weltzeit 5_2011: DW-AKADEMIE Trainieren. Beraten. Begleiten.

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Das Magazin der Deutschen Welle 05 November 2011 DW-AKADEMIE Trainieren. Beraten. Begleiten.

description

Nachhaltige Medienförderung, so lautet das Leitmotiv: Die DW-AKADEMIE trainiert, berät und begleitet Partnersender und Medienschaffende in aller Welt. Journalisten, Dokumentare, Techniker und Manager gleichermaßen. In Bonn und Berlin bietet sie Medientraining, Volontariate und einen Masterstudiengang. Die weltzeit stellt die Akademie der Deutschen Welle vor.

Transcript of weltzeit 5_2011: DW-AKADEMIE Trainieren. Beraten. Begleiten.

Das Magazin der Deutschen Welle 05—November 2011

DW-AKADEMIE

Trainieren. Beraten. Begleiten.

Verhaftungen. folter. hinrichtungen.

Die tinte einer einzigen unterschrift reicht, um solche urteile zu Vollstrecken.

Doch Deine unterschrift kann Diese schicksale auch VerhinDern. Denn es sinD gewöhnliche menschen

wie Du unD ich, Die regierungen Daran erinnern, Dass sie nicht tun können, was sie wollen, unD Die

aussergewöhnliches leisten.

seit 50 Jahren kämpfen wir gemeinsam gegen unterDrückung unD willkür. unD Das werDen wir auch in zukunft tun. Denn zusammen sinD wir Die

grösste menschenrechtsbewegung Der welt unD können etwas erreichen.

50 Jahre amnesty international.

sei Dabei. mit Deiner unterschrift. Deiner spenDe. Deinem einsatz.

mitmachen unterwww.amnesty.de/50jahre

AZ_50J_210x297.indd 1 09.06.2011 10:03:52 Uhr

Verhaftungen. folter. hinrichtungen.

Die tinte einer einzigen unterschrift reicht, um solche urteile zu Vollstrecken.

Doch Deine unterschrift kann Diese schicksale auch VerhinDern. Denn es sinD gewöhnliche menschen

wie Du unD ich, Die regierungen Daran erinnern, Dass sie nicht tun können, was sie wollen, unD Die

aussergewöhnliches leisten.

seit 50 Jahren kämpfen wir gemeinsam gegen unterDrückung unD willkür. unD Das werDen wir auch in zukunft tun. Denn zusammen sinD wir Die

grösste menschenrechtsbewegung Der welt unD können etwas erreichen.

50 Jahre amnesty international.

sei Dabei. mit Deiner unterschrift. Deiner spenDe. Deinem einsatz.

mitmachen unterwww.amnesty.de/50jahre

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vorspann —3weltzeit 05_2011

04-05 nachrichten

06-22 titel»����Langzeitprojekte:�

Medien�entwicklung�in��Lateinamerika��

»���„African�Stories“:��Ein�Perspektivwechsel

»����Gastbeitrag�Dirk�Niebel:��Das�Herzblut�der�Demokratie

»���Konfliktsensitives�Training:�Kaukasische�Nachbarn

»���Interview:�Constantin�Marin,�Intendant�TeleRadio��Moldova�

»���International�Media�Studies:�Stabwechsel�in�Bonn

»���Medientraining:�Sicher��auftreten�vor�der�Kamera

»���Volontariat:�Multitalente�gesucht

23 spot

24-25 profil»���Deutschlandbild:��

Chi�Viet�Giang�

26-27 podium»���Brüssel:�Gekaufte�Bilder,�

getrübter�Blick»���Orchestercampus:�Beethoven�

und�das�Wüstenkamel

28 neue medien»���Alles�umsonst:�Freemium,�

Flattr�und�Flatrate

29 schlaglichter

30-31 zoom»��Charles�Achaye-Odong:�

�Türöffner�für�Glücksmomente

Liebe Leserinnen und Leser,die Welt von heute dreht sich nicht schneller als vor 50 Jahren – aber manchmal scheint es uns so. Das Soziale Netzwerk Facebook hat es binnen sieben Jahren auf 800 Milli-onen Nutzer gebracht und der Kurznach-richtendienst Twitter, seit fünf Jahren auf dem Markt, zählt aktuell mehr als 100 Mil-lionen. Der „Arabische Frühling“ ist ohne Netzaktivisten und Blogger nicht denkbar. Und die großen Staaten der Welt rüsten ihre „konservativen“ und neuen Medien auf, allen voran das Fernsehen. Ob in China, Russland oder arabischen Ländern – überall wird massiv in internationale Programme investiert, wollen Länder mit ihren Per-spektiven, Werten und Interessen weltweit Gehör finden. Die Welt ist im Jahr 2011 also nicht schneller, aber vernetzter, kommuni-kativer und informierter als jemals zuvor.

Eines ändert sich nicht: Nach wie vor braucht journalistisches Arbeiten Stan-dards. Glaubwürdigkeit und Professiona-lität sind nötig, um Hörern, Lesern und Zuschauern Orientierung zu geben. Ein Blogger ist nicht automatisch ein Journa-list. Und Netzaktivisten identifizieren sich so sehr mit ihrem Anliegen, dass sie dem Nutzer schon gar kein objektives Bild ver-mitteln können. Weil Qualität zählt, sind in der vernetzten Welt die Produkte der DW-AKADEMIE so gefragt wie nie: maßgeschneidert, am Bedarf der Kunden weltweit orientiert und dialogisch. Wissenstransfer von Journalist zu Journalist, von Trainer zu Trainer, von Berater zu Berater. DW-AKADEMIE und DW-Programme arbeiten gemeinsam auf allen Kontinenten daran, die Medien weltweit ein bisschen besser zu machen:

transparenter, wissender, informierter, vielf ältiger, freier und meinungsfreudiger. Für dieses Ziel gehen Trainer und Teil-nehmer in manchen Regionen auch Risiken ein. Die vorliegende Ausgabe der weltzeit stellt Ihnen die Akademie der Deutschen Welle vor – insbesondere das weltweite Engagement im Rahmen der deutschen Medien-Entwicklungszusammenarbeit. Da auch die Ausbildung des journalisti-schen Nachwuchses zu den Aufgaben der DW-AKADEMIE gehört, haben an dieser weltzeit zahlreiche Volontärinnen und Volontäre mitgearbeitet. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre.

Gerda MeuerDirektorin der DW-AKADEMIE

Impressum

Deutsche�WelleUnternehmenskommunikation53110 BonnT. 0228.429.2041F. [email protected]/presseblogs.dw-world.de/weltzeit Verantwortlich: Dr.�Johannes�HoffmannRedaktion:�Berthold�StevensGestaltung:�Lisa�Flanakin,��Marco�Barooah-SiebertzFotografie:�Matthias�MüllerTitelfoto:�DW/D.�HerrmannDruck:�Brandt�GmbH�·�Bonn

Anzeigen T.�[email protected]

Werbung im ProgrammT.�[email protected]

In dieser Ausgabe

Editorial ©�D

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4— nachrichten

Die Botschafter unter anderem aus Moskau, Paris, Peking, London und Neu Delhi sowie Referatsleiter des Auswärtigen Amts und Mit-arbeiter der DW diskutierten über den „Wettbe-werb um die Weltöffentlichkeit“. Dabei ging es insbesondere um die Frage, wie sich die DW in diesem globalen Streben um mediale Aufmerk-samkeit von der Konkurrenz absetzen könne.

Gastredner Markus Kaim von der Stiftung Wis-senschaft und Politik zeigte sich überzeugt, neben klassischen Mitteln wie Diplomatie und Wirtschaft erhalte „Soft Power“ eine immer größere Bedeu-tung. Auslandsmedien könnten Überzeugungen und Positionen eines Landes teilweise erfolgreicher transportieren als Regierungen. Sie seien als „wei-che Mächte“ in der globalen Meinungsbildung nicht mehr wegzudenken.

Zentrales Thema der Tagung, zu der DW und Auswärtiges Amt jährlich gemeinsam einladen, war Deutschlands Rolle im UN-Sicherheitsrat. Nach sechs Monaten im höchsten UN-Gremium fiel die Diskussion um Erfolge und Ziele unter den Teilnehmern kontrovers aus.

Die DW nutzte die Tagung zudem, um eini-ge ihrer Angebote vorzustellen, etwa das TV-Magazin „Global 3000“ sowie die Programme in den Sprachen Haussa für Westafrika sowie Dari und Paschtu für Afghanistan. Der Men-schenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, würdigte die Aktivitäten der DW-AKADEMIE und das Deutsche Welle Glo-bal Media Forum als Beitrag zur Förderung von Bildung und Achtung der Menschenrechte. ——

01-03 Diplomaten�treffen�auf�

�Medienmacher:�(v.�l.)�Anna�Prinz�vom�

Auswärtigen�Amt,�Wilfried��Grolig,�

Botschafter�in�Brasilien,�Dagmar�

Engel,�Chefredakteurin�DW-TV,�und�

Ulrich�Brandenburg,�Botschafter�in�

Moskau,�sowie�Otto�Lampe�vom�Aus-

wärtigen�Amt�bei�der�Konferenz�in�

Potsdam�

Weiche Mächte und harte Fakten Potsdam – Wie kann Deutschland im Wettbewerb um die Weltöffentlichkeit für seine Interessen und Werte eintreten? Wie werden diese Aktivitäten im Ausland wahrgenom-men? Antworten darauf gab eine Tagung mit deutschen Diplomaten und Vertretern der Deutschen Welle Ende August in Potsdam.

Wir sprechen Arabisch „Aafiya“ – auf Libanesisch

Zwei neue Freunde, ein Ägypter und ein Marokkaner, sitzen

in einem Restaurant in Paris. Nach dem Essen will der Ma-

rokkaner seinen Freund einladen: „Ich bezahle für Dich.“

Der Ägypter ist schockiert, er traut seinen Ohren nicht,

denn „ich bezahle für Dich“ bedeutet in der ägyptisch-ara-

bischen Umgangssprache: „Ich bringe Dich um.“

Eine Episode, die ich selbst erlebt habe. Sie macht die Kom-

plexität der arabischen Sprache deutlich. Zum Glück gibt es

„Fusha“, das Hocharabisch. Es ist die Amtssprache in allen

arabischen Ländern, auch in Eritrea, Israel und Tschad. Das

Hocharabisch kann man nur in der Schule lernen und spre-

chen, da niemand in der arabischen Welt dies im Alltag an-

wendet. Das Hocharabisch ist Schriftsprache und die Spra-

che der TV- und Hörfunknachrichten. Jedes arabische Land

hat seinen eigenen Dialekt, der aus dem Hocharabischen

stammt. Die arabische Sprache ist die Muttersprache für 360

Folgen Sie uns auf Facebook:

facebook.com/dw.unternehmen

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01 02 03

Zum Start des neuen TV-Programms disku-tierten in Berlin Bundesaußenminister Guido Westerwelle und Sihem Bensedrine, Sprecherin des nationalen Rats für Freiheit in Tunesien, mit jungen Bloggern aus Deutschland und Ägypten. Thema der Runde: die weitere Entwicklung in der arabischen Welt und die Rolle Europas. Nur wenn es den Menschen besser gehe, könne aus dem „Arabischen Frühling ein „wunderschöner Sommer“ werden, so Westerwelle.

Vier Talkformate, in denen es unter anderem um Demokratisierung und die Rolle von Jus tiz, Religion und Medien geht, sind der Kern des modifizierten arabischen Programms von DW-TV. Damit unterstreicht die DW ihren Auftrag, den Dialog zwischen den Kulturen zu fördern. Zugleich will sie den Wandel in der arabischen Welt und seine Folgen aus unterschiedlichen Blickwinkeln deutlich machen.

Bereits produziert wurde die erste Ausgabe der Sendung „Jugend diskutiert“, eine Kopro-duktion mit dem ägyptischen „Al Hayah TV“. Moderatorin Yasmine Said spricht mit jungen Vertretern der Demokratiebewegung Ägyptens und Nachwuchskräften aus Parteien und Orga-nisationen in Deutschland.

„In einer Phase großer politischer Instabi-lität kommen wir dem Bedürfnis unserer ara-bischsprachigen Zuschauer nach verlässlichen Informationen entgegen“, sagte Fernsehdirektor Christoph Lanz beim Start in Berlin. ——

Die Bedeutung von Talkshows im arabischen TV

erläutert im weltzeit-Blog DW-Experte Naser

Shrouf: bit.ly/InterviewShrouf

Programm für den „Arabischen Sommer“Berlin – Mit einem sechsstündigen arabischsprachigen Sendeblock informiert die Deutsche Welle seit Mitte September täglich ihre Zuschauer zwischen Marokko und Oman über das Wichtigste aus Deutschland, den arabischen Ländern und der Welt. Ein neuer Zuschnitt für DW-TV Arabia, das seit 2002 auf Sendung ist.

weltzeit 05_2011 nachrichten —5

04-05 Hoffen�auf�den�„Ara-

bischen�Sommer“:�Guido��Westerwelle�

und�Sihem�Bensedrine�in�den��Räumen�

der�Bundespressekonferenz�in�Berlin�

mit�DW-Moderatorin�Dima�Tarhini�(l.)

Millionen Menschen. Einige Dialekte verstehen die meisten

Araber, zum Beispiel den ägyptischen Dialekt. Der Grund:

Ägyptische Filme, Fernsehproduktionen und Lieder wer-

den seit Jahrzehnten in fast allen arabischen Ländern aus-

gestrahlt.

Manche dieser Länder erleben derzeit eine kontrovers ge-

führte Diskussion über eine Sprachreform. Die Reformisten

streben nach einer einfacheren Sprache, einer Mischung

zwischen dem Hocharabischen und dem Dialekt. Konserva-

tive Kräfte lehnen die Sprachreform ab. Für sie ist Hoch-

arabisch eine „heilige“ Sprache, die nicht verändert wer-

den soll.

Beim Abschied im Libanon heißt es: „Ich wünsche Ihnen

Aafiya“ – Gesundheit und Wohlbefinden. Für Marokkaner und

Algerier bedeutet „Aafiya“ hingegen Hölle und Feuer.

Ich wünsche Ihnen „Aafiya“ – auf Libanesisch, versteht sich.

www.dw-world.de/arabic

von Rim NajmiVolontärin aus Marokko

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6— titel

Wunsch�nach�Professionalisierung:�

im�Studio�des�katholischen�Senders�Bakhita�Radio�in�Juba,�Südsudan

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titel —7weltzeit 05_2011

Medienschaffende in aller Welt nutzen Projekte und Fortbildungsangebote der DW-AKADEMIE. Journalisten, Dokumentare, Techniker und Manager gleichermaßen. Die Akademie der Deutschen Welle trainiert, berät und begleitet die Partner sender umfassend, langfristig und vor Ort. In Bonn und Berlin bietet sie Volontariate, Medientraining und einen Masterstudien gang. Nachhaltige Medienförderung – so das Leit motiv der Akademie. Zum Beispiel in Lateinamerika.

Routiniert schiebt Ramiro García den Reg-ler des Mischpults im Sendestudio von Radio Pío XII nach oben. Es ist 12 Uhr in Bolivien, Zeit für die Hauptnachrichtensendung „Bolivia en contacto“. Der Moderator des Senders aus Cochabamba im Zentrum des Landes klinkt sich in das nationale Netzwerk ERBOL ein. Seine Stimme wird gleich im ganzen Land zu hören sein. Heute wird er unter anderem über stei-gende Lebensmittelpreise und über eine Gruppe von bolivianischen Soldaten berichten, die im Nachbarland Chile mit gestohlenen Autos fest-genommen wurden.

Ramiro moderiert seit gut 15 Jahren. Wie viele seiner Radiokollegen ist er ein Meister der Improvisation. Vorproduzierte Beiträge gibt es kaum, fast alles ist live. Neben Ramiro sitzt Peter Deselaers. Er beobachtet den Ablauf der

Sendung, und wenn das Mikrofon abgeschal-tet ist, stellt er dem bolivianischen Journalisten ab und zu eine Frage zum Arbeitsprozess. Die Wände des Sendestudios sind mit Pappkartons und bunt gestreiften traditionellen Stoffen tape-ziert – Schalldämpfung à la Bolivia. Ein UKW-Radio und mehrere Mobiltelefone sind über selbst gelötete Kabel an die Regler des Misch-pults angeschlossen.

Kontinuierliche Beratung „Ich schaue mir die Arbeitsabläufe an und frage, wo das Team und die Leitung des Senders hin wollen“, erläutert Deselaers, der vor Ort die Themen für die nächste Beratung absprechen will. Seit Juli 2010 arbeitet der ehemalige DW-Volontär im Kooperationsprojekt der Gesell-schaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)

Medienentwicklung weltweit

von Steffen Leidel Projektmanager Lateinamerika

DW-AKADEMIE

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und der DW-AKADEMIE. Deselaers ist viel un-terwegs. Immer wieder reist er im Land umher – ins tropische Tiefland, ins kalte, trockene Hochland und in die fruchtbaren Täler Bolivi-ens, die sich durch die Andenhänge ziehen.

Das viele Reisen ist eine Folge der neuen Strategie der DW-AKADEMIE in Lateinamerika. „Für uns ist der direkte und kontinuierliche Kontakt zu unseren Partnern entscheidend“, sagt Petra Berner, Leiterin des Bereichs Lateinamerika der DW-AKADEMIE. Deshalb setzt sie verstärkt auf Beratung direkt in den Sendern. „Früher haben wir klassische, zwei Wochen dauernde Workshops gemacht. Das war nicht immer nachhaltig.“ Denn die Journalisten kehrten nach den Trainings in ihre Sender zu-rück, wendeten das Gelernte aber oft nicht an. „Jetzt haben wir das Gefühl, wir verändern dauerhaft etwas“, sagt Berner. Die Stelle in Bo-livien war die erste ihrer Art in Lateinamerika. Inzwischen gibt es weitere Kooperationsstellen in Guatemala und Kolumbien. Pläne gibt es auch für Ecuador und Nicaragua.

Persönlicher Kontakt Die neue Strategie kommt bei den Partnern gut an. Andrés Gómez, Direktor des nationalen Sen-dernetzwerks ERBOL und einer der profiliertes-ten Journalisten des Landes, meint: „Die Arbeit der DW-AKADEMIE ist jetzt systematischer. Es gibt Sequenzen von Workshops und Beratungen, die aufeinander aufbauen.“

Der Direktor des Radios in Cochabamba, Aurelio Nuñez, hat vor 15 Jahren selbst an einem

Training der DW-AKADEMIE teilgenommen. „Seitdem hat sich vieles verändert, jetzt werden die Sender bei der strategischen Planung unter-stützt. Außerdem kommen die Kollegen nun zu uns.“ Geschätzt wird auch der persönliche Kon-takt zu Deselaers. Gespräche statt E-Mails und Telefonaten, das funktioniert in Bolivien einfach besser. Mit der DW-Zentrale in Bonn hält er engen Kontakt. „Es ist eine schöne Herausfor-derung, Medienprojekte für ein Land strategisch mit den Partnern zu planen und umzusetzen. Ohne die Außenstelle wäre eine solch kontinu-ierliche Arbeit nicht denkbar. Peter Deselaers trainiert, berät und sieht, was in den Sendern wirklich passiert – und vielleicht auch, was noch nicht passiert“, erläutert Petra Berner.

Reibungslose Kooperation In der Nachrichtensendung von Radio Pío XII ist die Schalte aus der Minenstadt Llallagua dran. Der Reporter meldet sich per Handy von der Straße. Die Verbindung ist schlecht, die Lei-tung rauscht. Bis vor kurzem war der Ort nur über eine Schotterstraße zu erreichen. Deselaers wird die Kleinstadt in Kürze besuchen. Das Programm des dortigen Senders richtet sich vor allem an die arme Landbevölkerung und Mi-nenarbeiter. Llallagua liegt gut 3.700 Meter über dem Meeresspiegel. Der DW-Mitarbeiter hat sich inzwischen gut an die Höhe gewöhnt.

Die Arbeit der DW-AKADEMIE in Bolivien ist in die Strukturen der deutschen Entwicklungs-zusammenarbeit integriert. So arbeitet Deselaers als Entwicklungshelfer im Landesprogramm des

8— titel

»Der direkte Kon-

takt zu unseren

Partnern ist ent-

scheidend. «

Die Langzeitprojekte

Die DW-AKADEMIE setzt auf langfristige Kooperationen mit lokalen Partnern. So

unterstützt sie beispielsweise in der Republik Moldau den Umbau des ehemaligen

Staatssenders zu einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Senderleitung erhält

Management-Beratung, es gibt Workshops für Hörfunk- und TV-Redakteure und

Starthilfe beim Aufbau einer neuen Multimedia-Abteilung (s. S. 16). Ähnliches bie-

tet die DW in Palästina, wo die regierungsnahe Palestinian Broadcasting Corporati-

on mittelfristig in einen öffentlichen Rundfunk umgewandelt werden soll.

Auch in Lateinamerika sind die meisten Projekte langfristig angelegt und setzen

auf mehreren Ebenen an. So hilft die DW-AKADEMIE unter anderem zwei Lokalra-

dio-Dachverbänden, einen Jugendsender aufzubauen.

Junge Journalisten sind auch die Zielgruppe des EU-finanzierten Projekts „East-

4South“. Es gibt 60 jungen Journalisten aus östlichen EU-Mitgliedsstaaten die

Möglichkeit, zusammen mit afrikanischen Journalisten vor Ort Themen aus Sub-

sahara-Afrika zu recherchieren und Beiträge zu produzieren.

Ein für Zentralasien einzigartiges Programm hat die DW-AKADEMIE gemeinsam mit

der OSCE Academy in Bischkek aufgelegt: Zur Central Asian School of Contempora-

ry Journalism kommen jedes Jahr junge Journalisten aus Zentralasien in Kirgisistan

zusammen, um zwei Monate lang Grundkenntnisse in Print, Radio, Online und TV zu

sammeln und Themen wie Wirtschaft, Umwelt oder ethnische Konflikte aufzugreifen.

Geplant ist, das Projekt demnächst auch im Südkaukasus zu etablieren.

Langfristig arbeitet die DW-AKADEMIE auch in Asien. Etwa, wenn es um die Pla-

nung digitaler Archivsysteme geht. So werden in Vietnam, Nepal und Sri Lanka

his torisch wertvolle Tondokumente erhalten und für zukünftige Generationen

verfügbar gemacht.

In Tunesien fördert die DW-AKADEMIE mit einem neuen Langzeitprojekt demo-

kratische Werte, Pluralismus und Meinungsfreiheit. Im Fokus der Workshops für

Journalisten stehen die politische Berichterstattung, insbesondere Wahlbericht-

erstattung, und politisches Wissen.

titel —9weltzeit 05_2011

ehemaligen Deutschen Entwicklungsdienstes (DED), heute Teil der Gesellschaft für internati-onale Zusammenarbeit (GIZ). Für den Direktor der GIZ in Bolivien, Markus Sterr, ist die Koope-ration ein Gewinn: „Ich finde, das läuft absolut reibungslos. Die Strukturen der beiden Organi-sationen passen gut zusammen, und wir schaffen so eine optimale Verzahnung von strategischer Planung und fachlichem Know-how.“ Auch die Unterstützung durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-lung (BMZ) sei ein wichtiger Punkt, so Sterr: „Das BMZ ermöglicht der DW-AKADEMIE und der GIZ, langjährige Erfahrungen aus dem Bereich Demokratieförderung mit Ansätzen der beruflichen Bildung innovativ und wirkungsvoll zu verbinden.“

Erste ErfolgeEinfach ist das Arbeiten in Bolivien nicht, die politische Situation ist stark polarisiert. Fast alle Medien lassen sich einer politischen Kraft zuschreiben. „Zwischen Politik und den nicht-staatlichen Medien gibt es eine scharfe Konfron-tation. Hinzu kommt – vor allem im Fernsehen – eine starke Tendenz zur Sensationsbericht-erstattung“, erklärt Deselaers. Dem will die DW-AKADEMIE entgegenwirken und arbeitet nur mit Sendern zusammen, die ein Interesse an ausgewogener Berichterstattung haben, wie der Radiosender in Cochabamba.

Deselaers sieht erste Erfolge. So haben zum Beispiel drei Sender des Netzwerks Pío XII nach Beratungen durch die DW begonnen, einmal pro Woche eine Reportage zu produzieren. Eine der ersten handelte von der Verschmutzung der Flüsse in der Nähe von Llallagua durch die Minen.

Moderator Ramiro García wird auch heute am Ende der Nachrichtensendung eine Repor-tage senden. „Aus dem jüngsten Workshop der DW-AKADEMIE habe ich vor allem mitge-nommen, wie ich die O-Töne besser in meine Berichte einbauen kann und wie ich meine Nachrichten besser in den Zusammenhang setze“, sagt Ramiro. Er schätzt vor allem „die dynamischen Trainingsmethoden“. Produziert hat die Reportage ein Kollege aus Potosí. Auch er war mit Ramiro in einem Workshop der DW-AKADEMIE. ——

03 Hat�jetzt�auch�Reportagen�im�

Programm:�Radio�Pío�XII��in�Cochabamba

01 Interesse�an�ausgewogener�

Berichterstattung:�Radio�ACLO��Potosí

02 Workshops,�die�aufeinander�auf-

bauen:�Peter�Deselaers�(r.)��in�Bolivien

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�DW

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Als ich vom Flughafen Köln/Bonn Richtung Kap der Guten Hoffnung abfliege, freue ich mich am meisten darauf, junge Journalistenkol-legen aus Afrika kennenzulernen. Einmal im wunderschönen Kapstadt angekommen, fällt mir schon am ersten Tag des Workshops auf: Wir haben viel gemeinsam. Genau wie ich wollen sie, dass ihre Stimme gehört wird, und sie wol-len Geschichten erzählen, die etwas bewirken in der Welt. Aber es geht ihnen noch um etwas anderes: Sie wollen der Welt zeigen, wer sie als Afrikaner sind. Zu oft, so sehen sie es, entsteht in ausländischen Medien ein falsches Bild.

„Westliche Journalisten konzentrieren sich oft nur auf einen Ausschnitt, zum Beispiel auf die Armut“, sagt Mathews Nthala, Cutter bei MUVI-TV in Sambia. „Der Workshop gibt uns die Möglichkeit zu zeigen, wie viel Potenzial in Afrika steckt. Viele Menschen hier kommen voran, gründen kleine Unternehmen und helfen sich selbst. African Stories sind für mich Ge-schichten über Afrikaner, die einen Aufbruch in eine bessere Zukunft wagen.“

Diese Geschichten sollten, so sehen es viele hier, nicht von ausländischen Journalisten, sondern von Afrikanern selbst erzählt wer-den. „Wir kennen uns auf unserem Kontinent am bes ten aus“, meint Rebbeca Phwitiko aus Malawi. „Die Herausforderung besteht viel-mehr darin, wie wir an eine Geschichte he-rangehen und wie wir sie am besten erzählen können, damit sie beim Publikum ankommt. Dabei hilft der Workshop.“

10— titel

01-04 Zu�oft�entsteht�in�aus-

ländischen�Medien�ein�falsches�Bild:�

Afrikaner�erzählen�Geschichten�aus�

afrikanischer�Sicht

von Jan BruckVolontär

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Afrika mit anderen Augen sehen

Kapstadt – Journalisten erzählen Geschichten von ihrem Kontinent aus einer afrikanischen Perspektive. Das ist das Konzept des Projekts „African Stories“

der DW-AKADEMIE, an dem Sender aus 30 afrikanischen Ländern teilnehmen. Einer

dieser TV-Workshops wurde in Süd-afrika durchgeführt.

von Jan BruckVolontär

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Nichts verschweigenDie Teilnehmer sagen auch, dass es ihnen auf keinen Fall darum geht, Armut, Krieg oder Kor-ruption in Afrika auszublenden. Es sei aber an der Zeit, auch andere, positive Geschichten über Afrika zu erzählen. Geschichten über Menschen, die trotz schwieriger Umstände Erfolg haben oder sich für etwas einsetzen, das größer ist als sie selbst.

„Drei Viertel des Kontinents sind auf einem guten Weg“, meint Mathews Nthala. „Südafrika ist ein gutes Beispiel. Wir Afrikaner müssen stär-ker zusammenstehen, mit einer Stimme sprechen und uns darüber unterhalten, wie wir die Dinge verbessern können.“ Die Verantwortung dafür sieht er nicht nur bei den Regierungen, sondern bei allen Afrikanern.

Es ist aber nicht nur das große Engagement der Teilnehmer, das mich beeindruckt, sondern auch ihr unglaublicher Teamgeist. Wo immer es geht, greifen sich die Teams, die aus verschie-denen afrikanischen Ländern angereist sind, gegenseitig unter die Arme. Das südafrikanische Team steht mit Ortskenntnissen bereit, vermit-telt Kontakte und spürt Themen auf.

Kämpfen für eine bessere ZukunftTraining, Recherche, Dreh, Schnitt und schließ-lich Vertonung: Nach zwei Wochen harter Arbeit ist der Workshop zu Ende. Die Teil-nehmer sagen, er werde einen großen Einfluss darauf haben, wie sie in Zukunft ihre Beiträge produzieren. Ohne einen fertigen Sprechertext

in den Schnitt zu gehen, und einfach die Bilder die Geschichte erzählen zu lassen – das war für viele eine neue Erfahrung. „Erst war ich skeptisch, weil wir in unserem Sender anders arbeiten. Aber jetzt bin ich sehr glücklich über das Ergebnis“, sagt Anna-Etuhole Nicodemus vom namibischen Fernsehsender NBC. Für Kameramann Alister Sibbuku vom sambischen MUVI-TV ist der Workshop ein wichtiger Schritt: „Jetzt kann ich meine eigenen Beiträge produzieren und schneiden. Mit meinen Ge-schichten möchte ich Afrika von einer neuen Seite zeigen.“

Ergebnis des Workshops sind vier ergreifende Geschichten über Südafrikaner, die sich für eine bessere Zukunft einsetzen: eine Gruppe von Großmüttern, die gegen Armut und die Auswir-kungen von AIDS kämpfen; ein Seh behinderter, der sich für die Rechte blinder Menschen ein-setzt; eine Gärtnerin, die mitten in der Stadt Gemüsegärten für Schulkinder schafft, und eine Organisation, die die liebsten Erinnerungen von AIDS-Kranken aufbewahrt. Alle Beiträge haben eines gemeinsam: Sie blicken positiv in die Zukunft.

Auf dem Rückflug, unter mir das Kap der Guten Hoffnung, ist mir klar: Afrika hat uns noch viele Geschichten zu erzählen. ——

blogs.dw-akademie.de/africa

weltzeit 05_2011 titel —11

Die DW-AKADEMIE setzt sich dafür ein, dass mehr Pers-

pektiven, Geschichten und Filme aus

Entwicklungsländern ein internatio-

nales Publikum finden. Unterstützt

wird sie dabei vom Bundesministeri-

um für wirtschaftliche Zusammenar-

beit und Entwicklung (BMZ).

Ein wichtiger Partner ist der „World

Cinema Fund“ der Internationalen

Filmfestspiele Berlin (Berlinale). In

gemeinsamen Workshops, den WCF-

Factories, werden Filmemacher aus

Entwicklungs- und Transformati-

onsländern gezielt unterstützt, die

unter schwierigen Bedingungen und

mit sehr begrenzten Mitteln arbei-

ten müssen.

Eine ähnliche Zielsetzung verfolgt

die DW-AKADEMIE bei der Zusam-

menarbeit mit dem deutschen Fil-

memacher Tom Tykwer, der sich

seit Jahren für Filmschaffende in

Afrika einsetzt, und dessen Film-

projekte die Akademie durch Work-

shops unterstützt. Außerdem ist

die Deutsche Welle Medienpartner

des BMZ bei der jährlichen Verlei-

hung des entwicklungspolitischen

Sonderpreises „Cinema fairbindet“

während der Berlinale.

Die Geschichten aus Afrika werden nicht nur in Afrika

ausgestrahlt. Sie sind auch im Globa-

lisierungsmagazin Global 3000 auf

DW-TV zu sehen, in der Serie „Afrika

im Aufbruch“. Finanziert wird das

Projekt vom BMZ.

www.dw-world.de/global3000

03 04

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Kurz bevor Südafrika Nelson Mandela 1994 zum Präsidenten wählte, sagte der große Kämpfer gegen die Apartheid vor einer Versammlung von Journalisten aus aller Welt: „Eine kritische, unab-hängige und investigative Presse ist das Herzblut einer jeden Demokratie.“ Diese Einschätzung teile ich, sie gilt noch heute, und zwar weltweit: Meinungs- und Pressefreiheit, Meinungsvielfalt und öffentlicher Diskurs sind unverzichtbare Kennzeichen von freien Gesellschaften und ein Nährboden für Demokratie. Medien – ob Hör-funk, Fernsehen, Print- oder Soziale Medien – schaffen Öffentlichkeit. Medien kontrollieren Regierungshandeln und Medien verleihen im Idealfall allen gesellschaftlichen Gruppen eine Stimme – auch und gerade denen am Rande.

Doch Medien sind noch mehr: Sie leisten einen entscheidenden Beitrag zum lebenslangen

Lernen. Ob durch Vorschulprogramme oder Multimedia-Angebote für Erwachsene: Medien treten überall als Träger von Bildungsinhalten in Erscheinung und tragen zu einem verbesserten Bildungsangebot weltweit bei. Sie helfen be-sonders dort, wo Bücher nahezu unerschwing-lich sind, die nächste Schule weit entfernt liegt oder der Broterwerb wichtiger ist als der Besuch einer Bildungseinrichtung. In jüngster Vergangenheit konnten wir eindrucksvoll be-obachten, wie Medien politische Bildung ver-breiten können – gerade in Nordafrika und dem Nahen Osten. Neue Medien sind insbesondere dort wichtig, wo Bücher zensiert werden. Und schließlich sollten wir nicht vergessen, dass Me-dien ein wachsender Wirtschaftszweig sind, der vielen Menschen Arbeitsplätze und damit eine Zukunft bietet.

12— titel

Bonn/Berlin – Medienförderung gewinnt in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit an Bedeutung. Deshalb stellt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen-arbeit und Entwicklung (BMZ) die finanziellen Mittel für einen Großteil der Projekte der DW-AKADEMIE bereit. Worauf es dem BMZ im Bereich der Medienförderung ankommt, erläutert der Bundesminister in einem Gast beitrag.

01 Neue�Freiheiten�fördern:�

�Training�zur�Wahlberichterstattung�

in�Tunesien

Das Herzblut der Demokratie

01

von Dirk NiebelBundesminister

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weltzeit 05_2011 titel —13

»Die DW ist unser

bedeutendster

Partner in der

Medienentwick-

lung. «

Medien und Entwicklung Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat die ge-wachsene Bedeutung der Medien für die poli-tische, wirtschaftliche und freie gesellschaftliche Entwicklung unserer Partnerländer erkannt. Ihr Stellenwert in der deutschen Entwicklungs-zusammenarbeit wächst stetig. Dabei geht es uns zum einen um die gezielte Stärkung von kritischen und freien Medienhäusern und Sen-dern in unseren Partnerländern. Bei diesem Ansatz, wir nennen ihn „Media Development“, werden Medien dabei unterstützt, stärker, pro-fessioneller und wirtschaftlich tragfähiger zu werden. Nur so sind sie in der Lage, die ihnen zugedachte Rolle einer unabhängigen „vierten Gewalt“ im Staat auch wahrzunehmen.

Wir verfolgen zum anderen auch den Ansatz des „Media for Development“. Dabei geht es um den Transport von entwicklungspolitisch relevanten Bildungsinhalten über die Medien. Das kann die Förderung von Berichterstat-tung über Umweltthemen sein, es kann um Meldungen gehen, die Gewalt gegen Frauen thematisieren, oder Beiträge, die über Finanzie-rungsmöglichkeiten für Startups und Existenz-gründer informieren.

Deutsche Expertise Seit bald 50 Jahren ist die Deutsche Welle unser bedeutendster Partner in der Medienentwick-lung. Eigenständig und in Kooperation mit

anderen entwicklungspolitischen Akteuren, etwa der Deutschen Gesellschaft für Inter-nationale Zusammenarbeit (GIZ), der KfW Entwicklungsbank, den politischen Stiftungen und natürlich internationalen Partnern, agieren wir mit unserem ganzheitlichen Konzept in den unterschiedlichen Feldern der Medienentwick-lung. Dabei ist die Fort- und Ausbildung von Journalisten, Technikern und Medienmanagern nur ein Teil unserer vielfältigen Instrumente in der Medien-Entwicklungszusammenarbeit. Längst geht es um mehr: Es geht darum, die Medien in unseren Partnerländern zu befähigen, die Reformen ihrer Strukturen selbst einzuleiten und zu gestalten. Nirgendwo wird dies derzeit so deutlich wie in Nordafrika und auf der ara-bischen Halbinsel: Dort ist jetzt mehr denn je deutsche Expertise gefragt, wenn es um die Um-wandlung einstiger staatlicher Propagandasender in kritische und objektive Medienhäuser und die Vorbereitung von Medienmachern auf demokra-tische Wahlen geht.

Dabei gibt es keine Standardlösungen, jedes Land muss sich auf seinen eigenen Weg machen. Wir unterstützen unsere Partner – unsere beson-deren Erfahrungen nach dem Ende der Nazi-Diktatur wie auch nach der Überwindung der Medienmanipulation in der DDR können dabei nützlich sein. Genauso wie die Erfahrungen im friedlichen Aufbruch zur Freiheit in Südafrika unter der Führung von Nelson Mandela. ——

Kooperation mit Hochschulen

In Bonn verknüpft der bilinguale Masterstudiengang International Media Studies die

Disziplinen Medien und Entwicklung, Journalismus, Kommunikationswissenschaften

und Medienmanagement. Auch im Ausland kooperiert die DW-AKADEMIE vermehrt mit

Universitäten mit dem Ziel, die Ausbildung angehender Journalisten zu verbessern.

Mit der German University in Cairo (GUC) plant die DW-AKADEMIE einen neuen ge-

meinsamen Masterstudiengang für angehende Medienmanager. Er soll im Herbst 2012

starten. Außerdem werden mit der ägyptischen Hochschule in diesem Jahr drei Work-

shops zum Thema Wahlberichterstattung angeboten, um den Demokratisierungs-

prozess zu unterstützen. An der Najah-Universität in Nablus, Pälastina, wird es für

Journalistik-Studenten nächstes Jahr zusätzlich zu Radio- auch TV-Trainings geben.

Bereits seit Jahren ist die journalistische Fakultät der Universität Peschawar in

Pakistan Partner der DW. Ein Kinderfernsehprojekt wird unter anderem in Zusam-

menarbeit mit der Universität umgesetzt.

In Georgien kooperiert die DW-AKADEMIE mit der Tbilisi State University in Tiflis.

Studenten nehmen an Workshops teil, 2011 zu TV-Umweltberichterstattung und

Onlinejournalismus.

In Zusammenarbeit mit der Royal University of Phnom Penh professionalisiert die

DW-AKADEMIE kambodschanische Journalisten. Und an der Lao National University

in Laos unterstützt sie den Aufbau eines Journalistik-Studiengangs.

In Afrika nimmt die DW-AKADEMIE an einer universitären Exzellenzinitiative der

UNESCO teil und bietet Workshops für Dozenten ausgewählter afrikanischer Univer-

sitäten und Journalistik-Institute an.

Zu den wichtigsten Partnern in Lateinamerika zählen die Universidad del Norte im

kolumbianischen Baranquilla und die Universidad Andina Simón Bolívar in Bolivien.

Der Absturz ist nicht zu bremsen. Aus der zweiten Etage trudelt die „Mir“ (russisch: „Frieden“ oder „Welt“) herab, zerschellt beim Aufprall, die Fracht zerläuft auf dem harten Steinboden. Kein kontrollierter Absturz, wie beim berühmten Vorgänger, das unbekannte Flugobjekt ist einfach nicht flugtauglich.

„The Great Egg Drop“ heißt die Übung, bei der ein gemischtes Team aus Armeniern, Aser-baidschanern und Georgiern mit viel Fingerspit-zengefühl miteinander eine Lösung finden soll: ein rohes Ei so zu verpacken, dass es den Sturz aus der zweiten Etage unversehrt übersteht.

Hovik aus Armenien, Mehman aus Aserbaid-schan, Tamuna und Sandro aus Georgien müssen miteinander sprechen, sich darüber verständigen, gemeinsam planen, wie eine Verpackung aussehen könnte, die den Aufprall abfängt und das rohe Ei intakt lässt. Bei einer solchen Übung können die Teilnehmer nur miteinander erfolgreich sein.

Vor wenigen Tagen, zu Kursbeginn, herrschte noch große Sprachlosigkeit. In der Mittags pause

aßen die Teilnehmer aus Aserbaidschan und Armenien noch an getrennten Tischen.

Konflikte und Auseinandersetzungen Das gegenseitige Misstrauen ist groß, das Bild des Anderen, geprägt durch eine unversöhnliche staatliche Propaganda in beiden Ländern, macht die Annäherung so schwer. Zwei Teilnehmer aus Aserbaidschan sind Flüchtlinge aus Bergka-rabach, eine Teilnehmerin hat im Krieg um die umstrittene Enklave ihren Bruder verloren. Die georgischen Teilnehmer sind den Armeniern gegenüber weniger reserviert, die Aserbaidscha-ner sind ihnen als Muslime fremd. Ihre Wut gilt dem russischen Gegner, mit dem sie noch vor drei Jahren in einen Krieg um Südossetien ver-wickelt waren.

Kaukasische Realitäten. Eine Region voller ungelöster Konflikte und Auseinandersetzungen.

In dem Seminar sollen zwölf Teilnehmer aus den drei südkaukasischen Ländern lernen, wie Konflikte entstehen, welche Dynamik diese

Sprachlose NachbarnTiflis – Wie bringt man Journalisten aus Armenien, Aserbaidschan und Georgien mit-einander ins Gespräch? Wie überwindet man Ressentiments und gegenseitiges Miss-trauen? Wie vermittelt man journalistische Standards und eine verbindliche Ethik? Die DW-AKADEMIE führt konfliktsensitive Trainings durch – unter anderem im Kaukasus.

von Eberhard Sucker Koordinator SüdkaukasusDW-AKADEMIE

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14— titel

01 Tiefes�Misstrauen�über-

winden:�Teambuilding-Übung�im�

�Workshop

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weltzeit 05_2011 titel —15

entwickeln, wer die interessierten Parteien sind und welche Rolle die Medien in Konflikten spielen können – als Teil der Propaganda oder bei der Suche nach einer Konfliktlösung.

Propaganda und Fakten Die Rolle des Journalisten wird problematisiert: Darf er, zu Unparteilichkeit und Wahrhaftigkeit verpflichtet, nur unabhängig und neutral berich-ten oder darf er, soll er die Suche nach Friedens-lösungen bewusst betreiben? Darf er, muss er statt der offiziellen Politik auch die Perspektive der Opfer zeigen? Oder beantwortet er Propa-ganda mit Gegenpropaganda, was alltägliche Praxis im Kaukasus ist? Wie stark lassen wir uns von Vorurteilen und Stereotypen leiten?

Sprache ist ein weiterer Diskussionspunkt: Kann Sprache nicht auch eine Waffe sein, wenn sie hasserfüllt ist, den Anderen herabwürdigt, ihm das Recht auf sein selbstbestimmtes Leben abspricht?

Bei der Verständigung auf journalistische Standards und eine für alle verbindliche Ethik des Journalismus ergeben sich dann erstaunlich schnell Parallelen und Annäherungen. Auf dieser Grundlage können die Teilnehmer zumindest professionell miteinander umgehen.

Wie schwierig es ist, die Wahrheit, Fakten herauszufinden, zeigt sich bei einer Exkursion entlang der südossetischen Grenze zu Georgien.

Annäherung und Ernüchterung Es sind vor allem Teamübungen und gemein-same Erlebnisse, die Vertrauen schaffen, die Gruppe zusammenbringen. Wenn alle gemein-sam den Film „Hotel Ruanda“ sehen, der auch die fatale Rolle der Medien in einem ethnischen Konflikt, einem Genozid, behandelt, dann flie-ßen Tränen der Anteilnahme. So wie alle Tränen lachen, wenn die Hoffnung, einmal Schlagerstar zu sein, beim Karaoke-Abend zur Schadenfreu-de der Anderen schnell verfliegt. Das Seminar ist für Teilnehmer und Trainer eine emotionale Herausforderung.

Ein Jahr später, im September 2011, trifft sich die Gruppe wieder. Keine Befangenheit, kein Misstrauen wie beim ersten Mal, die Freude über das Wiedersehen überwiegt. Die Ernüch-terung kommt, als Arbeitsproben bewertet werden, Berichte über die weiterhin aktuellen

Konfliktthemen aus der Region. Was haben die Teilnehmer gelernt, was konnten sie anwenden? Viel, aber sie haben auch die Erfahrung machen müssen, dass ein Redaktionsleiter ihre ausgewo-genen, moderaten Texte wieder scharf macht. Frieden und Verständigung wird von vielen Verantwortlichen in der Politik im Kaukasus aus durchschaubarem innenpolitischen Kalkül nicht für notwendig gehalten.

Unsere Journalistengruppe hat die staatlich gewünschte Sprachlosigkeit überwunden. Über eine Facebook-Gruppe sind sie jetzt täglich im Gespräch miteinander, fragen, bevor sie einfach opportune Antworten geben. ——

02-03 Konfrontation�mit�der�

�jüngeren�Geschichte�und�mit�Zeit-

zeugen:�Teilnehmer�beim�Ortstermin

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16— titel

? DW und TeleRadio Moldova haben ihre Zusammenarbeit ausgebaut. Sehen Sie

bereits positive Ergebnisse? Die Deutsche Welle war eine der ersten euro-päischen Rundfunkanstalten, die uns Unter-stützung angeboten hat. Und sie ist der erste Partner, mit dem wir ein „Memorandum of Understanding“ unterschrieben haben – im Juni 2010. Seither haben wir auf sehr effiziente Weise zusammengearbeitet. Das Ziel war in erster Linie die Fortbildung der Journalisten, die für unseren Sender arbeiten, in Radio und TV. Außerdem haben wir gemeinsam unsere Programmangebote ausgearbeitet und neue interne Strukturen für unser Unternehmen geschaffen. Im Moment läuft ein weiteres ehrgeiziges Projekt, bei dem uns die DW-AKADEMIE unterstützt: die Gründung einer modernen Multimedia-Abteilung.

? Was hat sich durch diese Zusammen-arbeit für Ihren Sender verändert?

In erster Linie haben wir eine neue Art der Nachrichten-Präsentation eingeführt, für uns ein sehr erfreuliches Ergebnis. Wir setzen auf eine distanzierte, korrekte und ehrliche Be-richterstattung. Jede Nachricht überprüfen wir, indem wir mindestens zwei unabhängige Quellen verwenden. Dies wurde früher nicht

beachtet, als TeleRadio Moldova noch ein staat-licher Sender war. Es ist uns sehr wichtig, beim Publikum an Glaubwürdigkeit zu gewinnen.

? Welche Bedeutung hat die Kooperation für den Demokratisierungsprozess in

der Republik Moldau? Da die Zusammenarbeit mit der DW einen di-rekten Austausch von „Best-Practice“-Beispielen im journalistischen Bereich bringt, hilft sie uns, in der Republik Moldau echten Qualitätsjourna-lismus zu betreiben und seine Prinzipien zu för-dern. Gerade dieser Qualitätsjournalismus ist ein unverzichtbares Element für eine demokratische Gesellschaft. Sie fördert den gesamten Demokra-tisierungsprozess.

? Welche Zukunftspläne haben Sie für Ihren öffentlich-rechtlichen Sender?

Wir wollen einfach die Besten sein! Wir setzen auf Glaubwürdigkeit, auf sehr vielseitige und qualitativ hochwertige journalistische Produkte, auch auf unsere Wettbewerbsfähigkeit. Wenn wir all das liefern können, werde ich sagen: Ja, wir haben unser Ziel erreicht! ——

Constantin�Marin,�seit�2010�Inten-

dant�von��TeleRadio�Moldova

„Wir setzen auf Glaubwürdigkeit“ Chisinau – Der ehemalige staatliche Sender der Republik Moldau, TeleRadio Moldova, wird zu einer modernen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt umgebaut. Diesen Prozess unterstützt die DW-AKADEMIE mit einem umfangreichen Fortbildungs- und Beratungsangebot. Eine effiziente Zusammenarbeit, meint Intendant Constantin Marin im weltzeit-Interview.

Fragen von Alexandra Scherle Volontärin aus Rumänien

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DW-AKADEMIE

Ausbildung von Nachwuchsjournalisten

Training und Beratung für Redakteure und Techniker

Coaching für Medienmanager

Kooperation mit Hochschulen

Medientraining

Beratung bei der Mediengesetzgebung

Beratung bei der Transformation von Staatssendern

Beratung der Medien für Selbstregulierung

Organisationsentwicklung in Sendern

Aufbau von Journalistikinstituten

Unterstützung bei der Gründung und Vernetzung von Community Medien

Die�Deutsche�Welle�gibt�ihr�Know-how�an�Partner��weltweit�

weiter.�So�heißt�es�im�DW-Leitbild.�Aufgaben,�Mittelgeber�

und��Partner�der�DW-AKADEMIE�zeigen�die��internationale�

Vernetzung.

18— titel

„Sehr engagiert“ seien sie gewesen, eben-so wie das Team der Dozenten – Mitarbeiter der DW-AKADEMIE, der Universität Bonn und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Deren Dekan Michael Krzeminski lobte ebenfalls den Teamgeist und zeigte sich zuversichtlich, dass die Studierenden gelernt hätten, Medienprobleme in der Welt mit zu lösen.

„Ich wünsche mir, dass die Medien in Vene-zuela eines Tages unabhängig sind. Dazu will ich meinen Teil beitragen“, sagte beispielsweise Oscar Rafael Schlenker aus Venezuela. Die meis-ten der IMS-Absolventen haben bereits Joban-gebote. Danh Quy Nguyen aus Vietnam wird in seiner Heimat „Digital Manager“ eines inter-nationalen Mode- und Lifestyle-Verlags. Er habe

in den vergangenen zwei Jahren viel für seinen weiteren Werdegang gelernt, so Nguyen. Für ihn persönlich sei es aber ebenso wichtig, „neue Freundschaften geschlossen zu haben“. Auch die Brasilianerin Ana Cristina Wegelin hat Pläne: In Brasilien will sie im Ministerium für Kommu-nikation tätig werden. „Der IMS-Abschluss ist dazu ein entscheidender Schritt.“

Ihr Studium aufgenommen haben mittler-weile die Studierenden des dritten Jahrgangs: Sie wurden am 6. Oktober im Rahmen einer Feierstunde von DW-Intendant Erik Bettermann und NRW-Ministerin Angelica Schwall-Düren offiziell begrüßt. Der zweite Jahrgang läuft seit Herbst 2010. ——

von Gunnar RechenburgFreier Mitarbeiter

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01-03 Vorfreude�und�

�Erleichterung:�die�neuen�Studieren-

den�(oben)�und�die�Absolventen�des�

ersten�Jahrgangs�(unten)

Auf Wiedersehen und herzlich willkommen! Bonn – Mit der feierlichen Übergabe der Zeugnisse hat Studiengangsleiter Professor Christoph Schmidt im August die ersten zwölf Studierenden des zweijährigen, zweispra-chigen Masterstudiengangs International Media Studies (IMS) in Bonn verabschiedet.

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Aus dem Kursprogramm

» Klassisches Medientraining

Interviews�in�Radio�oder�Fernsehen�führen�–�leicht�

�gemacht.�Den�sicheren�Umgang�mit�Medien�kann�man�

lernen.�Das�Training�berücksichtigt�individuelle�Wün-

sche�und�Bedürfnisse.��

� Termine:�1.�Dezember�2011�und�15.�März�2012�

» Öffentlicher Auftritt

Ein�souveräner�öffentlicher�Auftritt�ist�entscheidend�

für�die�erfolgreiche�Präsentation�einer�Institution�–�

vor�Publikum�wie�vor�Medienvertretern.�Mit�intensiver�

�Video-Analyse.�

� Termin:�10.�Januar�2012

» Social Media – Erfolg im Netz

Unternehmen,�Hilfsorganisationen�und�Verbände�set-

zen�immer�stärker�auch�auf�„Social�Media“.�Auf�welche�

Strategie�kommt�es�an?�Was�gilt�es�zu�beachten,�was�ist�

verzichtbar?�

� Termin:�12.�Januar�2012

» Veranstaltungsmoderation

Manche�Moderatoren�sind�Alleskönner,�spitzen�zu,�

haken�nach,�glätten�die�Wogen.�Hier�geht�es�um�die�rich-

tige�Vorbereitung,�den�Fahrplan�der�Moderation�und�

viele�Tipps.�Dazu�Video-Analysen.�

� Termin:�17.�Januar�2012

» VJ-Training

Genaue�Beobachtung�und�schnelle�Reaktion�auf�Ereig-

nisse�und�Situationen�sind�oft�wichtiger�als�ausgefeilte�

Kameraführung.�Was�müssen�Video-Journalisten�(VJ)�

darüber�hinaus�beachten?�

� Termin:�6.�bis�10.�Februar�2012

» Interkulturelles Training China

Beruflicher�Erfolg�im�Ausland�hängt�von�vielen�Faktoren�

ab.�Unterschätzt�wird�häufig�die�interkulturelle�Kom-

petenz.�Ein�individuelles�Training�unter�Leitung�eines�

deutsch-chinesischen�Teams.�

� Termin:�6.�Februar�2012

» Winterschool: TV-Moderation

� Moderatoren�geben�dem�Publikum�Orientierung.�Dazu�

gehört�auch�ein�souveräner�und�sympathischer�Auftritt.�

Ein�Angebot�für�künftige�Radio-�und�TV-Moderatoren.��

� Termin:�12.�bis�16.�März�2012

» Multimedia-Training

� Audio,�Video,�Print�–�ein�Journalist�muss�heute�alles�be-

herrschen�und�kombinieren�können.�Das�Training�zeigt,�

wie�es�geht.�Und�die�Möglichkeiten�und�Grenzen�von�

„Social�Media“.�

� Termin:�5.�bis�9.�März�2012

Informationen zu Anmeldung, Kursgebühren und

Bildungsurlaub: www.dw-world.de/medientraining

Summerschool

mit Medienprofis Bonn – Das Medientraining bereitet Fach- und Führungskräfte aller Berufsfelder auf einen professionellen Umgang mit Medien vor. Auch erfahrene Journalisten lernen dazu.

Ann-Katrin Müller steht im Studio der DW-AKADEMIE, die Kamera läuft. Jetzt muss sie alles gleichzeitig umsetzen: den Zuschauer „abholen“ und auf die Themen der Sendung einstimmen. Klare Orientierung bieten, Infor-mationen aufschlüsseln und dabei authentisch und sympathisch wirken. Wenn alles ineinander-greift, dann leistet ihre Moderation mehr als die Summe der einzelnen Beiträge. Die Trainerin Constanze Abratzky hat langjährige Moderati-onserfahrung und weiß, worauf es ankommt. In einem TV-Moderationstraining geht sie gezielt auf die Herausforderungen vor der Kamera ein.

Sieben erfahrene Print- oder Hörfunkjour-nalisten nehmen an dem einwöchigen Trai-ning der Summerschool teil. Sie möchten ihre Fertigkeiten im Moderieren vor der Kamera verbessern. Praxisübungen stehen, wie bei allen Medientrainings der DW-AKADEMIE, im Vordergrund. Direkt am Anfang nehmen die Teilnehmer eigene Anmoderationen auf und besprechen diese ausführlich in der Gruppe. „Im Fernsehen wird mehr als 50 Prozent über die äußere Erscheinung wahrgenommen“, betont Abratzky. Deshalb werden Körperhaltung, Klei-dung und Mimik genauso kritisch besprochen wie der Inhalt der Moderation. Wohin mit den Händen beim Sprechen? Wie schaue ich ent-spannt in die Kamera? Diese Art von Evaluation ist neu für die Teilnehmer; plötzlich nehmen sie sich ganz anders wahr.

Eine Teilnehmerin möchte durch das Trai-ning „ein Gefühl für die eigenen Stärken im Medienbereich bekommen und diese ausbauen“. Namentlich genannt werden möchten manche Teilnehmer nicht. Schließlich wird Medienkom-petenz bei Journalisten vorausgesetzt. Doch der souveräne Umgang mit Medien muss erst gelernt werden. Auch für Politiker und Wissenschaft-ler, für Pressesprecher und andere Vertreter von Unternehmen oder Organisationen ist die sou-veräne Kommunikation in den Medien und mit den Medien gleichermaßen unverzichtbar. »

von Charlotte HauswedellVolontärin

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Der Bedarf an professionellem Medientrai-ning steigt: Hatte die DW-AKADEMIE zu Be-ginn nur eine Handvoll Trainings im Angebot, sind es in diesem Jahr über 60. Profilierte Trai-ner leiten individuell gestaltete Workshops für Fach- und Führungskräfte aus der Wirtschaft, Repräsentanten aus Politik und Wissenschaft und Organisationen des öffentlichen Bereichs. Zu den festen Kunden gehören unter ande-rem Nachwuchsdiplomaten des Auswärtigen Amts, auch UN, DAAD und Care International etwa und die Unternehmen Deutsche Post und Bertelsmann.

Auch in Interkulturellen Trainings wird auf den Auslandseinsatz oder das internationale Ge-schäft vorbereitet – Trainer der Akademie arbeiten hier in Tandems mit Kollegen aus den DW- Redaktionen aus über 60 Nationen zusammen.

Besonders gefragt ist nach wie vor klas-sisches Interview- oder Statementtraining. „Es geht darum, den Menschen die Scheu vor den Medien zu nehmen und ihnen zu helfen, ihre Kernbotschaften überzeugend zu vermitteln“, betont Daniela Wiesler, Leiterin des Bereichs

Medientraining. „Das geht am besten mit vielen Praxisübungen im Fernsehstudio und mit ak-tiven Journalisten als Trainer, die aus Erfahrung wissen, wovon sie sprechen.“

Eine eigene Medienpräsenz zu entwickeln – das ist eine große Herausforderung, auch für erfahrene Journalisten. Die Übungen geben neues Selbstbewusstsein. Bereits am dritten Tag zeigen die Teilnehmer des TV-Moderations-kurses große Fortschritte. „Ich habe schon jetzt das Gefühl, meine Scheu vor der Kamera über-wunden zu haben“, erklärt Ann-Katrin Müller. Am letzten Tag nehmen sie ein „Showreel“ auf, eine Sendung, die sie als Arbeitsprobe für wei-tere Bewerbungen nutzen können. Professionell und kompetent führen sie durch eine Sendung. Nervosität ist keinem mehr anzusehen, dafür Freude am Auftritt vor der Kamera. ——

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01-02 Den�Menschen�die�

Scheu�vor�den�Medien�nehmen:�

�Praxisübungen�im�Fernsehstudio

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weltzeit 05_2011

Als ich zum ersten Mal vor einer Kamera sprechen sollte, hatte ich ein langes, weißes Kleid an und war sehr aufgeregt. Das seltsame Gerät, mit dem mich Freunde und Familienmit-glieder bei meiner Hochzeit unerbittlich ver-folgten, wirkte bedrohlich.

Ein paar Monate später. Ich stand kurz vor dem Auswahlverfahren für ein Volontariat bei der Deutschen Welle. Schon der Gedanke an eine Kamera war mir unheimlich. Die Übungen – ein Wissenstest und das Verfassen von Nachrichten, Titeln und Teasern für Inter-net-Texte und eines Magazinbeitrags – waren zwar schwierig. Im Vergleich zum Kamera-Test waren sie aber weit weniger einschüchternd. Gefragt war ein Live-Kommentar zur Wahl des Bundespräsidenten – in mehreren Sprachen.

Bei mir waren es Deutsch, die Sprache meiner Mutter, Rumänisch, die Sprache meines Vaters, und Englisch, die Sprache meines Lieblings-dozenten für journalistisches Schreiben an der Universität.

Kurz und gut: Die Premiere vor der Kamera gelang. Ich konnte mich auf den Inhalt konzen-trieren. Die Angst vor der Kamera und vor der Prüfungssituation war auf mysteriöse Weise ver-schwunden. Die Freude über den unerwarteten Erfolg führte mich selbstbewusst durch das Fi-nale – das Auswahlgespräch mit den Programm-direktoren.

Achterbahn der gefühle Noch am selben Tag feierte ich mein bisher größtes Erfolgserlebnis. Die vertrauten Symp-tome einer Verliebtheit überkamen mich, der Himmel hing voller Geigen. Schade nur: Statt Geigen waren es im WM-Sommer 2010 die lär-menden Vuvuzelas der Fußball-Fans, die mein Gehör strapazierten.

In den ersten Monaten des Volontariats fuhr mein Selbstwertgefühl Achterbahn, zwischen euphorischem Übereifer (natürlich kann ich in zwei Stunden einen komplexen Beitrag schrei-ben und produzieren) und düstersten Selbstzwei-feln (ich schaffe das alles nicht, es war wohl ein Fehler der Jury, sich für mich zu entscheiden).

Spätestens nach dem ersten Halbjahr ver-spürte ich Erleichterung und ein gewisses Gleichgewicht. Vorgesetzte und Kollegen in den DW-Redaktionen waren sehr freundlich und offen – nicht selbstverständlich in turbulenten Zeiten von Reform und Umbruch. Ich konnte fast alle Themen realisieren, die ich vorschlug.

Inspirierende Menschen bereichern das Vo-lontärsdasein. Über viele würde ich gern einen Roman schreiben: über die Menschenrechts-aktivistin aus Ruanda, die ihr Leben riskiert, um Vergewaltigungsopfern zu helfen; über die erfolgreiche türkische Unternehmerin, die

03 Mit�der�Kamera�auf�Stimmen-

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Germany’s next Top-Volontärin Bonn – Wer bei der DW ein Volontariat absolvieren kann, darf sich geadelt fühlen. Meint eine, die es geschafft hat. Ein erfrischender Erfahrungsbericht über Momente der Ent-scheidung, über feuchte Hände und weiche Knie. Auch über Glücksgefühle, Anerkennung und Erfolgserlebnisse.

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von Alexandra Scherle Volontärin aus Rumänien

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heimlich zur Schule ging; oder über den osteuropäischen Saison-arbeiter, der auf deutschen Feldern Erdbeeren pflückt, um seinen Kindern den Traum von einer Universitätsausbildung zu erfüllen.

Doppelte Perspektive Viele dieser Geschichten von Menschlichkeit, von Werten und Hoffnungen konnte ich auf Deutsch und Rumänisch schreiben. Erst dachte ich, es könnte aus deutscher Sicht ein Schönheitsfehler in meinem Lebenslauf sein, dass ich zwei Drittel meines bishe-rigen Lebens in Rumänien verbracht habe. Doch im internatio-nalen Umfeld der DW erkannte ich: Meine Mehrsprachigkeit und diese doppelte Perspektive auf Deutschland – von außen wie von innen – sind ein Vorteil.

In den Seminaren erprobten und vertieften wir unsere journa-listischen Fähigkeiten, diskutierten und kritisierten unsere Pro-dukte durchaus leidenschaftlich. Auch in schwierigen Momenten waren meine Mit-Volontäre für mich da, unterstützten mich nach Kräften.

Nur ein einziger Feind lauert an jeder Ecke. Vermutlich ken-nen ihn alle angehenden Journalistinnen und Journalisten: der übertriebene Perfektionismus, der einen bis zur Erschöpfung auszehrt und jeden winzigen Fehler zu einer kleinen Katastrophe stilisiert. Die innere Stimme, die einem auch nach jedem Erfolg zuflüstert, man sei trotzdem nie gut genug. Im Volontariat habe ich gelernt, mich nicht von ihr blockieren zu lassen. Denn Angst ist der größte Feind der Kreativität. Und der Liebe. ——

Das DW-Volontariat

Die DW-AKADEMIE bietet ein 18-monatiges, crossmediales Volontariat sowohl

für Nachwuchsjournalisten aus Deutschland als auch aus den Sendegebieten

der Deutschen Welle. Jeweils 20 Volontärinnen und Volontäre durchlaufen pro

Jahrgang die Redakteursausbildung für Radio, Fernsehen und Online an den

Standorten Bonn und Berlin.

In Kompaktseminaren lernen sie mehr über journalistische Darstellungs-

formen, Moderationstechniken, den Umgang mit Texten, Tönen und Bildern

sowie die Gestaltung von Webseiten. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der

crossmedialen Arbeitsweise. Die Volontäre planen und realisieren Fernseh-

und Hörfunksendungen mit entsprechendem Webauftritt. Dabei werden alle

journalistischen Darstellungsformen in Teamarbeit und unter Zeitdruck an-

gewandt.

In den Praxisphasen durchlaufen die Volontäre verschiedene Redaktionen und

Abteilungen der Deutschen Welle in Bonn und Berlin. Darüber hinaus verbrin-

gen sie einen Monat in einer Wahlstation – ob beim WDR in Köln, bei CNN in At-

lanta oder beim DW-Partner in Namibia.

Das DW-Volontariat ist sehr begehrt, das Auswahlverfahren anspruchsvoll und

mehrstufig. Erste journalistische Erfahrungen sind erforderlich, um sich be-

werben zu können. Außerdem müssen die Bewerber mehrsprachig journalis-

tisch arbeiten können und über ein abgeschlossenes Hochschul- oder Fach-

hochschulstudium verfügen. In mehreren Runden stellen die Bewerberinnen

und Bewerber ihr Können unter Beweis. Die Endrunde dauert drei Tage und

umfasst einen Wissenstest sowie Kamera- und Schreib übungen und ein Aus-

wahlgespräch. Wer hier überzeugt, für den heißt es schon bald: Willkommen

bei der Deutschen Welle!

www.dw-akademie.de

01 Ausgewählt�aus�Hunderten�

�Bewerbern:�die�Volos�Julia�Hahn,�Jan�

Bruck,�Alexandra�Scherle,��Elisabeth�Jahn�

(oben�v.�l.),�Olga�Kapustina,�Laura�Döing,�

Nicolas�Martin�(Mitte),�Gönna�Ketels�und�

Theresa�Tropper�(vorn)�–�neun�der�20�

Volontärinnen�und�Volontäre�des�aktu-

ellen�Jahrgangs

01

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spot —23

Libyen: Auftakt für ein langfristiges Engagement Bengasi – Die DW-AKADEMIE hat nach einer Bestandsaufnahme der Medienlandschaft in Libyen Trainingsangebote im Zeichen des dortigen Transformationsprozesses entwickelt. Die erste Fortbildung ist im Oktober angelaufen, sie richtet sich an Radio-Journalisten in Bengasi. Carsten von Nahmen, Lei-ter Afrika der DW-AKADEMIE, sieht darin „den Auftakt für ein langfristiges Engagement in Libyen“. Sender, die sich seit dem Beginn der Revolution vor allem auf junge Freiwillige ohne journalistische Ausbildung stützen, sollen in die Lage versetzt werden, den Wiederaufbau und die demokratische Ent-wicklung des Landes professionell zu begleiten.

Asien: Digitale Zukunft für wertvolle Vergangenheit Frankfurt/Main – Die DW-AKADEMIE berät seit einigen Jahren drei staatliche Sender in Vietnam, Sri Lanka und Nepal bei der Betreuung ihrer Archive. Mit moderner Technik werden alte Tonträger restauriert und digitalisiert – und somit wertvolle Zeitdokumente verfügbar gemacht. Auf der Jahres-konferenz der Internationalen Vereinigung der Schall- und audiovisuellen Archive in Frankfurt/Main stellten die drei Archivleiter aus Asien die Herausforderungen und Fortschritte ihrer Arbeit vor. Für die DW-AKADEMIE betonte Projektmanagerin Heidrun Speckmann (im Bild), dass die Ausbildung von Experten vor Ort und die daraus entstehende Süd-Süd-Kooperation intensiviert werden solle.

Preis: Silberner Delfin für Reportage über Flutvorsorge Cannes – Die DW-TV-Reportage „Flutvorsorge in Bangladesch“ in der Reihe „Global Ideas“ hat bei den „Cannes Corporate Media & TV Awards“ den Silbernen Delfin erhalten. Der Film von Carl Gierstorfer wurde in der Kategorie TV-Dokumentation und Reportage (Umwelt und Ökologie) ausge-zeichnet. Der Beitrag stellt ein Pilotprojekt zum Klimawandel im Norden Bangladeschs vor: Anwohner lernen einfache Schutzmaßnahmen gegen Überschwemmungen. Die Redakteurinnen Sabrina Weber und Christine Meister nahmen in Cannes den Silbernen Delfin aus der Hand von Festival-Direktor Alexander V. Kammel (l.) entgegen. www.ideasforacoolerworld.org

Afghanistan: Mehr DW-Präsenz über Radio Ariana Kabul – Die Deutsche Welle verstärkt ihre Präsenz in Afghanistan: Über den Partnersender Radio Ariana ist die Abendsendung auf Dari via UKW in allen Teilen des Landes zu hören. Radio ist in Af-ghanistan das am häufigsten genutzte Medium. Der unabhängige Sender Radio Ariana gehört zu den erfolgreichsten Stationen des Landes. Er engagiert sich beim Aufbau der Zivilgesellschaft und sendet seit 2007 das Wiederaufbaumagazin der DW auf Dari und Paschtu, den wichtigsten Landessprachen Afghanistans. Seit 2010 übernimmt Ariana zudem „Learning by Ear“ – ein Bildungsangebot der Deut-schen Welle mit Radionovelas zu Themen, die junge Menschen bewegen. bit.ly/InterviewShamel

Pakistan: Deutschkurs der DW über 20 Radiosender Bonn – Seit August senden 20 Partner in Pakistan den 26-teiligen Sprachkurs „Deutsch – warum nicht?“ der DW. Die Sender sind über UKW und Internet nicht nur in den Metropolen Islamabad und Lahore, sondern auch in ländlichen Gebieten zu empfangen. Deutsch gehört zu den beliebtesten Fremd-sprachen in Pakistan, allerdings fehlt es an leicht zugänglichen Kursangeboten. Die DW hat darüber hinaus mit Pakistans größtem privaten Radionetzwerk FM 100 eine Zusammenarbeit vereinbart. Die Urdu-Redaktion produziert für den Partner, der vor allem in Metropolen vertreten ist, Nachrichten-bulletins, außerdem übernimmt FM 100 englischsprachige Sendungen. www.dw-world.de/deutschkurse

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weltzeit 05_2011

Deutsch sein ist nicht einfach Bonn/Berlin – „Heimat erkennt man erst, wenn man von ihr weit entfernt ist.“ Das erlebte Chi Viet Giang zum Beispiel während eines Studienaufenthalts in Taiwan. Der in Koblenz geborene Nachwuchsjournalist absolviert derzeit ein Volontariat bei der Deutschen Welle. Ein „Hintergrund“-Beitrag in unserer Reihe Deutschlandbild.

24— profil

„Woher kommst Du?“ – „Aus Köln…“ – „Aber welche Nationalität hast Du?“ – „Ich bin Deutscher.“ – „Nein, ich meine: Wo bist Du geboren?“ – „In Koblenz…“ – „Aber Deine Eltern?!“ – „Die sind in Vietnam geboren. Sind chinesischstämmig.“ Zustimmendes Nicken und ein „Soso, interessant“. Zum Staunen gesellt sich offensichtlich die Erleichterung: also doch Ausländer!

Eine Konversation, die ich so oder ähnlich unzählige Male geführt habe. Dabei fühle ich mich als halb Moselaner, halb Rheinländer. Schließlich bin ich in Koblenz groß geworden und lebe seit fast zehn Jahren in Köln.

Komischerweise kann dasselbe Gespräch – in den USA, England, Taiwan, Japan oder einem anderen Land – auch ganz anders laufen. Auf die Frage: „Woher kommst Du?“ ist nach der Antwort „Aus Deutschland“ meistens Schluss.

Ich bin dann einfach Deutscher. Jenseits unseres Landes fällt es anscheinend leichter, mich als Deutschen zu sehen.

Diagnose: Migrationshintergrund In meinem Geburtsland ist das anders. Wort-ungetüme verwendet der gemeine deutsche Politiker, um politisch korrekt zu bleiben, und tritt damit noch tiefer ins Fettnäpfchen: Deut-scher mit Migrationshintergrund. Das klingt wie eine folgenschwere Diagnose, die man nicht mehr los wird.

In der Regel sind es Menschen um die 60 und älter, die mich auf meine Herkunft anspre-chen. Jüngere scheint es nicht zu jucken, woher meine Eltern stammen. Menschen sind neugierig und ich weiß, die Leute meinen es nicht böse. Schließlich sehe ich nicht sehr europäisch aus, zugegebenermaßen.

01 Innerdeutsche�Migration:��

vom�Deutschen�Eck�in�Koblenz�zum�

Kölschen�Jeck

Chi Viet Giang wurde�1980�in�Koblenz�geboren.�Er�studierte�Regionalwissenschaften�Ostasien�in�Köln,�Taiwan�und�Japan.�Seine�ersten�

journalistischen�Erfahrungen�sammelte�er�beim�NDR�in�Hongkong.�Seit�Oktober�2008�ist�der�Nachwuchsjournalist�bei�der�

Deutschen�Welle�–�erst�als�Praktikant,�dann�als�Freier�Mitarbeiter�in�der�China-Redaktion�und�der�Sendung�„Asia-�Compact“�

und�schließlich�als�Volontär.

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DEUTSCHLANDBILD

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ictu

re-a

llian

ce/�

dpa

In� unterhaltsamen� Geschichten� erzählen� die� jungen� Autorinnen� und� Autoren,�

auf�welche�bizarren�Überraschungen�sie�in�der�deutschen�Kultur�getroffen�sind.�

Sie�fragen�nach,�was�Menschen�aus�anderen�Kulturkreisen� in�Deutschland�er-

lebt�haben.�Und�wollen�wissen,�wie�Deutsche�ihre�Landsleute�im�Ausland�sehen:�

„Deutsche�mit�Socken� in�Sandalen“�–� längst�überholtes�Klischee�oder� leben-

dige�Wirklichkeit?�

Da� ist� zum�Beispiel�Chiponda�Chimbelu�aus�Sambia.�Seinen�persönlichen�Kul-

turschock�erlebte�er�in�einem�Bonner�Supermarkt:�Als�eine�neue�Kasse�öffnete,�

stürmten�Deutsche�aus�ihren�Warteschlangen�an�ihm�vorbei�–�wie�Tiere�an�den�

Futtertrog.�„Von�Schlangen�und�Schweinen“�heißt�seine�Geschichte.

Der� Kulturschock� kann� unterschiedliche� „Symptome“� haben.� Unerwartet�

schlägt�er�ein.�Auch�heimische�Brötchen�können�irritieren�–�weil�es�1.200�ver-

schiedene�Sorten�gibt!�Für�einen�Diplomaten�aus�Nigeria�wurde�dieser�Schock�

zum�Kulturerlebnis:�„Jetzt�kann�ich�jeden�Tag�ein�anderes�Brötchen�essen.“�

Bei�jedem�Klick�öffnet�sich�eine�einfallsreich,�auch�fantasievoll�gestaltete�Seite:�

mal�mit�Videos�und�Hintergrundinformationen,�mal�mit�Audios�und�Erfahrungs-

berichten.�Dazu�gibt�es�viele�Fotos.

Die�Volontäre�recherchierten,�warum�Gestik�nicht�immer�hilft,�wenn�die�Worte�

–�in�der�richtigen�Sprache�–�fehlen.�Sie�fragten�nach:�„Ist�verquaste�Amtsspra-

che�ein�typisch�deutsches�Problem?“�Ist�es�nicht!�Michaela�Blaha,�Geschäfts-

führerin� von� IDEMA,� dem� Internet-Dienst� für� eine� moderne� Amtssprache,� er-

klärt:�„Beamtenchinesisch�gibt�es�auf�der�ganzen�Welt.“�Derzeit�zeige�sich�die�

IDEMA�bemüht,�die�deutsche�Beamtensprache�zu�„entbürokratisieren“.�Sie�hilft�

Behörden,�Texte�verständlicher�zu�schreiben.�Wenn’s�klappt,�atmet�bestimmt�

nicht�nur�der�Australier�André�Leslie�bei�seiner�nächsten�Steuererklärung�auf.�

Das�Multimedia-Angebot�„Kulturschock“�stellten�die�Volontäre�der�DW�im�Som-

mer� 2011� während� des� Seminars� „Von� der� Idee� zum� fertigen� Online-Dossier“�

zusammen� unter� Anleitung� von� Marcus� Bösch� und�Steffen� Leidel,� Trainer� der�

�DW-AKADEMIE.�

Daumen�hoch�für�das�Multimedia-Special,�nur�nicht�in�Ghana.�Da�bedeutet�der�

Daumen�nach�oben�nämlich�etwas�Anderes…�

Die�Volontäre�verraten�es�hier:�

www.dw-world.de/kulturschock�

Unter „Kulturschock“

was denkt ein Australier beim wort „Einnahmenüberschussrechnung“ in

der steuererklärung? was meint eine junge Frau aus ghana, wenn sie in

ihrem land den Daumen nach oben hält? Zehn Dw-Volontäre aus neun län-

dern verraten es. in einem Multimedia-special sprechen sie aus, was viele

schon erlebt haben: Man kommt in ein fremdes land und ist verwirrt, irri-

tiert, wird erwischt vom „Kulturschock“.

Daniela Gollob

weltzeit 05_2011 profil —25

So kommt es immer wieder zu witzigen Situationen: „Sind Sie hier in Deutschland geboren?“ Ich darauf: „Ja, in Koblenz…“ – „Das hört man. Kein Akzent. Sie sprechen ja besser Deutsch wie ich!“ – „ALS ich!“… Lustig auch jene etwas hilflosen „How can I help you?“-Situationen am Flughafen, Bahnhof oder im Restau-rant: Ich äußere mein Anliegen auf Deutsch, doch die Antwort erfolgt auf Englisch. Bis mein Gegenüber merkt, dass ich Deutsch spreche, vergehen einige Sätze.

Deutsch sein ist nicht einfach. Schon gar nicht in Deutschland. Ein Problem mit der Selbstwahrnehmung?! Es ist eine ambiva-lente Haltung gegenüber der eigenen Nationalität. Stolz, Deut-scher zu sein, ist verpönt – gilt als rechts, nationalistisch und ist unerwünscht. Das ist der Geschichte geschuldet. Nur allmählich verschwindet die Scham, in der Öffentlichkeit auch mal Flagge zu zeigen – etwa alle vier Jahre zur Fußball-WM gelingt es. Doch kaum ist der sportliche Wettkampf vorbei, sind die Nationalsym-bole wieder verschwunden.

heimat: ein gefühl von Vertrautheit Für mich ist Deutschland meine Heimat – nicht geworden, son-dern schon immer gewesen. Für mich ist es nicht nur ein Ort, an dem ich zu Hause bin. Für mich ist es auch ein Gefühl – von Si-cherheit und Vertrautheit. Dies wurde mir erst bewusst, als ich ein Jahr in Taiwan studierte. Heimat erkennt man erst, wenn man von ihr weit entfernt ist. Ich schätze die offene, lockere Art der Kölner. Jedes Mal, wenn ich verreise und wieder nach Hause komme, bin ich froh, wieder in Köln zu sein.

Ich habe ein entspanntes Verhältnis zum Begriff Heimat. Denn ich assoziiere damit keine folkloristische Schwarzwaldidylle, auch keine Männer in Lederhosen – geschweige denn nationales Pathos. Für viele 68er stellt der Begriff wohl immer noch eine Verklärung des nationalsozialistischen Deutschlands dar.

Dabei gibt es hier eine sehr ausgeprägte Sensibilität für Ge-schichte und den Umgang mit ihr. Das ist gut so. Manchmal je-doch wird dieses Gefühl zu einem Krampf. Die junge Generation macht es vor: Geschichte wird in der Schule vorbildlich aufgear-beitet – wider das Vergessen. Gleichzeitig ist der Umgang mit dem Deutschsein viel entspannter. Das gilt auch für den Umgang mit anderen Deutschen, egal mit welchem „Hintergrund“.

Deutscher, das bin ich. Ob mit oder ohne sogenannten Migra-tionshintergrund. Wie lange wird es dauern, bis dieses Wort-unge tüm aus dem Sprachgebrauch verschwindet; bis es nur noch Deutsche gibt? Wie soll ich das meinen Kindern erklären, dass sie eigentlich keinen Migrationshintergrund haben – höchstens einen rheinland-pfälzischen. Schließlich gab es bei mir bisher nur innerdeutsche Migration, rheinabwärts. Vom Deutschen Eck zum Kölschen Jeck. ——

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26— podium

Die Zahl der Korrespondenten in Brüssel sinkt stetig. Wirtschaftliche Zwänge hinterlas-sen in den Redaktionen ihre Spuren: Klamme Sender übernehmen fertige Beiträge, Redak-tionen haben kaum noch Zeit für Recherche. Agentur- und PR-Meldungen werden vermehrt genutzt. „Wir müssen darüber reden, um unsere eigene Zivilgesellschaft zu festigen, damit wir auch künftig glaubwürdig einstehen können für Werte wie Medienfreiheit und Demokratie“, sagte DW-Intendant Erik Bettermann zum Auf-takt der Veranstaltung.

Rolf-Dieter Krause, Leiter ARD-Studio Brüssel, kommentierte: „Die Kommission ver-plempert Geld für Propaganda.“ Im Blick hatte er die steigende Zahl vorproduzierter Fotos, Berichte und Live-Streams, die die Kommis-sion zur kostenlosen Übernahme bereitstellt. Die „erklärende und hinterfragende“ Position des Journalisten gehe bei dem Angebot ver-loren. Stattdessen fehle es an Sprechern, die Journalisten Auskunft geben, so Krause. Auch Oliver Hahn, Professor für Journalistik an der Universität Passau, sieht eine die Medienfreiheit gef ährdende Vermischung von PR und Journa-lismus. Private kommerzielle Sender, beispiels-weise in Osteuropa, übernähmen die Angebote

der EU nur allzu gern, zumal sie online verfüg-bar seien. Beim EU-Medienangebot für Sender handele es sich nicht um „Propaganda“, sondern um Material, das keinesfalls unbearbeitet genutzt werden könne, widersprach Martin Selmayr, Kabinettchef von EU-Kommissarin Viviane Reding. Dieses Material zur Verfügung zu stel-len „ist Teil unserer Dienstleistung“.

Euronews-Vertreter Olaf Bruns hatte einen schweren Stand, denn der Sender wird mit jährlich 22 Millionen Euro direkt von der EU alimentiert. Dieser Vertrag verpflichte nur dazu, über Europa zu berichten, gebe jedoch kei-neswegs vor, in welcher Form. Journalistische Unabhängigkeit könne so nicht gewährleistet werden, hielt Rolf-Dieter Krause dagegen. „Wenn ARD und ZDF mehr über Europa be-richten würden, bräuchten wir euronews gar nicht“, so Doris Pack, Abgeordnete des Europä-ischen Parlaments. Sie vermisse bei Journalisten gelegentlich das Bemühen, die Dinge zu ver-stehen. Was seine Zeit brauche, wie Olaf Bruns ergänzte, denn Europa sei sehr komplex. Er zitierte eine Befragung von euronews: Demnach brauchen Journalisten „im Schnitt bis zu zwei Jahre, um sich hier zurechtzufinden“. ——

von Martina BertramRedakteurin

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01 Kontroverse�Debatte�in�der�

Vertretung�des�Landes�NRW�bei�der�EU�

in�Brüssel:�(v.�l.)�Rolf-Dieter�Krause,�

Doris�Pack,�Moderator�Christian�F.�

�Trippe,�Leiter�des�DW-Studios�Brüssel,�

Martin�Selmayr�und�Olaf�Bruns

Ein unmoralisches AngebotBrüssel – EU-Institutionen bauen ihre Kommunikationsbereiche seit Jahren aus. Geht es um Dienstleistung am Bürger oder betreiben sie Propaganda? Um die Auswirkungen dieser Praxis auf die Unabhängigkeit der Medien und die Bedeutung der journalistischen Unab-hängigkeit für die Demokratie ging es in einer DW-Veranstaltung Ende August in Brüssel.

01

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Orchestercampus

Die Deutsche Welle hat den Orchestercampus gemeinsam mit dem Beethovenfest Bonn 2001

ins Leben gerufen. Die ersten jungen Musiker kamen aus meinem Heimatland – der Ukraine. Das

Symphonieorches ter der Nationalen Musikakademie Kiew gab ein Benefizkonzert zugunsten der Kiewer

Kinderkrebsstation des Gebietskrankenhauses. In den folgenden Jahren kamen junge Musiker aus der

Türkei (2002), Georgien (2003), China (2004), Polen (2005), Südafrika (2006), Ägypten (2007), Russ-

land (2008), Vietnam (2009) und Brasilien (2010) in Beethovens Geburtsstadt Bonn.

Zukunftsmusik – so lautete das Motto des diesjährigen Beethovenfestes. Der Aufenthalt der irakischen

Jugendlichen in Deutschland wurde von den Volontären der Deutschen Welle begleitet:

training.dw-world.de/b11

weltzeit 05_2011 podium —27

Zwei Wochen lang haben 43 junge Künstler arabischer und kurdischer Herkunft in Bonn hart gearbeitet. Heute wollen sie das Ergebnis des Orchestercampus präsentieren. „Alle Pro-ben waren eine Herausforderung“, erzählt der aus Großbritannien stammende Dirigent Paul MacAlindin. Einige der Nachwuchsmusiker des National Youth Orchestra of Iraq (NYOI) sind Autodidakten, sie haben ihr Instrument eigenständig erlernt. Die Anweisungen des Diri-genten wurden von zwei Dolmetschern ins Kur-dische und Arabische übersetzt. Bevor sich alle in Bonn getroffen haben, war der Unterricht über Internet gelaufen: via Skype, YouTube und Facebook. In Erbil, Irak, trafen sie sich erstmals zu Proben.

Über deutsche Lebenskultur konnten die Jugendlichen in ihren Gastfamilien einiges erfahren – zum Beispiel bei den Sondermanns. Am Frühstückstisch vor den Proben nahmen sich beide Seiten Zeit, voneinander zu er-fahren. Und wie finden die Jugendlichen ihr Gastland? Die einstimmige Antwort: „Ger-many? Nice!“ Im Vergleich zu Irak sei es in Deutschland sehr ruhig. Nur das Essen schme-cke hier nicht, verrät mir ein Mädchen und bittet mich, seinen Namen nicht zu nennen.

Vor dem Konzert sind die jungen Musike-rinnen und Musiker sehr aufgeregt: Promi-nenz hat sich angekündigt. Bundespräsident Christian Wulff kommt. Die berühmte Violi-nistin Arabella Steinbacher steht auf der Bühne und spielt mit den irakischen Nachwuchsmu-sikern Beethovens Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61. Zwei andere Stücke des Konzerts wurden von irakischen Musikern im Auftrag der Deutschen Welle komponiert: „Invocation“ aus der Feder des Kurden Ali Authman und „Desert Camel“ von Mohammed Amin Ezzat.

„Musik bringt Menschen zusammen“, sagte Bundespräsident Christian Wulff, Schirm-herr des Orchestercampus, im DW-Interview. „Deshalb finde ich solche Projekte der Deut-schen Welle großartig.“ Nicht zuletzt durch ihre Präsenz im Internet spiele die DW für

Menschen weltweit „eine große Rolle, um sich zu informieren, sich gegenseitig zu verstehen, sich für Neues auch zu öffnen“, so Wulff.

Nach dem dreistündigen Konzert gibt es Standing Ovations. Die Anspannung der jun-gen Musiker ist längst verflogen. Jetzt soll der Erfolg auf der Aftershow-Party gefeiert werden. In einer Ecke stehen zwei junge Frauen. Toqa, eine von ihnen, trägt ein schwarzes Kopftuch. Sie wischt sich Tränen aus den Augen und sagt schluchzend: „Ich bin sehr glücklich, weil ich hier mitmachen darf. Gleichzeitig bin ich sehr traurig, denn heute muss ich mich von meinen Freunden verabschieden.“ Am Ende des Abends tanzen sie alle fröhlich und ausgelassen. ——

bit.ly/InterviewWulff

von Mariya RuettingerVolontärin aus der Ukraine

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Zukunftsmusik aus Irak Bonn – Der Bundespräsident saß in der ersten Reihe, das Lampenfieber bei den jungen Musikern erreichte Höchstwerte. Beim Beethovenfest Bonn spielte das „National Youth Orchestra of Iraq“ (NYOI) erstmals außerhalb der Heimat. Der vorangegangene Orches-tercampus und das Abschlusskonzert wurden zum nachhaltigen Erlebnis für alle.

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28— neue medien

Zur Online-Messe dmexco veröffentlichten die Marktforscher von Tomorrow Focus Media eine Studie, die die schlimmsten Befürchtungen der Branche bestätigte: 85 Prozent aller be-fragten Internetnutzer gaben an, niemals ein Werbebanner oder eine andere Online-Wer-bung angeklickt zu haben. Ein katastrophales Ergebnis für die großen Inhalte-Anbieter im Netz, die ihre kostenlosen Seiten durch bunte Werbebotschaften finanzieren müssen. Sollte das Internet, das gerade erst die Zeitungen fast in die Knie gezwungen hatte, nun seinerseits am Anzeigenmangel zugrunde gehen? Mancher witterte schon einen Treppenwitz der Medien-geschichte.

Wie so oft sind die Fakten differenzierter: Seit Jahren sind Finanzierungsmodelle auf dem Vormarsch, die der klassischen Online-Werbung den Rang ablaufen und gleichzeitig beweisen, dass bei weitem nicht jeder erwartet, im Netz alles kostenlos zu bekommen: So hat die New York Times im März ihren Internetauftritt in eine Art „digitales Zeitungsabo“ umgewandelt und damit bereits 400.000 zahlende Kunden ge-wonnen. Derartige „Paywalls“ waren zuvor bei vielen Zeitungen gescheitert; allerdings lässt die Times jeden Besucher weiter bis zu 20 Artikel

im Monat gratis abrufen. Kunden können sich so von der Qualität überzeugen, bevor sie bis zu 455 US-Dollar pro Jahr für den Zugang zahlen.

Internetdienste wie das Telefonie-Programm Skype sind dagegen als „Freemium“-Anbieter erfolgreich: Sie bieten ihre Basisfunktionen allen Nutzern kostenlos an und können so eine breite Kundenbasis aufbauen. Besondere Optionen stehen dagegen nur den Mitgliedern zur Verfü-gung, die einen monatlichen Beitrag entrichten. Bei Skype sind dies beispielsweise komfortable Videokonferenzen mit mehreren Teilnehmern.

Angesichts des Ungleichgewichts zwischen zahlenden und nicht zahlenden Nutzern bringen Netz-Utopisten wie der Chaos Computer Club immer wieder die „Kultur-Flatrate“ ins Spiel. Sie soll wie eine Rundfunkgebühr von allen entrichtet und auf die Anbieter im Netz verteilt werden. Einen Ausblick, wie eine solche Vertei-lung funktionieren kann, gibt das schwedische Startup „Flattr“ – hier zahlen die Nutzer frei-willig einen beliebigen Monatsbeitrag. Auf Sei-ten, die an Flattr angeschlossen sind, können sie durch Klicken eines Buttons signalisieren, dass sie das Angebot dieser Seite unterstützen möch-ten. Flattr teilt am Ende des Monats den Beitrag unter den so bewerteten Seiten auf. ——

01 Alles�umsonst�oder�für�einen�

freiwilligen�Obulus?�Kulturgut�zwi-

schen�Freemium,�Flattr�und�Flatrate

von Dominik Ahrens Auslandsmarketing

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Wer soll das bezahlen?Artikel, Musik und ganze Filmsammlungen – all das soll nur einen Mausklick entfernt sein. Vor allem soll es kostenlos sein. Dass sie ihre Inhalte im Netz verschenken müssen, bereitet vielen Anbietern Kopfzerbrechen. Doch einige erfolgreiche Beispiele zeigen, dass die „Gratis-Mentalität“ der Internetnutzer Grenzen hat.

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schlaglichter —29weltzeit 05_2011

Flickr schon am Ende?

Studie geben 24 Prozent der über

6.000 Befragten an, ihr bevorzugtes

Soziales Netz seltener aufzurufen.

bit.ly/nMXLCk

Libyen: Twitter und Facebook sehr hilfreichApropos Facebook: Während aufstän-

dische Libyer Tripolis eroberten, wa-

ren beim Netzwerk wichtige Details

zu lesen: „Scharfschützen auf dem

Dach des größten Gebäudes der Jraba

Steet und Ras Ahsan.“ Rebellen und

Sympathisanten koordinierten sich

via SMS und verstärkt über Soziale

Medien wie Facebook und Twitter. Die

Einnahme des staatlichen Mobilfunk-

netzes Libyana machte es möglich.

Zuvor hatte das Regime die Inter-

netverbindung gekappt. Die Rebellen

hatten zunächst mit unterschiedlich

farbigen Fahnen kommuniziert.

bit.ly/nxER60

Kanada ohne Pardon:Internet an kurzer Leine?Die kanadische Regierung plant, die

Befugnisse der Behörden bei der

Telekommunikationsüberwachung

auszuweiten. Mit den geplanten

Gesetzen sollen Internetprovider

und Soziale Netzwerke für Ermittler

leichter zur Verbrechensbekämpfung

nutzbar sein. Datenschützer und

Sicherheitsexperten laufen Sturm

gegen die Pläne der Regierung. In

einem offenen Brief an den kana-

dischen Ministerpräsidenten Stephen

Harper warnen sie vor Auswirkungen

auf die Grundrechte.

bit.ly/of8y8g

Flickr ist tot, ist Thomas Hawk über-

zeugt. Der US-amerikanische Profi-

Fotograf hat mehr als 60.000 Bilder

beim Fotodienst Flickr hochgeladen.

Techcrunch, eines der bekanntesten

Technologieblogs, griff diese überra-

schende, via Blogpost veröffentlichte

Meinung auf und löste eine lebhafte

Debatte aus. Viele Blogger teilen

Hawks Ansicht. Denn immer mehr

Nutzer laden ihre Fotos woanders ins

Netz. Neue Dienste wie die Foto-App

Instagram und neue Plattformen wie

Google+ machen Flickr ernsthaft

zu schaffen. Für Unmut bei vielen

Fotografen sorgt etwa die lahmende

Innovationsfreude bei Flickr. Die

Galerie-Ansicht sei seit 2004 unver-

ändert, so Hawk.

tcrn.ch/oYOEPE

„Social Media“-Müdigkeit:Vom Rausch zur Routine„Peter Müller möchte mit Dir be-

freundet sein.“ „Erika Mustermann

mag das.“ Wer neu bei einem Sozia-

len Netzwerk ist, ist bald begeistert.

Alte Schulfreunde oder Bekannte im

Nu wiederfinden – kein Problem. Hier

sind (fast) alle unter einer Internet-

Adresse versammelt.

Doch auf unzählige Kinderfotos,

Status-Updates und Chats folgt un-

merklich die Routine. Eine Umfrage

des US-Marktforschungsinstituts

Gartner in elf Ländern zeigt: Immer

mehr Nutzer langweilen sich bei

Facebook, vor allem unter Russen und

Brasilianern hat die Neugier deutlich

nachgelassen. 30 bis 40 Prozent

der Nutzer bekennen eine gewisse

Facebook-Müdigkeit. Laut Gartner-

Drohne: Bilder aus der Vogelperspektive Gewöhnt hat man sich bei Flutkata-

strophen an Video-Aufnahmen aus

dem Helikopter. Das ist teuer und

aufwändig. Günstiger ist das Filmen

via Video-Drohne. Mit einer Kamera

ausgestattete Quadrocopter gibt es

im Elektrohandel bereits für unter

300 Euro, steuerbar mit einem han-

delsüblichen Smartphone. Eingesetzt

werden Video-Drohnen bereits in der

iPad-Zeitung „The Daily“ des austra-

lischen Medienzars Rupert Murdoch.

Der Kommentar bei SPIEGEL online:

„Groschenheft fürs iPad.“

bit.ly/qpIdlg

Smartphone: Neue Zoom-Perspektive Foto-Reporter auf Sparkurs: Immer

mehr Fotos werden für journalis-

tische Zwecke mit Mobiltelefonen ge-

schossen. Die Qualität der Bilder ist

oft gut genug für den Zeitungsdruck.

Einziges Manko: Die Mini-Kameras

verfügen nur über ein digitales Zoom,

Vergrößerungen haben Qualitätsein-

bußen zur Folge. Das lässt sich mit

kleinem Zubehör ändern. Ein Foto-

Versand bietet einen iPhone-Aufsatz

für Original-Objektive von Nikon und

Canon.

bit.ly/oWXeEW

Soziale Medien: HoherAufwand ein HindernisDer Anteil von Unternehmen, Behör-

den und Verbänden in Deutschland,

die in ihrer Kommunikation auf

„Social Media“ setzen, ist von 54

auf 71 Prozent gestiegen. Das ist das

Ergebnis der Studie „Social Media

Governance 2011“, die die Univer-

sität Leipzig zusammen mit einer

PR-Agentur veröffentlicht hat. Für

die Studie waren 596 Organisationen

befragt worden. Die Entwicklung

zeige deutliche Fortschritte in der

Technik und der Verpflichtung des

Managements, so die Studie. Die zen-

tralen Hürden für die professionelle

„Social Media“-Nutzung sehen die

Kommunikationsmanager im hohen

Aufwand, im möglichen Kontrollver-

lust und im Mangel an überzeugenden

Konzepten.

bit.ly/nYlM7Z

Tweets: 350 Milliarden Tag für TagDer Kurznachrichtendienst Twitter

übermittelt am Tag 350 Milliarden

Kurznachrichten. Die Zahl ergibt sich

aus den mitgezählten Re-Tweets, also

weitergeleiteten und damit erneut

geposteten Mitteilungen der Nutzer

untereinander. Am ersten Nutzungs-

tag des Dienstes im Juli 2006 waren

es gerade mal 224 Tweets. Diese Zahl

wird inzwischen innerhalb weniger

als einer Zehntelsekunde publiziert.

Im ersten Quartal 2011 wuchs die

Zahl der täglichen Tweets um 41 Pro-

zent. Pro Tag melden sich 500.000

neue Mitglieder bei Twitter an, so der

Kurznachrichtendienst.

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Wichtigstes Utensil in seinem Berliner Büro ist für Charles Achaye-Odong ein großer Wandkalender. Gelbe, rote und grüne Kärtchen markieren all jene Tage, an denen er als Ko-ordinator oder Trainer der DW-AKADEMIE nach Ostafrika reist. Der Kalender gleicht einem bunten Mosaik, beinahe alle vier Wochen bricht der 58-Jährige auf, um in Ruanda, Burundi, Tansania, Uganda oder Kenia Trainings für Journalisten durchzuführen. Dass auch Äthi-opien, Dschibuti, Eritrea und – sofern es die Sicherheitslage erlaubt – Somalia in seine Zu-ständigkeit fallen, macht ihn nicht weiter nervös. „Für mich ist das keine Arbeit, das ist wie ein Hobby“, sagt er.

Im März ein Workshop für TV- und Radio-Manager in Tansania, im Mai eine Koproduktion afrikanisch-europäischer Fernsehteams in Kenia, im Oktober Konferenzen in Dschibuti. Enge Zeitpläne, endlose Flugkilometer und stets neue

Menschen, auf die es sich blitzschnell einzustel-len gilt. Charles Achaye-Odong kommentiert es mit einem Lächeln. „Diplomat zu sein gehört eben auch zu meiner Arbeit.“ Neben einzelnen Trainings unterstützt er auch die Koordination mehrmonatiger Langzeitprojekte, darunter „African Stories“ (siehe Beitrag Seite 10). Diese Koproduktionen der DW unter anderem mit Sendern in Kenia, Uganda, Äthiopien und dem Südsudan sind für ihn eine Herzensangelegen-heit. „Geschichten aus Afrika zu sehen, die von afrikanischen Journalisten mit Unterstützung meiner Deutschen Welle gemacht wurden – etwas Schöneres gibt es für mich nicht.“

charlottenburg als neue heimat Was kaum verwundern mag angesichts seiner Geschichte. Aufgewachsen ist Charles Achaye-Odong in Kampala, Uganda. Bereits mit 21 Jahren wandert er nach Japan aus, um dort

Türöffner fürGlücksmomente

Um Charles Achaye-Odong in Berlin anzutreffen, braucht man ein wenig Glück. Denn häufig ist er in der Region unter-wegs, die ihm besonders am Herzen liegt: Ostafrika. Dort koordiniert er die Akti-vitäten der DW-AKADEMIE, arbeitet als Trainer und Projektmanager eng mit loka-len Partnerstationen zusammen. Angetrie-ben wird er dabei von dem guten Gefühl, dass Entwicklungszusammenarbeit keine Einbahnstraße ist.

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Elektrotechnik zu studieren. Nach einer kurzen Phase in London kehrt er zurück nach Uganda, um dort das Journalistenhandwerk zu lernen. Bis Ende der 1980er-Jahre arbeitet er in seiner Hei-mat, zuletzt als Leiter der TV-Postproduktion für den staatlichen Rundfunksender UTV. 1987 dann der Sprung nach Deutschland, an den Ort, der ihn magisch anzog. „Berlin war damals die Stadt“, sagt er rückblickend. Und es verwundert ihn kaum, dass er gut 25 Jahre später als deut-scher Staatsbürger nicht ohne Stolz sagen kann: „Charlottenburg ist jetzt meine Heimat.“ Fortan arbeitet er für die DW-AKADEMIE – damals am Standort Berlin noch Fortbildungszentrum Fernsehen genannt.

Mit dem Wechsel zur DW geht für Charles Achaye-Odong ein Jugendtraum in Erfüllung, schließlich hatte der deutsche Auslandsrund-funk schon zuvor sein Leben geprägt. „Deutsche Welle Radio in Ostafrika, das war die Radiosta-tion für Nachrichten.“ Dass er eines Tages selbst für die Deutsche Welle in der Welt unterwegs sein würde, um Journalistentrainings abzuhal-ten, konnte er sich bis in die 1980er-Jahre jedoch kaum vorstellen. Gerade in den Anfangsjahren war er in der Tat nicht nur in Afrika, sondern auch in Osteuropa, im Mittleren Osten und in Asien als Trainer tätig. So ist er heute sehr gut vernetzt, kennt Journalisten, Produzenten, Techniker und Manager in allen Ecken der Welt. Doch nicht nur unterwegs hat er viele Freunde gewonnen. „Die Zusammenarbeit hier im Team ist fast wie in einem Familienunternehmen“, lobt

er den kollegialen Halt und die Unterstützung, die er in der DW-AKADEMIE erfährt.

Einsatz für Erfolgsgeschichten Das Erstaunen über den eigenen Lebensweg ist bei ihm inzwischen großer Dankbarkeit gewi-chen. Dass Deutschland sich mannigfaltig in Ostafrika engagiere, dafür sei er jedem einzelnen Steuerzahler dankbar, wie er sagt. „Die Idee hinter der Entwicklungszusammenarbeit ist so unglaublich wichtig. Denn ich weiß, welche Türen diese Arbeit für einzelne Leben öffnen kann.“ Erst vor gut einem Jahr saß ein junger Nachwuchsmanager aus Ghana bei ihm im Workshop, kündigte an, mit dem damals ge-wonnenen Wissen eine eigene Fernsehstation aufbauen zu wollen. Ein kühner Traum, der zur Erfolgsgeschichte wurde. Vor wenigen Wochen berichtete der junge Medienmacher seinem Trainer, dass die neue Fernsehstation bereits auf Sendung sei.

Solche Glücksmomente hat Charles Achaye-Odong immer wieder. Sie lassen ihn vergessen, dass nur jene Menschen Medienentwicklungs-zusammenarbeit machen sollten, die auch eine gehörige Portion Geduld mitbringen. Und sie trösten ihn darüber hinweg, dass er nur alle paar Wochen mit seiner Frau und den drei Kindern auf Einkaufstour in Charlottenburg gehen kann.

Dann wird Charles ein wenig unruhig, lächelt und sagt mit beherztem Händedruck: „Es tut mir furchtbar leid, aber ich muss bald los, nach Dschibuti.“ ——

von Richard FuchsFreier Journalist

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