp~lten getreanter Lamellen bestehende vordere 2'ortse~zung des sde~'alen GeH~stwerkes sieh keilf/3rmig ein Stiick we~t zwischea 10eriphere Descemet und ltornh~ut vorschiebt.

_Fortsetzung des sogenannten sderalen Geriistwerkes besehrieben wurde, und der das vordere Ende des die innere Wemd des Schlemmsehen Kan~ls bitdenden Pl~ttenwerkes enth~lt, den Eindruck eines corneal- w~rts scharf abgesetzten zh'kul~ren, den t tornhautr~nd nmgebenden l~andkanals oder Gef~Bbiindels hervorrufen kann. Denn dutch die erw~hnten anatomischen Untersuchungen ist. festgestellt, dab die ein- ze]nen gitterfSrmig dt~rchbroehenen Larnellen dieses Plattenwerkes,

1) Lehrbuch der Anatomie der Sinnesorgane 1887, S. 171--179. ~) v. Graefes Arch, 53, 113--128. s) Grae/e-Saemisch, ttandbuoh get ges. Augenheilkunde. 2~ Aufl. I. Band.

S. 280--325.

Page 16: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

liber die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftstr0mung. XIX. 211

zwischen denen sich eapillare Spaltr~ume befinden, sieh nach vorn ver- einigen zu dem elastischen zirkul~ren sogenannten ,,Grenzring der Descemet" (Schwalbe), einer festen Membran, die sich eine kurze Strecke hinter dem peril)heren Ende der Descemet mit dieser spitzwinklig trifft, wodurch eine seharfe gegrenzung dieses prismatisehen t~aumes naeh der Hornhautmit te zu gesehaffen wird.

Sele.ra

Schlemm- seher

KanM

Sclerales Geriistwerk

Cor~e~

Membran. Descei~et.

Abb. 3. ])ie vord~re ~'ortsetzung des seleralen Geri~stwerkes im normalen mensehlichen Auge bei st~r- kerer VergrSBerung. Auf der Abbildung ist links der vordere (cornealwitrts gelegene) Teii vom Querschnitt des Schlemmschen Kanals sichtbar. ) ian erkennt, wie das die inhere (kammerMe) Wand des Schlemmschen Kanals bildende gefensterte eIastische ,,P[atLenwerk" (Schwalbe), das sogenannte sclerule Geriistwerk, sich nach vorn keilfSrmig z~ischen t[ornhauL und Descemetsche Membran vorschieb~, deren peripheres ]~nde auf tier Abbildnng sichtbar ist. (Das Pr~parat s tammt yon einem im vorderen Bulbusabschnitt vol]kommen normMen emmetropen Auge, das wegen eines beginnenden

Aderhautfumors enucleiert wurde.)

Am Auge der S~i~ugetierel), besonders am Sehweinsauge, sind die anatomischen Verhi~ltnisse im Prinzip dieselben wie am Menschen- auge.

Zur Orientierung fiber diese anatomisehen Fragen, fiber die ieh mieh dureh eingehende Untersuehungen am Menschen- und am Tierauge unterriehtete, empfehle ich an erster Sgelle die kurze und dabei auBer2 ordentlieh Mare Darstellung dieses Gegenstandes yon Schwalbee), welehe

1) Ich verweise auf die yon mir frtiher (v. Graefes Arch. 104, 360) gegebene farbige Abbildung der Kammerbucht beim Kaninclaen.

s) Lehrbueh der Anatomic der Sirmesorgane 1887, S. 173.

14"

Page 17: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

212 E. Seidel: Weitere experimentelle Untersuehungen

gleichzeitig die zum Verst~ndnis n6tigen entwicklungsgeschichtlichen und vergleichend-~nagomischen Angaben enth~tlt.

DaB der mit Gas angefiitlte und als ,,lymphatisches Kranzye/5fi" besehriebene l~aum tats~tchtieh iclent.iseh ist mit dem dureh Suuerstoff erwei~erten Spalgensystem dieser vorderen Fortsegzung des seteralen Gerf~stwerkes, konnte ieh dutch weitere anatomisehe Untersuehungen direkt naehweisen.

Sclerales Geriistwerk

L 3iem.bran. Descewet.

Abb. 4. Innere Corneosele~'alyfe'~ze am Schweinsauge nach Auftroiden ','on tt.~O2 auf den freigelegtea Ka, mmerwinkel naeh teilweiser ~i~llu~g des darauf an der ~ufteren Hornhautgrenze sichtbar wer- denden zirku!~ren, gaserft~lltenR~umes mit l~e.flit?ef B~au. (Paraffinschnit t gef~rl)t nach van Gieson, gezeieh~et yon tIerrn Dr. Sehlae]ke, K~ssel,) ~-- 5Ian erkennt. (lal3 der genannte gaserftillte Raum am Hornhautrancle ideI~tisch ist mit dem yon der sogenannte~l vorderen Fortsetzu~g des scteralen Ge~i~sgwe~'~:es eingenommenen, welches sich zwischen ttornhaut und i~eripherer Descemet ein Stack weir ~,orschiebt. Das Gas ist ir~ die zwischen den einzetnen gefensterten Gewebsplatten vorhandenen capillaren Spalten eingednmgea und hat diese betrachtlich ansgedehnt. Der !njizierte blaue Farb-

stoff i s t yon dem Gas an die W~nde diesel- ausgedelmten tIohlrSume gedrgngt.

Nach A nfiillen dieses vermeintlichen Kunales im Schweins~uge mit Ggs dutch Auftropfen yon g202 ~uf den freigelegten Kummerwinkel wurde da.s betreffende Gewebsstgtek in FormoI fixiert, geh~irtet, ein- gebettet, in lneridiongle Schnitt.e zerlegt und d~rauf, naeh F~trbung, mikroskopiseh untersucht und verglichen mit einem delnselben Auge vor I-I~O.rAuftropfung entnommenen entsprechenden Gewebsstiick, das genau in gleicher Weise zur mikroskopischen Untersuchung hergerichtet worden war.

Page 18: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

Selera

~clerales ~ri~stwe~

aber die Quelle und den Verlauf der intraokui~ren Saftstr0mung. XIX. 213

Ferner habe ich im Schweinsauge dieses vermeintliche lymphatische Kranzgef~l~ naeh bewirkter Gasfi~llung mit Berliner Blau injiziert mittels Pipette mit haardihmer Ausflui~Sffnung, die ich unter dem 3ii- kroskop in den durch Gas aufgebI~thten ,,Kanal" einft~hrte. Im mikro- skopischen Sehnittprgparat (Paraffineinbet~ung) suchte ich dara~ff den injizierten Kanai auf.

6'or~ea.

Membran. Deseemeto

Abb. 5. Inhere Corneoseleralgrsnze im Schweinsauge nach Auftropfen yon ]~0~ ~uf den freigelegten Xgmmerwinke! nach gleichzeitig erfoIgter Injektion Yon E~Oz zwischen die ttornhaut!amellen. (~kropho%ogr~phie desselben anatomischen Schnittes, der Abb. 4 zugrunde lag, be[ seh~cherer VergrSBerung.) - - M~n erkennt in der ttornhaut, die die l~arbe merklich schw/~cher angenommen hat als die Sclera, z~hh'eicho m~schige Hob]r~lume, die meist Querschnitte der nach tt.O~-Injektion ins ttornh~utgewebe aufgetretenen rShrenf5rmigen Gebilde darstellen, welche ~ls lymphstischo :Hornhautkan~le gedeutet wurden. Diese gasgeffii]ten ~Shren stehen, wie man sieht, nic]~t in Be- ziehung mit der Gasffillung des vordersten TeHes des scleralen Ger[ist, werkes, da sich ~tets, wie aus der Abbildung her vorgeht, elne intermediate Zone yon normalem, d. h. ~dcht. gasdurchsetztem Hornhaut-

gewebe zwischen den beiden genannten g~serfii[lten Bezirken befindet (vgL S. 203 u. 20t).

Abb. 5 zeigt eine 5Iikrophotographie eines solchen nach van Gieson gef~rbten Puraffinschnittes bei m~lZger VergrSl~erung und Abb. 4 denselben Sehnitt bei st~rkerer VergrSl~erung n~eh einer yon Herrn Dr. Schlaefl~e, Augenarzt ill Kassel, angefertigten Zeiehnung. 3[an er- kennt sehr deutlich auf beiden Abbi]dungen d~s periphere Ende der Descemet und sieht unmittelbar dghinter ein durch Gas aufgeblahtes Spaltensystem oder M~schenwerk, welches dutch die auseinander- gedr~ngten Ptatten des vorderen Teiles des sogenannten el~stisehen

Page 19: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

21-~ E. Seidel: Weitere experimentelle Untersuchungen

Plattenwerks gebildet wird, der guch Ms vordere Fortsetzung des scle- ralen Geriistwerkes besehrieben ist.

Auf der farbigen Abb. 4= ist die blaue Injektionsmasse deutlich er- kennbur, die yon dem Gas an die W~nde des Spattenwerkes gedriiekt wurde.

Auf Abb. 5 erkennt man welter sehr deutlich in der Itornh~ut, die weniger intensiv gef~irbt ist, Ms die Sclera, z~hlreiche hguptsgehlieh in den mittleren Schiehten gelegene Hohlrgume, die meist, Quersehnitte der mit Gas (nach Injekt, ion mit Wasserstoffsuperoxyd ins t tornhaut- gewebe) gefttllt.en, sogenannten lymphatisehen I-Iornhautkani~lehen darstellen. Der keilf6rmige, als , ,Kranzkanal" gedeutete g a u m am Hornhantrande hat am Sehweinsauge, wie man aus mikroskopisehen SehnittprEparagen ersehen kann, den 4- .6faehen Durchmesser eines solchen Hornhautkan~lehens, was ieh aueh im frisehen Pr~parat lest-. stellte.

Als Rssultat ,me~ner Untersuehungen der Kammerbucht hat sieh somit ergeben, dab der yon Magnus und Sti~beg als lymphatisehes, am Horn- hautrande gelegenes ,,Xranzgefg13" beschriebene gaserfiillte I£aum die vordere Ausladung des sogenannten Fontanaschen Ra,umes darstellt. Die ~ ] l u n g dieses Raumes mit Sauerstoff wird dadureh veranlaBL dal~ bei der empfohlenen Prgpariermet, hode eine kiinstliehe Er6ffnung dieses dureh ein System capillarer Spalten eingenommenen gaumes yon der peripheren Hornhaut~hinterflgehe her stattfindeL wodureh die physika- lisehen Bedingungen gesehaffen werden, die den Eintri t t des Gases in. diesen Raum erm6gliehen.

Die Gasft~llung dieses Raumes kann auf zwei Wegen erfolgen, 1. de- dutch, dab die an den (dureh die Pr~pariermethode geset, zten) Ver- letzungsstellen entstehenden Gasbl~.sehen diese Lgsionsstellen ale Ein- tritts2~/orten nach dem unmittelbar dahinter liegenden, jetzt, yon vorn er6ffneten System capillarer Spalten be.nutzen, 2. dadureh, da8 des an anderen Stellen hn Gertlstwerk der Kammerbuehg sieh bildende Gas jetzt nach ErdHnung des genannten t~aumes yon vorn in diesen vorzudringen vermag, do, dureh die infolge der gesetzten Lgsionen neu gescha//enen Xaniite der~ Binnendruek in diesem ,,~oten WinkeI" herabgeset~zt, wird, so dab seine Ffilhmg dutch des yore Balkenwerk der Kammerbneht andrgngende Gas jet.zt erfolgen kann, was vorher (ehe die Lgsionen ge- setzt wurden), wegen des bestehenden luftdiehten Abschlusses dieses I~aumes naeh vorn .physikaliseh nieht mSglieh war. --

E~erbticken wir zum Sehlul~ die gesamt, en, im vorstehenden geschil- derten Beobachtungen, die wit mit der Magnus schen Methode der Wasser- stoffsuperoxydauft~ropfung an der Irisvorderfl~tche und im Kammer- winkel anstellen konnte~g so miissen wir s~gen, dab wir die yon Magnus

Page 20: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

iiber die Quelle und den Verlauf der intra0kula.ren Saftstr(~mung. XIX. 215

und St~bel mitgeteilten Be/unde im groBen und ganzen be.st~itigen konn- ten, dab wir jedoch den daraus gezogenen Schli~ssen nicht beizutreten vermochten.

Wir sahen, dab sich helm Auftropfen yon Wasserstoffsuperoxyd auf die Irisvorderfl~che tats~chlieh ein gaserftilltes R6hrensystem zeigt, konnten aber mit roller Sicherheit feststellen, dab dieses RShrensystem nicht aus Lymphge/~i/3en, sondsrn aus BIutge/~ifien gebildet wird.

Wit konnten ferner ebenfMls regehn~Big einen ~m Hornhautmnde zirkut~r verlaufenden g~irtelfSrmigen Raum mit Gas ~nfiillen und so zur Darstellung bri~gen. Wir vermochten uns jedoch davon zu fiberzeugen, dag wit in diesem Gebilde keinen bisher i~bersehenen Lymphkanal vor uns haben, sondern das mit Gas aufgebl~hte, tgngst bekannte ca~iUare Spalten- system, welches sich z~dschen der aus gefensterten Lamelten bestehenden, sogenannten vorderen Fortsetzung des sclerMen Gerfistwerkes befindet und in oftener Verbindung mit dcm Fontanaschen Raume steht, so dag es kurz Ms die vordere Ausladung dieses ICaumes bezeichnet werden kann.

Ich mug Magnus vollkommen zustimmen, wenn er sagtl), dal~ dann, wenn wir ein gasgeftilltes RShrensystem im Gewebe auftreten sehen, und wit mit Sicherheit die Blutge/iiflnatur disser Ge/~ifle auszuschlie[3en ver- mSgen, es sich um Lymphgef~13e handeln muB; ich kann aber Magnus nieht beip/liehten, wenn er gleiehsam in Form eines Gesetzes den Satz aufstcllt2), dab beim einfachen Aaftropfen yon Wasserstoffsuperoxyd anf die intakte Oberfl~tche tierischer Membranen sich niemals das Blur- gcf~gsystem mit Gas anffille, sondern nur das Lymphgef~gsystem, ein Satz, der /i~r die Irisvorder/liiche ganz bestimmt nicht zutri/fl, was mit Nachdruck hervorgehoben werden nmB, da dieser Satz, wenn er ein Gesetz wi~re, yon der gr6gten Bedeutung sein w~rde ftir die DifferentiM- diagnose zwischen Blur- und Lymphgefi~Ben.

Ich kann Magnus weiterhin d~rin nicht fotgen, wenn er geneigt ist, atle die nach Auftropfen yon Wasserstoffsnperoxyd, ja setbst die naeh Injektion yon H202 ins Gewebe hinein auftretenden gaserftillten Riiume far ~rS/ormierte Lymphbahncn, bzw. LymphspMten zu halten. D~ die Ern~,hrung des Gewebes doch so vor sich geht, dab aus den Blut- capillaren Ernghrungsflfissigkeit f~rs Gewebe, der sogenannte Gewebs- salt oder Pa, renchymsaft austlgtt, der dann entweder dureh Endosmose ins Innere der gesehlossenen Lympheapiltaren oder vielleieht auch dureh in ihren Wandungen befindliche offene Stomata, wie ein TeiI der Forscher annimmt, in das Lymphgef~Bsystem Ms Lymphe ~bertritt , so muB fiber- all da, wo Wasserstoffsuperoxyd mit dem Gewebssaft in Berfihrung kommt, cine Sauerstoffabspaltung eintreten. Es wird daher naeh Ein- dringen yon Wasserstoffsuperoxyd gerade in solchen Geweben mit

1) Dtseh. Zeitschr. f. Chirurg. 1~5, 151. 2) Ebenda S. 166 u. 167.

Page 21: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

216 E. Seide]: Weitere experimentelle Untersuchungen

lock.erem B~u, denen ein ~usgedehntes, leicht, zug~i~ngliches, gbfiihren- des Lymphgef~iBsystem fehlt, zur Entwicklung yon Ggsblasen im Ge- webe selbst und in einem struffen festen Gewebe, denen abfi~hrende Kgn[ile in :Form yon Blut- und LymphgefM~en ganz oder teilweise fehlen, zur Entwicklung yon ,,Sprengliicken" kommen, mit anderen Worten zu Hohlr~umen, d~e in physiologischen Zeiten nicht ?rii[or- • miert sind.

W~e aus den vorstehenden Ausft~hmngen schon hervorgegangen ist, habe ich dutch racine Beobachtungen nicht die Ansehauung gewonnen~), dal3 die Abspaltung yon Sauerstoff ausschliefilich oder ]a,st ausschliefilich innerhalb der Blur- und Lymphgef~l]e selbst erfolgt; ich finde hi~ufig, wie an der Iris, dab erst ein Gas6dem des Gewebes eintritt und danach erst eine Ffillung der Gef~13e mit Gas, das dutch diese, wie ieh mir vor- stelle, zu entweiehen sueht. Selbstverstgndlich wird auch innerhalb der Lymph- trod Blutgef~ge, wenn Wasserstoffsuperoxyd auf irgend eine ~Veise, sei es durch Osmose, durch FHtration oder durch Hineintaufen dutch physiologisch vorhandene oder kfinstlich gesetzte 0ffnungen, in ihr Lumen gelangt und bier mit kat.alasehaltiger Fl~ssigkeit in Ber~hrung kommt, eine Gasentwieklung stattfinden. Auf Grund meiner Beobach- tungen kann ich jedoch diesem Ftillungsmodus der Gef~l~e nicht die iiberragende ausschliefiliche Bedeutung zusprechen, wie d~ts Magnus tut . Ubrigens diirften, wenn diese Ansieht yon Magnus zutrgfe, alle nut mit Kammerwasser er/i~ltten Riiume ]ceine Gasfi~tlu.ng zeigen, da Kammer- wasser, wie Magnus und Stii.bd feststellten, und wie ieh best~tigen kann, nicht die Eigensehaft besitzt,, aus Wasserstoffsuperoxyd den Sauerstoff abzuspaltem

Auch erscheint es mir fraglieh, ob man aus der Tatsache, dag aus den mit Gas enorm aufgebl/ihten Lymphgef~Ben (wenn man das Pr~parat unter Wasser bringt), an bestimmten Stellen Gasblasen austreten und in die HShe steigen, auf das Vorhandensein physiologisch prii/ormierter 0ffnungen ihrer W~.nde, sogenannt~r Stomata sohlieBen kann. Bei der enormen Ausdehnung der Lymphgef/~ge, die dutch da.s Gas bewirkt wird, sind doch wohI neugesehaffene Dehnungsli~clcsn sowie eventuelle Ze,r- reifiungen der ~ut3erst zarten GefgBwandungen, meines Erachtens, nicht sieher auszusehliel3en.

Da man bei der Magnussehen Methode den Druok nieht, kennt, unter welehem das Gas innerhalb des Gewebes steht oder in dieses vordriingt und pr~J, formierte 1ggume und kiinstlieh gesprengte Lfieken anfiillt, so kann ieh nieht linden, dab man die 5let.bode kurzweg als eine,,sehonende" 2) bezeichnen kann, zmnal wenn man das V~rasserstoffsuperoxyd ins Gewebe injiziert, wobei man pl6tztich gleiohsam explosionsa.rtige Gasentwieklung

~) Vgl. Magnus loc. cir. S. 150~-151. 2) Vgl. A. Stiibet, v. Graefes Arch. Ill), 110.

Page 22: Weitere experimentelle Untersuchungen über die Quelle und den Verlauf der intraokularen Saftströmung

tiber die Quelle und den Verlauf der intraokularen SaftstrSmuI, g. X[X. 217

innerhalb des Gewebes auftreten sieht. Ich meine, dab man die frfiheren Methoden, bei denen man gefgrbte FliAssigkeiten unter einem bestimm- ten, den physiologischen gerh~iltni,~sen angepa/3ten Manometerdruck ins Innere der Organe, bzw. der tierischen Gewebe iangsam eintreten lieB, entschieden als ,,schonender" bezeichnen muB, da man hierbei die physi- kalisehen Bedingungen, unter denen die GefgBinjektion auftritt , viel sicherer tibersehen kann. Ich mug also sagen, dab mir die gegen diese glteren Methoden erhobenen kritischen Bedenken 1) in erhShtem MaBe fftr die neue yon Magnus angegebene zu gelten scheinen.

Andererseits hat dafiir die Magnussche Methode den groBen Vorzug technischer Ein/achheit nnd ergibt derartig vollstiindige In]ektionsbilder, besonders der feinsten Capillaren, wie sie bei anderen Methoden nur ill Ausnahmefgllen zu erreichen sind, wie jeder, der diese friiheren Methoden aus e!gner Erfahrtmg kennt, sofort zugeben wird. - -

Auf Grund meiner eingehenden Untersuchungen yon Irisoberfla, che und Kammerbuch~ mit der yon Magnus angegebenen Methode tier SauerstofffitIung des Gewebes muB ich die Befunde friiherer Autoren wie Schwalbe, Leber und kfirzlich Wol/rum, die das Fehlen yon Lymph~ ge/ii]3en in der Iris und im Kammerwinkel ergaben, vollau/ best?itigen:

Ich hoffe jedoch, mit den vorstehend geschilderten untersuehungen gleichzeitig einen Beitrag zur Kenntnis der physikalischen und physiolo- gischen Grundlage der neuen Magnusschen Methode der Sauerstoff- injektion ins Gewebe geliefert zu haben, und hoffe weiter, dab meine kritischen Bemerkungen den Weg zur Erlangung weiterer Erkenntnisse crleichtern mSchten, die wir yon dieser ]i~r bestimmte Zwecke ausgezeich- ~eten 3~ethode meines Era,chtens noch zu erwarten haben, wenn es gelingt, uns vor Trugschli~ssen zu bewahren, wie ieh sie in den vor- stehend geschilderten Beobachtungen am Auge glaube aufgedeckt zu h,~tben.

~) Vg]. Mag~us, loc. cit. S. 149--150.