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Stand: 11/2013 Test: Tschenscher / Angermund CARTHAGO c-compactline I 138 Vollintegriertes Wohnmobil 3,5 t auf Fiat-Ducato-Basis (96 kW / 130 PS, DPF) enerell lässt sich das ab 68.990 € angebotene, für vier Personen zugelassene vollintegrierte Wohnmobil angenehm fahren. Es ist fahrstabil, der 130 PS starke Dieselmotor bietet eine gute Laufkultur und völlig ausreichende Fahrleistungen. Optional wird der neue c-compactline I 138 von Carthago mit den Comfort Suspension Federbeinen von AL-KO an der Vorderachse angeboten. Diese versprechen im Vergleich zum Original Fiat-Feder- und Dämpfersystem eine Verbesserung des Fahrkomforts für die Insassen in der ersten Reihe. Zwei Airbags, ESP und Berganfahrhilfe sind serienmäßig an Bord. Das Fiat-Cockpit gibt keine Rätsel auf und lässt sich einfach bedienen. Die Vordersitze sind bequem und offerieren Langstrecken-Komfort. Mit der großen Frontscheibe wird für die Insassen bereits die Fahrt zum Urlaub. In Punkto Zuladung bietet das 3,5-Tonnen-Fahrzeug auch mit 4 Personen und Gepäck an Bord noch Spielraum. Verbesserungswürdig ist der zu lange Bremsweg aus 100 km/h: 45,9 Meter bis zum Stillstand sind eindeutig zu viel. Ebenfalls konnte die gegen Aufpreis erhältliche Klimaautomatik nicht vollends überzeugen. Sollen Kinder mitfahren, bietet der Carthago nur wenig Möglichkeiten, Kindersitze optimal zu befestigen. Wetterschutz vom Feinsten bietet das hagelsichere GfK- Dach mit Blitzschutz. Der Doppelboden als eine Art Klimaspeicher trägt mit dazu bei, den Carthago winterfest zu machen. Überhaupt ist die Aufbauisolierung gut gelungen, dank Dometic- Doppelrahmenfenster sowie hochwertiger Dachhauben. Gute Wertungen gibt’s für den Stauraum, der großzügig dimensioniert ist und viele Verzurrmöglichkeiten enthält. Das Heckbett mit hochwertiger Matratze ist optimal auf Tellerfedern gelagert und gut unterlüftet, erhält aber wegen des beschwerlichen und beengten Zugangs über zwei seitliche, kleine Trittstufen keine Traumnote. Ebenso wenig konnte der unterm Heckbett angebrachte Kleiderschrank mit nur einer Kleiderstange ohne Fächer überzeugen. Der Möbelbau wirkt insgesamt sehr solide, das Ambiente in edlen, bicoloren Holztönen zeigt sich wohnlich, nur das Beleuchtungskonzept konnte im Test nicht überzeugen. Komfortables und sicheres Fahrwerk, ausreichend motorisiert, geringes Fahrzeuggewicht Gas- und Bremspedal zu eng angeordnet, zu langer Bremsweg, Kindersitzmontage nur mit Einschränkungen Bewertung Basisfahrzeug ADAC-URTEIL* Bewertung Aufbau * Die Gesamtnote ergibt sich aus Bewertung Aufbau und Bewertung Basisfahrzeug mit einer Gewichtung von 1 zu 1. G 2,8 2,0 2,4 Wohnmobiltest 3,5 t zul. Gesamtgewicht 4 Sitzplätze 4 Schlafplätze 6,4 m Fahrzeuglänge

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Stand: 11/2013 Test: Tschenscher / Angermund

CARTHAGO c-compactline I 138

Vollintegriertes Wohnmobil 3,5 t auf Fiat-Ducato-Basis (96 kW / 130 PS, DPF)

enerell lässt sich das ab 68.990 € angebotene, für vier Personen zugelassene vollintegrierte Wohnmobil angenehm fahren. Es ist fahrstabil, der 130 PS starke Dieselmotor bietet eine gute Laufkultur und völlig ausreichende Fahrleistungen. Optional wird der neue c-compactline I 138 von Carthago mit den Comfort Suspension Federbeinen von AL-KO an der Vorderachse angeboten. Diese versprechen im Vergleich zum Original Fiat-Feder- und Dämpfersystem eine

Verbesserung des Fahrkomforts für die Insassen in der ersten Reihe. Zwei Airbags, ESP und Berganfahrhilfe sind serienmäßig an Bord. Das Fiat-Cockpit gibt keine Rätsel auf und lässt sich einfach bedienen. Die Vordersitze sind bequem und offerieren Langstrecken-Komfort. Mit der großen Frontscheibe wird für die Insassen bereits die Fahrt zum Urlaub. In Punkto Zuladung bietet das 3,5-Tonnen-Fahrzeug auch mit 4 Personen und Gepäck an Bord noch Spielraum. Verbesserungswürdig ist der zu lange Bremsweg aus 100 km/h: 45,9 Meter bis zum Stillstand sind eindeutig zu viel. Ebenfalls konnte die gegen Aufpreis erhältliche Klimaautomatik nicht vollends überzeugen. Sollen Kinder mitfahren, bietet der Carthago nur wenig Möglichkeiten, Kindersitze optimal zu befestigen. Wetterschutz vom Feinsten bietet das hagelsichere GfK-Dach mit Blitzschutz. Der Doppelboden als eine Art Klimaspeicher trägt mit dazu bei, den Carthago winterfest zu machen. Überhaupt ist die Aufbauisolierung gut gelungen, dank Dometic-Doppelrahmenfenster sowie hochwertiger Dachhauben. Gute Wertungen gibt’s für den Stauraum, der großzügig dimensioniert ist und viele Verzurrmöglichkeiten enthält. Das Heckbett mit hochwertiger Matratze ist optimal auf Tellerfedern gelagert und gut unterlüftet, erhält aber wegen des beschwerlichen und beengten Zugangs über zwei seitliche, kleine Trittstufen keine Traumnote. Ebenso wenig konnte der unterm Heckbett angebrachte Kleiderschrank mit nur einer Kleiderstange ohne Fächer überzeugen. Der Möbelbau wirkt insgesamt sehr solide, das Ambiente in edlen, bicoloren Holztönen zeigt sich wohnlich, nur das Beleuchtungskonzept konnte im Test nicht überzeugen.

Komfortables und sicheres Fahrwerk, ausreichend motorisiert, geringes Fahrzeuggewicht

Gas- und Bremspedal zu eng angeordnet, zu langer Bremsweg, Kindersitzmontage nur mit Einschränkungen

Bewertung Basisfahrzeug ADAC-URTEIL* Bewertung Aufbau

* Die Gesamtnote ergibt sich aus Bewertung Aufbau und Bewertung Basisfahrzeug mit einer Gewichtung von 1 zu 1.

G

2,8 2,0 2,4

Wohnmobiltest 3,5 t

zul. Gesamtgewicht

4Sitzplätze

4Schlafplätze

6,4 m Fahrzeuglänge

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KAROSSERIE

Verarbeitung

Die Verarbeitung der Karosse ist überwiegend gut. Seitliche, tief angebrachte Schutzleisten bieten Schutz

vor kleinen Remplern. Diese Leisten sind länger als die Türen und Klappen und können beim Öffnen zu

Verletzungen führen. Im Cockpit wirken die verwendeten Kunststoffe nicht besonders hochwertig,

zudem sind teils ungleichmäßige Spalten und vereinzelt scharfe Kanten vorhanden.

Der Tankdeckel muss umständlich mit dem Zündschlüssel aufgesperrt werden. Zudem ist er

ungünstig angeordnet, so dass es etwas Geschick bedarf, den Deckel zu schließen. Der Unterboden ist

unverkleidet – das wirkt sich negativ auf Spritverbrauch und Geräuschpegel aus.

Alltagstauglichkeit / Zuladung

Angaben GesamtfahrzeugMax. Gesamtgewicht: 3.500 kgFahrzeuggewicht im fahrbereiten Zustand:* 3.048 kgSonderausstattungen (SA) ca.: 80 kgMax. Zuladung*: 452 kgTestgewicht: 3.500 kg

Angabe Achse 2 Angabe Achse 1

2.000 kg 1.850 kg1.418 kg 1.628 kg

582 kg 222 kg

SA ~ ca. 80 kg (Chassis Paket, Paket Add-on plus 1, Radiovorbereitung)

Tragkraft pro Reifen: Li 109 = 1030 kg ** Kann eingeschränkt sein durch die max. Zuladung des Gesamtfahrzeuges.

Zulässige Achslast: Achslast im fahrbereiten Zustand:

Max. Zuladung Achse:**

* Nach ADAC-Definition: Fahrer mit 75 kg, Kraftstofftank voll, Wassertank 50 Liter, Gasflaschen gefüllt, Kabeltrommel

Das Fahrzeug ist aufgrund seiner Größe, Höhe und der eingeschränkten Sicht nach hinten – und trotz

seines kleinen Wendekreises (13,3 Meter) – nur bedingt für Alltagsfahrten geeignet. Der Carthago ist für

vier Personen zugelassen. Die maximale Zuladung beträgt 452 kg (plus Fahrer mit 75 kg). Das ist

ausreichend, aber nicht üppig. Gerechnet wird zum fahrfertigen Fahrzeug, dass jeder Passagier mit 75 kg

Gewicht 25 kg Gepäck mitnimmt und im Fahrzeug 200 kg Grundgepäck verstaut ist.

Der Aktionsradius liegt mit einer Tankfüllung Diesel (90 Liter – sechs Liter Reserve) bei etwa 815 Kilometer.

3,2

3,3

2,3

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Sicht

Die große Frontscheibe bietet eine gute Sicht nach vorne.

Die breite A-Säule und die Holme der Fahrertür und die des

Beifahrerfensters behindern die Sicht beim Abbiegen. Die

Seitenscheiben können bei ungünstigen Lichteinfall

spiegeln. Die Rückspiegel (zwei Felder je Seite asphärisch

geformt, elektrisch einstellbar) bieten eine gute Sicht nach

hinten. Die Spiegel sind sehr nahe am Fahrzeug verbaut,

das verringert die Gesamtbreite (2,43 Meter inkl. Spiegel),

hat aber den Nachteil, dass z.B. beim Einfahren in einen

Kreisverkehr ganze Fahrzeuge kurzzeitig hinter diesem

Spiegel verdeckt bleiben können. Aufgrund der weit

zurückversetzten Sitzposition können Hindernisse nahe vor

dem Fahrzeug nicht optimal erkannt werden. Fahrgäste auf

dem rechten Platz der Dinette haben eine noch gute Sicht

nach vorne, aber auch eine gute Sicht nach links sowie eine

ausreichende durch das Fenster in der Wohnmobiltüre.

Fahrgäste auf dem linken Platz der Dinette haben aufgrund

der breiten Lehnenfläche der Vordersitze eine

eingeschränkte Sicht in Fahrtrichtung.

Blick in Fahrtrichtung aus der Dinette, rechter Sitz (oben) und linker Sitz (unten).

Die 180°-Ansicht vom Fahrer aus verrät: Der Blick nach draußen ist ab der B-Säule nur über die Außenspiegel möglich.

Die Sicht für Fahrer und Beifahrer nach vorne ist aufgrund der großen Frontscheibe und der hohen

Sitzposition gut. Das Fahrzeug ist mit sparsamem LED-Tagfahrlicht ausgerüstet.

Eine akustische bzw. optische Einparkhilfe für Rückwärtsfahrten fehlt.

Ein-/Ausstieg

Der Ein- und Ausstieg über die Fahrertür ist dank Trittstufe bequem. Die Lenksäulenverkleidung stört

den Fahrer etwas beim Einstieg, ebenso das Ablagefach im Einstiegsbereich. Ein Haltegriff für den

Einstieg fehlt.

Fahrertüre und Wohnmobiltüre können per Funk-Zentralverriegelung ver- und entriegelt werden,

von innen auch per Taster in der Mittelkonsole.

3,3

3,7

Wohnmobiltest | Carthago c-compactline I 138 © ADAC e.V. | Seite 4

Zum Schließen der Türe muss sich der Fahrer weit nach außen beugen. Der Türöffner ist ungünstig

platziert. Beifahrer müssen über den Wohnmobilbereich ein- und aussteigen. Haltegriffe für den

Beifahrer und die Fahrgäste in der Dinette fehlen. Ein versehentliches Aussperren ist dann möglich,

wenn das Fahrzeug von innen über den Taster in der Mittelkonsole verschlossen ist und die Fahrgäste

über die Wohnmobiltüre aussteigen und den Türverriegelungsmechanismus aktivieren. Der

Tankverschluss muss umständlich mit dem Zündschlüssel geöffnet werden.

FAHRERBEREICH

Bedienung

Das Radio aus dem Zubehörhandel ist griffgünstig angeordnet. Die Radio-Bedienung benötigt eine

gewisse Eingewöhnungszeit. Das Testfahrzeug ist mit einer Klimaautomatik mit Temperaturvorwahl

ausgestattet. Im Vollautomatikmodus muss nur noch die Temperatur vorgewählt werden. Die

Anordnung ist etwas tief und weit weg vom Fahrerplatz verbaut.

Der Schalthebel für das 6-Gang-Getriebe liegt optimal. Die Schalter sind logisch positioniert, leicht

zu bedienen und alle (außer Tempomat und Lichtschalter im Lenkstockhebel) bei Nachtfahrten

beleuchtet. Die Armaturen zeigen alle wichtigen Informationen wie Tankfüllstand, Geschwindigkeit,

Drehzahl und Bordcomputer-Details (Außentemperatur, Verbrauch, Reichweite, Fahrzeit). Die

Ablesbarkeit ist gut. Der elektr. Fensterheber (nur Fahrerseite) funktioniert nur mit eingeschalteter

Zündung.

Das Gaspedal ist zu nahe am Bremspedal positioniert. Hier besteht die Gefahr, beim schnellen

Wechsel von Gas auf Bremse mit dem Fuß unter dem Bremspedal hängen zu bleiben. Große Fahrer mit

langen Beinen können mit dem rechten Knie an den Zündschlüssel stoßen. Das Lenkrad ist nur längs

und nicht in der Höhe verstellbar. Der Handbremshebel ist etwas zu tief links neben dem Fahrersitz

angeordnet und damit für den Beifahrer nicht erreichbar

Raumangebot

Das Raumangebot ist großzügig. Auf den Sitzen hat man auch seitlich genügend Platz und fühlt sich

nicht eingeengt. Der Beifahrer steigt über den Wohnbereich ein und muss sich gebeugt unter dem

Bugbett zum Beifahrersitz begeben.

2,0

2,5

2,8

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KOMFORT

Federung

Serienmässig steht der Carthago auf einem AL-KO-Tiefrahmen-Breitspuhrfahrwerk. Für 990,- Euro

Aufpreis sind AL-KO „High Performace“ Federbeine für die Vorderachse erhältlich (im Testfahrzeug

verbaut). Diese versprechen ein harmonisches Federn an der Vorderachse und eine im Werk einstellbare

Fahrzeughöherlegung. Letztere bietet einen größeren Federweg und ein auf der Ebene gerade stehendes

Fahrzeug. Die Federung des Carthago ist noch straff, aber angenehmer als das Fahrwerk mit dem

Original Fiat-Dämpfersystem abgestimmt. Auf schlechten Fahrwegen holpert und dröhnt es nicht mehr

allzu heftig. Einzelhindernisse und Querfugen werden ruppig an die Insassen weitergegeben. Der c-

compactline I 138 neigt auf schlechten Wegen zum Stuckern. Kurzwellige Fahrbahnunebenheiten

werden spürbar den Carthago-Passagieren mitgeteilt. Fahrgäste in der Dinette haben einen noch guten

Federungskomfort. Die Wankneigung ist deutlich, für diese Fahrzeugklasse aber im Rahmen.

Aufbaubewegungen (beispielsweise das Nicken beim Bremsen) sind gut gedämpft.

Auf langwelligen Fahrbahnunebenheiten neigt das Fahrzeug zum Wippen.

Sitze

Die Vordersitze des vollintegrierten Wohnmobils bieten viele Einstellmöglichkeiten und sind

bequem, auch auf längeren Strecken. Der Seitenhalt könnte etwas besser sein. Der Stoffbezug ist

angenehm und atmungsaktiv.

Das Sitzen in der Dinette ist nicht besonders komfortabel. Für zwei erwachsene Fahrgäste ist es

beengt. Die Sitzauflage ist weich und kann wegrutschen. Zum Anlegen der Sicherheitsgurte braucht man

aufgrund der langen Gurtpeitschen zwei Hände. Zwischen den Plätzen ist eine über 30 cm hohe

Trennwand im Fußraum verbaut. Über diese muss der links sitzende Passagier steigen. Gar nicht so

einfach, denn der Tisch ist im Weg. Zudem können die Beine gegen die Tisch-Arretierung unterhalb der

Tischplatte an scharfe Kanten stoßen.

Innengeräusch

Mit einem Geräuschpegel von 72,4 dB(A) bei 100 km/h lässt es sich im Carthago noch gut reisen. Der

Geräuschpegel ist nicht aufdringlich, eine Unterhaltung zwischen Fahrgästen im Führerhaus und der

Dinette ist gut möglich. Das Motorgeräusch ist immer präsent, aber nicht aufdringlich.

Heizung / Lüftung

Die Fahrzeugheizung spricht bei kaltem Motor und niedrigen Außentemperaturen nur langsam an.

Besonders in Kombination mit der Klimautomatik (Aufpreis 1.735,- Euro) kann die Heizung nicht

überzeugen. Bei niedrigen Außentemperaturen wird der Fahrbereich nur dann warm, wenn die

Regeltemperaturvorgabe auf „Hi“ gestellt wird. Prima fuktioniert die Klimaanlage an heißen Tagen.

3,0

3,2

2,3

2,7

2,8

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MOTOR / ANTRIEB

Fahrleistungen

Die Fahrleistungen des 96 kW (130 PS) starken Fiat-Motors sind ausreichend. Zwischen 1.800 und

2.500 U/min liegt ein ordentliches Drehmoment von 320 Nm an. Der simulierte Überholvorgang im

Test von 60 – 100 km/h im vierten Gang dauert 16,4 Sekunden. Im selben Test und der Verwendung des

dritten und vierten Gangs beschleunigt der Carthago aufgrund des abfallenden Drehmoments bei

höheren Drehzahlen etwas langsamer.

Laufkultur

Mit steigender Drehzahl wird der Motor brummiger. Die Laufkultur des 2,3-Liter-Vierzylinder-

Dieselmotors ist aber insgesamt gut. Die Vibrationen fallen gering aus.

Schaltung

Die Schaltung ist ein wenig hakelig. Aufgrund der nicht ganz präzisen Schaltkulisse ist ein

unbeabsichtigtes Verschalten möglich.

Der Schalthebel des 6-Gang-Getriebes ist günstig angeordnet. Versehentliches Einlegen des

Rückwärtsgangs wird durch den Zugring am Schaltknauf vermieden.

Der Rückwärtsgang ist nicht synchronisiert, legt man ihn ein, während das Wohnmobil noch rollt,

kracht es im Getriebe. Eine Schaltpunktanzeige gibt es nicht.

Getriebeabstufung

Die einzelnen Getriebestufen sind sinnvoll abgestimmt. Der 6. Gang ist lang übersetzt, das spart

Treibstoff und senkt den Geräuschpegel (Drehzahl bei 100 km/h liegt bei etwa 2.500 U/min).

1,8

2,3

2,2

2,4

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FAHREIGENSCHAFTEN

Fahrstabilität

Der Testwagen hat serienmässig ESP an Bord. Damit ist der

auf Fiat Ducato aufgebaute Carthago auch in kritischen

Situationen fahrstabil. Beim ADAC Ausweichtest drängt das

Heck des Fahrzeuges nach außen, ESP greift stabilisierend

auf ein beherrschbares Maß ein und baut Geschwindigkeit

ab. Beim Gegenlenken und in der Ausfahrgasse gibt es je

einen Nachpendler, der durch einen Lenkimpuls korregiert

werden muss. Beim Ausweichtest zeigt das Fahrzeug keine

Schleuder- oder Kippneigung. Lenkimpulse werden

verzögert umgesetzt. Das Fahrzeugheck quittiert allzu

heftige Lenkimpulse mit einem Heckpendler und dem

Eingreifen von ESP. Das Fahrzeug ist trotz seiner großen

Seitenfläche nur wenig seitenwindempfindlich. Spurrillen

beeindrucken den Carthago nicht besonders.

Beim ADAC Ausweichtest erfolgt die Einfahrt in die Pylonengasse mit einer Geschwindigkeit ab 60 km/h bei mindestens 2.000 Motorumdrehungen im entsprechendenGang. Geprüft wird die Fahrzeugreaktion, d.h. die Beherrschbarkeit beim anschließenden Ausweichen.

Die Traktion der Antriebsräder ist gut, wenn dennoch mal ein Rad durchdreht, greift die

Traktionskontrolle unterstützend ein.

Lenkung

Die Lenkung bietet dem Fahrer nur geringe Rückmeldung von der Straße. Die Zielgenauigkeit ist noch

gut, um die Mittellage etwas indirekt.

Der c-compactline I 138 hat mit 13,3 Metern für seine Fahrzeugklasse einen kleinen Wendekreis. Der

Kraftaufwand beim Rangieren und Fahren ist gering. Antriebseinflüsse sind im normalen Fahrbetrieb

nicht zu spüren, die Lenkrad-Rückstellung ist gut.

Der c-compactline I 138 setzt Lenkbefehle verzögert um, teilweise pendelt das Fahrzeug nach.

Bremse

Die Bremse ist gut dosierbar. Das Fahrzeug bietet eine gute Spurtreue beim Bremsen, auch bei

unterschiedlichem Untergrund.

Bei einer Vollbremsung aus 100 km/h benötigt der Carthago durchschnittlich 45,9 Meter (Mittelwert

aus zehn Einzelmessungen; Testreifen Continental Vanco Camper 215/70R15 CP 109 R). Das ist zu viel.

Motorbremswirkung

Die Motorbremswirkung ist nicht besonders hoch, das heißt, bei Bergabfahrten muss noch zusätzlich

gebremst werden.

3,5

3,7

3,3

3,2

2,9

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Berganfahren 12-18 %

Das Anfahren am Berg funktioniert dank Berganfahrhilfe (laut Fiat „Hillholder“) bis zu einer

Steigung von 18 % problemlos. Der Handbremsweg hat bis zu dieser Steigung noch ausreichend

Restkapazität. Das Anfahren ist selbst bei 18 % Steigung mit einer Motordrehzahl von etwa 1.500 U/min

kupplungsschonend möglich.

SICHERHEIT

Sicherheitssysteme

Das Testfahrzeug ist mit ABS, ESP und zwei Airbags serienmässig ausgestattet.

Kindersicherheit

Der Beifahrer-Airbag kann über den Bordcomputer deaktiviert werden.

Bei der Kindersicherheit gibt es im Wohnmobilbereich generell Nachholbedarf. So auch beim

Carthago I 138. Isofix gibt es nicht. Die Gurtpeitschen in der Dinette sind zu lang, was eine feste

Verzurrung der Kindersitze fast nicht möglich macht. Zudem ist die Sitzauflage ohne Struktur und zu

weich, sodass die Kindersitze seitlich wegrutschen können. Das Anbringen und Nutzen der meisten

Kindersitze in der Dinette ist aufgrund von Platzmangel nicht möglich (Tisch steht im Weg). Mit

Einschränkungen bietet der Beifahrersitz die bessere Möglichkeit zum Transport eines Kindes im

Kindersitz. Auf gar keinen Fall dürfen sich Kinder während der Fahrt im Schlafbereich aufhalten.

UMWELT

Verbrauch / Schadstoffe

Der Carthago c-compactline I 138 verbraucht im ADAC Test im Durchschnitt 10,5 Liter Dieselkraftstoff je 100 km. Mit dem Tankvolumen von 90 Liter (davon sechs Liter Reserve) ist eine Reichweite von ca. 800 Kilometer möglich (ohne Reserve). Der durchschnittliche CO2-Ausstoß liegt bei 264 g/km.

Der Carthago fährt mit einem EURO 5-Motor, serienmäßig mit Dieselpartikelfilter (DPF).

2,44

2,4

3,9

3,1

2,8

1,0

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FAHRZEUGAUFBAU

Die Abbildung zeigt den Grundriss und die Raumaufteilung im Carthago c-compactline.

Schlafbereich Hubbett

Stabiles Hubbett mit guter Unterlüftung und Lattenrost, gut nutzbar für Personen mit einer Größe

bis ca. 165 cm.

Es gibt serienmäßig keine Absturzsicherung. Der Aufstieg ins Bett über einen nicht festen seitlichen

Tritt ist nicht sicher.

Schlafbereich Heck

Im Heckbett schläft es sich auf einer qualitativ hochwertigen Matratze auf Tellerfedern mit

Drehstäben komfortabel.

Der Ein- und Ausstieg vom Heckbett ist nur erschwert über 2 kleine, schlecht platzierte, seitliche

Trittstufen möglich.

Bad

Die im Bad integrierte Runddusche mit gutem Wasserdruck ist für Personen bis ca. 190 cm Größe

gut nutzbar, allerdings beträgt der Durchmesser nur 60 cm.

Die Steckdose im Bad hält nicht den geforderten Mindestabstand zur Nasszelle ein (60 cm) und

entspricht so nicht der DIN VDE 0100. Nur eine Handtuchstange im Bad ist zu wenig. Die Heizungsdüse

im Bad ist zu hoch angeordnet und trocknet so den Nassbereich nur bedingt.

2,7

2,9

2,1

2,2

Wohnmobiltest | Carthago c-compactline I 138 © ADAC e.V. | Seite 10

Küche

Ein sehr großer, gut nutzbarer Kühlschrank mit

separatem Gefrierfach ist vorhanden.

Die Küchenzeile bietet nur wenig Arbeitsflächen.

Im linken Bereich befindet sich der Küchen-block, im recht die Sitzgruppe und dahinterdie Bad-Kabine.

Möbelbau/Stauraum

Im Fahrbetrieb gibt es nur geringe Geräusche vom Aufbau. Die große Heckgarage lässt sich über

beidseitig sehr breite und hohe Stauraumtüren gut beladen. Auch im Möbelbau gibt es für die

Fahrzeuggröße genügend Verstaumöglichkeiten.

Der in der Größe variable Kleiderschrank unter dem Heckbett ist schlecht zu erreichen, hat nur eine

Kleiderstange, keine Fächer und ist zur Heckgarage hin offen.

Dinette

In der kommunikativen Dinette finden gut 4 bis 5

Personen Platz, der Tisch ist in der Größe gut angepasst.

Besonders auf den gedrehten Vordersitzen sitzt man sehr

bequem.

Die LED-Spots in der Dinette sind zu dunkel. Eine helle

zentrale Leuchte über dem Tisch wäre wünschenswert.

Dreht man die Vordersitze, kann man prak-tisch im Kreis um den Tisch herum sitzen.

Aufbau

Sehr gute, holzfreie Aufbauisolierung mit Dometic-Doppelrahmenfenster und hochwertigen

Dachhauben. Hagelsicheres Polyester-Dach mit Blitzschutz. Die Aufbautüre ist an der

Zentralverriegelung mit angeschlossen.

Der WC-Schacht hat keine Abdichtung zum Innenraum (Aufbau).

1,7

1,9

1,8

1,8

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Gas und Heizung

Die leistungsstarke Truma Combi 6 sorgt für wohlige Wärme. Die frostsichere, gezielte Beheizung

der Tanks im Doppelboden, aller Technikkomponenten, der Stauräume, der Heckgarage sowie der

Batteriezentrale tragen zur Winterfestigkeit bei.

Serienmäßig ist keine Schlauchbruchsicherung verbaut und ermöglicht daher nicht das Heizen

während der Fahrt.

Wasser

Die Wasserkapazitäten sind mit 110 Liter Frischwasser und 100 Liter Abwasser ausreichend. Eine

starke Druckwasserpumpe liefert auch im Duschbetrieb genügend Wasser.

Da die Wasserpumpe in einem kleinen, engen Fach - nur zugänglich von der Heckgarage aus -

verbaut ist, gestaltet sich der Austausch der Pumpe etwas schwierig und zeitaufwendig.

Elektro

Es sind fast ausschließlich LED-Leuchtmittel mit geringem Stromverbrauch verbaut. Die

Elektroinstallation ist gut zugänglich in der Heckgarage und beschädigungssicher.

Die Helligkeit der verschiedenen LED-Leuchen ist in einigen Bereichen (z. B. Dinette) zu dunkel und

in anderen (z. B. Schlafbereiche) zu hell gewählt. Kindersicherungen in den Steckdosen fehlen.

2,3

1,6

1,5

Wohnmobiltest | Carthago c-compactline I 138 © ADAC e.V. | Seite 12

DATEN UND MESSWERTE BASISFAHRZEUG

4-Zylinder Diesel Schadstoffklasse Euro 5 DPF Hubraum 2287 ccm Leistung 96 kW (130 PS) bei 3.600 U/min. maximales Drehmoment 320 Nm bei 1.800 – 2.500 U/min. Kraftübertragung Frontantrieb Getriebe 6-Gang-Schaltgetriebe Länge / Breite / Höhe 6.490/2.190/2.890 mm Fahrzeugbreite über alles 2.430 mm Wendekreis links / rechts 13,3 m / 13,3 m Leergewicht* / Zuladung 3.048 kg / 452 kg zulässige Personenzahl 4 Anhängelast ungebremst/gebremst 750 kg / 2.000 kg Tankinhalt 90 l Diesel Reifengröße 215/70 R15 109C Bremsen vorne / hinten Scheibe / Scheibe Höchstgeschwindigkeit 140 km/h Überholvorgang 60-100 km/h 16,4 s Bremsweg aus 100 km/h 45,9 m Verbrauch (Herstellerangabe) k.a. Testverbrauch ADAC 10,5 l/100 km CO2-Ausstoß Test 264 g/km Reichweite 800 km Innengeräusch bei 100 km/h 72,4 dB(A) Garantie 2 Jahre sonstige Garantien 6 Jahre Dichtigkeitsgarantie

(10 Jahre optional)

DATEN UND MESSWERTE AUFBAU

Heckbett Größe L x B 190 x 140/130 cm Bettgröße Hubbett L x B 180 x 155 cm Frischwassertank 110 l Abwassertank 100 l Bord Stromversorgung 12V Gel AGM 80 Ah ADAC-Testwerte fett

KOSTEN

Grundpreis 68.990 Euro Getestetes Fahrzeug 73.845 Euro Steuer 240 Euro Versicherung HP / TK 150 500 Euro / 378 Euro

NOTENSKALA

Sehr gut 0,6 – 1,5 Ausreichend 3,6 – 4,5 Gut 1,6 – 2,5 Mangelhaft 4,6 – 5,5 Befriedigend 2,6 – 3,5

AUSSTATTUNG – BASISFAHRZEUG

Automatisiertes Schaltgetriebe 1.935 Euro AL-KO High Performance Federbein Vorderachse

990 Euro

ESP / Traktionshilfe Serie Geschwindigkeitsregelanlage 345 Euro Reifendruckkontrolle nicht lieferbar Tagfahrlicht Serie Airbag Fahrer / Beifahrer Serie / Serie Isofix nicht lieferbar Klimaanlage/-automatik Serie / 1.735 Euro Einparkhilfe / Rückfahrkamera auf Anfrage / ab 995 Euro Anhängerkupplung 1.650 Euro Auflastung 3.700 kg 265 Euro

AUSSTATTUNG – AUFBAU

Fernseher inkl. SAT-Receiver 1.440 Euro Satellitenanlage ab 2.885 Euro Zusatzbatterie (Gel 80Ah) 395 Euro LED-Ambientebeleuchtung auf Anfrage Solaranlage auf Anfrage Fahrradträger auf Anfrage Markise 1.130 Euro Erweiterung Dichtheitsgarantie 785 Euro

ADAC URTEIL: 2,4 Basisfahrzeug Aufbau

Karosserie 3,3 Schlafen Hubbett 2,2 Fahrbereich 2,5 Schlafen Heckbett 2,9 Komfort 2,7 Bad 2,7 Motor/Antrieb 2,4 Küche 1,8 Fahreigenschaften 3,2 Möbelbau / Stauraum 1,8 Sicherheit 3,1 Dinette 1,9 Umwelt 2,4 Aufbau 1,7 Gas / Heizung 1,5 Wasser 1,6 Elektro 2,3 ADAC Note: 2,8 ADAC Note: 2,0

Der ADAC Wohnmobiltest beinhaltet über 350 Prüfkriterien. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind nur die wichtigsten und die vom Durchschnitt abweichenden Ergebnisse abgedruckt. DerADAC Wohnmobiltest wurde 2012 überarbeitet, neben zahlreichen Änderungen erhielt derNotenspiegel eine Anpassung an den Stand der aktuellen Technik. Aus diesem Grund ist dieser ADAC Wohnmobiltest nicht mit Vergleichstests vor dem 01.05.2012 vergleichbar. Die Angabenzur Kfz-Steuer und die Versicherungskosten basieren auf den Stand der bei der Berichterstellung gültigen Steuergesetzgebung bzw. des Versicherungstarifs (ADAC Tarif, Zulassung in Emden,Laufleistung 9000 km/Jahr, SF1 in Haftpflicht). Die Gesamtnoten weichen vom arithmetischenMittel der jeweiligen Einzelergebnisse, bedingt durch deren unterschiedliche Gewichtung, ab. Weitere Wohnmobiltests finden Sie unter www.adac.de/wohnmobiltest

* im fahrbereiten Zustand nach ADAC-Definition. Siehe Kapitel Alltagstauglichkeit / Zuladung auf Seite 2