Wie meistern Kandidat(inn)en die Fachsprachenprüfung? · ... tragefähige...
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Jürgen HerdtStabsstelle für Planung und Entwicklung der ÄKWL
Wie meistern Kandidat(inn)endie Fachsprachenprüfung?Ein Erfahrungsbericht
Herne, 19. Januar 2016
Anteil berufstätiger zugewanderter Ärztinnen und Ärztenach Bundesländern, Stand: 31.12.2014
Quelle: Bundesärztekammer, eigene Berechnungen
4,3%4,8% 5,0%
7,7%8,5%
9,9%10,4% 10,4% 10,5%
11,9%12,6%
15,0% 15,1%
9,7%9,4%9,1%8,7%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
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Bundesdurchschnitt: 9,5%
Anteil zugewanderter Assistenzärztinnen und -ärzteim Alter von bis zu 35 Jahre, seit 2012 zugewandert, am 14.01.2016 gemeldet
Quelle: Ärztekammer Westfalen-Lippe
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80%
100%
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WL-Durchschnitt: 48,1%
Ausländische Ärztinnen und Ärzte leisten schon heute einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Versorgung –insbesondere in ländlichen Regionen!
Altersstruktur der Ärztinnen/ Ärzte nach StaatsangehörigkeitWestfalen-Lippe, Stand: 14. Januar 2016
0
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24 J.
26 J.
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52 J.
54 J.
56 J.
58 J.
60 J.
62 J.
64 J.
66 J.
68 J.
70 J.
72 J.
74 J.
Deutsche Staatsangehörigkeit Ausländische StaatsangehörigkeitQuelle: Ärztekammer Westfalen-Lippe
Vom quantitativen zum strukturellen Mangel:
Veränderte Stellensituation.
Historisch niedrigster Stand junger Fachärztinnen und -ärzte!
Langfristige Perspektive entwickeln.
01.01.2014: „Neuland“ betreten
1.794Prüfungen
19.01.2016: Großer Erfahrungsschatz
Anzahl der Fachsprachenprüfungen nach Monat
0 4
2920
5245
5041
6169
6071 70 74
105
71
88 88 89
136
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Jan2014
Feb2014
Mrz2014
Apr2014
Mai2014
Jun2014
Jul2014
Aug2014
Sep2014
Okt2014
Nov2014
Dez2014
Jan2015
Feb2015
Mrz2015
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Mai2015
Jun2015
Jul2015
Aug2015
Sep2015
Okt2015
Nov2015
Dez2015
„Warmlaufphase“
Anteil nicht bestandener Prüfungen
0%
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40%
60%
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100%
I 2014 II 2014 III 2014 IV 2014 I 2015 II 2015 III 2015 IV 2015
veränderterZugang
Prüfungsbezogene Durchfallquote
1. Wiederholung
2. Wiederholung3. Wiederholung
+ 3-4 Monate
+ 3-4 Monate
+ 3-4 Monate
600
400
160
240
65
95
3035
Nach einem Jahr ergibt sich auf die Kandidaten bezogen eine Durchfallquote von 3%!
… und so weiter
Erfolgsquote („Sprachkompetenzaneignungskurve“)
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Erstversuch 1. Wiederholung 2. Wiederholung 3. Wiederholung weitere Wieder-holungen
Zeitnehmen!
Zeit nehmen!
� Deutsch-Lernen findet für die große Mehrzahl der Kandidat(inn)enunter einem sehr hohen Zeit- und Erfolgsdruck statt.
� Häufig zu frühe Anmeldung zur Fachsprachenprüfung.
� Ursachen:
� Veränderte Stellensituation(Approbation als Voraussetzung für Kontaktaufnahme)
� „Drittstaatler“: Aufenthaltrechtliche/ finanzielle Aspekte
� Zu kompakte Kursangebote.
� „Mechanistisches Lernverständnis“
� Unterschiedliche individuelle/ strukturelle Voraussetzungen
� Heterogene Kursstrukturen
1
Kandidaten nach Zugang (Erstprüfung)
Staatsangehörigkeit Land des Examens
24
26
26
26
29
36
42
43
44
48
89
93
154
174
280
0 100 200 300
polnisch
iranisch
mazedonisch
tunesisch
albanisch
ukrainisch
russisch
serbisch
griechisch
palästinensisch
rumänisch
jordanisch
ägyptisch
libysch
syrisch
23
23
24
27
28
29
31
50
56
75
76
104
176
208
246
0 100 200 300
Iran
Ungarn
Mazedonien
Polen
Italien
Griechenland
Albanien
Serbien
Russland
Jordanien
Ukraine
Rumänien
Libyen
Ägypten
Syrien
>50% >50%
Rund 75% der Kandidat(inn)en kommen aus 15 Ländern
Deutsch ist seltenZweitsprache.
Überwiegend Dritt-, häufig Viert-, vereinzelt Fünftsprache.
Ausl. Ärztinnen und Ärzte nach StaatsangehörigkeitStand: 31.12.2014
DeutschlandWestfalen-
Lippe
Anteil
WL an D
22.080 2.620 11,9%
6.596 836 12,7%
10.985 2.217 20,2%
dar.: Ägypten 778 192 24,7%
Libyen 679 237 34,9%
Jordanien 599 196 32,7%
Syrien 1.656 431 26,0%
39.661 5.673 14,3%ALLE
Staatsangehörigkeit
EU
Europa, Nicht-EU
Außerhalb Europa
Breiteallgemein-
sprachlicheGrundlage!
Breite allgemeinsprachliche Grundlage!
� Deutlich größere Anforderungen an Sprachkompetenz als in anderen Berufen.
� Auf allen Sprachebenen gefordert
� Sprache nicht nur Medium der Kommunikation, sondern zentraler Teil des Behandlungsprozesses („Sprechende Medizin“)
� Sprachinhalte aus viele Lebensbereichen nicht nur Ausschmückungen („Small talk“), sondern anamnestisch relevant (bspw. Beruf, Essen, Urlaub Freizeit)
� Sprachkompetenz muss über Verständnis einfacher Sprachstrukturen (geschlossene Fragen, einfache Satzkonstruktionen) hinausgehen.
� Faire, tragefähige Allgemeinsprachzertifikate (B2-/ C1)
� Kandidat(inn)en nicht in falscher Sicherheit wiegen
2
Kernproblematik in der allgemeinenSprachqualifikation
� Uneinheitliche Anforderungen und Bewertungsmaßstäbe
� Prüf- und Testverfahren, die nicht (ausreichend)auf Anforderungen vorbereiten (bspw. Lückentexte)
� Methoden müssen sich Anforderungen stellen, nicht umgekehrt
� Verzerrende Bewertungsschemata:Wechselseitige Kompensation wesentlicher Defizite
� Unzureichende Eingangsqualifikation (B2)
Cave! Kandidat(inn)en schätzen eigene Sprachkompetenz zum Teil falsch ein!
Zertifikat 1 Zertifikat 2 Zertifikat 3
xxx 1- Lesen 76% Leseverstehen 90%
Hörverstehen 5 Hören 36% xxx 75%
Leseverstehen 4 Schreiben 68% Hörverstehen 43%
Schriftlicher Ausdruck 1- Sprechen 88% Schriftlicher Ausdruck 60%
Mündlicher Ausdruck 4 Mündlicher Ausdruck 61%
Gesamtnote 3- Gesamt 67% Gesamtnote 4
B2-Zertifikate: Beispiel Hörverstehen
Berufs-bezogene
sprachlicheVertiefung!
Berufsbezogene sprachliche Vertiefung!
� Spezifische berufsbezogene Sprachanforderungen müssen zielgerichtet vermittelt werden.
� Berufsbezogene Kommunikation ist nicht nur Terminologie: Für im beruflichen Kontext relevante Sprachaspekte sensibilisieren
� Kontextbezogene Wortbedeutungen (Stuhl, Knoten/ umkippen, umknicken)
� ähnlich klingende Worte (Vorfall – Verfall, Schlaf – schlaff, Unterleib – Unterlappen)
� Präpositionen (vor – seit)
� Zusammengesetzte Verben (ausstrahlen – bestrahlen)
� Stolpersteine aus dem Englischen (Unfall – „Anfall“)
� Fachbezogene Lexik/ Terminologie
� Prüfungsziel: Sprachlich angemessen flexibel und dynamisch im ärztlichen Berufsalltag bewegen gegenüber Patient(inn)en und Kolleg(inn)en� kein Frage-Antwort-Spiel, sondern offene Fragen
� „Challenging questions“
3
Zugewanderte Assistenzärztinnen/ -ärzte nach TätigkeitsgebietWestfalen-Lippe, Alter bis 35 Jahre; Stand: 17. September 2015
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Kinder- und Jugendmedizin
Radiologie
Andere Gebiete
Keine Angabe
Anästhesiologie
Urologie
Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Psychiatrie und Psychotherapie
Neurologie
Chirurgie
Innere Medizin
Anmerkung: Aufgeführt ist das Tätigkeitsgebiet zum Erhebungszeitpunkt, dem noch keine abgeschlossene Facharztweiterbildung zugrunde liegen muss.
Quelle: Ärztekammer Westfalen-Lippe
WL-Durchschnitt: 42,5%
InterkollegialeKommunikation
nicht unterschätzen
Authentische Sprech-anlässe!
Authentische Sprechanlässe!
� Sprachlich in den/ im Berufsalltag begleiten.
� Ärztinnen und Ärzte als Dozierende in berufsbezogene Sprachkurse integrieren.
� Ärztliche Kolleginnen und Kollegen für sprachliche Aspekte sensibilisieren:
� Positiv kritische Rückmeldung
� Freies Sprechen trainieren:
� Authentische Gespräche mit Patient(inn)en
� Wiedergabe gegenüber Kolleg(inn)en
� „Sprachhospitationen“
4
Konjunktiv
stattKonjunktivitis?
und
Breite Allgemeinsprache
fundierteFachsprache
Konjunktivitis!
Fazit
� Interdisziplinäre Qualifizierungskultur
� Enger Kontakt an das Berufsfeld
Beispiele heute:
� mibeg Institut Medizin
� EI-AP-K-Projekt
� Klare Trennung von Lehr- und Prüffunktion.
� Dialog zwischen Ärztekammer, Krankenhäusern und Bildungs-/ Qualifizierungsträgern weiterentwickeln.
Wie muss es weitergehen?
� Ausländische Ärztinnen und Ärzte im Integrationsprozess begleiten(Hilfestellung bieten beim Zurechtkommen im Beruf und im Alltag.Förderung von persönlichem Austausch, Schaffung von gemeinsamen Kontaktanlässen)
� Ausländische Kolleginnen und Kollegen für unser Gesundheitswesen, unsere Selbstverwaltung interessieren.(ÄKWL bietet Infoveranstaltung für alle neue Mitglieder)
� Integrationsanstrengungen müssen in langfristige, systemische Perspektiveeingebunden werden: Interesse an langfristiger, auch ambulanter Tätigkeit wecken.
Jürgen Herdt
Ärztekammer Westfalen-LippeStabsstelle für Planung und EntwicklungGartenstraße 210-214, 48147 Münster
[email protected].: 0251 929-2034, Fax: 0251 929-2039
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!