Wiedereröffnung Stadtkirche Bayreuth

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Ein Jahrhundertwerk: Die Stadtkirche in neuem Glanz Nach acht Jahren Sanierung wird das Gotteshaus wieder eröffnet Am Anfang fällt nur ein Mörtelbrocken von der Decke. Dann der Schock: Der Mörtel ist nur Vorbote eines viel größeren Problems, die Stadtkirche ist einsturzge- fährdet. Jetzt, nach acht Jahren der Sa- nierung, steht sie besser da, als je zuvor. Weil sich viele Menschen nicht in ihren Grundfesten erschüttern ließen. Foto: Wittek Sonntag, 30. November 2014

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Die Stadtkirche in neuem Glanz - Eine Sonderpublikation des Nordbayerischen Kuriers

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Ein Jahrhundertwerk:

Die Stadtkirche inneuem Glanz

Nach acht Jahren Sanierung wirddas Gotteshaus wieder eröffnet

Am Anfang fällt nur ein Mörtelbrockenvon der Decke. Dann der Schock: DerMörtel ist nur Vorbote eines viel größerenProblems, die Stadtkirche ist einsturzge-fährdet. Jetzt, nach acht Jahren der Sa-nierung, steht sie besser da, alsje zuvor. Weil sich viele Menschen nichtin ihren Grundfesten erschüttern ließen.Foto: Wittek

Sonntag, 30. November 2014

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Nordbayerischer Kurier | Sonntag, 30. November 20142 ERÖFFNUNG STADTKIRCHE

Schritt für Schrittzum sicherenStand zurück

impressumWiedereröffnung Stadtkirche 2014Eine Sonderveröffentlichung des„Nordbayerischen Kuriers“V.i.S.d.P.: Joachim Braun;Redaktion: Frank Schmälzle, Eric Waha;Gestaltung: Matthias Schäfer;Verantwortlich für Anzeigen: Michael Rümmele

Nordbayerischer Kurier GmbH & Co. Zeitungs-verlag KG, Theodor-Schmidt-Straße 17,95448 Bayreuth

Detailarbeit über Jahre (von oben): HolzbildhauerJulian Bittermann schnitzte unter anderem Teileder Kanzel nach. Die Rippenbögen der Gewölbewurden neu verfugt. Nicht nur die Englein am Al-tar wurden vom Staub der Arbeiten bedeckt.Schwerstarbeit überm Turm: Das Entfernen derTurmzier, die neu vergoldet wurde.

Neu gedeckt wurden die Türme (von oben) mitSchiefer. In Teilen musste das Tragwerk des Da-ches ersetzt werden. In und um die Stadtkirchesind Hunderte Bayreuther bestattet.

Eine Baustelle, die tief blicken ließ: Karl-Heinz Jantke (links) und Johann Hanfstingl vom Staatlichen Bauamt am eingerüsteten Südturm der Stadtkirche (großes Foto). Während der mehr als achtjähri-gen Sanierung blieb keine Wand, kein Gewölbe unberührt. Lange Zeit war auch der Innenraum eingerüstet (Fotos rechts). Fotos: Waha/Lammel/Ritter/Harbach/Wittek

Oben: Improvisierte Gottesdienste gab es nur für kurze Zeit in der Stadtkirche.Unten: Drückte auf die Seitenwände, weil wichtige Balken fehlten – das Dach.

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Sonntag, 30. November 2014 | Nordbayerischer Kurier 3ERÖFFNUNG STADTKIRCHE

Die Grundidee eines heiligen OrtesPfarrer Hans-Helmut Bayer war achteinhalb Jahre ein Pfarrer ohne Kirche: Eine spannende Zeit der Kreativität nennt er die Sanierung

BAYREUTHVon Eric Waha

A nsprechend. Großzügig. Weit.Das war der erste Eindruck,den Hans-Helmut Bayer hat-te, als er 2001 die Pfarrstelle

an der Stadtkirche antrat. Im Juli 2015wird Hans-Helmut Bayer aufhören,wird in Ruhestand gehen. Als ein Pfar-rer, der den überwiegenden Teil sei-ner Amtszeit keine Kirche hatte. Deraber gleichzeitig die Möglichkeit hat-te, gemeinsam mit vielen Beteiligten,„die Kirche fit zu machen fürs nächsteJahrhundert“, wie er es formuliert. „Ichhabe mir am Anfang, als ich kam, aus-giebig Gedanken gemacht, was man al-les mit der Kirche machen kann“, sagtBayer. Deshalb habe ihn der Absturzdes Mörtelbrockens vom Mai 2006 unddie Ankündigung, die baufällige Kirchemüsse saniert werden, nicht in eine tie-

fe Depression gestürzt. „Im Gegenteil.Am Anfang war Begeisterung. Wir ha-ben nachgedacht über Konzeptionen,was wir tun könnten. Eine Art Befrei-ungsschlag war die Idee aus dem Lan-deskirchenamt, den Chorraum rauszu-ziehen ins Kirchenschiff.“ Diese Ideehätte viele Möglichkeiten eröffnet.

Allerdings, sagt Bayer, der vom Pfar-rer zum heimlichen Bauleiter der Sa-nierung reifte, habe man mindestensgenauso viele Ideen in die runde Ab-lage geschickt: „Eine davon war, wie-der Emporen einzuziehen und darun-ter verglaste Räume für die Kirchen-arbeit einzurichten.“ Charmant wäredas gewesen, nachdem 1976 die Em-poren bei der letzten Sanierung derStadtkirche herausgerissen wordenwaren. Doch schließlich sei man dochder Grundidee eines klaren Konzeptsgefolgt, „den Grundprinzipien des go-tischen Baus, der Kirche als Ort des Hei-ligtums, wie es auch auf dem Grund-stein von 1437 steht: dort ist die Redevon einem Tempel“.

Bayer räumt ein, dass er selbst „erstrecht spät begriffen“ habe, „welche

Tragweite das alles hier hat. Aber ichmuss auch sagen, ich sehe rückbli-ckend keinen Fehler, den wir gemachthätten.“ Die Kirche habe gewonnen.Man habe sogar die Möglichkeit be-kommen, die Scharten der Vergan-genheit auszuwetzen: „Speziell das 19.Jahrhundert hat hier gehaust. Man hatdamals versucht, den Barock rauszu-

werfen.“ Der Zerstörung, wie Bayer esnennt, sind nicht nur die erobertenRoss-Schweife des Markgrafen Chris-tian-Ernst oder die Vortragekreuze ausder Markgrafenzeit zum Opfer gefal-len, sondern auch eine Säule unter derOrgelempore. Die wurde jetzt wiedereingebaut, das Gewölbe entsprechendergänzt. Das Bild stimmt wieder.

Der Zustand der Stadtkirche hat dieMenschen bewegt. „Die ganze Stadthat uns unterstützt“, sagt Bayer. Un-endlich viele helfende Hände, vielespontane Aktionen, die zum Ziel hat-ten, Spenden zu sammeln für die Ret-tung der Stadtkirche – und die beitra-gen, den Anteil der Kirchengemeindezu reduzieren. Wie hoch der wird, „wird

erst zu überblicken sein, wenn wir imnächsten Jahr alles beisammenha-ben“, sagt Bayer. Jedoch: „Wir habenvon Anfang an sehr hochwertig ge-plant. Haben uns auf der Suche nach fi-nanzieller Unterstützung auch so man-che blutige Nase geholt. Aber wir ha-ben durch Weglassen und Streichenauch Mittel freibekommen. Das ist derrichtige Weg, nicht andersherum. Wirhaben sicher an manchen Stellen Geldgespart.“

Jetzt, die Einweihung vor der Brust,fühlt sich Bayer „innerlich aufgewühlt– weil ich Sorge habe, bei der Einla-dung jemanden vergessen zu haben“.Doch sein Blick geht weiter nach vor-ne – ins nächste Jahr. Denn Bayer sagt,in den vergangenen acht Jahren habeman den Grundstein legen können fürdie „neue Gemeinde, die hier entsteht.Denn die Veränderungen der vergan-genen Jahre waren rasant. Die Demo-

grafie schlägt zu, wir haben einen ge-waltigen Aderlass an älteren Gemein-degliedern. Junge Leute, speziell Stu-denten, die in der Innenstadt wohnen,zu gewinnen, ist nicht gelungen. Wieauch?“ Ohne Kirche. Der Nachfolgerwerde „sich ein neues Gemeindeauf-baukonzept überlegen müssen“, sagtder Stadtkirchen-Pfarrer.

Doch durch die Sanierung, durch dieneue Konzeption – unter anderem mitdem neuen Gruft-Zugang und derMöglichkeit, „die Kultur- und Religi-onsgeschichte der Stadt und der Regi-on auf so spannende Weise zu erle-ben“, ist die Stadtkirche offener dennje. „Wir können mit den Menschen hierins Gespräch kommen, ihnen christli-che Inhalte vermitteln.“ Anschaulich.Niederschwellig. So hatte Bayer daseinmal vor, als er hier anfing. „Das Prin-zip der City-Kirche, wie in Nürnbergdie Lorenzkirche, hat mir immer ge-fallen.“ Dass der Pfarrer ansprechbarist, eben weil er in der Kirche ist.

Mit einem Blick ins sanierte Kir-chenschiff sagt Bayer: „Jetzt würde icheigentlich gern durchstarten damit.“Nicht wehmütig. Eher stolz.

Pfarrer Hans-Helmut Bayer am Taufstein in der Stadtkirche – seiner Stadtkirche. In den vergangenen achteinhalb Jah-ren musste er vor allem sich selbst Geduld predigen. Gottesdienste gab es in der Spitalkirche. Foto: Waha

Etappenziel I: Im Jahr 2011 kam dieTurmzier zurück. Bayer war mit oben.

Bei der Einweihung des Türmerstüb-chens,einweiteresEtappenziel(2013).

Etappenziel: Die Rückkehr der Glo-cken 2010. Fotos: Lammel/Harbach

„Die Demografie schlägtzu, wir haben einen

gewaltigen Aderlass anälteren Gemeindegliedern.“

Pfarrer Hans-Helmut Bayer überdie Aufgaben der Zukunft

„Ich habe mir am Anfangausgiebig Gedanken

gemacht, was man alles mitder Kirche machen kann.“Pfarrer Hans-Helmut Bayer über seineerste Begegnung mit der Stadtkirche

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Page 4: Wiedereröffnung Stadtkirche Bayreuth

Eine Aufgabe wie ein LebenswerkRudi Rieß baute die Stahlkonstruktion, mit der der Chorbogen gesichert werden konnte – Alle anderen Aufträge mussten warten

BAYREUTHVon Eric Waha

Die Stadtkirche spielt in seinem Lebeneine besondere Rolle. Rudi Rieß, Kunst-schlossermeister, hatte in den 60er Jah-ren die Kirche täglich vor der Nase,schließlich war die Werkstatt seines Va-ters gleich gegenüber. Eine seiner Auf-gaben als Lehrling war es im Jahr 1967,die Fensterkeile aus Messing zu ma-chen, sie zu schleifen und zu feilen. Un-zählige kleine Keile, die die Fenster-scheiben der Kirche an den Sprossender Fenster halten. Liebevoll dreht er ei-nen Keil in der Hand. In der Mitte schim-mert das Messing noch golden durch,der Rest ist schwarz geworden mit derZeit. 40 Jahre später war es ein Teil,das ungleich größer war. Und schwe-rer. „Rund sechs Tonnen“, sagt RudiRieß. Ein hochkomplexes Stück Teil,das ein besonders wichtiges Stück Kir-che sichern sollte: den Chorbogen. Derdrohte in die Tiefe zu stürzen.

„Von April bis September 2007 wa-ren wir drüber, das Ding zu bauen. Dasist eine Arbeit, die man sein Leben langnicht mehr macht. Und wahrscheinlichauch nur ein Mal in seiner Laufbahn“,sagt Rieß. „Alle anderen Aufträge ha-ben wir in der Zeit erst einmal nach hin-ten geschoben.“ Die Stahlkonstruktionwar mit dem Statiker zusammen ge-plant worden und es gab nur einen Ver-such, die Konstruktion im Dachbodender Stadtkirche ein- und dort zusam-menzubauen. „Wir haben das Teil imHof schon einmal probeweise zusam-mengebaut, dann wieder zerlegt undzur Kirche gebracht.“ Die Vorarbeitenwaren schweißtreibend: Weil die Drei-eckskonstruktion mit diagonalen Aus-steifungen und Zugankern nach untenüber Stahlplatten an den Außenmau-ern abgelastet werden sollte, musstenRieß und seine Mitarbeiter erst einmal

Fundamente schaffen. „Wir haben dieZementsäcke auf den Schultern hoch-geschleppt in den Dachboden.“

Als die Auflager fertig waren, konntemit dem Aufbau begonnen werden:Durch ein Dachfenster wurden dieStahlteile mit dem Kran eingehoben.„Wir mussten alles gleich so richten,dass es auf den ersten Versuch passte.Wir hatten kaum Platz und konnten na-türlich auch nichts mehr drehen daoben.“ Rieß baute sich Hilfsmittel selbst,um die bis zu 250 Kilo schweren Ein-zelstücke bewegen und einschieben zukönnen. Es dauerte Wochen, bis die Stü-cke zusammengefügt an ihrem Platzwaren. „Und das war nur die Ober-konstruktion. Wir mussten ja auch noch

das Gegenstück machen, das den Chor-bogen von unten sicherte“, sagt Rieß.

Mit Holzkeilen millimetergenau ein-gepasst, sicherte die verschraubteKonstruktion die Sandsteine vier Jahrelang. „Dann kamen wir wieder ins Spielund haben alles abgebaut. Stück fürStück – alles auf dem gleichen Weg zu-rück“, sagt Rieß und schaut nach oben.„Einfach runterschmeißen konnten wirja nichts.“ Zu schwer, zu gefährlich.

Die Sicherung des Chorbogens bliebnicht der einzige Auftrag bei der Sa-nierung der Stadtkirche. Die Querver-strebungen, über die die Wände desMittelschiffs und der Seitenschiffe mit-einander verbunden sind, baute Rießebenfalls ein. „Es gab den einen oder

anderen, der nicht dachte, dass dasfunktioniert.“ Schließlich musste mehrals zweieinhalb Meter durch das Mau-erwerk gebohrt werden, um die Stahl-stangen einführen zu können. „DenBohrer dafür haben wir uns selber ge-baut. So lange Bohrer gibt es nicht.Wir haben exakt rausgemessen, wo wirrauskommen mussten, weil wir jaschräg bohren mussten. Und wir ha-ben es auf den Zentimeter hinbekom-men.“ Die Frage nach der Führung fürdie Bohrmaschine wischen Rieß undsein Geselle Sergej mit einer schlan-ken Handbewegung vom Tisch: „Frei-hand haben wir gebohrt. Wir habennur mit einem Laser die Richtung ge-peilt. Alles andere wär’ zu einfach.“

Der hydraulische Deckel, der dieTreppe hinab zur Markgrafengruft ab-deckt, der Rollmechanismus für einenteil der Kirchenbänke – alles kommtaus der Werkstatt von Rieß. Auch fürdie Treppe, die hinter der Orgel nachoben führt und der Kirchengemeindeeinen wichtigen Raum für Proben, Be-sprechungen und zum Lagern von Do-kumenten eröffnet, gewinnt Rieß dieAusschreibung. „War auch eine Tüfte-lei, denn da mussten wir ganz schön ar-beiten, um die Treppe da rein zu brin-gen. Unterschiedliche Geschosshöhenund Anschlüsse machten es nicht leich-ter“, sagt der Schlossermeister.

Sägeblatt um Sägeblatt eines elekt-rischen Fuchsschwanzes verschleißtsein Team, um einen Stahlträger ausder Orgelempore zu schneiden. „EineWoche waren wir da drüber. Flexendurften wir nicht. Wegen des Funken-flugs. Also mussten wir 50 Zentimeterlange Stückchen schneiden. Jedes wog100 Kilo. Rund 50 Sägeblätter sind dadraufgegangen“, sagt Rieß.

Die Stadtkirche wird ihn auch in dennächsten Jahren nicht loslassen. Des-sen ist sich Rudi Rieß sicher.

Rudi Rieß hat seit mehr als 40 Jahren mit der Stadtkirche zu tun. Er hatte viele knifflige Aufgaben zu lösen. Fotos: Waha

Hunderte dieser Fensterkeile feilteRieß als Lehrling in den 60er Jahren.

Viel mehr als nur ein bisschen FugenkosmetikEin Mörtelbrocken und die Folgen: Stadtkirche – vom einsturzgefährdeten Altbau zurück zur wichtigsten Kirche der evangelischen Oberfranken

BAYREUTHVon Eric Waha

M it einem Mörtelbrockenging am 11. Mai 2006 al-les los. Aus der Fuge einesGewölbebogens hatte sich

in der Nacht zuvor der Brocken gelöstund war auf den Boden gefallen. An-lass, mal genauer nachzuschauen. Wasfolgte, war ein Schock: Da muss nichtmal eben nur eine Fuge ausgebessertwerden. Die Stadtkirche ist einsturz-gefährdet. Akut.

Mit Details, die fast einem Krimi glei-chen, bei dem man Seite für Seite mehrLeichen im Keller findet. „Als der Mör-telbrocken herausgefallen war, sperr-ten wir erst einmal die Seitenschiffemit Flatterband ab. Es stand ja schließ-lich Pfingsten vor der Tür. Am 23. Ju-ni konnten wir dann im Innenraummit einem Hubsteiger rauf auf 18 Me-ter Höhe, um die Gewölbe genauer zuuntersuchen. Nach zwei Tagen war unsklar: Die Kirche muss gesperrt wer-den“, sagt Michael Erhard vom Staat-lichen Bauamt. Alle Auflagerbereiche– die Mauerkrone ringsum –, auf de-nen die Rippenbögen der Gewölbe ih-re Last abtragen, waren marode. Un-mittelbare Folge des letzten Brandesder Kirche im Jahr 1621, sieben Jahrenach Abschluss des Wiederaufbausnach dem Stadtbrand von 1605, derdie Kirche zerstört hatte. Erhard: „DasGewölbe, das man damals eingezogenhatte, hatte seine Aufgabe erfüllt. DieKirche ist nicht niedergebrannt. Des-halb haben wir auch den Altar von 1614noch. Aber die Steine in der Mauer-krone sind ausgeglüht.“

Doch das war noch lange nicht alles:„Alles, was wir untersucht haben, warentweder bedenklich marode, falschrepariert, oder es fehlte was. DieHiobsbotschaften rissen einfach nichtab.“ Sehr vereinfacht ausgedrückt, lagein in sich schon instabiler Dachstuhlauf maroden Seitenwänden des Kir-chenschiffs auf, die sich um je 17 Zen-timeter aus dem Lot geneigt hatten.Die Deckengewölbe waren gerissen,drückten nach unten. Spezielles Ge-fahrenpotenzial fand man am Chorbo-gen – genau an der Stelle, an der dasAbendmahl zelebriert wurde. „Ultra-schall- und speziell Röntgenuntersu-chungen des Chorbogens zeigten, dass

der Bogen rechts und links bereits ab-geschert war und dass die Mauer-scheibe von oben draufdrückte“, sagtErhard. „Mit 60 Tonnen Gewicht.“

Im Lauf der Sanierung sollten dieSeitenmauern des Kirchenschiffs ver-nadelt werden: Lange Stahlstifte soll-ten von oben in die Wände getriebenwerden, um zusätzliche Stabilität zubringen. Mit dem Ergebnis, dass esnicht geht: Außenmauer und Innen-mauer standen wie Zwillinge ohnenennenswerte Verbindung parallelnebeneinander. Dazwischen: Dreckund Schutt. Pfusch am Bau, 400 Jahrealt. Erhard sagt mit einem Schulter-zucken: „Das war damals eben einPauschalauftrag. Man hat auch daschon Kostenminimierung betriebenund den Zwischenraum aufgefüllt mitdem, was rumlag.“ Umso schwieriger,Anfang des 21. Jahrhunderts eine Ver-bindung hinzubekommen. Feinstze-ment war die Lösung, der in die Mau-ern gepresst wurde, um ZugankernHalt zu geben.

Wie schlimm es tatsächlich um dasGebäude stand, zeigte sich nach rechtgenau einem halben Jahr: „Ich kannmich noch genau an die Baubespre-chung kurz vor Weihnachten 2006 er-innern. Der Statiker Günter Döhring

sagte da einen Satz, der sich bei mir ein-gebrannt hat: Er kann zum jetzigenZeitpunkt rechnerisch nicht nachwei-sen, warum die Kirche noch steht.“

Die Maßnahmen, die man ergreifenmusste, um der Kirche Standsicherheitzurückzugeben, waren allerdings rela-

tiv schnell klar. Ebenso wie die erstegrobe Kostenschätzung: 2,2 MillionenEuro sollte es kosten, den Dachstuhlund die Gewölbe in Ordnung zu brin-gen. Die Seitenschiffe und das Kir-chenschiff wurden erst provisorischverspannt, später wurden endgültigeQuerverspannungen eingebaut.

Knapp zwei Jahre nach dem Absturzdes Mörtelbrockens, im Frühjahr 2008,war klar: In die Sanierung der Türmeund der Fassade werde man weiteresiebeneinhalb Millionen Euro steckenmüssen. „Die Innensanierung sollte daeigentlich auch gleich angepackt wer-den. Aber wir haben schnell erkannt,dass wir da eine Trennlinie werden zie-hen müssen“, sagt Erhard. Zu komplexdie Entscheidungsprozesse. Zu vieleInteressen, die da unter einen Hut ge-bracht werden mussten. Viele StundenPlanung und Lösungsvorschläge beisolchen Entscheidungsprozessen wur-den für den Papierkorb gemacht.

Heute, sechs Jahre nach diesemTrennstrich, sagt Erhard, die Kirche ha-

be „in vielen Bereichen einen großenFortschritt gemacht, ohne ihre Identitätzu verlieren. Die Farbigkeit ist ähnlich,aber wärmer geworden, unterstütztdurch die Beleuchtung.“ Dass man derOrgelempore wieder eine Säule zu-rückgeben konnte, die einst herausge-nommen worden war, gebe „dem Kir-chenraum ein ganz anderes Gesicht“.

Gleiches gelte für die Tatsache, dassder Chorraum näher an die Gemeindeherangerückt werden konnte – auchdeshalb, weil eine besondere Lösungfür ein besonderes Thema gefundenwerden konnte: der Abgang der Mark-grafengruft, bislang als Treppenstufenim Chorraum, bekam einen begehba-ren Revisionsdeckel. Besucher könnendie kulturgeschichtlich wertvollenPrunksärge der hier bestatteten Mark-grafen betrachten, ohne die Gruft be-treten zu müssen.

Hinter dem Altar geht es hinab zumneuen Gruftvorraum. Ganz nebenbei:Ein Spaziergang durch die Geschichteder Kirche, die bis ins zwölfte Jahrhun-dert reicht. Ablesbar an der unter-schiedlichen Bauart der Säulen ober-halb und unterhalb des Kirchenbodens.Oben gotisch, unten romanisch. Durchzwei Scheiben links und rechts des Al-tarfundaments kann man die Särgesehen. Über berührungsempfindlicheBildschirme kann man Informationenabrufen zu jedem der hier Bestatteten –dessen Sarg dann dezent beleuchtetwird. „Das umsetzen zu können, hatseine Zeit gedauert“, sagt Erhard. Eshabe „einiges an Konfliktpotenzial zulösen gegeben“. Das Landesdenkmal-amt habe nach einem langen Abwä-gungsprozess, erste Ansätze für dieseLösung hatte es bereits 2011 gegeben,„den Weg zumindest offengelassen“ –was bedeutet: Eigentlich wollte man esnicht. Die Regierung von Oberfrankenund die Verantwortlichen der Kirche,darunter die Regionalbischöfin Doro-thea Greiner, hatten die Verlegung desGruftzugangs unterstützt.

Eine Punktlandung sollte die Fertig-stellung werden bis zum ersten Advent2014. Eine Punktlandung wurde es.Auch bei den Kosten. Man werde ver-mutlich sogar Geld gespart haben, sagtErhard. 13 Millionen waren veran-schlagt. „Elf Millionen Euro werden eswohl. Aber wir müssen erst einmal dieEndabrechnung machen.“

„Er kann zum jetzigenZeitpunkt rechnerisch nicht

nachweisen, warum dieKirche noch steht.“

Das sagte der Statiker Günter Döhringkurz vor Weihnachten 2006

Michael Erhard vom Staatlichen Bauamt hat das Projekt der Sanierung der Stadtkirche geleitet. Foto: Waha

Nordbayerischer Kurier | Sonntag, 30. November 20144 ERÖFFNUNG STADTKIRCHE

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Das Rätsel, warum die Kirche noch stehtAn sich ein statisches Wunder in Sandstein: Günter Döhring hat ein ähnlich marodes Gebäude wie die Stadtkirche noch nicht erlebt

BAYREUTHVonEricWaha

70 Kilo-Newton. „Passt“,sagt der Statiker GünterDöhring. 70 Kilo-New-ton, umgerechnet sie-

ben Tonnen Zugkraft sind auf denStahlankern, die die Seitenwände desKirchenschiffs zusammenspannen.Diese Stahlträger garantieren, dassdiese Kirche überhaupt eine Statik hat.Jeder der Zuganker kann zur Kontrollean ein Messgerät angeschlossen wer-den. „Zwischen 70 und 80 Kilo-NewtonsindinOrdnung“,sagtDöhring.

Als Döhring im Sommer 2006 zumersten Mal mit der Kirche zu tun hatte,war gar nichts in Ordnung. „Akut ein-sturzgefährdet. Ein derart marodes Ge-bäude mit einer solchen Summe vonProblemen und einem so großen Scha-densumfanghabeichnochnieerlebt.“

Das Dach: Geht man heute in den Dach-stuhl, sieht man einige Konstruktions-hölzer, die nach 1621 beim Aufrichtendes Dachstuhls eingebaut wurden. Undsehr viel mehr Dachbalken, die neusind. Nicht, weil sie so marode gewesenwären. „Viele wichtige Hölzer hat derTürmer verschürt. Davon müssen wireinfach ausgehen. Bayreuth ist da aberkeine Ausnahme. Man kennt das auchaus Kirchen anderer Städte. Und mankann auch ungefähr den Zeitraum er-rechnen. Zehn harte Winter werden danicht reichen“, sagt Döhring. „Dadurchwurde das Dach sehr windanfällig. Unddrückte noch stärker auf die Wände – aneiner sensiblen Stelle, die durch denStadtbrand von 1620 extrem ge-schwächt war, weil die Mauerkroneausgeglüht war.“ Zusätzlich waren na-hezu alle Balkenauflager durch Fäulniszerstört. „Das Dach drohte auf ein Ge-wölbe zu stürzen, das selbst schonschwergeschädigtwar.“

Das Gewölbe: Auf Anordnung desMarkgrafen Christian war beim Wie-deraufbau der Stadtkirche, die beimStadtbrand von 1605 in Schutt undAsche gelegt worden war, zwischen1611 und 1614 ein Steingewölbe einge-baut worden. Das hielt auch dem Stadt-brand von 1620 stand. Aber: „Die Kirchewar nie für ein Gewölbe aus Stein konzi-piert worden. Wohl aus dem Grund hatman das Gewölbe aus dem leichterenBimsstein gemacht“, vermutet Döhring.Aber beim Bau gleich zwei gravierendeProbleme eingebaut: Die Gewölbeauf-lager auf den oben ausgeglühten Sei-tenwänden – die Sandsteine oberhalbder Gewölbe zerfielen, wie Proben er-gaben, bei nur geringem Druck mit der

Hand zu rotem Staub – wurden aus min-derwertigem Steinmaterial gefertigt.Um dem Betrachter vorzugaukeln, manhabe dort Sandstein eingebaut, kamengeschickte Putzer und Kirchenmalerzum Einsatz, um den Pfusch am Bau zuvertuschen. Das zweite Problem: „Dafürhat man oben, wo die Gewölbe wenigerstark beansprucht sind, die besserenSteineverwendet.“

Die Gewölbe selbst waren zum gro-ßen Teil gerissen, weil sich die Seiten-wände der Kirche jeweils 17 Zentimeternach außen aus dem Lot geneigt haben.Sich leicht öffnende Gewölberippenwaren die Ursache dafür, dass in derNacht von 10. auf 11. Mai 2006 ein Bro-cken Fugenmörtel auf den Boden fielund in der Folge der wirkliche ZustandderKircheansTageslichtkam.

Der Nordturm: Ein Problemturm. Halbeingestürzt beim Stadtbrand 1605, be-schäftigte er drei Gutachter – einen1624, zwei im Oktober 1659. Ab 1666wurde er wieder aufgebaut. „Man hatihn mit Stahlankern versehen, die heutenoch drin sind, und mit dem Südturmzusammengespannt. Das Problem ist:Wir wissen, dass der Turm sich heutenoch bewegt.“ Zu Beginn der Sanierungwar ein zehn Zentimeter breiter Risszwischen dem Nordturm und dem Kir-chenschiff festgestellt worden, der spä-ter ausgemauert wurde. „Der Riss wirdüberwacht“, sagt Döhring. Der Geo-ökologe Thomas Schmidt hat zusam-men mit dem Geologen Richard Regnerempfindliche Messtechnik am Turminstalliert, mit der sich die Bewegungendes Turms nachweisen lassen. Vier bisfünf Millimeter jährlich bewegt sich derTurm. „Im tolerierbaren Bereich“,nennt Döhring das. Allerdings reißt dieVerbindung zwischen Turm und Kir-chenschiff bereits wieder auf. „Das mussmanbeobachten.“

Der Baugrund: „Wir wissen, dass dieheutige Kirche auf den gotischen Fun-damenten ruht“, sagt Döhring. „Proble-matisch ist, dass ein Teil der Gründungin sehr weichen Bodenschichten endet,die aufgrund ihrer Beschaffenheit nichtgeeignetsind für derarthoheLasten.“ Esgab Überlegungen, ob man die Funda-mente unterstützen müsste. Hat sichaber dagegen entschieden. Auch hierspielen die Zuganker eine sehr wichtigeRolle, die im Mittelschiff und in denSeitenschiffen für Halt sorgen. „Durchdie Zuganker wurden die Schubkräfteegalisiert und somit konnte auch dieBeanspruchung der Gründung redu-ziert werden. Nur so gelingt es, die Fun-damente zu entlasten und die Standsi-cherheitderKirchezugarantieren.“

Der Statiker Günter Döhring im Dach der Stadtkirche. Gut zu erkennen: Alle hellen Balken sind neu, die Vorgänger hatder Türmer verschürt. Fotos: Waha

70 Kilo-Newton – das ist im grünen Bereich: Melanie Ittner und Günter Döhring beim Messen der Zugkräfte, die aufdie Stahlanker im Mittelschiff wirken.

Sonntag, 30. November 2014 | Nordbayerischer Kurier 5ERÖFFNUNG STADTKIRCHE

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Page 6: Wiedereröffnung Stadtkirche Bayreuth

Die Meilensteine der StadtkircheÜber 800 Jahre Kirchengeschichte: Aus jeder Katastrophe ging die Stadtkirche noch schöner hervor

BAYREUTHVon Frank Schmälzle

S ie hieß nicht immer einfachnur Stadtkirche – und wennman es genau nimmt, heißtsie auch heute nicht so. Die

Stadtkirche ist der Heiligen Dreifal-tigkeit geweiht. Sie sah keineswegsimmer so aus wie heute, wo sie alsWahrzeichen Bayreuths die Innen-stadt schmückt. Entstanden ist dieStadtkirche aus einem kleinen Kirch-lein. Sie hat zwei Stadtbrände über-standen, die Bayreuther bauten siewieder auf. Das und viele interes-sante Details mehr finden sich im Ar-chiv der Stadtkirche. Ein Streifzugdurch Daten und Fakten:

1194: Der Grundstein für die erste ro-manische Pfarrkirche St. Maria Mag-dalena wird an der Stelle gelegt, ander heute die Stadtkirche steht. Restedieses ersten Kirchenbauwerks findensich noch heute in den beiden erstenStockwerken des Nordturms.

1430: Die Hussiten zerstören die Stadt.Und mit ihr auch die Kirche.

1437: Bayreuth erholt sich vom Über-fall der Hussiten. Der Wiederaufbau derKirche beginnt, zunächst mit dem Chor.

1439: Jetzt wird aus dem kleinenKirchlein mitten in der Stadt ein gro-ßes Gotteshaus. Der Grundstein für dendreimal größeren gotischen Neubauwird gelegt. Die neue Kirche entstehtnach Plänen von Meister Oswald ausBamberg.

1468: Die Kirche wird geweiht. Sieheißt zu dieser Zeit Maria-Magdalena-Kirche.

1529: Bayreuth bekommt ein Wahr-zeichen. Die beiden Türme der Kirchewerden erst lange nach Meister Oswaldvon Meister Heinrich fertiggestellt.

1603: Bayreuth wird unter MarkgrafChristian Residenzstadt. Und dieStadtkirche wird Hauptkirche dieserMarkgrafschaft.

1605: Am 21. März legt ein verhee-render Brand Stadt und Kirche in Schuttund Asche. Die Holzbrücke und dieTürme gehen in Flammen auf, Haupt-und Seitenschiffe stürzen ein. Nur derChor bleibt stehen.

1609: Die Katastrophe wird nochgrößer. Jetzt stürzt auch der Chorbo-gen ein. Das Chorgewölbe hält jedochstand.

1611: Endlich beginnt der Wieder-aufbau der Kirche. Meister Mebart be-ginnt mit der Einwölbung des Haupt-schiffs. Er lässt Strebepfeiler einbau-en, entwirft und baut eine neue Fürs-tenloge über der Sakristei. Vor genau400 Jahren, am 1. Advent 1614, istdie Kirche wieder aufgebaut und wirdder Heiligen Dreifaltigkeit geweiht.

1615: Markgräfin Maria stiftet den ba-rocken Hochaltar mit Renaissanceele-menten. Das Schnitzwerk stammt vondem Nürnberger Meister Hans Wer-ner. Von ihm sind auch die Alabaster-arbeiten am Taufstein. Vergessen istdie Vergangenheit aber noch längstnicht. Im selben Jahr stiften Bürger-meister Conrad Küffner und seine FrauBarbara ein Epitaph, ein Denkmal, dasdie Folgen des verheerenden Stadt-brands von 1605 darstellt.

1620: Die Stadtkirche hat eine neueOrgel. Geschaffen hat sie GottfriedFritzsche. Fritzsche war zunächst Or-gelbauer in Meißen, dann in Dresden.

Hier wird er um 1614 zum kurfürst-lich-sächsischen Hoforgelbauer er-nannt. Von 1619 bis 1627 war er inWolfenbüttel tätig. Und: Die Stadtkir-che wird im Jahr 1620 zur offiziellenGrabstätte der Markgrafen. MarkgrafChristian lässt die Fürstengruft ein-richten. Die Fürstengruft ist heute fürBesucher erlebbar. Dort unter demHauptaltar erfährt man viel über dieGeschichte der Stadt und der Kirche.

1621: Welch ein Schock. Wieder brenntBayreuth. Diesmal bringt ein Stadt-brand den Nordturm der Kirche zumEinsturz. Die Trümmer durchschlagendas Dach. Die neue Orgel und das Ge-stühl werden ein Raub der Flammen.Kanzel, Taufstein und Hochaltar blei-ben aber verschont.

1668: Es hat lange gedauert. Mit demAufsetzen der vergoldeten Turmknöpfeist der Wiederaufbau der Stadtkirchejetzt endgültig vollendet. Die Kirche hatihre jetzige Gestalt. So ist sie heute nochein Bayreuther Wahrzeichen.

1870: Über 200 Jahre herrscht weit-gehend Ruhe an der Stadtkirche. Bisim Jahr 1870 eine umfangreiche neu-gotische Innenrenovierung beginnt.Die beiden alten Steinemporen wer-den mit reich geschmückten Brüstun-gen verziert. In den Seitenschiffen wer-den vier Holzemporen eingebaut. DieMarmorkanzel wird zerschlagen unddurch eine Holzkanzel mit geschnitz-tem Schalldeckel ersetzt.

1918: Und wieder Feuer in der Stadt-kirche. Diesmal brennt die Orgel. DieGewölbe der beiden westlichen Lang-hausjoche werden erneuert.

1964: Jetzt klingt das Glockengeläut derStadtkirche noch viel schöner undmächtiger. Anstelle von fünf gibt es jetztacht Glocken in Stahlglockenstühlen.

1975: Der Innenraum der Kirche wirdrenoviert. Die Holzemporen aus demJahr 1870 verschwinden.

2006: Ein eher unscheinbares Stück

Mörtel ist der Anfang eines Großpro-jektes. Baufachleute stellen fest: DieKirche ist einsturzgefährdet. Es be-ginnt eine Sanierung, wie sie in der Ge-schichte der Stadtkirche einmalig ist.Die Statik der Kirchentürme und desKirchenschiffes wird ertüchtigt. DasDach und die Mauerkronen werden sa-niert, der Chorbogen wird instand ge-setzt. Sicherer stand die Stadtkirchezu keinem Zeitpunkt in ihrer über 800-jährigen Geschichte. Sie bekommt ei-nen größeren Altarraum und einenGruftvorraum, von dem aus die Grab-lege der Markgrafen zu sehen ist. Unddas Gotteshaus hat einen neuen Klang.Beide Orgeln sind modernisiert.

2014: Am 30. November feiern die Stadtund die Stadtkirchengemeinde die Wie-dereinweihung der Kirche mit einemFestgottesdienst. Über acht Jahre hat dieSanierung gedauert. Die Festpredigt hal-ten Regionalbischöfin Dorothea Greinerund der Ratsvorsitzende der Evangeli-schen Kirche in Deutschland, Landesbi-schof Heinrich Bedford-Strohm.

Dieses Bild findet sich im Archiv der Stadtkirche. Es zeigt das Gotteshaus, wie es um das Jahr 1614 aussah.

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Page 7: Wiedereröffnung Stadtkirche Bayreuth

Die Chancen des NeuanfangsNach der Sanierung will die Stadtkirchengemeinde jetzt ihren Teil zur Aufbauarbeit leisten

BAYREUTHVon Frank Schmälzle

D ieser Neuanfang, sagt Bern-hard Wanitzek, ist eine Chan-ce. „Die Chance, unsere Be-ziehung zur Stadtkirche neu

zu finden. Und das gemeindliche Le-ben zu erneuern.“ Nach der tatsächli-chen Aufbauarbeit der Leute vom Bauist jetzt die Gemeinde der Stadtkirchemit ihrer Art der Aufbauarbeit dran.

„Ich würde nicht sagen, dass die Ge-meindearbeit in den vergangenen Jah-ren, als uns die Stadtkirche nicht zurVerfügung stand, gelitten hat“, sagtWanitzek, der seit 2006 dem erweiter-ten Kirchenvorstand angehört und seit2012 dessen Vertrauensmann ist. „Esist anders geworden.“ Gottesdienstefeierte die Gemeinde zunächst noch inder Stadtkirche – buchstäblich unterBaugerüsten. Damals, sagt Wanitzek,ist ihm klargeworden: „Die Menschenbrauchen ein Haus Gottes. Gott nicht.Er ist immer da. Ob auf einer Baustelleoder in einer Kirche.“ Später dann standder Gemeinde die Spitalkirche zur Ver-fügung. Ein Glücksfall mitten in den be-wegten Zeiten der Sanierung. „Dafürdanken wir der Hospitalstiftung, derdie Spitalkirche gehört.“

Wenn sich denn etwas geändert ha-ben mag im Zusammenleben derStadtkirchengemeinde, dann zum Gu-ten. „Wie sich die Gemeindemitglie-der für die Stadtkirche engagiert ha-ben, das war schon toll“, sagt Wanit-zek. Zum Beispiel bei der Aktion „Ret-tet die Stadtkirche“, die Pfarrer Hans-Helmut Bayer und der Kirchenvor-stand ins Leben gerufen hatten, umGeld für die Sanierung zu sammeln.Über eine halbe Million Euro ist dabeizusammengekommen.

Was die Sanierung und Moderni-sierung der Stadtkirche am Ende kos-ten wird, kann derzeit noch niemandmit Sicherheit sagen. Klar ist aber: DenGroßteil des Geldes muss der FreistaatBayern aufbringen – und das ist einesehr alte Geschichte. Aus der zweitenHälfte des 16. Jahrhunderts stammt ei-ne markgräfliche Verordnung, nach derder jeweilige Markgraf dafür verant-wortlich ist und dafür auch bezahlt,dass die Gotteshäuser in gutem Zu-stand sind. Ein paar hundert Jahre spä-ter gilt für den Freistaat Bayern nochimmer, was der Markgraf damals ver-kündete. Es gilt aber auch: Sogenann-te Hand- und Spanndienste muss dieGemeinde leisten.

Für die Stadtkirche macht das etwafünf Prozent der Bausumme für dieBausubstanz aus. Dazu kommen dieKosten für die Innenausstattung. Kon-

kret: etwa 3,5 Millionen Euro. Ob dieGemeinde nach der Sanierung ihrerKirche pleite ist? „Nein“, sagt PfarrerBayer. „Denn wir haben Unterstüt-zung bekommen.“ Auch von der Evan-gelischen Landeskirche und der Ober-frankenstiftung. Voraussichtlich 1,2Millionen Euro muss die Gemeinde nunnoch selbst beisteuern, ein großer Teilist laut Bayer durch Spenden gedeckt.„Aktuell fehlen uns noch etwa 200 000Euro. Und ich habe keine Angst, dasswir diese Summe nicht aufbringenkönnen.“ Deshalb spart Bayer jetzt auchnicht. Deshalb gibt es zum Beispiel den32-pedaligen Subbass an der Orgel undden neuen Spieltisch. Bayer sagt: „Waswir jetzt nicht machen, bleibt dienächsten Jahrzehnte liegen. Man mussdie Gelegenheiten nutzen, die eine Ka-tastrophe bietet.“ Wie hoch der finan-zielle Beitrag der Gemeinde genau sein

wird, „das wissen wir in etwa einemJahr“, sagt Bayer.

Eine tolle Orgel, moderne Beleuch-tung, neue Medien und das Erlebnis ei-ner begehbaren Markgrafen-Gruft –Vertrauensmann Wanitzek nennt das„unsere Stadtkirche 2.0“. Und sagt: „Wirsind jetzt aufgerufen, diese Möglich-keiten zu nutzen.“ Die Stadtkirche wer-de nun nach der Sanierung und Reno-vierung zu einem Anziehungspunkt. Für

Bayreuther und für Gäste der Stadt.Für Menschen, die mit Kirche nicht mehrviel anfangen können. Und für Men-schen, die auf der Suche sind. Wanit-zek deutet auf die Statue des heiligenJakobus. „Die Stadtkirche ist in den Ja-kobsweg integriert.“ Wieder so eineChance, die sich jetzt neu eröffnet.

Auch wenn er gerne noch ein wenigmehr gemacht hätte. Auch wenn es nichtgelungen ist, die seit langem vermiss-ten Gemeinderäume einzurichten. Ro-land Scherm ist trotzdem zufrieden.„Der bauliche Zustand der Kirche istheute so gut, wie er wohl nie zuvorwar. Vom Fundament bis zum Dach-first – alles entspricht zeitgemäßen An-sprüchen“, sagt der 78-Jährige, der seit30 Jahren dem Kirchenvorstand ange-hört und auch ab 2006, also in der hei-ßen Sanierungsphase, dessen Vertrau-ensmann war. Scherm ist vom Fach, er

ist Architekt und jetzt „fast ein biss-chen wehmütig: Das Überlegen, dasDiskutieren und das Planen habe ichsehr gerne gemacht. Ich bin seit über50 Jahren auf dem Bau. Mein Beruf istmeine Berufung.“ Hier hat er sie aus-leben können.

Was er empfindet, wenn er nach allden Anstrengungen jetzt in der Stadt-kirche steht? „Erleichterung. Ein we-nig Stolz. Und Neugier darauf, wie dieGemeinde und die Öffentlichkeit re-agieren werden.“ Worauf er hofft? „Ichhoffe, dass wieder mehr Menschen indie Kirche kommen. Es ist ja kein Ge-heimnis, dass der Kirchenbesuch all-gemein eher schwach ist. Wir müssenjetzt Aufbauarbeit im übertragenenSinn leisten.“

Und da ist er mit seinem NachfolgerBernhard Wanitzek, der die Chancennutzen will, einer Meinung.

In mehr als 250 Sitzungen ging es für die Mitglieder des Kirchenvorstands in den vergangenen Jahren um die Sanierung der Stadtkirche: Ann-Kathrin Kapp-Kleinei-dam,BernhardWanitzek,ElisabethSchweitzer,KlausMaiselundRolandScherm(vonlinks)habenüberlegt,diskutiert,geplant.Gestrittenhabensienie. Foto:Wittek

„Wie sich dieGemeindemitglieder für die

Stadtkirche engagierthaben, das war schon toll.“

Bernhard Wanitzek,Vertrauensmann

des Kirchenvorstands

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Page 8: Wiedereröffnung Stadtkirche Bayreuth

KOMMENTAR

Auferstandene RuineSTADTKIRCHE

A chteinhalb Jahre. Eine langeZeit. Aber eine extrem span-nende. Denn die Stadtkirchehat in dieser Zeit so viel von

sich erzählt, wie wohl kaum ein ande-res Gebäude in Bayreuth. Und dieStadtkirche dürfte mit ihrer romani-schen Gründung das älteste Gebäudeder Stadt sein. Alle paar Wochen gabes Neues zu entdecken, über das wir

schreiben konn-ten. Hinter jederstatischen Hi-obsbotschaftsteckte mehr alsnur der Schre-cken darüber,dass die Kircheeinsturzgefähr-det ist. Die Kir-che gab Ant-worten – indemsie Fachleute er-klären ließ, wa-rum es gerade

da oder dort im Argen liegt. Ob es diekonstruktiven Hölzer im Dach waren,die mutmaßlich der Türmer herausge-hackt hat, um es in seinem Stübchenfür sich und seine Familie warm zuhaben. Ob es die Tatsache war, dassdie Sanierung den markgräflichenHofbaumeister Michael Mebart des

Pfuschs am Bau überführte. Denn vor400 Jahren hat er offensichtlich soaufs Geld schauen müssen, dass erminderwertiges Material einbaute.

Wer meinte, alles über die Stadtkir-che zu wissen, wurde eines Besserenbelehrt. Die Bodenkundler beispiels-weise sagten, es wäre gar kein Prob-lem, eine Art Keller im Kirchenschiffanzulegen. Als Stauraum für die Kir-chengemeinde. Dass mehr als 100Menschen in der Kirche bestattet sind,war da nicht bekannt. Wo man auchgrub: Knochen.

Ein ebenfalls bemerkenswertesKapitel wurde mit der Verlegung desGruft-Zugangs aufgeschlagen. Be-merkenswert deshalb, weil sich derdamalige Landesdenkmalpfleger ausunerfindlichen Gründen querzulegenversuchte. Nicht nachvollziehbar,warum es besser sein soll, dass Men-schen zwischen Särgen der Markgra-fen herumspazieren, sie betatschen,vielleicht sogar aus Unachtsamkeitoder bewusst beschädigen – statt siein Würde von außen zu betrachten.Dass die Gruft nun von außen durchGlasscheiben zu sehen ist, dass es Er-klärungen gibt zu jedem Markgrafen,seiner Frau und den Kindern, die hierbestattet sind, gibt den Bayreutherndie einzigartige Möglichkeit, der Ge-schichte der Stadt nahezukommen. Esist nicht zu hoch gegriffen, wenn man

sagt: Bayreuth wird als Fürstensitzanders begreifbar.

Doch es geht bei weitem nicht nurum die Fürsten. Im Vorraum vor derGruft wird das Gefallenen-Gedenk-buch gezeigt, das an die BayreutherOpfer der beiden Weltkriege erinnert.Man kann darin blättern – über diebeiden berührungsempfindlichenBildschirme. Die Kirche als Ort desGedenkens über den Tag hinaus.

Wer die Stadtkirche vor dem Mai2006 zum letzten Mal von innen gese-hen hat, wird nur Nuancen einer Ver-änderung feststellen können. Die Far-bigkeit ist geblieben, sie ist vielleichtein bisschen wärmer geworden. Op-tisch und auch technisch, denn heutemuss niemand mehr frieren. Es gibt,ganz praktisch, zum Teil Fußboden-und auch eine Bankheizung, jede Bankeinzeln regelbar. Viele Kilometer Lei-tung hat man verlegt, ohne der Kircheihren Charme zu rauben. Technikbringt die Kirche in die Zukunft, ohneihr die Vergangenheit zu nehmen. Ar-chitektonisch hat man der Stadtkircheihren Charakter zurückgegeben, ohnedie Brücke zur Moderne – dort, wo sierichtig ist – abzubrechen.

Die Stadtkirche hat ihre schwersteZeit hinter sich. Jetzt gilt es, die Ge-meinde zu sanieren.

[email protected]

Eric Waha

Ein Bauwerk, das nach oben strebt: Die Atmosphäre in der Stadtkirche ist be-eindruckend. Fotos: Waha, Wittek

Nordbayerischer Kurier | Sonntag, 30. November 20148 ERÖFFNUNG STADTKIRCHE

damals, vor über acht Jahren, hast du uns einen gehörigen Schreckeneingejagt. Zuerst war es nur ein bisschen Mörtel, der auf den Bodengefallen war. Aber als die Fachleute vom Staatlichen Bauamt dann malgenauer hingeschaut hatten, stellte sich raus: Du warst einsturzgefährdet.Es war ein Wunder, dass du überhaupt noch standst.

Du bist eben eine richtige Bayreutherin. Dich haut so schnellnichts um. Und gottseidank hast du gute Freunde, die angepackt unddich von Grund auf saniert haben. Heute stehst du so fest undsicher, wie wohl nie zuvor in deiner über 800-jährigen Geschichte.

Wenn das mal kein Grund zum Feiern ist. Und zum Danke sagen.Danke an all die, die für dich gekämpft haben. Deine Pfarrer und deineGemeinde, die Leute vom Staatlichen Bauamt und von der Evangelischen Landeskirche,die Planer und Handwerker, die vielen, vielen Spender und manche mehr.

Wir freuen uns, dass wir dich jetzt wieder haben. Dass wir Gottesdienste feiern und Kultur erleben können.Acht Jahre waren eine lange Zeit ohne dich.

Dein Nordbayerischer Kurier

Liebe Stadtkirche,