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Willkommen im Fußball-Himmel Gottesdienstentwürfe zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck Landeskirchenamt Referat Erwachsenenbildung / Männerarbeit

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Willkommen im Fußball-Himmel

Gottesdienstentwürfe zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014

Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck Landeskirchenamt Referat Erwachsenenbildung / Männerarbeit

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Kontakt:

Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck Landeskirchenamt / Referat Erwachsenenbildung Wilhelmshöher Allee 330 34131 Kassel

Stefan Sigel-Schönig, Fachreferent für Männerarbeit Tel.: (0561) 9378-477 E-Mail: [email protected]

PD Dr. Freimut Schirrmacher, Pfarrer, Theologischer Beauftragter für Männerarbeit Tel.: (0561) 42273 E-Mail: [email protected]

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Vorwort

„Wir kommen alle in den Fußballhimmel“

Das „Sommermärchen“ der WM 2006 ist uns allen noch in Erinnerung – nicht zuletzt, weil hier zum ersten Mal das „Public Viewing“ populär wurde. Marktplätze, Parkanla-gen, Hinterhöfe und Kneipen verwandelten sich in Fußballstadien. Die Begeisterung ergriff sogar Menschen, die sich für Fußball nur wenig interessieren. Und es war eine gute Idee, auch die Gemeindehäuser der Kirchengemeinden mit Fußballfans zu fül-len.

Auch diese Jahr sind wir dabei: in fast hundert Gemeinden wird zum Fußballgucken eingeladen! Die Männerarbeit unserer Landeskirche hat dafür besondere Anregun-gen, Materialien und Impulse erarbeitet. Sie will ermuntern, dieses Großereignis, das die Herzen nicht nur von Männern bewegt, mit Gottesdiensten oder Andachten zu begleiten. Es gibt manche Gemeinsamkeiten von Sport und Glaube: Nicht nur, weil Stadion und Gottesdienst so ziemlich die einzigen Orte sind, wo noch gemeinsam gesungen wird. Auch die Begeisterung, die Freude am Spiel, die Bereitschaft zur An-strengung, Teamgeist, Fairness und der gute Umgang mit Niederlagen haben Glau-be und Sport gemeinsam. Da gibt es viel zu entdecken.

Und zu beten. Wir beten nicht für den Sieg „unserer Mannschaft“, aber gewiss dafür, dass es ein gutes Spiel wird. Denn ein gutes Spiel ist für echte Fans schon ein Stück „Himmel auf Erden“.

Prof. Dr. Martin Hein

Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck

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Einfuhrung Die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien bietet Gelegenheit, Fußball zum Thema eines Gottesdienstes zu machen – und sich dabei in Thema, Sprache und Form besonders an Männer zu richten. Die wenigsten in der Gemeinde spielen selbst Fußball, viele sind aber WM-begeistert. Daher geht es in diesem Gottesdienstentwurf um Fußball und den Sport überhaupt. Hierzu haben wir folgende Gottesdienstentwür-fe zusammengestellt:

A. Einen Gottesdienstentwurf: „Der Siegpreis des Lebens!“ von Pfarrer Dr. Jochen Gerlach. Er umfasst alle liturgischen Elemente und klassische Predigt sowie einen Gesprächsentwurf zur Bedeutung des Sports für unterschiedliche Personen. Dies kann übernommen werden, denkbar ist aber auch, dass sich konkrete Personen aus dem Gemeindeumfeld finden, die ihre Position kurz skizzieren.

B. Eine Trialogpredigt zu 1. Kor 9,24 – 25 von Pfarrer Dr. Freimut Schirrma-cher. Diese Trialog-Predigt könnte die klassische Predigt von A. ersetzen oder in einem anderen Gottesdienstzusammenhang eingesetzt werden.

C. Einen Gottesdienstentwurf: „Anstoß“ von Pfarrer Jan-Daniel Setzer. Dieser Gottesdienstentwurf eignet sich besonders für den Einsatz vor einer Public-Viewing-Aktion.

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A

Gottesdienstentwurf: „Der Siegpreis des Lebens!“

Von Pfarrer Dr. Jochen Gerlach Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? (1. Kor 9, 24)

Vorbemerkung zur Vorbereitung: Als Ort für den Gottesdienst bietet sich neben der Kirche auch das Sportvereinshaus an. Eine besondere musikalische Ausgestaltung mit Posaunenchor, Chor (ggf. Kin-dergottesdienst) oder gar Konfirmandenband ist natürlich gut. Einladend wäre es den Gottesdienst ökumenisch stattfinden zulassen. Zur Vorbereitung können sich Pfarrer/Pfarrerin, Kirchenvorstandmitglieder und Inte-ressierte aus dem Fußballverein treffen. Die gemeinsame Vorbereitung mit den Ver-einsmitgliedern, die mit Hilfe des Vereinsvorstandes gefunden werden können, hilft dazu, dass der Gottesdienst nicht äußerlich bleibt, sondern zur Sache der Vereins-mitglieder wird. Das erste Gespräch dient dem Kennenlernen und der Ideensamm-lung. Es entstehen Ideen und Textbausteine, die im Gottesdienst bei den „Gedanken zum Sport“, der Predigt und den Fürbitten verwandt werden. Der Teil "Gedanken zum Sport" übernimmt liturgisch die Funktion von Bittruf und Lobpreis. Diese Texte sollten nach Möglichkeit von den Sportlern selbst verfasst werden. Sie entstehen dadurch, dass ein Satzanfang weiterformuliert wird: 1. Ich bin dankbar für / dass ..... und 2. Ich beklage, dass .... . Die Texte werden beim zweiten Treffen in der Gruppe besprochen. Die Fürbitten können von der Pfarrerin oder dem Pfarrer formuliert, sie greifen weite-re Anliegen des Gespräches auf. Die hier vorgestellten Texte entstanden in der Vorbereitung zu einem Vereinsjubilä-um. Zur Predigt: Angeboten wird ein Predigtentwurf, bei dem mit Paulus der Sport als Symbol des Glaubens ausgelegt wird: "Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt?" (1. Kor 9, 24). Dabei

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kommt der Sport auch als konkurrierende weltanschauliche Perspektive kritisch in den Blick.

Ablauf des Gottesdienstes

Musikalisches Vorspiel Begrüßung Friede sei mit Euch!

Freie Einstimmung auf das Thema, die Weltmeisterschaft, Fußball und der Sport überhaupt.

Dank an die Mitwirkenden.

Votum: Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Choral EG 288, 1-5, GL 474 Nun jauchzt dem Herren alle Welt Psalm 36 Wir wollen Gott loben mit den Worten eines alttestamentlichen Psalms.

Ich bitte die Frauen mit mir zu sprechen. Die Männer sprechen die eingerückten Ver-se:

Herr, deine Güte reicht soweit der Himmel ist Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahr- heit, so weit die Wolken gehen.

Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. Herr, du hilfst Men-schen und Tieren.

Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten dei-ner Flügel Zuflucht haben!

Sie werden satt von den reichen Gü-tern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.

Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

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Ehr sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geist.

Wie es war im Anfang jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!

Gebet Wir werden stille und beten:

Barmherziger Gott, wir kommen zu Dir, denn du bist die Quelle des Lebens – alles kommt von dir – darum bringen wir auch unseren Dank zu Dir: Wir danken dir für unseren Körper, dass wir tiefe Freude empfinden, wenn wir uns bewegen, Sport treiben, Fußball spielen und kämpfen. Wir danken dir für die Gemeinschaft, die wir im Sport erleben.

Wir bitten dich, bewahre uns im Sport, hilf uns auf uns selbst und auf andere zu ach-ten. Da bitten wir dich im Namen Jesu, unsere Herrn und Bruders. Amen.

Gedanken zum Sport LiturgIn: Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, was uns das Sporttreiben be-deutet: Wofür wir dankbar sind, aber auch kritisch das benennen, was wir beklagen. Sportlerinnen und Sportlern sagen uns ihre Gedanken:

Eine junge Frau: Ich bin dankbar dafür, dass ich mit Menschen zusammenkomme, die die gleichen Interessen haben wie ich und dass ich sportlich bis an meine Gren-zen gehen kann. Außerdem bin ich dankbar dafür, dass ich lernen konnte anderen gegenüber Verantwortung zu übernehmen.

Ich beklage, dass der Sinn des Sports von anderen durch Doping und Unfairness kaputt gemacht wird.

Ein Fußballer: Ich bin dankbar für den Mannschaftssport Fußball, denn hier zählt in erster Linie der Teamgeist und die Gemeinschaft und nicht der einzelne Spieler.

Ich beklage die Euphorie der Fußballfans, die sich schnell in Gewalt und Brutalität untereinander umwandelt

Ein Vorstandsmitglied: Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, den Verein zu führen und damit etwas für die Allgemeinheit tun zu können.

Ich beklage, dass es im ehrenamtlichen Bereich zu wenig Bereitschaft zur Mitarbeit gibt und dass im sportlichen Bereich alles mehr und mehr kommerzialisiert wird.

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Ein älterer Sportler: Ich bin dankbar für die Gesundheit und die Kraft und den Einsatz meiner Kinder, die im sportlichen Bereich tätig sind.

Ich beklage, dass leider immer weniger Jugendliche sich am sportlichen Geschehen beteiligen.

Ein Vereinsmitglied: Ich bin dankbar, dass ich in einer Vereinsgemeinschaft mitarbei-ten kann, in der der Mensch im Vordergrund steht.

Es ist bedauerlich, dass Menschen anderer Nationalitäten bei uns oft nur akzeptiert werden, wenn sie sportliche Höchstleistungen erzielen.

weiter Stimmen

Liturg: Im Sport geht es um Fairness – um Gemeinschaft – wir wollen mit einander ein Lied singen, in dem es um dieses gemeinschaftliche Miteinander geht.

Lied Herr gib mir Mut zum Brückenbauen Text nach EG 628 – die neuerer Melodie in: „Das Liederbuch zum Umhängen“ Lied-Nr. 40: ist etwas leichter zu singen.

Glaubensbekenntnis (EG S. 57) Wir wollen uns erheben und unseren christlichen Glauben bekennen – wir sprechen (als katholische und evangelische) Christen gemeinsam ein modernes Bekenntnis zum dreieinigen Gott: Wir glauben an Gott, den Ursprung von allem, was geschaffen ist, die Quelle des Lebens, aus der alles fließt, das Ziel der Schöpfung, die auf Erlösung hofft. Wir glauben an Jesus Christus, den Gesandten der Liebe Gottes, von Maria geboren. Ein Mensch, der Kinder segnete, Frauen und Männer bewegte, Leben heilte und Grenzen überwand. Er wurde gekreuzigt. In seinem Tod hat Gott die Macht des Bösen gebrochen und uns zur Liebe befreit. Mitten unter uns ist er gegenwärtig und ruft uns auf seinen Weg.

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Wir glauben an Gottes Geist, Weisheit von Gott, die wirkt, wo sie will. Sie gibt Kraft zur Versöhnung und schenkt Hoffnung, die auch der Tod nicht zerstört. In der Gemeinschaft der Glaubenden werden wir zu Schwestern und Brüdern, die nach Gerechtigkeit suchen. Wir erwarten Gottes Reich. Amen. (aus Kurhessen-Waldeck 1993)

Lied EG 619 Er hält die ganze Welt in seiner Hand Predigt Liebe Gemeinde, liebe Sportlerinnen und Sportler! Wir feiern ein großes weltweites Sportfest: die Weltmeisterschaft 2014. Unsere Mannschaft ….(Wort zur aktuellen Lage der Mannschaft) Viele uns lieben den Fußball, wenige betreiben ihn selbst aktiv, aber viele von uns treiben auf irgendeine Art Sport. Auch wenn im wöchentlichen Sportbetrieb die Frage nach Gott ganz ausfällt, wenn Gott da meist gar keine Rolle spielt, wollen wir heute nach der Verbindung von Glau-be und Sport fragen. Erinnern Sie sich noch an Horst Heldt, ein berühmter Spieler bei München 1860. Er wurde mal gefragt: Woran glauben sie? Seine Antwort: An die fünf lebenswichtigen Bausteine in Nutella!“ Er glaubt also an die Kraft der Haselnüsse, des Kakaos, des Fettes und des Eiweißes guter Milch! So kann es um einen Sportler bestellt sein! Er beschäftigt sich so sehr mit seinem Körper, dass er den Blick für die Tiefendimension des Lebens und des Sportes verliert – er hat einen Nutella-Glaube: Haselnüsse und Milch. Können wir weiter denken? – Schauen wir genauer, tiefer. Wir feiern Gottes-dienst um uns die Tiefendimension des Lebens bewusst zu machen: die Verbindung von Sport und Glauben. Im Neuen Testament gibt es eine Zentralstelle zum Thema Glauben und Sport, die möchte ich uns vorlesen. Sie stammt vom Apostel Paulus und steht im 9. Kapitel sei-nes Briefes an die Gemeinde in Korinth. Damals im alten Griechenland wurde zwar noch nicht Fußball gespielt, aber es wurde intensiv Sport betrieben, es wurde trai-niert, ausbildet und es fanden öffentliche Wettkämpfe statt. Ich lese aus 1. Korinther, Kapitel 9, die Verse 24-26: "Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn erlangt. Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen. Ich laufe

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nicht wie aufs Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust, nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht anderen predige und selbst verwerflich bin." Paulus beschreibt den Sport anschaulich: Sporttreiben ist Spielen, ist Freude am Bewegen, am sich Verausgaben, sich Überwinden. Wie gut Sport tut, muss man selbst erleben. Wie schön es ist, mal körperlich ganz fertig, ganz ausgepowert zu sein, an die Grenze gegangen zu sein. Wer Sport treibt, gönnt sich etwas: spieleri-sche Ausgelassenheit und Freude - ob nun beim Fußball oder beim Joggen oder beim Trampolinspringen, bei der so vielfältigen Leichtathletik, beim Tischtennis. (Ggf. nenne, was noch Besonders im Ort gibt?). Aber und das betont Paulus beim Sport: Sport ist auch Kämpfen, Üben, Trainieren, sich Enthalten. Und er hebt hervor: Sport treiben bedeutet, ein Ziel im Auge haben und es zu erlangen suchen: „Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Sieges-preis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn erlangt.“ – Wir sehen den Läufer oder auch die Läuferin förmlich vor uns, wie sie sich vorbereitet hat, konzentriert an den Start geht, spurtet, sich anstrengt, ja quält, läuft und läuft und dann die Arme hoch reißt, lacht, weint vor Freude über einen Sieg. - Ich starte nicht, wenn ich nicht auch gewinnen will. Ich fange kein Fußballspiel an, wenn ich keinen Siegeswillen habe. Das macht auch die Zuschauer am Rande am meisten wütend: Nicht wenn einer nicht kann, das wird verziehen. Wenn einer nicht will oder eine ganze Mannschaft, dann entrüsten wir uns. Sporttreiben ist auch kämpfen, sich einsetzen: Mann gegen Mann, Frau ge-gen Frau, einzeln und in der Mannschaft. (Ggf. Hinweise zur aktuellen Lage der deutschen Nationalmannschaft. Wie wird ihre Leistungsbereitschaft in den Fach-medien beurteilt?) Paulus bewertet den Sport, das Kämpfen, hoch und achtet es. Er nimmt es als Sinn-bild für den Glauben. Ja, am Sport sollen wir etwas darüber lernen, wie es im Glau-ben zugeht. Auch im Glauben geht es um Einsatz, auch hier geht darum, sich selbst zu überwinden und klar ein Ziel vor Augen zu haben, nämlich Gott zu suchen, nach ihm zu fragen. Das erfordert auch so etwas wie Kampf und Selbstüberwindung, denn es gilt im Glauben immer wieder aufmerksam zu sein, sich von Gott beschenken las-sen und selbstkritisch zu prüfen, ob wir unser Herz nicht an falsche Götter hängen, an Güter und Geld, an Status und Erfolg. Wer ehrlich mit sich umgeht, der entdeckt immer wieder bei sich, welchen banalen Zielen er hinterherläuft, wie Eigensinn und Neid einen gefangen nehmen können. An Gott glauben heißt, nicht selbstgerecht zu werden, sich nicht zu überschätzen. Gerade wer sich über die eigene Leistung defi-niert, kann dazu neigen, zu streng mit sich und anderen umzugehen und die eigene Stärke zu verherrlichen. Im Sport geht es um Selbstüberwindung – im Glauben auch: die Eigensucht immer wieder überwinden und sich immer wieder als von Gott be-schenkter Mensch zu verstehen. Wer glaubt, hat wie ein Sportler, eine Sportlerin, ein Ziel von Augen: menschlich leben und so in Gemeinschaft mit Gott zu sein, so wie es Jesus Nazareth es uns vorgelebt hat.

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Der Sport und was man in ihm erleben kann, ist ein Sinnbild des Glaubens. Und man erkennt die tiefere Dimension des Sports, wenn man ihn so erlebt. Paulus macht aber auch den Unterschied deutlich: Im Sport geht es um einen vergänglichen Sie-geskranz – im Gauben aber um einen unvergänglichen. So wird der Sport zugleich hoch geachtet und doch begrenzt: ihr Läufer und Spieler, ihr Kämpfer, denkt daran, es ist nur ein vorläufiges Ziel, sucht es zu erlangen, aber vergesst nicht, es ist nicht das höchste Ziel. Bei manchen Sportlern hat man den Eindruck, dass es beim einem Fußballspiel oder einem Wettkampf im Stadion um alles oder nichts geht. Wer so denkt, der sucht auch alle Mittel, auch alle unfairen Mittel anzuwenden. Der trickst und dopt, der manipuliert durch seine Motivationsgespräche Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, ja auch oft die eigenen Kinder. Sie sollen nur noch ein Ziel kennen: größtmögliche Leis-tung im Sport, koste es was es wolle und wenn es die eigene oder die Gesundheit des Gegners ist. Die Entwicklung zu einer reifen Persönlichkeit, zu der der Sport ei-gentlich auch helfen soll, geht dann verloren. Die Ziele müssen klar sein, beim Sport der Sieg durch Einsatz und Kampf, aber nicht als höchstes und einziges Ziel im Leben. Dies gilt es im Glauben zu suchen, ihm nachzujagen, wie ein Läufer, eine Läuferin in der Laufbahn. Liebe Gemeinde! liebe Sportlerinnen und Sportler! Verkürzen wir das Leben nicht auf einen Nutella-Glauben – auf das Materielle, das Äußerliche, das Zeitliche. Zur Ehren-rettung von Horst Heldt möchte ich sagen: Wer weiß, in welcher Situation ein Journa-list ihm die Frage nach dem Glauben gestellt hat. Viele berühmte Sportler sind ge-nervt von unqualifizierten Fragen von Journalisten, die nicht eigentlich am Sportge-schehen, sondern an persönlichen Klatschgeschichten interessiert sind. Und so kann es gut sein, dass er eine flapsige Antwort gegeben hat. Es war seine Art Humor, mit so einer Frage umzugehen. Also lassen wir es offen, wie er wirklich über den Glau-ben denkt, ob er das Leben auf das Körperliche verkürzt oder den Sinn des Lebens in tieferer Dimension auslotet: Sprich, ob er den Weg zu Gott sucht, der Quelle des Lebens, aus der wir alles schöpfen – alle Kraft, auch die Kraft der Haselnüsse und der guten Milch. Spielen, Laufen, Üben und Kämpfen wir also beim Fußball und im Sport überhaupt. Nehmen wir es als Sinnbild für den Lebenslauf, den jeder und jede von uns läuft. Ein Lauf hin zu Gott. Eine Suche nach unserm Ursprung und nach dem Ziel des Lebens, so wie Gott es für uns gedacht hat. Verkürzen, wir unser Leben nicht auf das Äußer-liche. Das Ziel, das wir erlangen, erstreben, mit viel Aufmerksamkeit erspüren sollen ist, menschlich zu leben und so in Gemeinschaft mit Gott zu sein, hier und in Ewig-keit. Das ist wahre, unvergängliche Siegeskranz. Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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Im Sport leben wir uns aus – verausgaben wir uns: wir möchten ein neues Lied mit ihnen lernen, in dem ein paar wertvolle Spielregeln des Miteinanders besungen wer-den – die beschwingte Melodie stammt aus Südafrika. Lied EG 633: Sanftmut den Männern Fürbittengebet LiturgIn: Wir beten und bringen unsere Fürbitten vor Gott. Nach den einzelnen Bit-ten sprechen wir gemeinsam: „Wir bitten: Gott, erhöre uns!“ 1. Großer Gott, Schöpfer allen Lebens, Du hast uns Leib und Seele geschenkt, dass wir sie pflegen und nicht verachten. Hilf uns, Gott, dass wir Acht haben auf unseren Körper und unsere Seele. Es sind Deine guten Gaben.

Wir bitten: - Gott, erhöre uns!

2. (SportlerIn) Gott, wir danken Dir, dass wir Sport treiben können, dass es eine so große Vielfalt von Sportarten gibt, dass jeder und jede seinen eigenen Stil, sein eige-nes Tempo finden kann.

Gott, bewahre uns vor übertriebenem Ehrgeiz. Und bewahre uns vor Leistungs-denken, bei dem Grenzen des Körpers und Signale der Seele übergangen werden.

Wir bitten: - Gott, erhöre uns!

3. (SportlerIn) Gott, so viele Menschen engagieren sich im Sport – Haupt- und Eh-renamtliche. Vieles geschieht, ohne groß beachtet zu werden. Wir bitten dich um ein gutes Miteinander, für offenes Reden. Wir bitten dich, dass Menschen sich einsetzen für das Wohl ihrer Nächsten.

Wir bitten: - Gott, erhöre uns!

4. (SportlerIn) Gott, wir denken vor dir an verstorbenen Sportlerinnen und Sportler und die Verunglückten. Wir bitten Dich für ihre Familien, die Leid tragen. Schenk uns offene Augen und Herzen, dass wir die nicht vergessen, die Leid tragen und die, die nicht mehr aktiv am Sport teilnehmen können.

Wir bitten: - Gott, erhöre uns!

5. (SportlerIn) Gott, wir bitten um Bewahrung im Sport, dass wir unversehrt bleiben und nicht zu Schaden kommen. Hilf uns, die Regeln des Sportes einzuhalten, dass wir fair miteinander ringen, spielen und kämpfen, dass Betrug und Intrige keine Chance haben.

Wir bitten: - Gott, erhöre uns!

6. (SportlerIn) Gott, du hast uns den Sport uns zur Lebensfreude gegeben. Hilf uns, dass wir der Verantwortung gerecht werden, dass wir der Jugend einen Raum ge-

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ben, in der sie wachsen und reifen kann – und dass sie zu Menschen werden, die ihre Mitmenschen und die ganze Schöpfung achten.

Wir bitten: - Gott, erhöre uns!

Liturg: Wir beten weiter in der Stille und bringen vor Gott, was uns bewegt. ---

Stille ------ Gott, nimm an, was wir vor dich bringen. Vater Unser Lied: Ihr seid das Salz der Erde Gottesklang 66 (Kirchentag 1999 in Stuttgart, Text und Musik von Clemens Bittlinger) - sinnvoll mit Band, zumindest mit Gitarre.

Ansagen

Segen: Schlusslied: Möge die Straße uns zusammen führen (Irische Segenswünsche, Satz Burghard Jungcurt)

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B

Trialogpredigt zu 1. Kor 9,24 – 25 von Pfarrer Dr. Freimut Schirrmacher

Vorbemerkung

Statt einer klassischen Predigt könnte je nach Situation auch ein Predigtgespräch sinnvoll erscheinen, in dem Aspekte des Predigttextes aus verschiedenen Perspekti-ven beleuchtet und ins Gespräch gebracht werden. Ein solcher Vorschlag ist im Fol-genden abgedruckt. Er kann etwa die Predigt im Gottesdienstentwurf A. ersetzen oder Anregung für eine entsprechende Umsetzung in einem anderen Gottesdienst-kontext sein.

Predigttext

Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt. Wer so im Wettkampf steht, wird sich ganz darauf konzentrieren und alles andere dem unterordnen. Das gilt für die, die irgendwelche Erfolge in dieser Welt erzielen wollen. Das gilt aber auch für uns als Christen, wenn wir uns mit unserem Leben nach Gottes Ewigkeit richten. 1. Kor 9,24 – 25

Anspielsituation

Drei Männer stehen vorne: Person 1: wirkt unsportlich, Person 2 sieht ein bisschen aus wie ein Öko, Person 3: gibt sich als Fußball-Fan zu erkennen (z. B. Fan-Schal).

Trialog-Predigt

Person 3: Da habt ihr’s. Das steht also auch in der Bibel, dass Sport lebenswichtig ist. Das Leben ist wie so ein Sportwettkampf, wie so eine WM. Hab ich das richtig gehört? Find ich aber auch: Fußball bringt was, Fußball ist Leben!

Person 2: So einfach nicht. Das ist wieder so typisch, typisch eurozentrisch. Denk doch nur an die Menschen, die die Fußbälle nähen müssen in so Baracken oder die Trikots, die in Bangladesch genäht werden. „Fußball ist Leben“? Das klingt für solche Menschen wie Hohn.

Person 1: Wieso überhaupt Sport? Das ist doch gar nicht gemeint. Paulus sagt nicht: Wir sollen alle Sport treiben. Und schon gar nicht: Fußball gucken. Dann hätte er damals statt Gemeinden auch gleich Sportvereine oder Fanclubs gründen können!

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Dem geht’s doch nicht darum, dass Sport so wichtig ist. Der vergleicht das nur so. Christen leben ihr Leben so, wie andere Sport treiben. Es geht ihm um Werte wie Fairness und diese Konzentration auf ein Ziel.

Person 2: Hör auf, das sind doch gar keine richtigen Wettbewerbe heutzutage. Wer-te sind doch denen da oben ganz egal. Da geht‘s doch nur noch ums Geld. Ehrlich, die ganzen Profis machen das doch nur wegen der Knete. So ne WM ist auch gar kein richtiger Wettkampf. Die einen sind Profis und kriegen alles hinterhergetragen - und die anderen können kaum die Fahrtkosten bezahlen. Klar, dass am Ende meist die aus ganz bestimmten Ländern die Besten sind.

Person 3: Mag sein, aber trotzdem: Wenn ich Fußball sehe, ist mir das alles in dem Moment egal. Da kommt was ganz anderes rüber für mich. So dieses Gefühl, dass wir alle zusammengehören. Das ist auf so einer WM ein Gefühl wie eine große Fami-lie. Spürst Du das denn gar nicht? Nur durch sowas wächst die Welt zusammen! Das schafft der Fußball! Früher gab‘s Krieg und die haben noch nicht mal miteinander gesprochen. Heute ist das anders: so eine WM ist volles Erleben, gemeinsam. Das bringt Frieden!

Person 1: Naja, was die Sache antreibt, ist eher das Nationalgefühl. Ich finde, das ist bei uns auch durch den Fußball erst wieder richtig entstanden. Braucht man das, um dann langsam friedlich zu werden? Ich glaub das eigentlich nicht. Und noch was: die Menschen sitzen ja alle vor der Glotze und gehen vielleicht nur mal in der Pause aufs Klo. So richtig Sport ist das nicht. Ich denk mal, dass sich der Paulus das so nicht vorgestellt hat mit der sportlichen Einstellung.

Person 2: Stimmt, aber Du sagst es ja selbst: auf die Einstellung kommt es an. Ist schon richtig, dass die Leute aus den unterschiedlichen Ländern sich wahrnehmen und kennenlernen beim Fußball. Ich denke, dass das Folgen hat, mit der Zeit – men-tal meine ich. Auch hier bei uns: wenn wir hier gemeinsam gucken, dann bringt das was für uns.

Person 3: Und wir bleiben ja nicht für immer vor dem Bildschirm hängen. Ich glaube, dass wir irgendwie sportlicher werden, wenn wir so ein Spiel sehen. Der Spaß am Fußball, ich glaube, das überträgt sich auf anderes. Da sind wir auch wieder beim Glauben. Das bringt ja auch nur was, wenn wir das selbst erleben und ins Leben reinnehmen - so dieses Gefühl, dass Gott da ist, dass ich nie alleine bin in meinem Spiel.

Person 1: Wenn man das so sieht, kann ich den Paulus etwas besser verstehen - auch wenn ich selbst nicht sportlich bin. Leben ist ja nicht nur rumsitzen. Wir sind ja unterwegs als Menschen. Wahrscheinlich will er, dass wir nicht träge werden als Christen. Wir sollen unsere Chancen sehen, also auch irgendwie weiterkommen - wie in so einem Fußballspiel.

Person 2: Chancen sehen? Denk ich auch: Chancen für eine bessere Welt. Darum geht es für mich beim Christsein: Dass wir die Chancen nutzen für eine bessere

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Welt, für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Und zwar gemein-sam. Am besten wie in so einer Fußballmannschaft, wo jeder seinen Beitrag leistet. Ich wünsch mir eine Welt, in der es so gerecht ist, wie es nur sein kann und in der es wirklich friedlich zugeht. Und in der wir Menschen irgendwie aufeinander achten. Ist das nicht auch in einem guten Fußballspiel so?

Person 3: Naja, da wird auch schon mal gerempelt. Aber wenn‘s gut läuft, merken wir den Schiedsrichter kaum. Dann ist echt Fußball angesagt, nicht so klein klein und rumhacken. Wär schön, wenn das auch sonst so wäre, ich meine mit unserem Le-ben. Dieses Gefühl lass ich mir nicht nehmen – das bringt mir was – auch für meinen Glauben an Gott. Wisst ihr was? Wir sollten das nächste Spiel unbedingt zusammen angucken.

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C

Gottesdienstentwurf: „Anstoß“ – ein Fußball-Gottesdienst zum PublicViewing

von Pfarrer Jan-Daniel Setzer

Vorbemerkung

Dieser Gottesdienst eignet sich von der Länge und Anlage her besonders dafür, vor einer PublicViewing-Aktion in einer Kirchengemeinde gefeiert zu werden. Elemente, wie das Psalmgebet (Kombination von Hymne des FC Liverpool und Texten aus Je-saja) können auch gut einzeln oder in anderen Gottesdienstkontexten verwendet werden.

Ablauf des Gottesdienstes

Begrüßung Herzlich Willkommen zum Gottesdienst heute Abend, open Air. Schön, dass Sie ge-kommen sind.

Gibt es überhaupt einen Fußballgott, mag sich der eine oder andere fragen. ‚Anstoß‘ heißt der Gottesdienst. Damit beginnt jedes Fußballspiel, aber manchmal gibt es im Leben auch einen anderen Anstoß: einen Gedankenanstoß, einen Glaubensanstoß. Dies kann zusammengehören – heute Abend! Und so feiern wir diesen Gottesdienst im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Lied: Lobe den Herren EG 316, 1-4L

Psalm (Hymne des FC Liverpool und Texte aus Jesaja) Hymne: Wenn Du durch den Sturm gehst, halt den Kopf hoch und fürchte dich nicht vor der Dunkelheit!

Psalm: Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Strö-me nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht bren-nen, und die Flamme soll dich nicht versengen. (Jes 43,3)

H: Am Ende des Sturms gibt’ einen goldenen Himmel und den süßen Silbergesang einer Lerche.

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P: Hebt eure Augen auf gen Himmel und schaut unten auf die Erde! Denn der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und die darauf wohnen, werden wie Mücken dahinsterben. Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird nicht zerbrechen. (Jes 51,6)

H: Geh weiter durch den Wind, geht weiter durch den Regen, auch wenn sie an Deinen Träumen rütteln und zerren!

P: Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flü-geln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden. (Jes 40,31)

H: Geh voran, schau nach vorn, mit Hoffnung in Deinem Herzen!

P: Ich will hoffen auf den HERRN, der sein Antlitz verborgen hat vor dem Hau-se Jakob, und will auf ihn harren. (Jes 8,17)

H: Und Du wirst niemals allein gehen. P: Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir. (Jes 43,5)

H: Du gehst nie allein. P: Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Ge-rechtigkeit. (Jes 41,10)

Lied: Wunderbarer Hirt (Feiert Jesus To Go 43)

Bittruf (Kyrie) Guter Gott, manchmal ist unser Leben wie ein Fußballspiel, mal himmelhochjauch-zend, mal zu Tode betrübt. Oft sind wir aber nicht fair gewesen gegenüber unseren Mitmenschen, haben nachgetreten und verlieren das große Ziel aus den Augen. Wir bitten dich Gott um dein Erbarmen und rufen:

Kyrie Eleison.

Lobpreis (Gloria) Guter Gott, danke dass unser Leben nicht wie ein einfach so verloren gehen kann. Danke, dass du jedem von uns einen Platz im Leben gegeben hast und dass wir wichtig für dich sind. Danke für deine Liebe, die uns trägt in Zeiten der Niederlage und uns erdet in Zeiten des Erfolgs. Wir danken dir und singen:

Gloria…

Gebet Danke, dass wir aus deiner Liebe leben können und wir nicht abhängig sind von den Erfolgen, die unser Leben bereithalten kann.

Danke, dass du mehr in uns siehst als wir selber oder andere es tun können. Amen.

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Lesung (Halleluja) Aus der Fußballbibel Matthäus 20, S. 66-67 Arbeiter im Weinberg

Lied: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt EG 638

Predigt Liebe Gemeinde, liebe Gottesdienstgemeinde und Fußballgemeinde!

Gnade ist mit uns und Friede von Gott und unserem Herrn Jesus Christus!

Manchmal ist es im Fußball ganz eng. Wenn ein Elfmeterschießen alles entscheidet, wenn es nur noch ein paar Minuten sind, in denen ein Ergebnis verteidigt werden muss – oder wenn unbedingt noch ein Tor rein muss, damit wir weiterkommen.

In solchen Momenten wird dann manchmal der Fußballgott beschworen. So war es im Jahr 2001, als Schalke 04 für 4 Minuten deutscher Meister war. So lange sollte die Nachspielzeit in Hamburg dauern, wo der Rivale um die Deutsche Meisterschaft, der FC Bayern, noch einen Freistoß zugesprochen bekam. Die Spieler, die Fans feierten schon auf dem Rasen als das Tor für München fiel und Bayern mal wieder Meister war! Rudi Assauer, damals Manager von Schalke, sagte dann den legendären Satz: „An einen Fußballgott glaube ich jetzt nicht mehr, der ist nicht gerecht.“ Und Schalke wurde Meister der Herzen!

Ich glaube nicht, dass es einen Fußballgott gibt. Es gibt einen Gott, der für alle Men-schen da ist, auch für Fußballer. Und Fußball ist ein Spiel, bei dem man gewinnen, verlieren oder unentschieden spielen kann. So einfach ist das.

Aber Fußball und Glaube stehen in einem engen Verhältnis. Das zeigt sich schon in der Bibel. In der Bibel, Fußball? Ja, im Alten Testament, die erste taktische Fußball-anweisung überhaupt. Gott sprach zu Noah: „Geh du in den Kasten und ich mach den Sturm!“

Aber ernsthaft: Ich glaube, dass Fußball und Glaube in einem engen Verhältnis ste-hen, weil im Fußball die Lebenserfahrungen von Menschen komprimiert und kompakt erfahren werden. Anpfiff, große Erwartungen, kleine und große Erfolge, aber auch Gegentreffer, Entscheidungen, die wir untragbar finden, Verletzungen und so weiter. Die Parallelen sind deutlich. Ich glaube, dass Fußball eine Bühne ist, auf der viele Menschen die Emotionen ausleben, die sie im richtigen Leben nicht ausleben kön-nen oder wollen.

Und Fußball ist wie das richtige Leben: sehr einfach, aber auch wahnsinnig kompli-ziert. Die Einfachheit wurde in tausenden Phrasen immer wieder betont: Das Spiel hat 90 Minuten. Schluss ist, wenn der Schiedsrichter abpfeift. Zwei Tore und ein Ball. 11 Freunde müsst ihr sein. Wer ein Tor mehr als der Gegner schießt, hat gewonnen usw. .

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Und auf der anderen Seite ist Fußball höchst komplex: den Ausschlag für Sieg oder Niederlage gibt auf höchstem Niveau vielleicht nur ein Wimpernschlag. Oder einfach Glück. Fußball kann so brutal sein, sagte Oliver Kahn dann immer.

Ich sehe hier Parallelen zum wirklichen Leben. Eigentlich ist unser Leben ja ganz einfach, es gibt einen Anfang und ein Ende. Vieles ist vorgegeben, noch viel mehr ist frei wählbar. Solange wir atmen, leben wir. Unser Spielfeld ‚Leben‘ kann Freude und Kreativität bedeuten - oder auch hängende Köpfe, Niederlagen und Verlust.

Wer sich heute in den Fachzeitschriften die Daten eines Spieles anschaut, der wird auf Werte stoßen, die früher nicht gemessen werden konnten und heute scheinbar großen Einfluss auf Sieg oder Niederlage haben. Es geht um Zweikampfwerte, Ball-besitz, Laufintensität. Scheinbar spricht die Anzahl der gelaufenen km pro Spiel eine deutliche Sprache: wer mehr läuft, gewinnt. Wer also gewinnen will, muss Löcher stopfen, hinterhergehen, auch für die Mitspieler laufen.

Ich persönlich bin im Fußball eher als Schleicher im Strafraum bekannt, aber viel-leicht ist da ja was dran, auch für unser Zusammenleben. Teamspirit nennt man das, wenn man für den anderen läuft, sich einsetzt, auch ohne den direkten Erfolg zu se-hen. Sind wir als Gemeinde, im Freundeskreis, in der Familie Teamspieler, oder geht es uns eher darum, selber gut dazustehen? Um es auf einen großen Begriff zu brin-gen: Solidarität. Das ist der Wert, der letztlich Spiele entscheiden kann. Und zu ei-nem guten Mannschaftklima beiträgt.

In der Bibel steht dazu folgender Hinweis für ein gelingendes Leben: „Einer trage des Anderen Last. So lebt ihr wie Jesus Christus es vorgelebt hat.“

Das Schöne daran ist: Ich muss nicht zuerst an mich denken, sondern ich kümmere mich erst um die Last des Anderen. Und dann wird mir geholfen. Ja, aber kann das gelingen? Am Ende bin ich doch wieder der Doofe, der sich einbringt, macht und tut.

„Einer trage des Anderen Last.“ Nur so kann eine Mannschaft gewinnen. Man kann auch anders spielen. Das sind meist die Mannschaften, in denen persönlichen Inte-ressen überwiegen. Aber dann wird man wahrscheinlich weniger Erfolgserlebnisse haben.

Das bedeutet aber nicht, immer für die anderen da zu sein und mich selber zu ver-gessen. Hier geht es nicht um blinden Aktionismus. Ich darf mir selber guttun, mich ausruhen und mich beschenken lassen. Denn schließlich gehören Entspannung, Er-holung und Ruhephasen auch zum Leben eines Fußballers. Sie sind notwendig, um wieder vollen Einsatz geben zu können.

Ich glaube aber auch, dass es einen entscheidenden Unterschied zwischen Fußball und unserem Leben gibt. Denn unser Leben ist nicht wie im Fußball nach 90 Minuten plus Verlängerung verloren oder gewonnen. Wir haben zwar Möglichkeiten, unser Leben zu gestalten, aber die wirklich wichtigen Dinge können wir nur geschenkt be-kommen. Denn unser Leben haben wir nicht in der Hand, trotz aller Bemühungen es gut und schön zu gestalten.

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Wir verdanken es nicht uns selbst, dass es uns gibt, dass wir atmen und leben kön-nen. Und wir verdanken es schon gar nicht uns selbst, dass unser Leben gelingt. Un-ser Leben ist Gottes Geschenk an uns, Gott spricht uns zu: „Ich sehe dich und ich verspreche dir Leben in Fülle.“

Das ist das Geschenk Gottes an uns: Dass wir befreit sind, unser Leben selber meis-tern zu müssen. Und dass wir Beschenkte sind, die am Ende das Spielfeld mit erho-benem Kopf verlassen können.

Ich wünsche uns als Gemeinde, dass wir immer mehr zu Teamplayern werden, die die Nöte und Sorgen des Andere sehen und zupacken, wo es notwendig ist.

Ich wünsche uns auch, dass wir uns selber nicht aus dem Blick verlieren und dass wir es zulassen können uns von Gott und Menschen beschenken zu lassen.

Ich wünsche uns bei allem was wir tun Spielfreude und Leichtigkeit.

Und ich wünsche uns, dass unsere Mannschaft bei der WM super abschneidet!

Und der Friede ist Gottes, der höher ist als alles was wir denken und fühlen können, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.

Amen.

Musik (vielleicht etwas Fußballmäßiges..)

Glaubensbekenntnis

Lied: Ich weiß dass mein Erlöser lebt (Feiert Jesus To Go 19)

Fürbitten Wir bringen das vor Gott, was uns bewegt: Wir beten für

• Die Menschen in Brasilien. Lass Sie mutig Schritte in die Zukunft gehen, wenn das Medieninteresse nach der WM nachlässt. Und schenke uns allen eine Welt, in der Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung Wirklichkeit werden.

• Die Sommerzeit und die Sommerferien, die dann kommen. Lass die Schulkin-der und ihre Familien schöne und erholsame Ferien erleben. Schenke uns al-len Lebensfreude und Frieden –auch wenn es im Fußball stockt und wir Nie-derlagen einstecken müssen!

• Für uns als Gemeinde: Lass uns lernen füreinander da zu sein und uns gut tun zu lassen.

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Vater Unser

Lied: Bewahre uns Gott EG 171

Segen

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