Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig...

26
Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander Fink, PhD

Transcript of Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig...

Page 1: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 1

Universität Leipzig

Einführung in die Volkswirtschaftslehre

Vorlesung 7:

Geld

Alexander Fink, PhD

Page 2: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 2

• Geld ist ein wirtschaftliches Gut, das gewisse Bedürfnisse befriedigt und dabei drei Funktionen erfüllt:– Zahlungsmittel,– Recheneinheit,– Wertaufbewahrungsmittel.

• Alles, was diese Funktionen erfüllt, ist Geld.

Was ist Geld?

Page 3: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 3

• Tauschmittel– Geld wird universell als Zahlungsmittel akzeptiert.– Die Alternative wäre Naturaltausch.

• Recheneinheit– Als Recheneinheit erlaubt Geld, ökonomische Werte

zu messen und zu vergleichen (Wertmaßstab).

• Wertaufbewahrungsmittel– Ein Wertaufbewahrungsmittel erlaubt es, Kaufkraft

von der Gegenwart in die Zukunft zu verlagern.

Die Funktionen von Geld

Page 4: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 4

• Liquidität ist die Leichtigkeit, mit der ein Aktivum in ein Tauschmittel umgewandelt werden kann.

• Beispiel:Sparkonto versus Anleihe versus Immobilie

Liquidität

Page 5: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 5

• Warengeld nimmt die Form einer Ware an. Der Wert des Geldes ist gleich dem intrinsischen Wert der Ware.Beispiele: Gold, Silber, Zigaretten, Muscheln.

• Geld ohne intrinsischen WertBeispiele: heutige Banknoten, Münzen

Arten von Geld

Page 6: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 6

• Bargeld: Scheine und Münzen im Umlauf

• Bankeinlagen mit hoher Liquidität

Maße für die Geldmenge in der EWUBezeichnung Komponenten

GeldbasisM0

Bargeldumlauf (Münzen und Banknoten)

+ Einlagen der Banken bei der EZB

M2 M1 + Einlagen mit Laufzeit bis zu 2 Jahren

bzw. Kündigungsfrist bis zu 3 Monaten

M3 M2 + Repogeschäfte, Geldmarktfonds, Geldmarktpapiere, Schuldverschreibungen

Geld in der heutigen Volkswirtschaft

Page 7: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 7

Das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) besteht aus: • der Europäischen Zentralbank (EZB)

mit Sitz in Frankfurt und

• den nationalen Zentralbanken.

Das europäische System der Zentralbank (ESZB)

Page 8: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 8

• Sicherung der Preisstabilität (Inflationsrate unter 2 Prozent) ist das vorrangige Ziel

• Unabhängigkeit von politischen Weisungen:• Die Zentralbank kann die Geldpolitik

ohne politische Weisungen selbstständig durchführen und

• sie kann sich weigern, die Haushaltsdefizite der Regierungen zu finanzieren.

Aufgaben der EZB und Unabhängigkeit

Page 9: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 9

Beschlussfassungsorgane• Die wichtigsten Organe der ESZB sind Direktorium

und EZB-Rat.

• Das Direktorium besteht aus Präsident, Vizepräsident und vier Mitgliedern

• Der Rat besteht aus Direktorium und Präsidenten der nationalen Zentralbanken der Länder der Eurozone

• Der EZB-Rat legt geldpolitische Leitlinien fest.

• Direktorium ist für die Umsetzung verantwortlich.

Struktur der ESZB

Page 10: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 10

Banken können die Höhe der Bankeinlagen und damit die Geldmenge beeinflussen.

• Reserven sind Einlagen, welche Banken nicht weiterverliehen haben.

• In einem partiellen Reservesystem halten Banken nur einen bestimmten Prozentsatz ihrer Einlagen als Reserven, der Rest wird ausgeliehen.

• Der Reservesatz bezieht sich somit auf das Verhältnis von Bankreserven zu Einlagen.

Banken und Geldangebot

Page 11: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 11

Sparkasse Erlangen

Aktiva Passiva

Reserven € 10.000Einlagen

€ 100.000

Kredite € 90.000

Aktiva € 100.000Passiva

€ 100.000

Das T-Konto einer Bank zeigt, dass Banken …• Einlagen entgegennehmen,• einen Teil als Reserven halten,• den Rest ausleihen. (Der Reservesatz ist hier 10 %.)

Bankbilanz bei einem partiellen Reservesystem

Page 12: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 12

• Wenn eine Bank Geld ausleiht (einen Kredit vergibt), dann wird dieser Kredit in der Regel bei einer anderen Bank als Einlage einbezahlt.

• Damit werden bei der zweiten Bank Reserven geschaffen, die nun wiederum verliehen werden können.

• Wenn die zweite Bank einen Kredit vergibt, wird Geld geschaffen.

Geldschöpfung der Banken

Page 13: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 13

Die erste Bank erhält eine Einlage von € 100. Sie behält € 10 als Reserve und leiht € 90 aus. Damit ist die Geldmenge auf € 190 angewachsen: € 100 Einlagen plus € 90 Bargeld, die der Kreditnehmer hält (also im Umlauf):Erste Bank: Reserven 10 Einlagen 100

Kredite 90Das Bargeld, das der Kreditnehmer erhalten hat, fließt zur zweiten Bank. 90 Prozent der € 90 Einlagen werden nun wieder verliehen:Zweite Bank Reserven 9 Einlagen 90

Kredite 81Der Prozess wiederholt sich bei der dritten Bank:Dritte Bank Reserven 8,1 Einlagen 81

Kredite 72,9Die Summe des neu geschaffenen Geldes (Bankeinlagen sind Teil der Geldmenge) wird sich auf € 1.000 belaufen (100 + 90 + 81 + ...).

Der Geldschöpfungsmultiplikator

Page 14: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 14

• Wie viel Geld wird schließlich geschaffen?

• Dies hängt vom Reservesatz ab.

• Wenn der Reservesatz steigt, stehen weniger Mittel für die Kreditvergabe und damit für die Geldschöpfung zur Verfügung.

Der Geldschöpfungsmultiplikator

Page 15: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 15

• Der Geldschöpfungsmultiplikator ist die Geldmenge, welche das Bankensystem mit einem Euro Reserven generiert.

• In unserem Beispiel hat eine Einlage von € 100 Geld im Umfang von € 1.000 geschaffen.

• Der Geldschöpfungsmultiplikator ist der Kehrwert des Reservesatzes (R)Geldschöpfungsmultiplikator = 1/R

• Der Geldschöpfungsmultiplikator im Beispiel ist 1/0,1; also 10.• Daneben hängt der Geldschöpfungsmultiplikator von der

Bargeldhaltung der Öffentlichkeit ab. Wenn beispielsweise nicht alle Kredite wieder an die Banken zurückfließen,verringert sich der Multiplikatoreffekt.

Der Geldschöpfungsmultiplikator

Page 16: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 16

Die EZB beeinflusst die Geldmenge mithilfe von drei Instrumenten:

• Offenmarktgeschäfte• Änderung der Zinsen der ständigen Fazilitäten,

Bereitstellung und Absorption von Liquidität über Nacht: Spitzenrefinanzierungsfazilität, Einlagefazilität

• Änderung der Mindestreserveanforderungen

Die geldpolitischen Instrumente der EZB

Page 17: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 17

• Das Hauptinstrument der Geldpolitik sind Offenmarktgeschäfte.

• Durch Offenmarktgeschäfte wird die verfügbare Geldmenge beeinflusst.

• Ein Verkauf von Wert-papieren durch die Zentralbank verkleinert die Geldmenge. Geld fließt von der Wirtschaft zur Zentralbank, und die zirkulierende Geldmenge verringert sich.

Offenmarktgeschäfte

Page 18: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 18

V = (P Y)/MV = Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (bezieht sich

auf die Geschwindigkeit, mit der ein typischer Euro in der Gesellschaft von Geldbörse zu Geldbörse wandert)P = PreisniveauM = GeldmengeY = reales BIP

Umschreiben gibt uns die Quantitätsgleichung:M x V = P x Y

Umlaufgeschwindigkeit des Geldes

und die Quantitätsgleichung

Page 19: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 19

• Die Quantitätsgleichung zeigt, das ein Anstieg der Geldmenge sich in einer der drei anderen Variablen wiederspiegeln muss:– Das Preisniveau muss steigen,– Das reale BIP muss steigen, oder– Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes muss

sinken.

Umlaufgeschwindigkeit des Geldes

und die Quantitätsgleichung

Page 20: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 20

• Rückgang von Kaufkraft?– Wenn die Preise aller Güter und die Löhne

gleichmäßig steigen, bleibt die Kaufkraft der Nominaleinkommen unberührt.

– Warum stellt Inflation also ein Problem dar?

Kosten von Inflation

Page 21: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 21

• „Schuhsohlen“-Kosten

• Speisekarten-Kosten

• Variabilität der relativen Preise

• inflationsbedingte Steuerverzerrungen

• Anpassungskosten

Kosten von Inflation

Page 22: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 22

• Schuhsohlen-Kosten sind Ressourcen, die verschwendet werden, wenn die Leute aufgrund der Inflation ihre Kassenhaltung verringern.

• Inflation verringert den Wert (die Kaufkraft) des Geldes. Damit entsteht ein Anreiz, die Geldhaltung zu verringern.

• Dies bedeutet, dass Unannehmlichkeiten und Kosten entstehen.

Schuhsohlen-Kosten

Page 23: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 23

Speisekarten-Kosten sind die Kosten der Preisänderungen, die bei Unternehmungen anfallen.

Speisekarten-Kosten

Page 24: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 24

• Mit zunehmender Inflation steigt die Variabilität der relativen Preise.

• Wenn die relativen Preise verzerrt werden, dann werden Konsumentenentscheidungen verzerrt. Eine Allokation der Ressourcen über Märkte zu ihrer besten Verwendung ist nicht möglich.

Variabilität der relativen Preise

Page 25: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 25

• Inflation führt zu einer Erhöhung der Steuerbelastung von Ersparnissen.

• Eine höhere Inflationsrate verringert daher tendenziell die Sparanreize.

Inflationsbedingte Steuerverzerrungen

Page 26: Winter Semester 2011Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik1 Universität Leipzig Einführung in die Volkswirtschaftslehre Vorlesung 7: Geld Alexander.

Winter Semester 2011 Alexander Fink, Institut für Wirtschaftspolitik 26

• Preisvergleiche werden schwieriger, vor allem bei hoher Variabilität der Preise.

• Die Berechnung von Kosten und Erträgen und damit der Realeinkommen wird erschwert.

• Preise dienen weniger effektiv der Ermittlung von Gewinnen und Verlusten

Anpassungskosten