WIEN, PRESSEBÜRO DER GRÜNEN Gesetzentwurf...

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WIEN, PRESSEBÜRO DER GRÜNEN

Gesetzentwurf zur KZ-Gedenkstätte Mauthausen: Kritik und Alternativkonstruktion

Mauthausen, 14.12.2014 Mauthausen: Sparkurs, besucherunfreundlich und ministeriell verwaltet Öffentliche Erreichbarkeit: laut Website des Innenministeriums vom Bahnhof Mauthausen aus über einen Fußweg 1,3 km bergauf oder auf einer asphaltierten Straße 1,4 km. Wir fordern, dass der Postbus zur Gedenkstätte fährt, um die Erreichbarkeit mit „Öffis“ zu gewährleisten. BesucherInnenrückgang seit 1997 um etwa 10% (2013 unter 180.000/Jahr) Deutschland:

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2009 Ankündigung von Schmied und Faymann anlässlich von Störaktionen in Ebensee: „Ein Schwerpunkt müsse, so Faymann, bessere politische Bildung sein. Ein besonderes Anliegen ist dem Kanzler, dass Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, vor Ort Erfahrungen zu sammeln. Derzeit besuchen rund 60.000 Schülerinnen und Schüler Gedenkstätten wie das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen. Man bräuchte allerdings Kapazitäten für 100.000 pro Jahr, so der Bundeskanzler.“ Das Ergebnis: 2013 besuchten 49.568 (inländische) SchülerInnen (nicht einmal die Hälfte des Ziels!) und somit 10.000 weniger (!) als 2009 die Gedenkstätte. Gründe:

• Der Vermittlungsdienst, dem zentrale Bedeutung zukommt, ist unterdotiert, zudem gibt es personelle Querelen.

• Derzeit müssen offenbar sogar Gruppen abgewiesen werden, da nicht genügend Guides zur Verfügung stehen.

Weitere Sparmaßnahmen drohen: Seit Herbst 2014 werden Gebühren für Führungen und Audioguides eingehoben. Die Einführung von Schließtagen führt zu weiterem Besucherrückgang. Sperre des Buffets während der Wintermonate. Was passiert, wenn Beamte (aus dem BM.I) eine Gedenkstätte „verwalten“? 2013 wurden Überreste von Leichen gefunden und in Urnengräbern bestattet. Bis heute gibt es dort keinen Hinweis, keine Gedenktafel. Amerikanische Studierende, die zufällig an der Beisetzung der Urnen teilgenommen hatten, haben nachgefragt, warum das so ist und eine Spendenaktion angeboten. Mail des Unilehrenden:

In den Salzburger Nachrichten gab der Direktor des Studienlehrgangs dazu auch ein Interview (s. Anhang!). Ein ehemaliger pädagogischer Leiter der Gedenkstätte erhebt aufgrund konkreter Hinweise den Vorwurf, dass Leichenüberreste gefunden, aber nie bestattet wurden.

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Hauptkritikpunkte Gesetzentwurf Wir haben den Eindruck, dass sich in der Struktur gegenüber Ist-Zustand nichts Wesentliches ändert: Es bleibt bei weitgehender Dominanz des BM.I.

▪ Das Kuratorium als mehrheitlich ministerielles Gremium wird vom BM.I dominiert. ▪ Das BM.I bestimmt die Geschäftsführung, das Kuratorium hat nur ein Anhörungsrecht. ▪ Das Kuratorium ist ein finanzorientiertes Prüforgan, die zwei Beiräte (gesellschaftlicher und

wissenschaftlicher) sind eher dekoratives Beiwerk. ▪ Es fehlt fast zur Gänze die internationale Perspektive, obwohl fast 99 Prozent der Opfer

nicht aus Österreich kamen. ▪ Wie es ein ehemaliger pädagogischer Leiter ausdrückt: Es passiert de facto eine

unterschwellige Weiterführung des Opfermythos, da in der jetzigen Konstruktion systematisch der Eindruck erweckt wird, es seien dort v.a. österreichische Opfer gewesen.

▪ Die Zweiteilung der Orte ist eine österreichspezifische Farce: Archiv in Wien (und wohl auch die aus dem BM.I kommende Verwaltung).

▪ Vor allem: Die Auslagerung folgt einem Sparkonzept. Die Wissenschaft soll sich selbst finanzieren, prekäre Verträge werden weitergeführt, keine Absicherung der Gesamtfinanzierung – die Basisabgeltung von dzt. 3,6 Mio wird nicht erhöht (lt. Barbara Glück im Standard).

Alternative: Parteien raus, Sachkompetenz rein Angedacht war schon einmal eine internationale Stiftung – warum hat man diese Idee nicht aufgegriffen und weiterentwickelt? Prinzip: weg vom Innenministerium – politische Verantwortung ins Parlament. 1. Aufsichtsrat: für Finanzierung und Controlling verantwortlich

• NR-PräsidentIn • 2 VertreterInnen aus Regierung (Finanzministerium, Innenministerium)

VertreterInnen aus allen Parlamentsparteien • Mauthausenkomitee (MKÖ) + Internationales Mauthausen Komitee (CIM) • 2 VertreterInnen aus nationalen und internationalen Opferverbänden rotierend

Geschäftsführung (ohne Stimmrecht) 2. Kuratorium: gibt grobe inhaltliche Fahrtrichtung vor: Zukunft der Gedenkstätte, Weiterentwicklung, Schwerpunkt Vermittlung

• NR-PräsidentIn (bzw. von ihr/ihm nominierte Person) • 1 VertreterIn aus BKA • 3 VertreterInnen (auch international) aus Bereichen der Wissenschaft und Forschung

(Zeitgeschichte/Politikwissenschaft, Pädagogik, Tradierungsforschung, Soziologie, Sozialpsychologie, Museologie und Forschungseinrichtungen und ein/e VertreterIn aus dem wissenschaftlichem Nachwuchs)

• 3 VertreterInnen aus anderen Gedenkstätten (Außenlager, Institutionen wie Peršmanhof oder R.E.F.U.G.I.U.S. und internationale Vertretung z.B: Yad Vashem, USHMM, Auschwitz, Anne Frank Stichting, Museo della Shoah (Rom), Monte Sole (I), Memorial de la Shoah (Paris), Simon Wiesenthal Center )

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• Pädagogische/r LeiterIn • 1 VertreterIn von Guides bzw. aus dem pädagogischen Personal • Je 1 VertreterIn von MKÖ und CIM • 2 VertreterInnen aus internationale Opferverbänden (rotierend im 2 Jahres-Rhythmus) • 2 Angehörige von Opfern oder Überlebenden (bspw. aus Israel und USA) oder von ihnen

delegierte Personen • 1 Vertretung aus erinnern.at • 1 internationale Vertretung (NGOs aus Europa, etwa Raoul Wallenberg, Living History –

beide Schweden –, Ex-Jugoslawien, Spanien. Ev. auch Deutsche Bundeszentrale für Politische Bildung) rotierend im 2 Jahres-Rhythmus

• Geschäftsführung (ohne Stimmrecht) 3. Gesellschaftlicher Beirat mit beratender Funktion: Vertretung der diversen Verbände, Religionsgemeinschaften etc. (siehe Zusammensetzung laut Gesetzentwurf mit Ausnahme von Industriellenvereinigung), erweitert um zu definierende NGOs (Menschenrechte, zivilgesellschaftliche bzw. politische Bildung, Migration)! 4. Inhaltliche Geschäftsführung und kaufmännische Geschäftsführung: Beide Posten sind international auszuschreiben und werden nach Hearings durch Aufsichtsrat und Kuratorium bestellt. Längerfristig sollen Gedenkstätte, Archiv und Bibliothek vor Ort in Mauthausen zusammengelegt werden. Erarbeitung eines zukunftsträchtigen Konzepts, das in erinnerungspolitischer Hinsicht Antworten und Angebote für jene Generationen gibt, die keine Zeitzeugen mehr hören können, deren direkter Konnex zum Nationalsozialismus nicht mehr gegeben ist. Mauthausen und seine Nebenlager sollen ein Zentrum für zivilgesellschaftliche Bildung und Holocaust-Education und eine würdige Gedenkstätte für Nachkommen von Opfern werden.

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Ein unsichtbares Gedenken

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"Salzburger Nachrichten" Nr. 84 vom 10.04.2014 Seite: 10 / Ressort: Innenpolitik

Ein unsichtbares GedenkenMauthausen. Engagierte US-Studenten setzten auf dem Gelände des ehemaligen KZ die Asche von Naziopfern bei. Undwarten nun vergeblich auf einen Gedenkstein.

ANDREAS KOLLERSalzburg (SN.). William M. ist Historiker, Amerikaner und er leitet das traditionsreicheLowmanSalzburg-Programm der US-amerikanischen University of Redlands. versucht, seinen Studenten ÖsterreichLowmannahezubringen – „vom Kaiserreich bis zur Europäischen Union“, wie er erzählt. Auch ein Besuch an der Gedenkstätte desKonzentrationslagers Mauthausen gehört zum Bildungsprogramm der jungen Amerikaner.

Die Besucher aus Übersee seien stets tief betroffen von diesem Besuch, erzählt der Professor. Im November desvergangenen Jahres dachten die Studenten darüber nach, wie sie in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers einsichtbares Zeichen setzen könnten.

Da traf es sich, dass Arbeiter kurz vorher bei der Sanierung des ehemaligen KZ-Arrestgebäudes auf menschliche Überrestegestoßen waren. Asche von ermordeten oder bei ihrem „Arbeitseinsatz“ getöteten KZ-Gefangenen. Asche, die in den dunklenTagen einfach verstreut worden war. Die amerikanischen Studenten erhielten das Angebot, diese Asche in auf demUrnenGelände des ehemaligen Quarantänehofs in Mauthausen beizusetzen.

Und das taten sie: In einer feierlichen Zeremonie, es gab ein säuberlich ausgehobenes Grab, Blumen und Kerzen. DieGedenkstätte berichtet auf ihrer Homepage nicht ohne Stolz von der Gedenkstunde mit den Besuchern aus Übersee.

Was die Studenten und ihren Professor aufs Höchste irritiert: Bis heute ist an der Grabstätte der Schoah-OpferLowmankein Gedenkstein, nicht einmal eine kleine Plakette errichtet worden. An die Toten erinnert nur der grüne Rasen. Sonst nichts.Mehrere Vorstöße Lowmans im zuständigen Innenministerium, man möge doch die Toten in irgendeiner Weise sichtbarmachen, brachten nur hinhaltende Antworten. Dabei wäre es kein Problem, mithilfe von Holocaust-Überlebenden undHistorikern den richtigen Text für einen Gedenkstein zu formulieren, sagt . Lowman

Auch die SN erhielten im Innenministerium auf Nachfrage keine wirkliche Begründung für das Fehlen eines Gedenksteins.Es handle sich eben um ein Sammelgrab, in der Nähe gebe es „Stelen und Kreuze“, sagte ein Sprecher des Ministeriums.

Und was sagt Professor ? „Das ist nicht korrekt. Das dient auch nicht Österreich. Und es dient nicht den Opfern.“Lowman

Quelle: "Salzburger Nachrichten" Nr. 84 vom 10.04.2014 Seite: 10Ressort: Innenpolitik

Ressort: Innenpolitik

Mutation: Österreich

Dokumentnummer: 08307809520140410005410238240043

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