Wirtschaft BauernverbandsuchtneuenoberstenLandwirt Wirtschaft… · Staatsminister Wolfgang...

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Wirtschaft Nummer 150 Samstag, 2. Juli 2011 GÜNSTIG TELEFONIEREN Von Manfred Herbertz Penzberg. Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat in Penzberg (Oberbayern) das Projekt »TP-Expand« einge- weiht. Damit sollen die eige- nen Forschungs- und Entwick- lungskapazitäten für thera- peutische Proteine deutlich gesteigert werden. Dazu in- vestierte das Unternehmen mit Sitz in Basel rund 158 Mil- lionen Euro. In insgesamt fünf Gebäuden wurden auf einer Fläche von 20 000 Quadratmetern Pro- duktions- und Laborflächen für modernste biotechnologi- sche Entwicklungs- und Her- stellungsprozesse neu gestal- tet. Anlässlich der Einweihung nahmen Wolfgang Heubisch (FDP), bayerischer Staatsmi- nister für Wissenschaft, For- schung und Kunst, und Kon- zernchef Severin Schwan die Gebäude und Anlagen mit einem Knopfdruck symbo- lisch in Betrieb. »Mit dem ›TP- Expand‹-Projekt schaffen wir eine Voraussetzung, um auch in den nächsten Jahren erfolg- reich innovative biopharma- zeutische Arzneimittel entwi- ckeln zu können«, betonte Schwan. Hagen Pfundner, Vorstand der Roche Pharma AG im süd- badischen Grenzach-Wyhlen, betonte, mit der Einweihung werde ein Signal gesetzt, dass »wir unsere Kernkompeten- zen und unseren Technologie- Vorsprung im internationalen Wettbewerb kontinuierlich ausgebaut haben«. Ein Wort der Kritik richtete Pfundner an die Bundesregie- rung: »Um einen Wettbe- werbsvorteil auch wetterfest zu machen, müssen die Rah- menbedingungen stimmen.« Die forschende pharmazeuti- sche Industrie werde mit einer Sondersteuer auf Innovatio- nen in Milliardenhöhe belegt, während andere Staaten For- schung und Entwicklung för- derten. Roche investiert 158 Millionen Euro Pharmakonzern baut Entwicklung therapeutischer Proteine aus Von Sascha Meyer Koblenz. Beim Bauernver- band zieht sich der kampf- erprobte Präsident Gerd Sonnleitner im nächsten Jahr zurück. Dabei gibt es viel zu tun. Die Energiewen- de bringt die Landwirte in Rage: Der »Landfraß« soll nicht noch größer werden. Sonnleitner kündigte gestern beim Bauerntag in Koblenz an, im Sommer 2012 nicht er- neut zu kandidieren. »Ich hab’s gern gemacht«, sagte der 62-Jährige, der seit 1997 an der Spitze der einflussrei- chen Berufsvertretung steht. Er will sich künftig stärker dem eigenen Familienbetrieb widmen und im nächsten Jahr auch das Amt als Landes- bauernpräsident in Bayern ab- geben. Bis 2012 bleibt er noch Prä- sident des europäischen Bauernverbands. Zu einem möglichen Nachfolger, der aus dem Kreis der Landes- bauernpräsidenten bestimmt werden muss, äußerte er sich nicht. Der Bauernverband vereint über seine 18 Landesverbän- de rund 280 000 Betriebe und damit nach eigenen Angaben rund 90 Prozent der deut- schen Landwirtschaft. Die Bauern machen Front gegen einen verschärften »Landfraß« durch die Energie- wende in Deutschland. »Jetzt muss es oberste Priorität sein, alle unsere Hektare in der Pro- duktion zu halten«, forderte Sonnleitner. Für jeden Quad- ratmeter, der zubetoniert wer- de, müsse an anderer Stelle einer entsiegelt werden. Die Branche fürchtet, dass durch neue Stromtrassen und mehr Biomasse Flächen für Lebensmittel und Tierhaltung verloren gehen. Als Ergän- zung werde die Bioenergie ge- braucht. Sonnleitner stellte aber klar: Erste Aufgabe der Bauern »ist und bleibt die Nahrungsmittelproduktion«. »Es geht nicht an, dass einerseits die erneuerbaren Energien einschließlich der Bioenergie massiv ausgebaut werden sollen und anderer- seits für neue Stromtrassen, Windanlagen, Gaskavernen und Pumpspeicher immer mehr produktive Ackerflächen zu Biotopen umgewandelt werden«, führte er weiter aus. Per Knopfdruck brachte Sonnleitner eine Flächenver- brauchs-Uhr im Internet ins Ticken. Jede Sekunde gehen elf Quadratmeter wertvollen Ackerlands verloren, weil Ge- bäude oder Verkehrswege ge- baut werden, lautet die Pro- testbotschaft. Bauernverband sucht neuen obersten Landwirt Präsident Gerd Sonnleitner kündigt Rückzug an / Branche fürchtet verschärften »Landfraß« / Flächenverbrauchs-Uhr tickt Staatsminister Wolfgang Heu- bisch (FDP, links) drückt mit Konzernchef Severin Schwan den Startknopf. Foto: Herbertz Von Jörn Bender und Heinz P. Dietrich Frankfurt. Axel Weber zieht es in die Schweiz. Der ehema- lige Bundesbankpräsident heuert bei der Großbank UBS an. Die Deutsche Bank, die ebenfalls um ihn buhlte, schaut in die Röhre. Die Su- che nach einem Nachfolger für Josef Ackermann ist wei- terhin erfolglos. Hartnäckig hatte sich in den vergangenen Monaten die Spekulation gehalten, Weber sei Ackermanns Favorit und ein Engagement des Volkswir- tes bei dem Dax-Konzern be- reits ausgemacht. Stattdessen soll Weber nun an die Spitze der größten Schweizer Bank rücken. Weber wäre damit der erste Deutsche auf diesem Posten und der mächtigste Bankenchef der Schweiz Ackermann damit auf interna- tionalem Parkett ebenbürtig. Der UBS-Verwaltungsrat soll der Generalversammlung im Mai 2012 vorschlagen, We- ber in den Verwaltungsrat zu wählen, erklärte die UBS. We- ber werde dann vollamtlicher Vizepräsident. Nach dem ers- ten Amtsjahr solle er im Jahr 2013 die Nachfolge von Präsi- dent Kaspar Villiger antreten. Wie die UBS gestern be- kannt gab, wird Weber mehr verdienen als sein Vorgänger. Sein Gehalt soll sich auf zwei Millionen Franken (derzeit 1,6 Millionen Euro) im Jahr sowie 200000 gesperrte UBS- Aktien belaufen. Weber hatte am 30. April sein Amt als Bundesbankprä- sident ein Jahr früher als ver- traglich vorgesehen abgege- ben. Er monierte Fehler im Krisenmanagement in der Eurozone. Weber galt als aus- sichtsreicher Kandidat für den Chefposten bei der Europäi- schen Zentralbank (EZB). Die Bundesbank prüfe den ge- planten Wechsel, teilte die Axel Weber tritt doch nicht in Josef Ackermanns Fußstapfen. Notenbank in Frankfurt mit. Die UBS gehört in Europa zu den Banken, die am schwersten von der Finanzkri- se getroffen wurden. Sie musste vom Steuerzahler mit 60 Milliarden Franken ge- stützt werden, fährt aber wie- der Milliardengewinne ein. Lieber UBS als Deutsche Bank Weber wechselt in die Schweiz / Ackermann-Nachfolge bleibt offen Gerd Sonnleitner »Stoppt Landfraß«: Die Botschaft der Delegierten des Deutschen Bauernverbands ist deutlich. Die Branche fürchtet, dass den Bauern durch den Bau neuer Leitungen und mehr Biostrom im Zuge der Energiewende weitere Anbauflächen verloren gehen. Foto: Tittel Brüssel. Der Radikalumbau der WestLB geht auf die Ziel- gerade. Das Konzept, das auf eine Zerschlagung der Lan- desbank hinausläuft, soll »sorgsam, aber schnell« ge- prüft werden, sagte eine Spre- cherin des EU-Wettbewerbs- kommissars Joaquín Almunia gestern in Brüssel. Dass eine Entscheidung noch vor der im August beginnenden Som- merpause fällt, sei aber un- wahrscheinlich, verlautete aus EU-Kreisen. Rasche Prüfung des WestLB-Plans Washington. US-Finanzminis- ter Timothy Geithner denkt anscheinend über einen Rück- tritt nach. Wie amerikanische Medien gestern berichteten, peile er an, die Regierung noch im Sommer zu verlas- sen. Geithner führte private Gründe an: Seine Familie zie- he zurück nach New York, und er wolle nicht nach Wa- shington pendeln müssen. Geithner denkt an Rücktritt

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  • WirtschaftNummer 150 Samstag, 2. Juli 2011

    GÜNSTIG TELEFONIEREN

    Von Manfred Herbertz

    Penzberg. Der SchweizerPharmakonzern Roche hat inPenzberg (Oberbayern) dasProjekt »TP-Expand« einge-weiht. Damit sollen die eige-nen Forschungs- und Entwick-lungskapazitäten für thera-peutische Proteine deutlichgesteigert werden. Dazu in-vestierte das Unternehmenmit Sitz in Basel rund 158 Mil-lionen Euro.

    In insgesamt fünf Gebäudenwurden auf einer Fläche von20000 Quadratmetern Pro-duktions- und Laborflächenfür modernste biotechnologi-sche Entwicklungs- und Her-stellungsprozesse neu gestal-tet.

    Anlässlich der Einweihungnahmen Wolfgang Heubisch(FDP), bayerischer Staatsmi-nister für Wissenschaft, For-schung und Kunst, und Kon-zernchef Severin Schwan dieGebäude und Anlagen mit

    einem Knopfdruck symbo-lisch in Betrieb. »Mit dem ›TP-Expand‹-Projekt schaffen wir

    eine Voraussetzung, um auchin den nächsten Jahren erfolg-reich innovative biopharma-zeutische Arzneimittel entwi-ckeln zu können«, betonteSchwan.

    Hagen Pfundner, Vorstandder Roche Pharma AG im süd-badischen Grenzach-Wyhlen,betonte, mit der Einweihungwerde ein Signal gesetzt, dass»wir unsere Kernkompeten-zen und unseren Technologie-Vorsprung im internationalenWettbewerb kontinuierlichausgebaut haben«.

    Ein Wort der Kritik richtetePfundner an die Bundesregie-rung: »Um einen Wettbe-werbsvorteil auch wetterfestzu machen, müssen die Rah-menbedingungen stimmen.«Die forschende pharmazeuti-sche Industrie werde mit einerSondersteuer auf Innovatio-nen in Milliardenhöhe belegt,während andere Staaten For-schung und Entwicklung för-derten.

    Roche investiert 158 Millionen EuroPharmakonzern baut Entwicklung therapeutischer Proteine aus

    Von Sascha Meyer

    Koblenz. Beim Bauernver-band zieht sich der kampf-erprobte Präsident GerdSonnleitner im nächstenJahr zurück. Dabei gibt esviel zu tun. Die Energiewen-de bringt die Landwirte inRage: Der »Landfraß« sollnicht noch größer werden.

    Sonnleitner kündigte gesternbeim Bauerntag in Koblenzan, im Sommer 2012 nicht er-neut zu kandidieren. »Ichhab’s gern gemacht«, sagteder 62-Jährige, der seit 1997an der Spitze der einflussrei-chen Berufsvertretung steht.Er will sich künftig stärker

    dem eigenen Familienbetriebwidmen und im nächsten Jahrauch das Amt als Landes-bauernpräsident in Bayern ab-geben.

    Bis 2012 bleibt er noch Prä-sident des europäischenBauernverbands. Zu einemmöglichen Nachfolger, deraus dem Kreis der Landes-bauernpräsidenten bestimmtwerden muss, äußerte er sichnicht.

    Der Bauernverband vereintüber seine 18 Landesverbän-de rund 280000 Betriebe unddamit nach eigenen Angabenrund 90 Prozent der deut-schen Landwirtschaft.

    Die Bauern machen Frontgegen einen verschärften»Landfraß« durch die Energie-wende in Deutschland. »Jetztmuss es oberste Priorität sein,alle unsere Hektare in der Pro-duktion zu halten«, forderteSonnleitner. Für jeden Quad-ratmeter, der zubetoniert wer-de, müsse an anderer Stelleeiner entsiegelt werden.

    Die Branche fürchtet, dassdurch neue Stromtrassen undmehr Biomasse Flächen fürLebensmittel und Tierhaltungverloren gehen. Als Ergän-zung werde die Bioenergie ge-braucht. Sonnleitner stellteaber klar: Erste Aufgabe derBauern »ist und bleibt dieNahrungsmittelproduktion«.

    »Es geht nicht an, dasseinerseits die erneuerbarenEnergien einschließlich derBioenergie massiv ausgebautwerden sollen und anderer-

    seits für neue Stromtrassen,Windanlagen, Gaskavernenund Pumpspeicher immermehr produktive Ackerflächenzu Biotopen umgewandelt

    werden«, führte er weiter aus.Per Knopfdruck brachte

    Sonnleitner eine Flächenver-brauchs-Uhr im Internet insTicken. Jede Sekunde gehen

    elf Quadratmeter wertvollenAckerlands verloren, weil Ge-bäude oder Verkehrswege ge-baut werden, lautet die Pro-testbotschaft.

    Bauernverband sucht neuen obersten LandwirtPräsident Gerd Sonnleitner kündigt Rückzug an / Branche fürchtet verschärften »Landfraß« / Flächenverbrauchs-Uhr tickt

    Staatsminister Wolfgang Heu-bisch (FDP, links) drückt mitKonzernchef Severin Schwanden Startknopf. Foto: Herbertz

    Von Jörn Benderund Heinz P. Dietrich

    Frankfurt. Axel Weber ziehtes in die Schweiz. Der ehema-lige Bundesbankpräsidentheuert bei der Großbank UBSan. Die Deutsche Bank, dieebenfalls um ihn buhlte,schaut in die Röhre. Die Su-che nach einem Nachfolgerfür Josef Ackermann ist wei-terhin erfolglos.

    Hartnäckig hatte sich in denvergangenen Monaten dieSpekulation gehalten, Webersei Ackermanns Favorit undein Engagement des Volkswir-tes bei dem Dax-Konzern be-reits ausgemacht. Stattdessensoll Weber nun an die Spitzeder größten Schweizer Bankrücken. Weber wäre damitder erste Deutsche auf diesemPosten und der mächtigsteBankenchef der Schweiz –Ackermann damit auf interna-tionalem Parkett ebenbürtig.

    Der UBS-Verwaltungsrat

    soll der Generalversammlungim Mai 2012 vorschlagen, We-ber in den Verwaltungsrat zuwählen, erklärte die UBS. We-ber werde dann vollamtlicherVizepräsident. Nach dem ers-ten Amtsjahr solle er im Jahr2013 die Nachfolge von Präsi-dent Kaspar Villiger antreten.

    Wie die UBS gestern be-kannt gab, wird Weber mehrverdienen als sein Vorgänger.Sein Gehalt soll sich auf zweiMillionen Franken (derzeit1,6 Millionen Euro) im Jahrsowie 200000 gesperrte UBS-Aktien belaufen.

    Weber hatte am 30. Aprilsein Amt als Bundesbankprä-sident ein Jahr früher als ver-traglich vorgesehen abgege-ben. Er monierte Fehler imKrisenmanagement in derEurozone. Weber galt als aus-sichtsreicher Kandidat für denChefposten bei der Europäi-schen Zentralbank (EZB). DieBundesbank prüfe den ge-planten Wechsel, teilte die

    Axel Weber tritt doch nicht inJosef Ackermanns Fußstapfen.

    Notenbank in Frankfurt mit.Die UBS gehört in Europa

    zu den Banken, die amschwersten von der Finanzkri-se getroffen wurden. Siemusste vom Steuerzahler mit60 Milliarden Franken ge-stützt werden, fährt aber wie-der Milliardengewinne ein.

    Lieber UBS als Deutsche BankWeber wechselt in die Schweiz / Ackermann-Nachfolge bleibt offen

    Gerd Sonnleitner

    »Stoppt Landfraß«: Die Botschaft der Delegierten des Deutschen Bauernverbands ist deutlich. Die Branche fürchtet, dass den Bauerndurch den Bau neuer Leitungen und mehr Biostrom im Zuge der Energiewende weitere Anbauflächen verloren gehen. Foto: Tittel

    Brüssel. Der Radikalumbauder WestLB geht auf die Ziel-gerade. Das Konzept, das aufeine Zerschlagung der Lan-desbank hinausläuft, soll»sorgsam, aber schnell« ge-prüft werden, sagte eine Spre-cherin des EU-Wettbewerbs-kommissars Joaquín Almuniagestern in Brüssel. Dass eineEntscheidung noch vor der imAugust beginnenden Som-merpause fällt, sei aber un-wahrscheinlich, verlauteteaus EU-Kreisen.

    Rasche Prüfungdes WestLB-Plans

    Washington. US-Finanzminis-ter Timothy Geithner denktanscheinend über einen Rück-tritt nach. Wie amerikanischeMedien gestern berichteten,peile er an, die Regierungnoch im Sommer zu verlas-sen. Geithner führte privateGründe an: Seine Familie zie-he zurück nach New York,und er wolle nicht nach Wa-shington pendeln müssen.

    Geithner denktan Rücktritt