weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die...

20
weltnah Das Spendermagazin Ausgabe 03/2011 Das Comeback der tollen Knolle Mit traditionellen Sorten die Ernährung sichern Laufen für mehr Gerechtigkeit Gutes tun beim Stuttgarter Zeitungs-Lauf Ihre Spende in guten Händen Wie „Brot für die Welt“ die Spenden einsetzt

Transcript of weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die...

Page 1: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

weltnahDas Spendermagazin Ausgabe 03/2011

Das Comeback der tollen KnolleMit traditionellen Sorten

die Ernährung sichern

Laufen für mehr GerechtigkeitGutes tun beim Stuttgarter

Zeitungs-Lauf

Ihre Spende in guten HändenWie „Brot für die Welt“

die Spenden einsetzt

Page 2: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

2 weltnah Ausgabe 03/ 2011

ENGAGIERT FÜR EINE WELT

Zukunft säen beim Kirchentag 4

Laufen für mehr Gerechtigkeit 5

MENSCHEN UND PROJEKTE

Peru: Das Comeback der tollen Knolle 6

Ernährungssicherung in den Anden

Simbabwe: Hoffnung im Kampf gegen die unbesiegte Seuche 10

Hilfe für HIV-Infizierte und Aids-Kranke

Namibia: „Die Menschen haben ihre Würde wiedergewonnen.“ 12

Pilotprojekt zum bedingungslosen Grundeinkommen

AKTUELL

Hilfe für die Hungernden in Ostafrika 13

IHRE SPENDE

Wie „Brot für die Welt“ Ihr Geld einsetzt 14

Auszüge aus der Jahresbilanz 2010

ZUM KENNENLERNEN

Rezept: Fruchtiger Gugelhupf 16

Damals – Impressum 17

DAS PORTRÄT

Eine Stimme haben, die gehört wird 18

Cardious Pomwap Fiassap aus Kamerun engagiert sich

im Rahmen des Studienbegleitprogramms (STUBE)

ZUM BESTELLEN 19

Titelbild: Über hundert verschiedene, traditionelle Kartoffelsorten bauen die Bäuerinnen

und Bauern in den peruanischen Anden an. Der „Brot für die Welt“-Partner Chirapac unter-

stützt sie dabei. Die alten Sorten sind resistenter gegen Schädlinge und gedeihen auch bei

Wetterschwankungen. Ideal in Zeiten des Klimawandels.

Christof Krackhardt

INHALTSVERZEICHNIS

6

10

4

18

Fehler bei der Heftung von weltnah 2/2011

Bei der vergangenen Ausgabe von weltnah kam es in einigen Fällen zu

einer falschen Heftung der Seiten. Wir bitten dies zu entschuldigen. Sollten

Sie ein solches Exemplar erhalten haben, können SIe sich gerne bei unse-

rem Spenderservice unter Telefon: 0711 / 21 59-187 melden. Wir schicken

Ihnen dann ein neues Exemplar zu.

Page 3: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

Ausgabe 03/ 2011 weltnah 3

Liebe Leserinnen und Leser,

wir sind daran gewöhnt, zu jeder Zeit alle Gemüsesorten kaufen zu können. Im Super-

markt liegen die Äpfel aus Argentinien neben den Gurken aus niederländischen Gewächs-

häusern. Das Wissen darum, zu welcher Jahreszeit bestimmte Gemüse- und Obstsorten

erntereif sind, ist bei unserer Art des Konsums fast verloren gegangen. Warum feiern wir

eigentlich noch Erntedank?

Die Bauern im Hochland der Anden wissen genau, warum sie Erntedank feiern. Ihr Lebens-

rhythmus ist geprägt von den Erntezeiten der Kartoffel. Etwa 3.800 Kartoffelsorten sind

dort bekannt. In dieser Ausgabe von weltnah stellen wir Ihnen Bauernfamilien in Peru

vor, die mit Hilfe von „Brot für die Welt“ einige dieser alten Sorten wieder anbauen. Sie

sind robuster als neue Züchtungen und wachsen auch, wenn das Wetter bedingt durch

den Klimawandel verrückt spielt (siehe S. 6). Ernährungssicherung und Artenschutz gehen

Hand in Hand, damit die Menschen dort ihr „täglich Brot“, die Kartoffel, ernten können.

Die Menschen in Peru können auch uns in Deutschland den Sinn des Erntedankfests neu

vor Augen führen. Ihre Freude über die Kartoffelvielfalt macht uns darauf aufmerksam,

wie ungleich der Wohlstand auf der Welt verteilt ist. Ihr Dank für eine gute Ernte lässt

auch uns dankbar sein dafür, dass wir uns um unser „täglich Brot“ meistens keine Sorgen

machen zu brauchen.

Eine gute Ernte war früher auch immer Anlass, vom Empfangenen etwas abzugeben. Das

tun Sie immer wieder mit Ihrer Spende an „Brot für die Welt“. Dafür möchte ich Ihnen an

dieser Stelle auch im Namen unserer Projektpartner herzlich danken!

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen

Ihre

Cornelia Füllkrug-Weitzel

Direktorin von „Brot für die Welt“

EDITORIAL

Cornelia Füllkrug-Weitzel

Direktorin „Brot für die Welt“

Page 4: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

4 weltnah Ausgabe 03/ 2011

ENGAGIERT FÜR EINE WELT

Bremen will Hauptstadt des Fairen Handels werden. Im Rahmen

der Bewerbung um den Titel engagiert sich „Brot für die Welt“

mit einer Fairen Kaffeetafel. Über 200 Bürgerinnen und Bürger

versammelten sich im Juni auf dem Bremer Marktplatz, um

fairen Tee oder Kaffee zu genießen. Begleitet wurde die Faire

Kaffeetafel von verschiedenen Mitmach-Angeboten für jung

und alt. So bastelten die Ehrenamtlichen von „Brot für die Welt“

mit Kindern Sonnensegel oder malten. Des Weiteren konn-

ten sich die Besucher an Infoständen über den Fairen Handel

informieren. Veranstaltet wurde die Kaffeetafel unter anderem

von „Brot für die Welt“, dem Bremer Entwicklungspolitischen

Netzwerk und dem Weltladen Bremen. www.fairer-handel.

bremen.de Angela Hesse Ann-Kathrin Fischer

„FAIRkosten“ in Bremen

Fairer Handel hilft den Menschen in Entwicklungsländern,

ein besseres Leben zu führen.

Zukunft säen beim Kirchentag

Brigitte und Jürgen Adler erklä-

ren als ehrenamtliche Helfer ...

... die Aktion „Wir säen Zukunft“

beim Kirchentag.

DANKE! Die Diakonie Katastro phenhilfe, unsere Schwester-organisation, hat 9,3 Millionen Euro Spenden für die Nothilfe in Ostafri-ka von Ihnen erhal-ten. Bei „Brot für die Welt“ gingen für die langfristi-ge Hilfe bisher 2,4 Millionen Euro ein.(Stand 19.8.) Dafür danken wir Ihnen von ganzem Her-zen. Es tut gut zu wissen, so verläss-liche Partner wie Sie an der Seite zu haben. Lesen Sie auf Seite 13 mehr zur Nothilfe in Ostafrika.

„Wir säen Zukunft“ heißt eine

Mitmachaktion, die „Brot für

die Welt“ im Juni beim Deut-

schen Evangelischen Kirchen-

tag in Dresden vorstellte. Mit

der Aktion möchten wir auf

die weltweiten Auswirkungen

des westlichen Lebensstils

aufmerksam machen und

konkrete Alternativen im

alltäglichen Umgang mit den

wertvollen Ressourcen der

Erde zeigen. Die Idee, eine

Tüte mit Samenkörnern als

sichtbares Zeichen mit der

Aktion zu verbinden, hatten

Brigitte und Jürgen Adler

aus Nördlingen. Das Ehepaar

engagiert sich seit über 20

Jahren ehrenamtlich für das

evangelische Hilfswerk. ‚Brot

für die Welt‘ ist nicht nur eine

intellektuelle Sache, sondern

geht durch die Hand. Man

muss etwas sehen“, erklärt

Brigitte Adler. „Auf diese Wei-

se könne man viele Menschen

erreichen.“ So auch beim

Kirchentag. Dort brachten

Brigitte und Jürgen Adler als

unsere ehrenamtliche Helfer

„ihre“ Samentüten unter die

Kirchentagsbesucher.

Materialien zur Aktion „Wir

säen Zukunft“, können Sie kos-

tenlos unter www.brot-fuer-

die-welt.de/shop bestellen.

Ute Dilg Frank Schultze

Page 5: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

Ausgabe 03/ 2011 weltnah 5

Lisa Distler, Freiwillige in Indien:

„Jetzt sind es schon gut zehn Monate, die ich im Waisenhaus

des „Grace Kennett“ arbeite. Ich habe mich verliebt in die

Ein Blick in die Welt der Freiwilligen von „Brot für die Welt“

Blogwatch:

Lesen Sie mehr über die Arbeit der Freiwil-

ligen von „Brot für die Welt“ unter:

http://blog.brot-fuer-die-welt.de

ENGAGIERT FÜR EINE WELT

Ausgabe 03/ 2011 weltnah 5

Laufen für mehr Gerechtigkeit

7.500 Euro haben Läuferinnen

und Läufer beim 18. Stuttgarter

Zeitungs-Lauf für „Brot für die

Welt“ gespendet. Etwa 200 Me-

ter vor dem Zieleinlauf lag eine

„Spendenmatte“ auf der Strecke

aus. Wer über diese Matte lief,

spendete fünf Euro an Projekte

Eigenarten der Kinder, in ihre Stärke. Vor allem habe ich mich

in ihr Lachen verliebt. Mit jedem Tag, der mich näher zu meiner

Abreise schiebt, bekomme ich mehr Angst, wie ich ohne dieses

Lachen auskommen soll. Doch jetzt bleiben mir noch einige

Wochen, in denen ich mit den Kindern Zeit verbringen kann.

Und wenn ich wieder nach Deutschland komme, bin ich um

viele Erfahrungen reicher. Eines der wichtigsten Dinge, die ich

gelernt habe, ist, dass die schönste Liebe nicht die ist, die man

bekommt, sondern die, die man geben kann!“

In diesen Tagen werden 15 neue Freiwillige im Rahmen des

Programms „Dein Jahr für die Welt“ in „Brot für die Welt“-Pro-

jekten geschickt. http://blog.brot-fuer-die-welt.de

Bücher gegen Spende für „Brot für die Welt“

Pfarrer Martin Westkott gibt Bücher gegen Spende für „Brot für die Welt“ ab.

Zieleinlauf mit Spendenmatte

Regale säumen die Wände, auf dem blanken Steinboden liegen

meterhohe Bücherstapel. Die „Bücherburg“ nennt Pfarrer Martin

Westkott sein Bücherlager im niedersächsischen Katlenburg. Nach

der Wiedervereinigung hat er 800.000 Romane und Sachbücher,

Kinder- und Kochbücher aus DDR-Produktion gesammelt und vor

dem Schredder bewahrt. Der Pfarrer sortierte und archivierte die

Bücher. Für sein Engagement erhielt Weskott unter anderem das

Bundesverdienstkreuz. Mittlerweile schicken ihm Verlage und Bib-

liotheken ausgemusterte Bücher von sich aus zu. Immer sonntags

nach dem Gottesdienst öffnet Weskott die Tür seiner „Bücher-

burg“. Interessierte können dort stöbern und Bücher gegen eine

Spende für „Brot für die Welt“ mitnehmen. Mehr als 120.000

Euro hat Bücherfreund Weskott bereits für Entwicklungsprojekte

gesammelt. Thorsten Lichtblau epd-Bild

mit Kindern und Jugendli-

chen. Rund 1.500 Teilnehmer

entschieden sich für diese Weg.

Im Ziel warteten dann Mitarbei-

terinnen und Mitarbeiter von

„Brot für die Welt“ an einem

Wasser-Stand mit Erfrischun-

gen auf die Sportlerinnen und

Sportler. Auch „Brot für die

Welt“-Teams war wieder mit

dabei: Beim Halbmarathon und

Zehn-Kilometer-Lauf stellten

sie sich dem Wettbewerb. Wir

danken allen Läuferinnen und

Läufern! Ute Dilg

Kirsten Schwanke-Adiang

Page 6: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

6 weltnah Ausgabe 03/ 2011

Das Comeback der tollen Knolle

Wegen des Klimawandels kehren die Bäuerinnen und Bauern in den peruanischen Anden zu traditionellen Kartoffelsorten zurück – „Brot für die Welt“ unterstützt sie dabei.

PERU

MENSCHEN UND PROJEKTE

Von wegen subtropisches Klima. Die Morgensonne des perua-

nischen Herbstes zeigt sich fröstelnd schwach. An den Schat-

tenhängen der Anden schimmert der erste Raureif. Großvater

Antonio Andrade scheint die Kälte nichts anzuhaben. Am Rand

des Kartoffelackers zelebriert der den Pagapu, das Erntedankfest

nach Inka-Tradition, angereichert mit christlichen Botschaften.

„Mit Freude sollt ihr arbeiten”, predigt der Alte mit dem zerfurch-

ten Gesicht und den blitzenden Augen, „und Respekt vor der

Schöpfung sollt ihr haben.“ Dann werde es die Erde mit reicher

Ernte danken. Die Familie Andrade und das halbe Dutzend Ernte-

helfer murmeln zustimmend und machen sich ans Werk.

„Kartoffel der Götter“

Im ruhigen, aber bestimmten Takt eines Uhrwerks arbeiten

sich die Indiobauern durch den Kartoffelacker, einige mit

einer Hacke, andere mit bloßen Händen. Es ist Schwerarbeit

unter Extrembedingungen. Die Luft im Andendorf Pukarac-

cay, auf über 3000 Metern Höhe, ist schwindelerregend dünn.

Die UV-Strahlung ist heftig. Ohne den typischen Andenhut

auf dem Kopf verlässt hier niemand das Haus. Es wird wenig

gesprochen, und wenn, dann das krachende und rauschende

Quechua, die Alltagssprache der Bauern, die auf die Inkakultur

zurückgeht.

Antonio Andrade (rechts) bei der Kartoffelernte.

Gemeinsam mit seinen Nachbarn erntet der

Bauer die Knollen, die zu den Grundnahrungs-

mitteln im Hochland der Anden gehören.

Page 7: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

Ausgabe 03/ 2011 weltnah 7

MENSCHEN UND PROJEKTEMENSCHEN UND PROJEKTE

Es wäre eine alltägliche Szene in Perus Anden, wären da nicht

die ungewöhnlichen Erdfrüchte, die Marcelino Andrade und

seine Frau Melania Taboada aus dem Acker graben. Denn sie

bauen die traditionellen Kartoffelsorten an, die schon die Inkas

kannten, und die heute fast in Vergessenheit geraten sind.

Deren ungewöhnliche Formen und Farben spiegeln sich in

den poetischen Namen wieder. Da ist die leuchtende Qachirma

(Rote Sandige), die rötlich-weiße Vacapa Qallon (Kuhzunge), die

violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte

„Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der

Götter”.

Klimawandel in den Anden

Die alten Traditionen sind für die Andrades mehr als nur Folk-

lore. Sie helfen der Familie, sich gegen den Klimawandel zu

wappnen. Den spüren die Menschen im Dorf Pukaraccay sehr

konkret. Die Regenzeit kommt seit einigen Jahren unregel-

mäßig, extreme Dürreperioden wechseln mit sintflutartigen

Regenfällen. Darum arbeitet Marcelino Andrade als Multiplikator

für Chirapaq. Der von „Brot für die Welt“ unterstützten Orga-

nisation von Indiobauern hat er sich mit seiner Familie vor drei

Jahren angeschlossen.

„Ich habe schon immer auf die traditionelle Art gearbeitet. Aber

Chirapaq hat mich systematisch dafür ausgebildet”, erläu-

tert Bauer Andrade. „Sie haben mir auch erklärt, dass ich an

verschiedenen Orten und Höhenlagen pflanzen muss. Dadurch

ist der Schaden nicht so groß, wenn ein Frost kommt oder ein

Unwetter.” Außer Dutzenden von ursprünglichen Kartoffelsor-

ten ernten die Andrades auch andere Nutzpflanzen der Inkas,

die gemischt mit den Kartoffeln wachsen, so etwa Saubohnen,

knollige Kapuzinerkresse, Andenhirse, Gerste und Knollenbaselle.

Es ist Toqray, Vesperpause. Marcelino Andrade und seine Helfer

fachsimpeln über Kartoffelsorten und natürliche Methoden zur

Schädlingsbekämpfung. Schließlich kommt die Rede auf die

Die Kartoffelernte ist im Hochland der Anden Handarbeit.

Page 8: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

8 weltnah Ausgabe 03/ 2011

MENSCHEN UND PROJEKTE

Nachbarn, die noch mit kommerziellem Saatgut, Kunstdünger

und Chemiekeule arbeiten, und dafür Kredite bei den Saatgutfir-

men aufnehmen. Sie ernten mehr, sofern das Wetter mitspielt.

Doch das spielt immer häufiger verrückt. Wem die Ernte im

Dauerregen verfault, hat nicht nur nichts zu essen, sondern

auch einen Berg von Schulden. „Da bleibt nichts mehr übrig”,

zeigt sich Andrade überzeugt.

Im Takt eines Uhrwerks arbeiten die Bauern weiter. Die ge-

meinsame Erntearbeit geht ebenfalls auf eine alte Inkatradition

zurück, die Ayne, den solidarischen, unentgeltlichen Austausch

unter Bauern. Chirapaq fördert auch diese Tradition, gemäß der

von „Brot für die Welt“ empfohlenen Methode „Von Bauer zu

Bauer” oder „runa a runa”, wie es auf Quechua heißt.

Ausgewogene Ernährung

Mit dabei ist inzwischen Andrades fünfjährige Tochter Melissa,

die mit ihren beiden Freunden aus der Vorschule ausgelas-

sen über die Felder tobt. Fragt man sie, ob sie lieber auf dem

Kartoffelacker oder in der Schule ist, muss Melissa nicht lange

nachdenken. „Auf dem Feld! Da können wir Verstecken spielen”.

Genauso schnell und beherzt ist Melissas Antwort auf die Frage

nach ihrem Lieblingsessen: „Meerschweinchen! Ich liebe sie!”

Meerschweinchen? Mutter Melania Taboada erklärt den für

Ausländer ungewöhnlichen Speisezettel der Anden. Traditionell

werden dort die Tiere, die in Europa nur als Kuscheltiere bekannt

sind, verspeist. Ausdrücklich empfohlen wurde ihr das von Chi-

rapaq. Die Indiobauern-Organisation hatte in früheren Studien

Mangelernährung an Proteinen festgestellt. Durch die Rückkehr

zur traditionellen Ernährung wurde der Mangel behoben.

Für ausgewogenere Ernährung sorgt auch der Gemüsegarten

der Andrades. Letztes Jahr baute die Familie mit Finanzierung

und Beratung von Chirapaq eine Bewässerungsanlage. Seither

kann sie ganzjährig ernten. „Der Garten gibt jetzt viel mehr her.

Unser Speisezettel ist reichhaltiger und ausgewogener gewor-

den”, freut sich Bäuerin Melania Taboada.

Meerschweinchen sind für die Kinder Kuscheltiere und wichtige Nahrungsquelle.

Gute Ernte: Seit ihnen der „Brot für die Welt“-Partner Chirapac zur Seite steht, haben die Bäuerinnen und ihre Familien genug zu essen.

Page 9: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

Ausgabe 03/ 2011 weltnah 9

MENSCHEN UND PROJEKTE

Gleichberechtigung im Alltag

In einem ganz wichtigen Aspekt unterscheidet sich das Leben

der Andrades von der autoritären Tradition der Inkas. Mann

und Frau arbeiten bei ihnen gleichberechtigt. So hat es Chira-

paq den Menschen nahe gebracht. „Wir teilen die Arbeit”, sagt

Taboada und lobt ihren Mann: „Er hilft mir beim Kochen und

wäscht auch die Wäsche.“ Dadurch habe sich das Familienleben

sehr gebessert, Streitereien gibt es kaum mehr. Andere Fami-

lien im Dorf Pukaraccay nehmen sich inzwischen die Andrades

zum Vorbild, mit durchschlagendem Erfolg: „Seit Chirapaq mit

uns arbeitet, gibt es keine Gewalt mehr im Dorf”, sagt Taboada.

Es ist später Nachmittag und die Hälfte des Ackers geerntet.

Für die Familie wird es höchste Zeit, heimzukehren und das

Vieh zu besorgen. Zwei Kühe haben die Andrades, die Mutter

Taboada und Tochter Melissa täglich von Hand melken. Aus der

Milch stellen sie Käse her, der ein willkommenes Zusatzeinkom-

men einbringt.

Respekt vor der Schöpfung – Freude an der Arbeit

Die Herbstsonne brennt inzwischen angenehm vom stahlblau-

en Andenhimmel und verbreitet wohlige Wärme. Melissa und

ihre kleinen Freunde zeigen, für was die Bewässerungsanlage

von Chirapaq noch zu verwenden ist – nämlich für eine ausgie-

bige Wasserschlacht.

Bauer Andrade und seine Helfer lagern die Tagesernte ein. Der

Großvater praktiziert dabei wieder dieselbe Mischung aus Chris -

tentum und Inka-Tradition. Oben auf die Kartoffeln kommt das

geweihte Kreuz. Darunter liegt ein heiliger Stein vom nahen

Berg, wo der Sage nach noch die Götter der Inka wohnen. Ein

letztes Mal wiederholt der Alte seine Botschaften: Respekt vor

der Schöpfung und Freude an der Arbeit.

Die Erntehelfer interpretieren die Mahnungen des Großvaters

auf ihre Art und beteiligen sich laut prustend an der Was ser -

schlacht der Kinder. Nur Bauer Marcelino Andrade bleibt nach -

denklich und lässt sich durch die plötzliche Wärme nicht täu-

schen. Denn bei Chirapaq hat er auch gelernt, die Wettersig-

nale wahrzunehmen. Er weist zum Horizont, wo der Lagunen-

wächter kreist. Taucht der Vogel, der sonst nur an Bergseen

anzutreffen ist, über den Feldern auf, naht der erste Frost

und gefährdet damit die empfindlichen Kartoffeln. „Morgen

müssen wir die Ernte zum Abschluss bringen”, mahnt Andrade.

Matthias Knecht Christof Krackhardt

„Mir gefallen alle Arbeiten auf dem Land. Am liebsten aber helfe

ich bei der Kartoffelernte. Da sortiere ich die Kartoffeln nach

Größen. Dazu muss man flink sein. Ich sehe sofort, welche Kar-

toffeln erste, zweite oder dritte Klasse sind. Manchmal trage

ich auch die Kartoffelsäcke, aber das ist Schwerarbeit.

Letztes Jahr habe ich die Schule beendet, sechs Jahre Primar-

schule und fünf Jahre Sekundarstufe. Jetzt helfe ich auf dem

Bauernbetrieb meiner Tante im Dorf Patahuasi. Das ist hoch

oben in den Anden, dem großen Gebirge in Peru. Dort haben

wir mehr als 100 verschiedene Kartoffeln in allen Farben: rote,

violette, gelbe, blaue, schwarze und weiße. Meine Tante sagt,

dass es wichtig ist, natürlich zu arbeiten und ohne Chemie. Das

finde ich auch.”

„Ich helfe gerne bei der Ernte.“

„Brot für die Welt“ hat 125.305 Euro für das Projekt zur

Verfügung gestellt. Diese Summe wird im Laufe von

zwei Jahren an Chirapac ausbezahlt.

30 Euro benötigt Chirapac, um einer Familie im Hoch-

land der peruanischen Anden einen Zuchtbestand

Meerschweinchen, bestehend aus vier weiblichen

und einem männlichen Tier, zur Verfügung zu stellen.

50 Euro kosten eine Sichel, eine Spitzhacke und ein

Spaten.

Mariebel Juscamaita (16) erzählt von ihrem Alltag in

Ayacucho im Hochland Perus:

Page 10: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

10 weltnah Ausgabe 03/ 2011

MENSCHEN UND PROJEKTE

Kleine Hütten drängen sich dicht an dicht in den engen Gassen

von Highfields, einem besonders armen Stadtteil der simbabwi-

schen Hauptstadt Harare. Die meisten bestehen nur aus rohen

Ziegelwänden mit etwas Wellblechpappe. Sie erzählen wenig

vom ständigen Kampf ihrer Bewohner. Hinter vielen Türen sind

Ältere oder gar Kinder das Familienoberhaupt. „Aids radiert im-

mer größere Teile der arbeitenden Bevölkerung hier aus“, sagt

Christabel Tapiwa Nyakanyanga. Die Studentin arbeitet für den

„Aids Counselling Trust“ (ACT), einer lokalen Partnerorganisation

von „Brot für die Welt“, die seit 1988 gegen die Ausbreitung

der Immunschwächekrankheit kämpft.

Der „Aids Councelling Trust“ (ACT), der in mittlerweile acht

Regionen des Landes tätig ist, unterstützt HIV-infizierte und

an Aids erkrankte Menschen und ihre Angehörigen. ACT

verteilt Kleidung, Geld und Essen an die Betroffenen, sorgt

für medizinische Beratung und organisiert unterschiedlichste

Freiwilligenprogramme. Eines dieser Programme nennt sich

„Low Input Gardening“: Mit einfachsten Mitteln werden Gemein-

schafts- und Hausgärten angelegt, die nicht nur die Ernährung

der Teilnehmer verbessern, sondern im besten Fall sogar so viel

Gemüse produzieren, dass ein Teil verkauft werden kann.

Gemüse für die Kranken

Auch in Highfields gibt es einen Gemeinschaftsgarten. Neben

der örtlichen Grundschule wächst inmitten hoher Betonmau-

ern ein grünes Durcheinander: Spinat, Tomaten, Kohl, Zwiebeln,

Kräuter und Karotten werden hier von sieben Frauen aus der

Umgebung angepflanzt. Eine von ihnen ist Sithabile Chinye-

rere. Die 44-Jährige arbeitet seit fünf Jahren in dem Projekt,

kümmert sich um die Aufzucht der Pflänzchen, zupft Unkraut

Hoffnung im Kampf gegen die unbesiegte Seuche

Der „Aids Counselling Trust“ hilft HIV-Infizierten und Aids-Kranken in Simbabwe. „Brot für die Welt“ unterstützt das Projekt seit vielen Jahren.

SIMBABWE

Gemeinsames Lesen und Spielen hilft den HIV-positiven Kindern und Aids-Waisen, mit ihrer schwierigen Lebenssituation besser umzugehen.

Sithabile Chinyerere (rechts) pflanzt Gemüse in Highfields Gemeinschaftsgarten an.

Page 11: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

Ausgabe 03/ 2011 weltnah 11

und wässert den Garten. „Ich lerne hier nicht nur Dinge, die ich

zu Hause in meinem eigenen kleinen Garten anwenden kann,

sondern tue auch etwas Gutes für die Gemeinschaft“, erklärt

sie ihre Motivation. Denn die Überschüsse würden an Bedürfti-

ge aus der Gegend verteilt.

Wie Chinyerere nimmt auch Mathew Masamba an mehreren

Projekten teil: Der 24-Jährige arbeitet nicht nur im Gemein-

schaftsgarten, sondern hilft ebenso beim „Community Home

Based Care“-Programm. Dabei besuchen die Teilnehmer

Haushalte, in denen HIV-Infizierte leben, unterstützen sie

bei der Hausarbeit, spielen mit den Kindern und kümmern

sich um die kleinen Gärten. „Manchmal ist die Arbeit mit den

Kranken schwer“, berichtet Mathew. Er besucht vier Haushalte,

dazu kommen 20 Familien, die er im Gartenprojekt berät. Viel

Arbeit für einen jungen Mann, dessen Altersgenossen oft ganz

andere Dinge im Kopf haben. Doch nachdem seine Tante an

Aids gestorben war, wurde ihm klar, dass er etwas gegen die

Krankheit tun wollte. „Ich kannte vorher zwar die Fakten über

Aids“, berichtet Mathew, „aber erst hier habe ich erkannt, dass

die Krankheit ganz viele Bereiche betrifft.“

Mobile Spielzeugbücherei

Etwa eine halbe Stunde Autofahrt entfernt liegt Tafara, ein

weiterer Vorort Harares. Auch wenn das Viertel mit seinen brei-

teren Straßen und großzügigeren Vorgärten weniger chaotisch

als Highfields wirkt, herrschen hier doch die gleichen Probleme.

Vor allem die Kinder spüren die Auswirkungen der Aids-Pan-

demie drastisch: Viele sind Waisen, selbst HIV-positiv, leiden an

Hunger und Armut, manche haben sexuellen Missbrauch am

eigenen Leib erfahren.

Um ihnen zu helfen, hat ACT eine „Mobile Spielzeugbücherei“

eingerichtet: Zweimal die Woche fahren ACT-Mitarbeiterinnen

und -Mitarbeiter in das Gemeindezentrum, auf der Ladefläche

MENSCHEN UND PROJEKTE

Trotz HIV/Aids wünschen sich die Kinder in Simbabwe eine Zukunft. Lesen und

schreiben lernen gehört dazu.

Ohne die Unterstützung von Freiwilligen könnten viele Aids-Kranke nicht mehr

ihren Haushalt versorgen.

des großen Geländewagens stapeln sich Bücher, Malkreiden,

Bälle und andere Spielsachen.

Doch das Programm soll mehr, als den Kindern etwas Abwechs-

lung in ihrem schwierigen Alltag bieten. Die Mitarbeiter und

Freiwilligen bauen über die Zeit ein Vertrauensverhältnis zu

den Jüngsten auf, spezielle Skizzenbücher helfen dabei: „Jedes

Kind hat ein eigenes Skizzenbuch, in dem es sich künstlerisch

ausdrücken kann und so aus seinem Leben berichtet“, erklärt

Nyakanyanga das Konzept. Die Kinder können darin malen,

schreiben, basteln – Vorgaben gebe es keine. In speziellen

Schulungen würden vor allem die Freiwilligen lernen, Signale

für einen sexuellen Missbrauch in diesen Büchern zu erkennen.

Bei einem Verdacht besuchen sie die Familien, um sich erst

einmal selbst ein Bild zu machen – und gegebenenfalls die

Behörden einzuschalten.

Neben der Aids-Aufklärung sprechen die ACT-Mitarbeiterinnen

mit den Kindern auch über ihre Rechte. Fragt man selbst die

Kleinsten danach, kommt es wie aus der Pistole geschossen:

„Zur Schule gehen! Gesund sein! Ein Dach über dem Kopf! Zu-

hause geliebt werden!“ Alice Lanzke Marko Prieske

Page 12: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

12 weltnah Ausgabe 03/ 2011

MENSCHEN UND PROJEKTE

„Die Menschen haben ihre Würde wiedergewonnen.“

In dem kleinen Dorf Otjivero schreiben „Brot für die Welt“-Partner mit einem Pilotprojekt zum bedingungslosen Grundeinkommen Geschichte.

Otjivero ist ein kleiner Ort etwa hundert Kilometer nördlich

von Windhoek, der Hauptstadt Namibias. Es gibt eigentlich

keinen Grund, das 1.200-Seelen-Dorf zu besuchen. Es gibt

keine Sehenswürdigkeiten und außer einigen streunenden

Hunden keine wilden Tiere zu bewundern. Dennoch ist Otjivero

bekannt geworden. Hier wurde nämlich in den vergangenen

zwei Jahren ausprobiert, worüber anderswo nur diskutiert wird:

das bedingungslose Grundeinkommen (Basic Income Grant,

BIG). Initiiert wurde das Projekt, das u.a. von „Brot für die Welt“

finanziert wird, von einer Koalition von Nichtregierungsorgani-

sationen und Kirchen. Unter anderem der Evangelisch-Lutheri-

schen Kirche in der Republik Namibia (ELCRN). Ute Dilg hat mit

Zephania Kameeta, dem Bischof der ELCRN, gesprochen.

Wie kam es zu dem Pilotprojekt?

Die Idee, BIG in Namibia einzuführen, kam von einer Kommis-

sion, die die namibische Regierung vor etwa zehn Jahren ins

Leben gerufen hatte. Sie schlug vor, jedem Namibier monatlich

70 namibische Dollars (ca. sechs Euro, Anm. der Redaktion)

auszuzahlen, um die Kluft zwischen Arm und Reich zu verrin-

gern. Nachdem nichts passiert ist, haben wir beschlossen, ein

Pilotprojekt zu starten, um herauszufinden, ob ein Grundein-

kommen funktionieren kann.

Warum ausgerechnet in Otjivero?

In Otjivero leben viele sehr arme Leute, die von den Großfar-

men vertrieben wurden. 2007 haben wir den Menschen dort

das Projekt vorgestellt. Wir haben alle Einwohner zwischen 0

und 59 Jahren erfasst. Sie sollten für zwei Jahre ein monatli-

ches Grundeinkommen von 100 namibischen Dollar ausbezahlt

bekommen. Alle über 60-jährigen erhalten eine staatliche

Rente, deshalb blieben sie außen vor.

Hat sich das Leben der Menschen mit BIG verändert?

Es hat sich sehr verändert. Vor Beginn des Projekts sind viele

Kinder nicht in die Schule gegangen, weil die Eltern oder Groß-

eltern die Schulgebühren und die Kosten für die Schuluniform,

Hefte und Stifte usw. nicht bezahlen konnten. Jetzt gehen die

meisten Kinder regelmäßig zur Schule. Die Leute sind gesün-

der, weil sie jetzt gleich zum Arzt oder zur örtlichen Kranken-

schwester gehen, wenn sie krank sind. Die Kinder sind besser

ernährt. Auch die Kriminalitätsrate und der Alkoholkonsum sind

sehr zurückgegangen. Ganz besonders freut mich aber, dass

die Menschen nicht mehr so verängstigt sind. Sie haben ihre

Freiheit und ihre Würde wiedergewonnen. Als wir das erste

Mal nach Otjivero kamen, trauten sich die Leute kaum mit uns

zu sprechen. Heute begrüßen sie uns, sie schauen uns in die

Augen, sind selbstbewusst und sprechen mit uns.

Erzählen Sie uns eine Erfolgsgeschichte?

Eine junge Frau erzählte mir, dass sie jetzt in einer nahe gelege-

nen Lodge arbeitet. Sie hatte sich schon einmal dort vorgestellt

und war weggeschickt worden. Nachdem sie BIG erhalten

hatte, bewarb sie sich noch einmal, und dieses Mal bekam sie

sofort einen Job. Was war passiert? Es sind im Grunde Kleinig-

keiten. Die junge Frau hat sich im neuen Friseursalon im Dorf

die Haare machen lassen. Das konnte sie sich nun leisten. Sie

kaufte sich anständige Kleider und Schuhe und konnte sich

Bischof Zephania Kameeta spricht mit den Bewohnern von Otjivero über ihre Nöte.

NAMIBIA

Page 13: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

Ausgabe 03/ 2011 weltnah 13

MENSCHEN UND PROJEKTE AKTUELL

Hilfe für Hungernde in Afrika

Nahrung, Wasser und Medizin dringend benötigt

Die Menschen in Soma-

lia, Kenia und Äthiopien

kämpfen nach wie vor

ums Überleben. Über 12

Millionen leiden unter der

größten Dürrekatastrophe

seit 60 Jahren. Sie haben

nicht genug zu Essen und

zu Trinken. In Somalia spitzt

der langjährige Bürgerkrieg

die Lage zu. Tausende Men-

schen fliehen täglich völlig

entkräftet in riesige Lager rund um die Hauptstadt Mogadi-

schu oder über die Grenze nach Kenia und Äthiopien. Auch

dort sind die Lager überfüllt.

Die Diakonie Katastrophenhilfe, Schwesterorganisation

von „Brot für die Welt“, hilft den verzweifelten Menschen.

Derzeit erreichen die Partnerorganisationen rund eine

halbe Million Betroffene in der Krisenregion. In Somalia

etwa versorgen lokale Partner, die schon viele Jahre vor Ort

tätig sind, zehntausende Menschen in 55 Camps in und um

Mogadischu mit Nahrungsmitteln. Zwei neue Tiefbrunnen in

Vororten der Hauptstadt werden für rund 10.000 Menschen

Wasser liefern. Auch in Zentral-Somalia versorgen wir die

Hungernden mit Nahrungsmitteln: 3.000 Familien erhalten

je 30 Kilo Reis und Bohnen, sowie 15 Liter Speiseöl. Tanklast-

wagen bringen lebensrettendes Wasser für 18.000 Men-

schen. Hilfsflüge transportieren Spezialnahrung für unterer-

nährte Kinder und Medikamente nach Mogadischu.

Spenden Sie jetzt!

Sichern Sie mit einer Spende an die Diakonie Katastrophen-

hilfe oder an „Brot für die Welt“ auch die längerfristige Ver-

sorgung der Menschen. In Äthiopien und Kenia hat „Brot für

die Welt“ seine Arbeit angesichts der Notlage ausgeweitet.

Bewässerungssysteme und trockenheitsresistentes Saatgut

sollen dabei helfen, die Menschen vor den Folgen zukünfti-

ger Dürren zu schützen. Ludwig Keller-Bauer

Diakonie Katastrophenhilfe Brot für die Welt

Spendenkonto 502 502 Spendenkonto 500 500 500

Ev. Darlehnsgenossenschaft Postbank Köln

BLZ 210 602 37 BLZ 350 100 70

Stichwort: Ostafrika Stichwort: Hilfe für Ostafrika

Aktuelle Informationen zur Krise finden Sie unter

www.diakonie-katastrophenhilfe.de oder

www.brot-fuer-die-welt.de

so angemessen präsentieren. Sie sagte zu mir: „Die 100 Dollar

haben mein Leben verändert.“

Das Pilotprojekt ist abgeschlossen. Wie geht es weiter mit

dem bedingungslosen Grundeinkommen in Namibia?

Ich habe der BIG-Koalition vorgeschlagen, dass wir – sollte die

Regierung sich weigern einzusteigen – das Projekt auf andere

Dörfer erweitern. Wir diskutieren das gerade. Außerdem wer-

den wir die Menschen in Otjivero nicht alleine lassen. Sie haben

viel geleistet, es gibt ganz viele neue Geschäfte und wirtschaft-

liche Aktivitäten im Ort.

Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens wird

weltweit gerade von Entscheidungsträgern sehr kritisch

gesehen. Warum ist das so?

Mohammed Yunus, Friedensnobelpreisträger und Gründer der

Grameen Bank in Bangladesch, hat einmal gesagt: „Mit den

Armen zu teilen, rüttelt an den Grundfesten unseres derzeitigen

Weltwirtschaftssystems, das auf Ausbeutung und Ungerechtig-

keit aufbaut.“ Die Reichen fühlen sich bedroht, denn es geht da-

bei darum, Ressourcen zu teilen. Deshalb sagen sie, BIG wäre zu

teuer, zu kompliziert und generell nicht praktikabel. Trotzdem

ist die Diskussion nicht aufzuhalten, nicht in Namibia und auch

nicht in anderen Teilen der Welt. Ute Dilg Rainer Kwiotek

Jeden Monat bekommen die Bewohner Otjiveros ihr Grundein kommen ausbezahlt.

Page 14: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

14 weltnah Ausgabe 03/2011

IHRE SPENDE

Wie „Brot für die Welt“ Ihre Spenden einsetzt

Projektausgaben

Insgesamt 76,2 Prozent der Ausgaben, die „Brot für die Welt“

im Jahr 2010 getätigt hat, gingen direkt in laufende Projek-

te. Dabei wird das für ein Projekt vorgesehene Geld nicht auf

einmal an einen Projektpartner vor Ort ausbezahlt, sondern in

Teilüberweisungen, die vom Projektfortschritt und dem Nach-

weis des guten Wirtschaftens abhängen.

Projektbegleitung

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Brot für die Welt“

stehen in regelmäßigem Kontakt mit den Projektpartnern, be-

raten sie, überprüfen ihre Berichte und machen sich oft selbst

vor Ort ein Bild. Für diese Projektbegleitung, die den Projekt-

ausgaben zugerechnet wird, waren 6,4 Prozent der Ausgaben

vorgesehen.

Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, Advocacy

„Brot für die Welt“ hat den Auftrag, die Menschen hierzulande

über die Ursachen von Armut zu informieren und über den

Zusammenhang zwischen dem Reichtum hier und der Armut

in vielen Ländern der Welt aufzuklären. Ziel ist ein Bewusst-

seinswandel, der dazu führt, dass die Menschen in Deutschland

ihren Lebensstil hinterfragen. Beispiele für diese Arbeit ist die

Kampagne „Niemand isst für sich allein“, sowie die Lobbyarbeit

bei deutschen Politikern, mehr für die Entwicklungszusam-

menarbeit und Gerechtigkeit im Welthandel zu tun. 5,6 Prozent

der Ausgaben von „Brot für die Welt“ wurden im Jahr 2010

dafür verwendet.

Werbung und Verwaltung

10,5 Prozent der Ausgaben von „Brot für die Welt“ gingen im

Jahr 2010 in die Werbung und Verwaltung. Personalkosten,

Büroräume und technische Ausstattung sowie klassische Wer-

bung zählen zu diesen Ausgaben.

Gründungskapital für die Stiftung „Brot für die Welt“

„Brot für die Welt“ hat Ende 2009 eine Stiftung gegründet,

deren Erträge ausschließlich in die Projektarbeit fließen. Das

Gründungskapital wurde 2010 an die Stiftung abgeführt. Es

handelt sich um eine einmalige Ausgabe.

62,1 Millionen Euro an Spenden sind 2010 bei „Brot für die Welt“

eingegangen. Das ist das vierthöchste Ergebnis in der Ge-

schichte der evangelischen Hilfsaktion. Dazu kommen Einnah-

men aus Nachlässen, Bußgelder und Zuschüsse Dritter, z.B. des

Kirchlichen Entwicklungsdiensts und der Europäischen Union.

Mit dem Geld hat „Brot für die Welt“ im Vorjahr 1.020 Projekte

in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa unterstützt. Eine

detaillierte Jahresrechnung finden Sie im „Brot für die Welt“-

Jahresbericht (zum Download unter www.brot-fuer-die-welt.

de/jahresbericht).

Wir danken Ihnen, unseren treuen Spenderinnen und Spendern, herzlich für die Unterstützung!

Aufwendungen nach ihrer Verwendung

Projektförderung 67.523.163 88,2 %

Projektausgaben 58.323.441 76,2 %

Projektbegleitung 4.925.695 6,4 %

Öffentlichkeits- und

Bildungsarbeit, Advocacy 4.274.027 5,6 %

Werbung und Verwaltung 7.988.301 10,5 %

Werbung 4.795.021 6,3 %

Verwaltung 3.193.280 4,2 %

Gründungskapital Stiftung

„Brot für die Welt“ 1.000.000 1,3 %

88,2 %

1,3 %

10,5 %

Page 15: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

IHRE SPENDE

Ausgabe 03/2011 weltnah 15

Gerhard Lämmle leitet den Bereich Finanzkoordination bei „Brot

für die Welt“. Der gelernte Betriebswirt ist ein alter Hase in der

Entwicklungszusammenarbeit: Seit 25 Jahren ist er für die evan-

gelische Hilfsorganisation tätig. Ute Dilg hat mit ihm über seine

Arbeit gesprochen.

Herr Lämmle, was macht ein Finanzkoordinator?

Ich sorge zusammen mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-

tern dafür, dass die Spenden und andere Einnahmen von „Brot

für die Welt“ ordnungsgemäß verwendet werden. Dazu erstellen

wir einen Haushaltsplan. Wir überwachen die Einnahmen und

Ausgaben mit größter Sorgfalt. Das sind wir sowohl unseren Spen-

derinnen und Spendern schuldig, die uns ihr Vertrauen schenken,

als auch unseren Partnern, deren Projekte wir fördern und un-

terstützen. Bei Spenden, die wir für besondere Anliegen erhal-

ten, also Spenden, die mit einem Spendenstichwort versehen

sind, sorgen wir dafür, dass sie gemäß dem festgelegten Zweck

eingesetzt werden. Und wir kontrollieren, dass die Ausgaben für

Werbung und Verwaltung im vorgesehenen Rahmen bleiben.

Gibt es bestimmte Kriterien bei der Kontrolle der Finanzen?

Wir orientieren uns an den gesetzlichen Auflagen des Steuer-

rechts und den Anforderungen des Deutschen Zentralinstituts

für soziale Fragen (DZI). Das DZI verleiht uns dafür regelmäßig das

Spendensiegel.

Sie haben lange als Entwicklungshelfer gearbeitet. Hilft

Ihnen diese Erfahrung bei Ihrer Arbeit?

Ja sehr. Ich habe in Bolivien, Peru und Brasilien sieben Jahre lang

viele Genossenschaften von Kleinbauern beraten. Besonders

Vertrauen und Kontrolle

Gerhard Lämmle wacht über die Finanzen bei „Brot für die Welt“

beeindruckt hat mich die Beziehung der Menschen zu ihrem Land.

Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt Nach meiner Rückkehr war

ich bei „Brot für die Welt“ in der Projektarbeit tätig. Ich weiß, dass

die Wirklichkeit vor Ort manchmal ganz anders aussieht, als wir

uns das hier am Schreibtisch vorstellen. Damit in den Projekten

finanziell keine Schieflage entsteht, beraten wir die Kolleginnen

und Kollegen.

Was machen Sie, wenn Sie sich nicht um die Finanzen von

„Brot für die Welt“ kümmern?

Unsere drei Kinder sind ja mittlerweile aus dem Haus. Aber meine

Frau und ich haben trotzdem viel zu tun mit unseren Tieren: Wir

haben Pferde und Hühner, was besonders unser Enkelkind freut.

Außerdem bauen wir auf unserem „Hobby-Bauernhof“ noch

etwas Weizen an und kümmern uns um ein paar kleine Streuobst-

wiesen. Damit sind wir ausgelastet.

Wenn Sie sich etwas für die Zukunft wünschen dürften, was

wäre das?

Ich würde gerne noch einmal längere Zeit mit meiner Frau in

Lateinamerika verbringen. Ute Dilg Kirsten Schwanke-Adiang

Seine große Erfahrung hilft Gerhard Lämmle bei seiner Arbeit.

Natalie Frömel

Telefon: 0711 / 2159-280

Claudia Flüge

Telefon: 0711 / 21 59-545

Für Ihre Fragen rund um „Brot

für die Welt“ stehen Ihnen un-

sere Ansprechpartnerinnen

im Serviceportal gerne tele -

fonisch zur Verfügung.

Oder schicken Sie eine Email an

[email protected] Claudia Schröder

Telefon: 0711 / 21 59-187

Ausgabe 01/2011 weltnah 15

Page 16: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

Fruchtiger Gugelhupf (mit fairen Zutaten)

ZubereitungDen Backofen auf 175° C vorheizen. Für den Teig Butter mit Zucker und Vanillezucker

schaumig rühren. Mehl, Backpulver, Muskat und Zimt vermischen und zu der Butter-

Zucker-Masse geben. Gut durchrühren. Je nach Konsistenz etwas Milch hinzugeben.

Grob geraspelte Schokolade und kleingehackte Trockenfrüchte untermischen.

Gefettete Napfkuchenform mit Semmelbröseln ausstreuen. Den Teig einfüllen. Den

Gugelhupf 60 bis 70 Minuten auf der mittleren Schiene backen.

Übrigens: Viele Zutaten, wie Schokolade, Mangostreifen oder Vollrohrzucker, können

Sie im Fairen Handel erwerben. Dann wird aus Ihrem fruchtigen Gugelhupf zudem

ein fairer Gugelhupf. Guten Appetit!

ZUM KENNENLERNEN

Zutaten• 175 g Butter

• 225 g Vollrohrzucker

• 100 g Bananenchips

• 50 g dunkle Schokolade

• 1 Pk. Vanillezucker

• 4 Eier

• 1 Prise Muskat

• 1 TL Zimt

• 250 g Mehl

• etwas Milch

• etwas Semmelbrösel

• 1 TL Backpulver

• 100 g getrocknete Mangostreifen

Aus: Online-Kochbuch der GEPA –

The Fair Trade Company, www.gepa.de

unikat

16 weltnah Ausgabe 03/ 2011

Gartenfrüchte, Kartoffeln, Getreidebüschel, ein Brot: Mit Le-

bensmitteln und Erntegaben schmücken Kirchengemeinden

in ganz Deutschland zum Erntedankfest ihre Altäre. In man-

chen Kirchen hängen Erntekronen oder liegen aufwendig

gestaltete Ernteteppiche aus. Die Gemeindeglieder danken

Gott für die Fülle an Nahrung, die die Schöpfung hervor-

bringt. Mancherorts existiert noch lebendiges Brauchtum

zum Erntedank, wie etwa der Almabtrieb.

Erntedankfeste gab es schon in vorchristlicher Zeit. Sie wa-

ren Teil des Jahresablaufs bei Griechen, Römern und Juden.

Erntedank-Bräuche im Christentum lassen sich ab dem drit-

ten Jahrhundert nachweisen. Einen einheitlichen Festtermin

gibt es aber bis heute nicht. 1972 legte die Bischofskonfe-

renz für die Katholische Kirche den ersten Sonntag im Ok-

tober als Festtag fest. In evangelischen Gemeinden wird am

Sonntag nach dem Michaelistag (29.9.) Erntedank gefeiert.

Erntedank – gestern und heute Danke sagen für die Gaben dieser Erde

Heute wird das Erntedankfest genutzt, um Kindern und

Jugendlichen im Rahmen von Familiengottesdiensten den

Zusammenhang von Säen und Ernten sowie einen pflegli-

chen Umgang mit Natur und Schöpfung nahe zu bringen.

Zudem rufen viele Gemeinden zu Spenden für Menschen in

Not in Entwicklungsländern auf. Ute Dilg epd-bild

Erntekrone als Zeichen der Dankbarkeit

Page 17: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

Ausgabe 03/ 2011 weltnah 17Ausgabe 03/ 2011 weltnah 17

DAMALS – IMPRESSUM

Damals

Ihre Meinung ist uns wichtig. Wir freuen uns auf Ihre Leserbriefe:

Brot für die Welt, Redaktion weltnahStafflenbergstraße 76, 70184 Stuttgart

oder per E-Mail: [email protected]

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Biosprit“ darf den Hunger in

Entwicklungsländern nicht ver-

schärfen. Agrartreibstoffe ge-

wonnen aus Zuckerrohr, Mais,

Soja und Ölpalmen dürfen

nicht auf Kosten der Menschen

vor Ort produziert werden.

„Brot für die Welt“ fordert die

Bundesregierung auf, sich für eine Aufnahme von Sozialkriterien

in die EU-Richtlinie und die deutsche Nachhaltigkeitsverordnung

für Agrotreibstoffe einzusetzen.

Unterstützen Sie uns und unsere Partner mit Ihrer Teilnahme an

unserer Postkartenaktion. Bis 30. September können Sie unter-

schreiben. Die Postkarten werden im Oktober an Bundesumwelt-

minister Norbert Röttgen und den Minister für wirtschaftliche

Zusammenarbeit und Entwicklung Dirk Niebel übergeben.

Unterschreiben Sie online unter

http://www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung/

oder bestellen Sie die Postkarte unter

www.brot-fuer-die-welt.de/shop

Das Bild vom Hunger

In den ersten Jahren des Beste-

hens von „Brot für die Welt“ über-

wog unter den Verantwortlichen

die Überzeugung, das Elend in

dieser Welt ungeschönt zeigen zu

müssen. Zum zentralen Motiv, mit

dem „Brot für die Welt“ 1959 und

in den darauf folgenden Jahren

warb, wurde die erhobene Hand

eines Hungernden aus der Feder

des Grafikers Rudi Wagner.

Ende der 1960er und in den 1970er

Jahren waren Teile der jungen

Generation in Westdeutschland

hoch politisiert. „Brot für die Welt“

konzentrierte sich nun stärker

als bisher auch auf die politische

Entwicklung in der „Dritten Welt“.

Auch die Werbung bezog sich in

der Folge stärker als bisher auf

langfristige Veränderung und

die Wirkung von Projekten der

Entwicklungszusammenarbeit. Auf

dem wohl beliebtesten Plakat der

1970er und frühen 1980er Jahre sind die verschränkten Hän-

de eines Bauern zu sehen, der den Schössling eines Baumes

schützend hält. Daneben steht: „Den Frieden entwickeln.“

Quelle: Jubiläumsfestschrift „Den Armen Gerechtigkeit. 50 Jahre Brot für die Welt“

Mitmachen bei Unterschriftenaktion

KAMPAGNE „NIEMAND IS(S)T FÜR SICH ALLEIN“

weltnahDas Spendermagazin

Ausgabe 03/2011

Herausgeber

Diakonisches Werk der

EKD e. V. für die Aktion

Brot für die Welt

Stafflenbergstraße 76

70184 Stuttgart

Telefon: 0711 / 21 59-568

[email protected]

www.brot-fuer-die-welt.de

Redaktion

Ute Dilg-Saßmannshausen,

Bettina Hoffmann, Birgit Schmid,

Thomas Sandner (verantw.),

Kirsten Schwanke-Adiang

Gestaltung

SANSHINE Communications GmbH,

Stuttgart

Druck

Druckerei PFITZER GmbH & Co. KG,

Renningen, gedruckt auf Recycling-

Papier aus 100 % Altpapier.

Erscheinungsweise

Viermal jährlich, Auflage 16.000

Preis

Der Verkaufspreis beträgt 2,50 EUR.

Für Spenderinnen und Spender ist

„weltnah“ kostenlos.

Spendenkonto

Postbank Köln

Kt.-Nr.: 500 500 500

BLZ: 370 100 50

IBAN: DE93 3701 0050 0500 5005 00

BIC: PBNKDEFFMitglied der

Artikelnummer 119 200 640

NACHHALTIG CO2-NEUTRALISIERTMIT KLIMAPRINT+

Page 18: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

18 weltnah Ausgabe 03/ 2011

DAS PORTRÄT

Eine Stimme haben, die gehört wird

Cardious Pomwap Fiassap aus Kamerun studiert in Deutschland. In Dortmund engagiert er sich im Rahmen des Studienbegleitprogramms (STUBE) von „Brot für die Welt“.

Der erste Eindruck von Deutschland? „Hier ist alles picobello“,

sagt Cardious Pomwap Fiassap lachend. Der 28-jährige Kame-

runer studiert seit fünf Jahren in Dortmund. Die Großstadt

Dortmund hat ihn, den Bürger der kamerunischen Hauptstadt

Yaoundé, erst einmal nicht wirklich irritiert. „Manchmal fehlt mir

aber die Offenheit und die Kommunikationsfreude der Men-

schen in meiner Heimat.“ Geholfen sich einzuleben hat Fiassap

nicht nur sein Bruder, der auch in Dortmund studiert, sondern

auch das STUBE-Programm. STUBE steht für Studienbegleitpro-

gramm und ist ein außeruniversitäres Angebot für Studierende

aus Entwicklungsländern. Koordiniert und maßgeblich finanziert

wird das Programm von „Brot für die Welt“ in Zusammenarbeit

mit den Evangelischen Studierendengemeinden.

In Bildung investieren

Für Cardious Pomwap Fiassap war die STUBE ein echter Glücks-

fall. „Bereits das erste Seminar über nachhaltige Entwicklung

war beeindruckend. Dieses Thema ist für Afrika nämlich immens

wichtig“, erzählt er. In der Folge hat er kaum ein Seminar aus-

gelassen. Es ging um Migration und Entwicklung, Gender und

Konflikt, Kommunikation, Männer- und Frauenrollen. „Ich habe

viel für meinen beruflichen Alltag später gelernt“, sagt Fiassap.

Er findet es gut, dass „Brot für die Welt“ nicht nur in Notsitu-

ationen vor Ort aktiv wird, sondern über die STUBE auch in die

Bildung von Studierenden investiert: „Je mehr wir wissen, desto

mehr können wir zuhause zur Verbesserung der Lebensqualität

beitragen“, bilanziert er. Aber natürlich ist ihm auch der Aus-

tausch mit anderen ausländischen Studentinnen und Studenten

wichtig.

In zwei Jahren möchte Fiassap sein Masterstudium im Fachbe-

reich Statistik abschließen und danach noch zwei bis drei Jahre

in Deutschland praktische Erfahrungen sammeln. Doch für

immer in Europa bleiben, will er nicht. „Ich gehe – das ist mir

immer klarer geworden – auf jeden Fall zurück nach Kamerun“,

sagt er. „Ich denke, dass Menschen mit meinen Erfahrungen für

meine Heimat wichtig sind. Wir Afrikaner haben die Chance, eine

ähnliche Entwicklung zu nehmen und gleichzeitig die Fehler zu

vermeiden, die die Industrienationen – etwa im Bereich der Um-

weltzerstörung – gemacht haben. Und wenn ich das, was ich tue,

richtig gut mache, dann werde ich vielleicht auch einmal eine

Stimme haben, die gehört wird.“ Anette Lübbers

Cardious Pomwap Fiassap studiert in Dortmund. Der Kameruner engagiert sich im Rahmen des Studienbegleitprogramms (STUBE) von „Brot für die Welt“.

Unter anderem betreute er den STUBE-Stand beim Kirchentag in Dresden.

Page 19: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

Patchworkmäppchen

Ideal für alle Schulkinder: Hochwertiges Ledermäppchen im Patchworklook, gefüllt mit 12 Buntstiften, einem Holzlineal, einem Kautschukradiergummi und einem Holzspitzer. Das Mäppchen aus Lederresten der Pols-termöbelindustrie wird in einem deutschen Behinder-tenzentrum von Hand hergestellt. Der Inhalt ist FSC-zertifiziert und stammt aus vorbildlich bewirtschafteten Wäldern. Das gelieferte Mäppchen kann in der Farbe von der Abbildung abweichen.

Größe: 205 x 80 mm, Art.Nr.: 119 401 510,Preis: 8,90 Euro

Ausgabe 03/ 2011 weltnah 19

ZUM BESTELLEN

Praktisches für jedes Wetter

Baumwolltasche

Schwarze Baumwolltasche mit langem Henkel aus hundert Prozent Bio-Baumwolle mit FAIRTRADE- Zertifizierung.

Format ca. 380 x 420 mm, Henkellänge ca. 70 cm,Art.Nr.: 119 403 460,Preis: 2,90 Euro

Diese und viele andere Artikel finden Sie in unserem Online-Shop unter: www.brot-fuer-die-welt.de/shop

Oder Sie wenden sich an:

Diakonisches Werk Zentraler Vertrieb / Postfach 10 11 42 / 70010 Stuttgart

Telefon: 0711 / 21 59-777 / Fax: 0711 / 79 77 50 2 / [email protected]

Vielen Dank für Ihre Bestellung! Alle Einnahmen kommen der Arbeit von „Brot für die Welt“ zugute.

Bestellen, schenken und Gutes tun.

X-Tube

Praktisches Multifuktionstuch (Schlauchtuch) mit 13 Tragevarianten. Dieses Tuch kann als Halstuch, Haarband, Stirnband, Bandana und verschiedenes mehr getragen werden.Geeignet für Erwachsene, Jugendliche und Kinder.

95% Baumwolle, 5% Elasthan, Made in Germany, Art.Nr.: 119 404 050,Preis: 6,90 EURO

Tragevarianten:

Stockschirm

Ein viereckiger Stockschirm mit acht Ecken in strahlendem Orange mit kleinem „Brot für die Welt“-Logo. Der Schirm öffnet sich auf Tastendruck. Softgriff mit Auslösetaste und Automatik „Windproof“-System. „Brot für die Welt“ bezieht den Schirm von einer Werkstatt für behinderte Menschen, garantiert ohne Einsatz von Kinderarbeit.

Durchmesser geöffnet ca. 110 cm,Art.Nr.: 119 403 500,Preis: 19,90 Euro

Page 20: weltnah...violett-weiße Pichiw Suytu (langer Vogel), das verschrumpelte „Ohr des Uhus” oder die würzige Wiraqocha, die „Kartoffel der Götter”. Klimawandel in den Anden Die

Mitglied der

„Brot für die Welt“ hilft den Menschen in den Entwicklungslän-dern, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Eine Möglichkeit, diese wichtige Arbeit zu unterstützen, ist eine Testamentsspen-de. Mit Ihrem letzten Willen können Sie den Armen Hoffnung schenken. Helfen Sie uns, diese Welt gerechter zu gestalten.

Bitte bestellen Sie unseren Ratgeber für Ihr Testament.

Gerne berät Sie: Christiane MitschStafflenbergstraße 76 70184 Stuttgart Telefon: 0711 / 2159-224E-Mail: [email protected]

Vererben Sie Hoffnung!Ihr Vermächtnis für eine gerechte Welt