Wilfried Schüer Die · PDF fileNozick, Robert: Anarchie, Staat, Utopia . München:...
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Wilfried Schüer
Die Erlebnismaschine
Virtuelle Erlebnisse · Auswirkungen einer virtuellen Realität
Was ist neben unseren Erlebnissen noch wichtig?
Eine Erlebnismaschine ermöglicht dem Angeschlossenen, sich in einer virtuellen Realität
aufzuhalten, in der er genau das erlebt, was er sich zuvor ausgesucht hat. Obwohl man
virtuell mit dieser Technik ein ganzes glückliches Leben führen könnte, würde man sich
nicht an diese Maschine anschließen lassen.
● Man will etwas Bestimmtes sein. Jemand, der mit Elektroden am Kopf in einem
Becken mit Nährlösung schwimmt, ist nichts; er ist weder witzig, noch intelligent,
noch sonst irgendwas. [Möglicher Ausweg: Eine Verwandlungsmaschine, die uns
zu dem Menschen macht, der wir sein wollen.]
● Man will etwas tun, nicht nur glauben, etwas zu tun. Manche Erlebnisse wollen wir
nur haben, wenn wir etwas dafür getan haben. [Möglicher Ausweg: Eine individuell
programmierte Ergebnismaschine, die für uns einen Betrag zur Veränderung der
Welt leistet.]
● Man wäre an eine vom Menschen geschaffene Welt gebunden, eine „Berührung“
mit einer transzendenten Wirklichkeit wäre ausgeschlossen. [Ist das so? Könnte
eine höhere Instanz uns nicht auch in den virtuellen Welten „kontaktieren“? (eigene
Anm.)]
Auch wenn die Einwände durch weitere Technik entkräftet werden könnten, würden immer
noch Maschinen für uns unser Leben leben. Es ist uns offensichtlich aber wichtig, unser
Leben selbst (in Berührung mit der Wirklichkeit) zu leben.
Es kann nicht genau beantwortet werden, was außer unseren Erlebnissen noch wichtig ist
[aber es muss noch etwas anderes geben, weil wir uns nicht an die Erlebnismaschine
anschließen lassen würden].
____________Literatur:Nozick, Robert: Anarchie, Staat, Utopia. München: MVG 1976, S.52-54.
Die Erlebnismaschine – Fluch oder Segen?
Auswirkungen eines extrem beschleunigten Wissenserwerbs durch die direkte Stimulationdes Gehirns:
● Wissensinflation: Jeder kann alles in kürzester Zeit lernen. Man kann sich keinen
Vorsprung mehr erarbeiten
● Dasein als erlebnissüchtiger Übermensch oder als Einsiedler
● Man könnte seine sich zu schnell verändernde Umwelt nicht mehr einschätzen, sich
mit nichts und niemandem mehr identifizieren
Was wäre, wenn wir die virtuelle Welt nicht mehr verlassen könnten, aber wüssten, dass
die Welt, wie wir sie erleben, nicht real ist (Ergänzung)?
● Die Wissensinflation wäre nicht mehr möglich, weil man in keine außenstehende
Position gelangen kann, von der aus man seine Qualitäten neu definieren könnte
● Man hätte berechtigte Zweifel daran, ob die virtuelle Realität einem ermöglichen
kann, sich so zu entfalten, wie es naturgemäß der Fall sein würde. Dies würde zu
Ausbruchsbestrebungen führen.
Was würde sich ändern, wenn die virtuellen Erlebnisse in Echtzeit ablaufen würden undindividuelle Besonderheiten durch die Maschine nicht beeinflusst werden könnten?
● Man behielte feste Bezugspunkte in der wirklichen Welt
● Alternative zu realen Erlebnissen
● Möglichkeit zur Konservierung von Erlebnissen (z.B. virtueller Rundgang durch das
World Trade Center)
● Die Erlebnismaschine wäre eine Mischung aus Urlaub und Kino
Virtuelle Welten müssen nicht immer schlecht sein. Wer sie pauschal ablehnt, entscheidet
übereilt. Je nachdem, welche Veränderungen des Ist-Zustands man sich ausmalt, kann
eine Erlebnismaschine das Leben auch bereichern und Spaß machen.
____________www.wilfried.schueer.de