WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

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WILLKOMMEN IN AARAU Auf einen Kaffee, zum Lädelen oder ins Museum: Aarau ist allemal einen Ausflug wert. «via» hat der historischen Kleinstadt an der Aare einen Besuch abgestattet. S. 10 MRZ/APR 21 Partner UNVERKENNBARE BILDER Der Zürcher Illustrator Hannes Binder über seine grösste Leidenschaft. DENKMALSCHUTZ Wie die SBB mit wert- voller Bausubstanz an den Bahnhöfen umgeht. Das Reisemagazin der

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WILLKOMMEN IN AARAU

Auf einen Kaffee, zum Lädelen oder ins Museum: Aarau ist allemal einen Ausflug wert. «via» hat der historischen Kleinstadt an der Aare einen Besuch abgestattet. S. 10

MRZ/APR 21

Partner

UNVERKENNBARE BILDER

Der Zürcher Illustrator Hannes Binder über seine grösste Leidenschaft.

DENKMALSCHUTZ

Wie die SBB mit wert- voller Bausubstanz an den Bahnhöfen umgeht.

Das Reisemagazin der

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Inhalt

UNTERWEGS08 Inside Lugano Der Frühling macht Lust auf Dolce Vita. «via» reist nach Lugano und fragt Luganesi nach ihren Geheimtipps.

10 Lebendige Kleinstadt Sie ist bekannt für ihre wunderschönen Dach-giebel. Und auch sonst hat die aargauische Hauptstadt viel zu bieten. Ein Besuch in Aarau.

20 Einer, der alles zeichnen möchte Hannes Binder fordert mit seinen Literaturadap-tionen selbst geübte Leser heraus. Im Gespräch sagt der bekannte Zürcher Illustrator warum.

MOBILITÄT 34 Denkmalschutz Bahnhöfe sind ein Stück Schweizer Bau- kultur. Wie die SBB alte Bausubstanz pflegt und in einem neuen Licht erstrahlen lässt.

40 Allein unter MännernDie 39-jährige Marie-Angèle Robin arbeitet für das grösste Bahnbauprojekt der Westschweiz: Léman 2030.

42 Klug parkiert Die SBB testet «Smart Bike Parking» an Bahn-höfen. In automatisierten Abstelltürmen können Velos einfach und sicher versorgt werden.

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04 Aufgefallen

06 Meine Schweiz

16 Top Ten

18 Ausprobiert

24 Wissenswert

26 Im Bild

33 ÖV aktuell

38 Kurz erklärt

44 Erfahren & profitieren

45 Kolumne

46 Rätsel

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IMPRESSUM

Herausgegeben von der SBB, Kommunikation, in Zusammenarbeit mit dem Verband öffentlicher Verkehr ( VöV ). Erscheint sechsmal jährlich in Deutsch und Französisch | Redaktionsrat SBB / VöV Roger Baumann, Oliver Schörlin, Rahel Meile, Tamara Ritter, Martina Rettenmund, Nadia Stillhart Diallo | Realisation Infel AG, Redaktion: Christine Spirig (Chefredaktorin), Michelle Russi | Gestaltung: Beni Spirig, Murielle Drack | Sekretariat / Redaktionsassistenz: Céleste Blanc | Titelbild: Kostas Maros | Redaktionsadresse Infel AG, Redaktion «via», Heinrichstrasse 267, 8005 Zürich, T 044 299 41 41, E-Mail [email protected] | Übersetzung UGZ, Übersetzer Gruppe Zürich GmbH | Korrektorat Hans Peter Cadonau, Zürich | «via»-Abonnemente und -Adressänderungen Abo-Service «via», Postfach, 4601 Olten, T 041 329 23 51, E-Mail [email protected] Abonnementspreise Schweiz: CHF 35.– (6 Ausgaben / 1 Jahr), CHF 68.– (12 Ausgaben / 2 Jahre); Ausland: CHF 45.– (6 Ausgaben / 1 Jahr), CHF 87.– (12 Ausgaben / 2 Jahre) | Anzeigenmarketing Daniel Baer, Fachmedien – Zürichsee Werbe AG, Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa, T 079 338 89 18 | Druck Stark Druck GmbH + Co. KG, D-75181 Pforzheim | ISSN: 1422-6499

«via» gibt es auch als Hörversion, und es kann als DAISY-Hörzeit-schrift bei der SBS, Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte, bestellt werden.sbs.ch

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ZU EHREN EINES GESTALTERS

Eintauchen in die Karriere eines einflussreichen Gestalters: Der Russe

Alexey Brodovitch hat Designgeschichte geschrieben. 1930 in die

USA emigriert, revolutionierte er das Editorial Design mit seinen innova-

tiven Layouts. Seine Arbeit prägt noch heute die Grafikbranche.

Die Ausstellung zeichnet mit Fotografien, Plakaten und Magazinen die

Karriere des einflussreichen Gestalters nach.

«Alexey Brodovitch: Der erste Art Director»Museum für Gestaltung Zürich, bis 20. Juni 2021

museum-gestaltung.ch

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50 JAHRE MITSPRACHE

Frauen konnten in der Schweiz lange politisch nicht mitbestimmen.

Dieser Tatsache widmet sich die Ausstellung «Eine Stimme haben.

50 Jahre Frauenstimmrecht Luzern». Die Ausstellung stellt Luzerner

Pionierinnen und Pioniere vor und zieht einen Vergleich zur Gegenwart:

Wie sieht es heute in Luzern in Sachen Gleichberechtigung aus? Ein

spannender Blick zurück auf 100 Jahre Kampf für mehr Frauenrechte.

Zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm mit Theaterstücken,

Stadtrundgängen und mehr. Informationen dazu finden Sie auf der

Homepage.«Eine Stimme haben. 50 Jahre Frauenstimmrecht Luzern»

Historisches Museum Luzern, bis 29. August 2021historischesmuseum.lu.ch

EIN JAHRHUNDERT DÜRRENMATT

Anlässlich Friedrich Dürrenmatts 100. Geburtstag feiert das Centre

Dürrenmatt Neuchâtel bald Neueröffnung und gewährt einen etwas ande-

ren Blick auf das Leben des Schweizer Schriftstellers. Besucherinnen

und Besucher entdecken hier wenig bekannte Facetten des Künstlers –

so sind unter anderem zahlreiche bildnerische Werke im Dialog mit

seinem Schreiben ausgestellt, denn zu Dürrenmatts privaten Leiden-

schaften zählte das Malen. Ein besonderes Highlight ist die Besichti-

gung seines Büros, in dem er einen Teil seiner Werke schuf. Es befindet

sich im bisher privaten Wohnhaus. Die erste Sonderausstellung

beschäftigt sich mit Dürrenmatts Blick auf die Schweiz, die sein

künstlerisches Schaffen vielseitig beeinflusste, die zweite mit seinen

Reisetätigkeiten. «Friedrich Dürrenmatt und die Schweiz»

«Friedrich Dürrenmatt und die Welt»Centre Dürrenmatt Neuchâtel

cdn.ch

AUFGEFALLEN

EIN BERG IN FEIERLAUNEAls ob es der Erbauer der ersten Bergbahn Europas so geplant hätte, fällt der 150. Geburtstag der Rigi Bahnen auf den Freitag vor Pfingsten. Somit steht einem verlängerten und würdigen Ju-biläums-Wochenende nichts mehr im Weg. Ebenfalls findet am Jubiläumswochenende eine historische Fahrzeugparade statt. Dieser Moment, wenn alle fahrbaren Schmuckstücke nachein-ander den Weg Richtung Gipfel finden, zaubert so manch einem Gast ein Lächeln ins Gesicht. Einen unvergesslichen Gänse-haut-Moment, auf den sich Gäste und Mitarbeitende bereits heute freuen dürfen. rigi.ch/150

DIE KLEINEN GANZ GROSSDie Königin der Berge bietet auch den kleinen Gästen allerlei Abwechslung. Sei dies auf den interessanten Spielplätzen, im Seilpark Rigi in Küssnacht, beim Wurst bräteln an einer der vie-len Feuerstellen oder einfach auf einer der spannenden Wande-rungen auf der Rigi. Langeweile ist auf der kinderfreundlichen Rigi ausgeschlossen. Im Jubiläumsjahr reisen Kinder bis und mit 15 Jahren auf acht der neun Bergbahnen an der Rigi in Beglei-tung einer erwachsenen Person kostenlos.

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AUFGEFALLEN

5MRZ/APR 21

ALLES ÜBER DAS GESCHLECHT

Ein Thema, das seit geraumer Zeit Teil der öffentlichen Debatte ist:

die Geschlechter. Doch wie ist das Denken über das Geschlecht ent-

standen? Was macht die Frau zur Frau, den Mann zum Mann?

Und was liegt dazwischen oder führt darüber hinaus? Das Stapferhaus

schafft in dieser zeitgerechten und lustvollen Ausstellung Raum,

um über die eigene Weiblichkeit bzw. Männlichkeit nachzudenken und

zusammen zu diskutieren. «Geschlecht. Jetzt entdecken»Stapferhaus Lenzburg, bis 31. Oktober 2021 sbb.ch/geschlecht

GOD SAVE THE QUEEN

Wir Schweizerinnen und Schweizer sind stolz auf unsere Demokratie.

Dennoch lieben wir Geschichten über die europäischen Königs-

häuser. Und die Royalen lieben unser Land: Joseph ll. von Habsburg-

Ungarn, Zar Alexander l., Kaiser Napoleon, König Norodom Sihamoni

von Kambodscha und viele weitere haben unser schönes Land bereist.

Die Ausstellung «Die Royals kommen!» zeigt die Reisen und Geschichten

sowie erlesene Ausstellungstücke der königlichen Besuche.«Die Royals kommen!»

Forum Schweizer Geschichte Schwyz, bis 3. Oktober 2021forumschwyz.ch

AUFGEFALLEN

Queen Elizabeth und Bundesrat

Kurt Furgler an der «Grün 80»

in Basel.

TATENDRANGIST TIERISCH GUT ZU TIEREN.

TATEN STATT WORTE NR. 74

Beim Tierwohl belegen wir seit vielen Jahren regelmässig einen Spitzenplatz: Bereits zum siebten Mal in Folge zählen wir zur Spitzengruppe des internationalen Tierwohl-Ratings BBFAW

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MEINE SCHWEIZ

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JAN/FEB 20

MEINE SCHWEIZ

MRZ/APR 21

OBERALPPASS

«Ich wanderte über den Oberalp-pass, um schöne Landschaftsauf-nahmen zu machen. Bei dieser Gelegenheit traf ich auf drei Studenten, die die Semesterferien als Auszeit auf der Alp als Hirten nutzten.»Oliver Oettli, Biel

Wie sieht Ihre Schweiz aus? Senden Sie Ihr Foto mit ein paar Angaben zu Sujet und Ort an [email protected]. Die schönsten Leserbilder werden im «via» veröffentlicht.

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INSIDE

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LUGANO

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Hotel Lido SeegartenViale Castagnola 24 6900 Lugano hotellido-lugano.com

Für kulinarische Ausflüge

begibt man sich gerne

in das stilvolle Restaurant

mit grosser Terrasse am

See des Hotels Seegarten

in Castagnola. Bemerkens-

wert ist das gut aus-

gebildete und freundliche

Personal, das alle Wünsche

gerne erfüllt.

2

Olivenwanderweg nach Gandria

Der 3,3 Kilometer lange Weg

schlängelt sich zwischen

Gandria (Bild) und Casta-

gnola durch Wälder und

Olivenhaine. Er wird mit

Infos über Geschichte,

Botanik, Anbau des

Olivenbaums, Oliven und

Öl bereichert. Der Weg

kann in beide Richtungen

begangen werden und

für die Rückfahrt kann

man die Postbuslinie

Lugano–Porlezza nutzen.

Dolce vita alla Svizzera

«In Lugano erlebe

ich das Mediterrane, die Leichtigkeit und die

Spontanität des Südens.»

Elisabetta Koller, 78

Einwohnerzahl: 63 369 (Stand: 2019), neuntgrösste Stadt der Schweiz. Anreise ab Zürich 1 Std. 56 Min. / ab Lausanne: 4 Std. 17 Min.

Das Ineinandergreifen italienischer und Schweizer Traditionen und Geschmäcker macht die Tessiner Hauptstadt zu einer kleinen Metropole von Welt: Sie ist als Business- und Bankenzentrum der Finanzplatz des Südens, gleichzeitig als Erho-lungs- und Ferienort im In- und Ausland beliebt. Die südländische Leichtigkeit verzaubert jeden, der nach Lugano kommt – sei es bei einem Spazier-gang durch die verwinkelten Gassen der Altstadt, bei einem Einkaufsbummel auf der berühmten Via Nassa oder bei einem feinen Aperitivo in einer typischen Osteria auf der belebten Piazza della Riforma. Und natürlich sei der Charme der Luganesi nicht zu vergessen, die mit ihrer Froh- natur und offenen Art die Herzen aller im Sturm erobern. Wo und wie die Luganesi das lokale «dolce far niente» am besten geniessen, verraten sie in ihren Geheimtipps.

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INSIDE

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MASI LACPiazza Bernardino Luini 6 6900 Lugano

An seinen zwei Standorten – im Kulturzentrum

LAC sowie im historischen Palazzo Reali –

bietet das Museo d’arte della Svizzera italiana

ein reichhaltiges Ausstellungsprogramm.

Ergänzt wird das Angebot durch die in Zu-

sammenarbeit mit dem MASI betriebene, ganz

der zeitgenössischen Kunst gewidmete

Collezione Giancarlo e Danna Olgiati. Das MASI

ist Mitglied der Art Museums of Switzerland.

5

Bar Havana DeckSuitenhotel Parco Paradiso**** Via Carona 27 6900 Lugano parco-paradiso.com

Ein beliebtes Lokal ist das

Havana Deck. Dank der coolen

und authentischen Einrichtung

kann der Charme Kubas

hautnah genossen werden. Sei

es bei einer Zigarre oder bei

einem leckeren Aperitif. Und der

Blick auf die See-

promenade sowie über die Stadt

ist einzigartig.

4

Cazimir Art&Design Gallery Via Soldino 32 6900 Lugano cazimir.ch

Hier trifft italienisches

Design auf Kunst und Möbel

wie Sitzgelegenheiten und

Lampen. Die ausgefallenen

Kunstobjekte kann man

entweder auf Anmeldung

([email protected]) oder online

bestaunen.

7

Viale Cassarate

Empfehlenswert für einen

Spaziergang ist die Viale

Cassarate. Vom Luganersee

kann man durch den

Ciani-Park (Bild) entlang des

kleinen Flusses durch die

Stadt schlendern. Hier taucht

man aus einer anderen

Perspektive in die Stadt ein.

6

La Cucina di Alice Riva Vela 4 6900 Lugano lacucinadialice.ch

Hier isst man gerne, weil

die Speisekarte immer

etwas Neues zu bieten hat.

Die abwechslungsreichen

Gerichte werden hier alle

aus gesunden Zutaten

gekocht.

«Der See, die Berge, die Nähe zu Italien

machen Lugano zum idealen Standort.»Claudio Bader, Fotograf, 46

«An Lugano gefallen mir

die ausgeflippten und ausser- gewöhnlichen Menschen.»

Nik Rusconi, Regisseur, 45

3

WochenmarktDi und Fr 7.30–14.30 Uhr Via Carducci, Piazza San Rocco und Via Canova 6900 Lugano

Auf der Piazza San Rocco,

der Via Carducci und der

Via Canova bieten die

Bauern der Region ihre

Köstlichkeiten und Spezi-

alitäten an: Diese reichen

von Wurst- und Käsewaren

bis hin zu feinen, selbst-

gebrannten Grappas oder

eigenen Weinen.

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SCHWEIZ ENTDECKEN: AARAU

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Die historische Stadt Aarau mit dem Obertorturm, der aus dem 13. Jahrhundert stammt.

Aarau kennen viele nur vom Vorbeifahren oder Umsteigen. Dabei lohnt sich ein Besuch im historischen Städtchen, das auf einem Fels- vorsprung über der Aare thront, allemal. Was es dort alles zu sehen und zu erleben gibt, wissen waschechte Aarauer am besten. TEXT Christine Spirig FOTOS Kostas Maros

Perle im Mittelland

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Waren Sie schon mal in Aarau? Die kleine Kantonshauptstadt an der Aare wird zu Unrecht oft verkannt. Verglichen mit touristischen Anziehungs-punkten wie Luzern, Basel, Bern, St. Gallen, Lausanne oder Zürich fristet sie ein relativ ruhiges Dasein am Nordrand des Schweizer Mittellandes, am Übergang zum Juragebirge. Wer aber Aarau kennt, weiss: Es gibt viele gute Gründe, der Stadt einen Besuch abzustatten. Angefangen bei der reizvollen Altstadt mit den vielen hübschen, kleinen, meist inhaberge-führten Läden und Cafés über das vielseitige kulturelle Angebot bis hin zum traditionsreichen gesellschaftlichen Leben, das auch Auswärtige anlockt. Viele Highlights sind auf den ersten Blick nicht als solche erkennbar. Wir haben deshalb drei Personen getroffen, die in Aarau leben und arbeiten: die Stadtführerin und Mitarbeiterin des Tourismusbüros Agnes Henz, den Gastronomen und Kaffeespezialisten Philippe Gacond und den Leiter des Stadtmuseums Marc Griesshammer. Sie haben uns verraten, was sie an ihrer Stadt besonders schätzen, und geben Tipps für einen Ausflug nach Aarau. Soviel vorweg: «Aarau hat auf kleinster Fläche unglaublich viel zu bieten.» Darin sind sich alle einig. Im Folgenden eine – kleine – Auswahl.

SCHWEIZ ENTDECKEN: AARAU

MRZ/APR 21

 Agnes Henz-Koller, Stadtführerin

« Aarau ist persönlich»Agnes Henz, 58, ist vor über 30 Jahren von Luzern nach Aarau gezogen. Die Juristin hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Seit 2007 arbeitet sie als Stadtführerin bei Aarau Info, dem zentralen touristischen Informations-büro für Aarau und die Region. Seit 2013 ist sie verant-wortlich für Stadtführungen im konzeptionellen und operativen Bereich. Pro Jahr führt Aarau Info rund 800 Führungen durch. «Aarau ist mehr als eine historische Kleinstadt; es ist kulturell interessant und mit über 33 000 Beschäftigten ein wichtiger Wirtschaftsstandort. Mir ist es wichtig, auf meinen Touren nicht nur auf die geschichtlichen Wahrzeichen einzugehen, sondern auch zu zeigen, was Aarau heute ausmacht. Die Altstadt lebt. Am Tag locken hübsche individuelle Läden und am Abend pulsiert es in den malerischen Gassen. Aarau ist auch gesellig; im Sommer ist die Altstadt – ihre Cafés und Bars – voll mit Menschen. Aarau ist persönlich; hier kennt man sich beim Namen. Und Aarau ist alles ande-re als langweilig; selbst nach 14 Jahren als Stadtführerin entdecke ich immer noch Neues.»

Nirgends kann man Geschichte so bildhaft erleben wie in Aaraus historischen Gassen mit ihren vielen verborgenen Ecken und Winkeln. Man spürt ihn noch, den Geist längst vergangener Zeiten. Und häufig kann man ihn sogar entdecken: «Die Aarauer verstehen es hervorragend, Al-tes zu bewahren und es gleich-zeitig der heutigen Zeit anzupas-sen», sagt Agnes Henz. Die Neugestaltung der Altstadtgas-sen zeigt dies eindrücklich.

Die historische Altstadt

Die spezielle Lage auf einem Felsen war der Grund, weshalb die Kyburger Aarau zwischen 1240 und 1250 gründeten. Ur-sprünglich war die Stadt in vier Häuserstöcke gegliedert, umge-ben von einer ersten Stadtmau-er. Diese Struktur ist bis heute erhalten geblieben. Auch die Grundrisse der Häuser haben sich nicht verändert. Eine Eigen-heit sind die sogenannten Eh-gräben; die schmalen Durchgän-ge zwischen den Häusern wurden als Brandschutzmass-nahme gebaut. Noch heute er-leichtern diese Ehgräben der Feuerwehr die Löscharbeit. Einst wurden die Gräben zudem zur Abfallentsorgung genutzt. Auf den historisch inszenierten Mit-telalterführungen – wenn eine Magd über ihr Leben erzählt – kann man den Unrat vergange-ner Zeiten förmlich riechen. Rund um die historische Altstadt war bis vor 200 Jahren ein 20 Meter breiter und bis zu 5 Meter tiefer Trockengraben. Er diente als Teil der Stadtbe-festigung. Heute trifft man sich dort unter den Platanen zum Gemüsemarkt am Samstag- vormittag.

Der Wachturm

Der Stadtturm – auch Obertor-turm genannt – neben dem Stadttor ist mit seinen 62 Metern Höhe das sichtbarste Wahrzei-chen der Stadt. Der untere Teil des Turms stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des 13.

Jahrhunderts. Vor 500 Jahren wurde der Turm auf sein heuti-ges Niveau aufgestockt. Die Führungen durch die Turmwäch-terwohnung und die Kerker sind ein Erlebnis und lassen einen in vergangene Zeiten reisen.

Unter dem Dachhimmel

Aarau ist bekannt als «Stadt der schönen Giebel». Gemeint sind die kunstvoll bemalten Vorsprün-ge der typischen, aus der Ber-nerzeit (17. bis 18 Jahrhundert) stammenden Walmdächer. Rund 90 solcher bemalter Giebel zie-ren die Altstadthäuser. Die ältes-ten Giebelzeichnungen stammen wohl aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In den letzten Jahren kamen die Kunstwerke wieder in Mode. Viele Familien haben in ihre Giebel investiert; sie liessen sie restaurieren oder mit neuen Motiven oder Namen versehen.

Der Vorläufer des Bundeshauses

Noch bevor Aarau Kantons-hauptstadt wurde, war es die erste Hauptstadt der modernen Schweiz – wenn auch nur wäh-rend knapp sechs Monaten. 1798 war unter französischer Vorherrschaft die Helvetische Republik in Aarau ausgerufen worden. Im Haus zum Schloss-garten am östlichen Rand der Altstadt, das heute das Forum Schlossplatz beherbergt, tagte damals die Regierung, das hel-vetische Direktorium.

Lädelen in gotischen Gemäuern

In der Aarauer Altstadt gibt es kaum Ladenketten, dafür eine Vielfalt an kleinen, inhaberge-führten Geschäften. An der Milchgasse, einer Seitenstrasse mit schmucken gotischen Häu-sern, befinden sich etwa ein ja-panischer Spezialitätenladen, ein Teeladen, ein Lebensmittelge-schäft im Tante-Emma-Stil und der besonders schöne Trend- supermarkt Unverpackt.

GESCHICHTE ERLEBEN

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SCHWEIZ ENTDECKEN: AARAU

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1 — Die Schlossmühle Aarau wurde 2020 neu zum Leben erweckt. Seither werden hier Gewürze gemahlen, die man im zugehörigen Laden kaufen kann.

2 — In der Altstadt gibt es eine Reihe besonderer, inhaberge-führter Geschäfte für ein spezielles Shoppingerlebnis.

3 — Das Haus zum Schlossgarten diente 1798 einige Monate lang als erster Schweizer Regierungssitz. Heute beherbergt es das Forum Schlossplatz.

4 — Einer von rund 90 kunstvoll bemalten Dachgiebeln in der Altstadt.

5 — Mit ihren farbigen Häuserfas-saden ist «Zwischen den Toren» eine typische Gasse in der Aarauer Altstadt.

6 — Der Gerechtigkeitsbrunnen mit der Justitia steht auf dem Platz vor der Stadtkirche. Er wurde 1643 vom Bildhauer Hans Henz geschaffen und von Balthasar Fisch bemalt.1

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SCHWEIZ ENTDECKEN: AARAU

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Philippe Gacond, Gastronom

« Aarau ist eine mikrourbane Stadt»Philippe Gacond, 40, ist gelernter Schreiner und Indus-trial Designer FH. Zur Gastronomie kam er als Querein-steiger, als er vor 15 Jahren in Aarau eine Crêperie eröff-nete. Schon damals fing er an, sich mit Kaffee auseinanderzusetzen: Er besuchte Kurse, nahm an Wett-bewerben und Meisterschaften teil und bildete sich wei-ter. 2010 wagte er den nächsten Schritt in Richtung Kaf-feespezialist. Er eröffnete das Café Ccino mit einem kleinen Kaffeeshop. 2016 folgte der Home Barista Shop. Aufgewachsen ist Philippe Gacond in Suhr, doch er sieht sich als Aarauer. Er hat schon seine Jugend hier verbracht und unter anderem für den Aarauer Kultclub Kiff Kon-zerte organisiert. «Ich glaube schon, dass das Konzept des Home Barista Shop auch in Zürich funktionieren würde», sagt Philippe Gacond selbstbewusst. «Aber ich bin gern hier. Aarau ist eine mikrourbane Stadt. Es gibt hier alles, was ich brauche. Sogar noch einiges mehr!»

In Aarau lässt man sich’s gerne gut gehen: käfelen, aperölen, es-sen oder einfach nur flanieren und die Umgebung auf sich wir-ken lassen. «Das gastronomi-sche Angebot – vor allem Cafés und Bars – ist gemessen an der Grösse der Stadt riesig», findet Philippe Gacond. Die folgenden sind seine Lieblingslokale und -läden. Und auch architekto-nisch kann Aarau seiner Mei-nung nach mit den grossen Städten mithalten.

«Weinhandlung» für Kaffee

Kaffeeliebhaber kennen den Be-griff: Specialty Coffee – ein Pre-miumkaffee, der für Qualität, Transparenz und Fairness steht. Im Home Barista Shop am Bahnhofplatz gibt es davon über 100 Sorten zu kaufen. Und täg-lich zehn zum Probieren, aus fünf verschiedenen Brühmetho-den. In dem stilvollen Lokal kann man zudem alles kaufen, was das Kaffeeherz begehrt: von der Handmühle bis zum Thermome-ter. Auch die Kulinarik kommt nicht zu kurz; am Morgen gibt’s verschiedene Biomüesli, am Mit-tag Salate und Brote und am Abend Tapas. Alles hausge-macht, frisch und gesund – und ohne unnötiges Verpackungs-material. Bahnhofplatz 1

Trendiges Stadtcafé

Mitten in der Altstadt an der Metzgergasse befindet sich das Café Tuchlaube. Hier trifft sich Jung und Alt und geniesst den stadtbekannten Milchkaffee mit einem Stück hausgemachtem Schoggikuchen. Täglich kom-men Leckereien von Nah und Fern auf den Tisch: vom Flamm-kuchen über spanische Tapas bis zu Ghacktem mit Hörnli. Metzgergasse 18

Käfelen mit (Jugend)stil

Brändli Confiserie & Tea Room ist ein 120 Jahre altes Familien-unternehmen. An der Einrich-

tung wurde seit den Anfängen nichts verändert. Der Tea Room im Obergeschoss gehört laut dem Schweizer Heimatschutz zu den schönsten Cafés des Lan-des. Die süsse Hausspezialität, die Brändli Bombe, ist schweiz-weit und darüber hinaus bekannt – Queen Mum liess sie sich in den Buckingham-Palast liefern. Für Liebhaber von Marzipan ein absolutes Muss. Bahnhofstrasse 37

Schlossmühle

Historisch sind Wasserrad und Getreidemühle, die Mühle selbst ist aus dem Jahr 1976. Mit einer umsichtigen Restauration 2020 wurde das usprüngliche Hand-werk wieder erlebbar gemacht. Seither werden hier hauptsäch-lich Gewürze gemahlen. Das riecht sofort, wer den dazugehö-rigen Gewürzladen betritt. Hammer 28

Für lauschige Sommerabende

Seit 2003 gehört sie zum Aarau-er Sommer dazu: die Schwan-bar. Es gibt Essen, Drinks, Kon-zerte und viel Platz zum gemütlichen Beisammensein. Die Bar ist ein ausrangierter Ex-po-Pavillon aus Neuenburg. Ein Highlight ist der Food Truck am Mittwoch. Und die Schwäne, die hier jedes Jahr nisten.

Mühlemattstrasse 54

Zeitgemässe Architektur

Aarau kann nicht nur mit histori-schen Schönheiten punkten, sondern auch mit modernem Design. Architektonisch interes-sant ist der neue Bahnhof; grosszügig, offen, urban und an-genehm hell. Die «blaue Wolke» als Busbahnhof-Überdachung hat mehrere in- und ausländi-sche Preise gewonnen; unter anderem den «Award 2014 für Marketing und Architektur», der jährlich von einem Innerschwei-zer Unternehmen verliehen wird.

MIT ALLEN SINNEN GENIESSEN

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SCHWEIZ ENTDECKEN: AARAU

Legende

Marc Griesshammer, Museumsleiter

« Aarau bietet sehr viel auf kleinstem Raum» Marc Griesshammer, 42, ist in Lenzburg aufgewachsen und hat die Kantonsschule in Aarau besucht. Nach einer Weltreise hat er in Bern Geschichte studiert und dort einige Jahre gearbeitet. 2010 kam er als Projektleiter nach Aarau zurück und wurde 2013 Kurator im Stadtmuseum. Gleichzeitig zog er nach Aarau und lebt seither mit seiner Familie hier. Seit 2019 ist er Museumsleiter. «Aarau hat in den letzten 20 Jahren eine grosse Entwicklung durch-gemacht: Der Privatverkehr in der Altstadt wurde redu-ziert, neue Quartiere sind entstanden, das Gastronomie- und Kulturangebot nimmt weiter zu. Der Grund für diese Dynamik? Das passiert automatisch, wenn die Stimmung für Veränderungen vorhanden ist. Wir fühlen uns als Familie hier sehr wohl. Aarau bietet ausseror-dentlich viel auf kleinstem Raum. Was einzig etwas knapp ist, sind Ausgangsangebote für die Jungen, für die 18- bis 26-Jährigen. Mein Sohn ist erst vier. Wir haben also noch etwas Zeit.»

Schon allein der Museen wegen lohne sich ein Besuch in Aarau, findet Marc Griesshammer. Oder aber, um einen traditionellen Aarauer Brauch mitzuerleben. «In Aarau kann man an einem Tag die unterschiedlichsten Din-ge unternehmen.»

Vom Mittelalter in die GegenwartDas altehrwürdige Schlössli am nordöstlichen Rand der Altstadt stammt aus dem 11./12. Jahr-hundert und ist das älteste er-halten gebliebene Gebäude der Stadt. Heute beherbergt es das Stadtmuseum Aarau. Dieses er-hielt 2015 einen imposanten Neubau. Es ist Gedächtnisspei-cher, Begegnungsort und Raum für Wissensvermittlung. Mit einer Sammlung von rund 60 000 Ob-jekten erzählt das Museum ana-log und digital die Geschichte der Menschen aus Aarau, dazu lädt es ein überregionales Publi-kum mit wechselnden, innovati-ven Ausstellungen und partizipa-tiven Projekten nach Aarau ein. Ein inhaltlicher Schwerpunkt ist die Fotografie und die damit ver-bundene Kooperation mit dem Staatsarchiv Aargau und seinem Bildbestand des Ringier Bild- archivs. Aktuell läuft die Ausstel-lung «Grosssiedlungen im Pres-sebild: Hoffnungsträger oder Symbol der Wachstumskritik?».Details zum aktuellen Ge-samtangebot des Museums: stadtmuseum.ch

Schlossplatz 23

Die heimliche Nationalgalerie Aufgrund seiner grossen Samm-lung an Schweizer Kunst vom 18. Jahrhundert bis in die Ge-genwart zählt das Kunstmuseum Aargau schweizweit zu den

wichtigsten seiner Art. Wer nur wenig Zeit hat: Allein von aussen betrachtet ist das Kunsthaus ei-nen Besuch wert. Aargauerplatz

Hier wird gefeiertZum kulturellen Leben gehören auch Bräuche und Feste. Zwei Feierlichkeiten stehen im Zent-rum des Aarauer Kalenderjahrs: der Maienzug, das traditionsrei-che Kinderfest im Juli, und der Bachfischet im September. Die-ser schweizweit älteste gelebte Brauch geht auf das Mittelalter zurück, als der Stadtbach je-weils mit einer Sperre stillgelegt wurde, um das Bachbett gründ-lich zu reinigen. Die Schuljugend holte den seinerzeit lebensnot-wendigen Stadtbach danach – symbolisch – mit grosser Freude an der Stadtgrenze ab. Der Stadtbach fliesst heute noch durch Aarau. Und Hunderte von Aarauer Schulkindern ziehen am Bachfischet mit ihren kunstvoll gebastelten Lampions durch die Stadt und singen das traditionel-le Bachfischetlied.

Ein Tag in AarauDas Gute an Aarau: Alles ist leicht zu Fuss erreichbar, man kann an nur einem Tag ganz Un-terschiedliches erleben. Nach dem Museumsbesuch ist man schnurstracks in der Altstadt, um einen Kaffee zu trinken, zum Lädelen oder für einen Stadt-rundgang. Und wer noch Lust auf Naherholung hat, spaziert auf den schönen Wegen entlang der Aare oder im Wildpark Rog-genhausen. Aarau ist übrigens auch Ausgangspunkt für ver-schiedene Wanderungen und zahlreiche Radrouten. Zum Beispiel zum beliebten Schloss Wildegg.

KULTURELLES AARAU

Preisverdächtig Die Stadt Aarau erhielt 2014 den beliebten Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes für die qualitätsvolle Verdichtung am richtigen Ort mit Rücksicht auf die Identität der verschiedenen Quartiere.

Vielfältige Entdeckungstouren Wer Aarau kennenlernen möchte, kann das auf verschiedenen Stadtführungen oder einem Be-such im Stadtmuseum tun. Ein klassischer Altstadtrundgang, eine Reise ins Mittelalter, eine Industrie-

führung oder das kulinarische Aarau – das Angebot ist gross und vielfältig. Auch individuelle Wün-sche werden berücksichtigt, die Teilnehmerzahl ist variabel. Es lohnt sich, die Stadtführung zehn Tage im Voraus bei Aarau Info zu reservieren oder eine Gruppenreservation im Stadtmuseum zu buchen: aarauinfo.ch 062 834 10 [email protected]

undstadtmuseum.ch

062 836 05 [email protected]

Page 15: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

SCHWEIZ ENTDECKEN: AARAU

15MRZ/APR 21

Das Schlössli (rechts) ist eine aus dem 13. Jahrhundert stammende Burg und das älteste erhaltene Gebäude

der Stadt. Heute beherbergt es das Stadtmuseum Aarau. Der moderne Erweiterungsbau ist von 2015. Für die Men-

schenfassade wurde jede Figur einzeln mit einer Holzschnittplatte gefertigt.

Page 16: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

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TOP TEN

Ski in, Ski outMorgens als Erster auf dem Berg sein und die frisch präparierten Pisten hinunterfahren – diese Hotels bieten die beste Ausgangslage für Schneesportler.MySwitzerland.com/snowsportshotels

Viele weitere Ausflugstipps finden Sie unter

MySwitzerland.com

1 Huus Gstaad Hotel ****S, SaanenDieses Hotel setzt den Fokus auf Natürlichkeit. Zudem verfügt es über ein eigenes Ski-Center, in dem man Ausrüstung mieten oder eine geführte Skitour buchen kann. MySwitzerland.com/ huus-hotel-gstaad

2 Cresta Palace Hotel ****S, CelerinaAlles, was das Schneesportler-herz begehrt: Ausrüstung und Tickets können direkt im Hotel bezogen werden. Activity Coa-ches helfen bei der Planung des individuellen Winterprogramms.MySwitzerland.com/ cresta-palace-hotel

3 Hotel Chesa Surlej *** SilvaplanaAm Fusse des Corvatsch und am Ufer des Silvaplanersees: Dieses Hotel ist der perfekte Ausgangspunkt für grossartige Wintersport-Abenteuer rund um St. Moritz.MySwitzerland.com/ hotel-chesa-surlej

8 Rinderberg Swiss Alpine Lodge ***S ZweisimmenDer Zugang zu Seilbahn und Skipisten in der direkten Um-gebung macht dieses Hotel zu einem angesagten Treffpunkt für Pistensportler.MySwitzerland.com/ rinderberg-swiss-alpine-lodge

9 Hotel Riffelhaus 1853 ****, ZermattErbaut 1853 als eine der ersten Bergsteigerunterkünfte, bringt dieses Hotel eine ausgewogene Mischung aus Tradition, Ge-schichte und frischem Flair mit. MySwitzerland.com/ hotel-riffelhaus-1853

10 Hotel Silberhorn **** WengenUmgeben von einer einmaligen Bergwelt und unmittelbar neben der Männlichen-Gondelbahn positioniert, ist das Hotel der perfekte Ausgangspunkt für einen Tag auf der Piste.MySwitzerland.com/ hotel-silberhorn-1

4 Hotel frutt Lodge & Spa ****S, Melchsee-FruttDas Hotel ist eingebettet im Skigebiet Melchsee-Frutt und verfügt über einen grandiosen Ausblick auf das weisse Berg-panorama. MySwitzerland.com/ hotel-frutt-lodge-spa

5 Hotel Seehof Davos ****S DavosMit der angrenzenden Parsenn-Bergbahn haben die Gäste des Hotels Zugang zu nicht weniger als sieben Skigebieten. MySwitzerland.com/ hotel-seehof-davos

6 Hotel Bristol *** Saas FeeWenige Gehminuten von der Seilbahn entfernt und mit einer fantastischen Aussicht auf die Gletscher und die Bergwelt von Saas Fee. MySwitzerland.com/ hotel-bristol-5

7 Nira Alpina ****S SilvaplanaDie Mehrzahl der Zimmer ver- fügt über einen Panorama-balkon mit Aussicht auf den Silvaplanersee. MySwitzerland.com/ hotel-nira-alpina

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6 Huus Gstaad Hotel ****S, Saanen

AUSFLUGSTIPPS

Loipen-Challenge Lenzerheide Die vielfältigen Loipen sind längst bekannt; neu tritt Wikinger Sven an zehn Posten mit humorvollen Weisheiten und Aufgaben auf. Myswitzerland.com/ loipen-challenge

Eiger, Mönch und VollgasEin altehrwürdiges Skirennen und eine neumodische Bahn der Superlative sind zwei Argumente für Skispass in der Jungfrau Region.Myswitzerland.com/ dreigestirn

Safari um St. MoritzWie findet man die schöns-ten Ecken? Die Lösung heisst «Snowsafari». Diese Skiroute führt über mehr als 40 Pistenkilometer mit den besten Aussichtspunkten.Myswitzerland.com/ pisten-safari

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Für Menschen, die einsam sind.

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AUSPROBIERT

«ICH KANN NICHT ANDERS,

ICH STRAHLE»Einen Berg mit Ski an den Füssen erklimmen? Nichts für mich –

oder doch? Von ungeahnten Glücksgefühlen beim Skitouren in Engelberg. TEXT Michelle Russi FOTOS Herbert Zimmermann

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AUSPROBIERT

19MRZ/APR 21

Wandern mag ich. Skifahren so-wieso. Das wissen auch meine Freunde. «Eine Skitour wäre dein Ding», sagen sie immer. «Nächs-tes Mal musst du mitkommen!» Und ich? Ich habe keine Lust. Man muss ja nicht alles machen und je-dem Trend nachrennen. Es ist schliesslich ein offenes Geheim-nis, dass das Skitouren momentan – nicht zuletzt wegen der Corona-pandemie – einen richtigen Auf-schwung erlebt. «Jetzt üben wir eine Spitzkehre.» Bergführer Ignaz Brunner dreht das Hangbein 180 Grad nach hin-ten. Gekonnt schwingt er das Tal-bein in einem grossen Bogen um seinen Skistock herum und zieht es parallel zum anderen Bein nach vorne. «So kannst du auch an stei-len Stellen die Richtung wech-seln.» Elegant wie bei Ignaz sieht das Manöver bei mir nicht aus. Eher etwas «gschtabig». Immer-hin gelingt es mir, meine Beine und meinen Körper in die Rich-tung zu drehen, aus der wir ge-kommen sind. Ignaz nickt zufrie-den und geht weiter. Und ich ihm hinterher, Schritt für Schritt, Hö-henmeter für Höhenmeter.Nun, manchmal kommt es anders. Als die «via»-Redaktion im ver-gangenen November eine Skitour vorschlägt, melde ich mich sofort – entgegen meinen Vorbehalten. Die perfekte Gelegenheit heraus-zufinden, ob meine Freunde nicht doch recht haben mit dem Touren

und mir. Von der Aussicht auf ei-nen sonnigen Tag im Schnee statt im Büro ganz zu schweigen. Um es vorwegzunehmen: Die Freunde hatten recht. Es macht Spass, vom allerersten Schritt an. Vorsichtig bewege ich mich vor-wärts, fasziniert, wie gut die Ski dank der Steigfelle auf dem Schnee haften. Obwohl ich berg-wärts gehe, rutsche ich nicht zu-

rück. «Wichtig ist es, die Füsse nicht anzuheben wie beim norma-len Gehen, sondern die Ski nach-zuziehen», sagt Ignaz, mein Guide an diesem Tag. Zudem solle ich mich nicht zu stark nach vorne lehnen. Nach einigen Metern habe ich mich an den Bewegungsablauf ge-wöhnt, bleibe aber konzentriert. Der Schnee unter meinen Füssen ist unberechenbar, mal weich, mal hart. Ab und zu rutscht der Talski trotz des Fells aus der Spur, und ich muss Acht geben, nicht die Ba-lance zu verlieren. Mit zunehmen-der Sicherheit nehme ich die Um-gebung bewusster wahr. Alles ist weiss, fast kitschig glitzert der Schnee in den ersten Sonnen-strahlen des Tages. Wir sind in der Region Engelberg unterwegs, oberhalb der Fürenalp auf 1844

Metern über Meer. Auf der ande-ren Talseite ragen der Hahnen, der Grosse und der Kleine Spannort sowie der Titlis in die Höhe. Engelberg sei bei Tourengängern und Freeriderinnen sehr beliebt, erzählt Ignaz, während er in ge-mächlichem Tempo voranschrei-tet. «Hier gibt es unzählige Mög-lichkeiten.» An die 50 Skitouren macht der langjährige Bergführer

jeden Winter. In der Schweiz gibt es kaum einen Berg, den der 60-Jährige nicht schon auf Ski er-kundet hat. Was ihn antreibt? «Dieser Reiz, eine Tour zu finden, bei der du die allerersten Spuren in den Pulverschnee ziehst – selbst dann, wenn es seit zwei Wochen nicht mehr geschneit hat.» Zudem sei jede Tour etwas Besonderes, weil die Verhältnisse jeden Tag anders seien. «Oft ge-schieht es, dass ich eine Tour zu Hause geplant habe und die Rou-te am Tag darauf oder gar noch am Hang selbst kurzfristig anpassen muss.»Zum Glück muss ich bei meiner Skitourenpremiere an nichts den-ken. Ich geniesse die Sonne, die mich trotz Minustemperaturen schön wärmt, lausche Ignaz’ Berg-abenteuern und blicke auf die im-

DER BERG RUFT

Sie möchten die Bergwelt rund um Engelberg entdecken? Der lokale Anbieter Engelberg Mountain Guide ist spezialisiert auf Skitouren, Freeride, Heliskiing, Eisklettern und weitere Aktivitäten in Schnee und Eis und bietet zahlreiche Kurse für jedes Level. Auch für Bergerlebnisse im Sommer stehen Ihnen die erfahre- nen Guides mit Rat und Tat zur Seite. Weitere Informationen:041 638 02 57 engelbergmountainguide.ch

Vor der Abfahrt werden die Felle von den Ski gezogen (rechts).

Bergführer Ignaz Brunner (unten) kennt alle Gipfel und schönen Hänge

rund um Engelberg.

Es macht Spass, vom allerersten Schritt an.

posante Bergkulisse, die uns um-gibt. Einzig die bevorstehende Abfahrt durch den Tiefschnee macht mich etwas nervös. Ich habe Respekt davor, abseits von markierten Pisten, irgendwo im Nirgendwo, einen mir unbekann-ten Hang hinunterzufahren. Da nützt selbst das Lawinenverschüt-tetensuchgerät wenig, das ich un-ter der Jacke trage. Ignaz erklärt, welche Hänge sich fürs Freeriden eignen und wann wegen Lawinen-gefahr Vorsicht geboten ist. «Wer zum ersten Mal eine Skitour macht, sollte unbedingt von einer erfahrenen Person begleitet wer-den.» Eine gute Planung und die Fähigkeit, vor Ort auf die Verhält-nisse reagieren zu können, seien zentral.Stockeinsatz. Lockere Knie. Es ist so weit: Nach einer Stärkung mit Tee und Studentenfutter schaue ich Ignaz zu, wie er mühelos den Hang vor mir hinunterkurvt. «Das sieht eigentlich ziemlich einfach aus», denke ich. Und: «Das will ich auch machen.» Also stosse ich mich ab und fahre in kurzen Bogen zu ihm runter. Ich kann nicht an-ders, ich strahle. Was für ein Ge-fühl! «Gut gemacht», lobt Ignaz und lacht. Er scheint ebenso gros-se Freude zu haben wie ich. Den Stockeinsatz habe ich natürlich komplett vergessen. Macht nichts, es ist nicht der letzte Hang für die-sen Tag – und nicht die letzte Ski-tour für mich.

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INTERVIEW: HANNES BINDER

«VIELE LESERINNEN UND LESER SIND ENTTÄUSCHT, WEIL SIE SICH DIE FIGUREN ANDERS VORSTELLEN, ALS ICH SIE GEZEICHNET HABE.»

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21MRZ/APR 21

INTERVIEW: HANNES BINDER

Hannes Binder ist unermüdlich: Der Zürcher Illustrator und Meister der Schabkartontechnik sitzt mit 73 Jahren regelmässig in seinem Atelier und zeichnet. Ein Gespräch über Inspiration, Selbstzweifel, Wiedererkennung und seine neue Graphic Novel «Ti chiamavano Cenzín».TEXT Michelle Russi FOTOS Dan Cermak

Reisen Schweiz: Toggenburg

«KREATIVE MENSCHEN SIND UNGLÜCKLICH, WENN SIE NICHTS TUN KÖNNEN»

Hannes Binder, Sie leben in Zürich und in Tegna im Tessin. Welcher Ort bietet mehr Inspiration für Ihre Zeichnungen?Zürich bedeutet für mich Beruf, hier arbeite ich als Illustrator. Das Tessin böte grundsätzlich eher Raum für Inspiration, für Neues. Doch die ganze Umgebung ist mir schon so vertraut, dass es kaum mehr neue Ein-flüsse gibt wie an unbekannten Orten, die man zum ersten Mal besucht. Früher zeichnete ich oft im Tessin, heute fröne ich da meinem Hobby, dem Gärtnern. Dabei tanke ich Energie.

Sie arbeiten seit 30 Jahren in Ihrem Atelier im Zürcher Kreis 6 und wohnen mit Ihrer Frau im gleichen Haus. Spürten Sie nie eine gewisse «Ateliermüdigkeit»?Doch! Manchmal fühlte es sich sogar fast an wie ein Gefängnis – vor allem damals, als junger, noch unbe-kannter Illustrator. Die Stadt vergab dieses Atelier aus-schliesslich an Künstler, und mir war klar, dass die Er-wartungen gross waren. Gleichzeitig war es eine riesige Chance: Ich hatte zwei kleine Kinder und muss-te Geld verdienen. Entsprechend nahm ich es sehr ernst mit der Zeichnerei, ich hatte keine Alternative.

Mittlerweile sind Sie 73 Jahre alt und immer noch fleissig. Andere geniessen in diesem Alter ihren wohlverdienten Ruhestand …Ach wissen Sie, kreative Menschen sind unglücklich, wenn sie nichts tun können. (lacht) Und heute habe ich das Glück, dass ich nicht alles machen muss. Ich kann Aufträge ablehnen, wenn sie mich nicht interessieren. Das war nicht immer so.

Apropos Kreativität, haben Sie immer gerne gezeichnet?

Ja, ich spürte bereits als Kind diese Magie, alles zeichnen zu wollen. Mein Vater war Lehrer an der Kunstge- werbeschule. Er und meine Mutter haben mich stark gefördert, und ich fand es natürlich toll, immer gelobt zu werden. Später musste ich allerdings die Realität kennenlernen und einsehen, dass die Konkurrenz gross war.

Was hat Sie dazu bewogen, trotzdem weiterzu-machen? Ich hatte einen merkwürdigen Selbstschutz, vielleicht war es auch eine gewisse Überheblichkeit. Ich hatte nie Selbstzweifel – sicherlich auch dank meiner Eltern. Dennoch brauchte es den Wettbewerb mit andern, um mich vollständig hineinzugeben. Ab 1971 zeichnete ich zusammen mit weiteren Künstlern für das neu lancier-te «Tages-Anzeiger-Magazin». Da wusste ich: Jetzt musst du dich spezialisieren, jetzt ist es vorbei mit den Bummeljahren!

Hatten Sie früher ein Vorbild oder einen Lieblingskünstler? Ich wurde schon als Kind mit den Klassikern konfron-tiert. Bei uns im Büchergestell standen «Das heilige Russland» von Gustave Doré, «Es war einmal» von Olaf Gulbransson und «Abenteuer einer Zeichenfeder» von Alfred Kubin. Gulbransson und Kubin waren Illustra-toren, die auch selbst geschrieben haben. Das faszinier-te mich. Und später in Mailand ging für mich die Comic-welt auf dank des italienischen Grafikers Guido Crepax. Ich bewunderte seinen Stil und wie er aus literarischen Werken zitierte.

Was für Kunst findet man bei Ihnen zu Hause?Gar keine! Eine Zeit lang hingen einige meiner eige- nen Werke bei uns in der Wohnung. Dann strichen

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INTERVIEW: HANNES BINDER

wir die Wände neu, und es gefiel uns auch ohne. (lacht)

In Ihren Werken arbeiten Sie literarische Stoffe – zum Beispiel die Kriminalromane von Friedrich Glauser – so um, dass daraus eine Graphic Novel entsteht. Wie gehen Sie vor?Das ist immer gleich: Zuerst lese ich den Text und frage mich, was ich im vorgegebenen Rahmen abbilden will und wo ich den Text durch das Bild ersetze. Dafür brau-che ich Portale, also eine Art Eingänge, und Eckpfeiler. Sie sind unerlässlich, denn es muss sich lohnen, Mo-mente in der Geschichte zu zeichnen. Sie müssen visu-ell etwas hergeben. Glausers Texte haben wahnsinnig gute, beinahe filmische Settings. Das packt mich als Illustrator. Es ist fast wie eine Obsession: Ich will diese Momente zeichnen.

Worin liegt die Herausforderung bei diesen literarischen Adaptionen?Darin, dass sich meine Arbeit ständig entwickelt. Ich lege mir jedes Mal einen Plan zurecht, aber er nützt nichts. Während des Schaffens ergeben sich neue Bilder, ein Aspekt wird wichtiger … Meine Arbeit ist wie Mag-ma, eine knetbare Masse.

Gibt es Genres oder Stoffe, die sich besser für Ihre Illustrationen eignen als andere?Ich sage immer, dass meine Technik mit dem Schabkar-ton Fluch und Segen zugleich ist. Einerseits bietet sie mir eine hohe Wiedererkennung – es ist «meine» Tech-nik, mein Markenzeichen. Andererseits schränkt sie mich in den Themen stark ein. Fröhliche Kinderbücher zu zeichnen, ist schwierig. Da braucht ein Verlag viel Mut, denn die Zeichnungen bleiben schwarz-weiss. Krimis hingegen eignen sich wunderbar. Meine Technik bietet Zwielicht, und das will ich ausspielen.

Was ist mit Lyrik? Das ist eine per se bildhaf-te Literaturgattung und eine für viele Leser schwer verständliche. Inwiefern könnten Ihre Bilder da Unterstützung bieten beim Lesen?Grundsätzlich würde ich gerne öfter Gedichte illust-rieren, das wäre spannend, aber ich werde nicht mit Anfragen überhäuft. Passen würde es meiner Meinung nach gut, schliesslich ist es das Prinzip der Illustration, nicht nur das zu zeichnen, was schon da ist, sondern eine Paraphrase zu machen. Und darum geht es auch bei lyrischen Texten, um das Zwischen-den-Zeilen-Lesen.

Sie sagen: «Bilder erweitern einen Text, aber es ist sehr schwierig, Bilder zu lesen.» Können Sie das erläutern?Ein Bild eröffnet Perspektiven und legt Dinge offen, die nicht gezeigt werden. Das Lesen einer Graphic Novel ist gewissermassen doppelte Arbeit: Man muss nicht nur den Text lesen, sondern eben auch das Bild. Das ist anstrengend und braucht Zeit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass selbst geübte Leserinnen und Leser Mühe haben, zusätzlich ein Bild zu lesen. Viele wollen das gar nicht, das Bild steht ihnen im Weg. Oder sie sind enttäuscht, weil sie sich die Figuren und Settings anders vorstellen, als ich sie gezeichnet habe.

Welches Buch würden Sie gerne noch illustrie-ren?Robert Walsers «Kleist in Thun». Damit habe ich schon mehrmals begonnen, bin bislang aber immer geschei-tert. Walser ist einfach zu gut für mich, er ist mir immer voraus – wie ein Fisch, der sich nicht einfangen lässt. Damit ich eine Geschichte illustrieren kann, muss sie mich fesseln. Das ist das Wichtigste überhaupt, weil ich mich länger damit beschäftige und mich sonst der Mut verlässt.

In der Ende 2020 erschienenen Graphic Novel «Ti chiamavano Cenzín» zeichnen Sie das Leben des Tessiner Bildhauers Vincen-zo Vela und seine Verbindung zur Eisenbahn nach. Wie kam es dazu?Ich kenne den Ehemann der Kuratorin Gianna Mina vom Museo Vincenzo Vela in Ligornetto. Sie fragte mich an, ob ich Interesse hätte. Auch den Tessiner Autor Al-berto Nessi, der den Text für das Werk lieferte, kannte ich bereits. Vincenzo Vela allerdings war mir einzig ein Begriff, weil ich früher jeden Sonntag mit meinen Grosseltern Quartett gespielt hatte – und Vela eine der Schweizer Persönlichkeiten im Spiel war, die es zu sammeln galt. (lacht)

Was an diesem Stoff interessierte Sie?Wie meistens war es das Lokalkolorit, das mich reizte. Obwohl ich oft im Tessin unterwegs bin, kenne ich das typische Mendrisiotto nicht so gut. Im Text werden bei-spielsweise die Eschenwälder in der Nähe von Velas ehemaliger Villa, dem heutigen Museum, erwähnt. Oder die Tatsache, dass im Tal alle Vincenzos liebevoll «Cen-zín» genannt werden. Solche Dinge wusste ich nicht, aber sie haben mich zu meinen Illustrationen inspiriert.

Welchen Bezug haben Sie persönlich zur Bahn?Ich erinnere mich gut an die Zugreisen nach Mailand. Ich suchte mir oft einen Platz im letzten Wagen, in ei-nem jener alten Abteile mit Vorhang. Dort hatte ich meine Ruhe. Noch heute geniesse ich es, dass ich im Zug Zeit zum Lesen habe. Zudem fiel mir kürzlich auf, dass die meisten meiner eigenen Geschichten das Zeit-geschehen reflektieren, und da spielt die Bahn natürlich eine wichtige Rolle.

«ES IST DAS PRINZIP DER ILLUSTRATION, NICHT NUR DAS ZU ZEICHNEN, WAS SCHON DA IST.»

Page 23: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

INTERVIEW: HANNES BINDER

ZUR PERSON

Hannes Binder, geboren 1947, ist ein Zürcher Illustrator und Maler. Bekannt ist er vor allem für seine Schabkartontechnik. Dabei wird schwarze Gipsfarbe in einer dünnen Schicht auf einen Karton aufgetragen und anschliessend mit einem Messer weggeschabt, sodass weisse Linien zurückbleiben. Neben eigenen Werken illustrierte Hannes Binder unter anderem Geschichten von Friedrich Glauser, Heinrich Böll, Friedrich Dürrenmatt und Franz Kafka. Nach seinem Studium an der Kunstgewerbeschule Zürich arbeitete Hannes Binder einige Jahre als Grafiker in Mailand sowie als Illustrator und Layouter in Hamburg. Später war er für verschiedene Medien in der Schweiz und in Deutsch-land tätig und unterrichtete Illustrationsgeschichte an der Hochschule Luzern. Hannes Binder lebt mit seiner Frau in Zürich und Tegna TI. Er hat zwei Töchter und vier Enkelkinder.

«Ti chiamavano Cenzín» ist eine 2020 publizierte Graphic Novel von Hannes Binder (Illustrationen) und Alberto Nessi (Text). Herausge-geben wurde sie vom Museo Vincenzo Vela und vom Verlag Edizioni Casagrande – zu Ehren des vor 200 Jahren ge- borenen Tessiner Bildhauers Vincenzo Vela. Die SBB hat das Projekt finanziell unterstützt.

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WISSENSWERT

Dalmatinerwelpen kommen mit einem weissen Fell zur Welt. Die schwarzen Flecken erscheinen erst ab der dritten Lebenswoche.

Träumende Hunde: Da unsere geliebten Vierbeiner im Schlaf dieselben Gehirnwellen zeigen wie der Mensch, kamen die Forscher zum Schluss, dass Hunde träumen.

Wer gestresst ist, sollte einen Hund streicheln. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Streicheln eines Hundes den Blutdruck im Körper senkt.

Die Nase des Hundes ist so einzigartig wie der Fingerabdruck eines Menschen.

Ein Hund ist durchschnittlich so schlau wie ein zweijähriges Kind: Mit einem Verständnis von bis zu

250 Wörtern und der Fähigkeit, mathematische Berechnungen

durchzuführen, zählt der Hund zu den klügsten Tieren der Welt.

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Wuff, wuff! Wenn es draussen wieder schöner

wird, spazieren Herrchen und Frauchen mit ihren Hunden gerne

durch Parks, Wälder oder entlang des Wassers. Der Hund ist des Menschen treuester Begleiter. Wie kein anderes

Tier versteht er unsere Gesten und Worte. Einige spannende, witzige Fakten zum beliebten Vierbeiner.ILLUSTRATION Martin Burgdorff TEXT Céleste Blanc

WISSENSWERT

Sie fühlen mit: Hunde erkennen anhand des Geruchs, wie man sich fühlt. Sie spüren auch, wenn jemand krank oder schwanger ist.

Der einzige Hund, der nicht bellen kann, ist der Basenji aus Zentralafrika. Seine jaulenden Geräu-sche werden auch oft als «Jodeln» bezeichnet.

In Cormorant, Minnesota, wurde der Pyrenäen-berghund Duke 2014 zum Ehrenbürgermeister gewählt. Zu einer erfolgrei-chen Wiederwahl kam es in den darauffolgenden drei Jahren.

Beim Fremdkuscheln können Hunde ganz schön eifersüchtig werden. Wie beim Menschen produzieren sie das Hormon Oxytocin, das mit der Fähigkeit verbunden ist, Liebe und Eifersucht auszudrücken. Die Emotionen bei Hunden sind aber weniger stark ausgeprägt als beim Menschen.

Page 25: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

RUBRIK

25MRZ/APR 21

Schicken Sie ihr alteS Velo in den Un-rUheStandRaus aus dem Keller und ab nach Afrika: Über 500 Sammelstellen in der ganzen Schweiz nehmen Ihren ausrangierten Drahtesel kostenlos entgegen.

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Page 26: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

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IM BILD

Drei Wochen lang war der Dokumentarfotograf Mario Heller in einem kasachischen Zug unterwegs. «via» zeigt Stationen

einer Zeitreise durch die Geschichten der Menschen, die Historie des Landes und die endlose Romantik der Eisenbahn.

TEXT UND FOTOS Mario Heller

ZEITREISE DURCH KASACHST AN

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IM BILD

1 — Fahrende Züge sind für Marat (63) seit 30 Jahren sein zweites Zuhause. Schon seine Gross- mutter arbeitete als Zug- begleiterin.

2 — Relikte aus der Vergan-genheit: Bahnhöfe in Kasachstan könnte man auch als Museen der Sowjetunion bezeichnen.

3 — In den kleinen Abteilen werden auf jeder Reise bis zu vier völlig fremde Menschen zusammen- gebracht. Mal entstehen angeregte Gespräche, mal schlafen die Leute oder schauen einen Film auf dem Mobiltelefon.

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1 — Der Grossteil der kasachischen Eisenbahn-infrastruktur ist veraltet.

2 — Bitte alles einsteigen! Die meisten Fernreisen beginnen und enden in der ehemaligen Haupt-stadt Almaty.

3 — Um in Kasachstan Loko-motivführer zu werden, braucht es Geduld. Meist fängt man als Assistent an und führt mehrere Jahre lang einen Güterzug.

4 — Polizeikontrollen mit Spürhunden in Zügen sind gang und gäbe.

5 — 52 Prozent des Personen-verkehrs werden in Ka-sachstan auf der Schiene abgewickelt.

6 — Für Reyma (82) ist Zug- fahren ein Abenteuer: Tee trinken, die Steppe durch das Fenster beobachten und neue Leute kennenlernen.

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1 — Hochbetrieb zur Essenszeit: In den kasachischen Bord- restaurants ist die Stimmung immer sehr ausgelassen.

2 — Allgemein spielen Essen und Trinken in Kasachstan eine wichtige soziale Rolle.

3 — Dina (79) reist mit dem Zug, seit sie sich erinnern kann.

4 — Oft reisen ganze Familien mit ihren Kindern, von denen einige stundenlang in den Wagen herumturnen.

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IM BILD

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Page 32: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

Ich kämpfte ums Überleben.

Grossvater Crecencio

Ich werde für Gleich- berechtigung kämpfen.

Studentin Gricelda, 17, Bolivien

Ich kämpfe für mein Dorf.Gemeinderätin Saavedra

Frauen stärken, Dörfer voranbringen, Zukunft ermöglichen.So verändern Menschen mit Ihrer Unterstützung ihr Leben. Gemeinsam Armut beenden. Spenden Sie jetzt: helvetas.org Partner für echte Veränderung

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UHRENLIEBHABER AUFGEPASST!Wer erinnert sich nicht an das Rattern der Fallblattanzeiger an den

Bahnhöfen: Hat der Zug den Bahnhof verlassen, fielen die einzelnen

Fallblätter auf den grossen Anzeigetafeln automatisch auf die

nächste Abfahrtszeit und den neuen Zielort. Ab diesem Jahr sind die

Fallblattanzeiger Geschichte, denn bis zum Fahrplanwechsel 2021

werden diese durch neue, digitale Anzeiger ersetzt. Im Sinne der

Nachhaltigkeit hat ein Team der SBB nun aus den ausgedienten

Fallblattanzeigern eine ganz besondere Uhr gefertigt. Deren Stückzahl

ist allerdings limitiert – nur 400 der Sammlerstücke sind erhältlich. Der

Verkauf erfolgt gestaffelt, die ersten Exemplare werden ab 5. Mai 2021

verkauft.

sbb.ch/shop

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BAHNHOF BERN: VIELE GLEISÄNDERUNGEN

WEGEN BAUARBEITENWer über den Bahnhof Bern reist, hat es wohl schon gemerkt: Die

Ausbauarbeiten zu «Zukunft Bahnhof Bern» werden immer sichtbarer,

hörbarer und spürbarer. Anfang März haben sich die Bauarbeiten für die

neue Unterführung von Gleis 12/13 zu Gleis 9/10 verlagert. Deshalb gibt

es in nächster Zeit in Bern viele Gleisänderungen. Auch der Zugang zum

Perron Gleis 9/10 wird zwischenzeitlich erschwert, weil Treppen, die

Rampe und das halbe Perron gesperrt werden. Die SBB empfiehlt, vor

jeder Reise den Online-Fahrplan zu konsultieren. Mehr Informationen:Instagram @zukunftbahnhofbern

zukunftbahnhofbern.ch

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Die Stadt Winterthur war nach Lausanne eine der ersten Schweizer

Städte, die in der Geschichte der öffentlichen Mobilität ein Novum

einführten: den neuzeitlichen Trolleybusbetrieb. Dieser löste in Winterthur

die Strassenbahn ab, die von 1898 bis 1951 die Pendlerinnen und

Pendler, vor allem aber die Arbeiter der grossen Fabrik Sulzer, durch die

Stadt sowie in die umliegenden Nachbarorte transportierte. Die Strassen-

bahn war nach den Pferdeomnibussen das zweite öffentliche Ver-

kehrsmittel Winterthurs. So wie jede Veränderung brachte auch diese

Modernisierung des ÖV eine politische Debatte mit sich, die

zwischen Trolleybusbefürwortern und jenen, die das Tramnetz weiter

ausbauen wollten, hitzig geführt wurde. Der modernisierte Trolleybus

setzte sich bei der Volksabstimmung vom 20. Februar 1938 durch.

So ersetzten die Trolleybusse, die noch heute Pendlerinnen und Pendler

von A nach B bringen, von 1938 bis 1951 nach und nach die

Strassenbahn der Stadt.

DAMALS

Bus auf dem Winterthurer Bahnhofsplatz um 1938.

DIE ZAHL

51% UM SO VIEL WIRD GEMÄSS VERKEHRS- PROGNOSEN DES BUNDES DIE NACH- FRAGE IM ÖFFENTLICHEN PERSONEN- VERKEHR BIS 2040 ZUNEHMEN.

ÖV AKTUELL

Ich kämpfte ums Überleben.

Grossvater Crecencio

Ich werde für Gleich- berechtigung kämpfen.

Studentin Gricelda, 17, Bolivien

Ich kämpfe für mein Dorf.Gemeinderätin Saavedra

Frauen stärken, Dörfer voranbringen, Zukunft ermöglichen.So verändern Menschen mit Ihrer Unterstützung ihr Leben. Gemeinsam Armut beenden. Spenden Sie jetzt: helvetas.org Partner für echte Veränderung

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GESAGT.

«Bemerkenswert finde ich, dass die SBB mit 90 Prozent fast vollständig

mit Wasserkraft unterwegs ist.»Prof. Dr. Thomas Stocker, Klimaforscher

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HINTERGRUND

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HINTERGRUND

Dynamik trifft auf Statik: Die SBB ist eine bedeutende Grundstücks- eigentümerin – und verfügt so über viele schützenswerte Bauten mit bewegter Geschichte. Wie die SBB den Spagat zwischen Mobilität und Denkmalschutz erfolgreich meistert, erzählen zwei Profis.TEXT Rea Wittwer

Reisen Schweiz: Toggenburg

Reto Bieli (links) leitet die SBB Fachstelle für Denkmal-pflege und Reto Gadola ist verantwortlich für die Planungs- und Bauberatung der Fachstelle.

mit überhohen Räumen und Wandelgängen sind archi-tektonische Schmuckstücke», sagt Reto Bieli, Leiter der SBB Fachstelle für Denkmalpflege. Die laufende Generalsanierung sei nötig, um die Bausubstanz unter der Berücksichtigung heutiger Normen und Gesetze zu erhalten. Bielis Arbeitskollege und Namensvetter, Reto Gadola, Planungs- und Bauberatungsleiter der Fachstelle für Denkmalpflege, beschreibt die Gründe anschaulich: «Architektur ist naturgemäss statisch. Die SBB jedoch ist ein dynamisches System, ein Transport-unternehmen das sich laufend gesellschaftlichen so-wie wirtschaftlichen Entwicklungen und Bedürfnissen anpassen muss.» Das heisst: Historische Zeitzeugen treffen auf moderne Bedürfnisse. «Dieses Spannungs-feld ist eine willkommene Herausforderung für uns. Wir machen ursprüngliche bauliche Schönheit, die von Flickwerken der Geschichte verdeckt wurde, wieder sichtbar», sagt Gadola.

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KULTUR IN STEIN GEMEISSELT

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ürich, 1850: Pferdekutschen bringen Passagiere und ihr Gepäck über die schmale Schanzengrabenbrücke zum Bahnhof, der ausserhalb der Stadt liegt. Vor dem neu erbauten Bahnhofsgebäude aus Sandstein teilt sich der Pulk in den grosszügigen Hallen in drei Klassen auf, abhängig vom sozialen Status. Regelmässig schwebt heisser Dampf durch die hohen Arkaden. Adrett geklei-dete Menschen treffen sich in eleganten Restaurants, andere sitzen auf Holzbänken und lesen Zeitung. Es sind Zugreisende der ersten Generation: Am 9. August 1847 nämlich fuhr die Spanisch-Brötli-Bahn erstmals von Zürich nach Baden. Bald darauf wurde der erste schweizerische Bahnbetrieb auf einer Strecke von rund 23 Kilometern offiziell aufgenommen. Dafür wurden übrigens zwei Dampflokomotiven für rund 35 000 Franken beschafft.

Von baulichen Schönheiten …Fast 175 Jahre ist das her, und heute ist vieles anders: Der Hauptbahnhof liegt mitten in Zürich, aus zwei Gleisen sind 26 geworden und die Nutzung des Ge-bäudes hat sich laufend verändert. Eines ist beständig: Der Zürcher Hauptbahnhof ist ein bedeutendes Stück Schweizer Baukultur und deshalb denkmalgeschützt. «Der 1871 unter Architekt Jakob Friedrich Wanner er-richtete Südtrakt und die markante Halle aus Sandstein

1Die grosszügige Empfangshalle des Zürcher Hauptbahn-hofs um 1900 …

2… und heute während des Umbaus, der die Bausubstanz ver- bessert und historische Teile wiederherstellt.

Page 36: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

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HINTERGRUND

11847: Kutschen bringen Reisende über die Limmat zum Bahnhof ausserhalb Zürichs.

2Auch der Westflügel des Bahnhofs Basel wird in seinen ursprünglichen Zustand versetzt (Aufnahme: 2019).

3Sandstein, ein beliebtes Baumaterial in früheren Zeiten. Hier: Sandsteinsanierung am Zürcher Hauptbahnhof.

4Schutzdach über der Bau- stelle am Hauptbahnhof Zürich (Aufnahme: 2020).

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«Wir machen bauliche Schön-heit, die von Flickwerken der Geschichte verdeckt wurde, wieder sichtbar.» Reto Gadola, zuständiger Projektleiter der Fachstelle für Denkmalpflege

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37MRZ/APR 21

HINTERGRUND

… und planerischem BalanceaktUnd mehr als das: «Als interne Dienstleistende sind wir das denkmalpflegerische Gewissen der SBB», ergänzt Reto Bieli. «Wir begleiten jährlich über 200 Projekte, bei denen Ortsbild-, Landschafts- und Denkmalschutz betroffen sind.» Schliesslich besitzt das Transportun-ternehmen viele wichtige Grundstücke in Stadtzent-ren und auf dem Land. «Die SBB hat einen wertvollen Bestand an historischen Bauten und Anlagen, welcher gemäss Natur- und Heimatschutzgesetz sorgfältig gepflegt und entwickelt werden muss», so Bieli. Das Unternehmen nutzt somit die Chance, seine Bahnhöfe, historischen Areale und das Mobilitätsangebot integral zu entwickeln. Reto Bieli und sein Team unterstützen und beraten die SBB bei der Suche nach einem aus Unternehmenssicht angemessenen Umgang mit öf-fentlichen Schutzinteressen: «Als Fachstelle beschäf-tigen wir uns mit Fenstersprossen und Städtebau, mit Bahntechnik und Prozessentwicklung.» Die Fachstelle kümmert sich um Grundlagen und Gutachten für Pla-nungen und Bauprojekte und arbeitet dafür mit Fach-leuten aus allen internen Bereichen zusammen. «Dabei haben wir – im Gegensatz zu kantonalen und kom-munalen Behörden oder Projektorganisationen – eine gesamtschweizerische Perspektive und können gute Erfahrungen von einem Projekt zum nächsten tragen», sagt Bieli und fügt zufrieden an: «Ich finde meinen Job einen der vielfältigsten der gesamten Branche!»

Quer durch die Schweizer Geschichte Baukultur und Denkmalschutz betreffen natürlich nicht nur die SBB – es sind national bedeutungsvolle The-men und werden auch entsprechend behandelt. Denn überall, wo Menschen leben und arbeiten, entsteht räumliche Gestaltung. Baukultur ist ein Aspekt davon: Sie umfasst Gebäude und Landschaften, Baudenkmä-ler und Ortsbilder, Strassen und Plätze, Brücken und Gärten sowie Dörfer und Städte. «Inventare sind die Grundlage für die Pflege und den Erhalt eines bau-kulturellen Erbes. Im Inventar der SBB sind sämtliche schützens- oder erhaltenswerte Bauten und Anlagen, darunter ca. 500 Bahnhöfe», weiss Reto Bieli. Der Zürcher Hauptbahnhof ist einer davon. Und auch im Bahnhof Basel wird seit 2016 der Westflügel des his-torischen Gebäudes restauriert. Diesen Sommer kann wiedereröffnet werden. Die SBB investiert viel Geld in all diese Sanierungen und Modernisierungen.Der älteste Bahnhof der Schweiz steht übrigens in Baden: Abbruchplänen und gestalterischen Abwegen zum Trotz zeugt das Bahnhofsgebäude seit 2007 wieder in einem recht ursprünglichen Erscheinungsbild vom Beginn des schweizerischen Eisenbahnzeitalters im Jahr 1847.

4

BAUKULTUR, HEIMATSCHUTZ UND DENKMALPFLEGEBauten und Architektur sind Bestandteile der Kultur. Baukultur beinhaltet alles, was die gebaute Umwelt aus-macht. Auf Bundesebene setzt sich das Bundesamt für Kultur für eine qualitätsvolle Baukultur in der Schweiz ein. Unter Heimatschutz wird gemäss Bundesverfassung und dem Natur- und Heimatschutzgesetz die Pflege und Erhaltung des Landschafts- und Ortsbilds, von archäo-logischen Stätten und Kulturdenkmälern verstanden. Umgangssprachlich ist unter diesem Begriff oft auch der private Verein Schweizer Heimatschutz gemeint, der sich mit einer Vielzahl von Sektionen für dieselben Ziele einsetzt. Denkmalschutz und Denkmalpflege bezeichnen die Tätig-keiten der öffentlichen Hand, den gesetzlichen Auftrag zu erfüllen: Auswahl und Inventarisierung von Schutzobjek-ten, deren Erhalt und einen sorgsamen Umgang bei baulichen Eingriffen. In der Schweiz liegt die Hauptverant-wortung für den Denkmalschutz bei den Kantonen. Da die SBB gesetzlich zur Schonung des Kulturerbes verpflichtet ist, verfügt sie über eine eigene Fachstelle für Denkmalpflege.

SBB HISTORIC SBB Historic ist eine für die gesamte Eisen-bahnkultur der Schweiz unverzichtbare Institution. Sie sammelt, erhält, konserviert, dokumentiert und archiviert Zeitzeugen der Schweizer Bahngeschichte. Die Archive der Stiftung gehen bis auf die Anfänge der Eisenbahn zurück. Ihre Bestände umfassen damit auch die historischen Originalpläne und -dokumente für die Bauten der Bahn, von Bahnhöfen, Depots, Werkstätten und Zweckbauten. Ein umfangreiches Foto-archiv mit über 500 000 Bildern vom 19. Jahrhundert bis in die heutige Zeit ergänzt die schriftlichen Quellen. Die Unterlagen sind grösstenteils in einem Online-Katalog verzeichnet und öffentlich zugänglich.

STIFTUNG BAUKULTUR SCHWEIZ Die im Frühjahr 2020 gegründete Stiftung Baukultur Schweiz schafft einen Dialog zwi-schen öffentlicher Hand, Zivilgesellschaft, Wirtschaft sowie Lehre und Forschung. Ihr Engagement für identitätsstiftende und zukunftsfähige Räume bringt Akteure zu-sammen, schafft Plattformen und initiiert Prozesse. Das Ziel ist, Lebensqualität für die sich verändernde Schweiz zu sichern. Die SBB ist im Stiftungsrat vertreten. Q

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Page 38: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

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KURZ ERKLÄRT: VORTEIL GA

Eines für (fast) allesWer ein Generalabonnement (GA) besitzt, reist nicht nur uneingeschränkt in der Schweiz, sondern profitiert von ganz ver-schiedenen Angeboten und Vergünstigungen. Ein Überblick. TEXT Céleste Blanc, Christine Spirig ILLUSTRATION Murielle Drack

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Mit dem GA können Schweizer Franken

gebührenfrei in Währun-gen von über 100 Ländern

gewechselt werden. Dies direkt bei einer

der 150 SBB-Verkaufs- stellen oder online rund

um die Uhr.

Klassenwechsel Mit dem GA 2. Klasse kann man

vergünstigt einen Wechsel in die 1. Klasse für einzelne Strecken machen – und zwar auf dem ge-

samten Netz. Das Angebot gilt für einen Tag oder einen Monat.

P+RailGA-Besitzer/innen erhal-

ten vergünstigt einen Parkplatz am Bahnhof.

Das Angebot gilt für Monats- oder Jahresabos.

Bei Reisen nach Deutschland, Öster-

reich oder Frankreich werden GA-Inhaber/innen Rabatte auf den Normal-

preis gewährt.

Zutritt zu den Lounges der Railteam-Partner

Das GA 1. Klasse zusammen mit einem gültigen internationalen

Fahrausweis gewährt wartenden Passagieren am Reisetag Einlass in die Railteam-Lounges. Dort gibt

es Gratisgetränke, WLAN und einen separaten Bahnschalter.

Page 39: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

39MRZ/APR 21

KURZ ERKLÄRT: VORTEIL GA

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Freie Fahrtbei Zug, PostAuto, Bus,

Tram und Schiff.

FreizeitMit einem GA profitieren Reisende bei zahlreichen

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erhalten beim Kauf des Museumspasses einen

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Bergbahnen profitieren GA-Inhaber/innen von

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genutzt werden.

Page 40: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

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PERSÖNLICH

Marie-Angèle Robin leitet ein Unterhaltsteam beim Grossprojekt Léman 2030. Nichts hat je darauf hingedeutet, dass sie in einem technischen – und männer-geprägten – Berufsumfeld landen würde. Dennoch hat sie die Leidenschaft für das Baugewerbe gepackt. TEXT Patricia Michaud FOTOS Fred Merz

«Wir schreiben Schweizer Geschichte»

Page 41: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

41MRZ/APR 21

PERSÖNLICH

Reisen Schweiz: Toggenburg

Die Grossbaustelle auf dem Papier: Marie-Angéle Robin beim Planzeichnen.

ufgewachsen ist sie auf dem Bauernhof. Nichts deutete auf ihren beruflichen Wer-degang hin. Marie-Angèle Robin leitet ein

Unterhaltsteam für Léman 2030, das zurzeit grösste Bahnnetzprogramm in der Westschweiz. Mit gerade mal 39 Jahren. «Als Kind wollte ich Pöstlerin werden», erzählt die junge Frau, die aus der französischen Region der Champagne stammt, in heiterem Ton. Ihre eisblauen Augen hinter den imposanten Brillengläsern, die fast das ganze Gesicht verdecken, blitzen auf. Mehr durch Zufall sei sie im technischen Berufsbereich gelandet, erzählt sie. «Ich war erst 20 und hatte nach zwei Jahren Universitätsausbildung mein Vordiplom in der Tasche, als ein französischer Autobahnbetrieb mich als Echt-zeit-Verkehrsleiterin anstellte».Bei diesem Unternehmen blieb Marie-Angèle Robin fast 15 Jahre. Zum Schluss übernahm sie operative Funktio-nen «inklusive Krisenmanagement». In dieser Zeit ent-wickelte sie «eine Faszination für schöne Bauobjekte, vor allem für Autobahnviadukte.»

«Ich bin das Ölkännchen!»Nach einem Masterabschluss in Unternehmensführung an einer höheren Handelsschule wird ihr 2018 eine Führungsposition angeboten. Doch Überraschung: Sie verlässt nicht nur das Unternehmen, sondern auch das Land. «Auf LinkedIn habe ich eine Stellenanzeige der SBB für die Projektleitung eines multidisziplinären Pro-jekts gesehen.» Eine Riesenchance für eine «Arbeit an schönen und grossen Bauprojekten. Und ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung des aussergewöhnlichen Bahnnetzes der Schweiz, auf das deren Einwohnerinnen und Einwohner zu Recht stolz sind.»Was schöne und grosse Bauprojekte angeht, wird Ma-rie-Angèle Robin schnell fündig. Weniger als ein Jahr später bietet man ihr die Leitung eines 14-köpfigen Unterhaltsteams beim Projekt Léman 2030 an. «Wir leiten die komplette Umsetzung, von der Baustellen-planung über die Leitung der Teams vor Ort bis hin zur Bauabnahme.»«Eine der grössten Herausforderungen des Auftrags ist, dass wir bei laufendem Bahnbetrieb arbeiten, also dass die Züge während der Bauarbeiten weiter verkehren», so Marie-Angèle Robin. «Alles muss auf die Minute getaktet sein – das kleinste Problem oder die minimste Verspätung könnten enorme Folgen haben. Kurz gesagt

muss jedes Rädchen im System optimal geölt sein.» Sie bricht in ansteckendes Lachen aus. «Das ist meine Aufgabe – ich bin das Ölkännchen!»

Die einzige Frau in der RundeDie Teamleiterin findet, die Tatsache, «dass wir mit dem Projekt Léman 2030 gerade Schweizer Geschich-te schreiben», wiege den Stress all ihrer Aufgaben mehr als wieder auf. «Die Überwachung ehrgeiziger Arbeiten wie des Baus des ersten Bahnviadukts der Westschweiz oder der Modernisierung der Bahn-höfe Lausanne und Genf ermöglicht mir etwas Ein-maliges in meiner Karriere», ist sie überzeugt. Aber wünscht sie sich nach fast 20 Jahren in einem extrem männlich geprägten Berufsumfeld nicht auch weibliche Verstärkung im Team? «Es stört mich nicht, dass ich praktisch nur mit Männern zusammenarbeite. Manchmal finde ich das sogar einfacher, weil sie, glaube ich, sachlicher kommunizieren.» Jedenfalls muss man als einzige Frau bereit sein, die Ellbogen auszufahren. Und wieder lacht Marie-Angèle Robin: «Kein Problem für mich!»

LÉMAN 2030Léman 2030 ist das zurzeit grösste Bahnprogramm in der Westschweiz. Das Grossprojekt mit einem Budget von fast 4 Mil-liarden Franken ermöglicht eine Verdoppelung der Kapazität auf der Strecke Lausanne–Genf bis 2030 auf 100 000 Reisende pro Tag. Das Programm Léman 2030 beinhaltet unter anderem die Modernisierung der Bahnhöfe Lausanne und Genf, die Inbe-triebnahme eines vierten Gleises zwischen Lausanne und Renens sowie den Bau eines Bahnvia-dukts in Renens. Diese Über-werfung mit einer Höhe von 9 Metern und einer Gesamtlänge von über 1 Kilometer ist die ers-te ihrer Art in der Westschweiz.

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Page 42: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

MOBILITÄT 4.0

Tritt Richtung Zukunft

Täglich fahren rund 120 000 Personen in der Schweiz mit dem Velo zum Bahnhof. l Die SBB testet zusammen mit der Firma V-Locker in einem Pilotversuch das «Smart Bike l Parking»: Mit den Velotürmen wird zum einen Platz gespart. Und zum anderen l können Velos an kleineren und mittleren Bahnhöfen ohne bewachte Velostation sicher l abgestellt werden. l

TEXT Céleste Blanc

5000Velos wurden in der Stadt Bern

im Jahr 2018 durchschnittlich pro

Tag im Bahnhofsumfeld abgestellt –

viele von ihnen abseits der vorge-

sehenen Abstellplätze. 2009 waren

es erst 3000 Velos.

95 546Veloabstellplätze wurden 2019 von

der SBB an klassischen Bike+Rail-

Plätzen an den Bahnhöfen zur Verfü-

gung gestellt. Zum Vergleich: 2012

waren es rund 86 000 Veloabstell-

plätze.

2bis 4 Quadratmeter beträgt der gro-

be Flächenbedarf bei einem ordentli-

chen System für ein Velo, das eben-

erdig abgestellt wird. Dies berechnet

sich aus der Grösse des Velos sowie

dem Manövrieren beim Hinstellen

und Rausnehmen.

88,5 Prozent weniger CO2 wird beim Bau

von 100 V-Locker-Türmen (403 188

kg) im Vergleich zum Bau einer un-

terirdischen Abstellanlage für 1000

Velos (3 519 008 kg) ausgestossen.

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Page 43: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

43

Reisen Schweiz: Toggenburg

Tritt Richtung Zukunft

10 000 Quadratmeter braucht es am Bahn-

hof Bern, um 5000 Velos zu depo-

nieren. Aufgrund der doppelstöcki-

gen Veloständer und freien Flächen

ohne Ständer benötigt es aber ein

bisschen mehr Platz: Man geht von

einem Abstellplatz von etwas mehr

als 2 Quadratmetern pro Velo aus.

Jens

Kirchhoff,

CEO V-Locker

Was ist die Idee hinter dem auto-

matisierten «Smart Bike Parking»?

In den letzten zehn Jahren hat sich die

Zahl der Pendler, die für den Weg zum

Bahnhof das Velo nehmen, fast verdop-

pelt. Dies führte vielerorts zu Platz-

knappheit und chaotischen Abstellplät-

zen. Durch die V-Locker-Türme kann

dem vorgebeugt werden. Wer eine

Velobox reserviert, bekommt auch zu

Stosszeiten garantiert einen Abstell-

platz wie auch ein Schliessfach für

Helm und Gepäck. Ein wichtiger Punkt

ist zudem die Sicherheit: Viele lassen

ihre Velos – gerade die teuren E-Bikes

– aus Angst vor Diebstahl und Vanda-

lismus nicht gerne am Bahnhof stehen.

Auf die geschlossene individuelle Velo-

box hat ausschliesslich der Benutzer

Zugriff. «Smart Bike Parking» ist prak-

tisch und sicher zugleich und soll letzt-

lich noch mehr Menschen dazu moti-

vieren, für den Weg zum Bahnhof das

Velo anstatt des Autos zu benutzen.

Wie funktioniert das

«Smart Bike Parking»?

Ganz einfach: App herunterladen, sich

als Nutzer registrieren und dann über

die App direkt eine verfügbare Velobox

am gewünschten Standort reservieren.

Ist eine Box reserviert, lässt man sich

zur Anlage navigieren und kann vor Ort

mit wenigen Klicks das Parksystem in

Bewegung setzen. Die individuelle Ve-

lobox fährt mit dem Rotationslift hinter

die Tür. Die Box ist verfügbar, sobald

sich die betreffende Person in einem

Radius von 50 Metern um den Park-

turm befindet. Der ganze Prozess des

Einparkens dauert zwischen zehn Se-

kunden und maximal einer Minute.

Wie werden die V-Locker-Türme

realisiert?

Die Velotürme setzen sich aus einem

modularen «Lego-System» zusammen:

Mehrere Module können aufeinander-

gestapelt werden. Ein Turm kann dann

zwischen 6 und 20 Veloboxen beinhal-

ten. Auf einem Autoparkplatz haben so

beispielsweise bis zu drei Türme mit

insgesamt 60 Veloboxen zu 0,3 Quad-

ratmetern Parkfläche pro Velo Platz –

ein Spitzenwert. Das System ermög-

licht ein dezentrales Bauen, wobei

Abstellplätze je nach den Bedürfnissen

der Umgebung auf mehrere Standorte

aufgeteilt werden können. Die Pendler-

ströme, die heute an den zentralen Ve-

loabstellplätzen in Stosszeiten ankom-

men, können so besser abgefangen

und umverteilt werden, was auch einen

schnelleren Weg zu ihren Zügen garan-

tiert.

Das Projekt wird aktuell getestet.

Gibt es schon konkrete Pläne für

die Zukunft?

Seit September 2020 läuft am SBB-

Bahnhof Münchenbuchsee eine Test-

phase für zwei automatische Abstellan-

lagen mit zwölf Veloboxen. In den

kommenden Monaten sollen an Stand-

orten im Raum Zürich weitere Anlagen

für die öffentliche Nutzung installiert

werden. Wann diese fertig sein werden,

hängt von der Dauer der Erteilung der

Baubewilligungen ab. Auf unserer Web-

site informieren wir laufend über neue

Standorte. Bei den rund 800 SBB-Bahn-

höfen in der Schweiz sehen wir viel Po-

tenzial. Zudem wird mit V-Locker-Tür-

men im Vergleich zu Tiefbau-Velo-

stationen massiv CO2 eingespart. Ange-

dacht sind auch Solarpanele am Bau,

welche die Türme mit eigenem Strom

versorgen und sogar das Aufladen von

E-Bikes in der Velobox ermöglichen.

Das freut Pendler und Klima.

Die V-Locker AG ist seit 2020 ein Förderprojekt der Klimastiftung Schweiz und führt weitere Testphasen in Deutschland durch. Mehr Informationen unter: v-locker.ch

«EIN ABSTELLPLATZ IST GARANTIERT»

MRZ/APR 21

Am SBB-Bahnhof Münchenbuchsee läuft das Pilot-projekt mit zwei Velotürmen.

Page 44: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

44

ERFAHREN & PROFITIEREN

Damit Sie sich im Öffentlichen Verkehr

gut aufgehoben fühlen, sind wir rund um die

Uhr im Einsatz. Schon seit Beginn der

Coronapandemie haben wir die Reinigung

unserer Züge intensiviert. Kontakt- und

Oberflächen wie Haltestangen, Taster,

Tische, Armlehnen sowie WCs werden

mehrmals täglich von über 1000 Mitarbeiten-

den gereinigt und desinfiziert.

Auch Sie können Ihren Teil dazu beisteuern,

dass sich Reisende und Mitarbeitende

weiterhin sicher fühlen. Nehmen Sie Rück-

sicht aufeinander und halten Sie Distanz:

bei Haltestellen, vor Schaltern, an

Billettautomaten, beim Ein- und Aussteigen

und, wenn möglich, in den Verkehrs-

mitteln. Und natürlich gilt in den Fahrzeugen

und Gebäuden des Öffentlichen Verkehrs

die Maskentragpflicht.

Maske muss. Kaffee kann.Essen und Trinken ist in den Zügen der

SBB und den meisten anderen Transportmit-

teln nach wie vor erlaubt – während

dieser Zeit können Sie die Maske entfernen.

Bitte halten Sie Ihre Verpflegungspausen

jedoch so kurz wie möglich und verlegen Sie

grössere Mahlzeiten auf vor oder nach

Ihrer Reise.

Halten Sie die Hygiene- und Verhaltens-

regeln des BAG und das Schutzkonzept für

den Öffentlichen Verkehr ein. So sind

wir auch in Zukunft zusammen schweizweit

mobil – rücksichtsvoll und sicher.

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Rücksichtsvoll zusammen unterwegs.Schützen Sie sich und Ihre Mitmen-schen, indem Sie die Maskenpflicht im ÖV einhalten und die Hygiene- und Abstandsregeln beachten. Auch die kleine Verpflegung zwischendurch sollte so kurz wie möglich gehalten werden.

Page 45: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

JAN/FEB 20 45

KOLUMNE

Keine LustEs hätte eine so schöne Zugfahrt werden können … In ihrer neuen Kolumne schildert Katja Walder, warum Eltern ihren Kindern auch im Familienabteil manchmal Grenzen setzen sollten.

Der Pendler-Knigge 99 Gebote für den öffentlichen Verkehr gibt es im Buch «Der Pendler-Knigge», das in der Beobachter-Edition erschienen ist. Darin finden sich ausserdem Kolumnen, Karma-Tipps und heraustrennbare Soforthilfe-Karten für allerlei Notfälle.Katja Walder, Daniel Müller, «Der Pendler-Knigge», 168 Seiten, Broschur, CHF 29.–, ISBN 978-3-03875-115-1, Beobachter-Edition, erhältlich unter: beobachter.ch/shop.

ttaaaaackeeeee!!!» – wir hören das laute Gebrüll bereits, als wir im neuen Bombardier-Zug die Treppe ins Oberdeck hochsteigen. Unser Ziel: der Minispielplatz im Familienabteil. Eigentlich

der Garant dafür, dass eine Zugreise mit Kindern auch für El-tern einigermassen entspannt wird. Eigentlich. Oben ange-kommen, sehen wir die Gesichter zum Gebrüll: Vier Knaben, vermutlich zwischen fünf und acht Jahre alt, jagen sich ge-genseitig ununterbrochen das kleine Treppchen zur Rutschbahn hoch, die Rutschbahn wieder runter, das Trepp-chen wieder hoch, die Rutschbahn wieder runter … Die Ge-sichter gerötet, die Haare verschwitzt, mit einer Energie, als wären sie eine Kindergeburtstagsrasselbande im Coca-Co-la- und Schoggikuchen-Zuckerflash.Während die vier unter Zeter-Mordio-Geschrei ihr Rutsch-bahnspiel weitertreiben, sitzen eine Hand voll andere, klei-nere Kinder mit offenen Mündern auf den knallgrünen Sitz-polstern links und rechts des Spielplatzes und beobachten die wilden Rabauken mit einer starren Mischung aus Faszi-nation und Einschüchterung. «Mami», sagt nach etwa zehn Minuten eines der kleinen Mädchen, «ich wett eigentlich au mal aberutsche.» Mutter und Tochter verhandeln kurz, war-um das Mädchen nicht alleine fragen gehen will («die ma-ched mir chli Angscht …»), worauf die Mutter aufsteht und die Jungs bittet, doch mal für die anderen Platz zu machen. Die Buben ignorieren die Intervention. Kurz darauf probiert es die Mädchenmutter nochmals: «Kommt, wir machen

etwas ab: Wie oft wollt ihr noch rutschen, bevor ihr die an-deren ranlässt?» Die Bande lässt sich auf keine Deals ein: «Mir törfed so lang rutsche, wie mir wänd. Du bisch nöd eusi Mueter», sagt der eine frech. «Genau. Du häsch eus nüüt z’säge», stimmt ein anderer ein. Man wünscht sich an dieser Stelle, die zugehörigen Eltern würden sich einschalten. Tun sie aber nicht. Stattdessen toben die Knaben weiter und das Mädchen zieht ein langes Gesicht.Nach weiteren fünf Minuten und einigen Überredungsver-suchen durch andere Erwachsene kommt die Bubenmutter doch noch. Doch statt eines Machtworts fragt sie freundlich: «Wänd ihr nöd mal Platz mache für die andere?» Antwort der Buben: «Nei, wämmer nöd, kä Luscht!» Die Bubenmutter zum Mädchen: «Weisch, die rutsched sicher nüme die ganz Fahrt. Sölled die sich doch no e Viertelstund uuspowere, dänn händs sicher gnueg.» Mädchen und Mutter schauen verdutzt und entscheiden sich, die Rutschbahn-Wartezeit mit einem Kartenspiel zu verkürzen. Die Buben rutschen weiter. Als wir gleichzeitig mit dem Mädchen das Abteil verlassen, um aus-zusteigen, hören wir die Mutter ihre rutschenden Buben noch freundlich fragen: «Wollt ihr euch langsam anziehen? Wir kommen gleich an.» Ob die fünf wegen akuter Aussteig-Un-lust der Jungs noch ein paar Stationen weiterfahren, bekom-me ich leider nicht mehr mit.

Was haben Sie im Zug schon erlebt? Erzählen Sie es mir. E-Mail: [email protected] WhatsApp: 077 492 25 71 (Audiomessages oder Text)

TEXT Katja Walder ILLUSTRATION Daniel Müller

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Page 46: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

RÄTSEL

46 Das nächste «via» erscheint am 17. Mai 2021.

BINOXXOEs dürfen nicht mehr als zwei aufeinanderfolgende X und O in einer Zeile oder Spalte vorkommen. Pro Zeile und Spalte hat es je vier X und O. Keine Zeilen oder Spalten sind genau gleich.

SUDOKUFüllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und jedem Block nur ein Mal vor kom men.

Die Lösungen der beiden Sudokus und des Binoxxos finden Sie auf via.ch.

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Page 47: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

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Wandern durchs Chriesiblütenmeer: «via» hat im März 2019 den Jurapark Aargau besucht.

Page 48: WILLKOMMEN IN AARAU - SBB

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