Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

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V Vorlesung Klinische Psychologie und Klinische Psychologie und Psychotherapie I Wintersemester 20122013 Prof. Dr. HansUlrich Wittchen & D S K Dr. Susanne Knappe

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V Vorlesung

Klinische Psychologie undKlinische Psychologie und Psychotherapie I

Wintersemester 2012‐2013Prof. Dr. Hans‐Ulrich Wittchen & 

D S KDr. Susanne Knappe

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Das Programm

Datum Inhalt der Veranstaltung09.10.2012 Was sind Klinische Psychologie und Psychotherapie? Definitionen und09.10.2012 Was sind Klinische Psychologie und Psychotherapie? Definitionen und 

Perspektiven (SK)16.10.2012 Was sind psychische Störungen? Psychische Gesundheit, Symptome und 

Störungen – ihre Klassifikation und Diagnostik (SK)23.10.2012 Einführung in die Klinische Psychologie. I: Epidemiologische Beiträge (HUW)

30.10.2012 Einführung in die Klinische Psychologie. II: Lernpsychologische Grundlagen (HUW)

06.11.2012 Einführung in die Klinische Psychologie. III: Familiengenetische und entwicklungspsychologische Grundlagen (SK)

13.11.2012 Einführung in die Klinische Psychologie. IV: Psychopharmakologische & h l i h G dl (HUW)neuropsychologische Grundlagen (HUW)

20.11.2012 Einführung in die Klinische Psychologie. V: Biopsychologische Grundlagen

27.11.2012 Einführung in die Klinische Psychologie. VI: Vulnerabilitäts‐ und Stressmodelle (SK)

04.12.2012 Einführung in die Psychotherapie: Begriffe, Schulen, Trends (SK)

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HeuteVulnerabilitäts‐Stress‐ModellVulnerabilitäts Stress Modell

• Aktuelle Forschungsfragen der Klinischen Psychologie• Rückblick I‐ IV

• Hintergrund • Vulnerabilität und Stress• Zentrale Annahmen

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellAktuelle Forschungsfragen der Klinischen Psychologie

l h k d f d ( b h) d

Aktuelle Forschungsfragen der Klinischen Psychologie

• Welche Faktoren sind genau für den Beginn (onset = Ausbruch) der Störung verantwortlich?

• Welche Faktoren halten die Störung aufrecht? Sind dies die gleichen oder g gganz andere Prozesse?

• Wie häufig sind derartige Störungen überhaupt, wie viele sind in Früh‐und Spätstadien wer wird als Fall erkannt und behandelt?und Spätstadien, wer wird als Fall erkannt und behandelt?

• Welche Folgen ergeben sich aus derartigen Störungen? Z.B. in Bezug auf die soziale Entwicklung? Welche weiteren Risiken und Komplikationen sind mit der Störung verbunden?

• Wie können wir dieses Wissen im Hinblick auf Prävention und Therapie nutzen?nutzen?

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellAktuelle Forschungsfragen der Klinischen PsychologieAktuelle Forschungsfragen der Klinischen Psychologie

Fragestellungeng g

1) Wie erklärt die Psychologie das Entstehen psychischer Störungen?2) Welche Modelle und Untersuchungsansätze gibt es?2) Welche Modelle und Untersuchungsansätze gibt es?

Grundannahme

1) Dies hat etwas mit Lernen zu tun!2) Psychische Störungen werden durch Lernprozesse „erworben“ und durch 

Lernprozesse geformt und ausgestaltet3) Diese „passieren“ auf der Grundlage unseres zentralnervösen ) p g

(neuronalen) Systems4) Bei ihrer Identifikation und Untersuchung werden alle 

Grundlagenerkenntnisse des Fachgebiets Psychologie einschließlich ihrerGrundlagenerkenntnisse des Fachgebiets Psychologie einschließlich ihrer Nachbargebiete berücksichtigt

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick I ‐ EpidemiologieRückblick I  Epidemiologie

Traumatische Ereignisse, PTBS und psychische Störungen bei S ld i d h A l d i E E b iSoldaten mit und ohne Auslandseinsatz: Erste Ergebnisse

H Ul i h Witt h S bi S hö f ldHans‐Ulrich Wittchen, Sabine Schönfeld und die PTBS‐Studiengruppe

Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie  und  „Center forClinical Epidemiology and Longitudinal Studies“

Technische Universität Dresden 

Forschungsvorhaben TUD, Bundesministerium der Verteidigung AZ: M/SABX/9A004 „Psychische Gesundheit bei SoldatInnen der Bundeswehr im Zusammenhang mit Auslandseinsätzen“

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick I ‐ EpidemiologieRückblick I  Epidemiologie

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick I ‐ EpidemiologieRückblick I  Epidemiologie

• Feststellung der Krankheitsverteilung über Raum und Zeit in Abhängigkeit von Umwelt, Organismus und Persönlichkeit (deskriptive E )E.)

• Untersuchung von Entstehung, Verlauf und Ausgang von Erkrankungen (analytische E. / Vervollständigung der klinischen Forschung)

• Prüfung von Hypothesen über kausale Beziehungen zwischen U l f k K kh i d P ( l i h E iUmweltfaktoren, Krankheit und Person (analytische E.; quasi‐experimentelle Designs)

• Entwicklung Ableitung Evaluation von präventiven InterventionenEntwicklung, Ableitung, Evaluation von präventiven Interventionen

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick II ‐ LernpsychologieRückblick II  Lernpsychologie

Die Psychologie hat durch Tier‐ und experimentelle Forschung die Mechanismen des Lernens (und seiner Störungen) entschlüsselt:

• Klassisches Konditionieren (automatisches und physiologisches Lernen)

• Operantes Konditionieren (Lernen am Erfolg)

• Modelllernen (Lernen durch Beobachtung – oft verbunden mit operantem Lernen)

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick II ‐ LernpsychologieRückblick II  Lernpsychologie

Iwan B. Pawlow, russischer Psychologe undNobelpreisträger war für die umfangreichenNobelpreisträger, war für die umfangreichenUntersuchungen und Theorien der klassischenKonditionierung verantwortlich. Sein Einfluss aufdie russische Psychologie ist immer noch stark.

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick II ‐ LernpsychologieRückblick II  Lernpsychologie

Klassische Konditionierung (nach Pawlow)

D i A ft t i t l R i it iDas gemeinsame Auftreten eines neutralen Reizes mit einem unkonditionierten (aversiven) Reiz führt dazu, dass der neutrale Reiz (jetzt konditioniert) die Reaktion alleine auslösen kann.

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick II ‐ Lernpsychologie

Di kl i h K diti i i t i f d ülti M d ll fü i l

Rückblick II  Lernpsychologie

• Die klassische Konditionierung ist ein umfassend gültiges Modell für viele Verhaltensweisen – von der molekularen, über die neurophysiologische bis hin zur kognitiv‐affektiven und Verhaltensebene (Merke! Auch Zellen sind konditionierbar!)

• Das Modell passt auf viele Beispiele normalen und abnormen Verhaltens und ist in der• Das Modell passt auf viele Beispiele normalen und abnormen Verhaltens und ist in der klinischen Psychologie und bei psychischen Störungen einsetzbar

Bsp. 1:  Ein Kleinkind wird immer in Anwesenheit der Mutter für ruhiges Verhalten durch Zuwendung belohnt und für exploratives Verhalten durch Schreck und Angst bestraft

Bsp. 2: Chronischer Schmerz

Aber:  Nicht ausreichend befriedigend zur Erklärung komplexer höherer Lernprozesse!

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick II ‐ Lernpsychologie

d

Rückblick II  Lernpsychologie

• Die operante Konditionierung: Die auf ein Verhalten folgende Konsequenz(Belohnung oder Bestrafung) + Kontingenz (Verstärkungsverhältnis: kontinuierlich,nicht kontinuierlich, fest, variabel), bestimmt die Auftretenswahrscheinlichkeit desV h lVerhaltens.

• … und ist daher das Mittel der Wahl, um neues Verhalten zu erwerben, es zutrainieren, und es in Abhängigkeit von den Umweltbedingungen optimal, g g g g peinzusetzen. Allerdings kann nur Verhalten verstärkt werden, das auch auftritt.

B. F. Skinner

verantwortlich für die Untersuchung des operanten Verhaltens und die Erweiterung dieses Ansatzes auf Erziehung, Psychotherapie und die gesamtePsychotherapie und die gesamte Gesellschaft

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick II ‐ Lernpsychologie

Operante Konditionierung (nach Skinner)Positive

Rückblick II  Lernpsychologie

V tä k

Positive Verstärkung

Konsequenz

Verhaltensweise

Verstärkung

Negative Unangenehme Konsequenz 

Verhaltensweise Verstärkung

Di kt

bleibt aus

U h

Bestrafung

Direkte Bestrafung

Unangenehme Konsequenz

A hIndirekte Bestrafung

Angenehme Konsequenz bleibt aus

Es erfolgt eine Verstärkung auf eine gezeigte Verhaltensweise.  Als Verstärkung zählt eine bestimmte Konsequenz, die über die Wiederholung des gezeigten Verhaltens entscheidet.

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick II ‐ Lernpsychologie

d

Rückblick II  Lernpsychologie

• Die operante Konditionierung:

• Funktionalität von Verhaltensweisen beachten!• Verstärker beeinflussen gesundheitsförderndes und ‐schädigendes Verhalten• Problem: häufig kurzfristig positive, aber langfristig negative Konsequenzen

Lö t A fd k d M difik ti F kti litätLösungsansatz: Aufdecken und Modifikation von Funktionalitäten

funktionale Verhaltensanalyse

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick II ‐ Lernpsychologie

k h

Rückblick II  Lernpsychologie

• Die 2‐Faktoren‐Theorie von Mowrer & Mowrer

Initiale klassische  Operante KonditionierungKonditionierung

CS (k di i l S i l Li h )

Die UCR und CR sind unangenehm und damit negative Konsequenzen (C‐) des CS und UCS – Vermeidung des CS wird 

CS (konditionaler Stimulus‐Licht)

UCS (unkonditionaler Schreckreiz)

durch Ausbleiben der CR (=C‐) belohnt!

Antizipation des CSUCS (unkonditionaler Schreckreiz)

UCR (unkond. Angstreaktion) RVermeidung

CR (konditionierte Reaktion) C+ (Ausbleiben der CR‐)

Je variabler und unregelmäßiger dies erfolgt, 

umso stabiler wird das vermeiden konditioniert!

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick II ‐ LernpsychologieRückblick II  Lernpsychologie

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick II ‐ LernpsychologieRückblick II  Lernpsychologie

"Am häufigsten sollen durch Modellernen neue Fertigkeiten erworben werdenAm häufigsten sollen durch Modellernen neue Fertigkeiten erworben werden.Ein typisches Beispiel hierfür ist die Demonstration von neuen akademischenund sozialen Fertigkeiten durch Lehrer von Studenten. Modellernen wird auchbei Patienten eingesetzt, die einen Mangel an sozialen Fertigkeiten haben undg , g gdie neues Sozialverhalten lernen sollen." (Linden & Hautzinger, 1996, S. 234)

„Bobo‐Doll“‐Experimente (Bandura et al., 1963)

• Nachahmung aggressiven Verhaltens

• aggressives vs. friedliches Modell im Film

• Kinder ahmen nach, was sie gesehen haben

• Wird das Modell für aggressives Verhalten belohnt, zeigen sich die Kinder noch aggressiver

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http://www.youtube.com/watch?v=zerCK0lRjp8

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick III – Familiengenetik & Entwicklungspsychologieg g p y g

• Psychische Störungen haben als Grundlage eine veränderte Genstruktur.

• Diese wird von den Eltern auf die Kinder übertragen. g

I t h d k iti h E i h• In entsprechenden kritischen Expressionsphasen werden die Kinder  (gleichartige) Störungen entwickeln.entwickeln.

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick III – Familiengenetik & Entwicklungspsychologieg g p y g

Transmissionsmodelle für Psychische Störungen sindTransmissionsmodelle für Psychische Störungen sind … 

• multifaktoriell (bis auf wenige Ausnahmen)• … multifaktoriell (bis auf wenige Ausnahmen)

• … ungleich der Mendel´schen Vererbungsregeln

h d h l k d h k• … nicht deterministisch; einzelne Faktoren und ihr Zusammenwirken sind risikomodulierend

• selten monogen sehr viel häufiger polygen• … selten monogen, sehr viel häufiger polygen

Faktor A Faktor Dsymptomfrei

subsyndromal

Erkrankung

Erkrankung A

Erkrankung B

Erkrankung C

Erkrankung

Faktor A

Faktor B Faktor E

Faktor D

Erkrankung Erkrankung C

Faktor C Faktor F

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick III – Familiengenetik & Entwicklungspsychologie

Ist die Entstehung einer Erkrankung das Ergebnis der genetischen

g g p y g

Ist die Entstehung einer Erkrankung das Ergebnis der genetischen Anlage eines Individuums und / oder seiner Umwelt?

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick III – Familiengenetik & Entwicklungspsychologieg g p y g

„Das Erbe füllt die Lostrommel, die Umwelt zieht das Los.“

Nach Tienari (1991) ist die vererbteVulnerabilität als „latent trait“ anzusehen.Zu einem Ausbruch der Krankheit kommt eserst wenn gewisse belastendeerst, wenn gewisse belastendeUmwelteinflüsse vorherrschen.

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick III – Familiengenetik & Entwicklungspsychologie

k i d b i i f üh i dh i d h d ll

g g p y g

• Aaron T. Beck nimmt an, dass bereits in früher Kindheit durch Modell‐Lernen, Verstärkungsmechanismen, Erziehungsverhalten, soziale Traumata  etc.  Kognitive Schemata erworben wurden

• Entwicklungsübergänge stellen ein sensitives Zeitfenster dar, in dem durch überzogene Erwartungen der Umwelt oder Überforderung des sozialen Verhaltensrepertoires kognitive Schemata weiter „befeuert“ werden, und alsVerhaltensrepertoires kognitive Schemata weiter „befeuert  werden, und als konditionale und unkonditionale Annahmen im Gedächtnis abgelegt werden

– unkonditionale Annahmen – „Ich bin inkompetent“– konditionale Annahmen – „Wenn andere durch mein Zittern meine Aufregungkonditionale Annahmen  „Wenn andere durch mein Zittern meine Aufregung 

bemerken, dann werden sie mich für dumm halten“

• Spätere Ereignisse können diese Schemata immer wieder aktivieren, und b i di k i i V b i i h i G d kbestimmen die kognitiven Verarbeitungsprozesse, sprich: negative Gedanken

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick III – Familiengenetik & Entwicklungspsychologie

b k h d h d f k l ( b b f l h “ h

g g p y g

• Es gibt kritische, d.h. dysfunktionale (übertriebene, „falsche“, nicht hilfreiche) kognitive Schemata, die über sog. kognitive Fehler zu einer bleibenden Veränderung von– Wahrnehmung– Denken und Fühlen (kognitiv‐affektiv)

d i füh– und Interpretation führen. 

• Diese können psychische Störungen auslösen und aufrechterhaltenDiese können psychische Störungen auslösen und aufrechterhalten.

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick III – Familiengenetik & Entwicklungspsychologieg g p y g

Grundannahme (Schema)

I h bi fähi

Bedingte Annahme

Ich bin unfähig.

Wenn ich etwas nicht genau verstehe, heißt das, dass ich doof bin.

Situation Automatische Gedanken Reaktionen

emotionalBuch lesen

Das ist zu schwer.Ich verstehe das nie.

T i k it

Verhalten

Traurigkeit

physiologisch

Klappt das Buch zu

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick III – Familiengenetik & Entwicklungspsychologieg g p y g

Auslösende Bewertung* Consequenz*Auslösende Situation*

Wenn andere merken Ich bin nervös muss

Bewertung* Consequenz

Ich halte einen Vortrag

„Wenn andere merken, dass ich zittere, halten

sie mich für inkompetent“

Ich bin nervös, muss mich sehr

konzentrieren und meine Hände zittern. p

Aufdecken und Bearbeiten kognitiver Fehler oder

VerzerrungenVerzerrungen

*Vgl . ABC-Modell, Kognitive Therapie nach A.T. Beck,Beck et al. 1985

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick III – Familiengenetik & Entwicklungspsychologieg g p y g

All d Ni ht D k k i G t f (“M i L b f kt b• Alles oder Nichts Denken = keine Graustufen (“Mein Leben war perfekt, aber nun kann ich nicht mehr unter Leute gehen und ist es furchtbar”)

Mentale Filter Ein Aspekt einer komplexen Siutation steht im Fokus der• Mentale Filter = Ein Aspekt einer komplexen Siutation steht im Fokus derAufmerksamkeit, während andere ignoriert werden (“Ich hatte eine gute Zeit bei derParty, aber wie er mich angesehen hat, hat alles ruiniert”)

• Gedankenlesen = Annehmen, was andere denken ohne Beweise dafür (“Die Leutedenken ich bin dumm, wenn sie mich sehen”)

• Voreilige Schlussfolgerungen = Negative Erwartungen über zukünftige Ereignisse(“Der Vortrag geht in die Hose, wenn ich das Video nicht zum Laufen kriege”)

• Emotionale Beweisführung = Annehmen, dass emotionale Reaktionen die realeSituation reflektieren (“Meine Ängste lähmen mich und machen mich hilflos; es gibtkeine Hilfe.”)

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick III – Familiengenetik & Entwicklungspsychologieg g p y g

• Etikettierung = Sich eine globale Etikette zuweisen – nicht ereignis- oder Etikettierung Sich eine globale Etikette zuweisen nicht ereignis oder situationsbezogen (“Sich beim Vortrag zu verhaspeln, zeigt meine Inkompetenz”)

• Übergeneralisierung = ein Ereignis ist charakteristisch für das Leben insgesamt g g g g(“Weil ich mich versprochen habe, ist der Vortrag nicht gelungen und ich werde das Studium nie erfolgreich beenden. Ich bin unfähig.”)

• Ignorieren positiver Ereignisse = Positive Erfahrungen, die nicht im Einklang mit den negativen Sichtweisen sind, werden ignoriert (“Mir ging es heute besser, aber das war nur Zufall”)

• Katastrophisierung = negative Ereignisse werden als intolerabel betrachtet (“Mein Herz schlägt schneller; dies ist ein sicheres Zeichen für einen Herinfarkt”.)

• Personalisierung = Annehmen, dass man selbst der Grund für ein bestimmtes Ereignis ist, wenn in Wirklichkeit andere Faktoren verantwortlich sind (“Ich habe alle den Abend verdorben weil ich schlecht drauf war”)

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den Abend verdorben, weil ich schlecht drauf war )

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick III – Familiengenetik & Entwicklungspsychologieg g p y g

Auslösende Bewertung* Consequenz*Auslösende Situation*

Anderen ergeht es Ich bin nervös muss

Bewertung* Consequenz

Ich halte einen Vortrag

Anderen ergeht es vielleicht ähnlich.

Es ist normal dass

Ich bin nervös, muss mich sehr

konzentrieren und meine Hände zittern. Es ist normal, dass

man bei einem Vortrag nervös ist.

Es kann sein, dass nicht alle das zittern

bemerken.

Das Zittern lässt keine Aussagen über meine

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gKompetenz zu, weil …

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick IV – Psychopharmakologie & Neuropsychologiey p g p y g

Die Übertragung einer elektrischen Information von der präsynaptischenZelle zur postsynaptischen Zelle wird mit Hilfe chemischer Überträgerstoffe, der sogenannten Neurotransmittern, durchgeführt.

Die Signaltransmission lässt sich pharmakologisch, sowohl in einem fördernden als auch hemmenden Sinne,  beeinflussen.

Zu den bekanntesten Transmittersystemen zählen  derzeit das Dopamin‐, Serotonin‐ und GABAerge Transmittersysteme. 

Unterschiedliche Klassen von Psychopharmaka zählen teilweise spezifisch auf eines der Transmittersysteme ab;  hierzu zählen die Neuroleptika, Antidepressiva Phasenprophylaktika Anxiolytika / Sedativa / BarbiturateAntidepressiva, Phasenprophylaktika,  Anxiolytika / Sedativa / Barbiturate, Nootropika sowie Psychostimulanzien und Medikamente bei substanzbedingten Störungen. Gleichwohl sind auch Kreuz‐wirkungenbekannt (z.B. SNRIs)

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bekannt (z.B. SNRIs)

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick IV – Psychopharmakologie & Neuropsychologiey p g p y g

Synapse = Verbindungsstelle zwischen zwei Neuronen

Präsynapse / Postsynapse

Neurotransmitter: Synthese in der Präsynapse, Speicherung in Vesikeln

Aktionspotential: Leerung der Vesikel in den synaptischen Spalt

Rezeptoren an der prä‐ und postsynapt. Membran vorhanden

Bei Kontakt Veränderung des Membranpotentials: De‐ oder Hyperpolarisation. Dadurch yp perregende oder hemmende Wirkung

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick IV – Psychopharmakologie & Neuropsychologiey p g p y g

Wirkungsweise von Transmittern

Transmitter können nur wirken, wenn sie sich an für sie zugeschnittene Rezeptoren anlagern (Schlüssel‐Schloss‐Prinzip)

A R t k i T itt i k An Rezeptoren kann nur ein Transmitter wirken

Für jeden Transmitter gibt es aber mehrere Subtypen von Rezeptoren (wichtig für gezielte pharmakologische Beeinflussung)

Die Inaktivierung von Transmittern ist mit Medikamenten gut zu beeinflussen

32Agonistische Effekte Antagonistische Effekte

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick IV – Psychopharmakologie & Neuropsychologiey p g p y g

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick IV – Psychopharmakologie & Neuropsychologiey p g p y g

2 Hauptanliegen der Neuropsychologie

• Objektivierung von kognitiven Leistungseinbußen / Leistungsprofil

Erforschung des Zusammenhangs zwischen Verhalten und Gehirn Leistungseinbußen / Leistungsprofil 

des Patienten (Stärken und Schwächen)

zwischen Verhalten und Gehirn 

• Experimentelle Einzelfallstudie an Patient mit spezifischer 

• Auswirkungen der Defizite auf den Alltag (sozialer, beruflicher, schulischer Bereich)

pHirnschädigung

• Läsionsmethode: durch das  schulischer Bereich)

• Aktueller Zustand, Th i t i l V l f

Setzen permanenter oder temporärer Hirnläsionen wird Einfluss auf die Funktionen des 

Therapiepotenzial, Verlaufsprognose

• Evaluation von Therapiemaßnahmen

Gehirns genommen wird (tierexperimentell)

ild b d f h

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• Bildgebende Verfahren 

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick IV – Psychopharmakologie & Neuropsychologiey p g p y g

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellRückblick IV – Psychopharmakologie & Neuropsychologie

Neuropsychologische Erkrankungen sind i.d.R. auf eine 

y p g p y g

p y g gorganische Ursache zurückzuführen, und gehen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen in kognitiven Leistungen wie Aufmerksamkeit,  Gedächtnis, Konzentration, in der Wahrnehmung und Persönlichkeit des Betroffenen einher. „klassische Neurologische Erkrankungen“ sind u.a. Aphasien, Neglect, Amnesien, Apraxien. 

Die neuropsychologische Diagnostik umfasst eine Vielzahl an Verfahren zur spezifischen Bestimmung / Objektivierung der 

fi i i d b ß bli h d i fähi k i dDefizite; wird aber maßgeblich von der Testierfähigkeit des Patienten bestimmt.

N h l i h Th i ät f l i T i Neuropsychologische Therapieansätze folgen einer Trias: Restitution, Kompensation, Integrierten Verfahren

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4 Perspektiven – 4 unterschiedliche Herangehensweisen4 Perspektiven  4 unterschiedliche Herangehensweisen

Wie trägt das zu unserem Verständnis psychischer Störungen bei?

Was ist mit widersprüchlichen Befunden?

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellHintergrundHintergrund

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellHintergrund

Mit B i d 70 J h E t i kl hi i t kti l /

Hintergrund

• Mit Beginn der 70er Jahre ‐ Entwicklung hin zu interaktionalen/ biopsychosozialen Modellen

• Menschliches Verhalten / Psychische Störungen = Interaktion biologischer, psychologischer und sozialer Variablen unter Einschluss entwicklungsbezogener Aspekte

• Alle Perspektiven einschließen, die bei Ausformung, Verlauf und Ausgang psychischer Störungen eine Rolle spielenAusgang psychischer Störungen eine Rolle spielen

• relative Bedeutung einzelner Faktoren über die Lebensspanne kann variierenvariieren

Page 40: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellVorteile des ModellsVorteile des Modells

Anerkennung „komplexer, multifaktorieller Ursachen“ (z.B. Schizophrenie; Gottesmann, 1993) 

Die Rolle äußerer Stressoren kann individuell und intraindividuell variieren Personen mit geringer Vulnerabilität ist starker Stress von außen für das 

Auslösen einer akuten Episode notwendig, wohingegen bei hoher Vulnerabilität nur wenig Einfluss von außen erforderlich ist

Selbst optimale Behandlungsbedingungen schützen Patienten nicht vor Selbst optimale Behandlungsbedingungen schützen Patienten nicht vor einem Rezidiv.

Erlaubt die Abbildung des heterogenen, oftmals periodisches Verlaufes

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellVorteile des Modells – Beispiel Depressive Erkrankungen

Störungsbeginn Progression und klinischer VerlaufSymptom/

p p g

Lebensbedingungen und ‐ereignisse

Störungsbeginn Progression und klinischer VerlaufSymptom/ diagnostische Schwere

Progressiveworsening*

BeginnDepression?

Beginn SUD?Andere

waxing andwaning

persistent

Remission/syndromal shifts (?)

Prodromalphase(?)

AndereStörungen?

20 25 30 age0

Remission/syndromal shifts (?)

Entwicklung vonVulnerabilitäts‐ & Risikofaktoren: Entwicklung von Demoralisation (Suizidalität) Selbst‐Medikation (Substanzstörungen)Psychosoziale Beeinträchtigungen und

Vulnerabilitäts‐ & Risikofaktoren: genetische / familiäre Faktoren Temperament? (nicht)normative Lebensereignisse / Psychosoziale Beeinträchtigungen und 

Behinderungen (nicht)normative Lebensereignisse / Lebensbedingungen Entwicklung im Ki‐Ju Alter

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellVorteile des Modells – Beispiel Panikattacken und 

Panikstörung

Störungsbeginn Progression und klinischer VerlaufSymptom/

Panikstörung

Lebensbedingungen und ‐ereignisse

Störungsbeginn Progression und klinischer VerlaufSymptom/ diagnostische Schwere

Progressiveworsening*

BeginnDepression?

Beginn SUD?Andere

waxing andwaning

persistent

Remission/syndromal shifts (?)

Prodromalphase(?)

AndereStörungen?

20 25 30 age0

Remission/syndromal shifts (?)

Entwicklung weiteree Attacken:Entwicklung einer ersten spontanen Entwicklung weiteree Attacken: verstärkte Vermeidung (Agoraphobie) Demoralisation (Depression, Suizidalität) inadäquate Lösungen (Missbrauch /

Entwicklung einer ersten spontanen Attacke: Beunruhigung Hilfesuchen

42

inadäquate Lösungen (Missbrauch / Abhängigkeit) Arbeitslosigkeit und sozialer Rückzug

Hilfesuchen Erwartungsangst Vermeidung

Page 43: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellAllgemeines ModellAllgemeines Modell

43

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellAllgemeines Modell

• Ist derzeit Grundlage aller klinisch‐psychologischen Störungsmodelle

Allgemeines Modell

Ist derzeit Grundlage aller klinisch psychologischen Störungsmodelle

• d.h.: es gibt bestimmte neurobiologische, kognitiv‐affektive Anfälligkeiten, die durch passende Ereignisse undAnfälligkeiten, die durch passende Ereignisse und Belastungsbedingungen (zu bestimmten Entwicklungs‐ oder Reifungsstadien über Lern‐ und Konditionierungsprozesse)

S ö d l i f hi d b ( i h• ... zur Störung der Regulation auf verschiedenen Ebenen (motorisch, kognitiv‐affektiv, physiologisch) und damit zum Ausbruch einer Erkrankung führen.

• Die entscheidenden Prozesse sind teilweise diagnosen‐spezifisch, teilweise übergreifend und unterscheiden sich bei Entstehung und AufrechterhaltungAufrechterhaltung

44

Page 45: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Unser Rahmenmodell

Page 46: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell

biologische Vulnerabilität: biologische Prädisposition (Trait‐Angst) auf negative g g p ( g ) gLebensereignisse mit Emotionalität, negativer Affektivität oder falschem Alarm zu reagieren

h l i h l bili ä f üh f h h b k i dpsychologische Vulnerabilität: frühe Erfahrungen von Unvorhersagbarkeit und Unkontrollierbarkeit z.B. durch Überbehütung und dadurch geminderte Kontrollüberzeugung

psycho‐soziale Vulnerabilität: spezifische Lernerfahrungen am elterlichen Modell z.B. „unerwartete Körpersymptome sind gefährlich“

46

Page 47: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell

Vulnerabilitätsfaktoren

Genetische Faktoren     wichtig: selten werden bestimmte Störungen vererbt; häufiger wird die Anfälligkeit, unter bestimmten Bedingungen auf eine bestimmtebestimmten Bedingungen auf eine bestimmte Weise zu reagieren, vererbt

• Biologische Risikofaktoren• Behavioural Inhibition (Temperament)

Kognitive FaktorenKognitive Faktoren• Angstsensitivität• Krankheitserfahrungen (in der Kindheit)g ( )• Verzerrungen in der Informationsverarbeitung

‐ interpretation bias (Reize = bedrohlich)

47

‐memory bias (bedrohliche Reize besser erinnert)‐ attention bias (Aufmerksamkeit auf Reize)

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AngstsensitivitätVulnerabilitäts‐Stress‐Modell

Angstsensitivität

• dauerhafte Überzeugung (trait), dass Angst und die damit assoziierten (v.a. körperliche) Symptome schädigende Konsequenzen haben

• Vorhersage des Auftretens einzelner Panikattacken durch höhere ASI‐Werte bei Gesunden (e.g. Ehlers 1995; Schmidt et al. 1999). Werte bei Gesunden (e.g. hlers 995; Schmidt et al. 999).

• Biologische Provokationsverfahren: ASI häufiger Prädiktor für Panikattacken und Angstreaktionen (z B Rapee et al 1992; Holloway uPanikattacken und Angstreaktionen (z. B. Rapee et al. 1992; Holloway u. McNally, 1987). 

• Verringerung der ASI‐Werte bei Patienten mit Agoraphobie und Panik nach Behandlung mit kognitiver Verhaltenstherapie, emotionsfokussierter Psychotherapie bzw. Antidepressiva (McNally et al., 2002)

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AngstsensitivitätVulnerabilitäts‐Stress‐Modell

Kognitive Verzerrungen

• Kinder übernehmen oft die Bewertungsstile und Umgangs‐weisen ihrer Eltern und verfügen so über panikrelevante kognitive SchemataEltern und verfügen so über panikrelevante kognitive Schemata

• Neigung, angstrelevante Reize als bedrohlich zu interpretieren• selektive Aufmerksamkeit auf bedrohliche Reize• bessere Erinnerung an bedrohliche Reize

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Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell

Vulnerabilitätsfaktoren – am Beispiel der Panikstörung

Biologische Vulnerabilität

Kognitive Vulnerabilität

ZNS / Situativer Trigger

Physiologisch‐sympatikotone Effekte (T h k di )

Serotonerge H iti ität

Noradrenerge 

erhöht

(Tachykardie etc.)

Körperliche Symptome (Herzklopfen Zittern)

Hypersensitivität Hyperaktivitätz.B. Prä‐ und post‐synaptische 5HT1A, 

z.B. vermehrte Feuerungsrate 

(Herzklopfen, Zittern)

Akute Angst

5HT1B ‐ Rezeptoren noradrenerger Neuronen (Locus Coeruleus)

50Vermeidungsverhalten (Agoraphobie)

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Unser Rahmenmodell

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Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell

Stress = Komplexes Muster psychophysiologischer Reaktionen; physiologisches Korrelat ist die sog HPA‐Achse auf der sich übermäßig stark undKorrelat ist die sog.  HPA‐Achse auf der sich übermäßig stark und unkontrollierbar erlebte Belastungen (z. B. Katastrophen und Kriege, den Verlust einer geliebten Person, Arbeitslosigkeit, soziale Zurückweisung, P t h ft k flikt d b fli h Üb f d ) i d hlPartnerschaftskonflikte oder berufliche Überforderung) niederschlagen. 

‐ (kurzfristige) Stressreaktionen zeigen sich auf 4 Ebenen– Physiologisch: z.B. Weitung der Blutgefäße, Ausschüttung von Adrenalin– Verhalten: Kampf‐Flucht – emotional– kognitiv

‐ … und dient eigentlich der Wiederherstellung der Homöostase (Anpassung g g ( p gan Alltagsbelastungen)

‐ Zusammenhänge zwischen Stress“ und der Entstehung/dem Verlauf vonZusammenhänge zwischen „Stress   und der Entstehung/dem Verlauf von Krankheiten gelten als belegt

Page 53: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell

Mehrdeutigkeit von Stress:S l b l d E i i• Stress als belastendes Ereignis

• Stress als Reaktion • Stress als intervenierende VariableStress als intervenierende Variable• Stress als transaktionaler Prozess

Weitere Besonderheiten, u.a.: • Eustress vs. Distress

N ti V l d f d li h• Negative Valenz und erforderliche Readaptation

53

Page 54: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell

Wie reagiert unser Körper auf Stress?

Die initiale Stressreaktion dient als Handlungsvorbereitung

Page 55: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell

Dreitakt der Stressreaktion (Vester, 1976)

Page 56: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell

• Stress = inflationär gebraucht und vielschichtig

• vom kritischen Lebensereignis (zeitlich genau benennbar) bis hin zu diffusen Belastungssituationen; subjektive bis hin zu nicht 

h b üb St h h i bwahrgenommene, aber über Stresshormone nachweisbare Belastungskonstellationen

• Ausmaß von Stressbelastung abhängig von– Vulnerabilitäten– Neurobiologischem / psychologischen Entwicklungsstadiumg p y g g– Koaggregation mit anderen Ereignissen– Resilienzfaktoren– CopingressourcenCopingressourcen

56

Page 57: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell

Ursache: Stressoren sind notwendige und hinreichende Bedingungen für die Entstehung des Problems

Teilursache/Kodeterminante: nur wenn andere Faktoren wirksam sind

Moderierende Wirkung: Vorhandene Störungsbedingung wird intensiviert

Auslösende Wirkung? z.B. letzter Faktor unter vieleng

Störungsprotektive Funktion: Ereignis führt zu einer Intensivierung personaler und sozialer Ressourcen

57

Page 58: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Wirkungsmodelle Lebensereignisse (Puffermodelle)Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell

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Systematisierung der StressorenVulnerabilitäts‐Stress‐Modell

hochKritische

Lebensereignisse/

Negative Valenz

Alltags‐widrig‐

TraumatischeEreignisse Chro‐

nischeValenz widrigkeiten

nische Stressoren

gering

Minuten Monate Jahre

ErforderlicheReadaptionszeit

Page 60: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Kritische LebensereignisseVulnerabilitäts‐Stress‐Modell

• Unter „life events“ (LE) versteht man Ereignisse im Erlebensstrom, die f l d d i K it i füll (Fili 1990)folgende drei Kriterien erfüllen (Filippp 1990):

• Raum‐zeitlich datier‐ und lokalisierbar• Erfordern eine qualitativ‐strukturelle Neuorientierungq g• sind mit nachhaltigeren Emotionen (zumindest mittlere 

Adaptationszeit) assoziiert

• Abgrenzung zu chronischen und Alltagsstressoren 

• Normative versus nicht normative LE

• Relevanz von 7 Dimensionen (Thoits 1983): 1. Intensität/Dauer, 2. Kumulation, 3. Ausmaß Wiederanpassung, 4.Vorhersagbarkeit 5 Neuheit/Unkenntnis 6 Ambiguität 7Vorhersagbarkeit, 5. Neuheit/Unkenntnis, 6. Ambiguität, 7.Kontrollierbarkeit

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellEreignisliste von Holmes & Rahe (1967)

1. Tod des Ehepartners2. Scheidung

23.Kinder verlassen das Elternhaus24 Ärger mit angeheirateter Verwandtschaft

Ereignisliste von Holmes & Rahe (1967)

2. Scheidung3. Trennung vom Ehepartner4. Haftstrafe5. Tod eines nahen Familienangehörigen6 Eigene Verletzung oder Krankheit

24.Ärger mit angeheirateter Verwandtschaft25.Großer persönlicher Erfolg26.Anfang oder Ende der Berufstätigkeit27.Schulbeginn oder ‐abschluss6. Eigene Verletzung oder Krankheit

7. Heirat8. Verlust des Arbeitsplatzes9. Aussöhnung mit dem Ehepartner10 Pensionierung

g28.Änderung des Lebensstandards29.Änderung persönlicher Gewohnheiten30.Ärger mit dem Vorgesetzten

Ä d d b d b d10.Pensionierung11.Änderung im Gesundheitszustand eines 

Familienmitglieds12.Schwangerschaft13 Sexuelle Schwierigkeiten

31.Änderung der Arbeitszeit und ‐bedingungen32.Wohnungswechsel33.Schulwechsel34 Änderung der Freizeitgewohnheiten13.Sexuelle Schwierigkeiten

14.Familienzuwachs15.Geschäftliche Veränderung16.Erhebliche Einkommensveränderung17 Tod eines nahen Freundes

34.Änderung der Freizeitgewohnheiten35.Änderung der kirchlichen Gewohnheiten36.Änderung der gesellschaftlichen Gewohnheiten37.Aufnahme eines Kredits unter 10.000$

17.Tod eines nahen Freundes18.Berufswechsel19.Änderung in der Häufigkeit von 

Auseinandersetzungen mit dem Ehepartner20 Aufnahme eines Kredites über 10 000$

38.Änderung der Schlafgewohnheiten39.Änderung der Häufigkeit familiärer Kontakte40.Änderung der Essgewohnheiten41 U l b20.Aufnahme eines Kredites über 10.000$

21.Kündigung eines Darlehens22.Veränderung im beruflichen Verantwortungsbereich

41.Urlaub42.Weihnachten43.Geringfügige Gesetzesübertretungen

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellPsychosoziale Faktoren (1997; DAK)Psychosoziale Faktoren (1997; DAK)

Page 63: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Unser Rahmenmodell

(2011)

Page 64: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellDas Modell von Lazarus

Primäre Sekundäre

Das Modell von Lazarus

Bewertung Bewertung

Ereignis wird alsirrelevant für W hlb fi d

Ereignis wird alsgleichgewichts‐

Ereignis wird als angenehm/Wohlbefinden 

(Ziele) befunden(Orientierungs‐

reaktion)

g gstörend erlebt;Adaptations‐

bedarf

g /positiv bewertet;kein Adaptations‐

bedarf

VerlustSchaden Bedrohung Heraus‐

forderung

Trauer Angst positiveAktivierung

Page 65: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell

Das Modell von Lazarus: Die Wirkung eines Reizes als Stressor ist abhängig von Bewertungsprozess:Bewertungsprozess:

SituationMeine Hausarbeit muss morgen um 12 beim Professor vorliegen. Ich habe noch gnicht angefangen.

Person Selbstwirksamkeit Fähigkeiten und

Interpretation

Selbstwirksamkeit, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Selbstbild, Ressourcen etc

Kann ich diesen Stressor bewältigen? Schaffe ich es die Hausarbeit zu schreiben und rechtzeitig abzugeben?

Ja (… ich mache das immer so…, das Thema ist mir vertraut, ich versuche es wenigstens)

NeinDas schaffe ich sowieso nicht. Was habe ich mir nur dabei gedacht. Lieber gar keine Arbeit 

Adaptives Coping:  Stress

g ) g gals eine schlechte Arbeit o.ä.

65

Problemorientiert: Buch aufschlagen, Laptop starten….

Page 66: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellCoping

= Ausmaß, in dem Person mit Schwierigkeiten und stressreichen Lebensereignissen zurechtzukommen

Coping

Lebensereignissen zurechtzukommen

• Fähigkeit !, z.B.– genaue Vorbereitung– Ressourcenaktivierung– Verdrängung– Einüben von Entspannungstechniken 

• Bewältigungskompetenzen ( coping skills“): über verschiedene• Bewältigungskompetenzen („coping skills ): über verschiedene Situationen hinweg flexibel und effizient zu reagieren

• Strategien sind abhängig von Vulnerabilitäten und Resilienzfaktoren

• Korreliert mit Selbstkontrolle und effizienz• Korreliert mit Selbstkontrolle und ‐effizienz

Page 67: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Taxonomie der Copingreaktionen und ‐handlungen (nach Perrez und Reichertz, 1992)

Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellCoping

Aktive Einflussnahme

Coping

Situationsorientiertes Coping Flucht / Rückzug

Passivität

Repräsentationsorientiertes Coping

Informationssuche

CopingInformationsunterdrückung

Evaluationsorientiertes Coping

Umbewerten / Sinngebung

p gZieländerung

Page 68: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell

Vulnerabilitätsfaktoren:

Verunsicherung durch unklare

Körpersymptome

Vulnerabilitätsfaktoren:- Gefährliche Situationen = meiden

- Körpersymptome = gefährlich

- niemand nimmt mich ernst

Längerfristige Belastung:Schulden

Körpersymptomeniemand nimmt mich ernst

SchuldenProzess wegen Betrugs

Neues Leben anfangen wollenAbgebrochene Ausbildung

alltägliche Stressoren:Kaffeetrinken Abgebrochene AusbildungBus verpassen

Page 69: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Unser Rahmenmodell

Page 70: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellZentrale Annahmen ‐ ONSETZentrale Annahmen  ONSET

Vulnerabilität als Prädisposition, die den Ausbruch einer Erkrankung begünstigt, aber als alleinige Ursache nicht ausreicht (andauernde erhöhte Verletzbarkeit)

Vulnerabilitätsindikatoren bestehen aus angeborenen (z.B. Störung der Aufmerksamkeit und Informationsverarbeitung) und erworbenen Anteilen (z.B. Traumata Erkrankungen)Traumata, Erkrankungen)

Zusätzlich müssen bestimmte Bedingungen vorhanden sein, um eine Psychische S ö lö Z BStörung auszulösen, Z.B.

Elterliche Psychopathologie: Kind von Mutter mit depressiver Störung Kombination von Faktoren: Verändertes Temperament + Rückzug aufgrund 

der Lernerfahrung im Zusammensein mit der Mutter Defizite: auch für Reaktion auf unerwartete/ belastende Ereignisse fehlen g

adäquate Bewältigungsstrategien 

Page 71: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellZentrale Annahmen ‐ ONSET

• Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit des negativen Outcomes erhöhen, stehen 

Zentrale Annahmen  ONSET

, g ,mit Entwicklung von Vulnerabilität in Beziehung

• Beispieleniedriger sozioökonomischer Status schlechte Schulbindung der Eltern– niedriger sozioökonomischer Status, schlechte Schulbindung der Eltern

– Arbeitslosigkeit, große Familien und wenig Wohnraum– Kriminalität oder Dissozialität eines Elternteils

h i h Di h i i d P i ä f ili– chronische Disharmonie in der Primärfamilie– Mütterliche Berufstätigkeit im ersten Lebensjahr– Psychische / körperliche Erkrankung von Mutter/Vater– Autoritätes väterliches Verhalten– längere Trennung der Eltern in den ersten sieben Lebensjahren– anhaltende Auseinandersetzung infolge von elterlicher Scheidung/Trennungg g g/ g– Sexueller u./o. aggressiver Mißbrauch– Altersabstand zum nächsten Geschwister < 18 Monate– Verlust der Mutter, alleinerziehende MutterVerlust der Mutter, alleinerziehende Mutter

Page 72: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellZentrale Annahmen ‐ ONSET

• Neben physiologischen/biomedizinischen Aspekten auch Berücksichtigung 

Zentrale Annahmen  ONSET

p y g / p g gpsychologischer Konzepte

– Neurotizismus = stabile Tendenz negative Emotionen und damit einhergehende– Neurotizismus = stabile Tendenz, negative Emotionen und damit einhergehende Beschwerden und Kognitionen zu erfahren

• hohe Erblichkeit, kulturübergreifend, zentrale Eigenschaft

• erhöht die Stressanfälligkeit, führt aber auch dazu, dass Warnsymptome rechtzeitig wahrgenommen werden

– Typus melancholicus: Festgelegtheit auf Ordentlichkeit, Fleiß und GewissenhaftigkeitTypus melancholicus: Festgelegtheit auf Ordentlichkeit, Fleiß und Gewissenhaftigkeit => Risikofaktor für Depression, aber für Langzeitverlauf protektiv wirksam

– Alexithymie: Defizit, Emotionen wahrzunehmen und auszudrücken => Assoziiert mit Auftreten Somatoformer Störungen aber auch mit Depressivität (eigenständig?)Auftreten Somatoformer Störungen, aber auch mit Depressivität (eigenständig?)

Page 73: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Unser Rahmenmodell

Page 74: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellZentrale Annahmen ‐ VERLAUFZentrale Annahmen  VERLAUF

Phase Altersbereich Potentielle, die Phasen beeinflussende Faktoren (F ):beeinflussende Faktoren, (F.): Beispiele für biologische, psychologische, soziale, ökologische Faktoren

1. Prä-, perinatale Phase

vor Geburt, Geburt

Biol. F.: Genetische Faktoren; Erkrankungen der Mutter während der Schwangerschaft, GeburtskomplikationenPsychol F : Inakzeptanz der MutterrollePsychol. F.: Inakzeptanz der MutterrolleSoz. F.: PartnerschaftskonflikteÖkol. F.: hohe Angst, Unsicherheitsbelastungg

2. Sozialisations-, Entwicklungsphase

frühe Kindheit, Kindheit (bis

Biol. F.: InfektionenPsychol F : Kognitive Defizite primingEntwicklungsphase Kindheit, (bis

ins Erwachsenen-alter)

Psychol. F.: Kognitive Defizite, primingkognitiver fehlerSoz. F.: qualitativ ungenügende Interaktion mit Bindungsperson, Ü

74

Überbehütung), Modelllernen

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellZentrale Annahmen ‐ VERLAUFZentrale Annahmen  VERLAUF

Phase Altersbereich Potentielle, die Phasen beeinflussende Faktoren (F ):beeinflussende Faktoren, (F.): Beispiele für biologische, psychologische, soziale, ökologische Faktoren

3. Phase vor dem Ausbruch der Störung (Prodromalphase)

- Biol. F.: biologische Instabilität der Funktonen (Pubertät, Menstruation)Psychol. F.: soziale Rollenunsicherheit, Schul Arbeitsunsicherheit(Prodromalphase) Schul- ArbeitsunsicherheitSoz. F.: Bindungen zu Peers und PartnernÖkol. F.: Arbeitslosigkeit, soziale Unsicherheit

4. Phase nach Störungsausbruch

- Biol. F.: Inadäquate MedikationPsychol F : Coping-DefiziteStörungsausbruch Psychol. F.: Coping-DefiziteSoz. F.: Familienatmosphäre gem. Expressed EmotionsÖkol. F.: Dysfunktionale Lebenssituation

75

(Wohnen, Gesellschaftliche Instabilität, Terror-Bedrohung etc)

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Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell= ist also ein Rahmenmodell= ist also ein Rahmenmodell

76

Page 77: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Das Modell erlaubt neben der Betrachtung pathogener“Das Modell erlaubt neben der Betrachtung „pathogener  Faktoren auch die Berücksichtigung protektiver Faktoren !

R ili Resilienz Kohärenzgefühl

77

Page 78: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellProtektive FaktorenProtektive Faktoren

• Resilienz = Fähigkeit einer Person, auch in Gegenwart von extremen Belastungsfaktoren und ungünstigen Lebenseinflüssen adaptiv und proaktiv zu handeln

• Psychische Gesundheit unter Bedingungen behalten, unter denen die meisten Menschen zerbrochen wärenmeisten Menschen zerbrochen wären

• variiert über Zeit und Situationenvariiert über eit und Situationen

• = erhöht die Wahrscheinlichkeit der Bewältigung einer Belastungg g g

78

Page 79: Wittchen Knappe Klinische Psych Stressmodelle Ws 1213

Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellProtektive FaktorenProtektive Faktoren

Bekannte Resilienzfaktoren

• Dauerhaft gute Beziehung zu mind. einer primären Bezugsperson

• Sicheres BindungsverhaltenSicheres Bindungsverhalten

• Großfamilie, kompensatorische Elternbeziehungen

• Entlastung der Mutter• Entlastung der Mutter

• Gutes Ersatzmileu nach frühem Mutterverlust

Üb d h h ittli h I t lli• Überdurchschnittliche Intelligenz

• Robustes, aktives und kontaktfreudiges Temperament

• Internale Kontrollüberzeugungen

• Soziale Förderung

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• Verlässlich unterstützende Bezugsperson im Erwachsenenalter

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellProtektive FaktorenProtektive Faktoren

• Aaron Antonovsky 1923 in Brooklyn USA geboren• Aaron Antonovsky 1923 in Brooklyn USA geboren• Studium der Soziologie• 1960 Institut für Angewandte  Sozialforschung in Jerusalemg g• Perspektivenwechsel durch Studie an ehemaligen KZ – Häftlingen• Konzept der Salutogenese (1987)• 1994 im Alter von 71 Jahren verstorben

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellProtektive FaktorenProtektive Faktoren

A t k (1988) K kh it d G dh it d l K tiAntonovsky (1988): Krankheit und Gesundheit werden als Kontinuum aufgefasst  

• "Kohärenzgefühl“ ist ein Personenmerkmal das zur Gesundheit bzw zur• Kohärenzgefühl  ist ein Personenmerkmal das zur Gesundheit bzw. zur Bewältigung von Krankheiten beiträgt. Es umschreibt das  Bewußtsein:

• dass Lebensläufe strukturiert vorhersehbardass Lebensläufe strukturiert, vorhersehbar und erklärbar sind (Sinnhaftigkeit, Verstehbarkeit)

• dass Möglichkeiten zur Bewältigung von Problemen und zur Befriedigung von BedürfnissenProblemen und zur Befriedigung von Bedürfnissen bestehen

• dass Probleme Herausforderungen darstellen, für die Lösungen möglich sind und angestrebt werden sollen g g g(Bewältigbarkeit)

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellProtektive FaktorenProtektive Faktoren

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellProtektive FaktorenProtektive Faktoren

Kohärenzgefühl ist eine von außen bedingte bis zu einem Alter von ca 25„Kohärenzgefühl ist eine von außen bedingte, bis zu einem Alter von ca. 25 Jahren weitgehend abgeschlossen entwickelte Disposition“

• weitgehend widerlegtg g• eine Veränderung und Entwicklung des Kohärenzgefühls ist in jedem 

Lebensalter möglich• Entwicklung steht in einem engen Zusammenhang mit Merkmalen der 

Persönlichkeit die entweder angelegt sind oder gezielt gefördertPersönlichkeit, die entweder angelegt sind oder gezielt gefördert werden können.

(inverses Maß für negative Affektivität?)( g )

keine klare Abgrenzung zu verwandten Konstrukten wie Kontrollüberzeugungen, Selbstwirksamkeit, Optimismus, Hardiness, R iliResilienz. 

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellProtektive Faktoren

Widerstandfähigkeit oder Kraft (Hardiness; Kobasa): Fähigkeit,Krankheiten Problemen und Herausforderungen realistisch und

Protektive Faktoren

Krankheiten, Problemen und Herausforderungen realistisch undkompetent zu widerstehen, weil man über Verantwortungsgefühl,Vertrauen und Veränderungsbereitschaft verfügt

Selbstwirksamkeit (self‐efficacy) bzw.Selbstwirksamkeitserwartung (perceived self‐efficacy) Bandura:generelle Überzeugung aufgrund eigener Kompetenzen undgenerelle Überzeugung, aufgrund eigener Kompetenzen undHilfsquellen Ziele erreichen und sein Leben steuern zu können

Empowerment (Selbstkompetenz, Selbstermächtigung): Fähigkeit,Empowerment (Selbstkompetenz, Selbstermächtigung): Fähigkeit,Gestaltungsspielräume und Ressourcen wahrzunehmen und zuNutzen

Coping (to cope: zurechtkommen, bewältigen; Lazarus): Fähigkeit,Aufgaben entweder durch genaue Vorbereitung undRessourcenaktivierung oder auch ablenkend durch Verdrängung

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und z.B. Einüben von Entspannungstechniken zu meistern‘

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellKritikKritik

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellKritik

M d ll h it f d B ü d tf t

Kritik

• Modelle noch weit von umfassender Begründung entfernt• Weder Subprozesse noch übergeordnete Zusammenhänge sind 

hinreichend spezifiziert und abgesichert

Kein Modell statisch oder endgültig!

• großer Wert für Grundlagen‐ und Anwendungsforschung• hilfreich für therapeutische Praxis: Diagnostik Einsatz von Interventionen• hilfreich für therapeutische Praxis: Diagnostik, Einsatz von Interventionen

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellZusammenfassung

• Das Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell ist ein heuristischer Ansatz der von einer  Interaktion biologischer, psychologischer und sozialer Variablen unter

g

Interaktion biologischer, psychologischer und sozialer Variablen unter Einschluss entwicklungsbezogener Aspekte die Ausformung, den Verlauf und Ausgang psychischer Störungen beschreibt. 

• Es wurde ursprünglich von Zubin & Spring entwickelt aus der Kritik an einer Vielzahl, scheinbar wenig zusammenhängender und tlw konkurrierender E klä ät fü hi h Stö d h t h h t hErklärungsansätze für psychische Störungen, und hat auch heute noch großen Wert für die Grundlagen‐ und Anwendungsforschung in der Klinischen Psychologie.

• Das Modell erlaubt auch die Berücksichtigung protektiver Faktoren, und bietet daher die Möglichkeit, positive Entwicklungsverläufe abzubilden.

• Kritisch bleibt jedoch die mangelhafte Begründbarkeit der eingeschlossenen Faktoren und ihrer Ordnung; auch Subprozesse können nicht hinreichend a o e u d e O d u g; auc Subp o esse ö e c e c e dspezifiziert oder abgesichert werden. Fraglich ist, ob das Modell das für sich überhaupt beansprucht. 

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellPrüfungsfragen

W t ht t d B iff V l bilität“?

g g

• Was versteht man unter dem Begriff „Vulnerabilität“?

• Ist das Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell eine eigenständige Theorie in der Klinischen Psychologie?

• Welche Vor‐ und Nachteile des Vulnerabilitäts‐Stress‐Modells kennen Sie?

• Beschreiben Sie Faktoren des Vulnerabilitäts‐Stress‐Modells am Beispiel depressiver Erkrankungen!depressiver Erkrankungen!

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Vulnerabilitäts‐Stress‐ModellLiteratur

• Wittchen & Hoyer (2011). Klinische Psychologie und Psychotherapie.Wittchen & Hoyer (2011). Klinische Psychologie und Psychotherapie. Heidelberg: Springer