Welche Bedingungen müssen gegeben sein, dass … · „Animal-Human-Welfare“ in tiergestützten...
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„Animal-Human-Welfare“ in tiergestützten Interventionen:
Welche Bedingungen müssen gegeben
sein, dass tiergestützte Therapie wirkt?
Lisa Maria Glenk
Tiergestützte Intervention
Zielgerichtet
ExpertInnen
Tier ist integraler Bestandteil
Dokumentation, Evaluierung
(Kruger & Serpell, 2010)
THERAPIE?
Glenk, 2013
Tiergestützte Therapie
Erste wissenschaftliche Annäherungen (Bossard, 1944;
Levinson 1962, 1980)
Im Fokus: Mensch (i.e. Patient, Klient)
Bio-psycho-soziales Gesundheitsmodell (McCullouch, 1983;
Friedmann et al., 2011)
Glenk, 2013
Bio-psycho-soziales
Gesundheitsmodell
Glenk, 2013
i. ↓ Heart rate & blood pressure (Cole et al., 2007, Kaminski et al., 2002)
↓ Kortisol (Odendaal & Meintjes, 2003, Barker et al., 2005; Beetz et al., 2011)
↑ Oxytocin (Odendaal & Meintjes, 2003; Handlin et al. 2011)
↓ Schmerz (Sobo et al., 2006, Marcus et al., 2012; Havey et al., 2009)
ii. ↑ Selbstwert, Selbstwirksamkeit (Berget et al., 2008)
↓ Angst (Wu et al., 2002)
iii. ↑Therapiemotivation (Jorgenson, 1997)
↑ Soziale Interaktion (Marr et al., 2000)
↑ Soziale Attraktivität (Wells, 2004; Gueguen & Cicotti, 2008)
Achtung Fallstrick!
TGT wird heute in einer enormen Vielfalt angeboten und
durchgeführt, sodass es nicht zulässig ist, generalisierend
von „der TGT“ zu sprechen. Daraus ergibt sich auch eine
gewisse Schwierigkeit zu pauschalisieren und von einer
allgemeinen Gültigkeit, v.a. hinsichtlich dem
Wohlbefinden von Tier und Mensch zu sprechen.
Tiere in TGT
Glenk, 2013
I. Ausbildung- Trainingsmethoden
II. Gesundheitsstatus
III. Erzwungene Posen
IV. Unfähigkeit zum Zurückziehen
V. Umgebungs- bzw. Umweltfaktoren
VI. Anzahl und Dauer therapeutischer Einheiten
(Haubenhofer & Kirchengast, 2006; Hatch, 2007; Fejsáková et al.,
2009; Serpell et al., 2010; King et al., 2011, Stetina & Glenk, 2011;
Glenk et al., 2013)
Human-Animal Welfare?
Glenk, 2013
i) Welfare ist ein Charakterisikum eines Tieres, nicht
etwas, das ihm gegeben wird (Broom, 1993)
ii) Klinische Gesundheit und die Abwesenheit von
Angst und Distress, sowie die Freiheit natürliches
Verhalten auszudrücken (Houpt, 2007)
iii) Wohlbefinden: ein Zustand, in dem physische und
psychische Harmonie zwischen dem Organismus
und seiner Umgebung besteht (Hurnik et al., 1985)
Welche Relevanz für TGT?
Glenk, 2013
“Close physical contact with strangers may be
inherently stressful for many animals….”
“…. recognize the signs of stress when they appear.
Ideally, visitation and therapy sessions should be
terminated before, rather than after, such symptoms
are manifested” (Serpell et al., 2010)
Welfare-Konzepte internationaler
Organisationen
Glenk, 2013
i) The animals’ behaviour during interventions must
be observed (ESAAT, 2012)
ii) Animals should be monitored closely for clinical
signs of stress and should have ample
opportunity and space for solitude (AVMA, 2012)
iii) …aspects of animal ethics, welfare, care and
ethology need to be addressed for any applying
institution (ISAAT, 2012)
iv) …prevent adverse effects on the animals
involved (IAHAIO, 1998)
IAHAIO Prague Declaration
(1998), Auszug
Glenk, 2013
Arbeit mit Heimtieren
Training mittels positiver Verstärkung -
Grundvertrauen
Unterbringung und Versorgung
Schutzmaßnahmen, Risikomanagement
Gewinnbringend für alle Beteiligten
Wahlfreiheit
Passende Arbeitslast
Klar definierte Rollen
Welfare – welche Parameter?
Glenk, 2013
Verhalten
Stress
Komfort
Reproduktion Neuroendokrines System
Kortisol
Oxytocin
Autonomes NS
Herzfrequenz
HRV
Blutdruck
Immunologie, Allgemeine Gesundheit
Hunde in TGT
Glenk, 2013
↑ Stress-assoziiertes Verhalten bei jüngeren Hunden
(< 6 Jahren) (King et al., 2011)
↑ Kortisol im Vergleich zu Kontrolltagen, höher bei
„kurzen“ Sessions (Haubenhofer & Kirchengast, 2006)
Kortisol und Stressverhalten kein Effekt (Marinelli, 2009)
Kein Unterschied in Kortisol an Arbeits- u. Kontrolltagen
aber ↓ Kortisol bei Hunden, die ohne Leine arbeiten (Glenk et al., 2013)
Keine Unterschiede in Kortisol u. Verhalten an Einsatz-
u. Kontrolltagen, ↑ Kortisol in einem „neutralen“ Raum (Ng et al., 2013)
5 aufeinanderfolgende Einheiten a 60 min, ↓ Kortisol
prä-post. Keine Unterschiede im Verhalten (Glenk et al., in
review)
Pferde in TGT
Glenk, 2013
↓ Kortisol bei Pferden im Therapieeinsatz mit psychisch
und physisch beeinträchtigten Klienten, 6 v. 33 ↑ Kortisol (Suthers-McCabe & Albano, 2004)
Keine Unterschiede in stress-assoziiertem Verhalten von
Therapiepferden bei Freizeitreitern und Patienten außer
„children at risk“ (Kaiser et al., 2006)
In der Halle mehr neutrales Verhalten und Konzentration
auf den Klienten, weniger Erregung als im Freien. Beim
selbstständigen Reiten v. Klienten mehr
Unzufriedenheitssignale (Meinzer, 2009)
Baseline 24h HRV-Monitoring bei Therapiepferden (Gehrke
et al., 2011)
Kaninchen in TGT
Glenk, 2013
Wichtigste Faktoren für Kaninchen in TGT: Haltung und
Unterbringung, Tier-Mensch-Interaktion,
Gesundheitszustand
Wenn Transport nötig – in geeigneten Vorrichtungen,
Zeit für Akklimatisierung mit neuer Umgebung geben
Environmental enrichment (Umgebungsbereicherung)
Sanftes Handling notwendig
Regelmäßige Verhaltensbeobachtung durch erfahrene
Person
(Loukaki et al., 2010)
TGT- Fachperson, „Therapeut“
Glenk, 2013
50% des TGT-Teams
100% der Verantwortung für den
gesamten Prozess und das
Wohlbefinden aller Beteiligten
(Frederickson-MacNamara & Butler, 2006)
Kortisol bei TGT-Fachpersonen
Glenk, 2013
Kortisolwerte im Speichel:
• höher an Tagen mit TGT
• höher vor dem Beginn einer Einheit
• steigen mit zunehmender Dauer einer Einheit
• unterschiedliche Muster zu ihren Hunden
(Haubenhofer & Kirchengast, 2007)
TGT- Balance - Waage
Glenk, 2013
Therapeut Tier
TEAM UMGEBUNG
Ziele
Physikal. Umgebung
Patienten
Personalkontakt
Besucheraktivität
Andere Tiere
Andere Aktivitäten
Vertrauen in
Mensch
Komfortlevel
Eignung
Erfahrung
Erworbene Skills
Vertrauen in
Tier
Komfortlevel
Eignung
Erfahrung
Erworbene Skills
(Butler, 2004),
modifiziert
Anforderung - Fachpersonal
Glenk, 2013
Quellberuf (bio-psycho-sozial)
Facheinschlägige Ausbildung mit Auswahlverfahren
nach definierten Selektionskriterien
Arbeit in interdisziplinären Umfeld
Flexibles Vorgehen – Arbeit mit Lebewesen
TGT- Einheit strukturieren: Planen, Vorbereiten,
Durchführen, Abschließen, Evaluieren
Investment: Zeit und Kosten für Ausbildung, Training,
Weiterbildung und Tierhaltung
Qualitäts- und
Risikomanagement
Glenk, 2013
• Vorabbesichtigung der Räumlichkeiten
• Einverständniserklärung aller beteiligten Personen
(Institution!)
• Definition von Ein- und Ausschlusskriterien für
Klienten
• Vorabgespräch/Anamnese:
Tierquälerei? Angst vor Tieren? Allergie? Medikation?
• Wo ist Tier-Mensch Kontakt potentiell problematisch?
• Was tun bei Unfall und/oder Ausfall des Tieres?
• Rechtliche Absicherung
Evaluierung
Glenk, 2013
• Evaluierungsmaßnahmen definieren:
Prä-post - Therapieverlauf – Stichprobenartig
Kurzzeiteffekte vs. Langzeiteffekte
• Geeignete Instrumente auswählen :
systematische Beobachtung - Reflexionsprotokoll
Videoanalyse - standardisierte Instrumente und Skalen
- Interviews
• Datenschutz: Anonymisierung, Aufbewahrung,
Zugänglichkeit der Daten
• Begleitforschung: Professionelle Auswertung und
Kooperation mit wissenschaftlich tätigen Einrichtungen
Achtung …
Glenk, 2013
• Persönlicher Bezug zum Tier: Voreingenommenheit,,
Mangel an Objektivität
• Erwartungshaltung
• Grenzen akzeptieren – aller Beteiligten
• Nicht alle Klienten profitieren
• Eigene Psychohygiene: Supervision, Intervision
• Angemessene Bezahlung / Wertschätzung
• “Offen” bleiben
TGT - Klientenzentriert
Glenk, 2013
Physische und psychische Eignung
Vorabgespräch Anamnese: Tierquälerei? Angst vor
Tieren? Aggressionen? Allergie? Medikation?
Informed Consent (Einverständniserklärung)
Hygienemanagement des TGT-Teams
Zielsetzung: Empowerment, Ressourcen stärken
Datenschutz
Schutzmaßnahmen, Risikomanagement
Wahlfreiheit, Ausstiegskriterien
Rahmenbedingungen
professioneller TGT
Glenk, 2013
Ethische Aspekte (Speziesübergreifend, Freiwilligkeit
aller Beteiligten, Rücksicht auf Bedürfnisse)
Vorgehen nach Richtlinien/Standards
Konzept basiert auf wissenschaftlichen Fakten
Integration in ganzheitliches Behandlungskonzept
Artgerechter und respektvoller Umgang
Qualitätssicherung (Evaluierung)
Risikomanagement, flexibles Vorgehen
Supervision, Intervision
Bezahlung / Wertschätzung
Human–Animal–Welfare in der
Zukunft
Glenk, 2013
Community: Allgemein verständliche Fachliteratur
verbreiten – Weiterbildung und Netzwerke fördern
Einbindung von Veterinärämtern und spezialisierten
Tierärzten (Betreuungsverträge)
Leitlinien für standardisierte Protokolle
Definitionen der TGT mit internationaler, rechtlicher
Gültigkeit?
Kann Zertifizierung einen Beitrag für Qualitätssicherung
im Sinne von Human–Animal–Welfare leisten?
Verbesserte Finanzierungsstrukturen
Mehr (methodisch saubere) Forschung in
unterschiedlichen therapeutischen Umgebungen
Fragen?
Glenk, 2013
Die Welt ist kein Machwerk
und die Tiere sind kein
Fabrikat zu unserem
Gebrauch.
Arthur Schopenhauer (1788-1860)
Kontakt: Dr. Lisa Maria Glenk,
[email protected], [email protected]
www.hundesicherheitstraining.at