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Werkschule Grundhof Jahresbericht 2019

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Werkschule Grundhof Jahresbericht 2019

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IMPRESSUM

Jahresbericht Verein Werkschule GrundhofMai 2020

Werkschule Grundhof8404 Stadel bei Winterthur

052 337 33 38

[email protected]

PC 84–20658–3

RedaktionDaniel Ehrismann

FotosMitarbeitende, Schüler

GestaltungClaudia Wehrli, Winterthur

Auflage400 Exemplare

DruckR+S Print, Wiesendangen

Seite 4 Editorial: Daniel Baeschlin, Präsident

Seite 6 DasGrundhofjahr: Daniel Ehrismann, Schulleiter

Seite 10 40 Jahre Grundhof: Marianne und Kaspar Baeschlin, 1970 – 2000 BettinaundMathiasWehrli,2000–2012 Daniel Ehrismann, 2012 – heute

Seite 21 Bilanz und Erfolgsrechnung: ChristinHalbeisen,Schulverwalterin

Inhalt

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Der VorstandWie ich dieses Editorial schreibe, ist es Anfang April 2020, und wir alle steckenmitteninderCorona-Viruskrise.EsisteineschwierigeZeit,vollerSorgeundUnsicherheit.WasdieZukunftwohlbringenmag?Auch die Werkschule Grundhof hat sich in diesen Wochen ganz neu organisierenmüssen.JeglicherKollektivunterrichtistvomVolksschul-amtverbotenwordenunddieSchülerwerdenteilweiseimFernunter-richt zuhause, teilweise im Grundhof im Einzelunterricht betreut. Das GrundhofteammusstesichvonheuteaufmorgenneueUnterrichts-undBetreuungsformenüberlegen,waseineHerausforderungist,aber auch die Möglichkeit gibt, Neues auszuprobieren, eng mit den ElternzusammenzuarbeitenundkreativausderschwierigenSituationdasBestezumachen.DerVorstandhatseineMärz-SitzungalsVideo-konferenz abgehalten, was etwas ungewohnt war, aber überraschend gutfunktionierthat.SoversuchenwirdasBesteausderSituationzumachen und unsere Schüler in ihrer Entwicklung weiterhin bestmög-lich zu unterstützen.

DasGrundhofjahr2019wargeprägtvonvielen«kleinen»Verände-rungen:SodurftenwirdreiSchülerimJulioffiziellinihrenächsteLebensphaseverabschieden.ErfreulicherweisekonnteDanielEhrismanndieoffenenPlätzeimHerbstallewiederbesetzenundauch darüber hinaus gab es zusätzliche weitere Anfragen. Dies zeigt uns, dass das Angebot der Werkschule Grundhof einem klaren Bedarf entspricht.Wirsehenaberauch,dassvieleJugendlichemitsehran-spruchsvollenVerhaltens-undEntwicklungssituationenPlätzesuchen,häufig,umauspsychiatrischenInstitutionenwiederdenEinstiegineinvorwiegendpädagogischesUmfeldzufinden.

DerKantonZüricharbeitetweiteranderUmsetzungdesneuenKinder-undJugendheimgesetzes.DieInkraftsetzungwurdeumeinweiteresJahraufden1.1.2022verschobenunddieVernehmlassungfürdieVerordnungistverspätet.DiesdeutetaufdieKomplexitätderUmsetzung,diewiraucherfahren,hin.SodauerndieDiskussionenmitdemKantonbezüglichder«korrekten»Budget-undRechnungs-aufteilungzwischenSchul-undWohnkostenweiteran.Gemeinsam

mitdemVSAversuchenwirkooperativschrittweiseKlärungzuschaffen.IchbindabeibesondersauchChristinHalbeisenundDanielEhrismannzuDankverpflichtet,dasiedieseadministrativeZusatz-arbeitnebendemNormalbetriebmittragen.

Dieser Jahresbericht ist aber nicht nur dem Rückblick auf das Jahr 2019 gewidmet. Wir dürfen auch auf 40 Jahre Werkschule Grund-hof zurückblicken! Alle bisherigen Schulleiter, Kaspar und Marianne Baeschlin,MatthiasWehrliundDanielEhrismann,lassenimBerichtihreGrundhofjahreRevuepassierenundunsteilhabenanihrenGe-danken. Ich freue mich sehr auf diese Beiträge. Gerne würde ich auch dasJubiläumsfestanfangsJuliankündigen.UnterderLeitungvonUeliLaagerhatdasOrganisationskomiteeeintollesFestgeplant.LeidermachtunsdasCorona-ViruswohleinStrichdurchdieRechnungund,ohne ein kleines Wunder, müssen wir wohl mit einer Absage rechnen. IndiesemFallwollenwirabervon«aufgeschoben,istnichtaufge-hoben»sprechen.Wirüberlegenunsbereitsausden40eine41zumachen,ummitIhneninnaherZukunftdochnochfeiernzukönnen.

InjedemFallwünscheichIhnenvielFreudebeiderLektüredesJahresberichtes, bedanke mich ganz herzlich für Ihr Interesse an der VereinstätigkeitundIhreUnterstützungfürdieWerkschuleGrundhofundwünscheIhnenindieseranspruchsvollenZeitallesGute

Daniel Baeschlin, Präsident

Editorial

VORSTAND

PräsidentDaniel BaeschlinChemikerDornach

FinanzenPatrickHanhartBetriebsökonomWängi

PädagogikSonja ScholzSozialpädagoginWinterthur(bis Mai 2019)

PädagogikGabriela TäschlerSchulsozialarbeiterinEllighausen

LiegenschaftChristianKurzBauleiterElsau

RechtlichesKatjaCavalleriHugJuristinWinterthur

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Die JugendlichenEs gestaltet sich immer etwas schwierig, rückblickend über ein ganzes Kalenderjahr zu schreiben, wo doch bereits wieder mehrere Monate desneuenJahresvorbeigerauschtsind.GerademitJugendlichenvergehtdieZeitoftenormschnellunddieSituationverändertsichtäglich, wöchentlich, ja, manchmal auch stündlich!

Just das Beispiel jenes Schülers, der im letzten Jahresbericht erwähnt wurde,alsderjeniger,derinderZwischenzeiteinenfürihnperfek-tenLehrbetriebgefundenhatte,zeigt,wieraschsichdieSituationverändernkann.DerSchülerkonntenochimvergangenenSchuljahreinintensivesArbeitspraktikumvonmehrerenTagenproWocheabsolvierenundtesteteparalleldazuinderJWGEulachinWinter-thureineneueWohnform,daklarwar,dassernichtzuseinerFamiliezurückkehren konnte und wollte. Der eigentliche Start in die Lehre warvonBeginnweganspruchsvoll.DerscheinbarsoperfektePlatzgerietschnellinsWankenunddieZusammenarbeitzwischenLehrlingundChefgestaltetesichzunehmendschwierig.ZumGlückkonntenwirvorabnocheinvonderSVAfinanziertesJob-Coachingaufgleisen.DerJob-Coach,SamGeiges,derdenSchülernochvonseinerZeitimGrundhofherkannte,konnteindieserschwierigenZeitVielesauf-fangen, auch als es letztendlich zum Abbruch der Lehre kam. In der ZwischenzeitabsolviertderJugendlicheeinPraktikumimVerkauf,mitAussicht auf eine Lehrstelle im Sommer. Parallel dazu nutzt er das An-gebot für die Beschulung in der Schlosshalde. Schön ist auch, dass er füreineeinzelneTurnstundebeiunsangefragthatundmittlerweilejedeWocheeinmalalsehemaligerSchülerbeiunsmitturnt.

WirwünschenihmvonHerzenallesGuteaufseinem(Um-)Weg!

NebendiesemSchülerdurftenwirimvergangenenSommerzweiwei-tereDrittklässlerimwürdigenRahmendesjährlichenSommerfestesverabschieden.DereineabsolvierteineAusbildungzumLogistikerinderStiftungPalmeinPfäffikonundwohntwiederZuhausebeiseinenEltern. Dieser Schüler war auch eine grosse Bereicherung im diesjähri-genSkilager,woeralsEhemaligereinewichtigeFunktionwahrnahm.DerzweiteDrittklässlerwarnichteinmalganzeinJahrimGrund-

hof,hattesichaberschnelleingelebtundbekamdieMöglichkeitanseinem Wohnort in der Innerschweiz eine Lehre als Metallbauer in Angriffzunehmen.ErlebtebenfallswiederinseinemElternhaus.

WährendwirbereitsimFrühlingdenletztenPlatzmiteinemneuen1. Klässler besetzen konnten, zeigte sich im Verlaufe des Sommers bei einem anderen Schüler, dass wir die Passung zwischen ihm und der Werkschule Grundhof erneut überprüfen mussten.

Er konnte immer weniger am Alltag teilnehmen und zog sich zurück inseinZimmer.Dortschlieferhäufig.KonfrontiertemanihnmitdenAnforderungendesAlltages,kamesimmerhäufigerzumassivenAuseinandersetzungenundAusrasternseitensdesSchülers.UnsereKonzeptederKrisenzeitmitverschiedenenIdeen,Timeoutsundweiteren Abklärungen zeigten wenig Erfolg. So wurde im Team klar, dasswirkeinenAtemmehrhattenundeseineneueAnschlusslösungbrauchte.LeidergelangesunsindiesemFallnicht,wiegewohnt,alleBeteiligtenfürdiesenEntscheidzugewinnen.UndeinAbschiedses-senkonnteleidererstzueinemsehrvielspäterenZeitpunktundnurmitdemJugendlichenselberstattfinden.AufGrunddieserErfahrunghabenwirunsvorgenommen,unserKrisenkonzeptzusammenmiteinem externen Berater unter die Lupe zu nehmen und entsprechend zuoptimieren.DieserProzessistnochamLaufen.

Die im Sommer frei gewordenen Plätze konnten alle bis im Septem-ber des laufenden Jahres besetzt werden. Es gab erstaunlicherweise plötzlich wieder wesentlich mehr Anfragen, so dass wir nicht alle berücksichtigenkonnten.

EinerderSchülerstartetemiteinemgeplantenKlinik-AufenthaltinsneueSchuljahr.ErkonntedortvonallemAnfanganklarsagen,dasser unbedingt zurück in den Grundhof wollte. Die Rückkehr fand für unsüberraschendschnellimHerbststatt.DieKlinikschiendenPlatzunerwartetraschanderweitigvergebenzuwollen.ObdieausunsererSichtüberstürztstattfindendeRückkehrdazubeitrug,dassderJu-gendliche sehr rasch wieder in seinen alten Mustern agierte, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Leider zeigte sich aber sehr schnell,

DasGrundhofjahr

JUGENDLICHE

Obed, 20023.+ Oberstufe(November2014–Juli2019)

Murat, 20023. Oberstufe(April 2017 – Juli 2019)

Ruben, 20042./3. Oberstufe(seit August 2017)

Igor, 20051./2. Oberstufe(seitFebruar2018)

Marley,20051./2. Oberstufe(April 2018 – Juni 2019)

Simon, 20033. Oberstufe(November2018–Juli2019)

Raphael, 20061./2. Oberstufe(Dezember 2018 – Dezember 2019)

Damian, 20066. Klasse/1. Oberstufe(seit März 2019)

Joshua, 20033. Oberstufe(seit August 2019)

Jeremy,20061. Oberstufe (seit August 2019)

Nabil, 20043. Oberstufe(seit August 2019)

Joshi, 20076. Klasse(seit September 2019)

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dassderJugendlichenachwievorwesentlichmehrpsychiatrischeBetreuungbenötigte,alswirsieihmmiteinemexternenTherapeutenermöglichen konnten. Seine Beiständin übernahm die Suche nach einer neuen Lösung und wir konnten den Schüler, zusammen mit seinerMutter,etwastraurig,aberimGutenverabschieden.

DerletzteJugendliche,derimSeptemberzuunskam,zeigtevonallemAnfanganMühe,mitderTatsachenichtzuHauseschlafenzukönnen.SeinanfänglichesHeimwehnahmnichtab,imGegenteil,eswurde immer stärker. So weigerte er sich abends zunehmend in sein Zimmerzugehenundschaffteesimmerwieder,dassihnletztendlichseineEltern,teilweisemitteninderNacht,wiederabholenkamen.SeinenächtlichenAktivitätenverunmöglichtenihmtagsübereineTeil-nahmeamUnterricht.SowurdemitseinenElternundseinemUmfeldletztendlichentschieden,dasserzurZeitnichtbeschultwerdenkann.ErabsolviertinderZwischenzeiteinenArbeitseinsatzineinerSchrei-nereiundwirdvoraussichtlichzueinemspäterenZeitpunktwiederbeschultwerden.Wo,dasistoffen.

Ein kurzer Blick über das Jahresende hinaus ins 2020: Die Nachfrage nach Plätzen hält auch im neuen Jahr an. So konnten wir für beide aktuell freien Plätze bereits Erstgespräche führen und Schnupper-wochenvereinbaren.EsgibtsogarnochweitereAnfrageninderWarteschleife.LeiderhatdieSituationmitdemCorona-ViruseineVerzögerungzurFolge.Aberwirplanen,nachdenFrühlingsferien,dieAufnahmeverfahrenwiederaufzunehmen.

Das TeamDasGrundhof-Teamistim2019spürbarzueinerneuenEinheitzusam-mengerückt und leistet eine konstant tolle Arbeit.

ImSommerwurdeSimoneSchwarzenbachMutter.SieverlängerteihrenMutterschaftsurlaubundwirdimkommendenSommerinsTeamzurückkehren.UmdieseZeitzuüberbrücken,habenandereimTeameingrösseresPensumübernommenundSabrinaFreiistfüreinenTagpro Woche in den Grundhof zurückgekehrt.

TomFreihatimHerbstseineAusbildungzumschulischenHeilpädago-geninAngriffgenommen.DazuabsolvierterwährendzweiSemesternZusatzleistungenanderPHZH,umdannanschliessendimkommendenHerbstdasStudiumanderHochschulefürHeilpädagogik(HfH)begin-nenzukönnen.MikeDumitrescu,einlangjährigerGrundhof-Springer,ersetzt Tom an den Studientagen bei uns im Schulzimmer.

SebiHerzoghatseinerseitsseineAusbildungzumArbeitsagogenerfolg-reichabgeschlossen.Erhatentschieden,sichnochmitdemTitelHFzukrönen. So schreibt er momentan seine Abschlussarbeit.

DankDanke, liebes Team! Danke, lieber Vorstand! Danke, liebe Menschen!

Ihr alle habt auf die eine oder andere Art und Weise mitgewirkt, wenn es in diesem Jahr wiederum darum ging, junge Menschen ein StückweitaufihremganzindividuellenWegzubegleiten.UndauchwennmankeineGarantieaufErfolghat,soistesdochimmerwiederwunderbar zu sehen, was gemeinsam möglich ist.

Daniel Ehrismann, Schulleiter

TEAM

ChristinHalbeisenSchulverwalterinseit Mai 2001

FrancoRadaelliArbeitsagogeseit August 2007

Simone SchwarzenbachSozialpädagoginseit August 2009

Daniel EhrismannSchulleiterseit August 2012

TomFreiLehrpersonseit Januar 2013

SebastianHerzogArbeitsagogeseitFebruar2013

Tobias KienastArbeitsagogeseit Oktober 2013

NicolasHochstrasserSozialpädagogeseitFebruar2016

Noreen SommerSozialpädagogin i.A.seit August 2018

Lisa BienzSozialpädagoginseit Oktober 2018

SabrinaFreiSozialpädagoginComeback: seit August 2019

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Genau diese Idee, Jugendliche mit schwierigen Voraussetzungen ein Stück weit zu begleiten und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen, hatten vor über 40 Jahren zwei Menschen, welche sich Ende der 70er-Jahre entschlossen, genau hier, am Rande von Oberwinterthur, einen ganz besonderen Ort dafür zu schaffen: die Werkschule Grundhof!

Ich habe aus Anlass des Jubiläums die Gründer, Kaspar und Marianne Baeschlin gebeten, aus ihrer Zeit im Grundhof zu berichten. Im An-schluss daran kommt auch Mathias Wehrli, der nachfolgende Schul-leiter, zu Wort. Dazwischen erzählen ehemalige Mitarbeitende und ehemalige Schüler. Viel Vergnügen beim Lesen dieser wunderbaren (Entwicklungs-) Geschichte!

Marianne und Kaspar Baeschlin: «Wie alles begann... (1970 – 1980)» DieWerkschuleGrundhofistauseinerpersönlichenInitiativevonuns heraus entstanden. Wir waren beide Apotheker, wohnten in den Jahren 1970 – 1980 mit unseren drei kleinen Kindern in einem Rei-heneinfamilienhausinWinterthur-WülflingenundarbeitetenindenpharmazeutischenBetriebenunsererEltern.Danebenwarenwirsehrengagiert in der Jugendhilfe der Stadt Winterthur und nahmen immer wiederPflegekinderinunsereFamilieauf,dieunsvomJugendsekre-tariatvermitteltwurden.DieArbeitmitdenPflegekindernhatunsenorm herausgefordert und innerlich bereichert, mehr als unsere TätigkeitinderPharmazie.DamalswarenPflegefamilienhochimKurs,manhofftedieHeime,diedamalseinensehrschlechtenRufhatten,ersetzenzukönnen.ImmermehrkamenwirineinenGe-wissenskonflikt,weilunsdieArbeitmitdenverhaltensauffälligenKindernvielmehrbedeutetealsderangestammteBeruf.AlswirinFontainebleauwaren,sindwirdemPhilosophenundZen-LehrerProf.KarlfriedGrafDürckheimbegegnet,derunsdarinbestärkthatte,unsererinnerenStimmezufolgen:erhatvomRufdesinnerenMeis-tersgesprochen,vondemwirunsführenlassensollten.DarauskamunserEntschluss,aufdasbürgerlicheLebenzuverzichtenundetwasNeueszuwagen.Wirmerkten,dasswirbegabtwarenimUmgangundderFörderungvonerziehungsschwierigenKindernundbegannen

übereinenBerufswechselnachzudenken.InintensivenGesprächenmitdenFachleutenderJugendhilfediskutiertenwirunserePläneunderarbeitetenIdeenfürdieZukunft.UnserepraktischeErfahrunghatteunsgezeigt,dassdiePflegefamilie,dieeineinzigesKindineineintakte,gesundeFamilieaufnimmt,nichtunbedingteineguteLösungfürdasbetroffenePflegekindist,weilsichdieseKinderimRahmender Kleinfamilie anders und nicht ganz zugehörig fühlen, was dem Abbau der Verhaltensstörung nicht förderlich ist. Aus diesen Über-legungenherausentstanddieIdee,anStelleeinerkleinenPflege-familie, eine Grossfamilie mit 5 bis 10 Jugendlichen aufzubauen, die einelückenloseundintensiveBetreuungermöglichte.DiesehattedenVorteil, dass mehrere fremdplatzierte Kinder zusammen eine Gruppe bildenkonntenunddieIsolationdesPflegekindesvermiedenwurde.Die weiteren Gespräche mit den Experten ergab, dass die meisten Erziehungsschwierigkeiten im Jugendlichenalter mit grossen Schul-schwierigkeiteninZusammenhangstandenunddarausentstanddanndie Idee, eine Grossfamilie mit interner Sonderschule aufzubauen. 1975 haben wir damit begonnen, diese Idee zu realisieren. Kaspar gab seinen ursprünglichen Beruf auf und liess sich zum Sekundarlehrer ausbilden.WirbesuchtenvieleandereEinrichtungenundstudiertenihre pädagogischen Konzepte. Dann begann die Suche nach einer Liegenschaft,dieschlussendlichimWeilerGrundhofinStadelbeiWinterthurgefundenwurde.DankdergrosszügigenfinanziellenUnterstützungdurchdieElternBaeschlinkonntenwirdasbaufälligeBauernhausrenovierenundfürdieneueAufgabeumbauen.DerName entstand und der Verein Werkschule Grundhof, als Träger der neuen Jugendeinrichtung, wurde gegründet. Im April 1980 starteten wirmit7Schülern,nachdemdasJugendamtdesKantonZürichsdieWerkschuleGrundhofalsSonderschulheimfürverhaltensauffälligeJugendlicheanerkannthatte.

40 Jahre Grundhof

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Die ersten 10 Jahre (1980 – 1990) Wir lebten mit unseren drei eigenen Kindern, Karin, Daniel und Lukas, und den 7 Schülern unter einem Dach, ohne Trennung. Das heisst, wir alsUrsprungsfamiliehattenkeineeigeneWohnung,sondernlebtenineineroffenenWohngemeinschaftmitdenJugendlichen.Kasparüber-nahm die Leitung der Sonderschule, Marianne die Verantwortung für HausundHof.WirstelltenBeatHerzogundRobertRechenmacher,zweiWerklehrer,an,dieein150%-Pensumübernahmen.Daspäda-gogischeKonzeptbestanddarin,dassdiedurchdasZusammenlebenanfallendenArbeitenvondenBewohnernselbstausgeführtwurden.WirhattenkeineHilfskräfte.Kochen,Putzen,Gartenanbau,Tierpfle-ge waren Arbeitsgebiete, an denen gelernt werden konnte, und die darum mit den Schülern zusammen ausgeführt wurden. Ausnahmen warendieWäscheunddieBüroarbeiten,dafürwareineFreundinvonuns,TrudiFawer,miteiner20%-Anstellungverantwortlich.

SonderschulenwarenvomLehrplanbefreit.DasgabunsvielFreiheit,dieGestaltungdesUnterrichtesandieindividuellenFähigkeitendesSchülers anzupassen. Wenn ein Schüler nicht im Schulzimmer arbei-tenkonnte,gabesLern-undBeschäftigungsmöglichkeiteninHausundHofodermitdenTieren.SchondamalsversuchtenwirohneStrafenauszukommenunddieSchülerzumotivierenaufsichselbstzu achten, was ihnen half, ihre Schwierigkeiten besser zu meistern. Es wardieZeitdesPlatzspitzundderDrogenundwirPädagogenhattenAngst um unsere Jugendlichen, die dieser Versuchung ausgesetzt waren. Die Werkschule Grundhof wurde langsam bekannt als eine nachneuartigenMethodenarbeitendeJugendeinrichtungundwirkonntenunsvorvielenAnmeldungenkaumwehren,dieSchulewardurchwegsausgebuchtundoftüberbelegt,weilauchJugendlichein der Lehre noch bleiben wollten. Die Werkschule Grundhof wurde fürvieleihreigentlichesDaheim,sielebtennichtineinemHeim,siewarenhierzuHause.FürunswarderGrundhofauchunserZuhause,wirverbrachtenunsereganzeLebenszeithier,waren7TageinderWocheengagiert,TagundNacht,hierwarunserLeben.Fürunsere

eigenenKinderwardasLebenimGrundhofdurchwegspositiv,sielerntenvielunddieAngstdernegativenBeeinflussungwareinun-wirklichesSchreckensgespenst.WirhattenPferde,einzelneSchülerund unsere Kinder lernten reiten, fuhren mit dem Planwagen in die Natur,hatteneineausgebauteWerkstattmitAnleitungzurVerfü-gung.UnsereKindergingenauswärtsindieDorfschule.DieArbeitimGrundhofgabunsvielundhattevielepositiveAspekte.DasgrosseEngagementgingtrotzdemnichtspurlosanunsvorbei,gegendas10.Jahr hin begannen sich Ermüdungserscheinungen zu zeigen, die sich ineinemMangelanHumor,GelassenheitundGeduldzeigten.SpäterhabenwirdieGründefürdieseZeichenderErschöpfungverstanden.Wir waren total engagierte Pädagogen, wir wollten unsere Schüler vonihrenVerhaltensstörungenheilen,sodasssienichtmehrstehlen,bettnässen,dreinschlagenmussten.Wirinteressiertenunsstarkfürdie Probleme, besprachen in unseren Teamsitzungen und Super-visionenmeistensdieProblemederSchüler,wassieallesnochnichtkonnten und was sie noch alles lernen müssten. Später erkannten wir, dassdieseKonzentrationaufdieProblemederSchülerunsPädago-genentmutigte.GefühlederUnfähigkeitundInkompetenzkameninunsauf,schwächtenunsundGedankenansAufhörenkamenauf.ZumgutenGlücksindwirdanndemlösungsorientiertenModellbegegnet,wasunsereBefindlichkeitum180Graddrehte.

Beat Herzog, Werklehrer, erinnert sich:

1980 – damals be-gann das Schuljahr bereitsimFrühling.Das war ja auch der

Start der Werkschule Grund-hof.FürAdipasstedasnicht.Er brauchte zu Beginn des Jahres dringend einen Platz und war so der erste und bis imFrühlingeinzigeSchüler.In der Schule kam er in den GenussvonPrivatunterrichtbeiChäspi und im Werken wurden die Schülerzimmer im 2. Stock zusammen mit Robert und mirfertigausgebaut.Adihatteein ferngesteuertes Auto mit Benzinmotor. Das war damals ein Bubentraum, auch für mich. Seltenschafftenwires,dassdaskleineGefährtlautknatterndamGrundhofvorbeiflitzte.Indiesen Wochen der pionier-haftenAnfängeentstandeineausserordentlichkreativeKraft,die bis heute nachwirkt.

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Die zweiten 10 Jahre (1990 – 2000) IndiesemZeitraumsindwirStevedeShazerundInsooKimBergbegegnet,dieinMilwaukee(USA)einFamilientherapiezentrumbetriebenunddortdaslösungsorientierteDenkenundHandelnent-wickelten. Das Prinzip dieses Modells besteht darin, dass man in der Therapie mit den Klienten wenig oder kaum über ihre Probleme redet und sich wenig danach erkundigt, woher die Probleme kommen und wassieverursachthat,dafürmehrdarüber,wasdieKlienteninZu-kunftandersmachenmöchtenundwassiedazutunmüssten.DiesesDenken war ganz auf die Therapie ausgerichtet, aber uns ist sofort klargeworden,dassesfürdieSonderpädagogikvongrossemNutzensein könnte, weil auch wir Pädagogen täglich mit den Problemen der Schülerkonfrontiertsindundoftvonihnenüberwältigtwerden.DieseErkenntnishatunsdazubewogen,unsintensivmitLOA(Lösungs-orientierterAnsatz)zubefassenundihnfürdieSonderpädagogikumzubauen.WirreistennachMilwaukee(USA)undliessenunsvonStevedeShazerundInsooKimBergausbildenundbegannendannein neues pädagogisches Konzept für den Grundhof zu entwickeln. Diesesbestandvorallemdarin,dasswirdamitbegannen,nebendemüblichen Schulbetrieb mit den Schülern, Einzelgespräche zu führen. Der Inhalt dieser Gespräche bestand ausschliesslich darin, dass wir uns interessierten und den Schüler fragten, was ihm in der Woche besondersgelungenwar,wofüressichfürihngelohnthatte,sicheinzusetzen,waserimWerkunterrichtgelernthatte,woersichindernächstenWocheverbessernwolle,usw.KeinWortvomErzieherdarü-ber, was der Schüler seiner Ansicht nach ändern müsste. Daneben blieben Regeln und Rahmen für das Lernen und Arbeiten gleich, die wiefrühervomLehrerkommentiertwurden,wobeidaraufgeachtetwurde,diekleinenFortschritteundVerbesserungennichtzuüberse-hen.DieseGesprächewarenindieserFormeigentlicheineparadoxeIntervention,etwastotalanderes,keineKritik,keineVorschläge,nurFragen.SpäterhabenwirsieOasengesprächegenannt,dieSchülerliebten sie. Sie halfen ihnen zu erkennen, was sie wollten, was sie konnten und wofür es sich für sie lohnte, sich einzusetzen. Die Atmo-sphärehatsichdadurchgrundlegendverbessertunderstaunlicher-

weiseunsereSchaffenskraftauch.WirhattenwiederFreudeandenSchülernundwarenmotiviertihnenzuhelfen,ihreneigenenWegzufinden.NachderÜbergabederLeitunganMathiasundBettinaWehrliimSommer2000,habenwirBücherundArtikelinFachzeit-schriftengeschriebenundnochlangeJahreinJugendeinrichtungeninder Schweiz und Deutschland Vorträge gehalten und Workshops zum lösungsorientiertenModellgegeben.WirsinddemSchicksaldankbar,dasswirdieseArbeittundurftenundhabenfürunsereigenesLebenvieldarausgelernt.

Im Jahre 2000 wurden Kaspar und Marianne Baeschlin verabschiedet und Mathias und Bettina Wehrli übernahmen gemeinsam die Leitung

Bettina und Mathias Wehrli: «Von Baeschlins den Grundhof übernehmen!?» Mutig.Naiv.Dakannstdunurverlieren.InetwasowurdeichdamalsandererstenSitzungderVereinigungderLeitungenZürcherSonder-schulheimebegrüsst.FürdasTeam,Bettinaundmichwaresanders:Wirwarenjung,motiviertundhattenIdeen.

Ideen und Konzepte, die Marianne und Kaspar bis dahin gelebt hatten,empfandenwiralsvisionärundfühltenunsprivilegiert,einefunktionierendeSchulemitgutemRufzuübernehmenundweiterzu-entwickeln. Das haben wir dann gemacht: Mit Sorgfalt Bestehendes erkennen,mitUnbekümmertheitNeuesundUnbekannteserfindenund ausprobieren, das hat uns gereizt und herausgefordert.

«Wir»,daswarfürunseinNetzvonJugendlichenundderenEltern,diejenigen,dieschonlangedabeiwarenunddieneuen,einTeamvondienstaltenund-jungenMitarbeiter*innen,daswarderVorstand,dervieleKompetenzenmitbrachteundunsdurchdickunddünnbe-gleitete, das waren Ehemalige und Nachbarn, Behörden und Ämter, FachleuteundLaien,Applaudierer*innenundHinterfrager,daswarenHandwerkerundBuchautoren,TiereundPflanzen.Wir,daswarenvieleFragenundeinpaarAntworten.

Säm Geiges Bosshard, Sozial-pädagoge, erinnert sich:

In meinem Prak-tikum1999warnochvielwenigergeregelt. Man

konnte ohne grosse Abspra-chen Sachen machen, die man geradeinteressantoderwichtigfand.FürmichwardieseFrei-heit Neuland. Von der Lehre her war ich es mir gewohnt, genau die Arbeiten auszuführen, die mir aufgetragen worden sind. Undsowussteichinmeinenersten Wochen nicht so recht, wasvonmirerwartetwurde.InbildhafterErinnerungbliebmir, wie Marianne und Kaspar amZnünitischzumirsagten:«Wirwollenmitdirreden:Wir möchten eigentlich, dass duetwasarbeitesthier!»Ge-meinsam fanden wir dann mein Betätigungsfeld:Ichlegtebeimfrüheren hinteren Garten, wo nur noch Wiese wuchs, einen Kartoffelackeran.

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Im Rückblick würde ich sagen, es ist uns gelungen, mit Energie, ErnsthaftigkeitundSpassdieWerkschuleGrundhof12Jahrelangzuprägenundzuentwickeln.DabeihattenwirunzähligeGlücksmomen-tedurchlebt,nichtoderschlechtgeschlafen,inSupervisionenundWeiterbildungen um neue Gefässe und Gesprächsformen gerungen, ausprobiert,verworfen.

InderErinnerungbleibenundverbindenunsvieleGeschichten.DaistzumBeispieldiejenigevomWollschwein,dasaufderAutobahnzwischen Toggenburg und dem Grundhof aus dem Anhänger auf die Fahrbahngesprungenist,voneinemnachfolgendenAutofahrerbe-obachtet,vomWildhüterundderPolizeieingefangenundnotfall-mässiggetötet.EstauchenBilderaufvomHandwerkermarktaufderhinterstenWeidezumAbschiedvonBeat.Icherinneremich,dasswireineWochevorderHauptprobezumWesternTheater«ÜberfallinStadelTown»dreiJugendlichewegenschwerwiegendenVorfällenvonheuteaufmorgenhabenfreistellenmüssenunddieTheatervorfüh-rungendanndocheinvollerErfolgwurden.IchhabeeinGefühlfürunzählige,gschaffigeSchulmorgen:AchtJugendliche,zweiLehrperso-nen,Konzentration,Lernfreude.IchkanndenGeruchderWolldeckenimSkilagerhaus,dersichmitZimtundMilchdeskochendenPorridgesvermischt,wiederhervorholen.Ichweissnoch,wiewirimBaselbieterWaldwohntenundvierTagelangaufmöglichstvielesverzichteten,um mit dem gesparten Geld am Ende der Woche im Europapark einen Tag in Saus und Braus zu geniessen. Es kommt mir in den Sinn, dass wir uns entschieden, einen Traktor zu kaufen und ein Stück Wald zu pachten, wie wir die Mannwerdungsnacht erfanden, wie wir 10er NotenindenSchuhsohlenundinderNaseversteckten,wieichinFrauenfeldvormichhinfror,währendderJugendliche,denichbe-gleitete, genüsslich schnarchend auf der Wiese lag.

Wirhabenvielerlebt,gelacht,gemacht,gedacht.Eswareinelebendi-ge,dynamischeZeit,dasvolleLeben.EsisteinPrivilegundGeschenk,dasswirdasmiteinandergestaltenundteilenkonnten;dasverbindetuns. Wir bedanken uns bei allen, die in den Jahren 2000 bis 2012 mit-gemacht, mitgelacht und mitgedacht haben.

2012 übernahm Mathias die Geschäftsführung im Gasthaus Schloss-halde und die Stelle des Schulleiters wurde ausgeschrieben und mit Daniel Ehrismann, dem heutigen Leiter, neu besetzt.

Daniel Ehrismann: «Kein Rückblick – noch mitten drin..!»IchkannnochnichtzurückblickenaufmeineZeitimGrundhof,dennichstecke(zumGlück!)nochmittendrin.Soerzähleichgerne,wieich2012 überhaupt in den Grundhof kam.

NochwährendmeinerZeitalsGymnasiastundSchulkameradvonDanielBaeschlin,demSohndesGründers,warichinden80er-Jah-ren immer Mal wieder Gast im Grundhof. Am Boden des damaligen ZimmersvonDäneundheutigenBürossassenwirundbüffeltenvorallemauf(fürmichschwierige)Biologie-undChemie-Prüfungen.DieResultate des Lernens hiessen dann: Däne erreichte eine 6 und ich warfroh,wennichnichtzuweitunterhalbder4landete!Zwischen-durchwurdedasLernenunterbrochenvonLärmemissionenausdemHaus,etwadann,wennKasparmitseinerkräftigenStimmedeut-lich machte, wenn ihm etwas nicht passte. Das waren eindrückliche Momente. Rückblickend waren meine Erlebnisse im Grundhof sehr prägendfürmich.DiesesGefühl,dassdortvonbesonderenMen-schen etwas Besonderes für Jugendliche mit besonderen Bedürfnis-sen gestaltet und gelebt wird, begleitete mich weiter.

WährendmeinerAusbildungzumReal-undOberschullehrerunddenJahren danach gab es wenig Kontakte in den Grundhof. Ich bekam natürlichmit,alsMathiasundBettinadieLeitungübernahmen,wardochBettinazuvorinmeinemLehrerteaminElgg.Hieunddahabeich darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, im Grundhof als Lehrer zu arbeiten und dass mir dies noch gefallen würde.

UnddannwardadieserAnrufimJanuar2012.EinehemaligerLehrer-kollegeriefmichwährenddenSportferienanundfragtemich,ober mich als sein ehemaliger Schulleiter als Referenz angeben dürfe.

Shahmeer, Schüler 2012 – 2015, erinnert sich:

Ich war in einer Krisenzeit und mirgingesrichtigschlecht.Franco

hat mich gefragt, was mir gut tun würde. Ich wusste nichts. Er liess nicht locker und fragte weiter: Was kommt dir in den Sinn, was wir jetzt machen könnten?Ichsagte,wirkönntenin die Badi gehen. Also gingen wir nach Rickenbach schwim-men.Ichdenkehäufigdaranzu-rück. Ich habe damals gelernt, dassHilfeanzunehmennichtsmit Schwäche zu tun hat.

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1918

ErwollesichfüreineSchulleiterstellebewerben.SelbstverständlichdurfteerundwirplaudertenweiterüberSchneeverhältnisseinDavosund anderswo. Kaum aufgelegt wurde mir bewusst, dass ich gerade erfahren habe, dass die Werkschule Grundhof einen neuen Schul-leiter suchte!

ZweischlafloseNächteunddiverseGesprächeinmeinempersön-lichenUmfeldführtendazu,dassichmeinenKollegenzurückriefundihmmitteilte,dassichmichebenfallsbewerbenwerde.

Undichgingdaran,meineersteBewerbunginmeinemLebenzuschreiben,mit42!UndvorallembegannichmichintensivmitderWerkschule Grundhof, ihren Inhalten und der pädagogischen Aus-richtungzubeschäftigen.LOAwarfürmichdamalsetwas,wasichschonmalgehörthabe,abernichts,wasmitmirzutunhatte.Dachteich!Stimmtenicht!Dennjemehrichmicheinlas,umsomehrbekamichBegriffefürDinge,welchemirinmeinempädagogischenWirkenschonimmerwichtigwarenundAntwortenaufFragen,welchemichschonlangebeschäftigten.Ichspürte,dassmeineGrundhaltung vermutlichpassenkönnte.

Undichgehedavonaus,dassmeinGefühlstimmte,dennkurzdaraufhatteichmeineStelleinElgg,ausserterminlichundmitEinverständ-nismeinesmirgutgesinntenSchulpflegepräsidenten,gekündigt,denVorstandunddasTeamimGrundhofvonmeinerPersonüberzeugtundeineriesigePortionVorfreudeangehäuft,michdieserneuenAufgabe zu stellen.

MitderVorfreudeunddemEinarbeitenkamenauchZweifelauf.Eswurde mir bewusst, was für ein Erbe ich da antreten werde und ich warmirsogarnichtmehrsicher,obichdasschaffenwerde.

Nun,ichwürdesagen,ichhabedenEinstiegindiesenneuenberuf-lichenBereichgemeistert,vorallemauchDankeinemwunderbarenund hochprofessionellen Team, einem unterstützenden Vorstand und einergehörigenPortionSelbstüberschätzung!InderZwischenzeitistes mir gelungen, meinen damaligen Schulkamerad, Daniel Baeschlin, als Präsidenten des Vereins der Werkschule Grundhof zu gewinnen.

Es ist schön, dass sich so ein persönlicher, familiärer und grundhöf-licher Kreis schliesst.

ZuraktuellenSituationderWerkschuleGrundhofgäbeesunendlichvielzuschreiben.GanzaktuellwachsenwiranneuenAufgaben,welcheunsderCorona-Virusstellt.SeiteinigenJahrengiltesauch,dieKonzepteimmerwiederzuüberprüfenundmitdenverändertenBedingungen abzugleichen. Dies sind zum einen die Jugendlichen, beidenenwirvermehrtmerken,dassderGrundhof-AlltagschnellzurÜberforderungfürdeneinzelnenwerdenkann,mehrpsychia-trischeBetreuungnötigwäreundplötzlichschulischeInhalteweitindenHintergrundgeraten.EineweitereVeränderungspürenwirauchaufschulpolitischerEbene.SowirdderkantonaleRahmenein-deutigenger,seiesfinanziell,aberauchpädagogisch.Inwieweit istderLehrplan21grundhof-kompatibel,wiekönnenwirunsereindividuellenLösungenweiterhinfinanzierenundpädagogisch vertreten?

Gerne erwähne ich an dieser Stelle die sehr guten Resultate der letz-tenexternenSchulevaluation.InverschiedenenBereichenbekamenwirdasPrädikatausgezeichnet.DieFachstellefürSchulbeurteilungdesKantonsZürichhatdieWerkschuleGrundhofalsbesondersgutesBeispielimBereichBerufswahl-undLebensvorbereitunggekürtundaufihrerHomepagepubliziert.

Persönlich fahre ich auch nach 8 Jahren immer noch jeden Tag gerne zu meiner Arbeit. Es ist eine grosse Chance, an einem so wunder-barenOrtwirkenzukönnen.NachwievoristderPioniergeistvonKaspar und Marianne zu spüren, wird diese wunderbare Mischung vonTraditionundInnovationgelebtundgehenvieleMenschenmiteinersotollenundmenschlichenGrundhaltungindiesemHauseinundaus.TäglichfindetEntwicklungstattunddamitfreueichmichaufweitere Arbeitstage in der Werkschule Grundhof und auf alles, was ichnochmiterlebenund-gestaltendarf.VielenDankanalle,diedasmöglich machen!

Murat, Schüler 2017 – 2019, blickt zurück:

Also, als ich im Grundhof war, hat es mir sehr gefallen, dass ich jeden Tag

etwas Neues erleben konn-te.IchhattedasPrivileg,insWerkareal gehen zu können. Mir haben die Menschen im Grundhof gefallen und das ganze Klima. Die Skilager, Klassenlager, Nachtübungen, Outdoor-Events,FestemitdenFamilienundzumSchlussdieMannwerdungsnacht – all das wartoll!AuchdassmanvielmitTierenzutunhatte.IchhattedasEnten-Ämtli.

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2120

ZurückinderAktualität!40JahreWerkschuleGrundhofsindeinguterGrund,einFestzufeiern!UndwieimEditorialbereitserwähnt,istseitbaldeinemJahreinOrganisationskomiteeunterderLeitungvonUeliLaagerdaran,einenunvergesslichenTagzuplanen.InderZwischenzeitwurdeentschieden,dasFestumeinJahrzuverschie-ben, neues Datum: Samstag, 10. Juli 2021!

Somit bedanke ich mich fürs aufmerksame Lesen des Jahresberichts 2019biszurletztenZeile.Übrigens,diemeistenhierpubliziertenFotosstammenausderberühmtenGrundhof-Chronik.

Bleibt gesund! Bis bald.

Daniel Ehrismann, Schulleiter

Bilanz 2019

Rechnung 2019 Rechnung 2018

Kasse 2ʹ942.95 1ʹ825.30Post 1ʹ070ʹ030.31 983ʹ288.78Verrechnungssteuer 1ʹ533.03 0.00Warenvorräte 1.00 1.00AktiveRechnungsabgrenzung 1ʹ650.15 32ʹ595.05Total Umlaufvermögen 1ʹ076ʹ157.44 1ʹ017ʹ710.13

ImmobilienundGrundstücke 932ʹ878.00 2ʹ408ʹ190.00Betriebseinrichtungen 3ʹ650.10 17ʹ272.15Wertschriften 617ʹ007.70 437ʹ380.03Total Anlagevermögen 1ʹ553ʹ535.80 2ʹ862ʹ842.18

TOTAL AKTIVEN 2ʹ629ʹ693.24 3ʹ880ʹ552.31

Verbindlichkeiten 74ʹ291.05 70ʹ515.19PassiveRechnungsabgrenzung 139ʹ903.40 6ʹ068.00Fondskapital 55ʹ838.95 106ʹ158.66LangfristigesFremdkapital 818ʹ688.00 818ʹ688.00Total Fremdkapital 1ʹ088ʹ721.40 1ʹ001ʹ429.85

Eigenkapital 1ʹ456ʹ100.17 2ʹ877ʹ390.29Jahresergebnis 84ʹ871.67 1ʹ732.17Total Eigenkapital 1ʹ540ʹ971.84 2ʹ879ʹ122.46 TOTAL PASSIVEN 2ʹ629ʹ693.24 3ʹ880ʹ552.31

Hinweis zur Bereinigung Immobilien zu Lasten des Eigenkapitals: DabisvordreiJahrengetrennteBuch-haltungenfürVereinundBetriebgeführtwurden,warderNachvollzugschwierigunddieNotwendigkeiteinerKorrekturnichtoffensichtlich.FürdenAbschlussdesGeschäftsjahres2019wurdennun-gemässdemSchenkungsvertragausdemJahre2004unddendamaligenBuchungen-dienotwendigenKorrekturenvor-genommen.DieWertberichtigungImmobilienwurdezuLastendesEigenkapitalsangepasst.

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Erfolgsrechnung 2019

Rechnung 2019 Budget 2019 Rechnung 2018 ErtragSonderschulungGemeindenKt.ZH 576ʹ000.00 777ʹ600.00 663ʹ000.00BeiträgeSonderschulungKantonZürich 284ʹ000.00 0.00 461ʹ000.00BeiträgeandereKantoneundGemeinden 357ʹ840.00 0.00 31ʹ005.00ÜbrigeErträgeLeistungenBetreute 2ʹ751.50 2ʹ000.00 21ʹ781.30Total Betriebsertrag 1ʹ220ʹ591.50 779ʹ600.00 1ʹ176ʹ786.30

Besoldungen -750ʹ591.65 -796ʹ263.00 -765ʹ118.25Sozialleistungen -161ʹ072.05 -160ʹ500.00 -161ʹ139.25Personalnebenaufwand -19ʹ971.25 -23ʹ200.00 -12ʹ631.30HonorarefürLeistungenDritter -19ʹ843.95 -35ʹ580.00 -31ʹ820.35Total Personalaufwand -951ʹ478.90 -1ʹ015ʹ543.00 -970ʹ709.15

Lebensmittel,Getränke,Haushaltsaufwand -38ʹ075.65 -39ʹ500.00 -38ʹ795.50Unterhalt,Reparaturen,Ersatz -106ʹ882.95 -109ʹ570.00 -78ʹ873.04Mietzinse(Turnhallen,Pachtland) -1ʹ532.90 -2ʹ500.00 -1ʹ595.00EnergieundWasser -7ʹ365.27 -10ʹ000.00 -9ʹ316.10Schulung,AusbildungundFreizeit -43ʹ740.68 -45ʹ200.00 -42ʹ738.09BüroundVerwaltung -30’121.90 -31’950.00 -32’204.54ÜbrigerSachaufwand -28ʹ123.78 -27ʹ450.00 -28ʹ331.20Total Sachaufwand -255ʹ843.13 -175ʹ770.00 -231ʹ853.47

Rechnung 2019 Budget 2019 Rechnung 2018

Abschreibungen -13ʹ622.05 -13ʹ600.00 -66ʹ604.15

Betriebsergebnis -352.58 -425ʹ313.00 -92ʹ380.47Finanzergebnis -535.80 -500.00 -504.00Ordentliches Ergebnis -888.38 -425ʹ813.00 -92ʹ884.47

Liegenschaftsertragbetriebsfremd(netto) 15ʹ567.90 14ʹ300.00 11ʹ740.25

ausserordentlicherErtrag 71ʹ166.02 0.00 107ʹ428.35ausserordentlicherAufwand -973.87 0.00 -24ʹ551.96

BETRIEBSERGEBNIS (+ = Gewinn) 84ʹ871.67 -411ʹ513.00 1ʹ732.17

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