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werte entwickeln 03.2014 Das Fachmagazin für die Wohnungswirtschaft o-ton Elektromobilität ist kein Exotenthema . fallbeispiel Wohnungsbauoffensive für Wiesbaden . gestaltung Farbenspiel für Kuben . technik Ton, Steine, Dämmung Mobilitätskonzepte für die Immobilie

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werte entwickeln 03.2014

D a s F a c h m a g a z i n f ü r d i e W o h n u n g s w i r t s c h a f t

o-ton Elektromobilität ist kein Exotenthema . fallbeispielWohnungsbauoffensive für Wiesbaden . gestaltung Farbenspiel

für Kuben . technik Ton, Steine, Dämmung

Mobilitätskonzepte für die Immobilie

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Mit einem architektonischen Kniffhaben die Planer den Mietern im Rockendorfer Wegin Halle ein großzügiges Raumgefühl verschafft: JedeWohnung verfügt über ein Zimmer mit einer schräggestellten Wand und wirkt damit optisch größer.Dass die Häuser grundsätzlich anders daherkommen,vermitteln sie nicht zuletzt auch mit ihrem äußerenEindruck: Die Fassade ist geknickt statt flach undgerade. Um in der grünen Umgebung nicht zu buntzu wirken, sind die Häuser in je nach Himmelsrichtungunterschiedlichen Grau- und Beigetönen gestrichen.

Das gut durchdachte Konzept mit seinen insgesamt44 Wohnungen erhielt den Deutschen Bauherren-preis. Dabei zeigte sich die Jury nicht nur von derArchitektur, sondern auch von dem Wohnkonzeptüberzeugt. Der Bauherr, die Gemeinnützige Woh-nungsbaugenossenschaft Eigene Scholle eG, wollteverhindern, dass ältere Mieter in Seniorenheime um-ziehen müssen. Auf dem Gelände entstanden füretwa 5,4 Millionen Euro vier Gebäuderiegel, in denenmehrere Generationen Tür an Tür leben. „Das Konzeptist angelehnt an dörfliche Strukturen, wo jeder fürei-nander da ist“, sagt der GWG-Geschäftsführer VolkerEnders. Die Zwei- und Dreizimmerwohnungen mit jeweils 51 bis 98 Quadratmetern bieten Platz fürFamilien, sind aber auch barrierearm gestaltet, mitebenerdigen Duschen, Aufzügen, breiten Türen. Diedrei an der Straße stehenden Altbauten wurden 2009saniert. Sie erhielten neue Balkone und ein ausge-bautes Dachgeschoss, sodass nun insgesamt 89Wohnungen für das Modell zur Verfügung stehen.„Der Bedarf ist allerdings größer“, sagt Volker Enders.„Wir sind davon überzeugt, dass es die Wohnformder Zukunft ist.“

B a u h e r r :Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Eigene Scholle eG, Halle/SaaleS t a n d o r t :Rockendorfer Weg 102–106, Halle/Saale A r c h i t e k t :ISM Tim Bartsch, Merseburg S t o - L e i s t u n g e n :Fassadendämmsystem (StoTherm Classic)F a c h h a n d w e r k e r :Maler GmbH, Zeulenroda-Triebes

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06 schwerpunktMobilität ist ein integraler Bestandteil unseres Lebens. Allen Unkenrufen zum Trotz ist das Auto immer noch das dominierende Verkehrsmittel. Doch sein Stellenwert verändert sich. Man muss es nicht mehr unbedingt sein Eigen nennen, um es zu nutzen. Einige Städte haben dies bereits erkannt und mit der Abschaffung der Stell-platzsatzung den Weg für neue Mobilitätskonzepte geebnet. Auch die Wohnungs-wirtschaft stellt sich auf Veränderungen ein.

11 o-tonWer das Mobilitätsverhalten der modernen Großstadtmenschen untersucht, stellt schnell fest: Nichts ist, wie es einmal war. Und darauf müssen sich alle einstellen. Verkehrsexpertin Anne Klein-Hitpaß sagt: „Städte und Investoren haben den Hebelfür eine nachhaltige Mobilität in der Hand.“

14 fallbeispielEs ist noch gar nicht so lange her, da prägten die typischen Gebäuderiegel der Nach-kriegsära das 12.000 Quadratmeter große Areal entlang der Dantestraße in Wiesbaden.Doch die Häuser konnten aufgrund ihrer bautechnischen Beschaffenheit nicht bis inalle Ewigkeit standhalten. Bei der Planung für die Neubebauung hat man nicht nur auf eine nachhaltige Energieversorgung geachtet, sondern zugleich auch Zapfsäulenfür Elektroautos vorgesehen.

18 immobilienporträtsSchillerstraße, Lörrach: Preisgekrönter VorreiterWalldürner Weg/Michelstadter Weg, Berlin: Neuer Wohnraum durch Aufstockung

20 gestaltung Die kubische Gebäudeform ist wieder en vogue. Eine klare Formensprache mit Vor- undRücksprüngen ist bei Wohnhäusern sehr beliebt. Mit einer entsprechenden Fassaden-gestaltung lassen sich ganz unterschiedliche Akzente setzen, sodass kein Haus aussiehtwie das andere – auch wenn die Bauform identisch ist.

23 technikUmfrage belegt Vertrauen in Fassadendämmung: Sparen? Finden die meisten gut!Gedämmte Klinkerfassaden: Ton, Steine, Dämmung

26 weltweitK.I.S.S. steht für „kompromisslos, individuell, süß, sauer“ – so wohnt man heute inZürich. Ein scheinbar grenzenloses Spiel mit Farben, Materialien und Lebensstilen.

impressum

HerausgeberSto SE & Co. KGaA Ehrenbachstraße 1 DE-79780 Stühlingen T 07744 57-0 F 07744 57-2178 [email protected] www.sto.de

Redaktion Sabine BörchersChristian HunzikerJörg KlausAlexandra MayTill StahlbuschFranziska Trenkle

Verlag Alexandra May Investor + Public RelationsStrohschnitterweg 1f DE-65203 Wiesbaden www.alexandra-may.com

Diese Veröffentlichung sowie alle in ihr enthaltenen Artikel und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Herausgeberin, Redaktion oder Verlagübernehmen keine Verantwortung für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Illustrationen.

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Ziemlich genau sechs Jahre ist es her, dass die Idee für dieses Fach-magazin geboren wurde. Über mehrere Monate haben Autorenund Grafiker zusammen mit der Redaktionsleitung intensiv darangearbeitet, damit die Idee konkret Gestalt annehmen konnte.2010 war es endlich so weit. Die erste bundesweite Ausgabe von„we – werte entwickeln“ ging an den Start und erscheint seitdemviermal im Jahr. Bei jeder Ausgabe verfolgt das Redaktionsteamden Anspruch, verlässliche, praxisorientierte Fachinformationen zuliefern, die mit der facettenreichen Arbeit der Wohnungswirtschaftin enger Verbindung stehen. Manchmal auf den ersten Blickvielleicht etwas ungewöhnlich anmutende Fragestellungen sollenfür eine spannende Mischung sorgen. So geht es in der vorlie-genden Ausgabe unter anderem darum, ob und inwieweit dasveränderte Mobilitätsverhalten den Wohnungsbau beeinflusst. Wasglauben Sie? Sollen Wohnungsunternehmen darauf reagieren?Und wenn ja, wie? Mögliche Antworten finden Sie in dem Schwer-punktthema ab Seite 6.

19 Ausgaben sind seit der Neuauflage inzwischen erschienen. Indiesem Jahr feiert das we-Magazin seinen fünften Geburtstag.Und dieses kleine Jubiläum verbinden wir mit einem ganz be-sonderen Wunsch: Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit,um an unserer Leserbefragung teilzunehmen. Ihre Einschätzungist für die Arbeit des Redaktionsteams sehr wichtig! Sie bildeteine wertvolle Basis, um die Themenauswahl noch enger an IhrenInformationsbedürfnissen und fachlichen Interessen auszurichten.Nutzen Sie also den Fragebogen, den wir zusammen mit einembereits frankierten Rücksendeumschlag dieser Ausgabe beigefügthaben. Mitmachen lohnt sich! Denn es ist gut möglich, dass SieIhre Anregungen und Tipps bereits in einer der kommenden Aus-gaben wiederfinden!

Im Namen des Redaktionsteams bedanke ich mich für Ihre Teil-nahme und darf Ihnen versichern, dass Ihre Rückmeldungen vonallen mit Spannung erwartet werden.

HerzlichstIhr

Michael Keller Leiter Inlandsgeschäfte /Generalbevollmächtigter Sto SE & Co. KGaA

„Nur wer weiß, wohin er segelnwill, setzt die Segel richtig“

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Priska Hinz,Hessische Ministerin fürUmwelt, Klimaschutz,Landwirtschaft und Ver-braucherschutz

Dr. Joachim Wege,Direktor des Verbandesnorddeutscher Woh-nungsunternehmen e. V.(VNW)

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Mobilitätskonzepte für die Immobilie

Unser Mobilitätsverhalten befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: Das Auto verliert an Bedeutung,gleichzeitig setzen sich immer mehr Menschen aufs Rad und nutzen Carsharing-Angebote. Dieser Veränderungsprozess geht auch an der Wohnungswirtschaft nicht spurlos vorüber. Braucht es noch soviele Stellplätze wie früher? Sollten Ladesäulen für Elektroautos eingerichtet werden? Und wie lässtsich die Zusammenarbeit mit Carsharing-Betreibern organisieren? Mit diesen Fragen setzen sich bundes-weit immer mehr Wohnungsunternehmen auseinander. Die endgültigen Antworten sind jedoch nochnicht gefunden.

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roDie Mieter in der Turpinstraße und in der Rosstraße in Aachen sindauch ohne eigenes Auto mobil. Seit April dieses Jahres gibt es an denbeiden Standorten des Aachener Wohnungsunternehmens gewogeAG zwei Carsharing-Stationen mit Elektroautos, die gewoge-Mieternzu vergünstigten Konditionen zur Verfügung stehen. Mieter, dieauf das Auto ganz verzichten wollen, können zum ermäßigten Preisden öffentlichen Nahverkehr nutzen. „Wenn wir Lebensräume nach-haltig entwickeln möchten, dann steht der Bedarf unserer Mieterim Fokus unseres Handelns“, sagt dazu gewoge-Vorstand BerndBotzenhardt. „Dabei gilt es, attraktive Angebote zu gestalten, diefür die Infrastruktur eine wesentliche Rolle spielen.“Mit der Frage, welches diese Angebote sein könnten, setzt sich dieWohnungswirtschaft nicht nur in Aachen auseinander. Denn dasMobilitätsverhalten ist im Umbruch – und das wirkt sich auch aufImmobilien aus. Besonders deutlich wird das beim Umgang mit dem

Auto, oft als des Deutschen liebstes Kind bezeichnet. Diese Liebeerkaltet allmählich, wie zahlreiche Untersuchungen belegen. „Fürjunge Menschen hat das Auto als Statussymbol an Bedeutung ver-loren“, stellt beispielsweise Anne Klein-Hitpaß fest, Verkehrsexpertinbeim Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) in Berlin (siehe o-ton).Laut einer Untersuchung der UnternehmungsberatungsgesellschaftOliver Wyman sind vor allem in den Metropolregionen immer mehrMenschen bereit, auf das eigene Auto zu verzichten. „InnovativeMobilitätsdienste wie Carsharing werden immer wichtiger“, heißtes in der von Oliver Wyman herausgegebenen Studie „The Futureof Mobility“. Hinzu kommt der Trend zum Teilen, die sogenannteShareconomy. „Wachsende Gruppen sehen in dem Auto nicht mehrdas Prestigeobjekt, sondern ein individuell nutzbares Verkehrsmittel“,halten die Forschungsinstitute InWIS sowie Analyse & Konzepte inihrer Untersuchung „Wohntrends 2030“ fest, die sie im Auftrag des

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GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunter-nehmen verfasst haben.Diese Thesen lassen sich auch durch Zahlen belegen. Im Lauf desJahres 2013 stieg die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen,die Carsharing-Angebote nutzen, von 453.000 auf 757.000 – eineZunahme um nicht weniger als 67 Prozent. In Großstädten mit mehrals 500.000 Einwohnern besitzen nach Angaben des StatistischenBundesamtes mittlerweile 30 Prozent der Haushalte zwar mindestensein Fahrrad, aber kein Auto. 2003 betrug dieser Anteil erst 22 Prozent.Deutlich höher ist der Anteil der Autoverweigerer in Großstädtenmit mehr als einer Million Einwohnern – in Berlin beispielsweiseverzichtet gut jeder zweite Haushalt auf ein eigenes Auto.Hinzu kommt der Trend, unterschiedliche Verkehrsmittel zu nutzen.„Immer mehr Menschen kombinieren das Fahrrad mit den öffent-lichen Verkehrsmitteln“, stellt Katherina Reiche fest, ParlamentarischeStaatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr. Dass sich das Ver-kehrsverhalten ändert, glauben auch viele Bürger: 60 Prozent derBewohner von Großstädten vertreten die These, dass zukünftig mehrAbstellräume für Fahrräder benötigt werden als Garagen für Autos,wie eine Umfrage der BHW Bausparkasse ergeben hat. Gleichzeitigerwarten 68 Prozent der Großstadtbewohner, dass die eigene Strom-tankstelle 2025 Standard sein wird. „Trends wie Carsharing-Mo-delle, der Umstieg aufs Fahrrad und die Verkehrsberuhigung werden

das Bauen in unseren Innenstädten nachhaltig verändern“, ist deshalbTim Rehkopf von der BHW Bausparkasse überzeugt.

Wohnungsunternehmen setzen auf Carsharing

Mit den Fragen, wie sich diese Veränderung gestalten lässt, setzensich immer mehr Wohnungsunternehmen auseinander. Besondersaktiv sind sie beim Thema Carsharing: Hier sind zahlreiche Projekte amLaufen, bei denen Wohnungsunternehmen mit Carsharing-Anbieternzusammenarbeiten, um ihren Mietern zu vergünstigten Konditionendie Nutzung eines Leihautos zu ermöglichen. So schloss zum Beispielder Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) einenRahmen- und Kooperationsvertrag mit dem Carsharing-AnbieterCambio. „Das Mobilitätsverhalten der städtischen Bevölkerung istim Wandel“, begründet Verbandsdirektor Dr. Joachim Wege dasEngagement des VNW. „Immer mehr Menschen verzichten auf deneigenen Pkw, nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel und mietensich ein Auto, wenn sie es benötigen. Die Verbandsunternehmenhaben diese Entwicklung erkannt und arbeiten an quartiersbe-zogenen Mobilitätskonzepten.“ Nach Angaben des VNW koope-rieren bisher vier Hamburger Mitgliedsunternehmen mit Cambio.Wer die Investitionskosten für die Carsharing-Stationen trägt, istnach Angaben von Cambio von Fall zu Fall unterschiedlich.

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Häufig würden die Kosten unter den Kooperationspartnern aufge-teilt, erklärt Cambio-Pressesprecher Torsten Rabold.Was aber sind die Erfolgsfaktoren für Carsharing? „Allgemein istin Wohnquartieren mit hohem Parkdruck die Nachfrage nach Car-sharing hoch“, antwortet Rabold. „Eine gute Anbindung an denöffentlichen Personennahverkehr begünstigt den Umstieg vom eige-nen Pkw auf Carsharing.“

Stellplatzpflicht in der Diskussion

Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: die Diskussion um die Stellplatz-pflicht. Die Regel in den deutschen Kommunen ist, dass pro Neu-bauwohnung ein Autostellplatz errichtet werden muss. Doch diesesDogma bröckelt: Nachdem das Land Berlin bereits vor Jahren dieseVorschrift abgeschafft hatte, hat jetzt auch Hamburg reagiert.Während bis 2013 die Vorgabe galt, pro Wohneinheit 0,6 bis 0,8Autostellplätze zu bauen, hat der Bauherr nun die Möglichkeit, nurso viele Stellplätze wie benötigt zu errichten. Das schafft Spielraum für Projektentwickler, wie Dr. Michael Ahrenssagt, Pressesprecher der SAGA GWG: „Es können jetzt Projekteneu überplant werden, die vorher aufgrund der Stellplatzpflicht – entweder aus Kostengründen oder aus Platzmangel – nicht reali-sierbar waren.“ Um Kosten zu sparen, werde SAGA GWG künftig„möglicherweise auch etwas weniger unterirdische PKW-Stellplätze“realisieren.

Eine ähnliche Flexibilität wünschen sich Vertreter der Wohnungs-wirtschaft auch anderswo – besonders in Sachsen, dem einzigenBundesland, in dem die Kommunen nicht die Möglichkeit haben,die Vorgaben des Landes zu modifizieren. Ein Antrag von Bündnis90/Die Grünen im sächsischen Landtag, dies zu ändern, fand vorKurzem keine Mehrheit. Dabei treibe die geltende Regelung dieBaukosten in die Höhe, kritisiert Eva Jähnigen, verkehrspolitischeSprecherin der Grünen: „Ein Tiefgaragenstellplatz kostet je nachBodenbeschaffenheit und Zufahrtsmöglichkeiten circa 15.000 bis30.000 Euro.“ Auf 10.000 Euro beläuft sich in Sachsen die Ablö-segebühr, mit der sich Investoren von der Stellplatzpflicht befreienkönnen.

Autoarme Wohnviertel

Ganz besonders zum Tragen kommt die Beschäftigung mit demveränderten Mobilitätsverhalten bei der Entwicklung neuer Stadt-viertel – schließlich bieten diese die Möglichkeit, von Anfang an dieInfrastruktur für eine nachhaltige Mobilität aufzubauen. Als Vor-zeigeprojekt würde sich eigentlich Heidelberg-Bahnstadt anbieten,das konsequent Passivhausstandard anstrebt: Da muss doch auchdas Verkehrskonzept ökologisch sein, könnte man denken.Tatsächlich ist laut einem Sprecher der Stadt Heidelberg das Fahrraddas „Leitverkehrsmittel“ in der Bahnstadt. „Die Lage des Stadtteilsunmittelbar am Hauptbahnhof, seine zukünftige Einbindung in das

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Die gewoge in Aachen bietet ihren Mietern Carsharing-Elektroautos zu vergünstigten Konditionen an.

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ÖPNV-Netz (Straßenbahn) und die Herstellung attraktiver Radver-bindungen tragen dazu bei, dass man in Heidelberg-Bahnstadt gutauch ohne Auto mobil sein kann“, sagt der Sprecher weiter. Dasändert allerdings nichts daran, dass gemäß Landesbauordnung vonBaden-Württemberg in der Bahnstadt für jede Wohnung ein Auto-stellplatz zu errichten ist. Immerhin empfehlen die Verantwortlichenden Bauherren, in den Tiefgaragen von Anfang an Leerrohre undStromkabel zu installieren, um später bei Bedarf Ladestationen fürElektroautos nachrüsten zu können. Ob die Investoren diese Emp-fehlung umsetzen, konnte der Sprecher der Stadt Heidelberg aufAnfrage nicht sagen.Ehrgeiziger ist das Verkehrskonzept bei einem anderen großen Stadt-entwicklungsprojekt, der Neuen Mitte Altona in Hamburg. Hier wirddurch die Verlegung des Bahnhofs Altona ein großes Gelände fürden Wohnungsbau frei. Der städtebauliche Vertrag legt fest, dassim ersten Bauabschnitt zwei Baufelder für autofreies Wohnen reser-viert sind. „Auf diesen beiden Baufeldern gilt ein Stellplatzschlüsselvon 0,2“, erläutert Willi van Buggenum vom Netzwerk AutofreieMitte Altona, einem Zusammenschluss von 18 Baugemeinschaften.Diese hätten gern einen Stellplatzschlüssel von sogar nur 0,1 gesehen.Dann hätte pro zehn Wohnungen nur ein Autostellplatz errichtetwerden müssen. Jetzt sind es derer zwei, die unter anderem für Be-sucherautos vorgesehen sind. Hinzu kommt ein Carsharing-Modell:Geplant sind laut van Buggenum im ersten Bauabschnitt zwei Sam-melplätze für Leihfahrräder und sechs Stellplätze für Elektroautos.„Die Neue Mitte Altona liegt sehr zentral“, antwortet van Buggenumauf die Frage, warum sich das Grundstück für autofreies Wohneneignet. Grundsätzlich sieht er die Idee, ohne eigenes Auto zu woh-nen, auf dem Vormarsch. „In der Öffentlichkeit findet seit mehrerenJahren ein Umdenken statt“, ist er überzeugt. „Auch die Politikbeginnt sich in diese Richtung zu bewegen.“Für den Erfolg autofreier Projekte braucht es jedoch mehr als einegeeignete Lage und die Unterstützung der Politik. „Das Erfolgsge-heimnis ist, dass die beteiligten Menschen es wirklich wollen undsich dafür einsetzen“, sagt Maria Ernst von der Münchner Initiative„Wohnen ohne Auto“. Die Initiative hat bisher mehrere autofreieund -arme Projekte umgesetzt und bereitet derzeit ein weiteres inder Messestadt Riem vor. Zu den Beteiligten gehören die jungenWohnungsbaugenossenschaften WOGENO eG und wagnis eG. DiePflicht zum Verzicht auf ein eigenes Auto wird laut Ernst bei denGenossenschaften im Nutzungsvertrag verankert, bei den Eigentums-anlagen in der Teilungserklärung.

Verknüpfung mit der Energieerzeugung

Mittlerweile gehen die Ideen der Wohnungswirtschaft über denUmgang mit den einzelnen Verkehrsmitteln hinaus. In den Blickgenommen wird mehr und mehr die Frage, wie sich die Mobilitätmit dem Kerninhalt der wohnungswirtschaftlichen Tätigkeit, nämlichder Immobilie, verbinden lässt. Auf dem Frankfurter Riedberg bei-spielsweise hat die Nassauische Heimstätte vor Kurzem Richtfest fürihr Effizienzhaus Plus gefeiert. Das Gebäude mit 17 Wohnungenwird dank Photovoltaik 60 Prozent mehr Strom erzeugen, als es selbstverbraucht. Mit dem Überschuss sollen Elektromobile in der haus-eigenen Tiefgarage aufgeladen werden. „Durch die Verknüpfungvon energieeffizientem Wohnen und Elektromobilität können wirsehr viel mehr bei der Vermeidung von CO2-Emissionen erreichen,

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Immer mehr Pedelecs

Die Elektromobilität stellt Wohnungsunternehmen vorHerausforderungen. Welches diese Herausforderungengenau sind, beleuchtet eine Studie des Bremer EnergieInstituts. Eine zentrale Erkenntnis der Studie: Im Jahr2020 wird es in Deutschland je 100 Mietwohnungenim statistischen Mittel 14 bis 21 Pedelecs (Elektrofahr-räder) geben, aber weniger als ein Elektroauto. Deshalbempfehlen die Autoren, bei den Elektroautos „eherüber Ladekonzepte für Quartiere als für einzelne Ge-bäude nachzudenken“.

Reagieren sollten Wohnungsunternehmen darauf, dassPedelecs teurer und schwerer als konventionelle Fahr-räder sind. „Deshalb ist es wichtig, den Wohnungs-nutzern geeignete Transporthilfen (Rampen, Treppen-schienen) sowie zumindest Abstellbügel, besser aber guterreichbare Fahrradkeller mit zusätzlicher Sicherungs-möglichkeit zu bieten“, heißt es in der Studie.

Die Studie (Kurz- und Langfassung) steht zum kosten-freien Download zur Verfügung: http://web.gdw.de/energie-und-klimaschutz/gutach-ten/776-elektromobilitaet-und-wohnungswirtschaft

Infos rund um Mobilität

Zur Vorbereitung des Modellprojekts Rosensteinvierteldes Siedlungswerks Stuttgart hat die Beratungsgesell-schaft Weeber+Partner eine Studie mit konkretenEmpfehlungen erstellt, die auch für andere Wohnungs-unternehmen interessant sind. www.siedlungswerk.de/unternehmen/forschungsvor-haben

Wohnungsunternehmen, die sich mit der Frage be-fassen, ob sie in die Infrastruktur für Elektrofahrzeugeinvestieren wollen, finden praktische Tipps im „Tech-nischer Leitfaden Ladeinfrastruktur“. www.dke.de/leitfadenladeinfrastruktur

Die Veränderungen im Mobilitätsverhalten beleuchteteine Publikation des Deutschen Instituts für Urbanistik(Difu): „Nicht weniger unterwegs, sondern intelli-genter? Neue Mobilitätskonzepte“ (herausgege-ben von Klaus J. Beckmann und Anne Klein-Hitpaß).Für 39 Euro erhältlich unter www.difu.de/publikationen

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als wenn wir Wohnen und Automobilverkehr isoliert betrachten“,betont die hessische Umweltministerin Priska Hinz. Außerdem setzt auch die Nassauische Heimstätte auf Carsharing:Die Pedelecs und Elektroautos in der Tiefgarage stehen den Be-wohnern gemeinsam zur Verfügung. Für das Unternehmen hat dasModell Testcharakter, wie Dr. Thomas Hain, Leitender Geschäfts-führer der Nassauischen Heimstätte, erklärt: „Wir probieren hier aufdem Riedberg neue Technologien und Konzepte aus, um sie spätereventuell in großem Stil im Wohnungsneubau oder in der Moderni-sierung von Bestandsgebäuden anzuwenden.“Doch auch bei Modellvorhaben steckt der Teufel im Detail. Das mussteder Stuttgarter Bauträger Nord-Süd Hausbau erfahren, der bei seinemWohnungsbauprojekt Weitblick auf dem ehemaligen Flugfeld Böb-lingen/Sindelfingen mittels einer Windkraftanlage Strom erzeugenund diesen für Elektromobilität zur Verfügung stellen wollte. „DieWindräder können wir nicht realisieren“, räumt GeschäftsführerGottfried Weidner ein. Bei den institutionellen Investoren, die einenTeil der Wohnungen erworben hätten, habe kein Interesse an dieserForm der Stromerzeugung bestanden, begründet Weidner die Pla-nungsänderung.An der Idee mit der Elektromobilität hält der Chef von Nord-SüdHausbau hingegen fest. Doch auch hier hat er mit einem Problemzu kämpfen: Die Behörden verweigerten aus Brandschutzgründendie Genehmigung von Elektroladesäulen in der Tiefgarage. Grunddafür ist die Besorgnis, wie die Elektroauto-Batterien reagieren, wennsie in Brand geraten. Allerdings kam schon 2012 eine Untersuchungder Dekra Automobil GmbH zum Schluss, dass Elektroautos mit Lithium-Ionen-Antriebsbatterien im Brandfall mindestens so sicherseien wie Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb. Ungeklärt sind noch weitere Punkte – insbesondere die nicht ganzunwichtige Frage, was eigentlich die „normalen“ Mieter von denneuen Angeboten im Bereich des Elektrocarsharings halten. ErsteErfahrungen deuten nicht gerade auf Euphorie hin. „Es läuft nochetwas schleppend“, antwortet gewoge-Pressesprecherin Birgit Jansen

auf die Frage, wie der Elektromobilitäts-Pilotversuch in Aachen beiden Mietern ankommt. Jansen diagnostiziert eine „gewisse Scheu“vor der Elektromobilität und folgert: „Man muss auf die Leute zu-gehen.“Ganz ähnliche Erfahrungen macht die GEWOBA in Bremen, die imHerbst 2013 ein Carsharing-Modell mit vier Elektrofahrzeugen aufden Weg gebracht hat. „Wir sind mit der Resonanz ganz zufrieden,aber es könnte noch etwas besser sein“, berichtet PressesprecherinKarin Liedtke. Allerdings sei die Fahrzeugflotte anfangs relativ kleingewesen, räumt sie ein. Inzwischen ist der größte Mobilpunkt umE-Bikes und Lastenpedelecs erweitert worden. Grundsätzlich beob-achtet Liedtke, „dass hohe Spritpreise, ein gewachsenes Umwelt-bewusstsein in der Bevölkerung und in Teilen eine angespannte Stell-platzsituation zur Abschaffung des eigenen Autos führen“.Genauere Erkenntnisse, wie innovative Mobilitätsangebote von denKunden angenommen werden, erhofft sich die Branche vom Pilot-projekt „LivingLab BWe mobil“, das im Rahmen des bundesweitenForschungsvorhabens „Schaufenster Elektromobilität“ durchgeführtwird. Beteiligt daran ist die Siedlungswerk GmbH, Wohnungs- undStädtebau mit ihrem Wohnungsbauvorhaben im Stuttgarter Rosen-steinviertel. Im ersten Bauabschnitt sind hier 127 Wohnungen (da-runter 95 Eigentumswohnungen) geplant, für die zwei Elektroautosund vier Pedelecs im Carsharing-Modell zur Verfügung stehen werden.Der nötige Strom soll vor Ort über erneuerbare Energien erzeugtwerden.„Das Rosensteinviertel liegt innerstädtisch und ist sehr gut an denöffentlichen Verkehr angebunden“, begründet Ingrid Kellermannvom Siedlungswerk, warum gerade dieses Projekt als Pilotvorhabenausgewählt wurde. „Carsharing gewinnt nach unseren Erfahrungenzunehmend an Akzeptanz. Auch wird uns in Gesprächen mit Kundenimmer öfter die Frage gestellt, ob man ein eigenes Elektroauto auf-laden kann.“ Wirtschaftlich, sagt Kellermann, werde sich das Ange-bot der Elektromobilität „wahrscheinlich kurzfristig nicht rentieren –auf längere Sicht aber voraussichtlich schon“.

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Modellprojekt im Stuttgarter Rosensteinviertel: Energieerzeugung vor Ort und Carsharing mit Elektrofahrzeugen.

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„Elektromobilität ist längst kein Exotenthema mehr“

Radfahren wird ständig beliebter, immer mehr Menschenverknüpfen unterschiedliche Verkehrsträger miteinanderund das Auto verliert seinen Rang als Statussymbol.Diese Entwicklungen wirken sich auch auf Wohnungs-unternehmen aus. Anne Klein-Hitpaß, Verkehrsexpertinund wissenschaftliche Assistentin des Institutsleitersbeim Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) in Berlin,über virtuelle Mobilität, die Chancen der Elektromobi-

lität und die damit verbundenen Herausforderungen für die Wohnungswirtschaft.

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Frau Klein-Hitpaß, immer wieder ist zu hören und zu lesen,dass die Bedeutung des Autos abnimmt. Lässt sich dieseAussage belegen?

Anne Klein-Hitpaß: Ja, sie lässt sich belegen, zum Beispiel durchdie empirischen Arbeiten des Instituts für Mobilitätsforschung inMünchen, dass das Mobilitätsverhalten junger Leute untersucht hat.Dabei ist herausgekommen, dass das Auto für junge Menschen alsStatussymbol an Bedeutung verloren hat. Junge Menschen wollennicht mehr zwingend mit 18 den Führerschein machen und sich einAuto kaufen. Allerdings ist es auch empirisch bewiesen, dass sichviele Menschen dann ein Auto kaufen, wenn das erste Kind kommt.Weil die Familiengründung heute später erfolgt als früher, verzögertsich der Zeitpunkt der Anschaffung eines Autos womöglich nur. DieseEntwicklung bleibt zu beobachten.

Zeigt sich der Bedeutungsverlust des Autos nur in der Stadtoder auch auf dem Land?

Die Aussage gilt hauptsächlich für junge Großstadtbewohner.Auf dem Land, wo sich die tägliche Mobilität zum Teil nur mit demAuto realisieren lässt, sieht es anders aus. Trotzdem zeigt der Um-stand, dass es für viele junge Menschen nicht mehr wichtig ist, einenFührerschein und ein Auto zu haben, dass sich das Mobilitätsver-halten verändert hat. Statussymbole sind heute eher Tablets undSmartphones. Diese stellen zudem eine virtuelle Mobilität sicher.

Was bedeutet das?Man kann sich diese Mobilität mit dem Smartphone sofort

und spontan buchen. Denn mit den Apps ist es für den Nutzer sofort

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Arbeitnehmer in Großstädten sind häufig intermodal unterwegs.

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Im Einfamilienhaus ist die Verknüpfung von dezentraler Energieerzeugung und Elektromobilität keine Seltenheit mehr. Erste solcher Projektegibt es jetzt auch bei Mehrfamilienhäusern.

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ersichtlich, ob und wo ein Auto verfügbar ist. Man kann es kurz-fristig reservieren und spontan seine Fahrt antreten. Ein wesentlicherAttraktivitätsfaktor des eigenen Autos, nämlich die ständige undspontane Verfügbarkeit, lässt sich in einigen Großstädten jetzt auchdurch Carsharing-Angebote realisieren.

Die virtuelle Mobilität wirkt sich also auf die tatsächlicheMobilität aus?

Zumindest lässt sich die eigene Mobilität virtuell organisieren.Und das geht noch weiter, indem man sich via App die Anschluss-mobilität bucht, also verschiedene Mobilitätsangebote miteinandervernetzt.

Damit sprechen Sie das Thema Intermodalität an.Die modernen technischen Möglichkeiten unterstützen sowohl

das intermodale als auch das multimodale Verhalten. Multimodalist unterwegs, wer heute U-Bahn fährt, weil es regnet, morgen dasFahrrad nimmt, weil die Sonne scheint, und sich übermorgen insAuto setzt, weil er Lasten zu transportieren hat. Er nutzt also unter-schiedliche Verkehrsmittel für denselben Weg. Im Unterschied dazubezeichnet Intermodalität ein Verhalten, bei dem für einen Wegverschiedene Verkehrsmittel benutzt werden. Man fährt also zumBeispiel mit dem Rad zur U-Bahn-Station, steigt dort in die U-Bahnum und geht dann zu Fuß zur Arbeitsstelle.

Wie geht es mit dieser Verknüpfung unterschiedlicher Ver-kehrsträger weiter?

Eine wichtige Voraussetzung, um dabei noch weiterzukom-men, ist die Schaffung eines einheitlichen Abrechnungssystems.Daran wird in verschiedenen Modellprojekten gearbeitet. Ziel istes, dass sich die Nutzung von Bahn, Carsharing, Mietfahrrad, U-und S-Bahn einheitlich abrechnen lässt – zumindest stadtweit, nochbesser aber deutschland- oder gar europaweit.

Beim Carsharing fällt auf, dass das stationsungebundeneCarsharing besonders stark wächst. Hat die stationsbasierteVariante überhaupt noch eine Zukunft?

Auf jeden Fall. Beim stationsungebundenen Carsharing stelltsich die Frage, wie wirtschaftlich es ist. Angeboten wird diese Formja hauptsächlich von Autokonzernen, die den Trend erkannt habenund sich einen Zukunftsmarkt sichern wollen. Aber auch in Zukunftwird es ein stationsgebundenes Carsharing geben. Denn wenn manEinkäufe macht, ist die Wohnung sowohl Ausgangs- als auch End-punkt der Mobilitätskette. Wesentlich für den Erfolg von Carsharingist deshalb, dass die Stationen in der Nähe der Menschen liegen.

Immer mehr Wohnungsunternehmen bieten solche Carsharing-Stationen in Wohngebieten an. Das ist demnach eine Erfolgversprechende Maßnahme?

Wenn Wohnungsunternehmen das machen, sind sie auf derHöhe der Zeit. Um verschiedene Mobilitätsbedürfnisse abzudecken,ist es empfehlenswert, einen Carsharing-Pool mit unterschiedlichenAutos anzubieten – also zum Beispiel einen Transporter für die Fahrtzum Möbelhaus und kleinere Autos für einfache Stadtfahrten. Städtekönnen solche Bestrebungen fördern, indem sie den Stellplatz-schlüssel reduzieren, wenn im Gegenzug Carsharing-Stellplätzeausgewiesen werden. Hier haben sowohl Städte als auch Investoren

einen Hebel für nachhaltige Mobilität in der Hand.

Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, dass im Jahr 2020eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen verkehrensollen. Wie realistisch ist dieses Ziel?

Wenn man die Pedelecs mit einbezieht, haben wir ja schoneine Million Elektrofahrzeuge. Was die Elektroautos betrifft, so geheich nicht davon aus, dass das Ziel erreicht wird. Aber die Entwicklungverläuft durchaus dynamisch. Eine von uns durchgeführte Städte-befragung hat gezeigt, dass das Thema Elektromobilität bei denStädten angekommen ist und nicht mehr als Exotenthema wahr-genommen wird. Dass die Elektromobilität in den Kontext einerkommunalen Verkehrspolitik gestellt wird, ist Grundlage für einepositive Entwicklung.

Warum ist die Akzeptanz der Elektroautos bisher so gering?Hauptsächlich liegt es am hohen Preis. Man muss mehr für

ein Auto zahlen, das weniger leistet. Hinzu kommen Reichweiten-ängste. Auch wenn ein Auto circa 95 Prozent der Wege mit einerBatterie bewältigen kann, wird es dennoch meist auch für die fünfProzent gekauft, die die Batterie nicht schafft. Ein weiterer Aspekt,der in diesem Zusammenhang oft diskutiert wird: Was muss zuerstda sein, die Autos oder die Ladeinfrastruktur?

Diese Frage stellen sich auch viele Wohnungsunternehmen.Lohnt es sich, bereits jetzt in eine Ladeinfrastruktur zu in-vestieren?

Das ist ähnlich wie beim barrierefreien Wohnen: Es ist vielgünstiger, wenn man bauliche Anforderungen von Anfang an be-rücksichtigt, als es nachträglich zu machen. Ich halte es also fürsinnvoll, zumindest die Leerrohre für mögliche Leitungen zu verlegenund so die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass zukünftig jederdritte, vierte oder fünfte Stellplatz – je nach Markthochlauf – schnellmit einer Ladesäule versehen werden kann. Für Wohnungsunter-nehmen kann es ein attraktives Asset sein, wenn sie Neubauquartiereals autoarm vermarkten und gleichzeitig Angebote für (E-)Carsharingund Lademöglichkeiten für Elektroautos unterbreiten.

Wie sollten Wohnungsunternehmen auf den Fahrradboomreagieren?

Diverse Untersuchungen belegen, dass der Radverkehr in denStädten zunimmt. Immer mehr Städte arbeiten aktiv daran, denAnteil des Radverkehrs als Teil einer nachhaltigen Verkehrspolitikzu erhöhen. Wohnungsunternehmen sollten deshalb ausreichendFahrradstellplätze anbieten. Da die Menschen heute oft hochwertigeFahrräder oder Pedelecs besitzen, sollten außerdem nicht nur Fahrrad-ständer, sondern auch abschließbare Fahrradräume zur Verfügungstehen.

Werden sich autofreie Wohnviertel durchsetzen?Ich vermute, dass der autofreie Ansatz vielen Menschen zu

weit geht, weil sie zwar ruhig wohnen wollen, aber nicht gänzlichauf das eigene Auto verzichten möchten. Chancen sehe ich deshalbvor allem für autoarme Konzepte, die durch eine verringerte Anzahlvon Stellplätzen und das Angebot von Carsharing attraktiv sind.

Frau Klein-Hitpaß, vielen Dank für das Gespräch.

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Zum Zeitpunkt des Richtfestes waren bereits 80 Prozent der 38 Eigentumswohnungen verkauft.

Die PKW-Stellplätze sind in einer Tiefgarage untergebracht. Dadurch können begrünte Zwischenräume und Hofsituationen entstehen.

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Eine Wohnungsbauoffensive für Wiesbaden

Die hessische Landeshauptstadt wächst, und zwar schneller als gedacht. Ende 2013 zählteWiesbaden bereits 280.000 Einwohner. Damit ist die erst 2012 vorgestellte Bevölkerungs-prognose bereits Makulatur, denn seinerzeit nahmen die Statistiker noch an, dass dieEinwohnerzahl erst 2020 auf diese Größe angewachsen sein würde. Jetzt tut Handelnnot – vor allem auf dem Wohnungsmarkt. Die GWW Wiesbadener WohnbaugesellschaftmbH (GWW) hat daher ein umfassendes Neubauprogramm aufgelegt. Danach wird dasUnternehmen bis 2021 auf eigenen Grundstücken über 1.200 Wohnungen bauen. Etwadie Hälfte davon befindet sich schon in der Realisierung. Mit der Wohnungsbauoffensiveeröffnet sich auch die Chance, an manchen Stellen ein Stück weit Stadtreparatur zu be-treiben – wie zum Beispiel in der Dantestraße. Es ist die erste Baumaßnahme, bei der auchan Zapfsäulen für Elektroautos gedacht worden ist.

Entlang des Gustav-Stresemann-Rings sind kleinere, lichtdurchflutete Townhouses sowie Büro- und Praxisflächen vorgesehen.

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Mit einem Investitionsvolumen von rund 21 Millionen Euro ist esaktuell die größte Einzelbaumaßnahme, die die GWW derzeit inWiesbaden realisiert. Auf dem knapp 12.000 Quadratmeter großenAreal entlang der Dantestraße entstehen bis zum Sommer nächstenJahres 121 neue Wohnungen. Davon sind 38 als Eigentumswoh-nungen und der Rest als Mietwohnungen geplant. Um der wachsen-den Nachfrage nach barrierearmem beziehungsweise freiem Wohn-raum Rechnung zu tragen, sind 25 Prozent der Mietwohnungenaltersgerecht konzipiert. „Wir hatten bei der Entwicklung des Arealsden Anspruch, ein in sich stimmiges und funktionsfähiges Stadt-quartier zu bauen, in dem sich Menschen mit ganz unterschiedlichenWohnbedürfnissen wiederfinden können“, so GWW-GeschäftsführerXaver Braun. „Wir haben deshalb darauf geachtet, nicht nur kleineund große Miet- und Eigentumswohnungen zu bauen, sondern auchpreisgünstigen, altersgerechten Wohnraum zu schaffen.“ Das Konzeptscheint aufgegangen zu sein, denn die Zwischenbilanz für die Ver-marktung der Eigentumswohnungen lässt keine Zweifel aufkommen:Für über 80 Prozent der Wohnungen konnten binnen kürzester ZeitKäufer gefunden werden. Die Nachfrage nach den Mietwohnungen,die zum Mittelwert des Mietspiegels angeboten werden, ist ebenfallsgroß, auch wenn der offizielle Startschuss für die Vermietung derfrei finanzierten Einheiten erst Anfang 2015 fällt. „Wir sind sehr zu-versichtlich, dass mit der Bezugsfertigkeit alle Wohnungen Menschenein neues, schönes Zuhause geben“, so Braun.

Schwierige Voraussetzungen

Dabei war die Entwicklung des innerstädtischen Quartiers sowohlaus logistischen als auch aus planerischen Gründen eine ziemlich an-spruchsvolle Aufgabe. Bis die Neubebauung in der Dantestraße 1–33

in Wiesbaden ihren Anfang nehmen konnte, verging viel Zeit. Zu-nächst galt es, für die Mieter der 165 Bestandswohnungen ein neuesZuhause zu finden, denn ihre Häuser waren im Laufe der Zeit unbe-wohnbar geworden. Ursächlich dafür war eine komplexe Gemenge-lage, bei der mehrere Faktoren zusammenwirkten. Allem voran istdie Beschaffenheit des Baugrunds an diesem Standort speziell, denner besteht unter anderem aus Lehmschichten, die sich bei Feuchtig-keit ausdehnen und bei Trockenheit zusammenziehen. Je nachWetterlage wirkten also unterschiedliche Kräfte auf die Wohnhäuser,denen die Streifenfundamente mit ihren einfachen, glatten Beweh-rungsstählen auf Dauer nicht standhalten konnten. Die Setzungenund Ausdehnungen im Baugrund übten über viele Jahre Zug- undDruckkräfte aus, bevor es schließlich zu den ersten sichtbarenSchäden an den Gebäuden kam. Und dann ging auf einmal allessehr schnell. Es kam immer häufiger zu Rissbildungen und Schief-stellungen der Gebäude. Um die Sicherheit der Bewohner bis zuihrem Umzug zu gewährleisten, wurden die Wohnhäuser in Abstim-mung mit der Bauaufsicht schließlich alle zwei Monate durch Ver-messungsingenieure und Gutachter überprüft. Nachdem für jedenMieter eine neue Wohnung gefunden worden war und alle Umzügeabgewickelt waren, erfolgte im Spätherbst 2009 der Abriss der sechsmaroden Gebäuderiegel.

Lange an dem Nutzungskonzept gefeilt

2010 wurde in einem interdisziplinären Arbeitskreis damit begonnen,erste Ideen für eine Nachnutzung zu entwickeln. Fest stand, dassdort wieder Wohnraum entstehen sollte. Die zentrale Frage lauteteallerdings: Wie? Denn die ausgezeichnete Verkehrsinfrastrukturdes Grundstücks, das ausgerechnet mit der Südseite an den stark

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B a u h e r r :GWW Wiesbadener Wohnbaugesellschaft mbHS t a n d o r t :Dantestraße 1–33, Wiesbaden A r c h i t e k t :Kramm & Strigl, Darmstadt S t o - L e i s t u n g e n :Fassadendämmsystem (StoTherm Vario), teilweise verputzt, teilweise mit KlinkerriemchenF a c h h a n d w e r k e r :Kaim Yildirim GmbH, Wiesbaden

Loben das gute Zusammenspiel aller am Bau Beteiligten: „Schirmherr“ Bürger-meister Arno Goßmann, GWW-Geschäftsführer Xaver Braun und Stefan Storzsowie Thomas Keller, Leiter des GWW-Geschäftsbereichs Bau und Sanierung (v.l.n.r.).

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befahrenen Gustav-Stresemann-Ring angrenzt, stellt zwar einerseitseine Stärke dar, konfrontierte die Planer jedoch andererseits mit einerkniffligen Aufgabenstellung. Für eine neuerliche Wohnbebauungmüssen inzwischen deutlich höhere Anforderungen an den Schall-schutz erfüllt werden, als es noch 1950 und 1960 der Fall war. Umeine Wohnbebauung entlang des Gustav-Stresemann-Rings zu er-möglichen, galt es also, Grundrisslösungen zu entwickeln, bei denendie Fenster- beziehungsweise Balkonseiten zwar nach Süden aus-gerichtet sind, aber dennoch die Schallschutzkriterien erfüllt werden. Viele kleine Teilschritte waren notwendig, um schließlich zu einertragfähigen Lösung zu kommen. So gab es zahlreiche Untersuchungenzu Schall- und Feinstaubbelastungen, ebenso wie zur Entwicklungder Verkehrsströme. Zudem war eine Änderung des Bebauungsplanserforderlich, weil man ursprünglich entlang der stark befahrenenStraße Gebäuderiegel mit gewerblicher Nutzung errichten wollte.Diese Idee wurde jedoch im Laufe des Planungsprozesses wiederverworfen, weil dadurch die gesamte Auslastung des Grundstückesunvorteilhaft gewesen wäre. Unter der Federführung des GWW-eigenen Planerteams entstand schließlich in Zusammenarbeit mitdem Darmstädter Architekturbüro Kramm & Strigl die Lösung füreine funktionierende Wohnbebauung, sodass 2012 der Bauantrageingereicht und mit der Realisierung des Vorhabens begonnenwerden konnte.

Elektromobilität hinterlässt viele Fragen

Um den hohen Grünflächenanteil der ursprünglichen Bebauungauch bei der Neukonzeption weitgehend beizubehalten, hat manentschieden, die PKW-Stellplätze in die Tiefgarage zu verlegen unddie Dächer entsprechend zu begrünen. Auch die sich abzeichnen-

den Veränderungen im Mobilitätsverhalten wollte die GWW bei demQuartierskonzept Dantestraße berücksichtigen. Doch das gestaltetesich in der Umsetzung schwieriger als gedacht.Während in einigen deutschen Städten die Stellplatzsatzung längstGeschichte ist, wird in der hessischen Landeshauptstadt immer nochheftig diskutiert. Ob das Regelwerk überhaupt einmal kippen wird,steht gegenwärtig ebenso in den Sternen wie eine Anpassung desRegelwerks an einen zeitgemäßen Bedarf. An fachkundigen Vor-schlägen und Ideen besteht kein Mangel, die entsprechenden Papieredazu sind längst im Umlauf. Doch die Mühlen mahlen langsam.Gern hätte die GWW bei ihrer Wohnbebauung in der Dantestraßemit einem Carsharing-Anbieter zusammengearbeitet. Aber diesebevorzugen mit Blick aufs Marketing oberirdische Stellplätze.„Dort sind die Autos für alle sichtbar“, weiß GWW-Chef Braun ausGesprächen mit den Anbietern. Um entsprechende Plätze in derDantestraße einzurichten, hätte die Stadt grünes Licht geben müssen.Darauf wartete man allerdings vergeblich. Was sich umsetzen ließ,sind die Zapfsäulen für Elektroautos, die in der Tiefgarage Platzfinden. Vorgesehen sind insgesamt vier Säulen mit je zwei Anschluss-möglichkeiten, sodass acht Elektroautos aufgeladen werden können.Ungeklärt ist allerdings bislang noch die Frage, wie die Abrechnungdes in Anspruch genommenen Stroms erfolgen soll. Die Anfertigungeiner separaten Rechnung lässt sich der Betreiber mit jährlich 25Euro bis 30 Euro je Zapfsäule bezahlen. Um den Aufwand möglichstgering zu halten, wird es deshalb wahrscheinlich darauf hinauslaufen,dass für die Stellplätze mit den Zapfsäulen ein etwas höherer Miet-preis aufgerufen wird. Offen ist, ob überhaupt eine Nachfrage nachdiesem Angebot besteht. Mit der Vermarktung der Mietwohnungenwird 2015 begonnen.

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Das Stadtquartier mit 121 Wohnungen, die aktuell in der Dantestraße entstehen, ist ein Teil des Wohnungsneubauprogramms, das die GWW 2013 aufgelegt hat.

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Mit dem Stadtquartier Niederfeldplatz hat die Wohnbau Lörrach imJahr 2013 die erste CO2-neutrale Mietwohnanlage Deutschlandsgeschaffen. Das Projekt ist preisgekrönt. Es wurde beim „Faktor-5-Festival“ in Basel dafür ausgezeichnet, dass es sowohl neuesteTechnologie zur Ressourcenschonung einsetzt als auch die sozialeKomponente berücksichtigt. In den 87 exklusiven Wohnungen, diesich in vier Gebäuden um einen Innenhof gruppieren, leben rund200 Menschen aller Generationen. „Das Gesamtkonzept ist fürMenschen verlockend, die sich umweltschonend verhalten wollen“,betont Thomas Nostadt, Geschäftsführer der Wohnbau Lörrach.Dank der Solaranlagen auf dem Dach und an einem Teil der Süd-fassade wird der gesamte Strom für die Bewohner mithilfe derSonne erzeugt. Solarthermie und eine Pelletheizungsanlage sorgenzudem für eine umweltfreundliche Heizung, eine hochwertige

Wärmedämmung für niedrigen Energieverbrauch. Doch das innen-stadtnahe Ensemble mit seinen klar gegliederten Fassaden, diezum Hof in gebrochenem Weiß strahlen, zur Straße hin aber mitgrau-braunen Wänden wie von einer schützenden Hülle umgebensind, bietet noch mehr. In den 56 bis 135 Quadratmeter großenWohnungen gehören Parkettboden, Fußbodenheizung, Markisenund ebenerdige Duschen zur Standardausstattung. Im Innenhofschafften die Architekten Thoma.Lay.Buchler Raum für Mietergärten.Ein 93 Quadratmeter großes Gemeinschaftszentrum mit Terrasseund Teeküche bietet den Bewohnern zudem Platz für gemeinsameFeiern und ein Mietercafé. Es kann aber auch von jedem einzeln ge-nutzt werden. Selbst für privaten Besuch steht ein 34 Quadratmetergroßes Gästeappartement zur Verfügung, das pro Nacht vermietetwird.

Schillerstraße, Lörrach

Preisgekrönter Vorreiter

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Bauherr: Städtische Wohnbaugesellschaft Lörrach mbH, Lörrach . Standort:Schillerstraße, Lörrach . Architekt: Thoma.Lay.Buchler.Architekten, Todtnau .Sto-Leistungen: Vorgehängtes hinterlüftetes Fassadensystem mit Photovoltaik-Paneelen (StoVentec ARTline Invisible) . Fachhandwerker: Helmut Seger Elektro-anlagen GmbH

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Die Mietshäuser am Walldürner und Michelstadter Weg in Berlin-Spandau stammen aus den Sechzigerjahren. Deshalb entschied sichder Eigentümer, die Charlottenburger Baugenossenschaft eG, imvergangenen Jahr, eine weitreichende energetische Sanierungvorzunehmen. Für insgesamt 186 Wohnungen wurden nicht nurdie Fassaden gedämmt, sondern wurde in eines der Häuser einneues Blockheizkraftwerk eingebaut und auf den Dächern wurdenPhotovoltaikanlagen angebracht. „Das energetische Konzept waruns wichtig, um die, wie wir sie nennen, ‚zweite Miete‘, also dieNebenkosten, zu senken“, betont die Diplom-Ingenieurin und tech-nische Leiterin der Genossenschaft, Margarete Riechmann. Für zweider sechs Wohnblöcke planten die Berliner Architekten Ruiken &Vetter zudem im Dachgeschoss ein zusätzliches Stockwerk, sodassdie Baugenossenschaft nun über zehn weitere Wohnungen mitjeweils 50 bis 100 Quadratmetern verfügt. „Wir wollten schwellen-freien Wohnraum schaffen, damit auch unsere älteren Bewohnermöglichst lange bei der Charlotte leben können“, sagt MargareteRiechmann. Die beiden Häuser erhielten deshalb gläserne Außen-aufzüge. Die Dachwohnungen verfügen über eine große Terrasse,die Bäder sind überwiegend mit ebenerdigen Duschen ausgestattet.Zugleich wurden die Dachgesimse aller sechs Blöcke farbig gefasst,jeweils in Hellblau, Sonnengelb oder Graugrün. Auch die neuenBalkone, deren Fläche sich durch die Sanierung mehr als verdoppelthat, erhielten Paneele in der entsprechenden Farbe. So sind dieansonsten hell strahlenden Häuser bereits von Weitem zu unter-scheiden und passen farblich zu den schon sanierten Gebäuden inder Nachbarschaft.

Walldürner Weg/Michelstadter Weg, Berlin

Neuer Wohnraum durch Aufstockung

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Bauherr: Charlottenburger Baugenossenschaft eG, Berlin . Standort:Walldürner Weg 31, 30–38/Michelstadter Weg 65–89, Berlin . Architekt:Ruiken & Vetter Dipl.-Ing. Architekten, Berlin . Sto-Leistungen: Fassa-dendämmsysteme (StoTherm Vario, StoTherm Mineral) . Fachhand-werker: Arnold Kuthe Baugesellschaft mbH & Co. KG, Berlin

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Im Bielefelder Stadtteil Ummeln entsteht ein elf Millionen Euro teures generationenübergreifendes Projekt„Wohnen am Meilenstein“, bei dem sich auf einem 1,3 Hektar großen Gelände 59 ganz unterschiedlicheWohneinheiten um eine zentrale Grünanlage gruppieren. Es handelt sich um sechs dreigeschossigeMehrfamilienhäuser und ein Hauptgebäude, das ebenfalls dreigeschossig ist, aber zudem noch über einStaffelgeschoss verfügt. In einer ersten Bauphase errichteten Hädrich Architekten & Ingenieure, Bielefeld,im Auftrag privater Investoren drei Häuser mit je sieben Eigentumswohnungen zwischen 48 und 95Quadratmetern. Im zweiten Schritt entstand ein Mutter-Kind-Haus mit neun Appartements zwischen 30und 52 Quadratmetern. Weiter geht es mit zwei Häusern, die zwölf Eigentumswohnungen sowie ein Caféund einen Fitnessbereich mit Schwimmbad und Sauna aufnehmen werden. Abgeschlossen wird dieQuartierbildung durch das Hauptgebäude, in dem – in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz –37 Wohneinheiten (darunter eine Wohngruppe für acht Personen) mit betreutem Wohnen angebotenwerden. Auf Wunsch sind Betreuungsdienstleistungen auch in den anderen komplett barrierefreienHäusern erhältlich. Alle Gebäude entstehen in hoch gedämmter Niedrigenergiebauweise und sind vonklaren kubischen Formen sowie einem identitätsstiftenden Farbkonzept des StoDesign-Studios geprägt.

Die im Westen des Grundstücks gelegenen drei Häuser der ersten Bauphase verfügen über eine identischeKubatur. Auffällig sind die verschiedenformatigen Fensteröffnungen, die zudem „ungeordnet“ platziertsind. An den monochromen, hellen Baukörpern (mit dunklen Fenstern) boten sich Fensterfonds als charak-teristisches Gestaltungsmerkmal an. Die teilweise einseitige, teilweise beidseitige Ausweitung der Faschen,die auch manche Fenster verbindet, lässt ein dynamisches Fassadenbild entstehen. Die Gleichförmigkeitder drei Baukörper wird durch diese variierende Auflösung der Lochfassade aufgebrochen. Die individuelleErkennbarkeit ist durch die gewählten Farbgruppen je Haus gegeben. Dabei werden die jeweiligen Farb-gruppen aus Nuancen einer Farbfamilie gebildet und lassen so die drei Häuser der ersten Bauphase alsgestalterische Einheit erkennen. Die scheinbar unsystematische Verteilung der „verhüllten“ Bunttöneführt zu einer spielerischen Auflockerung der uniformen Baukörper und spiegelt formal wie gestalterischdie gemischte Struktur des umgebenden Wohngebietes mit vielen Einfamilien- und einigen Mehrfamilien-häusern wider.Auch für die übrigen Baukörper der Gesamtbebauung gilt diese identitätsstiftende (und Orientierungerleichternde) Zuordnung farbiger Akzentflächen. Da an den Gebäuden der Bauphasen 3 und 4 die architektonische Formensprache jedoch eine andere sein wird, ändert sich dort auch die Gestaltungsart.Der Gestus der Farbgestaltung wird entsprechend angepasst.

Generationenübergreifendes Wohnprojekt in Bielefeld

Bunte Mischung

Weiterführende Informationen zum Thema StoDesign erhalten Sie unter www.stodesign.de

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In der Regel nehmen Bauvorhaben Bezug auf das Umfeld, in dem sie entstehen. Inwelchen räumlichen Kontext fügen sich die Häuser ein?

Anna-Lena Brindöpke: Das Baugebiet „Wohnen am Meilenstein“ befindet sich in einemStadtteil von Bielefeld namens Ummeln. Die Struktur besteht überwiegend aus frei stehendenEinfamilienhäusern und vereinzelt auch Mehrfamilienhäusern. Dementsprechend wird Ummelnvon vielen Familien belebt. Die Planungsobjekte geben diese Struktur wieder, indem das Baugebietaus mehreren Baufenstern mit kleineren Parzellen und einer 37 Wohneinheiten umfassendenWohnanlage geplant wurde. Die bereits gewachsene und ausgeprägte Struktur wird in diesemQuartier sehr gut aufgenommen. Auch das Verhältnis zwischen bebauter Fläche und Grünflächebleibt erhalten und wird durch die Erstellung von Gründächern sogar verstärkt. Ein Quartiersplatzmit Spielplatz und Sitzmöglichkeiten gibt dem neuen Viertel sowie der Umgebung einen neuenAnreizpunkt und lädt zum Verweilen ein.

Sie haben sich für eine kubistische Form entschieden. Ist das als Reminiszenz an dieBauhaus-Ära zu verstehen?

Die kubistische Form an sich macht ja allein noch nicht den Bauhausstil aus. Sicher ist derEntwurfsgedanke in die Richtung gegangen und wurde durch die Bauweise mit einem Flachdachunterstrichen. Zudem gibt es eine klare Formensprache mit Vor- und Rücksprüngen zur Eingangs-und Terrassenseite, die ein gutes Zusammenspiel zwischen innen und außen, Grundriss undFassade ergeben. Dadurch entstehen im Außenbereich Loggien mit fester Überdachung und Seiten-einfassung oder Balkone mit freiem Ausblick in den Himmel.

Das Gestaltungskonzept sieht die Verwendung unterschiedlicher Materialien beziehungs-weise Strukturen vor. Was ist die Idee dahinter?

Die Putzfassaden der Häuser setzen sich in einzelnen Bereichen farblich ab. Ein deutlichesArgument für diese Gestaltung und Anwendung ist die Möglichkeit der Identifikation mit demeinzelnen Haus. Bewohner sehen ihr Haus als, „das grüne“, „das rote“ ... an und setzen sich somitvoneinander ab. Für Ortsfremde bietet diese Gestaltung Orientierungshilfen, durch verschiedeneFarbgebungen sehen die Häuser trotz identischer Kubatur unterschiedlich aus.

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Anna-Lena Brindöpke, Bachelor of ArtsArchitektur und Innenarchitektur, Hädrich Architekten & Ingenieure, Bielefeld

3 Fragen an ...

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B a u h e r r :Wohnen am Meilenstein GmbH &Co. KG, BielefeldS t a n d o r t :Zur Alten Mühle, 33649 BielefeldS t o - L e i s t u n g e n :Fassadendämmsystem (StoThermVario), Farbplanung: StoDesign F a c h h a n d w e r k e r :Joswieg Malerbetrieb GmbH, Bielefeld

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Mehr Wohnkomfort. Geringere Energiekosten. Unabhängigkeit.Besserer Umwelt- und Klimaschutz. Es gibt viele Gründe, die fürenergieeffiziente Neu- und Altbauten sprechen. Unternehmen derWohnungswirtschaft und private Hausbesitzer investieren darum seitJahren – unterstützt von Bund, Ländern und Kommunen – in ge-dämmte Gebäudehüllen, moderne Anlagentechnik und regenerativeEnergieerzeugung. Da insbesondere das Vermeiden von Energie-verlusten – die nach Ansicht der meisten Experten effektivste Maß-nahme – immer wieder Anlass zu Diskussionen gibt, stellen sichFragen: Was wissen die Menschen in Deutschland zu diesen Themen?Welche Erwartungen oder Befürchtungen hegen sie, wenn ihreWohnungen oder Häuser zur Sanierung anstehen?Vor diesem Hintergrund hat das Institut für Demoskopie Allensbachim Auftrag von Sto vom 25. April bis zum 9. Mai 2014 eine bevöl-kerungsrepräsentative Befragung durchgeführt. „Ziel der Unter-

suchung war zum einen, die Meinungen zu und Erfahrungen mitMaßnahmen zur Wärmedämmung zu ermitteln. Zum anderen sollteuntersucht werden, inwiefern die Bevölkerung Medienberichte zumThema registriert hat.“ Die Ergebnisse machen deutlich, dass dieMehrheit der Bevölkerung dem energetischen Bauen und Sanierenpositiv gegenübersteht. Sie zeigen aber auch, dass einseitige, ver-zerrende Berichterstattungen geeignet sind, Meinungen zu beein-flussen, und dass informierte Fachkreise nicht müde werden dürfen,die Zusammenhänge zu erklären.65 Prozent der Bevölkerung sind der Meinung, „dass man durcheine gute Fassadendämmung viel Energie und damit Geld einsparenkann.“ Allerdings ist auch in 41 Prozent der Köpfe die Fehlein-schätzung verankert, „dass in gut gedämmten Häusern eher dieGefahr besteht, dass sich Schimmel bildet.“ Auf die Frage nach derMaßnahme, mit der man „am meisten Energie einsparen kann“,erstellen die meisten Menschen eine Rangliste, auf deren erstemPlatz eine „moderne Heizung“ (30 Prozent) steht, auf Platz zweikommen „neue Fenster“ (27 Prozent), gefolgt von „verbesserterFassadendämmung“ (25 Prozent) und einem „sanierten Dach“(18 Prozent). Schaut man sich aber die Gruppe der Bauprofis an (5 Prozent der Gesamtbevölkerung sind in der Branche tätig), ändertsich die Reihenfolge: Auf Platz eins steht nun die verbesserte Fas-sadendämmung (31 Prozent), gefolgt von der „modernen Heizung“(26 Prozent), dem „sanierten Dach“ (25 Prozent) und den „neuenFenstern“ (18 Prozent).Die Medien thematisieren das Für und Wider der Energiewende.31 Prozent der Mieter und 41 Prozent der Gesamtbevölkerunggeben an, „in letzter Zeit Berichte zum Thema Wärmedämmungvon Häusern gesehen oder gelesen“ zu haben. 20 Prozent sprechenvon einem positiven Tenor dieser Berichte, 12 Prozent haben ihneher negativ wahrgenommen und 8 Prozent empfanden die Bericht-erstattung als neutral. Obwohl die Zahl derjenigen, die den Tenorder Medien als negativ beschreibt, klein ist, bleibt festzuhalten, dass„diejenigen, die eher kritische Berichte zum Thema Wärmedämmungregistriert haben, ... auch eine deutlich skeptischere Meinung zurWärmedämmung“ haben.Das macht einmal mehr deutlich, wie wichtig es ist, bauphysikalischeTatsachen und Mechanismen vorurteilsfrei zu erklären. Denn ob-wohl zahllose Wissenschaftler eine Steigerung der Energieeffizienzim Gebäudebereich für dringend notwendig erachten, werden invielen Medien immer wieder dieselben vier bis fünf Leute interviewt,die die Erkenntnisse ihrer Kollegen – ohne Beweis des Gegenteils –ablehnen. Dagegen hilft nur Sachlichkeit, Sachlichkeit, Sachlichkeit –und viel Geduld.

Eine aktuelle Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach belegt, dass die Mehrzahl der Menscheneiner Dämmung der Gebäudehülle zum Zweck der Energie- und Kostenersparnis positiv gegenübersteht.Sie belegt aber auch, dass irreführende Behauptungen in der Lage sind, Menschen zu beeinflussen, unddass Fachleute nicht aufhören dürfen, bauphysikalische Zusammenhänge zu erklären.

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Umfrage belegt Vertrauen in Fassadendämmung

Sparen? Finden die meisten gut!

Vertrauen dank 3500 Jahren Erfahrung: Rekonstruktion einerbronzezeitlichen „Fassade“ mit einem U-Wert von 0,5 bis 1,0 W/(m2K).

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Ebenso wie bei der mehrschaligen Bauweise mit Sichtmauerwerk ermöglichen sie ausdrucksstarke Ober-flächen, inklusive Gebrauchsspuren und Kantenausbrüchen, deren Zeitlosigkeit durch die sich bildendePatina noch gesteigert wird. Die bei über 1100 Grad Celcius gebrannten 11 bis 14 Millimeter starkenKlinker (in der handgeformten Variante bis 25 Millimeter) bestehen zu 100 Prozent aus natürlichenSedimenten. Sie sind hart, wasserabweisend und extrem widerstandsfähig gegen Frost, Hitze oder Hagel.Es gibt sie handgeformt oder industriell akkurat, glatt bis strukturiert, lasiert oder roh, monochrom bischangierend, in klassischen roten Erdtönen bis hin zu metallicschwarzen Farbstellungen – zudem werdenindividuelle Varianten auf Anfrage realisiert. Sie stehen im Normalformat (240 Millimeter x 71 Millimeter)und Dünnformat (240 Millimeter x 52 Millimeter) zur Verfügung, einige auch im gefragten Langformat(440 Millimeter x 52 Millimeter, mit Zulassung im Einzelfall) und als Winkelvariante für die Eckausbildung.

In Kombination mit abgestimmten Wärmedämm-Verbundsystemen oder vorgehängten hinterlüftetenFassaden ermöglichen StoSilt Cera eine traditionelle Fassadengestaltung, ebenso wie eine moderneArchitektursprache. Sowohl beim Erhalt regionaltypischer Fassaden in der Sanierung als auch beimstadtbildprägenden Neubau lässt sich so eine der ältesten Bautechniken mit zeitgemäßen Effizienz-anforderungen vereinen. Da die massiven Riemchen frei von den konstruktiven Zwängen eines Mauer-werksgefüges eingesetzt werden, können mit ihnen klassische Sichtmauerwerks-Verbände in beein-druckender Klarheit umgesetzt werden. Wichtiger Teil dieser Klinkerverbände sind auch die Fugen.Sie trennen oder verbinden die Steine optisch. Sie erzeugen Kontrast, Spannung oder einen flächigenEindruck. Um die Möglichkeiten des StoSilt Cera Sortiments gestalterisch ausschöpfen zu können,stehen sechs Schlämmfugen-Farbtöne und 12 Kellenfugen-Farbtöne zur Verfügung.

Angesichts steigender Anforderungen an Wohnbehaglichkeit und Energieeffizienz muss die hoheWiderstandsfähigkeit der Klinkerfassade optimal auf die Funktionalität des Dämmsystems abgestimmtsein. Die damit verbundenen ausgefeilten Detaillösungen (Bauteilanschlüsse und Übergänge) machendie Fassade langlebig und die Investition wirtschaftlich. Die Verwendung von auf Wärmedämm-Verbundsystemen verklebten Klinker- und Handformriemchen wird analog zu anderen harten Belägenwie Naturwerkstein und Keramik durch eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (Z-33.46-422)für Deutschland geregelt.

Klinkerriemchen sind auch gute Teamspieler. Besonders Putze sind mit ihrer Oberflächenvielfalt einperfekt ergänzendes Material, zum Beispiel dann, wenn ein verklinkertes Sockelgeschoss oder stoß-geschützte Hauseingänge mit großen Flächen kombiniert werden oder wenn die unterschiedlichenMaterialien eine ganze Fassade wechselvoll strukturieren. Während die Klinkerriemchen durch ihrFormat, die Fugen und den gewählten Verband strengen Rhythmen unterliegen, bestechen die Putzemit individuellen Ausformungsmöglichkeiten. Die prozentualen Flächenanteile lassen sich dabei ebensoaktiv gestalten wie die Kosten der Gesamtfassade.

Gedämmte Klinkerfassaden

Ton, Steine, Dämmung

Weiterführende Informationen zum StoSilt Cera Sortiment erhalten Sie unterwww.sto.de/we

Mit denselben Händen geformt, aus denselben Tonen in den gleichen Öfengebrannt; StoSilt Cera Klinkerriemchen sind genau wie ihre „dickeren“ Geschwister – Ziegelsteine, Backsteine, Klinker – ein Urbild des Bauens. Sie sind eben Originale.

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Optimale ökologische Eigenschaften attestiert der Blaue Engel den Klinkern aus dem StoSilt Cera Sortiment auf dem Fassadendämmsystem StoTherm Mineral – pur oder kombiniert mit mineralischen Putzen.

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B a u h e r r :Swiss Life AG, Zürich, CHS t a n d o r t :Badenerstrasse 575, Zürich, CHA r c h i t e k t :Camenzind Evolution, Zürich, CHS t o - L e i s t u n g e n :Fassadendämmsystem (StoThermClassic), Beschichtung mit Metallic-effekt (StoColor Metallic)F a c h h a n d w e r k e r :Wanner AG, Regensdorf, CH

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Wohn- und Geschäftshaus in Zürich

K.I.S.S. spielt mit Farben und Materialien

Viele Hotspots für die Züricher Ausgehfreudigen reihen sich entlang der Badenerstrasse aneinander. Diemehrere Kilometer lange Ein- und Ausfallstraße ist zugleich auch die Adresse eines sehr markantenMehrfamilienwohnhauses. Bauherr ist keineswegs ein exzentrischer Privatier, sondern der größte Lebens-versicherungskonzern der Schweiz, die Swiss Life AG. Der Mut wurde belohnt.

K.I.S.S. steht an der Badenerstrasse 575, hat sieben Stockwerke,verfügt über insgesamt 46 Maisonette- und Etagenwohnungenund ist von der Fassade bis ins kleinste Detail „kompromisslos, individuell, süß, sauer“. Wie bitte? K.I.S.S. ist in vielerlei Hinsicht anders, denn K.I.S.S. fälltunter die Rubrik „customized flats“. So konnten Wohnungssuchendeauf der objekteigenen Website (www.kiss-zueri.ch) zunächst einenOnlinetest absolvieren, um herauszufinden, welchem Wohntyp sieeigentlich entsprechen. Denn in K.I.S.S. stehen drei Designkonzeptezur Wahl: Classic, Industrial oder Funky. In jeder Linie wurde mit unter-schiedlichen Oberflächen und Materialien gearbeitet. Vom Eichen-parkett über Sichtbeton und Edelstahl bis zu wandgroßen Graffiti hatdas Schweizer Architektur- und Designbüro Camenzind Evolution

beim Wohnungsdesign alle Register gezogen. Und bei der Fassaden-gestaltung ebenfalls. Eine spezielle Beschichtung in verschiedenenFarbnuancen sorgt für eine metallisch wirkende Optik. Vorgesetzte,eloxierte Aluminium-Fensterrahmen setzen zur Straßenseite zusätz-lich auffällige Akzente. Auf der Rückseite des Gebäudes, die demSüden zugewandt ist, öffnet sich die Bebauung mit raumhohenFenstern und lässt somit jede Menge Licht hinein. Zudem hat jedeWohnung entweder einen großen Balkon oder eine Terrasse.Die Camenzind Evolution wurde für ihren gewagt anmutendenEntwurf mit dem „European Property Award 2013–2014“ ausge-zeichnet und traf den Nerv der Zeit: Alle Wohnungen waren nach derFertigstellung rasch vermietet – und das obwohl sich die Interes-senten dafür bewerben mussten.

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HÄUSER SIND WIE MENSCHEN. Sie geben uns Schutz, Wärme und Geborgenheit.

Richtig gedämmt machen Sie Ihr Haus noch lebenswerter.Mehr Komfort, mehr Behaglichkeit ziehen ein. Gleichzeitig sinkt der Energieverbrauch. Dämmen lohnt sich.

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