Winkelverteilung resonant gestreuter...

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. WINKELVERTEILUNG RESONANT GESTREUTER r-QUANTEN 1409 Winkelverteilung resonant gestreuter y-Quanten* Von F. WITTMANN Laboratorium für Technische Physik der Technischen Hochschule München (Z. Naturforschg. 19 a, 1409—1412 [1964] ; eingegangen am 4. August 1964) Mit Hilfe des MössBAUER-Effektes wird das 129-keV-Niveau in Ir 191 angeregt und die Winkel- verteilung W r (6) der Streustrahlung gemessen. Es ergibt sich: W{i9) =1+ (0,85 ±0,15) P 2 (cos 6) + (0,02 ±0,18) P 4 (cos 6). Hieraus findet man zusammen mit Ergebnissen aus CouLOMB-Anregungsmessungen das Mischungs- verhältnis von Ml- und E2-Strahlung des Überganges sowie das Vorzeichen von <5. Es ist d=-0,36+8:8}. Die Messung der Winkelkorrelation zwischen zwei in Kaskade emittierten y-Quanten ist in der Kern- spektroskopie ein wichtiges Hilfsmittel zur Bestim- mung von Spin und Parität angeregter Kernzustände. Sind beispielsweise die Daten des Grundzustandes bekannt, so bleiben zur Interpretation eines Korrela- tionsexperimentes die Spins des ersten wie des zwei- ten Niveaus und die Multipolordnungen der dazu- gehörigen Übergänge als Parameter. Dazu kommt noch die Möglichkeit eines Paritätswechsels. Nicht selten ist die dadurch gegebene Zahl der Variablen zu hoch, so daß ohne weitere Information keine ein- deutige Aussage aus den Experimenten abgeleitet werden kann. Die Zahl der Parameter wird niedriger, wenn sich die Zahl der beteiligten Niveaus verkleinern läßt. Dies ist tatsächlich möglich, wenn man die obere Stufe der Kaskade durch die resonante Anregung eines Niveaus vom Grundzustand ersetzt. Dies läßt sich mit Hilfe des MössBAUER-Effektes bei verschiede- nen Isotopen erreichen. Der dem resonanten Einfang folgende Zerfall des angeregten Niveaus bildet dann die zweite Stufe der Kaskade. Der Anfangs- und der Endzustand sind hierbei identisch mit dem Grund- zustand des Kerns, dessen Eigenschaften in den mei- sten Fällen bekannt sind. Ein Winkelverteilungsexperiment dieser Art ist schon von METZGER ausgeführt worden 1 . Dabei wurde die Resonanzabsorption durch Erhitzen der Quelle erreicht. Naturgemäß sind aber die Absorp- tionsquerschnitte dabei sehr klein. Durch die Ent- deckung des MössBAUER-Effektes bietet sich ein * Auszug aus der Dissertation, Technische Hochschule Mün- chen, 3. März 1964. 1 F. R. METZGER, Phys. Rev. 103, 983 [1956], 2 R . L . M Ö S S B A U E R , Z . N a t u r f o r s c h g . 1 4 a, 211 [1959], neuer, unseres Wissens noch nicht benutzter Weg, die Winkelverteilung resonant gestreuter ; ; -Quanten zu messen. In der vorliegenden Arbeit wurde das 129-keV- Niveau in Ir 191 untersucht 2 . Die Kerndrehimpuls- quantenzahl des Grundzustandes und des angereg- ten Zustandes sind 3/2 + beziehungsweise 5/2 + (s. Anm. 3 - 4 ). Theorie HAMILTON hat darauf hingewiesen, daß die Theo- rie der Winkelkorrelationen für den Fall der Winkel- verteilung resonant gestreuter y-Quanten ohne Än- derung übernommen werden kann 5 . Der Auswertung der vorliegenden Messungen lag die Arbeit von FERENTZ und ROSENZWEIG zugrunde 6 . Dort findet man die Korrelationsfunktion in folgender Form an- gegeben : W(Q) =Ak 1 Ak 2 Pk(cos 6). (1) Darin bedeutet Pk (cos 0) das LEGENDREsche Poly- nom. Ak x und Ak 2 sind die Koeffizienten, die durch die Eigenschaften der ersten beziehungsweise der zweiten Stufe der Kaskade bestimmt werden, k durch- läuft die geraden positiven Zahlen mit 0 bis zu einem k max . In dem vorliegenden Fall ist k max = 4. Bei der resonanten Streuung vereinfacht sich der Ausdruck (1), denn es kann gesetzt werden: Af = Ak 2 = Ak(ö) = Fkl + 2 ÖFk2 + ö 2 Fk3. (2) Die Koeffizienten Fk, bis Fk3 sind in Form von Ta- bellen angegeben 6 . Mit den Eigenschaften des hier 3 W. v. SIEMENS, Ann. Phys., Lpz. 13, 136 [1953], 4 B. HARMATZ U. T. H. HANDLEY, Phys. Rev. 128. 1186 [1962]. 5 D . R . HAMILTON, P h y s . R e v . 5 8 , 1 2 2 [1940]. 6 M . FERENTZ U. F. ROSENZWEIG, A N L - 5 3 2 4 [1955].

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Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

WINKELVERTEILUNG RESONANT GESTREUTER r-QUANTEN 1 4 0 9

Winkelverteilung resonant gestreuter y -Quanten* V o n F . W I T T M A N N

L a b o r a t o r i u m f ü r Techn ische P h y s i k d e r Techn i s chen Hochschu le M ü n c h e n

( Z . Natur forschg . 19 a , 1409—1412 [1964 ] ; e ingegangen am 4 . Augus t 1964)

M i t H i l f e des MössBAUER-Effektes wird das 1 2 9 - k e V - N i v e a u in Ir 1 9 1 a n g e r e g t u n d d ie W i n k e l -verte i lung W r ( 6 ) der Streustrah lung gemessen . Es erg ib t s i c h :

W{i9) = 1 + ( 0 , 8 5 ± 0 , 1 5 ) P 2 ( c o s 6) + ( 0 , 0 2 ± 0 , 1 8 ) P 4 ( c o s 6 ) .

Hieraus findet man z u s a m m e n mit E r g e b n i s s e n aus CouLOMB-Anregungsmessungen das Mischungs -verhältnis von M l - und E 2 - S t r a h l u n g des Ü b e r g a n g e s s o w i e das V o r z e i c h e n v o n <5.

Es ist d = - 0 , 3 6 + 8 : 8 } .

Die Messung der Winkelkorrelation zwischen zwei in Kaskade emittierten y-Quanten ist in der Kern-spektroskopie ein wichtiges Hilfsmittel zur Bestim-mung von Spin und Parität angeregter Kernzustände. Sind beispielsweise die Daten des Grundzustandes bekannt, so bleiben zur Interpretation eines Korrela-tionsexperimentes die Spins des ersten wie des zwei-ten Niveaus und die Multipolordnungen der dazu-gehörigen Übergänge als Parameter. Dazu kommt noch die Möglichkeit eines Paritätswechsels. Nicht selten ist die dadurch gegebene Zahl der Variablen zu hoch, so daß ohne weitere Information keine ein-deutige Aussage aus den Experimenten abgeleitet werden kann.

Die Zahl der Parameter wird niedriger, wenn sich die Zahl der beteiligten Niveaus verkleinern läßt. Dies ist tatsächlich möglich, wenn man die obere Stufe der Kaskade durch die resonante Anregung eines Niveaus vom Grundzustand ersetzt. Dies läßt sich mit Hilfe des MössBAUER-Effektes bei verschiede-nen Isotopen erreichen. Der dem resonanten Einfang folgende Zerfall des angeregten Niveaus bildet dann die zweite Stufe der Kaskade. Der Anfangs- und der Endzustand sind hierbei identisch mit dem Grund-zustand des Kerns, dessen Eigenschaften in den mei-sten Fällen bekannt sind.

Ein Winkelverteilungsexperiment dieser Art ist schon von M E T Z G E R ausgeführt worden 1. Dabei wurde die Resonanzabsorption durch Erhitzen der Quelle erreicht. Naturgemäß sind aber die Absorp-tionsquerschnitte dabei sehr klein. Durch die Ent-deckung des MössBAUER-Effektes bietet sich ein

* A u s z u g aus der Dissertat ion, Techn i s che H o c h s c h u l e M ü n -chen, 3 . M ä r z 1964 .

1 F . R . METZGER, Phys . R e v . 1 0 3 , 9 8 3 [ 1 9 5 6 ] , 2 R . L . MÖSSBAUER, Z . N a t u r f o r s c h g . 1 4 a , 2 1 1 [ 1 9 5 9 ] ,

neuer, unseres Wissens noch nicht benutzter Weg, die Winkelverteilung resonant gestreuter ;;-Quanten zu messen.

In der vorliegenden Arbeit wurde das 129-keV-Niveau in Ir191 untersucht 2. Die Kerndrehimpuls-quantenzahl des Grundzustandes und des angereg-ten Zustandes sind 3/2+ beziehungsweise 5/2+ (s. Anm. 3 - 4 ) .

Theorie

H A M I L T O N hat darauf hingewiesen, daß die Theo-rie der Winkelkorrelationen für den Fall der Winkel-verteilung resonant gestreuter y-Quanten ohne Än-derung übernommen werden kann 5. Der Auswertung der vorliegenden Messungen lag die Arbeit von F E R E N T Z und R O S E N Z W E I G zugrunde6. Dort findet man die Korrelationsfunktion in folgender Form an-gegeben :

W(Q) =Ak1 Ak2Pk(cos 6). (1)

Darin bedeutet Pk (cos 0) das LEGENDREsche Poly-nom. Akx und Ak2 sind die Koeffizienten, die durch die Eigenschaften der ersten beziehungsweise der zweiten Stufe der Kaskade bestimmt werden, k durch-läuft die geraden positiven Zahlen mit 0 bis zu einem kmax . In dem vorliegenden Fall ist kmax = 4. Bei der resonanten Streuung vereinfacht sich der Ausdruck (1 ) , denn es kann gesetzt werden:

Af = Ak2 = Ak(ö) = Fkl + 2 ÖFk2 + ö2Fk3. (2) Die Koeffizienten Fk, bis Fk3 sind in Form von Ta-bellen angegeben 6. Mit den Eigenschaften des hier

3 W . v. SIEMENS, A n n . Phys . , L p z . 13 , 1 3 6 [ 1 9 5 3 ] , 4 B . H A R M A T Z U. T . H . HANDLEY, P h y s . R e v . 1 2 8 . 1 1 8 6 [ 1 9 6 2 ] . 5 D . R . HAMILTON, Phys . R e v . 5 8 , 122 [ 1 9 4 0 ] . 6 M . FERENTZ U. F . ROSENZWEIG, A N L - 5 3 2 4 [ 1 9 5 5 ] .

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1 4 1 0 F. WITTMANN

betrachteten t berganges sind sie: F2l = 0,37417, F22 = - 0,94868, F23 = - 0,19090, f 4 1 = F42 = 0. F43 = 0,705339. Das Mischungsverhältnis sei wie üb-lich definiert:

d2 = E2 /M1. (3)

E2 und M l bedeuten darin den Anteil der elek-trischen Quadrupolstrahlung beziehungsweise den der magnetischen Dipolstrahlung am gesamten Uber-gang. Gl. (3) ist nur bei Paritätserhaltung gültig.

Da ö in Gl. (2) auch linear eingeht, erlaubt die Auswertung der Messung nicht nur eine Aussage über den Betrag, sondern auch über das Vorzeichen des Mischungsverhältnisses. Messungen des Konver-sionskoeffizienten geben dagegen nur über den Be-trag von ö Auskunft. Gl. (2) ist in Abb. 5 für c><0 und für (3>0 graphisch dargestellt.

Versuehsanordnung

Das MössBAUER-Spektrum der 129-keV-Linie in Ir191

zeigt eine unaufgespaltene und unverschobene Linie2. Bewegt man die Quelle so schnell, daß die Resonanz völlig zerstört ist, dann weist der Detektor außerhalb der Strahlrichtung nur die RAVLEiGH-Streuung und den Untergrund nach. Bei ruhender Quelle kommt der re-sonant gestreute Anteil noch hinzu.

Bei Zimmertemperatur ist der Teil der rückstoßfrei emittierten Quanten / = 1 - 1 0 ~ 4 . Bei 77,4 °K wird / = 0.026 und bei 4,3 CK wird / = 0,067. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, das Experiment bei tiefen Tem-peraturen durchzuführen. Quelle und Absorber wurden je in einem Kryostaten, der mit flüssigem Stickstoff ge-kühlt werden konnte, untergebracht. In Abb. 1 ist der Versuchsaufbau schematisch dargestellt.

Als Quelle Q dienten 280 mg Osmium-Schwamm, die in ein Quarzrohr eingeschmolzen waren. Die so gefer-tigte Probe konnte im FRM mehrmals 30 — 50 Stunden bestrahlt werden. Das dabei entstehende Os191 zerfällt mit einer Halbwertszeit von 15 d in Ir191. Ungefähr 5 Tage nach Beendigung der Bestrahlung ist die an-fänglich recht hohe Aktivität des Os193 mit einer Halb-wertszeit von 32 h abgeklungen. Die Halbwertszeit des noch entstehenden Os185 beträgt 94 d. Die Linien dieses Zerfalls können mit Hilfe des Einkanaldiskriminators ausgeblendet werden.

Im Kryostaten war die Quelle auf einer Schaukel S, die an zwei Bronzefedern aufgehängt war, befestigt. Die Tauchspule eines Lautsprechers L war starr mittels einer Übertragungsstange Ü mit der Schaukel verbun-den. Die Quelle konnte mit einer Geschwindigkeit be-wegt werden, die der 10-fachen Halbwertsbreite der MössBAUER-Linie entsprach. Durch einen Kollimator wurde ein schmales Bündel der von Q kommenden Strahlung ausgeblendet. Dieses Bündel traf auf den zur Einfallsrichtung unter 45" geneigten Streuer St. Der Streuer bestand aus 0,1 mm dickem Ir-Blech. Der Außen-

Abh. 1. Schematischer Versuchsauf bau. F = bandförmiges Fen-ster im Kryostaten, Fd = zwei Federn. H = Quellenhalterung, L = Lautsprecher, M = Multiplier mit NaJ(T l ) l i " X ' l J " Kri-stall, Q = Os-Quelle in Quarz eingeschmolzen, S = Schaukel, St = Streufolie aus 0.1 mm Ir-Blech, ü = Bewegungsübertra-gung von der Spule des Lautsprechers auf die Schaukel durch

eine Stange.

mantel des Streuerkryostaten hatte ein bandförmiges Fenster F, das in Höhe des einfallenden Strahlenbün-dels einen Öffnungswinkel von mehr als 90" freigab. Dieses Fenster war mit einer 0.08 mm starken Alu-Folie bespannt. Der Multiplier M konnte auf einer Kreis-bahn um den Punkt, an dem der kollimierte Strahl die Streufolie traf, zum Nachweis der gestreuten Strahlung in Abhängigkeit des Winkels 0, herumgeführt werden (0° < 6 > < 9 0 ° ) .

Die elektronische Nachweisapparatur ist in Abb. 2 als Blockschaltbild dargestellt. Da die Messungen jeweils mehrere Tage dauerten, war es notwendig, die Ergeb-nisse automatisch aufzunehmen. Folgendes Programm wurde von der Automatik in sich wiederholenden Zy-klen abgewickelt.

H i | MP [—| VV |—| ED |— A H " ! | HS | |ZG

1 | H » | VW

-J L H »

A b b . 2. Blockschaltbild der Elektronik. HS = Hochspannungs-gerät, M P = Photomultiplier, VV = Vorverstärker, ED = Ein-kanaldiskriminator, A = Automatik, IZ = Impulszählgerät, ZG = Zeitgebereinheit, Z Z = Zeitzählwerk, V W = Vorwähleinheit für die Dauer einer Meßperiode, D = Drucker, G = Generator,

L = Lautsprecher für die Quellenbewegung.

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WINKELVERTEILUNG RESONANT GESTREUTER r-QUANTEN 1 4 1 1

Nach vorwählbaren Zeitintervallen wurde die Bewe-gung des Lautsprechers abwechselnd ein- und ausge-schaltet. Kurze Zeit nach dem Ein- bzw. dem Ausschalten der Bewegung wurden die Tore für die statistischen Im-pulse vom Multiplier sowie für die periodischen Impulse einer Zeitgebereinheit zu den entsprechenden Zählgerä-ten gemeinsam geöffnet. Die Tore wurden mit dem Ende einer Automatikperiode gemeinsam wieder ge-schlossen. Vor dem wiederholten Ablauf einer neuen Messung wurde der Inhalt der Zählgeräte von einem Drucker festgehalten und anschließend gelöscht. Die ge-samte elektronische Anlage wurde während der Messun-gen mehrmals nach dem ^2-Test nach P E A R S O N auf Re-produktionsfähigkeit der Ergebnisse getestet7.

Messungen und Ergebnisse

Die gemessenen Werte bei den verschiedenen Win-keln sind in Abb. 4 aufgetragen. Die endliche Halb-wertszeit ist dabei schon berücksichtigt. Ferner sind die eingetragenen Punkte auf Absorption im Streuer korrigiert. Durch die endliche Dicke des Streuers wird die eigentliche Verteilungsfunktion verfälscht. Ein Quant, das in die Richtung 0 einmal gestreut ist, hat eine vom Winkel abhängige Wahrscheinlich-keit, nochmals aus dieser Richtung heraus gestreut zu werden. Dadurch wird eine Korrektur der Meß-werte erforderlich. In Abb. 3 ist der Strahlengang durch die Folie, die im Experiment unter 4 5 c zum

A b b . 3 . Skizze zur Berechnung der Absorpt i on in der Fol ie .

einfallenden Strahl geneigt ist, skizziert. Die Wahr-scheinlichkeit, daß ein Quant, das im Intervall dz in die Richtung Q gestreut wird, noch in der Folie ab-sorbiert wird, ist gegeben durch

dA(x, Q) = d S ( x ) exp{-jul(x, 0 ) } . (4)

d5 ( z ) ist die gestreute Intensität aus dem Intervall dx, ti ist der totale Absorptionskoeffizient für das streuende Medium und l ist der noch zurückzulegende Weg in der Folie.

Integriert man Gl. (4) über x entlang des pri-mären Strahlenganges durch die Folie, so erhält man

7 R . D. EVANS, T h e A t o m i c Nucleus, McGraw-Hi l l Book Co., Inc. , N e w Y o r k 1955.

die Absorption A in Abhängigkeit des Streuwinkels &.

V*4 A(0) = j dS(x) exp{-ul(x, 0)}dx. (5)

o* / ist nach einfachen geometrischen Überlegungen durch folgenden Ausdruck gegeben:

l = c o s ( 0 - j r / 4 ) ( 1 _ V 2 d ) ' ( 6 )

Wertet man das Integral in Gl. (5) aus und setzt noch die entsprechenden Werte für Ir ein, so erhält man für die Absorption, bezogen auf die Intensität 70 , folgende Abhängigkeit vom Streuwinkel: A(6) = 1 m

/ „ 1 — 0 , 1 5 0 / c o s ( ( 9 — j r / 4 )

• [exp | ° ' 6 7 2 / 1 — 0,03 • I ^ l cos ( 0 —?r/4) I

Nach Gl. (7) sind die Werte in Abb. 4 korrigiert. Aus je drei Meßpunkten lassen sich die Koeffizienten bestimmen8. Nach der in 8 angegebenen Methode wurde der statistische Fehler der Ak bestimmt. Zur

7.4-

10 t

0.6

0,2 0° 30° 60° 90°

8 A b b . 4. Meßwerte und die opt imal angegl ichene Vertei lungs-

funkt ion W ( 0 ) .

genauen Ermittlung der Koeffizienten A2 und A4

wurde noch eine andere Methode herangezogen. In einer Analogrechenanlage wurden die Meßwerte in einen Funktionsgenerator gegeben und durch einen Polygonzug verbunden. Ferner wurde die Funktion (1) durch eine geeignete Schaltung im Analogrech-ner erzeugt. Die Differenz zwischen dem Polygonzug und der Funktion (1) wurde anschließend noch qua-driert. Nun lassen sich die Koeffizienten der erzeug-ten Funktion so lange variieren, bis die quadratische Abweichung der Meßpunkte vom Polynom ein Mini-mum ergibt. Die damit ermittelte Funktion ist eben-falls in Abb. 4 eingezeichnet. Die Koeffizienten der

8 D. PI. WHITE, Nucl . Instr. Methods 21 , 209 [ 1 9 6 3 ] .

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1 4 1 2 W I N K E L V E R T E I L U N G R E S O N A N T G E S T R E U T E R r - Q U A N T E N 1412

optimal an die Meßwerte angeglichenen Funktion stimmen nach beiden Methoden überein. Sie lauten:

A2 = 0,85 ± 0 , 1 5 , A4 = 0.02 ± 0 , 1 8 .

In Abb. 5 sind die A^ als Funktion des Mischungs-verhältnisses aufgetragen. Führt man in dieses Dia-gramm die aus der Messung folgenden Koeffizienten ein, so muß das gesuchte Mischungsverhältnis sowohl die Funktion A2(d) als auch die Funktion A4(d) be-friedigen. Als Ergebnis erhält man eine 11,5-proz. E2-Beimischung zum Ml-Übergang. Auf Grund des

1A

W Ak(E2)

0.6

0.2

0 L20 40 60 80 100% E2-Beimischung »-

Abb. 5. Ai und Ai als Funktion der E2-Beimischung zum M l -Ubergang. A2 ist für Ö < 0 und für ö > 0 verschieden. Die aus der Messung gefundenen Werte für A2 und A4 sind in das Diagramm ebenfalls eingezeichnet. Aus dem Vergleich mit an-deren Messungen kann der Wert bei etwa 60% E2, der auf Grund des statistischen Fehlers noch möglich wäre, ausge-schlossen werden. Dann folgt eine E2-Beimischung von 11,5%

und ö < 0.

statistischen Fehlers läßt sich eine E2-Beimischung von etwa 60% nicht ausschließen. Eindeutig wird das Ergebnis jedoch durch den Vergleich mit anderen Messungen. Keine der zahlreichen Bestimmungen des Mischungsverhältnisses aus Messungen des Kon-versionskoeffizienten liegt bei 60% E2. Die bisher genaueste Ermittlung gibt 12% E2 an4 . Damit ist aber nicht nur der Betrag, sondern auch das Vor-zeichen von S eindeutig bestimmt:

Mit Hilfe der Tabellen von R O S E 9 kann man aus dem Mischungsverhältnis den Konversionskoeffizien-ten dieses Uberganges berechnen. Das ergibt

_ 2 3 1 + 0 , 0 5 a K — J — 0 . 0 8 •

Dieser Wert ist in guter Übereinstimmung mit neue-ren Messungen des Konversionskoeffizienten 4.

Herrn Prof. Dr. H. M A I E R - L E I B N I T Z möchte ich an dieser Stelle für die Überlassung der Arbeit danken. Herrn Dr. F. S T A N E K sowie Herrn Prof. Dr. P. K I E N L E

bin ich für die Betreuung wie für anregende Diskussio-nen während der Arbeit besonderen Dank schuldig. Herrn cand. phvs. H. R E I N D L , der mir während der über Tage dauernden Messungen behilflich war, sei hier ebenfalls der Dank ausgesprochen.

9 M. E. ROSE, Internal Conversion Coefficients, Intersci. Publ. Inc., New York 1958.