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Wilde | Das Bildnis des Dorian Gray

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Wilde | Das Bildnis des Dorian Gray

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Jubiläumsausgabe

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Oscar Wilde

Das Bildnis des Dorian GrayÜbersetzung und Anmerkungen von Ingrid Rein

Nachwort von Ulrich Horstmann

Reclam

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Englischer Originaltitel: The Picture of Dorian Gray RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK Nr. 11122 1992, 2017 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Umschlagabbildung: FinePic ®, München Satz und Druck: Reclam, Ditzingen Buchbinderische Verarbeitung: Kösel, Krugzell Printed in Germany 2017 RECLAM, UNIVERSAL-BIBLIOTHEK und RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK sind eingetragene Marken der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart ISBN 978-3-15-011122-2 www.reclam.de

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Das Vorwort

Der Künstler ist der Schöpfer schöner Dinge.Kunst zu offenbaren und den Künstler zu verbergen

ist Ziel der Kunst.Kritiker ist, wer seinen Eindruck von schönen Din-

gen in einen anderen Stil oder ein neues Material zuübertragen vermag.

Die höchste wie die niedrigste Form von Kritik isteine Art Autobiographie.

Wer in schönen Dingen Häßliches entdeckt, ist ver-dorben, ohne charmant zu sein. Das ist ein Fehler.

Wer in schönen Dingen Schönes entdeckt, ist kulti-viert. Für ihn besteht Hoffnung.

Auserwählt sind die, denen schöne Dinge nichts alsSchönheit bedeuten.

So etwas wie ein moralisches oder ein unmoralischesBuch gibt es nicht. Bücher sind entweder gut oderschlecht geschrieben. Das ist alles.

Die Abneigung des neunzehnten Jahrhunderts gegenden Realismus ist die Wut Calibans, der sein eigenesGesicht im Spiegel sieht.

Die Abneigung des neunzehnten Jahrhunderts gegendie Romantik ist die Wut Calibans, der sein eigenesGesicht nicht im Spiegel sieht.

Das moralische Leben des Menschen gehört zumGegenstand des Künstlers, doch die Moralität derKunst besteht im vollkommenen Gebrauch eines un-vollkommenen Mediums.

Kein Künstler will etwas beweisen. Selbst Dinge, diewahr sind, können bewiesen werden.

Kein Künstler nährt moralische Sympathien. Mora-lische Sympathie bei einem Künstler ist eine unver-zeihliche Manieriertheit des Stils.

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Kein Künstler ist jemals morbid. Der Künstler kannalles ausdrücken.

Denken und Sprache sind für den Künstler Werk-zeuge einer Kunst.

Laster und Tugend sind für den Künstler Materia-lien einer Kunst.

Unter dem Gesichtspunkt der Form ist die Kunstdes Musikers die Urform aller Künste. Unter dem Ge-sichtspunkt des Gefühls ist die Schauspielkunst dieUrform.

Alle Kunst ist Oberfläche und Symbol zugleich.Wer unter die Oberfläche dringt, tut dies auf eigene

Gefahr.Wer das Symbol entschlüsselt, tut dies auf eigene

Gefahr.Den Zuschauer und nicht das Leben spiegelt die

Kunst in Wirklichkeit wider.Unterschiedliche Ansichten über ein Kunstwerk zei-

gen, daß das Werk neu, vielschichtig und lebendig ist.Wenn Kritiker unterschiedlicher Meinung sind, steht

der Künstler in Einklang mit sich selbst.Wir können einem Menschen verzeihen, daß er et-

was Nützliches schafft, solange er es nicht bewundert.Die einzige Entschuldigung für die Schaffung von et-was Nutzlosem besteht darin, daß man es zutiefst be-wundert.

Alle Kunst ist völlig nutzlos.Oscar Wilde

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Kapitel 1

Das Atelier war von intensivem Rosenduft erfüllt, undwenn der sanfte Sommerwind durch die Bäume desGartens strich, strömte das schwere Aroma des Flie-ders oder der zartere Hauch des blühenden Rotdornszur offenen Tür herein.

Von der Ecke des Diwans aus persischen Sattel-taschen, auf dem er es sich bequem gemacht hatteund, seiner Gewohnheit frönend, unzählige Zigaret-ten rauchte, konnte Lord Henry Wotton gerade nochden Schimmer der honigsüßen und honigfarbenen Blü-ten eines Goldregens sehen, dessen zitternde Zweigekaum imstande schienen, die Last ihrer flammenglei-chen Schönheit zu tragen; dann und wann huschtendie phantastischen Schatten vorbeifliegender Vögelüber die langen Vorhänge aus Tussahseide, die vor dasriesige Fenster gezogen waren, ließen dabei für einenAugenblick eine Art japanischen Effekt entstehen underinnerten ihn an die blassen, jadegesichtigen MalerTokios, die mit den Mitteln einer zwangsläufig bewe-gungslosen Kunst den Eindruck von Schnelligkeit undBewegung zu erwecken trachten. Das träge Summender Bienen, die sich ihren Weg durch das hohe, unge-mähte Gras suchten oder mit monotoner Beharrlich-keit um die mit Blütenstaub gefüllten goldgelben Kel-che des wuchernden Geißblatts kreisten, ließ die Stillenoch bedrückender erscheinen. Das dumpfe DröhnenLondons glich dem ständig mitklingenden Baßton ei-ner fernen Orgel.

In der Mitte des Raumes stand, an einer hohen Staf-felei befestigt, das lebensgroße Porträt eines jungenMannes von außergewöhnlicher Schönheit, und davor

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saß, in geringer Entfernung, der Künstler selbst, BasilHallward, dessen plötzliches Verschwinden vor eini-gen Jahren seinerzeit so großes Aufsehen in der Öf-fentlichkeit erregt und Anlaß zu so vielen seltsamenVermutungen gegeben hatte.

Als der Maler die schöne, anmutige Gestalt betrach-tete, die er so meisterlich in seiner Kunst wiederge-geben hatte, glitt ein zufriedenes Lächeln über seinGesicht und schien dort verweilen zu wollen. Dochplötzlich zuckte er zusammen, schloß die Augen undpreßte die Finger auf die Lider, als wolle er einen wun-dersamen Traum in seinem Hirn einsperren, aus demzu erwachen er Angst hatte.

»Es ist deine beste Arbeit, Basil, das Beste, was du jegemalt hast«, sagte Lord Henry in schleppendem Ton-fall. »Du mußt sie nächstes Jahr unbedingt an dieGrosvenor-Galerie1 schicken. Die Akademie ist zugroß und zu vulgär. Jedesmal, wenn ich hinging, warenentweder so viele Menschen dort, daß es mir unmög-lich war, die Bilder zu sehen, was gräßlich war, oder soviele Bilder, daß ich die Menschen nicht sehen konnte,und das war noch schlimmer. Die Grosvenor ist wirk-lich der einzige Ort, der in Frage kommt.«

»Ich glaube nicht, daß ich es überhaupt irgendwohinschicken werde«, antwortete er. Dabei warf er denKopf auf jene komische Art zurück, die schon seineFreunde in Oxford zum Lachen gebracht hatte. »Nein,ich werde es nirgendwo hinschicken.«

Lord Henry zog die Augenbrauen hoch und sah ihndurch die dünnen blauen Rauchwölkchen hindurch er-staunt an, die in bizarr geformten Kringeln von seinerstarken, opiumhaltigen Zigarette2 aufstiegen. »Es nir-gendwo hinschicken? Aber warum denn nicht, meinLieber? Hast du dafür irgendeinen Grund? Was für

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sonderbare Käuze ihr Maler doch seid! Ihr tut allesnur Erdenkliche, um berühmt zu werden. Und sobaldihr euch einen Namen gemacht habt, scheint ihr ihnwieder loswerden zu wollen. Das ist dumm von euch,denn es gibt nur eines auf der Welt, das schlimmer ist,als in aller Munde zu sein, und das ist, nicht in allerMunde zu sein. Ein Porträt wie dieses stellte dich weitüber alle jungen Männer in England und machte die al-ten eifersüchtig, sofern alte Männer überhaupt noch ir-gendeines Gefühls fähig sind.«

»Ich weiß, du wirst mich auslachen«, erwiderte er,»aber ich kann es wirklich nicht ausstellen. Ich habe zuviel von mir selbst hineingelegt.«

Lord Henry streckte sich auf dem Diwan aus undlachte.

»Ich wußte ja, du würdest lachen; aber es ist den-noch wahr.«

»Zu viel von dir selbst hineingelegt! Auf mein Wort,Basil, ich wußte gar nicht, daß du so eitel bist; ich ver-mag beim besten Willen keinerlei Ähnlichkeit zwi-schen dir mit deinem mürrischen, markanten Gesichtund deinem kohlschwarzen Haar und diesem Adonis3

zu entdecken, der aussieht, als sei er aus Elfenbein undRosenblättern geschaffen. Er, mein lieber Basil, ist einNarziß4, und du – nun ja, natürlich wirkst du intellek-tuell und all das. Aber Schönheit, wahre Schönheit, en-det dort, wo ein intellektueller Gesichtsausdruck be-ginnt. Der Intellekt an sich ist eine Form der Überstei-gerung und zerstört die Ebenmäßigkeit jedes Gesichts.In dem Augenblick, da man sich hinsetzt, um zu den-ken, wird man ganz Nase oder Stirn oder sonst etwasScheußliches. Sieh dir die erfolgreichen Männer in ir-gendeinem der akademischen Berufe an. Wie unglaub-lich häßlich sind sie doch allesamt! Ausgenommen na-

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türlich die Männer der Kirche. Aber die denken jaauch nicht. Ein Bischof sagt mit achtzig noch genaudasselbe, was man ihm als Achtzehnjährigem einge-trichtert hat, und die natürliche Folge davon ist, daß erimmer ganz entzückend aussieht. Dein geheimnisvol-ler junger Freund, dessen Namen du mir noch nichtverraten hast, dessen Bildnis mich aber wirklich faszi-niert, denkt nie. Dessen bin ich mir ganz sicher. Er istein gedankenloses, schönes Geschöpf, das im Winter,wenn wir keine Blumen zum Ansehen haben, wie auchim Sommer, wenn wir etwas brauchen, um unserenGeist ein wenig abzukühlen, stets um uns sein sollte.Gib dich keiner Selbsttäuschung hin, Basil: Du bistnicht im geringsten wie er.«

»Du verstehst mich nicht, Harry5«, entgegnete derKünstler. »Natürlich bin ich nicht wie er. Das weiß ichsehr wohl. Ja, ich möchte gar nicht so aussehen wie er.Du zuckst mit den Schultern? Ich sage die Wahrheit.Über allen körperlichen und geistigen Vorzügen liegtein Verhängnis – jene Art von Verhängnis, das denschwankenden Schritten von Königen durch die Ge-schichte anzuhaften scheint. Es ist besser, man unter-scheidet sich nicht von seinen Mitmenschen. Die Häß-lichen und die Dummen haben es am besten auf dieserWelt. Sie können behaglich dasitzen und mit offenemMund das Schauspiel begaffen. Wissen sie auch nicht,wie es ist, zu siegen, so bleibt ihnen doch wenigstensdie Erfahrung der Niederlage erspart. Sie leben, wiewir alle leben sollten, unbehelligt, gleichmütig undohne Ängste und Sorgen. Sie bringen weder Verderbenüber andere, noch wird es ihnen von fremder Handzuteil. Dein gesellschaftlicher Rang und dein Reich-tum, Harry; meine geistigen Fähigkeiten, wie sie nuneinmal sind – meine Kunst, was immer sie wert sein

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mag; Dorian Grays gutes Aussehen – wir alle werdenfür das, was die Götter uns mitgegeben haben, bezah-len müssen, teuer bezahlen.«

»Dorian Gray? Ist das sein Name?« fragte LordHenry, während er durch das Atelier auf Basil Hall-ward zuging.

»Ja, das ist sein Name. Ich hatte ihn dir eigentlichnicht sagen wollen.«

»Aber weshalb denn nicht?«»Ach, das kann ich nicht erklären. Wenn ich jeman-

den wirklich gern habe, verrate ich seinen Namen nie.Es ist, als gäbe ich damit einen Teil von ihm preis. Ichhabe Heimlichkeiten schätzengelernt. Sie scheinen daseinzige zu sein, was dem Leben heutzutage noch etwasGeheimnisvolles oder Wunderbares zu verleihen ver-mag. Das Alltäglichste wird reizvoll, wenn man es nurvor den anderen geheimhält. Wenn ich heute die Stadtverlasse, sage ich meinen Leuten nie, wohin ich gehe.Täte ich es, wäre mir jegliches Vergnügen genommen.Ich gebe zu, es ist eine törichte Angewohnheit, dochirgendwie scheint sie eine ganze Menge Romantik insLeben zu bringen. Du findest mein Verhalten wohlschrecklich albern?«

»Keineswegs«, antwortete Lord Henry, »keines-wegs, mein lieber Basil. Du scheinst zu vergessen, daßich verheiratet bin, und der einzige Reiz der Ehe be-steht darin, daß sie beide Parteien unweigerlich zueinem Leben der Verstellung und Heimlichkeitenzwingt. Ich weiß nie, wo meine Frau ist, und meineFrau weiß nie, was ich gerade tue. Begegnen wir uns –und wir begegnen uns gelegentlich, wenn wir beide ir-gendwo gemeinsam zum Essen eingeladen sind oderauf den Landsitz des Herzogs hinausfahren –, dann er-zählen wir uns mit todernster Miene die haarsträu-

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bendsten Geschichten. Meine Frau versteht sich ausge-zeichnet darauf – im Grunde genommen viel besser alsich. Sie bringt ihre Verabredungen und Termine niedurcheinander, während mir das ständig passiert. Er-tappt sie mich dabei, macht sie mir allerdings nie eineSzene. Manchmal wünschte ich, sie täte es; aber sielacht mich bloß aus.«

»Es gefällt mir nicht, wie du über dein Ehelebensprichst, Harry«, sagte Basil Hallward. Er schlendertelangsam zur Tür, die in den Garten hinausführte. »Ichbin überzeugt, du bist in Wirklichkeit ein sehr guterEhemann, schämst dich aber deiner Tugenden zutiefst.Du bist ein sonderbarer Mensch. Du sagst nie etwasMoralisches und tust nie etwas Unrechtes. Dein Zynis-mus ist einfach Pose.«

»Natürlich zu sein, ist einfach Pose, und zwar dieaufreizendste, die ich kenne«, rief Lord Henry la-chend. Damit gingen die beiden jungen Männer zu-sammen in den Garten hinaus und setzten sich auf eineBambusbank im Schatten eines hohen Lorbeer-strauchs. Das Sonnenlicht glitt über die glänzendenBlätter. Auf dem Rasen zitterten weiße Gänseblüm-chen.

Nach einer Weile zog Lord Henry seine Uhr hervor.»Ich fürchte, ich muß gehen, Basil«, sagte er leise,»und bevor ich gehe, bestehe ich darauf, daß du dieFrage beantwortest, die ich dir vorhin gestellt habe.«

»Was für eine Frage?« sagte der Maler, den Blick festauf den Boden geheftet.

»Das weißt du ganz genau.«»Ich weiß es nicht, Harry.«»Nun, dann will ich es dir sagen. Ich möchte, daß du

mir erklärst, warum du Dorian Grays Bildnis nicht aus-stellen willst. Ich möchte den wahren Grund hören.«

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»Ich habe dir den wahren Grund genannt.«»Nein, das hast du nicht. Du hast es damit begrün-

det, daß du zu viel von dir selbst in das Bild hineinge-legt hättest. Das ist doch kindisch.«

»Harry«, sagte Basil Hallward und sah ihm offen insGesicht, »jedes Porträt, das mit Gefühl gemalt wird, istein Porträt des Künstlers und nicht des Modells. Der-jenige, der Modell sitzt, ist lediglich der zufällige An-laß, die Gelegenheit. Nicht ihn offenbart der Maler;der Maler offenbart vielmehr sich selbst auf der farbi-gen Leinwand. Der Grund, weshalb ich dieses Bildnicht ausstellen werde, ist, daß ich fürchte, darin dasGeheimnis meiner eigenen Seele preisgegeben zu ha-ben.«

Lord Henry lachte. »Und was ist das?« fragte er.»Ich will es dir verraten«, begann Hallward, doch

dann nahm sein Gesicht einen Ausdruck der Bestür-zung an.

»Ich warte, Basil«, erinnerte sein Gefährte ihn undblickte ihn unverwandt an.

»Ach, eigentlich gibt es da nur sehr wenig zu sagen,Harry«, antwortete der Maler, »und ich fürchte, duwirst es wohl kaum verstehen. Wahrscheinlich wirstdu es gar nicht glauben.«

Lord Henry lächelte, beugte sich vor, pflückte einGänseblümchen mit rosafarbenen Blütenblättern undbetrachtete es prüfend. »Ich bin ganz sicher, daß ich esverstehen werde«, erwiderte er, den Blick aufmerksamauf die kleine, von weißen Federn umrahmte goldeneScheibe gerichtet. »Und was das Glauben von irgend-welchen Dingen angeht, so vermag ich alles zu glau-ben, vorausgesetzt, es ist ganz und gar unglaublich.«

Der Wind schüttelte ein paar Blüten von den Bäu-men, und die schweren Fliederrispen mit ihren unzäh-

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ligen, dichtgedrängten Blütensternen bewegten sich inder sanften Brise hin und her. Ein Grashüpfer begannin der Nähe der Mauer zu zirpen, und einem blauenFaden gleich schwebte eine lange schlanke Libelle aufihren braunen Gazeflügeln vorbei. Lord Henry hattedas Gefühl, er könne Basil Hallwards Herz schlagenhören, und fragte sich, was nun kommen mochte.

»Die Geschichte ist ganz einfach die«, sagte der Ma-ler nach einer Weile. »Vor zwei Monaten ging ich aufeinen der großen Empfänge bei Lady Brandon. Duweißt, wir armen Künstler müssen uns von Zeit zuZeit in der feinen Gesellschaft sehen lassen, um dieLeute daran zu erinnern, daß wir keine Wilden sind.Im Abendanzug und mit einer weißen Krawatte kann,wie du mir einmal sagtest, jeder, selbst ein Börsenmak-ler, in den Ruf gelangen, ein kultivierter Mensch zusein. Nun, als ich mich etwa zehn Minuten in demRaum aufgehalten und mit üppigen, übertrieben her-ausgeputzten Witwen und langweiligen Akademiemit-gliedern gesprochen hatte, wurde mir auf einmal be-wußt, daß jemand mich ansah. Ich drehte mich halbum und sah Dorian Gray zum erstenmal. Als sich un-sere Blicke trafen, spürte ich, daß ich blaß wurde. Einseltsames Gefühl der Beklemmung überkam mich. Ichwußte, ich stand jemandem von Angesicht zu Ange-sicht gegenüber, dessen bloße Persönlichkeit so faszi-nierend war, daß sie, wenn ich es zuließe, mein ganzesWesen, meine ganze Seele, ja selbst meine Kunst voll-kommen in ihren Bann ziehen würde. Ich wünschtekeinerlei äußeren Einfluß auf mein Leben. Du weißtselbst, Harry, wie unabhängig ich von Natur aus bin.Ich bin immer mein eigener Herr gewesen; war es zu-mindest immer gewesen, bis ich Dorian Gray begegne-te. Dann – aber ich weiß nicht, wie ich es dir erklären

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soll. Etwas schien mir zu sagen, daß ich am Rande ei-ner schrecklichen Lebenskrise stand. Ich hatte das ei-genartige Gefühl, das Schicksal halte unvergleichlicheFreuden und unvergleichlichen Kummer für mich be-reit. Ich bekam Angst, drehte mich um und wollte denRaum verlassen. Es war nicht das Gewissen, das michdazu veranlaßte; es war eine Art Feigheit. Ich rechnemir den Versuch zu fliehen nicht als Ehre an.«

»Gewissen und Feigheit sind in Wirklichkeit ein unddasselbe, Basil. Gewissen ist lediglich der Name derFirma. Das ist alles.«

»Das glaube ich nicht, Harry, und du glaubst es ver-mutlich ebensowenig. Was immer indes mein Beweg-grund war – und es kann auch Stolz gewesen sein,denn ich pflegte sehr stolz zu sein –, jedenfalls kämpfteich mich zur Tür durch. Dort lief ich natürlich LadyBrandon in die Arme. ›Sie werden doch nicht schon sofrüh davonlaufen, Mr. Hallward?‹ kreischte sie. Dukennst doch ihre eigenartig schrille Stimme?«

»Ja, Schönheit ausgenommen, ist sie in jeder Hin-sicht ein Pfau«, sagte Lord Henry, der mit seinenlangen, nervösen Fingern das Gänseblümchen zer-pflückte.

»Es gelang mir nicht, sie loszuwerden. Sie stelltemich königlichen Hoheiten und Leuten mit Ordens-sternen und Hosenbandorden vor und ältlichen Da-men mit riesigen Diademen und Papageiennasen. Sienannte mich ihren teuersten Freund. Ich war ihr bisdahin erst ein einziges Mal begegnet, aber sie hattees sich in den Kopf gesetzt, mich zum Helden desAbends zu machen. Ich glaube, eines meiner Bilderwar damals gerade ein großer Erfolg, zumindest wurdein der Boulevardpresse darüber geschrieben, was ja imneunzehnten Jahrhundert das maßgebliche Kriterium

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für Unsterblichkeit ist. Plötzlich sah ich mich demjungen Mann gegenüber, dessen Erscheinung mich sosonderbar aufgewühlt hatte. Wir waren uns ganz nah,berührten uns fast. Wieder trafen sich unsere Blicke.Es war unbesonnen von mir, doch ich bat Lady Bran-don, mich ihm vorzustellen. Aber vielleicht war es garnicht so unbesonnen. Es war einfach unumgänglich.Wir hätten auch ohne förmliche Vorstellung miteinan-der gesprochen, dessen bin ich mir sicher. Dorian sagtedas später ebenfalls. Auch er hatte gespürt, daß es un-sere Bestimmung war, einander kennenzulernen.«

»Und wie beschrieb Lady Brandon diesen wunder-baren jungen Mann?« fragte sein Gefährte. »Ich weiß,sie gibt mit Vorliebe ein rasch hervorgesprudeltes pré-cis6 von jedem ihrer Gäste. Ich erinnere mich, wie siemich einmal zu einem grimmig dreinblickenden, rotge-sichtigen alten Herrn führte, der über und über mitOrden und Bändern behängt war, und mir dabei mittragischem Getuschel, das für jedermann im Raumdeutlich verständlich gewesen sein mußte, die erstaun-lichsten Einzelheiten ins Ohr zischte. Ich bin einfachgeflohen. Ich mache mir gern selbst ein Bild von denMenschen. Aber Lady Brandon behandelt ihre Gästegeradeso wie ein Auktionator die ihm überlassenenGegenstände. Entweder erklärt sie sie vollständig hin-weg, oder sie erzählt einem alles über sie, nur nichtdas, was man wirklich wissen möchte.«

»Arme Lady Brandon! Du gehst hart mit ihr ins Ge-richt, Harry«, bemerkte Hallward teilnahmslos.

»Mein lieber Freund, sie wollte einen Salon gründenund schaffte es nur, ein Restaurant zu eröffnen. Wiekönnte ich sie bewundern? Aber erzähl doch: Was hatsie über Mr. Dorian Gray gesagt?«

»Ach, so etwas wie: ›Reizender Junge – arme, liebe

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Mutter und ich völlig unzertrennlich. Habe ganz ver-gessen, was er tut – fürchte, er – tut gar nichts – odoch, spielt Klavier – oder ist es Geige, lieber Mr.Gray?‹ Wir mußten beide lachen und wurden sofortFreunde.«

»Lachen ist durchaus kein schlechter Anfang undbei weitem das beste Ende für eine Freundschaft«, er-klärte der junge Lord, während er noch ein Gänse-blümchen pflückte.

Hallward schüttelte den Kopf. »Du weißt nicht, wasFreundschaft ist, Harry«, murmelte er – »und ebensowenig weißt du, was Feindschaft ist. Du magst alle,oder besser: Dir sind alle gleichgültig.«

»Wie schrecklich ungerecht von dir!« rief LordHenry, schob seinen Hut in den Nacken und blicktezu den Wölkchen hinauf, die wie verworrene glän-zendweiße Seidensträhnen über das gewölbte Türkis-blau des Sommerhimmels dahintrieben. »Ja, schreck-lich ungerecht von dir. Ich mache große Unterschiedezwischen den Menschen. Meine Freunde wähle ichnach ihrem guten Aussehen, meine Bekannten nach ih-rem guten Charakter und meine Feinde nach ihremscharfen Verstand. Ein Mann kann bei der Wahl seinerFeinde gar nicht sorgfältig genug sein. Ich habe nichteinen, der ein Dummkopf wäre. Sie sind ausnahmsloskluge Köpfe, und daher schätzen sie mich allesamt. Istdas sehr eitel von mir? Es ist wohl recht eitel.«

»Der Meinung bin ich allerdings auch, Harry. Abernach deiner Einteilung kann ich lediglich ein Bekann-ter sein.«

»Mein lieber alter Basil, du bist viel mehr als ein Be-kannter.«

»Und viel weniger als ein Freund. Vermutlich eineArt Bruder?«

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»Ach, Brüder! Ich mache mir nichts aus Brüdern.Mein älterer Bruder will einfach nicht sterben, undmeine jüngeren Brüder scheinen nichts anderes zutun.«

»Harry!« rief Hallward mißbilligend.»Mein Lieber, ich meine es nicht ganz ernst. Aber

ich kann nicht umhin, meine Verwandten zu verab-scheuen. Wahrscheinlich liegt dies daran, daß keinervon uns es mag, wenn andere dieselben Fehler habenwie wir selbst. Ich habe durchaus Verständnis für denZorn der englischen Demokratie auf das, was die Leu-te die Laster der Oberschicht nennen. Die Massen sindder Ansicht, Trunksucht, Dummheit und Unmoralsollten ihre alleinige Domäne sein, und wenn sich un-sereins zum Narren mache, wildere er in ihrem Revier.Als der arme Southwark vor dem Scheidungsrichterstand, war ihre Empörung wirklich beeindruckend.Und doch führen vermutlich noch nicht einmal zehnProzent des Proletariats ein anständiges Leben.«

»Ich stimme nicht mit einem einzigen Wort überein,das du eben gesagt hast, und, was noch wichtiger ist,Harry, ich bin überzeugt, du tust es ebensowenig.«

Lord Henry strich über seinen braunen Spitzbartund schlug mit seinem quastenverzierten Ebenholz-stock gegen die Spitze seines Lackstiefels. »Wie eng-lisch du doch bist, Basil! Diese Bemerkung hast dujetzt schon zum zweitenmal gemacht. Wenn man ei-nem echten Engländer eine Idee darlegt – was immerein tollkühnes Unterfangen ist –, denkt er nicht imTraum daran, zu erwägen, ob die Idee richtig oderfalsch ist. Das einzige, was ihm von Belang scheint, ist,ob man selbst daran glaubt. Nun hat aber der Wert ei-ner Idee nicht das geringste mit der Aufrichtigkeit des-jenigen zu tun, der sie vorbringt. Ja, es ist vielmehr zu

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erwarten, daß die Idee um so mehr rein geistiger Natursein wird, je unaufrichtiger der Betreffende ist, da siein diesem Fall nicht von seinen Bedürfnissen, seinenWünschen oder seinen Vorurteilen gefärbt wird. Ichhabe indes nicht vor, mit dir über Politik, Soziologieoder Metaphysik zu diskutieren. Mir sind Menschenlieber als Grundsätze, und Menschen ohne Grundsätzeschätze ich höher als alles andere auf der Welt. Erzählmir mehr über Mr. Dorian Gray. Wie oft siehst duihn?«

»Jeden Tag. Ich könnte nicht glücklich sein, sähe ichihn nicht täglich. Er ist mir einfach unentbehrlich.«

»Wie sonderbar! Ich dachte immer, außer deinerKunst könnte dich nie etwas wirklich interessieren.«

»Er ist jetzt für mich meine ganze Kunst«, erklärteder Maler ernst. »Zuweilen denke ich, Harry, es gibt inder Weltgeschichte nur zwei epochemachende Ereig-nisse. Das erste ist das Auftreten eines neuen künstleri-schen Ausdrucksmittels, und das zweite ist das Auftre-ten einer neuen Persönlichkeit, ebenfalls in der Kunst.Was die Erfindung der Ölmalerei für die Venezianerwar, das war das Antlitz des Antinoos7 für die spät-griechische Bildhauerei und wird das Gesicht DorianGrays eines Tages für mich sein. Ich male, zeichne,skizziere ihn nicht nur. Natürlich habe ich all das ge-tan. Aber er ist für mich viel mehr als jemand, der mirnur Modell sitzt. Ich will dir nicht erzählen, ich sei un-zufrieden mit dem, wie ich ihn gezeichnet oder gemalthabe, oder seine Schönheit sei von solcher Art, daß dieKunst sie nicht auszudrücken vermöge. Es gibt nichts,was die Kunst nicht auszudrücken vermag, und ichweiß, daß das, was ich geschaffen habe, seit ich DorianGray kenne, gute Arbeit ist, die beste meines Lebens.Doch auf eigenartige Weise – ich frage mich, ob du

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mich verstehen wirst – regte mich seine Persönlichkeitzu einer gänzlich neuen Kunstform, einem vollkom-men neuen Stil an. Ich sehe die Dinge anders, ich den-ke anders über sie. Ich vermag mit einemmal, das Le-ben auf eine Art und Weise neu erstehen zu lassen, diemir bisher verschlossen war. ›Ein Traum der Form inTagen des Denkens‹ – wer sagte das doch? Ich habe esvergessen; aber genau das ist Dorian Gray für mich.Die bloße Gegenwart dieses Jungen – denn für michist er kaum mehr als ein Junge, obgleich er tatsächlichschon über zwanzig ist –, seine bloße Gegenwart –ach, ich frage mich, ob du wirklich zu begreifen ver-magst, was all das bedeutet. Ohne sich dessen bewußtzu sein, gibt er mir die Grundsätze einer neuen Kunst-richtung ein, einer Kunstrichtung, die alle Leidenschaftdes romantischen, alle Vollkommenheit des griechi-schen Geistes in sich einschließen soll. Die Harmonievon Seele und Körper – wieviel ist das doch! In unse-rem Wahn haben wir sie getrennt und einen Realismuserfunden, der vulgär, eine Idealität, die hohl und leerist. Harry! Wenn du nur wüßtest, was Dorian Grayfür mich bedeutet! Du erinnerst dich an das Land-schaftsbild, für das Agnew8 mir eine so horrende Sum-me bot, von dem ich mich aber nicht trennen wollte?Es gehört zum Besten, was ich je geschaffen habe. Undwarum? Weil Dorian Gray neben mir saß, während iches malte. Irgendein unterschwelliger Einfluß ging vonihm auf mich aus, und zum erstenmal in meinem Le-ben gewahrte ich in der schlichten Waldlandschaft dasWunder, nach dem ich stets gesucht und das ich nieentdeckt hatte.«

»Basil, das ist außergewöhnlich! Ich muß DorianGray unbedingt kennenlernen.«

Hallward erhob sich von der Bank und ging im Gar-

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ten auf und ab. Nach einer Weile kam er zurück.»Harry«, sagte er, »Dorian Gray ist für mich einfachein künstlerisches Motiv. Du findest vielleicht garnichts an ihm. Ich finde alles in ihm. Er ist in meinemSchaffen nie gegenwärtiger, als wenn sein Abbild garnicht erscheint. Er ist, wie ich schon sagte, die Anre-gung zu einem neuen Stil. Ich finde ihn im Schwungbestimmter Linien, in der Schönheit und Zartheit be-stimmter Farbtöne. Das ist alles.«

»Warum willst du dann sein Bild nicht ausstellen?«fragte Lord Henry.

»Weil ich darin, ohne es zu wollen, etwas von dieserganzen sonderbaren künstlerischen Vergötterung zumAusdruck gebracht habe, die ich ihm gegenüber natür-lich mit keinem Wort erwähnte. Er hat nicht die gering-ste Ahnung davon, und er soll auch nie etwas davon er-fahren. Die Welt könnte es indes erraten; und ich willmein Innerstes nicht vor ihren oberflächlichen, neugie-rigen Blicken entblößen. Nie soll mein Herz unter ihrMikroskop kommen. Es ist einfach zu viel von mirselbst in diesem Ding, Harry – zu viel von mir selbst!«

»Dichter sind da weniger zimperlich als du. Sie wis-sen, wie dienlich Leidenschaft einer Veröffentlichungist. Ein gebrochenes Herz sichert heutzutage zahlrei-che Auflagen.«

»Dafür verabscheue ich sie ja auch«, rief Hallward.»Ein Künstler sollte schöne Dinge schaffen, abernichts von seinem eigenen Leben in sie hineinlegen.Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen die Kunstbehandeln, als sei sie dazu ausersehen, eine Art Auto-biographie zu sein. Wir haben den Sinn für abstrakteSchönheit verloren. Eines Tages werde ich der Weltzeigen, was das ist; und deshalb soll sie auch mein Por-trät von Dorian Gray niemals zu Gesicht bekommen.«

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»Meiner Meinung nach hast du unrecht, Basil, aberich will mich nicht mit dir streiten. Nur die intellektu-ell Unterlegenen streiten. Sag mir, mag Dorian Graydich sehr?«

Der Maler überlegte einige Augenblicke. »Er hatmich gern«, antwortete er nach einer Weile. »Ich weiß,daß er mich gern hat. Natürlich schmeichle ich ihmentsetzlich. Ich empfinde ein seltsames Vergnügen da-bei, ihm Dinge zu sagen, von denen ich weiß, daß esmir später leid tun wird, sie gesagt zu haben. In derRegel ist er reizend zu mir, und wir sitzen im Atelierund unterhalten uns über tausend Dinge. Mitunter ister allerdings schrecklich gedankenlos, und es scheintihm geradezu Freude zu bereiten, mir weh zu tun.Dann habe ich das Gefühl, Harry, meine ganze Seeleeinem Menschen überlassen zu haben, der damit um-geht, als sei sie eine Blume, die man sich ins Knopflochsteckt, ein Stück Dekoration, um der Eitelkeit zuschmeicheln, schmückendes Beiwerk für einen Som-mertag.«

»Im Sommer neigen die Tage dazu, recht lang zusein, Basil«, bemerkte Lord Henry leise. »Vielleichtwirst du seiner schneller überdrüssig als er deiner. Esist zwar ein betrüblicher Gedanke, doch besteht keinZweifel daran, daß Genie länger währt als Schönheit.Das erklärt auch, warum wir alle derartige Anstren-gungen unternehmen, uns übermäßig zu bilden. Imstürmischen Kampf ums Dasein verlangt es uns nachetwas Dauerhaftem, und deshalb stopfen wir unsereHirne mit Unsinn und Fakten voll, in der törichtenHoffnung, unseren Platz behaupten zu können. Derdurch und durch wohlinformierte Mensch – das istdas Ideal unserer modernen Zeit. Das Hirn diesesdurch und durch wohlinformierten Menschen ist etwas

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Grauenvolles. Es gleicht einem Trödelladen voller Un-geheuerlichkeiten und Staub, in dem alles über seinemeigentlichen Wert ausgezeichnet ist. Trotzdem glaubeich, daß du seiner zuerst überdrüssig werden wirst. Ei-nes Tages wirst du deinen Freund ansehen, und er wirddir ein wenig verzeichnet vorkommen, oder dir miß-fällt sein Farbton oder sonst etwas. Du wirst ihm imInnersten deines Herzens bittere Vorwürfe machenund ernsthaft überzeugt sein, er habe sich dir gegen-über äußerst schlecht benommen. Bei seinem nächstenBesuch wirst du ihm vollkommen kühl und gleichgül-tig begegnen. Das wird jammerschade sein, denn eswird dich verändern. Was du mir erzählt hast, ist einerichtige Romanze, eine Romanze der Kunst könnteman es nennen, und das Schlimmste an jeder Romanzeist, daß man am Ende aller Romantik beraubt ist.«

»Harry, sprich nicht so. Solange ich lebe, wird Do-rian Grays Persönlichkeit mich beherrschen. Du bistnicht imstande zu fühlen, was ich fühle. Du bist zu un-beständig.«

»Ah, mein lieber Basil, gerade darum kann ich esnachempfinden. Treue Menschen lernen nur die trivia-le Seite der Liebe kennen: allein die Treulosen wissenauch um die Tragödien der Liebe.« Und Lord Henryentflammte ein elegantes silbernes Feuerzeug und be-gann mit selbstbewußter, zufriedener Miene eine Zi-garette zu rauchen, als hätte er die Welt in einem ein-zigen Satz zusammengefaßt. In den glänzendgrünenEfeublättern raschelten aufgeregt zwitschernde Spat-zen, und die blauen Wolkenschatten jagten einanderwie Schwalben über den Rasen. Wie angenehm war esdoch im Garten! Und wie ergötzlich waren die Ge-fühlsregungen anderer Leute! Viel ergötzlicher als ihreAnsichten, so schien es ihm. Die eigene Seele und die

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Leidenschaften der Freunde – das waren die faszinie-renden Dinge im Leben. Mit heimlichem Vergnügenmalte er sich in Gedanken das langweilige Gabelfrüh-stück aus, das er versäumt hatte, weil er so lange beiBasil Hallward geblieben war. Wäre er zu seiner Tantegegangen, hätte er dort mit Sicherheit Lord Goodbodygetroffen, und die ganze Unterhaltung hätte sich umdie Armenspeisung und die Notwendigkeit von vor-bildlichen Mietshäusern gedreht. Alle hätten die Be-deutung jener Tugenden gepriesen, für deren Aus-übung sie im eigenen Leben keine Veranlassung sahen.Die Reichen hätten sich über den Wert der Sparsam-keit geäußert, und die Müßiggänger sich beredt überdie Würde der Arbeit ausgelassen. Es war erfreulich,all dem entgangen zu sein! Bei dem Gedanken an seineTante schien ihm etwas in den Sinn zu kommen. Erwandte sich Hallward zu und sagte: »Mein Lieber,eben fiel es mir wieder ein.«

»Was fiel dir ein, Harry?«»Wo ich den Namen Dorian Gray schon gehört

habe.«»Und wo war das?« fragte Hallward mit leichtem

Stirnrunzeln.»Mach nicht so ein grimmiges Gesicht, Basil. Es war

bei meiner Tante, Lady Agatha. Sie erzählte mir, siehabe einen wundervollen jungen Mann entdeckt, derihr im East End9 helfen wolle, und sein Name sei Do-rian Gray. Allerdings erwähnte sie mit keinem Wort,daß er gut aussieht. Frauen vermögen gutes Aussehennicht zu würdigen, zumindest anständige Frauen nicht.Sie sagte, er sei sehr ernst und habe ein einnehmendesWesen. Ich sah sofort ein Geschöpf mit Brille, glattemHaar und schrecklich vielen Sommersprossen vor mir,das auf riesigen Füßen einhertrampelt. Ich wünschte,

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ich hätte gewußt, daß es sich um deinen Freund han-delt.«

»Ich bin froh, daß du es nicht wußtest, Harry.«»Warum?«»Ich möchte nicht, daß du ihn kennenlernst.«»Du möchtest nicht, daß ich ihn kennenlerne?«»Nein.«In diesem Augenblick kam der Butler in den Garten

und meldete: »Mr. Dorian Gray ist im Atelier, Sir.«»Jetzt mußt du mich vorstellen«, rief Lord Henry

lachend.Der Maler wandte sich an seinen Diener, der blin-

zelnd im Sonnenlicht stand. »Bitten Sie Mr. Gray zuwarten, Parker; ich werde gleich hineinkommen.« DerMann verbeugte sich und ging den Weg hinauf.

Dann sah Basil Hallward Lord Henry an. »DorianGray ist mir der teuerste Freund«, sagte er. »Er hat einunkompliziertes, einnehmendes Wesen. Deine Tantehatte völlig recht mit dem, was sie über ihn sagte. Ver-dirb ihn nicht. Versuche nicht, ihn zu beeinflussen.Dein Einfluß wäre schädlich. Die Welt ist groß, und esgibt viele wundervolle Menschen in ihr. Nimm mirnicht den einen, der meiner Kunst allen Zauber ver-leiht, den sie besitzt; mein Leben als Künstler hängtvon ihm ab. Vergiß nicht, Harry, ich vertraue dir.« Ersprach sehr langsam, und die Worte schienen sich ihmfast gegen seinen Willen zu entringen.

»Was für einen Unsinn du daherredest!« erklärteLord Henry lächelnd, nahm Hallward beim Arm undführte ihn beinahe ins Haus.