Welthaus Info 02

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Seite 4 Seite 6 Seite 7 Seite 12 BLICK HINTERS SUPERMARKTREGAL 30 JAHRE IN MADAGASKAR JAHRESBERICHT EINE PERSPEKTIVE FÜR ROMA Gensoja: Schnitzel statt Regenwald Welthaus-Info 2 (Juni) / 2009 GZ 02Z034351 M Verlagspostamt 8010 Graz.P.b.b. Foto: Dorothe Peterson / CCB,TEC, BACWATA W elthausInfo Die dunkle Seite des Goldes MAGAZIN FÜR WELTWEITE MENSCHENWÜRDE UND GERECHTIGKEIT

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Die dunkle Seite des Goldes

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BLICK HINTERS SUPERMARKTREGAL30 JAHRE IN MADAGASKAR

JAHRESBERICHTEINE PERSPEKTIVE FÜR ROMA

Gensoja: Schnitzel statt Regenwald

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WelthausInfo

Die dunkle Seite des Goldes

MAGAZIN FÜR WELTWEITE MENSCHENWÜRDE UND GERECHTIGKEIT

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THEMA <<11/08>>

Die dunkle Seite des Goldes

gemacht. Und viele Feinde: Groß-grundbesitzer, Industrielle, Politiker. „Es gab bereits mehrere Morddro-hungen“, erzählt Ramazzini bei un-serem Treffen in Sipacapa. Von hier sind es nur wenige Kilometer bis zur Goldmine Marlin des kanadischen Konzerns Goldcorp, eine der größten Auslandsinvestitionen in Guatema-la. Das Argument von Goldcorp, die Mine schaffe Jobs, sei schon richtig, meint Ramazzini. „Aber nur für kur-ze Zeit und schlecht bezahlt!“ Lang-fristig seien die Folgen für Mensch und Natur jedoch verheerend.

Eine Goldmine lässt sich schon dann profitabel betreiben, wenn das Gestein nur ein oder zwei Gramm Gold pro Tonne aufweist. Die Marlin Mine zermahlt zigtausende Tonnen Gestein im Jahr. Dabei werden gifti-

ge Mineralien wie Arsen freigesetzt. Für einen Ehering aus Gold fallen rund zwanzig Tonnen Abfall an. In einigen Jahren ist das Vorkommen ausgebeutet. Zurück bleiben hun-derte Hektar verwüstetes Land und meterhohe Abraumhalden, die be-ständig Schwefelsäuren abgeben. Um das Gold aus dem Gestein zu lösen, wird hochgiftiges Zyanid eingesetzt. Die Auffangbecken voll Zyanidlösung stellen eine ökologi-sche Zeitbombe dar. „Das Gebiet hier ist erdbebengefährdet“, erklärt Ramazzini: „Sollte ein Becken bre-chen, hätte das für die umliegenden Gemeinden fatale Folgen: Gewäs-ser, Wälder und Äcker wären ver-seucht.“ Die Wasserversorgung der lokalen Bevölkerung sei ohnehin schon bedroht, warnt der Bischof. Rund 250.000 Liter Wasser benötigt die Mine pro Stunde.

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Die Finanzkrise sorgt derzeit für einen wahren Goldrausch. Die Minen arbeiten auf Hoch-touren und internationale Goldkonzerne schreiben satte Gewinne. Doch beim Abbau von Gold bleiben Mensch und Natur oft auf der Strecke.

CHRISTIAN KÖPF

Alvaro Ramazzini ist ein ge-mütlich wirkender Mann. Doch wenn es um die Rechte

der Indigenen und den Schutz der Umwelt geht, kann der Bischof von San Marcos in Guatemala sehr en-ergisch werden. Als Kämpfer gegen zerstörerische Bergbauprojekte in seiner Heimat hat sich der 62-jähri-ge auch international einen Namen

THEMA GOLD

Was vom Goldboom bleibt: Verwüstetes Land und riesige Gesteinshalden, die sich entlang der Dörfer ziehen. Hier: Tarime, Tansania.

UMWELTBOMBE

WelthausInfo Juni - September 2009 - Nr. 2

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Foto: Allan Lissner.

Die Umweltstandards sind in Län-dern wie Guatemala gering. Internati-onale Abkommen wie die Konvention zum Schutz indigener Völker werden oft ignoriert: „Die Regierung hätte uns vor der Lizenzerteilung abstim-men lassen müssen“ meint Carlos R., ein Vertreter der indigenen Gemein-den. Doch das sei nie geschehen. „Jetzt wird unsere Natur zerstört und wir verlieren unsere Lebensgrundlage!“ Als wir von San Miguel in Richtung Marlin Mine fahren, fällt uns der aus-nehmend gute Straßenzustand auf. „Mit freundlicher Unterstützung der Weltbank“, kommentiert Carlos. Die-se stufte die Mine als wichtig für die Entwicklung des Landes ein und ge-währte Goldcorp einen Kredit von 45 Millionen Dollar. Der Konzern zahlt in Guatemala ein Prozent Lizenzge-bühren, dazu kommt eine fünfjährige Steuerbefreiung. 99 Prozent des Ge-

winnes fließen ins Ausland. Derzeit gibt es in Guatemala mindestens 550 Minenkonzessionen. Doch Bischof Ramazzini hat Hoffnung: „Ausge-hend von der Mine hier formiert sich im ganzen Land der Widerstand.“

Guatemala ist bei weitem kein Ein-zelfall. Tarime liegt in Tansania, am Rande des berühmten Serengeti Na-tionalparks. Von weitem schon sehen wir die riesigen Abraumhalden, als wir uns auf der staubigen Landstra-ße langsam der Nyamongo Goldmi-ne nähern. Die meterhohe Kette aus zyanid- und schwermetallhaltigem Gestein säumt die Wege entlang der Dörfer, wo die Menschen in Lehm-hütten ohne Strom und Fließwasser leben. Im Gegensatz zu den umlie-genden Dörfern ist man am Gelände der Nyamongo Mine bestens ausge-rüstet. Die Fachkräfte und Maschi-nen kommen zum Großteil aus dem Ausland. Wie in Guatemala erhalten Einheimische nur schlecht bezahlte Hilfsarbeiterjobs. In unmittelbarer Nähe der Mine passieren wir ein Flugfeld. „Von hier starten die Flugzeuge mit dem Gold ins Ausland“, erklärt unsere Begleite-rin Tumaini Matutu: Die Mine gehört dem kanadischen Minengiganten Barrick, in dessen Vorstand Leute wie George Bush senior und ein ehema-liger kanadischer Minister sitzen. Die Kleinschürfer, die es traditionell hier gab, wurden vertrieben, ebenso tau-sende Kleinbauern, deren Felder auf dem Gebiet der Mine lagen. Den Wi-derstand der lokalen Bevölkerung ge-gen die Goldmine bekämpfte Barrick mit einer Reihe von Klagen, bei denen der Konzern auf korrupte Politiker, Richter und Polizisten bauen kann. Der „Sicherheitsdienst“ der Mine ter-rorisierte die Dorfbewohner, was in gegenseitigen Morden gipfelte.

Vor zehn Jahren lebten in Tansa-nia noch mehr als eine halbe Milli-on Menschen vom Goldabbau. Sie verwendeten einfache Techniken und schufen kleine Einkommen für

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FLUCH DER ROHSTOFFE

Ähnlich wie Gold sind auch andere „Reichtümer“ für Entwicklungslän-der oft kein Segen: Diamanten, Erdöl, Fisch, Früchte, Kaffee... da-hinter verbirgt sich oft ein System der Ausbeutung von Mensch und Natur. Doch in den letzten Jahren ist das Bewusstsein für ungerech-te Produktions- und Handelsstruk-turen gestiegen, wie das Wachs-tum der Fairtrade-Bewegung in Europa beweist. So gibt es nun auch Initiativen für „fair gehan-deltes Gold“, welches sozial- und umweltverträglich gewonnen wird. Mit Vorteilen für Kleinproduzenten und Kunden.

WEBTIPP: www.faire-edelsteine.de

MINE BEDROHT EXISTENZ

viele. Seither wurden hunderttau-sende Kleinschürfer ihrer Existenz-grundlage beraubt. In den letzten fünf Jahren hat Tansania Gold im Wert von rund 2,5 Milliarden Dollar exportiert. Obwohl die Multis enor-me Gewinne aus dem Gold schöp-fen, verbleiben nicht einmal zehn Prozent davon durch Lizenzen und Steuern im Land. Doch auch hier regt sich Wider-stand: Die Juristenorganisation LEAT setzt sich seit Jahren für die Rechte der Kleinbauern und –schür-fer in Tansania ein, mit finanzieller Unterstützung von Welthaus. „Wir beraten Betroffene, zeigen die Kor-ruption bei der Lizenzvergabe auf und verhandeln um Entschädigun-gen bei Enteignung“, erklärt Tundu Lissu von LEAT. Gewonnene Prozes-se und der Druck der Öffentlichkeit führten dazu, dass der Staatsprä-sident im Vorjahr ein Komitee zur Überprüfung der Minengesetze und –verträge gründete. „Das Minenge-setz in Tansania müsse reformiert werden, fordert Lissu: „Um zu ga-rantieren, dass die Wirtschaft und die Menschen hier weitaus stärker vom Goldabbau profitieren!“

THEMA GOLD

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LeserInnen-Briefe: Schreiben Sie uns!

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NEWS

Auch wenn die Erde wohl wieder um ein Bäumchen ärmer ist - ich

freu mich trotzdem, dass es ein neues Papierheftl von euch gibt! Ein sehr les-bares welches, das ich mehr als einmal in die Hand nahm, bevor es dann doch seinen Gang zum Altpapiercontainer antrat. Den Mix aus inhaltlichen In-puts und Infos im feschen Layout find ich sehr brauchbar, congratulations! So hoff ich, den Hochglanz-Worten folgen noch viel glanzvollere und vor allem sichtbare Taten!Daniela Pamminger, Graz

LeserInnen-Briefe gesucht! Schrei-ben Sie uns Ihre Meinung zur neuen Welthaus-Info und zu den Themen in diesem Heft! Eine Auswahl davon wird in der nächsten Ausgabe (Oktober 2009) veröffentlicht:

Welthaus, Grabenstr. 39, 8010 Graz. [email protected]

Ein Blick hinter das SupermarktregalSchul-Workshops mit ReferentInnen aus aller Welt.

FÜR EIN GUTES KLIMA

Mag. Andrea Gös-singer-Wieser ist Klimaschutzkoordi-natorin des Landes Steiermark

Was noch vor wenigen Jah-ren vorsichtig prognostiziert wurde, verdichtet sich nun - die Erdatmosphäre erwärmt sich schneller und die Aus-wirkungen sind dramatischer geworden. Klimawandel macht nicht halt vor Konti-nenten, Ländern oder Regio-nen. Wir alle sind als Betrof-fene und VerursacherInnen in die Pflicht zu nehmen, wenn es heißt Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Kli-maanpassung zu treffen. 11,4 Tonnen Kohlendioxid produ-ziert jede/r ÖsterreicherIn im Jahr. Diesen Parameter gilt es zu senken. Das bedeutet konkret klimaschädigende Emissionen zu vermeiden, effizienter und effektiver im Umgang mit für uns not-wendigen Ressourcen wie Energie, Boden, Wasser oder Biomasse zu werden. Das Land Steiermark kann in seinem Wirkungsbereich Vorreiter und Vorbild sein. Mit dem Klimaschutzplan des Landes wird in den nächs-ten Monaten ein strategisch wichtiges Papier entworfen, das Leitbild für einen neuen klimaschonenden steirischen Weg werden soll. Aber der beste Plan verliert seine Bedeutung, wenn die Player das Spiel nicht mitspielen. In diesem Sinne sind alle aufgefordert ihren Beitrag zu einem guten Klima zu leisten.

Klimakampagne der KOO:www.klimafairbessern.koo.at

KOMMENTAR

Unser Speiseplan ist längst global: indischer Reis, Bananen aus Ecu-ador, brasilianischer Zucker, Kaffee aus Uganda... Doch wie wird unsere Nahrung produziert und gehandelt? Wer verdient daran? Und was bedeutet bio & fair? Welthaus bietet unter anderem ab Herbst folg-ende Workshops an:

Zorres mit Zucker. In Brasilien, dem weltweit größten Zuckerexporteur, boomt die Zuckerbranche, während die Kleinbauern/bäuerinnen unter Armut, Ausbeutung und Hunger lei-den. Gemeinsam mit den Referen-tInnen aus Brasilien erforschen die SchülerInnen, woher unser Zucker kommt und wer vom billigen Zucker profitiert. (Ab der 6. Schulstufe)

Golden Rice. Die SchülerInnen be-schäftigen sich mit der Frage, warum die Grüne Revolution und der Ein-satz von Gentechnik im Reisanbau die sozialen Unterschiede und die Armut Indiens nicht gelindert haben. Darüber hinaus entdecken sie Indien

als Land der Gegensätze mit seiner Vielfalt an Religionen, Sprachen und Ethnien. (Ab der 6. Schulstufe)

Soja - so nein! Am Beispiel der So-jabohne werden weltwirtschaftliche Zusammenhänge und gegenseitige Abhängig keiten mit den SchülerInnen erörtert und

aufgedeckt. Unter anderem gehen sie der Frage nach, was das Wienerschnitzel mit

dem Verschwinden des Regenwaldes zu tun hat. (Ab der 6. Schulstufe)

Gelb, süß und fair? Was passiert rund um die tropische Frucht Ba-nane von ihrer Produktion bis zur Ankunft im Supermarktregal? Die SchülerInnen erhalten Einblicke in das Leben der ArbeiterInnen auf Bananenplantagen und lernen die Idee des Fairen Handels kennen. (Ab der 4. Schulstufe)

Kontakt: T. (0316) [email protected]

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„Es hängt auch von euch ab!“Bischof Cappio aus Brasilien sprach bei einem Besuch in Graz über die Gewinner und Verlierer eines Mega-Flussprojektes in seiner Heimat und den Beitrag Europas.

GLOBAL ACTION SCHOOLS II

Sie wollen eine Schule mit sozialer Verantwortung sein? Ab September gibt es für Schulen die Möglichkeit, an einem internationalen EU-Projekt teilzunehmen und zur globalen Armutsbekämpfung beizutragen. Gemeinsam mit außerschulischen Partnern setzen Sie Projekte zu den Themen Fairer Handel, Umwelt und Klimawandel in Ihrer direkten Umgebung um. Kontakt: 0316/32 45 56-16,[email protected]

Karikatur: Gerhard Mester

MAX LAKITSCH

Wie so oft beginnt alles mit einem Präsidenten, der gewählt wurde, um

den Armen eine Stimme zu geben. Ab 2004 setzt sich Brasiliens Präsi-dent Lula für ein Projekt zur Umlei-tung des Rio San Francisco ein, dem zweitgrößten Fluss Brasiliens. Laut Lula soll damit den größtenteils von der Landwirtschaft abhängigen Menschen im wasserarmen Nord-osten Brasiliens geholfen werden. Schnell wird jedoch klar: Das Pro-jekt schadet den Einwohnern der Region und kommt hauptsächlich der exportorientierten Agrarindus-trie zu Gute. Luiz Flávio Cappio ist Bischof der betroffenen Region Barra und die Symbolfigur des Kampfes gegen das Megaprojekt. „Sie wurden vom Volk gewählt, vertreten aber nur die Eliten“, warf er Präsident Lula vor. Mitte Mai war Cappio zu Gast in der Steiermark, um für internationale Unterstützung

gegen die Flussumleitung und für al-ternative Projekte zur Wasserversor-gung in Barra zu werben.

Auch Welthaus Graz unterstützt Projekte in dieser Region. Die Flussumleitung lohne sich für die Großindustrie nicht zuletzt des-halb, weil ein Großteil der Waren wie Mangos oder Zuckerrohr-Ethanol für Agrosprit von Europa abgenommen werden, meinte der Fraziskaner. Bischof Cappio er-achtet den internationalen Druck auf die brasilianische Regierung als sehr wichtig für die Kampagne: „Wie es weitergehen wird, hängt auch von euch hier in Eu-ropa ab. Wir können nicht länger in na-

tionalen Bahnen denken, wir leben in einer globalisierten Welt.“ Diese Zusammenhänge zeigt auch das von der EU geförderte Bildungsprojekt „Global handeln macht Schule“ auf. Das Projekt wird von Welthaus gemeinsam mit Partnerorganisationen aus vier eu-ropäischen Ländern durchgeführt. Dabei ergründen SchülerInnen die eigene Rolle im Geflecht des glo-balen Agrarhandels. Das Motto:

Global lernen, um lokal ver-antwortungsvoll zu handeln. Infos und Unterrichts-Material finden Sie auf www.schools.welthaus.at.

Bischof Cappio bei seinem Vortrag

in Graz

Foto: Ernst Zerche

„Er wurde vom Volk gewählt, vertritt aber nur die Eliten“Cappio über Brasiliens Präsident Lula

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zugewiesen. „Da waren 50 verfaul-te Füße pro Nachmittag. An diesen Geruch muss man sich erst einmal gewöhnen“, sagt sie. Aber sie erzählt auch vom großen Humor der Lepra-kranken, die durch diese Krankheit und die damit verbundenen Ver-krüppelungen aus der Sippe ausge-stoßen worden sind, selbst für das Leben nach dem Tod, wo sie fern ih-rer Ahnen ausharren müssen.

1983 wird Sr. Elisabeth Leiterin ei-ner Leprastation. Mittlerweile hat die Medizin Reoperationsmöglichkeiten für Verkrüppelungen entwickelt. Sie baut mit ihren Mitarbeitern ein flä-chendeckendes Versorgungsnetz auf. Viele der Erkrankten können nach der Operation wieder zu ihren Fami-lien zurück. „Eines meiner schönsten Erlebnisse war, als mich ein großer,

kräftiger Mann von der Weite grüß-te, mir seine fünf Kinder zeigte und ich die Narbe von der Lepra-Ope-ration gesehen habe“, berichtet Sr. Schwarzl. Für die nicht-operablen Patienten werden Dörfer gegründet, in denen sich die Ausgestoßenen eine neue Heimat aufbauen können.

Seit dem Jahr 2000 gilt Lepra nicht mehr als Hauptproblem Madagas-kars. Gleichzeitig beginnt Sr. Elisa-beth ein Programm für Frauen zu leiten. Innerhalb weniger Jahre ver-ringert sich die Zahl unterernährter Kinder und Malariakranker in jener Gegend. „Man kann hier wirklich mit den einfachsten Mitteln viel be-wirken“, schwärmt sie. Nach wiederholter Typhuskrank-heit kehrte Elisabeth Schwarzl nun nach 30 Jahren Einsatz heim in die Steiermark. Ob sie als Jugendliche erneut nach Madagaskar gehen wür-de? „Sofort!“

MAX LAKITSCH

Die Krankenschwester Elisa-beth Schwarzl tritt 1971 mit 18 Jahren in den Orden der

Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul ein. Ein Jahr darauf kehrt eine Mitschwester krankheitsbe-dingt aus Madagaskar zurück, wo sich der Orden stark engagiert. Sie fühlt einen inneren Drang, in jenem Land zu helfen: „Das ist ein Sprung ins Un-gewisse, aber das ist mein Weg.“

Im Jahr 1979 kommt die 26-jährige Ordensschwester aus St. Marein bei Graz schließlich nach Madagaskar., einem der ärmsten Länder der Welt. Ein Land, in dem nicht nur Unterer-nährung ein großes Problem darstellt, sondern auch Krankheiten wie Lepra und Pest. In jener Zeit gilt die Ostküs-te Madagaskars als die von Lepra am akutesten betroffene Region der Welt.Sr. Schwarzl wird einer Leprastation

Die Schwester sprang ins UngewisseSie nennt es „dort hingehen, wo man gebraucht wird“. 30 Jahre war Schwester Elisabeth Schwarzl in Madagaskar im Einsatz gegen Armut. Nun kehrte sie zurück in die Steiermark.

Foto: WelthausWieder zurück in ihrer alten Heimat: Schwester Elisabeth Schwarzl.

6 WelthausInfo Juni - September 2009 - Nr. 2

LEPRA UND PEST

PROGRAMM FÜR FRAUEN

„Man kann mit den einfachs-

ten Mitteln viel bewirken!“Schwester Elisabeth Schwarzl

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EINNAHMEN Euro

Spendeneinnahmen 57.665,76

öffentliche Mittel 383.212,65

Sonstige Leistungs- und Nichtleistungserträge 288.692,83

Gelder aus ordentl. kirchl. Budgets 1.482.690,00

Auflösung von Rücklagen

GESAMTEINNAHMEN 2.212.261,24

abzüglich zurechenbare Aufwendungen Spendenwerbung,- bearbeitung -183.248,80

NETTOERTRAG / NETTOGELDFLUSS 2.029.012,44

AUSGABEN Euro

Leistungs - Projektarbeit Projektmittel: 917.216,86

Projektvorbereitung 108.204,94

Leistungen der Bildungs-, Anwaltschafts- und Informationsarbeit 651.618,82

Statutengemäße Wirtschaftskörper 259.095,23

Verwaltungsaufwand 171.869,67

Dotierung von Rücklagen

GESAMTVERWENDUNG 2.108.005,52

Jahresfehlbetrag 78.993,08

Finanzen 2008

40 Jahren hat man auf UNO-Ebene vereinbart, dass jedes Industrieland 0,7 % seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Entwicklungszusammen-arbeit geben soll. Österreich hat die-sen Wert nie erreicht. Auf EU-Ebe-ne haben die Regierungschefs dann 2005 vereinbart, bis zum Jahr 2010 0,51 % des BIP zu erreichen und bis 2015 0,7 %. Aber davon sind wir jetzt weiter denn je entfernt. Rechnet man die Entschuldungsmaßnahmen weg, die keine wirkliche finanzielle Gabe darstellen, lag Österreich schon in den letzten Jahren nur bei 0,2 %.

Heuer wird dies offensichtlich wer-den, da keine weiteren Entschul-dungsmaßnahmen vorgesehen sind. Österreich hat deshalb Ende Mai auch einen Rüffel von Seiten der OECD einstecken müssen. Und wir können uns dieser Kritik nur an-schließen. Es ist himmelschreiend, wenn eines der reichsten Länder der Welt nur einen kleinen Teil der inter-national vereinbarten EZA gibt. Und sich auf die Wirtschaftskrise aus-zureden und deshalb Budgeterhö-hungen für Maßnahmen im Inland vorzusehen nicht aber für EZA, zeigt nur umso deutlicher die Verantwor-tungslosigkeit der österreichischen Politik. Die Menschen in den Ent-wicklungsländern werden durch die Wirtschaftskrise noch wesentlich stärker getroffen als die Menschen in Österreich und brauchen daher umso mehr an internationaler Un-terstützung.

Die Diözese Graz-Seckau gibt seit 15 Jahren 2,5 % ihres Budgets für Entwicklung

und Mission. Mit diesem Geld wer-den vor allem Projekte der Entwick-lungszusammenarbeit (EZA) und entwicklungspolitische Bildungsar-beit in der Steiermark geleistet. Die Diözese Graz-Seckau nimmt auf diesem Weg ihre Verantwortung ge-genüber Menschen auf der ganzen Welt wahr, insbesondere gegenüber den Armen und Bedrängten. Die Republik Österreich ist da viel weniger solidarisch. Bereits vor

KOMMENTAR

Dietmar Schreiner, Geschäftsführer WelthausDiözese Graz-Seckau

Die Verantwortungslosigkeit der Republik Österreich

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JAHRESBERICHT 2008

Page 8: Welthaus Info 02

ALBANIEN 60.498,39

Gender Programm 46.357,21

Frauenhandel El Basan 2.222,00

Ausbildungskurse für Roma 2.219,80

Schulung LokalpolitikerInnen 4.064,38

Diözese SAPA - pastorale Mitarbeiter 5.635,00

ARGENTINIEN 15.129,36

Incupo Argentinien 15.129,36

BRASILIEN 59.594,48

CPT Jacobina 9.226,77

Pensionsversicherungsbeitrag Tomaselli 1.376,53

Centro de Assessoria 26.706,40

CPT Barra 22.284,78

GUATEMALA 200.395,10

CEPSE - Arbeit mit Basisgemeinden in Guatemala-Stadt 6.131,25

PT-Xela: Ernährungssicherung 4.218,00

PT-SM Frauenförderung II 4.218,00

Cultura y Paz II, Guatemala: Menschenrechte 4.218,00

Ch‘orti, ländliche Entwicklung 39.343,29

SOL 25.708,40

Ak‘kutan 2008-2009: Forschungszentrum 7.028,00

PT Xela - Landwirtschaft u. Stärkung d. Bauernorg. 23.281,73

PTI Guatemala: Landrechte 32.511,39

Frauenprojekt San Marcos 25.745,57

Ada-Secia Zeugenbegleitung 2008-2010 12.355,20

Asudi 2008: Ländliche Entwicklung 15.636,27

LAOS 68.973,23

CIDSE Laos: Ländliche Entwicklung 68.973,23

RUANDA 12.551,26

DERN/Ruanda: Ländliche Entwicklung 12.551,26

SENEGAL 124.187,18

ASAP 2 - Frauenförderung in der Region Thies 24.470,33

Intercom II 56.380,70

Senegal - Pefem III 43.336,15

Übersicht Projekte 2008

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Page 9: Welthaus Info 02

SLOWAKEI 64.101,00

Romazentrum Lipany 20.720,00

NGO Schulungen 4.510,00

Roma Zentrum in Detva 14.836,00

Frauennetzwerk Roma 17.000,00

Konsultation in Hostice 2.653,00

Netzwerk Roma - NGOs 4.382,00

TANSANIA 103.548,65

Ernährungssicherung Arumeru/Tansania 30.879,60

Kleinbäuerliche Vermarktung MARA 9.469,00

Veco Chunya Tansania: Ländliche Entwicklung 10.100,00

ADP Mbozi Ernährungssicherung 15.227,94

PELUM Vernetzung Anwaltschaft + Lobbying für Land 5.100,00

Zwischenevaluierung Ernährungsprojekt Arumeru District 8.407,59

Chitete Ernährungssicherheit 24.364,52

UKRAINE 57.385,62

Caritas Charkiv 16.617,42

Tageszentrum Konotop 16.867,20

Jugendzentrum Konotop 11.044,00

Frauenberatung Iwano - Franciwsc 12.857,00

Etwa ein Drittel dieser Mittel wurde für Projekte gegeben, die von HORIZONT3000 durchgeführt werden. Dadurch kamen den Projektpartnern weitere finanzielle Mittel aus öffentlichen Budgets in der Größenordnung von 700.000 bis 800.000 Euro zugute.

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arbeiterInnen in Österreich zu sor-gen, auch öffentliche Anerkennung gefunden. So, wie wir überzeugt sind, dass eine gerechtere Welt hier bei uns geschaffen werden kann, so wichtig ist es für uns, diese Ge-

rechtigkeit auch für andere Länder herzustellen. Und gerade Afrika bietet ein breites Betätigungsfeld, um einerseits die Fehler, die Europa hier in der Vergangenheit begangen hat, wenigstens teilweise auszuglei-chen und um mitzuhelfen, dass die Menschen auch dort überleben und mit Vertrauen in die Zukunft sehen können. Wir sind froh, dass uns das Welthausteam auf bewährte und professionelle Art ermöglicht, mit-zuhelfen, diese Gedanken in Tansa-nia in die Realität umzusetzen. www.jmb-fashion.com

Mit dem Gewinn des TRIGOS 2009 für das eingereichte Projekt “made in austria” in der Kategorie Gesell-schaft hat unser Bemühen, für gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne und gesunde und engagierte Mit-

KOMMENTAR

Gert RückerJMB Fashion Team

Warum ich ein Projekt in Tansania unterstütze...

JAHRESBERICHT 2008

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Unsichere Regenfälle und mangelnde Kenntnis in nachhaltiger Landwirtschaft

machen es den jungen Müttern in den ländlichen Gebieten Tansanias nicht leicht, ihre Kinder ausreichend und nährstoffreich zu ernähren. Seit Jata aus dem Dorf Chalangwa im Süd-westen Tansanias mit Unterstützung von Welthaus eine Ernährungsgrup-pe gegründet hat, ist es für die Frauen

leichter geworden, ihre Familien trotz der einfachen Mittel, die zur Verfü-gung stehen, reichhaltiger und aus-gewogener zu ernähren. Hausgärten, Hühnerzucht und Nahrungskonser-vierung sorgen für ausreichende Er-nährung das ganze Jahr hindurch.

Bitte unterstützen Sie unsere Projek-te auch weiterhin mit einer Spende! DANKE!

Der Senegal leidet noch heute an den Folgen der französischen Ko-lonialzeit. Durch das Anlegen riesi-ger Erdnussmonokulturen sind die Böden zerstört und die Menschen ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Welthaus arbeitet mit der senegalesi-schen Partnerorganisation Symbiose zusammen. Das gemeinsame Ziel ist die orga-nisierte, aktive Teilnahme und Mit-bestimmung der bäuerlichen Bevöl-kerung an der Verbesserung ihrer Lebensumstände. Das ist die Verbes-serung der Böden, Förderung der Bildung, Ernährungssicherung, sowie Schutz des eigenen Lebensraumes. Ein Dammbau ermöglicht es, den ver-salzten Fluss zu entsalzen und Wasser für den Reisanbau zu gewinnen.

Sie haben es ermöglicht! Mit dem steirischen Kirchenbeitrag und Ihren Spenden konnten wir im vergangenen Arbeitsjahr einen weiteren Schritt in Richtung weltweite Gerechtigkeit tun.

CLAUDIA KOMPACHER

Dorfentwicklung und Ernährung im Senegal und in Laos Wie fast überall in Laos leben die Menschen auch in Nahuang vorwie-gend vom Reisanbau. Bedingt durch unsichere Regenfälle und lange Tro-ckenzeiten verfault oder vertrocknet das Saatgut. Mit der massiven Abhol-zung werden auch die Waldfrüchte immer geringer. Die Nahrung reicht nur etwa sechs bis neun Monate, die restlichen Monate hungert ein Groß-teil der ländlichen Bevölkerung. Welt-haus unterstützt diese Menschen im ländlichen Bereich mit Ihrer Hilfe. In speziellen Ausbildungskursen lernen die DorfbewohnerInnen Me-thoden zur Verbesserung der Boden-beschaffenheit, des Saatguts, des An-baus und der natürlichen Düngung. Dadurch kann Reis für ein Jahr für den Eigenbedarf produziert werden.

Ernährungssicherung in Tansania

SPENDENKONTO: Stmk. Sparkasse, BLZ: 20815, 2700902303

Reisernte in Laos

Verbesserung der Böden im Senegal

Wir danken unseren Sponsoren und Förderern:

SPENDENBERICHT 2008

Page 11: Welthaus Info 02

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Gutes Essen erreicht in Argentinien fast einen Kultstatus. Argentini-sches Rindfleisch hat den Ruf, das Beste der Welt zu sein, daher ist es das von Reisenden bevorzugte Essen. Es stellt außerdem den Hauptbestandteil der Ernährung der ArgentinierInnen dar.Guten Appetit wünscht ANDREA BUSTOS, Welthaus-Referentin aus Argentinien.

Zutaten für 4 Portionen:500 g Faschiertes vom Rind500 g Zwiebel(n)Knoblauch1 PaprikaÖlivenöl300 g Oliven ohne KernViel BasilikumSalz, Pfeffer, Paprikapulver2 hart gekochte Eier2 Kilo Kartoffeln

ZUBEREITUNG: Die Kartoffeln schälen und in Was-ser mit Salz kochen, abtropfen las-sen und ein Püree damit machen. Wichtig ist, dass die Kartoffeln nicht mehlig sind und beim Kochen nicht zerfallen. Zwiebel, Paprika und Knoblauch glasig anbraten, dann Faschiertes dazu, ca. 15 Minuten kochen lassen bis das Fleisch durch ist. Restliche Zutaten beimischen (Eier und Oliven klein schneiden) und gut verrühren. Mit Salz, Pfeffer, Basilikum, Paprikapulver und Senf abschmecken. Kartoffelpüree und das Faschierte in eine gebutterte Auflaufform schichten. Kartoffel-Pü-ree gleichmäßig darüber geben. Zuletzt Parmesan und Butterflöck-chen darauf verteilen.Die Kartoffeltorte in den Backofen stellen und bei mittlerer Hitze braun werden lassen (ca. 25 Minuten).

Pastel de Papa (Kartoffeltorte)

Mein Lieblingsrezept

Schwedenrätsel

MEIN WELTHAUS

weiblichesFabelwesen

schriftliches Abkommen

Chem. Zei-chen Gold

Zeichen für Stickstoff

Hauptnah-rungsmittel auf MadagaskarAbfolge von Tanzsätzen

13Größtes Land in Afrika

röm. Göttin der Liebe

8 Autokennz. Luxemburg

schlimmes Mädchen

2AbkürzungNationalrat

Abkürzung: Austrian De-velopment

Agency

10Span.: Fluss

Ostafrik. Land

Chem. Bez. f. Radium

12 5

heißes Getränk

Griechisch: alles

...und die Detektive

3Fortbewe-

gungsmittel

Veranstal-tungsort

Chemisches Element

7 11 Abkürzung Natrium

Nachricht per Handy

4Personal-pronomen

Abkürzung Oberöster-

reich

Buch der Bibel

Umgangs-sprachl. In

Deutschland für Nein

Muhammed ... Pascha

9 1. Buchstabe d. Vorna-mens der

Sängerin Day

1. Buchsta-be eines

österr. Bun-deslandes

Sultanat d. arab.

Halbinsel

14

Ehemaliger Name

Ghanas

1 6

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Lösungswort

Page 12: Welthaus Info 02

Raum!“ Trotzdem trafen sie und ihr Reisebegleiter Günther Derx, der für ein Kochbuch authentische Romare-zepte sammelt, „auf freundliche Ge-sichter mit leuchtenden Augen“.

Seit sechs Jahren unterstützt Welthaus gemeinsam mit der ört-lichen Caritas und der Gemeinde ein Romazentrum in Lipany. Die MitarbeiterInnen des Zentrums versuchen die Situation der Roma zu verbessern, indem sie ihnen bei der Jobsuche helfen. Es gibt zwei Kindergartengruppen und zwei Vorschulklassen. Mit Webstühlen

Anstoß gegen die Ausgrenzung

werden handwerkliche Produkte hergestellt, in einer Werkstatt klei-nere Reparaturen durchgeführt. „Gemeinsame Freizeitaktivitäten mit der Mehrheitsbevölkerung hel-fen, Vorurteile abzubauen und er-leichtern das tägliche Miteinander“, erzählt Truger. So gibt es zum Beispiel jährlich ein Fußballturnier, an dem sich sowohl Roma als auch Nichtroma beteiligen. Wichtigstes Anliegen von Agnes Tru-ger bei der Projektbetreuung ist aber, „die Roma von passiven Sozialhilfe-empfängern zu aktiven Bürgern zu machen und Projekte nicht für die Roma, sondern mit den Roma um-zusetzen.“ Seit Errichtung des Roma-zentrums in Lipany haben sich die schulischen Leistungen der Kinder deutlich verbessert und junge Roma arbeiten begeistert im Zentrum mit.

Roma haben in vielen europäischen Ländern mit Armut, Vorurteilen und Benachteilung zu kämpfen. Agnes Truger hat Welthaus-Projekte in der Slowakei besucht, die der Min-derheit eine Perspektive für die Zukunft bieten sollen.

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INTERNATIONAL

PALOMA SCHICHO

Am Rande der Kleinstadt Li-pany in der Ostslowakei leben etwa 650 Roma in ei-

nem umzäunten Ghetto in völliger Isolation. Viele Roma sind arbeitslos oder leben von der Sozialhilfe. Ihre Kinder besuchen die Sonderschule, der Schulabschluss bleibt jedoch oft ein unerfüllter Wunsch. Minderjäh-rige Mütter sind keine Seltenheit. Immer wieder sind Roma rassisti-schen Übergriffen ausgesetzt. Agnes Truger war im März und April in der Slowakei unterwegs, um die von ihr betreuten Roma-Projekte von Welthaus zu besuchen. „Die Le-bensbedingungen vieler Roma sind sehr schwierig“, erzählt sie: „Einfa-che Häuser, keine Wasserversorgung, eine ganze Familie lebt in einem

WelthausInfo Juni - September 2009 - Nr. 2

Roma und Nichtroma beim April-Fußballturnier in Lipany. Foto: Welthaus

„Gemeinsame Aktivitäten helfen, Vorurteile gegenüber Roma abzubauen“Agnes Truger, Projektreferentin Welthaus

Page 13: Welthaus Info 02

Welthaus-Referentin Gaby Gmeindl be-suchte im Senegal Welthaus-Projekte, die der Ernährungskrise entgegenwirken.

PALOMA SCHICHO, CHRISTIAN KÖPF

Obwohl mehr als 70 Pro-zent der senegalesischen Bevölkerung in der Land-

wirtschaft arbeiten, kann nur etwa die Hälfte des Eigenbedarfs gedeckt werden“, erzählt Gmeindl: „Die üb-rigen Nahrungsmittel, vor allem Reis und Weizen, müssen importiert werden!“ Senegal hat als Teil der Sahelzone mit großen Problemen zu kämpfen: Entwaldung, Erosion und Auslaugung der Böden, Über-weidung, Boden- und Wasservergif-tung, Wüstenbildung, Dürren und Heuschreckenplagen. Problematisch sind auch die veralteten Anbaume-thoden. All dies bewirkt oft schlech-te Ernten, bis hin zu kompletten Ernteausfällen.

Jeder dritte Bewohner Senegals ist unterernährt. Als 2008 auch noch die Preise für Nahrungsmittel stark anstiegen, kam es im Land zu schwe-ren Unruhen. Gmeindl beklagt, dass es wegen fehlender staatlicher Mittel nur kurzfristige Programme zur Linderung der Ernährungskrise gebe. Für die NGOs sei es unmög-lich, diese alleine zu bewältigen. Auf ihrer Reise besuchte Gmeindl auch Projekte von Welthaus, LED und HORIZONT3000 im so genannten Erdnussbecken in Zentral-Senegal. Seit der Kolonialzeit hatte das Land auf den Export von Erdnüssen ge-setzt, um Devisen zu erwirtschaften. Die Erdnüsse wuchsen in Monokul-turen und beanspruchten einen gro-ßen Teil der fruchtbaren Böden für sich - auf Kosten der Kleinbauern. Als die Nachfrage nach Erdnussöl ein-

Das Wissen wiedergewinnen

brach, die Preise fielen und der Dün-gerbedarf für die ausgelaugten Böden anstieg, konnten viele Produzenten von den Einnahmen nicht mehr le-ben. „Durch die Produktion für den Export ist leider das Wissen um den Anbau von Nahrungsmitteln für den Eigenbedarf mehr und mehr in Ver-gessenheit geraten“, erzählt Gmeindl. Viele Böden seien ausgelaugt und unfruchtbar. „In unseren Projekten lernen die Kleinbauern nun verschie-dene Kompostierungsarten kennen. Das fördert die Erholung der Böden und senkt die Ausgaben für Kunst-dünger“ freut sich Gmeindl. Die Arbeit in der Gruppe erleichtere die Anpflanzung auf den Feldern. Auch der Austausch von Erfahrungen sei

für die Bauern wertvoll. „Ein Bauer in Ndiedieng hat mir erzählt, dass sich sein Ertrag durch die verbesserte Düngung wesentlich erhöht habe. Au-ßerdem achtet er nun auf Mischkul-tur und baut neben Erdnüssen auch Hirse und Sorghoum an. Heuer sind die Erdnüsse wegen der ungewöhn-lich starken Regenfälle zwar verfault, aber durch die neue Anbautechnik kann er Sorghoum und Hirse ernten. Er hat gesagt: „Die fachliche Unter-stützung ist 1000 Mal mehr wert als bloß Geld!“

Bitte unterstützen auch Sie mit Ihrer Spende die Kleinbauern im Senegal!

Konto 2700902303, BLZ 20815.

Foto: Gmeindl

WelthausInfo März - Juni 2009 - Nr. 1

„Die fachliche Unterstützung ist für mich 1000 Mal mehr wert als Geld!“

STAAT WÄRE GEFORDERT

Lamine Konare, Kleinbauer auf dem Gemein-schaftsfeld des Welthaus-Projektes in Ndiedieng

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PARTNER

MISSIO ist in Österreich das Sprach-rohr des Südens und bezeugt als kompetenter Ansprechpartner für die Themen Weltkirche, Mission, Weltre-ligionen und Theologie die Kraft des Glaubens in den verschiedenen Kul-turen und Kontinenten. Der Welt-missionssonntag im Oktober ist für MISSIO ein besonders wichtiger Tag. In der Steirischen Entwicklungspoli-tischen Mediathek gestaltet MISSIO eine Themensäule zum jeweiligen Jahresthema. www.missio.at

Let’s make MONEY DVD. Regie: Erwin Wagenhofer. Do-kumentation, ab 12 Jahren.

Mehrsprachig, Making Of, Schulmaterial als PDF-Datei.Erwin Wagen-hofer folgt der Spur unse-res Geldes im weltweiten Fi-nanzsystem.

Er blickt hinter die Kulissen der bun-ten Prospektwelt von Banken und Versicherern. Die meisten von uns folgen gerne dem Lockruf der Ban-ken: „Lassen Sie Ihr Geld arbeiten!“ Doch arbeiten können nur Men-schen. Österreich 2008, 110 min.TIPP: Das Buch zum Film ist eben-falls in der Mediathek im Verleih.

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WELTKINOAusschnitte aus dem Film Working Man’s Death. Anschl. Diskussion. Freier Eintritt!Ein Film von Michael Glawogger.

Wann: 24. September 2009, 18 Uhr

Wo: Welthaus Graz Grabenstr. 39, 8010 Graz

In veralteten Minen, riesi-gen Fabriken, vorsintflutli-chen Werften und bei grö-ßenwahnsin-nigen Bau-projekten

verdingt sich der Mensch noch als Arbeiter im klassischen Sinn. Workingman’s Death erzählt von die-sen letzten Bastionen der körperlichen Arbeit, über die Gewalt, die diese Form der Arbeit dem Menschen antut, und über das, was er verliert, wenn es diese Arbeit nicht mehr gibt. Workingman’s Death – ein Film über schwere kör-perliche Arbeit, Automatisierung und eine sich verändernde [email protected]

Welthaus und 12 Partnerorgani-sationen bieten Ihnen über 5.000 Medien zu spannenden globalen Themen! Neben Videos, DVDs, Sachbüchern, Zeitschriften und Literatur können auch Unter-richtsmaterialien, Karten, Musik-instrumente und Spiele entlehnt werden (Jahresbeitrag fünf Euro). Regionalstellen gibt es in Fürsten-feld, Gleisdorf, Knittelfeld, Leoben, Liezen, Mürzzuschlag und Weiz.

steirische entwicklungspolitischemediathek

PERCY SCHMEISER -DAVID GEGEN MONSANTO DVD. Regie: Bertram Verhaag

Percy und Lou-ise Schmei-ser in Kanada – Träger des a l ternat iven Nobelpreises – wehren sich gegen die Ma-chenschaften des Chemie-

und Saatgutherstellers Monsanto. Ihre und die Geschichte vieler Bau-ern und Bäuerinnen weltweit wird hier erzählt. Der Film macht Mut! München 2009, 65 min.Infos und Entlehnung: graz.welthaus.at, T. (0316) 324556-23

graz.welthaus.at/mediathek

ÖFFNUNGSZEITENMo - Fr: 9 – 12 UhrMo - Mi: 14 – 16 UhrLanger Donnerstag: 14 – 18 Uhr

Achtung! Von 1.7. bis 11.9 Sommer-öffnungszeiten: Mo - Fr 9 - 12 Uhr

MEDIATHEK

NEUE MEDIEN

TERMINE

Zukunft gestalten lernen... ...durch Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Dieser didaktische Leitfaden zur Veränderung des Unterrichts in der Volksschule führt in das Thema Bil-dung für nachhaltige Entwicklung ein, nennt didaktische Prinzipien zur Orientierung und ist gleichzeitig ein praktisches Handbuch mit Umset-zungsmöglichkeiten und Planungs-hilfen. Berlin 2007, 56 Seiten.

WELTCAFÉ: CHINA K.Mein Leben als Kindersoldatin. Lesung und Gespräch mit Autorin China Keitetsi.

Wann: 20. Oktober 2009, 18 Uhr

Wo: Stadtbücherei Mürzzuschlag Kirchengasse 14

Wann: 28. Oktober 2009, 19 Uhr

Wo: Welthaus Graz Grabenstraße 39

China Keitetsi wurde mit acht Jahren von Soldaten der ugandischen Armee verschleppt und zur Soldatin ausge-bildet. Mit 19 gelingt ihr die Flucht - und sie schreibt in Dänemark ihren Bestseller: „Sie nahmen mir meine Mutter und gaben mir ein Gewehr! Mein Leben als Kindersoldatin.”

Foto: Marcel Wenzel

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WELTHAUS ISTdie entwicklungspolitische Einrichtung der Diözese Graz-Seckau. Es finanziert und begleitet Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ost-/Südosteuropa. Außerdem trägt es durch die Beteiligung an Kampag-nen und durch Lobbyarbeit dazu bei, Forderungen der Entwicklungspolitik bei politischen Entscheidungs-trägern und internationalen Institutionen durchzusetzen. Es bietet erlebnisorientierte interkulturelle Begegnun-gen, entwicklungspolitische Information, Beratung und Weiterbildung - für Schule und Erwachsenenbildung - in der Steiermark.

Welthaus Diözese Graz-SeckauGrabenstr. 39/2, 8010 Graz0316/[email protected]

GÄSTE AUS BRASILIENWann: 14. - 21. Oktober 2009 Wo: Workshops in steirischen Schulen, Pfarren, Gemeinden

Edite Lopes de Souza und Rosenilson Felix de Amaral aus dem Nordosten Brasiliens besuchen auf Einladung von Welthaus die Steiermark und werden u.a. Workshops in Schulen, Pfarren und Gemeinden machen. Sie berichten über die Situation in ihrer Heimat; Schwerpunkt sind die Folgen der Agroindustrie: Le-bensmittel als Treibstoffe, Gentech-nik, Wasserversorgung, ungerechte Landverteilung...

Laden Sie die Gäste für einen Work-shop ein: T. (0676) 8742-3015,[email protected]

Impressum 2/2009: Chefredaktion: Christian Köpf. Redaktion: Paloma Schicho, Max Lakitsch, Andrea Gössinger-Wieser, Andrea Bustos, Dietmar Schreiner, Claudia Kompa-cher, Gert Rücker. Rätsel S. 11: Rita GschielLayout: Dominik Staudinger. Fotos (wenn nicht anders angegeben): Welthaus. Redak-tionsanschrift: Grabenstr. 39, 8010 Graz, Telefon: 0316/32 45 56-19. Medieninhaber und Herausgeber: Welthaus. Druck: Reha, 8051 Graz, Verlagspostamt: 8010 Graz, Erscheinungsort: Graz

FAIRTRADE TAG 2009Wann: 5. Oktober 2009, 9 –16 UhrWo: Burghof, Hofgasse 15, Graz

Steirische Initiativen der Entwick-lungszusammenarbeit präsentieren zum Schwerpunkt „Kampf gegen die Armut in der Welt“ ihre Pro-jekte und Vorhaben zu Themen wie Gesundheit, Ernährung, Bildung, Menschenrechte, Umwelt und Wirt-schaft. Für Schulklassen sind im Rahmen von „FAIR Styria“ wieder Kurzworkshops vorgesehen. Auf der Bühne erwartet die BesucherInnen ein Multi-Kulti-Programm. Infos: Land Steiermark – Entwick-lungszusammenarbeit, T. (0316) 877-5518. www.eza.steiermark.at

COFFEE STOPWann: 26. Juni 2009, 14 – 17 UhrWo: Herreng. 23 (Kircheneck), Graz Besuchen Sie uns am Infostand in der Herrengasse, informieren Sie sich über die Arbeit von Welthaus und trinken Sie eine Tasse Fairtrade Kaffee. Wir sammeln beim Coffee Stop für ein Jugendzentrum in Sao Paulo (Brasilien), jede kleine Spen-de hilft!

TERMINE

Unser Benefizabend für Kleinbauern in Brasilien war ein voller Erfolg. (v.l.n.r.) C. Kompacher,Schauspielerin A. Szyszkowitz, Chellist R. Leopold, Pianist C. Schmidt und D. Schreiner.

Foto: Land Steiermark / FA1E