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Das Magazin für Spenderinnen und Spender weltnah Weltpolitik in der kleinen Hütte Solarlampen für Dorewohner Engagiert für eine friedliche Wahl Beobachter in Ghana unterwegs Mit Anlassspende Gutes tun Wir unterstützen Sie bei Ihren Spendenaktionen 01 | 2013

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Das Magazin für Spenderinnen und Spenderweltnah

Weltpolitik in der kleinen HütteSolarlampen für Dorfbewohner

Engagiert für eine friedliche Wahl Beobachter in Ghana unterwegs

Mit Anlassspende Gutes tunWir unterstützen Sie bei Ihren Spendenaktionen

01|2013

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Engagiert für eine friedliche Wahl

Beobachter in Ghana unterwegs

Weltpolitik in der kleinen Hütte

Solarlampen für Dorfbewohner

Engagiert für eine Welt Basteln für Brot für die Welt 4 Ein Jahr mit vielen Aktionen 5

Menschen und Projekte

Weltpolitik in 6 der kleinen Hütte Indien Solarlampen für Dorfbewohner

Engagiert für 10 eine friedliche Wahl Ghana Beobachter im Land unterwegs

Aktuell 13

Ihre Spende Ethische Geldanlagen für 14 mehr Gerechtigkeit Mit Anlassspenden Gutes tun 15

Wo missbrauchte Mädchen Schutz finden

Guatemala Perspektive für Frauen 16

Zum Kennenlernen Das Brot für die Welt-ABC 18 Tipps für einen nachhaltigen 19 Lebensstil

Impressum 19

Inhalt

6

10

Themen dieser Ausgabe

www.brot-fuer-die-welt.deVerschwenden beenden!

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4 weltnah 01 | 201344

Engagiert für eine Welt

Zu schade für den Müll Insgesamt 82 Kilo Lebensmittel im Gegen-

wert von 235 Euro wirft jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr weg. Das soll anders werden. Mit der von Brot für die Welt unterstützten Aktion „Mar-melade für Alle“ zeigte die „Evangelische Jugend in ländlichen Räumen“ (ejl) bei der Internatio-nalen Grünen Woche im Januar in Berlin, wie

es besser geht. Früchte, die auf der Messe sonst im Abfall gelandet wären, wanderten nicht in den Müll, sondern in den Kochtopf. Täglich hat ein Team an einem Stand auf der Messe nach Rezepten der Besucher Marmelade eingekocht. Text RaineR Lang Foto KaRsten schuLz

Basteln für Brot für die Welt Spenden macht Freude. Das hat sich die neun Jahre alte Joke

Meretz aus Berlin auch gedacht und ihre Geburtstagsfeier kurzerhand in eine Spendenaktion umgewandelt. Mit ihren Gästen hat sie geba-cken und gebastelt was das Zeug hält. Die elf Kinder waren voll bei der Sache. Dann bauten sie einen Verkaufsstand vor dem Haus auf. Innerhalb von zwei Stunden kamen exakt 188,64 Euro für Brot für die Welt zusammen. Ein tolles Ergebnis. Herzlichen Dank!Text RaineR Lang Foto KeRstin MeRetz

Danke!Wir möchten uns sehr herzlich für die insge-

samt 3,4 Mio. Euro bedan-ken, die aufgrund unseres Spendenbriefes zur Weih-nachtszeit an Brot für die Welt gespendet wurden. Wir sind dankbar, dass

viele von Ihnen, die Brot für die Welt bereits dauer-

haft unterstützen, unse-ren Spendenbitten folgen. Denn mit Hilfe Ihrer Zu-

wendungen können wir ge-meinsam die Welt verän-

dern! Dankeschön!

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 Am 1. Advent 2012 wurde in der Stuttgarter Stiftskirche die 54. Aktion Brot für die Welt feier-lich eröff net. Anlass für die Evangelischen Landes-kirchen in Baden und Württemberg das „Brotakti-onsjahr 2013 Baden-Württemberg“ auszurufen.

„Gott hat uns diese Erde anvertraut, damit wir sie bewahren und Leben für alle ermöglichen. Die biblische Geschichte von der Speisung der 5.000 macht deutlich: Es ist genug für alle da, wenn wir bereit sind zu teilen. Und dieses Teilen bedeutet nicht Verzicht auf Lebensfreude sondern bewusstes und intensives Leben“, begründet Peter Ruf, der Pressesprecher des Diakonischen Werkes Württem-berg, dieses besondere Engagement der Kirchen im Südwesten.

Es soll in diesem Jahr vor allem darum gehen, Menschen für entwicklungspolitische Themen zu

interessieren und zum Engagement für einen fairen Ausgleich zwischen „Nord“ und „Süd“ zu er -mutigen.

So wird beim „Brotpreis Baden-Württemberg“ die beste Aktion gesucht. Neben der Auszeichnung winkt ein Besuch bei Brot für die Welt in Berlin als Hauptpreis für die kreativste Gemeinde oder Grup-pe. Anregungen nicht nur für diesen Wettbewerb gibt die Arbeitshilfe „10 Ideen für Aktionen in Gemeinden“.

Und wer sich darüber hinaus engagieren will, kann dies ehrenamtlich als offi zielle Brotbotschafte-rin oder Brotbotschafter tun.

Während des Aktionsjahrs lädt Helmut Gundert, langjähriger Mitarbeiter bei Brot für die Welt und einer der Gründer von „Bioland“, zu Lesungen aus seinem Buch „Mein widerständiges Leben“ ein.

Weitere Highlights in diesem Aktionjahr sind:• „Brot zum Teilen – so gut kann Hilfe schmecken“

Eine Aktion des württembergischen Bäckerhand-werks

• „Musik zum Teilen – so gut kann Hilfe klingen“Eine Initiative der Evangelischen Kirchenmusik in Baden und Württemberg, die ihren Abschluss im „Langen Abend der Musik zum Teilen“ am 19. Oktober 2013 in Esslingen fi ndet.

→ Weitere Infos und den aktuellen Terminkalender fi nden Sie unter www.brotaktions jahr.de. Text heLMut pestneR

Foto gustavo aLabiso/epd-biLd

Ein Jahr mit vielen Aktionen

 35 Jahre lang hat sich Pfarrer Walter Scheck für Brot für die Welt stark gemacht. Der Pfarrer der Gemeinde Göppin-gen-Faurndau sammelte in den vergangenen 25 Jahren bei sei-nen fast legendären Veranstal-tungen zugunsten der evange-lischen Hilfsaktion regelmäßig bis zu 20.000 Euro. Zuvor war

über die Entwicklungsarbeit der dortigen lutherischen Kirche.Text RaineR Lang Foto Raisch

Langjähriges Engagement er 10 Jahre lang als Gemeinde-

pfarrer in Heilbronn tätig. Auch da informierte er über und sam-melte für Brot für die Welt. Zum Jahreswechsel hat sich Walter Scheck in den Ruhestand ver-abschiedet. Jedoch nicht ohne noch einmal einen Gast aus ei-nem Brot für die Welt-Projekt in Faurndau vorzustellen. Pfarrer José Pilar Álvarez Cabrera aus Guatemala (links) informierte

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Weltpolitik in der kleinen HütteIndien Brot für die Welt fördert eine Initiative, die Hütten der Armen im Süden Indiens mit Solarlampen ausstattet. Das Projekt verändert die in-dische Gesellschaft. Nicht nur, weil ein Kastenloser zum Chefmechaniker wurde.

Text eva WoLfangeL Fotos chRistoph pueschneR

K iran steht im Dunkeln. Der junge Mann in weinrotem Hemd und hochgekrempel-ter Jeans, die bloßen Füße in Sandalen, hat sich durch einen engen Spalt in eine

Hütte gezwängt, die kaum größer als ein Zelt ist. Ihre Wände bestehen aus Kokosblättern und zusammen-gebundenen Ästen, das Dach aus Palmwedeln, ver-stärkt durch eine blaue Plastikfolie. Fenster gibt es keine. Als sich Kirans Augen an die Dunkelheit ge-wöhnt haben, sieht er eine schmale Gestalt. „Bist du Sharamamma?“, fragt er. „Mmh“, murmelt eine Frau-enstimme. „Wir haben die Lampen für dich“, sagt er und schiebt die Tür zur Seite, um etwas Tageslicht herein zu lassen.

Die Bewohnerin trägt eine weite grüne Strickjak-ke, darunter zeichnen sich die Rippen ab, ihre Arme sind dürr. Sie blinzelt vorsichtig hinaus. Einige Nachbarinnen und Nachbarn haben sich vor der Hütte versammelt. Es hat sich schnell herumgespro-chen: Heute bekommt Sharamammas Hütte Licht. Keines der vierzig Häuser des Dorfes Battigana Halli ist ans Stromnetz angeschlossen. In manchen leuch-ten seit kurzem Solarlampen, der Tag der Installati-on ist für alle ein besonderer Moment.

Diese besonderen Momente bestimmen Kirans Arbeit. Der 28-Jährige ist Chefmechaniker der Orga-nisation Rural Education for Development Society (REDS). Seit zehn Monaten fährt er mit einem Trupp junger Mechaniker im Bezirk Tumkur des südindi-schen Bundesstaates Karnataka von einem Dorf zum anderen und montiert Solarmodule auf den Hüttendächern. Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst unterstützt dieses Projekt von REDS. Die Organisation setzt sich seit 30 Jahren für die Rechte der Dailts ein, der „Unberührbaren“. Sie sind im indischen Kastensystem noch unterhalb der

untersten Kaste angesiedelt und haben kaum Auf-stiegschancen. Bildung ist für REDS der Schlüssel zu ihrer Entwicklung. Die Organisation begann da-mit, Schulen zu bauen, und verbessert jetzt die In-frastruktur in den Dörfern.

„Dieses Licht wird deinen Kindern helfen zu ler-nen“, erklärt Kiran und reicht Sharamamma den Vertrag und ein Informationsblatt. Aber sie kann nicht lesen. Deshalb erklärt er ihr Schritt für Schritt ihr neues, helleres Leben. „Ab jetzt kannst Du auch abends Zuhause arbeiten und sparst außerdem Ke-rosin. Dies ist eines der ersten Solarlampenprojekte auf der Welt, das die Klimaorganisation der Verein-ten Nationen registriert hat.“ Sharamamma hört ihm ernst zu. Die 35-jährige Feldarbeiterin hat Tum-kur noch nie verlassen. Jetzt kommt die Weltpolitik

Bewahrung der Schöpfung Menschen und Projekte

Links Der Chefmechaniker Kiran Kumar positioniert das Solarpanel auf dem Dach der Hütte.

Oben Sharamamma zahlt ihren Eigenanteil an den Dorfkoordinator Kamrada Rangappa.

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Rechts Auch in Laksmammas Hütte brennt jetzt Licht. Sohn Maruthi freut sich.

Unten Mechaniker Navin Kumar installiert eine Solar- leuchte.

Ganz unten Die Mechaniker-Crew beginnt mit dem Auf- bau des Solarlampen-Systems.

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in ihre kleine Hütte. Kiran erklärt ihr, dass es für das Klima besser ist, Solarlampen zu verwenden, weil Kerosin das schädliche Treibhausgas Kohlendi-oxid produziert. Auch wenn die indische Landbevöl-kerung nur wenig zum Klimawandel beiträgt, ist das Projekt wichtig. Wenn an diesem Abend die Installa-tion in Sharamammas Dorf abgeschlossen ist, nut-zen mehr als 4.000 Haushalte in 180 Dörfern des Bezirks Tumkur Solarlampen. Fast 15.000 Tonnen Kohlendioxid werden dadurch innerhalb der kom-menden zehn Jahre vermieden. Das rettet noch nicht die Welt. Aber es ist ein bemerkenswerter Bei-trag zur Verringerung des CO2-Ausstoßes – und zur Verbesserung der Lebenssituation der Ärmsten.

Kiran ist selbst in einer Hütte ohne Strom aufge-wachsen. Er kann sich gut an die Schulzeit erinnern, in der er abends selten seine Hausaufgaben fertig-stellte, weil Kerosin für seine Eltern zu teuer war. Höchstens zwei bis drei Stunden am Tag können sich arme Familien das Licht einer Kerosinlampe leisten. In der Schule durfte sich Kiran als Dalit nicht neben Kinder höherer Kasten setzen. Von Kindheit an wurde ihm eingebläut: Du bist weniger wert. Als junger Mann schloss er sich mit anderen Ausgegrenzten zusammen. Das gab ihm das Selbst-bewusstsein, sich bis zur Uni vorzukämpfen. Aber auch nach seinem Bachelorabschluss in Wirtschaft- und Sozialwissenschaften ließ man ihn immer wie-der seine Herkunft spüren. Im Schulzeugnis ist die Kaste vermerkt, viele Arbeitgeber stellen keine Unbe-rührbaren ein. „Wir Dalits werden in vielerlei Hin-sicht ungerecht von der Gesellschaft behandelt“, sagt er. Auch wenn es gesetzlich verboten ist, werden die

„Unberührbaren“ bis heute ausgegrenzt, viele Ange-hörige höherer Kasten boykottieren sie, geben ihnen keine Arbeit und handeln nicht mit ihnen.

Nachdenklich hält Sharamamma ein Glasfl äsch-chen mit Docht in der Hand. Die Kerosinlampe hat ihre Familie lange Jahre begleitet. Jeden Abend hat sie in ihrem Schein gekocht, jeden Abend haben sich die beiden Töchter auf dem Lehmboden um die klei-ne Flamme gekauert, um ihre Schulaufgaben ma-chen zu können. Damit die Mechaniker in der Hütte etwas sehen können, kramt sie ein Streichholz her-vor und zündet den Docht an. Qualm kräuselt gegen die Hüttendecke, die schwarz von Ruß ist. Vielleicht wird diese Lampe heute zum letzten Mal leuchten.

Aus einer dunklen Ecke holt Sharamamma einige Geldscheine und zahlt ihren Eigenanteil. Gemein-sam mit den Nachbarinnen und Nachbarn geht sie in einer feierlichen Prozession durchs Dorf zu einem weißen Jeep. Kiran überreicht Sharamamma die Batterie, das Solarmodul, Kabel, die vier Glühbirnen. Sie begutachtet ihr neues Eigentum von allen Seiten. Jede Glühbirne trägt den Aufdruck „DALIT REDS“.

Nur Haushalte ohne Stromanschluss werden in das Projekt aufgenommen. Das sind die Ärmsten der Armen – und meistens Dalits. In ihren Hütten brennt jetzt auch dann noch Licht, wenn die Ange-hörigen der höheren Kasten im Dunkeln sitzen, weil wieder einmal der Strom ausgefallen ist. Ein wichti-ges Signal. „Die Dalits haben in den Dörfern an An-sehen gewonnen“, sagt Kiran. „Es ist toll, Teil dieses Projekts zu sein.“

Was kostet wie viel?

Solarlampensystem (Solarmodul, Batterie, Glühbirnen) je Familie: 47,–  Euro

Installation in 80 Häusern: 81,–  Euro

Wartung von 400 Solarlampen-systemen je Monat: 105,–  Euro

Helfen Sie mit!

→ Unter www.brot-fuer-die-welt.de/weltweit-aktiv erfahren Sie mehr über unsere Arbeit in Indien.

Brot für die Welt unterstützt das Projekt der Rural Education for Development Society (REDS) in Indien im Lauf von elf Jahren mit 243.073 Euro.

Rakshitha und ihre Schwester Ramjitha machen im Schein der Solarleuchten ihre Hausaufgaben.

Wir Dalits werden in vielerlei Hinsicht ungerecht behandelt.

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Menschen und Projekte Menschenrechte und Frieden

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Engagiert für eine friedliche Wahl Ghana Im Dezember 2012 haben die Menschen in Ghana einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament gewählt. Niko Wald und drei weitere Fachkräfte von Brot für die Welt beobachteten gemeinsam mit Fachleuten des Ghanaischen Christenrats (CCG) den Urnengang – und bewerteten die Wahl als insgesamt glaubwürdig.

Text und Fotos niKo WaLd

S päter Sonntagvormittag, zwei Tage nach der Wahl. Gerade endet der Gottesdienst in der Presbyterianischen Kirche in Accras Stadt-teil La. Die Gemeinde verlässt die Kirche,

auf dem Parkplatz stehen Männer und vor allem Frauen in farbenfroher Kleidung. Die Präsident-schafts- und Parlamentswahlen sind Thema Num-mer 1. Fernsehen und Radio verkünden die ersten Zwischenergebnisse. Das ganze Land erwartet mit Spannung das endgültige Resultat. Doch ein erstes Fazit gibt es bereits, und darüber sind auch die Kirchgänger heilfroh: Die Wahl verlief friedlich, es gab so gut wie keine Zwischenfälle. Für John Atan-ga, der gerade aus der Kirche kommt, ist klar: „Diese Wahl wird in die Geschichte Ghanas eingehen als eine der Besten. Ghana ist friedlich und die Wahl war erfolgreich!"

Ein paar Straßen weiter, zwischen den Mark-ständen, ist Benjamin unterwegs. Er will nur sei-nen Vornamen nennen, wie viele andere hier auch. Mit dem Ablauf der Wahl ist er zufrieden. Dafür, dass es dieses Mal friedlich blieb, hat er eine einfa-che Erklärung: „Wir Ghanaer mögen uns selbst. Deswegen sollten wir nicht gegeneinander kämp-fen. Das müssen auch die Parteien verstehen.“

Gewehrsalven, Ausschreitungen, Einschüchte-rungen – das gab es bei der Wahl 2009. Dafür, dass es im Dezember 2012 besser läuft, machten sich viele Akteure stark. Mit verschiedenen Kam-pagnen und Aktionen riefen Medien, Parteien, Be-hörden und auch die Kirchen in den Wochen vor der Wahl zu einem reibungslosen und friedlichen Urnengang auf. „Keep the Peace“ – „Bewahrt den Frieden“: Das ist der Slogan des Ghanaischen

Christenrats (CCG), eines Projektpartners von Brot für die Welt. Der Wahlspruch ist auf T-Shirts, Pla-katen, in Zeitungsanzeigen und im Fernsehen zu sehen.

CCG organisierte zudem eine Beobachtermissi-on. Vier Fachkräfte von Brot für die Welt sind da-bei. Die 506 Wahlbeobachterinnen und Wahlbeob-achter waren im ganzen Land präsent und schau-

Links Nach dem Ende der Wahl beginnt am Wahllokal Labadi Olympia in Ghanas Haupt- stadt Accra die Auszählung.

Oben Wahlhelfer sortieren, sichten und zählen die Wahlzettel.

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ten in den Wahllokalen genau hin. Das Fazit der Mission: Die Parlaments- und Präsidentschafts-wahlen verliefen geordnet und führten zu einem insgesamt glaubwürdigen Ergebnis.

Nae, eine junge Frau aus Accra, ist auf dem Weg zu ihren Verwandten. Sie teilt diese positive Ein-schätzung. Natürlich habe es einige Dinge gege-ben, die bei der nächsten Wahl verbessert werden

müssten, sagt sie. „Ich habe von Fällen gehört, dass Wahlurnen verloren gegangen sind, und an manchen Orten mussten die Leute lange warten. Aber alles in allem haben wir das gut gemacht.“

Erstmals bei einer Wahl in Ghana gab es eine elektronische Prüfung des Fingerabdrucks. Wäh-lerinnen und Wähler mussten sich so eindeutig identifizieren. Der biometrische Scan klappte in den allermeisten Fällen reibungslos, doch manch-mal hakte es. Die Wahlleiter wiesen Menschen ab, die oft stundenlang gewartet hatten. Trotzdem hat sich das System bewährt, findet Eric aus La: „Bei der Wahl 2008 konnten die Leute drei, vier oder

Oben Wahlhelferinnen und Wahlhelfer in blauen Westen sortieren und zählen vor den Augen von etwa 200 Interessierten die Wahlzettel.

Links Mit einem elektronischen Fingerabdrucklesegerät wird die Identität der Wählerinnen und Wähler überprüft.

Diese Wahl wird in die Geschichte eingehen als eine der Besten.

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gar fünf Mal wählen. Mit dem biometrischen Sys-tem ist gesichert, dass jede Person nur einmal wählt.“ Eric sieht die Wahlkommission in der Pflicht, für die nächsten Wahlen sicherzustellen, dass die Fingerabdruck-Scanner überall reibungs-los arbeiten: „Es muss ein Ersatzsystem geben, das sofort zur Verfügung steht.“

Dass es vor, während und nach der Wahl friedlich blieb – besonders darüber sind die Frau-en und Männer der Kirchengemeinde und die Passanten im Viertel La froh. Und ein wenig stolz sind sie auch: Immerhin gilt Ghana als aufstre-bende Demokratie, die es besser macht als viele instabile Länder in der Nachbarschaft, in denen es bei Wahlen zu schweren Konflikten und bluti-gen Auseinandersetzungen kam.

→ Mehr Berichte zur Wahlbeobachtung in Ghana finden Sie unter www.brot-fuer-die-welt.de/wahl-ghana. Direkt zum Video gelangen Sie unter www. brot-fuer-die-welt.de/wahl-ghana-video.

Rosen-Rekord  Rosen mit dem Fairtrade-Siegel schreiben

Erfolgsgeschichte. Seit ihrer Einführung 2005 stie-gen die Absätze kontinuierlich und das Jahr 2012 brach alle Rekorde. Erste Hochrechnungen erge-ben ein Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf gut 260 Millionen Stiele – ein Markt-anteil von knapp 20 Prozent. Damit ist Deutsch-land weltweit Marktführer im Absatz von Fair-trade-Rosen. Vor allem in Ostafrika profitieren immer mehr Beschäftigte von Fairtrade. Sie er-hielten alleine über den deutschen Markt rund 1,5 Millionen Euro Fairtrade-Prämie: „Im letzten Jahr konnte ich in Kenia selbst erleben, was eine Stärkung der Armen bei Fairtrade bedeutet“, sagte Heinz Fuchs von Brot für die Welt. „Feste Arbeits-verträge und Arbeitnehmerschutz sind etabliert.“ Foto chRistof KRacKhaRdt

Magazin welt-sichten feiert Geburtstag Das Magazin welt-sichten ist fünf Jahre alt ge-

worden. Das erste Heft erschien im Januar 2008. Zugleich feiert der Herausgeberverein (Verein zur Förderung der entwicklungspolitischen Publizistik e. V.) sein zehnjähriges Bestehen. Er ist ein einzig-artiges Beispiel ökumenischer Zusammenarbeit im deutschsprachigen Raum: evangelisch–katholisch und über Ländergrenzen hinweg. Seine Mitglieder sind: Brot für alle und Fastenopfer aus der Schweiz, Christoffel Blindenmission, Kindernothilfe, Misere-or und Brot für die Welt aus Deutschland. Der He-rausgeberverein hat zunächst die Zeitschrift EINS herausgegeben, aus der nach der Zusammenfüh-rung mit „der überblick“ das Magazin welt-sichten hervorgegangen ist. Dieser Ausgabe von weltnah liegt ein Flyer von welt-sichten bei.

Aktuell

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Ihre Spende

Auch beim Sparen kann man Gutes bewirkenEthische Geldanlagen tragen zu mehr Gerechtigkeit bei.

Text Lutz sonius Foto chRistof KRacKhaRdt

Verantwortliches Wirtschaften trägt zur globalen Gerechtigkeit bei.

Was kaufen wir ein? Wie viel und welche Energie nutzen wir? Wie legen wir unser Geld an? Von der Antwort auf diese Fragen kann das Wohlergehen vor allem der ärmsten und schutzlosesten Men-schen in den Ländern des Südens abhängen. Brot für die Welt rich-tet daher sein Engagement auch darauf, was wir selbst durch ver-antwortliches Handeln und Wirt-schaften bewirken können. So ver-helfen wir mit der Unterstützung des Fairen Handels Tausenden Familien, die in den armen Län-dern zum Beispiel Kaff ee oder Tee erzeugen, zu einem guten Aus-kommen.

Doch nicht nur beim Einkau-fen – auch bei der Geldanlage kann man zur Förderung der Ent-wicklung in den armen Ländern und zu mehr Gerechtigkeit beitra-gen. Immer mehr Menschen fra-gen, was die Banken mit ihrem Ersparten machen. Immer mehr Menschen legen Wert auf eine ver-antwortungsvolle Anlagepolitik.

Welche Folgen ein ungebän-digtes und verantwortungsloses Gewinnstreben auf den Finanz-märkten hat, führte vor wenigen Jahren die globale Finanzkrise vor Augen. Sie hat gerade in vielen armen Ländern zu steigenden Preis en für lebenswichtige Grund-nahrungsmittel, zu Massenentlas-sungen und zum Zusammen-bruch ganzer Erwerbszweige

geführt. Die Armen dieser Erde müssen bis heute für eine Party zahlen, die anderswo gefeiert wurde.

Es gibt viel ZuspruchBrot für die Welt tritt daher für mehr Fairness, Verantwortung und Nachhaltigkeit auf den Fi-nanzmärkten ein. Wir ermutigen Einzelne, Organisationen und Un-ternehmen, ihr Vermögen bewusst zukunftsfähig und entwicklungs-fördernd anzulegen. Deshalb ha-ben wir, zusammen mit dem SÜD-WIND-Institut für Ökonomie und Ökumene, Kriterien für faire und ökologische Investmentfonds mit entwicklungspolitischer Ausrich-tung entwickelt. Dabei werden bei-spielsweise Staaten, die systemati-sche Menschenrechtsverletzungen zu verantworten haben oder die die Todesstrafe befürworten, ebenso ausgeschlossen wie Unternehmen, die Rüstungsgüter herstellen oder ihre Arbeiterinnen und Arbeiter

ausbeuten. Positiv bewertet wer-den Unternehmen und Staaten, die sich für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, für die Stär-kung der Menschenrechte und die Förderung einer Entwicklung, die sich an den Armen orientiert, einsetzen.

Seit nunmehr drei Jahren exis-tiert mit dem FairWorldFonds, der von Union Investment gemeinsam mit der Bank für Kirche und Dia-konie und der GLS-Bank aufgelegt wurde, der erste Investmentfonds, der sich an unseren Kriterien ori-entiert. Dieses Angebot hat viel Zu-spruch erfahren. Die Nachfrage nach fairen und nachhaltigen Fi-nanzprodukten wächst beständig. Wir hoff en, dass sie bald so groß ist, um wirklich Einfl uss auf die Finanzwelt zu nehmen.

→ Mehr Informationen erhalten Sie unter www.brot-fuer-die-welt.de unter dem Stichwort „Ethisches Investment“.

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Aktionen für Brot für die WeltMit Anlassspenden Gutes tun - wir unterstützen Sie.

Text vioLet nebeL, bettina hoffMann

Es ist beeindruckend, was sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene alles einfallen lassen, um für Brot für die Welt Spenden zu sammeln. Sie machen Straßenmusik oder bitten ihre Gäste um Spenden anläss-lich eines Geburtstags. Gerne unterstützen wir Sie bei Ihrer Aktion.

Rechtzeitig in Kontakt mit Brot für die Welt tretenWenn Sie eine Sammlung planen, ist es wichtig, dass Sie sich vorab bei uns melden. Dann können wir eine Kennziff er und ein Stichwort ver-einbaren, das Sie und Ihre Spender bei der Überweisung angeben. So ist sichergestellt, dass die Spenden korrekt zugeordnet werden und wir Ihnen mitteilen können, wer auf Ihre Initiative hin gespendet hat.

BankverbindungBitte verwenden Sie für Anlassspenden und Sammlungen diese Bank-verbindung: Brot für die Welt, Spendenkonto 3131, BLZ 520 604 10.

SpendenquittungWenn Sie ihre Gäste um Spenden bitten, teilen Sie ihnen in der Einla-dung zur Feier die vereinbarte Kennziff er und den Verwendungszweck sowie die Bankverbindung mit. Dann können wir jedem Spender eine separate Spendenquittung ausstellen. Quittungen für die Spenden Ih-rer Gäste können wir Ihnen nicht ausstellen, wenn Sie die Spenden ge-sammelt selbst überwiesen haben.

Dankbrief und UrkundeGruppen, die für Brot für die Welt sammeln und vorher mit uns in Kontakt getreten sind, schicken wir gern eine Dankurkunde zu.

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Zinsen für mehr Gerechtigkeit

Vielleicht haben Sie Geld angelegt.

Vielleicht sogar ethisch gut in-vestiert. Vielleicht erhalten Sie jährlich Zinsen, die Sie nicht unbedingt benötigen. Wenn Sie Ihre Zinsen oder einen Teil da-von für die Arbeit von Brot für die Welt spenden möchten, würden wir uns sehr freuen.

Taufk ollekte an Brot für die Welt

Es ist üblich, Taufk ollekten einem guten Zweck zu widmen. Wenn in Ih-rer Familie eine Taufe ansteht, wäre es eine gute Möglichkeit, die Taufk ollekte für Brot für die Welt zu bestimmen. Gerne schicken wir Ihnen im Vorfeld auch Informationsmaterial für den Gottesdienst.

Kinder für die „Eine Welt“ interessieren

Wenn wir wollen, dass Kinder sich für den Zu-stand unserer Welt interessie-ren und sich für mehr Gerech-tigkeit in der Welt einsetzen, müssen wir darüber mit ihnen sprechen. Bitte tun sie dies! Auf unserer Webseite fi nden Sie hilfreiche pädagogische Materi-alien dafür.

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Drei Möglichkeiten, die Arbeit von Brot für die Welt zu unterstützen:

Ihre Spende

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Anlässe wie z.B. Geburtstage, Aktionen von Kindern und Jugendlichen Edith Sokolowsky, Telefon 030 65211 [email protected]

Aktionen von Kirchengemeinden Violet Nebel, Telefon 030 65211 1189 [email protected]

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Menschen und Projekte Frauen

Wo missbrauchte Mädchen Schutz findenGuatemala Nuevos Horizontes, eine Partnerorganisation von Brot für die Welt, gibt jungen Frauen eine Perspektive.

Text ingviLd Mathe-angLas Fotos thoMas Lohnes

J oana ist sechzehn. Sie lebt mit ihrem Sohn im Frauenhaus von Quetzaltenango, 230 Ki-lometer westlich der Hauptstadt Guatemalas. Sie erinnert sich noch genau an den Tag, an

dem sie dort ankam. „Das war am 16. Dezember 2010.“ An diesem Tag änderte sich ihr Leben. End-lich. Vorher hatte Joana in Guatemala-Stadt eine gro-ße Familie. Der Großvater väterlicherseits miss-brauchte sie schon, als sie sieben Jahre alt war. Erst mit 14 fand sie endlich den Mut, sich zu wehren. Sie war schwanger.

Von unten zieht Essensgeruch in ihr Zimmer. Es ist Mittagszeit. In der Küche hantieren junge Frauen. Sie alle sind minderjährig wie Joana und ebenfalls

fehlt noch,“ sagt Lilian Wug, die sich um die Sicher-heit der Bewohnerinnen sorgt. Wug ist Leiterin des Trägervereins Nuevos Horizontes, einer Partnerorga-nisation von Brot für die Welt.

Flucht nach VergewaltigungViele der jungen Frauen, die im Frauenhaus – dem „Albergue“– leben, haben sich mit ihren Kindern in die Obhut von Nuevos Horizontes geflüchtet. Acht Kinder besuchen den Kindergarten, das neunte ist unterwegs. Sein Vater ist gleichzeitig sein Opa. Die werdende Mutter ist 15 und wurde von ihrem Vater missbraucht. Eine von vielen tragischen Lebensge-schichten, die die Mitarbeitenden des Frauenhauses wieder und wieder hören und die sie gemeinsam mit den Betroffenen aufarbeiten.

Begleitet werden die Kinder von jungen Leuten wie dem Briten Joe. Er ist einer von mehreren Frei-willigen, die hier Dienst tun. Sie kommen aus Mexi-ko, den USA oder aus England. „Es ist sehr wichtig, hier auch Männer zu haben. Die Frauen sollen se-hen, dass es auch andere Männerbilder gibt als die, die sie kennen und die meist von Machismo und Ge-walt geprägt sind“, sagt Maria Batres, Leiterin des Frauenhauses.

Nach dem schlimmsten Fall gefragt, den sie bei Nuevos Horizontes erlebt habe, antwortet Maria Ba-tres: „Jeder Fall ist schlimm, weil da Leben zerstört werden“, und fährt nach kurzem Nachdenken fort:

„Seit ich hier arbeite, war es der einer Zehnjährigen, die von ihrem Stiefvater vergewaltigt wurde. Als sie aus ihrem Haus floh, um Hilfe zu suchen, hat sie ein weiterer Mann vergewaltigt, am selben Tag. Sie wur-de schwanger, wir wissen nicht, von welchem der beiden Männer. Als sie elf war, bekam sie dann das Baby. Ein Mädchen, das nach kurzer Zeit starb. Das war, glaube ich, der härteste Fall, obwohl wir tage-lang Geschichten erzählen könnten, eine schlimmer als die andere."

Die Leiterin des Frauenhauses, Diplom-Sozialpädagogin María Batres, ist augenfällig eine Art Ersatz-Mutter.

vor Missbrauch und Gewalt hierher geflohen. Das Gebäude ist neu. 2011 war die Einweihung. Finan-ziert wurde der Bau mit Spenden und Zuschüssen. Das Grundstück steuerte die Stadt bei. „Eine Mauer

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Im Schutz des Albergue erfahren die Frauen Liebe und Zuneigung. Sie lernen, wieder zu lachen. Und sie bekommen eine Zukunftsperspektive. Alle Mäd-chen können ihre Schulausbildung beenden mit Fernstudium und Nachhilfe. Einmal in der Woche besuchen sie eine reguläre Schule.

Aufklärungsarbeit trägt FrüchteMaria Batres erinnert sich gut an die ersten Tage als Mitarbeiterin im Frauenhaus: „Ich habe eine Woche lang geweint, als ich hier anfing“, sagt sie. Die Sozial- pädagogin arbeitet schon seit 15 Jahren bei Nuevos Horizontes. Seit acht Jahren ist sie die Koordinato-rin des Frauenhauses. Die Umarmungen der Mäd-chen und ihr Lachen bestärkten Batres, weiter zu machen. „Wir ernten jetzt die Früchte unserer Auf-klärungsarbeit: Wir merken, dass viele Jugendliche sich die Gewalt nicht mehr gefallen lassen. Immer mehr zeigen die Täter an, wenden sich an uns.“ Mehr als 100 Frauen und Mädchen suchen pro Jahr Schutz im Frauenhaus.

Bekannt wird die Einrichtung über Fernseh- und Radiosendungen. Außerdem wird das Angebot der Organisation über die Arbeit an Schulen publik. Seit zwei Jahren dürfen Mitarbeitende von Nuevos Hori-zontes an Schulen Sexualkundeunterricht geben. Dort gehörten lediglich die Sexualorgane zum Lern-stoff. „Sexualität wurde früher erklärt, als handele es sich um die Funktionsweise der Leber. Es war ein harter Kampf, eine andere Art des Unterrichts durch- zusetzen“, sagt Maria Batres, „teilweise auch gegen den Willen der Eltern, die dachten, wir verleiten ihre Kinder zu frühzeitigem Geschlechtsverkehr.“

Auch Polizei und Staatsanwaltschaft schicken Frau-en zu Nuevos Horizontes, seit die Organisation dort Lobbyarbeit macht und Angestellte bei Polizei und Gerichten für die Problematik der Frauen sensibili-siert. Nuevos Horizontes hatte erheblichen Anteil daran, dass das „Gesetz gegen Frauenmorde und an-dere Formen der Gewalt gegen Frauen“ erlassen wurde. Lilian Wug, die Leiterin von Nuevos Hori-zontes, sieht ein Problem in der Unkenntnis der Be-hörden. „Viele Richter, Staatsanwälte und Ord-nungskräfte kennen den Inhalt des Gesetzes nicht“, berichtet Wug. Aber das soll sich dank Nuevos Hori-zontes bald ändern.

Links Die Mutter mit ihrem Kind muss keine Angst mehr vor Gewalt haben.

Oben Joana (16) liest in ihrer Bibel.

Was kostet wie viel?

40 Paar Einmal-Handschuhe: 10,–  Euro

16 Gratis-HIV-Tests (exkl. Material): 50,–  Euro

6 Schachteln eines Antibiotikums zur Behandlung erkrankter Frauen: 100,–  Euro

Helfen Sie mit!

→ Unter www.brot-fuer-die-welt.de/weltweit-aktiv erfahren Sie mehr über unsere Arbeit in Latein- amerika.

Brot für die Welt unterstützt das Programm von Nu-evos Horizontes in Guatemala in den nächsten drei Jahren mit 98.635 Euro.

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Die Botschaft weiter tragenBrot für die Welt hat anlässlich der Eröffnung seiner 54. bundesweiten Spendenaktion zum Einsatz gegen den Hunger in der Welt aufgerufen. Eröffnet wurde die Aktion mit einem Festgottesdienst am 1. Advent in der Stiftskirche in Stuttgart unter dem Motto

„Land zum Leben – Grund zur Hoffnung“. Für viele Menschen in Kirchen und Gemeinden

ist die Aktionseröffnung der Auftakt, sich in der Vor-weihnachtszeit für die Belange der Menschen in Entwicklungsländern einzusetzen. Weltweit leidet

fast eine Milliarde Menschen an chronischer Unter-ernährung. Schwerpunktland der diesjährigen Ak-tion ist Guatemala. 45 Brotbotschafterinnen und Brotbotschafter sind in Baden-Württemberg aktiv, die in ihrer Region für einen fairen Ausgleich zwi-schen Nord und Süd werben. „Es ist der falsche Weg, Lebensmittel für den Tank anzubauen“, hieß es im Gottesdienst. Dort wurden die Brotbotschafterinnen und Brotbotschaf ter ausge sandt.Foto gustavo aLabiso/epd-biLd

Zum Kennenlernen

Das Brot für die Welt -

C wie CholeraCholera ist eine Krankheit, die be-sonders Menschen in armen Län-dern trifft. Gerade in Krisengebie-ten treten immer wieder Epidemi-en auf. Gründe dafür sind fehlen-des sauberes Trinkwasser und mangelnde Hygiene. Die Erkrank-ten brauchen schnell Hilfe. Brot für die Welt bemüht sich in ver-schiedenen Projekten darum,

sauberes Trinkwasser zur Verfü-gung zu stellen und die Menschen über die nötigen Hygieneregeln aufzuklären.

Zum Beispiel in Haiti: Nach dem verheerenden Erdbeben kam es im Oktober 2010 zu einer Cho-leraepidemie. Brot für die Welt unterstützte seinen Partner OSAPO dabei, eine leistungsfähi-

ge Trinkwasseraufbereitungsan- lage bereit zu stellen. Zusätzlich hat ein kleines, von haitianischen Ärzten und Krankenschwestern privat betriebenes Landkranken-haus seine Arbeit aufgenommen.

→ Weitere Informationen finden Sie unter www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/osapo.

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Impressumweltnah Das Magazin für Spenderinnen und Spender, Ausgabe 01|2013 Her-ausgeber Brot für die Welt, Caroline-Michaelis-Straße 1, 10115 Berlin, Tel 030 65211 1189, [email protected], www.brot-fuer-die-welt.de Redak-tion Ute Dilg, Rainer Lang, Bettina Hoffmann, Thomas Sandner (verantw.), Kirsten Schwanke-Adiang Fotos Christoph Pueschner (Titel, S.3), Johannes Küstner (S.19) Gestaltung Factor Design AG, Hamburg Layout SANSHINE Communications GmbH, Stuttgart Druck Deile GmbH, Tübingen, gedruckt auf Recycling-Papier aus 100 % Altpapier Erscheinungsweise Viermal jährlich, Auflage 18.000 Preis 2,50 EUR. Für Spenderinnen und Spender ist „weltnah“ kostenlos.Spendenkonto Bank für Kirche und Diakonie, Kt.-Nr.: 500 500 500, BLZ 1006 1006, IBAN DE54 3506 0190 0500 5005 06, BIC GENODED1DKD

Ihre Meinung ist uns wichtig.

Wir freuen uns auf Ihre Leserbriefe!

Brot für die Welt, Redaktion weltnah Caroline-Michaelis-Straße 1, 10115 Berlin

oder per E-Mail: [email protected]

Impressum

Neues anpackenTipps für einen zukunftsfähigen Lebensstil

EntrümpelnDer Frühjahrsputz steht an. Was sich da alles findet! Vieles hat sich angesammelt, was wir gar nicht nut-zen. Schade drum, sind doch für deren Herstellung

knappe Ressourcen aufge-wendet worden. Und dann sind da noch die Kisten im Keller oder auf dem Dachbo-den. Vielleicht sollte ich das einfach alles so lassen? Nein. Das ist meine Chance, Platz zu schaffen. Das alte Zeug muss raus. Und Neues kommt nur nach genauer Prüfung ins Haus.Vielleicht kann ja jemand

anderes noch etwas davon gebrauchen. Wozu gibt es denn Umsonstläden, Sozialkaufhaus, Tauschbörsen oder einen Kleinanzeigenmarkt. Im Idealfall holen die neuen Nutzer die Sachen selbst bei mir ab, und ich kann sogar noch ein paar Spendeneuro einneh-men. So haben auch meine Mitmenschen in den Län-dern des Südens etwas von meiner Entrümpelungs- aktion.

Autor der neuen Rubrik „Neues anpacken“ ist Johannes Küstner, Bildungsreferent von Brot für die Welt.

Theater aus Nairobi auf der Messe Fair Handeln in StuttgartDas von Brot für die Welt geförderte Hope Theatre Nairobi tritt auf der Messe Fair Handeln in Stuttgart vom 11. bis 14. April auf. Präsentiert wird das Pro-jekt „Faires Handeln – Fairer Handel“ – eine Collage aus Theater, Video, Erzählung und Dialog mit dem Publikum.→ Weitere Infos zur Messe Fair Handeln finden Sie unter www.fair-handeln.com.

Brot für die Welt beim Kirchentag in HamburgInformationen über Projekte, Ausstellungen zum Thema Ethisches Investment und Ökologischen Fuß-abdruck, ein Mitmachspiel sowie ein gemütliches Ca-fé: Besuchen Sie den vielseitigen Stand von Brot für die Welt beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg vom 1. bis 5. Mai. Wo? Messe, Halle A3, Stand B16.→ Weitere Infos finden Sie ab April unter www.brot-fuer-die-welt.de

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Zu vielen Menschen fehlt es am Wesentlichen: Ausreichend Nahrung, ein Dach über dem Kopf, ein Einkommen, medizinische Versorgung oder Bildung. Wollen Sie helfen? Sinnvoll. Wirkungsvoll. Dauerhaft? Denn Gerechtigkeit braucht Zeit zu wachsen. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, wie Sie mithilfe unserer Stiftung dazu beitragen können. Mit Brot für die Welt können Sie sich engagieren und weltweit über 1000 Projekte fördern. Wir beraten Sie gerne.

... stiften Sie Gerechtigkeit

Stiftung Brot für die Welt · Caroline-Michaelis-Straße 1 · 10115 Berlin · www.stiftung-brot-fuer-die-welt.de

Ihr AnsprechpartnerLutz Sonius Telefon: 030 65211 1192E-Mail: [email protected]