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Deutscher Industrieverbandfür Fitness und Gesundheit e.V.
WHITE PAPER 2012
Eine Sammlung von Auszügen aus aktuellen Studien und Umfragen zur Entwicklung der Fitness- und Gesundheitsbranche in Deutschland von
Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
DSSV – Deutscher Fitnessstudioverband e.V.
DIFG – Deutscher Industrieverband für Fitness und Gesundheit e.V.
Prof. Dr. Theodor Stemper
PD Dr. med. Fernando C. Dimeo
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 2
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SEITE 3DIFG WHITE PAPER 2012
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Ihnen vorliegende White Paper der Fitness- und Gesundheitsbranche besteht
in diesem Jahr aus zwei Teilen. Einem allgemeinen Teil mit den Beiträgen der Un-
ternehmensberatung Deloitte und dem DSSV, der die Eckdaten zur Fitnessbranche
2011 vorstellt. Der zweite Teil umfasst zwei fachwissenschaftliche Beiträge von
Professor Stemper und Dr. med. Dimeo, die sich mit der Schnittstelle zwischen
Fitness und Gesundheit befassen.
Professor Stemper betrachtet in seinem Teil Diagnose und Analyse die grundsätz-
lichen Möglichkeiten einer Primärkontrolle von Mitgliedern. Seine Frage: Was ist
möglich und was muss von einem Mediziner übernommen werden. Damit stellt
dieser Beitrag gerade für Fitnessstudios eine pragmatische Unterstützung bei der
Frage nach den Möglichkeiten von gesundheitsorientierten Leistungen.
Dass wir hier in Zukunft mehr bieten müssen, zeigt der Beitrag von Dr. med. Dimeo.
Der Zusammenhang von körperlicher Fitness und einer Krebserkrankung wird von
ihm beleuchtet. Wenn diese Ergebnisse und die anderer Kollegen der Krebsfor-
schung in das Bewusstsein der Bevölkerung dringen, dann wird unsere Branche
weiter wachsen.
Der Beitrag des DIFG stützt sich auf eine Umfrage im Markt unter Einrichtungen im
Segment Medical Fitness. Von besonderer Bedeutung ist dabei, dass zum ersten
Mal klar definiert wird, wann man eigentlich von einer Medical Fitness Einrichtung
sprechen kann.
Bisher hat der Wunsch der Bevölkerung, fit, gesund und damit attraktiv zu bleiben,
viele Mitglieder in die Fitnessstudios gebracht. Auch in diesem Jahr verzeichneten
die Fitnessstudios eine Steigerung von knapp 3 %. Sollte das Bewusstsein für die
Bedeutung von Fitness für die Gesundheit und gerade für die Abwehr von Zivilisati-
onskrankheiten weiter wachsen, dann wird der Zuwachs an Mitgliedern auch in den
nächsten Jahren ungebrochen anhalten.
Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen
Ihr Olaf Tomscheit
Vorwort
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 4
Quelle: DIFG e.V. 2012
SEITE 5DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: DIFG e.V. 2012
WHITE PAPER 2012Danksagung 2
Vorwort 3
Inhaltsverzeichnis 5
Der deutsche Fitnessmarkt – Fitnessangebote
vielseitiger als je zuvor; Deloitte 2012 (Auszug) 6
Mehr als 7,6 Millionen Menschen treiben Fitnesssport 6
Kettenbetriebe setzen Mitgliederwachstum fort 7
Eine klare Positionierung ist entscheidend 9
Trends 2012 in der Fitnessindustrie 10
Die Hälfte aller Mitglieder in drei Bundesländern 12
Prognose 13
Eckdaten der Deutschen Fitnesswirtschaft;
DSSV 2012 (Auszug) 14
Einleitung Gesamtmarkt 14
Eckdatenstudie 2012 14
Gesamtmarkt-Entwicklung 16
Medical Fitness Report 2012 (Auszug) 24
Definition von Medical Fitness 24
Bestimmungsfaktoren
einer Medical Fitness Einrichtung 24
Kundenstruktur 26
Investitionen im Jahr 2012 für
den Bereich Medical Fitness 27
Zusammenarbeit mit Krankenkassen 28
Besondere Qualifikationen/Ausbildungen
der Mitarbeiter 29
Fitness- und Gesundheitstests im Fitness-Studio
- zwischen Anspruch und Realisierbarkeit;
Prof. Dr. Theodor Stemper 30
Einleitung 30
Klassische Fitnesstests 31
Stammdaten und Anamnese 32
Wie kann sich das Trainerpersonal im Fitness-Studio
hier positionieren? 32
Anthropometrie und Physiologische Messungen 34
Motorische Funktions- und Leistungstests 35
Fazit 36
Training im Fitnessstudio für Krebspatienten;
PD Dr. med. Fernando Dimeo 38
Einführung 38
Krebsprävention durch körperliche Aktivität 40
Auswirkungen körperlicher Aktivität auf
die Leistungsfähigkeit von Tumorpatienten 42
Indikationen und Kontraindikationen
eines Trainingsprogramms 44
Vorsichtsmaßnahmen 45
Praktische Hinweise für die Durchführung
eines Trainingsprogramms 46
Praktische Schlussfolgerungen 47
Die Autoren 48
Der DIFG 50
Impressum 50
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 6
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitnessmarkt“ Studie 2012
Der deutsche Fitnessmarkt 2012
Fitnessangebote vielseitiger als je
zuvor;
Deloitte 2012 (Auszug)
Inhaltsverzeichnis
Mehr als 7,6 Millionen Menschen treiben Fitnesssport
Kettenbetriebe setzen Mitgliederwachstum fort
Eine klare Positionierung ist entscheidend
Trends 2012 in der Fitnessindustrie
Die Hälfte aller Mitglieder in drei Bundesländern
Prognose
Mehr als 7,6 Millionen Menschen treiben FitnesssportDer nationale Fitnessmarkt setzt sein Wachstum weiter fort und bietet Fitnesstreibenden
ein vielseitigeres Angebot als je zuvor. Zu diesem Ergebnis gelangt die aktuelle Deloitte
Studie „Der Deutsche Fitnessmarkt 2012“, die zum wiederholten Male in Zusammenarbeit
mit dem Arbeitgeberverband der Fitness- und Gesundheitsanlagen e.V. (DSSV) durchgeführt
wurde. Demzufolge waren Ende 2011 mehr als 7,2 Millionen Mitglieder in einer der 6.153
Fitnessanlagen (> 200 m2) in Deutschland aktiv. Werden zusätzlich die Anlagen mit einer
Gesamtfläche von weniger als 200 m2 berücksichtigt, beträgt die Anlagenzahl in Summe
7.304 und die Mitgliederzahl mehr als 7,6 Millionen. Dabei prägen nicht nur Discount- und
Premium-Angebote die Fitnessindustrie, sondern auch eine große Anzahl an neuen Special-
Interest-Konzepten.
SEITE 7DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitnessmarkt“ Studie 2012
Die bundesweite Penetrationsquote, welche als das Verhältnis der in einem Fitnessstudio
Trainierenden zur Gesamtbevölkerung von ca. 81,8 Millionen definiert ist, steigt in 2011
auf 9,3%. Wie auch in den vergangenen Jahren kann die Fitness- und Gesundheitsbranche
durch das kontinuierliche Wachstum an Fitnessmitgliedschaften den deutschen Markt weiter
durchdringen. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit allerdings nur im Mittel-
feld: In Ländern wie den Niederlanden oder USA ist die Marktdurchdringung mit jeweils 15
Prozent deutlich höher.
Kettenbetriebe setzen Mitgliederwachstum fort Der anhaltende Wachstumstrend der vergangenen Jahre in Bezug auf die Marktanteile der
einzelnen Betriebskategorien setzt sich auch im Jahr 2011 fort. Die Kettenbetreiber steigern
ihre Mitgliederzahl um etwa 200.000 auf 3,0 Millionen Mitglieder. Dem gegenüber stehen
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2006 2007 2008 2009 2010 2011
Mitglieder- und Anlagenentwicklung
Anlagen Mitglieder in Mio
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitness-markt“ Studie 2012, Anlagen >200m²
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2006 2007 2008 2009 2010 2011
Marktanteil Mitgliedschaften nach Betriebsstruktur
Einzel Filial Kette
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitness-markt“ Studie 2012, Anlagen >200m²
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 8
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitnessmarkt“ Studie 2012
die Einzelbetreiber, welche mit 3,6 Millionen zwar immer noch die mitgliederstärkste Be-
triebsstruktur darstellen. Jedoch weisen die Ketten über die vergangenen fünf Jahre hinweg
ein stärkeres Wachstum auf. Während in Einzelbetrieben Ende 2006 noch 1,3 Millionen
Mitglieder mehr trainierten als in Kettenbetrieben, ist dieser Unterschied in 2011 mit rund
600.000 nur noch halb so groß.
Auf Kosten der Einzelbetreiber, welche in den vergangenen fünf Jahren fast zehn Prozent-
punkte ihres Marktanteiles in Bezug auf Mitgliedschaften verloren haben, können die Ketten-
betriebe ihren Marktanteil zum wiederholten Mal steigern und decken Ende 2011 mehr als
40% des Marktes ab. Dieser Effekt wird hauptsächlich durch zwei Ursachen hervorgerufen:
Zum einen werden Einzelanlagen inklusive ihrer Mitglieder von Ketten übernommen und
zum anderen entwickeln sich Einzelbetriebe zu Filial- oder Kettenbetrieben weiter. In beiden
Fällen werden die Mitglieder dann nicht mehr den Einzelbetreibern zugerechnet.
Bezüglich ihrer Mitgliederzahlen können die Kettenbetreiber weitere Marktanteile für sich
gewinnen. Dennoch bleiben ihre Marktanteile hinsichtlich der Anlagen im Vergleich zum
Vorjahr relativ konstant und machen, wie auch im vergangenen Jahr, rund 19% aus. Dem-
entsprechend haben sich die Marktanteile der Einzelbetriebe bezüglich der Anlagen nicht
wesentlich verändert und vereinen wie auch im Vorjahr etwa dreiviertel aller Anlagen auf
sich. Das deutliche Auseinanderfallen der Marktanteile hinsichtlich Mitgliedern und Anlagen
bei den Ketten ist auf die im Schnitt flächenmäßig größeren Anlagen der Kettenbetriebe
zurückzuführen.
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitness-markt“ Studie 2012, Anlagen >200m²
*Ganz oder teilweise Franchisebetrieb
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Mitglieder- und Anlagenzahlen wesentlicher Anbieter
Mitglieder Anlagen
SEITE 9DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitnessmarkt“ Studie 2012
Eine klare Positionierung ist entscheidend
In einem sich konsolidierenden Fitnessmarkt kann einer klaren und transparenten Positio-
nierung der Anbieter in den einzelnen Segmenten eine immer größere Bedeutung beigemes-
sen werden. Für eine detaillierte Analyse wurden von Deloitte gemeinsam mit Branchenver-
bänden Discount-, Medium- und Premiumangebote definiert.
Premiumanlagen bieten ein hochwertiges, breitgefächertes Angebotsspektrum und spre-
chen hiermit Kunden mit höheren Einkommen an. Die durchschnittlichen Mitgliedsbeiträge
liegen in diesem Bereich bei mehr als 60 Euro pro Monat. Anbieter im Mediumsektor spre-
chen mit ihrem Angebot und ihrer Ausstattung ein breiteres Publikum an. Der durchschnitt-
liche Mitgliedsbeitrag in diesem Segment beträgt in der Regel zwischen 30 und 60 Euro pro
Monat. Der Discountsektor definiert sich durch ein eingeschränktes Angebot, beispielsweise
in Form von geringerer persönlicher Betreuung, und eine Fokussierung auf die Bereitstellung
von Fitnessgeräten. Der durchschnittliche Mitgliedsbeitrag liegt monatlich unter 30 Euro.
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitness-markt“ Studie 2012, Anlagen >200m²
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2006 2007 2008 2009 2010 2011
Marktanteil Mitgliedschaften nach Segmenten
Discount Medium Premium
Während das Discount- und Premiumsegment kontinuierlich wachsen, verliert das Medi-
umsegment kontinuierlich Marktanteile. Damit hat sich der Trend der vergangenen Jahre
fortgesetzt. Das im Hinblick auf das Mitgliederwachstum erfolgreichste Marksegment ist der
Discountbereich, welcher mittlerweile mehr als 30% des Gesamtmarktes umfasst und 2,2
Millionen Mitglieder auf sich vereint. Das Premiumsegment weist erstmals mehr als 15% der
Mitglieder im Fitnessmarkt auf.
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 10
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitnessmarkt“ Studie 2012
Trends 2012 in der FitnessindustrieLaut der befragten Fitnessbetreiber nimmt das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung
weiter zu und stellt damit einen ausschlaggebenden Faktor für die Entwicklung der Fit-
nessbranche dar. An der erhöhten Nachfrage nach gesundheitsorientierten Sportangeboten
orientieren sich immer mehr Betreiber oder richten, wie im Fall von Reha-Zentren oder des
Kettenbetreibers Kieser Training, sogar ihren gesamten Betrieb nach einem gesundheitsori-
entierten Konzept aus. Kern dieser Konzepte können unter anderem gezieltes Rücken- oder
Haltungstraining, Stressreduktion als Ausgleich zum Arbeitsalltag oder Ernährungsberatung
zur Gewichtsreduktion sein.
Ein weiterer Trend ist die wachsende Nachfrage nach geschulten und erfahrenen Fitness-
trainern. So steigen nicht nur im Premiumsegment, sondern in der Branche allgemein die
Anforderungen an das Servicepersonal, womit auch der Bedarf an qualitativ hochwertigen
Aus- und Weiterbildungen wächst.
Insgesamt wird die Zukunft der Fitnessindustrie durch eine Reihe von internen als auch ex-
ternen Faktoren beeinflusst. Wichtig für alle Marktteilnehmer ist es, relevante Trends zeitnah
zu identifizieren und sich selbst konsequent am Markt zu positionieren.
SEITE 11DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitnessmarkt“ Studie 2012
Eindeutige Positio-
nierung am Markt
Erarbeitung von ein-
dringlichen Differen-
zierungsmerkmalen
Nischen attraktiv
für Special-Interest-
Anbieter
Frauenfitness und
Best-Ager
Gesundheits- orientierung
Steigende
Nachfrage nach
gesundheitsorien-
tierten Anlagen und
Fitnessangeboten
Betriebliches
Gesundheitsma-
nagement
Prävention
Qualität der Fitnessangebote
Hochwertige
und persönliche
Fitnessbetreuung
und -beratung
Steigendes Qua-
litätsbewusstsein
bei den Kunden
Angebotsvielfalt
und regelmäßige
Innovationen
Klare Positionierung
Wesentliche Trends im Fitnessmarkt
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitnessmarkt“ Studie 2012
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 12
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitnessmarkt“ Studie 2012
Die Hälfte aller Mitglieder in drei BundesländernWerden die mehr als 6.000 Fitnessanlagen >200m2 differenziert nach den einzelnen Bun-
desländern betrachtet, wird die dominierende Bedeutung der Länder Nordrhein-Westfalen,
Baden-Württemberg und Bayern deutlich. Mehr als die Hälfte aller Anlagen befinden sich in
diesen drei Bundesländern und dementsprechend auch mehr als die Hälfte aller Mitglieder.
Zählt man Niedersachsen und Hessen hinzu, so machen diese fünf Bundesländer mehr als
70% der deutschen Fitnessanlagen bzw. Mitglieder aus.
Reaktionsquoten der Bundesländer
> 11 %
9 % - 11 %
6 % - 9 %
< 6 %
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitnessmarkt“ Studie 2012
Rheinland-Pfalz
Saarland
Schleswig-
Holstein Mecklenburg-
Vorpommern Hamburg
Bremen
Thüringen
Bayern
Hessen
Sachsen
Berlin
Niedersachsen
Nordrhein-
Westfalen
Baden-Württemberg
Mecklenburg-
Vorpommern
Sachsen-Anhalt
Schleswig-
Holstein
Hamburg
Rheinland-Pfalz
Saarland
Bremen
Thüringen
Bayern
Hessen
Sachsen
Berlin
Niedersachsen
Nordrhein-
Westfalen
Baden-Württemberg
Mecklenburg-
Vorpommern
Sachsen-Anhalt
Schleswig-
Holstein
Hamburg
Rheinland-Pfalz
Saarland
Bremen
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitnessmarkt“ Studie 2012
SEITE 13DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitnessmarkt“ Studie 2012
PrognoseNach wie vor herrscht in der deutschen Fitness- und Gesundheitsbranche eine positive
Grundstimmung. Die Erwartungen an die zukünftige Entwicklung der eigenen wirtschaftli-
chen Situation sind sogar noch positiver als im Vorjahr. Die überwiegende Mehrheit sowohl
der Einzel- als auch der Kettenbetreiber geht davon aus, dass sich ihre eigene wirtschaftli-
che Situation in den kommenden 12 Monaten verbessern wird. Zudem ist keiner der Ketten-
betreiber der Meinung, dass sich die wirtschaftliche Situation in 2012 verschlechtern wird.
Diese Ergebnisse spiegeln das Vertrauen der Anbieter in zusätzliche Wachstumspotentiale in
der Fitnessbranche wider.
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitnessmarkt“ Studie 2012
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Einzel Ketten Gesamt
Erwartung an die eigene wirtschaftliche Entwicklung
in den nächsten 12 Monaten
verbessern konstant bleiben verschlechtern
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 14
Quelle: DSSV e.V, Eckdaten der Deutschen Fitnesswirtschaft 2012 (Auszug)
ECKDATENSTUDIE 2012Zum Stichtag 31.12.2011 bietet der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesund-
heits-Anlagen (DSSV) sowohl der Fitnessindustrie als auch Interessierten außerhalb der
Branche wieder einen Überblick über die aktuellen und wesentlichen Entwicklungen.
Zum zweiten Mal wurde dabei in der Erarbeitung von Kennzahlen zum deutschen Fitness-
markt mit dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte kooperiert. Bereits im Jahr
2004 hatten die beiden Institutionen mit anderen Vertretern der Branche einen gemeinsa-
men Katalog an Marktdefinitionen verabschiedet und legen nun mit der gemeinsamen Ana-
lyse der Branchenkennzahlen einen weiteren Grundstein dafür, dass die Fitnesswirtschaft in
Deutschland zukünftig eine Sprache spricht.
Im analysierten Jahr 2011 konnten die Betreiber von Fitness-Anlagen in Deutschland nicht
zuletzt von den positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen profitieren. Die Zahl der in
Eckdaten der Deutschen Fitness-
wirtschaft; DSSV e.V. 2012 (Auszug)Inhaltsverzeichnis
Einleitung Gesamtmarkt
Eckdatenstudie 2012
Gesamtmarktentwicklung
Einleitung GesamtmarktAnteil Mitglieder an der Gesamtbevölkerung (inkl. Anlagen <200 m2)
SEITE 15DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: DSSV e.V, Eckdaten der Deutschen Fitnesswirtschaft 2012 (Auszug)
Entwicklung Penetrationsquote Fitnessmarkt (ab 2010 inkl. Anlagen <200 m2)
Vergleich der mitgliederstärksten Sportarten
Innerhalb der vergangenen sechs Jahre konnten die Fitnessanbieter ihren Marktanteil an
der Bevölkerung kontinuierlich steigern und neue Aktive für den Fitness-Sport gewinnen.
Im Jahr 2011 sind bereits 9,3 % der Gesamtbevölkerung und etwa 14,5 % der besonders
relevanten Zielgruppe, der zwischen 18 bis 65-Jährigen, in den Fitnesseinrichtungen in
Deutschland aktiv.
ihren Einrichtungen Trainierenden stieg im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 % auf insgesamt
7,57 Millionen. Damit setzt sich der langfristige Wachstumstrend des Fitnessmarkts fort,
dass immer mehr Menschen mit dem Wunsch nach einem besseren Aussehen, aktiver Ge-
sundheitsvorsorge oder auch der Steigerung des persönlichen Wohlbefindens in einer der
7.304 Anlagen in Deutschland (davon 1.151 Anlagen kleiner 200 m²) trainieren.
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 16
Quelle: DSSV e.V, Eckdaten der Deutschen Fitnesswirtschaft 2012 (Auszug)
Gesamtmarkt-Entwicklung
Die Unterschiede in der Organisations- und Altersstruktur außer Acht lassend, stellt Fitness
somit die teilnehmerstärkste Sportart in Deutschland dar, gefolgt von Fußball und Turnen. Der
in seiner Organisation am ehesten mit Fitness vergleichbare Golfsport kommt in Deutschland
gerade einmal auf 610.000 Aktive. Der Fitness-Sport erreichte somit in 2011 die meisten
Sportler und realisierte mit 2,5 % im vergangenen Jahr das zweitstärkste Wachstum (Mit-
glieder in Anlagen größer 200 m²). Der Outdoorsport-orientierte Deutsche Alpenverein ist im
Jahr 2011 mit 5,2 % am stärksten gewachsen.
Anlagenentwicklung
Mitgliederentwicklung
SEITE 17DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: DSSV e.V, Eckdaten der Deutschen Fitnesswirtschaft 2012 (Auszug)
Die Zahl der Anlagen mit einer Fläche von mehr als 200 m² ist im Jahr 2011 auf 6.153
angestiegen. Die Gesamtmitgliederzahl in diesen Anlagen ist auch im vergangenen Jahr
weiter angestiegen und erreicht eine Gesamtzahl von 7,22 Millionen. Dieses Wachstum wur-
de wie in den Vorjahren insbesondere durch Discountanbieter getrieben, wobei an die Seite
von McFit (1 Million Mitglieder zum 31.12.2011) weitere Anbieter wie Clever fit (110.000),
EASYFITNESS (75.000) oder easy-Sports (54.000) getreten sind, die den Fitnessmarkt mit
kostengünstigen Angeboten ebenfalls weiter durchdringen.
Anlagenentwicklung nach Betriebsstruktur
Mitgliederentwicklung nach Betriebsstruktur
Die Einzelbetreiber und unabhängigen Anlagen stellen mit 4.599 Einrichtungen nach wie vor
den wesentlichen Anteil von 74,7 % der gesamten Anzahl der Betriebe mit einer Fläche von
mehr als 200 m². Doch sowohl im Bereich der Anlagen als auch insbesondere bei den Mit-
gliedern sind es die Kettenbetreiber, die ihre Marktposition kontinuierlich ausbauen können
und Ende 2011 über 3,03 Millionen Mitglieder verfügen.
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 18
Quelle: DSSV e.V, Eckdaten der Deutschen Fitnesswirtschaft 2012 (Auszug)
Anlagen nach Betriebsstruktur
Mitglieder nach Betriebsstruktur
Gesamtmarkt-Entwicklung
Vergleicht man die Marktanteile der Kettenbetriebe differenziert nach Anlagen und nach Mit-
gliedern miteinander, wird eine Abweichung der Werte deutlich. Während Kettenbetriebe, die
als ein Verbund von mindestens drei Anlagen und mehr als 5.000 Mitgliedern definiert sind,
nur über 19,1 % der Anlagen verfügen, vereinen sie einen Anteil von 41,9 % der Mitglieder
auf sich. Dies ist auf die deutlich höheren Mitgliederzahlen pro Anlage zurückzuführen, die im
Extremfall McFit bei mehr als 7.000 Mitgliedern liegen. Im Schnitt kommen Kettenbetriebe so
auf 2.571 Mitglieder pro Anlage und Einzelbetriebe auf lediglich 789 Mitglieder pro Anlage.
SEITE 19DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: DSSV e.V, Eckdaten der Deutschen Fitnesswirtschaft 2012 (Auszug)
Übersicht Gesamtmarkt
Preisstruktur
Bei der Verteilung der durchschnittlichen Mitgliedsbeiträge für eine 12-monatige Mitglied-
schaft auf die Anlagen wird deutlich, dass die Anlagen der Discounter mit Preisen von bis
zu 29,99 Euro bereits einen Anteil von in Summe 15,9 % ausmachen. Der durchschnittliche
Beitrag über alle Anlagen liegt bei 46,20 Euro, während die Kettenbetreiber bedingt durch
den Anteil der Discounter im Schnitt lediglich 41,60 Euro berechnen.
Der Gesamtumsatz der Fitnessbranche, exklusive der Anlagen kleiner 200 m², beträgt im
Jahr 2011 ca. 3,8 Milliarden Euro netto. Der Anteil der Ketten am Umsatz liegt bei 36,5 %.
Die Einzelanlagen erwirtschaften mit 56,5 % nach wie vor den größten Teil des gesamten
Marktvolumens.
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 20
Quelle: DSSV e.V, Eckdaten der Deutschen Fitnesswirtschaft 2012 (Auszug)
Gesamtmarkt-EntwicklungEntwicklung wichtiger Branchenkennzahlen (im Vergleich zum Vorjahr)
Vergleicht man die wesentlichen Marktkennzahlen des Jahres 2011 mit dem Vorjahr wird
das positive Marktwachstum deutlich. Sowohl die Mitgliederzahl der Anlagen größer 200
m² konnte um 2,5 % gesteigert werden, als auch deren Nettoumsatz, welcher sich aus Mit-
gliedsbeiträgen sowie Zusatzeinnahmen ergibt. Dementsprechend hat sich auch der Umsatz
je Anlage um 2,9 % und je Mitglied um 2,0 % erhöht.
SEITE 21DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: DSSV e.V, Eckdaten der Deutschen Fitnesswirtschaft 2012 (Auszug)
Anlagen- und Mitgliederstruktur Gesamtmarkt (inkl. Anlagen <200 m2)
Wie auch bei der Erhebung 2010 wurden dieses Jahr zum zweiten Mal Anlagen mit einer
Größe kleiner als 200 m² mit einbezogen und untersucht. In diesen Anlagen waren zum
Jahresende ca. 340.000 Menschen sportlich aktiv, sodass sich die Gesamtzahl der Aktiven
in kommerziellen Fitness- und Gesundheits-Anlagen auf 7,57 Millionen addiert.
Die Anzahl der Anlagen unter 200 m² liegt entsprechend der Untersuchungen bei 1.151 und
erhöht die Gesamtzahl der Anlagen in Deutschland auf 7.304. Wesentlichen Anteil daran
haben die in der Regel als Franchise organisierten Special-Interest-Anbieter wie Mrs.Sporty
(424 Anlagen), PowerPlate (120) oder Bodystreet (80). Diese konnten die Zahl ihrer Studios
in den vergangenen Jahren jeweils vervielfachen.
Der aggregierte Umsatz der „kleinen“ Anbieter summiert sich auf 186 Millionen Euro, wo-
durch der Gesamtumsatz der kommerziellen Fitnessanbieter im Jahr 2011 bei etwa 4 Milli-
arden Euro liegt.
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 22
Quelle: DSSV e.V, Eckdaten der Deutschen Fitnesswirtschaft 2012 (Auszug)
Gesamtmarkt-EntwicklungWirtschaftliche Situation
Die Mehrheit der Anlagenbesitzer ist mit ihrer aktuellen wirtschaftlichen Situation zum
31.12.2011 zufrieden. Bei Betrachtung der einzelnen Anlagenarten weichen die Ergebnisse
voneinander ab.
57,5 % der Kettenbetreiber schätzen ihre wirtschaftliche Situation als gut ein, wohingegen
es bei den Einzelbetreibern nur 38,6 % sind. 11,6 % der Einzelbetreiber schätzen ihre aktu-
elle wirtschaftliche Situation sogar als schlecht ein.
SEITE 23DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: DSSV e.V, Eckdaten der Deutschen Fitnesswirtschaft 2012 (Auszug)
Ausblick wirtschaftliche Situation
Bezüglich ihrer zukünftigen wirtschaftlichen Situation sind die Anlagenbetreiber mehrheitlich
optimistisch gestimmt. Mit 78,1 % der Kettenbetreiber, 78,6 % der Filialbetreiber und 69,2
% der Einzelbetreiber geht der Großteil der Anlagenbetreiber davon aus, dass sich ihre wirt-
schaftliche Situation verbessern wird. Insgesamt glauben lediglich 1,4 % der Einzelbetreiber,
dass sich ihre Situation verschlechtern wird.
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 24
Quelle: DIFG e.V. 2012
Medical Fitness Report 2012;
DIFG e.V. (Auszug)
Inhaltsverzeichnis
Definition von Medical Fitness
Bestimmungsfaktoren einer Medical Fitness Einrichtung
Kundenstruktur
Investitionen im Jahr 2012 für den Bereich Medical Fitness
Zusammenarbeit mit Krankenkassen
Besondere Qualifikationen/Ausbildungen der Mitarbeiter
Bild: Ergofit
Bestimmungsfaktoren einer Medical Fitness Einrichtung1. Ausbildung der betreuenden Mitarbeiter
Als sportlicher Leiter ist mindestens ein (Diplom-)Sportlehrer/-wissenschaftler, Physiothera-
peut/Krankengymnast tätig.
Alle Trainer besitzen spezifische Lizenzen - mindestens auf A-Lizenz-Niveau - in Präventi-
on und/oder Rehabilitation von anerkannten Bildungsträgern, wie DFAV, dflv; Hochschulen
aus der Fitness-/Gesundheitsbranche; Behindertensportverbände, Landessportbünde,
Ärzteverbände.
Definition von Medical FitnessMedical Fitness bezeichnet individuell abgestimmte Bewegungsangebote in der Kombinati-
on mit präventiven und therapeutischen Maßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung
der körperlichen Fitness und Gesundheit.
Relevant ist Medical Fitness in allen Bereichen der medizinischen Versorgung, angefangen
bei der Primär- und Sekundärprävention sowie Therapie bis hin zur Rehabilitation.
Längst gehört gesundheitsorientierte Fitness in der medizinischen Versorgung zum Reper-
toire der Ärzte und Therapeuten. Doch auch auf die Fitnessbranche hat der Bereich Medical
Fitness bedeutenden Einfluss. Viele Fitnessstudios bieten gesundheitsorientiertes Fitness-
training an oder sind sogar gänzlich auf diesen Schwerpunkt hin spezialisiert und ausge-
richtet.
SEITE 25DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: DIFG e.V. 2012
Medical Fitness Report 2012;
DIFG e.V. (Auszug)
2. Häufigkeit der Betreuung
Die Kunden/Mitglieder werden mindestens einmal pro Woche bzw. häufiger als vier Mal im
Monat bei ihrem Besuch einzeln oder in der Gruppe betreut, unter besonderer Berücksich-
tigung der Punkte 7 und 8.
3. Eingangscheck und ReChecks (Fitness-/Gesundheitsprüfungen)
Es gibt einen Eingangscheck (BMI, Bluthochdruck, Ausdauertest, Krafttest, Koordination, Be-
weglichkeit) und regelmäßige ReChecks.
4. Fortbildung der Mitarbeiter
Alle Mitarbeiter sind dem „life long learning“ mit regelmäßiger Fortbildung verpflichtet; ak-
tuelle Fortbildungsnachweise sind max. 2 Jahre alt. Eine jährliche Fortbildung in Erste-Hilfe
ist dokumentiert.
5. Spezifisches Gesundheitsangebot
Das persönliche Training oder das Kursangebot bzgl. Prävention und/oder Rehabilitation er-
folgen mit erkennbarer gesundheitssportlicher Orientierung, also individuell indiziert, dosiert
und kontrolliert.
6. Ausstattung
Die Grundausstattung entspricht den Prüfungs-Anforderungen des TÜV –Prae-Fit-Siegels.
Insbesondere stehen in ausreichendem Maße Ergometer mit Pulskontrolle; Blutdruckmess-
geräte; Fitnessgeräte nach DIN-Norm und Erste-Hilfe Vorrichtungen zur Verfügung.
7. Zusammenarbeit mit Arzt
Es besteht eine reale, konkrete Zusammenarbeit mit einem Arzt (Kooperation mit niederge-
lassenem Arzt; Beschäftigung eines Arztes im Studio o. ä.) und es gibt ggf. weitere informelle
Kontakte mit Ärzten.
8. Zusammenarbeit mit Physiotherapie
Es besteht eine reale, konkrete Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten (Kooperation
mit Physiotherapie-Praxis; Beschäftigung eines Physiotherapeuten im Studio o. ä.) und es
gibt ggf. weitere informelle Kontakte mit Physiotherapeuten.
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 26
Quelle: DIFG e.V. 2012
Kundenziele im Bereich der Prävention100% 97%
97% 92% 90% 87% 85% 2%
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80%
90%
100%
Allgemeine Muskelkrä:igung
Herz‐/Kreislau:raining
Spezielle Muskelkrä:igung
Abnehmen/GewichtsredukJon
Stressabbau/Psychohygiene
Ernährungsberatung
Stoffwechseltraining
SonsJge
Kundenziele im Bereich der Prävention
100 % 97 % 97 % 92 % 90 % 87 % 85 % 2 %
Kundenstruktur71 % der befragten Personen machten Angaben zur aktuellen Kundenzahl. Danach betreut
im Schnitt jedes Unternehmen 740 Kunden (Vorjahr 730). In der Feinanalyse zeigt sich
erwartungsgemäß eine Korrelation zwischen der Größe des Unternehmens und der Kun-
denzahl.
Das Durchschnittsalter liegt bei 45,9 Jahren (45,7) und liegt damit rund fünf Jahre über
dem Altersdurchschnitt herkömmlicher Fitnessanlagen. Mit 56 % sind die Damen etwas
stärker vertreten als die männlichen Kunden (44 %). Die Problemstellungen bzw. Ziele ih-
rer Kunden werden von den Befragten wie folgt gesehen: Den vorliegenden Angaben nach
steht im präventiven Bereich vor allem die Kräftigung der Muskulatur im Vordergrund. Sehr
gefragt sind darüber hinaus Herz-/Kreislauftraining und Abnehm-/Ernährungsberatung bzw.
entsprechende Konzepte. Stark im Kommen sind ganz offensichtlich die Themen Stressab-
bau und Psychohygiene z.B. zur Prophylaxe von Burnout-Symptomen.
SEITE 27DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: DIFG e.V. 2012
Kundenziele im Bereich der Rehabilitation99% 40% 33%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Orthopädische Reha Internis=sche Reha Psychische/neurol. Reha
Kundenziele im Bereich der Rehabilitation 99 % 40 % 33 %
46,1% 43,1% 27,7% 24,6% 18,5% 16,9% 13,9%
9,2% 1,5% 3,1%
0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
Spezif.
Qualifizieru
ng d
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Mass
ageangebot
SonsI
ge
Investitionsbereiche 46,1 % 43,1 % 27,7 % 24,6 % 18,5 % 16,9 % 13,9 % 9,2 % 1,5 % 3,1 %
Investitionen im Jahr 2012 für den Bereich Medical Fitness
Knapp zwei Drittel (65 %) der befragten Personen machten Angaben hinsichtlich der für das
Jahr 2012 vorgesehenen Investitionen im Bereich Medical Fitness.
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 28
Quelle: DIFG e.V. 2012
67,1% 63,2% 21,1% 15,8% 7,9% 6,6% 5,3% 2,6% 2,6% 6,6%
0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
60,0%
70,0%
Präven4onskurse
Reha‐Sport
Rückenschule
Physiotherapie
Ernährungsb
eratu
ng
Betriebl.
Gesu
ndheitsm
ana
gement
Gesu
ndheitskurse
Lymphdrainage
Massage
Sons4
ge
Zusammenarbeit mit Krankenkassen
67,1 % 63,2 % 21,1 % 15,8 % 7,9 % 6,6 % 5,3 % 2,6 % 2,6 % 6,6 %
Zusammenarbeit mit Krankenkassen76 % (Vorjahr 91 %) der befragten Unternehmen gaben an, mit Krankenkassen zusam-
menzuarbeiten. Die Kooperationsformen sind dabei vielfältig. Im Einzelnen wurden die nach-
folgenden Bereiche genannt:
SEITE 29DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: DIFG e.V. 2012
81% 79% 77% 75%
67% 60% 52%
43% 29% 16% 15% 7% 6% 30%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
Fitnesstrainer (A‐Lizenz)
Fitnesstrainer (B‐Lizenz)
Physiotherapeut/Krankengym
nast
Ernährungsberater
Staatl. gepr. Sport‐/GymnasNklehrer
Masseur
Diplom
Sportlehrer/‐wissenschaSler
Fitnessfachw
irt
HeilprakNker
Ergotherapeut
Arzt/Sportmediziner u.a.
Master/Magister SportwissenschaS
Bachelor SportwissenschaS
SonsNge
Mitarbeiterqualifikationen
81 % 79 % 77 % 75 % 67 % 60 % 52 % 43 % 29 % 16 % 15 % 7 % 6 % 30 %
Weitere sechs Unternehmen (6 %) planen eine zukünftige Zusammenarbeit mit mindestens
einer Krankenkasse. Die Zusammenarbeit ist bei allen sechs auf den Bereich Präventions-
kurse vorgesehen. Daneben ist bei je zwei Anlagen die Aufnahme von Reha-Maßnahmen
bzw. Herz-Kreislauf-Programmen beabsichtigt.
Immerhin 18 % und damit annähernd jede fünfte Medical-Fitness-Anlage beabsichtigt der-
zeit keine Zusammenarbeit mit einer Krankenkasse.
Besondere Qualifikationen/Ausbildungen der MitarbeiterHinsichtlich ihrer besonderen Qualifikationen bzw. Ausbildungen wurden von den Befragten
insgesamt 637 Angaben (Vorjahr 571) gemacht.
In immerhin 77 % der Anlagen steht den Kunden mindestens ein ausgebildeter Physiothera-
peut zur Verfügung. Ähnlich sieht es im Bereich der Ernährungsberatung aus. Hier ist in 75
% aller Medical Anlagen entsprechend ausgebildetes Fachpersonal eingesetzt.
Die besondere Qualifizierung der in diesem Bereich tätigen Personen zeigt sich aber vor
allem an der hohen Anzahl verfügbarer Sportlehrer, Sportwissenschaftler, Heilpraktiker und
Mediziner.
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 30
Quelle: Prof. Dr. Theodor Stemper, Fitness- und Gesundheitstests
Fitness- und Gesundheitstests im
Fitness-Studio – zwischen Anspruch
und Realisierbarkeit
(Prof. Dr. Theodor Stemper)
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Klassische Fitnesstests
Stammdaten und Anamnese
Wie kann sich das Trainerpersonal im Fitness-Studio hier positionieren?
Anthropometrie und Physiologische Messungen
Motorische Funktions- und Leistungstests
Fazit
EinleitungZumindest in den qualitativ hochwertigen Fitness-Studios ist es mittlerweile eine Selbstver-
ständlichkeit, dass vor der Erstellung eines Trainingsplans der aktuelle Funktions- und Leis-
tungsstand der betreuten Person durch die Fitness-Trainerinnen und -Trainer sachgerecht
ermittelt wird. Für die Anerkennung als zertifiziertes Studio (TÜV-Prae-Fit-Siegel) ist das sogar
eines der unabdingbar zu erfüllenden Kriterien. Allerdings ist in den letzten Jahren durch
die erkennbare Entwicklung vom klassischen Fitness-Studio mit leistungssportlicher Aus-
richtung hin zum Studio mit gesundheitsorientiertem Schwerpunkt eine Grauzone zwischen
Fitness und Medizin entstanden, die auch den Bereich der Diagnostik betrifft. Einerseits sind
unter dem Label „Medical Fitness“ klassische Fitnessanlagen weiterentwickelt worden, an-
dererseits engagieren sich immer stärker medizinisch und physiotherapeutisch ausgerichtete
Berufsgruppen im Fitnessbereich. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Ansprache und
die Programmgestaltung für neue, gesundheitsorientierte Zielgruppen im Bereich Prävention
und Therapie, sondern auch auf die Auswahl und den Einsatz diagnostischer Verfahren. So
werden mittlerweile neben den klassischen Fitnesstests zunehmend Verfahren eingesetzt,
die traditionell eher dem Bereich der Physiotherapie, der Orthopädie, der inneren Medizin und
der Sportmedizin vorbehalten waren. Daher stellt sich die Frage, welche Form der Analyse
und Diagnostik im Fitness-Studio sinnvoll ist, welche von welcher Berufsgruppe zu leisten
SEITE 31DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: Prof. Dr. Theodor Stemper, Fitness- und Gesundheitstests
Stammdaten
Anamnese
Anthropometrie, Biometrische Daten (Inspektion, orthopädische Untersuchung)
Physiologische Messungen, körperliche Untersuchung
Untersuchung der motorischen Funktions- und Leistungsfähigkeit
Ausdauertests (Herz-Kreislauf-Tests)
Beweglichkeitstests
Kraft- und Insuffizienztests
Koordinationstests
(bedingt: Schnelligkeitstests)
und zu verantworten ist – und welche Verfahren eher ausgelagert werden sollten oder medi-
zinischen Fachkräften vorzubehalten sind.
Klassische FitnesstestsTraditionell gibt es für die Diagnose im Fitnessstudio wissenschaftlich etablierte Methoden
bzw. Verfahren. Ziel der Anwendung dieser diagnostischen Verfahren ist immer zunächst die
Erfassung des jeweiligen Status Quo des Probanden, Kunden, Trainierenden (Ist-Zustand).
Hierbei wird einerseits der Rohwert als Testergebnis festgehalten, andererseits werden dazu
in der Regel als Vergleichsmaßstab für den getesteten Kunden alters- und geschlechtsbezo-
gene Normwerte herangezogen (interindividueller Vergleich, d. h.: „Wie gut ist das Ergebnis
im Vergleich zu Normwerten?“). Bei einem Wiederholungstest (Re-Check) wird eine Verbes-
serung erwartet, die sich aus dem Training, also der praktischen Konsequenz aus der Sta-
tusdiagnose ergibt. Beim Re-Check können zum einen wiederum Normwerte als Vergleich
herangezogen werden, zum anderen aber auch - im Sinne einer Verlaufs-Diagnose – die
Werte des ersten Checks als Vergleichswert (intraindividueller Vergleich, d. h.: „War der
Rohwert aus Test B besser als der aus Test A?“). Hierdurch können Aussagen über die Leis-
tungsentwicklung, über Trainingsprozesse und über die Effektivität von Trainingsmaßnahmen
abgeleitet werden.
Die in der Studio-Praxis gelegentlich immer auch noch vorzufindenden Verfahren unklarer
Genese („selbstgestrickte Tests“) müssen an dieser Stelle zwar erwähnt, aber nicht weiter
thematisiert werden, da sie den Ansprüchen qualitätsorientierter Studios nicht standhalten
können. Die üblicherweise eingesetzten Tests beziehen sich vor allem auf die folgenden
Bereiche (s. Tabelle 1):
Tabelle 1: Bereiche der Funktions- und Leistungsdiagnostik im Fitness-Studio
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 32
Quelle: Prof. Dr. Theodor Stemper, Fitness- und Gesundheitstests
Zentral sind dabei die (sport-)motorischen Leistungstests, die sich als wissenschaftliche
Routineverfahren definieren lassen. Sie sollten möglichst unter Beachtung der Gütekriteri-
en (Objektivität, Validität, Reliabilität und weiteren Nebengütekriterien) erstellt worden sein
und können dann unter klar definierten Standardbedingungen zur Untersuchung eines the-
oretisch definierbaren, empirisch abgrenzbaren motorischen Persönlichkeitsmerkmals ein-
gesetzt werden, das anhand des Testergebnisses möglichst genau quantitativ dargestellt
werden kann. Solche Tests beziehen sich momentan noch immer vor allem auf die Ausdauer,
Kraft und Beweglichkeit – in zunehmendem Maße aber auch auf die Koordination (vgl. u. a.
Bös, 2001).
Stammdaten und AnamneseWie aus der Tabelle 1 zu ersehen ist, ähnelt der Ablauf eines kompletten Fitness-Checks
im Fitness-Studio zumindest in Grundzügen den Empfehlungen, die auch im Bereich der
Orthopädie, Allgemeinmedizin oder Sportmedizin vorliegen (vgl. z. B. Dickhuth et al., 2007).
Gerade deswegen kommt es u. U. zu Problemen, da die Grenzen zwischen diesen Bereichen
mittlerweile fließend sind.
Unproblematisch ist lediglich sicher nur die Erfassung der Stammdaten, also Name, Vorna-
me, Alter, Geschlecht usw. Doch spätestens bei der dann folgenden Anamnese ist oft nicht
mehr ganz klar, was im Fitness-Studio von Fitness-Trainern zu erfragen ist – vor allem mit
welchem Ziel und welcher Berechtigung, nicht zuletzt hinsichtlich des Datenschutzes. Um-
fangreiche Fragebögen, die vor Beginn der später folgenden Funktions- und Leistungstests
und des Trainings eingesetzt werden, und die neben den berechtigten Fragen nach Sport-
Anamnese/Trainings-Vorerfahrungen und den Trainingszielen/-wünschen auch ggf. alle er-
denklichen Vorerkrankungen, Lebensgewohnheiten und Medikamenteneinnahmen abfragen,
sind so sicherlich zu kritisieren, da sie in die Domäne des (Sport-)Mediziners gehören.
Allerdings ist es dazu wiederum erforderlich, dass der Arzt / die Ärztin sich auch mit den
Bedingungen des Trainings auskennt, was bestenfalls etwa durch die Zusatzqualifikation
‚Sportmedizin‘ oder die Weiterbildung ‚Arzt im Fitness-Studio‘ gewährleistet ist. Diese Be-
zeichnungen / Qualifikationen besitzen aber nur wenige Prozent der ärztlich Tätigen, so dass
im weiten ärztlichen Betätigungs-Feld durchaus noch „Optimierungspotenzial“ konstatiert
werden kann, was u. a. die Häufung von zum Teil unbegründeten Attesten gegen Fitnesstrai-
ning belegt.
Wie kann sich das Trainerpersonal im Fitness-Studio hier positionieren?Im Fitness-Studio geht es letztlich darum, Menschen adäquat zu belasten und kein Risiko zu
übersehen. Dazu sollte in der Regel die Nachfrage ausreichen, ob aus ärztlicher Sicht Be-
denken gegen Aufnahme eines Trainings bestehen oder ob Einschränkungen dafür genannt
werden. Aus praktischer Sicht ist hier eine Risikoabfrage per Fragebogen in Anlehnung an
SEITE 33DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: Prof. Dr. Theodor Stemper, Fitness- und Gesundheitstests
den PAR-Q-Bogen (Physical Activity Readiness Questionnaire) sinnvoll, ausreichend
und bereits auch vielfach etabliert (vgl. Tabelle 2). Diese Abfrage ist so konzipiert, dass
ein einziges `ja´ der Antwortfelder 2 bis 6, 8, 10 und 12 im Fragebogen den Trainer
in der Regel dazu bewegen sollte, den Kunden vor den Kraft- und Ausdauertests erst
zum Arzt zu schicken. Bei den Fragen 1, 7, 9 und 11 sollten weitere Fragen gestellt
werden und ggf. auch vorsorglich ein Arzt konsultiert werden.
Anamnesebogen vor Aufnahme eines Fitnesstraining (in Anlehnung an PAR-Q)
Müssen sie eine der folgenden Fragen mit „ja“ beantworten, so sollten Sie vor Aufnahme eines Trainings mit einem Arzt
und/oder einer Bewegungsfachkraft Rücksprache nehmen.
Tabelle 2: Gesundheitsfragen vor der Durchführung von Belastungstests oder Fitnesstraining (in Anlehnung an: PAR-Q, Canadian Society for Exercise Physiology, 2002; eine deutsche Version von Marti et al. findet sich hier: Schweizerische
Zeitschrift „Sportmedizin und Sporttraumatologie“ 46 (2), 83-85, 1998)
ja nein1. Sind Sie über 35 Jahre alt und haben Sie seit mehr als sechs Monaten keinen Sport mehr betrieben? (ggf. Check ab 35 beim Arzt durchführen lassen!)
2. Leiden Sie an akuten Gelenk- oder Muskelbeschwerden oder -erkrankungen?
3. Liegt bei Ihnen eine Atemwegserkrankung vor (Rachen, Nase, Nebenhöhlen), ha-ben Sie Asthma Bronchiale oder sind Sie bei Belastungen öfter kurzatmig. Rauchen Sie stark (>15 Zigaretten / Tag)?
4. Sind bei Ihnen oder Ihren Eltern bereits Herz-Kreislauferkrankungen aufgetreten (Herzinfarkt, Angina pectoris, Rhythmusstörungen)?
5. Haben Sie erhöhten Blutdruck, der regelmäßig über 160 / 90 mmHg liegt?
6. Liegt Ihr Ruhepuls (gemessen am frühen Morgen vor dem Aufstehen oder nach 15 Minuten Ruhe) regelmäßig über 100 Herzschläge pro Minute?
7. Liegt bei Ihnen eine Schilddrüsenerkrankung (z. B. Überfunktion) vor?
8. Fühlen Sie sich bei Belastungen häufiger unwohl, z.B. Schwindel, Kopfschmerzen, Schmerzen in der Brust, Kurzatmigkeit?
9. Fühlen Sie sich in letzter Zeit oft abgespannt, gereizt oder gehetzt?
10. Nehmen Sie regelmäßig Medikamente, vor allem Herz-Kreislauf-Medikamente (Betablocker)?
11. Für Frauen: Liegt bei Ihnen eine Schwangerschaft vor?
12. Ist Ihnen, aufgrund persönlicher Erfahrung oder ärztlichen Rats, ein weiterer Grund bekannt, der Sie davon abhalten könnte, ohne medizinische Kontrolle Sport zu betreiben?
ja nein
ja nein
ja nein
ja nein
ja nein
ja nein
ja nein
ja nein
ja nein
ja nein
ja nein
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 34
Quelle: Prof. Dr. Theodor Stemper, Fitness- und Gesundheitstests
Nur der Arzt kann und muss letztlich über mögliche Kontraindikationen gegen das Training
entscheiden. Wenn dennoch informell von den Trainern ergänzend dazu exogene Risikofak-
toren, wie Fehlernährung, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel, Stress, Umweltbelastungen
und soziales Umfeld abgefragt werden, dann nur im Sinne der optimalen Passung des Trai-
ningsprogramms an die Lebensbedingungen des Kunden oder für das Studio-Management
– nicht aber zur Diagnostik, geschweige denn hinsichtlich therapeutischer Empfehlungen.
Immer gilt aber bei allem, dass das Studio vorher überlegen muss, ob es mit der Auswer-
tung der gestellten Fragen auch etwas anfangen kann und es nicht die Frage um der Frage
willen stellt.
Anthropometrie und Physiologische MessungenAn die Anamnese schließen sich dann i. d. R. die Messungen und Tests an, wie z. B. Be-
stimmung des Körpergewichts, der Körperumfänge und physiologischer Parameter, bevor
motorische Tests (Flexibilitätstest, Krafttests, Haltungsauffälligkeiten, Koordinationstest,
Ausdauertests) die Fitnessdiagnostik abschließen.
SEITE 35DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: Prof. Dr. Theodor Stemper, Fitness- und Gesundheitstests
Klassisch sind nach wie vor die Bestimmung von Körperhöhe und –gewicht mit geeichten
Geräten, sowie die Errechnung und Bewertung des BMI. Außerdem dienen Körperumfang-
messungen dazu zu zeigen, ob deutliche morphologische Veränderungen durch Training
(Zu- oder Abnahme) erzielt wurden. Umfangsmessungen werden im Übrigen nicht nur im
Bodystyling/-building, sondern auch bei Unter- und Übergewichtigen eingesetzt, um den
(lokalen) Effekt belegen zu können.
Aus gesundheitlicher Sicht lassen sich zudem aus der Relation von Körpermaßen wertvolle
Rückschlüsse über eventuelle Gefährdungen erzielen. Zum Beispiel gelten Werte von > 1,0
(Männer) bzw. 0,85 (Frauen) in der Waist-to-Hip-Ratio (Taillen- zu Hüftumfang) als Indikator
für abdominelle Adipositas; neuere Risiko-Werte zur Waist-to-Height-Ratio von > 0,5 setzen
sich dagegen erst allmählich durch. Diese Messungen sind, wie auch die wichtige Bestim-
mung von Maßen der Körperzusammensetzung durch z. B. Caliperimetrie und Bio-Impe-
danzmessung, sicher im ureigensten Bereich von ausgebildeten Fitnesstrainern anzusiedeln
- sofern diese mit den Verfahren und deren Auswertung ausreichend vertraut sind. Koope-
rationen mit Medizinern wie auch Oeco-Trophologen sind hier aus Sicht der gesundheitlich
umfassenden Beratung und Betreuung der Fitness-Kunden natürlich wünschenswert.
Die einzigen für Fitnesstrainer relativ unproblematischen und durchaus sinnvollen und zuläs-
sigen physiologischen Tests sind die Bestimmung von Blutdruck und Herzfrequenz in Ruhe
und bei Belastung, auch diese aber nur im Sinne des Ausschlusses bisher unbekannter
oder verkannter erheblicher Abweichungen vom Normbereich und ggf. der darauf folgenden
Empfehlung zur ärztlichen Abklärung – nicht jedoch für diagnostische oder gar therapeuti-
sche Empfehlungen!
Grauzonen ergeben sich zunehmend, wenn apparative Verfahren im Fitness-Studio zur Be-
stimmung weiterer Parameter, wie (Herz-)Stress o. ä., Einzug finden, die zwar kein EKG
durchführen, aber im Vorfeld bei Risikogruppen klären sollen, ob ein EKG ratsam wäre. Glei-
ches gilt für Tests über Stoffwechselsituation, Blutparameter oder sogar genetische Dis-
position. In der Hand Unerfahrener ist damit trotz, oder z. T. auch gerade wegen der auto-
matisierten Auswertungen ggf. ein nicht unerheblicher Schaden durch Fehldiagnose oder
falsche Analyse anzurichten – ganz zu schweigen vom potentiellen Image-Schaden für die
gesundheitsorientierte Fitnessbranche. Wenn also Messungen, z. B. mit dem Cardio Scan,
erfolgen, dann nur mit klarer Fragstellung (Indikation) und durch geschultes, möglichst auch
akademisch ausgebildetes Fachpersonal, aber keinesfalls durch Laien oder Fachtrainer un-
terer Ausbildungsstufen.
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 36
Quelle: Prof. Dr. Theodor Stemper, Fitness- und Gesundheitstests
Motorische Funktions- und LeistungstestsDie Quintessenz der bisherigen Ausführungen gilt auch für die Bewertung der Durchführung
und Realisierbarkeit von Funktions- und Leistungstests:
1. Tests um des Testens willen sind unsinnig. – Daher muss der Test einer sinnvollen Fragestellung entspringen.
2. Alle Tests erfordern adäquat qualifiziertes Personal. – Daher ist in jedem einzelnen Fall die Trainer-Kompetenz zu prüfen.
Die Altersstruktur der Bevölkerung zeigt zudem eine Entwicklung mit immer mehr Menschen,
die ein hohes Lebensalter erreichen und damit potentiell von degenerativen Erkrankungen
bedroht sind. Aus diesem Grund muss bei allen Tests mit dieser Zielgruppe besondere Sorg-
falt gezeigt werden, so z. B. beim Ausdauerleistungstest als wichtigster Funktions- und Leis-
tungsprüfung des Herz-Kreislauf-Systems, wie etwa mit dem klassischen PWC-Test. Ent-
sprechende Regeln sind dazu allerdings in der Fachliteratur ausführlich dokumentiert – und
in den qualitativ hochwertigen, zielgruppenspezifischen Trainer- (z. B. bei DFAV und dflv) und
Sportlehrer-Ausbildungen auch verankert.
SEITE 37DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: Prof. Dr. Theodor Stemper, Fitness- und Gesundheitstests
Problematisch ist inzwischen im Bereich der Funktions- und Leistungstests die Fülle tech-
nischer und konzeptioneller Neuentwicklungen. Vor allem die blutigen Testverfahren, wie
Stoffwechselanalysen (Blutzucker, Laktat, Fettstoffwechsel u. a.), halten immer mehr Ein-
zug in gesundheitsorientierte Fitness-Studios. Es versteht sich von selbst, dass hier nur
qualifiziertes medizinisches oder medizin-technisches Personal mit der Durchführung und
Auswertung betraut werden darf. Erfreulich ist daher die Tatsache, dass nach dem neuesten
Medical Fitness Report (2012) bereits 72 % der entsprechend ausgerichteten Fitness-Stu-
dios mit Ärzten kooperieren und zum Teil sogar einen Arzt (teilweise) im Studio beschäftigen.
Dagegen ist die Durchführung von neu entwickelten unblutigen Tests bzw. Messverfahren,
wie z. B. Atemgasanalysen, auch ohne (Sport-)Mediziner möglich.
Ebenfalls anspruchsvoll sind die apparativen Neuentwicklungen im Bereich Kraft, Koordina-
tion oder für orthopädische Fragestellungen. So berechtigt die damit zumeist einhergehende
Optimierung der Messwertaufnahme ist, so problematisch ist der ungeschulte Umgang mit
diesen Testmodulen. Hier ist dann allerdings in der Regel weniger der Arzt, als vielmehr
der hochwertig ausgebildete Sportlehrer/-therapeut für die sachgerechte Durchführung und
Auswertung erforderlich. Erfreulich auch hier wiederum, dass gesundheitlich ausgerichtete
‚Medical-Fitness-Studios‘ angeben, dass bei ihnen zu 98 % hochwertig ausgebildete Mit-
arbeiter (mindestens Fitnesstrainer A-Lizenz) tätig sind und dass bei 86 % der Anlagen eine
Kooperation mit Physiotherapeuten existiert.
FazitEine sachgerechte, qualitativ hochwertige Fitnessdiagnostik ist für gesundheitsorientierte
Fitness-Anlagen (‚Medical Fitness Studios‘) unerlässlich. Die Qualität der Diagnostik ist
abhängig von der wissenschaftlichen Güte des Verfahrens, der hochwertigen apparativen
Ausstattung aber nicht zuletzt der passgenauen Sachkompetenz des Personals. In jedem
Fall ist immer der Sinn des eingesetzten Tests ebenso wie die adäquate Qualifizierung des
Personals sicher zu stellen. Kooperationen von Fitness-Berufen mit medizinischem, oeco-
trophologischem sowie physiotherapeutischem Personal sind in vielen Fällen notwendig,
sinnvoll und wünschenswert.
LiteraturBös, K. (Hrsg.) (2001). Handbuch Motorische Tests. Göttingen: Hogrefe. Dickhuth, H.-H., Mayer, F., Röcker, K. & Berg, A. (Hrsg.) (2007). Sportmedizin für Ärzte. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag. Hollmann, W. & Hettinger, Th. (2000). Sportmedizin. Stuttgart, New York: Schattauer.
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 38
Quelle: PD Dr. med. Fernando Dimeo, Positionspapier Fitnessstudio und Krebs 2012
Training im Fitnessstudio
für Krebspatienten
(PD Dr. med. Fernando Dimeo)
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Krebsprävention durch körperliche Aktivität
Auswirkungen körperlicher Aktivität auf die Leistungsfähigkeit von Tumorpatienten
Indikationen und Kontraindikationen eines Trainingsprogramms
Vorsichtmaßnahmen
Praktische Hinweise für die Durchführung eines Trainingsprogramms
Praktische Schlussfolgerungen
EinführungDie Rolle von körperlicher Aktivität als begleitende und unterstützende Maßnahme für Tu-
morpatienten wurde eine sehr lange Zeit unterschätzt. Noch vor 10 Jahren galt für Patienten
mit neoplastischen Erkrankungen die Empfehlung, anstrengende Aktivitäten zu unterlassen
und sich körperlich zu schonen. Sportliche Aktivitäten wurden nur Patienten in kompletter
Remission (vollständiger Rückbildung) und mehrere Jahre nach Abschluss der Therapie
erlaubt. Seitdem haben mehrere wissenschaftliche Studien jedoch belegt, dass als Folge
von übermäßiger Schonung und körperlicher Ruhe ein Bewegungsmangel entsteht, so dass
es auf Dauer zu einer deutlichen Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit kommt. Die-
ses Phänomen trägt zu einer vermehrten Ausprägung der Leistungseinbuße bei, welche die
Krankheit und die Therapie bewirken.
In der Tat geht eine Tumorkrankheit mit mehreren funktionellen und strukturellen Verände-
rungen einher, die in einer eingeschränkten Belastbarkeit resultieren. Die Immunreaktion
auf die Tumorzellen führt zu einer Veränderung des Eisenstoffwechsels. Gleichzeitig kön-
nen eine Chemotherapie sowie die Bestrahlung von großen Körpervolumina im Rahmen
der Strahlentherapie dem Knochenmark schaden. All diese Faktoren können die Produktion
von Blutzellen einschränken, womit ein Blutmangel (Anämie) entsteht. Die Behandlung mit
Kortison ähnlichen Präparaten bewirkt einen Verlust an Muskelmasse und eine intrinsische
Schädigung der Muskulatur mit einer Abnahme der Anzahl von Mitochondrien und eine ge-
SEITE 39DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: PD Dr. med. Fernando Dimeo, Positionspapier Fitnessstudio und Krebs 2012
ringere Konzentration von Enzymen des Energiestoffwechsels. Lungenmetastasen, Pleura-
ergüsse und Vernarbungen der Lunge nach Bestrahlung oder Chemotherapie schränken die
Atemkapazität ein. Zuletzt bewirken mehrere Krebsmittel eine Schädigung des Herzens, so
dass die Pumpreserve reduziert ist.
All diese Faktoren führen zu einer geringeren Sauerstofflieferung zur Muskulatur, wodurch
die Tumorpatienten weniger belastbar werden. Gleichzeitig schränkt die Mehrheit der Pati-
enten mit neoplastischen Erkrankungen (also mit bösartigen Neubildungen) ihre Tätigkeiten
während und nach der Therapie ein.
Als Folge dieser Faktoren entsteht ein Zustand von Bewegungsmangel, der unweigerlich zu
einem weiteren Verlust an Muskelkraft führt. Für die Patienten werden deswegen körperliche
Belastungen zunehmend anstrengend. Es entsteht ein Teufelskreis von Bewegungsmangel,
Verlust an Kondition und rascher Erschöpfung. Um die Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Herz-
rasen oder Muskelschmerzen zu verringern, wird es den Patienten sehr häufig empfohlen,
intensive Belastungen zu vermeiden. Dieser Ratschlag ignoriert jedoch die Tatsache, dass
durch vermehrten Bewegungsmangel die Beschwerden mittel- und längerfristig zunehmen!
Regelmäßige körperliche Aktivität im Sinne eines Trainingsprogramms kann jedoch als kau-
sale Therapie benutzt werden, um die oben genannten Defizite größtenteils beziehungsweise
vollständig zu beheben. Diese Überlegung führte zu der Einführung von Sportprogrammen
für Tumorpatienten während und nach der Therapie. Sport wird als supportive (unterstützen-
de) Maßnahme jedoch noch zu selten, zu wenig, zu spät und nur bei ausgewählten Patienten
angewendet. Die Ergebnisse von mehreren wissenschaftlichen Studien sowie, nicht zuletzt,
die internationalen Erfolge von Athleten, wie dem mehrmaligen Sieger der Tour de France,
Lance Armstrong, und der Weltmeisterin über 100 m Hürden, Ludmila Engquist, die eine
Krebsbehandlung hinter sich hatten, bewirkten ein Umdenken über die Rolle von körperli-
cher Aktivität bei Tumorpatienten. Gleichzeitig hat die Entwicklung der diagnostischen und
therapeutischen Maßnahmen zu einer deutlichen Verbesserung der Prognose vieler neo-
plastischer Erkrankungen geführt. Diese Patienten waren möglicherweise bereits vor der
Krankheit sportlich aktiv oder möchten nach der Diagnose durch regelmäßige Übungen ihre
Lebensqualität und ihren Allgemeinzustand verbessern. Es ist deswegen besonders wichtig,
die emotionalen Hindernisse, wie Angst und Scham, durch Informationskampagnen abzu-
bauen und gleichzeitig Einrichtungen geeignet zu gestalten sowie die Betreuer zu qualifizie-
ren, um diesen Patienten den Zugang zum Sport zu ermöglichen.
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 40
Quelle: PD Dr. med. Fernando Dimeo, Positionspapier Fitnessstudio und Krebs 2012
Krebsprävention durch körperliche AktivitätZahlreiche epidemiologische Studien weisen auf eine Reduktion des Risikos von Dickdarm-
tumoren und Brustkrebs (besonders bei postmenopausalen Frauen) durch körperliche Akti-
vität hin. Aus diesem Grund empfehlen die Fachorganisationen Sport bei mittlerer Intensität
über ca. 2-3 Stunden pro Woche, um das Risiko von Dickdarm- und Brustkrebs zu senken.
Die Anzahl bzw. Qualität von Studien über die Effekte von Sport auf das Risiko anderer
Krebserkrankungen (Prostatakarzinom, Hodentumore, Ovarialkarzinom) ist jedoch (noch)
gering. Ob regelmäßige körperliche Aktivität das gesamte Krebsrisiko senken kann, ist des-
halb zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu beantworten, so dass eine allgemeine Empfehlung
zur Risikosenkung von Krebs durch Sport derzeit nicht möglich ist. Auch der Einfluss von
körperlicher Aktivität auf den Verlauf einer Tumorerkrankung ist nicht bekannt. Die Effekte
von körperlichen Belastungen auf die Produktion von Hormonen und Wachstumsfaktoren,
Körperliche Aktivität und Risiko von Colon-Karzinom
SEITE 41DIFG WHITE PAPER 2012
Quelle: PD Dr. med. Fernando Dimeo, Positionspapier Fitnessstudio und Krebs 2012
das Immunsystem und den Stoffwechsel sind vielfältig. Diese Faktoren beeinflussen das
Tumorwachstum auf verschiedene Weise und die Interaktionen sind komplex. Deshalb kann
die Frage, welche Auswirkungen körperliche Aktivität auf den Verlauf, die Wahrscheinlichkeit
einer Wiedererkrankung und die Prognose bei Tumorpatienten hat, nicht aus theoretischen
Überlegungen heraus sondern nur mit Hilfe epidemiologischer Studien beantwortet werden.
Für eine statistisch gesicherte Aussage sind jedoch sehr große Stichproben sowie eine lange
Beobachtungszeit notwendig. Drei sehr groß angelegte und sorgfältig durchgeführte Studien
haben jedoch deutliche Hinweise darauf geliefert, dass Sport bei Patienten mit Dickdarm-
und Brustkrebstumoren das Risiko einer Wiedererkrankung senken kann. Diese Evidenz gibt
Grund zu einem vorsichtigen Optimismus. Die Ergebnisse dieser qualitativ hochwertigen
Studien müssen jedoch durch weitere Befunde bestätigt werden, bevor eine allgemeine
Empfehlung von Sport als adjuvante (ergänzende) Therapie für Tumorpatienten mit Brust-
oder Dickdarmkrebs gemacht werden kann. Sie liefern jedoch eine solide Argumentation
gegen die Befürchtung, körperliche Aktivität könnte Tumorpatienten schaden.
Brustkrebsrisiko bei aktiven Frauen
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Auswirkungen körperlicher Aktivität auf die Leistungsfähigkeit von TumorpatientenDie Einschränkung der Leistungsfähigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil des Fatigue-Syn-
droms, ein Zustand von ausgeprägter Müdigkeit und reduzierter Belastbarkeit, welche bis
zu 90% der Patienten während der Therapie betrifft. Diese Beschwerden können sich auch
zu einem anhaltenden Problem entwickeln: Nach eigenen Angaben ist die Erschöpfung bei
mehr als 30 % der Tumorpatienten sogar mehrere Monate bis Jahre nach Abschluss der
Behandlung vorhanden. Mehrere Studien haben belegt, dass die Defizite, welche diesen Be-
schwerden zu Grunde liegen, sich teilweise, manchmal vollständig durch ein Ausdauer- und
Krafttraining beheben lassen. Die Fachorganisationen empfehlen deswegen ausdrücklich
ein Trainingsprogramm als Grundlage für die Behandlung des Fatigue-Syndroms bei Tumor-
patienten.
Die positiven Effekte der körperlichen Aktivität sind jedoch nicht auf eine bessere Ausdauer
oder Kraft beschränkt. In randomisierten, kontrollierten Studien wurde belegt, dass ein Aus-
dauertraining während der onkologischen Behandlung zu einer Reduktion der Nebenwirkun-
gen der Chemotherapie (Übelkeit, Zunahme des Körperfettanteils, Erschöpfung) und einer
verbesserten Lebensqualität führt. Aus diesem Grund wurde ein körperliches Training in
die Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft als supportive (unterstützende) Maßnahme
während der Chemotherapie oder Bestrahlung aufgenommen.
Fatigue bei TumorpatientenWarum hält die Erschöpfung nach Ende der Behandlung an?
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Warum hält die Fatigue nach der Behandlung an?Anstrengung der Patienten beim Gehen
Effekte eines Ausdauertrainingsprogramms bei Tumorpatienten
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Indikationen und Kontraindikationen eines TrainingsprogrammsEin Ausdauer- und Krafttrainingsprogramm kann allen Tumorpatienten empfohlen werden,
solange keine absoluten oder relativen Kontraindikationen vorliegen. Diese sind die gleichen
wie bei Gesunden bzw. bei Patienten mit chronischen Erkrankungen (u.a. Fieber, Schmerz,
bei körperlicher Belastung zunehmende Beschwerden, akute oder neu aufgetretene Be-
schwerden, Herzerkrankungen, wie instabile Angina pectoris, nicht eingestellte arterielle
Hypertonie oder Diabetes mellitus).
Bei Tumorpatienten ergeben sich darüber hinaus als Folge der Therapie spezielle Situa-
tionen. Bestimmte Krebsmedikamente können potenziell dem Herzen bzw. den Nieren
schaden. Eine zusätzliche kardiale Belastung bzw. eine belastungsbedingte Abnahme der
Nierendurchblutung während des Trainings können potenziell die Toxizität dieser Agentien
erhöhen. Aus diesem Grund sollten sich die Patienten in den ersten 24 Stunden nach einer
Chemotherapie körperlich schonen. Das gleiche gilt für Patienten, die eine Bestrahlung der
Brustorgane bzw. eine Ganzkörperbestrahlung erhalten. Bei Chemotherapien, die aus meh-
reren Zyklen bestehen, können die Patienten in den behandlungsfreien Tagen trainieren.
Eine Bestrahlung über begrenzte Körperareale stellt keine Kontraindikation für ein körperli-
ches Training dar. In der Tat haben Studien belegt, dass Training bei dieser Patientengrup-
pe zu einer Reduktion der therapiebedingten Beschwerden führt. Eine Immuntherapie (zum
Beispiel mit Interferon oder Interleukin-2) verursacht häufig Grippe-ähnliche Symptome und
anhaltende Müdigkeit. In der Regel nehmen diese Beschwerden nach wenigen Tagen ab; für
diese Patienten ist danach ein körperliches Training bis zum nächsten Behandlungszyklus
möglich. Nach Abschluss der Behandlung können Tumorpatienten, die an keinen weiteren
Erkrankungen leiden, uneingeschränkt an einem Trainingsprogramm teilnehmen.
Ist Training während der Therapie möglich?
Training
Chemotherapie
Training
Chemotherapie
Training
Chemotherapie
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VorsichtmaßnahmenDie onkologische Behandlung verursacht häufig Veränderungen des Blutbildes. Aufgrund
des Blutungsrisikos sind bei einer Anzahl von Blutplättchen von weniger als 20.000/μl sämt-
liche körperliche Belastungen untersagt. Bei Blutplättchen zwischen 20.000 und 50.000/
μl ist bei unauffälligen Blutdruckwerten ein Ausdauertrainingsprogramm möglich. Ein Kraft-
training bzw. intensive körperliche Belastungen, die eine Erhöhung des Blutrucks bewirken,
sollten erst ab einer Anzahl von Blutplättchen von mehr als 50.000/μl absolviert werden.
Die Blutarmut als Folge von Chemotherapie oder Bestrahlung verursacht eine Einschränkung
der Leistungsfähigkeit. Bei Patienten mit Durchblutungsstörungen kann die eingeschränkte
Sauerstoffversorgung zu einer Zunahme der Beschwerden bzw. zu einer Erstmanifestati-
on der Krankheit mit Brust- oder Beinschmerzen führen. Bei einer Hämoglobinkonzentrati-
on von weniger als 8 g/dl ist ein körperliches Training aufgrund der sehr eingeschränkten
Belastbarkeit kaum durchführbar. Bei Werten zwischen 8 und 12 g/dl sind Belastungen
möglich, jedoch muss die Trainingsintensität an den aktuellen Zustand des Patienten
angepasst werden.
Eine Einschränkung der Immunfunktion mit einer sehr niedrigen Anzahl von weißen Blutkör-
perchen stellt keine Kontraindikation für ein körperliches Training dar. Bei diesen Patienten
sollten jedoch spezifische hygienische Vorsichtsmaßnahmen (u. a. Tragen von Mundschutz,
Händedesinfektion, Vermeidung von Menschenmengen) strengstens eingehalten werden.
Die Sporteinrichtungen sollten adäquat ausgestattet werden bzw. entsprechende organisa-
torische Maßnahmen treffen, um die Gefahr von Infekten bei diesen Patienten zu minimieren.
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Praktische Hinweise für die Durchführung eines TrainingsprogrammsDie Gestaltung eines Trainingsprogramms für onkologische Patienten während und nach der
Therapie richtet sich nach den gleichen Prinzipien wie für Gesunde oder andere Patienten
mit chronischen Erkrankungen.
Das Training sollte mehrmals pro Woche stattfinden, wobei ein Ausdauertraining täglich, ein
Krafttraining besser alle zwei Tage durchgeführt werden soll. Die Neigungen des Patienten
bezüglich der verschiedenen Belastungsformen sollten berücksichtigt werden. Als beson-
ders günstig hat sich das Training mit Geräten (Laufband, Cross-Trainer, Ergometer) gezeigt.
Die klinische Erfahrung zeigt, dass die besten Ergebnisse aus einem Kraftausdauertraining
und nicht aus einem gezielten Krafttraining zu erzielen sind. Das Training kann sowohl als
Einzelübung als auch in der Gruppe durchgeführt werden, wenn die hygienischen Vorsichts-
maßnahmen (siehe oben) eingehalten werden. Die Übungen sollten sich über 30 bis 45 Mi-
nuten pro Einheit erstrecken, die Belastungsintensität darf 80 % der maximalen Belastbar-
keit (maximaler Puls bzw. maximale Kraft) nicht überschreiten. Eine Aufnahme des Trainings
bei einer deutlich geringeren Intensität führt nur zu einer unzureichenden Anpassung und
damit zu einer unnötigen Verzögerung des Rehabilitationsprozesses. Bei wenig belastbaren
Patienten können die Belastungen nach den Prinzipien eines Intervall-Trainings gestaltet
werden. Diese Grundsätze können angewandt werden, wenn der klinische Status des Pati-
enten stabil ist und keine Kontraindikationen vorliegen. Bei begleitenden Erkrankungen des
kardiorespiratorischen Systems (Herz-Kreislauf-Atmungs-Systems) oder des Halteapparats
kann eine Anpassung der Belastungsintensität erforderlich sein. Bei älteren Patienten und
bei Patienten, die eine kardiotoxische Chemotherapie erhalten haben, ist vor Beginn des
Trainings eine kardiale Abklärung durch den Arzt unentbehrlich.
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Praktische SchlussfolgerungenTrainingsprogramme können den negativen Folgen von Tumorerkrankungen und deren The-
rapie entgegenwirken. Ein Ausdauer- und Krafttrainingsprogramm führt zu einer Zunahme
der Leistungsfähigkeit, reduziert die Beschwerden, hellt die Stimmung auf und bewirkt damit
eine insgesamt verbesserte Lebensqualität. Deshalb kann körperliche Aktivität für onko-
logische Patienten während und nach der Therapie empfohlen werden. Es gibt nur we-
nige und klar definierte Situationen, bei denen körperliche Aktivität kontraindiziert ist. Um
das Risiko von Komplikationen zu minimieren, erfordert die Betreuung des Trainings eine
entsprechende Qualifizierung, um den Trainern den sicheren Umgang mit diesen Patienten
zu ermöglichen.
Obwohl die Auswirkungen körperlicher Aktivität auf die Prognose von Patienten mit neo-
plastischen Erkrankungen nicht endgültig geklärt worden sind, liegen Hinweise auf eine
Senkung des Risikos einer Wiedererkrankung durch Sport vor. Aus diesem Grund sollte es
Tumorpatienten vermehrt die Teilnahme an Ausdauer- und Krafttrainingsprogrammen emp-
fohlen werden.
Körperliche Aktivität ist eine etablierte supportive und therapeutische Maßnahme für Pati-
enten mit chronischen Erkrankungen. Sie ist ein Bestandteil der Behandlung der kardiore-
spiratorischen, metabolischen und osteomuskulären Krankheiten. Sie sollte auch zukünftig
eine deutlichere und viel stärkere Rolle in der Versorgung von Tumorpatienten einnehmen.
Literatur 1. Kommission „Krebs und Sport” der Deutschen Krebsgesellschaft: Richtlinien für die Anwendung von Sport und körperlicher Aktivität in der Prävention, supportiven Therapie und Rehabilitation neoplastischer Erkran kungen, in FORUM (2009), Nr. 4, Seiten 15-17 und Nr. 5, Seiten 9-11.
2. Dimeo, Kubin, Krauth, Keller: Krebs und Sport: Ein Ratgeber nicht nur für Krebspatienten. Weingärtner Verlag, 2006.
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Autoren
Die Autoren
Birgit Schwarze
Präsidentin des DSSV e.V. und des
Bildungs-Institutes DSSV e.V. seit
1984, Mitglied des Vorstandes der
BDA Bundesvereinigung der Deut-
schen Arbeitgeberverbände.
Kontakt
Tel.: 040 - 766 24 00
www.dssv.de
Ralf Würtenberger
Diplomverwaltungswirt. Arbeitet
seit mehreren Jahren erfolgreich
mit namhaften Unternehmen und
Fitnessstudios zusammen. Er ist
spezialisiert auf die von ihm ent-
wickelten ganzheitlichen Studio-
befragungen. Seine Fachgebiete
sind vor allem Organisations-/
Führungs-wissenschaften, Motiva-
tion und Teambildung.
Kontakt
Tel.: 06202-9788664
www.institut-wuertenberger.de
Stefan Ludwig
Stefan Ludwig ist Director bei der
internationalen Prüfungs- und Be-
ratungsgesellschaft Deloitte und
koordiniert mit 15 Jahren Berufs-
und Branchenerfahrung die Aktivi-
täten der Sport- und Freizeitindus-
triegruppe.
Zu seinen bisherigen Beratungs-
projekten zählen: Nationale and
internationale Markt- und Stand-
ortanalysen; Unternehmensbewer-
tung und Due Diligence für Sport-,
Fitness- und Freizeitunternehmen;
Sport- und Freizeitstättenprojekte;
Internationale Events wie Fußball-
weltmeisterschaft und Olympische
Spiele.
Kontakt
Tel.: 0211-8772 2142
www.deloitte.com/de/leisure
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Autoren
Dr. Fernando Carlos Dimeo
Privatdozent Dr. Fernando Carlos
Dimeo ist Facharzt für Innere Me-
dizin und Sportmediziner. Er leitet
den Bereich Sportmedizin der Ber-
liner Charité.
Dr. Dimeo ist Autor zahlreicher
Veröffentlichungen über die Mög-
lichkeiten und Anwendungen von
Sport in der Prävention, Behand-
lung und Rehabilitation chronischer
Erkrankungen. Er gilt als Pionier im
Bereich der Sporttherapie bei Pati-
enten mit Tumorerkrankungen. Ein
weiterer Schwerpunkt seiner For-
schung sind die Effekte von Sport
auf die Psyche und die Stimmung
und die Anwendung von Trainings-
programmen bei Patienten mit see-
lischen Beschwerden.
Kontakt
Tel.: 030 8445 2098
www.charite.de
Prof. Dr. Theodor Stemper
Sportwissenschaftler. Er ist Ge-
schäftsführender Leiter der Be-
triebseinheit Sportwissenschaft
und Allgemeiner Hochschul-
sport der Bergischen Universität
Wuppertal.
Sein Arbeitsbereich ist Fitness &
Gesundheit.
Seit 2003 ist er Vorsitzender der
Arbeitsgemeinschaft Prae-Fit und
seit 2009 Ausbildungsdirektor Fit-
ness des DFAV sowie Leiter des
DIFG-Arbeitskreises Gesundheit.
Kontakt
Tel.: 0202-4393850
www.drstemper.de
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Autoren
DIFG WHITE PAPER 2012SEITE 52
Quelle: Deloitte, „Der deutsche Fitnessmarkt“ Studie 2012
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