WIR KÖNNEN FRIEDEN - WFD

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4/2019 +++ Weltfriedensdienst: 60 Jahre aktiv für Frieden +++ Urteil in Peru: Sieg für den Regenwald WIR KÖNNEN FRIEDEN Magazin des Weltfriedensdienst e.V.

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4/2019

+++ Weltfriedensdienst: 60 Jahre aktiv für Frieden+++ Urteil in Peru: Sieg für den Regenwald

WIR KÖNNEN FRIEDEN

Magazin des Weltfriedensdienst e.V.

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Querbrief 4/2019Querbrief 4/2019 32

Liebe Leserin, lieber Leser,

in diesem Jahr feiern wir 60 Jahre Weltfriedensdienst. Seit 60 Jahren arbeiten wir

mit Partnerorganisationen weltweit zusammen.

Am 22. November 2019 feierten wir Geburtstag und freuen uns, dass auch

Vertreterinnen einiger unserer Partner dabei waren. Mit Lucila Pautrat, Direktorin

der Umweltorganisation Kené in Peru, und Mariam Sow, Direktorin der Landwirt-

schafts- und Entwicklungsorganisation Enda Pronat im Senegal, hatten wir starke

Frauen auf dem Podium, die ihr Ringen um Gerechtigkeit wortgewaltig schilderten.

• Mit Hilfe von Kené gelang ein historisches Urteil im Kampf gegen die Abholzung

des Regenwalds im Amazonasgebiet von Peru. Diesen Kampf führt Kené schon

seit Jahren und oft unter lebensgefährlichen Umständen. Der Weltfriedensdienst

unterstützt dabei seit 2017. Lesen Sie mehr darüber auf den folgenden Seiten.

• Im Senegal arbeitet der Weltfriedensdienst schon viele Jahre. Dort spitzt

sich die Ernährungskrise zu – bereits zwei Drittel der Ackerflächen sind

degradiert, illegale Abholzung, Landkonflikte und die Klimakrise verschärfen

die Situation. Seit 2001 arbeiten die Bauernorganisation Enda Pronat und

der Weltfriedensdienst zusammen, um eine ökologisch und wirtschaftlich

nachhaltige Landwirtschaft im Senegal zu fördern und somit Wasser-

knappheit und Mangelernährung zu bekämpfen. Von dieser Partnerschaft

profitieren rund 150 Dörfer in vier Regionen des Landes durch Ausbildung

in agrarökologischen Anbaumethoden, die Einrichtung von Dorf-Komitees

zum lokalen Management der natürlichen Ressourcen und den Bau von

solarbetriebenen Wasserpumpen.

Eindrücke von unserer Geburtstagsfeier bekommen Sie hier im Querbrief ab

Seite 6. Extra für die Geburtstagsgrüße unserer Partnerorganisationen, für die

zahlreichen Spendenaktionen im Geburtstagsjahr, für die Vereinsgeschichte und

für die Factsheets zu unseren Projekten mit den neuesten Informationen haben

wir eine Website erstellt: weltfriedensdienst.de/60-jahre

Nicht nur zur Geburtstagsfeier denken wir mit großem Dank an Sie alle, die

uns unterstützen: die Gründergeneration, unsere Projektpartner und Fach-

kräfte über all die Jahre, alle Mitarbeitenden und natürlich die Vereinsmitglie-

der, die Partnerschaftsgruppen, Spender- und (Zu-)Stifter*innen – ohne Ihre

Überzeugung, dass eine friedlichere Welt möglich ist, hätte unsere Arbeit nicht

diese Wirkung und wäre der Weltfriedensdienst vielleicht nicht 60 Jahre alt.

Herzlichen Dank!

Beste Grüße,

Judith Ohene

Geschäftsführung

Werden Sie Teil des WFD-Netzwerks: facebook.com/weltfriedensdienst

instagram.com/weltfriedensdienst

Titelfoto: Sägemühle im Amazonas. Überflug-Foto von Kené Instituto de Estudios Forestales y Ambientales

Einblick

Gruß aus der Geschäftsstelle

Techniker unserer Partnerorganisation Pronat bei einer agrarökologischen Bera-tung eines Bauern in Fouta, Senegal

weltfriedensdienst.de/ newsletter

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„Es ist ein historisches Urteil im Kampf

gegen die Regenwaldrodung und den

illegalen Holzeinschlag in Peru, ganz

besonders wegen der Entschädigungs-

summe von 14,7 Millionen Soles“,

erklärt der Umweltstaatsanwalt Alberto

Yusen Caraza in der Zeitung El Comer-

cio. „Die Firma Tamshi SAC hat ohne

Genehmigung 1.950 Hektar Urwald

nahe dem Ort Tamshiyacu abgeholzt.”

Umgerechnet sind das knapp 4 Millio-

nen Euro. Zu dieser Zahlung verurteilte

ein Gericht in der Stadt Iquitos am

Amazonas Anfang August den Betrei-

ber einer riesigen Kakaoplantage im

Urwald. Drei ehemalige Firmenmitar-

beiter erhielten wegen unrechtmäßigen

Holzhandels und Behinderung der

Ermittlungsbehörden Gefängnisstrafen.

Lucila Pautrat, Direktorin unserer

Umweltorganisation Kené in Lima, ist

mit der Gerichtsentscheidung sehr

hoffnungsvoll. Ohne Pautrat wäre es

vermutlich nie zu diesem Urteil gekom-

men. Die resolute Umweltschützerin

hat jahrelang die Ermittlungen der

peruanischen Behörden begleitet und

unterstützt. Hilfe erhält sie dabei u.a.

von Rettet den Regenwald und vom

Weltfriedensdienst.

WICHTIGES SIGNAL FÜR ANDERE

„Das Urteil ist auch ein wichtiges

Signal an andere Firmen mit Kakao-

und Palmölplantagen. Sie haben den

Fall aufmerksam verfolgt und wissen

nun, dass Regenwaldrodung in Peru

nicht ungestraft bleibt“, erklärt Lucila

Pautrat.

URTEIL IN PERU: SIEG FÜR DEN REGENWALD In Peru hat ein Gericht ein deutliches Zeichen im Kampf gegen die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes gesetzt: Eine Kakaofirma muss 4 Millionen Euro Schadensersatz an den peruanischen Staat zahlen, ein ehemaliger Geschäftsführer erhielt eine Gefängnisstrafe von acht Jahren. Das ist auch ein Erfolg unserer Partnerorganisation Kené.

Coverstory

Ihrem Protest und Widerstand gegen die Abholzung des Regenwaldes ist das jüngste Urteil der peruanischen Gerichte zu verdanken

© C

esar

Von

Ban

cels

Seit Jahren verfolgt sie die Fälle von Regen-

waldabholzung bei den zuständigen Mi-

nisterien in der Hauptstadt und hat Druck

ausgeübt. Denn mangelnde politische

Rückendeckung und die verbreitete Kor-

ruption behindern die Arbeit von Ermitt-

lungsbehörden und Justiz. Häufig werden

die Beamten versetzt, Akten verschwinden

oder die Fälle müssen neu aufgerollt

werden, weil die Firmen ihre Namen und

Besitzer auf dem Papier ändern.

Zudem mangelt es den peruanischen

Behörden an Personal und Material.

Nur fünf auf Umweltfälle spezialisier-

te Staatsanwälte sind für das riesige

Regenwaldgebiet in Loreto zuständig,

berichtet Lucila Pautrat. Mit 370.000

Quadratkilometern Fläche ist die Regi-

on so groß wie Deutschland.

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Coverstory

WEITERE VERFAHREN ANHÄNGIG

Für Pautrat ist das Urteil nur der An-

fang; denn 15 weitere Ermittlungs- und

Gerichtsverfahren in Loreto und der

benachbarten Region Ucayali sowie der

Hauptstadt Lima laufen noch gegen

verschiedene Unternehmensgruppen

und deren Hintermänner im In- und

Ausland. Diese haben allein in Peru 26

verschiedene Firmen gegründet, die

insgesamt etwa 15.000 Hektar Regen-

wald für Kakao- und Palmöl-Plantagen

gerodet haben. Über eine Holding-

gesellschaft auf den Cayman-Inseln

steuerten sie die Aktivitäten offenbar

von Malaysia und Singapur aus.

Auch europäische Unternehmen mi-

schen mit. Dazu gehört die niederländi-

sche TMF-Gruppe. Die auf Dienstleis-

tungen in den Bereichen Management,

Verwaltung und Steuern spezialisierte

Gruppe war jahrelang Business-Partner

der Kakaofirma. Nun wurde ein ehe-

maliger Geschäftsführer zu acht Jahren

Haft verurteilt.

Doch die Menschen in den betroffe-

nen Gebieten – meist Indigene und

Kleinbauern – drohen Einschüchte-

rungen und Terror. Wer sich in Peru

für Umweltschutz und Landrechte

einsetzt, lebt gefährlich. Drohungen

und Einschüchterungen sind nichts

Ungewöhnliches, mehrere Personen

wurden schon ermordet.

Das Klima der Gewalt bekommen auch

die peruanischen Behörden zu spüren.

Nach einer Verleumdungskampag-

ne gegen Staatsanwalt Caraza sowie

Demonstrationen vor dem Justizpalast

musste das Innenministerium die

Sicherheitsmaßnahmen verschärfen.

Zur Urteilsverkündung sichern schwer

bewaffnete Sondereinheiten der Polizei

das Gerichtsgebäude. Ihnen gegenüber

stehen lautstark protestierende Arbei-

ter der Kakaofirma. Sie behaupten auf

Bannern, dass der Staatsanwalt Zeugen

gekauft haben soll, und fordern ein

Berufungsverfahren.

PLANTAGEN WERDEN ALS „AUFFORSTUNGEN“ VERKAUFT

Die Kakaofirma versucht sich von ihrer

Vergangenheit reinzuwaschen: „Tamshi

SAC wurde im Jahr 2018 in den Händen

von neuen Besitzern wiedergeboren,

nachdem die vorherige Leitung die

Firma an den Rand der Pleite gebracht

hatte“, verkündete das Unternehmen auf

seiner Webseite. Die nun auf der riesigen

Rodungsfläche im Regenwald in Reih und

Glied sprießenden Kakaobäume seien

eine Aufforstung und würden ein Ökosys-

tem bilden, so die dreiste Behauptung.

Ob die Masche aufgeht, ist fraglich.

Käufer für den Kakao aus Regenwald-

abholzung zu finden, dürfte schwierig

sein. Kené fordert, dass Tamshi SAC

und dessen Geldgeber aus Nordameri-

ka, Europa und Asien das Land verlas-

sen, und zwar friedlich, ohne Tote und

gewaltsame Konflikte. „Wir wollen in

Peru keine Geschäftsleute, die abhol-

zen, Korruption verbreiten und Verbre-

chen begehen“, erklärt Lucila Pautrat.

Ihre Organisation verlangt Rechtsstaat-

lichkeit und Bestrafung für diejenigen,

die sich nicht an die Gesetze halten.

Dieser Artikel erschien in leicht abgeänder-ter Form im Regenwald Report Nr. 3/2019, dem Magazin von Rettet den Regenwald.

Der Regenwald wird systematisch zurückgedrängt, um Platz für neue Plantagen zu machen. Wegen illegaler Abholzung muss eine Kakaofirma in Peru jetzt Schadensersatz zahlen

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Polizisten mussten das Gerichtsgebäude schützen, nachdem Richter und Staatsanwälte bedroht wurden©

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Coverstory

Der Regenwald und das angestammte

Land der indigenen Völker sind in Peru

eigentlich gesetzlich geschützt. Doch

in den riesigen, abgelegenen Urwald-

gebieten ist der peruanische Staat

kaum präsent. Holzfäller, Plantagen-

firmen, Landspekulanten und Gold-

schürfer schlagen daraus Kapital – sie

holzen ab, verkaufen das wertvolle

Tropenholz auf illegalen Wegen, rau-

ben Einwohner*innen das Land und

nutzen es für ihre Zwecke.

Unsere Partnerorganisation Kené in

Peru verfolgt entsprechende Fälle, berät

und verteidigt die Rechte der Einwoh-

ner*innen, dokumentiert Abholzungen,

zeigt die Täter an und unterstützt die

staatlichen Instanzen bei der Arbeit.

Mit Anwälten verhilft Kené dem Gesetz

so zur Geltung und leistet wichtige

Aufklärungsarbeit.

EIN STARKES TEAM

Der Weltfriedensdienst unterstützt Kené

seit 2017. Gemeinsam kämpfen wir ge-

gen die Reduzierung des Primärwaldes

im Amazonas und für den Schutz der

lokal betroffenen Bevölkerung.

Der Regenwald ist die letzte verbliebene Heimat vieler Tier- und Pflanzenarten. Das Gericht in Peru hat ihren Schutz gestärkt.

UNSERE PARTNERORGANISATION KENÉ

KolumbienEcuador

Brasilien

Chile

Boliven

LoretoTumbes

Piura

Lambayeque

Tacna

Arequipa

Moquegua

PunoAyacucho

Apurimac

Huancanelica

Ica

Madre de Dios

Cusco

Lima

LimaJunin

Pasco Ucayali

HuanucoAncash

La Libertad

San Martin

Amazonas

Cajamarca

Pucalpa

Tamshiyacu

Kené-Projektstandorte:Lima, Iquitos, Pucallpa

Projektgebiet in der Amazonasregion: Departamento Loreto und Departamento Ucayali

Iquitos

keneamazon.net weltfriedensdienst.de/ projekte/peru

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Genau so muss ein runder Abend

sein. Menschlich, engagiert, auch ein

bisschen kämpferisch – und trotzdem

beflügelnd und voller Leben. 60 Jahre

wirksame Zusammenarbeit von Nord

und Süd haben die hochengagierten

WFD-Aktiven zusammengeschweißt.

60 Jahre, die mit Selbstbewusstsein

im Refugio in Berlin vor vollem Haus

gefeiert werden.

BLICK ZURÜCK NACH VORN

Der Weltfriedensdienst ist eine Instituti-

on. Gegründet 1959, wenige Jahre nach

Kriegsende, um ein Zeichen für Versöh-

nung und friedliches Zusammenleben

zu setzen. 1971 dann die Anerkennung

als „Träger des Entwicklungsdienstes“,

1999 bewilligte das Entwicklungsminis-

terium das erste im Rahmen des „Zivilen

Friedensdienstes“ geförderte Projekt.

Weit über 250 Fachkräfte haben sich

gemeinsam mit den lokalen Partnerorga-

nisationen für Frieden, Menschenrechte

und nachhaltige Entwicklung engagiert.

Vorstandsmitglied Gerd Höscheid-

Gross lässt die Wirkkraft des Weltfrie-

densdienst in seiner Rede Revue passie-

ren (siehe S. 8). Mit einem Best Of durch

die sechs Jahrzehnte, mal ernst, mal

heiter, würdigen am nächsten Tag auch

Zeitzeug*innen zwischen 19 und 90 Jah-

ren die beachtlichen Erfolge des Vereins.

Mit dem „Ziel: Ressourcengerechtigkeit“

blicken wir auf unsere Zukunft.

GRANDES DAMES

Zwei couragierte Frauen haben für

unsere Geburtstagsfeier weite Reisen

auf sich genommen: Lucila Pautrat,

Direktorin der Umweltorganisation

Kené in Peru, überbringt erschreckende

Nachrichten über die Zerstörung der

riesigen Regenwäldern des Amazonas.

Sie berichtet von der Abholzung, von

Menschenrechtsverletzungen und

Morddrohungen – und fordert heftig

und eindringlich: „Diese skrupellose Ab-

holzung muss endlich ein Ende haben.“

Kämpferisch schildert auch Mariam

Sow, Direktorin der Landwirtschafts- und

Entwicklungsorganisation Enda Pronat,

wie sie Wasserknappheit und Mange-

lernährung bekämpfen indem sie eine

ökologisch und wirtschaftlich nachhal-

tige Landwirtschaft im Senegal fördern.

Und sie ruft den Norden und die inter-

nationalen Institutionen auf: „Stoppt

die großflächige Landnahme und den

WELTFRIEDENSDIENST: 60 JAHRE AKTIV FÜR FRIEDENMit einem lebendigen Abend feiert der Weltfriedensdienst seinen 60. Geburtstag in Berlin. Es treten auf: Menschenrechtler, Fachkräfte und zwei leidenschaftliche Aktivistinnen.

Jubiläumsseiten

Emotionaler Moment: Mariam Sow mit Jörg John, der für den Weltfrie-densdienst bei Enda Pronat arbeitet

Mariam Sow, Direktorin von Enda Pronat im Senegal, bekämpft Wasser-knappheit und Mangelernährung mit ökologisch und wirtschaftlich nachhal-tiger Landwirtschaft – mit Erfolg

Lucila Pautrat, Direktorin von Kené in Peru, zieht gegen die Abholzung des Regenwalds im Amazonas vor Gericht – und erringt einen historischen Sieg

Judith Ohene, Dr. Marcel Gounot, Felicitas Eser und Tim Bunke diskutieren Lösungen für Ressourcenkonflikte

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Jubiläumsseiten

Raub von Boden, Wasser, Flora, Fauna

und genetischer Ressourcen im globalen

Süden. Stoppt die Liberalisierung der

Märkte, damit es den Ländern des Sü-

dens ermöglicht wird, ihre Ressourcen,

Märkte und Unternehmen zu schützen.

Wir brauchen eine Partnerschaft auf

Augenhöhe mit dem globalen Norden!“

LÖSUNGEN FÜR RESSOURCENKONFLIKTE

Das fordern auch die WFD-Fachkräf-

te im Gespräch mit den Vorständen

Felicitas Eser und Dr. Marcel Gounot.

Sie alle plädieren in ihren Statements

zum Thema „Was kann Frieden, wenn

es keinen Planet B gibt?“ für wirkliche

Veränderungen, für Taten statt Worte.

Die Fachkräfte informieren über die Wir-

kung der Projekte, in denen sie arbeiten,

und lassen uns anhand persönlicher

Eindrücke an den Auswirkungen von

Land- und Wasserraub, etwa in Palästi-

na, teilhaben. Wer bestimmt über den

Zugang und die Verteilung von Land

und Wasser? Wem stehen Ressourcen

zu, besonders wenn diese knapp wer-

den? Dr. Tim Bunke, Friedensfachkraft

in Kenia, berichtet anschaulich über

Ressourcenmanagement und den kon-

struktiven Umgang mit Ressourcenkon-

flikten in dem ostafrikanischen Land.

WIR KÖNNEN FRIEDEN

Entwicklungen wie die Klimakrise, Was-

serknappheit und hoher Ressourcenver-

brauch betreffen alle Menschen in Nord

und Süd – ganz akut oder schleichend.

Felicitas Eser aus dem Vorstand betont,

dass unsere Friedens- und Entwicklungs-

projekte seit so vielen Jahren schon

Antworten auf diese Herausforderungen

finden. „Genau aus diesem Grund“, er-

gänzt Vorstandsvorsitzender Dr. Marcel

Gounot, „ist das Thema Ressourcen-

gerechtigkeit die konkrete Verbindung

zwischen der WFD-Projektarbeit im

Süden und der Bildungs- und Kam-

pagnenarbeit des Weltfriedensdienst

im Norden.“ WFD-Geschäftsführerin

Judith Ohene moderiert den Abend. Ihr

Fazit: „Wir können Frieden. Aber ohne

Gerechtigkeit bei Zugang und Verteilung

von Ressourcen ist nachhaltiger Frieden

nicht möglich.“

Der Weltfriedensdienst kann Frieden: 60 Jahre aktiv für Frieden, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung

Mariam Sow (Senegal) und Lucila Pautrat (Peru)

Der Botschafter von Simbabwe, S.E. Paul Chikawa, im Gespräch mit WFD-Geschäftsführerin Judith Ohene

Lucila Pautrat mit dem WFD-Programm koordinator für Lateinamerika, Bela Allenberg

Musik aus Simbabwe: Virginia Muk-wesha Hetze mit ihrer Mbira, einem Lamellophon, das von den Shona im südlichen Afrika in der traditionellen afrikanischen Musik gespielt wird

weltfriedensdienst.de/ 60-jahre

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Hönscheid-Gross nimmt uns mit auf

eine Reise durch die bewegten 60 Jahre

des Vereins. Sein Resümee: Die Ge-

schichte zeigt deutlich die Agilität und

Flexibilität des Weltfriedensdienst. Das

ursprüngliche Ziel, als zivilgesellschaft-

liche Organisation zur Bewahrung des

Friedens beizutragen, wurde beibe-

halten und weiterentwickelt, genauso

wie unsere Art der Zusammenarbeit.

„Immerhin haben wir seit 1959 über

220 langfristige Projekte zusammen

mit unseren Partnern vor Ort realisiert.

Darauf können wir aufbauen.“

Er betont, wie wichtig der Einsatz

von Fachkräften für unsere Arbeit ist:

„Dieser Ansatz hat Zukunft. Denn die

Begegnung von Menschen, die gemein-

sam nach Lösungen suchen, bleibt die

beste Methode, um die Bedrohungen

des Friedens aufzuspüren und nachhal-

tige Veränderungsprozesse gemeinsam

mit unseren Projektpartnern in Gang

zu setzen.“ Aber der wirkungsvolle Ein-

satz von Fachkräften reicht nicht aus.

„Wir brauchen politische Entscheidun-

gen für einen Wandel, der den Frieden

bewahrt und die Ressourcen schützt

und wir brauchen eine breite öffentliche

Unterstützung.“

Immer mehr Menschen in unserer

Gesellschaft sind bereit, ihr persön-

liches Verhalten zu ändern und sich

für die jetzt schon von der Klimakrise

und von Ressourcenkonflikten betrof-

fenen Menschen zu engagieren. Das

ist wichtig für unsere Kampagnen- und

Bildungsarbeit in Deutschland, die

auf den Erfahrungen und Kenntnissen

unserer Projektpartner vor Ort sowie

unserer Fachkräfte fußt.

„Ich möchte dem Weltfriedensdienst

– und allen Menschen, die ihn zu dem

gemacht haben, was er heute ist – zu

60 lehrreichen und wirkungsvollen

Jahren gratulieren und wünsche uns

viel Kraft, Inspiration und Mut für die

zukünftigen Herausforderungen globa-

ler Friedensarbeit.“

LAUDATIO: HERAUSFORDERUNGEN GLOBALER FRIEDENSARBEITWFD-Vorstand Gerd Hönscheid-Gross gibt in seiner Rede einen kurzen Abriss der Geschichte des Weltfriedensdienst und blickt optimistisch in die Zukunft des Vereins

Jubiläumsseiten

Vorstand Gerd Hönscheid-Gross im Gespräch mit Gerd Hönscheid-Gross

BUCHTIPP

Ulrich Luig

Weltfriedensdienst e.V. – Geschichte einer Idee

Dieses Buch erzählt die Ge-

schichte der hartnäckig verfolgten

Idee, Frieden im Weltmaßstab

zu denken, und dafür von unten

her zu arbeiten – gemeinsam mit

benachteiligten Menschen in den

Krisengebieten der Welt, aber auch

bei uns in Deutschland.

Dr. Ulrich Luig ist dem Weltfrie-

densdienst seit 1968 verbunden.

Als einer unserer ersten Fachkräfte,

Mitarbeiter und Vorstand kennt er

den Verein und relevante Akteure

und war bei richtungsweisenden

Diskussionen dabei. Für sein ver-

dienstvolles Buch zur Geschichte

des Weltfriedensdienst, dessen

Überarbeitung er pünktlich zum

60. Geburtstag vollendete, hat er

jahrelang Protokolle und Publikati-

onen durchforstet und Gespräche

mit Zeitzeugen geführt.

164 Seiten, € 8,00

ISBN-13: 9783746031798

(Buchhandlung) Oder versandkostenfrei als

Taschenbuch und E-Book bestellen bei Books on

Demand unter:

https://www.bod.de/buchshop/

weltfriedensdienst-e-v-ulrich-luig-9783746031798

„Die Prinzipien der Partnerschaft und Solidarität und die gemeinsamen, auf die aktuelle Situation vor Ort bezogenen Leitideen des Friedens, der Gerechtigkeit und der gemeinschaftli-chen Entwicklung haben sich immer wieder neu bewährt.“

Dr. Ulrich Luig

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Querbrief 4/2019Querbrief 4/2019 98

Jubiläumsseiten

Herbert Sahlmann, Torsten Schramm und Richard Albrecht

WFD-Vorstandsvorsitzender Dr. Marcel Gounot mit unserer Trainerin Ulrike Gregor

Felicitas Eser, WFD-VorstandWFD-Fachkraft Jörg John mit Mariam Sow (Senegal), Tom Niesporek (FSJ) und WFD-Fachkraft Laure Diallo

WFD-Fachkraft Jörg John mit Rainer van Heukelum von einer WFD-Partnerschaftsgruppe

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ANNA WIRD 60 – WIE DER WELTFRIEDENSDIENST! „Wir sind gleich alt! Seit ich als Fachkraft 1985 nach

Lesotho ging, leiste ich als Mitglied einen kleinen

Beitrag zur großartigen Arbeit des Weltfriedensdienst.

Er macht seinem Namen alle Ehre, indem er sich für

die Stärkung von Menschenrechten einsetzt, also

benachteiligte Gruppen unterstützt und so sozialen

und gesellschaftlichen Wandel anregt als Grundlage

für ein friedliches Miteinander.“ (Spenden-statt-Ge-

schenke-Sammlerin Anna Spiske, 1.255 Euro)

WIEDERAUFBAU IN CHIMANIMANI Im März 2019 brach mit dem

Wirbelsturm Idai die Hölle über

Chimanimani in Simbabwe herein.

Peter Schrage-Aden, Vorsitzender

des Aktionskreises Energie, kennt

die Region gut. „Die vorbildlichen

Aufforstungs- und Bodenerosions-

maßnahmen hatten Chimanimani

wieder zum Blühen gebracht.

Jetzt ist alles stark beschädigt.“

WFD-Mitglied Schrage-Aden hat

die Mitglieder des Aktionskrei-

ses Energie zu Spenden für den

Wiederaufbau aufgerufen und 1.230

Euro gesammelt.

ZUSAMMENSITZEN UND ESSEN FÜR NE GUTE SACHE „Ich koche uns was Leckeres mit

regionalen Zutaten der Saison. Ihr

spendet 25 Euro an den Weltfrie-

densdienst, der damit Kleinbäu-

er*innen unterstützt, selbst genug

Nahrung auf den Tisch zu bekom-

men.“ (Spendensammler Helge

Swars, 180 Euro)

26 KILOMETER GEGEN DEN KLIMAWANDEL „Ich fahre vier Wochen mit dem Rad zur Arbeit – 26 km weit. Das ist gut fürs

Klima und meine Gesundheit. Zudem spare ich mir das Monatsticket. Der

Weltfriedensdienst unterstützt Projekte, die den Klimawandel bekämpfen und

den Menschen eine Anpassung möglich machen.“ (Ride-for-peace-Sammlerin

Mattea Mentges, 339 Euro)

GEMEINSAM FÜR TSURO IN ZIMBABWE Unser Vorstandsvorsitzender

ging mit gutem Beispiel voran.

Dr. Marcel Gounot nutzte einen

besonderen Anlass für eine Spen-

de-statt-Geschenke-Aktion. 4.150

Euro sind auf diesem Weg für die

Kleinbauernorganisation TSURO in

Simbabwe zusammengekommen,

um den Teufelskreis aus Klimawan-

del, geringen Ernteerträgen und

Hunger zu durchbrechen.

Sie feierten Geburtstage, vollbrachten sportliche Höchstleistungen oder verschenkten eine Portion Weltfrieden –

unsere Freund*innen rührten die Werbetrommel für den Weltfriedensdienst und unterstützen unsere Friedensarbeit

mit 18.000 Euro. Wärmsten Dank alle Beteiligten!

UNSERE GESCHENKE – AKTIONEN ZUM 60.Als Geschenk zum 60. Geburtstag hatten wir uns von unseren Freund*innen viele Spendenaktionen gewünscht… und unser Wunsch ging in Erfüllung!

Jubiläumsseiten

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Jubiläumsseiten

30 JAHRE AUF DER WELT – ZEIT ETWAS ZURÜCKZUGEBEN! „Wir feiern beide einen runden Geburts-

tag. Den Weltfriedensdienst hab‘ ich

durch ein Praktikum kennengelernt. Ich

war sofort von seiner wertvollen Arbeit

überzeugt, wurde Mitglied und bin seit

letztem Jahr im Vorstand. Ohne meine

Erfahrungen in Indien, Nicaragua und

Honduras wäre ich nicht der Mensch,

der ich heute bin. Mein 30. Geburtstag

ist ein wunderbarer Anlass etwas zu-

rückzugeben!“ (Spenden-statt-Geschen-

ke-Sammlerin Felicitas Eser, 3.343 Euro)

SILBERHOCHZEIT BARBARA UND MARC „Wir sind jetzt seit 25 Jahren

glücklich verheiratet - wenn das

kein Grund zum Feiern ist ... und

eine gute Gelegenheit, etwas von

unserem Glück zurückzugeben!“

(Spendensammler Barbara und

Marc Schneider, 870 Euro

PUZZELN FÜR DEN FRIEDEN 60 Jahre Weltfriedensdienst waren

für unsere langjährigen Mitglieder

Gabriele und Wulf Schubert Anlass,

beim diesjährigen Sommer-Me-

ga-Marathon im puzzle-forum.de

zu Spenden aufzurufen: für jedes

gelegte 100-Teile-Puzzle flossen 60

Cent an TSURO. Insgesamt wurden

800 Euro „erpuzzelt“.

Ein herzlicher Dank geht auch an unsere Ehrenvorsitzende Helge Löw sowie

das Ehepaar Gabriele Schmitz und Gerd Homann-Schmitz, Agnes Steinbauer,

Maria Kiss sowie Volker Mehnert und seinen Freundeskreis für ihre Geburts-

tagsaktionen zugunsten des Weltfriedensdienst. Auch danken wir der Familie

Pfeffer, die anlässlich der Beerdigung unseres langjährigen Mitglieds Helmut

Pfeffer zu Spenden an den Weltfriedensdienst aufrief.

HIKING FOR A GOOD CAUSE „Beim Welsh Three Peaks Challenge bestei-

ge ich in weniger als 20 Stunden die drei

höchsten Berge von Wales und sammle

damit Spenden für den Weltfriedensdienst,

dessen Arbeit mir sehr am Herzen liegt.

Vor allem der praxisbezogene, aktive und

weltoffene Ansatz hat es mir angetan.“

(Hike-for-peace-Sammlerin Nele Marianne

Ewers-Peters, 720 Euro)

SETZEN SIE ETWAS IN BEWEGUNG – MIT IHRER PERSÖNLICHEN SPENDENAKTION

IHR ANSPRECHPARTNER: Helge Swars, Fundraising

Tel. +49 (0) 30 253 990-28

Mail: [email protected]

weltfriedensdienst.de/ spendenaktion

Anlass finden & Spendenaktion starten – unser Spendenaktions-Tool ist leicht zu handhaben:

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Frühjahr 2019. Wirbelsturm Idai verwüstet unsere Projektregion in Chimanimani im Osten Simbabwes.

Tausende Frauen, Kinder und Alte überstehen die ersten Tage nach der Katastrophe nur dank der spontanen

Hilfe ihrer Nachbar*innen.

Sofort sind die Partnerorganisationen des Weltfriedensdienst TSURO und CELUCT zur Stelle. Sie sorgen

dafür, dass die Nothilfe bei Melias Familie und all den anderen Bedürftigen ankommt. Und sie entsenden

ehrenamtliche Gesundheitsarbeiter*innen, die Erwachsene psychologisch beraten und für traumatisierte

Kinder Gespräche und sichere Spielgruppen anbieten, in denen sie sich ablenken und Traumata verarbeiten

können.

Auch Melia Saizi, ihre vier Geschwister und ihre Mutter Rudo Woyu haben über Nacht alles verloren, was sie besaßen. „Es war

hart. Wir wussten nicht, wie es weitergehen soll. Da waren wir froh, dass TSURO geholfen hat. Wir haben Lebensmittel, Decken,

Kleidung und Seife bekommen. Und TSURO hat uns Leute geschickt, die mit uns geredet und gespielt haben. So konnten wir den

Wirbelsturm für eine Weile vergessen. Das hat uns allen geholfen!“, erinnert sich die 15-Jährige.

Kaum ist die größte Not gelindert, beginnt TSURO schon

den Wiederaufbau vorzubereiten. Denn die Menschen

brauchen eine Perspektive. Melias Familie lebt inzwischen

in einem Zeltlager. Die Mutter hat einen kleinen Gemüse-

garten angelegt. Neben dem Saatgut hat sie auch ein paar

Hühnerküken bekommen, die sie aufzieht. Von den Ein-

nahmen aus dem Verkauf kann sie wenigstens die Kinder

ernähren und das Schulgeld bezahlen.

Sie erzählt: „Manchmal kann ich vor Sorge nicht schlafen und morgens fehlt mir dann die Kraft aufzustehen. Wenn uns TSURO

noch eine Weile helfen könnte, müssten wir nicht mehr ständig daran denken, was wir verloren haben.“

„Wir könnten uns selbst wieder etwas aufbauen und wären nicht mehr von fremder Hilfe abhängig.“

Damit die Menschen in Chimanimani in Zukunft wieder selbstbestimmt ihr Leben organisieren können, brauchen sie weiterhin

Unterstützung. Lassen Sie uns auch künftig dafür sorgen, dass sie jeden Morgen die Kraft finden, den Tag zu bewältigen.

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Am Borsigturm 913507 Berlinweltfriedensdienst.de

ImpressumHerausgeber: Weltfriedensdienst e. V.Am Borsigturm 9 | 13507 Berlin | Tel.: +49 30-253 990-0 | [email protected] | Weltfriedensdienst.de | Wasserraub.deRedaktion: Stefanie Wurm (V.i.S.d.P.), Carola Gast, Lone Herdt, Judith Ohene, Katrin Steinitz, Helge Swars | Lektorat: Florian Schubert | Grafik-Design: Andreas LangnerDruck: Spree Druck Berlin GmbH | Dieser Querbrief wurde klimaneutral auf 100% Recyclingpapier gedruckt, das FSC©-zertifiziert und mit den Umweltzeichen Der Blaue Engel sowie dem EU Ecolabel ausgezeichnet ist.Bildnachweis: Titel: Kené Instituto de Estudios Forestales y Ambientales | S. 3 Cesar Von Bancels | S. 4 Rettet den Regenwald / Mathias Rittgerott, Ministerio Público de la República del Perú. 2019. Agencia Fiscal de Noticias | S. 5 Rettet den Regenwald / Lea Horak | S. 10-11 Felicitas Eser privat, Marcel Gounot privat, Mattea Mentges privat, Nele Marianne Ewers-Peters privat, Anna Spiske privat | S. 12 Douglas Simango | Alle übrigen Fotos: Ridvan Yumlu. © 2019 Weltfriedensdienst

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