Werte von Finanzmarktakteuren aus verhaltensökonomischer Sicht

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03. November 2014 Bounded Ethicality“ – die Werte von Finanzmarktakteuren aus verhaltensökonomischer Sicht Values for Money? Auf dem Weg zu einer wertebasierten Transformation des Finanzsystems Behavioral Economics Network Zürich Gerhard Fehr

Transcript of Werte von Finanzmarktakteuren aus verhaltensökonomischer Sicht

03. November 2014

„Bounded Ethicality“ – die Werte von Finanzmarktakteuren aus verhaltensökonomischer Sicht

Values for Money? Auf dem Weg zu einer wertebasierten

Transformation des Finanzsystems

Behavioral Economics Network Zürich

Gerhard Fehr

FehrAdvice & Partners AG, September 2014

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FehrAdvice & Partners AG, November 14 3

Index

1.Die „Banker-Identität“

2.Selbstüberschätzung und falsche (Lohn-)Anreize

begünstigen unethisches Verhalten

3.Geeignete Maßnahmen stärken das Bewusstsein und

die Bereitschaft für ethisches Verhalten

FehrAdvice & Partners AG, November 14 4

Einladung zum 1. Voting

Bitte entscheiden Sie sich in den folgenden Beispielen dafür, als wie “angemessen” (bzw.

wie “korrekt” / “ethisch” / “moralisch”) Sie glauben, dass die anderen Teilnehmer in

diesem Raum das dargestellte Verhalten bewerten würden.

Zur Auswahl stehen jeweils:

1. Unangemessen

2. Etwas unangemessen

3. Etwas angemessen

4. Angemessen

1: Unangemessen

2: Etwas unangemessen

3: Etwas angemessen

4: Angemessen

33%

47%

16%

5%

FehrAdvice & Partners AG, September 2014 5

Bitte beantworten Sie die folgende Fragen (I/III)

Die Ausnutzung von Flexibilitäten in den Regeln zur Rechnungslegung, um die Höhe der

ausgewiesenen Gewinne zum eigenen Vorteil zu beeinflussen

1: Unangemessen

2: Etwas unangemessen

3: Etwas angemessen

4: Angemessen

14%

32%

34%

20%

FehrAdvice & Partners AG, September 2014 6

Bitte beantworten Sie die folgende Fragen (II/III)

Die Meldung des Regelverstosses eines Kollegen, auch wenn der Verstoss vermutlich

nicht entdeckt werden würde und dem Unternehmen nicht schaden würde

1: Unangemessen

2: Etwas unangemessen

3: Etwas angemessen

4: Angemessen

25%

32%

30%

14%

FehrAdvice & Partners AG, September 2014 7

Bitte beantworten Sie die folgende Fragen (III/III)

Die grenzüberschreitende Projekt-Zusammenarbeit mit Personen, bei denen keine

100%ige Sicherheit besteht, dass sie in ihrer Arbeit auf Korruption und Bestechung

verzichten

In der Presse wird Bankmitarbeitern vorgeworfen, sich unethisch zu verhalten

8FehrAdvice & Partners AG, November 14

Gibt es eine bank-spezifische „Kultur der Unehrlichkeit“?

Steuerhinter-

ziehung

LIBOR-

Zinsmanipulation

Die Soziale Identität bestimmt, welches Verhalten als angemessen empfunden wird

9FehrAdvice & Partners AG, November 14

Die soziale Identität in der Freizeit unterscheidet sich von der „Banker-Identität“

Studiendesign

Wie lässt sich die Ehrlichkeit von Bankmitarbeitern in einem

Experiment untersuchen?

o Eine Gruppe beantwortet Fragen darüber, was sie in

ihrem Beruf als Bankmitarbeiter machen

o Eine zweite Gruppe beantwortet Fragen darüber, was

sie in ihrer Freizeit machen

Anschließend wirft jeder Teilnehmer alleine und

unbeobachtet 10 x eine Münze – für jeden angegebenen

„Zahl“-Wurf gibt es einen zweistelligen CHF-Betrag, für

jeden „Kopf-Wurf“ 0 CHF.

Ergebnis:

Die erste Gruppe, die sich im Fragebogen mit ihrer „Banker-Identität“ beschäftigte, war insgesamt unehrlicher

als die Gruppe über ihre Freizeitaktivität befragt wurden: Die erste Gruppe gab insgesamt deutlich mehr als

50% „Zahl“-Würfe an, während die zweite Gruppe fast genau 50% „Zahl“-Würfe angab.

Bei Nicht-Bank-Managern und bei Studenten konnte kein solcher Effekt festgestellt werden

Fazit:

Die Lenkung der Aufmerksamkeit auf die „Banker-Identität“ senkt ethisches Verhalten bei Bankmitarbeitern

Warum führt die Beschäftigung mit der „Banker-Identität“ zu unehrlicherem Verhalten?

FehrAdvice & Partners AG, November 14 9

Die meisten Menschen wollen sich von sich aus ethisch verhalten...

FehrAdvice & Partners AG, November 14 10

Werte

Verhaltens-

ökonomisches

Menschenbild

Zahlreiche Werte:

• Soziale Präferenzen:

• Sorge um das Wohlergehen

anderer,

• Sorge um die Umwelt

• Präferenz für Fairness

• Die Einhaltung Sozialer Normen

bestimmt die eigene Identität: z.B.

Wertschätzung von Ehrlichkeit

Beispiel: Banker in ihrer Freizeit?

Werte

Standard-

ökonomisches

Menschenbild

Ein einziger Wert:

Eigennutzmaximierung

➝Verhält sich immer unethisch, wenn

opportun für ihn/sie

Beispiel: Banker im Job?

Die meisten Menschen wollen sich von sich aus ethisch verhalten...ihr limitierter Wille

und externe Anreize können ihren Vorsätzen jedoch im Weg stehen

FehrAdvice & Partners AG, November 14 11

Thaler (1996): Menschen sind in der Realität „netter“ , „schwächer“ und „dümmer“ als Ökonomen annehmen.

*Thaler R.H. (1996) Doing Economics without Homo Economicus. In Richard H. Thaler (Ed.), How do Economists do Economics. Warren Samuels.

Werte

Verhaltens-

ökonomisches

Menschenbild

Kognitive Fähigkeiten

Zahlreiche Werte:

• Soziale Präferenzen:

• Sorge um das Wohlergehen

anderer,

• Sorge um die Umwelt

• Präferenz für Fairness

• Die Einhaltung Sozialer Normen bestimmt

die eigene Identität: z.B. Wertschätzung

von Ehrlichkeit

Beispiel: Banker in ihrer Freizeit?

Emotionale Über- und Unterreaktionen auf

Markttrends führen zu Bubbles und Crashes:

• Begrenzte Informations-

verarbeitungskapazität, Herdenverhalten

• „Overconfidence“ und „Overoptimism“

• Verlustaversion: Menschen verhalten sich

risikofreudiger, wenn sie Verluste

befürchten

Begrenzte Aufmerksamkeit: Falsche

Anreize (z.B. beim Vergütungssystem)

führen zur Ausblendung ethischer Aspekte

Werte

Standard-

ökonomisches

Menschenbild

Kognitive Fähigkeiten

Ein einziger Wert: Eigennutzmaximierung

➝Verhält sich immer unethisch, wenn

opportun für ihn/sie

Beispiel: Banker im Job?

Hat Zugriff auf vollständige Informationen,

die er/sie stets rational verarbeitet

FehrAdvice & Partners AG, November 14 12

Index

1.Die „Banker-Identität“

2.Selbstüberschätzung und falsche (Lohn-)Anreize

begünstigen unethisches Verhalten

3.Geeignete Maßnahmen stärken das Bewusstsein

und die Bereitschaft für ethisches Verhalten

1: Ich verhalte mich viel ethischer

2: Ich verhalte mich ein bisschen ethischer

3: Ich verhalte mich etwa gleich ethisch

4: Ich verhalte mich etwas weniger ethisch

17%

12%

59%

10%

FehrAdvice & Partners AG, September 2014 13

Einladung zum 2. Voting

Wie schätzen Sie Ihr eigenes ethisches Verhalten in Ihrem Beruf im Vergleich zur Schweizer

Bevölkerung ein?

5: Ich verhalte mich deutlich unethischer

2%

Menschen haben oft Schwierigkeiten, ihr eigenes Verhalten richtig einzuschätzen

FehrAdvice & Partners AG, November 14 14

Da es sich um eine relative

Betrachtung der anwesenden

Personen handelt, sollten die Anteile

unter und über dem Durchschnitt

gleich gross sein

Annahme: ungefähr eine

Normalverteilung

Eine Vielzahl empirischer Studien

belegt, dass Menschen ihre

Fähigkeiten und Leistung

systematisch überschätzen

Dies kann dazu führen, dass

Individuen unethisches Verhalten bei

sich selbst nicht wahrnehmen und

somit keine

Verhaltensänderungsmassnahmen

ergreifen

Overoptimism/Overconfidence ist ein weitverbreitetes Phänomen

Ø - --++ +

Die Stärkung des Bewusstseins für ethisches Verhalten ist notwendig, ist ein wichtiger erster Schritt,

um Mitarbeiter im Finanzsektor zu Verhaltensänderungen zu bewegen

Referenz: Siehe zum Beispiel Dohmen, T. und Falk, A. (2011). Performance Pay and Multi-Dimensional Sorting – Productivity, Preferences and Gender. American Economic Review,

101(2): 556-590

Kurzfristig orientierte Anreizsysteme können ethisches Verhalten erschweren

15FehrAdvice & Partners AG, November 14

Die Gestaltung von Lohnanreizen beeinflusst ethisches Verhalten

Referenz:

Oberholzer-Gee, F., & Wulf, J. (2012). “Earnings management from the bottom up: An analysis of managerial incentives below the CEO.” Harvard Business School.

Studiendesign

Oberholzer-Gee/Wulf (2012) analysieren die Auswirkung von Lohnanreizen

(wie z,B. Boni und Aktienoptionen) auf das Verhalten von Führungskräften

in veröffentlichungspflichtigen Großunternehmen in den USA

Ergebnisse

Je stärker die Vergütung von Führungskräften mit der Berichterstattung von Gewinnen verknüpft ist, desto

häufiger veranlassen Führungskräfte Änderungen der Rechnungslegungsmethoden, die zu einer höheren

Ausweisung von Gewinnen führen.

Im vierten Quartal des Berichtsjahres (also unmittelbar vor Auszahlung der Jahresboni) führen Manager

häufig Aktionen durch, um künstlich kurzfristig Verkäufe zu erhöhen (z.B. durch temporäre Preissetzungen)

– wenn sie dadurch ihren maximalen Bonus erreicht haben, verzögern sie jedoch künstlich bis zum 1.

Quartal des anschließenden Berichtjahrs langfristig gewinnbringende Maßnahmen, wie z.B. den Abschluss

von neuen Verträgen

Je höher die Anreize für Führungskräfte, desto häufiger werden Unternehmen wegen Fehlern in der

Berichterstattung verklagt

Fazit

Je stärker Anreize kurzfristige Gewinne honorieren, desto weniger kümmern sich Führungskräfte um an

Nachhaltigkeit orientierte Firmenstrategien und sind eher dazu bereit, sich unehrlich zu verhalten

Eine Änderung von kurzfristig orientierten Vergütungssystemen hin zur Langfristigkeit erhöht die Bereitschaft von

Mitarbeitern im Finanzsektor, ihr ethisches Verhalten zu ändern

FehrAdvice & Partners AG, November 14 15

Die Faktoren und Schäden von “Bounded Ethicality” – und Bewusstseins- und

Bereitschaftsfördernde Maßnahmen für ethisches Verhalten im Finanzsektor

16FehrAdvice & Partners AG, November 14

Individuelle und Soziale Einflussfaktoren

führen zu Bounded Ethicality*

Interne/Individuelle Faktoren

Begrenzte Willenskraft

Fehleinschätzungen des eigenen Verhaltens

Externe/Soziale Faktoren

Soziale Normen zu ethischem Verhalten

Kurzfristig orientierte Vergütungssysteme

Maßnahmen müssen die individuellen Limitationen berücksichtigen, um negative Auswirkungen zu reduzieren

Bewusstseinsfördernde Maßnahmen:

• Unternehmen und Regierungen sollen klare Regeln zum ethischen Verhalten in der Arbeit kommunizieren

• Führungskräfte von Finanzakteuren sollen ethisches Verhalten vorleben

Bereitschaftsfördernde Maßnahmen:

Kreierung einer Sozialen Identität des ethischen Verhaltens im Finanzsektor

Einführung von langfristig orientierten Vergütungssystem, die ethisches Verhalten belohnen und unethisches Verhalten bestrafen

Negative Auswirkungen für das Unternehmen

Strafzahlungen, wenn Schäden für die Gesellschaft aufgedeckt werden

Re-Allokation von Unternehmensgewinnen von den Eigentümern zu

unehrlichen Managern

Negative Auswirkungen für die Gesellschaft

Zu geringe Steuerzahlungen

Vernachlässigung von Sozial- und Umweltstandards

Negative Auswirkungen für das Unternehmen und für die

Gesellschaft

Die Stärkung sowohl des Bewusstseins als auch der Bereitschaft für ethisches Verhalten ist notwendig, um

Mitarbeiter im Finanzsektor zu Verhaltensänderungen zu bewegen

Referenz:

*Chugh, D., Bazerman, M.H. & Banaji, M.R. (2012). Bounded Ethicality as a Psychological Barrier to Recognizing Conflicts of Interest, working paper

FehrAdvice & Partners AG, November 14 16

FehrAdvice & Partners AG, November 14 17

Index

1.Die „Banker-Identität“

2.Selbstüberschätzung und falsche (Lohn-)Anreize

begünstigen unethisches Verhalten

3.Geeignete Maßnahmen stärken das Bewusstsein

und die Bereitschaft für ethisches Verhalten

1: Positive Anreize, wie z.B. ein finanzieller Bonus

2: Führung, wie z.B. Leadership, Belief Management

3: Negative Anreize, wie z.B. Bestrafungsmöglichkeiten

11%

55%

34%

FehrAdvice & Partners AG, September 2014 18

Einladung zum 3. Voting

Was denken Sie: Wie kann Kooperation am besten aufrechterhalten werden? Welche

Managementinstrumente sind am wirkungsvollsten?

FehrAdvice & Partners AG, November 14 19

Die verschiedenen Managementinstrumente zeigen alle eine positive Wirkung,

wobei die Möglichkeit zu bestrafen am stärksten wirkt

Referenz: Fehr, E., Fischbacher, U., Gächter, S. (2001): Are people conditionally cooperative? Evidence from a public goods experiment. Economic Letters 71: 397-404.

Beitr

ag

Zeit

Massnahme Wirkung Erklärung

Führung (Belief Management) () Mitarbeiter müssen überzeugt sein, dass

Unternehmensnormen gelebt werden

Positive Anreize () Müssen ausbezahlt werden, um zu wirken

Gewöhnungseffekte

Bestrafung Bei einer Bestrafung reicht meist schon die

Drohung aus, um wirkungsvoll zu sein

FehrAdvice & Partners AG, November 14 20

Ethisches Verhalten im Finanzsektor lässt sich durch eine neue soziale Norm etablieren –

dazu müssen sich Individuen jedoch kooperativ an die neue Norm halten –

Was sagt die Empirie über das menschliche Kooperationsverhalten?

Referenz: Fehr, E., Fischbacher, U., Gächter, S. (2001): Are people conditionally cooperative? Evidence from a public goods experiment. Economic Letters 71: 397-404.

Bei der Bildung von neuen sozialen Normen kooperieren anfangs

durchschnittlich zwischen 40 - 50% mit der neuen Verhaltensnorm

Bleibt dieses Verhalten über Zeit bestehen?

FehrAdvice & Partners AG, November 14 21

Über die Zeit nimmt die Kooperation mit der neuen sozialen Norm jedoch

erheblich ab

a Fehr, E., Fischbacher, U., Gächter, S. (2001): Are people conditionally cooperative? Evidence from a public goods experiment. Economic Letters 71: 397-404.

Die Kooperation mit der sozialen Norm reduziert sich schon nach wenigen

Perioden

Ohne weitere Maß bricht die Kooperation mit der Verhaltensnorm

zusammen

FehrAdvice & Partners AG, November 14 22

Wieso scheitert die Kooperation mit der neuen sozialen Norm über die Zeit hinweg?

Referenz: Fehr, E., Fischbacher, U., Gächter, S. (2001): Are people conditionally cooperative? Evidence from a public goods experiment. Economic Letters 71: 397-404.

Menschen haben unterschiedliche Präferenzen, um mit sozialen Normen

zu kooperieren – konditionale Kooperation und egoistisches Verhalten

führt zum Scheitern der Kooperation über Zeit

FehrAdvice & Partners AG, November 14 23

Imperfekte konditionale Kooperation mit einer neuen sozialen Norm

Referenz: Weber, R. (2012). Leadership, Culture and Ethical Behavior, mimeo

$0,00

$0,50

$1,00

$1,50

$2,00

$2,50

What supervisors say What supervisors do What followers do onsupervisors' behalf

Amount shared with someone entitled to $5

Die reine Bewusstseinsschärfung für ethisches Verhalten durch die Kommunikation von Regeln

ist notwendig, aber noch nicht hinreichend, um nachhaltige Verhaltensänderungen zu erzielen,

da Menschen ohne weitere Maßnahmen nur imperfekt mit neuen sozialen Normen kooperieren,

wie z.B. in dieser Studie von Weber (2012):

FehrAdvice & Partners AG, November 14 24

Ohne institutionellen Rahmenbedingungen führt imperfekte konditionale Kooperation

zu einem Zusammenbruch der Kooperation mit der sozialen Norm über die Zeit

a Fehr, E., Fischbacher, U., Gächter, S. (2001): Are people conditionally cooperative? Evidence from a public goods experiment.

Economic Letters 71: 397-404.

Reines Belief-Management reicht nicht aus, um Kooperation mit der

sozialen Norm langfristig aufrechtzuerhalten

Maßnahmen müssen getroffen werden, damit Menschen langfristig mit der

neuen sozialen Norm kooperieren

Eigener Beitrag zu

Kooperation

Einschätzung über den Beitrag der Anderen

zu Kooperation

100%

100%

80 %

80%

Kooperationslevel unter

perfekter konditionaler

Kooperation

Tatsächliches

Kooperationsniveau

FehrAdvice & Partners AG, November 14 25

Die Einführung von Sanktionsmaßnahmen kann Kooperation mit der sozialen Norm

innerhalb kürzester Zeit etablieren

a Fehr, E., Fischbacher, U., Gächter, S. (2001): Are people conditionally cooperative? Evidence from a public goods experiment.

Economic Letters 71: 397-404.

Durch äußeres Eingreifen - beispielsweise Sanktionen - kann Kooperation

mit der sozialen Norm wieder etabliert werden

Menschen können durch geeignete Maßnahmen ihre Kooperation erhöhen

FehrAdvice & Partners AG, November 14 26

Allerdings: Anreize müssen immer die bereits vorhandene Kultur berücksichtigen – sonst

kann es zu Anti-Social Punishment kommen

Referenz: Hermann, B., Gächter, S., & Thöni, C. (2008). Antisocial Punishment across Societies. Science, 319, pp. 1362-1367

Insbesondere in Gesellschaften mit gering ausgeprägtem staatlichen Schutz von

Rechten und mit schwach ausgeprägten Zivilnormen gibt es vermehrt Individuen, die

Kooperation bzw. ethisches Verhalten bestrafen

Sanktionsmechanismen im Finanzsektor müssen so auf die bereits etablierte

Kultur der Banker eingehen, dass Mitarbeiter unethisches Verhalten bestrafen

– Keinesfalls sollen sie ethisches Verhalten bestrafen!

Die Kombination von kulturspezifischen bewusstseins- und bereitschaftsfördernden

Maßnahmen führt zu Verhaltensänderungen bei Mitarbeitern im Finanzsektor

FehrAdvice & Partners AG, November 14 27

Bewusstsein für

Normen und

Regeln

Akteure müssen

die Normen

überhaupt erst

kennen, um sie

befolgen

zu können

Zusätzlich

müssen sie

wissen, dass

Nicht-Konformität

ihnen und ihrem

Umfeld schadet

Bereitschaft,

Normen und

Regeln zu befolgen

Akteure müssen

bereit sein,

Regeln mit

sozialem Nutzen

zu befolgen

Verhaltens-

änderung

Fokus: Anreize +

Motivation

Bereitschaft zu ethischem Verhalten

Bewusst-

sein für

Normen &

Regeln

Fokus:

Bewusstsein

Fokus:

Bewusstsein und

Anreize +

Motivation

Fokus:

Erhöhung der

Aufmerksamkeit

(„Nudges“)

Fokus geeigneter MaßnahmenBeispiel

Das Aufstellen

von Ethik-Regeln

und das

Vorleben der

Regeln durch

Führungskräfte

Beispiel

Eingreifen von

Regulierungsbeh

örden durch

gesetzliche

Verbote und

Ahndung von

unethischem

Verhalten

Beispiel

Unternehmerische

Entscheidungen

nicht als „business

decisions“,

sondern als

„ethical decisions“

zur Diskussion

stellen

Beispiel

Langfristig

orientierte

Vergütungssyste

me, die nicht

kurzfristigen

Erfolg belohnen,

sondern

Nachhaltigkeit

niedrig

niedrig

hoch

hoch

FehrAdvice & Partners AG, November 14 28

Lessons Learned

Aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe: Mitarbeiter im Finanzsektor verhalten

sich zur Zeit in ihrem Beruf womöglich weniger ethisch als in ihrem Familienleben

Limitierte Kognitive Fähigkeiten (z.B. Selbstüberschätzung) und falsche Anreize

(z.B. an kurzfristigen Gewinnen orientierte Boni) begünstigen unethisches

Verhalten

Maßnahmen, die das Bewusstsein schärfen (z.B. klare ethische Regeln und

Vorbilder) und die Bereitschaft stärken (z.B. Sanktionen für Regelverstöße und an

langfristigen, nachhaltigen Zielen orientierte Vergütungssysteme) begünstigen die

Etablierung ethischer Normen im Finanzsektor

Vielen Dank für eure

Aufmerksamkeit!