Werkheft Gottesdienste 2013

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Sehen und Handeln Ohne Land kein Brot 2013 Gottesdienste

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Ökumenische Kampagne 2013 - Ohne Land kein Brot

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Sehen und Handeln

Ohne Land kein Brot

2013

Gottesdienste

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ImpressumWerkheft Liturgie 2013Redaktion Siegfried Arends, Rita Gemperle Mitarbeit Sarah Böhm-Aebersold, Elisabeth Kienast- Bayer, Ingrid Krucker, Matthias Jäggi, Verena Sollberger Schwarzenbach, Walter Wiesli, Josef WirthLektorat Sylvia GarattiRedaktionsschluss 15.10.12Gestaltung ComMix AG, WabernDruck Ziegler Druck, WinterthurAuflage 17’000 ExemplarePapier Cyclus Offset, 100% Recyclingpapier

© Brot für alle, Bern/Fastenopfer, Luzern, Herbst 2012

Editorial 3

Ökumenischer Familiengottesdienst 4Unter die Lupe genommen

Ökumenischer Gottesdienst 7«Wie viel Erde braucht der Mensch?»

Kreative Bausteine 10Spielerisch und ideenreich

Stationenweg 12Erde, die trägt und nährt

Versöhnungsfeier 14Land in Sicht

Hungertuch 16Wie viele Brote habt ihr?

Predigtanregungen 1. Fastensonntag: Das Streben nach Mehr 192. Fastensonntag: Existenz sichern 203. Fastensonntag: Ich sehe was, was du nicht siehst 214. Fastensonntag: Boden unter den Füssen 225. Fastensonntag: Ich mache etwas Neues 23

Bild-Text-Collage 24Land ist Leben – überall

Gebete aus aller Welt 28

Weiteres zur Kampagne 31

Sehen und Handeln

Brot für alle und Fastenopfer führen seit 1969 jährlich eine ökumenische Kampagne zur vor- österlichen Fastenzeit durch; seit 1994 beteiligt sich daran auch Partner sein, das Hilfswerk der Christkatholischen Landeskirche.Das Ziel der Kampagne ist die Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit über die weltweit existierende Ungerechtigkeit, dass rund 900 Mio. Menschen an Hunger leiden. Dieser Realität ins Auge zu schauen genügt jedoch nicht. Deshalb zeigen die drei Werke auch Handlungsmöglichkei-ten auf, zum Beispiel das eigene Konsumverhal-ten zu verändern, ein Südprojekt mit einer Spende zu unterstützen oder an einer Aktion mitzumachen. So wird die Fasten-/ Passionszeit zum Inbegriff der Solidarität.

Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 BernTel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 [email protected], www.brotfueralle.ch,Postkonto 40-984-9

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Alpenquai 4, Postfach 2856, 6002 LuzernTel. 041 227 59 59, [email protected], Postkonto 60-19191-7

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Nives Hagmann, Im Has 6, 4616 Kappel SO Tel. 062 216 46 65, [email protected]

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PARTNER SEIN

Das Label Oecumenica wurde 2009 der ökumenischen Kampagne von Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein verliehen. Die Arbeitsge-meinschaft der christlichen Kirchen in der Schweiz zeichnet mit dem Label vorbildliche ökumenische Projekte aus.

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Editorial

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Liebe Gottesdienstverantwortliche

«Boden unter den Füssen» lautet der Titel einer der fünf Predigtanregungen in diesem Werkheft. Die Predigt verbindet die Not des Volkes Israel auf der Wüstenwan-derung mit der Not der Menschen im Süden, die ohne eigenes Land nur mit grosser Mühe für sich und ihre Familien sorgen können. Eigenes Land zur Verfügung zu haben, um den Grundbedarf an Nahrungsmitteln zu erwirtschaften ist - zumindest für viele Menschen in den ländlichen Gebieten - eine wichtige Voraussetzung für eine gesicherte Existenz. «Ohne Land kein Brot» fasst der diesjährige Kampagnenslogan die enge Verbindung von Boden und Ernährung zusammen. Die Kampagne weist darauf hin, dass der Zugang zu Land und somit auch zu Nahrung für viele Menschen heute nicht selbst-verständlich ist.

Die Beiträge dieses Werkheftes schaffen ganz unter-schiedliche Zugänge zum Thema. Im Familiengottes-dienst werden die Geschichte von Ahab und Nabot und eine aktuelle Land-Geschichte aus Afrika «unter die Lupe genommen». Die Lupe, die auf den Plakaten dazu einlädt, genau hinzusehen, wird in den kommenden Jahren das Symbol der Kampagne unter dem Slogan «Sehen und Handeln» sein.

Der ökumenische Gottesdienst fragt mit der gleichna-migen Erzählung von Tolstoi «Wie viel Erde braucht der Mensch?» danach, wie ein angemessener Umgang mit unserem Verlangen nach Mehr aussehen könnte. Eine Fundgrube für die vielfältige Bedeutung von Land und entsprechende Impulse für eine gerechte und nachhal-tige Nutzung des Landes ist der Stationenweg mit dem

Rita GemperleFastenopfer

Siegfried ArendsBrot für alle

Titel «Erde, die trägt und nährt». Neben den wertvollen inhaltlichen Impulsen finden Sie darin auch Anregun-gen, wie Sie die ausgearbeiteten Stationen unterschied-lich nutzen können. Vorschläge zur methodischen Umsetzung des Kampagnenthemas finden Sie auch in den kreativen Bausteinen. Sie helfen Ihnen, das Thema in Ihrem konkreten und individuellen Kontext umzuset-zen. Die Versöhnungsfeier lädt zur Besinnung über unsere Verantwortung ein, während die Gebete und die Bild- Text-Collage «Land ist Leben» uns mit der weltwei-ten Ökumene verbinden.

Im Namen der Arbeitsgruppe «Liturgie» von Fasten- opfer, Brot für alle und Partner sein wünschen wir Ihnen und Ihrer Gemeinde viel Freude beim Umsetzen unserer Anregungen. Und bei allem natürlich festen Boden unter den Füssen!

Editorial

Ohne Landkein Brot

Ökumenische Arbeitsgruppe Liturgie (v.l.n.r.): Elisabeth Kienast-Bayer, Rita Gemperle, Siegfried Arends, Josef Wirth, Ingrid Krucker, Sarah Böhm-Aebersold, Verena Sollberger und Matthias Jäggi. Auf dem Bild fehlt Walter Wiesli (Foto: Christoph Wider).

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Hinführung

Mit einer Lupe in der HandIch habe heute eine Lupe mitgenom-men! Eine Lupe hilft, genauer hinzu- sehen, mehr zu sehen, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Men-schen, die nicht gut sehen, brauchen eine Lupe, um Kleingedrucktes lesen zu können. Und Detektive brauchen eine Lupe, wenn sie knifflige Fälle lösen müssen. Auch wir wollen in diesem Gottesdienst genau hinschau-en. Zwei Geschichten nehmen wir unter die Lupe: eine aus der Bibel und eine aktuelle Geschichte aus Afrika. Dreht da irgendwer krumme Dinger? Geht es gar um Leben und Tod? Wir werden sehen! Herzlich willkommen alle grossen und kleinen Detektiven und Detektivinnen.

Lied

KG 45/RG 167/CG 348 Du hast uns Herr gerufen

Gebet

Guter GottIn dieser Zeit vor Ostern haben wir uns versammelt,um gemeinsam zu feiern.Du, Gott, brauchst uns in dieser Zeit als Menschen,die genau hinhören und hinsehen.Wir bitten dich, öffne unser Herz,wenn wir heute von Menschen hören,die sich um ihr Land und ihren Reis Sorgen machen.Und öffne unsere Augen,wenn wir Zeuge werden von Unrecht.Darum bitten wir dich heute und immer wieder neu.

Ahab und Nabot (1 Kön 21)

Die erste Geschichte erzählt uns von einem König namens Ahab und seiner Frau Isebel. Ahab ist König in Israel. Er hat einen Nachbarn, der Nabot heisst und Bauer ist. Dieser hat etwas, was Ahab gerne hätte. Hören wir die Geschichte.

Geschichte siehe www.oekumenischekampagne.ch/liturgie

Matthias Jäggi, Pfarrer, Ostermundigen/BE; Rita Gemperle, Verantwortliche Werkheft Liturgie, Fastenopfer; Siegfried Arends, Fachperson Bildung, Brot für alle

Ausgehend von der Geschichte von König Ahab und dem Bauern Nabot lädt der Gottesdienst ein, mit detektivischem Blick hinzuschauen, wenn heute Land im Süden seinen Besit-zer wechselt. Geht es dabei mit rechten Dingen zu und her oder geschieht Unrecht? Mit Lupen ausgestattet, dürfen Kinder mithelfen, genau hinzuschauen.

Ökumenischer Familiengottesdienst

Lied oder Musik

Jeder Teil dieser Erdesiehe www.oekumenischekampagne.ch/liturgie

Sierra Leone – unter die Lupe genommen

Diese Geschichte stammt aus der Bibel und gleicht einem Krimi. Ahab konnte nicht respektieren, dass ihm Nabot das Land, das schon seit je seiner Familie gehört hat, nicht überlassen wollte. Und Isebel hat auf ganz gemeine Art dafür gesorgt, dass Nabot sterben muss.Gibt es so etwas auch heute noch? Dass Menschen alle Mittel einsetzen, um zu bekommen, was sie haben wol-len? Wir möchten dies zusammen mit euch als Detektiven und Detektivin-nen herausfinden.

Die aktuelle Geschichte aus Sierra Leone wird als bebilderte Projektge-schichte erzählt. Die dazu nötigen Bilder sind im Mini- und A4-Format und als PowerPoint-Datei abgelegt auf www.oekumenischekampagne.ch/liturgie. Bevor sie im Gottesdienst projiziert werden, sollen die Kinder sich als Detektive betätigen und die Bilder mit ihren Lupen erforschen.

Die Kinder erhalten Bild 1, 3, 4 und 6 in Miniaturausgabe und dazu eine Lupe. (Lupen mit Dreifachvergrösse-rung sind zum Beispiel für 5 bis 7 Franken bei www.officeworld.ch erhältlich). Sie bekommen den

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Ökumenischer Familiengottesdienst

Auftrag, mit Hilfe der Lupen heraus-zufinden, was auf diesen Bildern zu sehen ist und dies anschliessend zu berichten.

Variante ohne Lupe: Die Kinder bekommen den Auftrag, die Bilder 1, 3, 4 und 6, die in A4-Format in der Kirche versteckt sind, zu suchen und dann herauszufinden, was auf den Bildern zu sehen ist.

Während die Kinder (eventuell mit Hilfe der Erwachsenen) die Bilder unter die Lupe nehmen respektive suchen und erforschen (4-5 Min.), kann Musik abgespielt werden. Anschliessend werden die Bilder für alle auf eine Leinwand projiziert und als Projektgeschichte mit untenste-hendem Text erzählt. Die Vermutun-gen und Beobachtungen der Kinder-Detektive werden an geeigneter Stelle einbezogen.

Addax und die Leute im afrikanischen Dorf

Die folgenden Bilder lassen uns nach Sierra Leone reisen, einem kleinen Land in Westafrika. Es sind Bilder vom alltäglichen Leben in einem gewöhnlichen Dorf in Afrika. Oder doch nicht? Detektive und Detektiv-innen aufgepasst!

1.Landschaft/Dorf/Häuser(Beobachtungen der Kinder zuerst: Was habt ihr entdeckt?)Arbeiten auf dem Feld, Wasser holen, Waschen, Kochen, Essen – das Leben in einem afrikanischen Dorf hat seinen eigenen Rhythmus. Die Uhren scheinen langsamer zu gehen zwischen den mit Grasdächern gedeckten Lehmhütten. In diesem Dorf in Sierra Leone im Westen Afrikas ist das nicht anders. Seit Generationen ernähren sich die Familien auf dem Lande vom Ertrag

ihrer Felder, von Maniok, Erdnüssen, Mais, Palmöl und vor allem vom Reis, den sie selbst anbauen. Zehn Jahre nach dem Ende eines grausamen Bürgerkriegs sind die Menschen froh, dass wieder Friede in ihrem Land herrscht.

2. Menschen/KinderNatürlich steht die Zeit auch in Sierra Leone nicht still. Familien, die es sich leisten können, schicken ihre Kinder zur Schule, denn Bildung bedeutet Fortschritt. Wer ein Handy hat, ist froh darüber, dass die Kommunikati-on einfacher geworden ist. Wenn die Wege nicht zu schlecht sind, wie manchmal in der Regenzeit, kann man in die Stadt fahren, um auf dem Markt etwas zu kaufen und zu verkaufen. Ansonsten nimmt alles seinen gewohnten Lauf. Doch seit einiger Zeit scheint alles anders geworden zu sein. Das Leben im Dorf ist nicht mehr so wie zuvor.

3. Bagger(Beobachtungen der Kinder zuerst: Was ist hier zu sehen?)Die Bagger und Planierraupen haben mit Addax zu tun, einer grossen Firma aus der Schweiz. Addax hat in Sierra Leone sehr viel Land gepachtet: 57 000 Hektare. Diese riesige Fläche, dreissig Kilometer lang und zwanzig Kilometer breit, gehört nun für die nächsten 50 Jahre Addax. Das Geld, das die Firma dafür bezahlt hat, geht vor allem an die Regierung und an einige Dorfchefs, denn diese bestim-men über das Land. Die Bauernfamili-en haben kaum etwas davon. Die Bulldozer von Addax kommen und planieren das Land, das bislang den Menschen aus den Dörfern gehört hat.

4. Feld mit Bewässerungsanlage(Beobachtungen der Kinder zuerst: Was sind das für Felder und Pflan-zen?)Auf den grossen, kreisrunden Feldern wird Zuckerrohr angebaut. Aus Zuckerrohr wird dann Sprit für Autos in Europa hergestellt. Einige Bewoh-nerinnen und Bewohner aus den Dörfern haben nun eine Arbeitsstelle

Reis – in Sierre Leone das tägliche Brot. (Foto: S. Arends, Brot für alle)

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Ökumenischer Familiengottesdienst

bei Addax gefunden. Viele bewachen die Felder und die Anlagen, damit niemand etwas stiehlt. In der Tro-ckenzeit werden die Zuckerrohrfelder mit riesigen Spritzanlagen bewäs-sert. Dafür wird sehr viel Wasser benötigt.

5. FlussDas Wasser für die Felder kommt vor allem aus dem Fluss Rokel, dem grössten Fluss von Sierra Leone. Manche befürchten, dass es dadurch in Zukunft zu wenig Wasser geben könnte. Menschen aus verschiedenen Dörfern haben sich zusammenge-schlossen und eine Organisation gegründet: SiLNoRF – das Sierra-Leo-nische Netzwerk für das Recht auf Nahrung. Denn um das Recht auf Nahrung, um genug zu essen zu haben , darum geht es den Menschen natürlich. SiLNoRF setzt sich dafür ein.

6. Reis(Beobachtungen der Kinder zuerst)Die Frage ist, ob die Menschen trotz ihrer Zuckerrohrfelder in Zukunft noch genügend Nahrung anbauen können. Ob sie noch genügend Reis haben werden, wie auf dem Bild zu sehen ist. Addax hat den Menschen versprochen, sie zu unterstützen. Trotzdem machen sich viele Sorgen, ob sie weiterhin genügend Land haben werden, um den Reis anzubau-en, der für ihre Ernährung so wichtig ist.

7. GruppeSiLNoRF wird von Spenden aus der Schweiz unterstützt. Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein wollen mit den Menschen und Partnerorga-nisationen vor Ort sehen und han-deln. Sehen: genau hinschauen wie Detektive und Detektivinnen. Beob-achten, was passiert. Sehen, was den Menschen schadet und was ihnen nützt. Und Handeln: gemein-

sam etwas unternehmen, Unrecht beim Namen nennen, und helfen, wo Hilfe nötig ist.Ausführliche Berichte über SiLNoRF und Addax finden sich auf www.brotfueralle.ch

Kurzpredigt

Manchmal brauchen wir zum Sehen eine Sehhilfe, eine Lupe z.B. – Ältere, um Zeitung zu lesen, Jüngere, um Insekten zu untersuchen, die Polizei, um Spuren zu suchen. Sherlock Holmes ohne Lupe? Unvorstellbar. Die Lupe auf dem Kampagnenplakat und das Motto der Kampagne – «Se-hen und Handeln» – regen uns an, genau hinzusehen.Was sehen wir, wenn wir durch die Lu-pe schauen? Richten wir sie noch einmal auf die Geschichte von Ahab und Nabot: Wir sehen einen König, Ahab, der ein Stück Land besitzen will, das ihm gefällt. Wir sehen einen Kleinbauern, Nabot, der sich weigert, ihm dieses Land zu verkaufen. Für ihn bedeutet Land nicht Ware und Profit, sondern sein Leben. Wir sehen: Der kleine Bauer büsst dafür mit dem eigenen Leben. Macht siegt über Recht. Wir sehen aber auch: Ein Prophet, Elia, schaut nicht weg, son- dern klagt das Unrecht an, im Namen Gottes. Sein Urteil ist hart: Wer so handelt, hat keine Zukunft. Wir sehen: Das letzte Wort hat nicht der Mächti-ge, sondern der Gott, der auf der Seite der Schwachen steht. Der Gott, der sieht und handelt.Auch wir wollen genau hinschauen. Wir halten die Lupe auf das, was heute geschieht: Wir sehen grosse Firmen (auch Firmen aus der Schweiz wie Addax), die Land für sich wollen. Land, das anderen gehört. Wir sehen: Bauernfamilien, die ihr Land verlieren. Nicht aufgrund von Gewalt, aber für zu wenig Geld. Wir sehen aber auch: Menschen, die sich wehren und für ihre Rechte einstehen. Damit die

Macht nicht das letzte Wort hat.SiLNoRF in Sierra Leone versucht das. Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein versuchen das. Genau hinsehen. Und handeln, wo es nötig ist. Damit das Leben weniger Krimis schreibt, dafür mehr Geschichten mit einem glücklichen Ende. Geschichten, wie der Gott sie schreibt, der sieht und handelt. Und der uns Mut macht, dasselbe zu tun.

Fürbitten

Wir sind aufgefordert, hinzuschauen und zu handeln. Dafür wollen wir Gott um seine Hilfe bitten.

Wir bitten dich für all jene, die versucht sind, Eigentum von anderen für eigennützige Zwecke zu bean-spruchen: Gib ihnen ein Gespür für Recht und Unrecht.

Wir bitten dich für die Verantwortli-chen der grossen Firmen: Mach sie bereit, auf die Bedürfnisse der Einheimischen zu hören und faire Lösungen zu suchen.

Wir bitten dich für die Menschen in Ländern wie Sierra Leone: Hilf ihnen, sich immer wieder neu für ihre Rechte einzusetzen.

Wir bitten dich für uns in der Schweiz: Lass uns Unrecht nicht einfach hinnehmen und uns mutig für Gerechtigkeit einsetzen.

Lied

KG 229/RG 835/CG 896 Gib uns Weisheit, gib uns Mut

Schlussgebet

Segen

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Ökumenischer Gottesdienst

Liturgischer Gruss

Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. (Ps 24,1)

Einführung

Die Erde gehört Gott. Sie ist Gottes Gabe an uns, die uns immer wieder neu zum Staunen einlädt. Sie ist einzigartig. Es gibt sie nur einmal. Auch wenn es grundsätzlich etwas Gutes und Schönes ist, Sehnsüchte und Träume zu haben, sind ihrer Verwirklichung damit Grenzen gesetzt. «Wie viel Erde braucht der

«Wie viel Erde braucht der Mensch?» Diese Erzählung Tolstois steht im Zentrum des Gottesdienstes. Sie handelt von der Sehnsucht, dem Wollen nach Mehr, das, auf die Spitze getrieben, letztlich zum Totalverlust, zur Selbst-aufgabe führt. Ausgehend von Psalm 24,1 und Lev 25 werden unsere Sehnsüchte und ihre Konsequenzen beleuchtet.

«Wieviel Erdebraucht der Mensch?»

Autor/in: Sarah Böhm-Aebersold, Priesterin, Langenthal. Koen De Bruycker, Pfarrer, Solothurn

Mensch? » ist die Frage, die sich stellt. Der Gottesdienst nimmt die Konsequenzen unserer Sehnsüchte bei uns und für die Menschen im Süden unter die Lupe. Schliesslich werden von der biblischen Tradition des Jobeljahres her Perspektiven für einen gottgemässen Umgang mit unseren Grenzen erarbeitet, die auch das uns nur begrenzt zur Verfügung stehende Land einschliessen. Doch zu Beginn soll dem Staunen über Gott und seine einzigartige Schöpfung Raum gegeben werden.

Lied

CG 308/RG 533: Morgenlicht leuchtet oder KG 583: Die Erde rollt.

Lob der Schöpfung

Wechselgebet aus Melanesien im Pazifik, siehe Gebete aus aller Welt

Lied

RG 543: Herr, die Erde ist gesegnet; KG 145: Du lässt die Iiebe Sonne scheinen oder CG 814/KG574/RG100: Erfreue Dich Himmel.

«Wie viel Erde braucht der Mensch?»

Der russische Schriftsteller Leo Tolstoi (1828 – 1910) verfasste im Jahre 1885 die Erzählung: «Wie viel Erde braucht der Mensch?» Selber dem Adel entstammend, begleiteten ihn zeitlebens Fragen nach Sinn und beständigen moralischen Werten, die

Wie viel Erde braucht der Mensch? (Foto: Jeffrey-EEA, Ecumenical Advocacy Alliance)

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Ökumenischer Gottesdienst

mit einer Kritik an menschlichem Besitzstreben einhergingen. Obwohl Grossgrundbesitzer, machte er sich für eine Landreform zu Gunsten sei- ner geerbten Leibeigenen stark. Im Folgenden hören wir eine Kurzfas-sung der Erzählung «Wie viel Erde braucht der Mensch?», die sich mit dem menschlichen Verlangen nach mehr auseinandersetzt. Die ganze Erzählung findet sich im Internet unter: www.gutenberg.spiegel.de/buch/4048/2.

Bauer Pachom hat Besuch von seinen beiden Schwestern. Sie unterhalten sich über das Leben in der Stadt und auf dem Lande und streiten sich, welches die grösseren Vorzüge hat. Pachom hört aufmerksam zu und sagt sich: «Unsereins hat von Kind auf mit der Erde zu schaffen, und deshalb kommen ihm solche Narrhei-ten nie in den Sinn. Eines ist nur traurig: wir haben zu wenig Land! Wenn ich genug Land hätte, so fürchtete ich niemand, nicht einmal den Teufel». Der Teufel sitzt hinter dem Ofen, hört alles und sagt sich: «Wir wollen sehen: ich will dir viel Land geben und dich gerade damit fangen».Als sich ihm die Gelegenheit bietet, erwirbt Bauer Pachom ein Stück Land. Er ist stolz und glücklich über seinen Besitz, wenn da nur nicht die Probleme mit den Nachbarn wären. So hatte Pachom zwar auf seinem Grund und Boden genügend Raum, aber in der Gemeinde wurde es ihm zu eng. Als er von einem anderen Bauern hört, dass im Wolgagebiet viel Land billig zu haben ist, ergreift er die Chance und zieht dorthin. Doch als Pachom eine Zeitlang dort gewirt- schaftet hat, findet er es auch da zu eng. «Wenn ich mir noch etwas Land zu Erb und Eigen kaufen könnte», denkt er sich, «würde ich mir auch so ein Gut bauen! Dann hätte ich alles beisammen.» Ein vorbeiziehender

Kaufmann erzählt ihm, dass bei den Baschkiren Land zu einem Spottpreis zu haben sei. Und tatsächlich, der Älteste der Baschkiren macht Pachom ein sagenhaftes Angebot: Er dürfe sich für 1000 Rubel so viel Land an- eignen, wie er vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang umschrei-ten könne.

Frühmorgens nach einer schlaflosen Nacht macht Pachom sich sogleich auf und eilt schnellen Laufes davon, um möglichst viele Äcker, Wiesen und Wälder zu umrunden, die dann ihm gehören sollen. Gegen Mittag quälen ihn Hitze und Müdigkeit, doch er hastet unbeirrt weiter. Denn je weiter er geht, desto besser scheint ihm das Land zu sein. Schliesslich muss er umkehren, denn der Tag geht zur Neige. Da muss er feststellen, dass er viel zu weit gelaufen ist und sich be- eilen muss, um beim Ältesten wieder anzukommen, ehe die Sonne unter-geht. Endlich erreicht er mit letzter Kraft seinen Ausgangspunkt. «Gut gemacht», schreit der Älteste, «viel Land hast du gewonnen», und schüttelt sich vor Lachen, während Pachom tot zusammenbricht. Da nimmt Pachoms Knecht die Hacke, gräbt Pachom ein Grab, genau so lang wie das Stück Erde, das er mit seinem Körper, von den Füssen bis zum Kopf bedeckt - sechs Ellen - und scharrt ihn ein.

Musik

Lesung

Lev 25, 8-13.23 Einleitung: Um Land geht es auch in der Lesung aus dem dritten Buch Mose. Alle fünfzig Jahre sah dieses für das Volk Israel ein sogenanntes Jubeljahr bzw. Jobeljahr (nach hebr. Jobel für Widder) vor. Während des ganzen Jahres musste alle Feldarbeit ruhen, die hebräischen Sklaven

sollten freigelassen werden, verkauf-te und verpfändete Grundstücke ohne Entschädigung wieder an den ursprünglichen Besitzer oder dessen Erben zurückgegeben und alle Schul- den erlassen werden. Ziel des Jobel- jahres war es, eine gerechte Vertei-lung unter allen Land- und Güterbe-sitzern wieder herzustellen.

Predigt

Unser Leben ist von verschiedensten Sehnsüchten geprägt: Da ist z.B. die Sehnsucht nach Erfolg im Berufsle-ben, nach Glück in der Liebe, einer eigenen Familie mit Kindern usw. Nicht zuletzt gehört dazu auch die Sehnsucht nach genügend Wohn-raum, der Spielraum für die Verwirkli-chung der eigenen Träume lässt. Sei dies nun in der eigenen grosszügigen Wohnung oder im eigenen Haus mit Garten. Mit Folgen für unseren Raum- verbrauch: Pro Sekunde wird ein Quadratmeter Land in der Schweiz für Siedlungen verbaut, so viel wie nie zuvor.

Nicht das Träumen, nicht die Sehn-sucht an sich ist problembehaftet. Problematisch ist das ewige Verlan-gen nach Mehr, das keine Grenzen kennt. Den Bauern Pachom kostet es den Atem und schliesslich das Leben – Symbol für unser entgrenztes Verlan-gen. Dabei stellt sich die Frage, wie viel Erde wir für die Verwirklichung unserer Sehnsüchte (ver)brauchen. Sind wir bereit anzuerkennen, dass es Grenzen gibt, die wir nicht ohne Schaden – für uns wie für andere – überschreiten dürfen? Unsere stetig wachsende Sehnsucht nach Mehr hat Konsequenzen - nicht nur für uns, für Leib, Leben und Gesundheit, sondern auch für unsere Umwelt und für andere Menschen. Hier bei uns, wo unnötig Energie verschwendet wird und wertvoller Erholungsraum und Landwirtschafts-land verloren gehen. Im Süden, wo

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Ökumenischer Gottesdienst

durch den Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln sowie Agro-Treibstoffen für unseren Konsum Land verloren geht. Dabei erwerben grosse Konzer-ne unter undurchsichtigen Bedingun-gen Land für riesige Plantagen. Dies nicht selten mittels Enteignung oder Übervorteilung der lokalen Bevölke-rung. (Hier empfiehlt es sich, ein kon- kretes Beispiel aus der ökumenischen Kampagne einzubeziehen).Dabei gilt doch, dass die Erde Gottes Gabe an uns alle ist. Die biblische Tradition des Jobeljahres erinnert uns daran, dass Gott Besitzer der Erde ist, und dass sie uns nur leihweise anvertraut ist. Uns und unserem Leben sind Grenzen gesetzt: Wir alle sind hier nur Gäste auf Zeit. Die ungleiche und ungerechte Verteilung von Land und Besitz ist in jeder Generation neu zu korrigieren. Wir sind angehalten, mit der Erde sorgsam umzugehen und sie auch für künftige Generationen zu bewahren. Beispiels-weise, indem wir beim Einkauf auf regionale und saisonale Produkte ach-ten, die eine gute Umweltbilanz aufweisen. Oder indem wir bewusst in den heimischen Bergen Wanderferien machen. Dazu gehört aber auch, dass wir im Alltag auf die Grenzen unseres

Körpers achten und ihm die verdiente Ruhe und Erholung gönnen. «Wie viel Erde braucht der Mensch, brauchen wir?» stellt sich letztlich auch uns als Frage.

Musik

Fürbitten

Gott, wir bitten dich für die Mächtigen dieser Welt, in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Richte ihre Füsse auf den Weg von Gerechtigkeit und Frie- den. Begleite sie bei der Suche nach Wegen zur Bekämpfung der extremen Armut und ungerechter Landnahme.

Wir bitten dich für alle Menschen, die in grossem Masse Land besitzen. Sei ihnen nahe und richte all ihr Trachten auf das eine Ziel aus: Dass alle Men- schen genug zum Leben haben.

Segne uns alle mit Bescheidenheit und einem Gespür fürs Genug. Hilf uns, zu unseren Grenzen zu stehen und uns auf das Wesentliche zu kon- zentrieren. Denn weniger ist mehr.

Gott, schenke uns Wachsamkeit an- gesichts der Erwärmung unserer

Welt. Lass uns nie vergessen, wie sehr dadurch die Lebensräume und die Ernten von Mitmenschen gefähr-det sind. Segne uns mit Tatkraft, Kreativität und Geduld.

Beseele deine Kirche mit deinem Heiligen Geist. Er möge uns Zeugnis ablegen lassen für Gerechtigkeit undFrieden, dabei mache er uns glaub-würdig und ehrlich.

Vater Unser / Unser Vater

Kollekte zu einem Projekt der Kampagne.

Lied CG 899/KG 592/RG 833: Komm in unsre stolze Welt.

Sendung und Segen

Gehet hin und lebt in Achtsamkeit, Achtung und Teilnahme für das Leben der Erde, denn Gott, der in der Ganzheitlichkeit seiner Schöpfung lebt, geht mit euch.

Der Segen der Erde, der guten, der reichen Erde, sei für dich da. Weich sei die Erde dir, wenn du auf ihr ruhst, müde am Ende des Tages, und leicht ruhe die Erde auf dir am Ende des Lebens.

So segne Dich Gott, der Vater,er sei der Raum, in dem du lebst;Jesus Christus, der Sohn; er sei der Weg, auf dem Du gehst und Gott, der Heilige Geist, er sei das Licht, das Dich zur Wahrheit führt.

Land und Nahrungssicherheit gehören zusammen. (Foto: Jeffrey/EAA)

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Kreative Bausteine

Zum Thema Erde/Land

LandraubIdee: Es werden drei bis fünf Tücher ausgelegt. Die Mitglieder einer Gruppe verteilen sich auf die Tücher. Nun werden die Tücher auf die Hälfte zusammengelegt und wieder stellen sich alle drauf. Diesen Vorgang zwei bis drei Mal wiederholen, bis die Gruppenmitglieder kaum mehr auf dem Tuch Platz finden und einander gegenseitig vom Tuch stossen.

Gedanke: Durch den Landraub durch die Grosskonzerne wird der Boden für die ansässigen Menschen immer knapper. Zum einen werden sie der eigenen Anbaumöglichkeiten be- raubt, zum andern wachsen die Kon- flikte, weil alle um ihr Überleben kämpfen müssen.

Bibeltext: Kön 21 (Ahab eignet sich widerrechtlich Nabots Weinberg an)

Alternativena) Anstelle von Tüchern werden Zei-

tungen als Symbol für den eigenen Boden immer mehr zusammenge-legt. Im Spiel bleiben nur jene, die noch Boden (Zeitung) unter den Füssen haben.

b) Es wird ein grossformatiges Bild von einem fruchtbaren Acker ge- zeigt. Dann wird erzählt, wie die Grosskonzerne immer mehr Land in Anspruch nehmen und so das Land den Armen wegnehmen. Nach und nach wird drei Mal ein Teil des Bildes abgeschnitten, bis nur noch ein Viertel übrig bleibt. Auf diese Weise wird der Landraub auf eindrückliche Weise visualisiert.

Eine Hand voll Erde Idee: Eine Hand voll Erde wird gezeigt oder allen Beteiligten wird etwas Erde in die Hand verteilt. Dazu die Erläute-rung: In dieser grossen Handvoll Erde tummeln sich bis zu zehn Milliarden

Spielerischund ideenreich

Autor: Josef WirthPfarrer, St. Gallen

Die folgenden Bausteine bieten Ideen zur kreativen Umset-zung des Kampagnenthemas in Schul-, Jugend- und Erwachse-nengottesdiensten . Die skizzierten Ideen sind gedacht als «Ankick» für die eigene Kreativität und sind in der Ausgestal-tung abhängig vom jeweiligen Kontext. Tierchen, Pilze und Bakterien. Das

sind mehr, als es Menschen auf der Erde gibt.

Gedanke: Wir staunen über das Wunder der Erde. Wir machen uns den Wert der Erde bewusst. Wir danken Gott für seine Fülle und seine Sorge.

Bibeltext: Gen 1,9-13 (Schöpfungsbe-richt zweiter Tag)

Entdeckungen mit der LupeIdee: Im Wald werden allen Teilneh-menden echte Lupen oder WC-Rollen als symbolische Lupen verteilt. Sie sollen damit ein kleines Stück Wald- boden ganz genau betrachten.

Alternative bei Schnee: Eine Handvoll Erde wird mit der Lupe betrachtet.

Gedanke: Schon ein kleines Stück Boden birgt viele Schätze, die wir gerne übersehen. Es tut gut, einmal genau hinzuschauen und uns den Wert des Bodens bewusst zu ma-chen.

Mit der Erde in Kontakt. (Foto: Jeffrey/EAA)

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Kreative Bausteine

Bibeltext: Ps 8 (als Lob Gottes für die Schönheit auch der fast alltäglichen Dinge wie der Waldboden)

Mensch und NaturIdee: Die Hälfte der Gruppe setzt sich als «Menschen» auf einen Stuhl, die andere Hälfte gibt als «Natur» den Menschen zu trinken, fächelt ihnen kühle Luft zu, wärmt ihre Haut usw. Nach einer bestimmten Zeit werden die Rollen getauscht. «Die Natur» sitzt auf dem Stuhl und die «Men-schen» bewundern sie, bewerfen sie aber auch mit Abfall, drücken oder trampeln sogar auf ihr herum usw.

Gedanke: Wir wecken das Bewusst-sein für die Geschenke der Natur und motivieren für den sorgfältigen Umgang mit ihr.

Bibeltext: Gen 1,27-31 (Auftrag Gottes, die Schöpfung zu hegen und zu pflegen)

Barfuss-ParcoursIdee: Die Teilnehmenden werden mit verbundenen Augen und barfuss über den Waldboden geführt. Sie nehmen den Boden ganz bewusst über den Tastsinn wahr.

Alternative: Der Parcours wird in einem Innenraum mit Materialien aus der Natur angelegt.

Gedanke: Wir staunen, wie kostbar der Boden ist.

Bibeltext: Ex 3,1-5 (Mose soll auf dem heiligen Boden die Schuhe auszie-hen). Evtl. kann auch der Gedanke

von Franz von Assisi angeführt werden: Mit jedem Schritt tun wir (mit dem Druck unserer Füsse) dem Boden weh oder verletzen ihn leicht.

Zerstörung der VielfaltIdee: Verschiedenfarbige Tücher auslegen und diese Schritt für Schritt mit Tüchern einer einzigen Farbe bedecken.

Gedanke: Um mehr aus dem Boden herauszuholen, legen Grosskonzerne riesige Monokulturen an. Die Vielfalt an Nahrung, die der Boden den Men- schen vor Ort bietet, wird zerstört. Hunger oder Krankheit durch einseiti-ge Ernährung ist die logische Folge.

Bibeltext: Jer 2,4-9 (Beschmutzung des von Gott geschenkten Gartenlan-des)

Zum Hungertuch

Vom Rahmen zum KreuzIdee: Ein rechteckiger Holzrahmen wird in zwei gleiche Stücke mit je einem langen und einem kurzen Arm geteilt. Nun werden die beiden Stücke so aufeinander gehalten, dass sie ein Kreuz bilden.

Gedanke: Der Rahmen symbolisiert die Gefahr, dass wir uns anderen Menschen verschliessen, nur für uns schauen und nicht über unseren gewohnten Rahmen hinaus sehen. Anders das Kreuz: Es ist auf vier Seiten hin offen; offen für die Men-schen und ihre Nöte. Verschlossen-heit und Offenheit stellen auch die Bilder des Hungertuchs selber dar.

Bibeltext: Eph 2,13-17 (Am Kreuz riss Jesus die Wand der Feindschaft nieder)

Oben und unten Idee: In Zweiergruppen aufgeteilt, legt sich die eine Person rücklings auf

den Boden; die andere Person stellt ihren Fuss auf den Bauch der liegen-den Person. Die Situation einige Au- genblicke auf sich wirken lassen; dann die Rollen wechseln. Anschlie-ssender Austausch über die Empfin-dungen.

Gedanke: Es ist unangenehm, zu unterliegen oder «unten» zu sein. Was hier für einen Moment spiele-risch erlebt wird, war für den armen Lazarus und ist für die Armen in unserer Welt die tägliche Realität. Die Armen geraten unter die Stiefel der Reichen. Auf die Symbolik auf dem Hungertuch hinweisen: Das Hunger-tuch stellt die Realität auf den Kopf. Der Abendmahlstisch mit den Armen ist auf dem Bild oben, der Tisch der reichen Machthaber unten.

Bibeltext: Lk 16,19 ff. (Reicher Prasser und armer Lazarus)

Weitere kreative ElementeSowohl in diesem Werkheft wie auch im Werkheft Katechese finden sich weitere Kreativanregungen. Der öku- menische Familiengottesdienst «Unter die Lupe genommen» (S.4 dieses Werkheftes) stellt Bilder in Miniformat bereit, die mit Lupen und detektivischem Blick genau unter-sucht werden sollen. Die Erzählung «Wie viel Erde braucht der Mensch?» aus dem ökumenischen Gottesdienst S. 7 kann mit einem klei-nen Wettkampf veranschaulicht werden: Wer kreist in einer Minute am meisten Boden ein? Das Werkheft Katechese enthält ein afrikanisches Märchen zum Thema «Teilen» (Baustein Unterstufe), das auch im Gottesdienst eingesetzt werden kann. Der Baustein 1 für die Oberstufe schlägt einen Krimi zu Nabot und Ahab vor. Weitere Spiel-ideen zum Thema Land finden sich im Beitrag für die Jugendarbeit.

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Stationenweg

VorbemerkungDer Stationenweg kann verschieden eingesetzt werden:– Als Angebot, den Weg in einer

Gruppe zu gehen. Die Impulse werden von der Leitungsperson vorgetragen.

– Als fix installierte Posten, die während der Fastenzeit zum Nach- denken anregen. Die Posten können von einer Religionsklasse oder Firm-/Konfirmationsgruppe gestal-tet werden.

– Als Vorbereitung zu einem Früh-stück bei einem Landwirt oder im Kirchgemeindehaus.

– Als Möglichkeit, die vorgesehenen Stationen mit einem Begleitzettel, der in der Kirche aufliegt, selbstän-dig zu besuchen. Die Vorlage für einen Begleitzettel finden Sie unter www.oekumenischekampagne.ch/liturgie. Dort finden Sie auch eine ausführlichere Variante des Statio-nenweges.

Einstieg (Kirche, Kapelle)

BegrüssungEinführung: Wir stehen auf der Erde. Sie trägt und hält uns. Sie gibt uns festen Grund. Auf ihr gestalten wir unsere Lebenszeit. Ihr verdanken wir unseren Lebensunterhalt. Das Land

ist unsere Lebensgrundlage. Wir wollen auf dem Stationenweg verschiedene Aspekte rund um das Thema Land miteinander bedenken und erleben. Wir bitten Gott, dass er unsere Sinne öffnet, damit wir hören, was uns angeht, und wahrnehmen, was uns betrifft.

Lied: KG 575/RG 841/CG 909 Gott gab uns Atem

Auftrag für unterwegs: Alle sammeln einen Stein an einem Posten, der ihnen gefällt oder auffällt.

Heimat (historisches Zentrum, Dorfplatz, Dorfbrunnen)

Thematischer Impuls: Wir alle nennen mindestens ein Land, einen Wohnort oder eine Gegend unsere geografische Heimat. Wie wird Land zur Heimat? Jährlich werden Tausen-de in die Heimatlosigkeit getrieben, sei es durch Krieg und Gewalt, durch Umweltkatastrophen oder wirtschaft-liche Aussichtslosigkeit. Stille: Wir stehen einen Moment still für alle Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten.

Biblischer Text: Ps 16,5f (Heimat als Geschenk) und Jes 1,7 (Verlust der Heimat)

Anregung: Eine typische, lokale Spezialität anbieten

Fragen für unterwegs: Wo ist meine Heimat? Was bedeutet mir Heimat?

Erde, die trägt und nährt

Autorinnen: Ingrid Krucker, Pfarrei-beauftragte, BichwilElisabeth Kienast-Bayer, Frauenfeld

Der Stationenweg will die vielfältige Bedeutung von Land aufzeigen und das Bewusstsein stärken, dass wir alle für eine gerechte und nachhaltige Nutzung des Landes Verantwortung tragen.

Wann habe ich Heimweh? Wodurch wird Heimat bedroht?

Nahrung (Feld, Garten, Bäcke-rei, Dorfladen)

Thematischer Impuls: Fruchtbare Erde lässt Gutes wachsen. Wir können säen, pflegen und ernten – das Wachsen geschieht von selbst. Die Erde braucht aber einen sorgsa-men Umgang, damit sie weiterhin ihre Aufgabe erfüllen kann. Einseitige Nutzung durch Monokulturen, Überdüngung, Erosion oder das Überbauen mit Teer und Beton nehmen der Erde ihre Kraft.

Biblischer Text: Mk 4,26-29 (selbst-wachsende Saat)

Stille: Wo würden mir mehr Gelassen-heit und Staunen gut tun?

Anregung: Ein Saisongemüse mit dem entsprechenden Samen zeigen und an die Teilnehmenden verteilen.

Gedanken für unterwegs: Auf unserer Erde werden genug Nahrungsmittel geerntet, damit alle satt werden könnten. Trotzdem hungern weltweit so viele Menschen wie noch nie. Gleichzeitig wird ein Drittel aller Lebensmittel in der Schweiz wegge-worfen.

Land-Besitz (Gemeindehaus, Baustelle, Strassenkreuzung)

Thematischer Impuls: In letzter Zeit sorgt das Thema «Landraub» für immer mehr Schlagzeilen. Viele Industrie- und Schwellenländer sichern sich grosse Ackerflächen im Süden - für die Produktion von Nahrungsmitteln, von Tierfutter oder Agrotreibstoffen. Sie pachten oder kaufen das benötigte Land meistens

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Stationenweg

für einen langen Zeitraum. Auch Schweizer Unternehmen sind daran beteiligt.

Biblischer Text: Lev 25,23 (Land ist eine Leihgabe Gottes)

Stille: Land ist eine Leihgabe an uns. Wie gehen wir damit um? Können wir Land «besitzen»? Wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Anregung: Auszüge aus der Rede von Häuptling Seattle im Jahr 1855 vor- lesen.

Gedanke für unterwegs: Nicht nur im Süden wird teilweise einfach über Land verfügt. Auch in der Schweiz geht der Landwirtschaft täglich die Fläche von rund zehn Fussballfeldern «verloren».

Erholung (Aussichtspunkt, Ruhebank, Wald, Weiher)

Thematischer Impuls: Land wird vielfältig genutzt, auch in der Freizeit. Es bietet uns viele Möglichkeiten zur Erholung, immer breiter wird das Angebot. Für viele Menschen ist das Erleben der Natur auch eine spirituel-le Kraftquelle, ein Ort der Gotteser-fahrung.

Stille: Wo ist mein Lieblingsplatz, mein Erholungsort in der Natur?

Gespräch/Austausch

Gebet: Grosser Gott, wir danken dir für all das Schöne, das uns in deiner Schöpfung begegnet: Für das zarte Spriessen des Frühlings, für die verschwenderische Fülle des Som-mers, für die nährenden Früchte des Herbstes und für die tiefe Ruhe des Winters. Durchdrungen ist die ganze Erde von deinem heiligen Atem. Lass auch uns durchdrungen sein vom Atem deiner Liebe.

Anregung: Mehrmals tief und be-wusst ein- und ausatmen – Gottes Atem ist in uns lebendig.

Nachhaltigkeit (Bio-Bauern-hof, Schrebergarten)

Thematischer Impuls: Ein verantwor-tungsvoller Umgang mit unserer Erde ist lebensnotwendig für uns und unsere Nachkommen. Auf das Ge- schäftsverhalten grosser Firmen und auf die Politik anderer Länder haben wir häufig wenig Einfluss, wohl aber auf unser eigenes Konsumverhalten.

Bibeltext: Röm 8,19.21 (Die Schöp-fung wartet auf Erlösung)

Reflexion/Austausch: Wie können wir verantwortungsbewusst konsumie-ren? Welche Art der Landwirtschaft will ich unterstützen? «Wichtig ist nicht, wo du bist, sondern was du tust, dort, wo du bist» (Sprichwort aus Afrika)

Anregung: Etwas Kulinarisches vom Biohof oder das Frühstück geniessen. Ev. kurze Führung durch den Bauern-hof.

Abschluss (Kirche, Kapelle)

Rückblick auf den Weg: Was beschäf-tigt mich noch? Was möchte ich mit- nehmen?

Symbolhandlung: Die Teilnehmenden stellen sich in einem Kreis auf. Wer möchte, legt seinen Stein in die Mitte,

ev. mit einem persönlichen Gedanken oder Gebet, so dass ein Steinhaufen oder -kreis entsteht. (Alternative: Die Steine werden in einem Korb gesam-melt und auf den Altar gestellt)

Impuls: Alle können einen Beitrag leisten, der zählt und wichtig ist.

«Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht dieser Welt verändern.»

Gebet: Danke Gott, Vater und Mutter, für den Boden, der uns trägt, für den Boden, der uns nährt.Danke, dass du uns den Boden leihst,uns und allen Menschen, allen Tieren, allen Pflanzen.Danke, dass wir hie und da für andere Boden sind, der trägt und nährt und reicher macht.Danke, dass du unser Boden bist, der uns trägt und das Gute in uns weckt.

Lied KG 573/RG 534/CG 920 In uns kreist das Leben

Segen: Segne uns, Gott, den Boden, der uns trägt und die Erde, die uns nährt. Segne uns, Gott, die Hoffnung, die uns stärkt und die Liebe, die uns bewegt.

Dank sei dir, Mutter Erde. (Foto: Jeffrey-EAA)

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Landin SichtAutor: P. Walter Wiesli, Immensee

Die Landthematik zieht sich von der Schöpfung über die Landverheissung und das Bundesgesetz am Sinai bis zur Landgabe. Im Neuen Testament wird die Landver-heissung in der Person von Jesus Christus und seiner Reichgottesbotschaft erneu-ert. Jesus erscheint als der neue Moses, der in der Berg-predigt das Gesetz neu aus-legt: «Den Alten wurde ge-sagt… ich aber sage euch.»

Einführung

«Land in Sicht» und «Land unter» sind Existenzerfahrungen, die in unsern Tagen Bootsflüchtlinge und Migranten und Migrantinnen auf dramatische Weise machen. Die alarmierenden Bilder, die wir von ihnen sehen, werden zum Prüfstein für unsere Solidarität, denn ohne Land und Boden unter den Füssen sind die elementarsten Voraussetzun-gen für die menschliche Existenz gefährdet. «Land in Sicht» und «Land unter» stehen als Metaphern für Heil oder Unheil, für Segen oder Fluch, im persönlichen Leben für Gelingen oder Scheitern. Beides ist heute in einen weltumfassenden Kontext eingebun-den, der uns vor Gott und voreinander in die Pflicht nimmt. Dem wollen wir uns in dieser Stunde stellen.

Lied zur Einstimmung

KG 566 / RG 701 / CG 873: Wir sind dein Eigentum KG 67 / RG 212 / CG 750: O Herr, nimm unsere SchuldKG 601 / RG 457 / CG 634: Was ihr dem geringsten Menschen tut

Gebet

Gott, wir sind da vor dir. Wir versu-chen, unser Leben zu verstehen. Du kennst es durch und durch. Deshalb dürfen wir vor dir ans Licht bringen, was dunkel ist in uns. Vor dir dürfen wir annehmen, was wir sonst verdrän-gen. Durch Jesus Christus hast du unsere Schwäche und Verletzlichkeit angenommen. Durch ihn hast du uns entschuldigt. Durch ihn sagst du einem jeden, einer jeden (uns allen): Nimm dich an, wie ich dein Leben angenommen habe. Hilf uns, in die Abgründe unseres Lebens zu blicken, und befreie uns zu neuem Leben in der Kraft des heiligen und heilenden Geistes. Amen (Oder: KG 27.3 / RG 788/800 / CG 267)

Besinnung

Im Licht der Bergpredigt versuchen wir unsere Welt und uns selbst zu sehen:(1.) Im Schöpfungsbericht (Gen 2) formt Gott den Menschen aus Erde und haucht ihm seinen Lebensodem ein. Den gleichen Ursprung haben Tiere und Pflanzen, alle sind sie Geschwister.Jesus sagt: «Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.» (Mt 5,5)

Wir vergewissern uns als Mitbetroffe-ne unserer Mitverantwortung und Schuld:Jede Form von Gewalt und Herr-schaftsdenken widerspricht dem biblischen Schöpfungsglauben.

Nicht Unterdrückung und Herrschaft, sondern Geschwisterlichkeit soll das Verhältnis zwischen dem Menschen und der übrigen Schöpfung bestim-men. (Kurze Stille nach jeder Überle-gung)• Der gleiche Lebensatem Gottes

belebt die Menschen und die übri- gen Geschöpfe: Lasse ich sie atmen auf ihre Weise? Oder unterdrücke ich sie, beenge ich sie, lasse ich sie meine Macht spüren?

• Gottes Schöpfung ist unsagbar vielfältig: Bin ich zufrieden, wie mich Gott geformt und geschaffen hat? Kann ich mich an der Vielfalt der Anderen freuen, sie annehmen und anerkennen?

• Bin ich dankbar für die Gaben der Schöpfung, und pflege ich meine eigenen Gaben und Begabungen?

(2.) Als Folge der Finanz- und Wirt-schaftskrise wurden Land und Boden als lukrative Anlage- und Spekulati-onsobjekte entdeckt. Boden und Land wurden zur Ware für Investoren und Investorinnen zwecks optimaler Profitmaximierung.Jesus sagt: «Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.» (Mt 5,6)

Wir vergewissern uns als Mitbetroffe-ne unserer Mitverantwortung und Schuld: Unser persönlicher Einfluss auf das Finanz- und Wirtschaftswe-sen ist bescheiden. Aber wir können darauf als Bürgerinnen und Bürger, als Kirchen und als Konsumentinnen und Konsumenten reagieren. Durch unser Wegsehen und Schweigen machen wir uns mitschuldig.• Die Gier des Menschen ist ein

Urtrieb. Wie gehe ich damit um? Geht mein Hunger nach mehr auf Kosten anderer? Kann ich verzich-ten und von meinen Gütern auch etwas weitergeben?

• «Land» im übertragenen Sinn meint alles Lebensnotwendige:

Versöhnungsfeier

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Würde, Ehre, guter Name, Achtung. Respektiere ich der Andern «Land»?

• Mitten im Wohlstand hungern Menschen nach Zuwendung, Liebe, Dankbarkeit, Nähe: Schaue ich hin oder schaue ich weg, gehe ich auf sie zu und auf ihre Nöte ein?

(3.) Die Option für die Armen ist das erste Handlungskriterium der Bibel. Konkret heisst das: Einstehen für die Machtlosen, die Verliererinnen und Verlierer und Opfer, die Marginalisier-ten und Verfemten.

Jesus sagt: «Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmel-reich.» (Mt 5,3)

Wir vergewissern uns als Mitbetrof- fene unserer Mitverantwortung und Schuld: Offenbar gewöhnt man sich an die sich stetig öffnende Schere zwi-schen arm und reich. Wir wissen um die Armut in der «vierten Schweiz», um die Verelendung im Wohlstand, um die Sinnkrise vieler junger Men-schen und die zunehmende Lebensun-fähigkeit vieler Überforderter.

• Die Satten, Reichen und in sich selbst Verschlossenen fragen nicht

nach Gott. Weiss ich mich arm vor Gott und auf ihn angewiesen, frage ich nach ihm und suche ich ihn wirklich?

• Hat meine Offenheit in der Begeg-nung mit ihm konkrete Folgen, persönlich und politisch: Raum für Benachteiligte, Alte, Behinderte, Kranke, Menschen am Existenzmi-nimum, Exilantinnen, Migranten?

• Habe ich Augen und ein Herz für die allernächste Not: In der Familie, für Kinder, Nachbarn, Alleinstehende?

(4.) Ohne Boden sind insbesondere Frauen in der Dritten Welt sozial und ökonomisch verloren und ohne Per- spektive. 2000 brasilianische Frauen haben sich dagegen zur Wehr gesetzt und in einem viel beachteten Protest einen Agrokonzern besetzt. Seither werden sie kriminalisiert und ver- folgt. Jesus sagt: «Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihnen gehört das Himmel-reich.» (Mt 5.10)

Der Ackerverlust bedeutet für indi- gene Frauen «Land unter». «Land unter» erleben Frauen weltweit auf

vielfache Weise täglich. Wir vergewis-sern uns als Mitbetroffene unserer Mitverantwortung und Schuld:• Wir wissen, dass an vielen Gütern

des Alltags Schweiss und Entbeh-rung von Frauen und Kindern klebt. Haben wir uns daran gewöhnt?

• Häufig wird Frauenarbeit nicht gleich bewertet und bezahlt wie Männerarbeit. Haben wir uns daran gewöhnt?

• In der katholischen Kirche soll (oder darf) die Frage der Frauenordinati-on nicht mehr diskutiert werden. Muss man sich daran gewöhnen?

Fragen der Bergpredigt

Der Schriftsteller Lothar Zenetti stellt Fragen an die Leserinnen und Leser der Bergpredigt: «Sind die Hungrigen nicht mehr hungrig, die Dürstenden nicht mehr durstig, die Bedürftigen nicht mehr bedürftig? Können die Blinden nun sehen,die Stummen nun reden,die Lahmen nun gehen?Haben die Fragenden Antwort, die Zweifelnden Gewissheit,die Suchenden ihr Ziel gefunden?Sind die Armen im Geiste schon selig,die Trauernden schon getröstet,besitzen die Sanften schon ein Land?»

Gebet

KG 27.3

(Busspsalm, Vergebungsbitte, Dank- lied und Segen sind den Gesang- büchern zu entnehmen)Busspsalm: KG 399/400/641 / RG 139/140 / CG 599./599.9 Vergebungsbitte: KG 24 (S.84-85) / RG 667/783 / CG 267.1Danklied: KG 529/530 / RG 65/183 CG 786/742Segen: KG S. 85/86 / RG 328 / CG 98

Wie trockenes Land ist meine Seele. (Foto: Jeffrey EEA)

Versöhnungsfeier

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Hungertuch

Wie viele Brote habt Ihr?

Dr. Claudia KolletzkiMisereor

Eine alltägliche Frage ist es, die Jesus seinen Freundinnen und Freunden stellt. Scharen von Männern, Frauen und Kindern umringen ihn seit Stun- den, um ihm zuzuhören. Nun sind sie hungrig.

Wie viele Brote habt ihr? Wir kennen die Geschichte von der Brotvermeh-rung gut, sie ist einer der grundlegen-den Texte der Evangelien. Eine ein- fache Frage reisst die Menschen aus ihrer Lethargie und zwingt sie dazu, Stellung zu beziehen. Hunger haben – das kennt jeder Mensch. Hier in Europa meinen wir damit meist ein Ziehen im Magen, das uns signali-siert: Es ist Zeit für eine Mahlzeit. Dann öffnen wir den Kühl- schrank und nehmen uns etwas zum Essen heraus.

Rund 900 Millionen Menschen welt- weit können das nicht tun, denn sie haben weder einen Kühlschrank noch das Geld, um die nötigsten Lebens-mittel zu kaufen. Sie sind nicht ein- fach hungrig, sie hungern. Sie haben nicht nur in diesem Moment Hunger, sondern sie hungern tage-, manchmal sogar monatelang. Der Anteil der Menschen, die Hunger leiden, nimmt weltweit wieder zu. Ihre Anzahl ist mit 900 Millionen heute sogar höher als

vor 40 Jahren. Ein Skandal angesichts der Tatsache, dass genügend Nah-rung für alle produziert wird und trotz steigender Weltbevölkerung niemand Mangel leiden müsste.

Das neue Hungertuch klagt die Tatsache an, dass weltweit immer mehr Menschen Hunger leiden. Die Künstlerin Ejti Stih stellt diesem Mangel die Verheissung von Gottes Fülle entgegen, von der niemand mehr ausgeschlossen ist.

Vier Tische und ein Kreuz

Die Szenen des Bildes, streng symmetrisch gegliedert und verbun-den durch das leuchtend-gelbe Kreuz als Zeichen von Leiden und von der Auferstehung Christi, beziehen sich auf die biblischen Texte von der Brotvermehrung (Mk 6), vom reichen Mann und dem armen Lazarus (Lk 16), vom letzten Abendmahl (Lk 22) und auf die Verheissung der Fülle des Lebens in den Versen von Joh 10,10. Vier Tische, vier ganz verschiedene Gruppen von Menschen, die sich darum versammelt haben, zeigt das Bild. Was geschieht in all den Tisch-runden? Da wird geredet und geges-sen, diskutiert und entschieden, aus- gegrenzt und abgespeist, Vertrauen

gefasst und Verantwortung über-nommen.

Er brach das Brot

Rechts oben sind es die Armen und Verwundeten aller Nationen, die von Christus zum letzten Abendmahl eingeladen werden: die Behinderten und Kranken, die Kinder und ihre Mütter, die Armen und Ausgegrenz-ten, die auf ihn ihre Hoffnung setzen. Das Brechen des Brotes ist seit den Anfängen das Erkennungszeichen der Christen. Die Tischgemeinschaft ist der Ort, an dem wir das tägliche Brot,

Leidensfragen, Lebensgeschichten und die Hoffnung auf Christus, das «Brot des Lebens», miteinander teilen. Die Fusswaschung ist von der Künstlerin mit in diese Szene hinein-genommen worden: Wie das Abend-mahl ein Liebesmahl ist, so ist die Fusswaschung ein Liebesdienst, der die herrschende Rollenverteilung auf den Kopf stellt.

Ein Armer namens Lazarus

Links unten sind es die Mächtigen dieser Welt, die Militärs, die Vertrete-rinnen und Vertreter eines weltweiten Wirtschaftssystems, das nicht die Be- dürfnisse der Menschen im Blick hat, sondern die Maximierung des Ge- winns. Grossmäulig und hochmütig

Die Künstlerin stellt diesem Mangel die Verheissung von Gottes Fülle entgegen.

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Hungertuch

schlemmen sie. An ihrer Habgier beis- sen sich die Hungernden die Zähne aus. Der Versammlungstisch wird zu einer trennenden Barriere zwischen Arm und Reich. Die vielen empor- gereckten Hände bitten, flehen, strecken sich aus, um wenigstens das Weggeworfene zu erwischen. Die Hände unzähliger Namenloser – sie alle symbolisieren Lazarus, den Mann, die Frau, das Kind, die auch heute darum bitten, wenigstens die Brosamen vom Tisch der Reichen zu erhalten.

Hunger und Entbehrung auf der einen, Überfluss und Verschwendung auf der anderen Seite: Diese Gleich-zeitigkeit ist in vielen Ländern Reali-

tät. Die wachsende soziale Kluft zwischen den Wenigen, die sinnlosen Reichtum anhäufen, und den Zahl- losen, denen das Existenzminimum vorenthalten wird, führt unweigerlich zu gewaltsamen Konflikten zwischen Einzelnen, Gruppen und zwischen ganzen Völkern.

Mich erbarmt des Volkes

Links oben wird das Wunder gezeigt, dass die Vielen durch das Teilen des Wenigen gesättigt werden. Das hung- rige Kind mit den beiden Fischen verkörpert die Hoffnung der Schwäch- sten auf eine lebenswerte Zukunft. Je-sus Christus hat einen Blick für die Not der Menschen. Um dies hervorzu-

heben, stellt die Künstlerin die Szene aus Jesu Blickwinkel der Liebe dar: ER schaut auf die hungrigen Men-schen und erbarmt sich ihrer – optisch unterstrichen durch den hellen Wider- schein, der von vorne auf Tisch und Kind fällt.

Mich erbarmt des Volkes (Mk 6,34) – so umschreibt Jesus seine Sendung, die ihn zu den Menschen geführt hat. Er beginnt, das Brot zu verteilen und ermutigt damit die Menschen, es ihm gleichzutun. Wenn unser Blick der Diagonale folgt, sehen wir, was unter dem Blick der Liebe Christi gesche-hen kann.

Hungertuch, gemalt von Ejti Stih, Bolivien.

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Hungertuch

«Armen» oder des «Reichen» auf-hebt. Ein «gutes Essen» kann nur eines sein, das es Anderen möglich macht, ebenfalls gut zu essen!

Wie viele Brote habt ihr?

Eine alltägliche Frage mit so vielen Facetten: Weisst du, wie viel du ei- gentlich besitzt? Kennst du deine Fähigkeiten? Ahnst du, wie viel sich daraus machen lässt? Hast du es je ausprobiert? Sind der Hunger nach Gerechtigkeit und der Durst nach Solidarität lebendig in dir? Die Frage beinhaltet – auch – eine Anfrage an unser Konsumverhalten. Jesus for- muliert direkt, präzise und fordert eine Entscheidung ein: «Wie handelst du angesichts der Armut vor deiner (näheren und ferneren) Haustüre?»

Der gemeinsame Tisch ist ein starkes Symbol für die Solidarität mit den Armen. Das Bekenntnis zum zupa-ckenden Handeln im Sinne des Rei- ches Gottes verheisst über die ge- rechte Teilhabe an den Gaben der Schöpfung hinaus ein Leben in Fülle. Veränderung beginnt mit einer Frage. Das neue Hungertuch kann diese Suche anstossen und das Engage-ment für die Eine Welt begleiten.

Dieser Artikel wurde für die ökumeni-sche Kampagne in der Schweiz überarbeitet durch Rita Gemperle.

Foto: Borowski/Misereor

Ohne Land kein Brot.

Materialien zum Hungertuch:

Das Hungertuch ist als Leinendruck im Gross- und im Kleinformat und als Hellraumfolien-Set erhältlich. Die Bilder des Hungertuchs können heruntergeladen werden unter www.oekumenischekampagne.ch/hungertuch. Als spiritueller Begleiter zu den Bildern des Hungertuchs ist ein Meditationsheft mit Texten von Pierre Stutz erhältlich zum Preis von Fr. 10.–/50 Stück.

Die Künstlerin

Die international bekannte Künsterlin Ejti Stih aus Santa Cruz de la Tierra gestaltete das Hungertuch. 1957 In Slo- wenien geboren und aufgewachsen, lebt und arbeitet sie seit 1982 in Bolivien. Sie unterrichtet Malen und Zeichnen und ist eine gefragte Illustratorin von Büchern, Magazinen, Tageszeitungen und Plakaten. Ausserdem hat sie für mehr als 45 Theater- und Opernauffüh-rungen die Kostüme und Bühnenbilder entworfen.

www.ejtistih.com

Das Leben schmecken

Rechts unten sind es Kinder, die ihre Beine von dem Tisch baumeln lassen, der in der linken Szene noch gewalt-sam errichtete Barriere war. Ihre Hände umfassen gefüllte Schüsseln: Sie essen und trinken, probieren und geniessen. Der Tisch ist wieder zum Tisch geworden, um den herum Menschen sich zum gemeinsamen Mahl versammeln. Niemand muss um Nahrung betteln. Die Ähren umspie-len die Füsse der Kinder und verhei-ssen allen ein Leben in Fülle (Joh 10,10). Diese Szene korrespondiert mit dem Abendmahl-Bild: Die neue Tischgemeinschaft ist Massstab für jeden wahren Gottesdienst, der die Logik des Gegeneinanders und des Verbleibens in den Rollen des

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Predigtanregungen

1. Fastensonntag:

Drei unterschiedlichen Versuchungen wurde Jesus ausgesetzt. Versuchun-gen gibt es viele, damals für Jesus, wie auch für uns heute. Die zweite ist heute aktueller denn je. Sie dreht sich um das Streben nach Reichtum und Erfolg. Der Böse verspricht Jesus alle Reiche der Welt und die Herr-schaft über die Welt, wenn er sich vor ihm beugt.

Auch uns ist diese Versuchung, dieses Streben nach immer Mehr, vertraut. In der Wirtschaft wird der Wert eines Unternehmens an der Börse über die Erhöhung seines Ge- winns oder den Gewinneinbruch be- messen. Gefragt ist ein stetig höherer Profit, ein endloses Streben nach Ge- winn und Erfolg. Wir selbst sind von diesem Streben nicht ausgenommen, beurteilen wir einander und uns selbst doch oftmals nach Erfolg und Misserfolg.

Dieses Streben nach Reichtum, Erfolg und Macht hat seinen Preis. Jesus wurden alle Macht und Herrlichkeit der Reiche der Welt um den Preis der Anerkennung der Vorherrschaft des Bösen angeboten. Dies ist bei unse- rem modernen Profit- und Erfolgs- streben nicht anders. Auch dieses fordert seinen Preis. In der industriel-len Landwirtschaft, die unsere Lebensmittel produziert, sehen wir das besonders deutlich. Dadurch, dass es auch bei der Herstellung von Lebensmitteln um maximalen Gewinn geht, geraten Kleinbauern immer mehr unter Druck. Sie verlieren ihr Land und somit ihre Existenz und ihre Heimat, wenn Agromultis in grossem Stil dieses Land erwerben – oftmals mit Hilfe von korrupten Regierungen. Nicht selten kommt es zu Vertreibun-gen der ursprünglichen Eigentümer, die ihr Land seit Generationen, aber ohne Titel und Papier besitzen.

Dem Streben nach immer Mehr, nach Reichtum und Macht, hält Jesus sein Lebensmotto entgegen: Gott allein zu dienen. Es stellt sich für uns deshalb die Frage, wie eine Lebensgestaltung

Predigttext: Lk 4, 1-13

und eine Wirtschaft aussehen, die Gott dienen und das Leben fördern. Franz Segbers, Professor für Sozial-ethik an der Universität Marburg, bringt das Kriterium der Lebensdien-lichkeit ins Spiel. Eine Wirtschaft, die dem Leben dient, zeichnet sich durch eine Wertschätzung des Landes und der darauf verrichteten Arbeit aus. Sie bemisst ihren Erfolg nicht in erster Linie am Gewinn oder Verlust, sondern inwiefern sie ihr Ziel erreicht, Men-schen mit Gütern zum Leben zu ver- sorgen. Übertragen auf den zwi-schenmenschlichen Bereich könnte dies heissen, das Gegenüber unab-hängig von seiner Leistung als Men- schen in Würde zu achten und ihm Raum zum Leben zuzugestehen.

Aber auch das wirtschaftliche Ge- schehen ereignet sich nicht jenseits unseres Einflussbereichs. So haben etwa unsere Ernährungsgewohn- heiten Auswirkungen auf das Leben der Menschen im Süden. Unsere Tier- haltung beispielsweise wäre ohne Soja als billigem Eiweisslieferanten nicht mehr aufrecht zu erhalten. Dieses wird in Lateinamerika in gros- sem Stil auf Kosten kleinbäuerlicher Betriebe angebaut.

Der Versucher konnte Jesus zu nichts zwingen, hatte also keine Macht über ihn. Auch wir sind dieser Versuchung, dem Streben nach immer Mehr, nicht wehrlos ausgeliefert, sondern können uns frei entscheiden. Wenn wir bei- spielsweise fair gehandelte sowie regional und saisonal angebaute Pro- dukte bevorzugen, leisten wir einen echten Beitrag hin zu einer Landwirt-schaft, die dem Leben dient und damit Gott, der selbst Ursprung allen Lebens ist.

Sarah Böhm-AebersoldPriesterin, Langenthal BE

Das Strebennach Mehr

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2. Fastensonntag:

Predigttext Gen 15,5-12.17-18*

Zukunftsträume junger MenschenGemäss Umfragen träumt die Mehr-heit der jungen Menschen heute in erster Linie von Haus und Garten und der Familiengründung. Was sich junge Menschen wünschen, ist letzt- lich die Sicherung ihrer Existenz und des Fort- oder Überlebens; denn Haus und Garten zu besitzen, bedeutet: ich habe eine feste Bleibe und einen vertrauten Ort zum Leben für meine Familie.

Gottes Verheissung an AbrahamSchon Abraham scheint ähnliche Zukunftsträume und Zukunftsängste gehabt zu haben. Sein sehnlichster Wunsch war eine zahlreiche Nach-kommenschaft und Land.

Was tut Abraham, um sich seine Existenz zu sichern? Er spürt, dass es keine absoluten Sicherheiten gibt und dass er auf Hilfe angewiesen ist, und diese Hilfe erwartet er von Gott.

* (Wir empfehlen, die Auswahl der Verse anzupassen: Gen 15,1-7.18)

Abraham setzt sein ganzes Vertrauen in seinen Gott. Darum zögert er nicht, seine Sorgen vor ihm auszubreiten. Im Gegenzug erhält er die Verheis-sung: Deine Nachkommenschaft wird so zahlreich sein wie die Sterne am Himmel. Damit diese Nachkommen-schaft überleben kann, gebe ich ihr auch das nötige Land – das Land zwischen Ägypten und dem Eufrat.Diese Verheissung erfüllt sich aber nicht von selber. Gott erwartet auch einen Beitrag von Abraham. Darum musste er aufbrechen und jetzt, wo er im neuen Land lebt, ohne es zu besit- zen, darf er sein Vertrauen nicht ver- lieren und soll weiterhin auf Gott bauen.

Eine sichere Existenz für möglichst viele MenschenWir wissen: die Verheissung an Abra- ham wurde erfüllt. Abraham fand seinen Ort im versprochenen Land und seine Nachkommenschaft im Volk Israel wurde sehr zahlreich.Heute stellen sich die Zukunftsfragen Abrahams neu: Gibt es genügend gutes Land zum Leben und somit eine lebbare Zukunft für eine wachsende Weltbevölkerung? Weil es Millionen von Menschen am nötigen Zugang zu Land fehlt, steht ihre Existenz auf dem Spiel.

Gottes Verheissung bleibt bestehen. Doch die Verantwortung liegt nicht bei ihm allein, sondern auch bei uns

Menschen. Die diesjährige Kampagne der Hilfswerke Fastenopfer und Brot für alle in Zusammenarbeit mit Partner sein will erinnern und auf- zeigen: Menschen im Süden wird die Lebensgrundlage genommen, wenn grosse Konzerne ihr Land durch zwei- felhafte Methoden erwerben und dort nicht Produkte anbauen, die diesen Menschen zu Gute kommen, sondern zu uns exportiert werden; also zu uns, die wir doch selber schon genug Boden haben, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen.

Gott will auch heute seine Landver-heissung erfüllen und zählt dabei auf uns. Wie Abraham sollen wir aus unseren Sicherheiten aufbrechen und dafür sorgen, dass das von Gott bereits geschenkte Land auch richtig verteilt und genutzt wird.

Aber was können wir als einzelne schon tun? Gewiss, wir können die Welt nicht im Alleingang verändern. Aber wir können wie Abraham auf Gott vertrauen und jeder und jede einen Beitrag zur Existenzsicherung aller Menschen leisten,– indem wir die Grosskonzerne

auffordern, nicht Land auf Kosten der Armen zu erwerben;

– indem wir dazu beitragen, dass nationale und internationale Gesetze ungerechten Landraub unterbinden;

– indem wir beim Einkaufen vermehrt überlegen: Brauche ich dieses Pro- dukt wirklich, das in einem fernen Land durch einen Grosskonzern er- zeugt wurde? Vermindere ich durch den Kauf dieses Produkts die Lebensqualität von Menschen auf der südlichen Erdhalbkugel?

Ja! Wir können einen – wenn auch kleinen Beitrag – zu einer besseren Welt leisten; denn eine Welt, in der ein Mensch weniger leidet, ist bereits eine bessere Welt!

Josef WirthPfarrer, St Gallen

Existenz sichern

Predigtanregungen

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Predigtanregungen

3. Fastensonntag:

Predigttext: Exodus 3,1-15

Siegfried ArendsFachperson BildungBrot für alle, Bern

Ich sehe was,was du nicht siehst

«Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist…» – wer kennt es nicht, das einfache Kinderspiel: alle anderen müssen erraten, welchen Gegenstand ich vor Augen habe. Der Reiz besteht wohl darin, dass man dabei lernt, die Welt mit den Augen der anderen zu sehen.

Ich sehe was, was du nicht siehst… – Gott wird nicht müde, dieses Spiel mit uns zu spielen. Er lehrt uns, mit seinen Augen zu sehen. Die Berufung des Mose führt uns hinein in die Seh- schule Gottes.

Sehen«Ich sehe was, was du nicht siehst, und das brennt und verbrennt doch nicht.» Als Mose sich dem wundersa-men brennenden Dornbusch nähert, dreht sich alles ums Sehen. Sieben Mal kommt das Wort vor: «Als Mose hinsah, siehe, da brannte der Busch im Feuer… Mose denkt: Ich will mir diese wundersame Erscheinung ansehen… Und der Herr sah, dass er kam, um nachzusehen.» Mose sieht und Gott sieht, dass Mose sieht. Gott begegnen heisst: bei ihm in Ansehen stehen und selbst lernen,

tiefer zu sehen. Mose verhüllt sein Angesicht, weil das göttliche Geheim-nis das Sehen übersteigt. Und sieht dabei doch mehr als zuvor. «Ich sehe was, was du nicht siehst…» Was sieht Mose? Der Dornbusch, diese eher un- ansehnliche Pflanze, brennt und ver- brennt doch nicht. Feuer ist in der Bibel ein Zeichen göttlicher Gegen-wart: Gott ist da, im Geringen, Ver- achteten, Niedrigen, Unansehnlichen. «Ich sehe was, was du nicht siehst…» Was sieht Gott? «Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen, ja gesehen.» Mose soll auch sehen, was Gott sieht: dass sein Volk sich nach Befreiung sehnt und sein Elend zum Himmel schreit.

«Ich sehe was, was du nicht siehst…» Was sehen wir? Und wovor verschlies-sen wir die Augen? Wo lassen wir uns blenden vom schönen Schein? Und wo schauen wir genau hin? «Denn die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht. Und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht», heisst es bei Bert- hold Brecht. Die Scheinwerfer der Weltöffentlichkeit erhellen die einen und blenden die anderen aus. Sehen wir auch «die im Dunkeln» oder sehen wir nur «die im Lichte»?

HandelnGott sieht. Doch beim Sehen allein bleibt es nicht. Es geht um mehr: um Sehen und Handeln. «Ich steige her- ab, sie zu erretten und sie hinauszu-

führen in ein schönes, weites Land.» Gott sieht und handelt beispielhaft: er verheisst seinem entrechteten Volk Land zum Leben, gut und weit. Gottes «Landreformprojekt» bedeutet Land für Landlose.

Mose soll auch nicht nur sehen, sondern Handeln. Denn die Änderung der Blickrichtung hat Folgen. Mose wird zum Mitstreiter in Gottes «Landreformprojekt». Gott mutet ihm die Konfrontation mit der Macht zu: «Ich will dich zum Pharao senden.»

Wer bin ich? – Ich bin«Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten führen soll?», wendet Mose ein. Gott beantwortet diese Frage, indem er sagt, wer er ist: «Ich bin, der ich bin.» So lautet mein Name: «Ich bin für dich da. Ich bin dir nahe. Ich werde bei dir sein. Du bist nicht allein.» Ein wun-derbarer Name mit einem wunderba-ren Versprechen.Mose hat es gewagt mit diesem Namen. So wagen wir es auch: Sehen und Handeln. Die ökumenische Kam- pagne lädt uns dazu ein: genau hin- sehen und handeln. Notfalls auch die Konfrontation mit der Macht nicht scheuen. An Gottes «Landreformpro-jekt» mitarbeiten. Denn «ohne Land kein Brot».

Wir wollen es wagen mit diesem Gott, dessen Name lautet «Ich bin für dich da»!

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4. Fastensonntag:

Predigttext: Jos 5,9a-11

Endlich sind sie am Ziel, die Israeliten. Endlich haben sie wieder eigenen Bo- den unter den Füssen. Das ist nicht selbstverständlich. Nur kurz nach ihrem Auszug aus Ägypten hatte eigentlich niemand mehr daran ge- glaubt. Gemurrt hatten sie: «Wären wir doch nur in Ägypten geblieben! Warum haben wir auf diesen Mose gehört? Aus Unterdrückung und Sklaverei wollte er uns befreien, aber geht es uns jetzt besser? Lieber unterdrückt, dafür satt, als frei und unabhängig zu verhungern!» Mit scharfen Worten hatten sie Mose angeklagt. Am liebsten wären sie auf der Stelle zurückgekehrt nach Ägypten. Sterben konnten sie auch in Ägypten – ohne die Strapazen dieser Wüstenwanderung.

Stärkung in WüstenzeitenDas Murren war nicht ungehört ver- hallt. Gott hatte ihre Angst, in der Wüste zugrunde zu gehen, gespürt. Hatte ihre Sehnsucht gespürt, wieder sicheren Boden unter den Füssen zu haben.

Sie waren auf Stärkung angewiesen auf ihrem Weg in die Freiheit, in ein neues menschenwürdiges Leben. Und so hatte Gott Hilfe geleistet: Tag für Tag gab es für die Israeliten Manna, Wüstenbrot. Genug, um zu überleben. Genug, um weiterzugehen und das Ziel, ein Leben in Freiheit und Würde, nicht aus den Augen zu verlieren.Dieses Manna, es war Stärkung in einer Zeit des Unterwegsseins. Eine Übergangslösung, nicht auf Dauer angelegt. Bestimmt für die Zeit, in der die Israeliten noch kein eigenes Land zur Verfügung hatten. Not-Hilfe eben. Hilfe, die akute Not lindert. Stärkung in Wüstenzeiten. Die Hilfe Empfan-genden wurden dadurch jedoch nicht der Verantwortung für ihr Leben ent- hoben. Die Israeliten wussten: Ist die Wüstenzeit überstanden, werden wir wieder für uns selbst sorgen müssen!

Sich verwurzelnEndlich angekommen im verheisse-nen Land beginnt für die Israeliten nun eine neue Zeit: sesshaft werden, den neugewonnenen Boden unter den Füssen bebauen, säen und pflan-

zen. Sich verwurzeln und wieder auf die eigenen Fähigkeiten und Kräfte vertrauen. Mit der ersten Ernte im gelobten Land endet Gottes Not-Hilfe. Manna braucht es nun nicht mehr.Boden unter den Füssen zu haben und von dessen Ertrag leben zu können, das bedeutet gleichzeitig auch: sich heimisch zu fühlen, ver- wurzelt zu sein.

Nothilfe als ÜberbrückungViele Menschen im Süden leben zwar in ihrer Heimat, fühlen sich aber dennoch fremd im eigenen Land. Sind entwurzelt. Land hätte es zwar genug. Nur: das Land gehört ihnen nicht mehr. Grosse Firmen oder gar ausländische Staaten haben das Land gekauft, bewirtschaften es nach ihren Bedürfnissen und verdienen gutes Geld damit.

Den Einheimischen wird so die Exis- tenzgrundlage entzogen. Wovon sollen sie leben? Wie überleben?Ohne Land kein Brot – das ist die Realität für viele Menschen heute. So wie damals Gottes Wüstenbrot die Israeliten stärkte und ermutigte, auf dem Weg zu bleiben in ein neues Leben, so kann auch unsere Hilfe Menschen bestärken und Not lindern. Wie das Manna kann diese Nothilfe immer nur Überbrückung sein, eine Stärkung auf dem Weg in ein eigen-ständiges Leben. Eine Ermutigung, auf die eigenen Fähigkeiten zu ver- trauen und mit ihnen zu wirtschaften. Die Hilfe aus dem Norden macht nur Sinn, wenn sie Menschen dabei unterstützt, sich von der eigenen Hände Arbeit zu ernähren und sich wieder im eigenen Boden verwurzeln zu können!

Verena Sollberger Schwarzenbach Pfarrerin, Luzern

Füssen

Predigtanregungen

Boden unter den

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Predigtanregungen

5. Fastensonntag:

Exil/Ort der VertriebenenHier ist Babylon. Der Ort, an dem die BewohnerInnen Jerusalems und Judas als Vertriebene fern von ihrer Heimat leben müssen. Was früher Gewissheit war, wird hier brüchig und unsicher. Hat Gott die Verheissung vom Land, das er Israel und seinen Nachkommen gegeben hat, nun vergessen? Lässt er sein Volk im Stich? Das Leben hier in der Fremde ist ein Leben ohne Hoff- nung und Perspektive, ohne eigenen Grund und Boden. «An den Strömen Babylons sassen wir und weinten.» Bis heute erinnert dieser Psalmvers an das Heimweh und die Verzweiflung dieser Menschen. Hier ist auch der Ort der Menschen, um die es in der dies- jährigen ökumenischen Kampagne von Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein in besonderer Weise geht. Um Menschen, deren Grund und Boden von Investoren aus den reicheren

Ländern für den Anbau von Agrotreib-stoffen oder für die Produktion von Tierfutter gebraucht wird und die dadurch ihr Land zu verlieren drohen. Ihr Leben ist unsicher geworden. Hier ist auch der Ort aller Vertriebenen. Der aus der Heimat Vertriebenen, aber auch der aus ihren Träumen, Hoffnun-gen oder Sicherheiten Vertriebenen.

HeimatHier ist der Ort, auf den sich die Sehn- sucht richtet. Die Heimat. Hier können sich Menschen mit der Erde und mit ihrer eigenen Geschichte verbinden und fühlen sich deshalb dem Land zugehörig. Es ist der Ort der Verheis- sung Gottes an Abraham: «Dir und deinen Nachkommen wird Land zu- teilwerden.» Und der Verheissung an das Volk Israel in der Wüste: «Ich führe euch in das Land, in dem Milch und Honig fliessen.» Hier ist der Ort, an dem Kleinbauern und -bäuerinnen im Süden auf ihrem Grund und Boden Nahrung anbauen und damit das Leben ihrer Familien sichern. Verbun-den mit der eigenen Erde lässt es sich würdig leben, auch wenn viel Arbeit damit verbunden ist. Hier ist der Ort, an dem Heimat erlebbar wird, ein sicherer Ort.

Wüste (zwischen Exil und Heimat)Zwischen Exil und Heimat liegt diese Wüste. Hier können Menschen nicht dauerhaft leben. Sie ist wie ein un- überwindbares Hindernis auf dem Weg in die Heimat. Aber höre ich da nicht eine Stimme: «Ich lege einen Weg an durch die Steppe und Stras- sen durch die Wüste.» Durch diese Wüste soll es einen Weg geben?

Rita Gemperle Verantwortliche Werkheft Liturgie, Fastenopfer, Luzern

Ich mache etwas NeuesPredigttext: Jes 43,16-21

Die Predigt arbeitet mit der aus dem Bibliodrama bekannten Umsetzung des Bibeltextes in den Raum. Im Chorraum werden die drei Orte Exil/Heimat/Wüste benannt. Die Predi-genden stellen sich an den je ent- sprechenden Ort und sprechen von da aus.

Zunächst einen Weg aus Worten: «Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten. Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?» Sie verändern die Wüste, diese Worte. Sie laden ein, zu sehen, was Gott sieht: Es gibt einen Weg. Er ist nicht einfach zu sehen, dieser Weg. Zu stark ist in den Vertriebenen noch die Erfahrung des Verlorenseins, der Hoffnungslosigkeit. Doch sie verän- dern die Wüste, diese Worte. Sie wird zum Ort, wo Zuwendung erfahrbar wird. Die Hoffnung bahnt sich einen Weg. Menschen, die kaum noch wussten, was Heimat und Geborgen-heit bedeutet, Menschen, denen die Träume und Hoffnungen abhanden-gekommen sind, werden mit ihren Sorgen wahrgenommen. Neues Ver- trauen ins Leben keimt und wächst. Auf solche Hoffnungsworte warten Menschen auch heute. Besonders jene, die heute in den Ländern des Südens um ihr Land kämpfen.

Abschluss am Ambo – ausserhalb der drei OrteDrei Orte, gefüllt mit unterschiedli-chen Erfahrungen. Exil, Heimat, Wüste. Welches ist mein Ort, hier und heute? Wo immer heute dieser Ort ist: Wie damals dem Volk Israel ist uns und den Menschen, die heute um ihr Land kämpfen, Hoffnung mit- gegeben: «Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vor-schein, merkt ihr es nicht?»

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Land ist Leben – überallDieser Beitrag in Form einer Reise um den Globus kann nach Belieben verwendet werden: im Gottesdienst oder in einem anderen passenden Rahmen. Mit Bild und Wort, Zeugnissen und Gebeten aus fünf Kontinenten wird vor Augen geführt: Land ist Leben – überall.

Autor: Siegfried ArendsFachperson BildungBrot für alle, Bern

VorbemerkungIn der PowerPoint-Präsentation führen je zwei Bilder in den jeweili-gen Kontext ein. Je eine Stimme pro Region erklingt und vermittelt die Bedeutung von Land und zeigt zu- gleich dessen Bedrohung auf. Mit einem Gebet wird dies jeweils vor Gott gebracht. Beim Wechsel zu einem anderen Erdteil kann eine kurze Liedstrophe gesungen werden, zum Beispiel der Kanon: Jeder Teil dieser Erde ist meinem Gott heilig . Die vollständige PowerPoint-Präsen-tation und das Lied können herunter-geladen werden: www.oekumeni-schekampagne.ch/liturgie

Pazifik

Die Bilder von Pazifikinseln mit ihren Palmenstränden wirken idyllisch. Doch der Schein kann trügen. Der steigende Meeresspiegel bedroht die Existenz vieler Inseln. Manche liegen nur wenige Zentimeter über dem Meeresspiegel. Der Inselstaat Kiribati dürfte in den kommenden Jahren in- folge des Klimawandels im Meer ver- sinken. Im Süsswasser unter manchen Inseln steigt der Salzgehalt und be- droht die Fruchtbarkeit des Bodens. Früchte und Gemüse in den Gärten sterben ab. Immer mehr Bewohner-

Innen müssen ihre Heimat verlassen und verlieren so ihr Land. Wieder andere, wie die Bewohner des Ron- gelap-Atolls, das zu den Marshall- Inseln gehört, mussten ihre Heimat wegen der Verseuchung durch ato- mare Tests verlassen. Für die Betrof-fenen ist das ein herber Verlust, denn Land bedeutet Identität und Heimat, es ist der Ort der Ahnen und der nach- folgenden Generationen. Land bringt nicht nur Nahrung, Land ist auch eng mit der familiären und spirituellen Ab- stammung der Menschen verbunden, ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Manche Inselgemeinschaf-ten sind nun auf der Suche nach einer neuen Lebensgrundlage – nach neuem Land.

Eine Stimme aus dem Pazifik:Lijon Eknilang, die ihre Heimatinsel Rongelap verlassen musste, be-schreibt, was der Verlust der Heimat für sie bedeutet: «Es war nicht leicht, die Insel zu verlassen. Wir mussten alles aufgeben. Viele Leute können sich nicht vorstellen, warum dieses kleine Atoll für uns so wichtig ist. Es ist unsere Heimat. Dort gehören wir hin. Unser Land, unser Grund und Boden, bedeutet uns alles, dort wachsen unsere Lebensmittel, unsere Arzneimittel, dort stehen unsere Häuser, dort ist einfach alles, was wir zum Leben brauchen. Unser Land ist unsere Erinnerung an unsere Ver- storbenen, die Seelen unserer Ahnen bewohnen das Land. Unser Land be- deutet alles für uns. Es zu verlassen fiel uns schwer.»

Die Idylle der Palmenstrände trügt. (Foto: U. Walter, Brot für alle)

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Editorial

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worden und unsere Leute müssten umsiedeln. Ich sagte ihnen, dass ich dieses Land nicht verlassen würde. Ich bin hier aufgewachsen und meine Familie wohnt hier. Die Firma kam mit Bulldozern, die das Land planierten. Sie zerstörten alle Anpflanzungen. Schliesslich stellten sie Wachperso-nal an, um uns an einer Rückkehr zu hindern. Wenn ich an meinem Land entlang gehe, dann kommen mir die Tränen. Sie sagen: Verschwindet! Aber wir wissen nicht, wohin wir gehen sollen. Was sollen wir tun? Wenn sie wirklich Entwicklung wollen, dann sollen sie sich mit uns ent- wickeln. So, dass wir in den Prozess einbezogen sind, und nicht einfach fortgeschickt werden.»

Selbstversorgung statt Monokulturen. (Foto: S. Arends, Brot für alle)

Gebet:Gott, wir danken Dirfür all die Schönheit dieser Erde.Die Anmut deiner Schöpfungist wie ein kühler Tag während der Regenzeit.Wir trinken deine Schöpfungmit unseren Augen.Wir lauschen dem Gesang der Vögelmit unseren Ohren.Wie gut und stark und sicherdeine Erde riechtund alles, was darauf wächst.Gott, deine Erde, unsere Erde – erhalte sie.(nach einem Gebet aus Ghana)

Nord-Amerika

Land und Nahrungsmittel sind Spekulationsobjekte geworden und werden an den grossen Börsen dieser Welt gehandelt. Auf dem Börsenpar-kett der Finanzmetropolen wechseln Tausende Tonnen von Nahrungsmit-teln die Besitzer in Sekundenschnel-le. Für die Spekulanten, diejenigen, die kaufen oder verkaufen, geht es um Millionen von Dollars. Für die

Gebet:Wo fester Boden war, wird schwankende Erde – der Meeresspiegel steigt.Wo fruchtbares Land war, wird ein Grab aus Wasser – der Meeresspiegel steigt.Was blühendes Leben war, wird blasse Erinnerung – der Meeresspiegel steigt.Wer Heimat hatte, wird zum Fremd-ling – der Meeresspiegel steigt.Wo Hoffnung war, wächst Zorn und Wut – der Meeresspiegel steigt.Herr, erbarme dich!

Afrika

Land ist Leben – auch in Afrika. Ein Theologe aus Ghana drückt es so aus: «Wir glauben, dass Land, Wasser und Luft Geschenke Gottes sind, die kein einzelner Mensch besitzen soll. Land ist Gemeinschaftsbesitz und kann niemals gehandelt werden. Wir würden es Einzelpersonen nicht erlauben, die grundlegenden Güter wie Land, Wasser und Luft zu besit-zen.» In vielen Ländern Afrikas ist Landraub jedoch zu einem grossen Problem geworden. Ausländische Investoren sichern sich grosse Flä- chen, auf denen Monokulturen für Exportprodukte entstehen. Gleich-zeitig leidet die eigene Bevölkerung Hunger.

Eine Stimme aus Afrika:John Muyisa, Bauer aus Uganda, erzählt: «Ich habe 34 Jahre lang auf diesem Land gearbeitet. Angefangen habe ich, als ich gerade 15 Jahre alt war. Ich hatte kaum eine Ausbildung, denn wenn man Land hat, dann weiss man, dass man eine gute Zukunft hat. Doch dann sah ich dieses Jahr plötz- lich einige Fremde hier. Sie sagten: Wir übernehmen dieses Land.Ich konnte gar nicht verstehen, was sie da sagten. Das Land sei gekauft

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Bauern und Bäuerinnen im Süden und für ihre Familien jedoch entscheiden die Kursschwankungen über Sein und Nichtsein und über die Zukunft von ihrem Land.

Eine Stimme aus Nord-AmerikaAn der Börse von Chicago ertönt pünktlich um halb zehn die Glocke. Ein Aufschrei geht durch die Halle. Gerade noch ruhig und gesittet, sind die Trader jetzt entfesselt. Schreien. Gestikulieren. Es wird pausenlos gehandelt. Die Händler kämpfen miteinander, ohne sich anzusehen, weil jeder für sich und gegen alle anderen kämpft. Der grösste Teil der Händler wird dieselbe Ware im Laufe des Tages mehrfach kaufen und ver- kaufen und dabei versuchen, aus den sich ständig ändernden Kursen im Laufe des Handelstages Gewinn zu schlagen. Niemand von ihnen ist wirklich am Kauf von Soja, Weizen oder Mais interessiert. Wahrschein-lich haben viele von ihnen diese landwirtschaftlichen Erzeugnisse noch nie gesehen. Sie spielen mit Zahlen und verlassen sich auf ihren Instinkt. Manchmal wissen sie über- haupt nicht, womit sie eigentlich handeln.Frage an einen Händler: «Was haben sie heute gekauft?»«Soja», antwortet er.«Was haben sie heute verkauft?»«Soja.»«Warum?»«Keine Ahnung.»

Gebet:In diesen ach so klugen Zeiten,Gott, lass uns nicht verdummen.Lass vor der Macht des Geldesdas Wort der Wahrheit nicht ver- stummen.In diesen schnellen Zeiten,schenk uns Bedachtsamkeit.Und vor der Macht der Uhrenlehr uns die Kunst der Langsamkeit.In diesen satten Zeitenlass uns den Hunger spüren,dass unser täglich Überflussnicht muss zum Tode andrer führen.In diesen müden Zeitengib Kraft zum Widerstand.Dass wir einander leiten,geführt von deiner guten Hand.

Latein-Amerika

Fünf Konzerne aus den Industrie- nationen kontrollieren zusammen fast den gesamten Weltmarkt an Grundnahrungsmitteln – Soja, Weizen und Mais. Sie kaufen die Ernten auf und verkaufen sie in alle Welt Der Pro-duktionsverlauf liegt von Anfang bis Ende in ihrer Hand, vom Anbau bis

zum Verkauf, und so erzielen sie aus dem Handel mit diesen Produkten immense Gewinne. So auch in Latein- Amerika, im Grenzgebiet von Brasi- lien, Paraguay und Bolivien.

Eine Stimme aus Latein-AmerikaEin alter Mann aus dem Indianer-stamm der Guarani: «Bis in die sechziger Jahre war hier alles Wald, es gab Bäume, es gab Tiere. Es war eine andere Welt. Sie haben uns unsere Welt weggenommen. Sie haben uns das Land genommen. Und jetzt sind wir hier, mit nichts in der Hand, an diesem Ort, wo wir einst zu Hause waren. Weisse Siedler, aus- gerüstet mit Traktoren und Ketten- sägen, haben die Bäume gefällt, das Land besetzt, die Felder gepflügt. Sie haben diejenigen vertrieben, die vorher hier lebten. Heute ist der überwiegende Teil der Anbauflächen in ihrer Hand. Sie sind eines Tages mit einem Stück Papier erschienen, das besagte, dass dieses Land ihnen ge- hört, und sie haben uns gesagt, wir sollen verschwinden. Wir haben keine Urkunden. Wir haben dieses Land nicht gekauft. Wir sind hier geboren.

«Das Land ist alles. Es gibt uns das Essen und das Leben.» (Foto: Brot für die Welt)

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© Brot für die Welt

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Wir sind Teil davon. Für uns ist das Land Mutter und Vater. Das Land ist alles. Es gibt uns das Essen und das Leben.»

Gebet:Gott, Du unser verheissenes Land;Christus, Du unser Weg:Unsere Wanderschaft ist lang und schwer.Wir irren umher wie solche,die das Ziel nicht kennen.Manchmal sind wir Fremde im eigenen Land,fühlen uns ohne Brot, ohne Dach, ohne Zukunft.Aber Du kamst, um uns zu finden.Du kamst mit Deinem Leben schaffen-den Geist.Du, der Du an den Rand gedrängt wurdest,bist in unsere Mitte getreten - an unsere Seite.Du zeigst uns noch einmal das verheissene Land.Dein Geist macht uns Mutzu einem Nachhause-Kommen - voller Freude.

Schweiz

Durch den zunehmenden Siedlungs-druck geraten Landschaften bei uns immer mehr in Bedrängnis. Die Sied- lungsfläche in der Schweiz wächst pro Tag um 7.4 Hektaren (das ent-spricht der Fläche von zehn Fussball-feldern) und pro Jahr um 2’700 Hek- taren (das entspricht der Oberfläche des Brienzersees). Die Siedlungs- fläche wächst hauptsächlich auf Kosten des Kulturlandes. Dieses schrumpft täglich um 11 Hektaren, was der Fläche von 15 Fussballfeldern entspricht. (Quelle: Bundesamt für Statistik)

Eine Stimme aus der Schweiz:«Wenn ich dieses Stück Erde, dieses Stück schöner Landschaft pflege, dann ist es für mich viel wichtiger, statt nur möglichst produktiv zu sein, auch möglichst pflegend sein zu können, möglichst bodenschonend und lebensfördernd zu sein. Bio heisst ja Leben. Lebensfördernd zu

Die Siedlungsfläche in der Schweiz wächst rasant. (Foto: Reportair.ch)

Landbewirtschaftung bei J. Rampini, Luthern LU. (Foto: Rampini)

sein, heisst, dass alles, was hier lebt eine Chance hat zum Weiterleben. Es wirkt alles irgendwie zusammen: jedes Tierchen, jedes Würmlein, jeder noch so klein Pilz wirkt zusammen in der Erde, trägt dazu bei, dass die Erde uns Pflanzen gibt, dass sie uns Nahrung gibt, auch Nahrung für die Tiere, deren Fleisch wir hinterher essen. In diesen Zusammenhang möchte ich mich hineinstellen. Es hat etwas sehr Meditatives, wenn man

nahe bei der Erde arbeiten kann, ganz nahe am Boden, wenn ich die Erde rieche, dann höre ich geradezu, wie die Erde zu mir spricht. Ich schätze das sehr, denn ich fühle mich stark mit der Erde verbunden. Erde ist für mich auch die Mutter Erde, die weib- liche Seite Gottes.»

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GebetGott,wir danken für die Erde, Mutter, die uns nährt.Für das Land der Väter, das nach Heimat klingt.Für den festen Halt, Bruder Boden unter unsern Füssen.Für die Landschaft, die uns schwes-terlich umarmt.Gott, wir danken für die Erde: Mutter, Vater, Schwester, Bruder, die am Ende uns umfängt.

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Gebete aus aller Welt

Lob der Schöpfung

L: Für die Erde und alle ihre Teile: G: Wir preisen dich, Gott.

L: Für Felsen, Zeichen deiner Kraft und deiner unvergänglichen dauernden Liebe:

G: Wir preisen dich, Gott.

L: Für Muscheln, Zeichen deiner Vielfalt und deiner Freude beim Schaffen dieser Welt, die du unserer Fürsorge anver-traut hast:

G: Wir preisen dich, Gott.

L: Für Kokosnüsse und Taro-Pflan-zen, Zeichen deiner Vorsorge für uns:

G: Wir preisen dich, Gott.

L: Für die Vögel, Zeichen unserer Freiheit als deine Kinder:

G: Wir preisen dich, Gott.

L: Für die Fische der Meere und die Tiere auf dem Land, die uns an die neue Erde erinnern, wo dein Volk

in Frieden lebt, arbeitet und teilt: G: Wir preisen dich, Gott.

L: Für Vielfalt, Spontaneität, Wachs-tum von Insekten, Zeichen des Sterbens und Auferstehens zu neuem Leben, der zentralen Botschaft deines Sohnes Jesus an uns:

G: Wir preisen dich, Gott.

L: Für Ähnlichkeiten zwischen Menschen, Zeichen deines Verlangens, dass es nur eine

Herde und einen Hirten geben soll:

G: Wir preisen dich, Gott.

L: Für Verschiedenheiten zwischen Menschen, wie sie auf unseren Inseln durch die Unterschiedlich-keit von Sprache, Tradition, Gewohnheit und Konfession zum Ausdruck kommen, Zeichen der Herausforderung, die dein Wort und deine Botschaft an jede Person richten:

G: Wir preisen dich, Gott.

L: Für die bei dieser Feier gegenwär-tigen Menschen, die durch ihr Engagement, ihre Hör- und Lernbereitschaft sowie die Offenheit von Herz und Sinn Zeichen deiner Bereitschaft sind, unsere Untaten gegen dich zu vergeben:

G: Wir preisen dich, Gott.

aus Melanesien im Pazifik

Denn wir haben das Netz des Lebens nicht gewebt

Die Erde ist des Herrn und wasdarinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen. (Ps. 24,1)

L: Jeder Teil dieser Erde ist heilig. Was immer der Erde widerfährt, geschieht den Kindern der Erde. Das wissen wir: die Erde gehört

nicht uns.G: Wir gehören zur Erde.L: Das wissen wir: alles ist miteinan-

der verbunden,G: wie das Blut, das eine Familie

verbindet.L: Denn wir haben das Netz des

Lebens nicht gewebt,G: Wir sind nur ein Faden darin.L: Was immer wir dem Netz antun,G: tun wir uns selbst an.

nach Häuptling Seattle

Unser täglich Brot gib uns heute.

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Gebete aus aller Welt

Wir stehen Gott vor dir

Wir stehenGott vor dirgebunden an die Erde, die du liebst.Wir stehenGott vor dirausgestreckt zum Himmel, den du versprichst.Wir stehen Gott vor dirals Sohn/Tocher des Himmels und der Erde.Wir stehenGott vor dirder Erde treuund offen für dich.

A. Rotzetter

Danke für den Boden

Danke Gott, Vater und Mutter, für den Boden, der uns trägt, für den Boden, der uns nährt.Danke, dass du uns den Boden leihst,uns und allen Menschen, allen Tieren, allen Pflanzen.Danke, dass wir hie und da für andere Boden sind, der trägt und nährt und reicher macht.Danke, dass du unser Boden bist, der uns trägt und das Gute in uns weckt.

Aus Peru

Gib uns ein verständnisvolles Herz

Grosser Gott,gib uns ein verständnisvolles Herz,damit wir von deiner Schöpfung nicht mehr wegnehmen, als wir geben können: damit wir sie nicht willkürlich zer- stören nur um unserer Habgier willen:damit wir uns nicht weigern, ihre Schönheit mit unseren Händen zu erneuern:damit wir niemals von der Erde nehmen, was wir nicht wirklich brauchen.Grosser Gott, gib uns Herzen, die begreifen, dass wir Verwirrung stiften, wenn wir die Musik der Erde stören; dass wir blind für ihre Schönheit werden, wenn wir ihr Gesicht verunstalten: dass wir ein Haus voller Gestank haben, wenn wir gefühllos ihren Wohlgeruch verderben.Ja, Gott, es ist wahr:wenn wir sorgsam und zärtlich mit der Erde umgehen, sorgt sie für uns und schützt uns und erhält uns am Leben.

( nach einem Indianischen Gebet)

Der Blick über den Tellerrand

Irgendwo, Gott, hat jemand gepflanzt.Irgendwo, Gott, hat jemand gepflegt.Irgendwo, Gott, hat jemand geerntet.Irgendwo, Gott, hat jemand verladen.Hier, Gott, hat jemand eingekauft.Hier, Gott, hat jemand gekocht.Hier, Gott, hat jemand den Tisch bereitet.Dankbar, Gott, lass uns geniessenunter deinem grossen Segen.

Brot für die Welt

Liebender Schöpfer

L: Liebender Schöpfer, du sorgst für das Land, indem du Regen schickst; du machst es fruchtbar und ertragreich und schenkst uns reiche Ernten!

G: Die ganze Schöpfung jauchzt vor Freude.

L: Wenn wir für das Land sorgen, die Saat aussäen und die Ernte

einbringen,G: dann singt die ganze Schöpfung

vor Freude.

L: Wenn wir die Bäche und Flüsse sauber halten, und die Klarheit von Seen und Meeren achten,

G: dann singt die ganze Schöpfung vor Freude.

L: Wenn wir erkennen, dass wir eine Familie sind, Brüder und Schwes-tern, die zusammen

für das Land und die Gewässer Verantwortung tragen,

G: dann singt die ganze Schöpfung vor Freude, denn du segnest uns allezeit mit Fülle.

Per Harling

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Für die Würde aller Menschen

O Herr,wir bekennen dir unsere Habgier und Selbstsucht,auch unsere Oberflächlichkeit und Unwissenheit.Allzu oft entsteht daraus die Ver-schmutzung und Zerstörung deiner Welt und ihres Lebens.Wir bekennen,dass wir uns auf materiellen Reich-tum verlassenund geistlich arm sind.Danke, dass deine Handuns nach deinem Bilde schuf.Stärke in uns das Bewusstsein von der Würde,die du allen Menschen geschenkt hast.Gib uns den Mut, Herr, aufzustehen,damit wir zählen;aufzustehen für jene,die nicht selbst zu stehen vermögen;aufzustehen und für unser eigenes Leben einzustehen,wenn sich die Notwendigkeit dafür ergibt.Lass uns nichts anderes mehr fürchten als dich.Lass uns nichts anderes mehr lieben als dich -so werden wir auch nichts mehr fürchten.

Aus Südafrika

Fürbitten

Für die Familien der Bauern und Menschen in Land und Stadt,dass ihre Forderungen nach gerech-ten Erlösenund Löhnen Gehör finden,damit die, die unsere Nahrung erzeugennicht selbst Mangel und Hunger leiden.

Für alle, die sich in der weltweiten Landwirtschaft und Wirtschaftdafür einsetzen,dass die Fruchtbarkeit der Erde bewahrt oder zurück gewonnen wird,damit sie den langen Atem habenim Streiten für Gerechtigkeit und im Durchhalten guter Beispiele.

Für uns selbst und für unsere Ge-meinde, an unserem Platz,dass wir frei werden von Gier,dass wir innehalten, wenn es genug ist.Genug Brot, genug Konsum,damit am Ende genug für alle da ist,genug für gesunde und faire Nah-rungsmittel bei uns,genug für erschwingliches tägliches Brot in aller Welt.

Wecke in uns den Glauben,dir das anzuvertrauen, was wir haben,damit durch deine Hand aus fünf Broten und zwei Fischenallen ihr täglich Brot werde.

Brot für die Welt

Segen

Mit dem Lebensatem Gottes sei gesegnetdiese Erde und alles Leben und Wachsen auf ihr.Mit dem Lebensatem Gottes seien gesegnetalle Länder und Nationen und alles Leben und Wachsen in ihnen.Mit dem Lebensatem Gottes sei gesegnetdie Gemeinschaft der an Christus Glaubenden und alles Leben und Wachsen durch sie.Das Pflügen, Säen, Pflanzen, Pflegen, Ernten,die gerechte Teilgabeund der gemeinsame Tisch. So segne uns Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

Vera Krause

Gebete aus aller Welt

Boden unter den Füssen. (Foto: Jeffrey/EEA)

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Die neue Agenda als persönli-che Fastenbegleitung

Inhaltlich und gestalterisch neu, spricht die Agenda 2013 die Leserin-nen und Leser direkt an. Sie schlägt einen Bogen von der persönlichen Fastenzeit zum Thema der ökumeni-schen Kampagne «Ohne Land kein Brot». Der eigene Beziehungsboden und der Zugang zu Land in Entwick-lungsländer werden miteinander in Verbindung gebracht: Spielerisch, spirituell und ansprechend.

Weiteres zur Kampagne

Werkheft Katechese

Das Werkheft Katechese bietet Unter- richtenden pfannenfertige Stunden-entwürfe zum Kampagnenthema und zu den Grundlagen der kirchlichen Werke an. Der Entwurf für die Unter- stufe lädt zum Staunen über die Schöpfung sowie zu einer Reise nach Guatemala ein. Für die Mittelstufe gibt es einen Filmbaustein und für die Oberstufe einen biblischen Krimi sowie einen weiteren Filmbaustein. Der Entwurf für die Jugendarbeit sieht spannende «Green stories» sowie das Portrait eines Radio-Journalisten aus Sierra Leone, der gegen Landraub kämpft, vor.

Interkulturelle Begegnungen mit Künstlerinnen und Künst-lern aus dem Süden

artlink vermittelt für Gottesdienste und die Katechese Kunstschaffende aus Lateinamerika, Afrika und Asien, die in der Schweiz leben und arbeiten. Passend zum Thema der Kampagne 2013 schlägt artlink Veranstaltungen mit einem Geschichtenerzähler und Trommler aus Kamerun vor, mit Tänze- rinnen aus Indien und Kolumbien, einem Perkussionisten aus Burkina Faso und weiteren Künstlern. Liste von Künstlerinnen und Künstlern zur Kampagne 2013 unterwww.oekumenischekampagne.ch/kunstschaffende

QuellenangabenS. 4 Jeder Teil dieser Erde © tvd VerlagS. 8 Erzählung von Leo Tolstoi: Tolstoi, Leo, Wie viel Erde braucht der Mensch, in: Tolstoi; Wo die Liebe ist, da ist auch Gott, Giessen/Basel, 2007, 61 – 92.S.9 Fürbitten: Nach: Röhm, Eckhard, in: Gottesdienstbausteine zum Thema Landraub für den Welternährungstag 2011, Kampagne Niemand is(s)t für sich allein von Brot für die Welt, 8.S.9 Sendung: Quelle: J. Lott (ed.), Worship in an Indian Context, Bangalore, 1996, 11ff.S.9 Segen: Nach irischem Reisesegen, Autor unbekannt.S.15 Gebet aus: Lothar Zenetti, Leben liegt in der Luft, Worte der Hoffnung, Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2007S.24–27, Zitate aus Nord-Amerika und Latein-Amerika nach Stefano Liberti, «Landraub», Rotbuch Verlag, Berlin 2012; S.146ff und S. 176ff.S.24–27 Gebet «Gott, du unser verheissenes Land» aus: Evangelisches Missionswerk in Deutschland (Hg.): Lege dein Herz in deine Gebete, Gebete aus der Ökumene 3, zusammengestellt und übersetzt von Gustl Roth, Hamburg: EMW, 1998.S. 28 «Lob der Schöpfung»: Klein; Laurentius/ Link, Hans Georg (ed.)Gemeinsam feiern, Ökumenische Gottes-dienste im Kirchenjahr, Zürich/ Neukirchen/ Vluyn, 1983, S. 76f

S.28 «Denn wir haben das Netz des Lebens nicht gewebt»: (nach Häuptling Seattle, 19. Jahrhundert, bearbeitet)S.28 «Wir stehen Gott vor dir»: A. Rotzetter(Arbeitsdokumentation Schöpfungs-zeit 2001), S. 111S.28 «Danke für den Boden»: aus BfaFo: Werkheft Gottesdienste 2008, S.27 S.29 «Gib uns ein verständnisvolles Herz»: © Indianisches Gebet aus: MISEREOR Liturgische Bausteine, 2009S.29 «Der Blick über den Tellerrand»: Tischgebete und -lieder, KLJB Diözese Würzburg(aus: Gottesdienstbausteine zum Thema Landraub, Brot für die Welt, Kampagne «Niemand is(s)t für sich allein» 2011)S.29 «Liebender Schöpfer»: Per Harling» (aus Gloria Deo, Prayers & Hymns for the 12th Assembly of CEC, 2003)S.29 «Für die Würde aller Menschen»: Evangelisches Missionswerk im Bereich der Bundesrepublik Deutschland und Berlin West (Hg.): Weltmission 86: Vergib uns unsere Schuld. Für Versöhnung – gegen das Unrecht in Südafrika, Arbeitsheft für Pfarrer und Lehrer, Hamburg 1986, S.66S.30 «Fürbitten»: Gottesdienst Bausteine Brot für die Welt, 2011S.30 «Segen»: © Vera Krause/ MISEREOR, Liturgische Bausteine 2009, S.66

Kampagnen-Website

Auf www.oekumenischekampagne.ch/liturgie können Sie das «Werkheft Liturgie» und die dazugehörigen Bilder und Texte herunterladen. Das Hungertuch finden Sie unter www.oekumenischekampagne.ch/hunger-tuch, das Meditationsheft unter www.oekumenischekampagne.ch/meditation

Page 32: Werkheft Gottesdienste 2013

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«Nicht von deinem Eigentum lässt du dem Armen etwas zukommen, sondern du gibst ihm zurück, was ihm gehört. Denn, was allen gemeinsam zum gemeinschaftlichen Gebrauch gegeben wurde, eignest du dir selbst an. Die Erde gehört allen und nicht nur den Reichen.»Bischof Ambrosius von Mailand (4. Jahrhundert)

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Brot für alle – Für eine gerechtere Welt

Brot für alle, die Stiftung der evangelischen Kirchen in der Schweiz, unterstützt Ent-wicklungsprojekte auf der ganzen Welt und verbindet den lokalen Kampf gegen Hunger und Armut mit dem globalen Engagement für faire soziale, politische und wirtschaftliche Rahmenbe-dingungen. Mit Informations-arbeit befähigt Brot für alle Menschen, die Welt zu verändern. Christliche Werte bilden die Grundlage dafür.

Fastenopfer – Menschen stärken Menschen

Fastenopfer ist das Hilfswerk der Katholikinnen und Katholi-ken in der Schweiz und setzt sich in Afrika, Asien und Lateinamerika für die Men-schenrechte und ein Leben in Würde ein. Der Slogan «Wir teilen» umschreibt das Enga-gement von Fastenopfer: Es stärkt lokale Gemeinschaften vor Ort sowie auf politischer Ebene und unterstützt Men-schen, die ihre Zukunft selber in die Hand nehmen.

Partner sein – Solidarität weltweit

Das christkatholische Hilfs-werk Partner sein sensibili-siert über Mission und Ent-wicklungszusammenarbeit. Es unterstützt und begleitet Projekte für die soziale und wirtschaftliche Entfaltung von benachteiligten Menschen. Die Projekte dienen der Hilfe zur Selbsthilfe, wobei der Dialog mit den Projektpart-nern Zeichen einer gelebten Solidarität mit den Christen anderer Länder ist.