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Der Mond, das Kuhhorn und der Baldrian Kräuter und ihre Wirkungen im Biodynamischen Weinbau Dieses Material wurde ihm Rahmen eines Vortrages für den Arbeitskreis Biodynamischer Weinbau in der Pfalz zusammengestellt. April 2008. Autorin: Ute Mangold, Diplom-Biologin (Dipl. FH Umweltschutz), Botanikerin, Kräuterexpertin und Lehrerin.

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Der Mond, das Kuhhorn und der

BaldrianKräuter und ihre Wirkungen im Biodynamischen Weinbau

Dieses Material wurde ihm Rahmen eines Vortrages für den Arbeitskreis Biodynamischer Weinbau in der Pfalz zusammengestellt.

April 2008.

Autorin: Ute Mangold, Diplom-Biologin (Dipl. FH Umweltschutz), Botanikerin, Kräuterexpertin und Lehrerin.

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INHALT

Vorwort (Biodynamischer Weinbau allgemein)

1. Boden, Kräuter und Feine Weine

2. Unkraut – Wildkraut – bodenpflegende Kräuter - Wildpflanzen der Weinberge

3. Selbst-Begrünung aus der Bodensamenbank

4. Begrünungsmanagement

5. Begrünung aus Biodynamischer Sicht

6. Biodynamische Präparate

7. Kräuter und ihr Einfluss auf die Rebgesundheit- Allelopathie

8. Homöopathie und das dynamische Wasser

9. ANHANG

- Kräuterportraits- Zeigerpflanzen- Fotos und Illustrationen- Literatur

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VorwortBiodynamischer Weinbau: das wird gerne verbunden mit einer Geheimlehre, bei der man im Mondenschein nachts Kuhhörner mit Mist vergräbt und in Holzbottichen mit Hexenbesen stundenlang Brennnesseljauche hundertmal linksherum und hundertmal rechtsherum rührt. Dies dann womöglich auch noch bei Neumond.

Doch was ist Biodynamischer Weinbau eigentlich? Worum handelt es sich wirklich? Ist es eine Geheimlehre, oder ein tief verankertes Wissen um die Schätze der Natur? Warum wenden sich immer mehr renommierte Weingüter dieser Bewirtschaftungsweise zu? Handelt es sich nur um einen Modetrend?

Als erstes fällt uns dazu ein Name ein: Nicolas Joly, der Guru des biodynamischen Weinbaus. Als Internationaler Vordenker der Biodynamie hat er den Club "Renaissance des Appellations" gegründet (www.biodynamy.com). Die Weine seines Weinbergs „La Coulée de Serrant“ an der Loire gehören zum Größten, was es an Weißweinen gibt!

Er hat 1997 ein Buch geschrieben „ Le vin – du ciel à la terre“. „Beseelter Wein“ lautet sein Titel in der deutschen Übersetzung. Ein ganz grundlegendes Buch über die biodynamische Denkweise. „Es versucht eine Brücke zu schlagen zwischen der sichtbaren quantitativen Welt, die unseren Sinnen zugänglich ist, und jener subtileren qualitativen Welt, aus der das Leben zu uns herüberkommt.“ So schreibt Joly.

Le Coulée de la Serrant, Loire

Unwissende bezeichnen ihn auch heute noch als Spinner, denn sie verbinden die „Biodynamie“ mit Sektierertum, mit Sonderlingen, die selbstgestrickte Wollsocken in Sandalen tragen. Der Vorschriftenkanon im biodynamischen Weinbau, der auf den Anthroposophen Rudolf Steiner zurückgeht, klingt wunderlich, unwissenschaftlich und restriktiv. So darf Unkraut nur bei zunehmendem Mond gehackt werden und der Rebschnitt nur bei abnehmendem Mond getätigt werden. Doch Hobbygärtner wissen, spätestens seit sie nach Maria von Thuns Mondkalender arbeiten, dass etwas dran ist an diesem „Aberglauben“.

Doch abseits davon, sehen die Franzosen die Dinge wohl ein wenig unverkrampfter als wir: „Les Allemands, die wollen immer alles so perfekt machen.“ So auch die Biodynamik. Da wird studiert, da wird gerührt, da wird gelehrt, da wird theoretisiert - viel zu perfekt. Dabei geht es in der Biodynamik um die Natur, vor allem eben auch um ein Gefühl für die Zusammenhänge der Natur, für die Pflanzen - ja auch für kosmische Einflüsse, wie um Planetenkonstellationen und Mondphasen. Dabei ist dieses Wissen um die besten Ernte- und Aussaatzeiten altes bäuerliches Wissen. Ganz selbstverständlich verinnerlicht in traditionellen Kulturen. Viele Winzer wenden dieses alte Wissen heute noch an, ohne auch nur annähernd an Hokus Pokus zu glauben.

Und so gibt es in Frankreich viele große renommierte Weingüter wie Romanée Conti, Chapoutier, Beaucastel und Kreydenweiss, die schon seit vielen Jahren nach den Regeln der

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Eine typische Domaine an der Loire, Foto Günter Rüh

Biodynamik ihre Weinberge bewirtschaften. In Deutschland sind es die Weingüter Wittmann in Rheinhessen sowie Bürklin-Wolf und Christmann in der Pfalz. Steffen Christmann ist erst kürzlich zum Präsident des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) gewählt worden. Ein Verband, der wie die renommierten französischen Domänen, stets darauf bedacht ist, Weine von größtmöglicher Qualität zu produzieren und dabei den besonderen Charakter der Weine, der Domäne und vor allem des Terroirs herauszuarbeiten. Eine ganz selbstverständliche Folge aus einer Bewirtschaftungsweise, die nur ein Ziel hat, nämlich große Weine zu erzeugen, deren Lagentypizität wieder schmeckbar ist. Weine mit einer Tiefe und Aromenfülle, wie sie nur auf einem lebendigen Boden wachsen können. Einem gesunden Boden voller Lebewesen, mit einer Vielfalt von Kräutern und Blüten, die den Weinstöcken zu gesundem Wachstum verhelfen.

Manche Winzer wie Patrick Meyer aus Nothalten im Elsass beobachten sogar, dass sich ihre Weine von Jahr zu Jahr verändern, quasi „zurückentwickeln“. Als ob sie ein genetisches Gedächtnis hätten und sich zurück erinnern an ihr Aroma der Vergangenheit, als die Weinberge noch traditionell bewirtschaftet wurden. Eine Erinnerung an die Zeit, als die Weinberge noch gehackt, statt durchgepflügt wurden. Als Handlese ganz selbstverständlich war und chemische Pflanzenschutzmittel noch völlig unbekannt.

Patrick Meyer, Nothalten, Foto: Ute Mangold, 2005

Natürlich waren diese vergangenen Zeiten auch mühselig und oftmals armselig. Man wünscht sie sich nicht mehr zurück, zumal es in schlechten Jahren auch viele Missernten und saure Weine gab. In den Kellern kippten die Weine schnell um und wurden zu Essig. Als Gegenmittel wurden den Weinen damals Kräuter zugesetzt. Kräuter mit ätherischen Ölen und Tanninen. Kräuterweine gibt es heute noch als Heilmittel, im Piemont eine alte Tradition. Doch auch zu früheren Zeiten schafften es renommierte Weingüter großartige Weine hervorzubringen. So mancher deutscher Riesling wurde Anfang des letzten Jahrhunderts zu astronomischen Preisen gehandelt.

Ist der Biodynamische Weinbau ein Schritt zurück in die Vergangenheit – oder einfach nur ein gewaltiger Schritt nach vorn in eine Zukunft, wo das Lebewesen Boden und der Rebstock wieder Beachtung findet? Nicht als Produzent einförmiger, auf den jeweiligen Modetrend hin entwickelter Weine, die mit der „Spin Column“ heute sogar in ihre Bestandteile getrennt und wieder neu zusammen gesetzt werden können, sondern als individuelles Produkt, das den Charakter der Landschaft und ihre Kultur wiederspiegelt.

Der Begriff „Terroir“ kommt hier ins Spiel. Der Boden, die Standortfaktoren wie Klima, Hangausrichtung und Sonneneinstrahlung, aber auch die Persönlichkeit des Winzers und der Winzerin, ja sogar die Kultur und Geschichte der Landschaft haben Einfluss auf die Charakteristik eines Weines.

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Nicolas Joly schreibt „der Weinstock ist wie keine andere Pflanze in der Lage, die für jedes einzelne Terroir spezifischen Elemente zu assimilieren. Und Tino Seiwert, von Pinard de Picard, wie kein anderer ein Kenner der französischen Weine, schreibt sogar, dass die Aromen der Kräuter in den Außenhäuten der Beeren gespeichert sind. Dieser Gedanke ist gar nicht so abwegig, denn schließlich sind die Phenole des Weines und die Flavonoide der Kräuter in ihrer chemischen Struktur sehr ähnlich, um nicht zu sagen, gleich. Man spricht hier auch von sekundären Pflanzenstoffen, Radikalfängern und Krebsvorbeugern. Jeder hat auch schon von den Tanninen gehört, die in den Schalen, Kernen und Beerenhäuten enthalten sind und für den trockenen, ja fast adstringierenden Geschmack mancher Weine sorgen. Ursprünglich wegen ihres bitteren Geschmacks von der Pflanze als Abwehr gegen Pflanzenfresser erfunden, nutzen sie uns als Heilmittel gegen Bakterien und Pilze. Sozusagen als natürliches Antibiotikum.

Dieser Aufsatz versucht nun zu ergründen, welchen Einfluss die Weinbergsflora auf den Wein habt. Nicht nur in Südfrankreich, spiegeln sich die Aromen der Kräuter in den Weinen wieder, auch in den Deutschen Weinen - vor allem auch den Großen Gewächsen der VDP Winzer - werden Kräuteraromen schmeckbar. Doch nicht nur diese, auch eine tiefe Mineralik und ganz eigene Charakteristik wird erfahrbar. Der Riesling ist zu allem bereit!

1. Boden, Kräuter und Feine Weine

Die Verbindung zwischen den Wilden Kräutern und Feinen Weinen liegt im Boden, im Klima und den speziellen Standortbedingungen, wie sie in einer vom Menschen geprägten Kulturlandschaft auftreten. In der Weinsprache wird hier von „Terroir“ gesprochen. Auf gesunden Böden voller Mineralik und ausgewogenem Nährstoffverhältnis wachsen Weine voller Tiefe und Aromenfülle. Im Bukett feiner Weine spiegelt sich der Weinberg wieder, auf dem sie wachsen. Natürlich spielt auch die Hand des Winzers - die Kellertechnik und das intuitive Verständnis des Weinmachers für seinen Wein eine große Rolle. Wein ist ein Kulturgut!

Begleitet werden Reben auf gesunden Böden auch immer von einer reichhaltigen Pflanzenwelt. Doch oft werden die kleinen Pflänzchen verkannt, denn wachsen sie im Weinberg oder im Garten, werden sie schlicht „Unkraut“ genannt. Schaut man sich jedoch typische Weinbergsunkräuter wie Amaranth, Vogelmiere oder Taubnessel genauer an, so entdeckt man feine Besonderheiten an ihnen. Die Vogelmiere hat zauberhafte kleine Blüten, die wie Sterne aussehen. Ihr Geschmack erinnert an junge Erbsen oder zarten Mais. Aus ihr lässt sich ein frisches grünes Pesto zubereiten. Der Amaranth entwickelt im Kochtopf als Wildspinat blanchiert einen wunderbaren Duft und die Blätter der Taubnessel mit dem zarten Champignongeschmack würzen feine Fischgerichte. Taubnessel und Vogelmiere, Foto:

Ute Mangold

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Eine Beschreibung essbarer Wildkräuter, die in den Weinbergen der Pfalz gefunden werden finden Sie in unserem Buch: „Wilde Kräuter - Feine Weine“. Dipl. Biol. Ute Mangold, Dr. Steffen Michler, Plöger Verlag, Gräfenhausen, 2008.

1.1 Der Boden als Lebewesen

Beim Terroir-Gedanken steht der Boden im Mittelpunkt des Interesses. Nur ein gesunder, lebendiger Boden bringt feine Weine hervor. Viele Winzer sind davon überzeugt, dass der Terroir-Charakter dann besonders ausgeprägt wird, wenn zum einen die Reben tief wurzeln und – ganz wichtig - die Kleinlebewesen des Bodens die Mineralien besonders effektiv aufschließen.

Das Drama begann mit den Herbiziden

In seinem Buch „Beseelter Wein – Biologisch Dynamischer Weinbau, Hallwag, 1998 (franz.: Le vin du ciel à la terre)“ hat Nicolas Joly dem Boden ein wichtiges Kapitel gewidmet, das wir hier zitieren möchten. Es beginnt mit dem Satz: „Das Drama begann mit der Einführung der Herbizide“. Zu Beginn der 60er Jahre hielten sie Einzug in die Weinberge und töteten laut Joly nicht nur die sogenannten Unkräuter, sondern auch alles Bodenleben.

Zunächst bildeten diese abgestorbenen Mikroorganismen eine Art provisorischen Dünger und die Weinberge sahen vermeintlich besser aus. So wirkten die Herbizide wie ein Aufputschmittel und laugten den Boden doch eigentlich nach und nach aus. Bis er schließlich erschöpft war.

Dann kam eine neue Wunderwaffe: die chemischen Düngemittel. „In Form von Salzen traten sie ungehemmt an die Stelle der natürlichen Wachstumskräfte des Bodens und fuhren fort, das bisschen noch im Erdreich verbliebene Leben zu zerstören“, schreibt Joly. Und weiter: „um den hohen Salzgehalt zu kompensieren, ist die Pflanze gezwungen, sich mit Wasser voll zu saugen.“ [.....] „Der Weinstock verlor eine typische Verhaltensform, nämlich sein vertikales Vordringen in die Tiefe“. Damit war ihm die Möglichkeit genommen, Nahrung und Mineralien aus der Tiefe aufzunehmen. Sein regionaler oder gar parzellentypischer Charakter ging verloren - das, was man heute als „Terroir“ bezeichnet. Der Wein wurde wässrig, leer und gleichförmig.

Den Krankheiten wurde Tür und Tor geöffnet

Das Paradoxe dabei ist, so erläutert der bedeutende französische Agronom C. Bourguignon, dass pathogene Elemente als erstes imstande sind, in so einem weitgehend geschwächten Boden wieder Fuß zu fassen. Also, einfach formuliert, den Krankheitserregern und den Nematoden wurden Tür und Tor geöffnet.Auf Bourguignon geht auch die Erkenntnis zurück, dass ein lebendiger Boden je Gramm bis zu einer Milliarde lebender Organismen enthalten kann!

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Von den Pilzgeflechten an der Oberfläche, über die Regenwürmer und Asseln bis zu den Mikroben und Bakterien in den tieferen Schichten.

Mikroben und ihr Beitrag zum Terroir

Eine „weitere wichtige Erkenntnis ist, dass diese lebenden Organismen im Erdreich [von Boden zu Boden nicht gleich, sondern] stets verschieden sind, nicht nur bedingt durch die Geologie des Bodens, sondern auch [...] bedingt durch [....] die Einflüsse des Klimas oder Mikroklimas, Hangausrichtung, Gestalt der Landschaft, vorherrschende Windströmungen usw.“, so schreibt Joly.Die Wissenschaftler nennen dies „Standortfaktoren“, die Biodynamiker wohl „kosmische Kräfte“ und die Franzosen schlicht „Terroir“. (Wobei bei dem „Terroir“ Gedanken die ökologischen Standortfaktoren, die Persönlichkeit des Winzers, die Kultur und vielleicht auch die kosmischen Kräfte eine Rolle spielen. Ein Begriff, der für mich alle diese Dinge umfasst!).

2. Unkraut – Wildkraut – bodenpflegende Kräuter

Die positiven Wirkungen einer Krautschicht zwischen den Reben sind vielfältig. Sie dienen:

- Dem Bodenerosionsschutz- Der Förderung des Bodenlebens- Der Verbesserung der Bodenstruktur- Und als Nahrungsquelle für Insekten

Wildkräuter dienen als Nahrungsquelle für Insekten. Man spricht hier auch vom „Blossom-Effect“. Duftende Blüten (wie z.B. vom Klee) ziehen zahlreiche Kleininsekten an. Diese sind wiederum Nahrung für größere Raubinsekten und diese größeren Insekten werden dann wieder von Vögeln gefressen. Womit für ein ökologisches Gleichgewicht und Artenvielfalt gesorgt wird. Dieses Gleichgewicht aus Vögeln - Raubinsekten und Kleinstlebewesen erspart dem Winzer einiges an Pestiziden.

2.1 Hackfrucht-Flora und die Wildpflanzen der Weinberge Wo heute bei uns Wein angebaut wird, existierten früher wärmeliebende Trockenwälder und –gebüsche. In den Weinbergen wurde früher zur Bodenpflege und Unkrautbekämpfung per Hand gehackt oder mit dem Pferd gepflügt. Zwischen den Reben entstand eine wärmeliebende Hackfrucht-Pflanzengemeinschaft (bot.: Weinberg-Lauch-Gesellschaft Geranio-Allietum vinalis).

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Im südlichen Oberrheinraum basiert die Entwicklung der Weinberg-Wildflora, weniger auf klimatischen Faktoren, sondern auf der Bewirtschaftungsintensität. Es heißt, dass im alemannischen Raum eine tolerantere Einstellung gegenüber dem Unkraut herrschte als im Stuttgarter Raum (WILMANNS, 1989). Hier wurde alles Unkraut aus den Weingärten heraus geschafft.

Einige dieser früheren Weinbergskräuter wurden als Medizinalpflanzen aus dem Mittelmeerraum eingeführt, wie z.B. die Osterluzei (Aristolochia clematitis). Zwiebelpflanzen wie die Weinberg-Traubenhyazinthe (Man beachte ihren lateinischen Namen: Muscari botrytoides!) wurden im Zuge der sogenannten orientalischen Phase von 1560 bis 1620 aus der Türkei und dem nahen Osten nach Mitteleuropa eingeführt. Sie ist ein sogenannter Gartenflüchtling. Streng genommen gilt sie als Neophyt (das sind alle Pflanzen die nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus nach Mitteleuropa eingeführt wurden) – und doch steht sie als Wildpflanze mittlerweile auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten. Andere Pflanzen fanden in der Küche Verwendung, dazu gehört natürlich der Weinbergslauch (Allium vineale), der Mauer-Doppelsame (Diplotaxis muralis), auch Mauerrauke oder Mauersenf genannt, der Mauerpfeffer, auch Tripmadam genannt, der kleine Feldsalat (Valerinella spec.), die Brennnessel (Urtica spec.), die Schafgarbe (Achillea millefolium) und natürlich die Wilde Möhre (Daucus carota). Viele dieser Pflanzen sind sogenannte „Kulturfolger“, das heißt, sie sind bereits mit den frühen Ackerbauern aus dem Mittelmeerraum oder den Steppengebieten eingewandert.

So entstand die heutige Kulturlandschaft. Anstelle der vergleichsweise artenarmen Buchenwälder trat eine inselartige Landschaft mit insel- oder saumartigen Resten der natürlichen Vegetation. Und siehe da, dies hatte einen sehr hohen Artenreichtum zur Folge.

Fotos der oben genannten Pflanzen und weiterer Weinbergskräuter finden Sie im Anhang

Zum Weiterlesen:

- Eine Beschreibung essbarer Wildkräuter, die in den Weinbergen der Pfalz gefunden werden finden Sie hier: „Wilde Kräuter - Feine Weine“. Dipl. Biol. Ute Mangold, Dr. Steffen Michler, Plöger Verlag, Gräfenhausen, 2008.

- „Typische Pflanzenarten der Weinbergslandschaft und ihre Bestandsentwicklung während der vergangenen Jahrzehnte“, beschreibt der Dipl.-Geogr. Heiko Himmler, Pollichia. Aus: Fachtagung Wein & Landschaft 2004, Tagungsband, Hrsg: DLR Neustadt, 2005.

- Eine Liste mit den wichtigsten Weinberg-Wildpflanzen Stuttgarts findet sich in der Veröffentlichung von Nils Böhling, Martin Nebel: „Wildpflanzen der Weinberge, Zielarten für den Naturschutz in Stuttgart“, Hrsg. Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, 2002.

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Hacken, Grubbern und MulchenKriechendes Fingerkraut (P. reptans)

Die frühere Bodenpflege durch Hacken wird heute zu Recht als viel zu aufwändig angesehen. Doch statt eines großflächigen Herbizideinsatzes kann heute z.B. durch mechanisches Bodenlockern (maschinelles Grubbern) die Wildkrautflora wieder gezielt gefördert werden. Im Stuttgarter Raum konnte man

beobachten, dass solange ein Hacken und Fräsen nicht zu intensiv ist, die traditionell typische Weinberg-Hackfruchtflora begünstigt wird. Sie ist licht- und lockerbodenbedürftig. Durch Mulchen werden zwar die in den Rebgassen angelegten Gasbestände mehrmals abgemäht, doch ein Umbrechen des Bodens erfolgt nicht mehr, so dass die Kriechrasenpflanzen dauernd Oberhand gewinnen (Bereiftes Rispengras, Deutsches Weidelgras, Kriechender Hahnenfuß, Kriechendes Fingerkraut u.ä.).

Zu viel Gras und UTA

Eine dichte, kontinuierliche Pflanzendecke hat im Weinberg einige Nachteile: Sie fängt Nährstoffe und Wasser ab. Vor allem in Trockengebieten führt dies zu Wasserstress bei den Reben. Sie verhindert eine rasche Bodenerwärmung und soll außerdem für eine „untypische Alterungsnote (UTA)“ des Weins verantwortlich sein (WILMANNS, 2000). „Der UTA ist primär auf weinbauliche Defizite zurückzuführen. Zu den auslösenden Faktoren zählen hoher Ertrag, mangelnde Versorgung des Bodens, Lese vor der

physiologischen Vollreife, Trockenstress und UV-Strahlung“, so schreibt SCHNEIDER, V, in: Die Winzer-Zeitung (DWZ), 06, 2004, 38).

3. Selbst-Begrünung aus der Bodensamenbank

Eine wichtige Maßnahme, um die Wildkräuter in den Weinbergen zu fördern, ist das Zulassen einer Selbstbegrünung, die sich spontan aus der „Bodensamenbank“ heraus entwickelt. Dies wäre eine Alternative zu den künstlich eingebrachten Arten, wie sie in den Begrünungsmischungen, z.B. der Wolff-Mischung, vorhanden sind. Ist ein genügend großes Artenreservoir vorhanden, so hat dies den Vorteil, dass sich diejenigen Wildpflanzen ansiedeln, die an den jeweiligen Standort angepasst sind. Hierzu ist es aber wichtig, für genügend Kleinstbiotope in der

Weinbergslandschaft zu sorgen, in die sich die Wildkräuter zurückziehen können, bzw. aus denen sie immer wieder einwandern können.

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Weinlage mit Randstreifen in Forst, Mittelhaardt, Pfalz, Foto: Ute Mangold, 2005

Ist die Weinbergslandschaft jedoch grundlegend gestört, liegen Jahre der Herbizid und Mineraldüngerbehandlung hinter ihr, bietet sich sicherlich erst mal eine Begrünung mit der Wolff-Mischung an, um den Boden zunächst zu regenerieren (dazu äußert sich auch Joly, s.u.).

Nach und nach kann man dazu übergehen, sich seine eigene Begrünungsmischung zusammen zu stellen. Dies schließt aber eine genaue Beobachtung oder Kartierung der standörtlichen Flora ein. Und das Zulassen der Einwanderung von Unkräutern – Wildkräutern von den Feldrändern. Dazu kommen Erfahrungswerte, welche Arten sich am besten entwickeln und das Gras zurückhalten.

3.1 Ein Wildpflanzenreservoir fürs Terroir

Die eigene Begrünungsmischung führt schließlich zu einer individuellen Bodensamenbank am jeweiligen Standort. Ein Wildpflanzenreservoir, so individuell wie das „Terroir“, das den Wein prägt.

Der Terroirgedanke impliziert ja schon lange, dass sich die individuelle Mineralik des Bodens auf den Wein überträgt - warum sollten sich nicht auch die ätherischen Öle und Phenole, bzw. „Aroma-Ester“ der Kräuter auf den Wein übertragen?

Tino Seiwert von Pinard de Picard schreibt schwärmerisch über einen seiner Weine (hier: vom Mont Ventoux), dass „die Düfte der Blüten und Kräuter in der Außenhaut der Trauben gespeichert sind!“ Ein sehr interessanter Gedanke, der wissenschaftlich mal genauer untersucht werden sollte.

3.2 Biotopinseln für die Weinber gsflora

Lässt man beispielsweise entlang der Wege Wildpflanzen ungestört wachsen, duldet man Ackersäume und Kleinbiotope wie Hecken, Felsen, Tümpel oder Mauern, so schafft man sich sein eigenes Artenreservoir. Entlang dieser ungestörten Kleinstbiotope wachsen meist die Arten, die für diese Weinbergslandschaft, für das bestimmte Mikroklima, typisch sind. Auf meinen Wildkräuterwanderungen in ganz unterschiedlichen Gegenden der Pfalz fand ich eine immer wieder eine anders zusammengesetzte Flora: So unterschied sich die Flora der heißen, kiesigen Terrassenhänge rund um Freinsheim deutlich von denen der sauren und feuchten Buntsandsteinhänge im Modenbachtal zwischen Weyher und Burrweiler. Und die Flora des trockenen Zellertals mit seinen Kalkfelsen hatte einen ganz anderen Charakter als die der Lehm-Lößböden in der Nähe von

Edenkoben. (Da ergibt es sich von selbst, dass auch jeder dieser unterschiedlichen Böden eine entsprechende Begrünungs-mischung benötigt, s. u.)

In die landschaftstypischen Kleinbiotope können sich die Arten zurückziehen und von dort aus in die Weinberge immer wieder einwandern. So kann man sicher sein, dass sich die

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Beispiel für eine kleinteilige Weinbergslandschaft mit vielen Biotopinseln, Kaiserstuhl, Baden. Foto: Ute Mangold

Birkweiler und Kastanienbusch, Foto: Mangold, 2004

Speierling im NSG Eichelberg, Foto: Ute Mangold, 2005

„richtigen“ Arten ansiedeln. Nämlich diejenigen die mit den klimatischen Verhältnissen, der Sonneneinstrahlung und dem Bodentyp am besten zurecht kommen.

Beispiele für Weinbergsbiotope- Wegränder und Feldsäume- Trockenmauern mit ihrer

Spalten-, Kronen- und Fußvegetation- Gebüschsäume- Offene Böschungen- Felsen und Geröll

Da diese Biotope meist wie der Weinberg auf der Sonnenseite liegen, siedeln sich hier vor allem wärmeliebende Arten an (sog. thermophile Gesellschaften). In den Weinbergen dienen diese als Reservoir für die jeweils dort heimische Flora.

Der Keschdebusch....Rebfluren waren immer schon nährstoffreiche Standorte. Doch sind es gerade die nährstoffarmen Standorte, auf denen sich eine besonders große Artenvielfalt entwickeln kann. (Beispiel: die Wachholderrasen auf der Schwäbischen Alb. Hier wurden die kargen Hangrasen auf den Kalkfelsen regelmäßig von den Schafen abgeweidet). Am Haardtrand gibt es nur noch wenige solcher nährstoffärmeren und damit artenreicheren Standorte. Der bekannteste ist die Kleine Kalmit, die heute unter Naturschutz steht. Schutzzweck ist hier „die

Erhaltung der Trockenrasen aus artenreichen Steppenrasen und Kalkmagerrasen“. Wie eine Perlenkette ziehen sich weitere Naturschutzgebiete entlang des Haardtrandes. Es handelt sich um Reste ehemaliger Offenlandschaften, trocken-warmes und buschreiches Gelände mit Weinbergen und Obstanlagen. Der Lebensraum der Zaunammer, die aus dem Mittelmeerraum stammt und in Deutschland nur entlang des Haardtrandes noch vorkommt. Beispiele sind das NSG „Haardtrand-Eichelberg“ unterhalb der Großen Kalmit bei Maikammer, das NSG „Haardtrand – An der Kropsburg“ bei St. Martin und der Annaberg bei Burrweiler.

Der Name „Haardt“ leitet sich etymologisch von „Bergwald“ oder „waldiger Höhenzug“ ab. Es bedeutet aber auch „Allmendweide“, also in der historischen Kulturlandschaft „Waldweide“ (Heiko Himmler, Landau).

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Alte Fotos zeigen, dass die Wingerte, Streuobstwiesen noch bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts viel weiter hinauf gingen. Darüber befand sich eine Mischung aus Gebüsch, Sträuchern und niedrigen Bäumen. Der eigentliche Wald begann damals erst an der oberen Kante. Früher wurden die Kühe in den Wald zur Weide getrieben, mit der Folge, dass sich eine park- oder savannenähnliche Landschaft heraus bildete, mit der typischen Fraßkante an den Bäumen. Auch der Name „Kastanienbusch“ geht auf eine solche von bäuerlicher Nutzung geprägten Landschaftsform zurück. Dazu wurden bis in das letzte Jahrhundert hinein die Kastanien regelmäßig „auf den Stock“ gesetzt, um Weinbergspfähle aus ihnen zu machen oder Fassdauben herzustellen. Sie wurden dadurch nicht höher als ein Busch – eben ein Kastanienbusch.

...und der Wein muss kämpfen

Wenn man mit biodynamischen Präparaten arbeitet, sollte man darauf achten, niemals zu überdüngen. Die Mengenangaben müssen eingehalten werden. Die Präparate führen erfahrungsgemäß zu einer Vitalisierung des Bodenlebens. „Der Boden, auf dem ein Weinstock gedeihen soll, muss lebendig sein und zugleich karg, da sonst die Qualität des Weins leidet. Es liegt nun mal in der Natur des Weinstocks zu kämpfen.“ So schreibt Joly.

Rebstock auf Schiefer, Winninger Röttgen, Foto: Mangold 2003

Das Terroir rund um Vacqueyras, Foto: Ute Mangold 2007

Rebstock im Chateauneuf du Pape

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Dauerbegrünung und der Rückgang der Wilden Weinbergsflora

Da es sich bei vielen der Weinbergskräuter um wärmeliebende Pflanzen handelt, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum eingewandert sind oder gar aus orientalischen Gärten stammen, wie die Traubenhyazinthe oder die Wildtulpe, hätte sich aufgrund der Klimaerwärmung eigentlich die Weinbergs-Wildflora wieder ausbreiten müssen. Doch das hat sie nicht. Offensichtlich hat die jahrelange Herbizidanwendung einjährigen Pflanzen wie z.B. der Acker-Ringelblume geschadet. Kein Same konnte mehr im Boden überdauern. Den Frühjahrsgeophyten und Zwiebelblumen, wie der Milchstern oder die Wildtulpe sind dagegen gegen Herbizide „resistent“, denn wenn im Mai die erste Spritzung ausgebracht wird, haben sie schon längst wieder eingezogen. Denkbare Ursachen für deren Rückgang sind dagegen die tiefere Bodenbearbeitung mit dem Pflug, statt durch Hacken, der Ersatz von Stallmist durch Kunstdünger und die Überdüngung. Auch die Bodenverdichtung durch Schlepper und insbesondere Vollernter kann die Vielfalt der Flora beeinträchtigen. Zurück blieb nur noch das Dünge- und Verdichtungsresistente Deutsche Weidelgras. Doch noch ein wichtiger Aspekt spielt offensichtlich eine Rolle, das ist die Dauerbegrünung. Ursprünglich als Erosionsschutz für den Boden zwischen den Rebzeilen gehandelt, stellen sich heute immer mehr Nachteile heraus. Wird die Begrünung nicht regelmäßig aufgebrochen, breiten sich Gräser immer stärker aus und verdrängen andere Pflanzenarten. Die flach wurzelnden Gräser nehmen dem Wein das Wasser weg und führen zu einer Bodenverdichtung. „Durch die Dauerbegrünung gehen auf zunehmenden Flächen die Gassen als Lebensräume nicht nur für seltene Wildkräuter verloren, sondern auch als Nahrungsstätte etlicher gefährdeter Tierarten wie dem Steinschmätzer“, so trug Heiko Himmler die Problematik an der Fachtagung Wein & Landschaft an der DLR in Neustadt im Jahr 2004 vor.

Dies gilt es zu beachten, bevor man das nächste Kapitel liest.

4. Begrünungsmanagement

Für die Begrünung von Rebflächen können verschiedene Pflanzen für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden. Die Krautschicht schützt den Boden vor Erosion und Austrocknung, die Wurzeln halten den Boden auch bei Starkregen fest und verbessern die Bodenstruktur. Tiefwurzler mit Pfahlwurzeln (wie Rettich, Senf oder Möhre), brechen verdichteten Boden auf und Stickstoffsammler, wie die Wicken und der Klee sorgen für eine natürliche Düngung.

Dazu beeinflussen sie (nicht nur aus biodynamischer Sicht) die Rebgesundheit positiv, halten Schädlinge und Krankheiten fern - hier vor allem die Pflanzen mit ätherischen Ölen wie die Schafgarbe – und ziehen durch ihre Blüten Nutzinsekten an. Wie oben schon erwähnt, spricht man hier vom „Blossom Effect“.

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Der Wolff und der Biowein

Im Biologischen Weinbau ist die sogenannte „Wolff-Mischung“ besonders beliebt. Es handelt sich um eine Saatmischung aus ein- und mehrjährigen Pflanzen, die am besten im April ausgesät wird (ca. 40 kg/ha). Im Ökoweinbau wird sie in jeder zweiten Gasse ausgesät und etwa drei bis fünf Jahre belassen, bis sich zu viele Gräser eingeschlichen haben. Die Wintersaatwicke macht 20% aus, sie enthält viele mehrjährige Leguminosen mit Pfahlwurzel z.B. Luzerne und Bokharaklee (auch Persischer Klee), Steinklee. Das hohe Kräuter- und Blütenangebot sorgt für gute Lebensbedingungen für Insekten und viele Nützlinge.

Aufgrund ihres hohen Leguminosen-Anteils eignet sie sich jedoch nicht für alle Böden. Bei Trockenheit sollte sie gewalzt werden. Wenn es zu trocken wird, Phacelia, Ölrettich und Buchweizen zu dominant werden muss sogar gemulcht werden.

Bausteine der Begrünung

- Stickstoffsammler als Dünger und BödenlüfterHierunter fallen alle Leguminosen (das sind Hülsenfrüchtler, wie Wicken, Erbsen, Bohnen aber auch Kleearten). Dank ihrer Knöllchenbakterien in der Wurzel sind sie dazu in der Lage Stickstoff aus der Luft zu sammeln und dem Bodenleben zur Verfügung zu stellen. Sie wurzeln tief, bilden ein breites Wurzelgeflecht aus und fördern die Bodendurchlüftung. Beispiele sind die Wickenarten, Rotklee, Weißklee, Inkarnatklee, Perserklee (Bokharaklee) und die Luzerne. Die mehrjährigen Kleearten brauchen aber zu viel Wasser und sind deshalb nur für feuchte Ertragslagen geeignet.

- Stickstoffsammler, die auch im Winter wachsenFür trockene Lagen eignen sich diese beiden Leguminosen besser:Winterwicke (Zottelwicke oder Wintersaatwicke) und Wintererbse. Die Einsaat erfolgt im August/September. Am besten gemischt mit Stützpflanzen wie Roggen oder Winterweizen. Ende Mai/Anfang Juni können sie gewalzt werden und setzen den gesammelten Stickstoff frei.

- Bodendecker und BienenweidePhacelia und Buchweizen wachsen schnell, bedecken den Boden und schützen ihn so vor Erosion, wurzeln aber nicht besonders tief. Sie lassen sich gut walzen. Die Phacelia wird auch Bienenweide genannt, denn sie werden durch ihre blau-violetten Blüten in Scharen angelockt. Sie verträgt Trockenheit relativ gut. Normalerweise stirbt sie über den Winter ab, bietet dann aber eine gute Bodendeckung. Der Buchweizen gehört zur Familie der Knöterichgewächse und gedeiht auch auf sehr leichten und sauren Böden, ist aber empfindlich für Herbstfrost.

- Bodenlockerer mit PfahlwurzelnÖlrettich und Gelbsenf gehören zur Familie der Kreuzblütler, oder Kohlgewächse. Eng verwandt mit ihnen sind alle Rettich, Senf, Kresse- und Kohlarten. Sie enthalten einen scharfen Inhaltsstoff und wurzeln mit ihren Pfahlwurzeln in tiefe Bodenschichten. Ölrettich ist aber nicht dazu in der Lage, Verdichtungen zu durchbrechen.

- Stickstoffzehrer bei NitratüberschussÖlrettich, Gelbsenf und andere Kreuzblütler nehmen größere Mengen an Nitratstickstoff auf und können ihn auch im Herbst vor Auswaschung schützen.

- Befahrbare Decke in feuchten LagenHier bieten sich vor allem Gräser an. In feuchten Lagen verbessern sie die Befahrbarkeit. Sie benötigen aber viel Stickstoff und Wasser, wurzeln sehr flach und eignen sich daher nicht dazu, die Bodenstruktur durch Tiefenlockerung zu verbessern.

Genaue Mengenangaben und Anwendungshinweise finden Sie im Anhang: Dr. Riedel und Schies, Staatliches Weinbauinstitut Freiburg, Der Badische Winzer, Juli 2005, S. 25).

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Verschiedene Böden – Verschiedene Pflanzen

Dr. M. Riedel vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg schreibt:

„Es gibt kein Patentrezept zum Begrünungsmanagement, das für alle Standorte, Rebsorten, jeden Winzer und alle Jahre wieder passen würde - zumal die Witterungsbedingungen von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich sein können. Begrünungspflanzen können - für den jeweiligen Standort und dem Rebwuchs angepasst - ausgewählt und eingesät und den Witterungsbedingungen entsprechend gesteuert werden:

• beispielsweise für sommertrockene, humusarme Standorte jährlich alternierend in jeder 2. Gasse eine Mischung von tiefwurzelnden Winterleguminosen (wie Winterwicke oder Wintererbsen) und Wintergetreide oder

• für feuchtere Standorte eine vielseitige Mischung aus ein- und mehrjährigen Pflanzen, darunter vielen Leguminosen, z.B. Wolff-Mischung.

Eine Graseinsaat oder eine grasreiche Naturbegrünung verbessert zwar die Befahrbarkeit in Hanglagen, ist aber nur für Standorte mit einer ausreichenden Wasser- und Humusversorgung bei entsprechender Stickstoffdüngung geeignet.

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● Boden vor Verschlämmung und Erosion schützen: Schnell wachsende Pflanzen, z. B. Phacelia, Buchweizen, Senf, Ölrettich

● Befahrbarkeit in Hanglagen verbessern und Boden vor Erosion schützen: Pflanzen mit guter Bodenbedeckung, z. B. Gräsermischungen mit dem rasch wachsenden Deutschen Weidelgras oder ganzjährige dichte Naturbegrünung (in Steillagen beachten: breitblättrige Pflanzen, wie z. B. Löwenzahn, erhöhen die Rutschgefahr!)

● Bodenstruktur verbessern und Chloroseanfälligkeit vermindern: Tief wurzelnde Pflanzen in jeder zweiten Gasse, eventuell nach Unterbodenlockerung, einsäen, z. B. Winterwicke, Wintererbse, Platterbse, Winterraps, Ölrettich (die Ölrettich-Pfahlwurzel wächst aber nicht durch Bodenverdichtungen hindurch), Steinklee (gemischt mit Senf und wehrloser Trespe)

● Nitratauswaschung vermindern: Pflanzen, die im Herbst Stickstoff aufnehmen, z.B. Winterraps, Wintergerste, Welsches Weidelgras

● Biologische Stickstoffversorgung: Leguminosen (mit Knöllchenbakterien), z. B. Wicke, Erbse, Klee

● Wasserkonkurrenz im Sommer vermeiden: Winter-Teilzeitbegrünung, z. B. Winterwicke-Wintergetreide-Mischung (in jeder zweiten Gasse einsäen, bei Trockenheit walzen oder mulchen) oder die Verbreitung von Pflanzen mit geringem Wasserverbrauch fördern (z. B. Vogelmiere, die bei Trockenheit abstirbt, breitet sich oft nach mehrmaliger Bodenbearbeitung aus); nicht zu viel Gräser oder wasserzehrende Dauerleguminosen.

● Seltene Pflanzenarten fördern: Wenn z. B. Acker-Gelbstern, Milchstern, Traubenhyazinthe in der Rebfläche vorhanden sind, können diese durch gelegentliche Bodenbearbeitung erhalten/verbreitet werden (ab Mai/Juni alle zwei bis vier Jahre abwechselnd in jeder zweiten Gasse); keine „Konkurrenzpflanzen“, vor allem keine Gräser einsäen.

● Mykorrhiza fördern: Nicht pflügen, keine Kreuzblütler (z. B. Ölrettich, Raps, Senf) einsäen oder nur in Mischung mit anderen Pflanzen.

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5. Begrünung aus biodynamischer Sicht

Joly schreibt in seinem Kapitel „Ist die Begrünung eine sinnvolle Maßnahme?“: „der Weinstock ist wie keine andere Pflanze in der Lage, die für jedes einzelne Terroir spezifischen Elemente zu assimilieren [...]. Die biologisch-dynamische Methode intensiviert diesen Austauschvorgang. [....]Wiederbegrünung und biodynamische Bewirtschaftung sind sich ergänzende Maßnahmen zur Regeneration des Bodens.“

Zum Thema Leguminosen meint Joly, dass die Gefahr übermäßiger Stickstoffanreicherung nur in der konventionellen Landwirtschaft bestehe. „Im Gegensatz dazu ist im biodynamischen Anbau die Pflanzenwelt daran, gewöhnt, sich aus dem Umfeld zu versorgen.“

Er schreibt weiter, dass oft die Böden wiederbegrünt worden sind, nachdem sie jahrelang durch Herbizide entgrünt wurden. Die Weinstöcke hatten aber ihre Wuchsrichtung schon in Richtung Oberfläche verändert, um sich mit chemischen Dünger zu ernähren. In solchen Fällen wird die Wiederbegrünung zu einer ernsthaften Konkurrenz.

In einer lebendigen Landwirtschaft herrschen völlig andere Voraussetzungen. Hier haben die Weinstöcke ihre Wurzeln tief in das Erdreich gesenkt, weil die Vitalität des Bodens sie dazu veranlasste. Regelmäßiges Pflügen verhindert ohnedies eine Ausbreitung der Rebwurzeln in der oberen Bodenregion. Die Pflanzendecke dagegen, die im Zuge der Begrünung entsteht, wurzelt hauptsächlich in einer Erdschicht, die von der Pflugschar erreicht wird.

Wird die Begrünung bei großer Trockenheit zum Problem? Eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Es entsteht eine Humusschicht, die bei extremen klimatischen Bedingungen regulierend wirkt.

Begrünung und ErosionIn einer lebensnahen Landwirtschaft bildet der Boden ein organisches Ganzes und besitzt durch eine eher kolloidale Beschaffenheit eine höhere Haftkraft, so dass Erosion an abschüssigen, regelmäßig mit dem Pflug bearbeiteten und durchjäteten Hängen zwar auftritt, aber durchaus maßvoll bleibt.

Das Hauptinteresse an einer Wiederbegrünung gilt also in erster Linie der Pflanzenvielfalt, die sie zur Folge hat. Bei einer Verkostung müssten die sich hieraus ergebenden positiven Auswirkungen auf den Wein festzustellen sein. JOLY, 1998

Womit wir wieder beim Gedanken sind, dass die Aromen der Kräuter in den Außenhäuten der Beeren gespeichert sind und der Weinstock wie keine andere Pflanze dazu in der Lage ist, die Umgebungseinflüsse zu assimilieren.

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6. Biodynamische PräparateIn diesem Kapitel soll nur kurz auf die Herstellung Biodynamischer Präparate eingegangen werden, da sich der vorliegende Aufsatz vor allem mit der Wirkung der Kräuter im Biodynamischen Weinbau beschäftigt. Wir verweisen an dieser Stelle auf die ausführliche Literatur zur Biodynamischen Arbeitsweise, z.B. das bereits zitierte Buch von Nicolas Joly „Beseelter Wein“, Hallwag 1998 oder auch die Schriften des Dr. C. von Wistinghausen, aus Künzelsau.

6.1 Kuhhörner, Bergkristall und Baldrian Ähnlich wie in der Klassischen Homöopathie werden Pflanzenkrankheiten als Ergebnis der Störung des natürlichen Gleichgewichtes gesehen, das es zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen gelte. Rudolf Steiner formulierte acht biodynamische Präparate, die von 500-507 durchnumeriert sind und im biodynamischen Weinbau Anwendung finden:

- Hornmist (500): Ein Kuhhorn wird mit Kuhmist gefüllt und über den Winter im Boden vergraben. Der Mist wird im Frühjahr in eine große Menge Wasser (2-3 g/l, 50-100 l/ha*) gerührt und zur Verbesserung des Bodens ausgebracht.

- Hornkiesel (501): Fein gemahlener Bergkristall wird während des Sommers im Boden in einem Kuhhorn vergraben. Das Präparat wird in einer großen Menge Wasser gerührt (0,1-0,15 g/l, 50-100 l/ha*) und zur Verbesserung der Photosyntheseaktivität während der Vegetationsperiode ausgebracht.

- Kompostpräparate (502-507): Diese werden in Pulverform dem Kompost zugegeben (Blüten von Schafgarbe, Kamille, Löwenzahn sowie Eichenrinde) oder als Presssaft von Baldrianblüten. Sie sollen die Aktivität der Kleinlebewesen im Kompost verstärken.

Sven Leiner, ein junger Winzer aus Birkweiler, der nach der biodynamischen Methode arbeitet. Abgebildet sind ein Kompostpräparat, Kuhhörner und Holzbottich mit Besen mit Ästen von verschiedenen einheimischen Bäumen und Sträuchern, Foto: Ute Mangold, 2007

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Die Dynamisierung

Entscheidend für die Wirkung der Präparate ist der Vorgang der Dynamisierung. Sie ist das wichtigste Biodynamische „Ritual“. Pro Hektar benötigt man den Inhalt eines Kuhhorns und etwa 40 bis 50 Liter Wasser. Der Inhalt des Horns wird nach Auflösung in lauwarmen Wasser genau eine Stunde lang dynamisiert. Dazu rührt man kräftig die Flüssigkeit in einem runden Behälter im Uhrzeigersinn so lange bis ein starker Wirbel entsteht. Dann rührt man ohne Unterbrechung im umgekehrten Sinne, bis wieder ein Wirbel entsteht. Das Wasser wird somit in rhythmische Bewegungen versetzt. Ähnlich der Potenzierung und Verschüttelung bei der Homöopathie geht es hier um eine Energetisierung des Wassers. Diese Energie wird dann durch das Versprühen im Weinberg auf den Boden übertragen und fördert das Bodenleben im Frühjahr (JOLY 1998).

In kalten Frühjahren kann dem Präparat noch Baldrian zugesetzt werden. Baldrian hat aufgrund seines Phosphorgehaltes eine wärmende Wirkung, so schreibt Joly. (Siehe Kapitel Kräuterportraits, Baldrian).

Maria von Thun und der Mondkalender

Eine zweite Säule des biodynamischen Weinbaus ist die Berücksichtigung kosmischer Konstellationen, im Weinberg wie in der Kellerarbeit. Wichtig ist hier der Mondkalender "Aussaattage" von Maria Thun. Dieser Kalender analysiert die täglichen Konstellationen des Mondes und der Planeten, gibt Anbauempfehlungen und weist auf ungünstige Konstellationen hin, bei denen bestimmte Arbeiten nicht verrichtet werden sollen.

7. Kräuter und ihre Wirkung auf die Rebgesundheit

Die wichtigsten Biodynamischen Präparate sind Hornmist, Hornkiesel und Kompostpräparate. Die Kräuteraufgüsse gehören zur Kategorie der zusätzlichen Maßnahmen.

7.1 Kräuteraufgüsse und Kräutertees

„Die Kräuteraufgüsse werden auf das Laub versprüht und treten dadurch in direkten Kontakt mit den Säften. Mit seiner Unterstützung vermag der Weinstock in seiner direkten Umgebung Leben zu erwecken. Deshalb ist ein Aufguss während der Phase der Umstellung des Bodens durchaus hilfreich. Im Unterschied zur anorganischen Blattdüngung löst er eine Tendenz, einen Impuls aus und führt der Pflanze nicht totes Material zweifelhafter Herkunft zu“, schreibt Joly.

Die Kräuter werden bei Sonnenaufgang geschnitten, in der Morgenfrühe. Die Pflanzen sollten möglichst an einem schadstofffreien Standort gesammelt werden. Straßenränder sind zu

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meiden. „Es kommt nicht nur auf die Pflanzenspezies an, sondern auch auf die Ausstrahlung, die sie vermittelt“ (Joly). Die Schafgarbe muss man bereits ein Jahr im voraus ernten, da sie meist nicht blüht, wenn sie benötigt wird. Getrocknet kann sie aufbewahrt werden.

Kräuteraufgüsse werden gelegentlich dynamisiert und finden bei der Herstellung homöopathischer Lösungen Verwendung.

Aus: Nicolas Joly, Beseelter Wein, Hallwag 1998

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Kräuterpräparate nach C. von Wistinghausen

Im Auszug aus dem Arbeitsheft 1 „Anleitung zur Herstellung der biologisch-dynamischen Feldspritz- und Düngerpräparate“ von Dr. C. v. Wistinghausen (1998) finden wir folgende Mengenangaben für biodynamische Kräuterpräparate.

Für die Herstellung von Kompostpräparaten brauchen wir in einem Betrieb von 20 bis 30 ha:

Schafgarbenblüten Frisch 4-5 kg oder trocken ½ bis 1 kg und 1 mittlere Hirschblase

Kamillenblüten Frisch 4-5 kg oder ½ bis 1 kg und 1-2 Mitteldarm oder 4 m Dünndarm

Brennnesseln Frisch 10-20 kg und ¼ bis ½ Ballen Torf

Löwenzahn Frisch 5-7 kg oder trocken ½ bis 1 kg und etwa 3 Gekröselappen, 30 x 30 cm

Baldrian Frisch 2-3 kg, ergeben ausgepresst ca. 1 Liter Saft

Eichenrinde Frisch 1-2 kg oder trocken ½ bis 1 kg und etwa 3 Rinderschädel

Auf die oben genannten Pflanzen werden wir nachfolgend im Kapitel Kräuterporträts näher eingehen.

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7.2 Allelopathie und der Macchia-Effekt

In meinem Botanik-Studium hat mich das Thema Allelopathie besonders fasziniert. Der „Macchia- oder Garrigue-Effekt“. Warum wachsen die Pflanzen dort so weit auseinander? Auch in der Kalifornischen Wüste ist dieser Einfluss spürbar. Die Pflanzen sichern sich ihre eigenen Inseln in der Wüste, indem sie (Wasser-) Konkurrenten durch Wurzelausscheidungen oder ätherische Öle fern halten. Die ätherischen Öle haben die Pflanzen ja nicht zu dem Zweck „erfunden“, um uns Menschen als Würze in der Pasta oder gegen Schnupfen einen Gefallen zu tun, nein sie wurden ursprünglich dazu entwickelt lästige Konkurrenten und vor allen Krankheitserreger fern zu halten. Sie sind natürliche Antibiotika, die uns eben als solche nutzen und auch der Rebgesundheit zu Gute kommen. Vorausgesetzt,

die Pflanzen, die ätherische Öle ausstrahlen, werden richtig eingesetzt. Die Schafgarbe enthält sicherlich weniger ätherische Öle als der Rosmarin. Wermut oder Beifuß sowie der Rainfarn enthalten deutlich mehr davon. Der einfachste Test ist die Riechprobe. Zerreiben Sie die Blättchen und riechen Sie daran.

Doch auf allelopathischem Wege bekämpfen sich Pflanzen nicht nur gegenseitig, sie können sich auch stimulieren. Insgesamt ist die Allelopathie ein umfassendes Thema, so umfassend wie die Homöopathie und natürlich auch die Biodynamik. Eine große Rolle spielen in allen drei Themengebieten die Erfahrungswerte. Beobachten Sie die Natur - Sehen, Riechen, Fühlen, Schmecken. Welche Pflanzen wirken positiv auf die Rebe und den Wein, welche negativ? Was sagen die älteren Winzer, welche Erfahrungen haben sie gemacht? Im Anhang finden Sie dazu einen interessanten Artikel.

8. Homöopathie und das dynamische WasserZum Schluss widmen wir uns dem schwierigsten Thema, der Dynamisierung und den Homöopathischen Wirkungen. Wie kann Wasser, in dem eigentlich kein Wirkstoff mehr enthalten ist, einen Effekt auf den Weinberg ausüben? Wie können 40 l gefiltertes Kuhhornwasser fein versprüht auf einem Hektar Weinland eine Düngewirkung entfalten? Können Pflanzen auf einen Placebo-Effekt reagieren?

Wer heilt hat Recht.....

Bisher ist die Wirkung homöopathischer Mittel noch immer nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Doch muss man auch dazu sagen, dass die bisherigen pharmakologischen Analyseverfahren auf die Homöopathie auch nicht so leicht zu übertragen sind. Fast hat man den Eindruck, dass die Pharmaindustrie nicht sehr interessiert ist an Erkenntnissen zur Homöopathie, schließlich lässt sich an Zuckerkügelchen mit dynamisierten Wasser nicht

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wirklich was verdienen. Aus diesem Grunde gilt für die Homöopathie (ähnlich wie für die Biodynamik) leider immer noch die Devise, „Man weiß nicht wie es wirkt, aber es wirkt!“ Oder „Wer heilt, hat Recht“.

...oder das Geheimnis liegt im Wasser

Doch bei beiden, der Hömöopathie und der Biodynamik, liegt das Geheimnis offenbar im Wasser verborgen. In beiden Disziplinen werden die Substanzen nicht einfach nur mit Wasser verdünnt, sondern mit dem Wasser verschüttelt oder gerührt. In der Homöopathie spricht man vom Potenzieren, in der Biodynamik vom Dynamisieren. Bei praktischen Versuchen zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen homöopathischen (also potenzierten) und herkömmlich verdünnten Lösungen (nicht potenzierten). (HARISCH et al. Tierärztliche Hochschule Hannover).

Wasser ist ein Dipol

Wasser ist ein ganz besonderes Element, es liegt fest vor, flüssig und gasförmig. Wasser kann vom chemischen Zustand fest direkt in den gasförmigen überwechseln. Dies nennt man Sublimation. Ohne Wasser keine Proteine, ohne Wasser keine chemischen Reaktionen, ohne Wasser kein Stoffwechsel. Ohne Wasser kein Leben auf der Erde. Im Wasser liegt das Geheimnis des Lebens.

Eine Erklärung für die Wirkung homöopathischer Mittel liegt in der Struktur des Wassermoleküls. Das Wasser ist ein Dipol, die Elemente liegen in bestimmten Winkeln auseinander (Abb. Links). Elektrostatische Kräfte zwischen mehreren Wassermolekülen sorgen für die Bildung von sogenannten Wasser-„Clustern“. Durch Verschüttelung (Homöopathie) oder Verwirbelung (Dynamisierung) wird dem Wasser Energie zugeführt. Es kommt zur Bildung von geordneten Clustern, die die Struktur des zugeführten Moleküls (z.B. Kräuterpräparats) imitieren.

Dipolstruktur des Wassermoleküls H2O Modell eines Clusters mit gespeicherter Information

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Das Gedächtnis des Wassers

Auch wenn nach der Verdünnung kein Molekül der zugeführten Substanz mehr messbar ist, so bleibt das Energiemuster erhalten. Man spricht hier vom „Gedächtnis des Wassers“. Ähnlich wie die Information der Musik auf einer CD gespeichert bleibt, auch wenn die Musik chemisch nicht nachweisbar ist. Zusammenfassend könnte man sagen, dass sich die Information des in Wasser gelösten Moleküls auf das Wasser übertragen hat und somit Wasser ein Informationsträger ist.

Die Homöopathie-Gegner zweifeln die Cluster-Theorie und Informationsspeicherung des Wassers an. Und selbst wenn, wie sollten sich die Informationen auf biologische Systeme übertragen? (Argumente für und wider finden Sie auch im Anhang).

Doch vielleicht ist einfach die Wirkungsweise noch nicht genau erforscht, so wie die Photosynthese bis heute auch noch nicht in all ihren Einzelheiten und ihrer Gesamtwirkung erforscht ist......

Zum Schluß

Telsche Peters, Freie Journalistin, schreibt im Weinfeder Journal 18/März 2008: „Auch wenn Kritiker einwenden, dass die Wirkungsweisen der biologisch-dynamischen Landwirtschaft zu einem Gutteil vom Glauben daran abhängt, haben Untersuchungen des Schweizer Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FIBL) ergeben, dass durch den Einsatz biodynamischer Produkte die Fruchtbarkeit des Bodens im Vergleich zu biologischen und konventionellen Landwirtschaft erhöht wird. In der sensorischen Qualität unterscheiden sich biodynamisch erzeugte Weine laut professionellen Verkostern nicht von denen herkömmlich bewirtschafteter Güter. Doch die Tatsache, dass Weine im Einklang mit der Natur produziert werden ohne jedweden Einsatz von Chemie, sollte jeden passionierten Weintrinker zu einer Kostprobe herausfordern.

Versöhnliche Worte eines Homöopathie Gegners: „Hinzu kommt bei den alternativen Heilmethoden aber, dass sich die Anwender intensiver und persönlicher um ihre Kunden kümmern, was ebenfalls positiv aufgenommen wird und einen besseren Erfolg bewirken kann. In dieser Hinsicht können die niedergelassenen Ärzte vielleicht doch noch etwas von den Heilpraktikern lernen.“

So wie sich die Heilpraktiker intensiver und persönlicher um ihre Kunden kümmern, so kümmern sich die biodynamischen Winzer intensiver und gefühlvoller um ihre Weinberge. Sie geben der Natur etwas zurück, was ihr früher genommen wurde. Sie beleben den Boden und sorgen für optimale Weinqualität. Wein ist ein Lebenselixier.

Zum Schluss möchten wir daher einen Artikel aus der Wochenzeitung DIE ZEIT zitieren: „Alle Kräfte kann Kühn nicht erklären im biodynamischen Weinbau, aber er weiß, dass sie wirken. Vermutlich hat er die entspanntesten Reben in der Gegend. Er kocht Tee aus Kräutern für sie, er umsorgt sie, er besucht seine Reben auch mal nachts. Je entspannter sie sind, umso besser ist der Wein. Kühns Weine sind ungewöhnlich intensiv. Wer einen der hoch konzentrierten Rieslinge trinkt, schmeckt dabei, dass es sich lohnt, Mondphasen zu beachten. In Frankreich arbeiten immer mehr Spitzenwinzer biodynamisch, weil sie erkannt haben, dass man aus einem geschundenen Weinberg keine außergewöhnlichen Weine gewinnen kann.

Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen.

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Anhang

Cluster und CDs und das Gedächtnis des Wassers

Hier möchten wir Ihnen neue Ergebnisse der Homöopathie-Forschung vorstellen:

Einen Erklärungsversuch für die Wirkung der homöopathisch hochverdünnten Lösungen bietet die Struktur Wassermoleküls. Es ist ein Dipol mit getrennten räumlichen Ladungen im Molekül. Durch elektrostatische Kräfte kommt es zu Ansammlungen von ungeordneten Molekülhaufen (Clustern), die für die Anomalien des Wassers verantwortlich sind (z.B. hat Wasser die größte Dichte bei 4° C. Aus diesem Grund frieren Fische im Winter am Grund eines Sees nicht ein, denn das flüssige Wasser sinkt nach unten und das Eis bleibt oben).

Durch Verschüttelung oder Verwirbelung mit einem gelösten Stoff wird dem Wasser Energie zugeführt. Es kommt es zur Bildung von geordneten Clustern, die die Struktur des gelösten Stoffes imitieren. Diese Cluster haben ein typisches elektromagnetisches Energiemuster, das auch erhalten bleibt, wenn durch maximale Verdünnung kein Molekül der gelösten Substanz mehr vorhanden ist. Die Tatsache, dass lebendige biologische Systeme auf feine elektromagnetische Reize mit einer Reaktion antworten können, erklärt dann die "Wirksamkeit". So lauten die Argumente der Homöopathie Anhänger.

Prof. Dr. med. Michael Frass von der Universitätsklinik für Innere Medizin, AKH Wien schreibt sogar: „Ein Beispiel gefällig? Betrachten Sie eine leere beschreibbare CD und eine, die bereits Ihre Lieblingsmusik gespeichert hat. Chemisch analytisch betrachtet sind beide aus der gleichen Menge Kunststoff und Metalllegierung hergestellt. Die Information der Musik können sie jedoch nicht chemisch analytisch nachweisen, sondern nur durch die gespeicherten Frequenzinformationen erleben. Ähnlich kann man sich die homöopathische Informationsspeicherung im Wasser vorstellen.“

Zusammenfassend könnte man sagen, dass sich die Information des in Wasser gelösten Moleküls auf das Wasser übertragen hat und somit Wasser ein Informationsträger ist.

....Und dann gibt es da noch die Argumente der Homöopathie Zweifler:

Natürlich ist es richtig, dass Wasser auch in flüssigem und sogar bis in den gasförmigen Zustand hinein chemische Bindungen zwischen einzelnen Wassermolekülen eingeht. Es handelt sich dabei zunächst einmal um elektromagnetische Kräfte, die wirken können, weil das H2O ein polares Molekül ist, das auf der Seite der Wasserstoffatome etwas mehr positiv geladen ist und auf der Seite des Sauerstoffs etwas mehr negativ - deshalb sind viele ionische Verbindungen darin gut löslich. Eine andere Verbindung ist die Wasserstoffbrückenbindung zwischen einem H-Atom des einen Wassermoleküls und dem O-Atom des Anderen, diese Brückenbindungen sind so stabil, dass sie selbst im Wasserdampf noch nicht komplett gelöst werden. Aber es handelt sich hierbei um ein dynamisches Gleichgewicht, d.h. die Bindungen zwischen den Molekülen wechseln ständig, während einige Verbindungen gelöst werden, bilden sich woanders neue, sodass nur im Mittel eine gewisse Anzahl an Bindungen bei einer bestimmten Temperatur aufrechterhalten werden. Die einzelne Verbindung hat eine Lebensdauer in der Größenordnung von wenigen Nanosekunden (10-9 Sekunden).

Die einzige Möglichkeit Informationen zu speichern, wären wahrscheinlich diese Wasserstoffbrücken, aber die Bindungen sind relativ schwach und nicht statisch, deshalb muss man eine Informationsspeicherung auf diesem Wege als unwahrscheinlich einstufen.

Auf Grund seiner Polarität kann Wasser um geladene Moleküle eine Schicht aus H2O-Molekülen bilden, die um die Moleküle herum angeordnet sind. So könnten auch bei löslichen Substanzen lokal erheblich höhere Konzentrationen vorliegen. Das hat natürlich nichts mit einem Gedächtnis des Wassers zu tun, da die Hydratschicht sich wieder auflöst, wenn man die fremden Moleküle wieder entfernt. Da diese Cluster nur bei sehr hohen Konzentrationen auftreten, ist der Effekt hier irrelevant.

Aber abgesehen davon, dass es keine Hinweise auf die Speicherfähigkeit von Wasser gibt, kennt man auch keinen Mechanismus, mit dem ein biologischer Organismus diese Information wieder nutzbar machen könnte. Organismen kommunizieren auf zellularer Ebene durch den Austausch von Botenstoffen - wie Neurotransmitter, Hormone oder elektrische Signale - wie bei Nervenzellen. Hier gibt es keinen Ansatzpunkt, um Informationen aus einem Medium wie Wasser aufnehmen zukönnen, weil die Biologie dafür keinen Rezeptor entwickeln kann, die meist auf der Basis des Schlüssel-Schloss-Prinzips arbeiten, in dem nur bestimmte Moleküle von bestimmten Rezeptoren erkannt werden. Die wechselnden Wasserstoffbrücken eignen sich nicht dafür, da hier keine wiedererkennbare Struktur gebildet werden kann. So bleibt nur die Möglichkeit, dass das Wasser direkt mit

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Bestandteilen der Zelle wechselwirkt, dazu muss das Wasser aber zunächst in die Zelle eindringen, was für komplexe Gebilde sehr unwahrscheinlich ist muss - für Ihren Transport sind spezielle Kanäle in die Membran eingebaut - weil dabei die Zellmembran überwunden werden muss, die aber nach heutigem Kenntnisstand Wassermoleküle nur einzeln passieren lässt.

Es wird also deutlich, dass Wasser nicht die Voraussetzungen erfüllt, um Informationen speichern zu können und diese auch nicht an biologische Systeme übertragen könnte.

Doch vom gleichen Autor gibt es noch versöhnliche Worte:

Die Tatsache, dass die Homöopathie noch nicht verstanden ist, ist also grundsätzlich kein Argument sie abzulehnen (zumindest, wenn es um Konzentrationen geht, die physiologisch relevant sein können), denn das gilt auch für viele konventionelle Medikamente. Aber genauso wenig ist ihr Alter oder ihre Verbreitung ein Argument für ihre Güte. Das einzige Mittel die Wirksamkeit einer Therapie nachzuweisen ist eine klinische Studie - wobei auch diese immer mit gewissen Unzulänglichkeiten behaftet sind, weil die Patienten nun mal keine kontrollierbaren Versuchskaninchen sind, die in großer Zahl untersucht werden können.

Trotzdem sind viele Menschen von der Wirkung der homöopathischen Therapeutika überzeugt. Hier muss man wieder berücksichtigen, dass in Studien zu der Wirkung von Medikamenten herausgefunden wurde, dass auch Placebos, die keinen Wirkstoff enthalten, bei bis zu 40% der Versuchspersonen eine Besserung bewirken. Hierbei spielt die Psychologie eine wesentliche Rolle, denn schon der Glaube an die Wirkung des Medikaments kann die Selbstheilungskräfte aktivieren und zu einer Besserung des Zustands - sei das nun objektiv oder subjektiv - führen. Und auch die Behauptung, dass Homöopathie auch bei Nutz- und Haustieren wirken soll, konnte in verschiedenen Studien der Veterinärmedizin ebenfalls nicht bewiesen werden.

Hinzu kommt bei den alternativen Heilmethoden aber, dass sich die Anwender intensiver und persönlicher um ihre Kunden kümmern, was ebenfalls positiv aufgenommen wird und einen besseren Erfolg bewirken kann. In dieser Hinsicht können die niedergelassenen Ärzte vielleicht doch noch etwas von den Heilpraktikern lernen.

Autor: Marcus Haas, www.pseudowissenschaft.marcus-haas.de

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Anhang

Zeigerpflanzen

Aus Wikipedia: Zeigerpflanzen (Indikatorpflanzen) sind Pflanzenarten mit einer geringen ökologischen Potenz, d.h. mit einer geringen Toleranz auf Veränderungen ihrer Lebensbedingungen. Sie geben deshalb unter anderem gute Hinweise auf die Beschaffenheit des Untergrundes und Bodens auf dem sie wachsen oder auf die Einträge von Luftschadstoffen, und gehören damit zu den sog. Bioindikatoren. Eine detaillierte Klassifikation verschiedener Standortparameter geben die Zeigerwerte nach Ellenberg.

Phänologische Zeigerpflanzen nennt man Pflanzen, die die 10 physiologisch-biologisch begründeten sogenannten "phänologischen Jahreszeiten" ankünden (z. B. der Blühbeginn des Schwarzen Holunders den Frühsommer, derjenige der Sommerlinde den Vollsommer).

Beispiele für Zeigerpflanzen

• stickstoffreicher Boden: (Nitrophyten) Große Brennnessel, Kletten-Labkraut, Kerbel, Melde, Vogelmiere, Kreuzkraut, scharfer Hahnenfuß

• stickstoffarmer Boden: Mauerpfeffer, Wilde Möhre, Hundskamille

• saurer Boden: Honiggras, Hundskamille, Kleiner Sauerampfer, Ackerminze, Blaubeere

• alkalischer Boden: Luzerne, Leinkraut, Ackersenf, Vogelmiere, Ackerstiefmütterchen

• kalkhaltiger Boden: Hahnenfuß, Kuhschelle, Acker-Rittersporn

• feuchter Boden: Ampfer, Kohldistel, Wiesenschaumkraut, Trollblume

• Staunässe: Acker-Schachtelhalm, Mädesüß, Ackerminze, Huflattich

• Salzboden: (Halophyten), Queller

• Sandboden: Vogelmiere, Königskerze

• verdichteter Boden: Breitwegerich, kriechender Hahnenfuß, Gemeine Quecke, Gänsefingerkraut

• säurehaltiger Boden: Heidekraut, kleiner Sauerampfer

• schwermetallhaltiger Boden: Galmeiflora, Schwermetallrasen

• Lichtzeiger: Heidekraut, kanadische Goldrute

• Schattenzeiger: Sauerklee, Giersch

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Herbizide und sogenannte „Spritzzeiger“

Als Herbizide werden in der Regel Kontaktherbizide angewendet („Abbrenner“), da systemische Mittel die Rebe selbst beschädigen würden. Die Unkräuter sterben damit zwar oberflächlich ab, doch resistente Arten treiben aus unterirdischen Organen oder Samen wieder aus. So stellt sich eine „Allerwelts“-Unkrautgemeinschaft ein mit der Ackerwinde und dem Persischen Ehrenpreis. Diese Arten können zusammen mit der Borstenhirse und der Trauben Trespe sogar als Spritzzeiger interpretiert werden

(WILLMANNS 1989).

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Anhang

Allelopathie

Allelopathie ist die Eigenschaft von Pflanzen, organische Verbindungen auszuscheiden, welche Wachstum oder Keimen anderer Pflanzen unterbinden oder hemmen. Die Allelopathie kann als spezielle Form der ökologischen Konkurrenz zwischen Pflanzen angesehen werden.

Die Ursache der Allelopathie ist die Abgabe von Stoffen, die direkt oder nach Umwandlung phytotoxisch sind. Die Abgabe kann durch die Wurzeln oder durch das Abwaschen von Blättern erfolgen. Typisches Beispiel ist der Walnussbaum. In seinen Blättern wird ein ungiftiges Glucosid gebildet, das über die Wurzeln oder durch Abwaschen in die Umgebung gelangt. Durch einfache chemische Reaktionen entsteht aus dem zunächst inaktiven Stoff das Juglon, ein Stoff, der Wachstum und Keimung vieler Pflanzen verhindert oder hemmt. Durch Juglon kann das Keimen von Salatpflanzen verhindert werden, Erlen können in der Nähe von Buchen nicht gedeihen.

Auch durch das Verfaulen von Blättern (z.B. Nadelbäume) können allelopathische Effekte beobachtet werden.

Bei der weiteren Entwicklung des Pflanzenschutzes werden auch allelopathische Einflüsse untersucht. Allelopathisch wirkende Stoffe könnten wirkungsvoll sein, wenn bestimmte Unkräuter gegen übliche Herbizide resistent sind. Wenn Pflanzen gefunden werden, die eine allelopathische Wirkung auf diese Unkräuter haben, gilt es entsprechende Stoffe zu isolieren und die Möglichkeit ihrer Anwendung im Pflanzenschutz zu prüfen.

Auf Initiative Indiens wurde 1994 die International Allelopathie Society (IAS) gegründet. Sie soll Forschungen und Erkenntnisse zur Allelopathie weltweit fördern und verbreiten.

Quelle: Wikipedia, die freie Enzyklopädie

Die positive oder negative Wirkung von Pflanzen oder auch Mikroorganismen mittels chemischen Botenstoffen auf andere Pflanzen wird Allelopathie genannt. Bekannte Botenstoffe sind z.B. ätherische Öle, Alkaloide, Cumarinderivate, Glykoside und Phenolderivate. Pflanzen können demnach auch aggressiv sein oder sich verteidigen. - Die Pflanzen, die aggressive Substanzen zur Abwehr produzieren, schädigen sich nicht selbst, indem sie Vorprodukte herstellen, die erst später umgewandelt werden, Beispiel Apfelbäume. Oder Sie deponieren sie in speziellen Ölbehältern, Drüsen, usw.

Das Ethylen (Äthylen) dürfte am bekanntesten sein. Dieses Reifegas, ein Ektohormon, wird vor allem ausgeschieden von Äpfeln, Aprikosen, Avocados, Baumtomaten, Birnen, Papayas, Passionsfrüchten, Pfirsichen/Nektarinen. Es lässt Blumen in der Vase schnell welken, Kartoffeln keimen und schrumpfen, Gurken gelb und weich, die Blätter von Dill, Kohl, Petersilie und Salat gelb und Möhren bitter werden, Rosenkohl sein Aroma und die Zwiebeln ihre Schärfe verlieren. Auch viele Bakterien stellen es her. Ethylen wird großtechnisch angewandt, um die Bananen in Kühlhäusern zur Reifung zu bringen. Es kann auch die Saatkeimung verhindern und das Wachstum anderer Pflanzen einschränken. - Ethylen hat auch Alarmfunktion, z.B. wenn Akazienblätter von Kudus angefressen werden. Die anderen Akazien in der Nähe lagern dann Tannin ein, das die Kudus nicht verdauen können. Die Kudus fressen immer gegen den Wind, um diese Abwehrreaktion zu umgehen.

Kontaktnahme zur gemeinsamen Abwehr oder Warnung kann erfolgen über ätherische Öle, die über die Luft ausgesandt werden.

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Im Mittelmeerraum sind Lavendel, Macchia, Oregano, Salbei dafür bekannt, dass sie sich mittels ätherischer Öle mit anderen Pflanzen austauschen.

Werden Tabakpflanzen von Raupen befallen, die die Blätter anfressen, erkennen sie das an dem Geschmack des Speichels, den die Tabakschwärmer beim Fressen absondern. In kurzer Zeit bilden sie den Botenstoff Jasmonsäure, der die Produktion des Nervengiftes Nikotin innerhalb von Stunden in den Wurzeln antreibt. Bei einem nachfolgenden Befall wird der tödliche Stoff noch schneller gebildet. Nikotin macht die Läuse bewegungsunfähig.

Baumwollpflanzen bilden nach dem Befall von Eulenraupen Terpene, sobald sie deren Speichel "schmecken". Diese ätherischen Öle locken parasitäre Brackwespen an, die ihre Eier in den Raupen ablegen. Die daraus schlüpfenden Larven fressen die Raupen von innen her auf. Wird Mais von Schmetterlingslarven befallen, sondert er flüchtige Terpenoide ab und lockt damit Schlupfwespen an.

Im Bereich unseres Umfeldes 'Garten' sind mannigfache gegenseitige Einwirkungen bekannt, die ihren Niederschlag finden in den empfohlenen Begleitpflanzen und in der Warnung vor Pflanzenfeinden. Wir sollten uns diese Zusammenhänge nutzbar machen. Nachstehend eine Auswahl. Weitere Zusammenhänge siehe unter 'II. Hilfs- und Abwehrpflanzen'.

Der Apfelbaum produziert den chemischen Botenstoff Phlorizin und gibt ihn über seine Wurzeln an den Boden ab. Phlorizin ist zunächst unwirksam, wird aber dann im Erdreich umgeformt zu höchst wirksamen Stoffen: Phenolischen Säuren, Phloretin und Phloroglucin. Diese Wirkstoffe verhindern, das seine Samen in seinem Umkreis auskeimen. Wegen dieser fortdauernden Wirkung (Bodenmüdigkeit) wird empfohlen, nach dem Absterben eines Apfelbaumes nicht wieder Apfelbäume an dieselbe Stelle zu pflanzen.

Basilikum wehrt Krankheiten anderer Pflanzen (Mehltau) durch Wurzelausscheidungen ab, tötet Bakterien.

Bäume wie z.B. Eichen, Kiefern, Walnussbäume lagern Gerbsäure in ihre Blätter/Nadeln ein, die schwer verdaulich ist und viele Pflanzenfresser abhält.

Beinwell fördert das Wachstum anderer Pflanzen durch Wurzelausscheidungen.

Verschiedene Bodendecker unterdrücken andere Pflanzen durch ihre Ausscheidungen (Isothiocyanate).

Bokharaklee wehrt Wühlmäuse ab durch Wurzelausscheidungen.

Dill wehrt durch seine Geruchsausscheidungen Krankheiten bei Gurken, Kohl, Möhre, roter Bete, Salat und Zwiebeln ab. Er fördert die Keimung.

Gurken hemmen das Wachstum von bestimmten Nahrungskonkurrenten durch ein eigenes Gift.

Hahnenfuss behindert durch seine Wurzelausscheidungen Steinklee.

Kartoffeln konnten ursprünglich Kartoffelkäfer durch Duftstoffe hindern, ihre Eier abzulegen. Zuchtformen können das nicht mehr.

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Kirschbäume bedienen sich bei Parasitenbefall der Jasmonsäure zur Alarmierung ihrer Nachbarn. Gleichzeitig bilden sie Blattnektar, um Fressfeinde anzulocken.

Wird Mais von Schmetterlingslarven befallen, sondert er flüchtige Terpenoide ab und lockt damit Fressfeinde an.

Margeriten vertreiben Hahnenfuss.

Eine Reihe von Pflanzen warnen ihre Umgebung mit Methysalicylat.

Ringelblumen töten durch ihre Wurzelausscheidungen Nematoden, wehren Drahtwürmer ab und schwarze Bohnenlaus.

Scheinakazien bekämpfen durch ihre Wurzelausscheidungen andere Pflanzen.

Sellerie verhindert die Kopfbildung von Salat.

Steinklee vertreibt durch seine Wurzelausscheidungen Mäuse, wird seinerseits behindert von Hahnenfuß.

Studentenblumen (Tagetes) bekämpfen durch ihre Wurzelausscheidungen Ackerwinden, Quecken, Schachtelhalm und Nematoden. Sie wirken wachstumsfördernd auf Rosen und gesundend auf Apfelbäume.

Werden Tomaten verletzt, sondern sie Methyljasmonat ab, was die Abwehrmaßnahmen der benachbarten Tomatenpflanzen einleitet.

Waldmeister verdrängt Unkraut durch seine Wurzelausscheidungen.

Unter Walnussbäumen werden oft Sitzplätze angelegt, weil der Geruch eines ätherischen Öls in Blättern und Fruchtschalen Fliegen, Läuse, Motten, Mücken, Wanzen und andere Insekten vertreibt. Ältere Blätter, Schalen und Wurzeln geben an den Boden das ungiftige Hydrojuglon ab, das nach Umwandlung durch Mikroorganismen in Juglon, einen giftigen Gerbstoff (Naphtochinon), umgewandelt wird. Er hemmt die Keimung vieler Pflanzen außer Gräsern (Poa pratensis) und Brombeeren und unterdrückt andere Pflanzen. Das muss beim Pflanzen berücksichtigt werden, die Wurzeln reichen ziemlich weit über den Kronenbereich hinaus. Unterpflanzungen sollten unterbleiben.

Weidelgras bekämpft durch Wurzelausscheidungen Quecken.

Wermut bekämpft durch seine Wurzelausscheidungen das Wachstum anderer Pflanzen.

Das Potential ist offenbar noch lange nicht ausgeschöpft, gerade im ökologischen Anbau hoffen wir auf Aufdeckung unbekannter Zusammenhänge.

Quelle: http://www.bio-gaertner.de