Wertschätzung und Stolz in...

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Gefördert durch: Wertschätzung und Stolz in Dienstleistungsberufen Mehr Stolz durch mehr Wertschätzung? Barbara Hinding TU Dortmund Lehrstuhl Organisationspsychologie, Prof. Dr. Dr. Michael Kastner

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Gefördert durch:

Wertschätzung und Stolz in

Dienstleistungsberufen

Mehr Stolz durch mehr Wertschätzung?

Barbara Hinding

TU Dortmund

Lehrstuhl

Organisationspsychologie,

Prof. Dr. Dr. Michael

Kastner

Gefördert durch: Gefördert durch:

Ziele von ProWert

Wertschätzungsprozesse initiieren und Stolz auf die eigene Arbeit und den Beruf fördern

Erhalt von Leistungsfähigkeit, nachhaltiger Beschäftigungsfähigkeit und Gesundheit

Vorhandene Quellen von Wertschätzung und Stolz stärken, erweitern und ergänzen

Suche nach den Quellen und Formen von

Wertschätzung und ihrem Einfluss auf arbeitsbedingten Stolz

Gefördert durch: Gefördert durch:

Gliederung

Theoretische Grundlagen

Untersuchungsdesign

Ergebnisse zum Zusammenhang von Wertschätzung und Stolz

Fazit

Gefördert durch: Gefördert durch:

Warum Stolz fördern?

Motivator: Leistungsbereitschaft, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Verbesserungsvorschläge und –ideen, Streben nach besonders gutem Service

Persönlichkeit: Selbstachtung, Selbstwert, Selbstwirksamkeit, Stressbewältigungskompetenz, Wohlbefinden und Gesundheit weniger Burnout

Bindung /Commitment: Verringerung von Fehlzeiten, gesteigerte Produktivität, stärkeres Engagement

Im Weiteren: Steigerung von Kundenorientierung und Kundenzufriedenheit, proaktives Verhalten …

Negativ: Neid unter Kollegen bei überzogenem Stolz oder „Hybris“; möglich sind Leistungsabfall der gesamten Gruppe oder der betroffenen Person wegen Isolierung durch die Gruppe

nach Gouthier, 2007; 2008

Gefördert durch: Gefördert durch:

Stolz durch Wertschätzung?

Stolz auf Produkt = Produzentenstolz

Nicht direkt auf Dienstleistung übertragbar

Was ist das Produkt der Pflege? Worin besteht die Leistung?

Interaktive Arbeit, prozessorientiert, Leistung oft mit Kunden und weiteren Akteuren ausgehandelt Ungewissheit

In vielen Situationen unklare Erfolgs- und Bewertungskriterien, Unsicherheit über das Ergebnis, dessen Qualität und Bedeutung im Wertschöpfungsprozess

Wie entsteht unter diesen Bedingungen Stolz? Auf was sind Pflegekräfte stolz?

Wertschätzung als Kontrapunkt Handlungssicherheit, Bestätigung?

Gefördert durch: Gefördert durch:

Bewertungs-

prozesse

Einfluss und Kontrolle

Anerkennung

und

Wertschätzung Leistung

Ethik / Berufsideal

STOLZEMPFINDEN

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INDIVIDUUM ORGANISATION

Rogers, C. (1979) Unternehmenskultur Sackmann, S. (2010)

- Akzeptanz, Wärme, Echtheit, Empathie in sozialen Beziehungen - Funktion → gibt Sicherheit in einer

unsicheren Welt

- Bedingungen schaffen, unter denen Menschen gute Leistungen erbringen können, wollen und dürfen - Unterschiedlichkeit fördern und respektieren, keine Diskriminierung, Bildung/Qualifizierung/PE, Flexibilität/WLB

Maslow, A. (1968)

Vertrauens-Fehler-Lern-Innovations-

Gesundheits-Kultur,

Kastner, M. (1999)

- höheres Bedürfnis mit den Teilaspekten Anerkennung, Status, Respekt, Erfolg und Einfluss - Funktion →fördert Selbstwert

- Vertrauen - Lernen und Innovation - Lernen aus Fehlern - Gesundheitsförderung

Theoretische Basis von Wertschätzung

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Wertschätzung, Stolz und Gesundheit

(vgl. Hinding, Spanowski & Kastner, 2010)

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Vorgehen und Methoden N = 49 problemzentrierte Interviews in 4 Krankenhäusern

Unterschiedliche Größe

Unterschiedliche Versorgungsschwerpunkte: Krankenhaus mit Maximalversorgung

Krankenhaus mit geriatrischem Schwerpunkt

Psychiatrisches Krankenhaus

Krankenhaus mit Spezialisierungen in der Onkologie

Auswertung mittels qualitativer Methoden Was macht stolz?

Was wird als Wertschätzung wahrgenommen?

Schriftliche Befragung der Mitarbeitenden in 3 Krankenhäusern und 3 Einrichtungen der Altenpflege, davon

1 stationär

1 ambulant

1 gemischt

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ERGEBNISSE DER QUALITATIVEN STUDIE

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Was stolz macht Berufsideal: dem eigenen Anspruch gerecht werden, z. B. durch

Zuwendung zu Patienten Helfen, begleiten, unterstützen

Leistung: Vielseitigkeit der Aufgaben und Kompetenzen gute Arbeit unter schlechten Bedingungen leisten

Einfluss und Kontrolle: Selbstwirksamkeit (z. B. den Genesungsfortschritt der Patienten

eigener Leistung zuschreiben) KollegInnen und Mitarbeitende beeinflussen können gelungener Umgang mit schwierigen Patienten oder Angehörigen wegen der großen Verantwortung („es geht um Menschen“)

Wertschätzung: Patienten: Lob u. Dank Kollegen: z. B. um Rat gefragt werden Vorgesetzte: Lob, neue Aufgaben, mehr Verantwortung u. Autonomie Gesellschaftliche Ebene: Bild des Berufs in den Medien, Vorstellungen

von Verwandten und Bekannten

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Formen von arbeitsbezogenem Stolz

Berufsstolz:

Stolz auf Beruf u. Tätigkeit, z. B. wegen der Verantwortung, Vielseitigkeit der Aufgaben und Kompetenzen, anderen helfen können

Gesellschaftliche Ebene: Bild des Berufs in den Medien, Vorstellungen von Verwandten und Bekannten

Teamstolz: Teil eines guten, leistungsfähigen Teams zu sein

Organisationsstolz: Stolz zu einer Einrichtung mit gutem Ruf zu gehören/Identifikation

Positionsstolz: Stolz auf die erreichte Position, z. B. Stationsleitung, Fachausbildung

Gefördert durch: Gefördert durch:

Was wird als Wertschätzung empfunden?

Quellen: Vorgesetzte

Kolleginnen und Kollegen

Patientinnen und Patienten

Angehörige von Patienten

Andere Berufsgruppen, v.a. Ärzte

Formen: Lob und Anerkennung, Feedback

Respekt, Rücksicht, Mitgefühl, Unterstüzung

Vertrauen entgegenbringen

Freiraum und Autonomie

Um Rat/Meinung gefragt werden

Gefördert durch: Gefördert durch:

Wo findet Entwertung statt?

Quellen: Patientinnen und Patienten

Angehörige von Patienten

Kolleginnen und Kollegen

Vorgesetzte

Andere Berufsgruppen, v.a. Ärzte

Formen: Ungerechte Beschwerden, ungerecht behandelt werden

Beschimpfungen

Fehlende Anerkennung, Gleichgültigkeit

Mobbing

Respektloses Verhalten

Fehlende Autonomie

Illegitime Aufgaben

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Organisationskultur und Führung

Personalentwicklung, individualisiert vs. intransparent

Partizipation vs. Bevormundung

Rückkopplung/Feedback vs. keine Information über Leistungsbewertung

Vertrauen vs. Misstrauen

Fehlerkultur: Lernen aus Fehlern vs. Schuldzuweisungen

Gesundheit als wichtiger Wert

Work-Life-Balance vs. starre Schicht- und Dienstpläne

Umgang mit älteren MA/Unterschiedlichkeit

Unterstützung in Belastungsspitzen vs. „hängen lassen“

Arbeitsbedingungen: Geräte, Ausstattung, schöne Räume

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EINIGE ERGEBNISSE AUS DER

SCHRIFTLICHEN BEFRAGUNG

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Erhebungsinstrument

Stolz als Berufsstolz, Teamstolz, Organisationsstolz, Positionsstolz

Quellen von Stolz

Wertschätzung als Anerkennung durch FK, KollegInnen und PatientInnen (Semmer & Jacobshagen, 2010)

Wertschätzungskultur:

Wertschätzung, Vertrauen, Sinn, persönliche Entwicklung und Gesundheit als gelebte Werte,

Menschenbild: MA sind eigenständige, verantwortungsbewusste Individuen, die nach persönlicher Entwicklung streben vs. MA sind austauschbar, verantwortungsscheu und kontrollbedürftig

Stellung der Pflege in der Einrichtung: Pflegepersonal erbringt wichtigen Beitrag zur Wertschöpfung

Gesundheit: Work-Ability-Index (Ilmarinen, 1999; 2007)

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Stichprobe

Größe: N = 397

Geschlecht: m = 82

w = 315

Alter: AM = 39,40 Jahre

min. 18 Jahre

max. 64 Jahre

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Facetten von Stolz

ITEM AM SD % „völlig“ N

Berufsstolz 4,16 0,88 41,5 395

Stolz auf Team/ Station

3,78 1,01 24,8 387

Positionsstolz 3,69 1,02 22,6 394

Organisationsstolz 3,68 1,02 21,8 390

Wie stolz sind Sie … auf Ihren Beruf? … darauf, in dieser Einrichtung zu arbeiten? etc.

Gar nicht, wenig, mittel, überwiegend, völlig

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Ich empfinde Stolz, weil …

ITEM AM SD N % „völlig“

ich eine verantwortungsvolle Tätigkeit ausübe (es geht um Menschenleben)

4,29 0,83 389 46,8

ich gute Arbeit leiste 4,27 0,75 391 41,7

ich auch mit schwierigen Patienten gut umgehen kann

4,14 0,79 390 33,6

ich Menschen helfen kann 4,12 0,95 392 41,1

ich einen anspruchsvollen Beruf mit hohen Anforderungen ausübe

4,02 0,91 390 32,6

ich am Behandlungserfolg der Patienten beteiligt bin

3,97 0,91 390 30,0

ich Patienten im Genesungsprozess beistehe 3,93 0,91 390 26,4

mich die Arbeit mit den Patienten persönlich erfüllt

3,87 1,03 388 29,9

Meine Aufgaben sehr vielfältig sind 3,86 0,93 388 25,3

ich dazu beitrage, das Leiden anderer zu verringern

3,85 1,02 387 27,9

ich an der Prozessbegleitung der Patienten beteiligt bin

3,76 0,98 389 21,6

ich das, was ich mir vornehme, auch am Ende des Tages erledigt habe

3,70 1,00 390 21,0

ich ein hohes medizinisches Fachwissen besitze 3,59 0,92 387 15,5

die Ärzte mich um Rat fragen 2,71 1,14 382 5,2

Gefördert durch: Gefördert durch:

Berufsstolz Team-/Stationsstolz Stolz auf Einrichtung

WS_VG_Anerkennung .18** .35* .35**

WS_Kol_Anerkennung .15** .29** .18**

WS_Pat_Anerkennung .30** .28** .33**

WS_Kultur_pos .26** .38** .47**

WS_Diversität/Ind. .18** .43** .44**

WS_FamBek .22** .13* .17**

WS_Beruf_Gesellschaft -.15** -.15** -.14**

Stolz und Wertschätzung

Gefördert durch: Gefördert durch:

Berufsstolz Team-/Stationsstolz Stolz auf Einrichtung

R=.41 R2=.16 F=8,62**

R=.51 R2=.26 F=15,49**

R=.54 R2=.29 F=17,85**

WS_VG_Anerkennung .02 .12* .10+

WS_Kol_Anerkennung .08 .17** .06

WS_Pat_Anerkennung .16** .05 .10+

WS_Kultur_pos .11 .10 .32**

WS_Diversität/Ind. .09 .24** .11+

WS_FamBek .15** .05 .10+

WS_Beruf_Gesellschaft -.08 -.07 .00

Stolz und Wertschätzung

Gefördert durch: Gefördert durch:

Berufsstolz Team-/Stationsstolz Stolz auf Einrichtung

Derzeitige Arbeitsfähigkeit

.20** .24** .24**

Zukünftige Arbeitsfähigkeit

.10 .16** .13**

Aufgabenerledigung/ Freude

.35** .38** .39**

Aktivität .26** .22** .25**

Zukunftszuversicht

.25** .27** .32**

Stolz und Arbeitsfähigkeit

Gefördert durch: Gefördert durch:

Berufsstolz

Team-/Stationsstolz Stolz auf

Einrichtung

Derzeitige Arbeitsfähigkeit

R=.27**, R2=.07

.06 .13+ .12

Zukünftige Arbeitsfähigkeit

R=.17*, R2=.03

.01 .14* .03

Aufgabenerledigung/ Freude

R=.45**, R2=.20

.14* .20** .18**

Aktivität R=.29**, R2=.09

.15* .07 .13+

Zukunftszuversicht R=.34**, R2=11

.09 .10 .19**

Stolz und Arbeitsfähigkeit

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Fazit

Unterschiedliche Facetten von Wertschätzung haben unterschiedliche Bedeutung für verschiedene Quellen von Stolz differenzierte Betrachtung

Patienten, Führungskräfte und die Menschen in der privaten Umgebung scheinen bedeutsam für Stolz bzgl. Arbeit

Ebenso die Unternehmenskultur: Stellung des Pflegepersonals in der Einrichtung, Leistungsbeurteilung, individuelle Förderung, Vertrauen

Direkte Zusammenhänge von Stolz und Gesundheit scheinen aufgrund der bisherigen Befundlage wenig bedeutsam (Ausnahme: Freude bei der Arbeit)

Für die Zukunftszuversicht ist besonders der Stolz auf die Einrichtung und damit indirekt auch der Umgang mit Unterschiedlichkeit von Bedeutung Situation älterer MA!

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VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT