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WENDEPUNKT Informationen zu Depression und Angststörungen I Ausgabe 6 SEITE 4 I SAISONAL ABHÄNGIGE DEPRESSION Ist eine Winterdepression behandelbar? Interview mit Dr. med. Markus Kosel SEITE 10 I DEMENZ CD «Demenz Konkret» für Betroffene und Angehörige Ein neues interaktives Programm bietet Hilfe und Unterstützung SEITE 6 I SAISONAL ABHÄNGIGE DEPRESSION …und wieder beherrschen die dunklen Tage den Alltag Tipps gegen den «Winterblues» Lundbeck (Schweiz) AG Dokument letztmals geprüft: 27.12.2012

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WENDEPUNKTInformationen zu Depression und Angststörungen I Ausgabe 6

SEITE 4 I SAISONAL ABHÄNGIGEDEPRESSION

Ist eineWinterdepressionbehandelbar?Interview mit

Dr. med. Markus Kosel

SEITE 10 I DEMENZ

CD «Demenz Konkret» fürBetroffene und AngehörigeEin neues interaktives Programm bietet

Hilfe und Unterstützung

SEITE 6 I SAISONAL ABHÄNGIGEDEPRESSION

…und wieder beherrschen diedunklen Tage den AlltagTipps gegen den «Winterblues»

Lundbeck (Schweiz) AG Dokument letztmals geprüft: 27.12.2012

ED I TOR I A L

Liebe Leserinnen,liebe Leser

ahreszeitliche Veränderungen, insbesondere die kurzen Tage mit wenig Licht, könnensich auf unsere Stimmung und Vitalität niederschlagen. Es ist nicht verwunderlich, dass

wir in trüben, sonnenarmen Zeiten etwas müde und schlecht gelaunt sind, dass wir mehrSchlaf brauchen und Heisshunger auf Süssigkeiten entwickeln. Stellen sich diese Symp-tome regelmässig in den Herbst- und Wintermonaten ein und erreichen sie eineIntensität, die unsere Lebensqualität und unsere täglichen Tätigkeiten wesentlich beein-trächtigen, so sprechen wir von einer Saisonalen- oder Winterdepression – auf EnglischSeasonal Affective Disorder (SAD). Gemäss einer Studie der Universität Basel leiden rund2,2 Prozent der Schweizer Bevölkerung an dieser Krankheit. «Eine Winterdepression darfnicht auf die leichte Schulter genommen werden», erklärt der Genfer Psychiater Dr. med.Markus Kosel (Seite 4). Sie kann das Privat- und das Berufsleben massgeblich beeinträch-tigen. In zwei Dritteln aller Fälle bringt eine Lichttherapie (mit speziellen Lampen, oderSpaziergängen während der Tageszeit) gute Ergebnisse. Sie kann mit einer Psychotherapieoder mit Medikamenten kombiniert werden. Ein Charakteristikum der Winterdepressionist, dass sie bei länger werdenden Tagen im Frühling wieder vollständig verschwindet.

Der zweite Teil dieses «Wendepunkts» befasst sich mit einer Störung von Hirnfunktionen,die leider trotz Therapie nicht verschwindet: mit Alzheimer, einer Demenzerkrankung.«Demenz ist eine nicht heilbare, jedoch behandelbare Hirnerkrankung», sagt Professor Dr.Andreas U. Monsch von der Memory Clinic des Universitätsspitals Basel (Seite 7).Demenzerkrankungen verändern das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen inhohem Masse. Zusammen mit der Schweizerischen Alzheimervereinigung hat die MemoryClinic Basel die CD «Demenz Konkret» für die Schweiz angepasst. Sie enthält Aktivier-ungsprogramme für Betroffene und Informationen für Betreuende. Der Informationsteilvermittelt viel Wissen über die Krankheit, über das Leben mit Menschen mit Demenz undüber Recht und Finanzen. Das Aktivierungsprogramm enthält Übungen zum Gedächt-nistraining, Spiele, Bilder und Musik. «Die CD zeigt, dass es ein aktives Leben mit Demenzgibt und man mit dem Erkrankten zusammen noch viel unternehmen kann», betontBirgitta Martensson, Geschäftsleiterin der Schweizerischen Alzheimervereinigung.

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.

PD Dr. Rico NilMedical DirectorLundbeck (Schweiz) AG

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J

I NHA LT

EDITORIAL 2

SAD 3

«Im Licht baden, bis der 3Frühling kommt»Wie ein Betroffener seine Winter-depression erfolgreich behandelt

Eine saisonal abhängige 4Depression ist eine richtigeDepressionInterview mit Dr. med. Markus Kosel

Ihre Meinung ist uns wichtig 5Machen Sie mit und gewinnen Sie!

Wie komme ich aus dem Tiefheraus? 6Tipps gegen den «Winterblues»

SAD ist nicht gleich SAD 6

DEMENZ 7

Demenz ist eine nicht heil-, 7jedoch behandelbareHirnerkrankungInterview mit Prof. Dr. AndreasU. Monsch

Buchtipp: Die kleineWelt des 9Konrad Lang

Interaktive CD «Demenz 10Konkret» für Betroffene undAngehörige

Schweizerische Alzheimer- 11vereinigung: Einsatz fürMenschen mit DemenzGespräch mit Birgitta Martensson,Geschäftsleiterin

KURZ UND BÜNDIG 12

Anlaufstellen und Links 12

SAD

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eit Ende September schliesst sichBoris* jeden Morgen in seinem Bade-

zimmer ein. Der 42-jährige Waadtländersetzt sich zwanzig Minuten lang vor einestarke Lichttherapie-Lampe und nütztdiese Zeit zum Lesen. «Ich habe vor dreiJahren damit begonnen, mitten im Win-ter. Ich habe mich rasch weniger nieder-geschlagen gefühlt. Es braucht einigeTage, um sich an den Rhythmus zu ge-wöhnen. Am Anfang einer Therapie habeich jeweils etwas Schwierigkeiten mitEinschlafen, ähnlich wie bei einer Zeit-verschiebung. Aber sobald sich der Kör-per daran gewöhnt hat, geht es gut.»

Obwohl der Lehrer regelmässig Velofährt und in einem Fussballteam spielt,nimmt er im Winter immer zu. «Ich

Im Licht baden,bis der Frühlingkommt.

habe oft Lust auf Süsses. Diese bleibtleider auch – die Lampe zeigt hier keineWirkung.» Die Behandlung ist für denFamilienvater ziemlich anstrengend.«Die Lampe muss zu fixen Zeiten be-nützt werden, auch am Wochenende;dies erfordert einiges an Disziplin. Es istnicht lustig, am Sonntag um 06.30 Uhraufstehen zu müssen», lächelt er. «Aberwenn ich die Sitzung verzögere, kann icham Abend nicht einschlafen. Wenn ichsie früher mache, beispielsweise um05.30 Uhr, nicke ich schon ab 22.00 Uhrimmer wieder ein! Mein Rhythmuskommt durcheinander, sobald ich dieSitzungen nicht regelmässig durchführe.»

Trotzdem lässt er auch ab und zu eineSitzung ausfallen: «Ich nehme meineLampe nicht mit, wenn ich ins Wochen-ende fahre, aber ich spüre den Unter-schied. Ich habe tagsüber sofort einhöheres Bedürfnis zu schlafen.»Boris wird seine morgendlichen Licht-bäder bis ins Frühjahr hinein fortsetzen,

bis die längeren Tage seinem Organis-mus auf natürliche Weise die Lichtinten-sität bringen, die er braucht. «Im Grunde

genommen ist das so etwas wie Doping»,scherzt er. «Die Lichttherapie ermöglichtes mir, im Winter genauso aktiv zu seinwie im Sommer, während wir biologischeher darauf programmiert sind, den Fussvom Gas zu nehmen.»

*Name geändert

S

«Die Lampe muss zu

fixen Zeiten

Disziplin»benützt werden, auch am Wochenende;

dies erfordert einiges an

SIE BEGINNT MEISTENS IM SEPTEMBER UND VERSCHWINDET IM FRÜHLING WIEDER: DIE SAISONAL ABHÄNGIGE

DEPRESSION. VOM SOGENANNTEN «WINTERBLUES» SIND 2 BIS 3 PROZENT DER BEVÖLKERUNG EUROPAS

BETROFFEN. EINE LICHTTHERAPIE BRINGT POSITIVE ERGEBNISSE. SIE KANN KOMBINIERT WERDEN MIT EINER

PSYCHOTHERAPIE ODER MIT ANTIDEPRESSIVA.

Zeitver-schiebung»

«Es ist wie eine

die Winterdepression die folgenden Symp-tome charakteristisch: Der Patient fühltsich müde und hat ein hohes Schlafbe-dürfnis. Er hat einen richtiggehendenHeisshunger auf Kohlenhydrate. Da-durch, dass er Zucker und stärkehaltigeNahrungsmittel zu sich nimmt, neigt erzur Gewichtszunahme. Patienten, die aneiner klassischen Depression leiden,haben eher weniger Appetit und leidenhäufiger unter Schlaflosigkeit.

Aber die meisten Leute sind doch übel-launig und müde, wenn der Novem-bernebel einfällt, und freuen sich,wenn der Frühling wieder kommt.Sind jahreszeitlich bedingte Stim-mungsschwankungen nicht normal?Es ist eine Frage der Intensität. Wir spre-chen hier von Personen, die unter einerklinisch signifikanten Depression leiden,deren Hauptsymptome schlechte Launeund Antriebslosigkeit sind sowie dieSchwierigkeit, sich für irgendetwas zuinteressieren oder Freude zu empfinden.

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Wenn diese Symptome länger als eine biszwei Wochen andauern und das Privat-oder Berufsleben massgeblich beeinträch-tigen, sollte man seinen Hausarzt aufsu-chen. Die Winterdepression ist eine rich-tige Depression. Sie kann stark sein, auchwenn sie im Allgemeinen einen günstigenVerlauf nimmt. Wie alle Depressionenerfordert sie eine qualifizierte Behand-lung.

Wie oft muss sich eine Winterdepres-sion wiederholen, damit man sie dia-gnostizieren kann?Sie muss mindestens in zwei aufeinan-derfolgenden Jahren auftreten. In derPraxis ist das nicht so einfach, denn diePersonen, die an einer Depression leiden,ob sie nun saisonal ist oder nicht, suchennicht sofort Hilfe. Meistens sehen wir sieerst nach mehreren Jahren. Die Anam-nese kann dann eine saisonale Wieder-holung zeigen, aber auch andere depres-sive Phasen, Angststörungen oder Buli-mie.

Was versteht man unter einer «saiso-nal abhängigen Depression»?Eine saisonal abhängige Depression isteine Depression, die – wie der Nameschon sagt – nur in einer bestimmtenJahreszeit auftritt. Sie beginnt jedes Jahrungefähr um die gleiche Zeit, meistensim Winter, und verschwindet im Allge-meinen im Frühjahr wieder. In der übri-gen Zeit ist der Patient nicht deprimiert.

Worin unterscheidet sie sich voneiner «klassischen» Depression?Ausser dass sie nur zu einer bestimmtenZeit während des Jahres auftritt, sind für

«Eine saisonala

Deprist eine richtigeDe

WESSEN STIMMUNG UND VITALITÄT SIND NICHT IM WINTER SCHON MAL ZIEMLICH GEDÄMPFT GEWESEN? DIESES TIEF, DAS SICH EIN-

STELLT, WENN DIE TAGE KÜRZER WERDEN, KANN SICH MANCHMAL AUCH ZU EINER VERITABLEN DEPRESSION AUSWACHSEN, DIE GEKENN-

ZEICHNET IST DURCH EIN ERHÖHTES SCHLAFBEDÜRFNIS UND DURCH EINEN GESTEIGERTEN APPETIT AUF SÜSSES. DABEI HANDELT ES SICH

UM DIE WINTERDEPRESSION, AUCH SAISONAL ABHÄNGIGE DEPRESSION ODER SAD (AUF ENGLISCH: SEASONAL AFFECTIVE DISORDER)

GENANNT. DIE KRANKHEIT DARF NICHT AUF DIE LEICHTE SCHULTER GENOMMEN WERDEN, ERKLÄRT DER GENFER PSYCHIATER DR. MED.

MARKUS KOSEL. DIE WINTERDEPRESSION LÄSST SICH JEDOCH GUT BEHANDELN, INSBESONDERE DURCH LICHTTHERAPIE.

SAD

«Der Patient fühlt sich

müdeSchlafbedürfnis»

und hat ein hohes

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Die Ursachen einer Winterdepression sind bekannt: Lichtmangel, aber auch jahreszeitlichbedingter Aktivitätsmangel. Zudem ist die Produktion von Botenstoffen im Gehirngestört, die für die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit sowie für Stimmungs-schwankungen zuständig sind. Was kann man gegen den «Winterblues» tun?

- Das Gespräch mit dem Arzt suchen, um abzuklären, ob eine Lichttherapie undMedikamente notwendig sind.

- Sich vermehrt dem Licht aussetzen: Spaziergänge, Sport, körperliche Betätigung imFreien, bei Tageslicht.

- Sich ausgewogen ernähren: mediterrane Küche, Vollkornprodukte, grünblättrigesGemüse, fetthaltiger Fisch (Omega-3-Fettsäuren), magnesiumhaltiges Mineralwasser,Nüsse, Obst.

- Bestimmte Pflanzen und Kräuter wie Johanniskraut, Baldrian, Kamille, Melisse, Ginseng,Thymian usw. können Gefühlsschwankungen positiv beeinflussen.

- Sich ab und zu ein Stück Schokolade gönnen.

Wie komme ich aus dem Tief heraus?

SAD

«klassischen» Depression wie dieWinterform.

Kann sich eine saisonal abhängigeDepression auch zu einer «Ganz-jahresdepression» entwickeln?Die meisten Depressionen bessern sich,wenn sie richtig behandelt werden. Diemeisten Menschen, die an einer Winter-depression leiden, kommen damit gutzurecht, wenn sie ihre Behandlung ein-halten. Jedes Jahr, wenn die Symptomeauftreten, beginnen sie von Neuem mitder Lichttherapie und setzen diese bis zudem Zeitpunkt fort, wo die Depressionin den vergangenen Jahren wieder ver-schwunden ist.

Was muss man tun, um den Winterohne «Anfall von Blues» zu überste-hen?Im Allgemeinen trägt eine gesundeLebensführung – ausreichend Schlaf undregelmässige körperliche Betätigung, einguter Umgang mit Stress – zur Aufrecht-erhaltung einer guten Lebensqualitätbei, auch im Winter. Wenn ein «Blues-Anfall» länger dauert als eine bis zweiWochen und wenn das Privat- oder Be-rufsleben dadurch massgeblich betroffenist, wird geraten, diesen von einem Arztabklären zu lassen.

«Eine gesundeLebensführung

gutenLebensqualität

trägt zu einer

bei, auch im Winter» Mit der Abkürzung SAD werden zwei verschiedene Erkrankungen bezeichnet: Einer-seits bedeuten die drei Buchstaben «Social Anxiety Disorder» oder soziale Angst-störung, andererseits stehen sie für «Seasonal Affective Disorder», für saisonal ab-hängige Depression. Beide Erkrankungen basieren auf Störungen im Hirnstoffwechsel,ihre körperlichen und psychischen Symptome unterscheiden sich jedoch.

Bei einer Angststörung kommt es zu einer katastrophisierenden Fehlbewertung vonSituationen. Dies führt dazu, dass diese Situationen vermieden werden, was zu leich-teren Behinderungen bis hin zur sozialen Isolierung führt. Diese krankhaft veränder-te, unverhältnismässige Angst wird meistens begleitet von Panikattacken. Als körper-liche Symptome treten dabei Herzklopfen, Engegefühl in der Brust, Zittern, Schwit-zen, Schwindel usw. auf.

Die saisonal abhängige Depression ist, wie der Name sagt, eine Depression, die zueiner bestimmten Jahreszeit auftritt, meist im Herbst. Sie betrifft zu einem grossenTeil Frauen (80 Prozent aller Fälle). Es ist bekannt, dass die Tageslichtdauer derbestimmende Faktor für diese auch Winterdepression genannte Form der Depressionist. Ihre Symptome sind: schlechte Stimmung, Niedergeschlagenheit, Müdigkeit, eingrösseres Schlafbedürfnis und Heisshunger auf zucker- sowie stärkehaltigeNahrungsmittel (Brot, Teigwaren, Süssigkeiten). Die Winterdepression lässt sich invielen Fällen mit Lichttherapie wirksam behandeln, bei schweren Formen kann dieLichttherapie mit Antidepressiva ergänzt werden.

Eine saisonal abhängige Depression unterscheidet sich von einer «normalen»Depression dadurch, dass sie auf eine bestimmte Jahreszeit beschränkt ist. Patien-ten, die nicht an einer saisonalen Depression leiden, haben tendenziell wenigerAppetit und leiden häufiger unter Schlaflosigkeit.

SAD ist nicht gleich SAD

«EINE DEMENZ KANN JEDEN TREFFEN, UNABHÄNGIG VON SEINER LEBENSSITUATION UND SEINER INTELL IGENZ.»

PROFESSOR DR. ANDREAS U. MONSCH VON DER MEMORY CLINIC DES UNIVERSITÄTSSPITALS BASEL IST BEI

ABKLÄRUNGEN VON PATIENTEN MIT VERDACHT AUF EINE HIRNLEISTUNGSSTÖRUNG TÄGLICH KONFRONTIERT MIT

DER DIAGNOSE ALZHEIMER, E INER DEMENZERKRANKUNG. IN ZUSAMMENARBEIT MIT DER SCHWEIZERISCHEN

ALZHEIMERVEREINIGUNG HAT DIE MEMORY CLINIC BASEL DIE CD «DEMENZ KONKRET» FÜR DIE SCHWEIZ ANGE-

PASST, MIT AKTIVIERUNGSPROGRAMMEN FÜR BETROFFENE UND INFORMATIONEN FÜR BETREUENDE.

kamentöse Therapiemöglichkeit in Formvon Übungen, die der Patient entwederallein oder mithilfe von Angehörigen aus-führen kann, um die Funktionen desGehirns zu trainieren.

Wie hebt sich diese CD von anderenähnlichen Produkten ab, die bereitsangeboten werden?Es gibt ein österreichisches Produkt«Ratgeber Demenz» und eine deutscheCD namens «Demenz interaktiv». Dievorliegende Version «Demenz Konkret»wurde vor allem mithilfe der Schwei-zerischen Alzheimervereinigung der

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DEMENZ

Die Memory Clinic Basel, deren LeiterSie sind, und die SchweizerischeAlzheimervereinigung haben gemein-sam die CD «Demenz Konkret» anSchweizer Verhältnisse angepasst. Anwen richtet sie sich?Diese CD richtet sich an Menschen miteiner Demenz und an Angehörige, diedadurch ebenfalls betroffen sind. Aberauch an alle, die interessiert sind, mehrüber Demenzerkrankungen zu erfahren.Das können interessierte Laien, aber auchFachpersonen sein.

Was vermittelt die CD «DemenzKonkret»?Die CD liefert im ersten Teil Informatio-nen und Erklärungen über die Demenz:Wie entsteht sie, wie entwickelt sie sich,welche Probleme sind damit verbundenfür den Patienten wie für die Angehörigen?Auch finanzielle und rechtliche Aspektewerden angesprochen. Im zweiten Teilbietet die CD Aktivierungsprogramme an.Es handelt sich dabei um eine nicht medi-

Schweizer Situation angepasst. Dasbetrifft unter anderem die SchweizerRechtssituation und Aspekte der Patien-

tenversorgung. Es ist zudem das neuesteProdukt im deutschsprachigen Raum.

ZUR PERSON

Professor Dr.Andreas U. Monsch ist in Basel geboren. Er hat in Zürich seinPsychologiestudium absolviert. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität Basel,Abteilung für Klinische Psychologie & Psychotherapie, und seit 2002 Leiter derMemory Clinic des Universitätsspitals Basel.

Demenzbehandelbare Hirn-erkrankung

ist eine nicht heilbare, jedoch

«Eine Demenzkann jeden

treffen»

Gegenüber andern Gehirnjogging-Pro-grammen für Gesunde ist diese CD spe-ziell für Patienten in einem frühen odermittleren Stadium der Erkrankung konzi-piert.

Muss eine Demenzerkrankung diagnos-tiziert sein, um die CD zu nutzen,oder kann sich auch jemand vor einergenauen Abklärung damit beschäfti-gen?Ich denke nicht, dass zwingend eineDiagnose vorhanden sein muss, um dieCD nutzen zu können. Auch Menschenohne diagnostizierte Demenz können sieeinfach einmal ausprobieren. Man merktdann rasch, ob man über- oder unterfor-dert ist. Selbstverständlich ist die Dia-gnosestellung einer Demenz trotzdemwichtig.

Wie schätzen Sie die Fähigkeiten derBetroffenen in den verschiedenenStadien – früh, mittel, spät – einerDemenzerkrankung ein, sich anAktivierungsprogrammen beteiligen zukönnen?Das wird sehr individuell sein. Bei Pa-tienten mit einer schweren Demenz, diein einem Pflegeheim betreut werden, istnatürlich eine intellektuelle Auseinan-dersetzung fast nicht mehr möglich. FürDemenzkranke in einem mittleren Stadi-um, die zu Hause sind und Hilfe brau-chen, ist es vielleicht nur zum Teil odernur an bestimmten Tagen möglich. Beieiner Demenz im frühen Stadium – dassind Patienten, die noch selbstständigleben können – ist die CD wahrschein-lich sehr gut geeignet.

DEMENZ

Wie weit können sie dies alleine tun,und ab wann brauchen sie dazu dieHilfe von Angehörigen?Das kommt darauf an, wie computerge-wandt der Benutzer ist. Die CD ist sehreinfach in der Anwendung, die Schrift istgross, und die Kontraste sind ausgeprägt,falls eine Sehbehinderung vorliegen sollte.Für jemanden ohne Computererfahrungist es sicher sinnvoll, mithilfe von Ange-hörigen die Programme auf spielerischeWeise anzugehen.

Rund zwei Drittel der Demenzkrankenwerden zu Hause von Angehörigenbetreut. Die Krankheit verändert auchderen Leben.Welche Informationenwerden den Angehörigen vermittelt?Für die Angehörigen werden die Problemeangesprochen, die bei einer Demenz auf-treten können und wie man damit umge-hen kann. Zudem sind zahlreiche Adressenund Anlaufstellen aufgelistet.

Eignet sich die CD auch für Alters- undPflegeheime, die Demenzkrankebetreuen?Das Produkt ist nicht speziell für Heimeentwickelt worden. Da aber in Alters- undPflegeheimen nicht nur schwer Demenz-kranke leben, kann ich mir vorstellen,dass sie auch dort eingesetzt werdenkann.

Sie sind Leiter der Memory Clinic Basel.Welche Menschen kommen zu Ihnen?Zu uns kommen Patienten mit Hirnleis-tungsstörungen, die ausschliesslich vonÄrzten zugewiesen werden. Unsere Auf-gabe ist es abzuklären, ob und welcheStörungen vorliegen, was die Ursache die-ser Störungen ist und welche Behandlunggeeignet erscheint. Pro Jahr führen wirrund 1500 Untersuchungen durch. Davonsind zirka 300 Erstdiagnosen einer De-menz. Stellen wir eine Demenz fest, dannklären wir ab, was man auf medikamentö-sem Weg erreichen kann, und schlagendies dem Hausarzt vor. Dann fragen wiruns, was wir für den Patienten auf nichtmedikamentöse Art tun können. EinGedächtnistraining, ein Aktivierungspro-gramm, Gruppengespräche? Die dritteFrage lautet: Was können wir den Ange-hörigen, der Familie des Patienten anbie-

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ten? Während die medikamentöse Betreu-ung über den Hausarzt erfolgt, werden diebeiden andern Aspekte von der Alzhei-

mervereinigung angeboten. Hier in Baselist die Memory Clinic zusammen mit derSektion BS/BL der Schweizerischen Alzhei-mervereinigung unter einem Dach. Eineoptimale Situation für eine enge unddurchlässige Zusammenarbeit.

Wie verläuft eine Abklärung?Ein Patient wird uns vom Hausarzt zuge-wiesen. Wir laden sie oder ihn schriftlichzu einem ersten Termin ein, an welchemdie Hirnleistungen untersucht werden.Wir gehen dabei in der Regel sehr stan-dardisiert vor. Das dauert zusammen mitder Anamnese ungefähr einen Nach-mittag. Zirka eine Woche später kommtder Patient zu einer medizinischenUntersuchung mit dem Ziel, die Ursacheder Hirnleistungsstörung abzuklären. DasBlut wird untersucht, und in der Regelwird ein MRI veranlasst zur Beurteilungstruktureller Veränderungen des Gehirnsund vor allem des Hippocampus (Be-standteil des Gehirns). Zusätzlich findetauch eine Ganganalyse statt. Der Patientgeht dabei über einen Teppich mit Re-zeptoren. Wenn wir alle Resultate haben,erfolgt eine Diagnosekonferenz. Dabeiwerden eine Diagnose gestellt und diedrei bereits erwähnten Behandlungs-aspekte bestimmt. Anschliessend werdendie Patienten und ihre Angehörigen inder Regel zu einem Diagnosegesprächeingeladen. Der zuweisende Arzt erhältimmer einen ausführlichen Bericht.Patienten mit einer sehr leichten De-menz werden normalerweise nacheinem Jahr zur Nachkontrolle eingela-den, um die diagnostische Sicherheit zuerhöhen.

«Die CDist sehr

einfachin der

Anwendung,die Schrift ist gross,

und die Kontraste sind ausgeprägt»

«Die CDfrühenbis

mittlerenStadium

ist speziell für Patienten in einem

konzipiert»der Erkrankung

BUCHTIPP!

DIE KLEINE WELT DES KONRAD LANG

«Aber als er sich jetzt an das Keybord setzte, fand er den Schalter nicht. Das istja lächerlich, dachte er, ich habe das Ding schon tausendmal ein- und ausge-schaltet. Er musste das Instrument systematisch absuchen, bis er nach zwei, dreiMinuten den Schalter fand.» Erste Anzeichen von Alzheimer machen sich beiKonrad Lang, dem Protagonisten in «Small World», dem ersten Roman vonMartin Suter* und gleichzeitig dem Auftakt zu seiner «neurologischen Trilogie»,schon auf Seite 60 bemerkbar. Oder war vielleicht schon der Brand der Villa aufder griechischen Insel Korfu ein Hinweis darauf, dass mit Konrad Lang etwasnicht stimmt? «Small World» ist eigentlich ein Krimi mit allem, was anSpannung dazugehört: Verwechslungen, Abhängigkeiten, Ehekrisen, Liebe, Betrugund ein Mordversuch. Das Buch schildert aber auch den Verlauf einerAlzheimererkrankung, von kleinen «Blackouts» bis zum körperlichen Zerfall.

Konrad Lang schreibt seine Aussetzer anfänglich dem Alkohol zu. Er hört auf zutrinken, auch seiner neuen Liebe wegen. «Rosmarie war das Beste, was ihm infünfundsechzig Jahren passiert war.» Obwohl Konrad Lang Techniken entwickelt,um sein Problem zu kaschieren, holt ihn die Krankheit ein. Plötzlich findet er dieWohnung seiner Freundin nicht mehr. Er irrt auf der Suche nach dem Ausgangim Supermarkt umher. Das Happy End der Geschichte von der kleinen Welt desKonrad Lang ist – leider – eine Fiktion des Romanautors. Noch wurde kein Medi-kament erfunden, das Alzheimerkranke wieder gesund macht. Den Verlauf derKrankheit kann man heute jedoch verzögern. Zudem können Angehörige vonzahlreichen Informations- und Unterstützungsangeboten Gebrauch machen.

*Martin Suter: «Small World», Roman. Diogenes Verlag

DEMENZ

Immer mehr Menschen erreichen einhohes Alter. Damit steigt die Zahl derDemenzkranken rapide an. Dennoch isteine Demenzerkrankung häufig einTabu.Wo steht die Aufklärungsarbeitund wie lautet das Ziel – auch IhrerBemühungen?In der Schweiz sind heute 100 000 Men-schen an einer Demenz erkrankt. Jedes Jahrkommen zirka 25 000 neue Patienten dazu.Patienten und Angehörige scheuen sich oft,dieses Thema bei ihrem Arzt anzusprechen.Sie haben Angst vor Stigmatisierung undAusgrenzung, und einige Angehörige stellensich zunächst schützend vor ihren Patien-ten. Leider kommt es auch heute immerwieder vor, dass Hausärzte die berichtetenHirnleistungsstörungen ihrer Patienten als«in diesem Alter» normal beurteilen. Diesführt dazu, dass zwei Drittel aller Menschenmit Demenz nicht diagnostiziert sind. De-menz ist zwar eine nicht heilbare, jedochbehandelbare Hirnerkrankung, die frühzeitigdiagnostiziert werden sollte. Die frühzeitigeDiagnose z.B. einer Alzheimerkrankheit, gibtden Patienten die Möglichkeit, ihre eigeneZukunft selber mitzubestimmen. Themenwie Testament und Patientenverfügungspielen hier eine wichtige Rolle.

Bei unseren Diagnosegesprächen erlebenwir bei den Patienten und Angehörigen ofteine Erleichterung: Endlich wissen sie, waslos ist und können sich darauf einrichten.Einige Ärzte sind leider auch der Auffas-sung, dass die heute zur Verfügung stehen-den Medikamente nichts oder viel zu wenigbringen, obwohl die Wirksamkeit in einergrossen Zahl von Studien und Metaanaly-sen klar nachgewiesen wurde. Dies ist zumTeil auch verständlich, da es sehr schwierigist, in einem Einzelfall die Verzögerung derVerschlechterung zu erkennen. Die vorhan-denen Daten zeigen jedoch, dass die heutezur Verfügung stehenden Medikamente undnichtpharmakologischen Interventionen zueiner Verzögerung von zirka 1 bis 2 Jahrenführen können. Hier gibt es also noch vielzu tun. Selbstverständlich steht die Ent-wicklung neuer, besserer therapeutischerOptionen an erster Stelle. Wichtig ist aberauch, die bereits vorhandenen Möglich-keiten voll auszuschöpfen. Eine Demenzkann jeden treffen, unabhängig von seinerLebenssituation und seiner Intelligenz.

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steht auch eine Anleitung zu autogenemTraining zur Verfügung. Als weitererProgrammpunkt werden auf spielerischeArt Gedächtnisübungen angeboten.Dabei sollen Spass und Anerkennungnicht zu kurz kommen.

Die Betreuung und Pflege von Demenz-patienten ist oft mit einer grossen seeli-schen und geistigen Belastung verbun-den. Das kann zu Überforderung undStress führen. Daher ist es wichtig, dassdie Betreuenden ihre Grenzen erkennenund Unterstützung annehmen. Selbst-hilfe- und Angehörigengruppen, wie sievon der Schweizerischen Alzheimerver-einigung und andern Institutionen ange-boten werden, sind dabei eine wertvollepraktische und emotionale Unterstütz-ung. In den Gruppen, meist von einerFachkraft begleitet, werden Erfahrungenausgetauscht, Fragen des Umgangs mitden Kranken besprochen und Tipps gege-ben. Die Adressen von Gruppen in allenRegionen der Schweiz sind auf der CDaufgelistet.

DEMENZ

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Mit verschiedenen Aktivierungsprogrammen wie z.B. Gedächtnis- und Erinnerungs-

übungen, Anleitungen für Autogenes Training etc. können Betroffene die Funktionen

ihres Gehirns trainieren.

Die CD «Demenz Konkret» liefert im ersten Teil ausführliche Informationen und

Erklärungen über das Krankheitsbild.

emenz ist eine Krankheit, die dasLeben der Betroffenen und ihrer

Angehörigen stark verändert. Individuellangepasste therapeutische Massnahmenhelfen, die Lebensqualität aller Beteilig-ten zu verbessern. Eine wesentlicheVoraussetzung dafür ist das Wissen überDemenzerkrankungen und deren Thera-pien, das Know-how im Umgang mitMenschen mit Demenz. Ebenso wichtigist es, dass die betreuenden Angehörigenwissen, wo sie Unterstützung undEntlastung bekommen und mit welchenrechtlichen und finanziellen Aspekten beieiner Demenzerkrankung zu rechnen ist.Diese Informationen vermittelt die CD«Demenz Konkret» in einem ersten Teil.Filme mit Betroffenen, Interviews mitExperten, unterstützende Tipps undLiteraturhinweise sollen dazu beitragen,die Erkrankten und ihr Verhalten besserzu verstehen und auch mit schwierigenVerhaltensweisen und Situationen leichterumzugehen. Was sind Demenzerkrank-ungen? Welche Symptome treten beidiesen Erkrankungen auf? Welche Be-handlungsmöglichkeiten gibt es für die

verschiedenen Stadien einer Demenz?Diese und weitere Fragen zu medika-mentösen und nichtmedikamentösenTherapien werden auf der CD ausführ-lich erläutert.

Der zweite Bereich befasst sich mit Akti-vierungsprogrammen. Sie sind leicht ver-ständlich aufgebaut, einfach in der An-wendung und damit auch dazu geeignet,zum Beispiel von Enkelkindern zusam-men mit den Erkrankten durchgeführt zuwerden. Musik, Gedächtnistraining undErinnerungen spielen dabei die Haupt-rolle: Beim Thema Erinnerungen könnenBilder und Lieder genutzt werden, die inder Biografie alter Menschen vorkom-men. Das Basismaterial der CD kanndabei durch eigene Fotos und Dokumen-te ergänzt werden. Das Programm«Musik» bietet eine Auswahl an Liedernund Melodien aus unterschiedlichenMusikrichtungen und eignet sich gut,Gefühle und Empfindungen neu zu bele-ben. Musik ist aber auch für die pflegen-den Angehörigen eine Quelle der Ent-spannung. Im Rahmen dieses Programms

Neu:Interaktive CD «Demenz Konkret» für Betroffene und Angehörige

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