Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und...

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Peter Eisenhut Frank Bodmer Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» Die Ostschweiz in Bewegung

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Peter EisenhutFrank Bodmer

Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007»Die Ostschweiz in Bewegung

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UnterseeKreuzlingen

FrauenfeldWeinfelden

Oberthurgau

Wil TGWil SG St. Gallen

Rorschach

Hinterland

MittellandRheintal

Toggenburg

Linthgebiet

Werdenberg

Sarganserland

AppenzellInnerrhoden

Vorderland

Diessenhofen

Diese Studie wurde mit freundlicher Unterstützung

der Bankenvereinigung der Stadt St. Gallen realisiert.

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Vorwort 2

Zusammenfassung 3

Kapitel � Einleitung 7

Kapitel 2 DerwirtschaftlicheAufschwung 10

Kapitel 3 DieOstschweizholtauf 14

Kapitel 4 LeichterRückstandbeiderAttraktivitätalsWohnort 19

Kapitel 5 DieOstschweizalsArbeitsort 25

Kapitel 6 Branchenstruktur:GrosseBedeutungvonIndustrieundGewerbe 31

Kapitel 7 AussenhandelalsErfolgsfaktor 42

Kapitel 8 Direktinvestitionen:Chancenüberwiegen 49

Kapitel 9 ModerateSteuerbelastung–mitAusnahmen 56

Kapitel �0 HerausforderungenausSichtderUnternehmer 63

Kapitel �� HerausforderungenausSichtderPolitik 69

Kapitel �2 PerspektivenderOstschweizerWirtschaftbis2012 76

Kapitel �3 FolgerungenausdenAnalysenundPerspektiven 84

Kapitel �4 Empfehlungen 89

Anhang:Wirtschaftsregionen 104

Inhaltsverzeichnis

i n h a lt

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2 v o r w o r t

DieOstschweizdurchlebtgegenwärtigwirtschaftlichsehrerfolgreicheJahre.DerGrund

dafürliegtineinerKombinationverschiedenerFaktoren:globalerKonjunkturaufschwung,Re-

naissancederIndustrie,StrukturanpassungenindenUnternehmenundlastandleasterfolg-

reicheWirtschaftspolitik.

DessenungeachtetnehmenderinternationaleWettbewerbunddieKonkurrenzumStand-

ortezu.DieRahmenbedingungenwerden–teilsmitenormemMitteleinsatz–kontinuierlich

verbessert,sodassesanderSpitzeimmerengerwird.Mithaltenkannnur,wersichdiesem

WettbewerbstelltunddenReformbedarfauchinkonjunkturellenBoomzeitenaufzeigtund

anpackt.DieserAufgabefühltsichdieIHKverpflichtet:SiezähltnichtnurdieKonjunkturbe-

obachtung,sondernauchdieBerichterstattungzurStruktur-undWachstumsentwicklungzu

ihrenPflichtaufgaben.

DievorliegendeStudieunterscheidetsichvonanderendurchfolgendeBesonderheiten:Ers-

tenswirddenunternehmerischenHerausforderungenvielPlatzeingeräumt.ZuderenErfassung

wurden124InterviewsmitUnternehmensführerngeführtund1400Unternehmenwurdeein

Fragebogenzugestellt.ZweitenshabenwirsowohldiewirtschaftspolitischenMassnahmender

KantonealsauchdieForderungenderIHKaufihrenErfolghinüberprüft.Drittenshabenwir

–nachderAnalyseunddenPerspektiven–Schlussfolgerungengezogen,wirtschaftspolitische

ZielegesetztundEmpfehlungenerarbeitet.

DasZustandekommendieserStudiewurdedankvielseitigerUnterstützungermöglicht.

GrosserDankgebührtDr.FrankBodmer,selbständigerÖkonomundPDanderUniversitätBasel,

dernichtnurOrdnungindieUnmengevonDatengebrachthat,sondernalsMitautoreinen

wesentlichenBeitragleistete.FürdieDurchsichtundanregendenDiskussionendankendieAu-

torendemDirektorDr.KurtWeigelt,demPräsidentenDr.KonradHummler,derVizepräsidentin

FranziskaTschudi,demAusschussmitgliedProf.Dr.UrsFueglistallerunddemVorstandsmitglied

ChristophTobler.ZudemdankenwirdenStudierendendes6.SemestersanderHSG,welche

mitgrossemEngagement(imRahmendesIntegrationsseminars2007beiProf.Fueglistaller)124

UnternehmensführerausderOstschweizinterviewthaben.FürdieÜbernahmedesLektorates

dankenwirUrbanAuerundPriskaSchärvomSt.GallerTagblatt.RenéGüntensperger,Leiter

KommunikationderIHK,dankenwirfürseineintensiveMitarbeitinderEndphasederStudie.

OhnefinanzielleUnterstützungvondritterSeitewäredieserBerichtnichtzustandegekom-

men.DerBankenvereinigungderStadtSt.Gallengebührtfürihrengrosszügigenfinanziellen

BeitrageinbesondersherzlicherDank.

DervorliegendeBerichtwilldasVerständnisfürdiewirtschaftlicheEntwicklungderOst-

schweizinVergangenheitundZukunftfördernsowienotwendigewirtschaftspolitischeImpulse

setzen.Erwillinformieren,aufrütteln,loben,kritisieren,anregen,fordernundkritischeDiskus-

sionenauslösen.

Wirfreuenuns,liebeLeserinundlieberLeser,wennSiedieseZielenachderLektüreals

«erfüllt»beurteilen.DieswünschenwirIhnenunduns.

PeterEisenhut,Chefökonom St.Gallen,imOktober2007

Vorwort

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3z u s a m m e n f a s s u n g

InderWirtschaftsstudie«Ostschweiz2007»wirdeineAnalysederwirtschaftlichenEntwick-

lungderOstschweiz,ihrerKantoneundRegionenvorgenommen.EinvertiefterBlickrichtet

sichdabeiaufdieAttraktivitätderOstschweizalsWohn-undArbeitsortundaufdieBranchen-

struktur.AufgrundderBranchenzusammensetzungverdienendieExporte,dieDirektinvestiti-

onenunddasOffshoringderOstschweizerWirtschaftineinemeigenenKapiteleinspezielles

Augenmerk.

EineBesonderheitdesvorliegendenBerichtessinddiebreitangelegteBefragungvonUn-

ternehmensowiediezahlreichenInterviewsmitGeschäftsleitern.DamitwurdendieHeraus-

forderungen,dieChancenundGefahrensowiedieAnsprüchederUnternehmenandieWirt-

schaftspolitikinErfahrunggebracht.

IneinemweiterenAnalysekapitelwirdüberprüft,obdenKantonenundderIHKSt.Gallen-

AppenzellsowiederIHKThurgaumitderUmsetzungihrerwirtschaftspolitischenMassnahmen

bzw.mitihrenEmpfehlungenErfolgbeschiedenwar.

DieUnternehmensbefragungdientealszentraleBasiszurDarstellungdervoraussichtlichen

wirtschaftlichenEntwicklungbis2012–bezogenaufBranchen,KantoneundRegionen.Die

ErgebnissederAnalyseundderPerspektivenwarendieGrundlagefürdieabschliessendauf-

gestelltenwirtschaftspolitischenEmpfehlungen.

DiewichtigstenErkenntnissederStudielassensichin10Punktenzusammenfassen:

�. Die Ostschweiz in «Champagnerlaune»:DieWirtschaftsetzte2004zueinemAuf-

schwungan,derbisheuteanhältundsichstarkaufdieIndustriestützt.DieOstschweiz

blicktaufeinebesonderserfolgreichewirtschaftlicheEntwicklungzurück,welchesich

durchfolgendeMerkmaleauszeichnet:markanterAnstiegderIndustrieproduktion,ra-

santesExportwachstum,Bauboom,steigendeErträgeindenDienstleistungsbranchen,

guteKonsumentenstimmung,sinkendeSteuernbeisteigendenSteuereinnahmenund

sinkendeArbeitslosigkeit.DieWachstumsratenderHaushaltseinkommenbelegen,dass

dieOstschweizzwarnachwievorunterdemLandesmittelliegt,aberamAufholenist.

Trotzdemaufgepasst:Eine«Champagnerlaune»istgefährlich.Allzuoftfolgtdaraufeine

Katerstimmung.

2. Branchenstruktur:ChanceoderGefahr?LangeZeitwurdedemIndustriesektorinhoch

entwickeltenLänderneinlangsamesSterbenvorausgesagt.IndenvergangenenJahren

konntesichdieIndustrieabernichtnurguthalten,sondernsiewardereigentlicheMotor

desAufschwungs.ZuRechtkannmanvoneinereigentlichenRenaissancederIndustrie

sprechen,diederOstschweizmitihremüberdurchschnittlichenIndustrieanteilzugute

kommt.ImVergleichzumschweizerischenDurchschnittsindvorallemdieMaschinen-,

Elektro-undMetallindustrie(MEM),dieBau-,Nahrungs-,Textil-,Kunststoff-undHolzin-

dustriegutvertreten.DieUnternehmenderMEM-BranchenbildeninderEuregioBoden-

seeeinenbedeutendenCluster,derinsbesonderefürTechnikereinem«Arbeits-Eldorado»

gleichkommensollte.

DieBranchenstrukturstellteinewichtigeDeterminantederwirtschaftlichenEntwick-

lungeinerRegiondar.SokanneinhoherIndustrieanteilineinembestimmtenZeitraum

Gefahr,ineinemanderen–wieindenletztenJahren–vorallemChancesein.Eswirdsich

erweisen,obdieIndustrierenaissanceAusdruckeinerdauerhaftenweltweitenNachfrage-

belebungundeinernachhaltigenSteigerungderWettbewerbsfähigkeitderOstschweizer

Industrieist.EinigeIndikatorenbietenAnlasszuOptimismus.

Zusammenfassung

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3. Erfolgsfaktor Aussenwirtschaft:EsistansichnichtsNeues,dassdieOstschweizer

KonjunkturvomAuslandwachgeküsstwird.AberdieperiodischenMeldungenvonneu-

enRekordergebnissenimExportsindselbstfürgrosseOptimistenüberraschend.Dabei

stechendieAusfuhrenderMEM-IndustriemitmehralsderHälfteamTotalderAusfuhren

besondershervor.DeutschlandnimmtimHandelmitderOstschweizeineherausragende

Stellungein.MitrundeinemDrittelallerWarenverkäufeundbeinahederHälftealler

WareneinkäufeistunsernördlichesNachbarlandzugleichwichtigsterKundeunddomi-

nierenderLieferant.

DasklassischeInstrumentzumVordringenaufausländischeMärktedurchWarenliefe-

rungenausdemheimischenProduktionsbetrieberfreutsichimOstenderSchweiznachwie

voreinerhohenBeliebtheit.EherüberraschendistaufdenerstenBlick,dassdieStrategie

derDirektinvestitioneninderOstschweizerWirtschaftnurunterdurchschnittlichverbreitet

ist.DieDirektinvestitionenimAuslanddienendenOstschweizerUnternehmenzudem

wenigerdemVerlagernvonArbeitsplätzenalsvielmehrderEroberungneuerMärkte.

4. Freud und Leid in der Beschäftigungsentwicklung:Von2001bis2005stiegdieBe-

schäftigunginderOstschweiznurleichtan,gemesseninvollzeitäquivalentenArbeits-

plätzenresultiertegareinkleinerVerlust.Erst2006und2007entstandenimgrösseren

AusmassneueStellen.ImVergleichzumschweizerischenMittelschnittbeiunsderDienst-

leistungssektorschlechterundderIndustriesektorbesserab.

InderkantonalenBetrachtungzeigensichenormeUnterschiede.Sehrerfreulichent-

wickeltensichdieArbeitsplätzeindenKantonenAIundTG.TGistaufdembestenWeg

zurDienstleistungsgesellschaft.GanzandersderKantonSG,woderDienstleistungssektor

ab-unddieIndustrieaufbaute.DerKantonARhatimselbenZeitraumammeistenAr-

beitsplätzeallerKantonederSchweizverloren,vorwiegendindenBranchenElektronik,

Bau-undLandwirtschaft.

5. Attraktivität als Wohnort in Frage gestellt:EinMassfürdieAttraktivitäteinerRegion

istauchdieBevölkerungsentwicklung.RegionenmitgrosserDynamikundhoherLebens-

qualitätzieheninderRegelneueEinwohneran.DieBevölkerungszunahmeinderOst-

schweizliegtleichtunterdemLandesdurchschnitt.AllerdingswächstdieBevölkerungin

unsererRegionvorallemaufgrunddesZuzugsvomAusland.DiebereitsinderOstschweiz

AnsässigenziehtesdagegeneherinandereKantonederSchweiz.DernegativeSaldo

derBinnenwanderungistaufSGundARzurückzuführen.ARhatseitvielenJahrenden

grösstenBevölkerungsrückgangallerKantonezubeklagen.AuchdasToggenburgleidet

untereinerAbwanderung.ZügelnnachKreuzlingen,Wil,Diessenhofen,See-Gasterund

WerdenbergwarindenletztenJahrenhingegenbesonders«envogue».

AngesichtsdervielenStärkenvonSGundARalsWohnregionmussmansichdieFrage

stellen,worindieGründefürdienegativeBinnenwanderungliegen.Antwortensind:SG

kannimBereichderSteuerbelastung,insbesonderebeimittlerenundhöherenSteuern,

nichtmithalten.BeiderVerfügbarkeitvonschönenundguterschlossenemBaulandsowie

attraktivemWohnraumbestehtvorwiegendinARHandlungsbedarf.BeiderVerkehrsin-

frastruktur,derBildungsqualitätundinderöffentlichenSicherheitzeigensich–inallen

OstschweizerKantonen–LückenzwischenAnspruchundWirklichkeit.

6. Von Top bis Flop:DerTGzähltzweifelloszudenGewinnernderletztenJahre.Bevölke-

rungundBeschäftigungsteigenan.DieNähezuZürichundzumBodenseewirdgeschickt

alsStärkeausgespielt,unddieWirtschaftspolitikhatmitetlichenMassnahmendenBoom

tatkräftigunterstützt.

AuchAIgehörtzudenGewinnern.EindrücklicheErfolgeinderIndustrieundbeiden

DienstleistungenkonntendenhohenBeschäftigungsrückganginderLandwirtschaftaus-

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gleichen.AIsetztmitseinerStrategieerfolgreichaufeineintakteLandschaft,aufreichlich

vorhandenesundschönesBauland,aufdieNähezurStadtSGundaufeinattraktives

Steuerniveau.

DerKantonSGentwickeltsichwenigerdynamischalsderTGundAI.DieFortschritte

falleneherzögerlichaus,wasteilweiseaufnichtallzumutigeMassnahmen–wiez.B.die

letzteSteuerrevision–zurückgeführtwerdenmuss.ImÜbrigenistSGmitseinendiversen

Regionensoheterogenzusammengesetzt,dassgenerelleAussagenzurEntwicklungdes

Kantonskaumgemachtwerdenkönnen.SchlechtentwickelthabensichinderVergangen-

heitdieRegionRorschach(Beschäftigungsrückgang)unddasToggenburg(Bevölkerungs-

rückgang).DieRegionenWil,See-Gaster,dasWerdenbergunddasRheintalhabenihre

StärkenzumTragenbringenkönnen.

ARgehörtseitderJahrtausendwendezudenwenigenKantonenmitwirklichsorgen-

vollerEntwicklung.DieKombinationvonBeschäftigungs-undBevölkerungsrückgangist

äusserstunangenehm.WeilsichausKrisenauchimmerChancenergeben,istzuhoffen,

dassmitderWirtschaftsstrategie(undinderenZentrumdieSteuerreform)dieEntwicklung

umgedrehtwerdenkann.DamitdernuneingeschlageneWegaberzumZielführt,müssen

diebestehendenKonzepteangepasstundergänztwerden.

7. Wirtschaftspolitik in Bewegung:MangelndeAktivitätkanndenOstschweizerRegie-

rungenindenletztenJahrennichtvorgeworfenwerden–schoneherdasGegenteil.In

ARsolltedasersteRegierungsprogramm2003bis2007dieWendebringen.Folgende

Projektewurdenbeispielsweiseinitialisiert:günstigesSteuerklima,attraktiverWohnraum,

Verkehrserschliessung,StandortfürFreizeit/Erholung/Tourismus,VermarktungalsWohn-

/Lebens-undArbeitsort.DerErfolglässtnochaufsichwarten,sollaberdurchdasneue

RegierungsprogrammunddasEroberndeserstenPlatzesbeiderBesteuerungvonUnter-

nehmenerreichtwerden.

AIsetztmitseinerPolitikerfolgreichaufdasBesondereunddasLokale.Herausfor-

derungensinddasknapperwerdendeBaulandundentsprechendsteigendePreise,das

SpitalwesenunddieStrukturbereinigunginderLandwirtschaft.

SGhatmitdemWirtschaftsleitbildundderStandortoffensivevierSchwerpunktege-

setzt:TechnologieundBildung,AttraktivitätfürFamilien,StandortattraktivitätfürUnter-

nehmenundVerkehrsinfrastruktur.MitumfangreichenMassnahmenpaketenwurdenei-

nigeZieleerreicht,beidenmeistenistmannochunterwegs.

Mit«ChanceThurgau»und«ChanceThurgauPlus»habendieWirtschaftsverbändeim

TGderRegierung69konkreteEinzelmassnahmenpräsentiert.Unterdessenistdiegrosse

MehrheitderVorschlägeerfolgreichumgesetztworden.NureinZiel–wohlaberdas

wesentlichste–wurdeverfehlt:«EineüberdemschweizerischenDurchschnittliegende

ZunahmedesVolkseinkommens.»

8. Was Top-Unternehmen anders machen:IndenInterviewswurdendieUnternehmer

unteranderemauchnachdenErfolgsfaktorenunternehmerischenHandelnsgefragt.Da-

beizeigtesich,dassTop-UnternehmenvorallemdieKompetenzderMitarbeitenden,die

DienstleistungskompetenzunddieKundenorientierungdeutlichhäufigeralsErfolgsfaktor

nennenalsderDurchschnittsämtlicherUnternehmen.

9. Perspektiven intakt:GemässdenPerspektivenderBevölkerungsentwicklungwirddie

AlterungderGesellschaftzueinerzentralenHerausforderung.ImZentrumstehendabeidie

FinanzierungderAltersvorsorgeundeinsinkendesArbeitsangebot.BeidenKantonenwird

vorallemdieFinanzierungderPflegeimMittelpunktstehen.NachdenPrognosendesBfS

mussARimJahre2030miteinemAnteilvonÜber-65-Jährigenvonfast30%rechnen.

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BezüglichBranchenentwicklungbis2012sinddieUnternehmenderMEM-Branchen,

dieBankenundderGrosshandelzuversichtlich.DieInformatikbranchestrotztgeradezu

vorOptimismus.EineleichtunterdurchschnittlicheEntwicklungdesUmsatzeserwartendie

FirmenderBranche«DienstleistungenfürUnternehmen».Nurmiteinembescheidenen

WachstumrechnendieTextilindustrie,dasBaugewerbeundderDetailhandel.

KantonalbetrachtetsehendieInnerrhoderUnternehmeneineerfreulicheEntwicklung

aufsichzukommen.DieAusserrhoderglaubendaran,dasssiedieLückezumOstschweizer

Durchschnittwettmachenkönnen.DieUnternehmendesKantonsSGprägendenDurch-

schnitt.AuffallendvorsichtigprognostiziertdieThurgauerWirtschaft.

Rorschach,Wil,AIundWerdenbergsinddieRegionen,welchegemässdengewählten

IndikatorenfürdiePeriode2008bis2012zudenbesonderserfolgreichengehörenwerden.

NacheigenerEinschätzungdürftedasToggenburgdieroteLaternebehaltenbzw.vonAR

übernehmen.

�0. Empfehlungen an die Wirtschaftspolitik:AusschlaggebendfürdenWohlstandsind

effizienteUnternehmen,diemarktfähigeProdukteundDienstleistungenherstellenundzu

Preisenverkaufenkönnen,welcheGewinneermöglichen.AmmeistenNutzenbringtdie

Wirtschaftspolitik,wennsiedieBedingungenschafft,welchedasfreieSpielvonAngebot

undNachfragegewährleistenunddenunternehmerischenEntscheidungsspielraumsowe-

nigwiemöglicheinschränken.

DasPotenzialderOstschweizalsUnternehmens-undWohnstandortistnochnicht

ausgeschöpft.ZudessenAusschöpfungundAusbauhatdieWirtschaftspolitikallesdaran

zusetzen,dieAttraktivitätnichtnurfürUnternehmen,sondernauchalsWohnortfürgut

ausgebildetePersonenmitihrenFamilienzuerhöhen.UnterdemVorzeichendesdemo-

grafischenWandels,desMangelsanFachkräftenunddernegativenBinnenwanderungin

derOstschweizgewinntdieBedeutungderWohnortattraktivitätanBedeutung.

EineErfolgversprechendeStandortförderungkannsichdeshalbnichtaufdieWirt-

schaftspolitikimengenSinnebeschränken.EinigekonkreteEmpfehlungen,welche(hof-

fentlich)Diskussionenauslösenwerden,lauten:

•DieOstschweizerKantonearbeiteneinenVorschlagzurRealisierungderfreienSchul-

wahlaus.DieStudiengebührenandenHochschulenderOstschweizsindmassgeblich

zuerhöhen.AnderFHOisteineFührungsstrukturmiteinereinheitlichenpolitischen

Trägerschaft,einerzentralenFührungmiteinemRektorundeinemeinzigenHoch-

schulrateinzurichten.

•EswirdeinOstschweizerPendlerzugindenFahrplaneingefügt,welchermorgens

undabendsein-biszweimalnachZürichbzw.indieGegenrichtungfährtundnur

inGossauundWilanhält.

•30ProzentderKultursubventionenwerdenneuinFormvonGutscheinenandie

interessierteBevölkerungabgegeben.

•DieVorschriftenzudenLadenöffnungszeitenwerdeninallenOstschweizerKantonen

abgeschafft.ZudemführensiedieliberalstenBaugesetzeein.

•DieOstschweizerKantoneübernehmendienationaleSpitzebeiderBesteuerung

vonUnternehmen.ARsteigertseinesteuerlicheAttraktivitätfürPersonenbeiden

mittleren,SGundderTGbeidenmittlerenundhohenEinkommen.

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Kapitel 1Einleitung

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8 k a p i t e l 1

AlsimJahre2003dieletzteStudiederIHKzurwirtschaftlichenLagederOstschweizer-

schien,befandsichdieOstschweizineinerschwierigenSituation1.DieWirtschaftliefschlep-

pend,dieZahlderArbeitslosenwarhoch.DieRezessionerhöhtedenPessimismusbezüglich

derzukünftigenwirtschaftlichenEntwicklung.DazukamenUnkenrufeaufdieOstschweizals

Randregion,welcheabseitsvondenZentrenderSchweizkeineklareZukunftsperspektivemehr

habe2.DieErwartungeinerweiterenDesindustrialisierungundderVerlagerungderProdukti-

onsprozesseinderMaschinen-,Elektronik-undMetallindustrie(MEM)nachLändernwieChina

undIndienbelastetedienegativeStimmungzusätzlich,dadieseBrancheninderOstschweizvon

speziellgrosserBedeutungsind.NachderKrisedesTextilsektorsmüssenunmitdemNiedergang

einerweiterenSchlüsselbranchegerechnetwerden.

Erfreulicherweisekamesanders.DieWirtschaftsetzte2004zueinemAufschwungan,der

bisheuteanhält.BesondersdieIndustriehateineeindrücklicheRenaissanceerlebtundstellt

einezentraleStützedesaktuellenAufschwungsdar.DieschweizerischenExporteboomen,und

dieGlobalisierunghatinersterLiniezueinemAnstiegderNachfragenachschweizerischen

ProduktengeführtundnichtzumbefürchtetenAbbauvonArbeitsplätzen.Vondiesemglobalen

NachfragesogkonntedieOstschweizinspeziellemMassprofitieren.

DieSchweizerWirtschaftistzurzeitineinausserordentlichgünstigesweltwirtschaftliches

Klimaeingebettet.DiesgiltimSpeziellenfürdieOstschweiz.DiestarkindustrielastigeBran-

chenstrukturprofitiertvoneinemBoominderWeltkonjunktur,wieerinseinerBreite,Stärke

undLängewohlnochniestattgefundenhat.DazukommtderimVergleichzumEurosehr

schwacheSchweizerFranken,welcherdieKonkurrenzfähigkeitderschweizerischenExporte

indenEuro-Raumdeutlicherhöht.DochsoerfreulichdieaktuelleEntwicklungauchist,soun-

sicherbleibt,obdieguteKonjunktureinVorbotefürmittelfristighöhereWachstumsratenist.

Esgiltdeshalb,einenBlickhinterdieFassadedergutenWirtschaftszahlenzuwerfenunddie

StrukturderOstschweizerWirtschaftzuuntersuchen.WoliegendieStärken,wodieSchwä-

chen?WelchenBeitragkanndieWirtschaftspolitikleisten,umdiePositionderOstschweizer

WirtschaftimnationalenundiminternationalenWettbewerbzustärken?

Welchen Spielraum hat die regionale Wirtschaftspolitik?

FürdieeinzelnenRegionenundKantonebleibendienationalenundinternationalenTrends

vongrosserBedeutung.DieKonjunktureinesKantonswirdinderRegelderjenigenderSchweiz

folgen,welchewiederumentscheidendvondenweltwirtschaftlichenTrendsbeeinflusstwird.

TrotzdergrossenBedeutungvonnationalenundinternationalenTrendsbleibteinbedeutender

SpielraumfürdieregionaleWirtschaftspolitik.WährenddiePolitikdenStrukturwandelnicht

bekämpfensollunddazuauchnichtinderLageist,könnenMassnahmenimBereichRegu-

lierung,Steuern,Bildung,InfrastrukturoderbeiderErhältlichkeitvonbebaubaremBodendie

wirtschaftlicheEntwicklungsehrwohlbeeinflussen.Dafürsorgtnichtzuletztderschweizerische

Föderalismus,welcherdenKantonenundGemeindeneinengrossenHandlungsspielraumlässt

undeinestarkeKonkurrenzzwischenihnenschafft.

Wohn- oder Arbeitsort?

StarkvereinfachtstehenKantonenundGemeindenzweiStrategienoffen,umWachstumzu

generieren.EinerseitskönnensiesichalsattraktiverWohnortpositionieren,wasameinfachsten

übertiefeSteuernundreichlicherhältlichesBaulanderreichtwerdenkann.ZielistdasAnziehen

vongutverdienendenHaushalten,welchedasöffentlicheBudgetnichtzusätzlichbelasten,re-

spektiveeinenNettobeitragandieöffentlichenAufgabenleisten.AufBasisdieserzusätzlichen

1 PeterEisenhutundUrsSchönholzer,EntwicklungundPerspektivenderOstschweizerVolkswirtschaft,IHKSt.Gallen-Appenzell,2003.2 z.B.HansjörgBlöchliger,BaustelleFöderalismus,VerlagNeueZürcherZeitungfürAvenirSuisse,2005.

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9e i n l e i t u n g

SteuereinnahmenkönnendieSteuernweitergesenktwerden,womitimbestenFalleinesich

selbstverstärkendeEntwicklunginGangkommt.

AlsAlternativebestehtdieMöglichkeit,sichvorallemalsSitzvonUnternehmenunddamit

alsArbeitsortzupositionieren.AuchbeidieserStrategiekönnentiefeSteuernunddieErhält-

lichkeitvonguterschlossenemBaulandeinewichtigeRollespielen.Allerdingsmussdabeiauch

dasweitereUmfeldstimmen.SomüsseninderweiterenUmgebungentsprechendqualifizierte

Arbeitskräftevorhandensein.ObdiesderFallist,wirdvielfachdamitzusammenhängen,ob

inderRegionbereitsentsprechendeUnternehmenansässigsind.Fallsessoist,ergibtsich

gewissermasseneinPoolvonArbeitskräften,ausdemalleUnternehmenziehenkönnen.Bei

IndustrieunternehmenmusszudemeineguteVerbindungansnationaleAutobahnnetzge-

währleistetsein,umeineneinfachenTransportvonVorleistungenundgefertigtenGüternzu

ermöglichen.

Kein Einheitsrezept

BeiderzuwählendenStrategieistderbestehendenWirtschaftsstruktur,dergeografischen

LageunddenübrigenBesonderheitenRechnungzutragen.Füreinenochstarklandwirtschaft-

lichgeprägteRegioninperiphererLageisteineandereStrategieangebrachtalsfüreineRegion

inderNäheeinesstädtischenZentrumsoderfürdiesesstädtischeZentrumselbst.Angesichts

derVielfaltderRegionenstelltdiesfürdieOstschweizeinespezielleHerausforderungdar,er-

öffnetaberauchChancen.GeradedieVielfaltisteinwichtigerStandortvorteilderOstschweiz,

existiertdocheinNebeneinandervonunterschiedlichenWeltenaufkleinstemRaum.Derurbane

RauminderStadtSt.GallenistnureinehalbeStundevomalpinenRaumrundumdenAlpstein,

vomBodenseeodervomstarkindustrialisiertenRheintalentfernt.Zudemistdasgrosseurbane

ZentrumderSchweiz–Zürich–samtFlughafeninGriffnähe.

FürdieeinzelnenRegionenmussdasheissen,dasssieihreVorteileweiterverstärken.Stark

industrialisierteZonenmüssenversuchen,weiterhinalsStandortfürIndustriebetriebeattraktiv

zubleiben.DieVerfügbarkeitvonqualifiziertenArbeitskräftenausdemtechnischenBereich,

dieErhältlichkeitvonBauland,dieVerkehrsanbindungsowiedieSteuerbelastungsindzentrale

FaktorenfürdenErfolgeinersolchenStrategie.AndereRegionenkönnenaufihrelandschaft-

lichenReizesetzen.FallssieinderNäheeinesstädtischenZentrumsliegen,könnensiesich

alsWohnortfürdenMittelstandpositionieren.BeiperipherenRegionenbietetderTourismus

diebestenPerspektiven.DiestädtischenZentrensolltenwiedervermehrtfürHaushaltemit

mittlerenoderhohenEinkommenattraktivwerden.NebeneinerVerbesserungderstädtischen

InfrastrukturbedingtdiesdieErhältlichkeitvonentsprechendemWohnraumsowieeinrelativ

attraktivesSteuerniveau.

Kantone und Regionen im Fokus

AlsBetrachtungseinheitenfürdieStudiehabenwirKantoneundWirtschaftsregionen

gewählt.KantonesindaufgrundihrergrossenAutonomieundderdarausfolgendenEnt-

scheidungsmöglichkeiteneinerelevanteEinheit.BeiWirtschaftsregionensindsolcheEntschei-

dungsmöglichkeitennichtvorhanden.LediglichdietiefereEbenederGemeindenverfügtüber

Kompetenzen.WirbenutzentrotzdemdiehöhereEinheitderWirtschaftsregionfürdieAnalyse,

dadieRegionenübereinespezifischeWirtschaftsstrukturverfügenunddiewirtschaftliche

VerflechtunginnerhalbderRegionensehrgrossist.

DasAngebotanrelevantenDatenfüreineregionalwirtschaftlicheStudieistinderSchweiz

begrenzt.EinzelneKennzahlen,wiedaskantonaleBruttoinlandprodukt,werdenvomBun-

desamtfürStatistik(BfS)überhauptnicht,anderenurmiterheblicherVerspätungoderalle

paarJahrepubliziert.DiesistfürdieaktuelleSituationinsofernproblematisch,alssichdie

wirtschaftlicheLageindenletztenbeidenJahrenstarkverbesserthat.UmeinbesseresBild

vonderaktuellenLagezuerhalten,habenwirdieoffiziellenZahlenwomöglichmiteigenen

Schätzungenergänzt.

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�0

Kapitel 2Der wirtschaftliche Aufschwung

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��

DieschweizerischeWirtschaftbefindetsichineinemkonjunkturellenHoch.Nacheiner

langenStagnationsphaseinden90erJahrenundeinerRezessionindenJahren2001bis2003

brachtedasJahr2004dieerfreulicheWende.DieZinsenwarenindenletztenJahrensehrtief,

waseinenBoombeimBauauslöste,wieihndieSchweizschonlangenichtmehrerlebthatte.

MitderboomendenWeltkonjunkturundzuletztauchdemAufschwungindengrossenLän-

dernEuropas(speziellDeutschlands)zogendieExportean,womitdieJahre2006und2007

insbesonderefürdieIndustriesehrpositivwaren.UnterstütztwurdedieseEntwicklungdurch

denWertverlustdesSchweizerFrankensgegenüberdemEuro,demallerdingsderWertgewinn

gegenüberdemDollargegenübersteht.Seit2006istauchbeimPrivatkonsumundbeider

BinnenwirtschafteinAufschwungfestzustellen.ImMomentzeigtsichdieSchweizerWirtschaft

deshalbaufbreiterFrontineinerausgezeichnetenVerfassung.

Aufschwung bei Wertschöpfung und bei Kapitaleinkommen aus dem Ausland

DasgebräuchlichsteMassfürdiewirtschaftlicheEntwicklungistdasBruttoinlandprodukt

(BIP).InAbbildung2.1sinddieStagnationwährenddererstenHälfteder90erJahreunddie

beidenAufschwungphasenEndeder90erJahreundseit2004guterkennbar.Allerdingsbleibt

dasmittelfristigeWachstumauchseit1996mitjährlichenRatenvon1,8%iminternationalen

Vergleichbescheiden.EinalternativesMassistdasBruttonationaleinkommen(BNE),beidemdie

KapitaleinkommenausdemundandasAuslandsowiedieEinkommenderGrenzgängerund

dieÜberweisungenderGastarbeiterzusätzlichberücksichtigtwerden.Dieseshatsichaufgrund

hoherGewinnederinderSchweizdomiziliertenmultinationalenGesellschaftendeutlichbesser

alsdasBIPentwickelt.VorallemimJahre2000undseit2003kamesbeidenKapitaleinkommen

ausdemAuslandzueinemeigentlichenHöhenflug.

EindrittesMassistdasVolkseinkommen,beiwelchemdieAbschreibungenvomBNEab-

gezogenwerdenunddassichdementsprechendähnlichwiedasBNEentwickelthat.Das

VolkseinkommensetztsichimWesentlichenausdenEinkommenderHaushalteunddenEin-

kommenderUnternehmungenzusammen.LetztereswirdvorallemvondenunverteiltenUn-

ternehmensgewinnenalimentiert,wasfürdenAnstiegdesVolkseinkommensderletztenJahre

hauptsächlichverantwortlichwar.DasVolkseinkommenderHaushalteistdagegendeutlich

550‘000

500‘000

450‘000

400‘000

350‘000

300‘000

250‘000

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten des Bundesamtes für Statistik (BfS), der OECD und der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

Abbildung 2.1: Wachstum Schweiz

––– Bruttonationaleinkommen ––– Bruttoinlandprodukt ––– Volkseinkommen insgesamt ––– Volkseinkommen Haushalte

d e r w i r t s c h a f t l i c h e a u f s c h w u n g

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�2

langsamergewachsen,aufgrundeinestiefenWachstumsbeidenArbeitnehmereinkommen

(Abbildung2.1).DieserUnterschiedspieltbeiderAnalysederkantonalenwirtschaftlichen

EntwicklungeinewichtigeRolle.

Die Industrie als Stütze des Aufschwungs

DeraktuelleAufschwungstütztsichstarkaufdieIndustrieunddasverarbeitendeGewerbe

ab(Abbildung2.2)–imUnterschiedzumAufschwungvon1997.BeideSektorenerzielten

indenletztenJahrenbeachtlicheWachstumsraten.DerBausektorprofitiertevondentiefen

Zinsen.DieverarbeitendeIndustriewiederumkonntevomAufschwungderExporteaufgrund

dergutenWeltkonjunkturundderSchwächedesSchweizerFrankensgegenüberdemEuro

profitieren.

DerAufschwungderIndustrieistbreitabgestützt.DaaktuelleWertschöpfungszahlenfür

dieeinzelnenIndustriebranchenfehlen,mussaufBeschäftigungszahlenabgestelltwerden.Di-

114

112

110

108

106

104

102

100

98

96

94

Jahr

1

Jahr

2

Jahr

3

Jahr

4

Jahr

5

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten des BfS und des Staatsekretariates für Wirtschaft (Seco).

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten des BfS und des Seco.

114

112

110

108

106

104

102

100

98

96

94

Jahr

1

Jahr

2

Jahr

3

Jahr

4

Jahr

5

Abbildung 2.2: Die Industrie und das

verarbeitende Gewerbe im Aufschwung

Beginn: Januar 1997 ––– Beginn: Januar 2004 –––

Abbildung 2.3: Die Dienstleistungen im

Aufschwung

Beginn: Januar 1997 ––– Beginn: Januar 2004 –––

k a p i t e l 2

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�3d e r w i r t s c h a f t l i c h e a u f s c h w u n g

esezeigen,dasssichdiemeistenIndustriebranchenrechterfreulichentwickelthaben.Führend

sinddieSektorenChemieundPharmasowieMedizinaltechnik,OptikundUhren.Guthaben

sichzudemdieMEM-Branchenentwickelt.SogardieTextilindustriekonntesichvergleichsweise

guthaltenunddenSchrumpfungsprozesszumindestverlangsamen.

EsbestehenAnzeichen,dassdieIndustrieeinenumfassendenStrukturwandelvollzogen

hatundsichheutewesentlichwettbewerbsfähigerpräsentiertalsnochinden90erJahren.Die

nächstenJahrewerdenzeigen,obdieseEinschätzungkorrektist.Deutlichwenigererfreulichist

dieEntwicklungbeidenDienstleistungen(Abbildung2.3).HierkonntendieWertedesletzten

Aufschwungsnichtganzerreichtwerden.DaderDienstleistungssektoretwazweiDrittelzur

schweizerischenWertschöpfungbeiträgt,stelltdieschleppendeEntwicklungindiesemBereich

einegewichtigeWachstumsbremsedar.EsistdieseinklaresIndizfürdieDualitätderschweize-

rischenWirtschaft,miteinemdynamischenaussenorientiertenSektorundeinemlethargischen

Binnensektor1.

Der Aufschwung in der Ostschweiz

DerKonjunkturaufschwungvon2004hat–mitgewisserVerspätung–auchdieOstschweiz

erfasst.SorichtigdurchgestartetistdieKonjunkturnämlicherstimFrühling2006,dafürumso

kräftiger.MasszahlenzurWertschöpfungderOstschweizerWirtschaftliegenzwarnichtvor.

DieKonjunkturindikatorenaufBasisderBefragungenderKonjunkturforschungsstelleander

ETHZürich(KOF)ergebenabereinklaresBild.WieAbbildung2.4zeigt,hatsichdieProduktion

inderOstschweizerIndustrieabdem2.Quartal2006starkerhöht.SeitherliegtderKonjunk-

turindikatorinderOstschweizkonstantüberdemjenigenderSchweiz.Ähnlichdynamischwie

dieIndustriehatsichderBauentwickelt,währenddasTempobeidenDienstleistungsbranchen

auchinderOstschweizgemächlicherwar.

1 DokumentiertinFrankBodmer,AufschwungalsReformchance(miteinerReformskizzevonDavidIselinundHansRentsch), NZZ-VerlagfürAvenirSuisse,2007.

Erklärung: Veränderung der Produktion im Vergleich zum Vorjahresquartal, Daten aus Konjunkturumfrage der KOF.

50454035302520151050

-5-10-15-20-25-30-35

1999

Q1

1999

Q3

2000

Q1

2000

Q3

2001

Q1

2001

Q3

2002

Q1

2002

Q2

2003

Q1

2003

Q3

2004

Q1

2004

Q3

2005

Q1

2005

Q3

2006

Q1

2006

Q3

2007

Q1

2007

Q3

Sald

opo

sitiv

eun

dne

gativ

eBe

urte

ilung

Abbildung 2.4: Industriekonjunktur in der Schweiz und der Ostschweiz

––– Schweiz ––– Ostschweiz

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�4

Kapitel 3Die Ostschweiz holt auf

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NachwievorliegtdasdurchschnittlicheEinkommeninderOstschweizunterdemschweize-

rischenMittel.UmdiesenRückstandaufzuholen,müssendieWachstumsratenüberdenjenigen

desschweizerischenMittelsliegen.DieskonntedennauchimVerlaufederletzten15Jahre

erreichtwerden,zumindestwennmandasWachstumdesVolkseinkommensderHaushalteals

Massstabzugrundelegt.

Die Ostschweizer Kantone liegen zurück, holen aber auf

FürdieKantoneistvondengesamtwirtschaftlichenAggregatenlediglichdasVolksein-

kommenbekannt,welchesgrossenSchwankungenunterliegt.Wieschonbeidennationalen

ZahlenspielendieKapitaleinkommenunddamitdieunverteiltenUnternehmensgewinneauch

beidenkantonalenZahleneinegewichtigeRolle.DiegrossenmultinationalenGesellschaften

befindensichineinigenwenigenKantonen,vorallemZürich,Basel,Genf,WaadtundZug.

HoldingskonzentrierensichebenfallsineinigenKantonen,zunennensindhierinsbesondere

Zug,NidwaldenundGlarus.InderOstschweizweistlautdenZahlendesBfSvorallemAIeinen

hohenAnteilanKapitaleinkommenaus.BeidenkleinerenKantonenkommtnochhinzu,dass

dasVolkseinkommenproKopfaufgrundvonZu-oderWegzugvonwenigenreichenPersonen

starkschwankenkann.

BeimVolkseinkommenproKopfnahmenimJahre2005dieKantoneBasel-Stadt,Zug,

Nidwalden,GlarusundZürichdieSpitzenplätzeein(Abbildung3.1).ZweidieserKantone

sindgrosseKantonemitbedeutendenstädtischenZentren,nämlichBasel-StadtundZürich.

ZugistinzwischenselberzueinemwirtschaftlichenZentrumgereiftundbesitztvorallembei

denFinanzdienstleistungeneinesehrstarkeStellung.NidwaldenundGlarussindKantone,

welcheunteranderemaufgrundihrervielenHoldingsitzesoweitnachobengerutschtsind,

wobeiNidwaldendankseinengenerelltiefenSteuerninzwischenauchvielegutverdienende

Haushalteanziehenkonnte.DieOstschweizerKantoneliegendagegendeutlichunterdem

schweizerischenMittel,miteinemleichtenVorsprungvonAppenzell-Innerrhodengegenüber

denanderendreiKantonen.

DasVolkseinkommenderKantoneunterliegtaufgrunddervolatilenUnternehmensge-

winnehohenSchwankungen,wasdieResultatefüreinzelneJahrestarkbeeinflussenkann.Ein

alternativerMassstabistdasHaushaltseinkommen.HierschneidendieOstschweizerKantone

deutlichbesserab.Appenzell-Ausserrhoden,ThurgauundSt.GallenliegeninderNähedes

schweizerischenMittels,Appenzell-Innerrhodenetwasweiterzurück(Abbildung3.2).

120‘000

100‘000

80‘000

60‘000

40‘000

20‘000

0

JU VS FR

OW TI LU AR

SG TG BE UR AI

SO AG GR

NE SZ VD BL CH SH GE

ZH GL

NW ZG BS

Quelle: BfS.

Abbildung 3.1: Kantonale Volkseinkommen, 2005

d i e o s t s c h w e i z h o lt a u f

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�6

AusdemVergleichderbeidenAbbildungen3.1und3.2istdieenormeBedeutungderUn-

ternehmensgewinnefüreinigeKantoneersichtlich.InBasel-StadtmachtensieimJahre2005

über50%desVolkseinkommensaus,inGlarusknapp40%,undinZugundGenfjeetwaein

Drittel.InAppenzell-Innerrhodenwarenesnoch15%,inSt.Gallen4%,imThurgau3%und

inAppenzell-Ausserrhodengarnur0,3%!

DerBeitragderUnternehmenzumVolkseinkommenentsprichtimWesentlichendenunver-

teiltenGewinnenderKapitalgesellschaften.BeimultinationalenGesellschaftenwerdendiese

GewinnedemjenigenLandoderKantonzugerechnet,inwelchemsieihrenHauptsitzhaben.

UnverteilteGewinneentsprechendeshalbkeinemdirektenEinkommenfürdieBewohnerdieses

LandesoderKantons.VielmehrstellensieVermögenfürdieEigentümerdiesesUnternehmens

dar,dieihrenWohnsitznurinAusnahmefällenamFirmensitzhabendürften.DasVolkseinkom-

menderUnternehmungenleistetdamithöchstensindirekt–überSteuereinnahmen–einen

BeitragandiewirtschaftlicheSituationeinesKantons.DadieseinvielenFällenaufgrundder

SonderbesteuerungderGewinnevonHoldingsundanderenSpezialgesellschaftentiefausfallen

undzudemeineTendenzzurSenkungderGewinnsteuernbesteht,dürftedieBedeutungder

Steuereinnahmensinken.DasEinkommenderHaushalteerscheintdeshalbalsdasverlässlichere

MassfürkantonaleVergleiche.

70‘000

60‘000

50‘000

40‘000

30‘000

20‘000

20‘000

0

JU VS TI FR AI

OW NE

UR

GR

GE

LU SG BE TG VD AR

GL

CH SO AG SZ SH BL BS ZH NW ZG

Quelle: BfS.

Abbildung 3.2: Kantonale Haushaltseinkommen,

2005

1.5%

1.0%

0.5%

0.0%

-0.5%

-1.0%

-1.5%

GE FR TI JU ZH VS

VD

AG

CH

OW NE

GR LU BL GL

SO SG TG BS UR BE SZ AI

AR

SH ZG NW

Quelle: Reale Wachstumsraten, mit dem schweizerischen Konsumentenpreisindex angepasst. Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten des BfS.

Abbildung 3.3: Jährliche Wachstumsraten

Haushaltseinkommen pro Kopf, 1990 – 2005

k a p i t e l 3

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Sarganserland

Diessenhofen

Rheintal

Werden-berg

ToggenburgLinthgebiet

AppenzellI.Rh.

Hinter-land

WilTG

WilSGSt.Gallen

Ober-thurgau

Weinfelden

Kreuzlingen

Rorschach

Vorderland

Untersee

Frauenfeld

Mittelland

d i e o s t s c h w e i z h o lt a u f

BeidenHaushaltseinkommenstelltmanfest,dassanfänglicharmeKantoneimVergleich

zudenreichenKantonenaufholen1.AuchdieOstschweizweistseit1990überdurchschnitt-

licheWachstumsratengegenüberdemschweizerischenMittelauf(Abbildung3.3).Gemäss

denZahlendesBfShabenseit1990vorallemdieWestschweizunddasTessinschlechtabge-

schnitten.

Die Position der Ostschweizer Regionen

OffizielleZahlenfürdiewirtschaftlichePositionvonGemeindenoderKantonenliegenzwar

nichtvor.Esistabermöglich,diekantonalenZahlenzumVolkseinkommenaufdieRegionen

aufzuteilen.FürdieineinerRegionerzieltenEinkommenbestehennämlichinFormderfürdie

direkteBundessteuer(DBST)massgeblichenreinenEinkommenundderErträgeausderDBST

aufUnternehmensgewinnenzuverlässigeStatistiken.MitderenHilfelassensichdiekantonalen

VolkseinkommendesBfSaufdieGemeindenundaufdieWirtschaftsregionenverteilen.Beim

regionalenVolkseinkommenistdasMittellandführend,vorallemdankderGemeindeTeufen

(Abbildung3.4).EsfolgendieRegionenFrauenfeld,See-Gaster,Rorschachunderstan5.Stelle

St.Gallen.Diesistunteranderemdaraufzurückzuführen,dassvielereicheHaushalteinden

umliegendenGemeindenwieMörschwiloderTeufenwohnen,welchebeidenichtTeilderWirt-

schaftsregionSt.Gallensind.AmunterenEndefindetsichdasToggenburg,hinterderRegion

SarganserlandunddemAppenzellerVorder-undHinterland.

1 DokumentiertinFrankBodmer,DieDeterminantendeskantonalenWirtschaftswachstums,Basel,WWZForschungsbericht8/2005.

Abbildung 3.4: Das Volkseinkommen pro Kopf der Ostschweizer Regionen, 2002

n35‘900n 38‘200n 39‘500bis41‘500n 43‘000bis44‘000n 44‘500bis46‘000n 48‘000bis51‘500

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten des BfS und der ESTV.

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Die Position der Gemeinden

BeimVolkseinkommenderGemeindenergibtsicheinetwasdifferenzierteresBildalsbei

denRegionen.Esgibteinzelne«InselndesReichtums»,dieinderNähederSeenliegen(Ab-

bildung3.5).KlarführendwarimJahre2002BottighofenimKantonThurgau,gefolgtvon

Mörschwil,Teufen,JonaundTübach.DieärmsteGemeindewarKrinauimToggenburg,hinter

Schlatt-HasleninAppenzell-InnerrhodenundBrunnadern,ebenfallsimToggenburg.Aufgrund

vonSchwankungenbeimEinkommenunddenGewinnenundaufgrundvonreichenZu-oder

WegzügernkannsichdieReihenfolgeabervonJahrzuJahrverändern.

ErstaunlichweithintenfindetsichdieStadtSt.Gallen.IneinergesamtschweizerischenRang-

listevon2800GemeindenlagdieStadtSt.GallenbeidenreinenEinkommen(gemässDBST)

imJahre2003nuran1520.Stelle!2ZürichlagaufRang773unddamitdeutlichweitervorne

alsSt.Gallen,aberebenfallsweithinterdensteuerkräftigstenGemeinden.Luzern,Genfund

BasellagennurwenigvorSt.Gallen,BernundLausannedahinter.DierelativtiefenEinkommen

derHaushaltestelleneinallgemeinesProblemderStädtedar,indeneneingrosserAnteilvon

HaushaltenmittiefemEinkommenlebt.DieswirdallerdingsinvielenFällenvonrelativhohen

EinkommenderjuristischenPersonenkompensiert.BeiSt.GallenistdieswenigerderFall,trugen

diejuristischenPersonendochzumindestimJahre2002wenigerals10%zumVolkseinkommen

bei.Demistaberhinzufügen,dassdieUnternehmensgewinneimJahre2002schweizweitauf

einemrelativtiefemNiveauwaren.

2 Zahlenfür2003,NormalfällebeiderVeranlagung.Für2002fehlendieDatenfürdieMehrzahlderWestschweizerKantone.Für2003 wiederumfehlendieZahlenzudenUnternehmensgewinnen,neuereZahlenliegennichtvor.

Abbildung 3.5: Das Volkseinkommen pro Kopf der Ostschweizer Gemeinden,

2002

n26‘000bis30‘000n 30‘000bis39‘900n 40‘000bis49‘900n 50‘000bis58‘000n 60‘000bis67‘000n 75‘500

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten des BfS und der ESTV.

d i e o s t s c h w e i z h o lt a u f

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Kapitel 4Leichter Rückstand bei der

Attraktivität als Wohnort

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DieAttraktivitäteinerRegionfürHaushalteundUnternehmenlässtsichunteranderem

anderEntwicklungvonBevölkerungundBeschäftigungmessen.DiebeidenMassebewegen

sichnichtzwangsläufigimGleichschritt,daaufgrundderKleinräumigkeitderSchweizdas

PendelnzwischenRegionenoderKantonenweitverbreitetist.DieseröffnetfürdieOstschweiz

Chancen,hatsiedochmiteinerschönenLandschaftundrelativtiefenBodenpreisengerade

alsWohnortvieleVorteilezubieten.UndkleineKantonewiediebeidenAppenzellerhalten

dadurchdieMöglichkeit,sichgezieltalsNischenanbieterzupositionieren,wasAIoffensichtlich

bessergelungenistalsAR.

Die Bevölkerungsentwicklung in der Ostschweiz

DieBevölkerungderOstschweizstiegseitdemJahr2000zwaran,dasWachstumwaraber

schwächeralsdasjenigeimschweizerischenDurchschnitt.Thurgau,St.GallenundAppenzell-

InnerrhodenkonntendeutlichpositiveWachstumsratenverbuchen,währendAppenzell-Aus-

serrhodenderKantonmitdemgrösstenproportionalenRückgangderBevölkerunginder

Schweizwar(Abbildung4.1).

VondenOstschweizerRegionenschnittendieRegionenKreuzlingen,See-GasterundRhein-

talambestenab.Schlusslichter–miteinerBevölkerungsabnahme–bildenalledreiRegionen

vonAppenzell-AusserrhodenunddasToggenburg(Abbildung4.2).

EineAnalysederBevölkerungsentwicklungoffenbart,dassmehrPersonenausderOst-

schweizinandereKantoneabwandern,alsvondiesenzuwandern(Abbildung4.3).Allevier

KantoneverzeichnetenabereineNettozuwanderungausdemAusland.

UntersuchungenzurBinnenwanderungzeigen,dassdieHöhederSteuernsowiederPreis

unddieErhältlichkeitvonBauland,HäusernundWohnungenwichtigeFaktorenbeiderMigra-

tionsentscheidungsind1.ZudemwiesendiegrossenZentrenindenletztenJahreneineverstärk-

teAnziehungskraftaus.SohabenRegionenmiteinergutenVerkehrsanbindunganZürichein

stärkeresBevölkerungswachstumverzeichnenkönnen.DiesistinderOstschweizimAllgemei-

nenderFall,wieAbbildung4.2zeigt2.

2.5%

2.0%

1.5%

1.0%

0.5%

0.0%

-0.5%

-1.0%

AR

GL

BS UR JU BE GR

NE

SH SO AI

SG BL

OW LU TG CH TI

AG

NW VD ZH GE SZ VS

ZG FR

Abbildung 4.1:Jährliches Bevölkerungswachs-

tum Kantone, 2000 –2006

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Zahlen des BfS zur mittleren Wohnbevölkerung.

k a p i t e l 4

1 SaraCarnazziWeberundSylvieGolay,InterneMigrationinderSchweiz,BundesamtfürStatistik,Neuchâtel,2005.2 AusnahmenbildendasRheintalundWerdenberg,woandereFaktorenanscheinendwichtigerwaren.

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2�l e i c h t e r r ü c k s ta n d b e i d e r at t r a k t i v i t ä t a l s w o h n o r t

Abbildung 4.2: Bevölkerungswachstum Regionen, 2000 –2006

Erklärung: Kumulierte Veränderung von 2000 bis 2006. Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Zahlen des BfS.

Abbildung 4.3: Quellen der Bevölkerungs-entwicklung, 2000 – 2006

n Bilanz Zuwanderung Auslandn Bilanz Binnenwanderungn Geburtenüberschussn Veränderung Bevölkerung

Sarganserland3,6%

Diessenhofen4,1%

Rheintal5,2%

Werdenberg4,4%

Toggenburg-0,8%Linthgebiet

6,0%

AppenzellI.Rh.,3,3%

Hinter-land

-2,9%

WilTG4,1%

WilSG4,0%

St.Gallen2,0%

Ober-thurgau2,9%

Weinfelden3,4%

Kreuzlingen6,0%

Rorschach3,8%

Vorderland-1,3%

Untersee2,2%

Frauenfeld4,6%

Mittelland-0,1%

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Zahlen des BfS zur mittleren Wohnbevölkerung.

5.0%

4.0%

3.0%

2.0%

1.0%

0.0%

-1.0%

-2.0%

-3.0%

-4.0%

-5.0%OstschweizAppenzellA.Rh.AppenzellI.Rh.St.GallenThurgau

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Leidet die Ostschweiz unter einem Brain Drain?

DieOstschweizscheintvorallemfürZuzügerausdemAuslandattraktivzusein.Beiden

OrtsansässigenisteineAbwanderungzubeobachten(Abbildung4.3).Esfragtsich,obdiese

AbwanderungderAnsässigenvorallemhochqualifizierteArbeitskräftebetrifft.DieZahlenzur

WohnortwahlvonUniabsolventenscheinendieseThesezubestätigen.WirdderWohnortvon

UniabgängernvorundnachdemStudiumverglichen,zeigtsich,dassvieleihrenHerkunftskan-

tonverlassen.BesondersstarkbetroffensinddiebeidenAppenzellundderThurgau.Gewinner

sindvorallemdieUniversitätskantone(Abbildung4.4).

DasssichjungeUniversitätsabgängeramStudienortoderineinemanderenstädtischen

Zentrumniederlassen,istallerdingswedereineÜberraschungnochnotwendigerweiseeinAn-

zeichenfürBrainDrain.FürjungeundhochqualifizierteSinglessindStädtemitihremvielfäl-

tigenFreizeitangebotundihreninteressantenArbeitsstellenderattraktivereWohnort.Nach

derGründungeinerFamiliewandernvielewiederinländlicheRegionenab,dasiedortein

reichlichvorhandenesAngebotanWohnungenundEinfamilienhäusernsowieeinerelativin-

takteUmweltvorfinden.UntersuchungenzumMigrationsverhaltenvonbereitsinderSchweiz

ansässigenHaushaltenbestätigendieseThese.EssindspeziellFamilien,welchevondenStäd-

teninländlicheGebieteziehen.DabeisindinsbesondereländlicheGebieteinderNäheeines

städtischenZentrumsbeliebt3.

AuchDatenzumBildungsniveauderOstschweizerBevölkerungbestätigen,dasseszu

keinemeigentlichenBrainDrainausderOstschweizkommt.SokannbeispielsweisedieMaturi-

tätsquoteeinesKantonsmitdemAnteilderAbsolventenvonUniversitätenundFachhochschu-

lenanderBevölkerungverglichenwerden(Abbildung4.5).Eszeigtsich,dassimDurchschnitt

KantonemiteinerhohenMaturitätsquoteauchmehrUniversitäts-undFachhochschulabgänger

aufweisen,resp.umgekehrt.DieinAbbildung4.5eingezeichneteLinieweistdamiteinepositive

Steigungauf.

InderOstschweizsindbeideQuotentief.Dasbedeutet,dassinderOstschweizverhältnis-

mässigwenigeMaturandenausgebildetwerden,dassaberauchwenigeEinwohnermiteiner

höherenBildungdortwohnen.Eslässtsichsomitnichtsagen,dassdieOstschweizübermässig

Leuteverliert,welchesiemiteinerMaturafürdiehöhereBildungvorbereitethat.Kantonemit

80%

70%

60%

50%

40%

30%

20%

10%

0%

AI

AR BL UR

TG NW GL

SO LU SH SG SZ JU GR

Mitt

el

AG ZG OW NE BS FR VS BE TI VD ZH GE

Abbildung 4.4: Abwanderung Uniabsolventen,

2005

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Zahlen des BfS.

3 SieheCarnazziWeberundGolay,a.a.O.

k a p i t e l 4

Page 25: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

23

einemsolchenVerlustgibtesabersehrwohl,beispielsweisedasTessinoderdenJura.Genf,

Basel-Stadt,ZürichundZugsindumgekehrtKantone,welcheüberproportionalvonderZuwan-

derungvonUniabgängernprofitieren.

WährendAbbildung4.5derTheseeinesBrainDrainsausderOstschweizwiderspricht,muss

festgestelltwerden,dassderAnteilderAbgängervonUniversitätenundFachhochschuleninder

OstschweizklarunterdemschweizerischenMittelliegt.DieskannfürdielokaleWirtschaftbei

derRekrutierungvonhöherqualifiziertenArbeitskräftenzuProblemenführen.DieOstschweiz

mussdeshalbihreAttraktivitätfürhöherqualifizierteArbeitskräfteverbessern.

Löhne und Lebensstandard

EinemöglicheUrsachefürdiemangelndeAttraktivitätderOstschweizalsWohnortsind

Löhne,welchehinterdemschweizerischenDurchschnittunddeutlichhinterdenLöhneninZen-

trenwieZürichoderBaselliegen.AllerdingssinddieLebenshaltungskosteninderOstschweiz

auchdeutlichtiefer.FürdieAttraktivitätistentscheidend,wievielvomLohnnachSteuern,

KrankenkassenprämienundWohnkostennochübrigbleibt.DieserübrigbleibendeTeildes

LohneswirdalsfreiverfügbaresEinkommenbezeichnet.DietieferenLöhneinderOstschweiz

werdenbeieinigenEinkommensklassendurchdietieferenLebensunterhaltskostenmehrals

wettgemacht4.

Wohnraum

EinweitereswichtigesKriteriumbeiderWohnortwahlistdieErhältlichkeitvonBauland,

HäusernoderWohnungenrespektivedieQualitätdesbestehendenImmobilienbestandes.Die

OstschweizhatindenletztenJahreneineneindrücklichenBoombeimHaus-undWohnungsbau

erlebt,welcherfürdieWirtschafts-unddieBevölkerungsentwicklungeinstarkerImpulswar.

GrunddafürdürftedieErhältlichkeitvonBaulandzurelativbescheidenenPreisensein.Inder

15%

10%

5%

0%5%10%15%20%25%30%

Maturitätsquote

Ant

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itU

ni-

oder

FH

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OW

AI UR GLTG

LU

BEAG

SOSG

AR

NWGR

SZ JU

VSSH

FR

BL

ZGZH VD

NETI

BS

GE

Abbildung 4.5: Verhältnis Maturitätsquote und Einwohner mit höherer Bildung, 2000

Erklärung: Siehe Text für Details. Eigene Berechnungen auf Basis von Zahlen des BfS.

l e i c h t e r r ü c k s ta n d b e i d e r at t r a k t i v i t ä t a l s w o h n o r t

4CreditSuisseEconomicResearch,WasdenHaushaltenunterdemStrichverbleibt.DasverfügbareEinkommeninderSchweiz,2006.

Page 26: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

24

OstschweiznahmderBauvonEinfamilienhäusern(Abbildung4.6)deutlichstärkerzualsim

schweizerischenMittel.WeitzurückfindetsichallerdingsauchhierAppenzell-Ausserrhoden.

BeidenWohnungenliegtderZuwachsinderOstschweizdagegenunterdemschweizerischen

Mittel.

25

20

15

10

5

0

BS GE

NE

AR

GL

SH BE VD ZH UR

ZG CH

NW TI LU SG JU SO A

I

GR BL TG SZ AG

OW VS FR

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten des BfS.

Abbildung 4.6: Neue erstellte Häuser,

2000 –2005, pro 1000 Einwohner

50%

45%

40%

35%

30%

25%

20%

15%

10%

5%

0%

AR AI

GL

NE JU TG SG VD SH BE GR

UR

OW GE FR CH BS SZ ZH SO AG

NW LU VS BL ZG TI

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten des BfS.

Abbildung 4.7: Anteil vor 1919 erbauter

Wohneinheiten und Anteil vor 1919 erbauter und nicht

renovierter Einheiten

k a p i t e l 4

IstdietiefeZahlvonNeubauteninARFolgederschrumpfendenBevölkerungoderdie

fehlendeZuwanderungFolgevonfehlendenWohnmöglichkeiten?FürdieThesedertiefen

BautätigkeitaufgrunddesBevölkerungsrückgangsspricht,dassdieLeerwohnungsbestände

inAppenzell-Ausserrhodensehrhochsind.AngesichtsdesLeerwohnungsbestandesistesfür

Bauherrenwenigattraktiv,neuesAngebotzuschaffen.

AllerdingsistderHaus-undWohnungsbestandinARmassivveraltetundentsprichtin

weitenTeilenwohlnichtmehrdenheutigenBedürfnissen.AusAbbildung4.7wirdersichtlich,

dassinAppenzell-Ausserrhoden45%desBestandesvor1919erstelltwurde,undeinDrittel

davonwurdenochnierenoviert.Esistzuvermuten,dasseinerseitsdieRenovationdieserHäuser

fürvielepotentielleBewohnernichtattraktivist,andererseitszuwenigBaulandfürneueEin-

oderMehrfamilienhäuservorhandenist.InAppenzell-Innerrhodenbestehtzwarebenfallsein

grosserBestandanaltenHäusern.AufgrundderregenBautätigkeitistaberanzunehmen,dass

zumindestbishergenügendattraktivesBaulandfürNeubautenvorhandenwar.

Page 27: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

25

Kapitel 5Die Ostschweiz

als Arbeitsort

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26

DieEntwicklungderBeschäftigungverliefindergesamtenSchweizschleppend1.DieZahl

derErwerbstätigennahmseit1990zwarzu,imVerhältniszurWohnbevölkerungallerdingsnur

unterdurchschnittlich.SpeziellbeidenMännernüber55kameszueinemRückzugausdem

Arbeitsmarkt,welcherdurchdiesteigendeErwerbstätigkeitderFrauennichtkompensiertwur-

de.MitderweiterenVerbreitungvonTeilzeitstellenreduziertesichzudemdiedurchschnittliche

ArbeitszeitproErwerbstätigen.DamitverliefdieEntwicklungdergearbeitetenStundenund

damitderVollzeitäquivalentenochlangsameralsdiejenigederZahlderBeschäftigten2.

BeiderregionalenBeschäftigungsentwicklungistzubeachten,dasssichaufgrunddes

häufigenPendelnsundderKleinräumigkeitderSchweizWohn-undArbeitskantonoftunter-

scheiden.Esfragtsichalso,inwieweitdieOstschweizindenletztenJahrenselberArbeitsplätze

generierenkonnteoderobsiesichvorallemaufdieDynamikdesZentrumsZürichverlassen

musste.

Die Beschäftigungsentwicklung in den Kantonen

SehrdynamischverliefdieEntwicklungindenKantonenAppenzell-InnerrhodenundThur-

gau.Abbildung5.1zeigtdieEntwicklungderBeschäftigungder26KantoneundHalbkantone

imVergleich.TGundAIkonntenpositiveWachstumsratenerzielen.Etwasschwächer,aber

überdemschweizerischenMittellagdieBeschäftigungsentwicklunginSt.Gallen.Sehrschwach

verliefdieEntwicklungdagegeninAppenzell-AusserrhodenmiteinemjährlichenRückgangder

Beschäftigungzwischen2001bis2005von2%,d.h.voninsgesamtüber8%.

BeidenRegionenschnittendieRegionenWil(SG),FrauenfeldundWeinfeldenambesten

ab.AmEndefindensichdiedreiRegionenvonARunddieRegionRorschach(Abbildung5.2).

DieWirtschaftsregionSt.GallenliegtnurimMittelfeld,leichtüberdemOstschweizerischen

Durchschnitt.

1 EineDokumentationderBeschäftigungsentwicklungaufNiveauSchweizfindetsichin:FrankBodmer,a.a.O.,2007.2 DieZahlenindiesemKapitelbasierenaufVollzeitäquivalenten.DabeiwerdenTeilzeitstelleninVollzeitstellenumgerechnet.

1.5%

1.0%

0.5%

0.0%

-0.5%

-1.0%

-1.5%

-2.0%

-2.5%

AR

GL

ZH UR

GR

NW NE BS JU BL BE AG SO SH CH SG AI

OW TG TI LU VD VS FR SZ GE

ZG

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten der Betriebszählung (BZ) und der Landwirtschaftlichen Betriebszählung (LWBZ).

Abbildung 5.1: Beschäftigungsentwicklung

Kantone, 2001 – 2005, pro Jahr

k a p i t e l 5

Page 29: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

27d i e o s t s c h w e i z a l s a r b e i t s o r t

Sarganserland-1,3%

Diessenhofen-2,1%

Rheintal-0,9%

Werdenberg-0,7%

Toggenburg-0,3%

Linthgebiet-0,8%

AppenzellI.Rh.,0,1%

Hinter-land

-10,1%

WilTG0,4%

WilSG2,0%

St.Gallen-0,8%

Ober-thurgau-0,7%

Weinfelden1,2%

Kreuzlingen-0,5%

Rorschach-3,7%

Vorderland-4,2%

Untersee1,0%

Frauenfeld1,4%

Mittelland-6,6%

Wie sieht die aktuelle Entwicklung der Beschäftigung aus?

FürdieJahre2006und2007sindmitAusnahmedesKantonsSGnochkeineoffiziellen

Datenverfügbar.AufBasisderZahlderArbeitsbewilligungenfürAusländerhatdieIHKaber

dieEntwicklungfürdieJahre2006und2007geschätzt.FürdiebeidenAppenzellhabenwir

zusätzlicheineStichprobebeidengrösstenUnternehmungendurchgeführt.FürdieBerech-

nungenwerdendieZahlenderBetriebszählungfürdieIndustrieunddieDienstleistungen(ohne

Landwirtschaft)fürdasJahr2005alsAusgangspunktzugrundegelegt.

DieBeschäftigungslageinARhat

sich2006stabilisiertund2007

verbessert(Abbildung5.3).Imlau-

fendenJahrprofitiertedasstark

industrielastigeAusserrhodenvom

AufschwungderExporteundder

Industrieproduktion.Allerdings

kannim2007nichtdasNiveau

von2001undschongarnichtje-

nesvon1991erreichtwerden.

Abbildung 5.2: Beschäftigungsentwicklung Regionen, 2001–2005

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten der BZ und der LWBZ.

20‘000

18‘000

16‘000

14‘000

12‘000

10‘000

8‘000

6‘000

4‘000

2‘000

01991199519982001200520062007

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten der BZ. Für 2006 und 2007 Extrapolationen auf Basis der Ausländerbewilligungen und von Unter-nehmerbefragungen

Abbildung 5.3: Beschäftigungsentwicklung AR

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28

InAIsetztesichdasWachstumder

Beschäftigungfort(Abbildung5.4).

AlseinzigerOstschweizerKanton

konnteAIdasBeschäftigungsni-

veauvon1991 imzweitenund

drittenSektorklarübertreffen.

DieZahlen fürSGzeigeneine

überdurchschnittlichstarkeBe-

schleunigungdesBeschäftigungs-

wachstumsvonSommer2006

bisSommer2007.DasBeschäf-

tigungsniveauvon1991bleibt

leichtunterschritten.

GemässdemZahlenfürdieAuslän-

derbewilligungenhatsichdieBe-

schäftigungimTGseit2005ähn-

lichentwickeltwieinSG,miteinem

kräftigenWachstumvorallemseit

Sommer2006(Abbildung5.6).Ver-

mutlichwirdimTGimlaufenden

JahrdasBeschäftigungsniveauvon

1991übertroffen.

Eher Wohn- oder Arbeitsort?

AufgrundderKleinräumigkeitderSchweizistdasPendelnzwischenWirtschaftsregionen

undKantonenweitverbreitet.Wohn-undArbeitskantonunterscheidensichdeshalbfürviele

Arbeitnehmer.FürKantoneundRegionenheisstdas,dasssicheinigeeheralsArbeits-,andere

eheralsWohnortspezialisieren.DiesäussertsichimVerhältnisvonErwerbstätigenzurBevöl-

kerung(=Beschäftigungsquote).IndenklassischenArbeitsortenwiedenstädtischenZentren

sinddieseBeschäftigungsquotenhoch,indenumliegendenGemeindenundKantonentiefer.

DieStadtkantoneBasel-StadtundGenfweisendementsprechenddiehöchstenBeschäftigungs-

quotenauf(Abbildung5.7).DieBeschäftigungsquotederOstschweizistdagegenunterdurch-

schnittlich.NurderKantonSGweisteineQuoteinderNähedesschweizerischenMittelsauf,

diejenigenvonAIundTGliegenimunterenDrittel,ARbildetdasSchlusslicht.DiesedreiKan-

tonekönnendeshalbalsWohnkantonebezeichnetwerden.

AufregionalerEbenesinddieUnterschiedeinderOstschweizebenfallsgross(Abbildung

5.8).BeschäftigungszentrumistdieRegionSt.Gallen,inwelchernuretwa10%derBevölkerung

wohnenaberungefähr20%derBeschäftigtenarbeiten.ÜberdurchschnittlicheWerteweisen

auchFrauenfeldsowiedasRheintalauf.AmunterenEndefindensichWil(TG),dasMittel-und

VorderlandsowiedieRegionUntersee.IndiesenvierRegionenistderAnteilderWegpendler

dementsprechendgross.

Abbildung 5.4: Beschäftigungsentwicklung AI

5‘000

4‘500

4‘000

3‘500

3‘000

2‘500

2‘000

1‘500

1‘000

500

01991199519982001200520062007

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten der BZ. Für 2006 und 2007 Extrapolationen auf Basis der Ausländerbewilligungen und von Unternehmer-befragungen.

Abbildung 5.5: Beschäftigungsentwicklung SG

200‘000

180‘000

160‘000

140‘000

120‘000

100‘000

80‘000

60‘000

40‘000

20‘000

01991199519982001200520062007

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten der BZ und der BESTA.

Abbildung 5.6: Beschäftigungsentwicklung TG

90‘000

80‘000

70‘000

60‘000

50‘000

40‘000

30‘000

20‘000

10‘000

01991199519982001200520062007

Quelle: Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten der BZ. Für 2006 und 2007 Extrapolationen auf Basis der Ausländerbewilligungen.

k a p i t e l 5

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29d i e o s t s c h w e i z a l s a r b e i t s o r t

Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung im Vergleich

DieBeschäftigungsquotesignalisiert,obsicheinKantonodereineRegionalsWohn-oder

alsArbeitsortpositionierthat.EinVergleichderVeränderungvonBeschäftigungundBevölke-

rungzeigtan,inwelcheRichtungdieEntwicklungverlaufenist.Grundsätzlichistesmöglich,

dasssichBevölkerungundBeschäftigungsehrunterschiedlichentwickeln.ImAllgemeinen

entwickelnsichdiesebeidenIndikatorenaberindieselbeRichtung,wieAbbildung5.9zeigt.

AusnahmenvondieserRegelsindvorallemZHundNW,welchebeiderBeschäftigungsent-

wicklungrelativschlechtabschnitten.DerengeZusammenhangzwischenBevölkerungs-und

Beschäftigungsentwicklungistdaraufzurückzuführen,dassvieleArbeitsplätzeimlokalenGe-

werbeentstehen,welchesdielokaleBevölkerungmitDienstleistungenversorgt.

BeidenWirtschaftsregionenwardieBeziehungzwischenBeschäftigungundBevölkerung

zwischen2001und2005deutlichwenigerengalsbeidenKantonen.WieausAbbildung5.10

ersichtlichwird,entsprechensichdieGewinnerbeiderBevölkerungs-undbeiderBeschäfti-

gungsentwicklungnicht.SoentwickeltensichKreuzlingen,Wil(TG),See-GasteroderDiessen-

Erklärung: Anteil Vollzeitäquivalente im Verhältnis zur Bevölkerung, eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten des BfS.

Abbildung 5.7: Beschäftigungsquoten Kantone, 2005

Abbildung 5.8: Beschäftigungsquoten Regionen, 2005

Erklärung: Anteil Vollzeitäquivalente im Verhältnis zur Bevölkerung, eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten des BfS.

60%

55%

50%

45%

40%

35%

30%

25%

Wil

(TG

)

Mitt

ella

nd

Unt

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Die

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Wil

(SG

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Kre

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Ost

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Wer

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Rhei

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Frau

enfe

ld

St.G

alle

nCH=43%

70%

65%

60%

55%

50%

45%

40%

35%

30%

AR FR SZ UR AI

VS BL TG AG SO NW VD GL

OW NE

SH LU JU SG BE GR TI ZH GE

ZG BS

CH=43%

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30

hofeninRichtungWohnort,währendsichWil(SG),FrauenfeldundWeinfeldenverstärktals

StandortefürUnternehmenunddamitalsArbeitsortepositionierenkonnten.Einzigdiedrei

RegionenvonARhabeninbeidenBereichenunterdurchschnittlichabgeschnitten.

DieStadtSt.GallenistinAbbildung5.10ebenfallseingetragen.SiehatbeiderBeschäftigung

zwischen2001und2005nurunwesentlichbesserabgeschnittenalsdieWirtschaftsregion

St.Gallen,beiderBevölkerungsentwicklungaberdeutlichschlechter.DieStadtwardamitin

diesenJahrenkeinMotorfürdieOstschweiz3.

Abbildung 5.10: Entwicklung von Bevölkerung

und Beschäftigung der Regionen, 2001–2005

Erklärung: Jährliche Wachstumsraten, normalisiert auf Ostschweizer Mittel. Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Zahlen des BfS und der BZ.

Abbildung 5.9: Entwicklung von Bevölkerung

und Beschäftigung der Kantone, 2001–2005

Erklärung: Jährliche Wachstumsraten, normalisiert auf Schweizer Mittel. Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Zahlen des BfS und der BZ.

Bevölkerungswachstum

2.0%

1.5%

1.0%

0.5%

0.0%

-0.5%

-1.0%

-1.5%

-2.0%

-1.0%0%1.0%

Besc

häft

igun

gsw

achs

tum

OWAI

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GL

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SG

AR

NWGR

SZ

JU

VS

SH

FR

BL

ZG

ZH

VD

NE

TI

BS

GE

Entwicklung in Richtung …

… Arbeitskanton … Wohn- und Arbeitskanton

… Problemkanton … Wohnkanton

1.0%

0.5%

0.0%

-0.5%

-1.0%

-1.5%

-2.0%

-2.5%

-1.0%0%1.0%

Bevölkerungswachstum

Besc

häft

igun

gsw

achs

tum

Hinterland

Mittelland

VorderlandRorschach

DiessenhofenSarganserland

Kreuzlingen

Wil(TG)UnterseeFrauenfeldWil(SG)

Appenzell

See-GasterSt.GallenRheintal

Oberthurgau Werdenberg

Weinfelden

StadtSt.GallenToggenburg

Entwicklung in Richtung …

… Wohn- und Arbeitsregion

… Problemregion… Wohnregion

… Arbeitsregion

3 DieBeschäftigungsentwicklungzwischen2001und2005stehtdamitimGegensatzzurEntwicklungzwischen1995und2001. Siehe:StadtSt.Gallen,BeschäftigungundBranchenstrukturderStadtSt.GallenwährendderDekade1995bis2005iminterstädtischen Vergleich,StadtstatistikaktuellNr.5–September2007.

k a p i t e l 5

Page 33: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

3�

Kapitel 6Branchenstruktur:

Grosse Bedeutung von Industrie und Gewerbe

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32

DieBranchenstrukturstellteinewichtigeDeterminantederwirtschaftlichenEntwicklung

einesKantonsodereinerRegiondar.UnterderRezessionderJahre2001bis2003littbei-

spielsweisederFinanzsektorbesondersstark,waswiederumvorallemdenKantonZürichals

Banken-undVersicherungsmetropoleinMitleidenschaftgezogenhat,aberauchinderStadt

St.GallenSpurenhinterlassenhat.BaselwurdevonderRezessionzuBeginnder1990erJahre

starkgetroffen,dadieseAbkühlungauchinderChemie-undPharmaindustriespürbarwar.Die

OstschweizwartraditionelleinZentrumderTextilindustrieundlittentsprechendstarkunterder

KrisedieserBranche.AuchinderMetall-undMaschinenindustriestandendieZeicheninden

1990erJahrenaufSturm,wassichinderZwischenzeitallerdingswiedergeänderthat.

AufgrundderunterschiedlichenEntwicklungderverschiedenenBranchenliegtesnahe,

PrognosenfürdiewirtschaftlichenAussichteneinesKantonsausderBranchenstrukturher-

zuleiten1.GegendiesePrognosemethodesprichtaber,dasssicheinKantondennationalen

TrendsbeiderBranchenentwicklungentziehenkann.Esistnämlichnichtso,dassalleKantone

indenselbenBranchenerfolgreichsind.AuchbeidenKantonenisteineSpezialisierungsinnvoll.

DementsprechendkanneinKantonmiteinerBranchenstrukturerfolgreichsein,dievielleicht

gesamtschweizerischnichtErfolgversprechendist.AllerdingsstelltdiesfürdieUnternehmen

derentsprechendenBrancheneinespezielleHerausforderungdar.

Bedeutung und Wachstum der Wirtschaftssektoren

DieOstschweizweisteinenüberdurchschnittlichhohenAnteilvonIndustrieundverarbei-

tendemGewerbeaus.ZurIndustrieundzumverarbeitendenGewerbewerdendieIndustrie,der

BauunddieBauzulieferersowieEnergieundWasserversorgunggezählt.DerAnteilliegtinder

Ostschweizbei38%unddamitdeutlichüberdemschweizerischenSchnittvon28%.Gemessen

andenVollzeitäquivalentenlagderKantonTGbeimIndustrieanteilan4.Stelle,SGan7.,AR

an11.undAIan15.Stelle(Abbildung6.1).EinerelativgrosseBedeutungdesIndustriesektors

gehtinderRegelmiteinerkleinenBedeutungdesDienstleistungssektorseinher,dadieLand-

wirtschaftindenmeistenKantonennurnocheinensehrkleinenAnteilausmacht.AIbildethier

dieAusnahmemiteinemAnteilderLandwirtschaftvonnochimmerüber15%.

k a p i t e l 6

1 WieindenRegionalstudienvonCS,UBSoderBAKgemacht.

Erklärung: Vollzeitäquivalente, eigene Berechnungen IHK wauf Basis der BZ und der LWBZ.

Abbildung 6.1: Kantonale Anteile

der Beschäftigten nach Sektoren, 2005

Anteil Dienstleistungen nAnteil Landwirtschaft n

Anteil Industrie n

100%

90%

80%

70%

60%

50%

40%

30%

20%

10%

0%

GL JU

OW TG NE

SH SG SO AG UR

AR

NW BL SZ A

I

FR LU VS

ZG TI

CH BE GR BS VD ZH GE

Page 35: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

33b r a n c h e n s t r u k t u r : g r o s s e b e d e u t u n g v o n i n d u s t r i e u n d g e w e r b e

BeiderVeränderungderBeschäftigungzwischen2001und2005gibtesebenfallsUnter-

schiedezwischenderSchweizundderOstschweiz.DieIndustriekonntesichinderOstschweiz

etwasbesserhalten,mussteaberauchhiereinenRückganghinnehmen(Abbildung6.2).Die

DienstleistungenwuchseninderOstschweizetwasstärkeralsimschweizerischenMittel.Die

Landwirtschaft,welcheinderOstschweiznachwievorrelativwichtigist,musstedafüreinen

grossenVerlustbeiderBeschäftigunghinnehmen.

DieUnterschiedezwischendenOstschweizerKantonensindgross.InARmusstenalle

dreiSektorenVerlusteverzeichnen,amgrösstenwarensieaberinderIndustrie.InAIwurde

dermassiveRückganginderLandwirtschaftdurcheinenZuwachsindenbeidenanderen

Sektorenkompensiert,wobeidieDienstleistungeneinenetwasgrösserenBeitragleisteten.In

SGverändertesichkaumetwas.DieIndustriekonnteaberimmerhineinenleichtenZuwachs

verzeichnen.ImTGwiederumkameszueinermassivenVerschiebungdeserstenundzweiten

indendrittenSektor.

DieinAbbildung6.2gezeigtenZahlenstellendengewichtetenWachstumsbeitrageines

SektorszumgesamtenBeschäftigungswachstumdesKantonsoderderRegiondar.Soschrumpf-

tediegesamteBeschäftigunginderOstschweizzwischen2001und2005um0,2%proJahr.

LandwirtschaftundIndustrietrugenjeetwa0,2%proJahrzudiesemRückgangbei,was

vondenDienstleistungenmiteinemZuwachsvon0,2%nurzurHälfteausgeglichenwerden

konnte.

Seit2005hatsichdieBeschäftigungsentwicklungbeschleunigt.ZahlenliegennurfürIn-

dustrieundDienstleistungenvorundlediglichfürdieSchweizalsGanzessowiefürdenKanton

St.Gallen.Abbildung6.3zeigtsowohlfürdieSchweizalsauchfürdenKantonSt.Gallenein

starkesBeschäftigungswachstum.DabeihatSt.GallennochetwasbesseralsdieSchweizabge-

schnitten,gestütztaufeinhohesWachstuminderIndustrie.FürdiedreianderenOstschweizer

KantoneliegenkeineZahlenvor.AufgrundunsererStichprobeistaberzuvermuten,dassdie

IndustriebeschäftigungzumindestindenbeidenAppenzellindergleichenGrössenordnung

wieinSt.Gallengewachsenist.

Abbildung 6.2: Jährliches Wachstum der Wirtschaftssektoren, 2001–2005

n Landwirtschaftn Industrien Dienstleistungenn Total

Erklärung: Mit dem mittleren Beschäftigungsanteil gewichtetes Wachstum der Vollzeitäquivalente, eigene Berechnungen IHK auf Basis der BZ und der LWBZ.

1.0%

0.5%

0.0%

-0.5%

-1.0%

-1.5%

-2.0%

-2.5%SchweizOstschweizAppenzellA.Rh.AppenzellI.Rh.St.GallenThurgau

Page 36: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

34

Struktur und Entwicklung der Branchen in der Ostschweiz

DieOstschweizweistsowohleinenüberdurchschnittlichhohenAnteilvonIndustrieund

GewerbealsaucheinenhohenAnteilderLandwirtschaftaus.ImIndustriesektorsinddieMetall-

undMaschinenindustriedominierend(Abbildung6.4).Bauindustrie,Nahrungsmittel,Textilien,

KunststoffsowieHolzspielenebenfallseinewichtigeRolle.DerDienstleistungssektoristdem-

entsprechendschwachvertreten,wobeivorallemderRückstandbeidenFinanzdienstleistungen

unddenunternehmensnahenDienstleistungenauffällt.AberauchVerkehr,Staat,Gaststätten,

GrosshandelundpersönlicheDienstleistungenspieleninderOstschweizeinevergleichsweise

kleineRolle.

Erklärung: Mit dem mittleren Beschäftigungsanteil gewichtetes Wachstum der Vollzeitäquivalente, eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten der BZ und der BESTA.

Abbildung 6.3: Jährliches Beschäftigungs-

wachstum zwischen 2001 und 2005 sowie 2005 und 2007

Industrie n

Dienstleistungen n

Zusammen n

Erklärung: Unterschied im Branchenanteil in der Ostschweiz im Vergleich zur Schweiz.Vollzeitäquivalente, eigene Berechnungen IHK auf Basis der BZ und der LWBZ.

k a p i t e l 6

Abbildung 6.4: Differenz Branchenanteile

CH/OCH, 2005

2.0%

1.5%

1.0%

0.5%

0.0%

-0.5%Schweiz2001–2005Schweiz2005–2007St.Gallen2001–2005St.Gallen2005–2007

-2.0%-1.0%0.0%1.0%2.0%3.0%

Kredit,FinanzUntern.Dienstleist.

VerkehrStaat

GaststättenGrosshandel

Pers.Dienstleist.Chemie,Pharma

NachrichtenInformatik

GesundheitMed.,Optik,Uhren

DetailhandelVersicherungen

ImmobilienEnergieBildungSoziales

Elektr.GeräteAutohandel

Papier,DruckFahrzeuge

Glas,SteineMöbel,Schmuck

BauHolz

NahrungsmittelTextil,Kleider

KunststoffLandwirtschaftMaschinenbau

Metallerzeugnisse

Page 37: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

35

Struktur und Entwicklung der kantonalen Branchenlandschaft

Appenzell-Ausserrhoden: Zugpferd gesucht

DerKantonARweisteinennachwievorhohenAnteilderLandwirtschaftaus.InderIndus-

triehabendieElektronikbrancheundderTextilsektoreingrossesGewicht.Auffälligistsodann

dergrosseAnteildesGesundheitsbereiches.DieübrigenDienstleistungsbranchensindimVer-

gleichzumschweizerischenMittelschwachvertreten(Abbildung6.5).

Zwischen2001und2005musstenvieleBrancheneinesinkendeBeschäftigunghinnehmen,

allenvorandieElektronik,dieLandwirtschaftundderBau.AberauchbeimDetailhandelund

beidenGaststättenkameszueinemstarkenRückgang.ZwarkonntenderStaat,derBereich

Soziales,dieChemie-undPharmabranche,dieEnergieundderGross-undAutohandelzulegen,

abereinwirklichkräftigesZugpferdfehltzumindestimprivatenBereich(Abbildung6.6).

10%

9%

8%

7%

6%

5%

4%

3%

2%

1%

0%

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smitt

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Gla

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Fahr

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Erklärung: Vollzeitäquivalente, eigene Berechnungen IHK auf Basis der BZ und der LWBZ.

Abbildung 6.5: Beschäftigungsanteile AR, 2005

n Anteil VZA AR 2005n Anteil VZA CH 2005

b r a n c h e n s t r u k t u r : g r o s s e b e d e u t u n g v o n i n d u s t r i e u n d g e w e r b e

Erklärung: Mit dem mittleren Beschäftigungsanteil gewichtetes Wachstum der Vollzeitäquivalente, eigene Berechnungen IHK auf Basis der BZ und der LWBZ.

Abbildung 6.6: Gewichtetes Wachstum Beschäftigung AR, 2001–2005

n Wachstum VZA AR n Wachstum VZA CH

0.4%

0.3%

0.2%

0.1%

0.0%

-0.1%

-0.2%

-0.3%

-0.4%

-0.5%

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-0.8%

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Page 38: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

36

Appenzell-Innerrhoden: Boom dank erfolgreich bewältigtem Strukturwandel

InAIhatdieLandwirtschafteineausserordentlichgrosseBedeutung,miteinemBeschäf-

tigungsanteilvonüber15%.InkeinemanderenKantonarbeiteteinauchnurannäherndso

grosserAnteilderErwerbstätigenimprimärenSektor.EbenfallsvongrosserBedeutungsindder

BauunddieHolzverarbeitung,dieGaststättenundderDetailhandel.Letztereprofitierenspeziell

vomTourismus.BeidenIndustriebranchensindMetallerzeugnisse,Elektronik,Nahrungsmittel-

industrieunddieTextil-undKleiderbrancheüberdurchschnittlichvertreten(Abbildung6.7).

DieNahrungsmittelindustriekonntebeschäftigungsmässigstarkzulegen,ebensowieder

Bau.VerlustewarendagegenbeimHolzbauzuverzeichnen.EbenfallseinedeutlicheBeschäf-

tigungszunahmekonntenBildungundSozialesausweisen(Abbildung6.8).

16%

14%

12%

10%

8%

6%

4%

2%

0%

Land

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Fahr

zeug

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Gla

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tein

e

Abbildung 6.7: Beschäftigungsanteile AI, 2005

Anteil VZA AI 2005 nAnteil VZA CH 2005 n

Erklärung: Vollzeitäquivalente, eigene Berechnungen IHK auf Basis der BZ und der LWBZ.

Erklärung: Mit dem mittleren Beschäftigungsanteil gewichtetes Wachstum der Vollzeitäquivalente, eigene Berechnungen IHK auf Basis der BZ und der LWBZ.

Abbildung 6.8: Gewichtetes Wachstum

Beschäftigung AI, 2001–2005

Wachstum VZA AI n Wachstum VZA CH n

0.4%

0.3%

0.2%

0.1%

0.0%

-0.1%

-0.2%

-0.3%

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-0.5%

-0.6%

-0.7%

Land

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k a p i t e l 6

Page 39: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

37b r a n c h e n s t r u k t u r : g r o s s e b e d e u t u n g v o n i n d u s t r i e u n d g e w e r b e

St.Gallen: Grosse Bedeutung von Metall- und Maschinenindustrie,

Aufschwung beim Bau

InSGfälltvorallemdiegrosseBedeutungderMetall-undMaschinenindustrieauf,wäh-

rendbeipraktischallenDienstleistungsbrancheneinleichtunterdurchschnittlicherAnteilzu

vermerkenist(Abbildung6.9).

WachstumsmässigkonntenvondenIndustriebranchenvorallemdieMetallindustrieund

dieElektronikzulegen,beideentgegendergesamtschweizerischenEntwicklung.Sehrerfreulich

entwickeltesichnacheinerlangenKriseauchderBau.ZuletztwurdeauchinSGdieBeschäf-

tigungdurchdenstaatlichenundstaatsnahenSektorgestützt:Bildung,Staat,Gesundheit

undSozialesleistetenalleeinenpositivenBeschäftigungsbeitrag.ZudenVerliererngehörten

insbesondereLandwirtschaft,Textilien,Maschinenbau,Detailhandel,GaststättenundInfor-

matik.DieEntwicklunginSGkannalssehrgleichmässigbezeichnetwerden,wasaufdiestark

diversifizierteWirtschaftzurückzuführenist(Abbildung6.10).

Erklärung: Vollzeitäquivalente, eigene Berechnungen IHK auf Basis der BZ und der LWBZ.

Abbildung 6.9: Beschäftigungsanteile SG, 2005

n Anteil VZA SG n Anteil VZA CH

Abbildung 6.10: Jährliches Wachstum Beschäftigung SG, 2001–2005

n Wachstum VZA SG n Wachstum VZA CH

10%

9%

8%

7%

6%

5%

4%

3%

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Erklärung: Mit dem mittleren Beschäftigungsanteil gewichtetes Wachstum der Vollzeitäquivalente, eigene Berechnungen IHK auf Basis der BZ und der LWBZ.

0.15%

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-0.05%

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Page 40: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

38

Erklärung: Mit dem mittleren Beschäftigungsanteil gewichtetes Wachstum der Vollzeitäquivalente, eigene Berechnungen IHK auf Basis der BZ und der LWBZ.

Abbildung 6.12: Gewichtetes Wachstum

Beschäftigung TG, 2001–2005

Wachstum VZA TG n Wachstum VZA CH n

10%

9%

8%

7%

6%

5%

4%

3%

2%

1%

0%

Bau

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Erklärung: Vollzeitäquivalente, eigene Berechnungen IHK auf Basis der BZ und der LWBZ.

Abbildung 6.11: Beschäftigungsanteile TG, 2005

Anteil VZA TG n

Anteil VZA CH n

k a p i t e l 6

Thurgau: Grosse Bedeutung von Metall- und Maschinenindustrie,

Wachstum des Gesundheitssektors

AuchimTGmachendieLandwirtschaftunddieIndustrieeinenhohenAnteilanderBe-

schäftigungaus.UnterdenIndustriebranchenstechenvorallemdieMetall-undMaschinenin-

dustriehervor.DanebensindauchdieAnteiledesFahrzeugbaus,derKunststoffindustrie,der

MöbelproduktionundderBau-undHolzbranchegross.DieDienstleistungsbranchensindim

TGebenfallsuntervertreten(Abbildung6.11).

DiegrösstenWachstumsratenresultiertenbeidenstaatlichenoderstaatsnahenDienstleis-

tungen,beidenpersönlichenundbeidenunternehmensnahenDienstleistungensowiebeiden

Finanzdienstleistungen.NurwenigeIndustriebranchenkonntenzulegen:Metallerzeugnisse,

FahrzeugeundBauwirtschaft.LandwirtschaftundMaschinenbaumusstendagegenempfind-

licheEinbussenhinnehmen(Abbildung6.12).

0.30%

0.25%

0.20%

0.15%

0.10%

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0.00%

-0.05%

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39b r a n c h e n s t r u k t u r : g r o s s e b e d e u t u n g v o n i n d u s t r i e u n d g e w e r b e

Regionale Branchenstruktur

BeschäftigungsmässigistdieIndustrieregionalsehrunterschiedlichverteilt(Abbildung

6.13).LeaderbeimIndustrieanteilistdasRheintal,gefolgtvonRorschach,Werdenberg,dem

OberthurgauunddenbeidenRegionenumWil.EinenerstaunlichhohenIndustrieanteilhat

auchdasToggenburg.TiefistderIndustrialisierungsgraddagegeninSt.Gallen,welchesvor

allemvondenDienstleistungsbranchenlebt.RelativtiefistersodanninAIundinallendrei

RegionenvonAR.

BeiderInterpretationdieserZahlenistallerdingsinErinnerungzurufen,dassdasVerhältnis

vonArbeitsstellenzurBevölkerungzwischendenRegionenstarkvariiert.DieRegionWil(TG)

hatbeispielsweisenurrelativwenigeStellenimVerhältniszurBevölkerung,damitauchnur

wenigeStellenimIndustriesektorimVerhältniszurBevölkerung.EinhoherIndustrieanteilmuss

damitnichtheissen,dasseineRegionstarkindustrialisiertist.

Quelle: Vollzeitäquivalente, eigene Berechnungen IHK auf Basis der BZ und der LWBZ.

Abbildung 6.13: Regionaler Anteil der Beschäftigten nach Sektoren, 2005

n Anteil Dienstleistungen n Anteil Landwirtschaft n Anteil Industrie

100%

90%

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DieBranchenstrukturundBranchenentwicklungderOstschweizerRegionenistsehrhe-

terogen.InderzweitenSpaltederfolgendenTabelleistfürjedeRegiondiejenigeBranche

aufgelistet,welcheimVerhältniszumostschweizerischenMittelamwichtigstenist.Diesgibt

einenEindruckvondenSpezialitätendereinzelnenRegion.ImHinterlandvonARistdieElek-

tronikbranchesehrbedeutend,imMittel-undVorderlanddieTextilbranche.InSt.Gallensindes

dieunternehmensnahenDienstleistungen,imSarganserlanddieGaststätten,inSee-Gasterdie

Kunststoffbranche.InfünfRegionenistderAnteilderLandwirtschaftherausragend.

Page 42: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

40

Tabelle 6.1: Einige Highlights der

regionalen Branchenstruktur und -entwicklung, 2001–2005

Regionen Wichtige Branche Gewinnerbranche Verliererbranche

Hinterland Elektr.Geräte Pers.Dienst. Elektr.Geräte

Mittelland Textilien,Bekleidung Grosshandel Bau

Vorderland Textilien,Bekleidung Soziales Gesundheit

Appenzell Landwirtschaft Soziales Landwirtschaft

St.Gallen Untern.Dienstl. Staat Detailhandel

Rorschach Nahrungsmittel Nahrungsmittel Untern.Dienstl.

Rheintal Metallerzeugnisse Bau Detailhandel

Werdenberg Fahrzeuge Metallerzeugnisse Medizinal,Optik,Uhren

Sarganserland Gaststätten Gesundheit Gaststätten

See-Gaster Kunststoff Bau Untern.Dienstl.

Toggenburg Landwirtschaft Soziales Landwirtschaft

Wil(SG) Maschinenbau Metallerzeugnisse Informatik

Oberthurgau Nahrungsmittel Soziales Fahrzeuge

Diessenhofen Landwirtschaft Metallerzeugnisse Maschinenbau

Frauenfeld Staat Versicherungen Nachrichten

Kreuzlingen Gesundheit Verkehr Kunststoff

Wil(TG) Landwirtschaft Metallerzeugnisse Textilien,Bekleidung

Untersee Landwirtschaft Bau Landwirtschaft

Weinfelden Fahrzeuge Fahrzeuge Verkehr

Erklärung: Die «Wichtige Branche» ist diejenige Branche, welche im Vergleich zum ostschweizerischen Mittel im Jahre 2005 den grössten Anteil aufwies. Die Spalten «Gewinner» und «Verlierer» zeigen die Branchen mit dem stärksten resp. schwächsten Beitrag zum Beschäfti-gungswachstum in der Region. Eigene Berechnungen IHK auf Basis der BZ.

2 Vgl.ThomasFriedli,ElgarFleisch,FranzJaeger,HeikoGebauer,IndustriestandortSchweiz,VerlagHaupt,Bern,2007.

k a p i t e l 6

BeimBeschäftigungswachstumistebenfallseinegrosseVariationfestzustellen.InvierRegio-

nengeneriertedieMetallbranchedengrösstenBeschäftigungszuwachs.DieSozialbranche,mit

zusätzlichenStelleninAltersheimenundHeimenfürBehinderte,warebenfallsinvierRegionen

fürdengrösstenZuwachsverantwortlich.IndreiRegionenwaresderBau.Indenrestlichenacht

RegionenwarenesjeweilsunterschiedlicheBranchen,welchedengrösstenpositivenBeitrag

zurBeschäftigunglieferten.InderRegionSGistbezeichnenderweisederStaatammeisten

gewachsen.BeidenVerliererbranchenergibtsicheinwenigereinheitlichesBild.DieLand-

wirtschaftwarindreiRegionenfürdengrösstenBeschäftigungsrückgangverantwortlich,der

Detailhandelinzweien.

Chancen und Risiken der Ostschweizer Branchenstruktur

Eszeigtsich,dassdieBranchenstrukturderOstschweizmitgewissenRisikenbehaftetist.

EinersterRisikofaktoristdernachwievorhoheAnteilderLandwirtschaft,inwelchersichder

Strukturwandelfortsetzenwird.InderIndustriekonntesichdieOstschweizerMetallindustrie

demschweizerischenBeschäftigungsrückgangentziehen,dieTextil-unddieMaschinenindustrie

hingegennicht.EsbestehenaberauchgrosseUnterschiedezwischendenKantonen.ImTG

undinAIfandeinrelativstarkesWachstumdesDienstleistungssektorsstatt,währendinSGdie

Metall-unddieElektronikbranchewichtigeWachstumsimpulselieferten.

DieAussichtenderOstschweizalsIndustriestandorthängenstarkvonderweiterenEntwick-

lungderMEM-Sektorenab.LangeZeitwurdendieseninderSchweizschlechteZukunftspers-

pektivenattestiert.MitdemindustriegestütztenAufschwungderletztenJahreerscheinteine

neueBlütedertraditionellenIndustriebranchenwiedermöglich2.

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4�b r a n c h e n s t r u k t u r : g r o s s e b e d e u t u n g v o n i n d u s t r i e u n d g e w e r b e

WieinvielenanderenLändernbildetesichinderSchweizderAnteilderinderIndustrie

Erwerbstätigenstarkzurück.DieserunterdemNamenDeindustrialisierungbekannteProzess

betrafinderSchweizzuerstdieUhren-unddieTextilindustrie,erfassteinden1980erund

1990eraberauchdieMetall-,Maschinen-undFahrzeugindustrie.EhemaligePfeilerderSchwei-

zerIndustrielandschaftwieSulzeroderOerlikongerieteninsWanken.ImGegenzugkameszu

einemstarkenWachstumbeiderChemie-undPharmabranche,beiderMedizinaltechnikund

beidenFinanzdienstleistungen,welcheeinenzunehmendenAnteilderExporteausmachen.Es

kammitanderenWortenzueinerVerschiebungvondentraditionellenExportsektoren(MEM,

TextilienundKleider,Uhren)hinzudiesenneuenSektoren.

DiverseUrsachenwarenfürdiesenProzessverantwortlich.ErstensverlordieSchweiz

aufgrundihreshohenLohnniveausdenkomparativenVorteilinrelativstarkstandardisierten

Produkten,welcheinLändernmittieferenLohnkosteninähnlicherQualität,aberdeutlich

billigerhergestelltwerdenkonnten.IneinigenBranchenwurdeesauchverpasst,aufaktuelle

EntwicklungenzureagierenundneueProduktezuentwickeln.DieAuslagerungvonFertigungs-

prozessennachOsteuropaoderindenFernenOstenhättediesenProzessweiterbeschleunigen

sollen.DerNiedergangderMEM-IndustrienimWerkplatzSchweizhättedamitangehalten.

DieEntwicklungderletztenJahrestelltdieseErwartungeninFrage.Wieausdengezeigten

Statistikenhervorgeht,konntesichdieIndustrienichtnursehrguthalten,sondernsieistsogar

dereigentlicheMotordesaktuellenAufschwungs.Diestrifftnichtnuraufdiechemischeund

pharmazeutischeIndustrieunddieMedizinaltechnikzu,sondernauchaufdieMetall-unddie

Uhrenindustrie.DaskannAusdruckeinerneugefundenenWettbewerbsfähigkeitaufBasisder

altenStärkenQualitätundInnovationsein.

AllerdingsdürftenauchdiesehrguteWeltkonjunkturunddiegrosseNachfragenachIn-

vestitionsgüternindenboomendenVolkswirtschaftenChinasundIndienseineRollegespielt

haben.IndensichneuindustrialisierendenVolkswirtschaftenbestehteinenormerBedarfan

Infrastruktur,woraussichfürdieInvestitionsgüterindustriesehrgutePerspektiveneröffnen.

DavonprofitiertnichtzuletztdieOstschweizmitihrerSpezialisierungaufInvestitionsgüter.

Esbleibtabzuwarten,obvondiesemBoombeidenInvestitionsgüternauchderWerkplatz

Schweiznachhaltigprofitierenwird.DieSchweizerUnternehmensindmitihremumfassenden

Know-howsicherlichineinersehrgutenPosition.Esistaberdenkbar,dassdieProduktions-

prozessezunehmendausgelagertwerden.DienächstenKapitelwerdensichdiesemAspekt

näherwidmen.

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42

Kapitel 7Aussenhandel als Erfolgsfaktor

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43

DerAussenhandelistfürdiekleine,offeneVolkswirtschaftSchweizvonbesondererBedeu-

tung,fürdieOstschweizerWirtschaftaberistereinzentralerErfolgsfaktor.Auffallendhochist

derAnteilderexportorientiertenIndustrieunternehmungenausdemBereichderMEM-Indus-

trien.AberauchbeianderenIndustriezweigen–wieTextilien,Kunststoff,FahrzeugeoderNah-

rungsmittel–isteinerfolgreichesAgierenaufdemWeltmarkteinzentralesElementfüreineer-

folgreicheUnternehmensstrategie.DieWarenexportesindinderOstschweizdementsprechend

hoch.SobeträgtderExportvonWareninProzentdesVolkseinkommens–dieExportquote–in

derOstschweizrund42%undistdamithöheralsfürdieSchweizmit38%.Gleichzeitigliegen

dieImportederOstschweizunterdemschweizerischenDurchschnitt,sodassderSaldovon

Güterexportenund-importeninsAuslandbesondershochausfällt.ProKopfderBevölkerung

beträgterinunsererRegionca.3500Franken–inderSchweizgut1000Franken.

Grosse Exportdynamik

Maschinen- und Metallexporte führend

BetrachtetmandieExportenachWaren,stechendieAusfuhrenderGruppe«Maschinen,

Apparate,Elektrotechnik»miteinemAnteilvongut36%besondershervor,wobeiinnerhalb

dieserWarengruppedieAusfuhrenvonIndustriemaschinendominieren.Addiertmanzudieser

WarengruppedenAnteildeszweitenExportpfeilers«Metalle»,stelltmanfest,dassaufdie

MEM-Industrie(Maschinen-,Elektro-undMetallindustrie)53%allerLieferungeninsAusland

entfallen(Tabelle7.1).

ZugenommenhatdieBedeutungderChemikalien,diemiteinemExportanteilvongut9%

dendrittenPlatzeinnehmen.EinedeutlicheAnteilssteigerungerzieltendiePräzisionsinstrumen-

te,diePlatzvierbelegen,gefolgtvonderWarengruppe«Textilien,Bekleidung,Schuhe».

WasfürdieOstschweizdieMaschinenindustrie,istfürdieSchweizdieChemiemiteinem

AnteilamGesamtexportvon36%.DieSilbermedaillegehörtderMaschinenindustrieundBron-

zekannsichdieGruppe«Präzisionsinstrumente,Uhren,Bijouterie»umhängen.Dabeiistder

imVergleichzurOstschweizhöhereAnteildieserWarengruppemitdengrossenAusfuhrenvon

Uhrenzuerklären.

Tabelle 7.1: Exporte Warenarten Ostschweiz/Schweiz, 2006

Exporte Warenarten 2006 Differenz

Anteil OCH / Anteil CHBranche Ostschweiz

inMio.Fr. Anteilin%

Maschinen,Apparate,Elektronik 5‘828 36.2%

Metalle 2‘716 16.9%

ChemikalienundverwandteErzeugnisse

1‘508 9.4%

Präzisionsinstrumente,UhrenundBijouterie

1‘320 8.2%

Textilien,Bekleidung,Schuhe 1‘269 7.9%

Land-undforstwirtschaftlicheProdukte,Fischerei

1‘159 7.2%

Fahrzeuge 836 5.2%

Leder,Kautschuk,Kunststoffe 791 4.9%

Papier,Papierwaren,grafischeErzeugnisse

276 1.7%

Wohnungseinrichtungen,Spielzeugeusw.

245 1.5%

SteineundErden 130 0.8%

Energieträger 18 0.1%

-30%-20%-10%0%10%20%

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, eigene Berechnungen IHK.

a u s s e n h a n d e l a l s e r f o l g s f a k t o r

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Viele Investitionsgüterexporte – wenige Konsumgüter

DieBesonderheitderOstschweizerWirtschaftsstrukturkommtauchbeieinerGliederung

derAusfuhrennachVerwendungszweckzumAusdruck.FastdieHälfteallerExporteentfällt

aufInvestitionsgüterundguteinDrittelaufHalbfabrikateundZwischenprodukte(Tabelle7.2).

KonsumgüterhingegensindmiteinemAnteilvon17%relativunbedeutend.Ganzandersim

SchweizerDurchschnitt,wodieKonsumgüterexportemit45%dengrösstenAnteileinneh-

men.

Exportwachstum nach Warenarten

DasWachstumderverschiedenenWarenwarsehrunterschiedlich.Von2001bis2006

konntendieNahrungs-undGenussmittelihreAusfuhrenamstärkstensteigern,wasvorallem

aufeineNeuansiedlungimRheintalzurückzuführenist.NachdemDämpferzuBeginndesJahr-

tausendskamenauchdieApparatederElektroindustrieundElektronikwiederandiefrüheren

Wachstumsratenheran.EineansehnlicheExpansionvon7%proJahrerreichtenauchdiePrä-

zisionsinstrumente(Abbildung7.1).

Deutschland wichtigster Kunde – Indien sehr dynamisch

NachLändernbetrachtetistDeutschlandmitgrossemAbstandunserwichtigsterKunde.

WeitabgeschlagenfolgendieUSA,Österreich,FrankreichundItalien(Abbildung7.2).Vom

gesamtenWachstumderExportevon2000bis2006gehenbeinahe30%aufdasKontovon

Deutschland,wobeiderAnteilderGesamtexportenachDeutschlandleichtzurückgegangenist.

RelativwenigzumWachstumbeizutragenvermochtendietraditionellenSpitzenkundenItalien,

Österreich,USAunddasVereinigteKönigreich.NachFrankreichsinddieExportestagniertund

nachJapanhabensiesichsogarreduziert(negativerWachstumsbeitrag).

Tabelle 7.2: Exporte nach Verwendungs-

zweck Ostschweiz/Schweiz, 2006

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, eigene Berechnungen IHK.

Exporte nach Verwendungszweck Differenz

Anteil OCH / Anteil CHBranche Ostschweiz

inMio.Fr. Anteilin%

Investitionsgüter 6‘450 47.7%

HalbfabrikateundZwischenprodukte 4‘765 34.6%

Konsumgüter 1‘470 16.9%

Rohstoffe 111 0.7%

Energieträger 7 0.1%

-40%-20%0%20%40%

Abbildung 7.1: Entwicklung der wichtigsten

Warenexporte der Ostschweiz (2001 bis 2006)

Textilien/Schuhe Industriemaschinen

Metalle Chemie

Präzisionsinstrumente Kunststoff

Elektroindustrie/Elektronik Nahrungsmittel

-3%-1%1%3%5%7%9%11%13%15%17%19%21%23%25%27%29%

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, eigene Berechnungen IHK (Grösse der Kreise gemäss Exportumsatz).

k a p i t e l 7

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45a u s s e n h a n d e l a l s e r f o l g s f a k t o r

Abbildung 7.2: Wichtige Kundenländer und ihr Beitrag zum Export-wachstum der Ostschweiz

n Anteil (2006) n Wachstumsbeitrag (2000–2006)

AmmeistenanBedeutunggewonnenhabenChinaundIndien.IndenletztensechsJah-

renstiegendieExportenachIndienproJahrumgut30%,derAnteilamTotalderAusfuhren

erhöhtesichvon0,4%auf1,7%.AuchdieWachstumsbeiträgevonPolen,derRussischen

Föderation,vonDänemarkunddenNiederlandenwarenüberproportional.

Importe mit kräftigem Wachstum – Deutschland über alles

DieImportederOstschweizsindindenletztenJahrenstärkergewachsenalsdieExporte.

WeilaberdasNiveauderImportedeutlichtieferliegt,hatderSaldo(derÜberschussderExporte

überdieImporte)trotzdemzugenommen.BesonderskräftigzugelegthabendieEinfuhrenvon

Präzisionsinstrumenten,Energieträgern,MetallenundChemikalien.AmmeistenAusgabenim

Jahr2006verursachtendieImportederWarengruppen«Maschinen,Apparate,Elektrotechnik»,

Metalle,Chemikalienund«Textilien,Bekleidung,Schuhe».

DeutschlandistnichtnurunserwichtigsterKunde,sondernauchderdominierendeLiefe-

rant:WirbeziehenbeinahedieHälfteallerImportevonunseremnördlichenNachbarland.Un-

sereNachbarnimOsten,SüdenundWestenplatzierensichinderRanglistederbedeutendsten

ImportländerebenfallsaufdenvorderstenPlätzen.Nur10%allerEinfuhrenkamen2006von

LändernausserhalbderEU.

Das Aussenhandelsprofil der Ostschweizer Kantone

Kantonale Unterschiede und Gemeinsamkeiten

FürwelchenOstschweizerKantonistderAussenhandelamwichtigsten?Bedientmansich

zurBeantwortungdieserFragederExportquoteundderExporteproKopf,liegenARundSG

nahebeieinander(Tabelle7.3).DaAusserrhodenaberimVerhältnisdeutlichwenigerWaren

importiert,istderSaldoproKopfausdemAussenhandelfürARmarkantgrösseralsfürden

KantonSG.DiekleinsteExportquoteunddentiefstenExportumsatzproKopfweistAIaus.Die

grössteGemeinsamkeitimAussenhandelsprofilallerOstschweizerKantonesinddiehohen

ExportanteileinderWarengruppe«Maschinen,Apparate,Elektronik».MitRechtdarfmanhier

voneinemeigentlichenClustersprechen.

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, eigene Berechnungen IHK

34%

29%

24%

19%

14%

9%

4%

-1%

Deu

tsch

land

USA

ÖSt

erre

ich

Fran

krei

ch

Italie

n

Ver.

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Nie

derla

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Chi

na

Japa

n

Indi

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Dän

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n

Russ

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dera

tion

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46

Ausserrhoden: Klumpenrisiken

InkeinemKantonderSchweizsinddieImporteproKopfderBevölkerungkleineralsinAR.

DieExportquotehingegenistüberdurchschnittlichgross,wasvorwiegenddreiWarengruppen

zuverdankenist:ApparatederElektroindustrieundElektronik(Anteil33%),Textilien(18%)

sowieChemikalien(15%).DieStagnationderAusfuhrenvon2000bis2005hängtinsbeson-

deremitdenApparatenderElektroindustrieundElektronikzusammen,die2001und2002

einenmassivenDämpferhinnehmenmusstenundbiszum2006dasNiveaudesJahres2000

nichtwiedererreichten.DiesweistsowohlbezüglichWarenartalsauchAnzahlFirmenauf

Klumpenrisikenhin.

Innerrhoden: Tiefste Exportquote aller Kantone

DieExportquotevonInnerrhodenistnichtnurimOstschweizerVergleichtief,sondernkein

KantonderSchweizhateinekleinereExportquote.Unddies,obwohlauchInnerrhodeneinen

überdurchschnittlichenAnteilanIndustriehat,darineingeschlossenabereinigeBetriebe,die

mitihrenProduktenvorallemdenBinnenmarktSchweizbeliefern.DasWachstumderExportein

denletztenJahrenistvorwiegendaufdiesteigendeAuslandnachfragenachApparatenderElek-

troindustrieundElektroniksowienachMetallenzurückzuführen.IhrExportanteilbetrug2006

gut15%bzw.23%.Chemikalien(23%)undTextilien(20%)sinddieweiterenwichtigenSäulen

derAusfuhrenvonAI.BeiInnerrhodenmussallerdingsspezielldaraufhingewiesenwerden,dass

derExportvonDienstleistungen–wieerbeispielsweisedurchdieBesuchevonausländischen

Gästenerzieltwird–indenStatistikenderGüterexportekeinenEingangfindet.

Thurgau: Boom bei den Schienenfahrzeugen

DieExportedesKantonsThurgauvermochtendemTempoderschweizerischenundder

ostschweizerischenExportenichtzufolgen.DiebeidengrösstenSäulenderThurgauerExporte

sindMetalleundIndustriemaschinenmiteinemAnteilvonjeeinemFünftel.Dieabsoluten

ÜberfliegerwarenaberdieSchienenfahrzeuge–einTeilderWarengruppeFahrzeuge–mit

einerWachstumsratevon70%proJahrseit2001.BeimThurgaudominiertDeutschlandals

wichtigsterAbnehmer(36%)nochstärkeralsindenübrigenOstschweizerKantonen.

St.Gallen: Solides Exportfundament

AuchimKantonSGprägenIndustriemaschinen(Exportanteil27%)undMetalle(16%)die

Exportstruktur.Miteinemknappen10%-AnteilfolgenPräzisionsinstrumenteundChemikalien.

DieAusfuhrenstützensichaufeinsolidesundbreitesFundament,dennauchdieAnteilevon

ApparatenderElektroindustrieundElektronik,derTextilien,derNahrungs-undGenussmittel

sowiederKunststoffeliegenzwischen5%und7%.DieTextilienhabenzwarbeiweitemnicht

mehrdieselbeBedeutungwiefrüher,innerhalbderSchweizbleibtderKantonSGaberdie

HochburgderTextilindustrie,gehendoch27%derSchweizerTextilexporteaufseinKonto.

Tabelle 7.3: Aussenhandelsindikatoren für

die Ostschweizer Kantone

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, eigene Berechnungen IHK.

AR SG TG AI

Exporte2006(in1‘000CHF) 1‘222‘050 10‘643‘011 4‘154‘951 75‘760

Importe2006(in1‘000CHF) 489‘316 8‘631‘647 4‘008‘405 65‘397

Exportein%derImporte2006 250% 123% 104% 116%

ExportumsatzproKopf2005 19‘971 20‘650 15‘786 4‘135

SaldoproKopf2005 11‘833 4‘261 317 121

Exportquote2004 44% 46% 35% 11%

ExportanteilMaschinen,Apparate,Elektronik

38% 38% 33% 23%

k a p i t e l 7

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47a u s s e n h a n d e l a l s e r f o l g s f a k t o r

Regionen: Unterschiedliche Bedeutung des Aussenhandels

Überragendes Rheintal

ImRheintalwurdeim2006einExportumsatzvonrund3,4Mrd.Frankenerzielt.Damitträgt

dasRheintaleinenFünftelzumTotalderExportederOstschweizerRegionenbei.DasRheintal

warzwarschonimmer,d.h.solangesichdieregionalenStatistikenzurückverfolgenlassen,die

grössteExportregionderOstschweiz.SeineBedeutunghataberkontinuierlichzugenommen.

DennauchandereKennzahlenuntermauerndieBedeutungdesAussenhandelsfürdasRheintal.

SowerdenproBeschäftigten(Vollzeitäquivalente)rund114000FrankenExportumsatzerzielt

(Abbildung7.3).

NebendemRheintalsinddiefolgendenRegionenhauptverantwortlichfürdiehohenEx-

porterlösederOstschweiz:St.Gallen,Wil(SG),Oberthurgau,WerdenbergundAR.Wenigzur

ExportorientierungderOstschweiztragenDiessenhofen,AI,derUnterseeunddasSarganser-

landbei.

NachWarenartenbetrachtetspielenindenmeistenRegionenIndustriemaschinenundMe-

talledieersteGeige.AusnahmenbildendasRheintal,woPräzisionsinstrumentedenerstenPlatz

belegen.ZudemführeninderRegionSee-GasterKunststoffe,inWeinfeldenSchienenfahrzeuge

undinderRegionUnterseeHaushaltsapparatedieRanglistean.Aussergewöhnlichist,dass

TextilienimAppenzellerlandnochimmerdiezweitwichtigstenExportproduktesind.

Boomende Warenexporte – eine Ursachenanalyse

IndenletztendreiJahrenverzeichnetendieOstschweizerExporteeinkumuliertesWachstum

vonrund23%.EinmalmehrhabendieExporteihregewohnteFunktionalsKonjunkturlokomo-

tivegespielt.DeshalbinteressiertdieFrage,welcheFaktorendennfürdieExportentwicklung

ausschlaggebendsind.GrundsätzlichisteszumeinendieNachfrageausdenausländischen

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, BFS, eigene Berechnungen IHK

Rheintal

Rorschach

Werdenberg

Wil(SG)

AR

Kreuzlingen

Oberthurgau

See-Gaster

Weinfelden

Wil(TG)

Diessenhofen

Untersee

Frauenfeld

St.Gallen

Toggenburg

Sarganserland

AI

020‘00040‘00060‘00080‘000100‘000120‘000

Abbildung 7.3: Exportumsatz pro Beschäftigten (Vollzeitaquivalente) 2006

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AbsatzmärktenundzumanderendierelativepreislicheWettbewerbsfähigkeitderExportun-

ternehmen.

Entscheidende Rolle der Auslandskonjunktur

DieentscheidendeRollefürdieNachfragedesAuslandsnach(Ost-)SchweizerWarenspielt

dasausländischeWirtschaftswachstum.InAbbildung7.6sinddasweltwirtschaftlicheBoomjahr

2000,dieanschliessendendreimagerenJahreebensowiedieerfreulichePeriode2004bis2006

gutzuerkennen.GemässBerechnungendesStaatssekretariatsfürWirtschaft(Seco)liegtdie

langfristigeElastizitätderSchweizerExporteaufdasBIP-WachstumimAuslandimBereichvon

2;d.h.,einumeinenProzentpunktstärkeresWachstumderWeltwirtschafterhöhtdieSchwei-

zerExporteumzweiProzentpunkte1.DieOstschweizerExportedürftenaufgrundderBranchen-

struktur(v.a.Investitionsgüter)nochstärkeraufVeränderungendesBIPimAuslandreagieren.

ZudemistdieNachfragenachOstschweizerExportwareninsbesonderevonderkonjunkturellen

EntwicklungderEUunddabeiinsbesonderevonDeutschlandabhängig.

Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit

FürdierelativepreislicheWettbewerbsfähigkeitspielendasPreissetzungsverhaltenderEx-

porteureunddieWechselkursentwicklungeinewichtigeRolle.WährendindenAchtzigerJah-

renundindererstenHälftederNeunzigerJahreeineAufwertungdesFrankensdiepreisliche

Wettbewerbsfähigkeitnegativbeeinflusste,istderBeitragderpreislichenWettbewerbsfähigkeit

seithermehrheitlichpositivausgefallen–vonderAusnahmederPeriode2001bis2003abge-

sehen(vgl.Abbildung7.4).

Übrige Einflussfaktoren ebenfalls positiv

NebendenbeidenHauptdeterminantenbeeinflussendiverseweitereFaktorendieEntwick-

lungderExporte.SolösenzumBeispielVeränderungenderBranchenstruktur,derWarenqua-

lität,derTechnologie,InnovationenoderdiefortschreitendeGlobalisierungAnpassungenbei

denExportenaus.GemässSecohabendieseFaktorenseitdemJahr2000mehrheitlicheinen

positivenBeitragzumWachstumderAusfuhrengeleistet.

1 Vgl.StaatsekretariatfürWirtschaft(2007):WichtigeBestimmungsfaktorendesschweizerischenAussenhandels,in:Konjunkturtendenzen Frühjahr2007,S.37-46;www.seco.admin.ch,Rubriken«Themen»,«Wirtschaftsentwicklung»,«Konjunkturtendenzen».

13

11

9

7

5

3

1

-1

-32000200120022003200420052006

Quelle: OZD, BFS, SECO / Die Volkswirtschaft

Abbildung 7.4: Die Determinanten des Export-wachstums der Schweiz, in %

Übrige Faktoren n Preisliche Wettbewerbsfähigkeit n Nachfrage des Auslands n

k a p i t e l 7

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Kapitel 8Direktinvestitionen:

Chancen überwiegen

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NebendemAussenhandelstellendieDirektinvestitioneneinenzweitenTeilbereichderin-

ternationalenVerflechtungdar.SchweizerischeUnternehmenexportierennichtnurGüterins

Ausland,sieinvestierenimAuslandauchinTochtergesellschaften,welchedieProduktionund

denVertriebvonGüternwahrnehmen.ProdukteschweizerischerFirmenwerdendamitinder

ganzenWeltproduziert.DieszeugtvomErfolgdieserUnternehmen.Direktinvestitionenlösen

darüberhinausaberauchÄngsteaus.DasStichwortOffshoringschafftBefürchtungen,dass

unterderAusweitungderinternationalenArbeitsteilungdieeinheimischenArbeitskräfteund

dieWertschöpfungleidenkönnten.

D e f i n i t i o n e n

•UnterdenBegriffDirektinvestitionenfallendieGründungvonTochtergesellschaftenoder

FilialenimAuslandsowieBeteiligungenanUnternehmenimAuslandimUmfangvonmin-

destens10%amstimmberechtigtenKapital.SowohlOutsourcingalsauchOffshoringsind

BestandteilederDirektinvestitionen.

• OutsourcingbedeutetgemässDefinitionderOECD,dasseinUnternehmenTeileseines

–bisherinternen–ProduktionsprozesseszuanderenFirmenauslagert.Dabeispieltdie

DimensionInland/AuslandkeineRolle.

• Offshoringhingegenistdadurchdefiniert,dasseineVerlegungdesProduktionsprozesses

insAuslandstattfindet,wobeies–imGegensatzzumOutsourcing–keineRollespielt,ob

dieseVerlagerunginnerhalbderFirma(z.B.aneineausländischeFiliale)oderaneineDritt-

firmastattfindet.

Grosse Bedeutung der Direktinvestitionen für die Schweiz

SchweizerUnternehmengehörenzudenwichtigstenDirektinvestorenderWelt.DerBe-

standschweizerischerDirektinvestitionenimAuslandbeliefsich2006nachAngabenderOECD

aufeinenneuenRekordwertvonrund700MilliardenFranken,wasca.150%desnominalen

Bruttoinlandprodukts(BIP)entspricht1.GemessenamBIPistdieSchweizdamitnachHongkong

dergrössteDirektinvestorimAuslandundgehörtzudenzehnamstärkstenglobalisierten

LändernderWelt2.Im2005sindderSchweizausdiesenAuslandengagements75Milliarden

FrankenanErträgenzugeflossen.

GesamthaftbeschäftigenSchweizerUnternehmenimAuslandüber2MillionenPersonen.

GutdieHälftedavonarbeitetinderIndustrie,womitSchweizerIndustrieunternehmenim

AuslandmehrPersonalbeschäftigenalsimHeimatland.DerEntscheid,obneueMärkteüber

schweizerischeoderausländischeStandorteerschlossenwerdensollen,fälltzunehmendzu-

gunstenderletzterenStrategie.DiesbelegtnichtzuletztdieEntwicklungderBeschäftigtenvon

SchweizerFirmenimIn-undAusland(vgl.Abbildung8.1).DasWachstumderExportelässt

vermuten,dasssievondenzunehmendenDirektinvestitionennichtverdrängt,sonderneher

ergänztzuwerden.

Kleinere Bedeutung für die Ostschweiz

DerBestandderOstschweizerDirektinvestitionenimAuslandliegtinProzentdesVolksein-

kommensmitgut50%weitunterdemschweizerischenWertvon143%(Tabelle8.1).Dieser

RückstandistvornehmlichaufdierelativwenigenDirektinvestitionenimDienstleistungsbereich

zurückzuführen,wasangesichtsdesrelativkleinenDienstleistungssektorsinunsererRegion

1Vgl.Trendsandrecentdevelopmentsinforeigndirectinvestments,OECD,Juni20072Vgl.Globalization-IndexKOF/ETH,www.globalization-index.org

k a p i t e l 8

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5�d i r e k t i n v e s t i t i o n e n : c h a n c e n ü b e r w i e g e n

nichterstaunt.ImIndustriesektoristderUnterschieddeutlichkleiner.NimmtmandenPer-

sonalbestandalsRichtschnur,beschäftigenOstschweizerIndustrieunternehmenimAusland

rund110000Personen,waseinenAnteilvonknapp70%derIndustriebeschäftigteninder

Ostschweizausmacht.NebenderBranchenstrukturlassensichdieunterdemLandesdurch-

schnittliegendenDirektinvestitionenderOstschweizimAuslandauchmitdemweitgehenden

FehlenvonGrosskonzernenunddergeringenZahlvonHoldinggesellschaftenerklären.Zudem

sindüberdieHälftederdirektenAuslandsengagementsderSchweizmitdenbeidengrossen

Clustern«FinanzplatzZürich»und«ChemiestandortBasel»verbunden.

Wenige ausländische Direktinvestitionen in der Ostschweiz

DieOstschweizistkeinMagnetfürausländischeDirektinvestoren,beträgtderAnteildes

Kapitalbestandes(3,8Mia.)amVolkseinkommendochnur11%(CH56%).Ende2005be-

schäftigten–nachSchätzungenderSNB–ausländischeUnternehmeninderOstschweiz17171

Personen.

BetrachtetmandieInvestitionsströmeausdemAuslandalsAusdruckfürdieStandortat-

traktivität,erhältdieOstschweizkeinegutenNoten.EinewichtigeRolledürftedabeispielen,

dasssichdievierOstschweizerKantoneschonlangenichtmehralsStandortfürHoldinggesell-

schaftenprofilierenkonnten,obwohlderKantonSGeinerdererstenKantonemitdemHol-

dingprivilegwar.NebensteuerlichenGründendürftedabeivorallemdieDistanzzuZüricheine

Abbildung 8.1: Entwicklung der Beschäftigten von Schweizer Firmen im In- und Ausland (1996: Indexwert gleich hundert)

––– Beschäftigte von CH-Firmen im Ausland ––– Beschäftigte in der Schweiz

Quelle: SNB (1996 = 100)

Quelle: SNB, für die Ostschweiz Schätzungen der SNB

Tabelle 8.1: Direktinvestitionen der Ost-schweiz und der Schweiz im Ausland (2005)

140

130

120

110

100

901996199719981999200020012002200320042005

Kapitalbestand im Ausland Ostschweiz Schweiz

inMio.Fr. in%Volkseinkommen

inMio.Fr. in%Volkseinkommen

Total 17‘482 52% 560‘149 143%

Dienstleistungen 1‘625 5% 361‘990 92%

Industrie 15‘857 48% 198‘159 51%

Beschäftigte im Ausland Ostschweiz Schweiz

absolut in%derBeschäf-tigteninderOCH

absolut in%derBeschäf-tigteninderCH

Total 112‘905 33% 2‘002‘174 54%

Dienstleistungen 26‘033 12% 915‘208 34%

Industrie 86‘872 68% 1‘086‘966 109%

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52

Rollespielen.DieseistauchbeiderAnsiedlungvonUnternehmungenimHightech-Bereichein

Nachteil.VieleandereKantone–speziellinderWestschweiz–lockenzudemmitumfangreichen

VergünstigungenneueUnternehmungenan.

DiekantonalenWirtschaftsförderungsstellenweisenindenletztensechsJahrenfolgende

Ansiedlungserfolgeaus.DerTGwarindieserHinsichtamerfolgreichsten.

Die zunehmende Bedeutung von Offshoring

EinstinnerhalbeinesUnternehmensoderimnationalenRahmenzusammengefassteWert-

schöpfungskettenwerdenzunehmendaufgeteilt.DieeinzelnenProduktionsschrittewerden

daraufhinuntersucht,obihreAusführunginner-oderausserhalbdereigenenFirmaeffizienter

ist.EbensowirdfürdieeinzelnenGliederderWertschöpfungskettevermehrtnachgeeigneten

ProduktionsstandortenaufderganzenWeltgesucht.

OffshoringistansichkeinneuesPhänomen.AberfolgendeneuereEntwicklungensind

dafürverantwortlich,dassdieDiskussionenüberdieKonsequenzenzugenommenhaben:

•Offshoringgreiftjelänger,jemehraufdieDienstleistungenüber.DieZeiten,indenen

davonv.a.dieIndustriebetroffenwar,sindvorbei.

•VomtraditionellenOffshoringwurdeninsbesonderetiefqualifizierteArbeitskräfte

betroffen.HeutewerdenauchhochqualifizierteArbeitenausgelagert.

•AngstverursachtauchdasrasanteWachstumderbeidengrossenVolkswirtschaftenChinas

undIndiens,diesichauchalsOffshore-LänderfürdieIndustrieanbietenundübereinHeer

vonteilweisehochqualifiziertenArbeitskräftenverfügen,welchesauchinZukunftweiter

wachsenwird.

18‘000

16‘000

14‘000

12‘000

10‘000

8‘000

6‘000

4‘000

2‘000

02002200320042005

Erklärung: Kapitalbestand Ende 2005, in Mio. Franken. Schätzungen der SNB, 2007

Abbildung 8.2: Direktinvestitionen in und aus

der Ostschweiz (in Mio. Franken)

Ostschweizer DI im Ausland n Ausländische DI in n

der Ostschweiz n

Tabelle 8.2: Neuansiedlungen von 2001

bis 2006, begleitet durch die Wirtschaftsförderung

Kanton Ansiedlungen Arbeitsplätze Durchschnittlicher Mitarbeiterbestand

TG 283 2038 7.2

SG 179 1013 5.7

AR 92 200 2.2

AI KeineAngabenerhältlich

Quelle: Kantonale Wirtschaftsförderungsstellen

k a p i t e l 8

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53d i r e k t i n v e s t i t i o n e n : c h a n c e n ü b e r w i e g e n

•MachtensichfrüherspezielldieGrossfirmenAuslagerungsprozessezunutze,sindes

zunehmendKMU,welchevomOffshoringeineSteigerungihrerWettbewerbsfähigkeit

erwarten.

•DieAuswahlmöglicherPartnernimmtrasantzu.DiemodernenKommunikationstechno-

logienerlaubenes,überallaufderWeltPartnerzufinden,welchebeiderHerstellungvon

WarenundDienstleistungenkomparativeKostenvorteilebesitzen.

Produktionsanstieg ohne Wertschöpfung und Arbeitsplätze?

Auslagerungsprozessetragendazubei,dasssichdieBeziehungzwischenWertschöpfung

undProduktionlockert.OffshoringführtzueinemsteigendenAnteilimportierterVorleistungen

anderinländischenProduktionunddamitzueinerrelativenAbnahmederWertschöpfungam

Umsatz(genaueramProduktionswert),wasmitderWertschöpfungsquotegemessenwird.

DiedamitverbundenenBefürchtungensind,dassnurimgeringenMasseWertschöpfungund

ArbeitsplätzeimInlandgeschaffenwerden.ImInlandwürdealsozunehmendnurnochdie

EndmontagevielerGüterstattfinden,welchedannaufdemWeltmarktverkauftwürden.In

DeutschlandhatsichdafürderBegriffder«Basarökonomie»eingebürgert3.Deswegenseies

möglich,dassDeutschlandalsExportweltmeistergelteundgleichzeitigvonhoherArbeitslosig-

keitbetroffensei–ExportweltmeisterohneeinheimischeProduktionsbasis.

EineStudiedesBundesministeriumsfürWirtschaftundArbeitüberdieBasarökonomiein

DeutschlandstelltnegativeAuswirkungenaufWertschöpfungundBeschäftigunginAbrede4.

TrotzsteigendemImportanteilundsinkenderWertschöpfungsquotesänkendankOffshoringdie

ProduktionskostenunddieWettbewerbsfähigkeitsteige.DerdadurchausgelösteAnstiegder

ExporteüberkompensieredienegativenEffektedersteigendenVorleistungsimporte.Dafürsei

dersteigendeHandelsbilanzüberschussderbesteBeweis.AuchderFallDeutschlandbestätige,

dasseinevermehrteinternationaleArbeitsteilungproduktivitäts-undwachstumsförderndsei.

AuchdieOECDhatüberdieFolgenvonOffshoringaufdieBeschäftigungeineStudie5

erstelltundfestgestellt,dassAuslandverlagerungennurinkurzerFristmitnegativenBeschäf-

tigungsauswirkungenverbundenseien.InmittlererundlängererFriststeigedieBeschäftigung

aufgrundfolgenderEffektean:AnstiegdeskonsumierbarenEinkommensdanktieferenPrei-

senfürImportgüter,Produktivitäts-undExportwachstumderUnternehmen,Ausdehnungdes

Marktanteils,SteigerungderGewinneundAuslösungvonInvestitionen.Allerdingswürden

AuslandverlagerungenzueinembeschleunigtenStrukturwandelundentsprechendemAnpas-

sungsbedarfaufdemArbeitsmarktführen.VorallemTätigkeitenmitniedrigenQualifikations-

anforderungenwürdennachwievorzudenVerliererngehören.

Offshoring: (Noch) kein Problem für die Ostschweiz

BerechnetmandieWertschöpfungsquotefürdieSchweizmitHilfedesProduktionskontos

(VolkswirtschaftlicheGesamtrechnung,BFS),stelltmanfest,dasssiesichkaumveränderthat.

SowohlinderIndustriealsauchbeidenDienstleistungen6istkeintrendmässigerRückgang

derWertschöpfungsquotezuerkennen,selbstaufBranchenebenenicht(mitAusnahmen,z.B.

Textilien,Lederwaren,Schuhe).

WeitereHinweiseaufdieEntwicklungendesOffshoringkannmanausderAussenhandels-

statistikgewinnen:EinezunehmendeAuslagerungmüssteaneinemzunehmendenAnteilder

Halb-undZwischenprodukteamTotalderImportezumAusdruckkommen.Allerdingsistauch

ausdieserStatistikwederfürdieSchweiznochfürdieOstschweizeineTendenzzumOffshoring

3Vgl.SinnH.W.,2004;TheDilemmaofGlobalisation:AGermannPerspective;ÉconomieInternationale,100,111-1204Vgl.BundesministeriumfürWirtschaftundArbeit,2004,BasarökonomieDeutschland?http//www.bmwi.de/BMW/Navigation/serivce/ publikationen,did=43372.html5Vgl.Offshoringandemployment:TrendsandImpacts,OECD20076 DerAnteilderWertschöpfungamgesamtenProduktionswertbeträgtinderIndustrie35%undimDienstleistungssektor70%.

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54

festzustellen.NurbeimImportauseinzelnenLändernnimmtderAnteilderHalb-undZwischen-

produktezu.SohatsichbeispielsweisedieserAnteilderImporteausChinaindieOstschweiz

von1995bis2006kontinuierlichundrasantvon16%auf37%erhöht.

WederausdemAussenhandelnochausdervolkswirtschaftlichenGesamtrechnungistalso

einklarerTrendzurAuslagerungzubeobachten.BestätigtwirddieseTheseauchdurchdieim

internationalenVergleichhoheWertschöpfungsquotederOstschweizerIndustrie.Nebenstatis-

tischenUnwägbarkeitenkönntenfolgendeGründedafürverantwortlichsein:derrelativflexible

Arbeitsmarkt,komplexeProduktionsprozessebeiNischenproduktenimHochpreissegment,die

BetonungderSwissnessusw.AlledieseFaktorenmachenAuslagerungenwenigerattraktiv.

WielässtsichdieseZurückhaltungimOffshoringmitdemrasantenAnstiegderostschwei-

zerischenDirektinvestitionenimAuslandinEinklangbringen?OffensichtlichsindunsereDirekt-

investitionennurzumkleinenTeilaufdieVerlagerungvonverschiedenenUnternehmensfunk-

tionenzurückzuführen,vielmehrsindsiemitdemMotivderEroberungneuerMärkte,eines

besserenMarktzugangesundderNähezumKundenzuerklären.UnterdiesenVoraussetzungen

sindDirektinvestitionenabsatzorientiertundkonkurrenzierenkeineeinheimischenArbeitsplät-

ze.AllenfallsbeeinträchtigensiedaszukünftigeExportwachstum,mehrheitlichaberergänzen

dieseAktivitätenimAuslandjeneimInland.

OstschweizerUnternehmentätigenDirektinvestitionenmehrheitlichebennichtausNot,

sondernausTugend.EineBesonderheitsindjeneFälle,indenenOstschweizerKMUihren

GrosskundeninsAuslandfolgenmüssen.

Offshoring: Kein entscheidender Faktor für Ostschweizer KMU

InZusammenarbeitmitdemSchweizerischenInstitutfürKlein-undMittelunternehmen

anderUniversitätSt.GallenhabenStudierendeimRahmeneinesIntegrationsseminarsimAuf-

tragderIHK124InterviewsmitUnternehmernüberderenHerausforderungendurchgeführt7.

Dabeihatsichgezeigt,dass56UnternehmerdieGlobalisierungundneueMärktealsChance

inderZukunftbetrachten–nur20erkennendarineineGefahrfürihreFirma.Offshoringund

OutsourcingsindgemässAnsichtderUnternehmerwederinderVergangenheitnochinder

ZukunftErfolgsfaktorenunternehmerischenHandelns.

UmNäheresüberdieAuslandverlagerungenderOstschweizerUnternehmenzuerfahren,

habenwirzusätzlichzudenStudierendeninterviewseineschriftlicheBefragung8durchgeführt.

DieFrage«HabenSievon2000bis2007UnternehmensbereicheinsAuslandverlagert?»haben

13%derUnternehmenbejaht.IndenJahren2008bis2012planennoch12%eineVerlage-

rungvonArbeitsplätzeninsAusland.NachBranchenbetrachtet,warenesvon2000bis2007

vorallemdieTextilunternehmen,welcheaufgrunddertieferenProduktionskosteninsAusland

verlagerten,gefolgtvonderInformatik,derElektrotechnik/ElektronikundderKunststoffindus-

trie.IndenkommendenJahrenwirdderTrendzurAuslagerung–gemässUmfrageergebnissen

–vorallemimMaschinenbau,derElektrotechnik/ElektronikundderMetallindustriezunehmen.

NachGrössenklassenbetrachtet,werdendiekleinenUnternehmendasAuslagernvermehrtins

Augefassen(vgl.Tabelle8.3).

7 Vgl.UniversitätSt.GallenundIHKSt.Gallen-Appenzell,Integrationsseminar2007,UnternehmerischeHerausforderungenheuteund morgenausderSichtderKMUderOstschweiz8 UnternehmensbefragungderIHKSt.Gallen-AppenzellimAugust2007.

k a p i t e l 8

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55d i r e k t i n v e s t i t i o n e n : c h a n c e n ü b e r w i e g e n

DerAnteilderUnternehmen,welchekeineArbeitsplätzeverlagern,dafürneue(zusätz-

lichzumInland)KapazitätenimAuslandaufbauen,wirdhingegenzunehmen.Habeninder

Periode2000bis2007nochgut23%allerUnternehmenimAuslandinvestiert,werdendies

von2008bis201229%derUnternehmentun.BeidenInformatikfirmenhabenindenJahren

2000bis2007über70%neueKapazitätenimAuslandaufgebautundauchindenBranchen

Textilien,MessinstrumenteundElektrotechnik/Elektroniktatendieszwischen40%und50%.Zu

markantenZunahmenbeiAuslandinvestitionenwirdesunteranderembeidenBanken,inder

Metallindustrie,imMaschinenbau,inderChemieundderElektrotechnik/Elektronikkommen.

DieAnteilevonUnternehmen,welcheOffshoringbetreibenoderneueKapazitätenim

Auslandaufbauen,sagennichtsüberdiedadurchbetroffeneAnzahlvonArbeitsplätzenaus.

GemässeinerUntersuchungderCreditSuisse9sindrund10%allerArbeitsplätzeinderSchweiz

vollkommenund12%schwachtransferierbar.Nurschwerodergarnichtverlagertwerden

können78%derArbeitsplätze.Somitsindalso22%derArbeitsplätzepotenzielldemauslän-

dischenWettbewerbausgesetzt.

Beidiesen22%handeltessichabernurumdasOffshoring-Potenzialundnichtumdie

(zukünftige)RealitätderAuslagerungen.Wieweiterobenbeschrieben,wurdedasPotenzial

insbesondereinderOstschweizbisherausverschiedenenGründennurwenigausgeschöpft.

DierelativeStabilitätunddieiminternationalenVergleichhoheWertschöpfungsquotesind

allerdingskeinGarantdafür,dassdasauchzukünftigsobleibenwird.DiekomparativenVorteile

derdiversenWeltregionensindständiginBewegungundsendenentsprechendeSignalefürdie

internationaleArbeitsteilungaus.AngesichtsderweltweitenDynamikinderArbeitsteilungist

damitzurechnen,dassdiezunehmendenMöglichkeitenzumOffshoringbeizusätzlichenWert-

schöpfungsstufensowohlimDienstleistungs-alsauchimIndustriesektorausgenütztwerden.

DavonbetroffensindzunehmendF&E,Konstruktion,ServiceundAdministration.

9SwissIssuesKonjunktur,Lohnrunde2008:Wasistzuerwarten?CreditSuisse,2.September2007,S.11

Lesebeispiel: 35,3% aller Textilunternehmen geben an, dass sie von 2000 bis 2007 Arbeitsplätze von der Schweiz ins Ausland verlagert haben. 47,1% aller Textilunternehmer geben an, dass sie von 2000 bis 2007 neue Arbeitsplätze im Ausland (ohne Verlagerung aus der Schweiz) geschaffen haben. Quelle: Eigene schriftliche Unternehmensbefragung, IHK St.Gallen-Appenzell, im August 2007.

Verlagerung von Arbeitsplätzen, Anteil der Unternehmen

Schaffung von neuen Arbeits-plätzen im Ausland, Anteil der Unternehmen

2000bis2007 2008bis2012 2000bis2007 2008bis2012

Total 12.8 12.2 23.4 28.8

NachBranchen:1.Textilien2.Kunststoff3.Maschinen4.Elektro5.Chemie6.Metall7.Messinstrumente8.Banken9.DLfürUnternehmen10.Informatik

35.3 21.1 12.5 23.1 7.7 14.5 14.3 14.3 8.7 28.6

5.9 15.8 20.0 30.8 0.0 23.6 7.1 14.3 8.7 0.0

47.1 31.6 32.5 38.5 30.8 25.5 42.9 28.6 21.7 71.4

35.3 42.1 47.5 61.5 46.2 40.0 42.9 42.9 30.4 42.9

NachGrösse:1.Klein(20bis50)2.Mittel(51bis250)3.Gross(grösser250)

7.8 16.3 22.9

11.7 13.1 11.4

18.3 27.5 31.4

20.6 36.6 37.1

Tabelle 8.3: Verlagerung und Schaffung von neuen Arbeitsplätzen im Ausland durch Ostschweizer Unternehmen, in %

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Kapitel 9Moderate Steuerbelastung – mit Ausnahmen

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57

DieSteuerbelastungbildeteinewichtigeDeterminantefürdieAttraktivitäteinesKantons

beiderStandortwahlvonUnternehmenundderWohnortwahlvonHaushalten1.Diesführtzu

einemWettbewerbzwischenGebietskörperschaftenumguteSteuerzahlerundUnternehmen.

TiefeSteuernbzw.SteuersenkungenhabendamiteinendoppeltenpositivenEffekt:Einerseits

ziehensieSteuerbasisan,andererseitsverbessernsiedieAnreizezumArbeiten,zumSparen

undzumInvestierenfürdiebereitsamStandortansässigenSteuerzahler.

AufgrunddergrossenAutonomiederKantoneundGemeindenbeifinanzpolitischenEnt-

scheidenistdieserSteuerwettbewerbeinzentralesElementdesschweizerischenSteuersystems.

DerAufstiegdesKantonsZugzueinemderreichstenKantonederSchweizvollzogsichseit

den50erJahrenunteranderemaufgrundvontiefenSteuern.SeitherzogenvorallemSchwyz

undNidwaldennach.DabeigibtesunterschiedlicheModelle:SchwyzsetztauftiefeSteuern

beidenHaushalten,währendsichNidwaldenundGlarusalsSitzvonHoldinggesellschaften

profilierenkonnten.

IndenletztenJahrenkameszueinerIntensivierungdesSteuerwettbewerbs.Sowurden

neueModelle(z.B.dieinzwischenvomBundesgerichtwiederverworfenendegressivenTarife)

eingeführtundimmermehrKantoneversuchen,mitSteuersatzsenkungenihrePositionzuver-

bessern.DieswurdenichtzuletztdurchdiezusätzlicheGewinnausschüttungderSNBaufgrund

derReduktionderGoldreservenmöglich,welchevorallemfinanzschwacheKantoneunddamit

auchdieOstschweizbegünstigthat.MitdemInkrafttretendesneuenFinanzausgleichs(NFA)

wirddieOstschweizvonzusätzlichenZahlungenprofitieren.DieOstschweizistimSteuerwett-

bewerbinsgesamteinigermassengutpositioniert.ZumindestindenKantonenAI,ARundTG

liegtdieSteuerbelastungunterdemschweizerischenDurchschnitt.Dieswirddurcheintiefes

NiveauderöffentlichenAusgabenermöglicht.

Tiefe Staatsausgaben

BeidenAusgabenproKopfderBevölkerungliegenalleOstschweizerKantoneunterdem

schweizerischenDurchschnitt(Abbildung9.1).DerThurgauist–nachSchwyz–derKanton

mitdenzweittiefstenPro-Kopf-Ausgaben.AIundARlagenimJahre2005anvierterresp.

sechsterStelle,SGanneunterStelle.BeiallenOstschweizerKantonenistaberseit1990eine

AnnäherungandiedurchschnittlicheAusgabenhöhederschweizerischenKantonefestzustel-

len.BesondersausgeprägtwardieAusgabenerhöhunginSGwährendder1990erJahre.Vor

allembeikleinenKantonenkannesaufgrunddervolatilenInvestitionsausgabenzustarken

kurzfristigenSchwankungenkommen.

1 WasdurchdiverseempirischeStudienbestätigtwird.Siehez.B.CarnazziWeberundColay,a.a.O,oderLarsP.FeldundGebhard Kirchgässner,IncomeTaxCompetitionattheStateandLocalLevelinSwitzerland,RegionalScienceandUrbanEconomics,31,2001.

m o d e r at e s t e u e r b e l a s t u n g – m i t a u s n a h m e n

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Grosse Unterschiede bei der Steuerbelastung der Haushalte

BeiderSteuerbelastungderHaushaltehatsichAIsehrgutpositioniertundliegtzusammen

mitSZ,ZGundNWinderGruppederKantonemitdertiefstenBelastungfürhoheEinkommen

(Tabelle9.1).DiePositionvonAusserrhodenistbeidenhohenEinkommenebenfallsgut,wobei

50‘000 �00‘000 200‘000 500‘000 �‘000‘000

1 GE 0.1% ZG 3.4% ZG 7.2% ZG 10.4% SZ 10.9%

2 TI 0.2% TI 4.1% SZ 8.2% SZ 10.5% ZG 11.0%

3 TG 0.3% SZ 5.1% NW 10.8% NW 13.0% OW 11.8%

4 VD 0.4% ZH 5.7% ZH 10.9% OW 13.7% NW 13.5%

5 ZG 0.5% GE 6.5% AI 11.5% AI 14.3% AI 14.7%

6 BS 1.0% AG 6.5% TI 12.1% AR 17.7% AR 18.1%

7 AG 1.5% NW 7.0% OW 12.9% ZH 18.3% UR 19.6%

8 BL 2.1% VS 7.1% AG 13.4% LU 19.0% LU 19.7%

9 BE 2.1% AI 7.2% AR 13.8% UR 19.0% GR 20.6%

10 ZH 2.2% GR 7.6% VD 13.9% GR 19.1% GL 21.3%

11 SZ 2.3% TG 7.7% SH 13.9% TI 19.2% VS 21.9%

12 NW 2.3% FR 8.1% TG 13.9% TG 19.9% TI 22.0%

13 FR 2.3% SH 8.3% GR 14.5% SH 20.0% ZH 22.1%

14 SO 2.4% SG 8.5% LU 14.6% GL 20.0% SG 22.5%

15 SG 2.5% BL 8.5% VS 14.6% AG 20.2% SH 22.5%

16 VS 2.7% AR 8.8% UR 14.6% BL 20.3% FR 22.7%

17 JU 2.9% UR 8.9% GL 14.7% VS 20.4% TG 22.8%

18 SH 2.9% LU 9.0% GE 15.0% BS 21.4% AG 22.8%

19 GR 3.0% GL 9.1% BL 15.1% SG 21.6% SO 23.3%

20 AI 3.2% OW 9.3% SO 15.3% SO 21.9% BL 24.2%

21 LU 3.5% SO 9.3% FR 15.5% VD 21.9% BS 24.3%

22 AR 3.8% BS 9.7% SG 15.5% FR 22.0% NE 25.0%

23 NE 3.8% VD 9.8% BE 16.4% GE 22.5% BE 25.6%

24 OW 4.1% BE 10.2% BS 16.6% BE 22.7% GE 26.0%

25 UR 4.5% JU 11.1% JU 17.6% NE 24.5% VD 26.3%

26 GL 4.6% NE 11.8% NE 18.7% JU 24.5% JU 27.3%

Tabelle 9.1: Steuerbelastung der Haushalte

nach Einkommensklassen, 2006

Erklärung: Durchschnittliche Belastung des Bruttoarbeitseinkommens mit Kantons-, Gemeinde- und Kirchensteuern für ein verheiratetes Ehepaar (Einverdienerhaushalt) mit 2 Kindern. Daten der Eidg. Steuerverwaltung (ESTV).

k a p i t e l 9

Abbildung 9.1: Ausgaben pro Kopf im Vergleich

zum schweizerischen Mittel, 1990 – 2005

Kanton Appenzell I. Rh. –––Kanton Appenzell A. Rh. –––

Kanton St. Gallen –––Kanton Thurgau –––

Erklärung: Ausgaben für Gemeinden und Kantone im Vergleich zum schweizerischen Mittel von 100, ohne Doppelzählungen, Berechnungen auf Basis von Daten der Eidg. Finanzverwaltung (EFV) und des BfS.

100

90

80

70

60

501990199119921993199419951996199719981999200020012002200320042005

AI

TG

AR

SG

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59m o d e r at e s t e u e r b e l a s t u n g – m i t a u s n a h m e n

bereitseindeutlicherAbstandzuInnerrhodenbesteht.DerTGundSGliegenbeidenhohen

EinkommennurimMittelfeld.BeidentiefenEinkommenistdieBelastungindenbeidenAp-

penzelldagegenhoch.InARistfürEhepaaremitKindernauchdieBelastungbeidenmittleren

Einkommen–ebensowieinSG–relativhoch.

Ungeeigneter Gesamtindex der Einkommenssteuerbelastung

DerUmzugineinensteuergünstigenKantonlohntsichnurfürgutVerdienende.Personen

intiefenEinkommensklassenkönnenvoneinemUmzughingegenkaumprofitieren,weilinden

meistenFällendieSteuerersparnisalleinschondurchhöhereMietenzunichtegemachtwird.

NichtnurdeshalbgehtesbeimSteuerwettbewerbumdieoberenEinkommensklassen,sondern

auchweilsichfürdenKantonoderdieGemeindederZuzugumsomehrlohnt,jehöherdas

steuerbareEinkommenist.

ObwohldieBelastungderhohenEinkommenindenbeidenAppenzellgemässTabelle9.1.

tiefist,schneidensieimSteuerbelastungsindexfürEinkommenssteuernderEidgenössischen

Steuerverwaltung(ESTV)relativschlechtab.SoliegtdieEinkommenssteuerbelastungvonAI

gemässdiesemIndexüberdemschweizerischenMittel,diejenigevonARsogarimoberenDrittel

(Abbildung9.2).DerKantonTGhingegenliegtaufdemgutensechstenPlatz,obwohlerinder

SteuerbelastungderoberenEinkommensklassenrelativschlechtabschneidet.

DieschlechtePlatzierungvonAIundARbzw.derguteRangdesTGbeimGesamtindexder

ESTVistdaraufzurückzuführen,dassdietiefenEinkommenbeidiesemIndexübergewichtet

werden2.KonzentriertmansichaufdieSteuerbelastungdermittlerenundhohenEinkommen,

welcheimSteuerwettbewerbimZentrumstehen,soändertsichdasBildradikal.DieESTVpu-

bliziertaucheinenIndexfürdieEinkommenüber90000Franken.Hierschneidendiebeiden

Appenzellsehrvielbesserab(Abbildung9.3).AIliegtmiteinemIndexwertvon87anvierter

Stelle,ARmit100PunktenanzehnterStelle.DerTGbüsstbeidiesemIndexRängeeinund

liegtmit103PunktenleichtunterdemschweizerischenMittel.SGbüsstebenfallsdreiRänge

ein,obwohlderAbstandzumschweizerischenMittelkleinerist.

Abbildung 9.2: Gesamtindex der Einkommens-steuerbelastung, 2006

Erklärung: Steuerbelastungsindex der ESTV für Kantons-, Gemeinde- und Kirchensteuern. Das schweizerische Mittel ist 100.

2 Dokumentiertin:RolandFischer,DieAggregierteSteuerbemessungsgrundlage(ASG)imVergleichzumSteuerkraftindexderFinanzkraft, BerichtzuhandenderProjektleitungNFA,CREDITSUISSEEconomicResearch&Consulting,2001.

150

140

130

120

110

100

90

80

70

60

50

40

ZG TI SZ

NW GE

TG

ZH AG

BL

VD

GR BS AI

VS

SH SG SO LU FR BE AR JU NE

GL

OW UR

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60

EsmachtdeshalbkeinenSinn,wenndieKantone–wiediemeistenestun–einebessere

RangierungimGesamtindexderEinkommenssteuerbelastunganstreben,umihreAttraktivität

imSteuerwettbewerbzuerhöhen.SiesolltenihrAugenmerkvielmehraufdieBelastungder

mittlerenundhohenEinkommenlegen.AlsMassstabfürdiePositionimSteuerwettbewerbist

derSteuerindexabEinkommenvon90000Frankengeeignet.

DersichintensivierendeSteuerwettbewerbzeigtsichandensinkendenSteuersätzen.Seit

2000kameszueinerReduktionderdurchschnittlichenBelastungvon1,5%aufEinkommen

über100000Franken(Abbildung9.4).VondenOstschweizerKantonengehörtderTGzu

denjenigen,welchedieEinkommenssteuernindiesemZeitraumammeistenreduzierthaben,

AIliegtbeimschweizerischenMittel,SGundARfindensichinderSchlussgruppe.DieSteuer-

reduktionensetzensichfort,für2008istinvielenKantoneneineweitereSteuersenkungsrunde

geplant.

Abbildung 9.4: Veränderung der Steuer-

belastung, 2000 –2006

Erklärung: Veränderung des gewichteten Mittels der Steuerbelastung für Bruttoarbeitseinkommen ab Fr. 100 000.–, eigene Berechnungen IHK auf Basis von Daten der ESTV.

0.5%

0.0%

-0.5%

-1.0%

-1.5%

-2.0%

-2.5%

-3.0%

-3.5%

-4.0%

-4.5% TI GE

TG LU SZ

OW SH AG VS FR AI

CH ZH BS BE SO

JU ZG BL GR

SG AR

GL

NW UR

VD NE

k a p i t e l 9

Abbildung 9.3: Steuerbelastungsindex für hohe

Einkommen, 2006

Erklärung: Steuerbelastungsindex für Bruttoarbeitseinkommen zwischen 90 000 und 1 Mio. Franken, das schweizerische Mittel ist 100. Daten der ESTV.

150

140

130

120

110

CH=100

90

80

70

60

50

40

ZG SZ

NW A

I

ZH TI

AG

OW

GR

AR VS BL TG UR

SH LU GE

GL

SG FR SO VD BS BE NE JU

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6�m o d e r at e s t e u e r b e l a s t u n g – m i t a u s n a h m e n

Unterschiede auch bei der Steuerbelastung der Unternehmungen

BeidenUnternehmenssteuernhatdieBeratungsgesellschaftKMPGaktuelleZahlenfürdas

Jahr2007veröffentlicht.InzwischenliegenalleOstschweizerKantoneunterdemschweize-

rischenMittel(Abbildung9.5).AllehabenindenletztenJahrendieGewinnsteuerngesenkt,

wobeiAIdieVorreiterrolleübernahm.AIliegtinderKantonsranglisteimmernochambesten,

nämlichaufPlatz3.EsfolgenTG–nachderSteuerreformvon2006–aufRang6,AR–nachder

Reformvon2001–aufPlatz8undSG–nachderReformvon2007–aufRang10.ARwirdmit

derimJahre2008inKrafttretendenSteuerreformdieschweizerischeSpitzeübernehmen.

BeidenUnternehmenssteuernwarendieSatzreduktionenimschweizerischenMitteletwa

gleichhochwiebeidenSteuernaufEinkommenüber100000Franken.Abbildung9.6zeigt

NäherungswertefürdieReduktionderdurchschnittlichenBelastungmitGewinn-undKapital-

Abbildung 9.5: Steuerbelastung Unternehmen, 2007

Erklärung: Index auf Basis von Zahlen der KPMG für Belastung mit Gewinnsteuern. Das schweizerische Mittel ist 100.

Abbildung 9.6: Reduktion der Steuerbelastung für Unternehmen, 2000 –2007

Erklärung: Reduktion der durchschnittlichen Steuerbelastung durch Gewinn- und Kapitalsteuern von Gemeinden und Kantonen. Näherungswerte, berechnet auf Basis von Zahlen der ESTV zur Besteuerung einer Kapitalgesellschaft mit 1 Mio Franken Eigenkapital und einer Rendite von 30%, dem Steuerbelastungsindex der ESTV und Zahlen der KMPG.

140

130

120

110

CH=100

90

80

70

60

50

40

OW SZ A

I

UR

ZG TG NW AR LU SG GL JU ZH VS FR TI NE

AG SO SH BE VD GE BS BL GR

2.0%

1.0%

0.0%

-1.0%

-2.0%

-3.0%

-4.0%

-5.0%

-6.0%

-7.0%

-8.0%

-9.0%

UR

OW AR

NE AI

TG VS

SG GL

NW JU SO ZH

LU BE SZ CH ZG SH BL VD FR AG BS TI GE

GR

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62

Erklärung: Einkommenssteuern: Steuerbelastungsindex der ESTV für Bruttoarbeitseinkommen von 90‘000 und höher, Zahlen für 2006. Unternehmenssteuern: Steuerbelastungsindex auf Basis von Zahlen der KPMG, 2007. Für exakte Definitionen, siehe Text sowie Abbildungen 9.3 und 9.5.

Abbildung 9.7: Der Steuerbelastungsquadrant,

2006/2007

steuernzwischen2000und2006.AlledreiOstschweizerKantonehabendieUnternehmens-

steuerndeutlichgesenkt.

Die steuerliche Position der Ostschweizer Kantone

UmeinenGesamteindruckvondersteuerlichenAttraktivitätderKantonezuerhalten,fas-

senwirdieInformationenzurSteuerbelastungvonhohenEinkommenundUnternehmungen

zusammen.InAbbildung9.7liegtAIim«Niedrigsteuer»-QuadrantenmittiefenSteuernfür

HaushalteundUnternehmen.AR,TGundSGfindensichimQuadrantenmittiefenUnterneh-

menssteuern,aberrelativhohenSteuernfürHaushaltemitmittlerenundhohenEinkommen.

SGschneidetvondenvierOstschweizerKantonenamschlechtestenab.

k a p i t e l 9

160

150

140

130

120

110

100

90

80

70

60

50

40405060708090100110120130140150160

Unt

erne

hmen

sste

uern

AG

AISZ

GL

LUAR

SH

SG

ZG

NW

VSNETI

JU

BESO

BS

TG

VD

BL

GR

ZH

GE

AttraktivalsWohnort Hochsteuerquadrant

Niedrigsteuerquadrant AttraktivalsUnternehmensstandort

UR

FR

Einkommenssteuern

OW

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63

Kapitel 10Herausforderungen aus Sicht der Unternehmer

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64

Globalisierung,verändertesKundenverhalten,Technologisierung,Informationsflut,Kon-

junkturzyklen,neueBedürfnissederMitarbeiterundvielesmehrwirkenaufdieUnternehmen

undinsbesondereaufdieFührungskräfteein.Solcheexternenundinternen«Impulse»stellen

dieUnternehmungenvorHerausforderungen,welcheoftmalsStrategieanpassungsprozesse

auslösen.

WelcheunternehmerischenHerausforderungenstellensichdenOstschweizerUnternehmen

heuteundmorgen?WelchessinddieentscheidendenErfolgsfaktorenfürdasUmsetzendersich

bietendenChancen?WiebeurteilendieUnternehmerihrenUnternehmensstandort?Woorten

siedendringendstenHandlungsbedarfinderWirtschaftspolitik?Umaufdieseundweitere

FragenAntwortenzuerhalten,habenStudierendederUniversitätSt.GallenimAuftragderIHK

mit124UnternehmeneinInterviewgeführt1.

Unternehmerische Herausforderungen

Chancen und Gefahren auf der Input-Seite

IneinemerstenTeilhabendieUnternehmerFragenausdemBereichderunternehmerischen

Herausforderungenbeantwortet.Erstenswurdensiegefragt,obesbeifolgendenFaktoren

Veränderungengabbzw.inZukunftgebenwird,dankdenensichneueChancenoderGefahren

bieten:Rohstoff/Materialeinkauf;MitarbeiterausdemIn-undAusland;Maschinen/Technik;Ka-

pital;Zulieferer;Supply-Chain-Innovationen;Liegenschaften;Energie;Wissen/Informationen.

DiefolgendenvierFaktorenwurdenindenInterviewsammeistenalsChanceundGefahr

genannt,sowohlinderVergangenheitalsauchinderZukunft:

1.Rohstoffe/Materialeinkauf:

GenannteStichwortewaren:sinkendeMaterialkostendankLiberalisierungen,vermehrteTrans-

parenzdankInternet,neueAnbieterdankGlobalisierung,AbhängigkeitvonLieferanten,An-

stiegdesEuro,Ressourcenknappheit,AnstiegderRohstoffpreise.

2.Zulieferer:

GenannteStichwortewaren:AnstiegderpotenziellenLieferantenunddadurchDruckaufdie

Preise,InnovationendankneuenMaterialien,PreisabsprachenzwischendenLieferanten,Hö-

henflugEuro.

3.MitarbeiterausdemIn-undAusland:

GenannteStichwortewaren:GuteArbeitsmoral,PersonenfreizügigkeitmitderEU,beschränkter

ZugriffaufArbeitskräfteinAmerika,Ingenieurmangel,MangelanhochqualifiziertenArbeits-

kräften,hohePersonalfluktuationen,AbwanderungnachZürich,grosserWeiterbildungsbe-

darf.

4.Maschinen/Technik:

DieserFaktorhatnachAnsichtderInterviewpartnerinderVergangenheiteinegrössereRolle

gespielt,alserinZukunftspielenwird.GenannteStichwortewaren:IndustrialisierungvonGe-

schäftsprozessen,hoherAbschreibungsbedarfaufgrunddesrasantentechnischenFortschrittes,

neueWerkstoffe,neueAntriebssysteme.

Chancen und Gefahren auf den Absatzmärkten

DievondenInterviewpartnernmeistgenannteChancewarendieKundenbedürfnisse,wel-

chesichaufgrunddestechnischenFortschrittsunddesMarketingsstarkverändernkönnen

(Abbildung10.1).DieWünschederKundenwerdensichauchaufgrundderdemografischen

Entwicklung,desTrendszurIndividualisierungundeinessteigendenUmweltbewusstseinsver-

1 IntegrationsseminarderUniversitätSt.GallenbeiProf.Dr.UrsFueglistaller,SchweizerischesInstitutfürKlein-undMittelunternehmen, 6.Semester,2007:UnternehmerischeHerausforderungenheuteundmorgenausSichtderKMUderKantoneSt.Gallenundbeider Appenzell.

Zitat Tobias Frei, saw gruppe:«ObwohldieGrenznähevonVorteil

ist,istessehrschwierig,qualifiziertesPersonalzufinden.Deshalbsind

PersonalentwicklungundMitarbeiter-förderunginZukunftnochwichtiger

alsheute.»

Zitat Andreas Frank, Greiner Packaging:«DankmodernsterTech-

nologieundqualitativüberlegenenLeistungssystemenkönnenwirdie

Preisführerschaftverteidigen.»

k a p i t e l 1 0

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65h e r a u s f o r d e r u n g e n a u s s i c h t d e r u n t e r n e h m e r

ändern.AlszweitgrössteChancewerdenneueMärkteerkannt,diedankGlobalisierung,wach-

sendemWohlstandundEntwicklungenindenKommunikationstechnologienentstehen.

DiegrösstenGefahrenortendieOstschweizerKMUimAufkommenvonneuenMitbe-

werbern,beidenbestehendenKonkurrentenundinderPreisentwicklung.NachAngabender

UnternehmerkönnendiePreiseinsbesonderewegenMarktsättigung,neuenMitbewerbern

oderwegenWechselkursschwankungenunterDruckgeraten.Manbefürchtetauchdasstarke

AufkommenvonneuenKonkurrentenausAsienundeineVerschärfungdesWettbewerbs

mitbestehendenKonkurrenten,diedurchZusammenschlüsseeinehöhereMarktmachterrei-

chen.

Welches sind die zukünftigen Erfolgsfaktoren für KMU?

DiebeidenammeistengenanntenErfolgsfaktorensinddieKompetenzderMitarbeiterund

dieProduktinnovationen(Abbildung10.2).DiefolgendeAbbildungzeigtdieErfolgsfaktoren,

welchemindestenszehnmalgenanntwurden.

Was Top-KMU anders machen

Lässtsichaufgrundder124Interviewsherausfinden,wasUnternehmerandersmachen?

UmaufdieseFrageAntwortenzuerhalten,habenwir20Unternehmenausverschiedenen

BranchenundRegionenausgewählt,vonwelchenwirwissen,dasssiezudenbesonderser-

Zitat Toni Schmid, Swissregiobank:«DerWettbewerbwirdhärter.DieBankenkonzentrationkannGefahroderChancesein.GleichzeitigwerdenwirlaufendmitneuengesetzlichenAuflagenkonfrontiert,welcheunsKMUbesondersharttreffen.»

Abbildung 10.1: Die zwei grössten Chancen und die drei grössten Gefahren für die KMU auf den Absatzmärkten

Chance Gefahr

Erklärung: Anzahl Nennungen bei 124 Interviews. Interviews des Integrationsseminars, Universität St.Gallen und IHK St.Gallen-Appenzell, 2007.

Zitat Heinrich Spoerry, SFS-Gruppe:«DieSFS-GruppeplantindennächstenJahreneinenweiterenerheblichenAusbauderKapazitätenimSt.GallerRheintal.»

Zitat Stephan Egger, Happy AG:«GuteProduktqualitätalleinreichtnichtmehraus.MitLeidenschaft,BegeisterungundleuchtendenAugenmüssenwirdenKundenechtenMehrwertbieten.»

Erklärung: Anzahl Nennungen bei 124 Interviews. Interviews des Integrationsseminars, Universität St.Gallen und IHK St.Gallen-Appenzell, 2007. Zollverwaltung, BFS, eigene Berechnungen IHK.

Abbildung 10.2: Zukünftige Erfolgsfaktoren für KMU

KompetenzderMitarbeitenden

Produktinnovationen

Kundenorientierung

OptimierungderProzesseundProdukte

VernetzungUnternehmen

Timetomarket

Dienstleistungskompetenz

Dienstleistungsinnovation

Agilität

Wissensvorsprung

Marketing

051015202530354045

Kunden-bedürfnisse

NeueMärkte

NeueMitbewerber

Preisdruck

BestehendeKonkurrenz

01020304050607080

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66

folgreichenFirmenindenKantonenSGundbeiderAppenzellgehören.Eszeigtsich,dassbei

derNennungderErfolgsfaktorenteilweiserechtgrosseDifferenzenzwischenTop-Unternehmen

unddenübrigenUnternehmenbestehen.DieseentsprechendemMuster,welchesinanderen

Untersuchungenfestgestelltwurde2.

Wirtschaftspolitische Herausforderungen

Stärken und Schwächen des Standortes aus der Sicht der Unternehmer

GemessenanderAnzahlderNennungenhaltendieUnternehmendieVerfügbarkeitvon

qualifiziertenArbeitskräftenfürdiegrössteStärkedesStandortesOstschweiz(Abbildung10.4).

GleichzeitigwirddieseStärkevonbeinaheebensovielenUnternehmenalsgrössteSchwäche

bezeichnet.SpeziellimaktuellenAufschwungfälltesvielenUnternehmenschwer,inaus-

reichendemMassSpezialistenmitIngenieur-oderInformatikausbildungzufinden.Auchdie

PersonenfreizügigkeitmitderEUreichtnichtaus,umdieRestriktionenbeimArbeitsangebot

imKonjunkturhochzueliminieren.

2 FranzBailom,KurtMätzlerundDieterTschemernjak,WasTop-Unternehmenandersmachen,Linde-Verlag,Wien,2006.

Abbildung 10.3: Erfolgsfaktoren bei Top-KMU

und Durchschnitts-KMU

Durchschnitts-KMU ––– Top-KMU –––

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Interviews, Integrationsseminar, Universität St.Gallen und IHK St.Gallen-Appenzell, 2007.

0%20%40%60%80%

Innovationen

KompetenzderMitarbeitenden

Netzwerk

Optimierungsprozesse Kundenorientierung

Dienstleistungskompetenz

Abbildung 10.4: Die wichtigsten Stärken und

Schwächen des Standortes im Urteil der Unternehmer

Stärke Schwäche

Erklärung: Anzahl Nennungen bei 124 Interviews. Interviews des Integrationsseminars, Universität St.Gallen und IHK St.Gallen-Appenzell, 2007.

k a p i t e l 1 0

QualifizierteArbeitskräfte

Lohnkosten

InfrastrukturundDL-Angebote

WissenstransfermitHochschulen

ZusammenarbeitmitBehörden

Steuerbelastung

OffenerMarktzugang

AdministrativeBelastungen

05101520253035

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67h e r a u s f o r d e r u n g e n a u s s i c h t d e r u n t e r n e h m e r

Erklärung: Anzahl Nennungen bei 124 Interviews. Interviews des Integrationsseminars, Universität St.Gallen und IHK St.Gallen-Appenzell, 2007.

Abbildung 10.5: Dringendster Handlungsbedarf in der Wirtschaftspolitik aus der Sicht der Unternehmer

Steuerbelastung

AdministrativeBelastung

OffenerMarktzugang

QualifizierteArbeitskräfte

InfrastrukturundDL-Angebot

ArbeitsrechtlicheVorschriften

Baubewilligungen

051015202530354045

AuchdasInfrastruktur- und DienstleistungsangebotinunsererRegionwirdvonbeinahe

gleichvielenUnternehmernalsStärkeundalsSchwächebezeichnet.DieNähezumFlughafen

KlotenunddievielseitigenFreizeitmöglichkeitenwerdenalsStärkeempfunden.AndereUnter-

nehmerbeklagensichüberdieBenachteiligungderOstschweizbeiInfrastrukturinvestitionen.

Gelobtundgetadeltwerdenauch–jenachStandortundBranche–dieVerkehrsinfrastrukturen

fürStrassenundSchienen.

VorallemdieZusammenarbeit mit BehördenunddieLohnkostenwerdenvondeutlich

mehrBefragtenalsStärkedennalsSchwächeangegeben.DiekurzenWegeunddiedirekten

KontaktmöglichkeitenmitdenBehördenwerdengeschätzt.HinterdemLobfürdieLohnkosten

steckendietieferenLohnkosteninderOstschweizimVergleichzuanderenSchweizerRegionen.

HingegenwerdendieiminternationalenVergleichhohenLöhnebeiunsgetadelt.

DaseinzigeStandortkriterium,welcheseinendeutlichnegativenSaldoausweist,sinddie

administrativen Belastungen.AngeführtwerdendabeidieMehrwertsteuer,dieUmwelt-und

Bauauflagen,dieLohnabrechnungunddieExportformalitäten.InsbesonderefürdieIndustrie-

betriebeistdieZollgrenzezurEUeinProblem.

BeiderSteuerbelastungweichendieNennungenalsStärkebzw.alsSchwächenurwenig

voneinanderab.Zuerklärenistdiesdamit,dassdieSteuerbelastungderOstschweizerKantone

iminternationalenVergleichalstiefbeurteiltwird,iminterkantonalenVergleichdagegeninSG

undTGbisvorkurzerZeitnochhochausfiel.

Wie kann der Staat den Unternehmungen das Leben erleichtern?

IndenInterviewswurdendieUnternehmerauchnachdemdringendstenHandlungsbedarf

inderWirtschaftspolitikgefragt.VordringlicherachtendieBefragteneineEntlastungbeider

BelastungmitSteuernundadministrativenPflichten(Abbildung10.5).

Herausforderungen nach Branchen

NichtalleUnternehmensehensichselbstverständlichmitidentischenHerausforderungen

konfrontiert.SokanndieBeurteilungderverschiedenenFaktorenvonBranchezuBranchestark

unterschiedlichausfallen.WirhabendeshalbeinegrobeBrancheneinteilungvorgenommen.

DieDienstleistungsbranchen,spezielldieFinanzdienstleistungen(39%),betrachtendie

MitarbeitersehrvielstärkeralsChancealsdieIndustriebranchen(7%).DieFinanzdienstleis-

tungsunternehmensindesdennauch,welcheaufVeränderungenvorallemmitAnpassungen

beimPersonalmanagement(61%)reagieren(IndustrieundübrigeDienstleistungen14%).Dem-

entsprechendwirdvondenUnternehmendieserBranchedieVerfügbarkeitvonqualifiziertem

Personalnurvon12%alsStandortstärke,von23%hingegenalsSchwächebewertet.Beiden

Industriefirmenaberbeurteilenbeinahe40%dieVerfügbarkeitvonqualifiziertenArbeitskräften

alsStärkeundnur14%alsSchwächeihresStandortes.

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InderErschliessungneuerMärkteerkennenvorallemdieExportbetriebeneueChancen

(53%).Siesindesaberauch,welchesichSorgenüberdieweiterePreisentwicklungmachen

(35%).BezüglichAnforderungenandieWirtschaftspolitikzeigensichrelativgeringeBranchen-

unterschiede.ZweiForderungenstellenUnternehmerausallenBranchen(miteinemAnteilvon

rund30%):tiefereSteuernundwenigeradministrativeBelastungen.

Herausforderungen nach Kantonen und Regionen

WiebeeinflusstderUnternehmensstandortdieBewertungenderverschiedenenFaktoren?

Tabelle10.1gibtAntwortendarauf,wobeinurdiejenigenFaktorenaufgelistetwerden,welche

vonmindestenseinemFünftelderBefragtengenanntwurden.

FürherausragendvieleUnternehmen(43%)inAIsinddiearbeitsrechtlichenVorschriften

einDornimAuge.InAusserrhodenbemängelteinauffallendgrosserAnteilden(fehlenden)

WissenstransfermitderUniversitätSt.Gallen.DieSteuerbelastungwirdhingegenvoneinem

bedeutendenAnteilderKMU(45%)alsStärkebezeichnet.

ImKantonSGwirdinsämtlichenRegionendieSteuerbelastungausschliesslichoderauchals

Schwächegenannt.InallenRegionenvonSt.GallenwirdinzweiBereicheneinHandlungsbedarf

fürdieWirtschaftspolitikerkannt:SteuerbelastungundadministrativeBelastung.EineÖffnung

derMärktestehtaufderForderungslistevonRorschach,desRheintalsunddesFürstenlands,

welcheübereinenhohenIndustrieanteilverfügen.InderRegionToggenburgsind67%der

interviewtenUnternehmermitderInfrastrukturunzufrieden.EsistdennauchdieeinzigeRe-

gion,inwelchermehralseinFünftelderInterviewten(33%)einenAusbauderInfrastruktur

erwartet.

Kanton/Region Standortstärken Standortschwächen Handlungsbedarf in der Wirtschaftspolitik

AppenzellInnerrhoden

-QualifizierteArbeits- kräfte-Zusammenarbeitmit Behörden

-Arbeitsrecht-Infrastruktur

-Arbeitsrecht-AdministrativeBelastung

AppenzellAusserrhoden

-Steuerbelastung-Zusammenarbeitmit Behörden-Lohnkosten

-QualifizierteArbeits- kräfte-WissenstransfermitUni-Infrastruktur

-Qualifizierte Arbeitskräfte-WissenstransfermitUni

Rapperswil -Zusammenarbeitmit Behörden

-Steuerbelastung -Steuerbelastung-Baubewilligungen-AdministrativeBelastung

Rheintal -Steuerbelastung -AdministrativeBelastung-OffeneMärkte-Steuerbelastung

-ÖffnungderMärkte-AdministrativeBelastung-Steuerbelastung-QualifizierteArbeits- kräfte

Rorschach -Infrastruktur -BodenundGebäude -ÖffnungderMärkte-Steuerbelastung-AdministrativeBelastung

StadtSt.Gallen -Lohnkosten-Infrastruktur

-Steuerbelastung -Steuerbelastung-AdministrativeBelastung

Toggenburg -Lohnkosten-Zusammenarbeitmit Behörden

-Infrastruktur-Steuerbelastung-Umweltauflagen

-Steuerbelastung-Infrastruktur-AdministrativeBelastung

Fürstenland -WissenstransfermitFHO-Lohnkosten-BodenundGebäude-Infrastruktur

-AdministrativeBelastung-Steuerbelastung-Lohnkosten

-QualifizierteArbeits- kräfte-AdministrativeBelastung-Arbeitsrecht-ÖffnungderMärkte-Steuerbelastung

Tabelle 10.1: Herausforderungen nach

Kantonen und Regionen (124 Interviews)

Quelle: Interviews, Integrationsseminar, Universität St.Gallen und IHK St.Gallen-Appenzell, 2007.

k a p i t e l 1 0

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69

Kapitel 11Herausforderungen aus

Sicht der Politik

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AufgabederPolitikistes,attraktiveRahmenbedingungenfürBevölkerungundUnterneh-

menzuschaffen.BildungundInfrastruktursindimMomenthauptsächlichAufgabendesStaa-

tes,wasmiteinerentsprechendenVerantwortungeinhergeht.BeiderFinanz-undSteuerpolitik

kommtdemStaatebenfallseineentscheidendeBedeutungzu.InallendreiBereichenhaben

dieGemeindenundKantoneweitgehendeKompetenzen,womitaucheineregionalePolitik

möglichist.FürdieKantoneundGemeindengiltesdabei,einenattraktivenMixzwischen

attraktivenstaatlichenAngebotenundeinerakzeptablenSteuerbelastungzufinden.Dennein

verbessertesstaatlichesAngebotkostetinderRegelGeld,dasüberhöhereSteuereinnahmen

wiederhereingeholtwerdenmuss.ImFolgendenwirdbeleuchtet,wasdieOstschweizerPolitik

fürdieStandortattraktivitätdervierKantonegemachthat.

Appenzell Ausserrhoden: Grosse Herausforderungen

DerKantonARdurchläufteineschwierigePhase,wiedieZahlenzurEntwicklungvonBe-

völkerungundBeschäftigungklargezeigthaben.Zwischen2001und2005warARderKanton

mitdemstärkstenBeschäftigungsrückgang,undauchbeiderBevölkerungsentwicklunglager

amSchluss.AngesichtsdieserdramatischenSituationwärenumfassendeMassnahmennötig.

ErsteSchrittewurdenbereitszuBeginndesJahrtausendsmitderSenkungderSteuernfürju-

ristischePersonenunternommen.ImRegierungsprogrammfürdieLegislaturperiode2003bis

2007wurdeeinweiteresMassnahmenpaketvorgelegt.

DabeiwurdensehrkonkreteZielefestgelegt(Tabelle11.1),umdenRückgangbeiBevöl-

kerungundBeschäftigungumzukehren.ImZentrumstandeineSteuergesetzrevisionmitder

EinführungvondegressivenTarifen,ummehrHaushaltemitsehrhohenEinkommennachAR

zulocken.DiesewurdevomVolkzwarangenommen,nachheraufgrundderVermischungmit

demGesetzzurVerteilungdesSNB-GoldesvomBundesgerichtwiederaufgehoben.InderNeu-

auflagekonzentriertsichdieSteuervorlagenunaufeineSenkungderUnternehmenssteuern,

wobeidietiefstenUnternehmenssteuerninderganzenSchweizangestrebtwerden.

EinzweiterSchwerpunktwardieErhöhungderAttraktivitätalsWohnregion,übervermehr-

teBereitstellungvonBauland,verbesserteAngebotefürdieKinderbetreuung,dieEinführung

vonBlockzeiten.DamitsolltedieAttraktivitätfürFamilienerhöhtwerden,wasaucheineAnt-

wortaufdiestarkeAlterungderBevölkerungvonARdarstellt.

IneinemdrittenBereichgingesumdiePositionierungvonARalsFreizeit-,Ferien-undGe-

sundheitszentrum.DieBasisfürdiePositionierungalsTourismusortbestehtinderattraktiven

Landschaft.DerKantonAIhatdabeiinnächsterNähevorgemacht,welcheMöglichkeitenin

diesemBereichbestehen.ImBereichGesundheitistARbereitssehrgutpositioniert,waszu-

mindestaufeinweiteresPotenzialhoffenlässt.

AngesichtsderunerfreulichenEntwicklungistklar,dassdieZieleinAR(noch)nichterreicht

werdenkonnten.DieskannverschiedeneUrsachenhaben.Einerseitsistdenkbar,dassAR

aufgrundvonSchwierigkeitenbeiseinenwichtigstenUnternehmeninderRezessionzwischen

2001und2003speziellstarkinMitleidenschaftgezogenwurde.IndiesemBereichsinddie

EinflussmöglichkeitenderPolitiksehrbegrenzt.ZweitenskönnteneinigederMassnahmenerst

miteinigerVerzögerungwirksamwerden.DrittensdürfteneinigeMassnahmeneherzögerlich

ausgefallensein.InsbesonderesinddieMassnahmen,welcheARbesseralsTourismusdestina-

tionpositionierensollen,alseherzurückhaltendzubezeichnen.BescheidensinddieMassnah-

menauchimBereichFamilienundBildung.ViertenshatderKantoninvielenBereichenkeine

ausreichendenKompetenzen.SoistdieAusscheidungvonBaulandSachederGemeinden.Ist

mandortderMeinung,dassdieGemeindebesserkleinundüberschaulichbleibensoll,sokann

derKantondagegennurwenigausrichten.

k a p i t e l 1 1

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7�h e r a u s f o r d e r u n g e n a u s s i c h t d e r p o l i t i k

Appenzell Innerrhoden: Den Aufschwung verwalten

GanzanderspräsentiertsichdieAusgangslageinAI.DerKantonerlebteinenanhaltenden

AufschwungmiteinemZuwachsderBevölkerung,derBeschäftigungunddanksehrerfolg-

reichenUnternehmungen.Esgehtdamitvorallemdarum,denAufschwungzuverwalten.

DieserhatdennauchersteSpannungenverursacht,wirddasBaulanddochimmerteurerund

füreinheimischeDurchschnittsverdienerzunehmendunerschwinglich.UnddieIntegrationder

vielenZuzügerwirdwohlauchimdurchTraditionengeprägtenKantonAIeinespezielleHer-

ausforderungdarstellen.

DieStandeskommissionvonInnerrhodenhatineinemBerichtvomOktober2005diePer-

spektiven2006bis2009ihresKantonsaufgezeigt.DerBerichtenthältdieSchwerpunktauf-

gaben,denensichdieStandeskommissionwährendderkommendenvierJahrebesonderszu

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis des Regierungsprogamms 2003–2007.

Leitsatz: «Wir positionieren uns als bevorzugter Wohnkanton für alle.»

Ziel Projekte Massnahmen

DeutlicheErhöhungderWohnbevölkerung

-AttraktivenWohnraum schaffen-BetreuungssituationderKinder verbessern-KonzeptfürVermarktungals Wohn-,Lebens-undArbeitsort erarbeiten-GünstigesSteuerklima schaffen-Verkehrserschliessung verbessern-IntakteLandschafterhalten

EinigeGemeindenhabenattraktivenWohnraumgeschaffen,aberdaserhöhteBauvolumenhatsich(noch)nichtaufdieBevölkerungszahlenausgewirkt.FamilienergänzendeBetreuungsangeboteimKleinkindalterkonntennichtwesent-lichverbessertwerden.Hingegenhaben7GemeindenumfassendeTagesstrukturenindenSchuleneingerichtet.AbdemSchuljahr2008/2009sindumfassendeBlockzeitenverbindlicheinzuführen.

Leitsatz: «Wir verstärken unsere Standortattraktivität für kleine und mittlere Unternehmen.»

Ziel Projekte Massnahmen

SteigerungdesArbeitsplatzangebotsdurchkleineundmittlereUnternehmen

-GünstigesSteuerklimaschaffen-Verkehrserschliessung verbessern-AttraktivenWohnraum schaffen-KonzeptfürVermarktungals Wohn-,Lebens-undArbeitsort erarbeiten-StellungalsStandortfürFrei- zeit,ErholungundTourismus verstärken

DieSteuergesetzrevision,durchwelcheARden1.PlatzbeiderBesteuerungvonUnternehmen(juristischenPersonen)einnehmenwird,trittaufBeginn2008inKraft.BeiderErschliessungvonAR(An-schlussanA1)tratenVerzögerungenbeiEntschei-denaufBundesebeneein.DieStauverursacherinderErschliessungdesMittellandes(EinmündungWehrstrasseindieRosenbergstrasseSt.Gallen)istnichtbeseitigtundeineLösungistnichtinSicht.

Leitsatz: «Wir positionieren uns als Kanton mit einem besonders einladenden Angebot für Freizeit, Erholung und Gesundheit.»

Ziel Projekte Massnahmen

SteigerungderAttrak-tivitätalsFerien-undErholungsregion.SteigerungderÜber-nachtungenum20%imVergleichmit2002

-StellungalsStandortfürFrei- zeit,ErholungundTourismus verstärken-IntakteLandschafterhalten-Verkehrserschliessung verbessern-KonzeptfürVermarktung erarbeiten

AufgrundeinesinAuftraggegebenenBerichtesverzichtetedieRegierungaufdieMassnahme«RegionalerNaturparkAppenzellerland».2003wurdedieFeriendorfUrnäschAGgegründet,derEröffnungsterminwurdeaufMärz2008festgelegt.Mitte2005wurdedieAppenzellerlandSportAGgegründetundeinPilotlehrgangeröffnetedasersteSportschuljahranderKantons-schuleTrogen.AufdemSäntiswurdeeinHöhentrainingszentrumeingerichtet.Mitte2006konntederNordicFitnessParkAppenzellerlanderöffnetwerden.

Tabelle 11.1: Regierungsprogramm AR (2003–2007)

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72

widmengedenkt.InfolgenderTabellesindeinigeZielederStandeskommissionaufgelistet.

ZudemwirdeineBeurteilungderZielerreichungbeiHalbzeitvorgenommen.

AngestrebtwirdeinerseitseineweitereVerbesserungderStandortattraktivitätvonAIüber

weitereSteuersenkungenunddieBereitstellungvonBaulandfürIndustrieundGewerbe.Da-

nebenstrebeneinigeZieledieSenkungoderKonsolidierungderStaatsausgabenan,wieder

PersonalstoppunddieKonsolidierungimGesundheitswesen.DiesisteineAntwortaufdierela-

tivstarkgestiegenenAusgabenproKopfderBevölkerung.LauteigenerEinschätzungkonnten

dieZielenochnichtdurchwegserreichtwerden.DasanhaltendeWachstumzeigtaber,dass

sichAIweiterhindynamischentwickelt.DasVerfehleneinerSenkungdesGesamtrangsbeider

SteuerbelastungistangesichtsderMängeldesSteuerbelastungsindexesalsnichtweitertragisch

zubezeichnen.GeradesteuerlichistAIweiterhinsehrgutpositioniert.DieAuswirkungender

SteuersatzsenkungenderübrigenKantone–sowohlinderOstschweizalsauchinderrestlichen

Schweiz–aufdieStandortattraktivitätbleibennochabzuwarten.

Quelle: Standeskommission AI

Ziele der Standeskommission Zielerreichung bei Halbzeit

EsisteinemassvolleErhöhungderBevölkerungs-zahlanzustreben.

Ziel erreicht:SeitdemJahr2002wächstdieBevölkerungvonInnerrhodenjährlichleichtan.

DieGestaltungeinerausgeglichenenRechnungistunabdingbar.EsisteinSelbstfinanzierungsgradvon100%anzustreben.

Ziel erreicht.

DieGesamtsteuerbelastungistweiterzusenkenundessindimVergleichderkantonalenSteuer-belastung3bis4Rängegutzumachen.

Ziel noch nicht erreicht:ImGesamtindexderKantoneistAIimJahr2006aufRang10zurückgefallen.GrundsinddieEinkommens-undVermögenssteuernmiteinemIndexstandvon105,6(Schweiz100).DerGrundfürdieüberdurchschnittlicheSteuerbelastungliegtbeiderrelativhohenBesteuerungindenunterenEinkommensklassen.

KonsolidierungderSituationimSpitalwesen. Ziel noch nicht erreicht:Massnahmensindeingeleitet.

Esistdafürzusorgen,dassIndustrie-undGe-werbelandzukonkurrenzfähigenKonditionenerworbenwerdenkann.

Ziel noch nicht erreicht:VerschiedeneMass-nahmenwerdengeprüftundsindimMomentinderVernehmlassung.

ImHinblickaufdieausgeglicheneStaatsrechnungistimKantoneinPersonalstoppzuverfügen.

Ziel (noch) nicht erreicht.

DerZugangzudenstaatlichenStellenistmiteinemE-Government-Konzeptzuerleichtern.

Ziel teilweise erreicht:SämtlichestaatlichenDienstleistungensindaufdemNetz,inkl.Formu-lare.DieStufederTransaktionwirdimMomentangedacht.

Tabelle 11.2: Ziele in AI gemäss Perspektiven

der Standeskommission 2006 bis 2009 und Zielerreichung

St.Gallen: Auf der Suche nach grösserer Dynamik

DerKantonSGstelltwirtschaftlichdengrösstenTeilderOstschweizdar.DieZentrumsstadt

St.GallenistauchfürdieumliegendendreiKantonevongrosserBedeutung.DieEntwicklungin

SGhatdamitauchaufdieumliegendenKantoneAuswirkungen.DieseEntwicklungverliefbe-

friedigend,ohnedassallerdingssehrguteResultateerzieltwerdenkonnten.Seit2005konnten

zwarwiederArbeitsplätzegeschaffenwerden.BeiderBevölkerungsentwicklungliegtSGaber

hinterTGundAIzurück,undauchbeimEinkommenwardieEntwicklungnichtüberragend.

DasVolkswirtschaftsdepartementhatimFebruar2002einWirtschaftsleitbildfürdenKanton

SGpräsentiert.DarinwirddasZielfestgehalten,dassqualifizierteArbeitskräfteundüberdurch-

schnittlichproduktiveUnternehmenimKantonbleiben,dieArbeitskräfteundUnternehmen

sichqualitativverbessernundweiterewertschöpfungsstarkeArbeitskräfteundUnternehmen

sichimKantonniederlassen.DamitdieZieleerreichtwerdenkönnen,wurdeimOktober2002

eineStandortoffensivepräsentiert,welcheinzwölfProgrammenkonkreteSchwerpunkteund

k a p i t e l 1 1

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73h e r a u s f o r d e r u n g e n a u s s i c h t d e r p o l i t i k

Tabelle 11.3:SG: Auswahl von Massnahmen der Standortoffensive/Wirt-schaftsleitbild und Stand der Umsetzung

Zielbereich Massnahmen in der Standortoffensive

Stand/Beurteilung der Umsetzung

St.Gallen als Technologie-standort

KonzipierungvonTechnologie-undWissenstransfer-Plattformen.

Plattformennichtrealisiert,aberEvalua-tiondesTeilprojektes«Nano-Cluster-BodenseeNCB»imHerbst2007.

InvestitionsprogrammfüranwendungsorientierteF&E.

UmsatzmässigeErhöhungvonF&EbeiallenHochschulen.EröffnungvonForschungszentrendurchAudiundSAP.KeineigentlichesInvestitionsprogrammdesKantons.

ErarbeitungeinesKonzepteszurFörderungvonJungunternehmendurchdieWirtschaftsförderung.

FürdieGründerzentrenwurdeeineFörderstrategieausgearbeitet,aufderenGrundlageneueLeistungsvereinba-rungenabgeschlossenwurden.

St.Gallen als Bildungs-standort

WettbewerbsfähigkeitderUniversitätfestigen(NeukonzeptionderLehre,Sanierung/ErweiterungBauten,usw.

WesentlicheSchrittezurFestigungderinternationalenWettbewerbsfähigkeitwurdenrealisiert,sowohlwasdieLehrealsauchdieInfrastrukturanbelangt.

ErneuerungundErweiterungderInfrastrukturimKongress-undSemi-nartourismusmiteinemspezifischenFörderprogramm.

EinspezifischesFörderprogrammscheintnichtmehrangezeigt:AusbauHSG,OlmaundEinstein.AufbaueinerPlattformzurVernetzungistimAufbau(«SGBTplus»).

FörderungdesAngebotsaninter-nationalenSchulungsmöglichkeiten.

GründungderInternationalSchoolRheintalinBuchs(2002)undderInter-nationalSchoolSt.Gallen(2008).

Verbesserung Attraktivität für Familien

BedürfnisgerechtesAngebotfürfamilienergänzendeKinderbetreuung.

EinigeKindertagesstättenwurdenneugegründetsowiederenVernetzunggefördert.

SchaffungeinerneuenTagesstrukturindenVolksschulenmitBlockzeitenanallenWochentagenundfakultativenMittagstischen.

DieEinführungvonerweitertenBlockzeitenerfolgtaufBeginndesSchuljahres2008/09.VorerstwerdendieBlockzeitenaufsämtlicheVor-mittageausgedehntsowieeinAngebotfüreinenfreiwilligenMittagstischgeschaffen.

Verbesserung Verkehrsinfra-struktur

DirektanschlussandaseuropäischeEisenbahn-Hochleistungsnetz.

UmsetzungnachRealisierungdererforderlichenbaulichenMassnahmenimZeithorizont2012/2013.

StrassennetzoptimierenundFlugplatzSt.Gallen-Altenrheinaufwerten.

NochungelösteProbleme:VerbindungderbeidenRheintal-Autobahnen,EngpässeindenAgglomerationenSt.Gallen,Rapperswil-Jona,RorschachundWil.NeueLinievonFebr.2007inAltenrheinwiedereingestellt.

Verbesserung Standort für Unternehmen

IminterkantonalenVergleichattraktiveSteuerbelastung.

AuchnachdemII.NachtragzumSteuergesetzbleibtdiesteuerlicheAttraktivitätungenügend.WeitereSteuergesetzrevisionangekündigt.

Wirtschaftsverträglichkeitsprüfungeinführen.AdministrativeEntlastungenreduzieren.

Wirtschaftsverträglichkeitsprüfungwirdeingeführt,KMU-ForumhatTätigkeitimSeptember2006aufgenommen.Handlungsbedarfweiterhingegeben.

Massnahmendarlegte.EinigeProgrammesolltenmittelseinesFonds«ZukunftSt.Gallen»finan-

ziertwerden,welcherabervonderMehrheitderStimmendenabgelehntwurde.

TrotzdemNeinzumFondsversuchtdieRegierung,Schwerpunktefürdiestandortpolitische

Entwicklungzusetzen.DiefolgendeTabellegreifteineAuswahlvonProgrammenundMass-

nahmenheraus,welcheausdemAmtsbericht2004stammen.EslassensichvierSchwerpunkte

ausmachen:erstensdieEntwicklungvonSt.GallenalsTechnologie-undBildungsstandort,zwei-

Quelle: Wirtschaftsleitbild Kanton St.Gallen, 2002; Standortoffensive Kanton St.Gallen, 2002; Bericht der Regierung zum Stand der Umsetzung der Massnahmen der Standortoffensive, 21. Juni 2006.

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74 k a p i t e l 1 1

tensdieErhöhungderAttraktivitätfürFamilien,drittensdieVerbesserungderStandortattrakti-

vitätfürUnternehmungen,viertensdieVerbesserungderVerkehrsinfrastruktur.

ImBereichBildungundTechnologiekonnteneinigeErfolgeerzieltwerden.Hiergehtes

vorallemdarum,dievorhandenenStärken–alsStandortvonUniversität,Fachhochschuleund

Empa–besserzurGeltungzubringen.ImBereichFamilienpolitikkannnochnichtvoneinem

Durchbruchgesprochenwerden.DieEinführungvonBlockzeitenanVormittagenabHerbst

2008kannhöchstensalseinbescheidenerAnfangbezeichnetwerden.BeiderVerkehrspolitik

sindsowohlderUmfangderMassnahmenalsauchihreUmsetzungbegrenzt.DieProblemedes

KnotenpunktsSt.GallenharrennocheinerLösung:überlasteteStadtautobahnundVerbindung

insAppenzell.BeiweitersteigendemVerkehrsaufkommenistmittelfristigmiteinemKollapszu

rechnen,mitentsprechendennegativenAuswirkungenaufdenStandortOstschweiz.

BeimStandortfürUnternehmungensolltemitderSteuersenkung,welche2007inKraft

getretenist,einedeutlicheVerbesserungerreichtwordensein.ZurReduktionderadministra-

tivenBelastungenwurdeeineWirtschaftsverträglichkeitsprüfungeingeführt,welchebeineuen

GesetzenzurAnwendungkommt.DiegrossenbestehendenProbleme,welchevonUnterneh-

mernbeklagtwerden,sinddadurchjedochnichttangiert:BehinderungenbeimAussenhandel,

Lärm-undBauvorschriften,arbeitsrechtlicheEinschränkungen(sieheKapitel10).

Thurgau: Chancen genutzt

ImKantonThurgauhabendieWirtschaftsverbände(IHKThurgau,Gewerbeverband)im

September1996unterdemTitelChanceThurgau38sehrkonkreteMassnahmenvorschläge

präsentiert.DieimNovember2002publizierte«ChanceThurgauPLUS»enthielt30Massnah-

men,dieauchvomThurgauerBauernverbandmitgetragenwurden.

ImNovember2005legtendieWirtschaftsverbändeeinenSchlussberichtvor.Dieüberge-

ordnetenZielsetzungenwaren:ErstensSchaffungvonneuenArbeitsplätzen(ChanceThurgau)

undzweitenseineregelmässigüberdemschweizerischenDurchschnittliegendeZunahmedes

ThurgauerVolkseinkommensproKopfundJahr.

DieArbeitsplatzzunahmelagklarüberdemschweizerischenDurchschnitt.Dasheisst:Ziel

erreicht,zumalderKantonThurgaunichtnuralsArbeitsplatzanAttraktivitätgewonnenhat,

sondernauchalsWohnort.AuchdasVolkseinkommenproKopfhatindenJahren2003und

2004zugenommen,allerdingslagdieZunahmeunterdemLandesdurchschnitt.Ziel bisher

nicht erreicht–derBeobachtungszeitraumistallerdingsnochsehrkurz.

Vondeninsgesamt68Einzelmassnahmenwurden39gänzlichumgesetzt,23Massnahmen

teilweiseund6garnicht.DerdurchschnittlicheErfüllungsgradbeträgtgut80%.

Diewohlwichtigstenbis2005voll und ganz umgesetzten Massnahmensind:einekon-

tinuierlichumgesetzteSenkungderSteuern,StärkungundAusbauderBildungsinfrastruktur,

ÄnderungderSubventionspraxis,EinführungeinerKMU-Verträglichkeitsprüfung,systematische

ÜberprüfungderAufgabenundLeistungendesKantonsundderGemeinden,Befristungder

Baubewilligungsverfahren.

Teilweise umgesetztwurdenunteranderen:BekämpfungmissbräuchlicherEinsprachen,

wesentlicheSenkungderStrompreise,Begabtenförderung,flächendeckendeInformatikausbil-

dungandenPrimarschulen.

FolgendeMassnahmenwurdenunteranderennicht umgesetzt:ErschliessungdesMit-

tel-undOberthurgaus,EinführungeinerAusgabenbremse,AufhebungderKirchensteuerfür

juristischePersonen.

ImRegierungsprogramm2004bis2008hatsichderRegierungsratneueZielegesetzt.Eine

ÜberprüfungderZielerreichungkannzumaktuellenZeitpunktnichtdurchgeführtwerden.Die

wichtigstenSchwerpunktzielesollendurchfolgendeMassnahmenerreichtwerden:

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• Schwerpunktziel «Staatshaushalt»:SinkendeSteuerbelastungundsinkendeStaats-

quotesowieeineRangierungiminterkantonalenVergleichimbestenDrittelderKantone.

ImJahr2006belegtderKantonThurgaubeimGesamtindexderSteuerbelastungRang5

allerKantone.

• Schwerpunktziel «Verkehr»:AusbauSchnellzugsangebotundVerdichtungimRegional-

verkehrzwischenZentrenundAgglomerationen.ImStrassenverkehrsinddieEntscheide

überLinienführungundAusbaustandardderHauptstrassenT13undT14zufällen.

• Schwerpunktziel «Bildung, Familie, Jugend»:AufbaueinesQualitätsmanagement-

SystemsindenSchulen,OptimierungderIntegrationvonMigrationsfamilien,Ausbau

familienergänzenderBetreuungsformen,PrüfungvonBlockzeiten.

Wurden die Empfehlungen der IHK St. Gallen-Appenzell aufgenommen?

DieIHK-Studie«EntwicklungundPerspektivenderOstschweizerVolkswirtschaft»desJahres

2003enthielteineAnalysevonrelevantenDatenüberdieOstschweizerVolkswirtschaft.Folge-

rungenausdieserAnalysefürdieWirtschaftspolitikderOstschweizerKantonehatdieIHKkurz

daraufineinemseparatenBericht«Handlungsempfehlungenfüreinewachstumsorientierte

WirtschaftspolitikinderOstschweiz»publiziert.

DieOstschweizerWirtschafthinktevon1991bis2002indenwichtigstenIndikatorendem

Landesdurchschnitthinterher.DeshalbsetztenwirinunseremBerichtvon2003fürdieOst-

schweizerVolkswirtschaftfolgendesZiel:«KlarüberdemLandesdurchschnittliegendeStei-

gerungdeswirtschaftlichenWachstums,zwecksSicherungderBeschäftigungundErhöhung

desVolkseinkommens.»DasWachstumszielwurdenichterreicht,wiedievolkswirtschaftliche

Analysegezeigthat.

EineGrobbilanzüberdieUmsetzungderIHK-Empfehlungenfälltfolgendermassenaus:

• Verkehr:DieMehrheitunsererVorschlägeistinderPhasederPlanung.Definitivgeschei-

tertistdieBodensee-SchnellstrasseS18.EbenfallsgescheitertistdieAbsichteinerStrategie

derBodenseeIndustrie-undHandelskammernzumFlughafenAltenrhein.

• Bildung:Ab2008/2009wirdEnglischinderdrittenPrimarklasseunterrichtetunddie

ErneuerungundErweiterungderUniversitätundderFachhochschulesindimGangbzw.in

Vorbereitung.UnsereEmpfehlungenbezüglichderFHOlauteten:Konzentrationdertech-

nischenAusbildungundFokussierungaufdieKernkompetenzen(auchderInstitute)sowie

VerbesserungdesTechnologietransfers.Zusammenfassendistfestzuhalten,dassdiegegen-

wärtigeStrukturderFHOmitderUmsetzungunsererEmpfehlungennichtvereinbarist.

• Steuern:BeiderBesteuerungvonUnternehmenkonnteninallenvierKantonenFort-

schritteerzieltwerden.Sowirdab2008dieDoppelbesteuerungvonDividendengemildert

unddieForderungnachderVerrechnungderKapitalsteuermitderGewinnsteuerhatden

Durchbruchebenfallsgeschafft.

• Administrative Entlastungen:DieEinführungeinerKMU-Verträglichkeitsprüfungund

einesKMU-ForumswurdenimKantonSt.Gallenvollzogen.

• Attraktivität als Wohnort:MitUnterstützungderKantonesindeinigeGemeindenin

dieOffensivegegangenundhabendieWohnzonenanattraktivenLagenerweitert.Die

BemühungenderKantonebeimAusbaudesAngebotesanKinderkrippenundTages-

strukturenindenSchulensindunterschiedlichweitfortgeschritten.

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Kapitel 12Perspektiven der Ostschweizer Wirtschaft bis 2012

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WagtmansichanVoraussagenzurWirtschaftsentwicklung,begibtmansichaufheikle

Pfade.SindesdochnichtzuletztdiePrognosefehler,welcheamRufderÖkonomenzunftnagen.

AufgrundvonvielennichtzutreffendenVoraussagenwerdenÖkonomenauchfolgendermassen

definiert:«EinÖkonomisteinExperte,dermorgenweiss,warumdas,wasergesternvoraus-

sagte,heutenichteingetroffenist.»BöseZungenbehauptenzudem,dassGottdieÖkonomen

nurdeshalbgeschaffenhabe,damitdieWetterprophetennichtsoschlechtdastehen1.

UmunsdieserHämenichtaussetzenzumüssen,delegierenwirdieVerantwortungfürdie

VoraussagenzurwirtschaftlichenEntwicklungandieUnternehmen.WirhabeneineBefragung

vonUnternehmenmitmehrals20Mitarbeiterndurchgeführt,andersich370Firmenausden

verschiedenenRegionenderOstschweizunddiversenBranchenbeteiligthaben.Diefolgenden

VoraussagenfürdieZukunftstammen–miteinerAusnahme–ausdieserUnternehmensbefra-

gung.DieAusnahmebetrifftdieBevölkerungsentwicklung.DieBevölkerungsprognosenfürdie

KantonestammenvomBundesamtfürStatistikunddiePrognosenfürdieRegionenstützen

sichaufBerechnungenderCreditSuisseundderIHKSt.Gallen-Appenzell.

Bevölkerungsperspektiven: Zunahme in allen Ostschweizer Kantonen

DasBfSerarbeitetfürdieeinzelnenKantoneBevölkerungsszenarien,beiwelchendieEnt-

wicklungderBevölkerungaufBasisdergesamtschweizerischenEntwicklungundderStruktur

derBevölkerungderKantonehochgerechnetwird.NachdemdieZukunftfüreinzelneKantone

nichtderVergangenheitentsprechenmuss,sinddieseSzenarienkeineswegsalsPrognosen

aufzufassenunddamitmitdernötigenVorsichtzuinterpretieren.SiekönnenabereinenAn-

haltspunktfürProblemebeidermittelfristigenBevölkerungsentwicklunggeben.DasBfSrech-

netfürAIbiszumJahre2030miteinemstarkenBevölkerungswachstumvonfast25%,imTG

miteinemWachstumvon15%undinSGundARmittieferenWachstumsratenimBereichvon

5%(Abbildung12.1).

1 Vgl.AlfredMeier,ÖkonomenimSpiegeldesWitzes,in:PerspektivenderWirtschaftspolitik,Festschriftzum65.Geburtstagvon Prof.Dr.RenéL.Frey,vdfHochschulverlag,2004

Abbildung 12.1: Szenarium Bevölkerungs-wachstum 2005–2030

35%

30%

25%

20%

15%

10%

5%

0%

-5%

-10%

BS GL

UR

SH GR

AR BE JU NE

OW BL SG SO LU GE

CH TI ZH TG AG VD VS AI

SZ

NW FR ZG

Quelle: eigene Berechnungen IHK auf Basis von Zahlen des BfS.

p e r s p e k t i v e n d e r o s t s c h w e i z e r w i r t s c h a f t b i s 2 0 1 2

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78

EinezentraleHerausforderungdernächstenJahrzehntewirddieBewältigungderAlterung

derGesellschaftwerden.GesamtschweizerischstehendabeivorallemdieFinanzierungder

AltersvorsorgeundeinmöglicherweisesinkendesArbeitsangebotimZentrum.BeidenKanto-

nenwirdvorallemdieFinanzierungderPflegeimMittelpunktstehen.EineDurchmischungder

BevölkerungnachAltersgruppendürfteaberauchauspolitischenundsozialenGründenge-

wünschtsein.NachdenPrognosendesBfSwirdvorallemARmiteinemAnteilvonÜber-65-Jäh-

rigenvonfast30%imJahre2030zukämpfenhaben.AuchAIwirdeinüberdurchschnittlicher

AnteilanÜber-65-Jährigenvorausgesagt,währenddieserinSGundTGunterdurchschnittlich

bleibensoll(Abbildung12.2).

Die Perspektiven ausgewählter Branchen

DiezukünftigeEntwicklungeinerBrancheistabhängigvomNachfragepotenzialundvon

derWettbewerbsfähigkeitderUnternehmeninnerhalbdieserBranche.VerschiedeneInstitu-

tioneninderSchweiznehmeneineBeurteilungdieserbeidenFaktorenvor,umdarausdie

PrognosenfürdieeinzelnenBranchenundauchfürdieKantoneundRegionen(jenachBran-

chenanteil)zuerstellen2.DieseMethodikhatallerdingseinenschwerwiegendenNachteil,

dennesgibteigentlichkeinegutenoderschlechtenBranchen,sondernnurguteoderschlech-

teUnternehmen.JekleinerdiebeobachteteRegionwird,destomehrkanneineBeurteilung

derBranchenqualitätaufschweizerischerEbenedeshalbzuFehlschlüssenaufkantonaleroder

regionalerEbeneführen.Sokannesz.B.durchaussein,dasseineBrancheinderSchweizauf

eineunbefriedigendeVergangenheitzurückblickt,dieUnternehmenderselbenBrancheaber

z.B.imRheintaleinehervorragendeEntwicklungdurchlaufenhaben.DieseFehlerquellehaben

wirumgangen,indemwirunsaufdiePrognosenderUnternehmenderbetrachtetenBranchen

inderjeweiligenRegionabstützen.

IndenfolgendenAbbildungenstellenwirnichtnurdieVorraussagenzurEntwicklungbis

zumJahr2012dar,sondernzeigenzugleichauf,wiesichdieentsprechendenWerteinder

Vergangenheitentwickelthaben.

DievioletteLiniebildetdieEntwicklungdergesamtenOstschweizerWirtschaftab,während

diegrüneLiniedieEntwicklungderentsprechendenBrancheaufzeigt.BeiderInterpretationist

zubeachten,dassderMassstabbeijederAbbildungderentsprechendenBrancheangepasst

wurdeundauchZuwachsratenimnegativenBereich(kleineralsnull)abgebildetwerden.

Abbildung 12.2: Altersquoten, 2005 und 2030

2005 n2030 n

35%

30%

25%

20%

15%

10%

5%

0%

AR

SH

TI UR BL BE N

W VS AI

GL

GR JU SO O

W SZ TG SG AG NE

CH LU BS FR ZH ZG VD GE

Erklärung: Anteil der Über-65-Jährigen. Eigene Berechnungen IHK auf Basis von Zahlen des BfS.

2 Vgl.UBS-Outlook,2007

k a p i t e l 1 2

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79p e r s p e k t i v e n d e r o s t s c h w e i z e r w i r t s c h a f t b i s 2 0 1 2

Textilien

SowohlinderVergangenheitalsauchinZu-

kunftwirdsichdieTextilindustrieschlechter

entwickelnalsdieGesamtwirtschaft,wobei

docheinansehnlichesPlusimUmsatz,aller-

dingsbeileichterReduktionderBeschäfti-

gung,vorausgesehenwird.

Abbildung 12.3. Perspektiven ausgewählterBranchen (Veränderungen p. J.)

––– Ostschweiz––– Branche

Metall

DieüberdurchschnittlichguteEntwicklung

derMetallindustriewirdauchinderPeriode

2008bis2012anhalten.

Maschinen

Von2001bis2005gingenimMaschinenbau

Arbeitsplätzeverloren.Bis2012werdenaber

etlicheneueStellengeschaffen–solltendie

PrognosenderMaschinenbauunternehmen

eintreffen.

Elektrische Geräte

DieUnternehmen,welchesichmitderPro-

duktionvonelektrischenGerätenbeschäf-

tigen,erwarteneinkräftigesWachstumdes

UmsatzesundderBeschäftigung.

Bau

DasBaugewerberechnetmiteinerdeutlichen

AbschwächungdesUmsatzwachstumsund

einerbescheidenenZunahmeanArbeitsplät-

zen.

Grosshandel

WieschoninderVergangenheitgehendie

Grosshändlerdavonaus,dasssieleichtbes-

serabschneidenwerdenalsdergesamtwirt-

schaftlicheDurchschnitt.

Umsatz03–07

Umsatz06–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung06–125%

3%

1%

-1%

-3%

-5%

-7%

Umsatz03–07

Umsatz06–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung06–126%

4%

2%

0%

-2%

-4% Umsatz03–07

Umsatz06–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung06–127%

5%

3%

1%

-1%

Umsatz03–07

Umsatz06–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung06–127%

5%

3%

1%

-1%

Umsatz03–07

Umsatz06–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung06–125%

4%

3%

2%

1%

0%

-1% Umsatz03–07

Umsatz06–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung06–125%

4%

3%

2%

1%

0%

-1%

Page 82: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

80

Die Perspektiven der Ostschweizer Kantone

ZurDarstellungderPerspektivenderKantoneundnachfolgendauchderRegionenhaben

wirdreiIndikatorenbestimmt:dieBeschäftigungsentwicklung,dieBevölkerungsentwicklung

unddieUmsatzentwicklung.DabeistellenwirwiederumnichtnurdieVoraussagenbiszumJahr

2012dar,sondernzeigenauchauf,wiesichdieentsprechendenWerteinderVergangenheit

entwickelthaben.

DievioletteLiniebildetdieEntwicklungderOstschweizerWirtschaftab,währenddiegrüne

LiniejeweilsdieEntwicklungdesKantonsaufzeigt.BeiderInterpretationistzubeachten,dass

derMassstabbeijederAbbildungderentsprechendenBrancheangepasstwurdeundauch

ZuwachsratenimnegativenBereich(kleineralsnull)abgebildetwerden.

Detailhandel

DieUnternehmendesDetailhandelsgehen

voneinerbescheidenenUmsatzsteigerung

vondurchschnittlich1,4%aus.DieserZu-

wachswirdnichtgenügen,umdiebestehen-

denArbeitsplätzezuerhalten.

Banken

AuchwenndieErträgenichtmehrganzim

selbenAusmasssteigenwerdenwieinder

Vorperiode,gehendieBankendochbis2012

voneinererfreulichenEntwicklungaus.

Informatik

DieInformatikbrancherechnetmiteinem

fulminantenUmsatzwachstumundeiner

ebensolchenBeschäftigungszunahme,die

allerdingsaufeinestagnierendeArbeitspro-

duktivitätschliessenlässt.

Unternehmensnahe Dienstleistungen

DieUnternehmen,welcheanderenUnter-

nehmenihreDiensteanbieten,gehenvon

einerleichtunterdurchschnittlichenUmsatz-,

abereinerleichtüberdurchschnittlichenBe-

schäftigungsentwicklungaus.

Umsatz03–07

Umsatz06–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung06–126%

4%

2%

0%

-2% Umsatz03–07

Umsatz06–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung06–128%

6%

4%

2%

0%

-2%

Umsatz03–07

Umsatz06–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung06–127%6%5%4%3%2%1%0%

-1% Umsatz03–07

Umsatz06–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung06–125%

4%

3%

2%

1%

0%

-1%

k a p i t e l 1 2

Ostschweiz –––Branche –––

Page 83: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

8�p e r s p e k t i v e n d e r o s t s c h w e i z e r w i r t s c h a f t b i s 2 0 1 2

St.Gallen

DieOstschweizundmitihrder«bestimmen-

de»KantonSGrechnenmiteinerdurchaus

erfreulichenwirtschaftlichenEntwicklung,

auchwenndasUmsatzwachstumhinterder

vergangenenPeriodezurückliegendürfte.

Appenzell Ausserrhoden

AusserrhodenschöpftMut:DieAbnahme

derBevölkerungsollzumStillstandkommen.

NachdemEinbruchbeidenArbeitsplätzen

hofftmanindenkommendenJahrenmit

demOstschweizerDurchschnittSchrittzu

halten.

Appenzell Innerrhoden

DieInnerrhoderWirtschaftrechnetmiteinem

überdurchschnittlichenUmsatzanstieg.Zu-

demistvoneinemrelativhohenBevölke-

rungswachstumauszugehen.

Thurgau

DieUnternehmenimKantonThurgausind

bezüglichUmsatz-undBeschäftigungsent-

wicklungzurückhaltenderalsderOstschwei-

zerDurchschnitt.

Die Perspektiven der Ostschweizer Regionen

IndenfolgendenAbbildungenderOstschweizerRegionenfehlendasAppenzellerMittel-

land,dasSarganserland,Diessenhofen,KreuzlingenundUntersee,weilsichausdiesenRegio-

nenzuwenigUnternehmenanunsererUmfragebeteiligthaben.

DievioletteLiniebildetdieEntwicklungderOstschweizerWirtschaftab,währenddiegrüne

LiniejeweilsdieEntwicklungderRegionaufzeigt.BeiderInterpretationistzubeachten,dass

derMassstabbeijederAbbildungderentsprechendenRegionangepasstwurdeundauchZu-

wachsratenimnegativenBereich(kleineralsnull)abgebildetwerden.

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–125%

4%

3%

2%

1%

0%

-1%

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

6%5%4%3%2%1%0%

-1%-2%

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

5%

4%

3%

2%

1%

0%

-1%

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

5%

4%

3%

2%

1%

0%

-1%

Abbildung 12.4: Die Perspektiven der Ostschweizer Kantone (Veränderungen p. J.)

––– Ostschweiz––– Kanton

Page 84: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

82

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

4%3%2%1%0%

-1%-2%-3%

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

5%4%3%2%1%0%

-1%-2%

Hinterland Vorderland

St. Gallen Rorschach

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

5%

4%

3%

2%

1%

0%

-1%

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

8%

6%

4%

2%

0%

-2%

Rheintal Werdenberg

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

5%

4%

3%

2%

1%

0%

-1%

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

6%5%4%3%2%1%0%

-1%

See-Gaster Toggenburg

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

5%

4%

3%

2%

1%

0%

-1%

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

5%

4%

3%

2%

1%

0%

-1%

Abbildung 12.5: Die Perspektiven der

Ostschweizer Regionen (Veränderungen p. J.)

Ostschweiz –––Region –––

k a p i t e l 1 2

Page 85: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

83p e r s p e k t i v e n d e r o s t s c h w e i z e r w i r t s c h a f t b i s 2 0 1 2

Rorschach, Wil, AI und WerdenbergsinddieRegionen,welchebeiunserenIndikatoren

fürdiePeriode2008bis2012zudenbesonderserfolgreichengehörenwerden.Hauptsächlich

dafürverantwortlichistinRorschach,WilundWerdenbergdashoheUmsatz-undBeschäfti-

gungswachstum.AIkannzudemvoneinemüberdurchschnittlichenZuwachsderBevölkerung

ausgehen.SolltendiePrognoseneintreffen,darfvorallemRorschachzudenAufsteigernge-

zähltwerden,littesdochnochinderPeriode2001bis2005untereinemüberdurchschnittlichen

VerlustanArbeitsplätzen.

Das Toggenburg und die drei Ausserrhoder Regionenziertenindervergangenen

EntwicklungdenSchlussderRangliste.NacheigenerEinschätzungdürftedasToggenburgdie

roteLaternebehalten,währenddieAusserrhoderUnternehmenPlätzegutzumachenhoffen.

DieFirmeninFrauenfeld und Weinfeldenerweisensich,wasdiezukünftigeEntwicklung

anbelangt,alsüberauszurückhaltend.

Wil (SG) Oberthurgau

Frauenfeld Wil (TG)

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

5%

4%

3%

2%

1%

0%

-1%

Weinfelden

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

5%

4%

3%

2%

1%

0%

-1%

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

8%

6%

4%

2%

0%

-2%

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

5%4%3%2%1%0%

-1%-2%

Umsatz03–07

Umsatz08–12

Beschäftigung01–05

Beschäftigung08–12

Bevölkerung01–06

Bevölkerung07–12

6%5%4%3%2%1%0%

-1%

––– Ostschweiz––– Region

Page 86: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

84

Kapitel 13Folgerungen aus den Analysen und Perspektiven

Page 87: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

85

DieOstschweizunddieSchweizhabenwirtschaftlicherfolgreicheJahrehintersich.Dabei

wirdderaktuelleAufschwungvorallemvonderIndustriegetragen.DaderzweiteSektorin

derOstschweizüberdurchschnittlichvertretenist,fieldaswirtschaftlicheWachstuminunserer

Regionentsprechendkräftigaus.DieIndustriewurdevoneinerstarkenZunahmedesBIPder

WeltinSchwunggebracht,alsderenFolgesichdieExportederOstschweizbesondersdyna-

mischentwickelten.AlszweitesSchwungradentpupptesichdieBauwirtschaft.Angetrieben

vontiefenZinsenundrelativmoderatenBaulandpreiseninderOstschweizboomtederHaus-

undWohnungsbau.DieDienstleistungsbranchenentwickeltensichebenfallserfreulich,wenn

auchmitwenigerhohenZuwachsraten.ImZugedeswirtschaftlichenAufschwungsstiegzudem

dieAnzahlArbeitsplätze,wobeidieZunahmeninderOstschweizindenletztenJahrensogar

überdemschweizerischenMittellagen.Nichtgenugdamit:DiePerspektivenbis2012werden

vondenUnternehmensvertreternunsererwichtigstenBranchenalserfreulichbeurteilt.

Reformbedarf im Konjunkturhoch

Gefahr: Ostschweizer Wirtschaft in «Champagnerlaune»!

DieSchweizerunddieOstschweizerWirtschaftbefindensichin«Champagnerlaune».

ChampagnerlaunensindauszweiGründengefährlich:ErstenswirdderHandlungsspielraum

dadurcheingeschränkt(bei0,5PromillehörtderSpassbereitsauf)undzweitensfolgtdarauf

allzuofteineKaterstimmung.AuchwennPartykiller–währenddieKorkenknallen–nichtbe-

liebtsind,istfestzuhalten,dassdiegefährlichstenJahrefürdieUnternehmendiegutenJahre

sind:NichtsistsogefährlichwiederErfolg.ZuleichtlässtmansichinsolchgutenZeitenzum

Ausruhenverführen,zugernedrücktmansichimHochgefühlvorschmerzhaftenReformen.

VielliebererhöhendieUnternehmeninsolchgrandiosenZeitendieKapazitäten–«denPro-

millespiegel»–überdasvernünftigeMasshinausundschiebendiestrategischenAufgaben

vorsichher.

WasheisstdasfürdieUnternehmenspolitik?AufgabevonUnternehmenistes,marktfähige

ProdukteundDienstleistungenherzustellenundzuPreisenzuverkaufen,welcheGewinneer-

möglichen.DamitdieseAufgabeerfülltwerdenkann,müssendiegutenJahregenütztwerden,

umdieStrukturenzubereinigenundzuoptimieren,Investitionenzutätigen,dieForschungs-

undEntwicklungsanstrengungenzuerhöhenunddasHumankapitalaufdieErfordernisseder

Zukunftauszurichten.

MindestensebensoverlockendwiefürUnternehmenisteinKonjunkturboomfürdiePolitik.

DennwelcherPolitikermöchteschonin«Champagnerlaune»seinenWählernunangenehme

Wahrheitenverkünden–vorallemimVorfeldvonWahlen.AberdasAufschiebenvonReformen

ingutenZeitenmachtdieseinspäteren,wenigergutenZeitenschwierigerdurchsetzbar.

VierReformfelder–wiesiesichausderAnalyseergeben–werdenhierangesprochen.Die

SchweizunddieOstschweizleidenerstensaneinemMangelanWettbewerb.AmmeistenNut-

zenbringtdieWirtschaftspolitikderWirtschaftnämlichdann,wennsieBedingungengewähr-

leistet,diedasfreieSpielvonAngebotundNachfrageermöglichenunddenunternehmerischen

Entscheidungsspielraumsowenigwiemöglicheinschränken.

DamitsindwirbeimzweitenReformbedarf:EinausufernderStaatbremstdasWachstum.

JewenigernämlichderStaatvorschreibt,jewenigererbefiehlt,waszutunoderzuunterlassen

ist,jemehreraufdieindividuellenFreiheitsrechtesetzt,umsostärkerwerdenErfinder-,Entde-

cker-undUnternehmerinstinktegewecktundumsogrösserwirdderKuchen,dessenStücke

auchandiesozialBenachteiligtenverteiltwerdenkönnen.WiedieVergangenheitzeigt,istes

deutlichschwerer,einenstaatlichenRückzugdurchzusetzen,alsneueGesetze,Vorschriftenund

Verboteaufzustellen.EinAbbauderRegulierungsdichteundeineSenkungderadministrativen

BelastungensinddeshalbprioritäreAufgabenderWirtschaftspolitik.

f o l g e r u n g e n a u s d e n a n a ly s e n u n d p e r s p e k t i v e n

Page 88: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

86

1Vgl.FrankBodmer,AufschwungalsReformchance,a.a.O.

DieForderungnachmehrWettbewerbbeziehtsichnichtnuraufdenBinnenmarkt,son-

dernauchaufdieAuslandmärkte.DerdritteReformbedarfbetrifftdennauchdieÖffnungder

Märkte.GeradefürdieOstschweizsindoffeneMärktezurErhöhungdesWohlstandseineVor-

aussetzung.DenndieOstschweizistaufgrundihrerBranchenstrukturaufdenungehinderten

ZugangzudenWeltmärktenangewiesen.

EinvierterReformbedarfergibtsichinderStrukturpolitik.MitgrosserVorliebehätschelt

diePolitikstrukturschwacheRegionenundBranchen.DerStaatsolltesichaberdavorhüten,

denStrukturwandelzubehindernoderMassnahmenzurBewältigungvonStrukturkrisenzu

ergreifen,die,einmaleingeführt,kaummehrabzuschaffensind(z.B.Bonny-Beschluss).Struk-

turbrüchelassensichambestendadurchvermeiden,dassbestehendeMarktschutz-undMarkt-

schrankenabgebautwerden.DennverzögerteMarktöffnungenführenzuverpasstenChancen.

GänzlichabzulehnensindeinzelbetrieblicheFörderungenundeinebranchenspezifischeIndus-

triepolitik.

AusdiesenÜberlegungenergebensichfolgendegenerellenAnliegen:

• Mehr Wettbewerb:DasfreieSpielvonAngebotundNachfrageerhöhtdiewirtschaftliche

Dynamik.

• Offene Märkte:DieOstschweizgehörtzudengrossenProfiteurenderGlobalisierung.

UnsereWirtschaftbrauchtdenungehindertenZugangzudenWeltmärkten.

• Hoher Entscheidungsspielraum:Nurwerentscheidenkann,kannVerantwortungüber-

nehmen.NurwerVerantwortungübernimmt,hatdieFreiheit,daseigeneSchicksalindie

Handzunehmen.JegrösserdieFreiheit,destogrösserdieInnovationskraft–vonUnter-

nehmenundPrivatpersonen.

• Aufschwung als Reformchance nutzen�:DieerfreulichewirtschaftlicheEntwicklung

istalsReformchancezunutzen,sowohlinderWirtschafts-alsauchinderUnternehmens-

politik.

TrotzvielerGründezurFreudehabenunsereAnalysengezeigt,dassdieOstschweizbeieinigen

IndikatorenderwirtschaftlichenEntwicklunghinterherhinkt.AufderBasisderAnalysenund

PerspektivenlassensichfolgendeZielsetzungenableiten:

Ziele der Wirtschaftspolitik

Erstens: Einkommen erhöhen

EsmusseinZielderOstschweizsein,eineüberdemLandesdurchschnittliegendeSteigerung

deswirtschaftlichenWachstumszuerreichen,damitdieEinkommensteigenundArbeitsplätze

erhaltenoderneuegeschaffenwerdenkönnen.

DasVolkseinkommenproEinwohnerliegtinallenvierOstschweizerKantonennachwievor

unterdemschweizerischenDurchschnitt.HauptgrunddafürsinddieUnternehmensgewinne.

Siefallenbeiunsbesonderstiefaus,weildieOstschweizwederbevorzugterSitzvongrossen

multinationalenGesellschaftennochvonHoldinggesellschaftenist.

BeimEinkommenderHaushaltekonntenunsereKantoneseit1990gegenüberdemLan-

desmittelzwarBodengutmachen,einRückstandbleibtbestehen.DieserRückstandistinsofern

zurelativieren,alstiefereMietenundKrankenkassenprämiensowieimAllgemeinentiefere

LebenshaltungskostendieseEinkommenslückekompensieren.

k a p i t e l 1 3

Page 89: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

87f o l g e r u n g e n a u s d e n a n a ly s e n u n d p e r s p e k t i v e n

RegionalbetrachtetsindbeimVolkseinkommenproEinwohnerSee-Gaster,Frauenfeldund

dasAppenzellerMittellandführend.EinenRückstandweiseninsbesonderedasToggenburg

unddasSarganserlandauf.

DieOstschweizerUnternehmengehenbis2012voneinergutenEntwicklungaus,auch

wenndieZuwachsratenderletztenPeriodeihrerAnsichtnachnichtmehrerreichtwerden.Die

BefragungderUnternehmenhatgrosseregionaleundauchkantonaleUnterschiedeergeben.

ZudemhabendieArbeitgebererkannt,dasssieselbstunddieKantoneeinigeHausaufgaben

zulösenhaben,damitihreWachstumsprognosenRealitätwerden.

DasWirtschaftswachstumwirddurchdasArbeitsangebotunddieProduktivitätbestimmt.

EinemWachstumdesArbeitsangebotessindlängerfristigschonalleinausdemografischen

GründenengeGrenzengesetzt.DauerhaftesWachstummusssichdamitvorallemaufein

WachstumderProduktivitätstützen,welcheamwirksamstendurcheineStärkungdesWett-

bewerbserhöhtwerdenkann.

Zweitens: Abwanderung stoppen

DieBevölkerunginderOstschweizhatzugenommen–wennauchunterdurchschnittlich.

NachdenklichstimmtaberdasResultatdernäherenAnalysederBevölkerungsentwicklung.

UntersuchtmandieQuellenderBevölkerungsveränderung,stelltmannämlichfest,dassmehr

PersonenausderOstschweizinandereKantoneabwandern,alsvondiesenzuwandern.Das

WachstumderBevölkerunghatalsoandereGründe:EinestarkeZuwanderungausdemAusland

undeinGeburtenüberschussmachendieAbwanderunginandereKantonemehralswett.

DabeiistdernegativeSaldoderBinnenwanderungaufSGundARzurückzuführen.ARist

seitvielenJahreneinembesondershohenAbwanderungsdruckausgesetzt.IndenKantonen

TGundAIisthingegenaucheinepositiveBinnenwanderungfestzustellen.

RegionalbetrachtetmusstendasAppenzellerHinter-undVorderlandunddasToggenburg

sogareinenBevölkerungsrückganginKaufnehmen.AuchdieBevölkerungsperspektivenfür

dieseRegionensindunbefriedigend.HingegenwarZügelnnachKreuzlingen,Wil,Diessenho-

fen,See-GasterundWerdenbergindenletztenJahrenbesonders«in».

DieAnzahlErwerbstätigeristfürdasWirtschaftswachstum–wieschonerwähnt–eine

wichtigeQuelle.AusdemografischenGründenmussinabsehbarerZukunftmiteinerschrump-

fendenErwerbsbevölkerunggerechnetwerden.EinestarkeZuwanderungausdemAusland

alsKompensationistausgesellschaftspolitischenGründeneinsehrsensiblesThema.Esmuss

deshalbeinZielderOstschweizerKantonesein,dieNettoabwanderunginandereKantonezu

stoppenbzw.sieineineNettozuwanderungumzuwandeln.EineAttraktivitätssteigerungder

OstschweizfürdieZuwanderungvonqualifiziertenArbeitskräftenistdringendnotwendig.

AngesichtsvonvielenStärkenderOstschweizalsWohnregionmussmanderFragenach-

gehen,worindieGründefürdienegativeBinnenwanderungliegen.IstdieSteuerbelastung

zuhoch,zuwenigBaulandverfügbar,dieVerkehrsinfrastrukturungenügend,dieöffentliche

Sicherheitgefährdet?ImBereichderSteuerbelastungkanndieOstschweizbeimittlerenund

höherenEinkommennichtmithalten.EssinddieKantoneSGundTG,welcheindiesenEinkom-

mensklasseneinenHandlungsbedarfhaben.DieVerfügbarkeitvonschönemundguterschlos-

senemBaulandistzumindestfüreinigeRegionenundGemeindeninderOstschweizeindeutig

ungenügend.AuchdieVerkehrsinfrastrukturlässtingewissenRegionenzuwünschenübrig.

DieöffentlicheSicherheitistinderWahrnehmungvielerauchinderOstschweiz–undsogarin

einigenländlichenGemeinden–starkinMitleidenschaftgezogenworden.

Page 90: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

88

Drittens: Stärken stärken

DieOstschweizhateineReihevonStärkenvorzuweisen:Aus-undWeiterbildung(mitHSG

undFHOgutesUmfeldfürForschungszusammenarbeit,internationaleSchulen),wettbewerbs-

fähigeIndustriebranchenmiteinembedeutendenMEM-Cluster(zusammenmitLiechtenstein,

VorarlbergundBaden-Württemberg),StadtSt.GallenalswichtigesregionalesZentrum,hohe

Lebensqualität,gesundeStaatsfinanzenusw.

EsmussderOstschweizgelingen,sichausderMassevonanderenRegionenherauszu-

hebenundeinegewisseEinzigartigkeitzuerreichen.DazuisteineFokussierungaufdieStärken

erfolgversprechend.DerWegzumErfolgderOstschweizführtübereineFokussierungauffol-

gendewesentlichenStärken:

• Industrie:FürdieZukunftderOstschweizistesentscheidend,dieRahmenbedingungen

fürdieIndustriesozuverbessern,dasssieihreWettbewerbsfähigkeitaufdenExport-

märktenweiterausbauenkann.

• Bildung:DierelativguteAusgangssituationinderBildungslandschaftmussgenutzt

werden,umdenVorsprungauszubauenundderWirtschaftdaserforderlicheHumankapital

inentsprechenderQualitätzurVerfügungstellenzukönnen.

• St.Gallen:DieStadtunddieAgglomerationSt.Gallensindzustärken,sodassihreBe-

deutungalsregionalesBeschäftigungs-undKulturzentrumweiterausgebautwerdenkann.

AuchdieAttraktivitätalsEinkaufs-undFreizeitortistzuerhöhen.

TrotzallerStärkenderOstschweizistihrPotenzialalsUnternehmens-undWohnstandort

alsonochkeineswegsausgeschöpftundentwicklungsfähig.Reformen,welchedieStärken

nachhaltignochbesserzurGeltungbringen,sindNotwendigkeitundzugleichVoraussetzung

fürweiteresWirtschaftswachstum.

k a p i t e l 1 3

Page 91: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

89

Kapitel 14Empfehlungen

Page 92: Wirtschaftsstudie «Ostschweiz 2007» · heit die Region Rorschach (Beschäftigungsrückgang) und das Toggenburg (Bevölkerungs-rückgang). Die Regionen Wil, See-Gaster, das Werdenberg

90

DieFolgerungenausdenAnalysenunddenPerspektivenhabengezeigt,dassdieOst-

schweizdenAufschwungalsReformchancenutzenmuss.SoisteineweitereÖffnungder

Märkteanzustreben,umdenZugangzudenWeltmärktensicherzustellenundzuverbessern.

MehrWettbewerbistnotwendig,umdiewirtschaftlicheDynamikzuerhöhen.UndumdieIn-

novationskraftzustärken,sinddieEntscheidungsspielräumederUnternehmenzuerweitern.

EineerfolgreicheStandortförderungmusssichinderOstschweizangesichtsdesdemogra-

fischenWandels,desMangelsangutausgebildetenFachkräftenunddernegativenBinnenwan-

derungvermehrtaufdieErhöhungderAttraktivitätalsWohnortkonzentrieren.Dasheisstaber

auch,dasssiesichnichtaufeineWirtschaftspolitikimengenSinnebeschränkenkann,sondern

verstärktauchz.B.WohnbedingungenoderKulturmiteinzubeziehenhat.

EineWirtschaftspolitikzurAusschöpfungundSteigerungdesPotenzialwachstumsderOst-

schweizbestehtausfolgendenStrategieelementen:

• Mehr Wettbewerb:offeneMärkte,LiberalisierungimBinnenmarkt,mehrMarktinder

BildungundimArbeitsmarkt.

• Weniger staatliche Belastungen:administrativeAufwendungenkürzen,Steuerattrakti-

vitäterhöhen.

• Verbesserung der übrigen Rahmenbedingungen:Bildungsstandortstärken,öffentliche

Sicherheiterhöhen,VerfügbarkeitvonGrundstückenundImmobiliensicherstellen,Lösung

desProblemsderZentrumslasten,FokussierungundKonzentrationindernaturwissen-

schaftlich-technischenAus-undWeiterbildung,MEM-Clusterfördern.

Dabeiistzubeachten,dassesdie Ostschweizgarnichtgibt.NichtnurdieKantonesindsehr

heterogen.AuchdieRegionen,insbesondereinnerhalbdesKantonsSt.Gallen,unterscheiden

sichsehrstarkvoneinander.SelbstverständlichmussdieWirtschaftspolitiknichtnurfürdie

OstschweizundihreKantone,sondernauchfüreinzelneRegionenmassgeschneidertwerden.

AufdiesenDifferenzierungsgradkönnenwirindenfolgendenAusführungenallerdingsnicht

eintreten.

Wettbewerb

DieKonjunkturderSchweizläuftdankdemMotorderExportwirtschaftgut,währenddie

Binnenwirtschafthinterherhinkt.DieexportorientierteWirtschaft–nebenderIndustrievor

allemdieFinanzdienstleistungen–musssichiminternationalenWettbewerbbewähren.Die

Binnenwirtschaft–dieLandwirtschaftundderGrossteilderDienstleistungen–istdagegen

vordieseminternationalenWettbewerbgeschützt.Hinzukommt,dassimBinnenmarkteine

VielzahlvonRegulierungendenWettbewerbzusätzlichbehindert.

AufBasisvondiversenBeispielenausliberalisiertenBereichendesBinnensektorsistzu

vermuten,dassWettbewerbdieDynamikeinerBrancheentscheidenderhöht.Beispielesind

dieLiberalisierungderTelekommunikationoderdiejenigederGaststätten.ImDetailhandelhat

derbereitserfolgteoderbevorstehendeMarkteintrittvonausländischenAnbieternwieAldi

undLidlzueinerBelebungdesWettbewerbs,zusinkendenPreisenundzueinersteigenden

Produktivitätgeführt.

Offene Grenzen

OffeneGrenzensindgeradefürdieOstschweizzentral.DieIndustriebetriebesindaufei-

nenmöglichstreibungslosenGüterverkehrüberdieZollgrenzemitderEUangewiesen.Inder

heutigenWeltderJust-in-time-ProduktionsindsowohldieschnelleLieferungandenKunden

alsauchderschnelleBezugvonVorleistungenabsolutzentral.BereitsjetztbestehenProbleme

wegenkurzerÖffnungszeitenderZölle,WartezeitenundumfangreicherFormalitätenbeim

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9�e m p f e h l u n g e n

Grenzübertritt1.DieSituationkönntesichstarkverschlimmern,nämlichdann,wenndieEUauf

einer24-stündigenVoranmeldungderGüterbestehensollte,wiesiesiefürihreAussengren-

zeneinführenwill.NebenzusätzlichenKostenwürdedieseineweitereVerzögerungbeider

Lieferungverursachen,welchedemWerkplatzSchweizgrossenSchadenzufügenwürde.Diese

neueRegulierungistdamitunbedingtzuvermeiden.ZusätzlichsolltedieSchweizmindestens

auflängereÖffnungszeiteneinzelnerZölleundvereinfachteFormalitätenhinwirken.

Liberalisierung des Binnenmarktes

DieLiberalisierungdesBinnenmarktesistaufgutemWeg.KantonaleSchrankenbeider

AusübungvonfreienBerufensindimZugederbilateralenVerträgeendlichgefallen.DasWett-

bewerbsrechtwurdeverschärft,unddieWettbewerbskommissionhatheutedeutlichgriffigere

WaffenimKampfgegenKartellealsnochvorzehnJahren.ZudemwirdaufBundesebeneeine

AngleichungderZulassungsbedingungenvonProduktendiskutiert,welcheunterschiedliche

StandardszwischenderSchweizundderEUeliminierenwürde(Cassis-de-Dijon-Prinzip).Wei-

tereSchrittemüssenbeidenNetzwerksektoren(Strom,Gas,Wasser,PostundBahnen)folgen.

HierstocktdieLiberalisierungaufgrundeinerBlockaderundumdieService-Public-Debatte.

Ladenöffnungszeiten

DieBenutzungvonLädenzuRandzeitenentsprichteinemklarenBedürfnisderKundschaft,

wiederErfolgvonTankstellenshopsundLädeninBahnhöfenundFlughäfenzeigt.Inder

modernenKonsumgesellschaftistEinkaufenzudemeinewichtigeFreizeitbeschäftigung.Die

Flexi-bilisierungderÖffnungszeitenermöglichtdenKonsumentendanneinzukaufen,wenn

sie«freieZeit»haben.DiebisherigeSimultanitätvonBüro-undLadenöffnungszeitensteht

demklarentgegen.SokonntederKantonAppenzell-InnerrhodenmitseinerAbschaffungder

VorschriftenzudenLadenöffnungszeitenKonsumentenausderweiterenRegionanziehenund

seineAttraktivitätfürTouristenerhöhen,wasauchdemlokalenGewerbezugutekommt.

Empfehlung «Ladenöffnungszeiten»:AufhebungderVorschriftenzuLadenöffnungs-

zeiteninallenOstschweizerKantonen.

Abbau von administrativen Belastungen

DieKantonederOstschweizschneideninverschiedenenUntersuchungenzumAufwand

undzudenKostenderadministrativenBelastungensowohlimVergleichzudenanderenKan-

tonenalsauchimVergleichzumAuslandrelativgutab2.Allerdingsbestehtzusätzlichnoch

eineVielzahlvonVorschriftenimBereichdesBau-,desPlanungs-unddesUmweltrechtes.Dies

führtdazu,dassdieSchweizbeiumfassenderenIndikatorenfürdieadministrativeBelastung

eherschlechtabschneidet3.Soüberraschtesnicht,dassdieseBelastungeneinDauerbrenner

aufdempolitischenParkettsind.DazuträgtaucheinelaufendeZunahmederVorschriften

bei,welchedurchdasAnwachsenderöffentlichenAufgaben,juristischeUnklarheiten,unklare

Kompetenzen,dasVermeidenvonRisikenunddieZunahmevonNormenundRegulierungen

verursachtwird.

DerKantonSt.GallenhatimJahr2004zurBeantwortungeinesPostulates«Belastende

AdministrationfürKMU»einProjektteameingesetzt,welchesinZusammenarbeitmitderIHK

1 DokumentiertinRuediMinschundPeterMoser,Zollunion.AlternativezumEU-Beitritt,Zürich/Chur,RüeggerVerlag,2006.2 SohateinKMUinSGrund44StundenproMonatfüradministrativeBelangeeinzusetzen,inZH79undinDeutschland121. Vgl.ChristophA.Müller,AdministrativeBelastungenvonKMUiminterkantonalenundinternationalenVergleich,Bern,Bundesamt fürWirtschaftundArbeit,1998.3PaulConway,VeroniqueJanodundGiuseppeNicoletti,ProductMarketRegulationinOECDCountries:1998to2003,OECD EconomicsDepartmentWorkingPapers,Nr.419,Paris,2005.

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St.Gallen-AppenzellunddemKantonalSt.GallischenGewerbeverbandsowiedirektbetroffenen

UnternehmenMassnahmenzurReduktionderBelastungenerarbeitete.Miteinbezogenwurde

aucheineUmfragederIHKzurBeurteilungderZweckmässigkeitvonverschiedenenMassnah-

men.DieErgebnissediesesBerichtes4verdeutlichten,dassHandlungsbedarfbesteht.Inder

AntwortderRegierungaufdasPostulatwurdenfolgendeMassnahmenvorgeschlagen:Einsatz

eineszentralen,elektronischenEingangsportals,BeschleunigungvonBewilligungsverfahrenbei

Neu-undUmbauten,EinsatzelektronischerMedienzurErhöhungderTransparenzvonVerfah-

ren,EinsatzeinesKMU-Forums,EinsatzeinesKMU-Tests,StärkungdesVerhältnismässigkeits-

prinzips,verstärkteEinflussnahmederRegierungbeiVernehmlassungendesBundes.

WiedieInterviewsderHSG-StudierendenzudenunternehmerischenHerausforderungen

heuteundmorgen5imRahmendieserStudiegezeigthaben,beeinträchtigendieadministra-

tivenBelastungenauchimJahr2007dieGemütsverfassungderKMU.Über40KMUvontotal

124BefragtenortendendringendstenHandlungsbedarfderWirtschaftspolitikimAbbauvon

administrativenBelastungen.EsstellensichvorallemfolgendeFragen:Wirderstensmitden

Vorschriften,welchezudenBelastungenführen,derverfolgteZwecküberhaupterfüllt,und

wirderzweitenseffizienterfüllt?6DerStaatbefindetsichdiesbezüglichaufeinerGratwande-

rung,beiderKostenderRegulierungdentatsächlichenNutzennieübersteigendürfen7.

Empfehlungen an die Kantone8

1. WeildiegrösstenProblemfelderfürdieUnternehmenimZusammenhangmitBundesrecht

entstehen,isteszentral,dasssichdieKantonedaraufkonzentrieren,nachwenigerauf-

wändigenVollzugsmechanismenzusuchen,beidenendieVerhältnismässigkeitgegeben

ist.ZudemisteineverstärkteEinflussnahmederKantoneaufdieWillensbildungdesBundes

notwendig,beispielsweisedurchdenEinsatzdeskantonalenKMU-Forums.

2. Verhältnismässigkeitbedeutetauch,dassvorhandeneRegelungen,diegewisseEntschei-

dungsspielräumeaufweisen,zuGunstenderWirtschaftausgelebtwerden.EinUmdenken

derVerwaltungistdringendnötig,tendierendochzahlreicheÄmterundStellendazu,alles

bisinsDetailregelnzuwollen–PerfektionismusnachtypischerOstschweizerManier.Auf-

lagen,derenSinnfürdieUnternehmennichterkennbarist,sindimmerwiederAuslöservon

ungutenGefühlengegenstaatlicheInterventionen.DieVerhaltensmusterinderVerwaltung

sinddaraufauszurichten,derEigenverantwortungmehrGewichtbeizumessenunddamit

dieHandlungsfreiheitderUnternehmenzuerhöhen.

3. ÜberprüfungderBewilligungsverfahrenaufihreTauglichkeit–mitdemZiel,Bewilligungen

abzuschaffenoderdieVerfahrenzuoptimieren(E-Simplification).InsbesonderesindAus-

nahmenundSondertatbeständezureduzieren.

4. BeiBewilligungsverfahrenistdieZusammenarbeitderbeteiligtenÄmterzuverbessern,so

dass–wieunsimmerwiedervonMitgliedernberichtetwird–widersprüchlichesVerhalten

ausgeschlossenwerdenkann.

5. DasVerhandelnmitdenverschiedenenAnsprechpartnernausdiversenÄmternwirdvonden

Unternehmenalsäusserstmühsamempfunden.ZuprüfenistdeshalbderEinsatzvon«Case

Managern»,dieeinUnternehmenfallweisevonAbisZbegleiten.

4 Vgl.PeterEisenhut,WodrücktdieKMUderSchuh?,Industrie-undHandelskammerSt.Gallen-Appenzell,2005.5Vgl.UniversitätSt.GallenundIHKSt.Gallen-Appenzell,Integrationsseminar2007,UnternehmerischeHerausforderungenheuteund morgenausSichtderKMUderOstschweiz.6 Vgl.UrsFueglistaller,AlexanderFust,SimonFederer,KleinunternehmeninderSchweiz–dominantundunscheinbarzugleich,Universität St.Gallen,BDOVisura,2007.7UrsFueglistaller,JasminSchiesser,SimonFederer,AdministrativeBelastungenvonKleinunternehmen,UniversitätSt.Gallen, BDOVisura,2007.8 Vgl.UrsFueglistaller,JasminSchiesser,SimonFederer,a.a.O.,S.26f.

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93e m p f e h l u n g e n

Empfehlungen an die Unternehmer9

1. DieKlagenderUnternehmerüberdieadministrativenBelastungensindmeistensvonsehr

allgemeinerArtundWeise.DieUnternehmersolltensichbewusstbemühen,ihreProbleme

sogenauwiemöglichzubeschreibenundihreAnliegenderIHK,demKMU-Forumoder

direktderVerwaltungmitzuteilen.

2. ImZusammenhangmitdenInterventionenderUnternehmeristauchzuerwähnen,dass

administrativeBelastungennichtnurvonderVerwaltung,sondernauchvondenBerufs-und

Branchenverbändenausgehen.DieUnternehmersinddeshalbaufgefordert,dieAktivitäten

ihrerVerbändezubeobachtenundwennnötigbeidiesenzuintervenieren.

Revisionsbedarf im Bau-, Planungs- und Umweltrecht�0

NeueInvestitionenbedingenoftneueBauten.DiesewiederumwerdendurchdieRegu-

lierungimBau-,Planungs-undUmweltrechterschwert.DerStrukturwandelinderWirtschaft

bringteszudemmitsich,dassimmermehr«Industriebrachen»entstehen,fürwelcheeine

neueNutzungsmöglichkeitgesuchtwird.SobaldabereineUmnutzungvonLiegenschaften

geplantwird,gelangenimRahmendesBewilligungsverfahrenssehrvielePlanungs-,Bau-,

Umweltschutz-,Brandschutz-undArbeitnehmerschutzvorschriftenzurAnwendung.Diedaraus

entstehendenkomplexenVerfahrenstellensowohldieUnternehmenalsauchdieBehördenvor

grosseHerausforderungenundlöseneinenhohenZeitaufwandaus.

Empfehlung «Liberales Baugesetz»:ImKantonSt.GallenstehtgegenwärtigdieRevision

desBaugesetzesan.DieseChancegilteszunutzen:MiteinemsehrliberalenBaugesetzkann

sowohldieAttraktivitätalsWohn-undauchalsArbeitsortgefördertwerden.

Empfehlung «Umnutzungen erleichtern»:DieUmnutzungindustriellodergewerblich

genutzterLiegenschaftenistdurchfolgendeMassnahmenzuerleichtern.ImBrand-undArbeit-

nehmerschutzsindzueinengendeundzudetaillierteVorschriftenundAuflagenabzuschaffen.

ImArbeitsgesetzistfürdiePlangenehmigungspflichteineBagatellgrenzevon20Beschäftigten

einzuführenundanstellederBewilligungspflichtistdieEinführungeinerMeldepflichtdesEigen-

tümerszuprüfen.DamitderBauherrmöglichstraschzueinemverbindlichenEntscheidgelangt,

sinddieKoordinationderVerfahrenundderErlassderVerfügungeinereinzigenInstanzim

Kantonzuübertragen.

Empfehlung «Sondernutzungspläne vereinfachen»:EntwederreduziertdieVerwaltung

ihreAnforderungenandieKonkretisierungderSondernutzungspläneoderderGesetzgeber

umschreibtabschliessend,welcheEckwertediesemindestensenthaltenmüssen.DieGemein-

denerhöhenfürZentrums-GebieteindenBaureglementendieNutzungsfläche,schaffendie

AusnützungszifferaboderersetzensiedurchflexiblereInstrumente.

Empfehlung «Zumutbare Brandschutzmassnahmen»:DieBrandschutzmassnahmen

müssenfürdenBetriebzumutbarseinunddieKostenineinemvernünftigenVerhältniszur

Wirksamkeitstehen.BeidiesenErwägungenmussauchdieWahrscheinlichkeitdesSchaden-

ereignissesberücksichtigtwerden.

9 Vgl.UrsFueglistaller,JasminSchiesser,SimonFederer,a.a.O.,S.27f.10DieserAbschnittstütztsichaufdenBerichteinerArbeitsgruppeausderVerwaltungundderWirtschaftunterFederführungderIHK, VerfasserHubertusSchmid.

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Sozialsystem und Arbeitsmarkt

StaatlicheRegulierungenbehindernnichtnurdenWettbewerbaufdenGütermärkten,sie

beeinträchtigenauchdieArbeitsanreize.EingarantiertesErsatzeinkommen–überInvalidenver-

sicherung,ArbeitslosenversicherungoderSozialhilfe–reduziertdenAnreiz,selberzuarbeiten.

BeiderInvalidenversicherungundbeiderArbeitslosenversicherungistderZugangüberBedin-

gungeneingeschränkt.NebendemVorliegendesversichertenSchadensfalls–Arbeitslosigkeit

oderInvalidität–tretenvermehrtauchBedingungenzurTeilnahmeanWiedereingliederungs-

programmen.WährenddiesebeiderArbeitslosenversicherungbereitsTraditionhaben,sowur-

densiebeiderIVerstkürzlichmitder5.IV-Revisioneingeführt.BeiderSozialhilfegiltdagegen

nachwievoralseinzigeBedingungdieBedürftigkeit.Wiedereingliederungsmassnahmensind

keineBedingungfürdenLeistungsbezug.

AngesichtsgrosszügigerLeistungenundwenigrestriktiverBedingungenüberraschtesnicht,

dassdieZahlderLeistungsbezügerindenletzten15Jahrenstarkzugenommenhat.DieKosten

dieserProgrammesindentsprechendgestiegen,waszueinerErhöhungvonSozialabgabenund

Steuerngeführthat.DadurchwerdendieArbeitsanreizederverbleibendenErwerbstätigenwei-

tergeschwächt.DasProblemwirddadurchverstärkt,dassauchinderSchweizeineTendenzzur

EinführungvonMinimallöhnenbesteht.NebendenGesamtarbeitsverträgenisthiervorallem

aufdieflankierendenMassnahmenimRahmenderPersonenfreizügigkeithinzuweisen.Die

KombinationvonhohenMindestlöhnenundgrosszügigenSozialleistungenkanndazuführen,

dasseingrosserTeilderwenigerqualifiziertenErwerbsfähigenausdemArbeitsmarktfällt.

Gefahr durch flankierende Massnahmen

DasZielderflankierendenMassnahmenistdieVermeidungvonsinkendenLöhnendurchdie

gehäufteZuwanderungvonausländischenArbeitskräften.WiedieaktuellenUntersuchungen

desSecobelegen,lässtsichheutewederinderallgemeinennochinderbranchenspezifischen

LohnentwicklungeinlohndämpfenderEffektdurchdiePersonenfreizügigkeitfeststellen.Dies

bestätigtenauchdieaktuellenZahleninSt.Gallen.IndenvergangenenachtzehnMonaten

wurdenlediglichvierUnternehmenwegenzutieferLöhnegebüsst,alleübrigenSanktionen

betrafenFehlerbeiderErfüllungderMeldepflicht.

Problematischist,dassdieÜberwachungdesArbeitsmarktesimRahmenderflankierenden

MassnahmenvondentripartitenKommissionentendenziellzueinerallgemeinenArbeitsmarkt-

kontrolleausgebautwird.SieführendamitüberdieHintertüreMinimallöhneein.Problemeim

VollzugergebensichauchimgrenznahenVerkehr.DienstleistungserbringerausdemVorarlberg

müssenihreTätigkeitachtTagevorArbeitsbeginnmelden.DieseFrist,diemitBlickaufBehand-

lungvonGesuchenausdenneuenEU-Ländernerlassenwurde,behindertdengrenznahen

Verkehr.KurzfristigeAufträgekönnenkaummehrgesetzeskonformausgeführtwerden.Die

Beeinträchtigungdergrenzüberschreitenden,regionalenZusammenarbeitdurchadministrative

VorschriftenbelastetdieWettbewerbsfähigkeitdergrenznahenKantone.

Empfehlung «Masshaltung bei den flankierenden Massnahmen»:Dieflankierenden

MassnahmensindnuraufFälleanzuwenden,woesaufgrundPersonenfreizügigkeitzueiner

SenkungderbranchenüblichenLöhnekommenkönnte.InBranchen,indenenkeinZusam-

menhangzwischendenBewegungenimArbeitsmarktundderPersonenfreizügigkeitfestge-

stelltwerdenkann,istdieArbeitsmarktüberwachungdurchdietripartitenKommissionenzu

sistieren.DieRegierungenderOstschweizerKantonesetzensichdafürein,dassimRahmender

PersonenfreizügigkeitSonderbestimmungen(reduzierteMeldepflichten,kürzereFristen)fürdie

DienstleistungserbringerimgrenznahenVerkehrerlassenwerden.

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Eine neue Basis für die Sozialhilfe

BeiderSozialhilfebestehtauchinderOstschweizHandlungsbedarf.DasNiveauderFall-

zahlenliegtzwardeutlichunterdemschweizerischenMittel,derAnstiegfielaberauchinder

Ostschweizkräftigaus.Esistzubefürchten,dassessichumeinenTrendhandelt,dernicht

einfachdurcheinenkonjunkturellenAufschwunggebrochenwerdenkann.Nötigsindneue

Ansätze,welchedenAnreizzueinemBezugvonSozialhilfereduzieren.DieHilfesollnurnoch

andiewirklichBedürftigengehenunddieWiedereingliederunginsZentrumrücken.

Empfehlung «Verbesserung Arbeitsanreize bei der Sozialhilfe»:Dieverantwortlichen

Stellenprüfen,wiedieOstschweizdenvorhandenenSpielraumbeiderSozialhilfenutzen

könnte.ZielmusseinSozialhilfesystemsein,welchesdieEigenverantwortungstärktunddie

Arbeitsanreizeverbessert.

Verbesserung der öffentlichen Sicherheit

DassubjektiveEmpfindenüberdieöffentlicheSicherheithatindenletztenJahrengelitten.

NichtnurindenZentren,sondernauchinländlichenGebietenderOstschweizhäufensich

dieGewalttaten,unddieBrutalitätsteigt.SicherheitistabereinwesentlicherFaktorfürdie

BeliebtheiteinerRegionalsWohn-undArbeitsort.

Empfehlung «Verbesserung der öffentlichen Sicherheit»: UmdieöffentlicheSicherheit

zuverbessern,sinddiePolizeipräsenzundderenHandlungsspielraumandenneuralgischenStel-

lenzuerhöhenunddieStrafverfolgungzuoptimieren.DieAufgabenteilungzwischenKantonen

undGemeindensowiedieOrganisationderPolizeiundderBehördensindzuüberprüfenund

denneuenErfordernissenanzupassen.DieKostenvonSachbeschädigungenbeiRandalensind

konsequentdenverursachendenGruppierungenzubelasten.

Bildungslandschaft: Die Fahrt im Dunkeln

Werstimmtnichtzu:Bildung,ForschungundInnovationsindwichtigeGrundlagenfürdie

EntwicklungderWirtschaft.WohlstandundWachstumsindengverbundenmitderVerfügbar-

keitvongutundbestensausgebildetenLeuten.

MisstmandieInnovationskraftunddenAufwandfürForschungundEntwicklung,können

wirunszuRechtalsinvestitionsfreudigbezeichnen.BeimAufwandfürdieAusbildungfinden

wirunssogarindenvorderstenRängenallerLänderderWeltwieder.Undtrotzdemmagnicht

sorechtFreudeherrschen,denneinhoherInputbedeutetnichtautomatischeinenerstklassigen

Output.DiereichlichenMittelscheinennichtbesonderseffizienteingesetztzuwerden.Denn

trotzdesspitzenmässigenAufwandesliegtdieSchweizbeiErhebungenzumBildungsstand

zwarziemlichweitvorne,aberebennichtanderWeltspitze.AuchbeimBildungswettlaufholt

dieKonkurrenzaufoderhatunsbereitsüberholt.

«DerBildungssektorhatähnlicheMängelwiedasGesundheitswesen:BeideBereicheer-

bringenumfangreicheLeistungen,diefürdieMenschenzentral,jalebenswichtigsind,und

beidesindweitgehendstaatlicheDomänen,stellenalsoeineArtmarktwirtschaftlichesVakuum

dar.Wennmansichvorstellt,dassimSchweizerBildungswesenMillionenvonMenschenjedes

JahrüberdenEinsatzDutzendervonMilliardenvonFrankenentscheiden,ohnedasssiesich

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dabeigrossanSignaleneinererwartetenNachfrage,RenditeoderananderenMarktkräften

orientierenkönnen,kommtunwillkürlichderGedankeaneinAutoauf,dasohneLichtmit

hoherGeschwindigkeitdurchdieDunkelheitfährt.»11

WiealsoistdieEffizienzinderBildungzuverbessern?DieAntwortliegtaufderHand:

durchdenEinbauvonWettbewerbselementen.

AufderPrimär-undSekundärstufeunseresBildungssystemsistdas«marktwirtschaftliche

Vakuum»allgegenwärtig.DieSchulenfinanzierensichüberSteuergelder,unabhängigvonder

QualifikationihrerAbgänger.SiehabenkeinenexplizitenAnreiz,einqualitativhochwertiges

Bildungsangebotbereitzustellen,undauchdieLehrpersonenwerdenkaumaufgrundihrerLeis-

tungenentschädigt.UmdieBildungsnachfragerfindetkeinWettbewerbstatt.Siehabenkeine

Möglichkeit,dieLeistungenderSchulenzubelohnenoderzubestrafen.AnreizefürQualität

fehlensomitpraktischvollständig.AusökonomischerSichtkönnenWettbewerbselementedie

schulischenStrukturschwächenkorrigieren.

AllerdingsistWettbewerbkeinSelbstzweck.DasBildungssystemmusseinegewisseChan-

cengleichheitgewährenundgesellschaftlicheIntegrationswirkungentfalten.Alldiesmüsste

auchuntereinemWettbewerbsmodellgewährleistetbleiben12.

Wahlfreiheit einführen und Eigenverantwortung der Schulen stärken

ImbestehendenSchulsystembestehtkeineFreiheit,dieSchulederWahlzubesuchen.Die

StaatsschuleistinsoferneinFremdkörperindersozialenMarktwirtschaft,alsdassdieKonsu-

mentensouveränitätmissachtetwird.EineSchulwahlfreiheithatausliberalerSichteinenEigen-

wert,weilsiediepersönlicheFreiheitunddenindividuellenEntscheidungsspielraumausdehnt.

ZudemistBildunggrundsätzlichalseineInvestitionzuverstehen,diespäterzuhöheremEin-

kommenführt.DamitspieltdieQualitäteinerSchuleundmitihrdieEntscheidungsfreiheiteine

zentraleRolle.NeuesteForschungsergebnissebestätigen,dassdieAusgabenproSchülerfürdie

Qualitätnebensächlichsind.VielmehrschneidenjeneLänderindenTestsgutab,diedieRah-

menbedingungenrichtigsetzen.DazugehörenunteranderemeinegrosseEntscheidungsauto-

nomiefürdieSchulenundeineausgebauteWahlfreiheitfürdieElternbeiderSchulwahl13.

Empfehlung «Wahlfreiheit einführen»:DiezuständigenStellenderOstschweizerKan-

tonearbeiteneinenVorschlagzurRealisierungderfreienSchulwahlaus.

Empfehlung «Eigenverantwortung der Schulen stärken»:DieEigenverantwortung

undSelbstständigkeitderSchulenistzustärken,indemdieseimRahmeneinesQualitätsma-

nagementsfürihrTunVerantwortungzutragenhabenundfürguteLeistungenhonoriert

werden.

Tagesstrukturen

DieQualität,dasImageunddieAnpassungsfähigkeitdesBildungssystemsanneuege-

sellschaftlicheBedingungensindiminterkantonalenund-regionalenVergleicheinwichtiger

Standortfaktor.EineAttraktivitätssteigerungderAus-undWeiterbildungkanndeshalbeinen

wesentlichenBeitragzurUmkehrderNettoabwanderungleisten.TagesstrukturenundMit-

tagstischeverbessernnämlichdieBeschäftigungsmöglichkeitenderEltern.DieAttraktivität

derOstschweizalsWohnort–vorallemfürhochqualifiziertePersonen–wieauchalsStandort

fürUnternehmensteigt.

11Zitataus:BeatGygi,NeueZürcherZeitungvomSamstag/Sonntag,4./5.August2007,Nr.178,S.21.12EsisthiernichtderOrt,umdieseDiskussionzuvertiefen.EineausführlicheDarlegungfindetsichin:Bildungsoffensive, IHKSt.Gallen-Appenzell,2000,BerichtderArbeitsgruppeWettbewerb,RolandWaibel,S.151ff.13Vgl.EricA.Hanushek,IncentivesforEfficiencyandEquityintheSchoolSystem,ReferatanderJahrestagungdesVereinsfürSozialpolitik, Oktober2007.

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Empfehlung «Tagesstrukturen an den Volksschulen»:DieOstschweizerKantonefüh-

rengemeinsammitdenGemeindenflächendeckendeTagesstruktureninklusiveMittagstische

(mitfreiwilligerTeilnahmederSchülerundSchülerinnen)andenVolksschulenein.

Kostengerechte Studiengebühren

AufdertertiärenBildungsstufesinddieAnreizeebenfallszuverbessern.DerNutzender

AusbildungkommtsowohldemIndividuumalsauchderAllgemeinheitzugute.DieKosten

derAusbildungträgthingegenfastausschliesslichdieAllgemeinheit.MiteinerAnhebungder

StudiengebührenverringertsichnichtnurdiePrivilegierungderStudierendenzulastendersich

übereineLehreAus-undWeiterbildenden,sonderndieAnsprüchederStudierendenaneine

effizienteBildungundaneineerfolgversprechendePositionierungamArbeitsmarktsteigenan.

ZudemerhaltendieHochschulenAnreize,sichvonderKonkurrenzzudifferenzieren.

Empfehlung «Höhere Studiengebühren»:DieStudiengebührensindanzuheben.Dazu

isteinesozialverträglicheFinanzierungdesStudiums(z.B.durchzinsloseDarlehen)zugewähr-

leisten.

Strukturreform der Fachhochschule Ostschweiz (FHO)

DieStrukturderFHOistzuverbessern.ImRahmendergeltendenKonkordatsvereinba-

rungensinddieRektorenunddieHochschulrätederTeilschulen,welchevonverschiedenenKan-

tonengetragenwerden,wederinderLagenochdazubereit,dienotwendigenKompetenzen

aneinezentraleFührungabzugeben.BezogenaufdieFachhochschuleOstschweizhatdieIHK

–bishermehroderwenigererfolglos–eineKonzentrationdertechnischenAusbildungund

eineklareFokussierungaufKernkompetenzengefordert,beidenendieTeilschulenimMarkt

einehoheAkzeptanzhaben.

Empfehlung «Strukturreform FHO»: SchaffungeinereffizientenFührungsstrukturder

FHO,miteinereinheitlichenpolitischenTrägerschaftundeinerzentralenFührungmiteinem

Rektor,dermitdennotwendigenEntscheidungsbefugnissenausgestattetist.Ebensoistein

einzigerFHO-Hochschulratnotwendig,welchemdieKompetenzfürstrategischesHandelnund

Entscheidenübertragenwird.EinezentraleFührungbeinhaltetauchLeistungs-undStandort-

planungen–einregionalpolitischäusserstsensiblesThema.

Profilierung des MEM-Cluster

DieOstschweizundbedeutendeBezirkederRegionendesangrenzendenAuslandessind

einwichtigerStandortfürIndustriebetriebe,vornehmlichfürBetriebeausdemMEM-Bereich.

ZuRechtkannmandabeivoneinemeigentlichenClusterinderEuregioBodenseesprechen.

DamitdieMEM-BranchenihreStellunghaltenundausbauenkönnen,istdieVerfügbarkeitvon

hochqualifizierten,technischausgebildetenArbeitskräftenzuerhöhen.DennsiesinddieBasis

fürdieAusschöpfungundWeiterentwicklungdesWertschöpfungspotenzials.

Empfehlung «Ausbildung im MEM-Bereich»:DieHochschulenrundumdenBoden-

seesorgenerstensfüreinebessereKoordinationihrerAus-undWeiterbildungslehrgängeim

naturwissenschaftlich-technischenBereichundsorgenzusammenmitdenverantwortlichen

politischenStellenfürdieFokussierungundKonzentrationderentsprechendenLehrgängeauf

dieeinzelnenTeilschulen,bzw.förderndieFusioneinzelnerTeilschulen.

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Empfehlung «Engineering-Event»:DieVereinigungderIndustrie-undHandelskammern

desBodenseeraums(B-IHK)führtinZusammenarbeitmitdenzuständigenpolitischenBehör-

deneineexklusiveKontaktveranstaltungfürStudierendetechnischerFachrichtungendurch.

IndustriefirmenausderEuregioBodenseepräsentierensichdenStudierendendertechnischen

HochschulenrundumdenBodenseemittelsWorkshops,Präsentationenusw.Dabeilernensich

StudierendeundUnternehmensvertreterinungezwungenerAtmosphärepersönlichkennen.

EineVerbindungdiesesEventsmitderIntertechverleihtbeidenAnlässeneinebereichernde

Note14.ImZusammenhangmitdiesemEventlanciertdieB-IHKeineKampagnezurBekannt-

machungundProfilierungdesMEM-ClusterandentechnischenHochschulenrundumden

Bodensee.

Zuzug erleichtern

DieVerfügbarkeitvonLiegenschaftenundBaulandisteinewesentlicheGrundlagefürdie

AttraktivitätalsArbeits-undWohnort.DieraumplanerischenInstrumenteimRahmenderRicht-

undNutzungsplanungübernehmeneinezentraleRollezurSteigerungdesWachstumspotenzi-

als.InderOstschweizmusssichergestelltsein,dassGrundstückeundImmobilienzurAnsiedlung

vonzielgruppenorientiertenUnternehmenundPrivathaushalteningewünschterQualitätund

Quantitätverfügbarsind.

DamitFamilienundqualifiziertesPersonaldieOstschweizalsWohnortwählen,mussdiesen

ZielgruppendieIntegrationmöglichstleichtgemachtwerden.Dazugehörennebendenharten

FaktorenwieBaulandoderSteuernauchweicheFaktoren.Die«neuen»St.Galler,Appenzeller

oderThurgauermüssensichwillkommenfühlenundvondenAmtsstellenals«wichtigste»

Kundenbehandeltwerden.EingelungenesBeispielistdieEglisefrançaisederIHKSt.Gallen-

Appenzell.Als1685vielereligiösverfolgteHugenottenindieSchweizflüchteten,beschlossdie

IHKdieVeranstaltungvonfranzösischenGottesdiensten,diebisheutedurchgeführtwerden.

Empfehlung «Verfügbarkeit von Grundstücken und Immobilien sicherstellen»:Die

KantonebetreibenzusammenmitdenGemeinden,Immobiliengesellschaftenundanderen

interessiertenInstitutioneneineaktiveFlächenangebotspolitik.SieentwickelnWohnstandorte

undIndustrie-undGewerbeflächenfürdieanvisiertenZielgruppen–wennnotwendigaufdem

WegderRevisionderOrtsplanungundderkantonalenRaumplanungsowiederRichtpläne.Der

KantonunddieGemeindenentwickelnzudemAnreizezurVerflüssigungvonBaulandreserven

undzurReduktionderBaulandhortung.

Empfehlung «Willkommen sein»:DieWirtschaftsförderungsstellenerleichternzuzugs-

willigenPersonenihreAkklimatisationinderOstschweiz.Siesorgendafür,dasspotenzielleUm-

zugsproblemeeffizientundkundenspezifischgelöstwerden.Zuprüfenist,ob«CaseManager»

–z.B.imFallvonAnsiedlungeninfolgedesBundesgerichtsumzugsnachSt.Gallen–eingesetzt

werdensollten.DieIHKSt.Gallen-AppenzellunddieIHKThurgauunterstützenihreMitglieder

beiderIntegrationvonausländischenKadernindieGesellschaftundKulturderOstschweizund

indiePolitik.DenkbarsindKurz-SeminarezurPolitik,dergemeinsameBesuchvonkulturellen

Veranstaltungen,Stadtführungenusw.

14FürdieKonkretisierungundDurchführungdiesesEventskannaufdasbewährteTeamvon«together»(www.together-online.ch) zurückgegriffenwerden.«together»istauchverantwortlichfürdieerfolgreichenSprungbrett-Events,andenenStudierendemitUnter- nehmenihrerRegionzusammengeführtwerden.

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99e m p f e h l u n g e n

Steuerreformen

DieletztenfünfJahrehabengeradeinderOstschweizeinedeutlicheSenkungderSteuern

gebracht.TrotzderVerbesserungdersteuerlichenPositionderOstschweizmüssenpunktuell

weitereSenkungenfolgen.

Senkung Unternehmenssteuern

DieSenkungderUnternehmenssteuernistausökonomischerSichtspeziellzubegrüssen.

DieResultatediverserempirischerStudiendeutendaraufhin,dassdervolkswirtschaftlicheScha-

denderUnternehmenssteuernbesondershochist,höheralsbeidenSteuernaufEinkommen

undVermögen15.Esistauchzubeachten,dassdieUnternehmungenselberkeineSteuerlast

tragenkönnen,sondernnurdieEignerderUnternehmungundanderenatürlichePersonen.

DiedirekteBesteuerungderEigneristdeshalbausvolkswirtschaftlicherSichtvorzuziehen.

AusnahmenvondieserRegelkannesdanngeben,wenndieKapitaleignernurüberUnterneh-

menssteuernbesteuertwerdenkönnen.DiesistbeiausländischenKapitaleignernoderbeieiner

fehlendenBesteuerungderKapitalgewinnederFall.Angesichtsderhohenvolkswirtschaftlichen

KostenderUnternehmenssteuernundangesichtseinessichverschärfendenSteuerwettbewerbs

könnenaberauchdieseEinschränkungennichtsandernegativenEinschätzungvonUnterneh-

menssteuernändern.

StörendanderUnternehmensbesteuerungistauchdieKapitalsteuer,dieeinereineSub-

stanzsteueristundiminternationalenVergleicheineselteneAusnahmedarstellt.Einweiterer

SchwachpunktdesSteuersystemsist,dassdieFinanzierungskostenvonInvestitionennurvom

Gewinnabgezogenwerdenkönnen,wenndiesemitFremdkapitalfinanziertwerden.Beimit

EigenkapitalfinanziertenInvestitionenentfälltjedeAbzugsmöglichkeit.

EsistmiteinerweiterenSenkungderUnternehmenssteuernzurechnen.AppenzellAusser-

rhodenhältmitderSenkungderGewinnsteuernauf6%ab2008dieschweizerischeSpitzen-

position.AllerdingsplantObwaldenmitAusserrhodengleichzuziehen.

Empfehlung «Spitzenposition bei den Unternehmenssteuern»:DieOstschweizmuss

beidenUnternehmenssteuernanderschweizerischenSpitzebleiben,bzw.andiesevordrin-

gen.ImKantonSt.GallenbedingtdieseineweitereSenkungderUnternehmenssteuern.Die

OstschweizerKantoneführenzudemdiesteuerlicheAbzugsfähigkeiteinerNormalverzinsung

desEigenkapitalssowiedieVerrechnungderKapital-mitderGewinnsteuerein.

Senkung Steuern für Haushalte

BeidenmittlerenundhohenEinkommenbestehtsowohlinSt.GallenalsauchimThurgau

eingewisserHandlungsbedarf,liegendochbeideKantoneüberdemschweizerischenMittel.

UndauchinAusserrhodenistdieSteuerbelastungbeidenmittlerenEinkommeneherhoch.Es

istzuvermuten,dassdiesehoheBesteuerungeinerderFaktorenhinterdemnegativenSaldo

derOstschweizbeiderBinnenwanderungist.DieszeigtnichtzuletztdieregionaleErfahrung,

woTeufen,AppenzellundMörschwilmitderHilfevontiefenSteuerneinenstarkenZuzugvon

gutverdienendenHaushaltenerzielenkonnten.

Empfehlung «Senkung Steuerbelastung für mittlere und hohe Einkommen»:Die

KantoneSt.GallenundThurgaumüssendieSteuernbeimittlerenundhohenEinkommen

senken.AusserrhodenhatbeimittlerenEinkommeneinenHandlungsbedarf.

15ChristianKeuschnigg,Einzukunfts-undwachstumsorientiertesSteuersystemfürdieSchweiz.AnalysederEffizienz-,Verteilungs- undWachstumswirkungen,StudieimAuftragderEidg.Steuerverwaltung,UniversitätSt.Gallen,2006.

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Vereinfachung Steuersystem

NebenderHöhederSteuernspieltauchdieKomplexitätdesSteuersystemseinewichtige

Rolle.KomplexeVorschriftenreduzierendieTransparenzunderhöhendenAufwandfürdie

Steuerabrechnung.InkomplexenSteuersystemenerhöhtsichzudemdieWahrscheinlichkeit,

dassungewollteKonsequenzeneintreten.BereitsschonklassischesBeispielfürdiesenZusam-

menhangzwischenhoherKomplexitätundungewolltenNebenwirkungenistdieMehrwert-

steuer.DurchdievierverschiedenenSätze(Normalsatzvon7,6%,SondersatzfürHotellerievon

3,6%,reduzierterSatzfürNahrungsmittelundKulturvon2,4%,NullsatzfürExporte)unddie

AusnahmenvonderSteuerpflichtentstandeinkomplexesSystem,welcheseinenGrossteilder

SteuernbeiUnternehmungenundimExporterhebt,obwohldieSteuereinereineSteuerauf

demKonsumseinsollte.ZusammenmitdemhohenadministrativenAufwandführtdieszu

hohenvolkswirtschaftlichenKosten.DieInitiativevonBundesratMerzzueinerVereinfachung

desSystemsaufBasiseinesEinheitssteuersatzesistdeshalbzubegrüssen.

AuchbeiderEinkommenssteuerundspeziellbeiderVerbindungvonEinkommens-und

VermögenssteueristeineVereinfachungangezeigt.DerradikalsteentsprechendeVorschlag

wäreeineFlatTax.EtwasmoderaterundpolitischvielversprechenderistderaktuelleVorschlag

derFDPzueinerVereinfachungdesSteuersystems,dieEasySwissTax.Möglichkeitenzuihrer

EinführungsolltenauchfürdieOstschweizgeprüftwerden.

Empfehlung «EasySwissTax»:DieOstschweizerKantoneprüfendieEinführungder

EasySwissTax.

Herausforderung Agglomeration St.Gallen

DieStadtSt.GallenistdasgrosseregionaleZentrum.DieStadtweistzusammenmitderum-

liegendenRegion20%derArbeitsplätze,abernur10%derBevölkerungauf.DiePendleraus

denumliegendenRegionenmachendieDifferenzaus.DamitistdieEntwicklungvonSt.Gallen

alsArbeitsortauchfürdieumliegendenRegionenvonzentralerBedeutung.Dazukommt,dass

St.GalleneinregionalerVerkehrsknotenpunktundeinEinkaufs-undKulturzentrumist.Inder

StadtSt.GallenentwickeltsichdieBeschäftigungzufriedenstellend.Allerdingszeigtsich,dass

nebendenprivatwirtschaftlichangebotenenunternehmensbezogenenundInformatik-Dienst-

leistungenprimärderöffentlicheSektormitdenBereichenGesundheits-undSozialwesen,

UnterrichtswesenundForschungsowiedieÖffentlicheVerwaltungneueArbeitsplätzeanbietet.

DiezunehmendeVerstaatlichungdesArbeitsmarktesderStadtSt.Gallenwirdsichmittelfristig

negativaufdieDynamikunddieFinanzkraftdesStandortesauswirken.

DieBevölkerungistzudemrückläufig,undbeimdurchschnittlichenEinkommenliegt

St.Gallenweitzurück.WeiterharrteineReihevonProblemenimBereichVerkehreinerLösung.

DerVerkehraufderStadtautobahnkollabiertinStosszeitenbereitsjetztregelmässig,zuStaus

kommtesauchaufdenAusfallstrasseninRichtungTeufenundinRichtungWittenbach.Speziell

derKollapsderStadtautobahnhatdamitweitüberdieAgglomerationSt.GallenhinausAuswir-

kungen.EineLösungdieserProblemewirddadurcherschwert,dassessichumüberregionale

Problemehandelt,welcheimMomentvonStadtundKantonSt.Gallengelöstundfinanziert

werdenmüssen,allenfallsmitderfinanziellenBeteiligungdesBundes.

Das Problem der Zentrumslasten

DieProblemederAgglomerationSt.GallensindtypischfürschweizerischeAgglomerati-

onen.VieleAufgabenindenBereichenSoziales,VerkehrundKulturmüssenlokalbereitgestellt

undfinanziertwerden,kommendirektoderindirektaberauchdenumliegendenRegionen

zugute.DiesführtespeziellmitderZunahmederKostenfürsozialeAufgabeninden90er

JahrenzueinerzunehmendenfinanziellenBelastungderStädte,welchesichinsteigenden

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Steuernniederschlug.DiesozialenProblemeführtenzudemzueinergewissenVerwahrlosung

undzusteigenderKriminalität.DieserProzessführtezueinersinkendenStandortattraktivität

derStädte.SpeziellHaushaltemitmittleremundhohemEinkommenhatteneinenAnreiz,die

Stadtzuverlassen.DieStädtesahensichdamiteinerdoppeltenHerausforderunggegenüber,

einerseitseinersinkendenSteuerbasis,andererseitsimmermehrAufgaben.

DieZentrumslastenlassensichinzweiBereicheaufteilen.ErstenssindesKostenimBe-

reichSoziales,welchesichausderspeziellenZusammensetzungderstädtischenBevölkerung

ergeben.Gruppen,welcheeineüberdurchschnittlicheWahrscheinlichkeitfüreinenBezugvon

staatlichenLeistungenhaben,findensichkonzentriertindenStädten:Alleinstehende,Allein-

erziehende,Auszubildende,AusländerundAlte.DeshalbwirddieserAspektauchals«A-Stadt-

Problematik»bezeichnet.DerNutzenfürdieumliegendenGemeindenistnurindirekterNatur,

dasichdiesewenigerumdiesozialenProblemezukümmernbrauchen.

DanebenerbringenStädteaberauchLeistungen,welchedenumliegendenGemeinden

direktzugutekommen.EssinddiesvorallemLeistungenindenBereichenKulturundVerkehr.

HiersprichtmanvonSpillovers.AuchbeiderGesundheitundbeiderhöherenBildungkannes

zuSpilloverskommen.DieentsprechendenLeistungenwerdeninderRegelvomKantonfinan-

ziertundbetreffendieStadtnichtdirekt,siestellenabereinProblemfürdeninterkantonalen

Finanzausgleichdar.

ImneuenFinanzausgleichwerdendieZentrumslastenneuberücksichtigt.ZurKorrekturder

A-Stadt-ProblematikwurdeeinsoziodemografischerLastenausgleicheingeführt.Eristmitet-

wasüber250Mio.Frankenallerdingsfinanziellknappausgestattetundkompensiertnureinen

BruchteildereffektivenKostenindiesemBereich.DieSpilloverssollenüberinterkantonaleZu-

sammenarbeitgelöstwerden.DieswarimPrinzipbereitsbisherderFall.Neubestehtallerdings

dieMöglichkeit,VerträgezwischeneinzelnenKantonenauchfürdieanderenKantoneeiner

Agglomerationalsverbindlichzuerklären.DamitsolldieGefahrdesTrittbrettfahrenseinzelner

Kantoneverhindertwerden.ObsichdadurchallerdingsdieinterkantonaleZusammenarbeit

verbessernlässt,istnochnichtklar.PraktischeErfahrungenmitdiesemneuenInstrumentarium

konntennochnichtgemachtwerden.

AufjedenFallbestehtfürdieAgglomerationSt.GallennachwievordieHerausforderung,

nachtragfähigenLösungenzusuchen,welcheauchumliegendeGemeindenundKantone

einbeziehen.EinerLösungharrenvorallemProblemebeimVerkehr,beiderGesundheitund

derKultur.Dassollallerdingsnichtheissen,dassdieStadtkeineeigenenAnstrengungenun-

ternehmenmuss,umwiederattraktiverzuwerden16.

Ein neues Konzept für den Agglomerationsverkehr

ProblemebeimVerkehrbesteheneinerseitsbeiderStadtautobahn,andererseitsbeider

VerbindunginRichtungTeufen.DieÜberlastungderStrassenachTeufenentstehtvorallem

zudenStosszeitenmorgensundabendsundwirddurchdenPendlerverkehrausdenbeiden

Appenzellverursacht.EineLösung,welchediebeidenAppenzellbeiderEntscheidung,aber

auchbeidenKostenmiteinschliesst,solltedeshalbmöglichsein,kommteinAusbauderStrasse

dochvorallemdiesenbeidenHalbkantonenzugute.SchwierigersiehtdieSachebeiderStadt-

autobahnundbeiderenZubringernaus.BeidenZubringernbestehendiegrösstenProbleme

beimRosenbergtunnel,wodiePlatzknappheitLösungenzusätzlicherschwert.Immerhinzeigen

diekürzlichpräsentiertenPlänefüreineTunnel-Südumfahrung,dassdieProblemeheuteauch

aufpolitischerEbeneerkanntwerdenundnichtweitereinemDenk-undDiskussionsverbot

unterliegen.

UngenügendistaberauchdieErschliessungderAgglomerationSt.Gallenmitdemöf-

fentlichenVerkehr.DasaktuelleAngebotimschienengebundenenRegionalverkehrhatwenig

16VorschlägefindensichinKurtWeigelt,DerWillezurStadt,ArbeitsgemeinschaftPROSTADT,1996.

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gemeinsammiteinermodernenS-Bahn.PersönlicherEinsatzderVerantwortlichenundgute

MarketingideenkönnendielängstüberfälligenInvestitionenindieModernisierungderAnlagen

nichtersetzen.DabeiistdieOptikdesAgglomerationsverkehrsbisindenGrossraumZürichaus-

zuweiten.DieAnbindungandenFlughafenKlotenundandieStadtZürichistmitentscheidend

fürdieStandortgunstunsererRegionundmussdurchInvestitioneninFahrplanundStrecke

weiterverbessertwerden.

Empfehlung «Ostschweizer Pendlerzug»:EsisteinOstschweizerPendlerzuginden

Fahrplaneinzufügen,welchermorgensein-biszweimalinRichtungZürichfährt,abendsin

dieumgekehrteRichtung.EssindnurHaltestelleninGossauundWilvorzusehen,mitdirekter

WeiterfahrtbisZürich.IdealistdieLinieüberStadelhofen,HardbrückebisAltstätten,welche

diedirekteBedienungvonverschiedenenArbeitsortenerlaubt.DiesbedeutetfürPendlereine

Zeitersparnisvonmindestens15MinutenproWeg,beiDestinationenentlangderneuenStrecke

sogarnochdeutlichmehr.

Ein neues Finanzierungskonzept für die Kultur

BeiderKulturhatsichdasProblemderZentrumslasteninsofernreduziert,alsdassdas

TheaterSt.GallennichtmehrvonderStadt,sondernvomKantonbetriebenwird.Trotzdemist

auchhiereineinterkantonaleZusammenarbeitundLastenteilungunterEinschlussderbeiden

AppenzellunddesThurgausanzustreben.EinereineVerhandlungslösungdürfteaberschwie-

rigersein,zumindestsolangedieBenutzungderkulturellenEinrichtungenallenzueinemein-

heitlichenPreisoffensteht.

EineDifferenzierungderPreisenachBenutzergruppewäreallerdingsohneweiteresmöglich.

SiekönntemiteinemVouchersystemkombiniertwerden.DieEinwohnerderjenigenKantone

undGemeinden,welchesichandenKostenbeteiligen,erhieltendabeiGutscheine,welche

ihneneinenverbilligtenKaufvonBillettenfürgewissekulturelleEreignisseerlaubenwürden.

DamitliessesicheineSubventionierungvondenjenigenkulturellenEventserreichen,welche

aucheffektivaufInteressestossen.DieswürdedenNutzenausdenSubventionengegenüber

demheutigenSystemderpolitischenVerteilungderGeldererhöhenundfüreinattraktiveres

Angebotsorgen,waswiederumdenWohnortOstschweizaufwertenwürde.

Empfehlung «Kulturgutscheine»:EinTeilderKultursubventionensollneuinFormvon

GutscheinenandieinteressierteBevölkerungerfolgen,welcheangenaudefiniertenVeranstal-

tungenzueinerReduktiondesEintrittspreisesverwendetwerdenkönnen.DerGesamtbetrag

derGutscheinesolletwa30%derSubventionenbetragen.DiefestenSubventionenandie

KulturinstitutionenwerdenumdiesenBetraggekürzt.DerBetragderGutscheine,welcher

amEndedesJahresnichtbenutztwurde,wirdimVerhältnisdererhaltenenGutscheineanalle

Veranstalterverteilt.DerandieKulturfliessendeGesamtbetragwirddamitnichtgekürzt.

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Zusammenfassung in 20 Empfehlungen

1.AufhebungderVorschriftenzudenLadenöffnungszeiten.

2. «CaseManager»fürUnternehmeneinführen.

3. FlankierendeMassnahmenausschliesslichaufFälleanwenden,woeszueinerSenkung

derbranchenüblichenLöhnekommenkönnte,undreduzierteMeldepflichtsowiekürzere

FristenfürDienstleistungserbringerimgrenznahenVerkehreinführen.

4.DenvorhandenenSpielraumbeiderSozialhilfebessernutzen.

5.VerbesserungderöffentlichenSicherheitdurcherhöhtePolizeipräsenz,Optimierung

derStrafverfolgung,ÜberprüfungderAufgabenteilungzwischenKantonenund

Gemeinden.

6. EinführungderfreienSchulwahl.

7. StärkungderEigenverantwortungderSchulen.

8. FlächendeckendeTagesstruktureninklusiveMittagstischeeinführen.

9.AnhebungderStudiengebühren.

10.SchaffungeinereffizientenFührungsstrukturanderFHO.

11.VerbesserungderKoordination(auchdurchFusionen)derAus-undWeiterbildungs-

lehrgängeimnaturwissenschaftlich-technischenBereichandenHochschulenrundum

denBodensee.

12.Durchführungeines«Engineering-Events»durchdieB-IHKinVerbindungmitder

Intertech.

13.VerfügbarkeitvonGrundstückenundImmobiliendurcheineaktiveFlächenangebots-

politiksicherstellenundAnreizezurVerflüssigungvonBaulandreservenundzur

ReduktionderBaulandhortungentwickeln.

14.«Willkommensein»:PotenzielleUmzugsproblemeeffizientundkundenspezifischunter

Einsatzvon«CaseManagern»lösen.

15.UnterstützungderIHK-MitgliederbeiderIntegrationvonausländischenKadernindie

GesellschaftundKulturderOstschweizundindiePolitik.

16.SpitzenpositionbeidenUnternehmenssteuernerobernbzw.sicherstellen.Verrechnung

derKapital-mitderGewinnsteuersowiedieAbzugsfähigkeiteinerNormalverzinsungdes

Eigenkapitalseinführen.

17.SenkungSteuerbelastungfürmittlereEinkommeninARundzusätzlichfürhohe

EinkommeninSGundimTG.

18.EinführungderEasySwissTaxindenOstschweizerKantonenprüfen.

19.OstschweizerPendlerzugnachundvonZürichindenFahrplaneinfügen.

20.Kulturgutscheineeinführen.

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Anhang: Wirtschaftsregionen

W I RT S C H A F T S R E G I O N E N K A N T O N A P P E N Z E L L A U S S E R R H O D E N

Wirtschaftsregion Gemeinden

Vorderland Grub,Heiden,Lutzenberg,Rehetobel,Wald,Reute,Walzenhausen,Wolfhalden

Mittelland Bühler,Gais,Speicher,Teufen,Trogen

Hinterland Herisau,Hundwil,Schönengrund,Schwellbrunn,Stein,Urnäsch,Waldstatt

W I RT S C H A F T S R E G I O N E N K A N T O N S T. G A L L E N

Wirtschaftsregion Ortschaften

St.Gallen St.Gallen,Abtwil,Engelburg,Eggersriet,Grub,Gossau,Andwil,Waldkirch,Arnegg,Kronbühl,Wittenbach,

Bernhardzell,Lömmenschwil,Häggenschwil,Muolen

Rorschach Berg,Mörschwil,Staad,Altenrhein,Goldach,Rorschach,Rorschacherberg,Steinach,Tübach,Untereggen,Thal

Rheintal Hinterforst,Kriessern,Heerbrugg,Au,Balgach,Berneck,Diepoldsau,Widnau,Altstätten,Eichberg,Marbach,

Oberriet,Rebstein,Rüthi,Rheineck,St.Margrethen

Werdenberg Salez,Sennwald,Frümsen,Sax,Haag,Buchs,Grabs,Gams,Sevelen,Weite,Trübbach,Azmoos,Oberschan

Sarganserland BadRagaz,Pfäfers,St.Margrethenberg,Vadura,Vättis,Valens,Sargans,Wangs,Vilters,Schwendi,Weiss-

tannen,Murg,Quinten,Walenstadt,Unterterzen,Quarten,Oberterzen,Mols,Mädris-Vermol,Mels,Plons,

Berschis,Flums,Flumserberg

Linthgebiet Goldingen,Rapperswil-Jona,Wagen,Bollingen,Schmerikon,Benken,Schänis,Kaltbrunn,Rufi,Ernetschwil,

Walde,Uznach,Neuhaus,Eschenbach,Ermenswil,St.Gallenkappel,Gommiswald,Uetliburg,Rieden,Uznach,

Weesen,Amden

Toggenburg Ricken,Hoffeld,Dicken,Mogelsberg,Nassen,Brunnadern,Necker,St.Peterzell,Rindal,Kirchberg,Gähwil,

Bazenheid,Lütisburg,Bütschwil,Mosnang,Ganterschwil,Dreien,Mühlrüti,Libingen,Dietfurt,Lichtensteig,

Oberhelfenschwil,Krinau,Wattwil,Ulisbach,Hemberg,Ebnat-Kappel,Krummenau,Nesslau,Ennetbühl,Neu

St.Johann,Stein,AltSt.Johann,Unterwasser,Wildhaus,Degersheim,Wolfertswil,Flawil,Egg,Niederbüren

Wil(SG) Niederwil,Uzwil,Oberuzwil,Jonschwil,Niederuzwil,Oberbüren,Henau,Bichwil,Algetshausen,Wil,Rossrüti,

Züberwangen,Zuzwil,Lenggenwil,Zuckenriet,Niederhelfenschwil,Schwarzenbach,Bronschhofen

W I RT S C H A F T S R E G I O N E N K A N T O N T H U R G A U

Wirtschaftsregion Ortschaften

Diessenhofen Diessenhofen,Basadingen,Schlattingen,SchlattbeiDiessenhofen

Frauenfeld Aadorf,Ettenhausen,Guntershausen,Frauenfeld,Pfyn,Lanzenneunforn,Hörhausen,Homburg,Thundorf,

Häuslenen,Uesslingen,Niederneunforn,Oberneunforn,Warth,Herdern,Hüttwilen,Nussbaumen,Islikon,

Gachnang,Felben-Wellhausen,Hüttlingen-Mettendorf,MüllheimDorf,Stettfurt,Wittenwil,Matzingen

Kreuzlingen Ermatingen,Triboltingen,Tägerwilen,Kreuzlingen,Hefenhausen,Hugelshofen,Neuwilen,Siegershausen,

Lengwil-Oberhofen,Güttingen,Altnau,Landschlacht,Scherzingen,Bottighofen

Oberthurgau Amriswil,Schocherswil,Erlen,Oberaach,Zihlschlacht,Sitterdorf,Romanshorn,Uttwil,Kesswil,Salmsach,

Heldswil,Hauptwil,Bischofszell,Schweizersholz,Wilen,Freidorf,Steinebrunn,Neukirch,Arbon,Egnach,Horn,

Roggwil

Untersee Kaltenbach,Eschenz,Mammern,Steckborn,Berlingen,Mannenbach-Salenst,Fruthwilen

Weinfelden Amlikon-Bissegg,Müllheim-Wigoltingen,Wigoltingen,Raperswilen,Märstetten,Ottoberg,Weinfelden,Berg,

Bürglen,Mauren,Schönholzerswilen,Sulgen,Leimbach,Kradolf-Schönenberg,SchönenberganderThur,

Neukirch,Stehrenberg,Friltschen,Mettlen,Bussnang

Wil(TG) Eschlikon,Balterswil,Bichelsee,Sirnach,Wiezikonb.Sirnach,Dussnang,Fischingen,Braunau,Lommis,

Weingarten-Kalthäusern,Wuppenau,Hosenruck,Rickenbachb.Wil,Wilenb.Wil,Münchwilen,

St.Margarethen,Wängi,Tuttwil,Bettwiesen,Tägerschen,Tobel,Affeltrangen,Märwil,Littenheid

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Impressum

Herausgeber:

Industrie- und Handelskammer

St. Gallen-Appenzell

Gallusstrasse 16, 9000 St. Gallen

Tel. 071 224 10 10

Autoren:

Peter Eisenhut

Frank Bodmer

Layout:

matrix-design & kommunikation, Herisau

für axxaris group ag, Trogen

Druck:

Typotron AG, St.Gallen

Erscheinungsdatum:

19. November 2007

©2007 IHK St.Gallen-Appenzell

Preis der Studie:

Für IHK-Mitglieder gratis

Nicht-Mitglieder Fr. 30.–

Bestellungen:

[email protected], Tel. 071 224 10 10

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