Wirksamkeit der deutschen Version der Serial Trial ... · Wirksamkeit der deutschen Version der...

2
Thomas Fischer, Adelheid Kuhlmey, Johanna Nordheim Wirksamkeit der deutschen Version der Serial Trial Intervention zur ursachebezogenen Reduktion von herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz (STI – D): Hintergrund und Methode Zentrum für Human- und Gesundheitswissenschaften, Institut für Medizinische Soziologie Herausforderndes Verhalten bezeichnet nichtkognitive Symptome, die vor allem bei fort- geschrittener Demenzerkrankung auftreten, d.h. alle verhaltens- bezogenen, psychischen Auffälligkeiten (z.B. Aggression, Rufen, Umherlaufen aber auch Apathie, Rückzug, Verweigerung). Ursache solchen Verhaltens stellen nach dem „Need–Driven Dementia–Compromised Behaviour Modell“ (NDB-Modell) un- erfüllte Bedürfnisse oder Probleme (wie z.B. Schmerzen) dar, die durch die Betroffenen nicht mehr adäquat kommuniziert werden können. Serial Trial Intervention (STI) Basierend auf dem NDB-Modell bietet die STI ein strukturiertes Vorgehen zum Erkennen unbefriedigter Bedürfnisse von Pflege- heimbewohnern mit Demenz und der darauf aufbauenden Re- duktion herausfordernder Verhaltensweisen. Die Pflegefachkräfte wenden das aus einer Abfolge abgestufter Assessments und Interventionen bestehende Schema (s. rechts) an, wenn Heim- bewohner herausforderndes Verhalten zeigen. Forschungsziele Entwicklung einer auf die Erfordernisse in deutschen Pflegeheimen angepassten Fassung der Serial Trial Intervention (STI-D). Ermittlung der Effektivität der STI-D unter Alltagsbedingungen in deutschen Pflegeheimen. 1. Entwicklung einer deutschen Fassung der STI Anpassungen mithilfe einer Expertengruppe (modifiziertes Delphi- Verfahren) u.a. hinsichtlich des Kompetenzbereichs deutscher Pflegefachkräfte, Zusammenarbeit der Berufsgrup- pen sowie der hier üblichen Assessments und Interventionen). 2. Untersuchung unter Alltagsbedingungen • Clusterrandomisierung auf Pflegeheim-Ebene plus Matching nach definierten institutionellen Merkmalen (u.a. Größe, Fachkraftquote und Personalqualifikation) in Untersuchungs- und Kontrollgruppe • Einschluss: Mini-Mental-Status Test < 24 Punkte, Heim- aufenthalt seit mind. 4 Wochen, Ausschluss bei bestimmten weiteren chronischen psychischen Erkrankungen • Geplante Stichprobengröße: 465 Bewohner • Schulung von Pflegefachkräften nach STI-D bzw. Kontroll- schulung, Implementierungsbegleitung im Pflegeheim • Begleitende Datenerhebungen vor sowie zu zwei Zeitpunkten nach der Implementierung des Verfahrens Serial Trial Intervention - Ablaufschema Auftreten herausfordernder Verhaltensweisen (primärer Studienendpunkt) wird erhoben mittels Neuro- psychiatrischem Inventar (NPI). Schmerzen werden erhoben mit Verbaler Rangskala (sofern Selbstauskunft möglich) bzw. mit dem Beobachtungsinstrument für das Schmerzassessment bei alten Menschen mit Demenz (BISAD). Lebensqualität wird erfasst durch den demenz- spezifischen Fragebogen zur Lebensqualität (QUALIDEM). Verabreichte Analgetika und Psychopharmaka werden der Pflegedokumentation entnommen. Durchgeführte Assessments und Intervention im Zusammenhang mit herausforderndem Verhalten werden von Pflegefachkräften gesondert dokumentiert. Ressourceneinsatz und Organisationsabläufe werden in Kooperation mit der Frankfurt School of Finance and Management retrospektiv erhoben. Methodisches Design im zeitlichen Ablauf Endpunkte Forschungsgegenstand

Transcript of Wirksamkeit der deutschen Version der Serial Trial ... · Wirksamkeit der deutschen Version der...

Page 1: Wirksamkeit der deutschen Version der Serial Trial ... · Wirksamkeit der deutschen Version der Serial Trial Intervention zur ursachebezogenen Reduktion von herausforderndem Verhalten

Thomas Fischer, Adelheid Kuhlmey, Johanna Nordheim

Wirksamkeit der deutschen Version der Serial Trial Intervention zur ursachebezogenen Reduktion von herausforderndem Verhalten bei

Menschen mit Demenz (STI – D): Hintergrund und Methode

Zentrum für Human- und Gesundheitswissenschaften, Institut für Medizinische Soziologie

Herausforderndes Verhalten

bezeichnet nichtkognitive Symptome, die vor allem bei fort-geschrittener Demenzerkrankung auftreten, d.h. alle verhaltens-bezogenen, psychischen Auffälligkeiten (z.B. Aggression, Rufen, Umherlaufen aber auch Apathie, Rückzug, Verweigerung).

Ursache solchen Verhaltens stellen nach dem „Need–DrivenDementia–Compromised Behaviour Modell“ (NDB-Modell) un-erfüllte Bedürfnisse oder Probleme (wie z.B. Schmerzen) dar, die durch die Betroffenen nicht mehr adäquat kommuniziert werden können.

Serial Trial Intervention (STI)

Basierend auf dem NDB-Modell bietet die STI ein strukturiertes Vorgehen zum Erkennen unbefriedigter Bedürfnisse von Pflege-heimbewohnern mit Demenz und der darauf aufbauenden Re-duktion herausfordernder Verhaltensweisen. Die Pflegefachkräfte wenden das aus einer Abfolge abgestufter Assessments und Interventionen bestehende Schema (s. rechts) an, wenn Heim-bewohner herausforderndes Verhalten zeigen.

Forschungsziele

Entwicklung einer auf die Erfordernisse in deutschen Pflegeheimen angepassten Fassung derSerial Trial Intervention (STI-D).

Ermittlung der Effektivität der STI-D unter Alltagsbedingungen in deutschen Pflegeheimen.

1. Entwicklung einer deutschen Fassung der STI

Anpassungen mithilfe einer Expertengruppe (modifiziertes Delphi- Verfahren) u.a. hinsichtlich des Kompetenzbereichs deutscher Pflegefachkräfte, Zusammenarbeit der Berufsgrup-pen sowie der hier üblichen Assessments und Interventionen).

2. Untersuchung unter Alltagsbedingungen

• Clusterrandomisierung auf Pflegeheim-Ebene plus Matchingnach definierten institutionellen Merkmalen (u.a. Größe, Fachkraftquote und Personalqualifikation) in Untersuchungs-und Kontrollgruppe

• Einschluss: Mini-Mental-Status Test < 24 Punkte, Heim-aufenthalt seit mind. 4 Wochen, Ausschluss bei bestimmtenweiteren chronischen psychischen Erkrankungen

• Geplante Stichprobengröße: 465 Bewohner

• Schulung von Pflegefachkräften nach STI-D bzw. Kontroll-schulung, Implementierungsbegleitung im Pflegeheim

• Begleitende Datenerhebungen vor sowie zu zwei Zeitpunktennach der Implementierung des Verfahrens

Serial Trial Intervention - Ablaufschema

Auftreten herausfordernder Verhaltensweisen(primärer Studienendpunkt) wird erhoben mittels Neuro-psychiatrischem Inventar (NPI).

Schmerzen werden erhoben mit Verbaler Rangskala (sofern Selbstauskunft möglich) bzw. mit dem Beobachtungsinstrument für das Schmerzassessment bei alten Menschen mit Demenz (BISAD).

Lebensqualität wird erfasst durch den demenz-spezifischen Fragebogen zur Lebensqualität (QUALIDEM).

Verabreichte Analgetika und Psychopharmakawerden der Pflegedokumentation entnommen.

Durchgeführte Assessments und Intervention im Zusammenhang mit herausforderndem Verhalten werden von Pflegefachkräften gesondert dokumentiert.

Ressourceneinsatz und Organisationsabläufe werden in Kooperation mit der Frankfurt School of Financeand Management retrospektiv erhoben.

Methodisches Design im zeitlichen Ablauf Endpunkte

Forschungsgegenstand

Page 2: Wirksamkeit der deutschen Version der Serial Trial ... · Wirksamkeit der deutschen Version der Serial Trial Intervention zur ursachebezogenen Reduktion von herausforderndem Verhalten

Thomas Fischer, Adelheid Kuhlmey, Johanna Nordheim

Wirksamkeit der deutschen Version der Serial Trial Intervention zur ursachebezogenen Reduktion von herausforderndem Verhalten bei

Menschen mit Demenz (STI – D): Durchführung

Zentrum für Human- und Gesundheitswissenschaften, Institut für Medizinische Soziologie, Charité Campus Mitte

Frankfurt School of Finance and Management: Das Institute for International Health Management führt als Projekt-partner mit gesundheitsökonomischer Expertise folgendeErhebungen durch: a) Veränderungen, Erfahrungen und Ein-schätzung bei Pflegekräften (qualitativ) sowie b) manage-mentrelevanter Informationen zum Ressourceneinsatz, Ablauf Pflegeprozesse und daraus resultierende Kostenveränderungen(einrichtungs- bzw. fallbezogen, quantitativ).

19 Pflegeheime in und um Frankfurt/ Main stehen als Studienzentren zur Verfügung.

qua:bera Das Institut für Pflegeprozessgestaltung führt die Schulungen und Implementierungsbesuche in den beteiligten Pflegeheimen durch.

IZKS Mainz Das Interdisziplinäre Zentrum Klinische Studien des Fachbereiches Medizin der Universität Mainz begleitet die Studie mit einem externem Monitoring.

Anpassung des STI-Manuals für eine deutsche Version: wurde vorgenommen und darauf basierend

ein Schulungskonzept für die Studie entwickelt.

Baseline-Datenerhebung: wurde im Dezember 2008 abgeschlossen.

Schulungen des Pflegepersonals: wurden im Dezember 2008 abgeschlossen.

Implementierungsbesuche in den Studien-zentren: werden zurzeit durchgeführt.

Austausch und Zusammenarbeit mit anderen Leuchtturm-Projekten sowie internationalen Studien: gemeinsam mit weiteren laufenden Studien zu Herausfordernden Verhaltensweisen bei Demenz werden regelmäßige Workshops durchgeführt, gemeinsame Datensätze entwickelt und Publikationen vorbereitet.

Hindernisse: dem Problem mangelnder Teilnehmer-zahlen (rd. 300 Pflegeheimbewohner), noch forciert durch Versterben und längere Krankenhausaufenthalte, wird zurzeit durch Nachrekrutierung weiterer Studienzentren begegnet

Zwischenstand Januar 2009

Studienablauf

Entwicklung einer für Deutschland angepassten Fassung der STI

Auswahl und Matching von Pflegeheimen/ Bewohnerrekrutierung

Untersuchungsgruppe Kontrollgruppe

Vergleich des Erfolges bei den Bewohnern

Schulung für Pflegefachkräfte zum Umgang mit herausforderndem Verhalten

Ohne STI-DMit STI-D

Umsetzung im Pflegealltag

Basis-Datenerhebung t0

Datenerhebung t14 Wochen

Datenerhebung t26 Monate

Analyse des mit der Implementierung der STI verbundenen Ressourceneinsatzes sowie der

Organisationsabläufe im Pflegeprozess

Retrospektive Erhebung

Kooperationen im Rahmen der Forschung