Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

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Sitzungsberichte der

Koumlniglich Bayerischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch-philologische und historische Klasse

Jahrgang 1917 10 Abhandlung

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes

von

Ulrich Wilcken

Vorgetragen am 7 Juli 1917

Muumlnchen 1917 Verlag der Koumlniglich Bayerischen Akademie der Wissenschaften

in Kommission des G Franzschen Verlags (J Roth)

Die Verhandlungen die Koumlnig Philipp im Jahre 3387 auf dem Kongreszlig zu Korinth mit den Staaten Griechenlands gefuumlhrt hat sind historisch von so hoher Bedeutung daszlig es im houmlchsten Maszlige zu bedauern ist daszlig die daruumlber uns ershyhaltene Tradition nur aus Fragmenten besteht Von vershysprengten Notizen abgesehen haben wir groumlszligere Exzerpte aus historischen Darstellungen nur bei Diodor XVI 89 und Justin IX 5 Dazu kommen die wichtigen Zitate aus dem von Aleshyxander 336 geschlossenen Vertrage in Ps Demosth 17 die deswegen von so groszliger Bedeutung fuumlr die Rekonstruktion des philippischen Vertrages sind weil die Inschrift Ditt Syll P 260a uns gelehrt hat daszlig Alexander den Vertrag seines Vaters soweit moumlglich woumlrtlich uumlbernommen hat Weiteres laumlszligt sich aus den Erzaumlhlungen uumlber Erneuerungsversuche spaumlterer Machtshyhaber wie namentlich aus dem Diagramma des Philippos Arrhi-daios (resp des Polyperchon) vom Jahre 319 bei Diod XVIII 56 erschlieszligen Endlich haben wir einige gleichzeitige Zeugshynisse in jenen Inschriftenfragmenten die Adolf Wi lhe lm in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie 165 6 (1911) grundshylegend behandelt hat (s unten Abschnitt 4) Also Fragmente nichts als Fragmente bei Schriftstellern wie auf Steinen

Es ist bei dieser Lage nicht zu verwundern daszlig noch viele Punkte kontrovers sind und manche Fragen die sich dem Historiker beim Durchdenken der wichtigen Vorgaumlnge aufshydraumlngen noch kaum gestellt geschweige denn erledigt sind Wiewohl manche eingehendere Darstellungen der Vershyhandlungen zu Korinth vorliegen1) glaube ich doch daszlig uumlber

) Von aumllteren Arbeiten nenne ich K G Boumlhnecke Forschungen auf dem Gebiet der attischen Redner (1843) S G00 ff auch 622 ff und

1

1 10 Abhandlung U Wilcken

die F o r m e n in denen diese Verhandlungen gefuumlhrt worden

sind noch genauere Vorstellungen gewonnen werden koumlnnen

und da die Erkenntnis dieser Formen noch tiefer in das Vershy

staumlndnis der politischen Bedeutung dieser Vorgaumlnge zu Koshy

rinth einfuumlhren moumlchte ich im folgenden einige Untersuchungen

vorlegen durch die ich nach dieser Richtung weiter vorzushy

dringen versucht habe1)

1

Diodor und Justin

Ich beginne mit einer Analyse der beiden einzigen zushy

sammenhaumlngenden Berichte die uns uumlber die korinthischen

Verhandlungen wenn auch nur in Exzerpten uumlberliefert sind

Da ich auch weiterhin immer wieder auf sie zuruumlckgreife

setze ich sie im Wort lau t hierher

D i o d o r XVI 89

sect 1 Eni de TOVTCOV (3376) (IHXi7inoq 6 szligaadehg ne-

(pQoviifiaTtoihOZ zjj neol Xaigtoumlreiav vixi] xai rag inicpave-

Arnold Schaumlfer Demosthenes und seine Zeit III (1858) S 45 ff IIIraquo S 49 ff von neueren 7 G Droysen Geschichte des Hellenismus l2

(1877) S 42 ff vgl 103 ff 162 f U Koumlhler Sitzber d Berl Akad 1892 S 510 ff 1898 S 120 B Niese Geschichte der griechisch-makeshydonischen Staaten 1 (1893) S 37 ff L von Ranke Weltgeschichte I6

(1896) S 151 ff vgl 157 J Beloch Griechische Geschichte II (1897) S 572 ff 606 J Kaers t Syb Hist Z 38 (1895) S 13 ff Rhein Mus 52 (1897) S 519 ff Geschichte des hellenistischen Zeitalters I1 (1901) S 210ff 426 f vgl jetzt l2 (1917) S268ff 526ff A Wi lhe lm Sitzber d Wien Akad 165 6 (1911) R v Poumlh lmann Griechische Geschichte und Quellenkunde 5 Aufl (1914) S 283 f

J) Die folgenden Ergebnisse habe ich im wesentlichen im Anschluszlig an Seminar-Uumlbungen im Winter 191617 gewonnen Erst nachtraumlglich wurde mir die 2 Auflage von Kaers t s Geschichte des Hellenismus wie sie jetzt heiszligt bekannt Da ich gerade in den hier behandelten Proshyblemen mehrfach von ihm abweiche schien mir das Erscheinen seiner zum Teil neuen Darstellung die Veroumlffentlichung meiner Ergebnisse nicht uumlberfluumlssig zu machen

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 5

oxdxag noXeig xaxajienXrjyjuevog ecpiloxifAMxo yeveoampai ndorjg

xfjg EXXaumldag yyejumv sect 2 Aiadoiig de Xdyov oxi szligovXexat

ngbq TJeQaag vneg xcoumlv EAumlhjveov jzoumlXejuov aumlgaofiai yal Xa-

szligelv nag1 avxcbv aumltxag vneg xfjg elg xd legd yevojuevrjg naga-

vofiiaq Idiovg xovg EXXijvag xaTg evvolatg enoujoaxo ltPdo-

(pgovovixevog de ngbg aumlnavtag xal Idiq yal xoivfj zaXg noumlXe-

aiv aumlnecpalvsto szligovXeaampai diaXeyszligrjvat negl xmv ovjLupegovxcov

sect 3 Aibneg eigt Kogivampcp xov xoivov avvedgiov ovvayszlig-evxog

diaXeyszligelg negl tov ngbg Ilegaag noXefiov yal fjeydXag iX-

nidag vnoampelg ngoexgeipaxo xovg avvedgovg eig noumlXeixov

TeXog de xcoumlv EXXrjvcov eXojuevtov avxbv axgaxrjybv avxoxgd-

xoga xfjg EXXddog ueydXag nagaaxevdg enoielxo ngbg xi]v

enl xovg Ilegaag aroaxelav Aiaxdg~ag o exdaxrj noXei xb

nXfjftog x(bv elg avpiiayiav oxgaxicoxmv enavyXampev elg xtjv

Maxedoviav

Der Sieger von Chaeronea hat sein Lebenswerk die Aufshy

richtung des groszligen macedonischen Balkanstaates damit ge shy

kroumlnt daszlig er die besiegte Griechenwelt in feste Abhaumlngigkei t

von Macedonien brachte Ein Meister der Diplomatie und

Staatskunst hat er es verstanden die fuumlr ihn allein maszliggebenshy

den macedonischen Interessen mit dem panhellenischen P r o shy

gramm in Einklang zu bringen das Isokrates ihm schon seit

Jahren vorgehalten hat te 1) Dies Programm gipfelte in der

Einigung der Griechen und der Fuumlhrung eines Rachefeldzuges

gegen Persien Den ersten Punkt erfuumlllte Phil ipp in der Art

daszlig er in Korinth mdash abgesehen von den sich ausschlieszligenden

Lacedaumlmoniern mdash alle souveraumlnen Griechenstaaten2) zu einem

M Zuerst im ltPluinoq von 346 2) Daszlig der Hellenenbund nicht wie fruumlher meist angenommen

wurde nur bis zu den Thermopylen hinaufreichte sondern ganz Grieshychenland einschlieszliglich der Thessaler und Perrhaumlber umfaszligte also sich bis an die Grenzen Macedoniens erstreckte hat uns Wi lhe lm gelehrt durch seine glaumlnzende Entdeckung daszlig IG II 184 zu IG II 160 gehoumlrt (Wien Sitzber 1 c) vgl jetzt auch Ditt Syll I3 260 Wenn Wilhelm aber gestuumltzt auf seine Ergaumlnzung Eleipjuoiwv annimmt daszlig auch die Macedonier dem Bunde angehoumlrt haumltten und im Synhedrion durch Abshygeordnete vertreten gewesen seien (S 18) so halte ich dies ebenso wie

6 10 Abhandlung U Wilcken

durch ein avvedgiov zu vertretenden Hellenenbund1) zusammenshyfaszligte mit dem er den allgemeinen Frieden (fj yoin) eiQrfvrf)

jetzt auch K a e r s t (Hell I2 528f) sachlich fuumlr ganz ausgeschlossen Der Gegensatz zwischen den Maxeciovss und den EXXrjveg mdash ich spreche hier nicht von der ethnographischen Streitfrage mdash war damals und noch lange ein so tiefer daszlig die ersteren unmoumlglich einem Bunde angehoumlren konnten dessen Mitglieder offiziell als ol EXXrjvsg bezeichnet wurden (s unten) Man braucht nur die Geschichte Alexanders und der Dia-dochen in den Quellen zu lesen um dies zu sehen Um nur e in Argushyment herauszugreifen wie haumlt te man den gegen Macedonien gefuumlhrten lamischen Krieg den Ehhiviybg jz6Xejog nennen koumlnnen (vgl Note 6 zu Ditt Syll I3 317) wenn der Begriff EXXtjv nicht in scharfem Gegensatz zu MaxuSwv gestanden hauml t t e Andrerseits koumlnnen nur souveraumlne Staaten auf dem Bundestag vertreten gewesen sein Darum finden wir dort z B den Teil Perrhaumlbiens vertreten den Philipp in Macedonien n i c h t einshyverleibt hat te (A R o s e n b e r g Hermes 51 503) Aus demselben Grunde kann aber die Eleimiotis nicht zu den Bundesmitgliedern gehoumlrt haben da diese Landschaft damals einen festen Bezirk des Koumlnigreichs darshystellte (A R o s e n b e r g S 500 507 f) Die Ergaumlnzung EXeit]tcoxmv ist daher aufzugeben Sollte nicht trotz der Bedenken Wilhelms S 24 mit K ouml h l e r Axaicoumlv POJtomov zu lesen sein Macedonien stand also neben dem Synhedrion des Hellenenbundes genau so wie Athen im II attischen Seebund neben dem Synhedrion der ovuiaxot Zustimmung fand Wilshyhelms entgegenstehende Auffassung bei R v S c a l a Das Griechentum in seiner geschichtlichen Entwicklung (Aus Natur und Geisteswelt) 1915 S G5

) Der Hellenenbund wird von Arrian III 24 4 als xb xoivov xampv EXh)vagtv bezeichnet oxi ^ivcoixng oiixe TOV XOIVOV XWV EXXyvcov isTeiyov Auch in der Chronik von Oxyrhynchos (Pap Oxy I 12 III 9 ff) begegnet dieser Ausdruck xb XOIVOV IampV EXXrjvarv ovveXftovzes mdash stlavxo doch ist hier offenbar das xoivov OVVpound8QIOV gemeint In gleichzeitigen Quellen habe ich diesen Ausdruck nicht gefunden Vielmehr scheint der offizielle Name des Bundes ol EXXrjvsg gewesen zu sein Vgl Ditt Or Gr I 8 5 (Eresos) n6Xefiov i^s[vi]xdfievos JZQOS AXejavSgov xal zolgEXXavag wo der Bund mit seinem fvEubv an der Spitze gemeint ist Ebenso bei Arrian II 2 2 zag oxv)Xag xag ngbg AXJ^avSgov xal xovg EXXr]vag yevojevag otpiai Danach ist auch die Weihinschrift an die Atbena nach der Schlacht am Granicus zu erklaumlren Ai^avooog QuumldnTiov xal ol EXXtjves nXr)V Aaxeoumlai-iioviwv ajib rcoumlv szligaoszligagwv ZOumlJV zrjv Aocav xaxoixovvxcov (Arrian I 16 7) Ich sehe darin eine Weihung des Bundes die auf dem Schlachtfeld einshyseitig vom oxgaxtjybg aixoxguumlzoig angeordnet ist (ixeXevoev Arrian) mdash Nebenbei bemerke ich daszlig diese Formeln rein politisch aufzufassen sind

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 7

und ein Schutz- und Trutzbuumlndnis (ovn4uaxia)1) schloszlig kraft dessen er als fyeucbv xfjg EXXddog an die Spitze des Bundes trat und das Kommando uumlber die griechischen Kontingente zu Bundeszwecken erhielt waumlhrend er andrerseits den Griechen ihre eXevampegla und avxovoua sowie den Schutz des Landfrieshydens Freiheit der Meere etc garantierte2) Den zweiten Punkt

und daher nicht wie von K a e r s t Hell J2 157 fuumlr das ethnographische Problem der Macedonier verwendet werden duumlrfen

) Nach dem Inhalt wird der Vertrag als slgfjvrj und avtixaJa chashyrakterisiert von Arrian III 24 5 drpfjxsv de xal xampv aumlXXcov EXXrjvcov oooi jzgb zfjg elgfjvrg ze xal zfjg q~vfiiayjag zfjg ngbg Maxsdoumlvag ysvof-tevrjg naga Jlegoaig fuwDotpogovv Uumlbrigens sprechen auch diese Worte gegen W i l shyh e l m s Ansicht daszlig die Macedonier dem korinthischen Bunde angehoumlrt haumltten Denn wenn die Hellenen mdash oder wie Arrian wenige Zeilen vorshyher sagt zb xoivov zwv E)Xi)vwv (s vorige Anmerkung) mdash eine Symma-chie mit den Macedoniern schlieszligen so koumlnnen eben die Macedonier nicht zu den Hellenen gehoumlrt haben

2) Die Garantie der sXevampsgla und avzovoua stand sogleich im Anshyfang der owOfjxai Vgl Ps Dem 17 8 Auch ich moumlchte wie K a e r s t Rhein Mus 52 537 ff annehmen daszlig die Griechen ebendort auch als aumlrpgovgijxoi und drpogoXoyrjzoi bezeichnet waren ersteres wiewohl macedo-nische Besatzungen in Korinth Chalkis Theben Ambrakia lagen Von dem Bundesvertrag des Antigonos Doson und Philipp V der eine Wiedershybelebung des alten philippischen darstellte steht es fest daszlig er diese Formel enthielt (Pol IV 25 7) wiewohl Antigonos Korinth mit einer Besatzung belegt hatte Zu diesem Argument das schon K a e r s t anfuumlhrt sei ein anderes hinzugefuumlgt das direkt fuumlr unseren Philipp zeugt der Scholiast zu Dem Kranzrede 89 S 255 12 zfjg vvv dgrjvrjg] zfjg enlAXs-$avdgoigt mdash eoxeioazo yag xal avxbg ngbg avxovg ujojzeg 6 jiaxfjg cboxs avzovg avzovoumljiovg eivat xal drpogoXoyrjzovg Sftcog [isvzoi vJxaxoiieiv avzcp xal xazauml yfjv xal xazauml IXaumlazzav Vgl A S c h auml f e r Demosthenes HI2 52 A 4 Ich sehe keinen Grund weshalb wir dieser Tradition miszligtrauen sollten auch das vjiaxoveiv (wenn vielleicht auch nicht woumlrtlich) kann zu Recht bestehen wenn man es nur auf den militaumlrischen Gehorsam bezieht den der fjyeuojv in den Bundeskriegen verlangen muszligte (xal xazauml yfjv xal xazauml XaumlXazzav) Vgl auch Diod XVI 1 4 zfjg ftkv EXXdshydog djxdaijg nageXaszlige xlv tfyetiovtav exovolcog xcoumlv noXtwv vnozazzofii-vagtv Dann zeigt die Stelle daszlig Ps Dem 1 c den Passus auf alle Faumllle nicht genau ausgeschrieben ha t wenn er nur von eXevQegia und avzo-voiiia spricht Fuumlr seine Zwecke genuumlgte dies Wahrscheinlich hat te Antigonos Doson seine Formel dem philippischen Vertrag von 3387 ent-

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erfuumlllte er dadurch daszlig er unter Aufnahme jenes panhelleshynischen Schlagwortes den Rachekrieg gegen Persien proklashymierte natuumlrlich nur weil dieser Krieg auch im Interesse Macedoniens lag

Uumlber die zeitliche Abfolge dieser Verhandlungen sind neuershydings Kontroversen entstanden im besonderen uumlber die Frage ob wir zwischen einer bdquokonstituierenden Versammlung in der der erste Punkt des Programms erledigt wurde und einer dashyrauf folgenden bdquoKriegssitzung fuumlr den zweiten Punkt zu scheishyden haben (s unten) Um so mehr ist der oben abgedruckte Bericht des Diodor einer genauen Pruumlfung zu unterziehen Diodor schweigt hier uumlber die Neuordnung Griechenlands wie sie in Korinth festgelegt wurde und spricht nur vom Persershykrieg A priori ist nach dem was wir von Diodors Arbeitsshyweise kennen anzunehmen daszlig dieses Uumlberspringen auf Diodors Rechnung zu setzen ist und daszlig wahrscheinlich in seiner Vorshylage auch jene Neuordnung dargestellt gewesen ist wodurch fuumlr uns die Aufgabe entsteht festzustellen wo bei ihm die Luumlcke anzusetzen ist Gegen diese Annahme koumlnnte vielleicht sprechen daszlig auch Polyb III 6 13 mit dem sich Diodor so

nonnnen Vergleicht man diese macedonische Formel bei Polyb IV 25 7 aumlrpgovgfjzoDg dnpogoXoyfjzovg eXsvampsgovt ovzag noXiztiaig xal voiioig xgogttipoundvovg zotg izazgioig mit der Freiheitsformel in dem Dekret des Fla-mininus von 196 bei Polyb XVIII 46 5 eXsvampSQOve aumlrpgovgfjzovg dqio-goXoyfjzovg vofxoig ygmidvovg zolg uazgioig so liegt der Gedanke nahe daszlig Flamininus absichtlich die macedonische Formel uumlbernommen hat te Dies waumlre auch historisch begreiflich fuumlhrte er damit doch handgreifshylich den Griechen vor Augen daszlig Rom als Beschuumltzerin der griechischen Freiheit an die Stelle Macedoniens getreten war Dagegen erheben sich viele Bedenken gegen die Annahme die T auml u b l e r in seinem scharfsinshynigen Werk Imperium Romanum I S 434 zu begruumlnden versucht hat daszlig der Koumlnigsfriede von 386 und das Dekret des Polyperchon von 319 (vgl zu beiden unten Abschnitt 3) Grundlage und Vorbild fuumlr die roumlmishyschen Freiheitsbestimmungen von 197 (Vertrag mit Philipp V) und 196 (Dekret des Flamininus) gewesen seien Daszlig gar die Athener den Flashymininus auf den laumlngst auszliger Kraft gesetzten Koumlnigsfrieden hingewiesen haben sollen (S 436) ist mehr als unwahrscheinlich Doch eine Widershylegung im einzelnen wuumlrde hier zu weit fuumlhren

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 9

eng beruumlhrt daszlig sie wahrscheinlich auf dieselbe Quelle zuruumlckshygehen1) nur vom Kriegsbeschluszlig spricht sodaszlig zu erwaumlgen waumlre ob nicht schon diese gemeinsame Quelle nur vom Kriege gesprochen haumltte Aber einmal schlieszligt das Thema des Po-lybius der hier die wahren Gruumlnde der Kriege von den Vorshywaumlnden resp Anlaumlssen unterscheidet eine Erwaumlhnung der Bundesbestimmungen von Korinth geradezu aus andrerseits sind bei Diodor der aus anderen Gruumlnden sagen wir aus Beshyquemlichkeit oder um zu kuumlrzen gleichfalls nur uumlber den Kriegsbeschluszlig sprechen wollte doch noch Spuren davon zu erkennen daszlig ihm ein breiterer Bericht vorgelegen hat in dem auch jene Bundesbestimmungen dargestellt gewesen sind was wir um so mehr annehmen werden als er auch sonst uumlber Philipp offenbar einer ausfuumlhrlicher erzaumlhlenden Quelle geshyfolgt ist2)

Diodor knuumlpft in diesem Kapitel unter dem Jahre 3376 nochmals an die Schlacht von Chaeronea an nachdem er vorshyher bereits die Schlacht selbst sowie ihre Konsequenzen fuumlr

) So K a e r s t Hell I2 526 Polybius sagt (ich drucke die mit Dioshydor sich beruumlhrenden Worte gesperrt) (Puumlujzjzog) mdash aumlfia zay neguioi-rjoaoOai xijv ex xcoumlv EXXtvcov evvoiav 6ioXoyovfiivtjv eiO ecog ngo-rpdoet xg(^)tlevo^ degTt onevbet fiex eXampelv xr]v IJegooumljv jxag avoiilav elg xovg EXXrjvag Sgiirjv soe xal jxgoedexo noXexetv xal ndvza ngbg zovzo zb fisgog f)zoiia(e K a e r s t 1 c hebt nur die Aumlhnlichkeit der beiden ersten unterstrichenen Stellen mit Diodor sect 2 hervor Die Aumlhnshylichkeit erstreckt sich aber auch auf sect 3 vgl Diodor ixgoexgeyiaxo roV ovveSgovg elg noumlXeiov und eydXag jtagaaxevaumlg eixoieixo xxX Sachlich ist von Wichtigkeit daszlig auch nach Polybius Philipp es ist der den Persershykrieg proponiert hat nicht etwa das Synhedrion Uumlbrigens ist zu beshyachten daszlig trotz der evidenten Uumlbereinstimmung der Teile ihre logishysche Verknuumlpfung in sect 2 doch eine andere ist als bei Polybius

2) Nach Ed S c h w a r t z Pauly-Wissowa V 683 lag dem Diodor fuumlr die Geschichte Philipps bdquodas Machwerk irgend eines rhetorischen Schulshymeisters vor raus einer Zeit in der die dem 3 Jahrhunder t noch fremde politische und aumlsthetische Anbetung des Demosthenes sich ausbildete Fuumlr die Bestimmung und Wertung der Quelle werden die in der vorigen Anmerkung behandelten Beziehungen zu Polybius nicht ohne Bedeushytung sein

10 10 Abhandlung U Wileken

Athen und Theben unter dem Jahre 3387 erzaumlhlt hat (c 867) Durch den Hinweis auf die Niederwerfung der inupaveoxarai noumlXeig (sect1) nimmt er die mit c 87 abgebrochene Erzaumlhlung wieder auf und er fuumlhrt sie fort bis zur Heimkehr Philipps nach Macedonien (sect 3) Wenn er am Ende von sect 1 es als das (damals noch unerreichte) Ziel Philipps bezeichnet ye-veadai ndaijg xfjg EXXdbog yyeficuumlv so stehen wir damit noch vor dem Kongreszlig zu Korinth und genauer noch vor den konshystituierenden Verhandlungen denn aus der Inschrift Ditt Syll P 260 21 wissen wir daszlig Philipp den Titel fjyeiimv bereits in dem mit den Hellenen geschlossenen Buumlndnisvertrage gefuumlhrt hat1) Andrerseits zeigen die Worte xov xoivov avvedgiov ovva-szligevxog in sect 3 daszlig die Verhandlungen uumlber den Hellenenbund inzwischen ihren Abschluszlig gefunden haben denn diese Beshyhoumlrde konnte erst berufen werden nachdem sie durch die neue Verfassung geschaffen war (s unten) Uumlbrigens legen gerade diese Worte mdash man beachte den bestimmten Artikel xov bullmdash den Gedanken nahe daszlig in der Vorlage die Diodor hier exshyzerpiert von diesem Synhedrion also von der verfassungsshymaumlszligigen Begruumlndung dieses Synhedrion vorher schon gesproshychen worden war So stehen wir also mit sect 1 vor und mit sect 3 h i n t e r den konstituierenden Verhandlungen

Hiernach erhebt sich die Frage wie wir die Angaben des sect 2 chronologisch anzusetzen haben Der erste Satz besagt daszlig Philipp dadurch daszlig er das Geruumlcht ausstreute (diadovg Xoyov) er habe den Rachefeldzug gegen Persien vor sich die Sympathien der Griechen erwarb Nach dem eben uumlber die Chronologie des sect 1 Bemerkten ist es moumlglich daszlig Philipp dies

) Im Hinblick auf c 60 5 L-xeflviei yaumlg xfg EXXdSog dnoSeixDfvai oxgaxrjybg avxoxgdxaig xal zbv ngbg Tlegoag eigeveyxeiv ndXeiov (schon fuumlr 346) waumlre es moumlglich daszlig Diodor an unserer Stelle den fjyeiioiv mit dem ozgaxyybg avzoxgdxcon verwechselt haumlt te (s unten) Da das ganze Exzerpt unseres Kapitels auf den Kriegsbeschluszlig hinauslaumluft ist es in der Ta t nicht unwahrscheinlich daszlig Diodor den zweiten Titel gemeint hat wie in c 60 Um so mehr moumlchte ich aus seinem Wort laut folgern daszlig seine Vorlage hier vom fjyeiiojv gesprochen hat mdash Korrekt ist die fjyeiwvla in XVI 1 4

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 11

schon in der Zeit zwischen der Schlacht von Chaeronea und

dem Zusammentritt des Kongresses zu Kor in th ebenso aber

auch daszlig er es erst waumlhrend der konstituierenden Verhandshy

lungen getan hat Einen terminus ante quem finde ich in

den sogleich genauer zu besprechenden Wor ten des Just in IX

5 5 wonach die Griechen bei der Feststellung der Bundes-

kontingente waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen keinen

Zweifel daran hatten daszlig Philipp einen Perserkrieg vorhabe

W a r diese Uumlberzeugung damals schon so zweifellos feststehend

so waumlre es uumlberfluumlssig gewesen wenn Philipp erst hinterher

jenes Geruumlcht ausgesprengt haumltte Vielmehr ist klar daszlig jene

Uumlberzeugung die W i r k u n g dieses diplomatischen Schachzuges

des Philipp war Spaumltestens waumlre dieses diadovvai Xoumlyov also

in die Bundesverhandlungen und zwar v o r die Feststel lung

der Kontingente zu verlegen

Vielleicht duumlrfen wir einen noch fruumlheren terminus ante

quem in dem B r i e f d e s I s o k r a t e s finden den dieser zwischen

dem Separatfrieden mit Athen und dem Zusammentri t t des

Kongresses an Philipp geschrieben hat (Nr 3)x) Nach seinen

Worten wurde schon damals von den Griechen allgemein im

stillen angenommen daszlig Philipp sie gegen die Perser fuumlhren

wolle (sect 2) diauml ydg xbv dycoumlva rbv yeyevrjuvov (Chaeronea)

ijvayyaaievoi ndvxeg elalv ev cpgovetv xal xovxcov emampvfxeTv cov

vnovoovoi oe szligovXeaSai ngdxxeiv xal Xeyeiv cbg bei navaa-

fievovg xfjg iiaviag xal xfjg nXeove^iag ijv enoiovvxo ngbg dXXfj-

Xovg elg ri)v Aaiav xbv noumlXeiiov l^eveyxeXv Nach Isoshy

krates Darstellung war das so sehr nach dem Wunsche Vieler

(d h der panhellenisch Gesonnenen) daszlig sie ihn baten Ph i shy

lipp zuzureden den Plan ja zu verwirklichen (sect 3 nagaxeXev-

eaiXai aoi xal ngoxgeneiv enl xcoumlv avxcoumlv xovxcov tieveiv vgl

55 4 jiilj xaxaAumleXfjaai xovxcov nglv aumlv xeXog eniampijg avroTg)

Woher kam diese so weit verbreitete Annahme Auch wenn

Philipp wie wahrscheinlich ist schon seit laumlngerer Zeit diese

1) Zur Echtheit des Briefes vgl jetzt P Wendland Nachr Ges Wiss Gott 1910 S 177 ff

12 10 Abhandlung U Wilcken

Loumlsung der macedonisch-griechischen Frage als wuumlnschensshy

wertes Ziel vorgeschwebt hatte spricht die politische Entwickshy

lung der letzten Jahre doch wohl kaum dafuumlr daszlig er von

diesen Plaumlnen schon fruumlher schon vor Chaeronea den Schleier

gehoben haumlt te 1 ) Man muumlszligte dann doch auch wohl im P a n -

athenaicus eine Ruumlckwirkung davon verspuumlren Es liegt auch

auf der Hand daszlig die Ruumlcksicht auf Persien ihm dies vershy

bieten muszligte (s unten) Woher also jetzt dieser Glaube im

griechischen Volk Die schwere Niederlage bei Chaeronea und

das strenge Strafgericht uumlber Theben muszligten die schlimmsten

Befuumlrchtungen erwecken Ers t das unerwartet gnaumldige E n t shy

gegenkommen gegenuumlber Athen konnte Hoffnungen fuumlr die Zushy

kunft ausloumlsen Nun wissen wir daszlig Phil ipp bei diesen Fr ieshy

densverhandlungen mit Athen den ersten Teil seines Programms

die Einigung Griechenlands der die Basis fuumlr den zweiten den

Perserfeldzug schaffen sollte bereits offiziell enthuumlllt hat inshy

dem er uumlber die Mitwirkung Athens an der kuumlnftigen xoivij

elgfjvi] und dem avvedgiov sondieren lieszlig2) Ha t es nicht einige

Wahrscheinlichkeit fuumlr sich daszlig er eben damals wenn auch

aus triftigen Gruumlnden (s unten) inoffiziell und nur in Form

von vorsichtig ausgesprengten Geruumlchten seine letzten Plaumlne

in der griechischen Wel t durchsickern lieszlig Was Diodor als

Zweck und Erfolg dieser Geruumlchte hinstellt die Gewinnung

der griechischen Sympathien muszligte in der Ta t fuumlr ihn von

groumlszligter Bedeutung fuumlr die Erreichung seines Zieles und im

besonderen fuumlr die bevorstehenden Verhandlungen zu Korinth

sein Aud i der Unterschied in dem Maszlig des Vertrauens das

die Griechen nach Isokrates und andrerseits nach Justin 1 c

hatten spricht fuumlr einen gewissen zeitlichen Abstand Isokrates

spricht von einem vnovoeiv Just in sagt neque enim dubium erat

1) Diodors Worte SiaSovg de Xoyov xxX zeigen vielmehr daszlig er dies erst nach Chaeronea getan hat Man braucht nur anzunehmen daszlig Philipp damals durchblicken lieszlig daszlig er schon lange diese Absicht gehabt habe um auch die Fragestellung in sect 3 des Briefes zu verstehen

2) Vgl Plutarch Thokion c 16 Bezuumlglich der Zeitbestimmung schlieszlige ich mich A S c h auml f e r Demosthenes III2 29 an

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 13

Diese Wandlung ist verstaumlndlich wenn jener sich auf die Zeit

bald nach den Sonderverhandlungen mit Athen bezieht als die

Geruumlchte eben erst angefangen hat ten zu wirken waumlhrend

dieser die Stimmung auf dem Kongreszlig wiedergibt auf dem

Phil ipp nicht versaumlumt haben wird im persoumlnlichen Umgang

mit den Gesandten jene Hoffnungen zu staumlrken So moumlchte

ich glauben daszlig das diaaumlovg Xoyov Diodors sich nicht erst auf

die Verhandlungen zu Korinth sondern auf die Zeit zwischen

den athenischen Separatverhandlungen und dem Brief des Isoshy

krates vielleicht schon in die Zeit der ersteren selbst zu setzen

ist Jedenfalls hatte Phi l ipp nachdem er den Brief des Isoshy

krates gelesen ha t te kaum noch eine Veranlassung jenes

bdquoGeruumlcht in Umlauf zu bringen E r haumltte damit offene Tuumlren

eingerannt Hiernach kam es nur noch darauf an die Hoffshy

nungen der Griechen auch zu verwirklichen Somit moumlchte

ich diesen ersten Satz des sect 2 als chronologisch sich unmittelshy

bar an sect 1 anschlieszligend betrachten

Wohin gehoumlrt nun der zweite Satz des sect 2 wonach Phishy

lipp cpiXocpgovovjuevog ngbg aumlnavxag xal ibiq xal xoivfj xaig no-

Xeaiv unecpaivexo szligovXeaampai biaXeampfjvai negl xcoumlv ovucpegoumlvxcov

woran sich in sect 3 die Kriegssitzung anschlieszligt Der Satz

enthaumll t offenbar die Ankuumlndigung einer Versammlung mit der

Tagesordnung negl xcoumlv oviicpegovxa)v A priori kann man

schwanken ob damit die korinthischen Verhandlungen uumlbershy

haupt praktisch also zunaumlchst die Bundesverhandlungen oder

speziell die Kriegsdebatte gemeint ist Im ersteren Falle wuumlrde

der Satz sich chronologisch an den vorhergehenden Satz anshy

schlieszligen sodaszlig die Luumlcke d a h i n t e r anzunehmen waumlre im

zweiten Falle wuumlrde er mit sect 3 zusammengehoumlren sodaszlig die

Luumlcke d a v o r ihren Platz haumlt te Der Ausdruck negl xcoumlv avii-

cpegovxmv scheint ein beliebter terminus technicus fuumlr die Beshy

zeichnung von Tagesordnungen bei Ladungen zu sein Vgl

Diod XX 46 5 wo Antigonos (3076) an die Wiedererweckung

des korinthischen Bundes denkt und seinem Sohne Demetrios

Poliorketes befiehlt avvedgovg ovarfjaaadai xovg szligovevaojuevovg

xoivfj negl xcoumlv xfj FJlddi avxqgtegoumlvxagti Ahnlich Polyb IV

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 2: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Sitzungsberichte der

Koumlniglich Bayerischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch-philologische und historische Klasse

Jahrgang 1917 10 Abhandlung

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes

von

Ulrich Wilcken

Vorgetragen am 7 Juli 1917

Muumlnchen 1917 Verlag der Koumlniglich Bayerischen Akademie der Wissenschaften

in Kommission des G Franzschen Verlags (J Roth)

Die Verhandlungen die Koumlnig Philipp im Jahre 3387 auf dem Kongreszlig zu Korinth mit den Staaten Griechenlands gefuumlhrt hat sind historisch von so hoher Bedeutung daszlig es im houmlchsten Maszlige zu bedauern ist daszlig die daruumlber uns ershyhaltene Tradition nur aus Fragmenten besteht Von vershysprengten Notizen abgesehen haben wir groumlszligere Exzerpte aus historischen Darstellungen nur bei Diodor XVI 89 und Justin IX 5 Dazu kommen die wichtigen Zitate aus dem von Aleshyxander 336 geschlossenen Vertrage in Ps Demosth 17 die deswegen von so groszliger Bedeutung fuumlr die Rekonstruktion des philippischen Vertrages sind weil die Inschrift Ditt Syll P 260a uns gelehrt hat daszlig Alexander den Vertrag seines Vaters soweit moumlglich woumlrtlich uumlbernommen hat Weiteres laumlszligt sich aus den Erzaumlhlungen uumlber Erneuerungsversuche spaumlterer Machtshyhaber wie namentlich aus dem Diagramma des Philippos Arrhi-daios (resp des Polyperchon) vom Jahre 319 bei Diod XVIII 56 erschlieszligen Endlich haben wir einige gleichzeitige Zeugshynisse in jenen Inschriftenfragmenten die Adolf Wi lhe lm in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie 165 6 (1911) grundshylegend behandelt hat (s unten Abschnitt 4) Also Fragmente nichts als Fragmente bei Schriftstellern wie auf Steinen

Es ist bei dieser Lage nicht zu verwundern daszlig noch viele Punkte kontrovers sind und manche Fragen die sich dem Historiker beim Durchdenken der wichtigen Vorgaumlnge aufshydraumlngen noch kaum gestellt geschweige denn erledigt sind Wiewohl manche eingehendere Darstellungen der Vershyhandlungen zu Korinth vorliegen1) glaube ich doch daszlig uumlber

) Von aumllteren Arbeiten nenne ich K G Boumlhnecke Forschungen auf dem Gebiet der attischen Redner (1843) S G00 ff auch 622 ff und

1

1 10 Abhandlung U Wilcken

die F o r m e n in denen diese Verhandlungen gefuumlhrt worden

sind noch genauere Vorstellungen gewonnen werden koumlnnen

und da die Erkenntnis dieser Formen noch tiefer in das Vershy

staumlndnis der politischen Bedeutung dieser Vorgaumlnge zu Koshy

rinth einfuumlhren moumlchte ich im folgenden einige Untersuchungen

vorlegen durch die ich nach dieser Richtung weiter vorzushy

dringen versucht habe1)

1

Diodor und Justin

Ich beginne mit einer Analyse der beiden einzigen zushy

sammenhaumlngenden Berichte die uns uumlber die korinthischen

Verhandlungen wenn auch nur in Exzerpten uumlberliefert sind

Da ich auch weiterhin immer wieder auf sie zuruumlckgreife

setze ich sie im Wort lau t hierher

D i o d o r XVI 89

sect 1 Eni de TOVTCOV (3376) (IHXi7inoq 6 szligaadehg ne-

(pQoviifiaTtoihOZ zjj neol Xaigtoumlreiav vixi] xai rag inicpave-

Arnold Schaumlfer Demosthenes und seine Zeit III (1858) S 45 ff IIIraquo S 49 ff von neueren 7 G Droysen Geschichte des Hellenismus l2

(1877) S 42 ff vgl 103 ff 162 f U Koumlhler Sitzber d Berl Akad 1892 S 510 ff 1898 S 120 B Niese Geschichte der griechisch-makeshydonischen Staaten 1 (1893) S 37 ff L von Ranke Weltgeschichte I6

(1896) S 151 ff vgl 157 J Beloch Griechische Geschichte II (1897) S 572 ff 606 J Kaers t Syb Hist Z 38 (1895) S 13 ff Rhein Mus 52 (1897) S 519 ff Geschichte des hellenistischen Zeitalters I1 (1901) S 210ff 426 f vgl jetzt l2 (1917) S268ff 526ff A Wi lhe lm Sitzber d Wien Akad 165 6 (1911) R v Poumlh lmann Griechische Geschichte und Quellenkunde 5 Aufl (1914) S 283 f

J) Die folgenden Ergebnisse habe ich im wesentlichen im Anschluszlig an Seminar-Uumlbungen im Winter 191617 gewonnen Erst nachtraumlglich wurde mir die 2 Auflage von Kaers t s Geschichte des Hellenismus wie sie jetzt heiszligt bekannt Da ich gerade in den hier behandelten Proshyblemen mehrfach von ihm abweiche schien mir das Erscheinen seiner zum Teil neuen Darstellung die Veroumlffentlichung meiner Ergebnisse nicht uumlberfluumlssig zu machen

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 5

oxdxag noXeig xaxajienXrjyjuevog ecpiloxifAMxo yeveoampai ndorjg

xfjg EXXaumldag yyejumv sect 2 Aiadoiig de Xdyov oxi szligovXexat

ngbq TJeQaag vneg xcoumlv EAumlhjveov jzoumlXejuov aumlgaofiai yal Xa-

szligelv nag1 avxcbv aumltxag vneg xfjg elg xd legd yevojuevrjg naga-

vofiiaq Idiovg xovg EXXijvag xaTg evvolatg enoujoaxo ltPdo-

(pgovovixevog de ngbg aumlnavtag xal Idiq yal xoivfj zaXg noumlXe-

aiv aumlnecpalvsto szligovXeaampai diaXeyszligrjvat negl xmv ovjLupegovxcov

sect 3 Aibneg eigt Kogivampcp xov xoivov avvedgiov ovvayszlig-evxog

diaXeyszligelg negl tov ngbg Ilegaag noXefiov yal fjeydXag iX-

nidag vnoampelg ngoexgeipaxo xovg avvedgovg eig noumlXeixov

TeXog de xcoumlv EXXrjvcov eXojuevtov avxbv axgaxrjybv avxoxgd-

xoga xfjg EXXddog ueydXag nagaaxevdg enoielxo ngbg xi]v

enl xovg Ilegaag aroaxelav Aiaxdg~ag o exdaxrj noXei xb

nXfjftog x(bv elg avpiiayiav oxgaxicoxmv enavyXampev elg xtjv

Maxedoviav

Der Sieger von Chaeronea hat sein Lebenswerk die Aufshy

richtung des groszligen macedonischen Balkanstaates damit ge shy

kroumlnt daszlig er die besiegte Griechenwelt in feste Abhaumlngigkei t

von Macedonien brachte Ein Meister der Diplomatie und

Staatskunst hat er es verstanden die fuumlr ihn allein maszliggebenshy

den macedonischen Interessen mit dem panhellenischen P r o shy

gramm in Einklang zu bringen das Isokrates ihm schon seit

Jahren vorgehalten hat te 1) Dies Programm gipfelte in der

Einigung der Griechen und der Fuumlhrung eines Rachefeldzuges

gegen Persien Den ersten Punkt erfuumlllte Phil ipp in der Art

daszlig er in Korinth mdash abgesehen von den sich ausschlieszligenden

Lacedaumlmoniern mdash alle souveraumlnen Griechenstaaten2) zu einem

M Zuerst im ltPluinoq von 346 2) Daszlig der Hellenenbund nicht wie fruumlher meist angenommen

wurde nur bis zu den Thermopylen hinaufreichte sondern ganz Grieshychenland einschlieszliglich der Thessaler und Perrhaumlber umfaszligte also sich bis an die Grenzen Macedoniens erstreckte hat uns Wi lhe lm gelehrt durch seine glaumlnzende Entdeckung daszlig IG II 184 zu IG II 160 gehoumlrt (Wien Sitzber 1 c) vgl jetzt auch Ditt Syll I3 260 Wenn Wilhelm aber gestuumltzt auf seine Ergaumlnzung Eleipjuoiwv annimmt daszlig auch die Macedonier dem Bunde angehoumlrt haumltten und im Synhedrion durch Abshygeordnete vertreten gewesen seien (S 18) so halte ich dies ebenso wie

6 10 Abhandlung U Wilcken

durch ein avvedgiov zu vertretenden Hellenenbund1) zusammenshyfaszligte mit dem er den allgemeinen Frieden (fj yoin) eiQrfvrf)

jetzt auch K a e r s t (Hell I2 528f) sachlich fuumlr ganz ausgeschlossen Der Gegensatz zwischen den Maxeciovss und den EXXrjveg mdash ich spreche hier nicht von der ethnographischen Streitfrage mdash war damals und noch lange ein so tiefer daszlig die ersteren unmoumlglich einem Bunde angehoumlren konnten dessen Mitglieder offiziell als ol EXXrjvsg bezeichnet wurden (s unten) Man braucht nur die Geschichte Alexanders und der Dia-dochen in den Quellen zu lesen um dies zu sehen Um nur e in Argushyment herauszugreifen wie haumlt te man den gegen Macedonien gefuumlhrten lamischen Krieg den Ehhiviybg jz6Xejog nennen koumlnnen (vgl Note 6 zu Ditt Syll I3 317) wenn der Begriff EXXtjv nicht in scharfem Gegensatz zu MaxuSwv gestanden hauml t t e Andrerseits koumlnnen nur souveraumlne Staaten auf dem Bundestag vertreten gewesen sein Darum finden wir dort z B den Teil Perrhaumlbiens vertreten den Philipp in Macedonien n i c h t einshyverleibt hat te (A R o s e n b e r g Hermes 51 503) Aus demselben Grunde kann aber die Eleimiotis nicht zu den Bundesmitgliedern gehoumlrt haben da diese Landschaft damals einen festen Bezirk des Koumlnigreichs darshystellte (A R o s e n b e r g S 500 507 f) Die Ergaumlnzung EXeit]tcoxmv ist daher aufzugeben Sollte nicht trotz der Bedenken Wilhelms S 24 mit K ouml h l e r Axaicoumlv POJtomov zu lesen sein Macedonien stand also neben dem Synhedrion des Hellenenbundes genau so wie Athen im II attischen Seebund neben dem Synhedrion der ovuiaxot Zustimmung fand Wilshyhelms entgegenstehende Auffassung bei R v S c a l a Das Griechentum in seiner geschichtlichen Entwicklung (Aus Natur und Geisteswelt) 1915 S G5

) Der Hellenenbund wird von Arrian III 24 4 als xb xoivov xampv EXh)vagtv bezeichnet oxi ^ivcoixng oiixe TOV XOIVOV XWV EXXyvcov isTeiyov Auch in der Chronik von Oxyrhynchos (Pap Oxy I 12 III 9 ff) begegnet dieser Ausdruck xb XOIVOV IampV EXXrjvarv ovveXftovzes mdash stlavxo doch ist hier offenbar das xoivov OVVpound8QIOV gemeint In gleichzeitigen Quellen habe ich diesen Ausdruck nicht gefunden Vielmehr scheint der offizielle Name des Bundes ol EXXrjvsg gewesen zu sein Vgl Ditt Or Gr I 8 5 (Eresos) n6Xefiov i^s[vi]xdfievos JZQOS AXejavSgov xal zolgEXXavag wo der Bund mit seinem fvEubv an der Spitze gemeint ist Ebenso bei Arrian II 2 2 zag oxv)Xag xag ngbg AXJ^avSgov xal xovg EXXr]vag yevojevag otpiai Danach ist auch die Weihinschrift an die Atbena nach der Schlacht am Granicus zu erklaumlren Ai^avooog QuumldnTiov xal ol EXXtjves nXr)V Aaxeoumlai-iioviwv ajib rcoumlv szligaoszligagwv ZOumlJV zrjv Aocav xaxoixovvxcov (Arrian I 16 7) Ich sehe darin eine Weihung des Bundes die auf dem Schlachtfeld einshyseitig vom oxgaxtjybg aixoxguumlzoig angeordnet ist (ixeXevoev Arrian) mdash Nebenbei bemerke ich daszlig diese Formeln rein politisch aufzufassen sind

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 7

und ein Schutz- und Trutzbuumlndnis (ovn4uaxia)1) schloszlig kraft dessen er als fyeucbv xfjg EXXddog an die Spitze des Bundes trat und das Kommando uumlber die griechischen Kontingente zu Bundeszwecken erhielt waumlhrend er andrerseits den Griechen ihre eXevampegla und avxovoua sowie den Schutz des Landfrieshydens Freiheit der Meere etc garantierte2) Den zweiten Punkt

und daher nicht wie von K a e r s t Hell J2 157 fuumlr das ethnographische Problem der Macedonier verwendet werden duumlrfen

) Nach dem Inhalt wird der Vertrag als slgfjvrj und avtixaJa chashyrakterisiert von Arrian III 24 5 drpfjxsv de xal xampv aumlXXcov EXXrjvcov oooi jzgb zfjg elgfjvrg ze xal zfjg q~vfiiayjag zfjg ngbg Maxsdoumlvag ysvof-tevrjg naga Jlegoaig fuwDotpogovv Uumlbrigens sprechen auch diese Worte gegen W i l shyh e l m s Ansicht daszlig die Macedonier dem korinthischen Bunde angehoumlrt haumltten Denn wenn die Hellenen mdash oder wie Arrian wenige Zeilen vorshyher sagt zb xoivov zwv E)Xi)vwv (s vorige Anmerkung) mdash eine Symma-chie mit den Macedoniern schlieszligen so koumlnnen eben die Macedonier nicht zu den Hellenen gehoumlrt haben

2) Die Garantie der sXevampsgla und avzovoua stand sogleich im Anshyfang der owOfjxai Vgl Ps Dem 17 8 Auch ich moumlchte wie K a e r s t Rhein Mus 52 537 ff annehmen daszlig die Griechen ebendort auch als aumlrpgovgijxoi und drpogoXoyrjzoi bezeichnet waren ersteres wiewohl macedo-nische Besatzungen in Korinth Chalkis Theben Ambrakia lagen Von dem Bundesvertrag des Antigonos Doson und Philipp V der eine Wiedershybelebung des alten philippischen darstellte steht es fest daszlig er diese Formel enthielt (Pol IV 25 7) wiewohl Antigonos Korinth mit einer Besatzung belegt hatte Zu diesem Argument das schon K a e r s t anfuumlhrt sei ein anderes hinzugefuumlgt das direkt fuumlr unseren Philipp zeugt der Scholiast zu Dem Kranzrede 89 S 255 12 zfjg vvv dgrjvrjg] zfjg enlAXs-$avdgoigt mdash eoxeioazo yag xal avxbg ngbg avxovg ujojzeg 6 jiaxfjg cboxs avzovg avzovoumljiovg eivat xal drpogoXoyrjzovg Sftcog [isvzoi vJxaxoiieiv avzcp xal xazauml yfjv xal xazauml IXaumlazzav Vgl A S c h auml f e r Demosthenes HI2 52 A 4 Ich sehe keinen Grund weshalb wir dieser Tradition miszligtrauen sollten auch das vjiaxoveiv (wenn vielleicht auch nicht woumlrtlich) kann zu Recht bestehen wenn man es nur auf den militaumlrischen Gehorsam bezieht den der fjyeuojv in den Bundeskriegen verlangen muszligte (xal xazauml yfjv xal xazauml XaumlXazzav) Vgl auch Diod XVI 1 4 zfjg ftkv EXXdshydog djxdaijg nageXaszlige xlv tfyetiovtav exovolcog xcoumlv noXtwv vnozazzofii-vagtv Dann zeigt die Stelle daszlig Ps Dem 1 c den Passus auf alle Faumllle nicht genau ausgeschrieben ha t wenn er nur von eXevQegia und avzo-voiiia spricht Fuumlr seine Zwecke genuumlgte dies Wahrscheinlich hat te Antigonos Doson seine Formel dem philippischen Vertrag von 3387 ent-

8 10 Abhandlung U Wilcken

erfuumlllte er dadurch daszlig er unter Aufnahme jenes panhelleshynischen Schlagwortes den Rachekrieg gegen Persien proklashymierte natuumlrlich nur weil dieser Krieg auch im Interesse Macedoniens lag

Uumlber die zeitliche Abfolge dieser Verhandlungen sind neuershydings Kontroversen entstanden im besonderen uumlber die Frage ob wir zwischen einer bdquokonstituierenden Versammlung in der der erste Punkt des Programms erledigt wurde und einer dashyrauf folgenden bdquoKriegssitzung fuumlr den zweiten Punkt zu scheishyden haben (s unten) Um so mehr ist der oben abgedruckte Bericht des Diodor einer genauen Pruumlfung zu unterziehen Diodor schweigt hier uumlber die Neuordnung Griechenlands wie sie in Korinth festgelegt wurde und spricht nur vom Persershykrieg A priori ist nach dem was wir von Diodors Arbeitsshyweise kennen anzunehmen daszlig dieses Uumlberspringen auf Diodors Rechnung zu setzen ist und daszlig wahrscheinlich in seiner Vorshylage auch jene Neuordnung dargestellt gewesen ist wodurch fuumlr uns die Aufgabe entsteht festzustellen wo bei ihm die Luumlcke anzusetzen ist Gegen diese Annahme koumlnnte vielleicht sprechen daszlig auch Polyb III 6 13 mit dem sich Diodor so

nonnnen Vergleicht man diese macedonische Formel bei Polyb IV 25 7 aumlrpgovgfjzoDg dnpogoXoyfjzovg eXsvampsgovt ovzag noXiztiaig xal voiioig xgogttipoundvovg zotg izazgioig mit der Freiheitsformel in dem Dekret des Fla-mininus von 196 bei Polyb XVIII 46 5 eXsvampSQOve aumlrpgovgfjzovg dqio-goXoyfjzovg vofxoig ygmidvovg zolg uazgioig so liegt der Gedanke nahe daszlig Flamininus absichtlich die macedonische Formel uumlbernommen hat te Dies waumlre auch historisch begreiflich fuumlhrte er damit doch handgreifshylich den Griechen vor Augen daszlig Rom als Beschuumltzerin der griechischen Freiheit an die Stelle Macedoniens getreten war Dagegen erheben sich viele Bedenken gegen die Annahme die T auml u b l e r in seinem scharfsinshynigen Werk Imperium Romanum I S 434 zu begruumlnden versucht hat daszlig der Koumlnigsfriede von 386 und das Dekret des Polyperchon von 319 (vgl zu beiden unten Abschnitt 3) Grundlage und Vorbild fuumlr die roumlmishyschen Freiheitsbestimmungen von 197 (Vertrag mit Philipp V) und 196 (Dekret des Flamininus) gewesen seien Daszlig gar die Athener den Flashymininus auf den laumlngst auszliger Kraft gesetzten Koumlnigsfrieden hingewiesen haben sollen (S 436) ist mehr als unwahrscheinlich Doch eine Widershylegung im einzelnen wuumlrde hier zu weit fuumlhren

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 9

eng beruumlhrt daszlig sie wahrscheinlich auf dieselbe Quelle zuruumlckshygehen1) nur vom Kriegsbeschluszlig spricht sodaszlig zu erwaumlgen waumlre ob nicht schon diese gemeinsame Quelle nur vom Kriege gesprochen haumltte Aber einmal schlieszligt das Thema des Po-lybius der hier die wahren Gruumlnde der Kriege von den Vorshywaumlnden resp Anlaumlssen unterscheidet eine Erwaumlhnung der Bundesbestimmungen von Korinth geradezu aus andrerseits sind bei Diodor der aus anderen Gruumlnden sagen wir aus Beshyquemlichkeit oder um zu kuumlrzen gleichfalls nur uumlber den Kriegsbeschluszlig sprechen wollte doch noch Spuren davon zu erkennen daszlig ihm ein breiterer Bericht vorgelegen hat in dem auch jene Bundesbestimmungen dargestellt gewesen sind was wir um so mehr annehmen werden als er auch sonst uumlber Philipp offenbar einer ausfuumlhrlicher erzaumlhlenden Quelle geshyfolgt ist2)

Diodor knuumlpft in diesem Kapitel unter dem Jahre 3376 nochmals an die Schlacht von Chaeronea an nachdem er vorshyher bereits die Schlacht selbst sowie ihre Konsequenzen fuumlr

) So K a e r s t Hell I2 526 Polybius sagt (ich drucke die mit Dioshydor sich beruumlhrenden Worte gesperrt) (Puumlujzjzog) mdash aumlfia zay neguioi-rjoaoOai xijv ex xcoumlv EXXtvcov evvoiav 6ioXoyovfiivtjv eiO ecog ngo-rpdoet xg(^)tlevo^ degTt onevbet fiex eXampelv xr]v IJegooumljv jxag avoiilav elg xovg EXXrjvag Sgiirjv soe xal jxgoedexo noXexetv xal ndvza ngbg zovzo zb fisgog f)zoiia(e K a e r s t 1 c hebt nur die Aumlhnlichkeit der beiden ersten unterstrichenen Stellen mit Diodor sect 2 hervor Die Aumlhnshylichkeit erstreckt sich aber auch auf sect 3 vgl Diodor ixgoexgeyiaxo roV ovveSgovg elg noumlXeiov und eydXag jtagaaxevaumlg eixoieixo xxX Sachlich ist von Wichtigkeit daszlig auch nach Polybius Philipp es ist der den Persershykrieg proponiert hat nicht etwa das Synhedrion Uumlbrigens ist zu beshyachten daszlig trotz der evidenten Uumlbereinstimmung der Teile ihre logishysche Verknuumlpfung in sect 2 doch eine andere ist als bei Polybius

2) Nach Ed S c h w a r t z Pauly-Wissowa V 683 lag dem Diodor fuumlr die Geschichte Philipps bdquodas Machwerk irgend eines rhetorischen Schulshymeisters vor raus einer Zeit in der die dem 3 Jahrhunder t noch fremde politische und aumlsthetische Anbetung des Demosthenes sich ausbildete Fuumlr die Bestimmung und Wertung der Quelle werden die in der vorigen Anmerkung behandelten Beziehungen zu Polybius nicht ohne Bedeushytung sein

10 10 Abhandlung U Wileken

Athen und Theben unter dem Jahre 3387 erzaumlhlt hat (c 867) Durch den Hinweis auf die Niederwerfung der inupaveoxarai noumlXeig (sect1) nimmt er die mit c 87 abgebrochene Erzaumlhlung wieder auf und er fuumlhrt sie fort bis zur Heimkehr Philipps nach Macedonien (sect 3) Wenn er am Ende von sect 1 es als das (damals noch unerreichte) Ziel Philipps bezeichnet ye-veadai ndaijg xfjg EXXdbog yyeficuumlv so stehen wir damit noch vor dem Kongreszlig zu Korinth und genauer noch vor den konshystituierenden Verhandlungen denn aus der Inschrift Ditt Syll P 260 21 wissen wir daszlig Philipp den Titel fjyeiimv bereits in dem mit den Hellenen geschlossenen Buumlndnisvertrage gefuumlhrt hat1) Andrerseits zeigen die Worte xov xoivov avvedgiov ovva-szligevxog in sect 3 daszlig die Verhandlungen uumlber den Hellenenbund inzwischen ihren Abschluszlig gefunden haben denn diese Beshyhoumlrde konnte erst berufen werden nachdem sie durch die neue Verfassung geschaffen war (s unten) Uumlbrigens legen gerade diese Worte mdash man beachte den bestimmten Artikel xov bullmdash den Gedanken nahe daszlig in der Vorlage die Diodor hier exshyzerpiert von diesem Synhedrion also von der verfassungsshymaumlszligigen Begruumlndung dieses Synhedrion vorher schon gesproshychen worden war So stehen wir also mit sect 1 vor und mit sect 3 h i n t e r den konstituierenden Verhandlungen

Hiernach erhebt sich die Frage wie wir die Angaben des sect 2 chronologisch anzusetzen haben Der erste Satz besagt daszlig Philipp dadurch daszlig er das Geruumlcht ausstreute (diadovg Xoyov) er habe den Rachefeldzug gegen Persien vor sich die Sympathien der Griechen erwarb Nach dem eben uumlber die Chronologie des sect 1 Bemerkten ist es moumlglich daszlig Philipp dies

) Im Hinblick auf c 60 5 L-xeflviei yaumlg xfg EXXdSog dnoSeixDfvai oxgaxrjybg avxoxgdxaig xal zbv ngbg Tlegoag eigeveyxeiv ndXeiov (schon fuumlr 346) waumlre es moumlglich daszlig Diodor an unserer Stelle den fjyeiioiv mit dem ozgaxyybg avzoxgdxcon verwechselt haumlt te (s unten) Da das ganze Exzerpt unseres Kapitels auf den Kriegsbeschluszlig hinauslaumluft ist es in der Ta t nicht unwahrscheinlich daszlig Diodor den zweiten Titel gemeint hat wie in c 60 Um so mehr moumlchte ich aus seinem Wort laut folgern daszlig seine Vorlage hier vom fjyeiiojv gesprochen hat mdash Korrekt ist die fjyeiwvla in XVI 1 4

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 11

schon in der Zeit zwischen der Schlacht von Chaeronea und

dem Zusammentritt des Kongresses zu Kor in th ebenso aber

auch daszlig er es erst waumlhrend der konstituierenden Verhandshy

lungen getan hat Einen terminus ante quem finde ich in

den sogleich genauer zu besprechenden Wor ten des Just in IX

5 5 wonach die Griechen bei der Feststellung der Bundes-

kontingente waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen keinen

Zweifel daran hatten daszlig Philipp einen Perserkrieg vorhabe

W a r diese Uumlberzeugung damals schon so zweifellos feststehend

so waumlre es uumlberfluumlssig gewesen wenn Philipp erst hinterher

jenes Geruumlcht ausgesprengt haumltte Vielmehr ist klar daszlig jene

Uumlberzeugung die W i r k u n g dieses diplomatischen Schachzuges

des Philipp war Spaumltestens waumlre dieses diadovvai Xoumlyov also

in die Bundesverhandlungen und zwar v o r die Feststel lung

der Kontingente zu verlegen

Vielleicht duumlrfen wir einen noch fruumlheren terminus ante

quem in dem B r i e f d e s I s o k r a t e s finden den dieser zwischen

dem Separatfrieden mit Athen und dem Zusammentri t t des

Kongresses an Philipp geschrieben hat (Nr 3)x) Nach seinen

Worten wurde schon damals von den Griechen allgemein im

stillen angenommen daszlig Philipp sie gegen die Perser fuumlhren

wolle (sect 2) diauml ydg xbv dycoumlva rbv yeyevrjuvov (Chaeronea)

ijvayyaaievoi ndvxeg elalv ev cpgovetv xal xovxcov emampvfxeTv cov

vnovoovoi oe szligovXeaSai ngdxxeiv xal Xeyeiv cbg bei navaa-

fievovg xfjg iiaviag xal xfjg nXeove^iag ijv enoiovvxo ngbg dXXfj-

Xovg elg ri)v Aaiav xbv noumlXeiiov l^eveyxeXv Nach Isoshy

krates Darstellung war das so sehr nach dem Wunsche Vieler

(d h der panhellenisch Gesonnenen) daszlig sie ihn baten Ph i shy

lipp zuzureden den Plan ja zu verwirklichen (sect 3 nagaxeXev-

eaiXai aoi xal ngoxgeneiv enl xcoumlv avxcoumlv xovxcov tieveiv vgl

55 4 jiilj xaxaAumleXfjaai xovxcov nglv aumlv xeXog eniampijg avroTg)

Woher kam diese so weit verbreitete Annahme Auch wenn

Philipp wie wahrscheinlich ist schon seit laumlngerer Zeit diese

1) Zur Echtheit des Briefes vgl jetzt P Wendland Nachr Ges Wiss Gott 1910 S 177 ff

12 10 Abhandlung U Wilcken

Loumlsung der macedonisch-griechischen Frage als wuumlnschensshy

wertes Ziel vorgeschwebt hatte spricht die politische Entwickshy

lung der letzten Jahre doch wohl kaum dafuumlr daszlig er von

diesen Plaumlnen schon fruumlher schon vor Chaeronea den Schleier

gehoben haumlt te 1 ) Man muumlszligte dann doch auch wohl im P a n -

athenaicus eine Ruumlckwirkung davon verspuumlren Es liegt auch

auf der Hand daszlig die Ruumlcksicht auf Persien ihm dies vershy

bieten muszligte (s unten) Woher also jetzt dieser Glaube im

griechischen Volk Die schwere Niederlage bei Chaeronea und

das strenge Strafgericht uumlber Theben muszligten die schlimmsten

Befuumlrchtungen erwecken Ers t das unerwartet gnaumldige E n t shy

gegenkommen gegenuumlber Athen konnte Hoffnungen fuumlr die Zushy

kunft ausloumlsen Nun wissen wir daszlig Phil ipp bei diesen Fr ieshy

densverhandlungen mit Athen den ersten Teil seines Programms

die Einigung Griechenlands der die Basis fuumlr den zweiten den

Perserfeldzug schaffen sollte bereits offiziell enthuumlllt hat inshy

dem er uumlber die Mitwirkung Athens an der kuumlnftigen xoivij

elgfjvi] und dem avvedgiov sondieren lieszlig2) Ha t es nicht einige

Wahrscheinlichkeit fuumlr sich daszlig er eben damals wenn auch

aus triftigen Gruumlnden (s unten) inoffiziell und nur in Form

von vorsichtig ausgesprengten Geruumlchten seine letzten Plaumlne

in der griechischen Wel t durchsickern lieszlig Was Diodor als

Zweck und Erfolg dieser Geruumlchte hinstellt die Gewinnung

der griechischen Sympathien muszligte in der Ta t fuumlr ihn von

groumlszligter Bedeutung fuumlr die Erreichung seines Zieles und im

besonderen fuumlr die bevorstehenden Verhandlungen zu Korinth

sein Aud i der Unterschied in dem Maszlig des Vertrauens das

die Griechen nach Isokrates und andrerseits nach Justin 1 c

hatten spricht fuumlr einen gewissen zeitlichen Abstand Isokrates

spricht von einem vnovoeiv Just in sagt neque enim dubium erat

1) Diodors Worte SiaSovg de Xoyov xxX zeigen vielmehr daszlig er dies erst nach Chaeronea getan hat Man braucht nur anzunehmen daszlig Philipp damals durchblicken lieszlig daszlig er schon lange diese Absicht gehabt habe um auch die Fragestellung in sect 3 des Briefes zu verstehen

2) Vgl Plutarch Thokion c 16 Bezuumlglich der Zeitbestimmung schlieszlige ich mich A S c h auml f e r Demosthenes III2 29 an

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 13

Diese Wandlung ist verstaumlndlich wenn jener sich auf die Zeit

bald nach den Sonderverhandlungen mit Athen bezieht als die

Geruumlchte eben erst angefangen hat ten zu wirken waumlhrend

dieser die Stimmung auf dem Kongreszlig wiedergibt auf dem

Phil ipp nicht versaumlumt haben wird im persoumlnlichen Umgang

mit den Gesandten jene Hoffnungen zu staumlrken So moumlchte

ich glauben daszlig das diaaumlovg Xoyov Diodors sich nicht erst auf

die Verhandlungen zu Korinth sondern auf die Zeit zwischen

den athenischen Separatverhandlungen und dem Brief des Isoshy

krates vielleicht schon in die Zeit der ersteren selbst zu setzen

ist Jedenfalls hatte Phi l ipp nachdem er den Brief des Isoshy

krates gelesen ha t te kaum noch eine Veranlassung jenes

bdquoGeruumlcht in Umlauf zu bringen E r haumltte damit offene Tuumlren

eingerannt Hiernach kam es nur noch darauf an die Hoffshy

nungen der Griechen auch zu verwirklichen Somit moumlchte

ich diesen ersten Satz des sect 2 als chronologisch sich unmittelshy

bar an sect 1 anschlieszligend betrachten

Wohin gehoumlrt nun der zweite Satz des sect 2 wonach Phishy

lipp cpiXocpgovovjuevog ngbg aumlnavxag xal ibiq xal xoivfj xaig no-

Xeaiv unecpaivexo szligovXeaampai biaXeampfjvai negl xcoumlv ovucpegoumlvxcov

woran sich in sect 3 die Kriegssitzung anschlieszligt Der Satz

enthaumll t offenbar die Ankuumlndigung einer Versammlung mit der

Tagesordnung negl xcoumlv oviicpegovxa)v A priori kann man

schwanken ob damit die korinthischen Verhandlungen uumlbershy

haupt praktisch also zunaumlchst die Bundesverhandlungen oder

speziell die Kriegsdebatte gemeint ist Im ersteren Falle wuumlrde

der Satz sich chronologisch an den vorhergehenden Satz anshy

schlieszligen sodaszlig die Luumlcke d a h i n t e r anzunehmen waumlre im

zweiten Falle wuumlrde er mit sect 3 zusammengehoumlren sodaszlig die

Luumlcke d a v o r ihren Platz haumlt te Der Ausdruck negl xcoumlv avii-

cpegovxmv scheint ein beliebter terminus technicus fuumlr die Beshy

zeichnung von Tagesordnungen bei Ladungen zu sein Vgl

Diod XX 46 5 wo Antigonos (3076) an die Wiedererweckung

des korinthischen Bundes denkt und seinem Sohne Demetrios

Poliorketes befiehlt avvedgovg ovarfjaaadai xovg szligovevaojuevovg

xoivfj negl xcoumlv xfj FJlddi avxqgtegoumlvxagti Ahnlich Polyb IV

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 3: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Die Verhandlungen die Koumlnig Philipp im Jahre 3387 auf dem Kongreszlig zu Korinth mit den Staaten Griechenlands gefuumlhrt hat sind historisch von so hoher Bedeutung daszlig es im houmlchsten Maszlige zu bedauern ist daszlig die daruumlber uns ershyhaltene Tradition nur aus Fragmenten besteht Von vershysprengten Notizen abgesehen haben wir groumlszligere Exzerpte aus historischen Darstellungen nur bei Diodor XVI 89 und Justin IX 5 Dazu kommen die wichtigen Zitate aus dem von Aleshyxander 336 geschlossenen Vertrage in Ps Demosth 17 die deswegen von so groszliger Bedeutung fuumlr die Rekonstruktion des philippischen Vertrages sind weil die Inschrift Ditt Syll P 260a uns gelehrt hat daszlig Alexander den Vertrag seines Vaters soweit moumlglich woumlrtlich uumlbernommen hat Weiteres laumlszligt sich aus den Erzaumlhlungen uumlber Erneuerungsversuche spaumlterer Machtshyhaber wie namentlich aus dem Diagramma des Philippos Arrhi-daios (resp des Polyperchon) vom Jahre 319 bei Diod XVIII 56 erschlieszligen Endlich haben wir einige gleichzeitige Zeugshynisse in jenen Inschriftenfragmenten die Adolf Wi lhe lm in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie 165 6 (1911) grundshylegend behandelt hat (s unten Abschnitt 4) Also Fragmente nichts als Fragmente bei Schriftstellern wie auf Steinen

Es ist bei dieser Lage nicht zu verwundern daszlig noch viele Punkte kontrovers sind und manche Fragen die sich dem Historiker beim Durchdenken der wichtigen Vorgaumlnge aufshydraumlngen noch kaum gestellt geschweige denn erledigt sind Wiewohl manche eingehendere Darstellungen der Vershyhandlungen zu Korinth vorliegen1) glaube ich doch daszlig uumlber

) Von aumllteren Arbeiten nenne ich K G Boumlhnecke Forschungen auf dem Gebiet der attischen Redner (1843) S G00 ff auch 622 ff und

1

1 10 Abhandlung U Wilcken

die F o r m e n in denen diese Verhandlungen gefuumlhrt worden

sind noch genauere Vorstellungen gewonnen werden koumlnnen

und da die Erkenntnis dieser Formen noch tiefer in das Vershy

staumlndnis der politischen Bedeutung dieser Vorgaumlnge zu Koshy

rinth einfuumlhren moumlchte ich im folgenden einige Untersuchungen

vorlegen durch die ich nach dieser Richtung weiter vorzushy

dringen versucht habe1)

1

Diodor und Justin

Ich beginne mit einer Analyse der beiden einzigen zushy

sammenhaumlngenden Berichte die uns uumlber die korinthischen

Verhandlungen wenn auch nur in Exzerpten uumlberliefert sind

Da ich auch weiterhin immer wieder auf sie zuruumlckgreife

setze ich sie im Wort lau t hierher

D i o d o r XVI 89

sect 1 Eni de TOVTCOV (3376) (IHXi7inoq 6 szligaadehg ne-

(pQoviifiaTtoihOZ zjj neol Xaigtoumlreiav vixi] xai rag inicpave-

Arnold Schaumlfer Demosthenes und seine Zeit III (1858) S 45 ff IIIraquo S 49 ff von neueren 7 G Droysen Geschichte des Hellenismus l2

(1877) S 42 ff vgl 103 ff 162 f U Koumlhler Sitzber d Berl Akad 1892 S 510 ff 1898 S 120 B Niese Geschichte der griechisch-makeshydonischen Staaten 1 (1893) S 37 ff L von Ranke Weltgeschichte I6

(1896) S 151 ff vgl 157 J Beloch Griechische Geschichte II (1897) S 572 ff 606 J Kaers t Syb Hist Z 38 (1895) S 13 ff Rhein Mus 52 (1897) S 519 ff Geschichte des hellenistischen Zeitalters I1 (1901) S 210ff 426 f vgl jetzt l2 (1917) S268ff 526ff A Wi lhe lm Sitzber d Wien Akad 165 6 (1911) R v Poumlh lmann Griechische Geschichte und Quellenkunde 5 Aufl (1914) S 283 f

J) Die folgenden Ergebnisse habe ich im wesentlichen im Anschluszlig an Seminar-Uumlbungen im Winter 191617 gewonnen Erst nachtraumlglich wurde mir die 2 Auflage von Kaers t s Geschichte des Hellenismus wie sie jetzt heiszligt bekannt Da ich gerade in den hier behandelten Proshyblemen mehrfach von ihm abweiche schien mir das Erscheinen seiner zum Teil neuen Darstellung die Veroumlffentlichung meiner Ergebnisse nicht uumlberfluumlssig zu machen

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 5

oxdxag noXeig xaxajienXrjyjuevog ecpiloxifAMxo yeveoampai ndorjg

xfjg EXXaumldag yyejumv sect 2 Aiadoiig de Xdyov oxi szligovXexat

ngbq TJeQaag vneg xcoumlv EAumlhjveov jzoumlXejuov aumlgaofiai yal Xa-

szligelv nag1 avxcbv aumltxag vneg xfjg elg xd legd yevojuevrjg naga-

vofiiaq Idiovg xovg EXXijvag xaTg evvolatg enoujoaxo ltPdo-

(pgovovixevog de ngbg aumlnavtag xal Idiq yal xoivfj zaXg noumlXe-

aiv aumlnecpalvsto szligovXeaampai diaXeyszligrjvat negl xmv ovjLupegovxcov

sect 3 Aibneg eigt Kogivampcp xov xoivov avvedgiov ovvayszlig-evxog

diaXeyszligelg negl tov ngbg Ilegaag noXefiov yal fjeydXag iX-

nidag vnoampelg ngoexgeipaxo xovg avvedgovg eig noumlXeixov

TeXog de xcoumlv EXXrjvcov eXojuevtov avxbv axgaxrjybv avxoxgd-

xoga xfjg EXXddog ueydXag nagaaxevdg enoielxo ngbg xi]v

enl xovg Ilegaag aroaxelav Aiaxdg~ag o exdaxrj noXei xb

nXfjftog x(bv elg avpiiayiav oxgaxicoxmv enavyXampev elg xtjv

Maxedoviav

Der Sieger von Chaeronea hat sein Lebenswerk die Aufshy

richtung des groszligen macedonischen Balkanstaates damit ge shy

kroumlnt daszlig er die besiegte Griechenwelt in feste Abhaumlngigkei t

von Macedonien brachte Ein Meister der Diplomatie und

Staatskunst hat er es verstanden die fuumlr ihn allein maszliggebenshy

den macedonischen Interessen mit dem panhellenischen P r o shy

gramm in Einklang zu bringen das Isokrates ihm schon seit

Jahren vorgehalten hat te 1) Dies Programm gipfelte in der

Einigung der Griechen und der Fuumlhrung eines Rachefeldzuges

gegen Persien Den ersten Punkt erfuumlllte Phil ipp in der Art

daszlig er in Korinth mdash abgesehen von den sich ausschlieszligenden

Lacedaumlmoniern mdash alle souveraumlnen Griechenstaaten2) zu einem

M Zuerst im ltPluinoq von 346 2) Daszlig der Hellenenbund nicht wie fruumlher meist angenommen

wurde nur bis zu den Thermopylen hinaufreichte sondern ganz Grieshychenland einschlieszliglich der Thessaler und Perrhaumlber umfaszligte also sich bis an die Grenzen Macedoniens erstreckte hat uns Wi lhe lm gelehrt durch seine glaumlnzende Entdeckung daszlig IG II 184 zu IG II 160 gehoumlrt (Wien Sitzber 1 c) vgl jetzt auch Ditt Syll I3 260 Wenn Wilhelm aber gestuumltzt auf seine Ergaumlnzung Eleipjuoiwv annimmt daszlig auch die Macedonier dem Bunde angehoumlrt haumltten und im Synhedrion durch Abshygeordnete vertreten gewesen seien (S 18) so halte ich dies ebenso wie

6 10 Abhandlung U Wilcken

durch ein avvedgiov zu vertretenden Hellenenbund1) zusammenshyfaszligte mit dem er den allgemeinen Frieden (fj yoin) eiQrfvrf)

jetzt auch K a e r s t (Hell I2 528f) sachlich fuumlr ganz ausgeschlossen Der Gegensatz zwischen den Maxeciovss und den EXXrjveg mdash ich spreche hier nicht von der ethnographischen Streitfrage mdash war damals und noch lange ein so tiefer daszlig die ersteren unmoumlglich einem Bunde angehoumlren konnten dessen Mitglieder offiziell als ol EXXrjvsg bezeichnet wurden (s unten) Man braucht nur die Geschichte Alexanders und der Dia-dochen in den Quellen zu lesen um dies zu sehen Um nur e in Argushyment herauszugreifen wie haumlt te man den gegen Macedonien gefuumlhrten lamischen Krieg den Ehhiviybg jz6Xejog nennen koumlnnen (vgl Note 6 zu Ditt Syll I3 317) wenn der Begriff EXXtjv nicht in scharfem Gegensatz zu MaxuSwv gestanden hauml t t e Andrerseits koumlnnen nur souveraumlne Staaten auf dem Bundestag vertreten gewesen sein Darum finden wir dort z B den Teil Perrhaumlbiens vertreten den Philipp in Macedonien n i c h t einshyverleibt hat te (A R o s e n b e r g Hermes 51 503) Aus demselben Grunde kann aber die Eleimiotis nicht zu den Bundesmitgliedern gehoumlrt haben da diese Landschaft damals einen festen Bezirk des Koumlnigreichs darshystellte (A R o s e n b e r g S 500 507 f) Die Ergaumlnzung EXeit]tcoxmv ist daher aufzugeben Sollte nicht trotz der Bedenken Wilhelms S 24 mit K ouml h l e r Axaicoumlv POJtomov zu lesen sein Macedonien stand also neben dem Synhedrion des Hellenenbundes genau so wie Athen im II attischen Seebund neben dem Synhedrion der ovuiaxot Zustimmung fand Wilshyhelms entgegenstehende Auffassung bei R v S c a l a Das Griechentum in seiner geschichtlichen Entwicklung (Aus Natur und Geisteswelt) 1915 S G5

) Der Hellenenbund wird von Arrian III 24 4 als xb xoivov xampv EXh)vagtv bezeichnet oxi ^ivcoixng oiixe TOV XOIVOV XWV EXXyvcov isTeiyov Auch in der Chronik von Oxyrhynchos (Pap Oxy I 12 III 9 ff) begegnet dieser Ausdruck xb XOIVOV IampV EXXrjvarv ovveXftovzes mdash stlavxo doch ist hier offenbar das xoivov OVVpound8QIOV gemeint In gleichzeitigen Quellen habe ich diesen Ausdruck nicht gefunden Vielmehr scheint der offizielle Name des Bundes ol EXXrjvsg gewesen zu sein Vgl Ditt Or Gr I 8 5 (Eresos) n6Xefiov i^s[vi]xdfievos JZQOS AXejavSgov xal zolgEXXavag wo der Bund mit seinem fvEubv an der Spitze gemeint ist Ebenso bei Arrian II 2 2 zag oxv)Xag xag ngbg AXJ^avSgov xal xovg EXXr]vag yevojevag otpiai Danach ist auch die Weihinschrift an die Atbena nach der Schlacht am Granicus zu erklaumlren Ai^avooog QuumldnTiov xal ol EXXtjves nXr)V Aaxeoumlai-iioviwv ajib rcoumlv szligaoszligagwv ZOumlJV zrjv Aocav xaxoixovvxcov (Arrian I 16 7) Ich sehe darin eine Weihung des Bundes die auf dem Schlachtfeld einshyseitig vom oxgaxtjybg aixoxguumlzoig angeordnet ist (ixeXevoev Arrian) mdash Nebenbei bemerke ich daszlig diese Formeln rein politisch aufzufassen sind

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 7

und ein Schutz- und Trutzbuumlndnis (ovn4uaxia)1) schloszlig kraft dessen er als fyeucbv xfjg EXXddog an die Spitze des Bundes trat und das Kommando uumlber die griechischen Kontingente zu Bundeszwecken erhielt waumlhrend er andrerseits den Griechen ihre eXevampegla und avxovoua sowie den Schutz des Landfrieshydens Freiheit der Meere etc garantierte2) Den zweiten Punkt

und daher nicht wie von K a e r s t Hell J2 157 fuumlr das ethnographische Problem der Macedonier verwendet werden duumlrfen

) Nach dem Inhalt wird der Vertrag als slgfjvrj und avtixaJa chashyrakterisiert von Arrian III 24 5 drpfjxsv de xal xampv aumlXXcov EXXrjvcov oooi jzgb zfjg elgfjvrg ze xal zfjg q~vfiiayjag zfjg ngbg Maxsdoumlvag ysvof-tevrjg naga Jlegoaig fuwDotpogovv Uumlbrigens sprechen auch diese Worte gegen W i l shyh e l m s Ansicht daszlig die Macedonier dem korinthischen Bunde angehoumlrt haumltten Denn wenn die Hellenen mdash oder wie Arrian wenige Zeilen vorshyher sagt zb xoivov zwv E)Xi)vwv (s vorige Anmerkung) mdash eine Symma-chie mit den Macedoniern schlieszligen so koumlnnen eben die Macedonier nicht zu den Hellenen gehoumlrt haben

2) Die Garantie der sXevampsgla und avzovoua stand sogleich im Anshyfang der owOfjxai Vgl Ps Dem 17 8 Auch ich moumlchte wie K a e r s t Rhein Mus 52 537 ff annehmen daszlig die Griechen ebendort auch als aumlrpgovgijxoi und drpogoXoyrjzoi bezeichnet waren ersteres wiewohl macedo-nische Besatzungen in Korinth Chalkis Theben Ambrakia lagen Von dem Bundesvertrag des Antigonos Doson und Philipp V der eine Wiedershybelebung des alten philippischen darstellte steht es fest daszlig er diese Formel enthielt (Pol IV 25 7) wiewohl Antigonos Korinth mit einer Besatzung belegt hatte Zu diesem Argument das schon K a e r s t anfuumlhrt sei ein anderes hinzugefuumlgt das direkt fuumlr unseren Philipp zeugt der Scholiast zu Dem Kranzrede 89 S 255 12 zfjg vvv dgrjvrjg] zfjg enlAXs-$avdgoigt mdash eoxeioazo yag xal avxbg ngbg avxovg ujojzeg 6 jiaxfjg cboxs avzovg avzovoumljiovg eivat xal drpogoXoyrjzovg Sftcog [isvzoi vJxaxoiieiv avzcp xal xazauml yfjv xal xazauml IXaumlazzav Vgl A S c h auml f e r Demosthenes HI2 52 A 4 Ich sehe keinen Grund weshalb wir dieser Tradition miszligtrauen sollten auch das vjiaxoveiv (wenn vielleicht auch nicht woumlrtlich) kann zu Recht bestehen wenn man es nur auf den militaumlrischen Gehorsam bezieht den der fjyeuojv in den Bundeskriegen verlangen muszligte (xal xazauml yfjv xal xazauml XaumlXazzav) Vgl auch Diod XVI 1 4 zfjg ftkv EXXdshydog djxdaijg nageXaszlige xlv tfyetiovtav exovolcog xcoumlv noXtwv vnozazzofii-vagtv Dann zeigt die Stelle daszlig Ps Dem 1 c den Passus auf alle Faumllle nicht genau ausgeschrieben ha t wenn er nur von eXevQegia und avzo-voiiia spricht Fuumlr seine Zwecke genuumlgte dies Wahrscheinlich hat te Antigonos Doson seine Formel dem philippischen Vertrag von 3387 ent-

8 10 Abhandlung U Wilcken

erfuumlllte er dadurch daszlig er unter Aufnahme jenes panhelleshynischen Schlagwortes den Rachekrieg gegen Persien proklashymierte natuumlrlich nur weil dieser Krieg auch im Interesse Macedoniens lag

Uumlber die zeitliche Abfolge dieser Verhandlungen sind neuershydings Kontroversen entstanden im besonderen uumlber die Frage ob wir zwischen einer bdquokonstituierenden Versammlung in der der erste Punkt des Programms erledigt wurde und einer dashyrauf folgenden bdquoKriegssitzung fuumlr den zweiten Punkt zu scheishyden haben (s unten) Um so mehr ist der oben abgedruckte Bericht des Diodor einer genauen Pruumlfung zu unterziehen Diodor schweigt hier uumlber die Neuordnung Griechenlands wie sie in Korinth festgelegt wurde und spricht nur vom Persershykrieg A priori ist nach dem was wir von Diodors Arbeitsshyweise kennen anzunehmen daszlig dieses Uumlberspringen auf Diodors Rechnung zu setzen ist und daszlig wahrscheinlich in seiner Vorshylage auch jene Neuordnung dargestellt gewesen ist wodurch fuumlr uns die Aufgabe entsteht festzustellen wo bei ihm die Luumlcke anzusetzen ist Gegen diese Annahme koumlnnte vielleicht sprechen daszlig auch Polyb III 6 13 mit dem sich Diodor so

nonnnen Vergleicht man diese macedonische Formel bei Polyb IV 25 7 aumlrpgovgfjzoDg dnpogoXoyfjzovg eXsvampsgovt ovzag noXiztiaig xal voiioig xgogttipoundvovg zotg izazgioig mit der Freiheitsformel in dem Dekret des Fla-mininus von 196 bei Polyb XVIII 46 5 eXsvampSQOve aumlrpgovgfjzovg dqio-goXoyfjzovg vofxoig ygmidvovg zolg uazgioig so liegt der Gedanke nahe daszlig Flamininus absichtlich die macedonische Formel uumlbernommen hat te Dies waumlre auch historisch begreiflich fuumlhrte er damit doch handgreifshylich den Griechen vor Augen daszlig Rom als Beschuumltzerin der griechischen Freiheit an die Stelle Macedoniens getreten war Dagegen erheben sich viele Bedenken gegen die Annahme die T auml u b l e r in seinem scharfsinshynigen Werk Imperium Romanum I S 434 zu begruumlnden versucht hat daszlig der Koumlnigsfriede von 386 und das Dekret des Polyperchon von 319 (vgl zu beiden unten Abschnitt 3) Grundlage und Vorbild fuumlr die roumlmishyschen Freiheitsbestimmungen von 197 (Vertrag mit Philipp V) und 196 (Dekret des Flamininus) gewesen seien Daszlig gar die Athener den Flashymininus auf den laumlngst auszliger Kraft gesetzten Koumlnigsfrieden hingewiesen haben sollen (S 436) ist mehr als unwahrscheinlich Doch eine Widershylegung im einzelnen wuumlrde hier zu weit fuumlhren

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 9

eng beruumlhrt daszlig sie wahrscheinlich auf dieselbe Quelle zuruumlckshygehen1) nur vom Kriegsbeschluszlig spricht sodaszlig zu erwaumlgen waumlre ob nicht schon diese gemeinsame Quelle nur vom Kriege gesprochen haumltte Aber einmal schlieszligt das Thema des Po-lybius der hier die wahren Gruumlnde der Kriege von den Vorshywaumlnden resp Anlaumlssen unterscheidet eine Erwaumlhnung der Bundesbestimmungen von Korinth geradezu aus andrerseits sind bei Diodor der aus anderen Gruumlnden sagen wir aus Beshyquemlichkeit oder um zu kuumlrzen gleichfalls nur uumlber den Kriegsbeschluszlig sprechen wollte doch noch Spuren davon zu erkennen daszlig ihm ein breiterer Bericht vorgelegen hat in dem auch jene Bundesbestimmungen dargestellt gewesen sind was wir um so mehr annehmen werden als er auch sonst uumlber Philipp offenbar einer ausfuumlhrlicher erzaumlhlenden Quelle geshyfolgt ist2)

Diodor knuumlpft in diesem Kapitel unter dem Jahre 3376 nochmals an die Schlacht von Chaeronea an nachdem er vorshyher bereits die Schlacht selbst sowie ihre Konsequenzen fuumlr

) So K a e r s t Hell I2 526 Polybius sagt (ich drucke die mit Dioshydor sich beruumlhrenden Worte gesperrt) (Puumlujzjzog) mdash aumlfia zay neguioi-rjoaoOai xijv ex xcoumlv EXXtvcov evvoiav 6ioXoyovfiivtjv eiO ecog ngo-rpdoet xg(^)tlevo^ degTt onevbet fiex eXampelv xr]v IJegooumljv jxag avoiilav elg xovg EXXrjvag Sgiirjv soe xal jxgoedexo noXexetv xal ndvza ngbg zovzo zb fisgog f)zoiia(e K a e r s t 1 c hebt nur die Aumlhnlichkeit der beiden ersten unterstrichenen Stellen mit Diodor sect 2 hervor Die Aumlhnshylichkeit erstreckt sich aber auch auf sect 3 vgl Diodor ixgoexgeyiaxo roV ovveSgovg elg noumlXeiov und eydXag jtagaaxevaumlg eixoieixo xxX Sachlich ist von Wichtigkeit daszlig auch nach Polybius Philipp es ist der den Persershykrieg proponiert hat nicht etwa das Synhedrion Uumlbrigens ist zu beshyachten daszlig trotz der evidenten Uumlbereinstimmung der Teile ihre logishysche Verknuumlpfung in sect 2 doch eine andere ist als bei Polybius

2) Nach Ed S c h w a r t z Pauly-Wissowa V 683 lag dem Diodor fuumlr die Geschichte Philipps bdquodas Machwerk irgend eines rhetorischen Schulshymeisters vor raus einer Zeit in der die dem 3 Jahrhunder t noch fremde politische und aumlsthetische Anbetung des Demosthenes sich ausbildete Fuumlr die Bestimmung und Wertung der Quelle werden die in der vorigen Anmerkung behandelten Beziehungen zu Polybius nicht ohne Bedeushytung sein

10 10 Abhandlung U Wileken

Athen und Theben unter dem Jahre 3387 erzaumlhlt hat (c 867) Durch den Hinweis auf die Niederwerfung der inupaveoxarai noumlXeig (sect1) nimmt er die mit c 87 abgebrochene Erzaumlhlung wieder auf und er fuumlhrt sie fort bis zur Heimkehr Philipps nach Macedonien (sect 3) Wenn er am Ende von sect 1 es als das (damals noch unerreichte) Ziel Philipps bezeichnet ye-veadai ndaijg xfjg EXXdbog yyeficuumlv so stehen wir damit noch vor dem Kongreszlig zu Korinth und genauer noch vor den konshystituierenden Verhandlungen denn aus der Inschrift Ditt Syll P 260 21 wissen wir daszlig Philipp den Titel fjyeiimv bereits in dem mit den Hellenen geschlossenen Buumlndnisvertrage gefuumlhrt hat1) Andrerseits zeigen die Worte xov xoivov avvedgiov ovva-szligevxog in sect 3 daszlig die Verhandlungen uumlber den Hellenenbund inzwischen ihren Abschluszlig gefunden haben denn diese Beshyhoumlrde konnte erst berufen werden nachdem sie durch die neue Verfassung geschaffen war (s unten) Uumlbrigens legen gerade diese Worte mdash man beachte den bestimmten Artikel xov bullmdash den Gedanken nahe daszlig in der Vorlage die Diodor hier exshyzerpiert von diesem Synhedrion also von der verfassungsshymaumlszligigen Begruumlndung dieses Synhedrion vorher schon gesproshychen worden war So stehen wir also mit sect 1 vor und mit sect 3 h i n t e r den konstituierenden Verhandlungen

Hiernach erhebt sich die Frage wie wir die Angaben des sect 2 chronologisch anzusetzen haben Der erste Satz besagt daszlig Philipp dadurch daszlig er das Geruumlcht ausstreute (diadovg Xoyov) er habe den Rachefeldzug gegen Persien vor sich die Sympathien der Griechen erwarb Nach dem eben uumlber die Chronologie des sect 1 Bemerkten ist es moumlglich daszlig Philipp dies

) Im Hinblick auf c 60 5 L-xeflviei yaumlg xfg EXXdSog dnoSeixDfvai oxgaxrjybg avxoxgdxaig xal zbv ngbg Tlegoag eigeveyxeiv ndXeiov (schon fuumlr 346) waumlre es moumlglich daszlig Diodor an unserer Stelle den fjyeiioiv mit dem ozgaxyybg avzoxgdxcon verwechselt haumlt te (s unten) Da das ganze Exzerpt unseres Kapitels auf den Kriegsbeschluszlig hinauslaumluft ist es in der Ta t nicht unwahrscheinlich daszlig Diodor den zweiten Titel gemeint hat wie in c 60 Um so mehr moumlchte ich aus seinem Wort laut folgern daszlig seine Vorlage hier vom fjyeiiojv gesprochen hat mdash Korrekt ist die fjyeiwvla in XVI 1 4

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 11

schon in der Zeit zwischen der Schlacht von Chaeronea und

dem Zusammentritt des Kongresses zu Kor in th ebenso aber

auch daszlig er es erst waumlhrend der konstituierenden Verhandshy

lungen getan hat Einen terminus ante quem finde ich in

den sogleich genauer zu besprechenden Wor ten des Just in IX

5 5 wonach die Griechen bei der Feststellung der Bundes-

kontingente waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen keinen

Zweifel daran hatten daszlig Philipp einen Perserkrieg vorhabe

W a r diese Uumlberzeugung damals schon so zweifellos feststehend

so waumlre es uumlberfluumlssig gewesen wenn Philipp erst hinterher

jenes Geruumlcht ausgesprengt haumltte Vielmehr ist klar daszlig jene

Uumlberzeugung die W i r k u n g dieses diplomatischen Schachzuges

des Philipp war Spaumltestens waumlre dieses diadovvai Xoumlyov also

in die Bundesverhandlungen und zwar v o r die Feststel lung

der Kontingente zu verlegen

Vielleicht duumlrfen wir einen noch fruumlheren terminus ante

quem in dem B r i e f d e s I s o k r a t e s finden den dieser zwischen

dem Separatfrieden mit Athen und dem Zusammentri t t des

Kongresses an Philipp geschrieben hat (Nr 3)x) Nach seinen

Worten wurde schon damals von den Griechen allgemein im

stillen angenommen daszlig Philipp sie gegen die Perser fuumlhren

wolle (sect 2) diauml ydg xbv dycoumlva rbv yeyevrjuvov (Chaeronea)

ijvayyaaievoi ndvxeg elalv ev cpgovetv xal xovxcov emampvfxeTv cov

vnovoovoi oe szligovXeaSai ngdxxeiv xal Xeyeiv cbg bei navaa-

fievovg xfjg iiaviag xal xfjg nXeove^iag ijv enoiovvxo ngbg dXXfj-

Xovg elg ri)v Aaiav xbv noumlXeiiov l^eveyxeXv Nach Isoshy

krates Darstellung war das so sehr nach dem Wunsche Vieler

(d h der panhellenisch Gesonnenen) daszlig sie ihn baten Ph i shy

lipp zuzureden den Plan ja zu verwirklichen (sect 3 nagaxeXev-

eaiXai aoi xal ngoxgeneiv enl xcoumlv avxcoumlv xovxcov tieveiv vgl

55 4 jiilj xaxaAumleXfjaai xovxcov nglv aumlv xeXog eniampijg avroTg)

Woher kam diese so weit verbreitete Annahme Auch wenn

Philipp wie wahrscheinlich ist schon seit laumlngerer Zeit diese

1) Zur Echtheit des Briefes vgl jetzt P Wendland Nachr Ges Wiss Gott 1910 S 177 ff

12 10 Abhandlung U Wilcken

Loumlsung der macedonisch-griechischen Frage als wuumlnschensshy

wertes Ziel vorgeschwebt hatte spricht die politische Entwickshy

lung der letzten Jahre doch wohl kaum dafuumlr daszlig er von

diesen Plaumlnen schon fruumlher schon vor Chaeronea den Schleier

gehoben haumlt te 1 ) Man muumlszligte dann doch auch wohl im P a n -

athenaicus eine Ruumlckwirkung davon verspuumlren Es liegt auch

auf der Hand daszlig die Ruumlcksicht auf Persien ihm dies vershy

bieten muszligte (s unten) Woher also jetzt dieser Glaube im

griechischen Volk Die schwere Niederlage bei Chaeronea und

das strenge Strafgericht uumlber Theben muszligten die schlimmsten

Befuumlrchtungen erwecken Ers t das unerwartet gnaumldige E n t shy

gegenkommen gegenuumlber Athen konnte Hoffnungen fuumlr die Zushy

kunft ausloumlsen Nun wissen wir daszlig Phil ipp bei diesen Fr ieshy

densverhandlungen mit Athen den ersten Teil seines Programms

die Einigung Griechenlands der die Basis fuumlr den zweiten den

Perserfeldzug schaffen sollte bereits offiziell enthuumlllt hat inshy

dem er uumlber die Mitwirkung Athens an der kuumlnftigen xoivij

elgfjvi] und dem avvedgiov sondieren lieszlig2) Ha t es nicht einige

Wahrscheinlichkeit fuumlr sich daszlig er eben damals wenn auch

aus triftigen Gruumlnden (s unten) inoffiziell und nur in Form

von vorsichtig ausgesprengten Geruumlchten seine letzten Plaumlne

in der griechischen Wel t durchsickern lieszlig Was Diodor als

Zweck und Erfolg dieser Geruumlchte hinstellt die Gewinnung

der griechischen Sympathien muszligte in der Ta t fuumlr ihn von

groumlszligter Bedeutung fuumlr die Erreichung seines Zieles und im

besonderen fuumlr die bevorstehenden Verhandlungen zu Korinth

sein Aud i der Unterschied in dem Maszlig des Vertrauens das

die Griechen nach Isokrates und andrerseits nach Justin 1 c

hatten spricht fuumlr einen gewissen zeitlichen Abstand Isokrates

spricht von einem vnovoeiv Just in sagt neque enim dubium erat

1) Diodors Worte SiaSovg de Xoyov xxX zeigen vielmehr daszlig er dies erst nach Chaeronea getan hat Man braucht nur anzunehmen daszlig Philipp damals durchblicken lieszlig daszlig er schon lange diese Absicht gehabt habe um auch die Fragestellung in sect 3 des Briefes zu verstehen

2) Vgl Plutarch Thokion c 16 Bezuumlglich der Zeitbestimmung schlieszlige ich mich A S c h auml f e r Demosthenes III2 29 an

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 13

Diese Wandlung ist verstaumlndlich wenn jener sich auf die Zeit

bald nach den Sonderverhandlungen mit Athen bezieht als die

Geruumlchte eben erst angefangen hat ten zu wirken waumlhrend

dieser die Stimmung auf dem Kongreszlig wiedergibt auf dem

Phil ipp nicht versaumlumt haben wird im persoumlnlichen Umgang

mit den Gesandten jene Hoffnungen zu staumlrken So moumlchte

ich glauben daszlig das diaaumlovg Xoyov Diodors sich nicht erst auf

die Verhandlungen zu Korinth sondern auf die Zeit zwischen

den athenischen Separatverhandlungen und dem Brief des Isoshy

krates vielleicht schon in die Zeit der ersteren selbst zu setzen

ist Jedenfalls hatte Phi l ipp nachdem er den Brief des Isoshy

krates gelesen ha t te kaum noch eine Veranlassung jenes

bdquoGeruumlcht in Umlauf zu bringen E r haumltte damit offene Tuumlren

eingerannt Hiernach kam es nur noch darauf an die Hoffshy

nungen der Griechen auch zu verwirklichen Somit moumlchte

ich diesen ersten Satz des sect 2 als chronologisch sich unmittelshy

bar an sect 1 anschlieszligend betrachten

Wohin gehoumlrt nun der zweite Satz des sect 2 wonach Phishy

lipp cpiXocpgovovjuevog ngbg aumlnavxag xal ibiq xal xoivfj xaig no-

Xeaiv unecpaivexo szligovXeaampai biaXeampfjvai negl xcoumlv ovucpegoumlvxcov

woran sich in sect 3 die Kriegssitzung anschlieszligt Der Satz

enthaumll t offenbar die Ankuumlndigung einer Versammlung mit der

Tagesordnung negl xcoumlv oviicpegovxa)v A priori kann man

schwanken ob damit die korinthischen Verhandlungen uumlbershy

haupt praktisch also zunaumlchst die Bundesverhandlungen oder

speziell die Kriegsdebatte gemeint ist Im ersteren Falle wuumlrde

der Satz sich chronologisch an den vorhergehenden Satz anshy

schlieszligen sodaszlig die Luumlcke d a h i n t e r anzunehmen waumlre im

zweiten Falle wuumlrde er mit sect 3 zusammengehoumlren sodaszlig die

Luumlcke d a v o r ihren Platz haumlt te Der Ausdruck negl xcoumlv avii-

cpegovxmv scheint ein beliebter terminus technicus fuumlr die Beshy

zeichnung von Tagesordnungen bei Ladungen zu sein Vgl

Diod XX 46 5 wo Antigonos (3076) an die Wiedererweckung

des korinthischen Bundes denkt und seinem Sohne Demetrios

Poliorketes befiehlt avvedgovg ovarfjaaadai xovg szligovevaojuevovg

xoivfj negl xcoumlv xfj FJlddi avxqgtegoumlvxagti Ahnlich Polyb IV

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 4: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

1 10 Abhandlung U Wilcken

die F o r m e n in denen diese Verhandlungen gefuumlhrt worden

sind noch genauere Vorstellungen gewonnen werden koumlnnen

und da die Erkenntnis dieser Formen noch tiefer in das Vershy

staumlndnis der politischen Bedeutung dieser Vorgaumlnge zu Koshy

rinth einfuumlhren moumlchte ich im folgenden einige Untersuchungen

vorlegen durch die ich nach dieser Richtung weiter vorzushy

dringen versucht habe1)

1

Diodor und Justin

Ich beginne mit einer Analyse der beiden einzigen zushy

sammenhaumlngenden Berichte die uns uumlber die korinthischen

Verhandlungen wenn auch nur in Exzerpten uumlberliefert sind

Da ich auch weiterhin immer wieder auf sie zuruumlckgreife

setze ich sie im Wort lau t hierher

D i o d o r XVI 89

sect 1 Eni de TOVTCOV (3376) (IHXi7inoq 6 szligaadehg ne-

(pQoviifiaTtoihOZ zjj neol Xaigtoumlreiav vixi] xai rag inicpave-

Arnold Schaumlfer Demosthenes und seine Zeit III (1858) S 45 ff IIIraquo S 49 ff von neueren 7 G Droysen Geschichte des Hellenismus l2

(1877) S 42 ff vgl 103 ff 162 f U Koumlhler Sitzber d Berl Akad 1892 S 510 ff 1898 S 120 B Niese Geschichte der griechisch-makeshydonischen Staaten 1 (1893) S 37 ff L von Ranke Weltgeschichte I6

(1896) S 151 ff vgl 157 J Beloch Griechische Geschichte II (1897) S 572 ff 606 J Kaers t Syb Hist Z 38 (1895) S 13 ff Rhein Mus 52 (1897) S 519 ff Geschichte des hellenistischen Zeitalters I1 (1901) S 210ff 426 f vgl jetzt l2 (1917) S268ff 526ff A Wi lhe lm Sitzber d Wien Akad 165 6 (1911) R v Poumlh lmann Griechische Geschichte und Quellenkunde 5 Aufl (1914) S 283 f

J) Die folgenden Ergebnisse habe ich im wesentlichen im Anschluszlig an Seminar-Uumlbungen im Winter 191617 gewonnen Erst nachtraumlglich wurde mir die 2 Auflage von Kaers t s Geschichte des Hellenismus wie sie jetzt heiszligt bekannt Da ich gerade in den hier behandelten Proshyblemen mehrfach von ihm abweiche schien mir das Erscheinen seiner zum Teil neuen Darstellung die Veroumlffentlichung meiner Ergebnisse nicht uumlberfluumlssig zu machen

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 5

oxdxag noXeig xaxajienXrjyjuevog ecpiloxifAMxo yeveoampai ndorjg

xfjg EXXaumldag yyejumv sect 2 Aiadoiig de Xdyov oxi szligovXexat

ngbq TJeQaag vneg xcoumlv EAumlhjveov jzoumlXejuov aumlgaofiai yal Xa-

szligelv nag1 avxcbv aumltxag vneg xfjg elg xd legd yevojuevrjg naga-

vofiiaq Idiovg xovg EXXijvag xaTg evvolatg enoujoaxo ltPdo-

(pgovovixevog de ngbg aumlnavtag xal Idiq yal xoivfj zaXg noumlXe-

aiv aumlnecpalvsto szligovXeaampai diaXeyszligrjvat negl xmv ovjLupegovxcov

sect 3 Aibneg eigt Kogivampcp xov xoivov avvedgiov ovvayszlig-evxog

diaXeyszligelg negl tov ngbg Ilegaag noXefiov yal fjeydXag iX-

nidag vnoampelg ngoexgeipaxo xovg avvedgovg eig noumlXeixov

TeXog de xcoumlv EXXrjvcov eXojuevtov avxbv axgaxrjybv avxoxgd-

xoga xfjg EXXddog ueydXag nagaaxevdg enoielxo ngbg xi]v

enl xovg Ilegaag aroaxelav Aiaxdg~ag o exdaxrj noXei xb

nXfjftog x(bv elg avpiiayiav oxgaxicoxmv enavyXampev elg xtjv

Maxedoviav

Der Sieger von Chaeronea hat sein Lebenswerk die Aufshy

richtung des groszligen macedonischen Balkanstaates damit ge shy

kroumlnt daszlig er die besiegte Griechenwelt in feste Abhaumlngigkei t

von Macedonien brachte Ein Meister der Diplomatie und

Staatskunst hat er es verstanden die fuumlr ihn allein maszliggebenshy

den macedonischen Interessen mit dem panhellenischen P r o shy

gramm in Einklang zu bringen das Isokrates ihm schon seit

Jahren vorgehalten hat te 1) Dies Programm gipfelte in der

Einigung der Griechen und der Fuumlhrung eines Rachefeldzuges

gegen Persien Den ersten Punkt erfuumlllte Phil ipp in der Art

daszlig er in Korinth mdash abgesehen von den sich ausschlieszligenden

Lacedaumlmoniern mdash alle souveraumlnen Griechenstaaten2) zu einem

M Zuerst im ltPluinoq von 346 2) Daszlig der Hellenenbund nicht wie fruumlher meist angenommen

wurde nur bis zu den Thermopylen hinaufreichte sondern ganz Grieshychenland einschlieszliglich der Thessaler und Perrhaumlber umfaszligte also sich bis an die Grenzen Macedoniens erstreckte hat uns Wi lhe lm gelehrt durch seine glaumlnzende Entdeckung daszlig IG II 184 zu IG II 160 gehoumlrt (Wien Sitzber 1 c) vgl jetzt auch Ditt Syll I3 260 Wenn Wilhelm aber gestuumltzt auf seine Ergaumlnzung Eleipjuoiwv annimmt daszlig auch die Macedonier dem Bunde angehoumlrt haumltten und im Synhedrion durch Abshygeordnete vertreten gewesen seien (S 18) so halte ich dies ebenso wie

6 10 Abhandlung U Wilcken

durch ein avvedgiov zu vertretenden Hellenenbund1) zusammenshyfaszligte mit dem er den allgemeinen Frieden (fj yoin) eiQrfvrf)

jetzt auch K a e r s t (Hell I2 528f) sachlich fuumlr ganz ausgeschlossen Der Gegensatz zwischen den Maxeciovss und den EXXrjveg mdash ich spreche hier nicht von der ethnographischen Streitfrage mdash war damals und noch lange ein so tiefer daszlig die ersteren unmoumlglich einem Bunde angehoumlren konnten dessen Mitglieder offiziell als ol EXXrjvsg bezeichnet wurden (s unten) Man braucht nur die Geschichte Alexanders und der Dia-dochen in den Quellen zu lesen um dies zu sehen Um nur e in Argushyment herauszugreifen wie haumlt te man den gegen Macedonien gefuumlhrten lamischen Krieg den Ehhiviybg jz6Xejog nennen koumlnnen (vgl Note 6 zu Ditt Syll I3 317) wenn der Begriff EXXtjv nicht in scharfem Gegensatz zu MaxuSwv gestanden hauml t t e Andrerseits koumlnnen nur souveraumlne Staaten auf dem Bundestag vertreten gewesen sein Darum finden wir dort z B den Teil Perrhaumlbiens vertreten den Philipp in Macedonien n i c h t einshyverleibt hat te (A R o s e n b e r g Hermes 51 503) Aus demselben Grunde kann aber die Eleimiotis nicht zu den Bundesmitgliedern gehoumlrt haben da diese Landschaft damals einen festen Bezirk des Koumlnigreichs darshystellte (A R o s e n b e r g S 500 507 f) Die Ergaumlnzung EXeit]tcoxmv ist daher aufzugeben Sollte nicht trotz der Bedenken Wilhelms S 24 mit K ouml h l e r Axaicoumlv POJtomov zu lesen sein Macedonien stand also neben dem Synhedrion des Hellenenbundes genau so wie Athen im II attischen Seebund neben dem Synhedrion der ovuiaxot Zustimmung fand Wilshyhelms entgegenstehende Auffassung bei R v S c a l a Das Griechentum in seiner geschichtlichen Entwicklung (Aus Natur und Geisteswelt) 1915 S G5

) Der Hellenenbund wird von Arrian III 24 4 als xb xoivov xampv EXh)vagtv bezeichnet oxi ^ivcoixng oiixe TOV XOIVOV XWV EXXyvcov isTeiyov Auch in der Chronik von Oxyrhynchos (Pap Oxy I 12 III 9 ff) begegnet dieser Ausdruck xb XOIVOV IampV EXXrjvarv ovveXftovzes mdash stlavxo doch ist hier offenbar das xoivov OVVpound8QIOV gemeint In gleichzeitigen Quellen habe ich diesen Ausdruck nicht gefunden Vielmehr scheint der offizielle Name des Bundes ol EXXrjvsg gewesen zu sein Vgl Ditt Or Gr I 8 5 (Eresos) n6Xefiov i^s[vi]xdfievos JZQOS AXejavSgov xal zolgEXXavag wo der Bund mit seinem fvEubv an der Spitze gemeint ist Ebenso bei Arrian II 2 2 zag oxv)Xag xag ngbg AXJ^avSgov xal xovg EXXr]vag yevojevag otpiai Danach ist auch die Weihinschrift an die Atbena nach der Schlacht am Granicus zu erklaumlren Ai^avooog QuumldnTiov xal ol EXXtjves nXr)V Aaxeoumlai-iioviwv ajib rcoumlv szligaoszligagwv ZOumlJV zrjv Aocav xaxoixovvxcov (Arrian I 16 7) Ich sehe darin eine Weihung des Bundes die auf dem Schlachtfeld einshyseitig vom oxgaxtjybg aixoxguumlzoig angeordnet ist (ixeXevoev Arrian) mdash Nebenbei bemerke ich daszlig diese Formeln rein politisch aufzufassen sind

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 7

und ein Schutz- und Trutzbuumlndnis (ovn4uaxia)1) schloszlig kraft dessen er als fyeucbv xfjg EXXddog an die Spitze des Bundes trat und das Kommando uumlber die griechischen Kontingente zu Bundeszwecken erhielt waumlhrend er andrerseits den Griechen ihre eXevampegla und avxovoua sowie den Schutz des Landfrieshydens Freiheit der Meere etc garantierte2) Den zweiten Punkt

und daher nicht wie von K a e r s t Hell J2 157 fuumlr das ethnographische Problem der Macedonier verwendet werden duumlrfen

) Nach dem Inhalt wird der Vertrag als slgfjvrj und avtixaJa chashyrakterisiert von Arrian III 24 5 drpfjxsv de xal xampv aumlXXcov EXXrjvcov oooi jzgb zfjg elgfjvrg ze xal zfjg q~vfiiayjag zfjg ngbg Maxsdoumlvag ysvof-tevrjg naga Jlegoaig fuwDotpogovv Uumlbrigens sprechen auch diese Worte gegen W i l shyh e l m s Ansicht daszlig die Macedonier dem korinthischen Bunde angehoumlrt haumltten Denn wenn die Hellenen mdash oder wie Arrian wenige Zeilen vorshyher sagt zb xoivov zwv E)Xi)vwv (s vorige Anmerkung) mdash eine Symma-chie mit den Macedoniern schlieszligen so koumlnnen eben die Macedonier nicht zu den Hellenen gehoumlrt haben

2) Die Garantie der sXevampsgla und avzovoua stand sogleich im Anshyfang der owOfjxai Vgl Ps Dem 17 8 Auch ich moumlchte wie K a e r s t Rhein Mus 52 537 ff annehmen daszlig die Griechen ebendort auch als aumlrpgovgijxoi und drpogoXoyrjzoi bezeichnet waren ersteres wiewohl macedo-nische Besatzungen in Korinth Chalkis Theben Ambrakia lagen Von dem Bundesvertrag des Antigonos Doson und Philipp V der eine Wiedershybelebung des alten philippischen darstellte steht es fest daszlig er diese Formel enthielt (Pol IV 25 7) wiewohl Antigonos Korinth mit einer Besatzung belegt hatte Zu diesem Argument das schon K a e r s t anfuumlhrt sei ein anderes hinzugefuumlgt das direkt fuumlr unseren Philipp zeugt der Scholiast zu Dem Kranzrede 89 S 255 12 zfjg vvv dgrjvrjg] zfjg enlAXs-$avdgoigt mdash eoxeioazo yag xal avxbg ngbg avxovg ujojzeg 6 jiaxfjg cboxs avzovg avzovoumljiovg eivat xal drpogoXoyrjzovg Sftcog [isvzoi vJxaxoiieiv avzcp xal xazauml yfjv xal xazauml IXaumlazzav Vgl A S c h auml f e r Demosthenes HI2 52 A 4 Ich sehe keinen Grund weshalb wir dieser Tradition miszligtrauen sollten auch das vjiaxoveiv (wenn vielleicht auch nicht woumlrtlich) kann zu Recht bestehen wenn man es nur auf den militaumlrischen Gehorsam bezieht den der fjyeuojv in den Bundeskriegen verlangen muszligte (xal xazauml yfjv xal xazauml XaumlXazzav) Vgl auch Diod XVI 1 4 zfjg ftkv EXXdshydog djxdaijg nageXaszlige xlv tfyetiovtav exovolcog xcoumlv noXtwv vnozazzofii-vagtv Dann zeigt die Stelle daszlig Ps Dem 1 c den Passus auf alle Faumllle nicht genau ausgeschrieben ha t wenn er nur von eXevQegia und avzo-voiiia spricht Fuumlr seine Zwecke genuumlgte dies Wahrscheinlich hat te Antigonos Doson seine Formel dem philippischen Vertrag von 3387 ent-

8 10 Abhandlung U Wilcken

erfuumlllte er dadurch daszlig er unter Aufnahme jenes panhelleshynischen Schlagwortes den Rachekrieg gegen Persien proklashymierte natuumlrlich nur weil dieser Krieg auch im Interesse Macedoniens lag

Uumlber die zeitliche Abfolge dieser Verhandlungen sind neuershydings Kontroversen entstanden im besonderen uumlber die Frage ob wir zwischen einer bdquokonstituierenden Versammlung in der der erste Punkt des Programms erledigt wurde und einer dashyrauf folgenden bdquoKriegssitzung fuumlr den zweiten Punkt zu scheishyden haben (s unten) Um so mehr ist der oben abgedruckte Bericht des Diodor einer genauen Pruumlfung zu unterziehen Diodor schweigt hier uumlber die Neuordnung Griechenlands wie sie in Korinth festgelegt wurde und spricht nur vom Persershykrieg A priori ist nach dem was wir von Diodors Arbeitsshyweise kennen anzunehmen daszlig dieses Uumlberspringen auf Diodors Rechnung zu setzen ist und daszlig wahrscheinlich in seiner Vorshylage auch jene Neuordnung dargestellt gewesen ist wodurch fuumlr uns die Aufgabe entsteht festzustellen wo bei ihm die Luumlcke anzusetzen ist Gegen diese Annahme koumlnnte vielleicht sprechen daszlig auch Polyb III 6 13 mit dem sich Diodor so

nonnnen Vergleicht man diese macedonische Formel bei Polyb IV 25 7 aumlrpgovgfjzoDg dnpogoXoyfjzovg eXsvampsgovt ovzag noXiztiaig xal voiioig xgogttipoundvovg zotg izazgioig mit der Freiheitsformel in dem Dekret des Fla-mininus von 196 bei Polyb XVIII 46 5 eXsvampSQOve aumlrpgovgfjzovg dqio-goXoyfjzovg vofxoig ygmidvovg zolg uazgioig so liegt der Gedanke nahe daszlig Flamininus absichtlich die macedonische Formel uumlbernommen hat te Dies waumlre auch historisch begreiflich fuumlhrte er damit doch handgreifshylich den Griechen vor Augen daszlig Rom als Beschuumltzerin der griechischen Freiheit an die Stelle Macedoniens getreten war Dagegen erheben sich viele Bedenken gegen die Annahme die T auml u b l e r in seinem scharfsinshynigen Werk Imperium Romanum I S 434 zu begruumlnden versucht hat daszlig der Koumlnigsfriede von 386 und das Dekret des Polyperchon von 319 (vgl zu beiden unten Abschnitt 3) Grundlage und Vorbild fuumlr die roumlmishyschen Freiheitsbestimmungen von 197 (Vertrag mit Philipp V) und 196 (Dekret des Flamininus) gewesen seien Daszlig gar die Athener den Flashymininus auf den laumlngst auszliger Kraft gesetzten Koumlnigsfrieden hingewiesen haben sollen (S 436) ist mehr als unwahrscheinlich Doch eine Widershylegung im einzelnen wuumlrde hier zu weit fuumlhren

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 9

eng beruumlhrt daszlig sie wahrscheinlich auf dieselbe Quelle zuruumlckshygehen1) nur vom Kriegsbeschluszlig spricht sodaszlig zu erwaumlgen waumlre ob nicht schon diese gemeinsame Quelle nur vom Kriege gesprochen haumltte Aber einmal schlieszligt das Thema des Po-lybius der hier die wahren Gruumlnde der Kriege von den Vorshywaumlnden resp Anlaumlssen unterscheidet eine Erwaumlhnung der Bundesbestimmungen von Korinth geradezu aus andrerseits sind bei Diodor der aus anderen Gruumlnden sagen wir aus Beshyquemlichkeit oder um zu kuumlrzen gleichfalls nur uumlber den Kriegsbeschluszlig sprechen wollte doch noch Spuren davon zu erkennen daszlig ihm ein breiterer Bericht vorgelegen hat in dem auch jene Bundesbestimmungen dargestellt gewesen sind was wir um so mehr annehmen werden als er auch sonst uumlber Philipp offenbar einer ausfuumlhrlicher erzaumlhlenden Quelle geshyfolgt ist2)

Diodor knuumlpft in diesem Kapitel unter dem Jahre 3376 nochmals an die Schlacht von Chaeronea an nachdem er vorshyher bereits die Schlacht selbst sowie ihre Konsequenzen fuumlr

) So K a e r s t Hell I2 526 Polybius sagt (ich drucke die mit Dioshydor sich beruumlhrenden Worte gesperrt) (Puumlujzjzog) mdash aumlfia zay neguioi-rjoaoOai xijv ex xcoumlv EXXtvcov evvoiav 6ioXoyovfiivtjv eiO ecog ngo-rpdoet xg(^)tlevo^ degTt onevbet fiex eXampelv xr]v IJegooumljv jxag avoiilav elg xovg EXXrjvag Sgiirjv soe xal jxgoedexo noXexetv xal ndvza ngbg zovzo zb fisgog f)zoiia(e K a e r s t 1 c hebt nur die Aumlhnlichkeit der beiden ersten unterstrichenen Stellen mit Diodor sect 2 hervor Die Aumlhnshylichkeit erstreckt sich aber auch auf sect 3 vgl Diodor ixgoexgeyiaxo roV ovveSgovg elg noumlXeiov und eydXag jtagaaxevaumlg eixoieixo xxX Sachlich ist von Wichtigkeit daszlig auch nach Polybius Philipp es ist der den Persershykrieg proponiert hat nicht etwa das Synhedrion Uumlbrigens ist zu beshyachten daszlig trotz der evidenten Uumlbereinstimmung der Teile ihre logishysche Verknuumlpfung in sect 2 doch eine andere ist als bei Polybius

2) Nach Ed S c h w a r t z Pauly-Wissowa V 683 lag dem Diodor fuumlr die Geschichte Philipps bdquodas Machwerk irgend eines rhetorischen Schulshymeisters vor raus einer Zeit in der die dem 3 Jahrhunder t noch fremde politische und aumlsthetische Anbetung des Demosthenes sich ausbildete Fuumlr die Bestimmung und Wertung der Quelle werden die in der vorigen Anmerkung behandelten Beziehungen zu Polybius nicht ohne Bedeushytung sein

10 10 Abhandlung U Wileken

Athen und Theben unter dem Jahre 3387 erzaumlhlt hat (c 867) Durch den Hinweis auf die Niederwerfung der inupaveoxarai noumlXeig (sect1) nimmt er die mit c 87 abgebrochene Erzaumlhlung wieder auf und er fuumlhrt sie fort bis zur Heimkehr Philipps nach Macedonien (sect 3) Wenn er am Ende von sect 1 es als das (damals noch unerreichte) Ziel Philipps bezeichnet ye-veadai ndaijg xfjg EXXdbog yyeficuumlv so stehen wir damit noch vor dem Kongreszlig zu Korinth und genauer noch vor den konshystituierenden Verhandlungen denn aus der Inschrift Ditt Syll P 260 21 wissen wir daszlig Philipp den Titel fjyeiimv bereits in dem mit den Hellenen geschlossenen Buumlndnisvertrage gefuumlhrt hat1) Andrerseits zeigen die Worte xov xoivov avvedgiov ovva-szligevxog in sect 3 daszlig die Verhandlungen uumlber den Hellenenbund inzwischen ihren Abschluszlig gefunden haben denn diese Beshyhoumlrde konnte erst berufen werden nachdem sie durch die neue Verfassung geschaffen war (s unten) Uumlbrigens legen gerade diese Worte mdash man beachte den bestimmten Artikel xov bullmdash den Gedanken nahe daszlig in der Vorlage die Diodor hier exshyzerpiert von diesem Synhedrion also von der verfassungsshymaumlszligigen Begruumlndung dieses Synhedrion vorher schon gesproshychen worden war So stehen wir also mit sect 1 vor und mit sect 3 h i n t e r den konstituierenden Verhandlungen

Hiernach erhebt sich die Frage wie wir die Angaben des sect 2 chronologisch anzusetzen haben Der erste Satz besagt daszlig Philipp dadurch daszlig er das Geruumlcht ausstreute (diadovg Xoyov) er habe den Rachefeldzug gegen Persien vor sich die Sympathien der Griechen erwarb Nach dem eben uumlber die Chronologie des sect 1 Bemerkten ist es moumlglich daszlig Philipp dies

) Im Hinblick auf c 60 5 L-xeflviei yaumlg xfg EXXdSog dnoSeixDfvai oxgaxrjybg avxoxgdxaig xal zbv ngbg Tlegoag eigeveyxeiv ndXeiov (schon fuumlr 346) waumlre es moumlglich daszlig Diodor an unserer Stelle den fjyeiioiv mit dem ozgaxyybg avzoxgdxcon verwechselt haumlt te (s unten) Da das ganze Exzerpt unseres Kapitels auf den Kriegsbeschluszlig hinauslaumluft ist es in der Ta t nicht unwahrscheinlich daszlig Diodor den zweiten Titel gemeint hat wie in c 60 Um so mehr moumlchte ich aus seinem Wort laut folgern daszlig seine Vorlage hier vom fjyeiiojv gesprochen hat mdash Korrekt ist die fjyeiwvla in XVI 1 4

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 11

schon in der Zeit zwischen der Schlacht von Chaeronea und

dem Zusammentritt des Kongresses zu Kor in th ebenso aber

auch daszlig er es erst waumlhrend der konstituierenden Verhandshy

lungen getan hat Einen terminus ante quem finde ich in

den sogleich genauer zu besprechenden Wor ten des Just in IX

5 5 wonach die Griechen bei der Feststellung der Bundes-

kontingente waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen keinen

Zweifel daran hatten daszlig Philipp einen Perserkrieg vorhabe

W a r diese Uumlberzeugung damals schon so zweifellos feststehend

so waumlre es uumlberfluumlssig gewesen wenn Philipp erst hinterher

jenes Geruumlcht ausgesprengt haumltte Vielmehr ist klar daszlig jene

Uumlberzeugung die W i r k u n g dieses diplomatischen Schachzuges

des Philipp war Spaumltestens waumlre dieses diadovvai Xoumlyov also

in die Bundesverhandlungen und zwar v o r die Feststel lung

der Kontingente zu verlegen

Vielleicht duumlrfen wir einen noch fruumlheren terminus ante

quem in dem B r i e f d e s I s o k r a t e s finden den dieser zwischen

dem Separatfrieden mit Athen und dem Zusammentri t t des

Kongresses an Philipp geschrieben hat (Nr 3)x) Nach seinen

Worten wurde schon damals von den Griechen allgemein im

stillen angenommen daszlig Philipp sie gegen die Perser fuumlhren

wolle (sect 2) diauml ydg xbv dycoumlva rbv yeyevrjuvov (Chaeronea)

ijvayyaaievoi ndvxeg elalv ev cpgovetv xal xovxcov emampvfxeTv cov

vnovoovoi oe szligovXeaSai ngdxxeiv xal Xeyeiv cbg bei navaa-

fievovg xfjg iiaviag xal xfjg nXeove^iag ijv enoiovvxo ngbg dXXfj-

Xovg elg ri)v Aaiav xbv noumlXeiiov l^eveyxeXv Nach Isoshy

krates Darstellung war das so sehr nach dem Wunsche Vieler

(d h der panhellenisch Gesonnenen) daszlig sie ihn baten Ph i shy

lipp zuzureden den Plan ja zu verwirklichen (sect 3 nagaxeXev-

eaiXai aoi xal ngoxgeneiv enl xcoumlv avxcoumlv xovxcov tieveiv vgl

55 4 jiilj xaxaAumleXfjaai xovxcov nglv aumlv xeXog eniampijg avroTg)

Woher kam diese so weit verbreitete Annahme Auch wenn

Philipp wie wahrscheinlich ist schon seit laumlngerer Zeit diese

1) Zur Echtheit des Briefes vgl jetzt P Wendland Nachr Ges Wiss Gott 1910 S 177 ff

12 10 Abhandlung U Wilcken

Loumlsung der macedonisch-griechischen Frage als wuumlnschensshy

wertes Ziel vorgeschwebt hatte spricht die politische Entwickshy

lung der letzten Jahre doch wohl kaum dafuumlr daszlig er von

diesen Plaumlnen schon fruumlher schon vor Chaeronea den Schleier

gehoben haumlt te 1 ) Man muumlszligte dann doch auch wohl im P a n -

athenaicus eine Ruumlckwirkung davon verspuumlren Es liegt auch

auf der Hand daszlig die Ruumlcksicht auf Persien ihm dies vershy

bieten muszligte (s unten) Woher also jetzt dieser Glaube im

griechischen Volk Die schwere Niederlage bei Chaeronea und

das strenge Strafgericht uumlber Theben muszligten die schlimmsten

Befuumlrchtungen erwecken Ers t das unerwartet gnaumldige E n t shy

gegenkommen gegenuumlber Athen konnte Hoffnungen fuumlr die Zushy

kunft ausloumlsen Nun wissen wir daszlig Phil ipp bei diesen Fr ieshy

densverhandlungen mit Athen den ersten Teil seines Programms

die Einigung Griechenlands der die Basis fuumlr den zweiten den

Perserfeldzug schaffen sollte bereits offiziell enthuumlllt hat inshy

dem er uumlber die Mitwirkung Athens an der kuumlnftigen xoivij

elgfjvi] und dem avvedgiov sondieren lieszlig2) Ha t es nicht einige

Wahrscheinlichkeit fuumlr sich daszlig er eben damals wenn auch

aus triftigen Gruumlnden (s unten) inoffiziell und nur in Form

von vorsichtig ausgesprengten Geruumlchten seine letzten Plaumlne

in der griechischen Wel t durchsickern lieszlig Was Diodor als

Zweck und Erfolg dieser Geruumlchte hinstellt die Gewinnung

der griechischen Sympathien muszligte in der Ta t fuumlr ihn von

groumlszligter Bedeutung fuumlr die Erreichung seines Zieles und im

besonderen fuumlr die bevorstehenden Verhandlungen zu Korinth

sein Aud i der Unterschied in dem Maszlig des Vertrauens das

die Griechen nach Isokrates und andrerseits nach Justin 1 c

hatten spricht fuumlr einen gewissen zeitlichen Abstand Isokrates

spricht von einem vnovoeiv Just in sagt neque enim dubium erat

1) Diodors Worte SiaSovg de Xoyov xxX zeigen vielmehr daszlig er dies erst nach Chaeronea getan hat Man braucht nur anzunehmen daszlig Philipp damals durchblicken lieszlig daszlig er schon lange diese Absicht gehabt habe um auch die Fragestellung in sect 3 des Briefes zu verstehen

2) Vgl Plutarch Thokion c 16 Bezuumlglich der Zeitbestimmung schlieszlige ich mich A S c h auml f e r Demosthenes III2 29 an

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 13

Diese Wandlung ist verstaumlndlich wenn jener sich auf die Zeit

bald nach den Sonderverhandlungen mit Athen bezieht als die

Geruumlchte eben erst angefangen hat ten zu wirken waumlhrend

dieser die Stimmung auf dem Kongreszlig wiedergibt auf dem

Phil ipp nicht versaumlumt haben wird im persoumlnlichen Umgang

mit den Gesandten jene Hoffnungen zu staumlrken So moumlchte

ich glauben daszlig das diaaumlovg Xoyov Diodors sich nicht erst auf

die Verhandlungen zu Korinth sondern auf die Zeit zwischen

den athenischen Separatverhandlungen und dem Brief des Isoshy

krates vielleicht schon in die Zeit der ersteren selbst zu setzen

ist Jedenfalls hatte Phi l ipp nachdem er den Brief des Isoshy

krates gelesen ha t te kaum noch eine Veranlassung jenes

bdquoGeruumlcht in Umlauf zu bringen E r haumltte damit offene Tuumlren

eingerannt Hiernach kam es nur noch darauf an die Hoffshy

nungen der Griechen auch zu verwirklichen Somit moumlchte

ich diesen ersten Satz des sect 2 als chronologisch sich unmittelshy

bar an sect 1 anschlieszligend betrachten

Wohin gehoumlrt nun der zweite Satz des sect 2 wonach Phishy

lipp cpiXocpgovovjuevog ngbg aumlnavxag xal ibiq xal xoivfj xaig no-

Xeaiv unecpaivexo szligovXeaampai biaXeampfjvai negl xcoumlv ovucpegoumlvxcov

woran sich in sect 3 die Kriegssitzung anschlieszligt Der Satz

enthaumll t offenbar die Ankuumlndigung einer Versammlung mit der

Tagesordnung negl xcoumlv oviicpegovxa)v A priori kann man

schwanken ob damit die korinthischen Verhandlungen uumlbershy

haupt praktisch also zunaumlchst die Bundesverhandlungen oder

speziell die Kriegsdebatte gemeint ist Im ersteren Falle wuumlrde

der Satz sich chronologisch an den vorhergehenden Satz anshy

schlieszligen sodaszlig die Luumlcke d a h i n t e r anzunehmen waumlre im

zweiten Falle wuumlrde er mit sect 3 zusammengehoumlren sodaszlig die

Luumlcke d a v o r ihren Platz haumlt te Der Ausdruck negl xcoumlv avii-

cpegovxmv scheint ein beliebter terminus technicus fuumlr die Beshy

zeichnung von Tagesordnungen bei Ladungen zu sein Vgl

Diod XX 46 5 wo Antigonos (3076) an die Wiedererweckung

des korinthischen Bundes denkt und seinem Sohne Demetrios

Poliorketes befiehlt avvedgovg ovarfjaaadai xovg szligovevaojuevovg

xoivfj negl xcoumlv xfj FJlddi avxqgtegoumlvxagti Ahnlich Polyb IV

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 5: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 5

oxdxag noXeig xaxajienXrjyjuevog ecpiloxifAMxo yeveoampai ndorjg

xfjg EXXaumldag yyejumv sect 2 Aiadoiig de Xdyov oxi szligovXexat

ngbq TJeQaag vneg xcoumlv EAumlhjveov jzoumlXejuov aumlgaofiai yal Xa-

szligelv nag1 avxcbv aumltxag vneg xfjg elg xd legd yevojuevrjg naga-

vofiiaq Idiovg xovg EXXijvag xaTg evvolatg enoujoaxo ltPdo-

(pgovovixevog de ngbg aumlnavtag xal Idiq yal xoivfj zaXg noumlXe-

aiv aumlnecpalvsto szligovXeaampai diaXeyszligrjvat negl xmv ovjLupegovxcov

sect 3 Aibneg eigt Kogivampcp xov xoivov avvedgiov ovvayszlig-evxog

diaXeyszligelg negl tov ngbg Ilegaag noXefiov yal fjeydXag iX-

nidag vnoampelg ngoexgeipaxo xovg avvedgovg eig noumlXeixov

TeXog de xcoumlv EXXrjvcov eXojuevtov avxbv axgaxrjybv avxoxgd-

xoga xfjg EXXddog ueydXag nagaaxevdg enoielxo ngbg xi]v

enl xovg Ilegaag aroaxelav Aiaxdg~ag o exdaxrj noXei xb

nXfjftog x(bv elg avpiiayiav oxgaxicoxmv enavyXampev elg xtjv

Maxedoviav

Der Sieger von Chaeronea hat sein Lebenswerk die Aufshy

richtung des groszligen macedonischen Balkanstaates damit ge shy

kroumlnt daszlig er die besiegte Griechenwelt in feste Abhaumlngigkei t

von Macedonien brachte Ein Meister der Diplomatie und

Staatskunst hat er es verstanden die fuumlr ihn allein maszliggebenshy

den macedonischen Interessen mit dem panhellenischen P r o shy

gramm in Einklang zu bringen das Isokrates ihm schon seit

Jahren vorgehalten hat te 1) Dies Programm gipfelte in der

Einigung der Griechen und der Fuumlhrung eines Rachefeldzuges

gegen Persien Den ersten Punkt erfuumlllte Phil ipp in der Art

daszlig er in Korinth mdash abgesehen von den sich ausschlieszligenden

Lacedaumlmoniern mdash alle souveraumlnen Griechenstaaten2) zu einem

M Zuerst im ltPluinoq von 346 2) Daszlig der Hellenenbund nicht wie fruumlher meist angenommen

wurde nur bis zu den Thermopylen hinaufreichte sondern ganz Grieshychenland einschlieszliglich der Thessaler und Perrhaumlber umfaszligte also sich bis an die Grenzen Macedoniens erstreckte hat uns Wi lhe lm gelehrt durch seine glaumlnzende Entdeckung daszlig IG II 184 zu IG II 160 gehoumlrt (Wien Sitzber 1 c) vgl jetzt auch Ditt Syll I3 260 Wenn Wilhelm aber gestuumltzt auf seine Ergaumlnzung Eleipjuoiwv annimmt daszlig auch die Macedonier dem Bunde angehoumlrt haumltten und im Synhedrion durch Abshygeordnete vertreten gewesen seien (S 18) so halte ich dies ebenso wie

6 10 Abhandlung U Wilcken

durch ein avvedgiov zu vertretenden Hellenenbund1) zusammenshyfaszligte mit dem er den allgemeinen Frieden (fj yoin) eiQrfvrf)

jetzt auch K a e r s t (Hell I2 528f) sachlich fuumlr ganz ausgeschlossen Der Gegensatz zwischen den Maxeciovss und den EXXrjveg mdash ich spreche hier nicht von der ethnographischen Streitfrage mdash war damals und noch lange ein so tiefer daszlig die ersteren unmoumlglich einem Bunde angehoumlren konnten dessen Mitglieder offiziell als ol EXXrjvsg bezeichnet wurden (s unten) Man braucht nur die Geschichte Alexanders und der Dia-dochen in den Quellen zu lesen um dies zu sehen Um nur e in Argushyment herauszugreifen wie haumlt te man den gegen Macedonien gefuumlhrten lamischen Krieg den Ehhiviybg jz6Xejog nennen koumlnnen (vgl Note 6 zu Ditt Syll I3 317) wenn der Begriff EXXtjv nicht in scharfem Gegensatz zu MaxuSwv gestanden hauml t t e Andrerseits koumlnnen nur souveraumlne Staaten auf dem Bundestag vertreten gewesen sein Darum finden wir dort z B den Teil Perrhaumlbiens vertreten den Philipp in Macedonien n i c h t einshyverleibt hat te (A R o s e n b e r g Hermes 51 503) Aus demselben Grunde kann aber die Eleimiotis nicht zu den Bundesmitgliedern gehoumlrt haben da diese Landschaft damals einen festen Bezirk des Koumlnigreichs darshystellte (A R o s e n b e r g S 500 507 f) Die Ergaumlnzung EXeit]tcoxmv ist daher aufzugeben Sollte nicht trotz der Bedenken Wilhelms S 24 mit K ouml h l e r Axaicoumlv POJtomov zu lesen sein Macedonien stand also neben dem Synhedrion des Hellenenbundes genau so wie Athen im II attischen Seebund neben dem Synhedrion der ovuiaxot Zustimmung fand Wilshyhelms entgegenstehende Auffassung bei R v S c a l a Das Griechentum in seiner geschichtlichen Entwicklung (Aus Natur und Geisteswelt) 1915 S G5

) Der Hellenenbund wird von Arrian III 24 4 als xb xoivov xampv EXh)vagtv bezeichnet oxi ^ivcoixng oiixe TOV XOIVOV XWV EXXyvcov isTeiyov Auch in der Chronik von Oxyrhynchos (Pap Oxy I 12 III 9 ff) begegnet dieser Ausdruck xb XOIVOV IampV EXXrjvarv ovveXftovzes mdash stlavxo doch ist hier offenbar das xoivov OVVpound8QIOV gemeint In gleichzeitigen Quellen habe ich diesen Ausdruck nicht gefunden Vielmehr scheint der offizielle Name des Bundes ol EXXrjvsg gewesen zu sein Vgl Ditt Or Gr I 8 5 (Eresos) n6Xefiov i^s[vi]xdfievos JZQOS AXejavSgov xal zolgEXXavag wo der Bund mit seinem fvEubv an der Spitze gemeint ist Ebenso bei Arrian II 2 2 zag oxv)Xag xag ngbg AXJ^avSgov xal xovg EXXr]vag yevojevag otpiai Danach ist auch die Weihinschrift an die Atbena nach der Schlacht am Granicus zu erklaumlren Ai^avooog QuumldnTiov xal ol EXXtjves nXr)V Aaxeoumlai-iioviwv ajib rcoumlv szligaoszligagwv ZOumlJV zrjv Aocav xaxoixovvxcov (Arrian I 16 7) Ich sehe darin eine Weihung des Bundes die auf dem Schlachtfeld einshyseitig vom oxgaxtjybg aixoxguumlzoig angeordnet ist (ixeXevoev Arrian) mdash Nebenbei bemerke ich daszlig diese Formeln rein politisch aufzufassen sind

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 7

und ein Schutz- und Trutzbuumlndnis (ovn4uaxia)1) schloszlig kraft dessen er als fyeucbv xfjg EXXddog an die Spitze des Bundes trat und das Kommando uumlber die griechischen Kontingente zu Bundeszwecken erhielt waumlhrend er andrerseits den Griechen ihre eXevampegla und avxovoua sowie den Schutz des Landfrieshydens Freiheit der Meere etc garantierte2) Den zweiten Punkt

und daher nicht wie von K a e r s t Hell J2 157 fuumlr das ethnographische Problem der Macedonier verwendet werden duumlrfen

) Nach dem Inhalt wird der Vertrag als slgfjvrj und avtixaJa chashyrakterisiert von Arrian III 24 5 drpfjxsv de xal xampv aumlXXcov EXXrjvcov oooi jzgb zfjg elgfjvrg ze xal zfjg q~vfiiayjag zfjg ngbg Maxsdoumlvag ysvof-tevrjg naga Jlegoaig fuwDotpogovv Uumlbrigens sprechen auch diese Worte gegen W i l shyh e l m s Ansicht daszlig die Macedonier dem korinthischen Bunde angehoumlrt haumltten Denn wenn die Hellenen mdash oder wie Arrian wenige Zeilen vorshyher sagt zb xoivov zwv E)Xi)vwv (s vorige Anmerkung) mdash eine Symma-chie mit den Macedoniern schlieszligen so koumlnnen eben die Macedonier nicht zu den Hellenen gehoumlrt haben

2) Die Garantie der sXevampsgla und avzovoua stand sogleich im Anshyfang der owOfjxai Vgl Ps Dem 17 8 Auch ich moumlchte wie K a e r s t Rhein Mus 52 537 ff annehmen daszlig die Griechen ebendort auch als aumlrpgovgijxoi und drpogoXoyrjzoi bezeichnet waren ersteres wiewohl macedo-nische Besatzungen in Korinth Chalkis Theben Ambrakia lagen Von dem Bundesvertrag des Antigonos Doson und Philipp V der eine Wiedershybelebung des alten philippischen darstellte steht es fest daszlig er diese Formel enthielt (Pol IV 25 7) wiewohl Antigonos Korinth mit einer Besatzung belegt hatte Zu diesem Argument das schon K a e r s t anfuumlhrt sei ein anderes hinzugefuumlgt das direkt fuumlr unseren Philipp zeugt der Scholiast zu Dem Kranzrede 89 S 255 12 zfjg vvv dgrjvrjg] zfjg enlAXs-$avdgoigt mdash eoxeioazo yag xal avxbg ngbg avxovg ujojzeg 6 jiaxfjg cboxs avzovg avzovoumljiovg eivat xal drpogoXoyrjzovg Sftcog [isvzoi vJxaxoiieiv avzcp xal xazauml yfjv xal xazauml IXaumlazzav Vgl A S c h auml f e r Demosthenes HI2 52 A 4 Ich sehe keinen Grund weshalb wir dieser Tradition miszligtrauen sollten auch das vjiaxoveiv (wenn vielleicht auch nicht woumlrtlich) kann zu Recht bestehen wenn man es nur auf den militaumlrischen Gehorsam bezieht den der fjyeuojv in den Bundeskriegen verlangen muszligte (xal xazauml yfjv xal xazauml XaumlXazzav) Vgl auch Diod XVI 1 4 zfjg ftkv EXXdshydog djxdaijg nageXaszlige xlv tfyetiovtav exovolcog xcoumlv noXtwv vnozazzofii-vagtv Dann zeigt die Stelle daszlig Ps Dem 1 c den Passus auf alle Faumllle nicht genau ausgeschrieben ha t wenn er nur von eXevQegia und avzo-voiiia spricht Fuumlr seine Zwecke genuumlgte dies Wahrscheinlich hat te Antigonos Doson seine Formel dem philippischen Vertrag von 3387 ent-

8 10 Abhandlung U Wilcken

erfuumlllte er dadurch daszlig er unter Aufnahme jenes panhelleshynischen Schlagwortes den Rachekrieg gegen Persien proklashymierte natuumlrlich nur weil dieser Krieg auch im Interesse Macedoniens lag

Uumlber die zeitliche Abfolge dieser Verhandlungen sind neuershydings Kontroversen entstanden im besonderen uumlber die Frage ob wir zwischen einer bdquokonstituierenden Versammlung in der der erste Punkt des Programms erledigt wurde und einer dashyrauf folgenden bdquoKriegssitzung fuumlr den zweiten Punkt zu scheishyden haben (s unten) Um so mehr ist der oben abgedruckte Bericht des Diodor einer genauen Pruumlfung zu unterziehen Diodor schweigt hier uumlber die Neuordnung Griechenlands wie sie in Korinth festgelegt wurde und spricht nur vom Persershykrieg A priori ist nach dem was wir von Diodors Arbeitsshyweise kennen anzunehmen daszlig dieses Uumlberspringen auf Diodors Rechnung zu setzen ist und daszlig wahrscheinlich in seiner Vorshylage auch jene Neuordnung dargestellt gewesen ist wodurch fuumlr uns die Aufgabe entsteht festzustellen wo bei ihm die Luumlcke anzusetzen ist Gegen diese Annahme koumlnnte vielleicht sprechen daszlig auch Polyb III 6 13 mit dem sich Diodor so

nonnnen Vergleicht man diese macedonische Formel bei Polyb IV 25 7 aumlrpgovgfjzoDg dnpogoXoyfjzovg eXsvampsgovt ovzag noXiztiaig xal voiioig xgogttipoundvovg zotg izazgioig mit der Freiheitsformel in dem Dekret des Fla-mininus von 196 bei Polyb XVIII 46 5 eXsvampSQOve aumlrpgovgfjzovg dqio-goXoyfjzovg vofxoig ygmidvovg zolg uazgioig so liegt der Gedanke nahe daszlig Flamininus absichtlich die macedonische Formel uumlbernommen hat te Dies waumlre auch historisch begreiflich fuumlhrte er damit doch handgreifshylich den Griechen vor Augen daszlig Rom als Beschuumltzerin der griechischen Freiheit an die Stelle Macedoniens getreten war Dagegen erheben sich viele Bedenken gegen die Annahme die T auml u b l e r in seinem scharfsinshynigen Werk Imperium Romanum I S 434 zu begruumlnden versucht hat daszlig der Koumlnigsfriede von 386 und das Dekret des Polyperchon von 319 (vgl zu beiden unten Abschnitt 3) Grundlage und Vorbild fuumlr die roumlmishyschen Freiheitsbestimmungen von 197 (Vertrag mit Philipp V) und 196 (Dekret des Flamininus) gewesen seien Daszlig gar die Athener den Flashymininus auf den laumlngst auszliger Kraft gesetzten Koumlnigsfrieden hingewiesen haben sollen (S 436) ist mehr als unwahrscheinlich Doch eine Widershylegung im einzelnen wuumlrde hier zu weit fuumlhren

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 9

eng beruumlhrt daszlig sie wahrscheinlich auf dieselbe Quelle zuruumlckshygehen1) nur vom Kriegsbeschluszlig spricht sodaszlig zu erwaumlgen waumlre ob nicht schon diese gemeinsame Quelle nur vom Kriege gesprochen haumltte Aber einmal schlieszligt das Thema des Po-lybius der hier die wahren Gruumlnde der Kriege von den Vorshywaumlnden resp Anlaumlssen unterscheidet eine Erwaumlhnung der Bundesbestimmungen von Korinth geradezu aus andrerseits sind bei Diodor der aus anderen Gruumlnden sagen wir aus Beshyquemlichkeit oder um zu kuumlrzen gleichfalls nur uumlber den Kriegsbeschluszlig sprechen wollte doch noch Spuren davon zu erkennen daszlig ihm ein breiterer Bericht vorgelegen hat in dem auch jene Bundesbestimmungen dargestellt gewesen sind was wir um so mehr annehmen werden als er auch sonst uumlber Philipp offenbar einer ausfuumlhrlicher erzaumlhlenden Quelle geshyfolgt ist2)

Diodor knuumlpft in diesem Kapitel unter dem Jahre 3376 nochmals an die Schlacht von Chaeronea an nachdem er vorshyher bereits die Schlacht selbst sowie ihre Konsequenzen fuumlr

) So K a e r s t Hell I2 526 Polybius sagt (ich drucke die mit Dioshydor sich beruumlhrenden Worte gesperrt) (Puumlujzjzog) mdash aumlfia zay neguioi-rjoaoOai xijv ex xcoumlv EXXtvcov evvoiav 6ioXoyovfiivtjv eiO ecog ngo-rpdoet xg(^)tlevo^ degTt onevbet fiex eXampelv xr]v IJegooumljv jxag avoiilav elg xovg EXXrjvag Sgiirjv soe xal jxgoedexo noXexetv xal ndvza ngbg zovzo zb fisgog f)zoiia(e K a e r s t 1 c hebt nur die Aumlhnlichkeit der beiden ersten unterstrichenen Stellen mit Diodor sect 2 hervor Die Aumlhnshylichkeit erstreckt sich aber auch auf sect 3 vgl Diodor ixgoexgeyiaxo roV ovveSgovg elg noumlXeiov und eydXag jtagaaxevaumlg eixoieixo xxX Sachlich ist von Wichtigkeit daszlig auch nach Polybius Philipp es ist der den Persershykrieg proponiert hat nicht etwa das Synhedrion Uumlbrigens ist zu beshyachten daszlig trotz der evidenten Uumlbereinstimmung der Teile ihre logishysche Verknuumlpfung in sect 2 doch eine andere ist als bei Polybius

2) Nach Ed S c h w a r t z Pauly-Wissowa V 683 lag dem Diodor fuumlr die Geschichte Philipps bdquodas Machwerk irgend eines rhetorischen Schulshymeisters vor raus einer Zeit in der die dem 3 Jahrhunder t noch fremde politische und aumlsthetische Anbetung des Demosthenes sich ausbildete Fuumlr die Bestimmung und Wertung der Quelle werden die in der vorigen Anmerkung behandelten Beziehungen zu Polybius nicht ohne Bedeushytung sein

10 10 Abhandlung U Wileken

Athen und Theben unter dem Jahre 3387 erzaumlhlt hat (c 867) Durch den Hinweis auf die Niederwerfung der inupaveoxarai noumlXeig (sect1) nimmt er die mit c 87 abgebrochene Erzaumlhlung wieder auf und er fuumlhrt sie fort bis zur Heimkehr Philipps nach Macedonien (sect 3) Wenn er am Ende von sect 1 es als das (damals noch unerreichte) Ziel Philipps bezeichnet ye-veadai ndaijg xfjg EXXdbog yyeficuumlv so stehen wir damit noch vor dem Kongreszlig zu Korinth und genauer noch vor den konshystituierenden Verhandlungen denn aus der Inschrift Ditt Syll P 260 21 wissen wir daszlig Philipp den Titel fjyeiimv bereits in dem mit den Hellenen geschlossenen Buumlndnisvertrage gefuumlhrt hat1) Andrerseits zeigen die Worte xov xoivov avvedgiov ovva-szligevxog in sect 3 daszlig die Verhandlungen uumlber den Hellenenbund inzwischen ihren Abschluszlig gefunden haben denn diese Beshyhoumlrde konnte erst berufen werden nachdem sie durch die neue Verfassung geschaffen war (s unten) Uumlbrigens legen gerade diese Worte mdash man beachte den bestimmten Artikel xov bullmdash den Gedanken nahe daszlig in der Vorlage die Diodor hier exshyzerpiert von diesem Synhedrion also von der verfassungsshymaumlszligigen Begruumlndung dieses Synhedrion vorher schon gesproshychen worden war So stehen wir also mit sect 1 vor und mit sect 3 h i n t e r den konstituierenden Verhandlungen

Hiernach erhebt sich die Frage wie wir die Angaben des sect 2 chronologisch anzusetzen haben Der erste Satz besagt daszlig Philipp dadurch daszlig er das Geruumlcht ausstreute (diadovg Xoyov) er habe den Rachefeldzug gegen Persien vor sich die Sympathien der Griechen erwarb Nach dem eben uumlber die Chronologie des sect 1 Bemerkten ist es moumlglich daszlig Philipp dies

) Im Hinblick auf c 60 5 L-xeflviei yaumlg xfg EXXdSog dnoSeixDfvai oxgaxrjybg avxoxgdxaig xal zbv ngbg Tlegoag eigeveyxeiv ndXeiov (schon fuumlr 346) waumlre es moumlglich daszlig Diodor an unserer Stelle den fjyeiioiv mit dem ozgaxyybg avzoxgdxcon verwechselt haumlt te (s unten) Da das ganze Exzerpt unseres Kapitels auf den Kriegsbeschluszlig hinauslaumluft ist es in der Ta t nicht unwahrscheinlich daszlig Diodor den zweiten Titel gemeint hat wie in c 60 Um so mehr moumlchte ich aus seinem Wort laut folgern daszlig seine Vorlage hier vom fjyeiiojv gesprochen hat mdash Korrekt ist die fjyeiwvla in XVI 1 4

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 11

schon in der Zeit zwischen der Schlacht von Chaeronea und

dem Zusammentritt des Kongresses zu Kor in th ebenso aber

auch daszlig er es erst waumlhrend der konstituierenden Verhandshy

lungen getan hat Einen terminus ante quem finde ich in

den sogleich genauer zu besprechenden Wor ten des Just in IX

5 5 wonach die Griechen bei der Feststellung der Bundes-

kontingente waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen keinen

Zweifel daran hatten daszlig Philipp einen Perserkrieg vorhabe

W a r diese Uumlberzeugung damals schon so zweifellos feststehend

so waumlre es uumlberfluumlssig gewesen wenn Philipp erst hinterher

jenes Geruumlcht ausgesprengt haumltte Vielmehr ist klar daszlig jene

Uumlberzeugung die W i r k u n g dieses diplomatischen Schachzuges

des Philipp war Spaumltestens waumlre dieses diadovvai Xoumlyov also

in die Bundesverhandlungen und zwar v o r die Feststel lung

der Kontingente zu verlegen

Vielleicht duumlrfen wir einen noch fruumlheren terminus ante

quem in dem B r i e f d e s I s o k r a t e s finden den dieser zwischen

dem Separatfrieden mit Athen und dem Zusammentri t t des

Kongresses an Philipp geschrieben hat (Nr 3)x) Nach seinen

Worten wurde schon damals von den Griechen allgemein im

stillen angenommen daszlig Philipp sie gegen die Perser fuumlhren

wolle (sect 2) diauml ydg xbv dycoumlva rbv yeyevrjuvov (Chaeronea)

ijvayyaaievoi ndvxeg elalv ev cpgovetv xal xovxcov emampvfxeTv cov

vnovoovoi oe szligovXeaSai ngdxxeiv xal Xeyeiv cbg bei navaa-

fievovg xfjg iiaviag xal xfjg nXeove^iag ijv enoiovvxo ngbg dXXfj-

Xovg elg ri)v Aaiav xbv noumlXeiiov l^eveyxeXv Nach Isoshy

krates Darstellung war das so sehr nach dem Wunsche Vieler

(d h der panhellenisch Gesonnenen) daszlig sie ihn baten Ph i shy

lipp zuzureden den Plan ja zu verwirklichen (sect 3 nagaxeXev-

eaiXai aoi xal ngoxgeneiv enl xcoumlv avxcoumlv xovxcov tieveiv vgl

55 4 jiilj xaxaAumleXfjaai xovxcov nglv aumlv xeXog eniampijg avroTg)

Woher kam diese so weit verbreitete Annahme Auch wenn

Philipp wie wahrscheinlich ist schon seit laumlngerer Zeit diese

1) Zur Echtheit des Briefes vgl jetzt P Wendland Nachr Ges Wiss Gott 1910 S 177 ff

12 10 Abhandlung U Wilcken

Loumlsung der macedonisch-griechischen Frage als wuumlnschensshy

wertes Ziel vorgeschwebt hatte spricht die politische Entwickshy

lung der letzten Jahre doch wohl kaum dafuumlr daszlig er von

diesen Plaumlnen schon fruumlher schon vor Chaeronea den Schleier

gehoben haumlt te 1 ) Man muumlszligte dann doch auch wohl im P a n -

athenaicus eine Ruumlckwirkung davon verspuumlren Es liegt auch

auf der Hand daszlig die Ruumlcksicht auf Persien ihm dies vershy

bieten muszligte (s unten) Woher also jetzt dieser Glaube im

griechischen Volk Die schwere Niederlage bei Chaeronea und

das strenge Strafgericht uumlber Theben muszligten die schlimmsten

Befuumlrchtungen erwecken Ers t das unerwartet gnaumldige E n t shy

gegenkommen gegenuumlber Athen konnte Hoffnungen fuumlr die Zushy

kunft ausloumlsen Nun wissen wir daszlig Phil ipp bei diesen Fr ieshy

densverhandlungen mit Athen den ersten Teil seines Programms

die Einigung Griechenlands der die Basis fuumlr den zweiten den

Perserfeldzug schaffen sollte bereits offiziell enthuumlllt hat inshy

dem er uumlber die Mitwirkung Athens an der kuumlnftigen xoivij

elgfjvi] und dem avvedgiov sondieren lieszlig2) Ha t es nicht einige

Wahrscheinlichkeit fuumlr sich daszlig er eben damals wenn auch

aus triftigen Gruumlnden (s unten) inoffiziell und nur in Form

von vorsichtig ausgesprengten Geruumlchten seine letzten Plaumlne

in der griechischen Wel t durchsickern lieszlig Was Diodor als

Zweck und Erfolg dieser Geruumlchte hinstellt die Gewinnung

der griechischen Sympathien muszligte in der Ta t fuumlr ihn von

groumlszligter Bedeutung fuumlr die Erreichung seines Zieles und im

besonderen fuumlr die bevorstehenden Verhandlungen zu Korinth

sein Aud i der Unterschied in dem Maszlig des Vertrauens das

die Griechen nach Isokrates und andrerseits nach Justin 1 c

hatten spricht fuumlr einen gewissen zeitlichen Abstand Isokrates

spricht von einem vnovoeiv Just in sagt neque enim dubium erat

1) Diodors Worte SiaSovg de Xoyov xxX zeigen vielmehr daszlig er dies erst nach Chaeronea getan hat Man braucht nur anzunehmen daszlig Philipp damals durchblicken lieszlig daszlig er schon lange diese Absicht gehabt habe um auch die Fragestellung in sect 3 des Briefes zu verstehen

2) Vgl Plutarch Thokion c 16 Bezuumlglich der Zeitbestimmung schlieszlige ich mich A S c h auml f e r Demosthenes III2 29 an

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 13

Diese Wandlung ist verstaumlndlich wenn jener sich auf die Zeit

bald nach den Sonderverhandlungen mit Athen bezieht als die

Geruumlchte eben erst angefangen hat ten zu wirken waumlhrend

dieser die Stimmung auf dem Kongreszlig wiedergibt auf dem

Phil ipp nicht versaumlumt haben wird im persoumlnlichen Umgang

mit den Gesandten jene Hoffnungen zu staumlrken So moumlchte

ich glauben daszlig das diaaumlovg Xoyov Diodors sich nicht erst auf

die Verhandlungen zu Korinth sondern auf die Zeit zwischen

den athenischen Separatverhandlungen und dem Brief des Isoshy

krates vielleicht schon in die Zeit der ersteren selbst zu setzen

ist Jedenfalls hatte Phi l ipp nachdem er den Brief des Isoshy

krates gelesen ha t te kaum noch eine Veranlassung jenes

bdquoGeruumlcht in Umlauf zu bringen E r haumltte damit offene Tuumlren

eingerannt Hiernach kam es nur noch darauf an die Hoffshy

nungen der Griechen auch zu verwirklichen Somit moumlchte

ich diesen ersten Satz des sect 2 als chronologisch sich unmittelshy

bar an sect 1 anschlieszligend betrachten

Wohin gehoumlrt nun der zweite Satz des sect 2 wonach Phishy

lipp cpiXocpgovovjuevog ngbg aumlnavxag xal ibiq xal xoivfj xaig no-

Xeaiv unecpaivexo szligovXeaampai biaXeampfjvai negl xcoumlv ovucpegoumlvxcov

woran sich in sect 3 die Kriegssitzung anschlieszligt Der Satz

enthaumll t offenbar die Ankuumlndigung einer Versammlung mit der

Tagesordnung negl xcoumlv oviicpegovxa)v A priori kann man

schwanken ob damit die korinthischen Verhandlungen uumlbershy

haupt praktisch also zunaumlchst die Bundesverhandlungen oder

speziell die Kriegsdebatte gemeint ist Im ersteren Falle wuumlrde

der Satz sich chronologisch an den vorhergehenden Satz anshy

schlieszligen sodaszlig die Luumlcke d a h i n t e r anzunehmen waumlre im

zweiten Falle wuumlrde er mit sect 3 zusammengehoumlren sodaszlig die

Luumlcke d a v o r ihren Platz haumlt te Der Ausdruck negl xcoumlv avii-

cpegovxmv scheint ein beliebter terminus technicus fuumlr die Beshy

zeichnung von Tagesordnungen bei Ladungen zu sein Vgl

Diod XX 46 5 wo Antigonos (3076) an die Wiedererweckung

des korinthischen Bundes denkt und seinem Sohne Demetrios

Poliorketes befiehlt avvedgovg ovarfjaaadai xovg szligovevaojuevovg

xoivfj negl xcoumlv xfj FJlddi avxqgtegoumlvxagti Ahnlich Polyb IV

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 6: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

6 10 Abhandlung U Wilcken

durch ein avvedgiov zu vertretenden Hellenenbund1) zusammenshyfaszligte mit dem er den allgemeinen Frieden (fj yoin) eiQrfvrf)

jetzt auch K a e r s t (Hell I2 528f) sachlich fuumlr ganz ausgeschlossen Der Gegensatz zwischen den Maxeciovss und den EXXrjveg mdash ich spreche hier nicht von der ethnographischen Streitfrage mdash war damals und noch lange ein so tiefer daszlig die ersteren unmoumlglich einem Bunde angehoumlren konnten dessen Mitglieder offiziell als ol EXXrjvsg bezeichnet wurden (s unten) Man braucht nur die Geschichte Alexanders und der Dia-dochen in den Quellen zu lesen um dies zu sehen Um nur e in Argushyment herauszugreifen wie haumlt te man den gegen Macedonien gefuumlhrten lamischen Krieg den Ehhiviybg jz6Xejog nennen koumlnnen (vgl Note 6 zu Ditt Syll I3 317) wenn der Begriff EXXtjv nicht in scharfem Gegensatz zu MaxuSwv gestanden hauml t t e Andrerseits koumlnnen nur souveraumlne Staaten auf dem Bundestag vertreten gewesen sein Darum finden wir dort z B den Teil Perrhaumlbiens vertreten den Philipp in Macedonien n i c h t einshyverleibt hat te (A R o s e n b e r g Hermes 51 503) Aus demselben Grunde kann aber die Eleimiotis nicht zu den Bundesmitgliedern gehoumlrt haben da diese Landschaft damals einen festen Bezirk des Koumlnigreichs darshystellte (A R o s e n b e r g S 500 507 f) Die Ergaumlnzung EXeit]tcoxmv ist daher aufzugeben Sollte nicht trotz der Bedenken Wilhelms S 24 mit K ouml h l e r Axaicoumlv POJtomov zu lesen sein Macedonien stand also neben dem Synhedrion des Hellenenbundes genau so wie Athen im II attischen Seebund neben dem Synhedrion der ovuiaxot Zustimmung fand Wilshyhelms entgegenstehende Auffassung bei R v S c a l a Das Griechentum in seiner geschichtlichen Entwicklung (Aus Natur und Geisteswelt) 1915 S G5

) Der Hellenenbund wird von Arrian III 24 4 als xb xoivov xampv EXh)vagtv bezeichnet oxi ^ivcoixng oiixe TOV XOIVOV XWV EXXyvcov isTeiyov Auch in der Chronik von Oxyrhynchos (Pap Oxy I 12 III 9 ff) begegnet dieser Ausdruck xb XOIVOV IampV EXXrjvarv ovveXftovzes mdash stlavxo doch ist hier offenbar das xoivov OVVpound8QIOV gemeint In gleichzeitigen Quellen habe ich diesen Ausdruck nicht gefunden Vielmehr scheint der offizielle Name des Bundes ol EXXrjvsg gewesen zu sein Vgl Ditt Or Gr I 8 5 (Eresos) n6Xefiov i^s[vi]xdfievos JZQOS AXejavSgov xal zolgEXXavag wo der Bund mit seinem fvEubv an der Spitze gemeint ist Ebenso bei Arrian II 2 2 zag oxv)Xag xag ngbg AXJ^avSgov xal xovg EXXr]vag yevojevag otpiai Danach ist auch die Weihinschrift an die Atbena nach der Schlacht am Granicus zu erklaumlren Ai^avooog QuumldnTiov xal ol EXXtjves nXr)V Aaxeoumlai-iioviwv ajib rcoumlv szligaoszligagwv ZOumlJV zrjv Aocav xaxoixovvxcov (Arrian I 16 7) Ich sehe darin eine Weihung des Bundes die auf dem Schlachtfeld einshyseitig vom oxgaxtjybg aixoxguumlzoig angeordnet ist (ixeXevoev Arrian) mdash Nebenbei bemerke ich daszlig diese Formeln rein politisch aufzufassen sind

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 7

und ein Schutz- und Trutzbuumlndnis (ovn4uaxia)1) schloszlig kraft dessen er als fyeucbv xfjg EXXddog an die Spitze des Bundes trat und das Kommando uumlber die griechischen Kontingente zu Bundeszwecken erhielt waumlhrend er andrerseits den Griechen ihre eXevampegla und avxovoua sowie den Schutz des Landfrieshydens Freiheit der Meere etc garantierte2) Den zweiten Punkt

und daher nicht wie von K a e r s t Hell J2 157 fuumlr das ethnographische Problem der Macedonier verwendet werden duumlrfen

) Nach dem Inhalt wird der Vertrag als slgfjvrj und avtixaJa chashyrakterisiert von Arrian III 24 5 drpfjxsv de xal xampv aumlXXcov EXXrjvcov oooi jzgb zfjg elgfjvrg ze xal zfjg q~vfiiayjag zfjg ngbg Maxsdoumlvag ysvof-tevrjg naga Jlegoaig fuwDotpogovv Uumlbrigens sprechen auch diese Worte gegen W i l shyh e l m s Ansicht daszlig die Macedonier dem korinthischen Bunde angehoumlrt haumltten Denn wenn die Hellenen mdash oder wie Arrian wenige Zeilen vorshyher sagt zb xoivov zwv E)Xi)vwv (s vorige Anmerkung) mdash eine Symma-chie mit den Macedoniern schlieszligen so koumlnnen eben die Macedonier nicht zu den Hellenen gehoumlrt haben

2) Die Garantie der sXevampsgla und avzovoua stand sogleich im Anshyfang der owOfjxai Vgl Ps Dem 17 8 Auch ich moumlchte wie K a e r s t Rhein Mus 52 537 ff annehmen daszlig die Griechen ebendort auch als aumlrpgovgijxoi und drpogoXoyrjzoi bezeichnet waren ersteres wiewohl macedo-nische Besatzungen in Korinth Chalkis Theben Ambrakia lagen Von dem Bundesvertrag des Antigonos Doson und Philipp V der eine Wiedershybelebung des alten philippischen darstellte steht es fest daszlig er diese Formel enthielt (Pol IV 25 7) wiewohl Antigonos Korinth mit einer Besatzung belegt hatte Zu diesem Argument das schon K a e r s t anfuumlhrt sei ein anderes hinzugefuumlgt das direkt fuumlr unseren Philipp zeugt der Scholiast zu Dem Kranzrede 89 S 255 12 zfjg vvv dgrjvrjg] zfjg enlAXs-$avdgoigt mdash eoxeioazo yag xal avxbg ngbg avxovg ujojzeg 6 jiaxfjg cboxs avzovg avzovoumljiovg eivat xal drpogoXoyrjzovg Sftcog [isvzoi vJxaxoiieiv avzcp xal xazauml yfjv xal xazauml IXaumlazzav Vgl A S c h auml f e r Demosthenes HI2 52 A 4 Ich sehe keinen Grund weshalb wir dieser Tradition miszligtrauen sollten auch das vjiaxoveiv (wenn vielleicht auch nicht woumlrtlich) kann zu Recht bestehen wenn man es nur auf den militaumlrischen Gehorsam bezieht den der fjyeuojv in den Bundeskriegen verlangen muszligte (xal xazauml yfjv xal xazauml XaumlXazzav) Vgl auch Diod XVI 1 4 zfjg ftkv EXXdshydog djxdaijg nageXaszlige xlv tfyetiovtav exovolcog xcoumlv noXtwv vnozazzofii-vagtv Dann zeigt die Stelle daszlig Ps Dem 1 c den Passus auf alle Faumllle nicht genau ausgeschrieben ha t wenn er nur von eXevQegia und avzo-voiiia spricht Fuumlr seine Zwecke genuumlgte dies Wahrscheinlich hat te Antigonos Doson seine Formel dem philippischen Vertrag von 3387 ent-

8 10 Abhandlung U Wilcken

erfuumlllte er dadurch daszlig er unter Aufnahme jenes panhelleshynischen Schlagwortes den Rachekrieg gegen Persien proklashymierte natuumlrlich nur weil dieser Krieg auch im Interesse Macedoniens lag

Uumlber die zeitliche Abfolge dieser Verhandlungen sind neuershydings Kontroversen entstanden im besonderen uumlber die Frage ob wir zwischen einer bdquokonstituierenden Versammlung in der der erste Punkt des Programms erledigt wurde und einer dashyrauf folgenden bdquoKriegssitzung fuumlr den zweiten Punkt zu scheishyden haben (s unten) Um so mehr ist der oben abgedruckte Bericht des Diodor einer genauen Pruumlfung zu unterziehen Diodor schweigt hier uumlber die Neuordnung Griechenlands wie sie in Korinth festgelegt wurde und spricht nur vom Persershykrieg A priori ist nach dem was wir von Diodors Arbeitsshyweise kennen anzunehmen daszlig dieses Uumlberspringen auf Diodors Rechnung zu setzen ist und daszlig wahrscheinlich in seiner Vorshylage auch jene Neuordnung dargestellt gewesen ist wodurch fuumlr uns die Aufgabe entsteht festzustellen wo bei ihm die Luumlcke anzusetzen ist Gegen diese Annahme koumlnnte vielleicht sprechen daszlig auch Polyb III 6 13 mit dem sich Diodor so

nonnnen Vergleicht man diese macedonische Formel bei Polyb IV 25 7 aumlrpgovgfjzoDg dnpogoXoyfjzovg eXsvampsgovt ovzag noXiztiaig xal voiioig xgogttipoundvovg zotg izazgioig mit der Freiheitsformel in dem Dekret des Fla-mininus von 196 bei Polyb XVIII 46 5 eXsvampSQOve aumlrpgovgfjzovg dqio-goXoyfjzovg vofxoig ygmidvovg zolg uazgioig so liegt der Gedanke nahe daszlig Flamininus absichtlich die macedonische Formel uumlbernommen hat te Dies waumlre auch historisch begreiflich fuumlhrte er damit doch handgreifshylich den Griechen vor Augen daszlig Rom als Beschuumltzerin der griechischen Freiheit an die Stelle Macedoniens getreten war Dagegen erheben sich viele Bedenken gegen die Annahme die T auml u b l e r in seinem scharfsinshynigen Werk Imperium Romanum I S 434 zu begruumlnden versucht hat daszlig der Koumlnigsfriede von 386 und das Dekret des Polyperchon von 319 (vgl zu beiden unten Abschnitt 3) Grundlage und Vorbild fuumlr die roumlmishyschen Freiheitsbestimmungen von 197 (Vertrag mit Philipp V) und 196 (Dekret des Flamininus) gewesen seien Daszlig gar die Athener den Flashymininus auf den laumlngst auszliger Kraft gesetzten Koumlnigsfrieden hingewiesen haben sollen (S 436) ist mehr als unwahrscheinlich Doch eine Widershylegung im einzelnen wuumlrde hier zu weit fuumlhren

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 9

eng beruumlhrt daszlig sie wahrscheinlich auf dieselbe Quelle zuruumlckshygehen1) nur vom Kriegsbeschluszlig spricht sodaszlig zu erwaumlgen waumlre ob nicht schon diese gemeinsame Quelle nur vom Kriege gesprochen haumltte Aber einmal schlieszligt das Thema des Po-lybius der hier die wahren Gruumlnde der Kriege von den Vorshywaumlnden resp Anlaumlssen unterscheidet eine Erwaumlhnung der Bundesbestimmungen von Korinth geradezu aus andrerseits sind bei Diodor der aus anderen Gruumlnden sagen wir aus Beshyquemlichkeit oder um zu kuumlrzen gleichfalls nur uumlber den Kriegsbeschluszlig sprechen wollte doch noch Spuren davon zu erkennen daszlig ihm ein breiterer Bericht vorgelegen hat in dem auch jene Bundesbestimmungen dargestellt gewesen sind was wir um so mehr annehmen werden als er auch sonst uumlber Philipp offenbar einer ausfuumlhrlicher erzaumlhlenden Quelle geshyfolgt ist2)

Diodor knuumlpft in diesem Kapitel unter dem Jahre 3376 nochmals an die Schlacht von Chaeronea an nachdem er vorshyher bereits die Schlacht selbst sowie ihre Konsequenzen fuumlr

) So K a e r s t Hell I2 526 Polybius sagt (ich drucke die mit Dioshydor sich beruumlhrenden Worte gesperrt) (Puumlujzjzog) mdash aumlfia zay neguioi-rjoaoOai xijv ex xcoumlv EXXtvcov evvoiav 6ioXoyovfiivtjv eiO ecog ngo-rpdoet xg(^)tlevo^ degTt onevbet fiex eXampelv xr]v IJegooumljv jxag avoiilav elg xovg EXXrjvag Sgiirjv soe xal jxgoedexo noXexetv xal ndvza ngbg zovzo zb fisgog f)zoiia(e K a e r s t 1 c hebt nur die Aumlhnlichkeit der beiden ersten unterstrichenen Stellen mit Diodor sect 2 hervor Die Aumlhnshylichkeit erstreckt sich aber auch auf sect 3 vgl Diodor ixgoexgeyiaxo roV ovveSgovg elg noumlXeiov und eydXag jtagaaxevaumlg eixoieixo xxX Sachlich ist von Wichtigkeit daszlig auch nach Polybius Philipp es ist der den Persershykrieg proponiert hat nicht etwa das Synhedrion Uumlbrigens ist zu beshyachten daszlig trotz der evidenten Uumlbereinstimmung der Teile ihre logishysche Verknuumlpfung in sect 2 doch eine andere ist als bei Polybius

2) Nach Ed S c h w a r t z Pauly-Wissowa V 683 lag dem Diodor fuumlr die Geschichte Philipps bdquodas Machwerk irgend eines rhetorischen Schulshymeisters vor raus einer Zeit in der die dem 3 Jahrhunder t noch fremde politische und aumlsthetische Anbetung des Demosthenes sich ausbildete Fuumlr die Bestimmung und Wertung der Quelle werden die in der vorigen Anmerkung behandelten Beziehungen zu Polybius nicht ohne Bedeushytung sein

10 10 Abhandlung U Wileken

Athen und Theben unter dem Jahre 3387 erzaumlhlt hat (c 867) Durch den Hinweis auf die Niederwerfung der inupaveoxarai noumlXeig (sect1) nimmt er die mit c 87 abgebrochene Erzaumlhlung wieder auf und er fuumlhrt sie fort bis zur Heimkehr Philipps nach Macedonien (sect 3) Wenn er am Ende von sect 1 es als das (damals noch unerreichte) Ziel Philipps bezeichnet ye-veadai ndaijg xfjg EXXdbog yyeficuumlv so stehen wir damit noch vor dem Kongreszlig zu Korinth und genauer noch vor den konshystituierenden Verhandlungen denn aus der Inschrift Ditt Syll P 260 21 wissen wir daszlig Philipp den Titel fjyeiimv bereits in dem mit den Hellenen geschlossenen Buumlndnisvertrage gefuumlhrt hat1) Andrerseits zeigen die Worte xov xoivov avvedgiov ovva-szligevxog in sect 3 daszlig die Verhandlungen uumlber den Hellenenbund inzwischen ihren Abschluszlig gefunden haben denn diese Beshyhoumlrde konnte erst berufen werden nachdem sie durch die neue Verfassung geschaffen war (s unten) Uumlbrigens legen gerade diese Worte mdash man beachte den bestimmten Artikel xov bullmdash den Gedanken nahe daszlig in der Vorlage die Diodor hier exshyzerpiert von diesem Synhedrion also von der verfassungsshymaumlszligigen Begruumlndung dieses Synhedrion vorher schon gesproshychen worden war So stehen wir also mit sect 1 vor und mit sect 3 h i n t e r den konstituierenden Verhandlungen

Hiernach erhebt sich die Frage wie wir die Angaben des sect 2 chronologisch anzusetzen haben Der erste Satz besagt daszlig Philipp dadurch daszlig er das Geruumlcht ausstreute (diadovg Xoyov) er habe den Rachefeldzug gegen Persien vor sich die Sympathien der Griechen erwarb Nach dem eben uumlber die Chronologie des sect 1 Bemerkten ist es moumlglich daszlig Philipp dies

) Im Hinblick auf c 60 5 L-xeflviei yaumlg xfg EXXdSog dnoSeixDfvai oxgaxrjybg avxoxgdxaig xal zbv ngbg Tlegoag eigeveyxeiv ndXeiov (schon fuumlr 346) waumlre es moumlglich daszlig Diodor an unserer Stelle den fjyeiioiv mit dem ozgaxyybg avzoxgdxcon verwechselt haumlt te (s unten) Da das ganze Exzerpt unseres Kapitels auf den Kriegsbeschluszlig hinauslaumluft ist es in der Ta t nicht unwahrscheinlich daszlig Diodor den zweiten Titel gemeint hat wie in c 60 Um so mehr moumlchte ich aus seinem Wort laut folgern daszlig seine Vorlage hier vom fjyeiiojv gesprochen hat mdash Korrekt ist die fjyeiwvla in XVI 1 4

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 11

schon in der Zeit zwischen der Schlacht von Chaeronea und

dem Zusammentritt des Kongresses zu Kor in th ebenso aber

auch daszlig er es erst waumlhrend der konstituierenden Verhandshy

lungen getan hat Einen terminus ante quem finde ich in

den sogleich genauer zu besprechenden Wor ten des Just in IX

5 5 wonach die Griechen bei der Feststellung der Bundes-

kontingente waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen keinen

Zweifel daran hatten daszlig Philipp einen Perserkrieg vorhabe

W a r diese Uumlberzeugung damals schon so zweifellos feststehend

so waumlre es uumlberfluumlssig gewesen wenn Philipp erst hinterher

jenes Geruumlcht ausgesprengt haumltte Vielmehr ist klar daszlig jene

Uumlberzeugung die W i r k u n g dieses diplomatischen Schachzuges

des Philipp war Spaumltestens waumlre dieses diadovvai Xoumlyov also

in die Bundesverhandlungen und zwar v o r die Feststel lung

der Kontingente zu verlegen

Vielleicht duumlrfen wir einen noch fruumlheren terminus ante

quem in dem B r i e f d e s I s o k r a t e s finden den dieser zwischen

dem Separatfrieden mit Athen und dem Zusammentri t t des

Kongresses an Philipp geschrieben hat (Nr 3)x) Nach seinen

Worten wurde schon damals von den Griechen allgemein im

stillen angenommen daszlig Philipp sie gegen die Perser fuumlhren

wolle (sect 2) diauml ydg xbv dycoumlva rbv yeyevrjuvov (Chaeronea)

ijvayyaaievoi ndvxeg elalv ev cpgovetv xal xovxcov emampvfxeTv cov

vnovoovoi oe szligovXeaSai ngdxxeiv xal Xeyeiv cbg bei navaa-

fievovg xfjg iiaviag xal xfjg nXeove^iag ijv enoiovvxo ngbg dXXfj-

Xovg elg ri)v Aaiav xbv noumlXeiiov l^eveyxeXv Nach Isoshy

krates Darstellung war das so sehr nach dem Wunsche Vieler

(d h der panhellenisch Gesonnenen) daszlig sie ihn baten Ph i shy

lipp zuzureden den Plan ja zu verwirklichen (sect 3 nagaxeXev-

eaiXai aoi xal ngoxgeneiv enl xcoumlv avxcoumlv xovxcov tieveiv vgl

55 4 jiilj xaxaAumleXfjaai xovxcov nglv aumlv xeXog eniampijg avroTg)

Woher kam diese so weit verbreitete Annahme Auch wenn

Philipp wie wahrscheinlich ist schon seit laumlngerer Zeit diese

1) Zur Echtheit des Briefes vgl jetzt P Wendland Nachr Ges Wiss Gott 1910 S 177 ff

12 10 Abhandlung U Wilcken

Loumlsung der macedonisch-griechischen Frage als wuumlnschensshy

wertes Ziel vorgeschwebt hatte spricht die politische Entwickshy

lung der letzten Jahre doch wohl kaum dafuumlr daszlig er von

diesen Plaumlnen schon fruumlher schon vor Chaeronea den Schleier

gehoben haumlt te 1 ) Man muumlszligte dann doch auch wohl im P a n -

athenaicus eine Ruumlckwirkung davon verspuumlren Es liegt auch

auf der Hand daszlig die Ruumlcksicht auf Persien ihm dies vershy

bieten muszligte (s unten) Woher also jetzt dieser Glaube im

griechischen Volk Die schwere Niederlage bei Chaeronea und

das strenge Strafgericht uumlber Theben muszligten die schlimmsten

Befuumlrchtungen erwecken Ers t das unerwartet gnaumldige E n t shy

gegenkommen gegenuumlber Athen konnte Hoffnungen fuumlr die Zushy

kunft ausloumlsen Nun wissen wir daszlig Phil ipp bei diesen Fr ieshy

densverhandlungen mit Athen den ersten Teil seines Programms

die Einigung Griechenlands der die Basis fuumlr den zweiten den

Perserfeldzug schaffen sollte bereits offiziell enthuumlllt hat inshy

dem er uumlber die Mitwirkung Athens an der kuumlnftigen xoivij

elgfjvi] und dem avvedgiov sondieren lieszlig2) Ha t es nicht einige

Wahrscheinlichkeit fuumlr sich daszlig er eben damals wenn auch

aus triftigen Gruumlnden (s unten) inoffiziell und nur in Form

von vorsichtig ausgesprengten Geruumlchten seine letzten Plaumlne

in der griechischen Wel t durchsickern lieszlig Was Diodor als

Zweck und Erfolg dieser Geruumlchte hinstellt die Gewinnung

der griechischen Sympathien muszligte in der Ta t fuumlr ihn von

groumlszligter Bedeutung fuumlr die Erreichung seines Zieles und im

besonderen fuumlr die bevorstehenden Verhandlungen zu Korinth

sein Aud i der Unterschied in dem Maszlig des Vertrauens das

die Griechen nach Isokrates und andrerseits nach Justin 1 c

hatten spricht fuumlr einen gewissen zeitlichen Abstand Isokrates

spricht von einem vnovoeiv Just in sagt neque enim dubium erat

1) Diodors Worte SiaSovg de Xoyov xxX zeigen vielmehr daszlig er dies erst nach Chaeronea getan hat Man braucht nur anzunehmen daszlig Philipp damals durchblicken lieszlig daszlig er schon lange diese Absicht gehabt habe um auch die Fragestellung in sect 3 des Briefes zu verstehen

2) Vgl Plutarch Thokion c 16 Bezuumlglich der Zeitbestimmung schlieszlige ich mich A S c h auml f e r Demosthenes III2 29 an

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 13

Diese Wandlung ist verstaumlndlich wenn jener sich auf die Zeit

bald nach den Sonderverhandlungen mit Athen bezieht als die

Geruumlchte eben erst angefangen hat ten zu wirken waumlhrend

dieser die Stimmung auf dem Kongreszlig wiedergibt auf dem

Phil ipp nicht versaumlumt haben wird im persoumlnlichen Umgang

mit den Gesandten jene Hoffnungen zu staumlrken So moumlchte

ich glauben daszlig das diaaumlovg Xoyov Diodors sich nicht erst auf

die Verhandlungen zu Korinth sondern auf die Zeit zwischen

den athenischen Separatverhandlungen und dem Brief des Isoshy

krates vielleicht schon in die Zeit der ersteren selbst zu setzen

ist Jedenfalls hatte Phi l ipp nachdem er den Brief des Isoshy

krates gelesen ha t te kaum noch eine Veranlassung jenes

bdquoGeruumlcht in Umlauf zu bringen E r haumltte damit offene Tuumlren

eingerannt Hiernach kam es nur noch darauf an die Hoffshy

nungen der Griechen auch zu verwirklichen Somit moumlchte

ich diesen ersten Satz des sect 2 als chronologisch sich unmittelshy

bar an sect 1 anschlieszligend betrachten

Wohin gehoumlrt nun der zweite Satz des sect 2 wonach Phishy

lipp cpiXocpgovovjuevog ngbg aumlnavxag xal ibiq xal xoivfj xaig no-

Xeaiv unecpaivexo szligovXeaampai biaXeampfjvai negl xcoumlv ovucpegoumlvxcov

woran sich in sect 3 die Kriegssitzung anschlieszligt Der Satz

enthaumll t offenbar die Ankuumlndigung einer Versammlung mit der

Tagesordnung negl xcoumlv oviicpegovxa)v A priori kann man

schwanken ob damit die korinthischen Verhandlungen uumlbershy

haupt praktisch also zunaumlchst die Bundesverhandlungen oder

speziell die Kriegsdebatte gemeint ist Im ersteren Falle wuumlrde

der Satz sich chronologisch an den vorhergehenden Satz anshy

schlieszligen sodaszlig die Luumlcke d a h i n t e r anzunehmen waumlre im

zweiten Falle wuumlrde er mit sect 3 zusammengehoumlren sodaszlig die

Luumlcke d a v o r ihren Platz haumlt te Der Ausdruck negl xcoumlv avii-

cpegovxmv scheint ein beliebter terminus technicus fuumlr die Beshy

zeichnung von Tagesordnungen bei Ladungen zu sein Vgl

Diod XX 46 5 wo Antigonos (3076) an die Wiedererweckung

des korinthischen Bundes denkt und seinem Sohne Demetrios

Poliorketes befiehlt avvedgovg ovarfjaaadai xovg szligovevaojuevovg

xoivfj negl xcoumlv xfj FJlddi avxqgtegoumlvxagti Ahnlich Polyb IV

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 7: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 7

und ein Schutz- und Trutzbuumlndnis (ovn4uaxia)1) schloszlig kraft dessen er als fyeucbv xfjg EXXddog an die Spitze des Bundes trat und das Kommando uumlber die griechischen Kontingente zu Bundeszwecken erhielt waumlhrend er andrerseits den Griechen ihre eXevampegla und avxovoua sowie den Schutz des Landfrieshydens Freiheit der Meere etc garantierte2) Den zweiten Punkt

und daher nicht wie von K a e r s t Hell J2 157 fuumlr das ethnographische Problem der Macedonier verwendet werden duumlrfen

) Nach dem Inhalt wird der Vertrag als slgfjvrj und avtixaJa chashyrakterisiert von Arrian III 24 5 drpfjxsv de xal xampv aumlXXcov EXXrjvcov oooi jzgb zfjg elgfjvrg ze xal zfjg q~vfiiayjag zfjg ngbg Maxsdoumlvag ysvof-tevrjg naga Jlegoaig fuwDotpogovv Uumlbrigens sprechen auch diese Worte gegen W i l shyh e l m s Ansicht daszlig die Macedonier dem korinthischen Bunde angehoumlrt haumltten Denn wenn die Hellenen mdash oder wie Arrian wenige Zeilen vorshyher sagt zb xoivov zwv E)Xi)vwv (s vorige Anmerkung) mdash eine Symma-chie mit den Macedoniern schlieszligen so koumlnnen eben die Macedonier nicht zu den Hellenen gehoumlrt haben

2) Die Garantie der sXevampsgla und avzovoua stand sogleich im Anshyfang der owOfjxai Vgl Ps Dem 17 8 Auch ich moumlchte wie K a e r s t Rhein Mus 52 537 ff annehmen daszlig die Griechen ebendort auch als aumlrpgovgijxoi und drpogoXoyrjzoi bezeichnet waren ersteres wiewohl macedo-nische Besatzungen in Korinth Chalkis Theben Ambrakia lagen Von dem Bundesvertrag des Antigonos Doson und Philipp V der eine Wiedershybelebung des alten philippischen darstellte steht es fest daszlig er diese Formel enthielt (Pol IV 25 7) wiewohl Antigonos Korinth mit einer Besatzung belegt hatte Zu diesem Argument das schon K a e r s t anfuumlhrt sei ein anderes hinzugefuumlgt das direkt fuumlr unseren Philipp zeugt der Scholiast zu Dem Kranzrede 89 S 255 12 zfjg vvv dgrjvrjg] zfjg enlAXs-$avdgoigt mdash eoxeioazo yag xal avxbg ngbg avxovg ujojzeg 6 jiaxfjg cboxs avzovg avzovoumljiovg eivat xal drpogoXoyrjzovg Sftcog [isvzoi vJxaxoiieiv avzcp xal xazauml yfjv xal xazauml IXaumlazzav Vgl A S c h auml f e r Demosthenes HI2 52 A 4 Ich sehe keinen Grund weshalb wir dieser Tradition miszligtrauen sollten auch das vjiaxoveiv (wenn vielleicht auch nicht woumlrtlich) kann zu Recht bestehen wenn man es nur auf den militaumlrischen Gehorsam bezieht den der fjyeuojv in den Bundeskriegen verlangen muszligte (xal xazauml yfjv xal xazauml XaumlXazzav) Vgl auch Diod XVI 1 4 zfjg ftkv EXXdshydog djxdaijg nageXaszlige xlv tfyetiovtav exovolcog xcoumlv noXtwv vnozazzofii-vagtv Dann zeigt die Stelle daszlig Ps Dem 1 c den Passus auf alle Faumllle nicht genau ausgeschrieben ha t wenn er nur von eXevQegia und avzo-voiiia spricht Fuumlr seine Zwecke genuumlgte dies Wahrscheinlich hat te Antigonos Doson seine Formel dem philippischen Vertrag von 3387 ent-

8 10 Abhandlung U Wilcken

erfuumlllte er dadurch daszlig er unter Aufnahme jenes panhelleshynischen Schlagwortes den Rachekrieg gegen Persien proklashymierte natuumlrlich nur weil dieser Krieg auch im Interesse Macedoniens lag

Uumlber die zeitliche Abfolge dieser Verhandlungen sind neuershydings Kontroversen entstanden im besonderen uumlber die Frage ob wir zwischen einer bdquokonstituierenden Versammlung in der der erste Punkt des Programms erledigt wurde und einer dashyrauf folgenden bdquoKriegssitzung fuumlr den zweiten Punkt zu scheishyden haben (s unten) Um so mehr ist der oben abgedruckte Bericht des Diodor einer genauen Pruumlfung zu unterziehen Diodor schweigt hier uumlber die Neuordnung Griechenlands wie sie in Korinth festgelegt wurde und spricht nur vom Persershykrieg A priori ist nach dem was wir von Diodors Arbeitsshyweise kennen anzunehmen daszlig dieses Uumlberspringen auf Diodors Rechnung zu setzen ist und daszlig wahrscheinlich in seiner Vorshylage auch jene Neuordnung dargestellt gewesen ist wodurch fuumlr uns die Aufgabe entsteht festzustellen wo bei ihm die Luumlcke anzusetzen ist Gegen diese Annahme koumlnnte vielleicht sprechen daszlig auch Polyb III 6 13 mit dem sich Diodor so

nonnnen Vergleicht man diese macedonische Formel bei Polyb IV 25 7 aumlrpgovgfjzoDg dnpogoXoyfjzovg eXsvampsgovt ovzag noXiztiaig xal voiioig xgogttipoundvovg zotg izazgioig mit der Freiheitsformel in dem Dekret des Fla-mininus von 196 bei Polyb XVIII 46 5 eXsvampSQOve aumlrpgovgfjzovg dqio-goXoyfjzovg vofxoig ygmidvovg zolg uazgioig so liegt der Gedanke nahe daszlig Flamininus absichtlich die macedonische Formel uumlbernommen hat te Dies waumlre auch historisch begreiflich fuumlhrte er damit doch handgreifshylich den Griechen vor Augen daszlig Rom als Beschuumltzerin der griechischen Freiheit an die Stelle Macedoniens getreten war Dagegen erheben sich viele Bedenken gegen die Annahme die T auml u b l e r in seinem scharfsinshynigen Werk Imperium Romanum I S 434 zu begruumlnden versucht hat daszlig der Koumlnigsfriede von 386 und das Dekret des Polyperchon von 319 (vgl zu beiden unten Abschnitt 3) Grundlage und Vorbild fuumlr die roumlmishyschen Freiheitsbestimmungen von 197 (Vertrag mit Philipp V) und 196 (Dekret des Flamininus) gewesen seien Daszlig gar die Athener den Flashymininus auf den laumlngst auszliger Kraft gesetzten Koumlnigsfrieden hingewiesen haben sollen (S 436) ist mehr als unwahrscheinlich Doch eine Widershylegung im einzelnen wuumlrde hier zu weit fuumlhren

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 9

eng beruumlhrt daszlig sie wahrscheinlich auf dieselbe Quelle zuruumlckshygehen1) nur vom Kriegsbeschluszlig spricht sodaszlig zu erwaumlgen waumlre ob nicht schon diese gemeinsame Quelle nur vom Kriege gesprochen haumltte Aber einmal schlieszligt das Thema des Po-lybius der hier die wahren Gruumlnde der Kriege von den Vorshywaumlnden resp Anlaumlssen unterscheidet eine Erwaumlhnung der Bundesbestimmungen von Korinth geradezu aus andrerseits sind bei Diodor der aus anderen Gruumlnden sagen wir aus Beshyquemlichkeit oder um zu kuumlrzen gleichfalls nur uumlber den Kriegsbeschluszlig sprechen wollte doch noch Spuren davon zu erkennen daszlig ihm ein breiterer Bericht vorgelegen hat in dem auch jene Bundesbestimmungen dargestellt gewesen sind was wir um so mehr annehmen werden als er auch sonst uumlber Philipp offenbar einer ausfuumlhrlicher erzaumlhlenden Quelle geshyfolgt ist2)

Diodor knuumlpft in diesem Kapitel unter dem Jahre 3376 nochmals an die Schlacht von Chaeronea an nachdem er vorshyher bereits die Schlacht selbst sowie ihre Konsequenzen fuumlr

) So K a e r s t Hell I2 526 Polybius sagt (ich drucke die mit Dioshydor sich beruumlhrenden Worte gesperrt) (Puumlujzjzog) mdash aumlfia zay neguioi-rjoaoOai xijv ex xcoumlv EXXtvcov evvoiav 6ioXoyovfiivtjv eiO ecog ngo-rpdoet xg(^)tlevo^ degTt onevbet fiex eXampelv xr]v IJegooumljv jxag avoiilav elg xovg EXXrjvag Sgiirjv soe xal jxgoedexo noXexetv xal ndvza ngbg zovzo zb fisgog f)zoiia(e K a e r s t 1 c hebt nur die Aumlhnlichkeit der beiden ersten unterstrichenen Stellen mit Diodor sect 2 hervor Die Aumlhnshylichkeit erstreckt sich aber auch auf sect 3 vgl Diodor ixgoexgeyiaxo roV ovveSgovg elg noumlXeiov und eydXag jtagaaxevaumlg eixoieixo xxX Sachlich ist von Wichtigkeit daszlig auch nach Polybius Philipp es ist der den Persershykrieg proponiert hat nicht etwa das Synhedrion Uumlbrigens ist zu beshyachten daszlig trotz der evidenten Uumlbereinstimmung der Teile ihre logishysche Verknuumlpfung in sect 2 doch eine andere ist als bei Polybius

2) Nach Ed S c h w a r t z Pauly-Wissowa V 683 lag dem Diodor fuumlr die Geschichte Philipps bdquodas Machwerk irgend eines rhetorischen Schulshymeisters vor raus einer Zeit in der die dem 3 Jahrhunder t noch fremde politische und aumlsthetische Anbetung des Demosthenes sich ausbildete Fuumlr die Bestimmung und Wertung der Quelle werden die in der vorigen Anmerkung behandelten Beziehungen zu Polybius nicht ohne Bedeushytung sein

10 10 Abhandlung U Wileken

Athen und Theben unter dem Jahre 3387 erzaumlhlt hat (c 867) Durch den Hinweis auf die Niederwerfung der inupaveoxarai noumlXeig (sect1) nimmt er die mit c 87 abgebrochene Erzaumlhlung wieder auf und er fuumlhrt sie fort bis zur Heimkehr Philipps nach Macedonien (sect 3) Wenn er am Ende von sect 1 es als das (damals noch unerreichte) Ziel Philipps bezeichnet ye-veadai ndaijg xfjg EXXdbog yyeficuumlv so stehen wir damit noch vor dem Kongreszlig zu Korinth und genauer noch vor den konshystituierenden Verhandlungen denn aus der Inschrift Ditt Syll P 260 21 wissen wir daszlig Philipp den Titel fjyeiimv bereits in dem mit den Hellenen geschlossenen Buumlndnisvertrage gefuumlhrt hat1) Andrerseits zeigen die Worte xov xoivov avvedgiov ovva-szligevxog in sect 3 daszlig die Verhandlungen uumlber den Hellenenbund inzwischen ihren Abschluszlig gefunden haben denn diese Beshyhoumlrde konnte erst berufen werden nachdem sie durch die neue Verfassung geschaffen war (s unten) Uumlbrigens legen gerade diese Worte mdash man beachte den bestimmten Artikel xov bullmdash den Gedanken nahe daszlig in der Vorlage die Diodor hier exshyzerpiert von diesem Synhedrion also von der verfassungsshymaumlszligigen Begruumlndung dieses Synhedrion vorher schon gesproshychen worden war So stehen wir also mit sect 1 vor und mit sect 3 h i n t e r den konstituierenden Verhandlungen

Hiernach erhebt sich die Frage wie wir die Angaben des sect 2 chronologisch anzusetzen haben Der erste Satz besagt daszlig Philipp dadurch daszlig er das Geruumlcht ausstreute (diadovg Xoyov) er habe den Rachefeldzug gegen Persien vor sich die Sympathien der Griechen erwarb Nach dem eben uumlber die Chronologie des sect 1 Bemerkten ist es moumlglich daszlig Philipp dies

) Im Hinblick auf c 60 5 L-xeflviei yaumlg xfg EXXdSog dnoSeixDfvai oxgaxrjybg avxoxgdxaig xal zbv ngbg Tlegoag eigeveyxeiv ndXeiov (schon fuumlr 346) waumlre es moumlglich daszlig Diodor an unserer Stelle den fjyeiioiv mit dem ozgaxyybg avzoxgdxcon verwechselt haumlt te (s unten) Da das ganze Exzerpt unseres Kapitels auf den Kriegsbeschluszlig hinauslaumluft ist es in der Ta t nicht unwahrscheinlich daszlig Diodor den zweiten Titel gemeint hat wie in c 60 Um so mehr moumlchte ich aus seinem Wort laut folgern daszlig seine Vorlage hier vom fjyeiiojv gesprochen hat mdash Korrekt ist die fjyeiwvla in XVI 1 4

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 11

schon in der Zeit zwischen der Schlacht von Chaeronea und

dem Zusammentritt des Kongresses zu Kor in th ebenso aber

auch daszlig er es erst waumlhrend der konstituierenden Verhandshy

lungen getan hat Einen terminus ante quem finde ich in

den sogleich genauer zu besprechenden Wor ten des Just in IX

5 5 wonach die Griechen bei der Feststellung der Bundes-

kontingente waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen keinen

Zweifel daran hatten daszlig Philipp einen Perserkrieg vorhabe

W a r diese Uumlberzeugung damals schon so zweifellos feststehend

so waumlre es uumlberfluumlssig gewesen wenn Philipp erst hinterher

jenes Geruumlcht ausgesprengt haumltte Vielmehr ist klar daszlig jene

Uumlberzeugung die W i r k u n g dieses diplomatischen Schachzuges

des Philipp war Spaumltestens waumlre dieses diadovvai Xoumlyov also

in die Bundesverhandlungen und zwar v o r die Feststel lung

der Kontingente zu verlegen

Vielleicht duumlrfen wir einen noch fruumlheren terminus ante

quem in dem B r i e f d e s I s o k r a t e s finden den dieser zwischen

dem Separatfrieden mit Athen und dem Zusammentri t t des

Kongresses an Philipp geschrieben hat (Nr 3)x) Nach seinen

Worten wurde schon damals von den Griechen allgemein im

stillen angenommen daszlig Philipp sie gegen die Perser fuumlhren

wolle (sect 2) diauml ydg xbv dycoumlva rbv yeyevrjuvov (Chaeronea)

ijvayyaaievoi ndvxeg elalv ev cpgovetv xal xovxcov emampvfxeTv cov

vnovoovoi oe szligovXeaSai ngdxxeiv xal Xeyeiv cbg bei navaa-

fievovg xfjg iiaviag xal xfjg nXeove^iag ijv enoiovvxo ngbg dXXfj-

Xovg elg ri)v Aaiav xbv noumlXeiiov l^eveyxeXv Nach Isoshy

krates Darstellung war das so sehr nach dem Wunsche Vieler

(d h der panhellenisch Gesonnenen) daszlig sie ihn baten Ph i shy

lipp zuzureden den Plan ja zu verwirklichen (sect 3 nagaxeXev-

eaiXai aoi xal ngoxgeneiv enl xcoumlv avxcoumlv xovxcov tieveiv vgl

55 4 jiilj xaxaAumleXfjaai xovxcov nglv aumlv xeXog eniampijg avroTg)

Woher kam diese so weit verbreitete Annahme Auch wenn

Philipp wie wahrscheinlich ist schon seit laumlngerer Zeit diese

1) Zur Echtheit des Briefes vgl jetzt P Wendland Nachr Ges Wiss Gott 1910 S 177 ff

12 10 Abhandlung U Wilcken

Loumlsung der macedonisch-griechischen Frage als wuumlnschensshy

wertes Ziel vorgeschwebt hatte spricht die politische Entwickshy

lung der letzten Jahre doch wohl kaum dafuumlr daszlig er von

diesen Plaumlnen schon fruumlher schon vor Chaeronea den Schleier

gehoben haumlt te 1 ) Man muumlszligte dann doch auch wohl im P a n -

athenaicus eine Ruumlckwirkung davon verspuumlren Es liegt auch

auf der Hand daszlig die Ruumlcksicht auf Persien ihm dies vershy

bieten muszligte (s unten) Woher also jetzt dieser Glaube im

griechischen Volk Die schwere Niederlage bei Chaeronea und

das strenge Strafgericht uumlber Theben muszligten die schlimmsten

Befuumlrchtungen erwecken Ers t das unerwartet gnaumldige E n t shy

gegenkommen gegenuumlber Athen konnte Hoffnungen fuumlr die Zushy

kunft ausloumlsen Nun wissen wir daszlig Phil ipp bei diesen Fr ieshy

densverhandlungen mit Athen den ersten Teil seines Programms

die Einigung Griechenlands der die Basis fuumlr den zweiten den

Perserfeldzug schaffen sollte bereits offiziell enthuumlllt hat inshy

dem er uumlber die Mitwirkung Athens an der kuumlnftigen xoivij

elgfjvi] und dem avvedgiov sondieren lieszlig2) Ha t es nicht einige

Wahrscheinlichkeit fuumlr sich daszlig er eben damals wenn auch

aus triftigen Gruumlnden (s unten) inoffiziell und nur in Form

von vorsichtig ausgesprengten Geruumlchten seine letzten Plaumlne

in der griechischen Wel t durchsickern lieszlig Was Diodor als

Zweck und Erfolg dieser Geruumlchte hinstellt die Gewinnung

der griechischen Sympathien muszligte in der Ta t fuumlr ihn von

groumlszligter Bedeutung fuumlr die Erreichung seines Zieles und im

besonderen fuumlr die bevorstehenden Verhandlungen zu Korinth

sein Aud i der Unterschied in dem Maszlig des Vertrauens das

die Griechen nach Isokrates und andrerseits nach Justin 1 c

hatten spricht fuumlr einen gewissen zeitlichen Abstand Isokrates

spricht von einem vnovoeiv Just in sagt neque enim dubium erat

1) Diodors Worte SiaSovg de Xoyov xxX zeigen vielmehr daszlig er dies erst nach Chaeronea getan hat Man braucht nur anzunehmen daszlig Philipp damals durchblicken lieszlig daszlig er schon lange diese Absicht gehabt habe um auch die Fragestellung in sect 3 des Briefes zu verstehen

2) Vgl Plutarch Thokion c 16 Bezuumlglich der Zeitbestimmung schlieszlige ich mich A S c h auml f e r Demosthenes III2 29 an

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 13

Diese Wandlung ist verstaumlndlich wenn jener sich auf die Zeit

bald nach den Sonderverhandlungen mit Athen bezieht als die

Geruumlchte eben erst angefangen hat ten zu wirken waumlhrend

dieser die Stimmung auf dem Kongreszlig wiedergibt auf dem

Phil ipp nicht versaumlumt haben wird im persoumlnlichen Umgang

mit den Gesandten jene Hoffnungen zu staumlrken So moumlchte

ich glauben daszlig das diaaumlovg Xoyov Diodors sich nicht erst auf

die Verhandlungen zu Korinth sondern auf die Zeit zwischen

den athenischen Separatverhandlungen und dem Brief des Isoshy

krates vielleicht schon in die Zeit der ersteren selbst zu setzen

ist Jedenfalls hatte Phi l ipp nachdem er den Brief des Isoshy

krates gelesen ha t te kaum noch eine Veranlassung jenes

bdquoGeruumlcht in Umlauf zu bringen E r haumltte damit offene Tuumlren

eingerannt Hiernach kam es nur noch darauf an die Hoffshy

nungen der Griechen auch zu verwirklichen Somit moumlchte

ich diesen ersten Satz des sect 2 als chronologisch sich unmittelshy

bar an sect 1 anschlieszligend betrachten

Wohin gehoumlrt nun der zweite Satz des sect 2 wonach Phishy

lipp cpiXocpgovovjuevog ngbg aumlnavxag xal ibiq xal xoivfj xaig no-

Xeaiv unecpaivexo szligovXeaampai biaXeampfjvai negl xcoumlv ovucpegoumlvxcov

woran sich in sect 3 die Kriegssitzung anschlieszligt Der Satz

enthaumll t offenbar die Ankuumlndigung einer Versammlung mit der

Tagesordnung negl xcoumlv oviicpegovxa)v A priori kann man

schwanken ob damit die korinthischen Verhandlungen uumlbershy

haupt praktisch also zunaumlchst die Bundesverhandlungen oder

speziell die Kriegsdebatte gemeint ist Im ersteren Falle wuumlrde

der Satz sich chronologisch an den vorhergehenden Satz anshy

schlieszligen sodaszlig die Luumlcke d a h i n t e r anzunehmen waumlre im

zweiten Falle wuumlrde er mit sect 3 zusammengehoumlren sodaszlig die

Luumlcke d a v o r ihren Platz haumlt te Der Ausdruck negl xcoumlv avii-

cpegovxmv scheint ein beliebter terminus technicus fuumlr die Beshy

zeichnung von Tagesordnungen bei Ladungen zu sein Vgl

Diod XX 46 5 wo Antigonos (3076) an die Wiedererweckung

des korinthischen Bundes denkt und seinem Sohne Demetrios

Poliorketes befiehlt avvedgovg ovarfjaaadai xovg szligovevaojuevovg

xoivfj negl xcoumlv xfj FJlddi avxqgtegoumlvxagti Ahnlich Polyb IV

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

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20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 8: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

8 10 Abhandlung U Wilcken

erfuumlllte er dadurch daszlig er unter Aufnahme jenes panhelleshynischen Schlagwortes den Rachekrieg gegen Persien proklashymierte natuumlrlich nur weil dieser Krieg auch im Interesse Macedoniens lag

Uumlber die zeitliche Abfolge dieser Verhandlungen sind neuershydings Kontroversen entstanden im besonderen uumlber die Frage ob wir zwischen einer bdquokonstituierenden Versammlung in der der erste Punkt des Programms erledigt wurde und einer dashyrauf folgenden bdquoKriegssitzung fuumlr den zweiten Punkt zu scheishyden haben (s unten) Um so mehr ist der oben abgedruckte Bericht des Diodor einer genauen Pruumlfung zu unterziehen Diodor schweigt hier uumlber die Neuordnung Griechenlands wie sie in Korinth festgelegt wurde und spricht nur vom Persershykrieg A priori ist nach dem was wir von Diodors Arbeitsshyweise kennen anzunehmen daszlig dieses Uumlberspringen auf Diodors Rechnung zu setzen ist und daszlig wahrscheinlich in seiner Vorshylage auch jene Neuordnung dargestellt gewesen ist wodurch fuumlr uns die Aufgabe entsteht festzustellen wo bei ihm die Luumlcke anzusetzen ist Gegen diese Annahme koumlnnte vielleicht sprechen daszlig auch Polyb III 6 13 mit dem sich Diodor so

nonnnen Vergleicht man diese macedonische Formel bei Polyb IV 25 7 aumlrpgovgfjzoDg dnpogoXoyfjzovg eXsvampsgovt ovzag noXiztiaig xal voiioig xgogttipoundvovg zotg izazgioig mit der Freiheitsformel in dem Dekret des Fla-mininus von 196 bei Polyb XVIII 46 5 eXsvampSQOve aumlrpgovgfjzovg dqio-goXoyfjzovg vofxoig ygmidvovg zolg uazgioig so liegt der Gedanke nahe daszlig Flamininus absichtlich die macedonische Formel uumlbernommen hat te Dies waumlre auch historisch begreiflich fuumlhrte er damit doch handgreifshylich den Griechen vor Augen daszlig Rom als Beschuumltzerin der griechischen Freiheit an die Stelle Macedoniens getreten war Dagegen erheben sich viele Bedenken gegen die Annahme die T auml u b l e r in seinem scharfsinshynigen Werk Imperium Romanum I S 434 zu begruumlnden versucht hat daszlig der Koumlnigsfriede von 386 und das Dekret des Polyperchon von 319 (vgl zu beiden unten Abschnitt 3) Grundlage und Vorbild fuumlr die roumlmishyschen Freiheitsbestimmungen von 197 (Vertrag mit Philipp V) und 196 (Dekret des Flamininus) gewesen seien Daszlig gar die Athener den Flashymininus auf den laumlngst auszliger Kraft gesetzten Koumlnigsfrieden hingewiesen haben sollen (S 436) ist mehr als unwahrscheinlich Doch eine Widershylegung im einzelnen wuumlrde hier zu weit fuumlhren

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 9

eng beruumlhrt daszlig sie wahrscheinlich auf dieselbe Quelle zuruumlckshygehen1) nur vom Kriegsbeschluszlig spricht sodaszlig zu erwaumlgen waumlre ob nicht schon diese gemeinsame Quelle nur vom Kriege gesprochen haumltte Aber einmal schlieszligt das Thema des Po-lybius der hier die wahren Gruumlnde der Kriege von den Vorshywaumlnden resp Anlaumlssen unterscheidet eine Erwaumlhnung der Bundesbestimmungen von Korinth geradezu aus andrerseits sind bei Diodor der aus anderen Gruumlnden sagen wir aus Beshyquemlichkeit oder um zu kuumlrzen gleichfalls nur uumlber den Kriegsbeschluszlig sprechen wollte doch noch Spuren davon zu erkennen daszlig ihm ein breiterer Bericht vorgelegen hat in dem auch jene Bundesbestimmungen dargestellt gewesen sind was wir um so mehr annehmen werden als er auch sonst uumlber Philipp offenbar einer ausfuumlhrlicher erzaumlhlenden Quelle geshyfolgt ist2)

Diodor knuumlpft in diesem Kapitel unter dem Jahre 3376 nochmals an die Schlacht von Chaeronea an nachdem er vorshyher bereits die Schlacht selbst sowie ihre Konsequenzen fuumlr

) So K a e r s t Hell I2 526 Polybius sagt (ich drucke die mit Dioshydor sich beruumlhrenden Worte gesperrt) (Puumlujzjzog) mdash aumlfia zay neguioi-rjoaoOai xijv ex xcoumlv EXXtvcov evvoiav 6ioXoyovfiivtjv eiO ecog ngo-rpdoet xg(^)tlevo^ degTt onevbet fiex eXampelv xr]v IJegooumljv jxag avoiilav elg xovg EXXrjvag Sgiirjv soe xal jxgoedexo noXexetv xal ndvza ngbg zovzo zb fisgog f)zoiia(e K a e r s t 1 c hebt nur die Aumlhnlichkeit der beiden ersten unterstrichenen Stellen mit Diodor sect 2 hervor Die Aumlhnshylichkeit erstreckt sich aber auch auf sect 3 vgl Diodor ixgoexgeyiaxo roV ovveSgovg elg noumlXeiov und eydXag jtagaaxevaumlg eixoieixo xxX Sachlich ist von Wichtigkeit daszlig auch nach Polybius Philipp es ist der den Persershykrieg proponiert hat nicht etwa das Synhedrion Uumlbrigens ist zu beshyachten daszlig trotz der evidenten Uumlbereinstimmung der Teile ihre logishysche Verknuumlpfung in sect 2 doch eine andere ist als bei Polybius

2) Nach Ed S c h w a r t z Pauly-Wissowa V 683 lag dem Diodor fuumlr die Geschichte Philipps bdquodas Machwerk irgend eines rhetorischen Schulshymeisters vor raus einer Zeit in der die dem 3 Jahrhunder t noch fremde politische und aumlsthetische Anbetung des Demosthenes sich ausbildete Fuumlr die Bestimmung und Wertung der Quelle werden die in der vorigen Anmerkung behandelten Beziehungen zu Polybius nicht ohne Bedeushytung sein

10 10 Abhandlung U Wileken

Athen und Theben unter dem Jahre 3387 erzaumlhlt hat (c 867) Durch den Hinweis auf die Niederwerfung der inupaveoxarai noumlXeig (sect1) nimmt er die mit c 87 abgebrochene Erzaumlhlung wieder auf und er fuumlhrt sie fort bis zur Heimkehr Philipps nach Macedonien (sect 3) Wenn er am Ende von sect 1 es als das (damals noch unerreichte) Ziel Philipps bezeichnet ye-veadai ndaijg xfjg EXXdbog yyeficuumlv so stehen wir damit noch vor dem Kongreszlig zu Korinth und genauer noch vor den konshystituierenden Verhandlungen denn aus der Inschrift Ditt Syll P 260 21 wissen wir daszlig Philipp den Titel fjyeiimv bereits in dem mit den Hellenen geschlossenen Buumlndnisvertrage gefuumlhrt hat1) Andrerseits zeigen die Worte xov xoivov avvedgiov ovva-szligevxog in sect 3 daszlig die Verhandlungen uumlber den Hellenenbund inzwischen ihren Abschluszlig gefunden haben denn diese Beshyhoumlrde konnte erst berufen werden nachdem sie durch die neue Verfassung geschaffen war (s unten) Uumlbrigens legen gerade diese Worte mdash man beachte den bestimmten Artikel xov bullmdash den Gedanken nahe daszlig in der Vorlage die Diodor hier exshyzerpiert von diesem Synhedrion also von der verfassungsshymaumlszligigen Begruumlndung dieses Synhedrion vorher schon gesproshychen worden war So stehen wir also mit sect 1 vor und mit sect 3 h i n t e r den konstituierenden Verhandlungen

Hiernach erhebt sich die Frage wie wir die Angaben des sect 2 chronologisch anzusetzen haben Der erste Satz besagt daszlig Philipp dadurch daszlig er das Geruumlcht ausstreute (diadovg Xoyov) er habe den Rachefeldzug gegen Persien vor sich die Sympathien der Griechen erwarb Nach dem eben uumlber die Chronologie des sect 1 Bemerkten ist es moumlglich daszlig Philipp dies

) Im Hinblick auf c 60 5 L-xeflviei yaumlg xfg EXXdSog dnoSeixDfvai oxgaxrjybg avxoxgdxaig xal zbv ngbg Tlegoag eigeveyxeiv ndXeiov (schon fuumlr 346) waumlre es moumlglich daszlig Diodor an unserer Stelle den fjyeiioiv mit dem ozgaxyybg avzoxgdxcon verwechselt haumlt te (s unten) Da das ganze Exzerpt unseres Kapitels auf den Kriegsbeschluszlig hinauslaumluft ist es in der Ta t nicht unwahrscheinlich daszlig Diodor den zweiten Titel gemeint hat wie in c 60 Um so mehr moumlchte ich aus seinem Wort laut folgern daszlig seine Vorlage hier vom fjyeiiojv gesprochen hat mdash Korrekt ist die fjyeiwvla in XVI 1 4

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 11

schon in der Zeit zwischen der Schlacht von Chaeronea und

dem Zusammentritt des Kongresses zu Kor in th ebenso aber

auch daszlig er es erst waumlhrend der konstituierenden Verhandshy

lungen getan hat Einen terminus ante quem finde ich in

den sogleich genauer zu besprechenden Wor ten des Just in IX

5 5 wonach die Griechen bei der Feststellung der Bundes-

kontingente waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen keinen

Zweifel daran hatten daszlig Philipp einen Perserkrieg vorhabe

W a r diese Uumlberzeugung damals schon so zweifellos feststehend

so waumlre es uumlberfluumlssig gewesen wenn Philipp erst hinterher

jenes Geruumlcht ausgesprengt haumltte Vielmehr ist klar daszlig jene

Uumlberzeugung die W i r k u n g dieses diplomatischen Schachzuges

des Philipp war Spaumltestens waumlre dieses diadovvai Xoumlyov also

in die Bundesverhandlungen und zwar v o r die Feststel lung

der Kontingente zu verlegen

Vielleicht duumlrfen wir einen noch fruumlheren terminus ante

quem in dem B r i e f d e s I s o k r a t e s finden den dieser zwischen

dem Separatfrieden mit Athen und dem Zusammentri t t des

Kongresses an Philipp geschrieben hat (Nr 3)x) Nach seinen

Worten wurde schon damals von den Griechen allgemein im

stillen angenommen daszlig Philipp sie gegen die Perser fuumlhren

wolle (sect 2) diauml ydg xbv dycoumlva rbv yeyevrjuvov (Chaeronea)

ijvayyaaievoi ndvxeg elalv ev cpgovetv xal xovxcov emampvfxeTv cov

vnovoovoi oe szligovXeaSai ngdxxeiv xal Xeyeiv cbg bei navaa-

fievovg xfjg iiaviag xal xfjg nXeove^iag ijv enoiovvxo ngbg dXXfj-

Xovg elg ri)v Aaiav xbv noumlXeiiov l^eveyxeXv Nach Isoshy

krates Darstellung war das so sehr nach dem Wunsche Vieler

(d h der panhellenisch Gesonnenen) daszlig sie ihn baten Ph i shy

lipp zuzureden den Plan ja zu verwirklichen (sect 3 nagaxeXev-

eaiXai aoi xal ngoxgeneiv enl xcoumlv avxcoumlv xovxcov tieveiv vgl

55 4 jiilj xaxaAumleXfjaai xovxcov nglv aumlv xeXog eniampijg avroTg)

Woher kam diese so weit verbreitete Annahme Auch wenn

Philipp wie wahrscheinlich ist schon seit laumlngerer Zeit diese

1) Zur Echtheit des Briefes vgl jetzt P Wendland Nachr Ges Wiss Gott 1910 S 177 ff

12 10 Abhandlung U Wilcken

Loumlsung der macedonisch-griechischen Frage als wuumlnschensshy

wertes Ziel vorgeschwebt hatte spricht die politische Entwickshy

lung der letzten Jahre doch wohl kaum dafuumlr daszlig er von

diesen Plaumlnen schon fruumlher schon vor Chaeronea den Schleier

gehoben haumlt te 1 ) Man muumlszligte dann doch auch wohl im P a n -

athenaicus eine Ruumlckwirkung davon verspuumlren Es liegt auch

auf der Hand daszlig die Ruumlcksicht auf Persien ihm dies vershy

bieten muszligte (s unten) Woher also jetzt dieser Glaube im

griechischen Volk Die schwere Niederlage bei Chaeronea und

das strenge Strafgericht uumlber Theben muszligten die schlimmsten

Befuumlrchtungen erwecken Ers t das unerwartet gnaumldige E n t shy

gegenkommen gegenuumlber Athen konnte Hoffnungen fuumlr die Zushy

kunft ausloumlsen Nun wissen wir daszlig Phil ipp bei diesen Fr ieshy

densverhandlungen mit Athen den ersten Teil seines Programms

die Einigung Griechenlands der die Basis fuumlr den zweiten den

Perserfeldzug schaffen sollte bereits offiziell enthuumlllt hat inshy

dem er uumlber die Mitwirkung Athens an der kuumlnftigen xoivij

elgfjvi] und dem avvedgiov sondieren lieszlig2) Ha t es nicht einige

Wahrscheinlichkeit fuumlr sich daszlig er eben damals wenn auch

aus triftigen Gruumlnden (s unten) inoffiziell und nur in Form

von vorsichtig ausgesprengten Geruumlchten seine letzten Plaumlne

in der griechischen Wel t durchsickern lieszlig Was Diodor als

Zweck und Erfolg dieser Geruumlchte hinstellt die Gewinnung

der griechischen Sympathien muszligte in der Ta t fuumlr ihn von

groumlszligter Bedeutung fuumlr die Erreichung seines Zieles und im

besonderen fuumlr die bevorstehenden Verhandlungen zu Korinth

sein Aud i der Unterschied in dem Maszlig des Vertrauens das

die Griechen nach Isokrates und andrerseits nach Justin 1 c

hatten spricht fuumlr einen gewissen zeitlichen Abstand Isokrates

spricht von einem vnovoeiv Just in sagt neque enim dubium erat

1) Diodors Worte SiaSovg de Xoyov xxX zeigen vielmehr daszlig er dies erst nach Chaeronea getan hat Man braucht nur anzunehmen daszlig Philipp damals durchblicken lieszlig daszlig er schon lange diese Absicht gehabt habe um auch die Fragestellung in sect 3 des Briefes zu verstehen

2) Vgl Plutarch Thokion c 16 Bezuumlglich der Zeitbestimmung schlieszlige ich mich A S c h auml f e r Demosthenes III2 29 an

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 13

Diese Wandlung ist verstaumlndlich wenn jener sich auf die Zeit

bald nach den Sonderverhandlungen mit Athen bezieht als die

Geruumlchte eben erst angefangen hat ten zu wirken waumlhrend

dieser die Stimmung auf dem Kongreszlig wiedergibt auf dem

Phil ipp nicht versaumlumt haben wird im persoumlnlichen Umgang

mit den Gesandten jene Hoffnungen zu staumlrken So moumlchte

ich glauben daszlig das diaaumlovg Xoyov Diodors sich nicht erst auf

die Verhandlungen zu Korinth sondern auf die Zeit zwischen

den athenischen Separatverhandlungen und dem Brief des Isoshy

krates vielleicht schon in die Zeit der ersteren selbst zu setzen

ist Jedenfalls hatte Phi l ipp nachdem er den Brief des Isoshy

krates gelesen ha t te kaum noch eine Veranlassung jenes

bdquoGeruumlcht in Umlauf zu bringen E r haumltte damit offene Tuumlren

eingerannt Hiernach kam es nur noch darauf an die Hoffshy

nungen der Griechen auch zu verwirklichen Somit moumlchte

ich diesen ersten Satz des sect 2 als chronologisch sich unmittelshy

bar an sect 1 anschlieszligend betrachten

Wohin gehoumlrt nun der zweite Satz des sect 2 wonach Phishy

lipp cpiXocpgovovjuevog ngbg aumlnavxag xal ibiq xal xoivfj xaig no-

Xeaiv unecpaivexo szligovXeaampai biaXeampfjvai negl xcoumlv ovucpegoumlvxcov

woran sich in sect 3 die Kriegssitzung anschlieszligt Der Satz

enthaumll t offenbar die Ankuumlndigung einer Versammlung mit der

Tagesordnung negl xcoumlv oviicpegovxa)v A priori kann man

schwanken ob damit die korinthischen Verhandlungen uumlbershy

haupt praktisch also zunaumlchst die Bundesverhandlungen oder

speziell die Kriegsdebatte gemeint ist Im ersteren Falle wuumlrde

der Satz sich chronologisch an den vorhergehenden Satz anshy

schlieszligen sodaszlig die Luumlcke d a h i n t e r anzunehmen waumlre im

zweiten Falle wuumlrde er mit sect 3 zusammengehoumlren sodaszlig die

Luumlcke d a v o r ihren Platz haumlt te Der Ausdruck negl xcoumlv avii-

cpegovxmv scheint ein beliebter terminus technicus fuumlr die Beshy

zeichnung von Tagesordnungen bei Ladungen zu sein Vgl

Diod XX 46 5 wo Antigonos (3076) an die Wiedererweckung

des korinthischen Bundes denkt und seinem Sohne Demetrios

Poliorketes befiehlt avvedgovg ovarfjaaadai xovg szligovevaojuevovg

xoivfj negl xcoumlv xfj FJlddi avxqgtegoumlvxagti Ahnlich Polyb IV

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 9: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 9

eng beruumlhrt daszlig sie wahrscheinlich auf dieselbe Quelle zuruumlckshygehen1) nur vom Kriegsbeschluszlig spricht sodaszlig zu erwaumlgen waumlre ob nicht schon diese gemeinsame Quelle nur vom Kriege gesprochen haumltte Aber einmal schlieszligt das Thema des Po-lybius der hier die wahren Gruumlnde der Kriege von den Vorshywaumlnden resp Anlaumlssen unterscheidet eine Erwaumlhnung der Bundesbestimmungen von Korinth geradezu aus andrerseits sind bei Diodor der aus anderen Gruumlnden sagen wir aus Beshyquemlichkeit oder um zu kuumlrzen gleichfalls nur uumlber den Kriegsbeschluszlig sprechen wollte doch noch Spuren davon zu erkennen daszlig ihm ein breiterer Bericht vorgelegen hat in dem auch jene Bundesbestimmungen dargestellt gewesen sind was wir um so mehr annehmen werden als er auch sonst uumlber Philipp offenbar einer ausfuumlhrlicher erzaumlhlenden Quelle geshyfolgt ist2)

Diodor knuumlpft in diesem Kapitel unter dem Jahre 3376 nochmals an die Schlacht von Chaeronea an nachdem er vorshyher bereits die Schlacht selbst sowie ihre Konsequenzen fuumlr

) So K a e r s t Hell I2 526 Polybius sagt (ich drucke die mit Dioshydor sich beruumlhrenden Worte gesperrt) (Puumlujzjzog) mdash aumlfia zay neguioi-rjoaoOai xijv ex xcoumlv EXXtvcov evvoiav 6ioXoyovfiivtjv eiO ecog ngo-rpdoet xg(^)tlevo^ degTt onevbet fiex eXampelv xr]v IJegooumljv jxag avoiilav elg xovg EXXrjvag Sgiirjv soe xal jxgoedexo noXexetv xal ndvza ngbg zovzo zb fisgog f)zoiia(e K a e r s t 1 c hebt nur die Aumlhnlichkeit der beiden ersten unterstrichenen Stellen mit Diodor sect 2 hervor Die Aumlhnshylichkeit erstreckt sich aber auch auf sect 3 vgl Diodor ixgoexgeyiaxo roV ovveSgovg elg noumlXeiov und eydXag jtagaaxevaumlg eixoieixo xxX Sachlich ist von Wichtigkeit daszlig auch nach Polybius Philipp es ist der den Persershykrieg proponiert hat nicht etwa das Synhedrion Uumlbrigens ist zu beshyachten daszlig trotz der evidenten Uumlbereinstimmung der Teile ihre logishysche Verknuumlpfung in sect 2 doch eine andere ist als bei Polybius

2) Nach Ed S c h w a r t z Pauly-Wissowa V 683 lag dem Diodor fuumlr die Geschichte Philipps bdquodas Machwerk irgend eines rhetorischen Schulshymeisters vor raus einer Zeit in der die dem 3 Jahrhunder t noch fremde politische und aumlsthetische Anbetung des Demosthenes sich ausbildete Fuumlr die Bestimmung und Wertung der Quelle werden die in der vorigen Anmerkung behandelten Beziehungen zu Polybius nicht ohne Bedeushytung sein

10 10 Abhandlung U Wileken

Athen und Theben unter dem Jahre 3387 erzaumlhlt hat (c 867) Durch den Hinweis auf die Niederwerfung der inupaveoxarai noumlXeig (sect1) nimmt er die mit c 87 abgebrochene Erzaumlhlung wieder auf und er fuumlhrt sie fort bis zur Heimkehr Philipps nach Macedonien (sect 3) Wenn er am Ende von sect 1 es als das (damals noch unerreichte) Ziel Philipps bezeichnet ye-veadai ndaijg xfjg EXXdbog yyeficuumlv so stehen wir damit noch vor dem Kongreszlig zu Korinth und genauer noch vor den konshystituierenden Verhandlungen denn aus der Inschrift Ditt Syll P 260 21 wissen wir daszlig Philipp den Titel fjyeiimv bereits in dem mit den Hellenen geschlossenen Buumlndnisvertrage gefuumlhrt hat1) Andrerseits zeigen die Worte xov xoivov avvedgiov ovva-szligevxog in sect 3 daszlig die Verhandlungen uumlber den Hellenenbund inzwischen ihren Abschluszlig gefunden haben denn diese Beshyhoumlrde konnte erst berufen werden nachdem sie durch die neue Verfassung geschaffen war (s unten) Uumlbrigens legen gerade diese Worte mdash man beachte den bestimmten Artikel xov bullmdash den Gedanken nahe daszlig in der Vorlage die Diodor hier exshyzerpiert von diesem Synhedrion also von der verfassungsshymaumlszligigen Begruumlndung dieses Synhedrion vorher schon gesproshychen worden war So stehen wir also mit sect 1 vor und mit sect 3 h i n t e r den konstituierenden Verhandlungen

Hiernach erhebt sich die Frage wie wir die Angaben des sect 2 chronologisch anzusetzen haben Der erste Satz besagt daszlig Philipp dadurch daszlig er das Geruumlcht ausstreute (diadovg Xoyov) er habe den Rachefeldzug gegen Persien vor sich die Sympathien der Griechen erwarb Nach dem eben uumlber die Chronologie des sect 1 Bemerkten ist es moumlglich daszlig Philipp dies

) Im Hinblick auf c 60 5 L-xeflviei yaumlg xfg EXXdSog dnoSeixDfvai oxgaxrjybg avxoxgdxaig xal zbv ngbg Tlegoag eigeveyxeiv ndXeiov (schon fuumlr 346) waumlre es moumlglich daszlig Diodor an unserer Stelle den fjyeiioiv mit dem ozgaxyybg avzoxgdxcon verwechselt haumlt te (s unten) Da das ganze Exzerpt unseres Kapitels auf den Kriegsbeschluszlig hinauslaumluft ist es in der Ta t nicht unwahrscheinlich daszlig Diodor den zweiten Titel gemeint hat wie in c 60 Um so mehr moumlchte ich aus seinem Wort laut folgern daszlig seine Vorlage hier vom fjyeiiojv gesprochen hat mdash Korrekt ist die fjyeiwvla in XVI 1 4

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 11

schon in der Zeit zwischen der Schlacht von Chaeronea und

dem Zusammentritt des Kongresses zu Kor in th ebenso aber

auch daszlig er es erst waumlhrend der konstituierenden Verhandshy

lungen getan hat Einen terminus ante quem finde ich in

den sogleich genauer zu besprechenden Wor ten des Just in IX

5 5 wonach die Griechen bei der Feststellung der Bundes-

kontingente waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen keinen

Zweifel daran hatten daszlig Philipp einen Perserkrieg vorhabe

W a r diese Uumlberzeugung damals schon so zweifellos feststehend

so waumlre es uumlberfluumlssig gewesen wenn Philipp erst hinterher

jenes Geruumlcht ausgesprengt haumltte Vielmehr ist klar daszlig jene

Uumlberzeugung die W i r k u n g dieses diplomatischen Schachzuges

des Philipp war Spaumltestens waumlre dieses diadovvai Xoumlyov also

in die Bundesverhandlungen und zwar v o r die Feststel lung

der Kontingente zu verlegen

Vielleicht duumlrfen wir einen noch fruumlheren terminus ante

quem in dem B r i e f d e s I s o k r a t e s finden den dieser zwischen

dem Separatfrieden mit Athen und dem Zusammentri t t des

Kongresses an Philipp geschrieben hat (Nr 3)x) Nach seinen

Worten wurde schon damals von den Griechen allgemein im

stillen angenommen daszlig Philipp sie gegen die Perser fuumlhren

wolle (sect 2) diauml ydg xbv dycoumlva rbv yeyevrjuvov (Chaeronea)

ijvayyaaievoi ndvxeg elalv ev cpgovetv xal xovxcov emampvfxeTv cov

vnovoovoi oe szligovXeaSai ngdxxeiv xal Xeyeiv cbg bei navaa-

fievovg xfjg iiaviag xal xfjg nXeove^iag ijv enoiovvxo ngbg dXXfj-

Xovg elg ri)v Aaiav xbv noumlXeiiov l^eveyxeXv Nach Isoshy

krates Darstellung war das so sehr nach dem Wunsche Vieler

(d h der panhellenisch Gesonnenen) daszlig sie ihn baten Ph i shy

lipp zuzureden den Plan ja zu verwirklichen (sect 3 nagaxeXev-

eaiXai aoi xal ngoxgeneiv enl xcoumlv avxcoumlv xovxcov tieveiv vgl

55 4 jiilj xaxaAumleXfjaai xovxcov nglv aumlv xeXog eniampijg avroTg)

Woher kam diese so weit verbreitete Annahme Auch wenn

Philipp wie wahrscheinlich ist schon seit laumlngerer Zeit diese

1) Zur Echtheit des Briefes vgl jetzt P Wendland Nachr Ges Wiss Gott 1910 S 177 ff

12 10 Abhandlung U Wilcken

Loumlsung der macedonisch-griechischen Frage als wuumlnschensshy

wertes Ziel vorgeschwebt hatte spricht die politische Entwickshy

lung der letzten Jahre doch wohl kaum dafuumlr daszlig er von

diesen Plaumlnen schon fruumlher schon vor Chaeronea den Schleier

gehoben haumlt te 1 ) Man muumlszligte dann doch auch wohl im P a n -

athenaicus eine Ruumlckwirkung davon verspuumlren Es liegt auch

auf der Hand daszlig die Ruumlcksicht auf Persien ihm dies vershy

bieten muszligte (s unten) Woher also jetzt dieser Glaube im

griechischen Volk Die schwere Niederlage bei Chaeronea und

das strenge Strafgericht uumlber Theben muszligten die schlimmsten

Befuumlrchtungen erwecken Ers t das unerwartet gnaumldige E n t shy

gegenkommen gegenuumlber Athen konnte Hoffnungen fuumlr die Zushy

kunft ausloumlsen Nun wissen wir daszlig Phil ipp bei diesen Fr ieshy

densverhandlungen mit Athen den ersten Teil seines Programms

die Einigung Griechenlands der die Basis fuumlr den zweiten den

Perserfeldzug schaffen sollte bereits offiziell enthuumlllt hat inshy

dem er uumlber die Mitwirkung Athens an der kuumlnftigen xoivij

elgfjvi] und dem avvedgiov sondieren lieszlig2) Ha t es nicht einige

Wahrscheinlichkeit fuumlr sich daszlig er eben damals wenn auch

aus triftigen Gruumlnden (s unten) inoffiziell und nur in Form

von vorsichtig ausgesprengten Geruumlchten seine letzten Plaumlne

in der griechischen Wel t durchsickern lieszlig Was Diodor als

Zweck und Erfolg dieser Geruumlchte hinstellt die Gewinnung

der griechischen Sympathien muszligte in der Ta t fuumlr ihn von

groumlszligter Bedeutung fuumlr die Erreichung seines Zieles und im

besonderen fuumlr die bevorstehenden Verhandlungen zu Korinth

sein Aud i der Unterschied in dem Maszlig des Vertrauens das

die Griechen nach Isokrates und andrerseits nach Justin 1 c

hatten spricht fuumlr einen gewissen zeitlichen Abstand Isokrates

spricht von einem vnovoeiv Just in sagt neque enim dubium erat

1) Diodors Worte SiaSovg de Xoyov xxX zeigen vielmehr daszlig er dies erst nach Chaeronea getan hat Man braucht nur anzunehmen daszlig Philipp damals durchblicken lieszlig daszlig er schon lange diese Absicht gehabt habe um auch die Fragestellung in sect 3 des Briefes zu verstehen

2) Vgl Plutarch Thokion c 16 Bezuumlglich der Zeitbestimmung schlieszlige ich mich A S c h auml f e r Demosthenes III2 29 an

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 13

Diese Wandlung ist verstaumlndlich wenn jener sich auf die Zeit

bald nach den Sonderverhandlungen mit Athen bezieht als die

Geruumlchte eben erst angefangen hat ten zu wirken waumlhrend

dieser die Stimmung auf dem Kongreszlig wiedergibt auf dem

Phil ipp nicht versaumlumt haben wird im persoumlnlichen Umgang

mit den Gesandten jene Hoffnungen zu staumlrken So moumlchte

ich glauben daszlig das diaaumlovg Xoyov Diodors sich nicht erst auf

die Verhandlungen zu Korinth sondern auf die Zeit zwischen

den athenischen Separatverhandlungen und dem Brief des Isoshy

krates vielleicht schon in die Zeit der ersteren selbst zu setzen

ist Jedenfalls hatte Phi l ipp nachdem er den Brief des Isoshy

krates gelesen ha t te kaum noch eine Veranlassung jenes

bdquoGeruumlcht in Umlauf zu bringen E r haumltte damit offene Tuumlren

eingerannt Hiernach kam es nur noch darauf an die Hoffshy

nungen der Griechen auch zu verwirklichen Somit moumlchte

ich diesen ersten Satz des sect 2 als chronologisch sich unmittelshy

bar an sect 1 anschlieszligend betrachten

Wohin gehoumlrt nun der zweite Satz des sect 2 wonach Phishy

lipp cpiXocpgovovjuevog ngbg aumlnavxag xal ibiq xal xoivfj xaig no-

Xeaiv unecpaivexo szligovXeaampai biaXeampfjvai negl xcoumlv ovucpegoumlvxcov

woran sich in sect 3 die Kriegssitzung anschlieszligt Der Satz

enthaumll t offenbar die Ankuumlndigung einer Versammlung mit der

Tagesordnung negl xcoumlv oviicpegovxa)v A priori kann man

schwanken ob damit die korinthischen Verhandlungen uumlbershy

haupt praktisch also zunaumlchst die Bundesverhandlungen oder

speziell die Kriegsdebatte gemeint ist Im ersteren Falle wuumlrde

der Satz sich chronologisch an den vorhergehenden Satz anshy

schlieszligen sodaszlig die Luumlcke d a h i n t e r anzunehmen waumlre im

zweiten Falle wuumlrde er mit sect 3 zusammengehoumlren sodaszlig die

Luumlcke d a v o r ihren Platz haumlt te Der Ausdruck negl xcoumlv avii-

cpegovxmv scheint ein beliebter terminus technicus fuumlr die Beshy

zeichnung von Tagesordnungen bei Ladungen zu sein Vgl

Diod XX 46 5 wo Antigonos (3076) an die Wiedererweckung

des korinthischen Bundes denkt und seinem Sohne Demetrios

Poliorketes befiehlt avvedgovg ovarfjaaadai xovg szligovevaojuevovg

xoivfj negl xcoumlv xfj FJlddi avxqgtegoumlvxagti Ahnlich Polyb IV

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 10: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

10 10 Abhandlung U Wileken

Athen und Theben unter dem Jahre 3387 erzaumlhlt hat (c 867) Durch den Hinweis auf die Niederwerfung der inupaveoxarai noumlXeig (sect1) nimmt er die mit c 87 abgebrochene Erzaumlhlung wieder auf und er fuumlhrt sie fort bis zur Heimkehr Philipps nach Macedonien (sect 3) Wenn er am Ende von sect 1 es als das (damals noch unerreichte) Ziel Philipps bezeichnet ye-veadai ndaijg xfjg EXXdbog yyeficuumlv so stehen wir damit noch vor dem Kongreszlig zu Korinth und genauer noch vor den konshystituierenden Verhandlungen denn aus der Inschrift Ditt Syll P 260 21 wissen wir daszlig Philipp den Titel fjyeiimv bereits in dem mit den Hellenen geschlossenen Buumlndnisvertrage gefuumlhrt hat1) Andrerseits zeigen die Worte xov xoivov avvedgiov ovva-szligevxog in sect 3 daszlig die Verhandlungen uumlber den Hellenenbund inzwischen ihren Abschluszlig gefunden haben denn diese Beshyhoumlrde konnte erst berufen werden nachdem sie durch die neue Verfassung geschaffen war (s unten) Uumlbrigens legen gerade diese Worte mdash man beachte den bestimmten Artikel xov bullmdash den Gedanken nahe daszlig in der Vorlage die Diodor hier exshyzerpiert von diesem Synhedrion also von der verfassungsshymaumlszligigen Begruumlndung dieses Synhedrion vorher schon gesproshychen worden war So stehen wir also mit sect 1 vor und mit sect 3 h i n t e r den konstituierenden Verhandlungen

Hiernach erhebt sich die Frage wie wir die Angaben des sect 2 chronologisch anzusetzen haben Der erste Satz besagt daszlig Philipp dadurch daszlig er das Geruumlcht ausstreute (diadovg Xoyov) er habe den Rachefeldzug gegen Persien vor sich die Sympathien der Griechen erwarb Nach dem eben uumlber die Chronologie des sect 1 Bemerkten ist es moumlglich daszlig Philipp dies

) Im Hinblick auf c 60 5 L-xeflviei yaumlg xfg EXXdSog dnoSeixDfvai oxgaxrjybg avxoxgdxaig xal zbv ngbg Tlegoag eigeveyxeiv ndXeiov (schon fuumlr 346) waumlre es moumlglich daszlig Diodor an unserer Stelle den fjyeiioiv mit dem ozgaxyybg avzoxgdxcon verwechselt haumlt te (s unten) Da das ganze Exzerpt unseres Kapitels auf den Kriegsbeschluszlig hinauslaumluft ist es in der Ta t nicht unwahrscheinlich daszlig Diodor den zweiten Titel gemeint hat wie in c 60 Um so mehr moumlchte ich aus seinem Wort laut folgern daszlig seine Vorlage hier vom fjyeiiojv gesprochen hat mdash Korrekt ist die fjyeiwvla in XVI 1 4

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 11

schon in der Zeit zwischen der Schlacht von Chaeronea und

dem Zusammentritt des Kongresses zu Kor in th ebenso aber

auch daszlig er es erst waumlhrend der konstituierenden Verhandshy

lungen getan hat Einen terminus ante quem finde ich in

den sogleich genauer zu besprechenden Wor ten des Just in IX

5 5 wonach die Griechen bei der Feststellung der Bundes-

kontingente waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen keinen

Zweifel daran hatten daszlig Philipp einen Perserkrieg vorhabe

W a r diese Uumlberzeugung damals schon so zweifellos feststehend

so waumlre es uumlberfluumlssig gewesen wenn Philipp erst hinterher

jenes Geruumlcht ausgesprengt haumltte Vielmehr ist klar daszlig jene

Uumlberzeugung die W i r k u n g dieses diplomatischen Schachzuges

des Philipp war Spaumltestens waumlre dieses diadovvai Xoumlyov also

in die Bundesverhandlungen und zwar v o r die Feststel lung

der Kontingente zu verlegen

Vielleicht duumlrfen wir einen noch fruumlheren terminus ante

quem in dem B r i e f d e s I s o k r a t e s finden den dieser zwischen

dem Separatfrieden mit Athen und dem Zusammentri t t des

Kongresses an Philipp geschrieben hat (Nr 3)x) Nach seinen

Worten wurde schon damals von den Griechen allgemein im

stillen angenommen daszlig Philipp sie gegen die Perser fuumlhren

wolle (sect 2) diauml ydg xbv dycoumlva rbv yeyevrjuvov (Chaeronea)

ijvayyaaievoi ndvxeg elalv ev cpgovetv xal xovxcov emampvfxeTv cov

vnovoovoi oe szligovXeaSai ngdxxeiv xal Xeyeiv cbg bei navaa-

fievovg xfjg iiaviag xal xfjg nXeove^iag ijv enoiovvxo ngbg dXXfj-

Xovg elg ri)v Aaiav xbv noumlXeiiov l^eveyxeXv Nach Isoshy

krates Darstellung war das so sehr nach dem Wunsche Vieler

(d h der panhellenisch Gesonnenen) daszlig sie ihn baten Ph i shy

lipp zuzureden den Plan ja zu verwirklichen (sect 3 nagaxeXev-

eaiXai aoi xal ngoxgeneiv enl xcoumlv avxcoumlv xovxcov tieveiv vgl

55 4 jiilj xaxaAumleXfjaai xovxcov nglv aumlv xeXog eniampijg avroTg)

Woher kam diese so weit verbreitete Annahme Auch wenn

Philipp wie wahrscheinlich ist schon seit laumlngerer Zeit diese

1) Zur Echtheit des Briefes vgl jetzt P Wendland Nachr Ges Wiss Gott 1910 S 177 ff

12 10 Abhandlung U Wilcken

Loumlsung der macedonisch-griechischen Frage als wuumlnschensshy

wertes Ziel vorgeschwebt hatte spricht die politische Entwickshy

lung der letzten Jahre doch wohl kaum dafuumlr daszlig er von

diesen Plaumlnen schon fruumlher schon vor Chaeronea den Schleier

gehoben haumlt te 1 ) Man muumlszligte dann doch auch wohl im P a n -

athenaicus eine Ruumlckwirkung davon verspuumlren Es liegt auch

auf der Hand daszlig die Ruumlcksicht auf Persien ihm dies vershy

bieten muszligte (s unten) Woher also jetzt dieser Glaube im

griechischen Volk Die schwere Niederlage bei Chaeronea und

das strenge Strafgericht uumlber Theben muszligten die schlimmsten

Befuumlrchtungen erwecken Ers t das unerwartet gnaumldige E n t shy

gegenkommen gegenuumlber Athen konnte Hoffnungen fuumlr die Zushy

kunft ausloumlsen Nun wissen wir daszlig Phil ipp bei diesen Fr ieshy

densverhandlungen mit Athen den ersten Teil seines Programms

die Einigung Griechenlands der die Basis fuumlr den zweiten den

Perserfeldzug schaffen sollte bereits offiziell enthuumlllt hat inshy

dem er uumlber die Mitwirkung Athens an der kuumlnftigen xoivij

elgfjvi] und dem avvedgiov sondieren lieszlig2) Ha t es nicht einige

Wahrscheinlichkeit fuumlr sich daszlig er eben damals wenn auch

aus triftigen Gruumlnden (s unten) inoffiziell und nur in Form

von vorsichtig ausgesprengten Geruumlchten seine letzten Plaumlne

in der griechischen Wel t durchsickern lieszlig Was Diodor als

Zweck und Erfolg dieser Geruumlchte hinstellt die Gewinnung

der griechischen Sympathien muszligte in der Ta t fuumlr ihn von

groumlszligter Bedeutung fuumlr die Erreichung seines Zieles und im

besonderen fuumlr die bevorstehenden Verhandlungen zu Korinth

sein Aud i der Unterschied in dem Maszlig des Vertrauens das

die Griechen nach Isokrates und andrerseits nach Justin 1 c

hatten spricht fuumlr einen gewissen zeitlichen Abstand Isokrates

spricht von einem vnovoeiv Just in sagt neque enim dubium erat

1) Diodors Worte SiaSovg de Xoyov xxX zeigen vielmehr daszlig er dies erst nach Chaeronea getan hat Man braucht nur anzunehmen daszlig Philipp damals durchblicken lieszlig daszlig er schon lange diese Absicht gehabt habe um auch die Fragestellung in sect 3 des Briefes zu verstehen

2) Vgl Plutarch Thokion c 16 Bezuumlglich der Zeitbestimmung schlieszlige ich mich A S c h auml f e r Demosthenes III2 29 an

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 13

Diese Wandlung ist verstaumlndlich wenn jener sich auf die Zeit

bald nach den Sonderverhandlungen mit Athen bezieht als die

Geruumlchte eben erst angefangen hat ten zu wirken waumlhrend

dieser die Stimmung auf dem Kongreszlig wiedergibt auf dem

Phil ipp nicht versaumlumt haben wird im persoumlnlichen Umgang

mit den Gesandten jene Hoffnungen zu staumlrken So moumlchte

ich glauben daszlig das diaaumlovg Xoyov Diodors sich nicht erst auf

die Verhandlungen zu Korinth sondern auf die Zeit zwischen

den athenischen Separatverhandlungen und dem Brief des Isoshy

krates vielleicht schon in die Zeit der ersteren selbst zu setzen

ist Jedenfalls hatte Phi l ipp nachdem er den Brief des Isoshy

krates gelesen ha t te kaum noch eine Veranlassung jenes

bdquoGeruumlcht in Umlauf zu bringen E r haumltte damit offene Tuumlren

eingerannt Hiernach kam es nur noch darauf an die Hoffshy

nungen der Griechen auch zu verwirklichen Somit moumlchte

ich diesen ersten Satz des sect 2 als chronologisch sich unmittelshy

bar an sect 1 anschlieszligend betrachten

Wohin gehoumlrt nun der zweite Satz des sect 2 wonach Phishy

lipp cpiXocpgovovjuevog ngbg aumlnavxag xal ibiq xal xoivfj xaig no-

Xeaiv unecpaivexo szligovXeaampai biaXeampfjvai negl xcoumlv ovucpegoumlvxcov

woran sich in sect 3 die Kriegssitzung anschlieszligt Der Satz

enthaumll t offenbar die Ankuumlndigung einer Versammlung mit der

Tagesordnung negl xcoumlv oviicpegovxa)v A priori kann man

schwanken ob damit die korinthischen Verhandlungen uumlbershy

haupt praktisch also zunaumlchst die Bundesverhandlungen oder

speziell die Kriegsdebatte gemeint ist Im ersteren Falle wuumlrde

der Satz sich chronologisch an den vorhergehenden Satz anshy

schlieszligen sodaszlig die Luumlcke d a h i n t e r anzunehmen waumlre im

zweiten Falle wuumlrde er mit sect 3 zusammengehoumlren sodaszlig die

Luumlcke d a v o r ihren Platz haumlt te Der Ausdruck negl xcoumlv avii-

cpegovxmv scheint ein beliebter terminus technicus fuumlr die Beshy

zeichnung von Tagesordnungen bei Ladungen zu sein Vgl

Diod XX 46 5 wo Antigonos (3076) an die Wiedererweckung

des korinthischen Bundes denkt und seinem Sohne Demetrios

Poliorketes befiehlt avvedgovg ovarfjaaadai xovg szligovevaojuevovg

xoivfj negl xcoumlv xfj FJlddi avxqgtegoumlvxagti Ahnlich Polyb IV

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 11: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 11

schon in der Zeit zwischen der Schlacht von Chaeronea und

dem Zusammentritt des Kongresses zu Kor in th ebenso aber

auch daszlig er es erst waumlhrend der konstituierenden Verhandshy

lungen getan hat Einen terminus ante quem finde ich in

den sogleich genauer zu besprechenden Wor ten des Just in IX

5 5 wonach die Griechen bei der Feststellung der Bundes-

kontingente waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen keinen

Zweifel daran hatten daszlig Philipp einen Perserkrieg vorhabe

W a r diese Uumlberzeugung damals schon so zweifellos feststehend

so waumlre es uumlberfluumlssig gewesen wenn Philipp erst hinterher

jenes Geruumlcht ausgesprengt haumltte Vielmehr ist klar daszlig jene

Uumlberzeugung die W i r k u n g dieses diplomatischen Schachzuges

des Philipp war Spaumltestens waumlre dieses diadovvai Xoumlyov also

in die Bundesverhandlungen und zwar v o r die Feststel lung

der Kontingente zu verlegen

Vielleicht duumlrfen wir einen noch fruumlheren terminus ante

quem in dem B r i e f d e s I s o k r a t e s finden den dieser zwischen

dem Separatfrieden mit Athen und dem Zusammentri t t des

Kongresses an Philipp geschrieben hat (Nr 3)x) Nach seinen

Worten wurde schon damals von den Griechen allgemein im

stillen angenommen daszlig Philipp sie gegen die Perser fuumlhren

wolle (sect 2) diauml ydg xbv dycoumlva rbv yeyevrjuvov (Chaeronea)

ijvayyaaievoi ndvxeg elalv ev cpgovetv xal xovxcov emampvfxeTv cov

vnovoovoi oe szligovXeaSai ngdxxeiv xal Xeyeiv cbg bei navaa-

fievovg xfjg iiaviag xal xfjg nXeove^iag ijv enoiovvxo ngbg dXXfj-

Xovg elg ri)v Aaiav xbv noumlXeiiov l^eveyxeXv Nach Isoshy

krates Darstellung war das so sehr nach dem Wunsche Vieler

(d h der panhellenisch Gesonnenen) daszlig sie ihn baten Ph i shy

lipp zuzureden den Plan ja zu verwirklichen (sect 3 nagaxeXev-

eaiXai aoi xal ngoxgeneiv enl xcoumlv avxcoumlv xovxcov tieveiv vgl

55 4 jiilj xaxaAumleXfjaai xovxcov nglv aumlv xeXog eniampijg avroTg)

Woher kam diese so weit verbreitete Annahme Auch wenn

Philipp wie wahrscheinlich ist schon seit laumlngerer Zeit diese

1) Zur Echtheit des Briefes vgl jetzt P Wendland Nachr Ges Wiss Gott 1910 S 177 ff

12 10 Abhandlung U Wilcken

Loumlsung der macedonisch-griechischen Frage als wuumlnschensshy

wertes Ziel vorgeschwebt hatte spricht die politische Entwickshy

lung der letzten Jahre doch wohl kaum dafuumlr daszlig er von

diesen Plaumlnen schon fruumlher schon vor Chaeronea den Schleier

gehoben haumlt te 1 ) Man muumlszligte dann doch auch wohl im P a n -

athenaicus eine Ruumlckwirkung davon verspuumlren Es liegt auch

auf der Hand daszlig die Ruumlcksicht auf Persien ihm dies vershy

bieten muszligte (s unten) Woher also jetzt dieser Glaube im

griechischen Volk Die schwere Niederlage bei Chaeronea und

das strenge Strafgericht uumlber Theben muszligten die schlimmsten

Befuumlrchtungen erwecken Ers t das unerwartet gnaumldige E n t shy

gegenkommen gegenuumlber Athen konnte Hoffnungen fuumlr die Zushy

kunft ausloumlsen Nun wissen wir daszlig Phil ipp bei diesen Fr ieshy

densverhandlungen mit Athen den ersten Teil seines Programms

die Einigung Griechenlands der die Basis fuumlr den zweiten den

Perserfeldzug schaffen sollte bereits offiziell enthuumlllt hat inshy

dem er uumlber die Mitwirkung Athens an der kuumlnftigen xoivij

elgfjvi] und dem avvedgiov sondieren lieszlig2) Ha t es nicht einige

Wahrscheinlichkeit fuumlr sich daszlig er eben damals wenn auch

aus triftigen Gruumlnden (s unten) inoffiziell und nur in Form

von vorsichtig ausgesprengten Geruumlchten seine letzten Plaumlne

in der griechischen Wel t durchsickern lieszlig Was Diodor als

Zweck und Erfolg dieser Geruumlchte hinstellt die Gewinnung

der griechischen Sympathien muszligte in der Ta t fuumlr ihn von

groumlszligter Bedeutung fuumlr die Erreichung seines Zieles und im

besonderen fuumlr die bevorstehenden Verhandlungen zu Korinth

sein Aud i der Unterschied in dem Maszlig des Vertrauens das

die Griechen nach Isokrates und andrerseits nach Justin 1 c

hatten spricht fuumlr einen gewissen zeitlichen Abstand Isokrates

spricht von einem vnovoeiv Just in sagt neque enim dubium erat

1) Diodors Worte SiaSovg de Xoyov xxX zeigen vielmehr daszlig er dies erst nach Chaeronea getan hat Man braucht nur anzunehmen daszlig Philipp damals durchblicken lieszlig daszlig er schon lange diese Absicht gehabt habe um auch die Fragestellung in sect 3 des Briefes zu verstehen

2) Vgl Plutarch Thokion c 16 Bezuumlglich der Zeitbestimmung schlieszlige ich mich A S c h auml f e r Demosthenes III2 29 an

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 13

Diese Wandlung ist verstaumlndlich wenn jener sich auf die Zeit

bald nach den Sonderverhandlungen mit Athen bezieht als die

Geruumlchte eben erst angefangen hat ten zu wirken waumlhrend

dieser die Stimmung auf dem Kongreszlig wiedergibt auf dem

Phil ipp nicht versaumlumt haben wird im persoumlnlichen Umgang

mit den Gesandten jene Hoffnungen zu staumlrken So moumlchte

ich glauben daszlig das diaaumlovg Xoyov Diodors sich nicht erst auf

die Verhandlungen zu Korinth sondern auf die Zeit zwischen

den athenischen Separatverhandlungen und dem Brief des Isoshy

krates vielleicht schon in die Zeit der ersteren selbst zu setzen

ist Jedenfalls hatte Phi l ipp nachdem er den Brief des Isoshy

krates gelesen ha t te kaum noch eine Veranlassung jenes

bdquoGeruumlcht in Umlauf zu bringen E r haumltte damit offene Tuumlren

eingerannt Hiernach kam es nur noch darauf an die Hoffshy

nungen der Griechen auch zu verwirklichen Somit moumlchte

ich diesen ersten Satz des sect 2 als chronologisch sich unmittelshy

bar an sect 1 anschlieszligend betrachten

Wohin gehoumlrt nun der zweite Satz des sect 2 wonach Phishy

lipp cpiXocpgovovjuevog ngbg aumlnavxag xal ibiq xal xoivfj xaig no-

Xeaiv unecpaivexo szligovXeaampai biaXeampfjvai negl xcoumlv ovucpegoumlvxcov

woran sich in sect 3 die Kriegssitzung anschlieszligt Der Satz

enthaumll t offenbar die Ankuumlndigung einer Versammlung mit der

Tagesordnung negl xcoumlv oviicpegovxa)v A priori kann man

schwanken ob damit die korinthischen Verhandlungen uumlbershy

haupt praktisch also zunaumlchst die Bundesverhandlungen oder

speziell die Kriegsdebatte gemeint ist Im ersteren Falle wuumlrde

der Satz sich chronologisch an den vorhergehenden Satz anshy

schlieszligen sodaszlig die Luumlcke d a h i n t e r anzunehmen waumlre im

zweiten Falle wuumlrde er mit sect 3 zusammengehoumlren sodaszlig die

Luumlcke d a v o r ihren Platz haumlt te Der Ausdruck negl xcoumlv avii-

cpegovxmv scheint ein beliebter terminus technicus fuumlr die Beshy

zeichnung von Tagesordnungen bei Ladungen zu sein Vgl

Diod XX 46 5 wo Antigonos (3076) an die Wiedererweckung

des korinthischen Bundes denkt und seinem Sohne Demetrios

Poliorketes befiehlt avvedgovg ovarfjaaadai xovg szligovevaojuevovg

xoivfj negl xcoumlv xfj FJlddi avxqgtegoumlvxagti Ahnlich Polyb IV

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 12: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

12 10 Abhandlung U Wilcken

Loumlsung der macedonisch-griechischen Frage als wuumlnschensshy

wertes Ziel vorgeschwebt hatte spricht die politische Entwickshy

lung der letzten Jahre doch wohl kaum dafuumlr daszlig er von

diesen Plaumlnen schon fruumlher schon vor Chaeronea den Schleier

gehoben haumlt te 1 ) Man muumlszligte dann doch auch wohl im P a n -

athenaicus eine Ruumlckwirkung davon verspuumlren Es liegt auch

auf der Hand daszlig die Ruumlcksicht auf Persien ihm dies vershy

bieten muszligte (s unten) Woher also jetzt dieser Glaube im

griechischen Volk Die schwere Niederlage bei Chaeronea und

das strenge Strafgericht uumlber Theben muszligten die schlimmsten

Befuumlrchtungen erwecken Ers t das unerwartet gnaumldige E n t shy

gegenkommen gegenuumlber Athen konnte Hoffnungen fuumlr die Zushy

kunft ausloumlsen Nun wissen wir daszlig Phil ipp bei diesen Fr ieshy

densverhandlungen mit Athen den ersten Teil seines Programms

die Einigung Griechenlands der die Basis fuumlr den zweiten den

Perserfeldzug schaffen sollte bereits offiziell enthuumlllt hat inshy

dem er uumlber die Mitwirkung Athens an der kuumlnftigen xoivij

elgfjvi] und dem avvedgiov sondieren lieszlig2) Ha t es nicht einige

Wahrscheinlichkeit fuumlr sich daszlig er eben damals wenn auch

aus triftigen Gruumlnden (s unten) inoffiziell und nur in Form

von vorsichtig ausgesprengten Geruumlchten seine letzten Plaumlne

in der griechischen Wel t durchsickern lieszlig Was Diodor als

Zweck und Erfolg dieser Geruumlchte hinstellt die Gewinnung

der griechischen Sympathien muszligte in der Ta t fuumlr ihn von

groumlszligter Bedeutung fuumlr die Erreichung seines Zieles und im

besonderen fuumlr die bevorstehenden Verhandlungen zu Korinth

sein Aud i der Unterschied in dem Maszlig des Vertrauens das

die Griechen nach Isokrates und andrerseits nach Justin 1 c

hatten spricht fuumlr einen gewissen zeitlichen Abstand Isokrates

spricht von einem vnovoeiv Just in sagt neque enim dubium erat

1) Diodors Worte SiaSovg de Xoyov xxX zeigen vielmehr daszlig er dies erst nach Chaeronea getan hat Man braucht nur anzunehmen daszlig Philipp damals durchblicken lieszlig daszlig er schon lange diese Absicht gehabt habe um auch die Fragestellung in sect 3 des Briefes zu verstehen

2) Vgl Plutarch Thokion c 16 Bezuumlglich der Zeitbestimmung schlieszlige ich mich A S c h auml f e r Demosthenes III2 29 an

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 13

Diese Wandlung ist verstaumlndlich wenn jener sich auf die Zeit

bald nach den Sonderverhandlungen mit Athen bezieht als die

Geruumlchte eben erst angefangen hat ten zu wirken waumlhrend

dieser die Stimmung auf dem Kongreszlig wiedergibt auf dem

Phil ipp nicht versaumlumt haben wird im persoumlnlichen Umgang

mit den Gesandten jene Hoffnungen zu staumlrken So moumlchte

ich glauben daszlig das diaaumlovg Xoyov Diodors sich nicht erst auf

die Verhandlungen zu Korinth sondern auf die Zeit zwischen

den athenischen Separatverhandlungen und dem Brief des Isoshy

krates vielleicht schon in die Zeit der ersteren selbst zu setzen

ist Jedenfalls hatte Phi l ipp nachdem er den Brief des Isoshy

krates gelesen ha t te kaum noch eine Veranlassung jenes

bdquoGeruumlcht in Umlauf zu bringen E r haumltte damit offene Tuumlren

eingerannt Hiernach kam es nur noch darauf an die Hoffshy

nungen der Griechen auch zu verwirklichen Somit moumlchte

ich diesen ersten Satz des sect 2 als chronologisch sich unmittelshy

bar an sect 1 anschlieszligend betrachten

Wohin gehoumlrt nun der zweite Satz des sect 2 wonach Phishy

lipp cpiXocpgovovjuevog ngbg aumlnavxag xal ibiq xal xoivfj xaig no-

Xeaiv unecpaivexo szligovXeaampai biaXeampfjvai negl xcoumlv ovucpegoumlvxcov

woran sich in sect 3 die Kriegssitzung anschlieszligt Der Satz

enthaumll t offenbar die Ankuumlndigung einer Versammlung mit der

Tagesordnung negl xcoumlv oviicpegovxa)v A priori kann man

schwanken ob damit die korinthischen Verhandlungen uumlbershy

haupt praktisch also zunaumlchst die Bundesverhandlungen oder

speziell die Kriegsdebatte gemeint ist Im ersteren Falle wuumlrde

der Satz sich chronologisch an den vorhergehenden Satz anshy

schlieszligen sodaszlig die Luumlcke d a h i n t e r anzunehmen waumlre im

zweiten Falle wuumlrde er mit sect 3 zusammengehoumlren sodaszlig die

Luumlcke d a v o r ihren Platz haumlt te Der Ausdruck negl xcoumlv avii-

cpegovxmv scheint ein beliebter terminus technicus fuumlr die Beshy

zeichnung von Tagesordnungen bei Ladungen zu sein Vgl

Diod XX 46 5 wo Antigonos (3076) an die Wiedererweckung

des korinthischen Bundes denkt und seinem Sohne Demetrios

Poliorketes befiehlt avvedgovg ovarfjaaadai xovg szligovevaojuevovg

xoivfj negl xcoumlv xfj FJlddi avxqgtegoumlvxagti Ahnlich Polyb IV

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 13: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 13

Diese Wandlung ist verstaumlndlich wenn jener sich auf die Zeit

bald nach den Sonderverhandlungen mit Athen bezieht als die

Geruumlchte eben erst angefangen hat ten zu wirken waumlhrend

dieser die Stimmung auf dem Kongreszlig wiedergibt auf dem

Phil ipp nicht versaumlumt haben wird im persoumlnlichen Umgang

mit den Gesandten jene Hoffnungen zu staumlrken So moumlchte

ich glauben daszlig das diaaumlovg Xoyov Diodors sich nicht erst auf

die Verhandlungen zu Korinth sondern auf die Zeit zwischen

den athenischen Separatverhandlungen und dem Brief des Isoshy

krates vielleicht schon in die Zeit der ersteren selbst zu setzen

ist Jedenfalls hatte Phi l ipp nachdem er den Brief des Isoshy

krates gelesen ha t te kaum noch eine Veranlassung jenes

bdquoGeruumlcht in Umlauf zu bringen E r haumltte damit offene Tuumlren

eingerannt Hiernach kam es nur noch darauf an die Hoffshy

nungen der Griechen auch zu verwirklichen Somit moumlchte

ich diesen ersten Satz des sect 2 als chronologisch sich unmittelshy

bar an sect 1 anschlieszligend betrachten

Wohin gehoumlrt nun der zweite Satz des sect 2 wonach Phishy

lipp cpiXocpgovovjuevog ngbg aumlnavxag xal ibiq xal xoivfj xaig no-

Xeaiv unecpaivexo szligovXeaampai biaXeampfjvai negl xcoumlv ovucpegoumlvxcov

woran sich in sect 3 die Kriegssitzung anschlieszligt Der Satz

enthaumll t offenbar die Ankuumlndigung einer Versammlung mit der

Tagesordnung negl xcoumlv oviicpegovxa)v A priori kann man

schwanken ob damit die korinthischen Verhandlungen uumlbershy

haupt praktisch also zunaumlchst die Bundesverhandlungen oder

speziell die Kriegsdebatte gemeint ist Im ersteren Falle wuumlrde

der Satz sich chronologisch an den vorhergehenden Satz anshy

schlieszligen sodaszlig die Luumlcke d a h i n t e r anzunehmen waumlre im

zweiten Falle wuumlrde er mit sect 3 zusammengehoumlren sodaszlig die

Luumlcke d a v o r ihren Platz haumlt te Der Ausdruck negl xcoumlv avii-

cpegovxmv scheint ein beliebter terminus technicus fuumlr die Beshy

zeichnung von Tagesordnungen bei Ladungen zu sein Vgl

Diod XX 46 5 wo Antigonos (3076) an die Wiedererweckung

des korinthischen Bundes denkt und seinem Sohne Demetrios

Poliorketes befiehlt avvedgovg ovarfjaaadai xovg szligovevaojuevovg

xoivfj negl xcoumlv xfj FJlddi avxqgtegoumlvxagti Ahnlich Polyb IV

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

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Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 14: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

14 10 Abhandlung U Wilcken

22 2 wo Philipp V nach Korinth beruft xovg szligovXevooiievovg Imeg xcoumlv xoivfj ovLicpegoumlvxcov Nach Zusammentritt des ovv-ebgiov stellt Philipp dann die spezielle Frage was mit den Aetolern geschehen solle worauf der Krieg gegen sie beshyschlossen wird (c 25)l) Namentlich das zweite Beispiel ist lehrreich da es uns zeigt daszlig die Ladungen gern zunaumlchst mit der allgemeinen Formel negl xorv ovixcpegoumlvxcov erfolgten waumlhrend das speziell zu behandelnde Thema erst bei Eroumlffnung der Versammlung mitgeteilt wurde Hiernach kann die obige Alternative durch die Anwendung dieser Formel negl xcoumlv avfi-cpegovxcov nicht entschieden werden da sie sowohl fuumlr die Lashydung zur konstituierenden Versammlung wie fuumlr die zur Kriegsshysitzung passend war Wohl aber spricht fuumlr den spaumlteren Anshysatz (Kriegssitzung) daszlig das szligovXeod-ai aumliaXeyszligfjvai von dem unmittelbar folgenden dtaXeyszligeig in sect 3 nicht getrennt werden kann Es liegt also genau wie bei Polybius nachdem die Lashydung negl xSngt ovicpegovxcov erfolgt war sprach Philipp im Synhedrion negl xov ngbg Ilegaag noXewv Daszlig auch die vorshyhergehenden Worte cpiXocpgovoviievog xxX fuumlr diese Deutung sprechen soll unten in anderem Zusammenhange gezeigt werden So komme ich zu dem S c h l u szlig e r g e b n i s daszlig die Luumlcke in der Diodor die k o n s t i t u i e r ende V e r s a m m l u n g uumlbe r shysp rungen ha t in sect 2 zwischen dem ers ten und zwei ten Satz anzuse tzen ist

Jus t in IX 5

sect 1 Conpositis in Graecia rebus Phiuumlppus otnnium ci-vitatum legatos ad formandum rerum praesenuumlum statum evocari Corinthum iubet sect 2 Ibi pacis legem iiniversae Grae-ciae pro meritis singularum civitatum statuit consiliumqiie

l) Vgl K a e r s t Rhein Mus 1 c 553 der fuumlr den peloponnesischen Bund auf Xen Hell V 2 20 verweist aviiszligovXeveiv ozi ytyvwoxei zig aumlgi-ozov zfj neXonovvrjoqj xal zoig oviiidxoig Vgl auch in der Urkunde uumlber den chremonideischen Krieg (Syll I3 4345 49 ff) ovvedgovg aumlvo mdash olziveg [lexauml xe Agewg [xal zcoumlv dnb zcoumlv ovfAfidcov d]noozeXXoiievcov ovveoumlgcov szligov-Xevoovzfai negl zcoumlv xoivfji ov]ficpegoumlvrcov

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 15: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 15

omnlum veluuuml unum senatum ex Omnibus legit sect 3 Soli Lacedaemonii et regem et leges contempserunt servitutem non pacem rati quae non ipsis civitatibus conveniret sed a Victore ferretur sect 4 Auxilia deinde singidarum civitatum descri-buntur sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu duce illo bellum inferendum sect 5 Neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparatibus peti sect 6 Summa auxiliorum CG milia peditum fuere et equitum XV milia sect 7 Extra hanc summam et Macedoniae exercitus erat et confinis domitarum gentium barbaria

sect 8 Initio veris tres duces in Asiam Persarum iuris praemittit etc

Dieser Bericht des Justin ist in seiner Vorzuumlglichkeit und Zuverlaumlssigkeit bisher noch kaum genuumlgend gewuumlrdigt worden Im besonderen ist der sect 5 bisher mehrfach voumlllig miszligverstanden und zum Ausgangspunkt irriger Hypothesen gemacht worden Der Hauptfehler lag darin daszlig man diesen Paragraphen einshyzeln herausgegriffen und als Justins Mitteilung uumlber die Kriegsshyfrage in Parallele zu Diodors Bericht uumlber den Kriegsbeschluszlig gestellt hat So haben bekanntlich L von Ranke 1 c und IL Koumlhle r 1 c indem sie sich einseitig auf diesen sect 5 stuumltzten die Ansicht vertreten daszlig der Rachefeldzug gegen Persien unter Philipp 3387 noch gar nicht beschlossen worden sei sondern erst unter Alexander 336 Aber auch J K a e r s t der diese Ansicht mit Recht bekaumlmpft hat hat den sect 5 mdash auch noch in der soeben erschienenen zweiten Auflage seines bdquoHelshylenismus mdash miszligverstanden und ist daher zu keiner vollen Wuumlrdigung des Justinischen Berichtes gekommen

Die Hauptsache ist daszlig man die umstrittenen Worte im Zusammenhang der Gesamtdarstellung Justins auffaszligt Nachshydem Justin in sect 1 die Vorladung der griechischen Gesandten nach Korinth erzaumlhlt hat gibt er in sect 2mdash7 eine wenn auch nur einige Hauptpunkte herausgreifende so doch in sich g e shyschlossene Darstellung von der konstituierenden Versammlung zu Korinth also gerade von dem Teil der Verhandlungen den Diodor uumlbersprungen hat In sect 2 berichtet er uumlber die Be-

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 16: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

16 10 Abhandlung U Wilcken

gruumlndung der xoivrj elgfjvrj und des xoivov avvedgiovl) Die

Hervorhebung daszlig dies fuumlr a l l e Griechen geschaffen sei2)

noumltigt ihn dazu in einer Parenthese (sect 3) den Ausschluszlig der

Lacedaumlmonier zu begruumlnden Mit sect 4 geht er zu der Festshy

stellung der griechischen Kontingente uumlber Hier hat man

den Eindruck daszlig Trogus geradezu auf den Wort lau t des

Schutz- und Trutzbuumlndnisses zuruumlckgegriffen ha t die Altershy

native sive adiuvandus ea manu rex oppugnante aliquo foret seu

duce ( = fyeLiojv) illo bellum inferendum erinnert direkt an die

Sprache der Vertraumlge Das Resultat der damals angestellten

Enquete uumlber die Zahl der Waffenfaumlhigen in den Einzelstaaten

wird in sect 6 mit 200 000 Mann zu Fuszlig und 15 000 Reitern

angegeben3) Damit ist das Thema aber noch nicht erschoumlpft

sondern es wird in sect 7 hinzugefuumlgt daszlig mdash naumlmlich fuumlr dershy

artige Bundeskriege mdash auszliger den griechischen Kontingenten

auch noch das macedonische Heer und die Aufgebote der Ma-

) Mit consiliumque mdash legit ist natuumlrlich nicht gesagt daszlig Philipp damals die Personen der ovveSgoi ausgewaumlhlt habe denn das stand den Staaten zu sondern nur daszlig er prinzipiell das owedgtov geschaffen hat

-) Wie recht Justin hatte wenn er von unicersa Graecia und om-nium cicuumlatum legatos spricht erkennen wir erst jetzt wo wir durch Wi lhe lms Entdeckung uumlber den wahren Umfang des Bundes aufgeklaumlrt sind (s oben S 5 A 2)

3) Zur Kritik dieser Zahlen vgl P ouml h l m a n n Griech Geschichte6

S 284 Auch hierfuumlr ist erst durch Wi lhe lms Aufschluumlsse eine sichere Basis geschaffen Die Vorzuumlglichkeit der Quelle des Trogus legt a priori die Richtigkeit der Zahlen nahe Beloch (Bevoumllkerung S 497) meinte umgekehrt aus dieser truumlben Quelle koumlnne man keine statishystischen Folgerungen ziehen Offenbar handelt es sich bei den angegeshybenen Zahlen nur um die Feststellung der uumlberhaupt zur Verfuumlgung stehenden Wehrfaumlhigen (so schon Boumlhnecke 1 c 602) aus denen dann im Ernstfall die zu stellenden Kontingente bestimmt wurden Aus dem auxuumlia mdash clescribimtur Justins darf nicht mit Kaers t (Hell I2 279) geshyfolgert werden daszlig die Kontingente durch Bundesbeschluszlig festgesetzt wurden und bdquonicht einseitig von der hegemonischen Macht Das clescrishybimtur (statt describit) weist nur darauf hin daszlig jene allgemeine Enshyquete natuumlrlich mit Unterstuumltzung der Einzelstaaten ausgefuumlhrt wurde Die im Einzelfall zu stellenden Kontingente bestimmte einseitig der Hegemon (vgl diazaumlzag xzX bei Diod 1 c sect 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 17: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 17

cedonien gehorchenden Barbarenstaumlmme hinzukommen Die Verbindung der beiderseitigen Verpflichtungen spricht dafuumlr daszlig auch diese Angaben auf das Buumlndnis zuruumlckgehen Also sect 4 und 6mdash7 behandeln die Bestimmungen des Schutz- und Trutzbuumlndnisses uumlber den Umfang der gemeinsamen militaumlrishyschen Machtmittel die eventuell dem Hegemon zur Vershyfuumlgung standen In diese einheitliche Darstellung sind nun eingefuumlgt die Worte des sect 5 neque enim dubium erat Imperium Persarum his apparauumlbus peti die sich deutlich als Parenthese zu seu duce uumllo bellum inferendum ergeben Also bei Bespreshychung der Eventualitaumlt eines offensiven Bundeskrieges zweifelte niemand unter den griechischen Vertretern daszlig diese Bestimshymung eine Offensive gegen Persien im Auge habe Woher diese Gewiszligheit kam haben wir schon bei Diodor gelesen es war die Wirkung davon daszlig Philipp das Geruumlcht ausgestreut hatte er plane einen Rachefeldzug gegen Persien Der sect 5 ist also nichts anderes als ein in P a r e n t h e s e gegebener S t i m m u n g s b e r i c h t vom k o r i n t h i s c h e n Kongreszlig Die Worte zeigen zugleich daszlig bei Besprechung dieses Bundesshyartikels offiziell noch nicht vom Perserkrieg gesprochen worden ist (s unten)

Nun steht aber andrerseits fest daszlig die Vorlage des Jusshytin Trogus Pompeius ebenso wie Diodor auch den Kriegsshybeschluszlig gekannt hat Dafuumlr spricht sect 8 der von der Vor-a u s s e n d u n g der Feldherrn im Fruumlhling 336 redet (praemittit vgl Diod XVI 91 2 ngoaneoxeiXev) woraus sich die Absicht Philipps nachzufolgen von selbst ergibt ferner die sich anshyschlieszligenden Worte in 6 1 Interea dum auxilia a Graecia coeunt womit nur die Ankunft der fuumlr den Perserkrieg ausshygehobenen Kontingente gemeint sein kann Diese beiden Stellen sind schon von Kaers t (Hell I1 427 = I2 527) mit Recht fuumlr die Uumlbereinstimmung des Trogus mit Diodor im Punkte des Perserkrieges Philipps angefuumlhrt worden Doch irrte er wenn er ein weiteres Argument in der Parallelitaumlt von Justin IX 5 4 auxilia mdash describuntur und Diodor XVI 89 3 diaxdtjag $ exdoumlxrj noXet xb nXfjftog xcoumlv elg ovpLiayiav axgaxicoxcoumlv fand

Sitzgsb d philos-philol u d hist Kl Jahrg 1917 10 Abh 2

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

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daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 18: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

18 10 Abhandlung U Wilcken

Diese beiden Stellen haben nach meiner obigen Analyse abshysolut nichts miteinander zu schaffen Justin spricht wie wir sahen von der Feststellung der Waffenfaumlhigen die aus Anlaszlig des Schutz- und Trutzbuumlndnisses waumlhrend der konstituierenden Verhandlungen vorgenommen wurde Diodor dagegen spricht von dem Aufgebot der Kontingente die Philipp nachher auf Grund des Kriegsbeschlusses speziell fuumlr den Perserkrieg vershyfuumlgte Die beiden Maszligregeln sind sachlich und zeitlich scharf zu trennen Dagegen finde ich ein weiteres Argument fuumlr die Uumlbereinstimmung von Trogus und Diodor in dem bisher nicht herangezogenen Prologus der bekanntlich ein selbstaumlndiges von Justin unabhaumlngiges Exzerpt aus Trogus darstellt Hier ist mit klaren Worten die Absicht Philipps einen Perserkrieg zu fuumlhren ausgesprochen mit den Worten (9) cum bella Per-sica moliretur praemissa classe cum dueibus die wieder merkshywuumlrdig uumlbereinstimmen mit Diodor XVI 91 2 xbv ngbg Ilegshyaag nbXeiiov evorijodfievog AxxaXov iikv xal Ilagjuevimva ngoshyaneoxeiXev

Da nun nach obiger Analyse feststeht daszlig Justin in sect 2mdash7 ausschlieszliglich uumlber die konstituierende Versammlung berichtet und andrerseits sich ergeben hat daszlig Trogus den Kriegsbeschluszlig gegen Persien ebenso wie Diodor gekannt hat so scheint mir der Schluszlig unabweisbar daszlig bei J u s t i n zwishyschen sect 7 und 8 der Be r i ch t des T r o g u s uumlber den K r i e g s shybesch luszlig ausgefa l l en ist Somit ergaumlnzen sich fuumlr uns die beiden luumlckenhaften Exzerpte des Justin und Diodor aufs Beste Nach meiner obigen Analyse des Diodor koumlnnen wir den ganzen B e r i c h t des J u s t i n von sect 1 mdash 7 in die oben beze i chne t e Luumlcke desDiodor e inschieben und e rha l t en so e inen wenn auch nur die H a u p t p u n k t e he rvo rhebenshyden so doch inne r l i ch zusammenhaumlngenden Ber i ch t uumlbe r die gesamten Verhand lungen zu K o r i n t h von 3387

Auf die Unrichtigkeit der Anschauungen von R a n k e und Koumlhler brauche ich hiernach wohl um so weniger einzugehen als die meisten neueren Darsteller sie bereits aufgegeben haben Einen leisen Nachklang daran darf man vielleicht bei P o h l -

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 19: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitrage zur Geschichte des korinthischen Bundes 19

mann finden (Griech Geschichte5 S 284) der zwar Kaersts Polemik gegen Koumlhler zustimmt aber doch gar zu vorsichtig sagt daszlig bdquoallem Anscheine nach eben damals zu Korinth der Perserkrieg beschlossen worden sei Wir duumlrfen dies Fakshytum vielmehr ohne jede Einschraumlnkung als voumlllig sicher beshyzeugt hinstellen und zwar ist es nicht nur wie Koumlhler beshytonte durch junge Quellen tradiert (auszliger Diodor und nach obigem Trogus auch Arrian Anab I 1 2 VII 9 5 dazu jetzt die Chronik in P Oxyrh I 12 die im besonderen mit Diodor uumlbereinstimmt) sondern auch schon durch Polyb III 6 12mdash13 (s oben S 9) Dabei ist fuumlr die Bewertung von Diodor und Trogus die unter einander auffallende Uumlbereinstimmungen zeigen von Bedeutung daszlig wie Kae r s t mit Recht betont hat Diodor wieder mit dem aumllteren polybianischen Bericht so enge Beruumlhrungen zeigt daszlig man wohl nicht umhin kann eine gemeinsame Quelle anzunehmen (s oben S 9)

Das obige Ergebnis daszlig in Justin eine Luumlcke zwischen sect 7 und 8 fuumlr den Kriegsbeschluszlig anzunehmen ist habe ich in der mir bekannten neueren Literatur nirgends erwaumlhnt geshyfunden Nur Beloch hat wohl stillschweigend damit operiert jedenfalls hat er S 574 den sect 5 richtig eingeschaumltzt Dashygegen ist die Annahme einer solchen Luumlcke soeben von K a e r s t in Hell P 527 in einer Polemik gegen Beloch auf die ich noch zuruumlckkomme ausdruumlcklich abgelehnt worden Es ist das um so auffallender als er vorher richtig dargelegt hat daszlig auch Justins Bericht den Kriegsbeschluszlig voraussetzt Seine Ablehnung der Luumlcke erklaumlrt sich daraus daszlig er den sect 5 des Justin miszligverstanden hat Er hat verkannt daszlig wie oben dargelegt wurde diese Worte nur eine Parenthese in dem geshyschlossenen Bericht uumlber die Bundesverhandlungen darstellen und daszlig der Kriegsbeschluszlig erst nach Beendigung der konshystituierenden Verhandlungen gefaszligt worden ist (s unten) In welchem Zeitpunkt Kaers t sich den letzteren denkt ist nicht leicht zu erkennen denn trotz der breiten Behandlung des korinthischen Bundes im III Kapitel seines bdquoHellenismus ershyfaumlhrt man kaum etwas Tatsaumlchliches uumlber die wirklichen Vor-

2

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

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Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 20: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

20 10 Abhandlung U Wilcken

gaumlnge wie sie sich damals in Korinth abgespielt haben Auch der Anhang III gibt hieruumlber keine ganz klare Auskunft Inshydem er die Trennung der konstituierenden Versammlung von der Kriegssitzung ablehnt (s unten) scheint er sich den Hershygang so zu denken daszlig der Kriegsbeschluszlig mitten in die Buumlndnisverhandlungen hineingehoumlrt So sagte er in Syb Hist Z 38 14 bdquoIch kann mir auch nicht recht vorstellen daszlig die Festsetzung der Bundeskontingente ohne den Hinweis auf den persischen Krieg erfolgt sein sollte Die allgemeine Redewenshydung eines Epitomators wie Justin neque enim dubhim erat etc faumlllt m E dagegen nicht entscheidend ins Gewicht Daszlig jene Vorstellung irrig war ist oben gezeigt Tatsaumlchlich ist waumlhrend der Verhandlungen uumlber die Bundesakte im besonshyderen auch bei der Festsetzung der Kontingente offiziell n i c h t vom Perserkrieg gesprochen worden Jene Worte Justins aber die richtig gedeutet als Stimmungsbericht ganz vorzuumlglich sind werden fuumlr K a e r s t zu einer bdquoallgemeinen Redewendung eines Epitomators So auch noch in Hell P 527 wo ihre Vershywendung zur Widerlegung Koumlhlers (S 5267) zeigt daszlig er sie auch jetzt noch nicht richtig auffaszligt Hier ist wenigstens die geringschaumltzige Charakterisierung der ersten Auflage S 427 (bdquodie wir sehr wohl als eine nichtssagende Phrase ansehen koumlnnen) fortgelassen worden Ebenso irrig ist es nach Obigem wenn er jene Worte Justins im Rhein Mus 52 535 A 4 mit Diodors sect 3 fieydXag nagaaxevdg enoteixo ngbg xrv inl xovg Ilegaag argaxeiav in Parallele stellt

2

Die konstituierende Versammlung und die Kriegssitzung

Die vorstehende Analyse von Diodor und Justin hat nebenshybei bereits ergeben daszlig bei beiden der Rachekrieg gegen Pershysien nicht auf der konstituierenden Versammlung sondern in einer spaumlteren Sitzung beschlossen worden ist Da Kaers t neuerdings erklaumlrt hat daszlig bdquoeine sichere Bezeugung von zwei verschiedenen Bundesversammlungen jedenfalls in unserer Uumlber-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 21: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 2 1

lieferung nicht erkennbar sei (Hell P 528) muszlig ich hierbei noch einen Augenblick verweilen Ich finde wie schon oben angedeutet wurde die vermiszligte Bezeugung in den Worten mit denen Diodor (sect 3) den Kriegsbeschluszlig einleitet dioneg ev Kogivampco xov xoivov avvedgiov avvayszligevxog Wenn das avve-dgiov bdquoversammelt wurde muumlssen vorher die konstituierenden Verhandlungen durch die dieser Bundesrat erst geschaffen wurde ihren Abschluszlig gefunden haben1) Die Urkunde darshyuumlber die avvd-fjxai (vgl Ps Dem 17) muszlig perfekt und von den Bundesmitgliedern beschworen gewesen sein ehe auf Grund der Urkunde die Bundesratsmitglieder erwaumlhlt und zu der Sitzung nach Korinth delegiert werden konnten in der Philipp dann den Kriegsantrag gestellt hat So e r g i b t sich aus Obigem mit S iche rhe i t daszlig wir die K r i e g s s i t z u n g in der der P e r s e r k r i e g beschlossen wurde von der konshys t i t u i e r e n d e n Ver sammlung zu t r e n n e n haben 2 ) W a h r shysche in l i ch war j ene die e r s t e B u n d e s r a t s s i t z u n g uumlber shyh a u p t

In diesem Grundgedanken stimme ich also mit Beloch (Griech Gesch II 606) uumlberein bezuumlglich der absoluten Chronoshylogie der beiden Versammlungen kann ich ihm jedoch nicht folgen Nachdem er S 5734 im Anschluszlig an Chaeronea uumlber die konstituierende Versammlung berichtet hat kommt er erst S 606 auf den Kriegsbeschluszlig zu sprechen den er in den Herbst 337 setzt mit der Begruumlndung bdquoDiod XVI 89 unter dem Jahre 3376 Daszlig der Perserkrieg nicht auf der konshystituierenden Versammlung des korinthischen Bundesrates beshyschlossen wurde zeigen die Angaben bei Justin IX 5 auch haumltte Philipp den Krieg dann schon 337 eroumlffnen muumlssen

1) Vgl Diod XIV 82 2 (zum Jahre 395) xal ngmxov fikv avvedgiov xoivov ev Tfj Koglvampco ovoxrjodfievoi xovg szligovevoopievovg enefinov Zuerst wird das Synhedrion konstituiert dann werden die Abgeordneten entshysendet

2) Durch den bestimmten Artikel xov xoivov ovvedglov zeigt Diodor deutlich an daszlig nicht ein Synhedrion sieh bildet sondern daszlig i l a s Synshyhedrion das vorher geschaffen war zusammentrat

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 22: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

22 10 Abhandlung U Wilcken

Aus der letzteren Bemerkung ergibt sich daszlig Beloch sich den

Schluszlig der konstituierenden Versammlung offenbar vor dem

Fruumlhl ing 337 denkt da nur dann die uumlbliche Fruumlhlingsoffenshy

sive in Frage gekommen waumlre Also nimmt er eine etwa h a l b shy

j auml h r i g e P a u s e zwischen dieser und der Kriegssitzung an

Diesem entspricht auch die Auseinanderreissung der beiden

Sitzungen in seiner Darstel lung (s oben)

Gegen diese Konstruktion habe ich schwere Bedenken

trotz der Zust immung die sie bei W i l h e l m 1 c S 43 geshy

funden hat 1) Beloch scheint nicht beachtet zu haben daszlig

nach Diodor (vgl auch Polybius oben S 9) Phil ipp p e r s ouml n shy

l i c h an der Kriegssitzung teilgenommen und selbst den Anshy

t rag gestellt hat Wenigstens erwaumlhnt er dies in seiner Darshy

stellung mit keinem W o r t sondern laumlszligt den Krieg auf der

Tagsatzung einfach beschlossen werden Mit Philipps Anshy

wesenheit wird aber die Annahme einer halbjaumlhrigen Pause

von vornherein so unwahrscheinlich wie moumlglich Nach Diodor

ist Philipp erst nach der Kriegssitzung nach Macedonien zushy

ruumlckgekehrt Zu welchem Zweck sollte sich Phil ipp zwischen

den beiden Versammlungen ein halbes J ah r lang auszligerhalb

seines Reiches aufgehalten haben Oder sollte er schon nach

der ersten zuruumlckgekehrt und zur zweiten nochmals nach

Griechenland gezogen sein Eines ist so unwahrscheinlich

wie das andere Alles spricht vielmehr dafuumlr daszlig es in Phi shy

lipps Interesse lag sobald er auf der konstituierenden Vershy

sammlung sein Ziel erreicht ha t t e auch sofort zur Kriegsshy

sitzung einzuladen Wenn ich nicht irre kann man aus Dioshy

dor sect 2 entnehmen daszlig diese Ladung noch am Schluszlig der

konstituierenden Sitzung selbst erfolgte cpiXocpgovovszligevog de

ngbg aumlnavxag xal idiq xal xoivfj xalg noXeaiv aumlnecpaivexo szligov-

Xeadai aumliaXeyszligfjvai negl xcoumlv avLicpegovxojv W o hatte Philipp

eine solche Gelegenheit bdquoallen privatim und oumlffentlich sein

Wohlwollen zu zeigen wie gegenuumlber den versammelten Ver-

) Die Einwendungen die Kaers t (Hell I2 5278) gegen Beloch ershyhebt sind soweit richtig nicht entscheidend

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 23: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 23

tretern der griechischen Staaten auf dem Kongreszlig Und was lag naumlher als daszlig er eben durch diese Vertreter ihren noumlXeig ankuumlndigen lieszlig daszlig er auf einer Bundesratssitzung negl xcoumlv ovjucpegovxcov (S 13 f) reden wolle1) So wird die Kriegssitzung den Bundesverhandlungen gefolgt sein sobald die noumltigen Forshymalien erledigt waren d h sobald die avvampfjxai beschworen und perfekt waren sodaszlig die Wahl und Entsendung der avv-edgoi vorgenommen werden konnte

Worauf beruht nun Belochs Annahme der halbjaumlhrigen Pause Seine Praumlmisse daszlig die konstituierende Versammlung vor dem Fruumlhling beendet gewesen sei ist an sich moumlglich beruht aber nur auf einer Schaumltzung Fuumlr die Datierung der Kriegssitzung in den Herbst stuumltzt er sich nur auf Dioshydors Datierung (3376) denn Justin den er richtig verstanden hat (s oben S 19) gibt keine absoluten Daten Die Unzu-verlaumlssigkeit der Diodorischen Chronologie ist bekannt genug Immerhin sei daran erinnert daszlig wenige Kapitel spaumlter (XVII 2) die Taten Alexanders vom Jahre 336 unter dem Archonten-jahr 3354 erzaumlhlt werden Ferner hat sich uns oben ergeben daszlig Diodor in XVI 89 nicht nur die Kriegssitzung sondern auch die konstituierende Versammlung resp ihre Vorbereitungen nach Chaeronea unter das Jahr 3376 versetzt was auf alle Faumllle ein Fehler ist Hiernach nuumltzt es der Autoritaumlt des Diodor wenig daszlig auch die Chronik von Oxyrhynchos (Oxy I 12) der uumlberdies mehrere Fehler nachgewiesen sind2) die Kriegssitzung in das Archontenjahr 3376 versetzt Selbst wenn man die Kriegssitzung sogleich in den Anfang des attishyschen Archontenjahres verlegt statt in den Herbst wozu keine Veranlassung ist wuumlrde Philipp hiernach da er wie festgeshystellt an der Sitzung teilgenommen hat doch etwa ein volles Jahr nach der Schlacht von Chaeronea sich in Griechenland aufgehalten haben Wuumlrde ferner eine so spaumlte Ruumlckkehr

) So aufgefaszligt zeigt der Satz daszlig die Quelle Diodors recht einshygehend uumlber die konstituierende Versammlung gehandelt hat

2) Vgl auszliger dem Kommentar der Editoren Soltau Philologus 58 (N F 12) S 558 Vgl auch Kaerst 1 c 528

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 24: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

24 10 Abhandlung U Wilcken

nach Macedonien mit den sonstigen Erlebnissen Philipps vershy

einbar sein Zwar ha t sich die fruumlhere Annahme daszlig noch

ein illyrischer Feldzug ins J a h r 337 zu setzen sei als irrig

erwiesen1) Aber wuumlrden die Vermaumlhlung mit Kleopatra die

ihm noch vor seinem Tode ein Kind geboren ha t und die

sonstigen Verwicklungen im Hause chronologisch untergebracht

werden koumlnnen Und ist es wahrscheinlich daszlig die konstishy

tuierende Versammlung deren Schluszlig wir nach Obigem dicht

an die Kriegssitzung heranruumlcken muumlssen bis in den Hochshy

sommer 337 gedauert hauml t te Alle diese Bedenken sprechen

dafuumlr daszlig in der chronographischen Tradition eine i r r tuumlmshy

liche Verschiebung vorl iegt und daszlig beide Sitzungen ins

J ah r 3387 zu verlegen sind Da die erste Truppensendung

erst Fruumlhl ing 336 erfolgte wird die Kriegssitzung immerhin

mdash hierin folge ich Belochs Anregung mdashbull so spaumlt im Jahre 337

getagt haben daszlig damals eine sofortige Eroumlffnung der Feindshy

seligkeiten nicht opportun erschien Daszlig die konstituierende

Versammlung sich bis dicht an diesen Termin heran ausdehnte

also vielleicht etwas laumlnger war als Beloch annahm ist an

sich sehr moumlglich Bedenkt man wie viel es nach dem Seshy

paratfrieden mit Athen mdash den Wendland 1 c 177 etwa 2 Moshy

nate hinter Chaeronea also Ende Oktober ansetzt mdash fuumlr Phi shy

lipp im Peloponnes zu ordnen gab so werden wir den Anfang

des Kongresses fruumlhestens in das letzte Ende des Jahres 338

setzen koumlnnen Bedenkt man weiter wie zeitraubend manche

Maszligregeln waren wie die oben erwaumlhnte Enquete uumlber die

Waffenfaumlhigen Griechenlands und daszlig Philipp ehe er die Gashy

rantie der noXixeiai uumlbernahm sie vorher in seinem Sinne geshy

ordnet ha t te (Diod XVIII 56 2) so koumlnnen sich die konstishy

tuierenden Verhandlungen sehr gut bis uumlber den Fruumlhl ing

hinaus hingezogen haben Es liegt mir fern diesen Termin

]) Ed Meyer Sitzber d Berl Akad 1909 S 761 Meyers Schluszlig (S 759 A 1) aus Didymos 13 4 ff daszlig Philipp 339 von den Triballern geschlagen sei kann ich nicht zustimmen Das Richtige bei Wal ter F l o r i a n Studia Didymea historica ad saeculum IV pertinentia Diss Leipzig 1908 S 38 f

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 25: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 25

genau fixieren zu wollen Es kam mir nur darauf an zu

zeigen daszlig die beiden Sitzungen ohne lange Pause aufeinander

gefolgt sind und sicherlich nicht bis in den Herbst gewaumlhrt

haben

Die Trennung der konstituierenden Versammlung von der

Kriegssitzung bezuumlglich deren ich prinzipiell mit B e l o c h geshy

gen K a e r s t uumlbereinstimme ergibt nun manche Konsequenzen

die von historischem Interesse sind

Zunaumlchst folgt aus dem oben S 21 Gesagten daszlig die

griechischen Staaten in der konstituierenden Versammlung nicht

wie bisher wohl allgemein angenommen ist1) von den avvedgoi

vertreten gewesen sind W e r sie vertreten hat sagt der auch

hierin wieder vorzuumlgliche Bericht des Jus t in sect 1 es waren ihre

legati ihre Gesandten die Phil ipp nach Korinth befohlen hatte

Also mit den ngeaszligeig der Einzelstaaten hat Philipp die Neushy

ordnung Griechenlands durchgefuumlhrt und die avvampfjxai festshy

gelegt Diese grundlegenden Beschluumlsse sind nicht vom avvshy

edgiov sondern durch uumlbereinstimmenden Beschluszlig der Bundesshy

mitglieder unter Vermittelung ihrer Gesandten gefaszligt worden

Daher werden sie auch in unserer Tradi t ion wenn ich recht

sehe nicht auf das avvedgiov sondern auf die EXXnves zuruumlckshy

gefuumlhrt So wird fuumlr das Verbot daszlig die Griechen nicht auf

Seiten der Barbaren kaumlmpfen duumlrfen hingewiesen auf xd xoivfj

aumlotavxa xoig EXXrjaiv (Arrian I 16 6) oder xd doumlynaxa xcoumlv

EXXfjvcov (Arrian III 23 8) Vgl auch Ditt Syll P 283 (Chios)

xb doumlyxa xb xcoumlv EXXijvcov Dagegen in Ditt Syll P 261 wo

wirklich ein Beschluszlig des Synhedrion vorliegt heiszligt es yaxd

xb boxrjiia xov avvedgiov XCOVEXJMVCOV1) Man vergleiche wie

spaumlter im Jahre 319 Polyperchon (Diod XVIII 86 7) die Beshy

schluszligfassung uumlber ein ganz aumlhnliches Verbot auch durch die

einzelnen Gemeinden anordnete notfjoaoi)ai de aumloyiia ndvxag

J) Trotz seiner richtigen Grundauffassung auch von Beloch Gr Gesch II 606 A 1 wo er von der k o n s t i t u i e r e n d e n Versammlung des korinthischen Bundes ra t e s spricht

2) Die Inschrift ist daher genauer inde ab a 337 nicht inaumle ab a 338 zu setzen da es 338 noch kein avvedgiov gab

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 26: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

26 10 Abhandlung U Wilcken

xovg EXXijvag firjbeva axgaxeveiv iifjxe ngdxxeiv vnevavxia rjtuv In aumlhnlicher Form wird auch Philipp die von ihm gewuumlnschten doyiiara angeordnet haben (s unten Abschnitt 3)

Ferner ergibt sich fuumlr die Verhandlungsobjekte der beiden Versammlungen daszlig der Krieg gegen Persien ausschlieszliglich in der Kriegssitzung besprochen worden ist waumlhrend in der konstituierenden Versammlung offiziell mit keinem Wort darauf hingewiesen ist Dies folgt deutlich aus Justin sect 4 und 5 in dem Buumlndnisvertrag mit Philipp war ganz allgeshymein von der Moumlglickkeit einer Offensive unter Philipps Leishytung gesprochen (seu duce illo bellum inferendum) ohne Hinshyweis auf die Perser doch zweifelte niemand daszlig er gegen diese gerichtet war (oben S 17) Gerade der letzte Satz laumlszligt keinen Zweifel daran daszlig es Philipp damals noch vermieden hat offiziell vom Perserkrieg zu sprechen Da wo der Vershytrag von dem Verbot beim Perser Solddienst zu nehmen handelte scheint man absichtlich nur von szligdgszligagoi gesprochen zu haben nicht von den Persern Vgl Arrian 1 16 6 ein nagd xd xoivfj oumld^avxa xolg EXXrjoiv EXXvveg bvxeg evavxia xfi EXXdbi vneg xcoumlv szligagszligdgcov eiiaumlyovxo Vgl III 14 6 Daher auch Ditt Syll P 283 10 f Ich bin also der Ansicht daszlig der Vertrag uumlberhaupt keine Bestimmungen uumlber den Persershykrieg und uumlber Persien enthalten hat waumlhrend Kae r s t z B annimmt daszlig er sehr wichtige Festsetzungen uumlber das Vershyhaumlltnis des Bundes zum Perserreich enthalten habe (Rhein Mus 52 520 A 1)

Warum vermied Philipp nun waumlhrend der konstituierenden Versammlung offen vom Perserkrieg zu sprechen Es lassen sich verschiedene Gruumlnde dafuumlr denken Einmal wollte er wohl den Vertrag mit Griechenland der ihm das Kommando uumlber die griechischen Kontingente verlieh erst in der Tasche haben ehe er dem Perser offen als Feind entgegentrat Andrerseits mochte er schon nach Chaeronea voraussehen daszlig auch wenn alles nach Wunsch gehe er zum naumlchsten Fruumlhjahr noch nicht die griechischen Kontingente nach Asien fuumlhren koumlnne Haumltte er schon damals den Perserkrieg proklamiert ehe er mit Grie-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 27: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 27

chenland fertig war so haumlt te er dem Perser Gelegenheit geshy

geben seinerseits sich zu ruumlsten und eventuell Feindseligkeiten

zu eroumlffnen waumlhrend Philipp noch in Korinth gebunden war

Darum hielt er den Kriegsplan geheim und beschraumlnkte sich

darauf zur Stimmungsmache jenes Geruumlcht unter den Griechen

zu verbreiten

Die Feststellung daszlig die owftfjxai noch keinen Hinweis

auf den Perserkrieg enthielten ist wichtig fuumlr die scharfe Aufshy

fassung des Titels fjyeiicoumlv der Philipp nach Ditt Syll P 260

21 bereits in diesen avvampfjxai beigelegt war Dieser Titel entshy

haumll t also noch keine spezielle Beziehung zu seinem Oberkomshy

mando im Perserkrieg sondern er bezeichnet die leitende Stelshy

lung die Philipp fuuml r L e b e n s z e i t an der Spitze des Hellenenshy

bundes (fjyeficov xfjg EXXdaumlog) als Inhaber der Militaumlrhoheit

zuerkannt wurde Den militaumlrischen Charakter betont mit

Recht K ouml h l e r Sitzungsber 1892 511 Die neuerdings uumlbshy

lich gewordene Bezeichnung als bdquoPraumlsident trifft nicht ganz

den Kern

Von diesem Titel ist oft nicht scharf genug geschieden

worden der Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog den Philipp erst

nachtraumlglich in der Kriegssitzung erhalten hat Vgl Diod

XVI 89 3 (vgl 60 5) XVII 4 9 (von Alexander) Pap Oxy

I 12 1 c Fuumlr die Richtigkeit dieser Tradition spricht das

Wortspie l in Ps Demosth 17 12 (cbg xal xfjg eniogxiag avxo-

xgdxogog ovxog exeivov) das jedenfalls zeigt daszlig eine aixo-

xgdxeia dem macedonischen Koumlnig zugestanden haben muszlig1)

Mit diesem Titel muszlig im Gegensatz zum perpetuierlichen yye-

JUCOV ein auszligerordentliches Spezialkommando mit unumschraumlnkter

Vollmacht fuumlr den Perserkrieg gemeint gewesen sein Natuumlrshy

lich blieb der Koumlnig daneben immer der i)yeiiuuml)v des Bundes

und entsprechend der militaumlrischen Bedeutung von fjyeLicbv ist

dieser Titel in den alten Quellen oumlfter auch mit dem Persershy

zug verbunden worden2) Auch macht es nichts aus daszlig

) Dies meint offenbar auch Niese Griech Mak Staat I 39 A 4 2) Arrian VII 9 5 (Rede Alexanders) wo es von Philipp heiszligt xal

tjyefiojv avioxgaumlxajg avxndatjg xfjg aumlXXrjg EXXaumlbog dnoaumleixampelg xfjg enl xbv

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 28: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

28 10 Abhandlung U Wilcken

Aeschines I I I 132 mdash nicht titular mdash von xfjg enl xbv Uegorjv

fjyeiioviag redet Dagegen halte ich es fuumlr inkorrekt wenn

man umgekehrt den Titel axgaxrjybg avxoxgdxcog auf die Stelshy

lung des Koumlnigs an der Spitze des Bundes (abgesehen vom

Perserzug) bezieht J)

3

Philipps Auftreten in Korinth

Die Frage welche Formen der Sieger von Chaeronea geshy

waumlhlt ha t um dem besiegten Griechenland auf dem Kongreszlig

zu Korinth seinen Willen aufzudruumlcken ist von historischem

Interesse sowohl zur Beurtei lung der politischen Situation wie

auch zur Wuumlrd igung des Diplomaten Philipp In unserer

truumlmmerhaften Tradition sind nur geringe Anhaltspunkte zur

Beantwortung dieser Frage aber sie fuumlhren doch etwas weiter

als manche modernen Darstellungen vermuten lassen

Um die K r i e g s s i t z u n g fuumlr die die Frage einfacher liegt

vorwegzunehmen so habe ich schon oben S 9 A 1 betont daszlig

sowohl Polybius III 6 13 wie Diodor XVI 89 3 uumlbereinstimshy

mend berichten daszlig P h i l i p p es gewesen ist der den Rache-

feldzug vor dem Synhedrion beantragt hat Ein Zweifel an

der Richtigkeit dieser Tradition scheint mir nicht zulaumlssig und

duumlrfte kaum zu begruumlnden sein Sie paszligt aufs beste zu der

anderen aus Diodor und Justin gewonnenen Nachricht daszlig

Philipp schon bald nach Chaeronea das Geruumlcht verbreitete

daszlig er einen solchen Feldzug plane und zwar als panhellenishy

schen Rachezug im Sinne des Isokrates Mag das ngoexgeyaxo

xovg avvedgovg des Diodor eine Uumlbertreibung sein gegenuumlber

dem ngoelhxo des Polybius jedenfalls ist es doch bedeutsam

IJegoip axgaxiaumlg Vgl auch Arrian I 1 2 An anderen Stellen ist zweifelshyhaft ob das eine oder andere gemeint ist

) Vgl Ranke Weltgeschichte I 151 Kaers t Rhein Mus 52 535 556 Hell I2 280 Niese I 39 A 4 und Kaers t Rhein Mus 1 c sehen in fjyeftajv den amtlichen offiziellen Titel

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 29: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 29

daszlig Philipp selbst die Initiative in die Hand nahm und sie nicht dem Synhedrion uumlberlieszlig Gleichwohl tritt das in den modernen Darstellungen meist nicht hervor Droysen Hell P 43 bdquoEndlich der Schluszligstein des Ganzen es wurde der Krieg gegen die Perser beschlossen Ed Meyer Kl Sehr 293 bdquoZugleich proklamierte dieser Bund den Nationalkrieg gegen Persien Wollte Philipp sich jetzt als Hellenen beshywaumlhren so muszligte er das nationale Programm annehmen etc K a e r s t Hell P 270 bdquoSchon in der antiken Uumlberlieferung tritt uns die Auffassung entgegen daszlig von der Versammlung des durch Philipp zu Korinth begruumlndeten Bundes hellenischer Staaten ein allgemeiner Rachekrieg beschlossen worden sei Auch S 273 A 3 laumlszligt er sich dies Argument gegen Meyer entgehen Unklar auch Beloch Griech Gesch II 606 Richtiger aber auch nicht scharf genug Niese I 39

Wenden wir uns zu der k o n s t i t u i e r e n d e n V e r s a m m shylung Hierfuumlr ist zunaumlchst wichtig zu konstatieren daszlig Phishylipp mindestens schon zur Zeit der Separatverhandlungen mit Athen sein Programm (xotvi elgfjvrj und avvedgiov) fix und fertig hatte S oben S 12 zu Plutarch Phok 16 In welcher Form hat er dies Programm nun in Korinth vorgelegt Der Einzige bei dem ich eine klare Aussprache daruumlber gefunden habe ist Droysen Hell P 43 bdquodort (in Korinth) wurde bdquoder gemeine Friede und Bundesvertrag errichtet vielleicht auf Grund des von Koumlnig Philipp vorgelegten Entwurfes gewiszlig nicht in der Form eines einseitigen makedonischen Befehls Der Grundgedanke ist gewiszlig richtig daszlig Philipp nicht einshyseitig befohlen sondern auch der Beratung mit den griechishyschen Gesandten Raum gegeben hat Und doch laumlszligt sich wenn ich nicht irre zeigen daszlig er die Grundlage fuumlr die Verhandlungen gerade in der von Droysen ausdruumlcklich abshygelehnten Form naumlmlich in einem koumln ig l i chen E r l a szlig vorshygelegt hat

Ich entnehme dies dem aumlidygaiicia des Philippos Arrhi-daios resp des Polyperchon vom Jahre 319 das uns Diodor XVIII 56 aus seinem vorzuumlglichen Gewaumlhrsmann Hieronymus

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

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Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 30: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

30 10 Abhandlung Uuml Wilcken

von Kardia im Wort laut uumlberliefert hat 1) Der Grundgedanke

dieses koumlniglichen Erlasses durch den Polyperchon im Kampf

gegen Kassander zu avniiayiai zu kommen hoffte (c 55 3 vgl

69) ist der daszlig die Ordnung Griechenlands wieder auf den

Stand zuruumlckgebracht werden soll den Phil ipp in Korinth geshy

schaffen und Alexander dann erneuert hatte Der Koumlnig sagt

schon nach dem Tode Alexanders habe er den Wunsch gehabt

enavayayeiv ndvxag enl xrjv elgfjvijv xal xdg noXuxetag uumlg ampiXmncgtg

6 fjLiexegog naxijg xaxeoxrjoev (sect 2) Je tz t nach den Wir ren des

lamischen Krieges und der naumlchsten Jahre will er dies nun ausshy

fuumlhren und erklaumlrt daher (sect 3) xaxaaxevdtoLiev viiiv elgijvvv

noXixeiag de zdg enl (Puumlinnov xal AXe^dvdgov xal xdXXa ngdxxeiv

xaxcx xd diaygdciiaxa xd ngoumlxegov vn1 exeivcov ygacpevxa Uumlber

diese aumliaygaumljufiara des Philipp und Alexander die hier als Norm

hingestellt werden habe ich nur bei B ouml h n e c k e und S c h auml f e r

Ausfuhrungengefunden B ouml h n e c k e 1 c 603 meint offenbar unshy

sere Stelle wenn er von den Vertraumlgen Philipps und Alexanders

mit den Hellenen sagt de his pactis (er spricht vorher uumlber

die f e r t i g e n Beschluumlsse von Korinth) diagrammata in singulas

civitates missa esse videntur Es entspricht aber weder dem

Wesen der Vertraumlge noch der biaygaumliipaxa daszlig uumlber schon

abgeschlossene Vertraumlge nachtraumlglich noch aumliaygdjuaxa vershy

fuumlgt sein sollen S c h auml f e r 1 c 50 A 2 denkt bei den bia-

ygdiiiiaxa 1 c an die in den Separatvertraumlgen von Phil ipp anshy

geordneten und in den allgemeinen Frieden aufgenommenen

Grenzbestimmungen Zu dieser Deutung zu der uumlbrigens das

xaumlXXa ngdxxeiv nicht gut passen wuumlrde und die uumlberhaupt

einen fernliegenden Gedanken in den Kontext hineintraumlgt 2) ist

Schaumlfer offenbar gekommen indem er didygaLicia im Sinne von

Figur Riszlig Zeichnung nimmt und etwa an Flurkarten denkt

Es scheint mir aber zweifellos daszlig mit diesen von Koumlnigen

geschriebenen diaygduuaxa nur der aus der hellenistischen

l) Fuumlr die Echtheit Beloch Griech Gesch III 102 A 2 J acoby Pauly-Wiss VIII 1558

J) Auszligerdem sind derartige Separatvertraumlge mit Grenzregulierungen nur von Philipp nicht von Alexander geschlossen worden

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

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Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 31: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 31

Kanzlei uns bekannte terminus technicus fuumlr koumlnigliche Ershylasse Edikte gemeint sein kann Das naumlchstliegende Beispiel bietet uns der Erlaszlig des Philippos Arrhidaios selbst der von Diodor in c 55 3 57 1 und 64 3 ausdruumlcklich als aumlidygaiiLiu bezeichnet wird (abwechselnd mit didxayna 64 5) Ich ershyinnere ferner an das didygaiicia durch das Alexander im Jahre 324 die Ruumlckkehr der Verbannten angeordnet hat (vgl Ditt Syll3 306 aus Tegea) Die diaygdcpa Alexanders in der aumlolischen Inschrift von Eresos (Dittenberger Or Gr I 8 II) wird nur eine dialektische Nebenform sein Im uumlbrigen genuumlgt es hier auf die Zusammenstellungen der Graeca Halens i s in den Dikaiomata S 42 f zu verweisen Es handelt sich also um E r l a s s e des Philipp und Alexander Ich glaube nun nicht daszlig hier ganz allgemein auf die saumlmtlichen Erlasse hingewiesen sein soll die die beiden jemals verfuumlgt haben Dazu wuumlrde schon nicht passen daszlig z B die Zuweisung von Samos an Athen (sect 7) im Widerspruch steht zu jenem Edikt Alexanders vom Jahre 324 Ich moumlchte vielmehr die aumliaygaumliijuaxa fuumlr Erlasse halten aus deren Inhalt die elgfjvrj und die noXixelai als Hauptsachen besonders herausgehoben sind waumlhrend das Uumlbrige mit xuXXa kurz zusammengefaszligt ist So komme ich zu dem Schluszlig daszlig Philipp (und aumlhnlich spaumlter Alexander) ein bid-ygaijua erlassen hat durch das er die Grundbestimmungen uumlber die elgfjvrj und die noXixeiai usw festgelegt hat Mit der Veroumlf fen t l i chung dieses aumlidygacxiia wird er die k o n s t i t u i e r e n d e V e r s a m m l u n g zu K o r i n t h eroumlffnet haben

Ich gebe zu daszlig diese Deutung des schwierigen Passus vielleicht nicht absolut zwingend ist Wenn ich sie trotzdem zur Diskussion zu stellen wage so tue ich es weil ich eine sachliche Stuumltze dafuumlr in Justins Worten in sect 2 finde ibi pa-cis legem universac Graeciae mdash statuit und weiter in sect 3 pacem mdash quae non ipsis civitatibus conveniret sed a victore ferretur Also bdquodas Gesetz des Friedens wird vom Sieger gegeben Schaumlrfer kann nicht ausgedruumlckt werden daszlig die xoivij elgfjvrj von Philipp oktroyiert worden ist Mir scheint

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 32: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

32 10 Abhandlung U Wilcken

daszlig diese scharfe Formulierung des wie wir sahen hier vorshyzuumlglich unterrichteten Autors gar nicht besser begruumlndet sein koumlnnte als wenn Philipp in einem koumlniglichen didygajijia die Bestimmungen der elgfjvrj und sein sonstiges Programm den Griechen verkuumlndet haumltte

Die Richtigheit meiner Deutung vorausgesetzt wuumlrde ich das historisch Wichtige darin sehen daszlig Philipp den Griechen gegenuumlber seinen Willen in derselben Form kund zu tun fuumlr richtig gehalten hat wie er es auch sonst als Koumlnig von Mashycedonien zu tun gewohnt war und daszlig er in dieser Form einshyseitig die Grundlagen fuumlr die Verhandlungen festgelegt hat was auch durchaus der militaumlrischen Lage entsprach Bei seinem Bestreben sich die Sympathien der Griechen zu geshywinnen (vgl Diodor Polybius) werden wir annehmen duumlrfen daszlig er sein Diagramma in den verbindlichsten Formen abshygefaszligt und mit Versicherungen seiner evvoia nicht gekargt haben wird wie es auch das Diagramma des Philippos Ar-rhidaios tut das uns vielleicht die beste Vorstellung von Philipps Erlaszlig geben kann denn vieles spricht dafuumlr daszlig Polyperchon der ja eine Wiederbelebung der korinthischen Ordnung von 3387 beabsichtigte sich jenes zum Muster geshynommen hat1) Wahrscheinlich hat Philipp in seinem Dia-

bull) Vielleicht liegt sogar eine woumlrtliche Anlehnung vor in xaxaoxev-dCoiiev viitv slgfjvtjv Das ist ein nicht gewoumlhnlicher Ausdruck B r u n o K e i l Elefjv (Sitzber d Sachs Ges 68 1916 4 Heft) S 71 A 1 kann ihn in den Inschriften nur ein einziges Mal nachweisen in Ditt Or Gr I 219 14 und zwar auch im Gebrauch einer hellenistischen Koumlnigskanzlei (Antiochos Soter) Nun gebraucht ihn auch Alexander in dem Brief an Darius bei Arrian II 14 6 den ich im wesentlichen fuumlr authentisch halte (vgl auch Ed M e y e r Kl Sehr 301 A 1 K a e r s t Hell I2 374 A 1) ziv eigfjvgt]v ijv zotg EXXyoi xazeoxevaoa Damit kann nur die Erneuerung der xoivi] elgfjvi) zu Korinth im Jahre 336 gemeint sein Der Ausdruck paszligt eher in ein didyganfia (wie bei Polyperchon) als in die avvdfjxai Da es feststeht daszlig er die letzteren (zum Teil) woumlrtlich vom Vater uumlbershynommen hat (S 31 liegt es nahe daszlig er auch in dem aumltdygaitfia soshyweit es hier moumlglich war sich in den wiederkehrenden Hauptpunkten an die Diktion seines Vaters angeschlossen ha t sodaszlig sowohl Philipp wie Alexander den Ausdruck xazaoxevdpoundeiv elgfjvrjv im Diagramma ge-

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 33: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 3 3

gramma nur die allgemeinen Grundsaumltze festgelegt um dashymit eine Grundlage zu schaffen fuumlr die Verhandlungen mit den griechischen Gesandten Die Ausfuumlhrung des Einzelnen zu der er zum Teil ihrer Mitarbeit bedurfte wie z B zu der durch eine umstaumlndliche Enquete festzustellenden Zaumlhlung der Waffenshyfaumlhigen Griechenlands u a sowie die endliche Ausarbeitung des Wortlautes der avvdfjxai kann darum doch wie wir oben angenommen haben laumlngere Zeit in Anspruch genommen haben Jedenfalls wird der Wortlaut seines Diagramma durch die Geshysandten den beteiligten Staaten von vornherein als Grundlage fuumlr die weiteren Verhandlungen mitgeteilt worden sein wie ja auch Polyperchon die von ihm beabsichtigte Parallelaktion dashymit einleitet daszlig er den bei ihm versammelten Gesandten sein Diagramma zur Mitteilung an ihre Staaten uumlbergibt (c 55 3) Wenn Polyperchon die Kenntnis von Philipps didygajiLia bei den Griechen voraussetzt so wird dieses in den einzelnen Bundesstaaten publiziert worden sein Daszlig Polyperchon sich nicht auf die ovvOfjxai sondern die vorherliegenden dia-ygdiiLiaxa bezieht mag daraus zu erklaumlren sein daszlig er selbst zunaumlchst nur ein vorbereitendes Diagramma gibt dem spaumlter wie er hofft eine avfijuayja folgen soll (c 55 3 vgl 69 3) Auch waren die avvdfjxai inzwischen von den Griechen gebrochen worden und die konnte Philippos Arrhidaios da sie einen zweiseitigen Vertrag darstellten nicht allein wieder ins Leben rufen Dagegen dem einseitigen Edikt seiner Vorshygaumlnger konnte er wieder Geltung verschaffen1)

braucht haumlt ten woran bei Arrian 1 c eine Reminiszenz vorlaumlge Dann haumltte Polyperchon sich bewuszligt an jene diaygdifiaza angeschlossen Daszlig er sich zur Abfassung seines Erlasses jene Urkunden aus dem Staatsshyarchiv hervorholte ist jedenfalls recht wahrscheinlich

) Wenn hiernach auch Alexander seine Verhandlungen zu Korinth (336) mit einem aumliaumlygaiiia eroumlffnet ha t so tat er es in Nachahmung seines Vaters Wenn er sich hierbei auch in Einzelnem soweit moumlgshylich an seinen Vater angeschlossen haben wird (s vorige Anmerkung) so war doch die Situation jetzt eine wesentlich andere insofern er beshyreits den Hellenenbund und das Synhedrion vorfand (vgl Diod XVII 4 9 zov d AXelgaumlvdgov nagayyeuumlavxog elg Kdgivampov dnavxaumlv zag ze ngeo-

Sitzgsb d philos-philol u d bist Kl Jahrg 1917 10 Abh 3

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 34: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

3 4 10 Abhandlung U Wilcken

Wenn Philipp in der hier vermuteten Weise die Vershyhandlungen zu Korinth gefuumlhrt hat so bietet dazu formell eine auffallende Parallele das Vorgehen des Artaxerxes II bei der Begruumlndung des Koumlnigsfriedens vom Jahre 386 Auch dieser verkuumlndete seinen Willen zunaumlchst in einem koumlniglichen Erlaszlig der dann die Grundlage fuumlr die Formulierung der avv-bullampfjxai gebildet hat Vgl II v Scala Die Staatsvertraumlge des Altertums I S 110 ff Die geschaumlftliche Behandlung durch den persischen und den macedonischen Koumlnig stimmen mutatis mutandis im wesentlichen uumlberein

Das Durchdenken dieser formellen Parallele fuumlhrte mich auch zu einer sachlichen Gegenuumlberstellung des Koumlnigsfriedens und des philippischen Friedens Hierbei kam ich zu einer Auffassung der Politik Philipps deren Guumlltigkeit unabhaumlngig ist von der Frage ob ich ihm mit Recht ein didygaciLia zushygeschrieben habe ob also jene formelle Parallelitaumlt besteht oder nicht Die sachl iche Parallele oder besser die sachliche Antithese ist historisch viel wichtiger und diese scheint mir evident zu sein Artaxerxes hatte durch seine elgfjvrj nach der die kleinasiatischen Griechen zum Perserreich gehoumlrten die uumlbrigen griechischen Staaten ihre Autonomie durch den Persershykoumlnig als den tpiXak xfjg elg)jvgtjg (Isokr Paneg 175) garantiert erhielten das Staatsgrundgesetz geschaffen durch das er Hellas in Abhaumlngigkeit vom Perserreich hielt Philipp dagegen brachte durch seine Neuordnung nach der er als fjyejucbv xfjg EXXdaumlog die Garantie fuumlr die Freiheit und Autonomie der Hellenen uumlbershynahm Griechenland in Abhaumlngigkeit von Macedonien und dies zu einer Zeit in der rechtlich und faktisch jener Koumlnigsfriede noch in Geltung war Das bedeutete also eine bewuszligte geshywaltsame Beseitigung des Koumlnigsfriedens Macedonien trat dadurch Hellas gegenuumlber an die Stelle die seit fast 50 Jahren Persien eingenommen hatte Man koumlnnte hiernach das Ziel von Philipps Griechenpolitik auch geradezu dahin formulieren daszlig

szligeiag xal xovg avvedgovg eneidij ovvfXirov ol ovvedgeveiv eiagt$oumlxeg xxX) Es bedurfte hier nur einer Erneuerung des alten Vertrages (s hiershyzu oben S 3)

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 35: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 35

er an die Stel le des Koumlnigs f r i edens den p h i l i p p i s c h e n Fr ieden setzte Daszlig sein Verbot daszlig kein Grieche beim bdquoBarbaren Solddienste nehmen duumlrfe auf die Schwaumlchung der persischen Macht abzielte ist auch bisher nicht verkannt worshyden Ich moumlchte aber nach Obigem noch allgemeiner in der Neuordnung die er zu Korinth schuf einen Schlag gegen Pershysien sehen mit dem Ziel die macedonische Suprematie uumlber Hellas an die Stelle der persischen zu setzen Da dies ohne die Entshyscheidung der Waffen nicht durchfuumlhrbar war so ergibt es sich von hier aus als etwas Selbstverstaumlndliches daszlig die Kriegsshyproklamation gegen Persien dem Abschluszlig seines Friedens auf dem Fuszlige folgen muszligte1) und wir begreifen aus seiner Abshysicht den Koumlnigsfrieden zu beseitigen daszlig die Befreiung der kleinasiatischen Griechen und ihr Anschluszlig an den korinthishyschen Bund sein naumlchstes Kriegsziel sein muszligte (Diod XVI 91 2) Auch von diesen Gedankengaumlngen aus bestaumltigt sich daszlig eine Eroberung des gesamten Perserreiches wie sie spaumlter Alexander durchgefuumlhrt hat auszligerhalb des Rahmens seiner Politik gelegen hat

4

Zu Wilhelms Urkunden des korinthischen Bundes der Hellenen

Die obigen Ergebnisse im besonderen die Scheidung zwischen der konstituierenden und der Kriegs-Sitzung werfen auch einige neue Lichter auf die drei Inschriften die W i l shyhelm in so scharfsinniger Weise zum korinthischen Bunde in Beziehung gesetzt hat (s oben S 3)

A

Die erste Inschrift ( = IG IP 236 == Ditt Syll P 260) ist abgesehen von dem oben besprochenen Dissens uumlber die Zugehoumlrigkeit der Eleimioten in allem Wesentlichen von

) Vgl Kaerst Hell I2 271 dessen Ausfuumlhrungen sich zum Teil mit dem obigen Gedankengang beruumlhren

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 36: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

3 6 10 Abhandlung U Wilcken

Wilhelm uumlberzeugend erklaumlrt worden1) Fraglich bleibt nur noch zu welchem Zweck die Liste der Bundesmitglieder mit Angabe ihrer Stimmenzahl hinzugefuumlgt worden ist Daszlig sie am Schluszlig der Gesamturkunde gestanden hat zeigt die Photoshygraphie Ich nahm zunaumlchst an daszlig die Liste als Appendix zu dem Text der avvdfjxai aufzufassen sei etwa wie in der Urkunde uumlber den zweiten attischen Seebund (Syll P 147) zum Schluszlig die Liste der noumlXeig aviiiiayoi folgt Dies scheint auch die Ansicht von Wi lhe lm zu sein (S 2122) Wie dort Z 69 f wuumlrde auch hier in den avvifjxai ein Hinweis auf die unten folgende Liste anzunehmen sein Daszlig dort keine Stimmen angegeben sind erklaumlrt sich aus der dort herrschenden Stimmenshygleichheit Eine andere Deutung schlug mir H i l l e r von G a e r t r i n g e n vor dem ich fuumlr eine eingehende Aussprache uumlber die Wilhelmschen Urkunden zu lebhaftem Dank vershypflichtet bin Nach ihm hat die Liste vielmehr den Zweck anzugeben mit wieviel Stimmen die Bundesmitglieder den in Frage stehenden Beschluszlig gefaszligt haben2) Stellen wir uns auf diesen Standpunkt so kann nach den obigen Ausfuumlhrungen die Liste sich nicht auf die in der konstituierenden Sitzung vereinbarten avvdfjxai beziehen da diese nicht von den ovv-edgoi beschlossen worden sind (s oben S 25) Andrerseits muszlig es ein Beschluszlig sein der mit jenen avvdfjxai so eng zusamshymenhaumlngt daszlig man beide auf demselben Stein publizierte Dies paszligt fuumlr den Kriegsbeschluszlig der in der Kriegssitzung von den avvedgoi gefaszligt worden ist (s oben S 21) Der enge zeitliche und politische Zusammenhang zwischen den beiden Beschluumlssen wuumlrde in der gleichzeitigen Publikation auf e inem Stein klar zum Ausdruck kommen Also haumltte hiernach auf

) Stat t ol del dedievoi] in Z 19 waumlre vielleicht ol ddixovievotj vorshyzuziehen Vgl Syll I3 181 33 xaampoxi aumlv inayyeXXwoiv ol aumljdixovxevoi Bedenken habe ich gegen die Ergaumlnzung in 2 1 xaDozi [aumlv yi avvzezay-itevov efiavjzcoumli

2) Er verwies dabei auf die delphischen Amphiktyonen-Beschluumlsse (Syll II3 826) Vgl z B -E32 exgivav AeXrpcoumlv yiaumltpoi dvo QeaoaXioumlv ijaumltpoi ovo usw

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 37: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 37

unserem Stein hinter den avvfXfjxai xal ogxoi auch noch der Kriegsbeschluszlig gestanden Da dieser zweifellos einstimmig geshyfaszligt ist koumlnnten wir auch nach dieser Deutung dem Text entshynehmen wie viele Stimmen den genannten Bundesmitgliedern rechtlich zugestanden haben Hiernach wuumlrde die 2 Kolumne von Fragment a als zum Kriegsbeschluszlig gehoumlrig ihre Erklaumlshyrung finden Dies scheint mir ein Argument fuumlr Hillers Aufshyfassung zu sein

B

Die zweite Inschrift die Fragmente aus Epidauros ( = IG IV 924) deutet Wi lhe lm zum Schluszlig folgendermaszligen (S 44) bdquoBruchstuumlcke der Abmachungen die Koumlnig Philipp im Jahre 337 v Chr zur Fuumlhrung des Feldzuges gegen Persien mit den Hellenen getroffen hat scheinen in der Inschrift aus Epidauros vorzuliegen Hierzu habe ich zweierlei zu bemerken

Erstens scheint mir durch keines der Fragmente sichershygestellt zu sein daszlig der Text sich auf Philipp bezieht Soshyweit ich sehe kann er ebensogut auf Alexander bezogen werden Es bleibt somit unentschieden ob wir die Urkunde in 337 oder 336 zu setzen haben

Zweitens habe ich Bedenken diesen Text auf den Kriegsshybeschluszlig zu beziehen Wenn ich recht sehe ist W i l h e l m zu seiner Auffassung speziell durch ]arv szligaaifX in G 3 bestimmt worden Er gibt zwar zu (S 43) daszlig hier auch von dem jeshyweiligen Koumlnig von Macedonien (Maxeaumlovjcov) die Rede sein koumlnne oder auch von szligaaiszligixd o auml (S 42) scheint aber wie die Ausfuumlhrungen auf S 434 nahelegen die Deutung auf den bdquoPerserkoumlnig zu bevorzugen

Geht man von der Scheidung der ovvdfjxai und dem Kriegsbeschluszlig aus so sieht man daszlig diese epidaurischen Fragmente entschieden besser zu jenen als zu diesem passen An den verschiedensten Stellen wird hier von den avveoumlgoi und ihren Pflichten gesprochen In C ist von dnoygacpai die Rede und von ngoumledgoi und ihrem ngoeoumlgeveiv1) Das alles

) Was sind das fuumlr ngoumledgoi Leiteten sie die Verhandlungen des

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 38: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

3 8 10 Abhandlung U Wilcken

sind zivile Verordnungen die wir uns sehr gut in den avv-

dfjxai denken koumlnnen aber nicht im Kriegsbeschluszlig Danach

wird man dann auch die 5 letzten Zeilen die von militaumlrischen

Dingen handeln auf eine Bundesexekution und nicht auf den

Perserzug beziehen Der Text besagt nach Wilhelms ausshy

gezeichneter Resti tution daszlig wenn ein Bundesmitglied nicht

[rechtzeitig] die ihm auferlegten Truppen (xfjv dvfvajxiv xfjjv

xexaytievrjv) entsendet es eine Konventionalstrafe zu zahlen hat

die sich abstuft je nachdem es sich um Inneig bnXlxai yuXoi

oder vavxai handelt und zwar pro Tag fuumlr die Dauer des beshy

treffenden militaumlrischen Unternehmens (ecog aumlv [eg~eX)iji 6 l]oouml-

vog xfjg oxgafieiag xoT]g aumlXXoig EfXXrjaiv] oder efnixovgoig])

Das paszligt alles vortrefflich auf eine Bundesexekution denn soshy

wohl aus den avvdfjxai wie aus den ogxoi wissen wir daszlig

falls ein Bundesmitglied den Ver t rag gebrochen hatte die anshy

deren eidlich verpflichtet waren gegen ihn zu Felde zu ziehen

Vgl Ps Dem 17 sect 6 ngoayeyganxai ev xaig avvampfjxaig noXe-

fiiov elvai xbv ixeTva cxneg AXek~avaumlgog noiovvxa cinaot xoig xfjg

elgfjvrjq xoivcovovoi xal xijv bulljrcoumlgav avxov xal axgaxeveadai

en1 avxbv aumlnavxag Vgl sect 10 Dementsprechend heiszligt es

in dem Eid (Syll P 260) im Falle des Bundesbruches eines

Mitgliedes szligorjifjoa)] xal noXeifjoco xcoumlfi xfjv xoivijv

elgfjvrjv nag]aszligaivovxi xafhm faumlv rji ovvxexayjievov eLiav^)]xc7)i

xal 6 )jye[jucbv xeXeviji Die letzten Worte erklaumlren das

xfjv aumlvfvaLiiv xij]v xexayiievrjv unserer Inschrift Die E r w auml h shy

nung der vavxai spricht nicht gegen die Beziehung auf eine

Bundesexekution denn da auch zahlreiche Inseln Mitglieder

des Bundes waren muszligte man eventuell auch maritime E x shy

peditionen unternehmen

Hiernach ziehe ich vor die epidaurischen Fragmente als

Bruchstuumlcke aus den owdfjxai Philipps resp Alexanders zu

deuten Das szligaai[X kann hiernach nicht auf den Perserkoumlnig

bezogen werden da ja wie ich oben zeigte in den avvfXfjxai

avvedgiov Sonst scheinen sie nicht bekannt zu sein Zu vergleichen waumlren etwa die ngoozdzat des avvedgiov des aetolischen Bundes Vgl meinen Aetolia-Artikel bei Pauly-Wissowa I 1120

Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

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Beitraumlge zur Geschichte des korinthischen Bundes 39

Philipps jede direkte Bezugnahme auf Persien absichtlich vershy

mieden wurde Dasselbe wird aber auch von den avvdfjxai

Alexanders gelten trotz der veraumlnderten politischen Lage von

336 da er ja den Wort lau t seines Vaters mutatis mutandis

nur wiederholt hat Es hindert uns aber auch nichts in szligashy

aifX eine Erwaumlhnung der macedonischen Koumlnigsgewalt anzushy

nehmen wie ja auch W i l h e l m die Moumlglichkeit zugegeben hat

Ebensogut wie in den ogxot dieser avvdfjxai von szligaaiXeiav

fx]ijv ltP[iXinnov xal xcoumlv exyovjcov die Rede ist (Syll P 260 a

11) kann in den ovvdfjxai auch in anderem Zusammenhange

von xfjv (PiXinnov resp AXeg~dvdgov xal xcoumlv exyovjcov szliga-

ai[Xeiav o auml gesprochen sein

C

Uumlber die dritte Inschrift mdash ein athenisches Fragment

das W i l h e l m hier zum ersten Male bekannt gibt mdash sagt er

S 46 bdquoIst dem so so enthaumllt die Inschrift Reste der A b shy

machungen die Alexander mit den Athenern oder den Mitshy

gliedern des Hellenenbundes uumlberhaupt bei dessen Erneuerung

in Bezug auf ihr Einschreiten gegen Friedensstoumlrer oder ihre

Beteiligung an dem Kriege gegen Persien getroffen hat

Von diesen beiden Alternativen scheidet meines Erachtens

die zweite (Perserkrieg) dadurch aus daszlig in Z 11 mit Jaumlv

[gcb]vxai xfji oxgaxiaumli deutlich auf Bundesmitglieder h ingeshy

wiesen wird die zu ihrem Schutz die in Frage stehenden

Truppen erbeten haben1) Also handelt es sich um Bundesshy

hilfe gegen Friedensstoumlrer nicht um den Perserkrieg Da

K a e r s t Hell P 529 in Bezug auf unsere Inschrift von g r i e shy

c h i s c h e n Bundeskontingenten spricht mache ich darauf aufshy

merksam daszlig es sich in Z 910 speziell um die Entsendung

m a c e d o n i s c h e r Hilfstruppen handelt denn vnaaniaxai sind

als Truppengat tung 2 ) doch nur fuumlr das macedonische Heer be-

) So auch Wi lhe lm S 47 2) An bdquoSchildknappen wie sie unter diesem Namen fuumlr Sparta beshy

zeugt sind (vgl Ad Bauer Die Kriegsaltertuumlmer2 S 318) kann hier nicht gedacht werden Dagegen spricht schon das Verpflegungsgeld von

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus

Page 40: Wilcken, Beiträge zur Geschichte des korinthischen Bundes

40 10 Abhandlung Uuml Wilcken Beitraumlge zur Geschichte usw

zeugt Es ist auch ganz in der Ordnung daszlig im Falle des

Friedensbruches gerade auch die macedonischen Truppen mit

eingreifen wobei zunaumlchst an die Garnisonen von Korinth etc

zu denken sein wird

Hiernach scheint auch dies Fragment zu den avvdfjxai

zu gehoumlren und zwar wegen der Nennung Alexanders zu

denen von 336 Die Schluszligbemerkung uumlber die Publikation

in Pydna1) zeigt daszlig wir den Schluszlig der avvdfjxai vor uns

haben Dazu paszligt daszlig hier die Strafbestimmungen fuumlr die

Uumlbertreter des Vertrages stehen

einer Drachme Auch Wi lhe lm denkt an die macedonischen Hypas-pisten (S 4647) hebt aber die historische Bedeutung der Nachricht nicht hervor daher wohl der Irrtum Kaersts

) Gegen Wilhelms Ergaumlnzung xovg zezayxevovg enl xfji xoivfji cpv-Xajxfjt axfjaai xxX und seine weiteren Konsequenzen vgl die Bedenken von K a e r s t Hell I2 529f Darin hat Kaerst gewiszlig Recht daszlig der ganze Grundgedanke der Rede Ps Dem 17 verlangt daszlig dort mit den xexay-fievoi xxX eine m a c e d o n i s c h e Behoumlrde gemeint ist nicht ein Bundesshyausschuszlig wie W i l h e l m und N i e s e annehmen Ist Wilhelms Ergaumlnshyzung richtig mdash und eine andere Deutung der ltpvX]axfji sehe ich weshynigstens nicht mdash so wuumlrde zu dieser Auffassung von jener Behoumlrde ja auch gut passen daszlig sie die Aufstellung im macedonischen Pydna beshysorgen soll Im uumlbrigen reicht unser Material zu einer klareren Vorshystellung von dieser Behoumlrde noch nicht aus