WISSENSWOCHE - Stephan Kloos · 2018. 9. 14. · Wissenschaften (ÖAW)traditionelle Tibeti-sche...

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JUNGE FORSCHUNG Michael Kahr „Jazz & the City“ Leykam Verlag, 524 Seiten, 29,90 Euro BUCHTIPP Jazzhauptstadt Graz: Was die kulturelle Identität prägt Forschungsergebnisse auf CD? Das ist nur ein Teil der Resultate des vom Wis- senschaftsfonds FWF geförderten künst- lerischen Forschungsprojekts „Jazz & the City“ an der Kunstuni Graz. Abgeschlos- sen wurde es bereits, die wissenschaftli- chen Arbeiten wirken aber weiter nach. Kürzlich ist nun auch die gleich- namige Monografie zu 50 Jahren Grazer Jazzgeschichte erschienen. Darin doku- mentiert Komponist und Jazzforscher Mi- chael Kahr die Entwicklung von der Gründung des Jazzinstituts (an der dama- ligen Akademie für Musik und Darstel- lende Kunst) 1965 bis zum Jahr 2015. Zu- dem illustriert er die Bedeutung des Jazz für das Grazer Kulturleben anhand ausge- wählter Persönlichkeiten und Veranstal- tungen. Durch diese erlangte der akade- mische Jazzschwerpunkt schließlich auch sein internationales Ansehen. (gral) WISSENSWOCHE Wirkungswechsel: Schau zum Mitmachen wieder in Wien Allergien begreifen, einen Ausflug ins Quantenlabor unternehmen oder ver- steckte Muster entdecken? Einen spiele- rischen Zugang zu Wissenschaft und Technik erleben kann man an den 20 Mitmachstationen der Wanderausstel- lung „Wirkungswechsel“. Nach ihrer Rei- se durch vier Bundesländer gastiert sie ab Dienstag, 7. Februar, wieder in Wien: Die Schau ist bis 24. März 2017, jeweils von Montag bis Freitag von neun bis 18 Uhr, im Ringturm (Schottenring 30, 1010 Wien) zu sehen. Der Eintritt ist frei. Quellen des Glücks: Wie viel Zeit ein gutes Leben braucht Wie man gesünder und attraktiver wird, mehr Freunde gewinnt, sein soziales und kulturelles Kapital erweitert, seien nicht nur Themen der „Glücksratgeber, son- dern auch die vorherrschenden Indikato- ren für Lebensqualität“, sagt Hartmut Rosa. Die Menschen antworteten auf die Frage nach ihrem Glück aber eher mit Blick auf ihre Ressourcenausstattung, materielle Mittel. Der Soziologe geht am Mittwoch, 8. Februar, 19 Uhr, in einer Wiener Vorlesung an der WU (Festsaal, Welthandelsplatz 1, 1020 Wien) der Frage nach, wie viel Zeit ein gutes Leben braucht. Daran schließt ein Gespräch mit Sozialökonom Andreas Novy und Histo- riker Hubert Christian Ehalt an. Verborgene Schätze von Mammuts und Dinosauriern Am Sonntag, 5. Februar, lädt das Natur- historische Museum Wien (Burgring 7, 1010 Wien) zu zwei spannenden Vorträ- gen: Mathias Harzhauser zeigt um 11 Uhr einen Blick hinter die Kulissen der palä- ontologischen Sammlung mit Anschau- ungsobjekten der Mammutfossilien und vielen mehr (Führungskarte, 8 Euro). Um 15.30 Uhr geht es dann um das Erd- mittelalter und die Zeit der Dinosaurier (Führungskarte 4 Euro). Und obwohl diese Arznei- mittel auch bei uns konsumiert werden, wissen wir fast nichts über diese Industrie. ZUR PERSON Stephan Kloos wurde 1976 in Wien geboren und studierte Kultur- und Sozialanthropologie an der Uni Wien. Nach der Masterarbeit ging er nach Berkeley in Kalifornien, um die Tibetische Medizin, ihre Industrie und den Einfluss auf asiatische Gesellschaften genauer zu erforschen. Seit 2010 lebt Kloos in Wien und leitet seit 2014 am Institut für Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften eine Forschungsgruppe. Alle Beiträge unter: diepresse.com/jungeforschung Der teilnehmende Beobachter Der Sozialanthropologe Stephan Kloos erkundet die Rolle der Tibetischen Medizin in Asien. Die aufstrebende Industrie hat Folgen für alle Bereiche der Gesellschaft. VON VERONIKA SCHMIDT A uf das Thema gekommen bin ich als Rucksacktourist in Indien“, sagt Ste- phan Kloos. Er erforscht am Institut für Sozialanthropologie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) traditionelle Tibeti- sche Medizin. „Auf meiner Reise durch den indischen Himalaya bemerkte ich, welche wichtige Rolle die Tibetische Medizin dort spielt: nicht nur gesundheitlich, sondern auch sozial, politisch und wirtschaftlich.“ Daraufhin entschloss sich der Wiener Stu- dent der Kultur- und Sozialanthropologie, seine Diplomarbeit dem Thema zu widmen, das weite Teile Asiens betrifft. Er zog für fünf Monate in ein Dorf in der indischen Grenzregion Ladakh, um dort mittels „teilnehmender Beobachtung“ die Tibetische Medizin genauer zu verstehen. „Ich wohnte bei einem traditionellen Arzt und versuchte in Gesprächen mit ihm und anderen Dorfbewohnern sowie durch Teil- nahme am täglichen Leben, die soziale Rolle dieses Heilers zu erforschen.“ Was Kloos erst später erkannte, war, dass diese Forschung zeitlich mit dem Beginn großer Veränderun- gen in der über 1000 Jahre alten Tibetischen Medizin zusammenfiel: Das traditionelle Heilwissen entwickelte sich in eine „trans- nationale, innovative und lukrative Indus- trie“. Ähnlich wie Ayurveda oder die Tradi- tionelle Chinesische Medizin (TCM) wurden die Arzneien immer mehr in modernen Fa- briken in Massenproduktion hergestellt. 150 Milliarden Dollar pro Jahr „Die Tibetische Medizinindustrie ist relativ klein, aber der Marktwert der gesamten asia- tischen Medizin liegt mittlerweile bei 150 Milliarden Dollar pro Jahr“, sagt Kloos. „Das ist ein großer Wirtschaftsfaktor für diese Re- gion, und obwohl diese Arzneimittel auch bei uns konsumiert werden, wissen wir fast nichts über diese Industrie.“ Das will Kloos nun ändern. Seit der Di- plomarbeit hat er sich immer tiefer in das Thema eingearbeitet und erhielt 2013 einen ERC Starting Grant des europäischen For- schungsrates. „Das war in dem Jahr der ein- zige an Österreich vergebene Starting Grant im Gebiet der Geistes- und Sozialwissen- schaften“, betont Kloos. Mit der Förderung von knapp 1,5 Millionen Euro baute Kloos in Wien eine eigene Forschungsgruppe auf, die nun die wirtschaftliche, soziale und politi- sche Rolle der Tibetischen Medizin er- forscht. „Wir nennen diese Medizin beim ti- betischen Ausdruck Sowa-Rigpa, das heißt ,Wissenschaft des Heilens‘“, sagt Kloos. Denn Sowa-Rigpa wird auch in China, In- dien, der Mongolei, Bhutan und in Teilen Nepals und Sibiriens praktiziert. Den ERC Grant bekam Kloos zugespro- chen, als er wieder in Wien lebte. 2004 war er für sein Doktorat an die University of Cali- fornia (Berkeley und San Francisco) gegan- gen. In Kalifornien kam auch seine heute neunjährige Tochter auf die Welt. Sie war erst acht Monate alt, als Kloos von Berkeley aus seine Dissertationsforschung im Aus- land antrat: Ein Jahr lang wohnte die junge Familie in Indien, in der Region Dharamsa- la, wo auch der Dalai Lama und die tibeti- sche Exilregierung angesiedelt sind. „Dort ist der Sitz der wichtigsten Medi- zin-Institute, und ich konnte die Rolle der Tibetischen Medizin in der gesamten Gesell- schaft erforschen“, sagt Kloos. Es war span- nend zu verfolgen, wie die Auswirkung der aufstrebenden Industrie die Gesellschaft der Exiltibeter kulturell und sozial beeinflusste. „Es ist wichtig, diese Industrie als großes Ganzes zu verstehen.“ Die Produkte dieser „traditionellen“ Pharma-Industrie sind hauptsächlich Kräuterpillen mit mindestens drei und bis zu 100 verschiedenen Zutaten. „Die Zutaten, meist pflanzlich oder minera- lisch, kommen von verschiedenen Regionen Asiens: Der Handel und das Wissen darüber zirkulieren grenzüberschreitend.“ 2010 zog Kloos mit Familie nach Wien – nun reist er jeweils für einige Wochen pro Jahr nach Asien, um seine Forschung voran- zutreiben. „2015 konnten wir wieder für sechs Monate nach Indien ziehen. Meine Tochter ging dort in die Schule, lernte schnell Englisch, und auch etwas Hindi. Das war eine wunderbare Erfahrung für uns.“ „Habe hier Freiheit für die Forschung“ Dass Wien nun seine Homebase ist, schätzt Kloos sehr. „In den USA sind zwar die Uni- versitäten besser finanziert, aber hier an der ÖAW, die sich ausschließlich der Grundla- genforschung widmet, habe ich eine Freiheit und Möglichkeiten für die Forschung, die ich dort nicht gehabt hätte.“ Auch die Finan- zierung durch den Wissenschaftsfonds FWF und EU-Programme sieht er positiv für den Wissenschaftsstandort Österreich. „Wien ist heute ein internationaler Hotspot für kriti- sche Forschung zur Tibetischen Medizin.“ Für seine Forschungen lebte Stephan Kloos be- reits monatelang in indi- schen Dörfern und Städ- ten. Inzwischen ist wie- der Wien sein Lebens- mittelpunkt. [ Clemens Fabry ] 36 WISSEN & INNOVATION SAMSTAG, 4. FEBRUAR 2017 IMPRESSUM: WISSEN & INNOVATION „Wissen & Innovation“ wird von der „Presse“-Redaktion in völliger Unabhängigkeit inhaltlich gestaltet und erscheint mit finanzieller Unterstützung 0 Redaktion: Alice Senarclens de Grancy (Leitung), Veronika Schmidt 0 [email protected]

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  • JUNGE FORSCHUNG

    Michael Kahr„Jazz & the City“Leykam Verlag,524 Seiten,29,90 Euro

    BUCHTIPP

    Jazzhauptstadt Graz: Was diekulturelle Identität prägtForschungsergebnisse auf CD? Das istnur ein Teil der Resultate des vom Wis-senschaftsfonds FWF geförderten künst-lerischen Forschungsprojekts „Jazz & theCity“ an der Kunstuni Graz. Abgeschlos-sen wurde es bereits, die wissenschaftli-chen Arbeiten wirken aber weiter nach.

    Kürzlich ist nun auch die gleich-namige Monografie zu 50 Jahren GrazerJazzgeschichte erschienen. Darin doku-mentiert Komponist und Jazzforscher Mi-chael Kahr die Entwicklung von derGründung des Jazzinstituts (an der dama-ligen Akademie für Musik und Darstel-lende Kunst) 1965 bis zum Jahr 2015. Zu-dem illustriert er die Bedeutung des Jazzfür das Grazer Kulturleben anhand ausge-wählter Persönlichkeiten und Veranstal-tungen. Durch diese erlangte der akade-mische Jazzschwerpunkt schließlich auchsein internationales Ansehen. (gral)

    WISSENSWOCHE

    Wirkungswechsel: Schau zumMitmachen wieder in WienAllergien begreifen, einen Ausflug insQuantenlabor unternehmen oder ver-steckte Muster entdecken? Einen spiele-rischen Zugang zu Wissenschaft undTechnik erleben kann man an den 20Mitmachstationen der Wanderausstel-lung „Wirkungswechsel“. Nach ihrer Rei-se durch vier Bundesländer gastiert sieab Dienstag, 7. Februar, wieder in Wien:Die Schau ist bis 24. März 2017, jeweilsvon Montag bis Freitag von neun bis 18Uhr, im Ringturm (Schottenring 30, 1010Wien) zu sehen. Der Eintritt ist frei.

    Quellen des Glücks: Wie vielZeit ein gutes Leben brauchtWie man gesünder und attraktiver wird,mehr Freunde gewinnt, sein soziales undkulturelles Kapital erweitert, seien nichtnur Themen der „Glücksratgeber, son-dern auch die vorherrschenden Indikato-ren für Lebensqualität“, sagt HartmutRosa. Die Menschen antworteten auf dieFrage nach ihrem Glück aber eher mitBlick auf ihre Ressourcenausstattung,materielle Mittel. Der Soziologe geht amMittwoch, 8. Februar, 19 Uhr, in einerWiener Vorlesung an der WU (Festsaal,Welthandelsplatz 1, 1020 Wien) der Fragenach, wie viel Zeit ein gutes Lebenbraucht. Daran schließt ein Gespräch mitSozialökonom Andreas Novy und Histo-riker Hubert Christian Ehalt an.

    Verborgene Schätze vonMammuts und DinosauriernAm Sonntag, 5. Februar, lädt das Natur-historische Museum Wien (Burgring 7,1010 Wien) zu zwei spannenden Vorträ-gen: Mathias Harzhauser zeigt um 11 Uhreinen Blick hinter die Kulissen der palä-ontologischen Sammlung mit Anschau-ungsobjekten der Mammutfossilien undvielen mehr (Führungskarte, 8 Euro). Um15.30 Uhr geht es dann um das Erd-mittelalter und die Zeit der Dinosaurier(Führungskarte 4 Euro).

    Und obwohl diese Arznei-mittel auch bei unskonsumiert werden, wissenwir fast nichts über dieseIndustrie.

    ZUR PERSON

    Stephan Kloos wurde 1976 in Wien geboren undstudierte Kultur- und Sozialanthropologie an der UniWien. Nach der Masterarbeit ging er nach Berkeleyin Kalifornien, um die Tibetische Medizin, ihreIndustrie und den Einfluss auf asiatischeGesellschaften genauer zu erforschen. Seit 2010lebt Kloos in Wien und leitet seit 2014 am Institut fürSozialanthropologie der Österreichischen Akademieder Wissenschaften eine Forschungsgruppe.

    Alle Beiträge unter: diepresse.com/jungeforschung

    Der teilnehmende BeobachterDer Sozialanthropologe Stephan Kloos erkundet die Rolle der Tibetischen Medizin inAsien. Die aufstrebende Industrie hat Folgen für alle Bereiche der Gesellschaft.

    VON VERONIKA SCHMIDT

    A uf das Thema gekommen bin ich alsRucksacktourist in Indien“, sagt Ste-phan Kloos. Er erforscht am Institutfür Sozialanthropologie der Akademie derWissenschaften (ÖAW) traditionelle Tibeti-sche Medizin. „Auf meiner Reise durch denindischen Himalaya bemerkte ich, welchewichtige Rolle die Tibetische Medizin dortspielt: nicht nur gesundheitlich, sondernauch sozial, politisch und wirtschaftlich.“Daraufhin entschloss sich der Wiener Stu-dent der Kultur- und Sozialanthropologie,seine Diplomarbeit dem Thema zu widmen,das weite Teile Asiens betrifft.

    Er zog für fünf Monate in ein Dorf in derindischen Grenzregion Ladakh, um dortmittels „teilnehmender Beobachtung“ dieTibetische Medizin genauer zu verstehen.„Ich wohnte bei einem traditionellen Arztund versuchte in Gesprächen mit ihm undanderen Dorfbewohnern sowie durch Teil-nahme am täglichen Leben, die soziale Rolledieses Heilers zu erforschen.“ Was Kloos erstspäter erkannte, war, dass diese Forschungzeitlich mit dem Beginn großer Veränderun-gen in der über 1000 Jahre alten TibetischenMedizin zusammenfiel: Das traditionelleHeilwissen entwickelte sich in eine „trans-nationale, innovative und lukrative Indus-trie“. Ähnlich wie Ayurveda oder die Tradi-tionelle Chinesische Medizin (TCM) wurdendie Arzneien immer mehr in modernen Fa-briken in Massenproduktion hergestellt.

    150 Milliarden Dollar pro Jahr„Die Tibetische Medizinindustrie ist relativklein, aber der Marktwert der gesamten asia-tischen Medizin liegt mittlerweile bei 150Milliarden Dollar pro Jahr“, sagt Kloos. „Dasist ein großer Wirtschaftsfaktor für diese Re-gion, und obwohl diese Arzneimittel auchbei uns konsumiert werden, wissen wir fastnichts über diese Industrie.“

    Das will Kloos nun ändern. Seit der Di-plomarbeit hat er sich immer tiefer in dasThema eingearbeitet und erhielt 2013 einen

    ERC Starting Grant des europäischen For-schungsrates. „Das war in dem Jahr der ein-zige an Österreich vergebene Starting Grantim Gebiet der Geistes- und Sozialwissen-schaften“, betont Kloos. Mit der Förderungvon knapp 1,5 Millionen Euro baute Kloos inWien eine eigene Forschungsgruppe auf, dienun die wirtschaftliche, soziale und politi-sche Rolle der Tibetischen Medizin er-

    forscht. „Wir nennen diese Medizin beim ti-betischen Ausdruck Sowa-Rigpa, das heißt,Wissenschaft des Heilens‘“, sagt Kloos.Denn Sowa-Rigpa wird auch in China, In-dien, der Mongolei, Bhutan und in TeilenNepals und Sibiriens praktiziert.

    Den ERC Grant bekam Kloos zugespro-chen, als er wieder in Wien lebte. 2004 warer für sein Doktorat an die University of Cali-fornia (Berkeley und San Francisco) gegan-gen. In Kalifornien kam auch seine heuteneunjährige Tochter auf die Welt. Sie warerst acht Monate alt, als Kloos von Berkeleyaus seine Dissertationsforschung im Aus-land antrat: Ein Jahr lang wohnte die jungeFamilie in Indien, in der Region Dharamsa-la, wo auch der Dalai Lama und die tibeti-sche Exilregierung angesiedelt sind.

    „Dort ist der Sitz der wichtigsten Medi-zin-Institute, und ich konnte die Rolle derTibetischen Medizin in der gesamten Gesell-schaft erforschen“, sagt Kloos. Es war span-

    nend zu verfolgen, wie die Auswirkung deraufstrebenden Industrie die Gesellschaft derExiltibeter kulturell und sozial beeinflusste.„Es ist wichtig, diese Industrie als großesGanzes zu verstehen.“ Die Produkte dieser„traditionellen“ Pharma-Industrie sindhauptsächlich Kräuterpillen mit mindestensdrei und bis zu 100 verschiedenen Zutaten.„Die Zutaten, meist pflanzlich oder minera-lisch, kommen von verschiedenen RegionenAsiens: Der Handel und das Wissen darüberzirkulieren grenzüberschreitend.“

    2010 zog Kloos mit Familie nach Wien –nun reist er jeweils für einige Wochen proJahr nach Asien, um seine Forschung voran-zutreiben. „2015 konnten wir wieder fürsechs Monate nach Indien ziehen. MeineTochter ging dort in die Schule, lernteschnell Englisch, und auch etwas Hindi. Daswar eine wunderbare Erfahrung für uns.“

    „Habe hier Freiheit für die Forschung“Dass Wien nun seine Homebase ist, schätztKloos sehr. „In den USA sind zwar die Uni-versitäten besser finanziert, aber hier an derÖAW, die sich ausschließlich der Grundla-genforschung widmet, habe ich eine Freiheitund Möglichkeiten für die Forschung, dieich dort nicht gehabt hätte.“ Auch die Finan-zierung durch den Wissenschaftsfonds FWFund EU-Programme sieht er positiv für denWissenschaftsstandort Österreich. „Wien istheute ein internationaler Hotspot für kriti-sche Forschung zur Tibetischen Medizin.“

    Für seine Forschungenlebte Stephan Kloos be-reits monatelang in indi-schen Dörfern und Städ-ten. Inzwischen ist wie-der Wien sein Lebens-mittelpunkt.[ Clemens Fabry ]

    36 WISSEN & INNOVATION SAMSTAG, 4. FEBRUAR 2017

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