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Sonnenlicht und Blätterrauschen – jetzt ist die schönste Zeit zum Wald- baden. Wo? Zum Beispiel am „Schwebenden Pfad" im Landschafts- park von Schloss Filseck. Also: Nichts wie raus ins grüne Vergnügen. Unser Beitrag zur gesellschaftlichen Verantwortung WIR FÜR SIE Kreissparkasse Göppingen

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Sonnenlicht und Blätterrauschen – jetzt ist die schönste Zeit zum Wald-baden. Wo? Zum Beispiel am „Schwebenden Pfad" im Landschafts-park von Schloss Filseck. Also: Nichts wie raus ins grüne Vergnügen.

Unser Beitrag zur gesellschaftlichen

Verantwortung

WIR FÜR SIEKreissparkasse Göppingen

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WIR FÜR SIE Kreissparkasse Göppingen

WIR FÜR SIE 2020

IMPRESSUM

HERAUSGEBER:Kreissparkasse GöppingenMarktstraße 273033 Göppingen0 71 61/6 03-0 [email protected]

Redaktion: Markus Bofinger (verantwortlich), Angelika Brunke, Dieter Ott, Martina Schwalbe

TITEL: Martin Paule

FOTOGRAFIE:Adobe Stock (8, 32), Archiv G. C. Kirchberger (25), Dieter Bässler (7), Ulrich Beuttenmüller (10, 12, 13, 14, 15, 17, 21, 22, 24, 25), Giacinto Carlucci (30), Knut Deeg (23, 25), Garten-freunde Böhmenkirch (28), Gasthof-Restaurant Hirsch (11), Gefangene helfen Jugendlichen (30), Gemeinde Schlierbach (11, 16),Berthold Hänssler (6), Haus der Familie (28),Petra Kottmann (2–3, 6, 7, 9, 11), Kreeb (20),Kreisverkehrswacht Göppingen (29), Maitiser Wiesenkicker (28), Manufaktur Jörg Geiger (10), Philipp Mürdter (26), Michael Nick (30, 31), Ökoworld/Andreas Endermann (13),Martin Paule (17, 18–19, 31), Privat/Archiv Alfred Platow (13), Ines und Horst Rudel (4–5, 7, 8), Schützenverein Wiesensteig (28), Schwäbisches Streuobstparadies (11), Sänger-kranz Bartenbach (29), Tennisverein Gingen (29), Weidegemeinschaft Goißatäle (16).

LEKTORAT:text_dienst, Isolde Bacher

GESTALTUNG, LAYOUT: KBkreativ, Katja Burghardt, Sabine Mamat

REPRODUKTION:Pixactly media GmbH

DRUCK:Druckerei Gerthofer GmbH, Geislingen

September 2020Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers

Diese Ausgabe von „Wir für Sie“ können Sie mit gutem Gewissen lesen, denn sie wurde klimaneu-tral gedruckt. Die CO2-Emissionen, die beim Druck angefallen sind, lassen sich dank der Klima-initiative der Druck- und Medienverbände durch Investitionen in verschiedene zertifizierte Klima-schutzprojekte kompensieren. Die Kreissparkasse Göppingen hat sich für ein Aufforstungsvorhaben in Uganda entschieden.

LESEN BILDET WALD

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uf dem Titelbild summt es, und uns brummt der Kopf: Über so viele Themen hätten wir in diesem Heft berichten können. Darüber, was

„Wir für Sie“ tun und was andere Leute und Organisa-tionen aus dem Landkreis für uns alle leisten. Stellver-tretend stellen wir Ihnen Menschen vor wie unseren Kreissparkassen-Mitarbeiter Frank Mayer, der alsHobby-Imker dafür sorgt, dass Obstbäume auchbefruchtet werden. Oder den Diplom-Bauingenieur Dieter Bässler, der in seiner Freizeit Grundschüle-rinnen und -schülern vermittelt, den Wert des daraus entstehenden Streuobstes zu schätzen. Oder denRentner Georg Bläsi, der den Bau von Nistkästen fast schon als Vollzeitbeschäftigung betreibt ... Gemeinsinn und gesellschaftliche Verantwortung zei-gen sich im Landkreis an vielen Stellen. Die Kreisspar-kasse Göppingen ist seit ihrer Gründung im Jahr 1846 bestrebt, dabei mit gutem Beispiel voranzugehen. Denn für uns gilt nach wie vor, was einer unserer früheren Sparkassendirektoren vor mehr als 35 Jahren in einer anderen Publikation festgestellt hat: nämlich, dass es uns als Sparkasse nur dann gut geht, wenn es auch der Wirtschaft und der Bevölkerung im Landkreis gut geht.Mit dieser Maxime sind wir weit gekommen. Immerhin feiern wir 2021 unser 175-Jahr-Jubiläum. Und auch im Jubiläumsjahr werden „Wir für Sie“ da sein. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihre Kreissparkasse Göppingen

ALiebe Leserinnen, liebe Leser,

INHALT

4 Naturparadies Streuobstwiese Wie Streuobst-Pädagogen um den Erhalt der Ökosysteme kämpfen und was regionale Anbieter aus Apfel, Birne & Co. Gutes herstellen

12 Pioniere lächeln später Über die Parallelen von Grashüpfern und grünen Geldanlagen

14 Zukunftsthema Nachhaltigkeit Gedanken von Dr. Hariolf Teufel, Vorsitzender des Vorstands

16 Helden der Nachhaltigkeit Beispielhaftes Engagement von Mensch und Tier im Landkreis

18 Eigenständig im Alter Interview: Martin Veil und Ralf Bosch, KompetenzCenter Generationen- beratung

20 Nachhaltig investiert Der neue Firmensitz des Göppinger Unternehmens Kreeb

22 Gewissensfrage Geldanlage Interview: Klaus Meissner, Vorstand Kreissparkasse Göppingen

23 Kunstgeschichte vor der Haustür Das Archiv G. C. Kirchberger auf Schloss Filseck

26 Mehr als Soll und Haben Gesunde Bilanz: Basis für nachhal-tiges Engagement im Landkreis

28 Schnelle Hilfe für Engagierte Unterstützung für Vereine während des Corona-Lockdown

31 Wachstumszone Ortstermin im Adelberger Wald

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aft sollte Schule machen

Eine Grünfläche, auf der locker verteilt ein paar Bäume stehen – das soll etwas Besonderes sein? Und ob! Eine Streuobstwiese ist mehr als die Summe ihrer Einzelteile: Sie ist eine Oase für Pflan-zen und Tiere, ein Ruhepol für Menschen, eine Gen-Bank, ein Füllhorn für gesunde, schmackhafte Lebensmittel oder einfach ein paradiesisches Stück Landschaft, das es wert ist, gepflegt und erhalten zu werden.

Graswurzel-Bildungsauftrag: Wie Streuobst-Pädagogen um den Erhalt eines Naturparadieses kämpfen

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treuobstwiesen sind Kulturland-schaften, das heißt, der Mensch hat in die Natur eingegriffen.

Das geht nicht immer gut. In diesem Fall aber ist ein einzigartiges Ökosystem entstanden. Streuobstwiesen können bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten beher-bergen und haben über Jahrhunderte hinweg einen Beitrag zur Ernährung der Menschen in Mitteleuropa geleistet. Schon die Römer, die auf ihren Feldzü-gen in Asien viel über die Veredelung von Obstgehölzen gelernt hatten, legten Obstgärten um ihre Häuser an. Im Mit-telalter perfektionierten die Mönche das Prinzip. Ihre Blütezeit erlebte die Streuobstwiese Anfang des 19. Jahrhun-derts, als Industrialisierung und Bevöl-kerungswachstum den Bedarf an Le-bensmitteln nach oben schnellen ließen. Die damals meist kleinen Bauernhöfe mussten ihr Land bestmöglich nutzen. Auf der Streuobstwiese arbeitete man sozusagen im Zwei-Schicht-Betrieb: In der oberen Etage wuchsen Obst und Nüsse, auf dem Boden weideten Schafe, Ziegen oder Rinder, die sich gleichzeitig um die Düngung kümmerten.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die auf Abstand gepflanzten Mischkulturen mit ihren pflegeinten-siven Hochstämmern jedoch zuneh-mend unrentabel. Der Erwerbsobstbau setzte auf gebüschartige Niederstämmer in dichten Reihen, die leicht abzuernten sind und wenig Schnittaufwand erfor-dern. An die Stelle von vielen regionalen und lokalen Sorten traten in erster Li-nie Sorten, die mit hohen Erträgen das Anforderungsprofil des Einzelhandels erfüllen: optisch makellose Früchte von einheitlicher Größe, möglichst süß, mit guten Lager- und Transporteigenschaf-ten. In der Folge ist die Gesamtfläche der Streuobstwiesen in Deutschland, die um 1950 noch bei 1,5 Millionen Hektar gelegen hat, auf etwa 300.000 Hektar zu-sammengeschrumpft. Rückzugsraum für Tier- und PflanzenartenZwischen Alb und Neckar blieben rund 26.000 Hektar erhalten. Hier liegt eine der größten zusammenhängenden Streuobstlandschaften Europas. Da-

mit dies so bleibt, braucht es Menschen, die sich um die geschätzt 1,5 Millio-nen Obstbäume kümmern. Menschen wie Dieter Bässler, der in Bad Boll drei Hektar Streuobstwiese mit 150 Bäumen bewirtschaftet. Schon als kleiner Bub ist Bässler mit dem Nachbarn, einem Landwirt, auf dessen Streuobstwie-se marschiert und hat dabei die Liebe zum Mähen, Sägen und Schneiden, zum Ernten und manchmal auch Fäl-len und Neupflanzen entdeckt. Heute ist Bässler 65 Jahre alt und sieht meist Leute, die allein mit der Baumsäge auf ihrem Gütle werkeln: „Der Nachwuchs fehlt.“ Um das zu ändern, hat sich der Diplom-Bauingenieur, der im Brotbe-ruf eine Holzbau- und Fensterbaufirma leitet, zum Streuobst-Pädagogen ausbil-den lassen. Diese Initiative, die es seit 2015 gibt, richtet sich an Grundschüler. In der Vor-Corona-Zeit hat Bässler pro Jahr im Schnitt zehn Klassen der Stu-fen drei oder vier in die Feinheiten der Streuobstwiese eingeführt. Der Grund-kurs umfasst sechs übers Jahr verteilte Module, in denen es um die Grundla-gen geht, um Pflanzung, um Blüte und

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Befruchtung, um Pflege, um Insekten und Kleinlebewesen sowie um die Ern-te mit Saftpressen auf der Wiese. „Die Resonanz auf das Angebot ist gut“, sagt der ehrenamtliche Pädagoge, „und es ist immer wieder schön zu sehen, mit welcher Begeisterung die Kinder nach kurzer Zeit mitmachen.“ Ein Grund-kurs kostet 360 Euro, von denen die Kreissparkasse Göppingen im Landkreis jeweils die Hälfte übernimmt.Ähnlich wie beim Baumpflanzen wird es auch bei der Streuobst-Pädagogik ei-nige Zeit dauern, bis die ersten Früchte reifen und hoffentlich eine neue Gene-ration heranwächst, die den Wert dieses einzigartigen Naturraums zu schätzen und zu bewahren weiß. Zwar hat die Streuobstwiese für die Nahrungsmittel- erzeugung an Gewicht verloren. Umso höher ist ihr Wert als Rückzugsraum für viele Tier- und Pflanzenarten, die in der modernen Agrarlandschaft mit intensiv bewirtschafteten Monokulturen ohne Feldraine und Hecken kaum noch Über-lebensmöglichkeiten haben. Nicht min-der wichtig ist die Rolle der Streuobst-wiese als Gen-Reserve. Um 1900

wurden in der Fachliteratur in Deutsch-land noch 1000 Apfelsorten beschrieben. Heute entfallen mehr als zwei Drittel aller im Einzelhandel verkauften Äpfel auf lediglich vier Sorten: Braeburn, El-star, Gala sowie Jonagold einschließlich seiner Farbvarianten wie Jonagored oder Red Prince. Hinzu kommt, dass bei drei dieser Sorten ein gemeinsamer Vorfahr (Golden Delicious) eingekreuzt wurde. Diese Konzentration auf einige wenige Wirtschaftssorten birgt das Risiko, dass Krankheiten oder Schädlinge, die sich auf diese Sorten spezialisieren, enormen Schaden anrichten können.

Alte Sorten sindgenetische SchatztruhenAuch der Klimawandel könnte dazu führen, dass die speziellen Eigenschaf-ten mancher Streuobst-Veteranensorte für die Zucht wieder sehr gefragt sein werden. Milde Winter lassen die Obst-bäume immer früher blühen, was die Wahrscheinlichkeit von Ernteausfällen durch Spätfröste steigen lässt. Wenn dieser Trend anhält, wird man sich frü-

her oder später an die Luike erinnern, die diesem Problem aus dem Weg geht, indem sie generell sehr spät blüht. Die auch Ludwigsapfel genannte Sorte war um 1900 noch weit verbreitet in Würt- temberg. Heute findet man Luiken nur noch vereinzelt auf Streuobstwiesen.Derartige Schätze zu bewahren, das treibt Dieter Bässler an. Er bekommt auch Erfolgserlebnisse zurück, etwa wenn er bei Veranstaltungen wie Sorten-bestimmungen mit großem Hallo von ehemaligen Kursteilnehmern samt ihren Eltern begrüßt wird. „Einmal war ein kleiner Junge so begeistert, dass er sich nach dem Kurs von seinem Taschengeld ein Insekten-Bestimmungsbuch gekauft hat“, erzählt er. „Sehr gefreut habe ich mich auch über die Lehrerin, die sich nach dem Erntemodul selbst eine Saft-presse angeschafft hat.“ Erste pädago-gische Erfolge scheinen sich also abzu-zeichnen. Was sollte noch passieren, um die Zukunft der Streuobstwiesen zu si-chern? Dieter Bässler überlegt nur kurz: „Es müsste einfach mehr so Verrückte wie mich geben.“ Klingt eigentlich ganz vernünftig. •

So macht Lehren Spaß: Zur Erntezeit kann Streuobst-Pädagoge Dieter Bässler (Foto oben rechts) aus dem Vollen schöpfen. Ein wichtiges Klassenziel ist erreicht, wenn die Schülerinnen und Schüler gelernt haben, welche geschmackliche Fülle an Äpfeln, Birnen, Kirschen oder Walnüssen auf einer Streuobstwiese gedeiht.

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Schaffe, schaffe, Vogelhäusle baue

in schönes Heim ist auch im Landkreis Göppingen nicht leicht zu finden. Georg Bläsi aus

Börtlingen-Breech lässt das keine Ruhe. Unermüdlich schafft er Wohnraum: frei hängende Einfamilienhäuser, nachhal-tig aus einheimischem Holz gefertigt, individuell an die Bedürfnisse der Be-wohner angepasst und kostenlos. Denn seine Mieter – Familie Spatz, Schwalbe, Meise, Rotschwanz oder Eule – haben es auf dem freien Wohnungsmarkt zu-nehmend schwer. Flächenversiegelung, immer weniger Bauernhöfe und die moderne Art des Bauens mit glatten, geschlossenen Fassaden und möglichst ohne Vorsprünge, Erker oder Dachüber-stände schränken die natürlichen Nist-möglichkeiten für Vögel immer weiter ein. Das will Georg Bläsi nicht einfach so hinnehmen. Vögel und das Arbeiten mit Holz mochte er schon als Kind. „Mit sechs Jahren habe ich mein erstes Vogel-

häuschen gebaut“, erinnert er sich. Mitt-lerweile ist Bläsi 75 Jahre alt und in die Serienproduktion eingestiegen. Denn er sieht auch die Bedeutung der Tiere, die nicht nur im Ökosystem Streuobst-wiese eine unverzichtbare Rolle spielen. „Wenn es keine Vögel mehr gibt, ist ir-gendwann auch der Mensch weg“, sagt der Naturfreund. Deshalb fällt er ge-meinsam mit seiner Frau Anna-Maria Lärchen im Wald als Baumaterial und steht an vielen Tagen vier, fünf Stun-den in seiner Werkstatt, sägt, bohrt und schraubt, damit Vögel einen sicheren Platz finden, um ihren Nachwuchs auf-zuziehen. Mehr als 450 selbst gebaute Nistkästen hat Bläsi in den vergangenen Jahren in und um Börtlingen aufge-hängt: manche mit dem Teleskoprad- lader in 18 Metern Höhe, die meisten frei schwebend an Drahtbügeln, damit auf dem Dach des Nistkastens keine Katzen sitzen können. Jede Behausung

ist individuell an bestimmte Vogelarten angepasst und für jedes Flugloch lässt Bläsi zur Specht-Abwehr einen Schutz-ring aus Alublech fertigen. Im Spätherbst ruht die Arbeit in der Werkstatt für eini-ge Wochen. Dann geht der Rentner auf Rundreise zu seinen Nistkästen, deren Standorte er penibel auf einer Luftbild-karte verewigt hat, und macht große Kehrwoche in den Behausungen, um die Ausbreitung von Schädlingen und Krankheiten zu verhindern.Die Verbesserung der Wohnsituation im Vogelbereich lässt sich Georg Bläsi, der früher als Großhandelskaufmann im Außendienst einer Holzbau- und Fen-sterbaufirma gearbeitet hat, einiges kos-ten. „Meine Frau und ich haben alles, was wir brauchen“, sagt der Börtlinger, „deshalb investieren wir gerne in den notwendigen Tier- und Umweltschutz.“ Es stört ihn auch nicht, dass er mittler-weile als wandelndes Lexikon in Sachen Vogelbehausungen gilt und dement-sprechend oft gefragt und angesprochen wird. Deshalb darf hier auch seine Tele-fonnummer (0 71 72/69 76) veröffent-licht werden für den Fall, dass jemand eine Frage hat: „Denn wenn ich jeman-dem helfen kann, der etwas für die Vögel tun will, dann mache ich das gern.“ •

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Nicht nur die Spatzen pfeifen es von den Börtlinger Dächern: Dank der Serienproduk- tion von Georg Bläsi ist beim Wohnungsmarkt für Vögel keineswegs der Wurm drin.

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Kreissparkasse Göppingen WIR FÜR SIE

2020 WIR FÜR SIE

uperfoods sind in – vor allem, so scheint es, wenn sie

möglichst exotische Namen und lange Transportwege haben. Dabei wächst eines der gesündesten Lebens-mittel überhaupt direkt vor unserer Nase: Malus domestica, der Kulturapfel.Äpfel sind kalorienarm und reich an Nähr-, Ballast- und Vitalstoffen. Unter anderem enthalten sie Kalium, Eisen so-wie die Vitamine C, A, B und Folsäure. Als wertvollste Inhaltsstoffe gelten je-doch die sogenannten Polyphenole: se-kundäre Pflanzenstoffe, mit deren Hilfe sich der Apfel gegen Schädlinge und Krankheiten wehrt und denen beim Menschen eine entzündungshemmende und krebsvorbeugende Wirkung zuge-schrieben wird.

Je nach Sorte variiertder Polyphenolwert Allerdings enthält nicht jeder Apfel gleich viel Polyphenole. Der Anteil va-riiert stark von Sorte zu Sorte. Alkmene, Boskoop, Berlepsch, Cox Orange, Gold-parmäne, Gravensteiner oder Idared weisen hohe Polyphenolwerte auf. Lau-ter alte, traditionelle Sorten also, die, abgesehen vom Boskoop, im Erwerbs- obstbau kaum noch eine Rolle spielen. In den Supermärkten dominieren heu-te Braeburn, Elstar, Gala, Golden Deli- cious, Granny Smith oder Jonagold – al-lesamt polyphenolarme Sorten. Das ist

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Das

Superfood von nebenan

Ebenfalls gesund beim Apfel: der vorwiegend in der Schale vorkommende Stoff Quercetin. Laut einer Studie haben Menschen, diemindestens fünf Äpfel mit Schale pro Wo- che essen, eine bessere Lun-genfunktion.

kein Zufall, denn teilweise wurde

bei den modernen Handelssorten gezielt

versucht, diese gesund-heitsfördernden Substanzen

herauszuzüchten. Das klingt im ersten Moment wie ein Schildbürger-

streich, liegt aber daran, dass der Ein-zelhandel der Meinung ist, die Mehrheit der Verbraucher und Verbraucherinnen bevorzuge süßlich schmeckende Äp-fel. Polyphenolreiche Äpfel haben aber einen eher säuerlichen Geschmack, außerdem laufen sie nach dem Auf-schneiden schneller an, weil das Poly-phenol unter Sauerstoffeinfluss oxidiert und für die braune Färbung sorgt. Im-mer wieder wird jedoch festgestellt, dass Menschen, die bei Apfel-Neu-züchtungen allergische Reaktionen ent- wickeln, alte polyphenolreiche Sorten problemlos essen können.

Die Suche nach alten Sorten lohnt sich Wer also besonders gesunde Äpfel essen möchte, die meist ein deut-lich ausgeprägteres Geschmacks- und Aromenspektrum aufweisen als moder- ne Einheitsware, sollte auf die Suche gehen: auf Wochenmärkten, in Hof- läden und zum Beispiel im lokalen Einzelhandel. Oder einfach jemanden fragen, der noch eine Streuobst- wiese besitzt. •

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Flüssige Perlen Der Schaumwein aus der Champa-gner-Bratbirne hat die Manufaktur Jörg Geiger aus Schlat auch in Gourmetkreisen bekannt gemacht. Mittlerweile lässt sich eine komplette Bar mit alkoholfreien oder hochpro-zentigen Geiger’schen Spezialitäten aus Wiesenobst bestücken. Selbst wenn das Getränk nicht prickelt, perlt es immer geschmackvoll.www.manufaktur-joerg-geiger.de

Schätze von der

Streuobst- wiese

Zwei Brüder machen Druck Sortenreine Apfel-, Birnen- und Quittensäfte aus regionalem Streuobst pressen die Gebrüder Kaiser in ihrer Mosterei und Destillerie in Salach. Wer will, kann nach Terminvereinbarung sein eigenes Obst verarbeiten und in Bag-in-Box-Kartons abfüllen las-sen. In dieser Verpackung bleibt der Saft nach dem Öffnen auch ohne Kühlung wochenlang frisch.www.kaiser-salach.de

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Keine StreuverlusteWohin mit dem ganzen Obst, fragt sich mancher Streuobstwie-sen-Besitzer, während andere händeringend nach leckeren Früch-ten suchen. Ein verbindendes Element, das Angebot und Nach-frage zusammenführt, ist das gelbe Band. Ist ein Obstbaum damit markiert, darf er von jedermann abgeerntet werden – natürlich ohne dass er dabei beschädigt wird. Neben vielen Kommunen im Landkreis Esslingen macht auch die Gemeinde Schlierbach mit. Zur Nachahmung empfohlen.

Genuss ohne SündeIm Gegensatz zum biblischen Paradies ist der Verzehr von Streuobst kein Sündenfall, sondern hilft, eine einzigartige Kul-turlandschaft zu erhalten. Der Verein Schwäbisches Streuobst-paradies – von der Kreissparkasse Göppingen mit jährlich 3000 Euro unterstützt – bietet auf seiner Internetseite einen Überblick über Hofläden und Direktver-markter, die Köstlichkeiten sozusagen ab Wiese verkaufen.www.streuobstparadies.de

Hochprozentig veredeltEine der feinsten Möglichkeiten, Streuobst zu veredeln, ist das Brennen. Ein echter Hochprozenter auf diesem Gebiet ist August Kottmann vom Gasthof Hirsch in Bad Ditzenbach-Gosbach, der Medaillen sammelt, wie andere Zwetschgen auflesen. Bei der Landesprämierung 2019 im Kreis Göppingen waren es zuletzt zehnmal Gold, einunddreißigmal Silber und zwölfmal Bron-ze. Einfach mal den Gravensteiner Apfel- brand probieren, dann weiß man, warum.www.hirsch-badditzenbach.de

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Pioniere lächeln späterÜber die Parallelen von Grashüpfern und grünen Geldanlagen

ine Rückbesinnung auf das Jahr 1984: Helmut Kohl war Bun-deskanzler, Metall- und Druck-

industrie hatten nach erbitterten Arbeitskämpfen die 38,5-Stunden- Woche erstreikt, Waldsterben sollte zum Wort des Jahres gewählt werden. Auf politischer Ebene wurde kontrovers diskutiert: unter anderem über die Ein-führung von Katalysatoren für Benzin-motoren (letztendlich beschlossen) und über ein generelles Tempolimit auf Au-tobahnen (gibt es bis heute nicht). Und die Kreissparkasse Göppingen brachte ein Magazin für Natur- und Umwelt-schutz namens Grashüpfer heraus.

Kam 1996: Der erste glaubwürdige Öko-Fonds Ein „Ökoblättle“ von einer Bank? Ohne Hochglanzbilder, Anlagetipps und Bilanz-Erfolgsmeldungen? Im Ernst? Diese Frage bekam Knut Deeg seiner-zeit des Öfteren zu hören. Deeg, bei der Kreissparkasse damals für Veranstal-tungen und Ausstellungen zuständig, hatte den Grashüpfer zusammen mit dem damaligen Werbeleiter Jürgen Stin-gel initiiert und verantwortete ihn als Redaktionsleiter. „Diplomatisch gesagt wurde unsere Publikation im Haus und auch in der Sparkassen-Organisation am Anfang doch eher belächelt“, erinnert er sich. Umweltthemen seien damals nega-tiv besetzt gewesen, „wir wollten die po-sitiven Aspekte herausarbeiten und auf

lokaler Ebene zeigen, was kleine Schritte bewirken können.“Etwa zeitgleich reifte in Hilden nahe Düsseldorf bei Alfred Platow und sei-nem Kollegen Klaus Odenthal die Erkenntnis, dass sie keinen glaubwür-digen Öko-Fonds zur Geldanlage fin-den würden: „Also haben wir es selber in die Hand genommen.“ Platow hatte 1975 zusammen mit dem Mathemati-ker Odenthal die Versicherungsagentur Alfred & Klaus gegründet. Diese basis-demokratisch organisierte Firma, die Kinderbuchläden bei Steuerangelegen-heiten half und deren Chef gern mal für Hausbesetzer mit Polizei und Stadtver-waltung verhandelte, sollte ins Geschäft mit Geldanlagen einsteigen? Echt jetzt? „Teils wurden wir als Ökospinner und grüne Idealisten verlacht“, blickt Alfred Platow zurück, „bei vielen großen Ver-sicherungsgesellschaften und Kapital-verwaltungen wurde uns prognostiziert, dass unser Boot nicht schwimmen wür-de.“ Zumindest dauerte es seine Zeit bis zum Stapellauf. Nach langem Warten auf die Genehmigung startete der Öko-vision Fonds im Mai 1996 mit einem Volumen von 15,4 Millionen Mark.Die neue Fondsgesellschaft, die spä-ter in Ökoworld umbenannt wurde, machte von Anfang an vieles anders als der Rest der Branche. Bis heute verlässt sich Ökoworld grundsätzlich nicht auf externe Berater oder Ratingagenturen, sondern durchleuchtet jedes Unterneh-

men selbst, in das investiert werden soll. Ein intern strikt getrennter Investment-prozess garantiert, dass nicht der Fonds-manager über Nachhaltigkeit entschei-det, sondern Experten, die ökologische, ethische und soziale Kriterien anlegen – heute anerkannter Gold-Standard für grüne Anlagen. Mittlerweile lächeln in erster Linie die Anleger, die sich über das freuen können, was Alfred Platow Moneten mit Moral nennt: „Uns ging es immer nur um eine gesunde Gewinnori-entierung, nie um Gewinnmaximierung um jeden Preis.“

Das Grashüpfer- Grundprinzip gilt seit 1846 Auch bei der Kreissparkasse verstumm-ten die kritischen Stimmen schnell, denn die Resonanz bei der Leserschaft im Landkreis auf den Grashüpfer, der vier-teljährlich in einer Auflage von 65.000 Stück als Zeitungsbeilage erschien, war gewaltig und überwältigend positiv. Flankierend zum Magazin gab es Akti-onen wie Schülerwettbewerbe, Seminare und Vorträge oder es wurden in den Fi-lialen Wildstauden an Kundinnen und Kunden verschenkt. Im Grunde machte die Kreissparkasse damit nur, was sie sich bei der Gründung 1846 ins Stamm-buch geschrieben hatte: Sie übernahm gesellschaftliche Verantwortung. Nicht ganz uneigennützig, wie der damalige Sparkassendirektor Martin Seifried in

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einem Interview in der ersten Ausgabe des Magazins sagte: „Denn wir gehen davon aus, dass es uns als Sparkasse nur dann gut geht, wenn es auch der Wirt-schaft und der Bevölkerung im Land-kreis gut geht.“ Nach gut zwei Jahren wurde der Grashüpfer vom thematisch breiter aufgestellten Kundenmagazin prisma abgelöst.Was ist geblieben? Auf jeden Fall eine Taubnessel aus der Wildstaudenaktion im Garten von Knut Deeg, die Jahr für Jahr prächtig blüht. „Ich glaube schon, dass wir einen kleinen Beitrag geleistet haben, um das Thema voranzubrin-gen“, meint Deeg, heute Beauftragter für Kunst & Kommunikation der Schloss- Filseck-Stiftung der Kreissparkasse, „denn wir konnten zeigen, dass jeder Einzelne etwas für die Umwelt bewirken kann.“ Alfred Platow, dessen Unterneh-men heute in fünf hauseigenen Fonds über 2 Milliarden Euro Kundeneinla-gen verwaltet, ist manchmal ernüchtert, wenn er feststellt, dass viele Forderungen und Kritikpunkte, die im ersten Jahres-bericht des Ökovision Fonds im Jahr 1996 standen, im Jahr 2020 nach wie vor Bestand haben und ungelöst geblieben sind. Andererseits betont Platow: „Geld ist immer das entscheidende Mittel, um Veränderungsprozesse zu bewirken. Wenn Anleger bewusst handeln und ih-rem Geld eine soziale, ökologische und ethische Richtung geben, dann können sie Einfluss nehmen.“ •

Eine gute Geschichte ist auch nach Jahren noch lesenswert: Im Grünen blättert der einstige Redaktionsleiter Knut Deeg im Grashüpfer.

Rendite geht auch in Grün: Alfred Platow versteht sich nicht nur auf nachhaltige Geldanlagen, sondern er informiert auch gern über ökologische Zusammenhänge wie auf dem Foto rechts bei einer De-monstration im Hambacher Forst.

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Liebe Leserinnen und Leser,

ennen Sie den Overshoot Day? Das ist der Tag in-nerhalb des Kalenderjahres, an dem die Menschheit bereits so viele Ressourcen verbraucht hat, wie für das gesamte Jahr zur Verfügung stehen, ohne dass die Um-

welt für zukünftige Generationen belastet wird. Bis Anfang der 1970er-Jahre lag der tatsächliche jährliche Ressourcenverbrauch der Menschheit noch innerhalb dessen, was die Erde jährlich auf nachhaltige Weise hergibt. Aber seit 50 Jahren ist diese Form der Nachhaltigkeit nicht mehr gegeben. 2019 fiel der Welt-Over-shoot Day auf den 29. Juli, 2020 auf den 22. August. Immerhin war 2020 das erste Jahr seit Langem, in dem der Welt-Overshoot Day deutlich später lag als im Vorjahr. Trotzdem bedeutet dies, dass wir nicht eine Erde, sondern ungefähr 1,7 Erden für eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise bräuchten.Bezogen auf die Bevölkerung und Wirtschaft in Deutschland fiel der Overshoot Day 2019 übrigens auf den 3. Mai (der Wert für 2020 steht Corona-bedingt bei Redaktionsschluss noch nicht fest). Würden wir den Umweltverbrauch Deutschlands auf die Welt übertragen, dann bräuchten wir für eine umweltverträg-liche und nachhaltige Lebensweise sogar 3 Erden und nicht nur eine.

Ressourcen und Werte in Einklang bringenSeit 50 Jahren wird unsere Erde durch die Menschheit nicht nachhaltig genutzt, sondern übernutzt, wenn auch in ungleicher Weise, wie der Vergleich Deutschlands mit der Welt insgesamt zeigt. Die Folgen werden von Jahr zu Jahr sichtbarer, zum Bei-spiel in Form der globalen, signifikanten Klimaveränderung und eines dramatischen Rückgangs der Artenvielfalt.Der amerikanische Wissenschaftler Joseph Tainter hat daraus die folgende Feststellung abgeleitet: „Wenn eine Gesellschaft nicht mit der Erschöpfung ihrer Ressourcen umgehen kann, drehen sich die wirklich interessanten Fragen um die Gesell-schaft und nicht um die Ressource. Welche Faktoren in der Gesellschaft verhindern eine angemessene Reaktion?“Oder umgekehrt gefragt: Was muss sich ändern, damit wir auf diese offensichtliche Situation angemessen reagieren? Wie schaf-fen wir die Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie? Wie schaffen wir ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltig-keit? Eines ist sicher: Die Zeitspanne, die uns bleibt, die seit50 Jahren andauernde Übernutzung der natürlichen Ressourcen deutlich zu korrigieren, ist kurz, vielleicht 10 oder 15 Jahre. Vor uns liegt eine massive Transformation unseres Wirtschafts-systems und unserer Lebensweise – und zwar weltweit.Banken und Sparkassen, Versicherungen und Investment-

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gesellschaften – also der gesamte Sektor der Finanzdienst-leistungen – spielen in diesem Transformationsprozess eine zentrale Rolle. Die Politik hat begonnen, die Rahmenbedin-gungen für die Finanzdienstleister in Bezug auf Nachhaltig-keit klarer zu formulieren. Beispielsweise hat die Bundes- agentur für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Ende 2019 ein „Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken“ veröffentlicht. Es ist zu erwarten, dass in kurzer Frist weitere und striktere Vorgaben folgen werden.

Finanzdienstleister als ÜbersetzerDie Finanzdienstleister lenken maßgeblich mit ihren Anla-ge- und Kreditentscheidungen riesige Summen an Kapital. Sie sind dadurch aus Sicht der Politik wichtige Akteure im Transformationsprozess hin zu einem nachhaltigeren Wirt-schaften. Die Finanzdienstleister sind geradezu ideale und sehr wirksame Transmissionsriemen, wenn sie von der Politik angehalten werden, bei ihren Entscheidungen die Risiken explizit zu berücksichtigen, die sich zum Beispiel aus Inves-titionen in beziehungsweise Krediten für nicht nachhaltige Geschäftsmodelle oder Projekte ergeben. Genau dies wird im oben genannten Merkblatt von den Finanzdienstleistern gefordert.Unternehmer, die bei einer Bank oder Sparkasse einen Kredit nachfragen, sollten sich also nicht wundern, wenn sie von ihrem Berater oder ihrer Beraterin zur Nachhaltigkeit ihres Unternehmens befragt werden. Beispielsweise, welchen Ein-fluss die Bepreisung des CO2-Ausstoßes für das Unterneh-men hat. Ob und wenn ja welche Strategie ein Unternehmen hat, künftig klimaneutral zu produzieren. Ob die Lieferkette für eingekaufte Vorprodukte auf Nachhaltigkeit überprüft ist (beispielsweise auf die Einhaltung von Arbeitsbedingungen und Sicherheitsstandards in der Produktion). Hat sich ein Unternehmen überhaupt mit seinem ökologischen Fuß- abdruck auseinandergesetzt? Ein spektakuläres Beispiel hat 2019 das britische Ölförderunternehmen BP geliefert, das seine Ölvorräte einmalig um 17,5 Milliarden Euro abgewertet hat (oder abwerten musste), um der CO2-Bepreisung Rech-nung zu tragen.

Sparkassen stärken soziale KomponenteRisiken und Chancen sind zwei Seiten einer Medaille! Wo es Nachhaltigkeitsrisiken gibt, gibt es auch Nachhaltigkeits- chancen. Anleger wie Versicherungen und Investmentgesell-schaften, aber auch Kreditgeber wie Banken und Sparkassen werden Kapital und Kredite bevorzugt dorthin lenken, wo sie unter Nachhaltigkeitsaspekten besondere Chancen sehen. Regenerative Energien sind ein solches Feld für nachhaltige Investitionen. Ebenso Geschäftsmodelle, die auf Wiederver-wertbarkeit verwendeter Ressourcen setzen. Wenn Nachhal-tigkeitsrisiken und Nachhaltigkeitschancen zukünftig noch stärker in den Entscheidungen der Finanzdienstleistungs-branche verankert sind, kann eine wertvolle Dynamik für ein nachhaltiges Wirtschaften generiert werden. Sparkassen sehen sich in Bezug auf Nachhaltigkeit in einer besonderen Rolle, vor allem wenn es um die soziale Komponente von

Nachhaltigkeit geht. Die Kreissparkasse Göppingen hat sich bereits in den 1980er-Jahren sehr intensiv in Umweltthemen eingebracht und wertvolle Beiträge für den Landkreis Göp-pingen in ihrer damaligen Kundenzeitschrift „Grashüpfer“ gebündelt. Die Kreissparkasse Göppingen ist als eines der ersten Unternehmen 2014 der WIN-Nachhaltigkeitsinitiative der Landesregierung Baden-Württemberg beigetreten. An den beiden Hochschulstandorten Göppingen und Geislingen unterstützen wir seit Jahren jeweils eine Stiftungsprofessur zu den Themen „Energieeffizienz von Elektromotoren – speziell für den Automobilbereich“ und „Nachhaltige Mobilitätssys- teme“ (diese Professur entwickelte sich so erfolgreich, dass sie 2019 von der Hochschule übernommen wurde). Generell sind wir davon überzeugt, dass wir durch die Unterstützung vielfältiger sozialer, kultureller und wirtschaftsnaher Akti-vitäten im Landkreis Göppingen einen wichtigen Beitrag insbesondere zur sozialen Komponente von Nachhaltigkeit leisten. Nicht zuletzt ist unser Geschäftsmodell auf die regionale Wirtschaft ausgelegt. Das heißt, wir unterstützen den regionalen Kreislauf von Sparen und Investieren und wir fördern eine ausgewogene regionale wirtschaftliche Entwicklung. In unserem Jubiläumsjahr 2021, wenn wir auf 175 Jahre Kreissparkasse Göppingen zurückblicken, wollen wir bewusst Nachhaltigkeit zu einem zukunftsorientierten Schwerpunktthema machen. Auf diese Weise werden wir den sozialwirtschaftlichen Gründungsauftrag der Sparkassen zeitgemäß in die Zukunft übersetzen. Ihr Dr. Hariolf Teufel

Maja Göpel: Unsere Welt neu denken. Eine Einladung. Ullstein, 17,99 Euro

Vorsitzender des Vorstands, Kreissparkasse Göppingen

MEIN BUCHTIPP

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Helden der Nachhaltigkeit

Liebenswerte Multitalente

In dem Märchen vom Aschenputtel steht die junge Heldin vor einer gewaltigen Aufgabe: Sie soll Linsen aus der Asche herauslesen. Das wäre nicht zu schaffen, hätte Aschenputtel nicht weiße Täubchen an ihrer Seite. Mit den großen Zielen der Nachhaltigkeit verhält es sich ähnlich. Auch hier kann Zusammenarbeit die Wende bringen und den Erfolg potenzieren. Ein paar Beispiele für das weit gefächerte Engagement von Mensch und Tier im Landkreis.

Lange Jahre waren sie von der Bildfläche so gut wie verschwun-den, doch seit einigen Jahren blökt es wieder allerorts im Kreis: Schafe und auch Ziegen sind als Landschaftspfleger inzwischen sehr geschätzt. Auf den Wachol-derheiden um Gruibingen, Mühl-hausen im Täle und Wiesensteig sorgt die Weidegemeinschaft Goißatäle dafür, dass Ziegen, Heidschnucken und andere Schafe dort grasen, wo sie gebraucht werden. Die Tiere der Schäferei Herb kümmern sich derweil in Bad Überkingen-Hausen um den artenreichen Kalkmagerrasen am Albtrauf. Beide Initiativen wurden

in den vergangenen Jahren mit dem Kulturlandschaftspreis des Schwäbischen Heimatbundes und des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg geehrt.Interessant sind Schäfereien und Weidegemeinschaften aber nicht nur für den Landschaftsschutz. Wer industrielle Massentierhaltung ablehnt, aber nicht auf Fleisch verzichten möchte, findet in den Hofläden und an den Marktstän-den der Schäfereien und Wei-degemeinschaften interessante Alternativen. Auch Wolle und an-dere schöne Dinge wie Seife sind dort zu haben – zu 100 Prozent regional und nachhaltig. •

Grünstreifen und andere bislang ungenutzte Flächen, die in den Gemeinden einfach da sind, lassen sich ökologisch sinnvoll einsetzen. Das beweist das Projekt „Schlierbach blüht auf“. Der Gemeinderat hat beschlossen, auf den Brachflächen innerhalb und außerhalb des Ortes spezielle Gräser und Blumen auszusäen, die Insekten als Nahrung schät-zen – und als Augenweide für die Bürgerinnen und Bürger in Schlierbach dienen. Eine tolle Idee. •

Bienen- und Augenweide zugleich

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Wenn einmal ein Rad in Schwung gekommen ist, beginnen sich oft auch andere zu drehen. Die Gemeinde Bört-lingen mit ihren 1800 Einwohnerinnen und Einwohnern ist dafür ein gutes Beispiel. Dort gibt es gleich mehrere Initiativen, die das Leben angenehmer und zugleich nachhaltiger machen:So ist an zwei Tagen pro Woche ein Bürgerfahrdienst auf Achse, der ältere Menschen an der Haustür abholt und zu jedem beliebigen Ziel im Umkreis von 20 Kilometern bringt. Donnerstags können sich Senioren und Seniorinnen zum Einkaufen nach Rechberghausen fahren lassen. Alle zwei Wochen gibt es zudem ein geselliges Bürgeressen, an dem vor der Corona-Pandemie 15 bis 20 Bürger und Bürgerinnen teilnahmen.Auch in Sachen Fairtrade tut sich hier einiges. Die Paul-Roth-Schule unter-stützt seit Jahren Kleinbauern in Bor-neo. Der Arbeitskreis „Rund ums Dorf“ hat in die Wege geleitet, dass Börtlin-gen sich nun offiziell Fairtrade-Kom-mune nennen darf: Möglich war das, weil alle Geschäftsinhaberinnen und -inhaber in Börtlingen sich bereit-

Immer wieder Börtlingen

„Bienen leben hocheffizient. Sie haben die perfekte Organisa-tion im Bienenstock und machen das absolut Beste aus ihrer Arbeit“, sagt Frank Mayer. Er weiß, wovon er spricht. Bei der Kreissparkasse Göppingen kümmert sich der Finanzexperte in der Abteilung Treasury um die Anlage und Disposition des Sparkassenvermögens. Vor zwölf Jahren begann er damit, seine Hobby-Imkerei aufzubauen. Inzwischen schwärmen rund 500.000 Tiere von seinem Garten in Eybach aus. Sie versorgen die Mayers nicht nur mit leckerem Honig, sondern sind auch in Sachen Blütenbestäubung nachhaltig-ökologisch unterwegs.Während die Imkerei viel Erfahrung verlangt, kann man den gefährdeten Wildbienen relativ leicht helfen, zum Beispiel, indem man im Garten einheimische und nektarreiche Pflanzen anbaut, die im besten Fall zeitversetzt blühen. Wildbienen, von denen es in Deutschland rund 560 Arten gibt, schätzen auch Insektenhotels und wilde Ecken im Garten. „Wildbienen-imker“ zu werden ist also gar nicht schwer. •

Summ, summ, summ

erklärten, fair gehandelte Produkte ins Angebot aufzunehmen. Wenn bei offi-ziellen Anlässen Kaffee ausgeschenkt wird, kann man sicher sein, dass er fair gehandelt ist.„Der Sinn dafür, anderen zu helfen, ist in Börtlingen definitiv da. Das führt zu immer neuen nachhaltigen Angeboten und Initiativen“, erklärt Bürgermeister Franz Wenka. Die Bürgerstiftung, die 2016 von dem Börtlinger Ehepaar Gudrun und Hannsgeorg Kramer unter dem Dach der Stiftergemeinschaft der Kreissparkasse Göppingen initiiert wurde, hat ihn trotzdem überrascht. Sie verfügt zwischenzeitlich über ein Kapital von mehr als 100.000 Euro und kümmert sich insbesondere um die Kinder- und Jugendarbeit sowie Drogenprävention.

Da die Stiftung in Niedrigzinszeiten wenig ausschütten kann, hat Hannsgeorg Kramer ein Repair-café gegründet, in dem Bürgerinnen und Bürger gegen eine Spende Elektroge- räte reparieren las- sen können. Der Elektroingenieur und Maschinenbauer hatte zuvor in Göp-pingen eine ähnliche

Initiative ins Leben gerufen. Wenn nicht gerade Corona-Beschränkungen herrschen, kann man an jedem zweiten Freitag im Monat im Rathaus den defekten Toaster, die Bohrmaschine oder den Rasenmäher abgeben und bei Kaffee und Kuchen auf das Urteil der drei ehrenamtlichen Experten warten. Das Repaircafé sorgt nicht nur für eine nachhaltigere Nutzung von Gegenständen und für eine anständige Spendensumme auf dem Konto der Bürgerstiftung, es macht auch allen Beteiligten Spaß. „Die Leute strahlen, wenn sie mit ihrem reparierten Gerät nach Hause gehen“, stellt Bürger-meister Wenka immer wieder fest. Gemeinsame Aktionen sind nicht nur für Klima und Umwelt, sondern auch für die Seele eine Wohltat. •

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Eigenständigkeit steht ganz oben auf der Wunschliste

Mit den eigenen Finanzen so zu wirt-schaften, dass es für das ganze Leben reicht, ist auch eine Form von Nachhal-tigkeit. Martin Veil und Ralf Bosch vom KompetenzCenter Generationenbera-tung berichten im Interview, worauf man achten sollte.

WIR FÜR SIE: Sie haben täglich mit ganz unterschiedlichen älteren Men-schen in unterschiedlichen Lebens- situationen zu tun. Gibt es etwas, das all diese Menschen verbindet?

MARTIN VEIL: Eigenständigkeit ist für so gut wie jeden älteren Menschen ein Thema – und zwar in allen Lebens-bereichen. Das gilt für die Mobilität genauso wie für die Finanzen. Die meis-ten wollen auf keinen Fall die Kinder belasten. Deshalb sind regelmäßige Einkünfte wie Renten, aber auch Erspar-nisse im Alter wichtig.

Warum schieben dann viele jüngere Leute das Thema vor sich her?

RALF BOSCH: Wenn man jung ist, denkt man in der Regel, man hätte

noch ewig Zeit, bis man 60 oder 70 ist. Deshalb setzen junge Leute andere Prioritäten. Beim einen ist das vielleicht eine schicke Wohnungseinrichtung, beim anderen das Auto oder der Mo-bilfunkvertrag. Im Nachhinein erkennt man dann, dass ein regelmäßiger Beitrag zur Altersvorsorge durchaus sinnvoll gewesen wäre.

In vielen Familien gibt es ja Immobili-en. Das ist für einige eine Art Ruhe-kissen, denn es bedeutet ja, dass man sich das Geld für die Miete schon mal sparen kann ...

MARTIN VEIL: Man kann in einem rie-sigen Haus wohnen und trotzdem kein Geld fürs Heizöl haben. Es gibt Fälle, da leben betagte Leute lieber in Armut, als das Haus zu verkaufen. Vor allem bei Witwen erleben wir mitunter eine hohe Leidensbereitschaft. Oft sind es die Kin-der, die die Eltern davon überzeugen, dass sie sich einen schönen Lebens-abend gönnen sollten. Gibt es denn Alternativen zum Haus-verkauf?

RALF BOSCH: Ja, es gibt die Immo-bilienverrentung. Dabei verkauft der Eigentümer sein Haus an einen Investor oder eine gemeinnützige Organisation, darf jedoch auf Lebenszeit dort wohnen bleiben und erhält eine monatliche Rente. Erst nach dem Tod geht das Haus in den Besitz des Käufers über. Bei der Kreissparkasse beraten wir Interessenten zu diesem Modell. Und wenn Reparaturen kommen?

MARTIN VEIL: Das Wohnverhältnis ist dann ähnlich wie bei Mietern und

Vermietern. Bei einem Hagelschaden zum Beispiel übernimmt der Käufer die Reparaturarbeiten. Der Vorteil ist, dass man in den vertrauten vier Wänden bleiben kann und zugleich über finan-zielle Mittel verfügt, um zum Beispiel eine Haushaltshilfe anzustellen. Bleiben wir einmal beim Stichwort „Haushaltshilfe“. Wie kann man denn berechnen, wie viel Geld man im Alter benötigt?

MARTIN VEIL: Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Manche wollen im Alter reisen, andere wollen ins Haus investieren. Auch wer bescheiden lebt, braucht in der Regel irgendwann eine Hilfe – zum Beispiel im Haushalt oder zum Heckenschneiden. Dazu kommt, dass wir immer älter werden. Schon allein deshalb werden wir mehr Geld brauchen als unsere Eltern. Aktuell sind Frauen stärker von der Altersarmut betroffen als Männer. Das hat damit zu tun, dass sich Frauen früher weniger beruflich quali-fizieren konnten. Das hat sich mittler-weile geändert. Kommen damit auf Frauen im Alter bessere Zeiten zu?

RALF BOSCH: Ja, zum Glück. Allerdings haben Frauen nach wie vor deutlich größere Versorgungslücken als Männer. Ihre Rente ist oft nur halb so hoch wie die eines Mannes. Wie kommt es dazu?

RALF BOSCH: Der offensichtliche Grund ist, dass es immer noch mehrheitlich

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Das Thema Generationen- beratung wird immer wichtiger. Deshalb bekommt Martin Veil (re.), der seit acht Jahren auf dieses Thema spezialisiert ist, nun Verstärkung durch Ralf Bosch. Zusammen informieren und beraten die beiden Kunden im neuen KompetenzCenter Generationenberatung der Kreissparkasse in Göppingen.

die Frauen sind, die wegen der Kin-der zu Hause bleiben. Drei, vier Jahre sind mit Blick auf die Rente auch zu verkraften. Doch danach sollten die Frauen wieder in Jobs zurück, die ihrer Qualifikation entsprechen. Und hier liegt das Problem: Viele steigen nach der Elternzeit nur mit einer Teilzeitbe-schäftigung wieder ein, etliche auch nur mit Mini-Jobs. Viele verharren zu lange in diesen Beschäftigungsverhältnissen. Das führt zu fehlenden Rentenansprü-chen im Alter. Gibt es noch andere Gruppen, die in Sachen Altersarmut wachsam sein sollten?

MARTIN VEIL: Ja, vor allem Selbst- ständige sollten das Thema Alters-vorsorge ernst nehmen, zum Beispiel Handwerker oder Kaufleute – eben alle, die nicht in die gesetzliche Renten-versicherung einzahlen. Nicht selten investieren diese Menschen über Jahre hinweg ins Unternehmen und ver- nachlässigen dabei das Thema Alters-vorsorge. Das gilt sicher auch für Fragen zu Vollmachten und Testaments- vollstreckung, auf die Sie im KompetenzCenter Generationen- beratung ja spezialisiert sind?

RALF BOSCH: Genau. Das beginnt mit der Vollmacht für das Bankgeschäft. Wenn die ausgestellt wurde, ist schon mal eine große Hürde genommen. Stel-len Sie sich vor, Ihr Partner verunglückt und ist nicht mehr ansprechbar. In die-ser Situation haben Sie ohne Vollmacht

keinen Zugriff auf das Konto. Und ohne Generalvollmacht können Sie Ihren Partner auch in allen weiteren wichtigen Fragen nicht vertreten – das übernimmt dann ein amtlich bestellter Betreuer. Raten Sie zu einer Generalvollmacht?

MARTIN VEIL: Unbedingt, wenn man eine Person seines Vertrauens hat. Nach meinem Eindruck schrecken davor viele zurück, weil sie Sorge haben, dass ihre Bevollmächtigten sie gegen ihren Willen in ein Heim schicken könnten. Da können wir aber beruhigen: Solange man seinen Willen selbst artikulieren kann, können bevollmächtigte Per-sonen hier nichts ausrichten. Wenn man aber dement wird und keine Vollmacht ausgestellt hat, entscheidet ein vom Amtsgericht bestellter gesetzlicher Betreuer für einen. RALF BOSCH: Ebenso wichtig ist es, ein rechtsgültiges Testament zu verfassen. Wenn keine direkten Nachkommen da sind, kann zum Beispiel eine Stiftung eine interessante Alternative sein. Auch hierzu beraten wir im KompetenzCenter gerne. Als Vorsorgeexperten haben Sie beide vor allem die Finanzen im Blick. Gibt es auch Vorsorgemöglichkeiten, die nichts mit Geld zu tun haben?

MARTIN VEIL: Ja, die gibt es. Bildung zum Beispiel ist ein Kapital ganz ande-rer Art, genauso wie die Berufswahl. Ein Job, der glücklich macht, ist, wenn Sie so wollen, auch eine Altersvorsorge. •

T IPPS

• Mit einer Generalvoll-macht kann man selbst bestimmen, welche (Ver-trauens-)Person rechtlich für einen handeln darf, wenn man dazu selbst nicht mehr in der Lage ist. So etwas sollten alle haben, und zwar ab 18 Jahren. • Ein gutes Testament schafft Klarheit und sorgt für eine reibungslose Nachlassabwicklung, des-halb wählen Sie bei Erb- und Nachlassfragen am besten einen Rechtsbei-stand, der sich auf dieses Thema spezialisiert hat. • Wenn ein Elternteil zu Hause bleibt, sollte für diese Person eine zusätzliche Altersvorsor-ge getroffen werden, um die Versorgungslücke im Alter wenigstens zu mildern.

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Entgraten, polieren, Energie sparenWärme vom Kompressor: Der neue Firmensitz des Göppinger Unternehmens Kreeb

ei einer Aktiengesellschaft geht es um das nächste Quartalser-gebnis, so heißt es, im Famili-

enunternehmen um die nächste Ge-neration. Dass Letzteres auch viel mit Nachhaltigkeit zu tun hat, zeigt das Bei-spiel des Göppinger Traditionsbetriebs Heinrich Kreeb.

Der letzte Schliff für viele TopmarkenDie Firma, 1930 gegründet, stellt Werk-zeuge zum Entgraten, Schleifen und Polieren her und ist auf diesem Gebiet ein typischer, in diesem Fall glänzender Vertreter des deutschen Mittelstands: weltweit aktiv mit einem Exportanteil von rund 40 Prozent, qualitativ führend, aber nur Insidern ein Begriff. Dabei verdanken viele international bekannte Markenprodukte – aus so unterschied-lichen Branchen wie Instrumentenbau, Schreibgeräte, Unterhaltungselektronik, Küchenausstattung, Armaturen oder Fahrzeugbau – ihre spiegelglatten oder auf Wunsch edel mattierten Oberflä-chen den Tellerbürsten, Schleifscheiben und Polierringen aus der Ziegelstraße. Aufzupolieren gibt es immer etwas, deshalb laufen die Geschäfte bei Kreeb gut, wenn auch seit Langem beengt und ohne Expansionsmöglichkeiten in der Innenstadt.

Auf einem 7000 Quadratmeter gro- ßen Grundstück im Gewerbegebiet Stauferpark entsteht deshalb ein neuer Firmensitz für die rund 60 Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter. Bei derar-tigen Neubauvorhaben geht es immer um die Optimierung der Produktion und um möglichst geringe Kosten. Bei Kreeb spielt zudem eine Rolle, „dass wir nachhaltig bauen und Energie mög-lichst aus regenerativen Quellen gewinnen wollen“, wie Cornelius Gaiser sagt, der gemeinsam mit seinem Vater Dr. Lutz Gaiser als geschäftsführender Gesellschafter das von seinem Urgroß-vater gegründete Unternehmen führt.Der künftige Firmensitz wird deshalb den KfW-Effizienzhaus-Standard 55 erfüllen, das bedeutet, die Immobilie braucht nur 55 Prozent der Primär- energie eines Gebäudes, das nach den gesetzlichen Vorgaben der Energie- einsparverordnung (EnEV) errichtet worden ist. Für Gewerbebauten sind derart niedrige Standards eher unge-wöhnlich.Mithilfe eines Energieberaters lassen sich auch hier gangbare Wege aufzei-gen, zumal derartige Bauvorhaben durch Kredite der KfW gefördert wer-den. „Dennoch bedeutet es für das Unternehmen zunächst einmal, mehr Geld in die Hand zu nehmen und zu

investieren“, sagt Sandro Caputo, Fir-menkundenberater bei der Kreisspar-kasse Göppingen. Dass die Hausbank für diese Fördermittel bürgen muss, war im Fall von Kreeb kein Problem. „Wir ken-nen das Unternehmen seit Langem und wissen, wie gut es dasteht“, sagt Sandro Caputo. Grundsätzlich versteht sich die Kreissparkasse Göppingen auf die Ver-mittlung von Förderkrediten ähnlich gut wie die Firma Kreeb auf das Hochglanz-polieren von Silber oder Klavierlack. Trotz Corona konnte die Kreissparkasse im ersten Halbjahr 2020 allein für ihre Firmenkunden Fördermittel in Höhe von insgesamt 63,5 Millionen Euro bei L-Bank und KfW beschaffen.

Heizenergie kommt per Fernwärme Um den angestrebten Effizienz-Stan-dard für den neuen Firmensitz zu er-reichen, hat der Generalunternehmer, Stahlbau Nägele aus Eislingen, eine speziell auf Kreeb zugeschnittene Kon-zeption für die Gebäudetechnik ent-wickelt. Da in der Produktion viel mit Druckluft gearbeitet wird, gibt es etwa eine Wärmerückgewinnung aus der Abluft der Kompressoren. Auch sämt-liche Zu- und Abluftanlagen im Neubau sind mit Wärmerückgewinnungssyste-men ausgestattet, um die Heizenergie,

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die per Fernwärmeanschluss vom Bio-masse-Kraftwerk des Stauferparks ge-liefert wird, so sparsam wie möglich zu nutzen. Eine sogenannte VRF-Anlage (Variable Refrigerant Flow, auf Deutsch veränderbarer Kältemittelstrom) heizt oder kühlt je nach Bedarf mit einem Minimum an Energieverlusten. Für die Büroräume gibt es eine Niedertempera-tur-Fußbodenheizung. Es wurde darauf geachtet, dass Abluft und Frischluft nicht vermischt werden, wodurch nur sau-bere, gefilterte Luft ins Gebäude strömt. Strom liefert eine Fotovoltaik-Anla-ge auf dem Dach. Ein weiteres Detail: Regen von den Dachflächen fließt nicht in die Kanalisation, sondern in ein Versi- ckerungssystem und wird dadurch dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt.

Für die nächste Generation gerüstet Ob sich die Investitionen amortisieren, „ist im Moment schwierig zu beant-worten“, sagt Cornelius Gaiser. Der Di-plom-Wirtschaftsingenieur rechnet da-mit, dass die Energiekosten in Zukunft deutlich steigen werden: „Dafür haben wir uns auf umweltfreundliche Art und Weise gerüstet.“ Für Ende des Jahres ist der Umzug in den Stauferpark geplant – in ein Gebäude, das die Firma Kreeb fit macht für die nächste Generation. •

Die Drei von der Planstelle (von links): Cornelius Gaiser (geschäftsführender Gesellschafter Kreeb), Joachim Labude (Projektleiter Haus- technik Stahlbau Nägele) und Sandro Caputo von der Kreis-sparkasse freuen sich über den Bau- fortschritt.

Nach 90 Jahren in der Göppinger Innen-stadt steht der erste Umzug an: Die welt-weit gefragten Schleif-, Polier- und

Entgrat-Werkzeuge (u.) der Firma Kreeb werden künftig in einem energetisch opti-mierten Neubau im Stauferpark gefertigt.

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WIR FÜR SIE: Herr Meissner, welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit im Kundengeschäft?

KLAUS MEISSNER: Einen großen. Wobei unterschiedliche Aspekte eine Rolle spielen.

WIR FÜR SIE:Nämlich?

KLAUS MEISSNER:Wertewandel, staatliche Anreize und eine sich verändernde Risikokultur.

WIR FÜR SIE: Gehen wir die drei Punkte durch. Worin zeigt sich der Wertewandel?

KLAUS MEISSNER:In der Kundenberatung spüren wir, dass Kundinnen und Kunden verstärkt zu nachhaltigen Produkten greifen. Die Entscheidung fällt dabei leichter, wenn diese Anlagen ähnlich gut oder gar besser performen als Alternativpro-dukte. Die Rendite spielt aber bei Anla-geentscheidungen nicht mehr automa-tisch die größte Rolle. Geldanlage wird zunehmend zu einer Gewissensfrage. Wir sind daher froh, dass wir unter-schiedliche Produkte anbieten können, beispielsweise Wertpapierfonds, die das Thema Klima in den Mittelpunkt stellen, oder andere, die sich auf soziale Aspekte fokussieren.

WIR FÜR SIE:Was meinen Sie mit staatlichen Anreizen?

KLAUS MEISSNER:Darunter verstehe ich, dass der Staat durch finanzielle Anreize das Kunden-verhalten steuern kann. Sicher gibt es Menschen, die so viel Wert auf Energieeffizienz legen, dass sie bei der Instandsetzung ihrer Immobilie Investi-tionen angehen, die sich wirtschaftlich gesehen nicht rechnen. Flächen- deckend setzen sich Maßnahmen am ehesten durch, wenn der Staat entspre-chende Rahmenbedingungen schafft. Fotovoltaikanlagen kamen erst dann auf viele Dächer, als sie einen wirt-schaftlichen Vorteil boten.

WIR FÜR SIE:Und wie steht es um die sich verändernde Risikokultur?

KLAUS MEISSNER:Das ist eine sehr komplexe Angele-genheit, die es von mehreren Seiten zu beleuchten gilt. Nehmen wir ein Unternehmen, das Trinkhalme aus Plastik herstellt und für die Investition in neue Maschinen einen Kredit anfragt. Dann müssen wir uns mit dem Kunden fragen: Trägt das Geschäftsmodell in Zukunft noch? Angenommen, wir hätten vor zwei Jahren die Diskussionen

Geldanlage wird zur GewissensfrageKlaus Meissner verantwortet bei der Kreis-sparkasse Göppingen als Vorstand das Privat-kunden- und das Firmenkundengeschäft. WIR FÜR SIE hat nachgefragt, welche Rolle dabei nachhaltige Kriterien spielen.

zu Einweg-Plastik ignoriert und einen entsprechenden Kredit bewilligt. 2021 wird die EU-Richtlinie umgesetzt, die Trinkhalme aus Plastik verbietet. Würde das Unternehmen ausschließlich dieses Produkt herstellen, stünde es vor dem Aus und wir müssten den Kredit ab-schreiben. Die Investitionsentscheidung hätte also ein Risiko dargestellt – für das Unternehmen und die Bank.

WIR FÜR SIE:Ist die Kreissparkasse so etwas wie ein Tugendwächter in Sachen Nachhaltigkeit?

KLAUS MEISSNER:Als Bank können wir weder Tugend-wächter sein, noch Entscheidungen über Embargos oder Sperren treffen. Solche Regelungen sind Sache des Staates. Unsere Aufgabe ist es vielmehr, die Wirtschaft im Landkreis mit unseren Finanzprodukten zu unterstützen. Wir fördern Existenzgründungen, begleiten Unternehmen und sichern Arbeitsplätze im Landkreis. Wir beraten unsere Pri-vatkunden hinsichtlich ihrer finanziellen Absicherung und legen dabei Wert auf in jeder Hinsicht nachhaltige Entschei-dungen. Insgesamt tragen wir so dazu bei, den Landkreis zukunftsfähig zu gestalten. Dabei spielen Aspekte der Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Wir sehen uns an dieser Stelle als Berater, aber nicht als Tugendwächter. •

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Kunstgeschichte direkt vor der Haustür

Das Archiv G. C. Kirchberger auf Schloss Filseck

aum jemand schenkte dem Lie-ferwagen Beachtung, der im November 2017 unzählige Male

zwischen Bad Boll und Schloss Filseck hin- und herfuhr. Dabei war das, was hier Stück für Stück transportiert wurde, alles andere als gewöhnlich: Rund 560 Gemälde, Hunderte von Papierarbeiten, dazu Skulpturen, Spielobjekte, die Ate-lierausstattung sowie eine umfassende Handbibliothek aus dem Nachlass des Künstlers Günther C. Kirchberger fan-den unter dem zum Archiv umgestal-teten Dach im Ostflügel des Schlosses ein neues Zuhause.Günther C. Kirchberger, der seit 1996

mit seiner Frau in Bad Boll lebte, hat-te in den 50er- und 60er-Jahren die Kunstszene im deutschen Südwesten maßgeblich geprägt. Als einer der ersten Künstler reiste er – damals noch Student – nach London und fand beim ehema-ligen Kriegsgegner herzliche Aufnahme. Die neuen Kontakte zu internationalen Künstlern und Galeristen, die er dort knüpfte, prägten nicht nur seine künst-lerische Persönlichkeit, sondern setzten nach seiner Rückkehr hierzulande auch etwas in Bewegung: Durch den regen Austausch fand der deutsche Südwesten Anschluss an die internationale Szene. Kirchberger selbst stand in diesen Jah-

ren als Künstler des Informel und später des Hard Edge in der ersten Reihe.Avantgardisten gelten landläufig als Ex-zentriker. Zu Kirchberger passte diese Eigenschaft nicht. Der hochgewachsene, in Kornwestheim geborene Schwabe war ein umgänglicher und herzlicher Mensch, der wenig Aufhebens um seine Person machte. Nach der großen Auf-bruchszeit engagierte er sich in den fol-genden rund 30 Jahren als Professor an der Kunstakademie Krefeld für die Kunst seiner Studentinnen und Studenten. In Bad Boll wussten nur Insider von seiner großen Vergangenheit. Die neue Um-gebung inspirierte Kirchberger, sein

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Blick ins Archiv G. C. Kirchberger

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Schaffen erreichte einen neuen Höhepunkt. Mit zunehmendem Alter stand das Ehepaar Kirchberger, das kin-derlos geblieben war, vor der Frage, was mit dem umfangreichen Werk gesche-hen sollte.Ursprünglich plante der Künstler, eine eigene Stiftung zu gründen. Vom kunst-geschichtlichen Wert der Sammlung her gesehen wäre das kein Problem gewesen, doch die liquiden Mittel, die eine Stif-tung verlangt, fehlten.

Dauerhaftes Engagement der Schloss-Filseck-StiftungIn dieser Situation sprang die Kreisspar-kasse Göppingen, zu der der Künstler seit Langem ein gutes Verhältnis hatte, in die Bresche. Kirchberger übertrug sein künstlerisches Vermächtnis an das Finanzinstitut. Im Gegenzug sicherte die Kreissparkasse zu, nach dem Tod der Kirchbergers das Werk kunsthisto-risch aufzubereiten und der Öffentlich-keit zugänglich zu machen. Eine große Verantwortung, handelt es sich doch um ein auf Dauer angelegtes Engagement, das neben angemessenen Räumlich-keiten auch personellen Aufwand mit sich bringt. Dennoch war von Anfang an klar, dass die Kreissparkasse – kon-kreter: die Schloss-Filseck-Stiftung der Kreissparkasse Göppingen – sich dieser Aufgabe stellt.

Zu tun gab und gibt es eine Menge. Der erste Schritt war das Einrichten des Archivs G. C. Kirchberger im Dach- geschoss des Ostflügels von Schloss Filseck. Wochenlang war Knut Deeg, der das Archiv betreut, damit beschäftigt, die Räume vorzubereiten. Er sorgte da-für, dass an jenen Novembertagen 2017 jedes Blatt des umfangreichen Werks seinen Platz fand. Doch das war nur der Anfang.In den vergangenen Jahren hat die Schloss-Filseck-Stiftung damit begon-nen, das vielschichtige Werk des süd-deutschen Avantgardisten wissenschaft-lich zu erfassen. Keine kleine Aufgabe. Unzählige Studien, Skizzen und Notizen geben Hinweise, was wann entstand – doch dazu muss das Material Blatt für Blatt ausgewertet werden.Darüber hinaus präsentiert das Archiv einmal im Jahr eine Ausstellung. Die Stiftung richtet den Fokus dabei auf im-mer neue Aspekte im Werk Kirchber-gers. Dokumentiert wird die Arbeit auch durch eine reich bebilderte Schriftenrei-he. Deren Autor ist der Kunsthistoriker und Galerist Dr. Stephan Geiger, ein Freund der Kirchbergers aus früheren Jahren. Das erste Heft widmet sich Kir-chberger als „Schlüsselfigur der Stutt-garter Avantgarde“, das zweite konzen-triert sich auf die Rolle der Gruppe 11 und den „Aufbruch ins Internationale“.

Der dritte Band, der zur Ausstellung 2020 erschien, nimmt die „Jahre in Bad Boll“ ins Visier. G. C. Kirchberger – der süddeutsche AvantgardistNeben diesen eigenen Forschungsthe-men ist das Archiv G. C. Kirchberger und sein kunsthistorischer Berater, Dr. Stephan Geiger, Anlaufstelle für alle kunsthistorischen Fragen rund um das Werk des Künstlers. Es unterstützt unter anderem den internationalen Kunsthan-del und Auktionen bei der Zuschreibung und Authentifizierung und ist ein wich-tiger Ansprechpartner für Museen und Kuratoren. Für Studierende und andere Interessierte, die zum Werk Kirchber-gers forschen, wurden Arbeitsplätze eingerichtet. Wenn Knut Deeg von den Aufgaben des Archivs spricht, fällt im-mer wieder der Begriff Nachhaltigkeit: „Wir denken bei diesem Stichwort in der Regel an Ökologie und Ökonomie, weniger jedoch an die soziale Kompo-nente“, erklärt er. „Zu dieser gehört auch die kulturelle Nachhaltigkeit: Ohne die Stiftung wäre das Werk in alle Winde verstreut worden, Kulturgut verloren ge-gangen.“ Das Archiv G. C. Kirchberger sichert ein wichtiges Stück überregio-naler Kunst- und Kulturgeschichte und erhält es für die Nachwelt. Eine große und schöne Aufgabe. •

Nordflügel von Schloss Filseck (li): Die Galerie im Ostflügel zeigt laufend Wechselausstellungen

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25 2020 WIR FÜR SIE

• Das Kirchberger-Archiv gibt eine Schriftenreihe rund um das Schaffen von G. C. Kirchberger heraus. Bislang sind drei Ausgaben erschienen. Die Broschüren sind in der Galerie im Ostflügel (Schloss Filseck) zu je 5 Euro erhältlich.• Interessierte können die Schriften auch direkt bei der Schloss-Filseck- Stiftung bestellen, per E-Mail: [email protected] oder telefonisch unter 0 71 61/98 33 28-0.• Die Galerie im Ostflügel ist während einer Ausstellung mittwochs bis sonn-tags sowie an Feiertagen von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Informationen zu den Ausstellungen gibt es unter www.schloss-filseck.de. Eintritt frei.

Günther C. Kirchberger(1928 – 2010) prägte zuLebzeiten maßgeblich dieKunstszene im Südwesten.

WISSENSWERT

Abschied von Geschäftsführer Thomas Wolf

„Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit“ (Pred/Koh 3,1), so beginnt ein Bibelvers, der König Salomon zugeschrie-ben wird. Im Landschaftspark und in den Gärten rund um Schloss Filseck lässt sich das Werden, Vergehen und Neuentstehen in der Natur an vielen Stellen eindrucks-voll beobachten. Etliche dieser Orte, darunter das Grüne Klassenzimmer, den Staudengarten und den malerischen Schlossgarten, hat Thomas Wolf als Geschäftsführer der Schloss-Filseck-Stiftung der Kreissparkasse Göppingen mitinitiiert und realisiert. Mit Begeisterung, Herzblut, enor- mer Kreativität und Energie hat er sich immer wieder für gute Ideen stark gemacht. Auch der Landschaftspark Schloss Filseck mit seinen abwechslungs-reichen Spazier- und Wander-wegen und 13 Orten, verteilt in der schö-nen Kulturlandschaft, entstand unter seiner Federführung. Im Juli dieses Jahres ist er mit 57 Jahren verstorben.

Joachim Müller: „Ein Zufluchtsort in Corona-Zeiten“

Vor Jahren, als Joachim Müller noch stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Göppingen war, entstand dort die Vision von Schloss Filseck als Ort der Erholung und Entspan-nung.„Wie wichtig Naherholungs-ziele sind, ist durch die

Corona-Krise überdeutlich geworden“, erklärt Müller, der nach dem Tod von Thomas Wolf die Stiftung alleine leitet. Schlossgarten und Schlosspark sind für viele Bürgerinnen und Bürger zu Zufluchtsorten geworden, die die Möglichkeit bieten, in freier Natur Luft zu holen und Kraft zu tanken. „Wenn man bedenkt, dass anfangs viele andere Nutzungsmöglichkeiten für das Schloss diskutiert wurden, bin ich im Nachhinein froh, dass wir uns für den Ausbau von Garten und Landschaftspark entschieden haben“, meint er. Als Stiftungsgeschäftsführer ist es Joachim Müller der-zeit wichtig, das kulturelle und gastronomische Angebot im Rahmen der Corona-Bestimmungen zu stärken. Ein weiteres Augenmerk legt er auf die Pflege und somit den Erhalt der Streuobstwiese. „Das Schloss hat auch in diesen besonderen Zeiten viel zu bieten. Es lohnt sich, immer wieder vorbeizuschauen“, verspricht er.

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26 WIR FÜR SIE 2020

Die Zahlen müssen stimmen – das gilt vor allem für eine Bank. Bei der Kreissparkasse Göppin-gen zählt seit jeher aber auch das, was das Unternehmen zum Gemeinwohl beitragen kann. Eine gesunde Bilanz ist dafür die Basis, denn nur ein wirt-schaftlich erfolgreiches Unter-nehmen kann spenden, fördern und unterstützen.

Bilanzsumme: 6,06 Milliarden Euro Ausleihungen an Kunden: 4,25 Milliarden Euro Kundeneinlagen: 4,06 Milliarden Euro Eigenkapital: 670 Millionen Euro Förderung des Gemeinwohls: 1,52 Millionen Euro

Bilanzzahlen für das Jahr 2019(Stichtag jeweils 31. Dezember 2019):

Mehr als Soll und Haben

1053Virusbedingte Raten-Pause: Bis Mitte Juli 2020 wurden für 1053 Darlehen bei der Kreissparkasse Vereinbarungen über die Aussetzung der Zahlungen getroffen. Die Summe der gestundeten Beträge lag bei rund 1,6 Millionen Euro pro Monat.

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Kreissparkasse Göppingen WIR FÜR SIE

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125.780Starker Antrieb für gemeinnützige Projekte: Mit den Spendenerlösen aus dem PS-Sparen konn-ten 2019 soziale Einrichtungen im Landkreis mit 125.780 Euro unterstützt werden.

480Viel kurzer Draht: Weil persönlicher Kontakt Corona-bedingt kaum noch möglich war, begann die Kreissparkasse im April dieses Jahres mit sogenannten Care Calls, um bei den Kundinnen und Kunden nachzufragen, ob Gesprächs- oder Beratungsbedarf be-steht – im Schnitt allein im Privatkunden-bereich 480 Anrufe pro Arbeitstag.

198.107Investition in die Zukunft: Mit 198.107 Euro hat die Kreis-sparkasse 2019 zwei Stif-tungsprofessuren unterstützt, eine an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nür-tingen-Geislingen (HfWU) und eine am Standort Göppingen der Hochschule Esslingen.

228.296 Starthilfen für Ideen und Existenzgründer: Mit ins- gesamt 228.296 Euro hat die Kreissparkasse 2019 die Wirtschafts- und Innovati-onsförderungsgesellschaft im Landkreis (WiF) sowie das Geislinger Innovations- und GründerZentrum GIGZ und somit das Start-up-Center G-Inno gefördert.

79.760.800Anschubfinanzierung: Bis Ende Juli 2020 hat die Kreissparkasse Corona-bedingte Kreditanträge in Höhe von mehr als 30 Millionen Euro geprüft. Parallel dazu wurden Förderanträge mit einem Gesamtvolumen von rund 49 Millionen Euro an die KfW und L-Bank weitergereicht.

100Ehrenamt während der Arbeitszeit: Die Kreissparkasse Göppingen stellt pro Jahr ein Zeitbudget von 100 Arbeits-stunden zur Verfügung, in denen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ehren-amtlich engagieren können – etwa bei der Vesperkirche Göppingen.

54Kurze Wege: Rund 54 Prozent ihres ge-samten Einkaufsvolumens beschafft die Kreissparkasse Göppingen bei regio-nalen Lieferanten und Dienstleistern.

Mehr als Soll und Haben

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WIR FÜR SIE Kreissparkasse Göppingen

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Schnelle Hilfe für EngagierteDie Kreissparkasse hat Vereine während des Corona-Lockdown unterstützt

Vereine sind von Grund auf nachhaltig: Sie bündeln Kräfte und machen Dinge mög-lich, die sich allein kaum stemmen lassen. Gemeinschaft ist ihre Lebensader. Der Lockdown samt all seinen Beschränkungen hat sie empfindlich getroffen. Wochenlang mussten Vereinsräume geschlossen bleiben, Konzerte, Turniere und Veranstaltungen wurden abgesagt.Die Kreissparkasse Göppingen hat nach einem Weg gesucht, möglichst viele Vereine und Gruppen zu unterstützen – und sie hat eine Lösung gefunden: Die Zweckerträge in Höhe von rund 65.000 Euro wurden in diesem Jahr vollständig in eine Corona-Hilfe für Vereine umgewandelt und mit eigenen Mitteln nochmals um mehr als die Hälfte aufgestockt. Bis zum 30. Juni 2020 konnten Vereine aus der Region eine Finanzspritze beantragen. Die Höhe der Förderung richtete sich nach der Mitglie-derzahl. Vereine mit mehr als 50 Mitglie-dern erhielten 500 Euro, kleinere Gruppen 250 Euro. Insgesamt vergab die Kreisspar-kasse Göppingen Spenden in Höhe von über 100.000 Euro an rund 220 Vereine.

HAUS DER FAMILIE, VILLA BUTZIn den Räumen der Villa Butz war es in den letzten Monaten still. Für die Leiterin Barbara Hofgärtner war dies ein Grund, die eigene Arbeit zu reflektieren. Ihr Resümee: „Unser Haus lebt vom zwischenmenschlichen Kontakt. Die Krise hat deutlich gemacht, wie wertvoll das täg-liche Miteinander und die Begeg-nungen in unseren Kursen und offenen Angeboten sind.“ Wir hoffen und wünschen ihr, dass die Villa recht bald wieder zum Leben erwacht.

SCHÜTZENVEREIN WIESENSTEIGNormalerweise nehmen die Sportschützen in Wie-sensteig die Schießscheibe konzentriert ins Visier. Angesichts der Corona- Beschränkungen haben sich die Aktiven eine an-dere Aufgabe gesucht und beschlossen, das Dach der Schießhalle zu sanieren. Die Spende kam genau zur rechten Zeit.

MAITISER WIESENKICKER Mit einem Foto bedankte sich der Vorstand der Maitiser Wiesenkicker für die Spende der Kreissparkasse. Sie hilft, dass der Verein sein Sportangebot für Erwachsene und Kinder rund um Maitis fortführen kann.

GARTENFREUNDE BÖHMENKIRCH Die Gartenfreunde Böhmenkirch haben sich das Ziel gesetzt, gemeinsam mit Behörden und anderen Trägern frei zugäng-liche Grünanlagen zu schaffen, während des Corona-Lockdown ja ein immens wichtiger Raum. Naturnahe Wohnformen und ökologische Gartengestaltung sind Themen, um die es in den Fachvorträgen und Beratungen geht. In der Corona-Zeit blieb das Vereinsheim geschlossen.

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Schnelle Hilfe für EngagierteDie Kreissparkasse hat Vereine während des Corona-Lockdown unterstützt

Chöre – Singen mit AbstandChöre sind durch die Pandemie besonders betroffen: Schnell wurde bekannt, dass sich beim Singen das Virus im Aerosol ausbreitet und die Ansteckungsgefahr erhöht.

Vom LIEDERKRANZ BÖRTLINGEN hörten wir, wie schwer es fiel, das Frühjahrskonzert abzusagen, für das die Sänge-rinnen und Sänger wochenlang geprobt hatten. Die meis- ten Chöre machten ähnliche Erfahrungen. Einige Gruppen überbrückten die Zeit mit fantasievollen Online-Aktionen. So startete der SÄNGERKRANZ BARTENBACH verschie-dene Mitmachaktionen, darunter eine „30-Tage-Song- Challenge“, bei der die Mitglieder jeden Tag zu einem bestimmten Thema ihre Lieblingssongs posteten. Andere schmiedeten Pläne für die Zeit nach Corona. So etwa der MUSIKVEREIN BAD-BOLL, der die Spende der Kreis-sparkasse für die Jugendar-beit eingesetzt hat.Inzwischen haben die mei-sten Chöre unter strengen Auflagen ihre Proben wieder aufgenommen. Der GÖPPIN-GER LIEDERKRANZ schrieb uns: „Seit Anfang Juli proben wir wieder in etwas einge-schränkter Form – aber mit viel Spaß – im Garten ...“

KREISVERKEHRSWACHT GÖPPINGENDas Kindergarten-Verkehrsmobil der Kreisverkehrswacht Göppingen ist eine tolle Sache. Seit 1986 bereiten Verkehrser-zieherinnen wie Fevziye Aynihan (im Bild) Kinder mithilfe von Spielampelanlagen und Zebrastreifen auf die ersten selbststän-digen Schritte im Straßenverkehr vor. Das Corona-Virus bremste die engagierte Arbeit des Vereins erheblich aus. Die Aktiven freuen sich schon jetzt auf die ersten Kurse nach Corona.

TENNISVEREIN GINGENMit Spiel, Spaß und Gemeinschaft begeistert der Tennisverein Gingen Kinder und Jugendliche für den Tennissport. Aufgrund der Corona-Lage mussten im Frühjahr und in den Frühsom-mermonaten sowohl das Training und das Pfingstcamp als auch alle Verkaufsaktionen ausfallen. Die Spende der Kreissparkasse nutzt der Verein jetzt für das Jugend-Gruppentraining.

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WIR FÜR SIE Kreissparkasse Göppingen

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Alles andere als selbstverständlich

Vereine bringen die Gesellschaft voran. Dafür bedarf es auf der einen Seite oft viel Idealis-mus und auf der anderen Seite Interesse und Unterstützung. Zwei Beispiele:

VERSTÄNDNIS STATT GUT GEMEINTER RATSCHLÄGE„Gefangene helfen Jugendlichen“ e. V. macht sich für Gewaltprävention stark Häusliche Gewalt, Mobbing, Perspektivlosigkeit – es gibt viele Gründe, weshalb Jugendliche kriminell werden. Drogenmissbrauch, Diebstahl und andere Delikte sind oft der Anfang einer Abwärtsspi-rale, die irgendwann in der Jugendvollzugsanstalt mündet. „Eltern und Pädagogen können hier in der Regel wenig helfen, einfach weil sie die Situation nicht aus eigener Erfahrung kennen“, erklärt Mirko Guth. Der 39-Jährige weiß, wovon er spricht. Er hat die Höllenfahrt bereits früh angetreten und Jahre im Gefängnis verbracht. Der Aus-stieg war schwer, aber er hat ihn geschafft.Jetzt hat Mirko Guth ein großes Ziel: Er möchte zusammen mit dem Verein „Gefangene helfen Jugendlichen Baden-Württemberg“ Be-troffene dabei unterstützen, den Absprung aus Gewalt und Drogen zu schaffen. Die Idee überzeugt: „Ich erzähle den Jugendlichen, wie es wirklich ist, wenn man ganz unten angekommen ist. Im Knast ist es alles andere als cool.“ Seine Erfahrungen schildert er auf Augenhöhe. Verständnis und Respekt für die Jugendlichen sind ihm wichtiger als gute Ratschläge.In dem jungen Verein, der im Göppinger Stadtbezirk Maitis seinen Sitz hat, organisiert Mirko Guth zusammen mit sechs Helferinnen und Helfern Schulveranstaltungen und bietet kostenlose Beratungen an – nicht nur für die betroffenen Jugendlichen, sondern auch für deren Eltern. Die Vereinsaktiven können bei der Arbeit auf die Erfah-rungen eines „großen Bruders“ bauen: In Hamburg ist „Gefangene helfen Jugendlichen“ e. V. bereits seit 2001 erfolgreich im Bereich der Gewalt- und Kriminalprävention tätig.

BESTE STIMMUNG IM CAFÉIm Café Linde in Bad Boll arbeitet ein inklusives Team Je vielfältiger die Menschen sind, mit denen man seinen Alltag verbringt, umso abwechs-lungsreicher wird das Leben – das begreift man schnell, wenn man das Café Linde in Bad Boll besucht. Seit Dezember 2013 arbeitet in dem zentral gelegenen Lokal ein integratives Team aus Menschen mit und ohne Behinderung. Neben leckeren Kuchen, feinen Torten und schmackhaften Gerichten gibt es hier vor allem eines: eine heitere und entspannte Stimmung. „Was Menschen mit geistiger Behinderung fehlt, gleichen sie oft durch Euphorie und Empathie wieder aus“, fasst es Michael Dreher, Vorstand der „Arbeits- und Lebensgemein-schaft Bad Boll e. V.“, zusammen. Er gehört zu den Initiatoren des Cafés. Für den Verein ist das „Linde“ weit mehr als ein gastronomisches Unternehmen: Es bietet Menschen mit Behin-derung die Chance, auf dem ersten Arbeits-markt Fuß zu fassen und damit Stück um Stück für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Zugleich ist das Café ein Ort der Mitte, an dem ein natürlicher Austausch zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen stattfinden kann. „Das tut beiden Seiten gut“, weiß Dreher. Das Konzept geht auf: Viele Gäste kommen immer wieder, weil ihnen die Stimmung im Café Linde zusagt. Aktuell gelten dort die bekannten Corona-Sicherheitsvorkehrungen – die Speisen, zu denen auch täglich wechselnde vegetarische Gerichte und fleischhaltige Speisen zählen, sind aber so köstlich wie eh und je.

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Kreissparkasse Göppingen WIR FÜR SIE

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enerell hat der deutsche Wald einige Probleme: zu wenig Regen, zu viele Schädlinge

und Krankheiten, zu viele Baumarten, denen der Klimawandel zu schaffen macht. Punktuell gibt es aber auch gute Nachrichten. In Bezug auf das Gewann Ziegelhau im Adelberger Wald beispiels-weise.Vor gut fünf Jahren hatte die Organi-sation Plant-for-the-Planet – auch mit finanzieller Unterstützung der Kreis-sparkasse – gut 600 Eichen und Hainbu-chen setzen lassen. Zu den mehr als 40 freiwilligen Pflanzhelfern, die sich mit der harten, lehmigen Erde abmühten, gehörte der damals zwölfjährige Göp-pinger Schüler Lennart. Beim Ortster-min fünf Jahre später kann festgestellt werden, dass nicht nur Lennart kräftig gewachsen ist. „Die Bäume haben sich sehr gut entwickelt“, sagt der seinerzeit für die Pflanzung zuständige Revierförs-ter Martin Mönich, „es war offensicht-lich richtig, auf Eiche und Hainbuche zu setzen.“ Auch Lennart blickt mit ei-nigem Stolz auf die Früchte seiner Ar-beit: „Man freut sich schon, wenn man sieht, was aus den kleinen Pflanzen ge-worden ist.“Das Schöne an einer Aufforstung ist, dass nach dem anfänglichen Input in Form von Setzlingen die Natur den Rest weitgehend selbst erledigt. Zweimal mähen waren im Ziegelhau bisher die einzigen Pflegemaßnahmen. Der erste Eingriff steht erst in etwa 15 Jahren an. Dann werden kranke oder schwach ge-bliebene Bäume entnommen, ebenso die uneingeladenen Mitbewohner wie etwa Birken, damit mehr Platz und Licht für die übrigen Gewächse bleibt. •

Wachstumszone Ortstermin im Adelberger Wald

G

Sind die groß geworden: Lennart (rechts beim Bäume- setzen im Jahr 2015) und Förster Martin Mönich freuen sich über den gut gedeihenden Waldnachwuchs in Adelberg.

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