Workshop „Unterstützung von Ankunftsorten“ Protokoll · Dr. Sebastian Kurtenbach vom Institut...
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In Zusammenarbeit mit
Workshop „Unterstützung von Ankunftsorten“
Protokoll
28. April 2017, 9.30 – 13.15 Uhr, Rathaus St. Johann, Raum 135
Inhalt
Anlass, Ziel und Ablauf des Workshops ................................................................................... 2
1 Vortrag „Segregation und soziale Mischung“ (siehe Präsentation) ................................... 2
2 Vortrag „Unterschiedliche Typen segregierter Gebiete / Ein Blick nach Saarbrücken“ (siehe Präsentation) .......................................................................................................... 5
2.1 Unterschiedliche Typen segregierter Gebiete .......................................................... 5
2.2 Ein Blick nach Saarbrücken ..................................................................................... 6
3 Konsequenzen für die Praktische Arbeit Kleingruppenarbeit zu den Stadtteilen Alt-Saarbrücken, Brebach, Burbach, Malstatt ......................................................................... 9
4 Ausblick und nächste Schritte ........................................................................................... 9
5 Anlagen ........................................................................................................................... 10
Protokoll Workshop „Unterstützung von Ankunftsorten“, 28. April 2017 2
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Der Workshop ist Teil des Projektes „PatchWorkCity – Saarbrücken entwickelt Vielfalt“, das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit im Rahmen des Programms „Nationale Stadtentwicklungspolitik“ gefördert wird.
Anlass, Ziel und Ablauf des Workshops
Im Januar 2017 hatten sich MitarbeiterInnen aus mehreren Stadtämtern mit dem Thema „Segregation, Integration und der Rolle von Ankunftsstadtteilen“ beschäftigt. Dabei erarbeite-ten die Teilnehmenden ein gemeinsames Verständnis von Segregationsprozessen, diskutier-ten deren Chancen, Risiken und Steuerungsmöglichkeiten, beschäftigten sich mit der Saar-brücker Einwanderungsgeschichte sowie mit dem Begriff „Ankunftsstadtteile“.
Der Workshop „Unterstützung von Ankunftsorten“ knüpft an den letzten Workshop an und beleuchtet die Situation in Saarbrücken. Im Workshop stehen die folgenden Fragen im Mit-telpunkt:
Welche Gebiete in Saarbrücken sind Ankunftsorte - und warum? Wie können diese Gebiete mit ihren Bewohnerinnen und Bewohnern unterstützt wer-
den? Braucht es dafür besondere Strategien - und welche?
Dr. Sebastian Kurtenbach vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld liefert inhaltliche Impulse, Dr. Thomas Franke vom Deutschen Institut für Urbanistik begleitet den Workshop. Die Moderation übernimmt Franz Gigout.
Der Workshop besteht aus 4 Phasen:
1. Segregation und Soziale Mischung, Vortrag Dr. Kurtenbach mit anschließender Diskussion
2. Unterschiedliche Typen segregierter Gebiete; Ein Blick nach Saarbrücken, Vortrag Dr. Kurtenbach mit anschließender Diskussion
3. Kleingruppenarbeit - Konsequenzen für die praktische Arbeit 4. Ausblick und nächste Schritte
1 Vortrag „Segregation und soziale Mischung“ (siehe Präsentation)
Dr. Kurtenbach grenzt zwei normative Konzepte gegeneinander ab: Einerseits die in der Be-völkerung weit verbreitete Annahme, dass „Segregation grundsätzlich negativ sei und zu Parallelgesellschaften führe“, und andererseits, dass „räumliche Nähe zueinander zum Ab-bau von Vorurteilen sowie zu interethnischen und sozial heterogenen Netzwerkbeziehungen beitrage, und daher eine soziale Mischung der Bevölkerung angestrebt werden müsse“.
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Annahme 1: Segregation führt zu Parallelgesellschaften
Herr Kurtenbach erläutert, dass es im Gegensatz zu anderen Ländern in Deutschland weder mono-ethnisch noch einseitig armutsgeprägte Quartiere gäbe1.
Parallelgesellschaften sind u.a. dadurch gekennzeichnet, dass zumindest Teile der lokalen Bevölkerung die Normen und Regeln der „Mehrheitsgesellschaft“ ablehnen und „rechtsspre-chende Strukturen jenseits demokratisch legitimierter Entscheidungsträger bestehen“.
Dr. Kurtenbach ist der Ansicht, dass es in Deutschland gelingt, auch in ethnisch- und ar-mutsgeprägten Quartieren Recht durchzusetzen (z.B. Schulpflicht, wohlfahrtstaatliche Inter-vention, bspw. durch Soziale Arbeit). Er geht daher davon aus, dass man in Deutschland nicht von existierenden Parallelgesellschaften sprechen kann.
Annahme 2: Soziale Mischung führt durch die räumliche Nähe zueinander zum Abbau von Vorurteilen
Dr. Kurtenbach hinterfragt die Vorstellung, dass soziale Mischung angestrebt werden müsse, da es durch die räumliche Nähe zueinander zum Abbau von Vorurteilen komme, anhand unterschiedlicher Erklärungsansätze:
Die Kontakthypothese (Allport 1954) geht davon aus, dass im Falle alltäglicher Begeg-nungen und ggf. Interaktion gruppenbezogene Vorbehalte abgebaut werden.
Im Gegensatz dazu geht die Konflikthypothese (Blumer 1958) davon aus, dass Kontakt zu Wettbewerb und Konflikt führt, da die Normen nicht kohärent sind oder als unter-schiedlich wahrgenommen werden.
Zwei weitere Konzepte beschäftigen sich mit dem Einfluss der Diversität:
Robert D. Putnam geht davon aus, dass Diversität zu geringerer Kooperation zwischen Gruppen und innerhalb von Gruppen führt.
Richard Florida vermutet, je diverser die Bevölkerungszusammensetzung an einem Ort ist, desto mehr kreative Ideen entstehen.
Die vier Beispiele zeigen, dass auch in der Wissenschaft unterschiedliche Konzepte und Auf-fassungen zu den Begriffen „soziale Mischung“ und der Auswirkung von „Diversität“ beste-hen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass interethnische Kontakte zwar durchaus zum Abbau von Vorurteilen führen können, diese Kontakte jedoch aktiv moderiert werden müssen.
Annahme 3: Soziale Mischung führt zu interethnischen und sozial heterogenen Netz-werkbeziehungen
Dr. Kurtenbach erläutert verschiedene theoretische Erwartungen an „soziale Mischung“:
Vermeidung von benachteiligenden Effekten durch das Wohngebiet, Intergruppenkontakte zum Vorteil ärmerer Gruppen Mittelschicht wirkt als Rollenmodell.
1 Die am stärksten segregierten Quartiere sind die Wohngegenden der wohlhabenden Bevölkerung.
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Das Beispiel einer Schulklasse veranschaulicht diese Erwartungen. In dieser Schulklasse, gibt es sowohl Kinder aus bildungsstarken Familien der gut bürgerlichen Mittelschicht, als auch vermeintlich leistungsschwächere Kinder von Zuwanderungsfamilien, die oftmals noch Probleme mit der Sprache haben. Die soziale Mischung soll– so die Erwartung - leistungs-schwächeren Kindern ermöglichen, von den leistungsstärkeren Kindern lernen zu können. Dieses Prinzip werde auch auf das Zusammenleben in Städten übertragen.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die soziale Mischung in Deutschland noch relativ deut-lich vorhanden ist, aber mit abnehmender Tendenz.
Die Erwartungen an ethnische Mischung sind:
Unterstützung bei der Integration von Zuwanderern durch erzwungenen Gebrauch der Sprache der Mehrheitsgesellschaft
Akzeptanz der Normen der Mehrheitsgesellschaft durch interethnische Gruppenkontakte gegenseitige Aufnahme in die Netzwerke durch interethnische Gruppenkontakte.
Herr Kurtenbach stellt fest, dass die ethnische Mischung in Deutschland deutlich vorhanden ist und weiter zunehmen wird.
Herr Kurtenbach verweist auf die Theorien von niederländischen Wissenschaftlern, die zu interethnischen Netzwerken geforscht haben: Vermeulen et al. (2012), Van Eijk (2011), Teersteg und Pinkster (2015) und Nast und Blokland (2013). Aus diesen Theorien wird deut-lich, dass soziale und ethnische Mischung offenbar nicht automatisch zum gewünschten Er-folg führen.
Wichtig ist, die Kontakte aktiv zu moderieren, gemeinsame Ziele und Prozesse zu entwi-ckeln, die Erwartungen zu senken und segregierte Gebiete nicht per sé als negativ zu be-trachten. Ein differenzierter Blick auf Segregation, die damit verbundenen Chancen und Risi-ken ist notwendig. Gerade für Neuzuwanderer können segregierte Gebiete beim Ankommen in die neue Heimat helfen. Hier finden sie Kontakte zu Menschen derselben Sprache und durchleben einen Prozess der sozialen Etablierung, an dessen Ende sie aus dem Wohnge-biet fortziehen und so zur sozialen und ethnischen Mischung in anderen Wohngebieten der Stadt beitragen2.
Thomas Franke (Deutsches Institut für Urbanistik - DifU) fragt, nach der Bedeutung des Raumes in diesem Kontext. Bei der Diskussion über Segregation und soziale Mischung müssten auch die sozial räumlichen Kontexte beachtet werden. Er grenzt in diesem Zusam-menhang „Lokale Communities“ und „Communities“ voneinander ab. Während die Menschen in den „Lokalen Communities“ räumlich in ihren Netzwerk leben, hätten die Mitglieder von „Communities“ keinen gemeinsamen räumlichen Bezug. Sie wären zwar gemeinsam in Netzwerken tätig, lebten aber in der Regel jeweils woanders. So gebe es Gruppen bspw. türkische Communities, deren Leben überwiegend zu Hause stattfinde und sich fast aus-schließlich über türkische Medien informieren, die aber keinen direkten Bezug zu ihrem Stadtteil hätten. Sie seien in ihrem Wohngebiet kaum präsent. Hier stelle sich die Frage, in
2 Vgl. hierzu Workshop „Segregation, Integration und die Rolle von Ankunftsstadtteilen“.
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welcher Weise der Raum noch wichtig sei und ob der Raum als Kriterium für Analysen noch beachtet werden müsse.
Herr Kurtenbach bestätigt die wachsende Bedeutung von virtuellen Räumen, die neben den physischen Räumen zunehmend wichtiger werden. Als Konfliktforscher betont er, dass Kon-flikte vor Ort erkannt werden und dort auch aktiv moderiert werden müssen. Es sei wichtig, Vertrauen zwischen Gruppen zu schaffen. Dies zeige das Beispiel eines Jugendzentrums der Dortmunder Nordstadt. Die Besucher dieses Zentrums waren Türken, Roma und nur sehr wenige Deutsche. Projekte, bei denen Jugendlichen gemeinsam etwas unternehmen und gemeinsame Interessen entwickeln, bewirkten, dass Diskriminierungen überwunden und gemeinsamen Aktivitäten ermöglicht werden konnten. Dieser Arbeitsansatz könne auch auf Stadtteilprozesse übertragen werden.
Herr Franke (DifU Berlin) betont, dass Gruppen den Raum unterschiedlich wahrnehmen. Es gebe nicht „den Raum“. Die Wahrnehmung und Abgrenzung von Gruppen und einzelnen Personen produziere erst deren Raum. Die GWA sei beispielsweise ein Akteur, der den Raum produzieren und gestalten könne. Die Verwaltung sollte diese (Lebens-)Räume ken-nen und eng mit der GWA zusammenarbeiten.
2 Vortrag „Unterschiedliche Typen segregierter Gebiete / Ein Blick nach Saarbrü-cken“ (siehe Präsentation)
2.1 Unterschiedliche Typen segregierter Gebiete
Herr Kurtenbach erklärt, dass die Stadtforschung bereits vor über 100 Jahren zwischen Quartieren unterschieden hat, die eher als Ankunftsgebiete fungieren und Gebieten, die durch verfestigte Armutsstrukturen charakterisiert sind (Relegationsgebiete). In Ankunftsge-bieten besteht eine konstant hohe Fluktuation der Menschen. Im Gegensatz dazu ist die Fluktuation in Relegationsgebieten eher gering, nur wenigen Menschen gelingt es, ihre Si-tuation so zu verändern, dass sie wegziehen können und nur wenige Menschen wollen in ein Relegationsgebiet ziehen (territoriale Stigmatisierung)3.
Ankunftsgebiete sind durch fünf Faktoren gekennzeichnet:
Sozial, ethnisch und häufig auch demografisch segregierte Gebiete Diese Gebiete haben in der Regel bereits eine örtliche Migrationsgeschichte und sind re-lativ arm. Dadurch ist die lokale Bevölkerung zum einen migrations- und integrationser-fahren, zum anderen ist die soziale Differenz nicht zu groß und der relativ geringe Le-bensstandard fällt nicht zu sehr auf. Nicht selten sind Ankunftsgebiete innenstadtnahe Altbaugebiete mit angrenzenden und oftmals aufgegebenen Industrieflächen.
3 Häufig finden die Wanderungsbewegungen aus und in Relegationsgebiete größtenteils zwischen den Relegationsgebieten
statt.
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konstant hohe Fluktuation Es herrscht ein reges Kommen und Gehen. Einige BewohnerInnen schaffen einen sozia-len Aufstieg und ziehen weg, andere wiederum gehen zurück in ihre Herkunftsregion oder ziehen einfach weiter ohne eine Statusveränderung zu erreichen. Positiv ist es, wenn ein sozialer Aufstieg im Quartier erreicht wird und zu einem Umzug in ein anderes Quartier führt.
Sockelbevölkerung Dies sind bereits länger ansässige BewohnerInnen, insbesondere MigrantInnen. Diese können selber als eine Art Brückenkopf in die alte Heimat fungieren und Neuankömmlin-gen das Ankommen aktiv erleichtern (bspw. Schlafplatz, Arbeitsmöglichkeiten und le-bensweltlichen Know-hows vermitteln).
migrationssensible Opportunitäten Dazu gehören beispielsweise Dienstleister für internationalen Geldtransfer ohne obliga-torisches Konto, Anbieter von Pre-Paid-Handykarten zum vergünstigten transnationalen Telefonieren oder Internetcafés. Diese bieten insbesondere Waren und Leistungen an, die insbesondere Neuhinzugezogene aus anderen Ländern benötigen.
migrationssensible Arbeitsplätze Darunter versteht man lokale Arbeitsmöglichkeiten für Geringqualifizierte ohne ausrei-chende Kenntnisse der Sprache der Mehrheitsgesellschaft. Dabei handelt es sich in der Regel nicht um reguläre Jobs oder gar solche, die sozialversicherungspflichtig sind. Je-doch bieten sie eine Möglichkeit den Lebensunterhalt zu bestreiten, wenn auch schlecht und oftmals in prekärer Lage, aber häufig mehr als in der Herkunftsregion möglich war („Arbeiterstrich“).
2.2 Ein Blick nach Saarbrücken
Methodisches Vorgehen
Um die Saarbrücker Ankunftsgebiete statistisch identifizieren zu können, hat Dr. Kurtenbach die folgende Annahme zugrunde gelegt: Ankunftsgebiete zeichnen sich sowohl durch ihre ausgeprägte soziale, ethnische und häufig auch demografische Segregation bei gleichzeitig konstant hoher Fluktuation aus. Daraus hat er folgendes Vorgehen abgeleitet:
Mit Hilfe von Maßzahlen/Indikatoren werden die beiden sozialstrukturellen Dimensionen Segregation und Fluktuation abgebildet (Faktorenanalyse).
Auf der Grundlage der Faktorenanalyse werden statistisch möglichst ähnliche Quartiers-typen gebildet (Clusteranalyse).
In den abgeleiteten Gruppen wird die Entwicklung der Zuwanderung untersucht, um sta-tistisch ähnliche Gruppen von Stadtteilen zu identifizieren.
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Schritt 1: Faktorenanalyse (Folie 26)
Die einzelnen Maßzahlen/Indikatoren bzw. Faktoren liegen auf der räumlichen Ebene der Saarbrücker statistischen Bezirke vor. Daher können die unterschiedlichen Quartierstypen bis auf die Ebene der Distrikte und sogar der statistischen Bezirke abgeleitet werden.
Folgende Maßzahlen/Indikatoren werden in der Faktorenanalyse zusammengefasst, um die beiden Faktoren Segregation und Fluktuation statistisch abbilden zu können:
Indikator Begründung
SGB II Quote Abbildung sozialer Segregation
(Daten zum Stichtag: 30.09.2016)
Ausländeranteil Abbildung ethnischer Segregation
(Daten als Zeitreihe 2006 – 2016)
Anteil der unter 18-Jährigen Abbildung der demografischen Segregation
(Stichtag: 30.09.2016)
Anteil der Zuzüge von außerhalb der
Stadtgrenze an der Bevölkerung
Teil der „Durchlauffunktion“ von Ankunftsgebieten
(Zeitreihe 2006 – 2016)
Anteil der Fortzüge nach außerhalb der
Stadtgrenze an der Bevölkerung
Teil der „Durchlauffunktion“ von Ankunftsgebieten
(Zeitreihe 2006 – 2016)
Anteil der Zuzüge aus einem anderen
statistischen Bezirk an der Bevölkerung
Teil der „Durchlauffunktion“ von Ankunftsgebieten
(Zeitreihe 2006 – 2016)
Anteil der Fortzüge in einen anderen
statistischen Bezirk an der Bevölkerung
Teil der „Durchlauffunktion“ von Ankunftsgebieten
(Zeitreihe 2006 – 2016)
Schritt 2: Clusteranalyse
Die Clusteranalyse hat sechs statistisch ähnliche Quartierstypen ergeben. Diese sechs Ty-pen unterscheiden sich hinsichtlich der Stärke der beiden Faktoren Fluktuation und Segrega-tion.
Schritt 3: Untersuchung der Entwicklung der Zuwanderung in den Clustern
In den sechs Clustern werden die Anteile
der Zuzüge von außerhalb der Stadtgrenze an der Bevölkerung der Fortzüge nach außerhalb der Stadtgrenze an der Bevölkerung der innerstädtischen Zuzüge an der Bevölkerung sowie der innerstädtischen Fortzüge an der Bevölkerung betrachtet und dargestellt.
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Welche Gebiete sind Ankunftsorte in Saarbrücken?
Die Saarbrücker Ankunftsgebiete haben einen relativ hohen Anteil an Zuzügen von außer-halb der Stadtgrenze (Außenwanderung) sowie durch einen relativ hohen Anteil an inner-städtischen Fortzügen.4 Folglich sind die Saarbrücker Ankunftsgebiete Quartiere mit stark erhöhter Fluktuation und stark erhöhter Segregation. Sie sind eher armutsgeprägt, aber im Gegensatz zu den Relegationsgebieten mit verfestigten Armutstendenzen, üben sie für ihre Bewohnerschaft eine Durchlauffunktion aus. Die Rahmenbedingungen in Ankunftsgebieten sind für Zugewanderte attraktiver als in anderen Gebieten.
Eine Gesamtkarte zeigt die sechs Saarbrücker Quartierstypen (vgl. Anhang). Eine Über-sicht stellt die Saarbrücker Ankunftsgebiete, die Quartiere mit Umbruchstendenzen und die Quartiere mit verfestigten Armutstendenzen dar (vgl. Anhang). Diese enthält auch wichtige Maßzahlen (Bevölkerungszahl, SGB II-Quote, Ausländeranteil und die am stärksten vertre-tenen Nationalitäten).
Die Abgrenzung der „Ankunftsgebiete“ und der „Quartiere mit verfestigten Armutstendenzen“ darf nicht darüber täuschen, dass die soziale Situation in beiden Gebietstypen schwierig sein kann bzw. meistens ist und diese sich insbesondere hinsichtlich der Stärke der Fluktuation voneinander unterscheiden. Dies bedeutet, dass es sich bei den „Ankunftsgebieten“ in der Regel auch um wenig wohlhabende Gebiete handelt.
Die folgende Aufzählung zu diesen beiden Gebietstypen enthält den jeweiligen statistischen Bezirk und vorangestellt den Distrikt, in dem diese liegen.
Die 18 Saarbrücker Ankunftsgebiete (blaue Gebiete in der Karte) sind: Distrikt Glockenwald (statistischer Bezirk 1151 - Teile der Folsterhöhe), Distrikt Bellevue (statistischer Bezirk 1161), Rußhütte (1212), Unteres Malstatt (1231), (1232), (1233), (1234), Leipziger Straße (1241), (1243), Jenneweg (1253), Hochstraße (2411), (2412), (2413), (2414), Ottstraße (2422), Füllengarten (2432), (2433), (2434), Brebach (4511).
Die Quartiere mit verfestigten Armutstendenzen (rote Gebiete in der Karte) sind: Distrikt Glockenwald (statistischer Bezirk 1152 - Teile der Folsterhöhe), Jenneweg (1251), Eschberg (1411). Diese drei Gebiete sind Standorte des sozialen Wohnungsbaus (teilweise Mikrolagen mit wenigen Häuserblocks), in denen vor allem die städtische Wohnungsbaugesellschaft günsti-gen Wohnraum zur Verfügung stellt.
4 Die Zuzüge von außerhalb der Stadt nehmen in Saarbrücken seit 2013 zu, was wahrscheinlich mit der Zuwanderung von
Menschen aus Südost-Europa und Flüchtlingen zusammenhängt.
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3 Konsequenzen für die Praktische Arbeit Kleingruppenarbeit zu den Stadtteilen Alt-Saarbrücken, Brebach, Burbach, Mal-statt
Die vier Arbeitsgruppen erhalten einen Kartenausschnitt des jeweiligen Stadtteils (siehe An-hang).und bearbeiten hierfür folgende Fragen:
Wie sieht unsere eigene Wahrnehmung zu den Ankunftsgebieten aus? Wie ist die Wahrnehmung der Anwohner vor Ort? Was zeichnet die Ankunftsgebiete aus? Wo sehen wir Handlungsbedarf? Was kann die Verwaltung tun? Wer kann bzw. muss die Verwaltung unterstützen?
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen sind dem Protokoll beigefügt.
4 Ausblick und nächste Schritte
Das Projekt „PatchWorkCity – Saarbrücken entwickelt Vielfalt“ hat eine Laufzeit von drei Jah-ren:
2017 sollen die MitarbeiterInnen der Stadtverwaltung für das Thema „Vielfalt in der Stadt“ sensibilisiert und qualifiziert werden,
2018 soll gemeinsam mit vielen lokalen Akteuren eine Kampagne, u.a. mit einem stadt-weiten Dialogprozess, zum Thema „Wie wollen wir in Saarbrücken zusammenleben?“ durchgeführt werden,
2019 sollen verschiedene Arbeitsansätze erprobt werden, um den Ankunftsstadtteil Bur-bach zu stärken.
Die Einbindung möglichst vieler Akteure ist bei dem Projekt sehr wichtig: Neben den Mitar-beiterInnen der sieben Saarbrücker Gemeinwesenprojekte und der Stadtverwaltung werden Institutionen und Vereine sowie EinwohnerInnen, insbesondere MigrantInnen, einbezogen.
Folgende Workshops fanden bisher (Januar; April 2017) im Rahmen des Projektes statt:
Segregation, Integration und die Rolle von Ankunftsstadtteilen Bürgerbeteiligung und schwer erreichbare Zielgruppen, insbesondere ZuwanderInnen Öffentlichkeitsarbeit mit einfachen Mitteln.
Folgende Workshops sind geplant:
BürgerInnenwerkstatt „Zusammenleben in Burbach“ möglichst mit Beteiligung von zu-gewanderten Menschen, 14.Oktober
Local Governance Weiterentwicklung des Stadtteil-Monitorings.
Außerdem soll ein Handlungskonzept „Unterstützung von Ankunftsorten“ für die Stadtverwal-tung entwickelt und das bestehende Integrationskonzept der Stadtverwaltung von 2007 wei-terentwickelt werden.
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5 Anlagen
Karte: Gesamtstadt mit sechs Quartierstypen Karten Stadtteile Alt-Saarbrücken, Brebach, Burbach, Malstatt Übersicht mit Saarbrücker Ankunftsgebieten, Quartieren mit Umbruchstendenzen und
Quartieren mit verfestigten Armutstendenzen Ergebnisse der Gruppenarbeiten Präsentation Sebastian Kurtenbach: Ankunftsgebiete. Segregierte Wohngebiete als
Problem- und Chancenräume begreifen Feedbackbögen zum Workshop (Zusammenfassung)
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Ankunftsgebiete, Q
uartiere mit Umbruchstendenzen, Q
uartiere mit verfestigten Arm
utstendenzen in
Saarbrücken (statistische Bezirke)
Nationalität
Anz.
Nationalität
Anz.
Nationalität
Anz.
Alt‐Saarbrücken
113
Malstatter Straße
1131
Quartiere mit Umbruchstendenzen
1.398
23,4
26,0
türkisch
43rumänisch
26italienisch
25
bosnisch‐herzeg.
25
1133
Quartiere mit Umbruchstendenzen
1.028
34,9
21,1
syrisch
25französisch
22türkisch
19
115
Glockenwald
1151
Ankunftsgebiete
995
57,9
30,3
syrisch
103
rumänisch
44russisch
19
1152
Quartiere mit verfestigten Arm
utstendenzen
680
55,0
21,9
italienisch
21ukrainisch
20syrisch
19
116
Bellevue
1161
Ankunftsgebiete
1.380
43,0
26,1
syrisch
35irakisch
25rumänisch
23
Malstatt
121
Rußhütte
1212
Ankunftsgebiete
1.331
32,5
30,7
rumänisch
74bosnisch‐herzeg.
48syrisch
32
123
Unteres Malstatt
1231
Ankunftsgebiete
1.710
35,6
32,7
italienisch
52bulgarisch
43rumänisch
36
türkisch
36
1232
Ankunftsgebiete
2.290
52,5
37,6
syrisch
107
türkisch
97rumänisch
72
1233
Ankunftsgebiete
833
47,2
34,0
türkisch
55rumänisch
32syrisch
30
1234
Ankunftsgebiete
1.126
48,4
38,4
syrisch
68italienisch
57türkisch
50
124
Leipziger Straße
1241
Ankunftsgebiete
1.340
45,1
29,6
rumänisch
61türkisch
39italienisch
35
1242
Quartiere mit Umbruchstendenzen
1.694
40,5
22,0
italienisch
43ukrainisch
33türkisch
32
1243
Ankunftsgebiete
1.323
41,8
29,3
rumänisch
92syrisch
51türkisch
27
125
Jenneweg
1251
Quartiere mit verfestigten Arm
utstendenzen
1.042
40,5
14,9
italienisch
41polnisch
17ukrainisch
16
1252
Quartiere mit Umbruchstendenzen
1.089
49,0
17,2
syrisch
47italienisch
30türkisch
16
1253
Ankunftsgebiete
1.360
36,6
27,8
syrisch
83türkisch
47italienisch
29
1254
Quartiere mit Umbruchstendenzen
880
40,0
21,7
türkisch
35syrisch
21italienisch
19
Eschberg
141
Eschberg
1411
Quartiere mit verfestigten Arm
utstendenzen
1.001
33,4
16,2
syrisch
52kroatisch
12
1412
Quartiere mit Umbruchstendenzen
1.203
34,0
19,6
syrisch
50russisch
31polnisch
21
St. A
rnual
161
Wackenberg
1613
Quartiere mit Umbruchstendenzen
923
30,1
15,3
syrisch
40italienisch
17bosnisch‐herzeg.
10
1614
Quartiere mit Umbruchstendenzen
739
34,0
22,2
syrisch
73italienisch
24irakisch
10
1615
Quartiere mit Umbruchstendenzen
707
37,1
18,0
rumänisch
30italienisch
13syrisch
10
162
Winterberg
1623
Quartiere mit Umbruchstendenzen
1.628
12,6
13,0
französisch
31italienisch
23ukrainisch
14
türkisch
14
Altenkessel
232
Rockershausen
2321
Quartiere mit Umbruchstendenzen
970
21,0
14,1
türkisch
14italienisch
28rumänisch
18
Burbach
241
Hochstraße
2411
Ankunftsgebiete
1.648
51,0
32,8
italienisch
73rumänisch
66bulgarisch
63
2412
Ankunftsgebiete
1.216
47,2
35,7
rumänisch
77italienisch
69türkisch
58
2413
Ankunftsgebiete
1.260
49,5
27,7
rumänisch
70polnisch
40italienisch
37
2414
Ankunftsgebiete
1.685
46,1
27,9
italienisch
84rumänisch
73bulgarisch
56
242
Ottstraße
2422
Ankunftsgebiete
1.523
40,9
19,0
syrisch
56rumänisch
24türkisch
22
2423
Quartiere mit Umbruchstendenzen
1.300
26,8
11,8
italienisch
24türkisch
22rumänisch
16
243
Füllengarten
2431
Quartiere mit Umbruchstendenzen
1.262
23,0
10,1
italienisch
21polnisch
15afghanisch
14
2432
Ankunftsgebiete
1.211
46,3
27,9
italienisch
57rumänisch
52syrisch
27
2433
Ankunftsgebiete
669
48,4
26,3
türkisch
37syrisch
34italienisch
23
2434
Ankunftsgebiete
865
45,4
30,6
rumänisch
53italienisch
51syrisch
35
2435
Quartiere mit Umbruchstendenzen
979
27,0
19,3
italienisch
65slowakisch
26syrisch
20
Dudweiler
312
Dudweiler‐Mitte
3121
Quartiere mit Umbruchstendenzen
1.250
32,4
20,9
italienisch
69türkisch
35polnisch
18
3122
Quartiere mit Umbruchstendenzen
1.368
29,1
27,7
türkisch
49italienisch
47ghanaisch
19
Jägersfreude
321
Jägersfreude
3212
Quartiere mit Umbruchstendenzen
770
14,5
11,2
syrisch
15italienisch
12franzöisch
7
Scheidt
341
Scheidt
3412
Quartiere mit Umbruchstendenzen
749
17,8
10,8
poln. u. ital. zus.
12
Schafbrücke
421
Schafbrücke
4211
Quartiere mit Umbruchstendenzen
881
13,9
19,0
italienisch
40polnisch
21rumänisch
18
Brebach‐Fechingen
451
Brebach
4511
Ankunftsgebiete
670
33,3
34,0
italienisch
34rumänisch
26franzöisch
14
Neufechingen
4521
Quartiere mit Umbruchstendenzen
1.196
29,5
25,8
türkisch
98italienisch
81rumänisch
23
Landeshauptstadt Saarbrücken, Amt für Entw
icklungsplanung, Statistik und W
ahlen (Clusterbezeichnung und Ableitung von Dr. Sebastian Kurtenbach)
alle anderen unter 5
Stadtteil
Distrikt
Nr.
Distrikt
Bezeichnung
Statistischer
Bezirk
AusländerInnen (die am stärksten
vertretenen
Nationalitäten)
Clusterbezeichnung
Bevölkerungszahl
(2015, absolute W
erte)
SGB II (2015,
%‐W
erte)
Ausländer‐
anteil (2015)
Protokoll Workshop „Unterstützung von Ankunftsorten“, 28. April 2017 15
In Zusammenarbeit mit
Ergebnisse der Gruppenarbeiten
Alt-Saarbrücken
Protokoll Workshop „Unterstützung von Ankunftsorten“, 28. April 2017 16
In Zusammenarbeit mit
Brebach
Protokoll Workshop „Unterstützung von Ankunftsorten“, 28. April 2017 17
In Zusammenarbeit mit
Burbach
Protokoll Workshop „Unterstützung von Ankunftsorten“, 28. April 2017 18
In Zusammenarbeit mit
Malstatt
Protokoll Workshop „Unterstützung von Ankunftsorten“, 28. April 2017 19
In Zusammenarbeit mit
Feedback
„Mir ist heute klar geworden,...“
dass ethnische Segregation per se nicht unbedingt ein Problem sein muss.
der Wegzug von Zugewanderten ist auch ein positives Kriterium für soziale Arbeit. Erwar-tungshaltungen sind zu korrigieren.
Segregation ist nicht zwangsläufig negativ.
Ressourcen sind bereits vorhanden, jetzt geht es darum, wie wir diese zum Wohle der Bewohner der einzelnen Stadtteile am besten nutzen.
dass wir „Villenviertel“ zu stark aus den Augen verlieren.
dass eine institutionalisierte und kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen allen Be-teiligten/ Stadtentwicklungsplanung, Zuwanderungs- und Integrationsbüro, Amt für sozia-le Angelegenheiten und GWA wichtig ist. Dieser Prozess muss seitens der Stadt gesteu-ert werden. Es müssen weitere Investitionen in die Infrastruktur der Stadtteile ge-steckt werden, personell, finanziell! Es braucht gute Vorbereitung für die BügerInnenbe-teiligung, es ist ein Prozess und braucht kreative Methoden.
wie differenziert Thema und Analysen dazu sind.
Fluktuation kann auch positiv sein.
dass es bereits sehr viele (Verwaltungs-)Ressourcen gibt, die gegebenenfalls noch bes-ser genutzt werden können (Infos, Kooperationen, Ko-Produktionen).
dass bereits einiges getan wird, jedoch noch viel zu tun ist und viel Hilfe von anderen Bereichen benötigt wird.
dass ab und an Geben in allen Bereichen und auch das Zulassen von Segregation zeit-weise eine Lösung ist.
“strong (only?) together“ [dass wir (nur?) zusammen stark sein können].
dass wir mit den Überlegungen zu „Ankunftsstadtteilen“ unbedingt weitermachen sollten.
dass das Thema „Ankunftsstadtteile“ ein sehr komplexer Bereich ist, der je nach Gege-benheiten vor Ort in den Stadtteilen individuell betrachtet werden muss.
Protokoll Workshop „Unterstützung von Ankunftsorten“, 28. April 2017 20
In Zusammenarbeit mit
„Für die weitere Arbeit wünsche ich mir, …“
Zeit.
Unterstützung vor Ort in Malstatt bei der Moderation/ Steuerung von Entwicklungspro-zessen; Einbinden von Schulamt, RV, SGS; nachhaltige Strukturen.
mehr und bessere Zusammenarbeit aller Akteure.
mehr Offenheit; stereotype Vorstellungen hinterfragen.
Mut neue Wege zu gehen oder zumindest auszuprobieren; reger Austausch
der Akteure auf Augenhöhe.
Ideen, die nicht genauso vor 10 Jahren auf den Flipcharts gestanden hätten.
erst einmal danke für den inhaltlichen Input in Form des heutigen Workshops! Sehr sinn-voll und ein guter Auftakt für die weitere engere Zusammenarbeit!
weitere Beobachtung der ausgewerteten Gebiete; Weiterentwicklung der praktischen Arbeit für/in diese/n.
zuerst danke, gute Auswahl von Herrn Kurtenbach, guter Vortrag! Hinweise, Tipps für gute Kooperation zwischen Verwaltung und Akteuren vor Ort.
regelmäßige Auffrischung der gewonnenen Erkenntnisse.
viele neue Impulse aus Theorie und Praxis.
eine gute Zusammenarbeit zwischen Akteuren vor Ort, Stadtverwaltung und Einwohne-rInnen.